RECORD: Darwin, C. R. 1868. Das Variiren der Thiere und Pflanzen im Zustande der Domestication. Stuttgart: Schweizerbart. vol. 2.

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Das Variiren der

Thiere und Pflanzen

im

Zustande der Domestication

von

Charles Darwin,

Aus dem Englischen  nbersetzt

von

J. Victor Carus.

Zweiter Band.

Mit den Berichtigungen und Zusiitzen des Verfassers zur 2ten engl. Auflage nnd mit einem Register.

STUTTGART.

E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch).

1868.

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Schwolzorbart'aclw Jluchdruckerel In Stuttgart.

[page break] Inhalt

Zwolftas Capital.  Vararbung!  S. 1.

Wunderbare Natur der Vererbung. - Die Stammbaume unserer domesti. cirten Thiere. - Vererbung nicht vom Zufall abhangig. - Unbedeuiende Charactere vererbt. - Krankheiten vererbt. - Eigenthiimlichkeiten des Auges vererbt. - Krankheiten beim Pferde. - Langlebigkeit und Kraft.

- Asymmetrische Structurabweichungcn. - Polydactylismus und Wieder­ wachsthum iiberzahliger Finger nach Amputation. - Falle von ll.bnlicher Affection mehrerer Kinder von nicht aft'icirten Eltern. - Schwache und fluctnirende Vererbung: bei Trauerbaumen, bei Zwerghaftigkeit, Fll.rbung von Friichten und Bliithen, Farbe der Pferde. - Nicht-Vererbung in ge­ wissen Fil.lien. - Vererbung von Structureigenheiten und Gewohnheiten durch feindliche Lebensbedingungen, durch best!lndig wiedereintretende .Variabilitll.t uud durch Riickschlag zuriickgedrll.ngt. -  Schluss.

Draizahntas Capital. Vararbung (Fortsetzung). - Riickschlag odar Atavismus. S. 37.

Verschiedene Formen des Rtlckschlags. - Bei reinen und nicht gekreuzten Rassen, wie bei Tauben, Hiihnern, hornlosem Rind und Schaf, bei culti­ virten Pflanzen. -  Rtlckschlag bei verwilderten Thieren und Pflanzen.

- Rtlckschlag bei gekreuzten Varietll.ten und Species. - Rtlckschlag durch Knospen-Variation und durcb Segmente in derselben Bliithe oder Frucht. - Bei verschiedenen Theilen des KOrpers eines und desselben Thieres.

- Der Act der Kreuzung eine directe Ursache des Rtlckschlags; ver- schiedene F!Ule hiervon, bei Instincten. - Andere nll.here Ur achen des Riickschlags. - Latente Charactere. - Secundll.re Geschlechts-Charactere.

- Ungleiche Entwicklung der beiden KOrperseiten. - Auftreten von aus einer Kreuzung herrtlhrenden Characteren bei vorschreitendem Alter.·­ Der Keim mit all' seinen latenten Characteren ein wunderbarer Gegen­ stand. - MonstrositiLten. - Pelorische Bliithen in einigen Fll.llen Folge eines Rtlckschlags.

[page break] IV Inhalt.

Vierzehntes Capital.      Vererbung (Fortsetzung), -     Fixirtsein der Charactere. -   Uberwiegen der Vererbungsflihigkeit. - Geschlechtliche Begrenzung. -     Ubereinstimmung des Alters,    S. 81.

Das Fixirtsein der Charactere hii.ngt anscheinend nicht von dem Alter der Vererbung ab. -  Ubergewicht der Uberlieferung bei Individuen dersel­ ben Familie, bei gekreuzten Rassen und Arten, oft in einem Geschlecht starker als im andern; hangt zuweilen davon ab, dass ein und derselbe Character in der einen Rasse vorhanden und sichtbar, in der andem la­ tent ist. -    Vererbung durch das Geschlecht beschrl!.nkt. - Neu er­ langte Charactere bei unsern domesticirten Thieren oft nur clurch ein Geschlecht il.berliefert, zuweilen nur an einem Geschlecht verloren. - Vererbung zu entsprechenden Lebensperioden. -    Die Wichtigkeit dieses Princips in Bezug au£ Embryologie; wie es sich bei domesticirten Thie­ ren darstellt; wie es sich bei dem Auftreten und Verschwinden vererbter Krankheiten zeigt, die zuweilen im Kind fril.her eintreten als im Erzeu­ ger. - Zusammenfassung der letzten drei Capitel.

Fiinfzehntes Capital.  Uber Kreuzung.  S. 113.

