RECORD: [Noll, F. C.] 1876. [Review of Insectivorous plants]. Zoologische Garten 17, no. 10 (October): 383. 

REVISION HISTORY: Transcribed by Christine Chua and edited by John van Wyhe 10.2022. RN1


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Insectenfressende Pflanzen von Ch. Darwin. Mit 70 Holzschnitten.

8. Band von Ch. Darwin's gesammelt e Werke. Uebersetzt von V. Carus. Stuttgart. E. Schweizerbart. 1876.

"Dass Darwin in der Selbständigkeit, Kühnheit und Tiefe seiner Ideen von keinem jetzt lebenden Forscber überragt wird, ist allbekannt; bat doch die an seinen N amen geknüpfte geistige Bewegung der ganzen Weltanschauung unserer Zeit eine neue Richtung gegeben. Dass er auch als Entdecker, als Experimentator und Beobachter ein Meister ersten Ranges ist, war zwar den Fachgenossen längst bewusst; nirgends vielleicht aber hat er dies glänzender bewiesen als in seinem im vorigen Jahre erscbienenen Buche über insectenfressende Pflanzen, dessen Lectüre, trotz der schmucklosen Einfachbeit seines Stils, jeden Freund der Natur gleich dem spannendsten Roman fesseln wird."

Mit diesen Worten leitet F. Cohn seine Besprechung des vorliegenden Buches ein (s. Deutsche Rt1ndscbau, Juni 1876), und in der That, Jeder, der dasselbe mit Aufmerksamkeit durchliest, muss dem Verfasser die angeführten Eigenschaften im höchsten Maasse zuerkennen. Die überraschende Eigenthümlichkeit gewisser Pflanzen, einzelne ibrer Theile auf Berührung mit Insecten etc. zusammenuziehen, ist zwar fruher schon erkannt, aber erst von Darwin ihrer Erscheinung und zum ersten Mal auch ihrer Bedeutang nach richtig erkannt, durch Experimente festgestellt und in seiner bekannten objectiven untl klaren Weise dargelegt worden. Doch auch Resultate von grosser Tragweite für die Wissenschaft sind seinen Versuchen mit den insectenfressenden Pflanzen entsprungen.

Darwin hat z. B. gezeigt, wie im Pflanzenreich eine Verdauung existirt, die der im thierischen Körper bestehenden auffallend ähnlich ist, sogar in Bezug auf die dabei nöthigen, at1sgeschiedenen Flüssigkeiten; er weist nach, wie die den Zellen (nicht den Gefässbüdeln, wie mehrfach angenommen) innewohnende Reizbarkeit mit einem elektrischen Strom in das Dasein tritt, ähnlich dem in dem lebenden Muskel der Thiere thätigen Strom; und noch mehr, er findet mit dem Mikroskope die Art dieser Thätigkeit llnd beobachtet ihre Fortbewegung in der Zelle; der rothe Saft der Zellen fiiesst in Ballen zusammen, die sich in derselben Geschwindigkeit fortrückend bilclen und trennen, wie der Reiz selbst von aussen nach innen fortscbreitet.

Wir können hier auf den reichen Inbalt der Untersuchungen besonders an unserem Sonnenthau (Drosera rotundifolia), an dem Jeder leicht die Experimente nachmachen kann, ferner an der Fliegenfalle (Dionaea muscipula), an Aldrovanda vesiculosa, Pinguicula, Utricularia und anderen verwandten Gewächsen nicht näher eingehen, auch haben ja fast alle Unterhaltungs- und Tagesblätter Auszüge aus den merkwürdigen Resultaten gebracht; es bedarf aber sicher nur eines Hinweises auf die wenigen, von uns angeführten Punkte, um clie Bedeutung des Buches hervorzuheben. Dank müssen wir darum der Verlagsbandlung wissen, dass sie dasselbe in kurzer Zeit nach seinem Erscheinen in guter Uebersetzung dem deutschen Volke zugängig gemacht hat. N.

 


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Citation: John van Wyhe, ed. 2002-. The Complete Work of Charles Darwin Online. (http://darwin-online.org.uk/)

File last updated 20 November, 2022