RECORD: Darwin, C. R. & Emma Darwin. [1845]. Extract of a letter from Christian Gottfried Ehrenberg (13 March 1845). CUL-DAR39.59d. Edited by John van Wyhe (Darwin Online, http://darwin-online.org.uk/)

REVISION HISTORY: Transcribed by Christine Chua and edited by John van Wyhe 7.2022. RN1

NOTE: See record in the Darwin Online manuscript catalogue, enter its Identifier here. Reproduced with permission of the Syndics of Cambridge University Library and William Huxley Darwin.

See the fully annotated letter in Correspondence vol. 3.


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Ausser den schon früher verzeichneten 37 mikroskopischen organismen, welche den Meteorstaub erfüllen und bilden helfen haben sich nun noch 29 andere erkennen lassen.

Diese sind nun dadurch sehr merkwürdig, dass auch unter ihnen keine einzige der eigenthümlichen mir schon mannichfach bekan⁠⁠ten Küstenformen von Senegambien und aus der Sahara überhaupt aus Africa ist. Nur Lithorstylidium Rajarum ist mir auch aus Isle de France bekannt.

Unter allen 66 Formen ist keine neue, indem Eunotia longicornis sehr ähnlich in Ungarn fossil vorkommt. Dagegen wie unter den ersten 37 Arten 2 characteristisch für America waren, so sind unter

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den lezten 29 wieder 4 welche Guiana und Senegambien gemeinsam sind, nämlich Eunotia quaternaria, E. pileus E. tridentula Amphidiscus obtusus.

Ferner verhalten sich alle 6 von Ihnen mir übersandten Staub-Arten ganz gleich. Sie zeigen alle eine sehr reiche Mischung von Kieselschaligen Infusorien und auch gleicher Arten.

Man kann nun mit Sicherheit aussprechen, dass aller Staub der 6 Proben aus einer und derselben Quelle kommen muss. Diese Quelle lässt sich noch näher kommen. Vorher waren nur Süsswasser Thierchen vorgekommen, diese konnten aus der Rütte? eines Festlandes seyn. Jezt sind auch 2 reine Seethierchen dabey gefunden, Grammata     oceanica und Textilaria globulosa. So nach nun die Quelle des Staubes eine Küsten-Gegend seyn. Am nächsten liegt freylich die afrikanische Küste, aber es sind keine afrikanischen formen darunter, obschon viele davon Weltbürger sind. Dagegen sind nun 6 Südamerikanische dabei.

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Ferner habe ich ermittelt, dass der Wind mit welchem der Staub niederfällt, nach Angabe der Schiffer nie ausdrücklich der             ist, sondern dass es der Passat Wind ausdrücklich ist. Sie haben ihre eigne Erfahrung mit scharfer Unterscheidung nicht hervorgehoben, was aber sehr wünschenswerth ist. Wahrscheinlich stehen Ihnen noch Schiffs Journale zu gebote um diess scharf zu ermitteln. Lebende dinge habe ich nicht dabey gefunden, solche nemlich die schnell eingetrocknet noch Organe zeigten.— Es wäre gut auf San Jago und an der afrikanischen küste directe vergleichende längere Beobachtungen über diesen wunderbaren Staub zu veranlassen. Sie scheinen alle Mittel nahe zu haben um diese zu erreichen und werden nun gewiss es versuchen.

Recht interessant war mir auch Ihre Schminke aus dem Feuerland die ebenfalls aus Infusorien besteht, das erste dort vorgekommene fossile Lager. Ich habe bis jezt 18 Species ermittelt, wovon keine neu ist aber lauter Süsswasser formen.

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Die weise Erde in Patagonien würde ich für ein vulkanisches Product halten. Sie erscheint bimsteinartig, nämlich wie verwitterter Bimstein und ich habe auch darinn, aber nur wenig, fast unkentliche, doch mir noch deutlich werdende Infusorien Schalen erkannt. Es ist vorläufig eine Species der Gattung Fragilaria, wie es scheint, nennbar. Ich habe leider jezt zu viel andere Beschäftigung um recht intensiv die Sache zu verfolgen, doch halte ich das Verhältniss für sehr interessant wenn es nicht allzu lokal ist. Ist die Erde nur staubig, nicht festes Gestein? Wie mächtig schätzen Sie die Lagerung. wie weit die Ausdehnung? Stunden? Meilen? Sollte es wirklich Hunderte von Meilen weit ausgedehnt seyn, wenn ich recht verstehe, so müssen deutliche vulkanische Gebirgs Formen es so weit begleiten.


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Citation: John van Wyhe, ed. 2002-. The Complete Work of Charles Darwin Online. (http://darwin-online.org.uk/)

File last updated 25 September, 2022