Freie Kreuzungen verwischen die Verschiedenheiten zwischen verwandten Rassen. - Bind die sich vermischenden Rassen der Zahl nach ungleich so absorbirt die eine die andere. - Das Verhaltniss cler Absorption wird bestimmt durch das Ubergewicht der Uberlieferung, dur h die Lebens­ bedingungen und durch natiirliche Zuchtwahl. - Alie organische Wesen kreuzen sich gelegentlich ; scheinbare Ausnabmen. - Uber gewisse einer Ver­ scbmelzung unfabigeCharactere; hauptsl!.chlich ocler ausschliesslich solche, welcbe plotzlich am lndividuum aufgetreten sind. - Uber die durch Kreu­ zung eintretende Modification alter und Bildung neuer Rassen. - Einige gekreuzte Rassen haben von ihrer ersten Erzeugung an rein geziichtet

- Uber die Kreuzung distincter Species in eziehung zur Bildung do­ mesticirter Rassen.

Sechszehntes Capital. Ursachen, welche die freie Xreuzung von Varietli.ten storen. - Einfl.uss der Domestication auf die Fruchtbarkeit.  S. 132.

Schwierigkeiten, die Fruchtbarkeit von Varietll.ten bei der Kreuzung zu be­ urtheilen. - Verschiedene Ursachen, welche Varietaten distinct erhal­ ten, so z. B. die Brunstzeit und sexuelle Bevorzugung. - Varietf.ten von Weizen sollen steril bei der Kreuzung sein. - Varietll.ten vonMais, Verbascum, Malven, Gurken, Melonen und Tabak sind in einem gewissen Grade gegenseitig steril gemacht worden. - Domestication eliminirt die den Arten natiirliche Neigung zur Sterilitat nach Kreuzungen. - Uber die Zunahme der Fruchtbarkeit nicht gekreuzter Thiere und Pfianzen in Folge der Domestication und Cultur.

[page break] lnhalt. V

Siebenzehntes 'ca.pitel.  Uber die giinstigen Wirkungen der

Xreuzung und die ungiinstigen Wirkungen na.her

Inzucht,  S. 151.

Definition der nahen Inzucht. - Verstl!.rkung krankhafter Anlagen. - All­ gemeine Beweise fur die guten Wirkungen nach Kreuzungen und fur die schlimmen Folgen naher Inzucht. - Rind nahe eingezuchtet; halbwildes Rind lange in denselben Parks gehalten. - Schafe. ·- Dammhirsch. - Hunde. - Kaninchen. - Schwein. - Mensch; Ursprung seines Abscheus gegen Incest-Verbindungen. -         Hubner. - Tauben. - Stockbienen. - Pflanzen, allgemeine Betrachtungen uber die aus Kreuzungen herzuleiten­ den wohlthatigen Folgen. - Melonen, Fruchtbaume, Erbsen, Kohlsorten, Weizen und Forstbaume. -  Uber die bedeutende Grosse von Bastard­ Pflanzen, nicht ausschliesslich Folge ihrer Sterilit!i.t. -     Uber gewiase Pflanzen, welche entweder normal oder abnorm selbst-impotent, aber fruchtbar sowohl auf der ml!.nnlichen als weiblichen Seite sind, wenn sie mit distincten Individuen entweder derselben oder einer andern Species gekreuzt werden. - Schluss.

Achtzehntes Ca.pitel.     Uber die Vortheile und Na.chtheile ver!inderter Lebensbedingungen, - Unfruchtba.rkeit a.us ver­ schiedenen Ursa.chen.   S. 194.

Uber die guten Folgen geringer Veranderungen in den Lebensbedingungen.

- Unfruchtbarkeit in Folge verl!.nderter Bedingungen bei Thieren, in ihrem Heimathlande und in Menagerien. - Sii.ugethiere, Vogel und In­ secten. - Verlust der secundii.ren Sexualcharactere und der Instincte. - Ursachen der Sterilitl!.t. - Sterilitii.t domesticirter Thiere in Folge ver­ l!.nderter Bedingungen. - Geschlechtliche Unvertraglichkeit individueller Thiere. -  Sterilitat bei Pflanzen in Folge veranderter Lebensbedingungen.

- Contabescenz der Antheren. - Monstrositii.ten als eine Ursache der Unfruchtbarkeit - Geffillte Bluthen. - Samenlose Fruchte. - Unfrucht­ barkeit in Folge excessiver Entwickelung der Vegetationsorgane - in Folge lange fortgesetzter Vermehrung durch Knospen. - Beginnende Unfruchtbarkeit die primare Ursache geffillter Bliithen und samenloser Fruchte.

Neunzehntes Capitel. Zusa.mm.enfassung der letzten vier Capital mit Bemerkungen iiber Hybridismus.  S. 234.

Uber die Wirkungen der Kreuzung. - Der Einfluss der Domestication auf die Fruchtbarkeit. - Nahe Inzucht. - Gute und schlimme Resultate ver­ anderter Lebensbedingungen. - Varietaten sind bei der Kreuzung nicht unveranderlich fruchtbar. - Uber die Verschiedenheit der Fruchtbarkeit bei gekreuzten Species und gekreuzten Varietaten. - Schlussfolgerungen in Bezug auf Hybridismus. - Auf den Hybridismus wird durch die ille­ gitimen Nachkommen dimorpher und trimorpher Pflanzen Licht geworfen.

- Sterilitat gekreuzter Arten eine Folge von Verschiedenheiten, die auf

-

[page break] VI Inhalt.

das Reproductivsystem beschrankt sind - wird nicht durch natiirliche Zuchtwahl gehauft. - Griinde, warum domesticirte Varietii.ten nicht ge­ genseitig unfruchtbar sind. - Auf die Verschiedenheit zwischen der Fruchtbarkeit gekreuzter Arten und der gekreuzter Varietaten ist zu viel Gewicht gelegt worden. - Schluss.

Zwanzigstes Capital.  Zuchtwahl des Menschen.  S. 258.

Zuchtwahl eine schwierige Kunst. - Methodische, unbewusste und natfir­ liche Zuchtwahl. - Resultate methodischer Zuchtwahl. -  Auf Zncht­ wahl verwandte Sorgfalt. - Zuchtwahl bei Pflanzen. - Zuchtwahl von alten und halbcivilisirten Volkern ausgefl1hrt. - Unbedeutende Charactere oft beachtet. - Unbewnsste Zuchtwahl. - Wie sich Umstande langsam andern, so haben sich unsere domesticirten Thfore langsam durch die Einwirkung unbewusster Zuchtwahl verl!.ndert. - Einfluss verschiedener Ziichter auf eine und dieselbe Subvarietl!.t. - Pflanzen von unbewnsster Zuchtwahl afficirt. -- Wirkungen der Zuchtwahl wie sie sich in dem grossen Betrag an Verschiedenheit in den vom Menschen am meisten geschatzten Theilen zeigen.

Einundzwa.nzigstes Capital.  Zuchtwa.hl (Fortsetzung). S. 298.

Natiirlichc Zuchtwahl wirkt auf domesticirte Erzeugmsse_. - Charactere, welche von geringer Bedeutnng zu sein schcinen , sind oft factisch von Bedeutnng. -   Der Zuchtwahl des Menschen gilnsti11e Umstl!.nde. - Leichtigkeit, Kreuzungen zu vcrhindern, und die Natnr der Bedingnngen.

-- Strenge Aufmerksamkeit und Ausdauer unentbehrlich. - DieErzeugung einer grossen Individuenzahl besonders giinstig. - Wo keine Zuchtwahl angewendet wird, werden keine distincten Rassen gebildet. - Hochver­ edeltc Thierc degeneriren gern. - Neigung des Menschen, die Zucht­ wahl jedes Characters bis in's Extrem zu f(ihren; dies ftlhrt zur Diver­ genz, selten znr Convergenz der Charactere. - Merkmale fahren fort, in derselben Richtung zu variiren, in der sie bereits variirt haben. - Diver­ genz des Characters fiihrt mit dem Aussterben intermedia.rer Varietaten zur Distinctheit unserer domesticirten Rassen. - Schranken fttr das Ver­ mogen der Zuchtwahl. - Zeit ist bedeutungsvoll. - Art, wie domesticirte Rassen ihren Ursprung genommen haben. - Zusammenfassnng.

Zweiundzwa.nzigstes Ca.pitel.  Ursa.chen der Va.ria.bilitllt.

s. 331.

Variabilita.t begleitet nicht nothwendig die Fortpflanzung. - Von verschie­ denen Autoren angeffihrte Ursachen. - Individuelle Differenzen. - Va­ riabilitat jeder Art ist Folge der veranderten Lebensbedingungen. - Uber die Natur solcber Veranderungen. - Klima, Nahrung, Excess der Ernil.hrung. - Unbedeutende Verl!.nderungen sind hinreichend. - Wir­ kungen des Pfropfens auf die Variabilitl!.t der Sa.mlinge. -     Domeeticirte Erzeugnisse gewohnen sich an verl!.nderte Bedingungen. - -Ober die ac­ cumulative Wirkung verl!.nderter Bedingungen. ···· Nahe Inzucht und Ein-

[page break] Inhalt. VII

      bildung der Mutter fur Ursachen der Abanderung gehalten. - Kreuznng I    als eine Ursache des Auftretens neuer Charactere. - Variabilit!l.t in Folge i   der Vermischung der Charactere und des Ruckschlags. -  Uber die Art

und Weise und Periode der Wirknng der Ursachen, welche entweder direct oder indirect durch das Reproductivsystem Variabilitat veranlassen.

Dreiundzwanzigstes Capital.    Direote und bestimmte Ein­

wirkung der !lusseren Lebensbedingungen.  S. 359.

Leichte Modificationen bei Pflanzen in Folge der bestimmten Wirkung ver­ ii.nderter Lebensbedingungen in der Grosse, Farbe, den chemischen Eigen­ schaften und im Zustande der Gewebe. -- Ortliche Krankheiten. - In die Augen fallende Modificationen nach Veranderung des Klimas, der Nahrung u. s. w. - Gefieder der Vogel durch eigenthtimliche Ernlihruug und durch Einimpfung von Gift afficirt. - Land-Schnecken. - Modifi­ cationen organischer W esen im Naturzustande durch die bestimmte Ein­ wirkung ausserer Bedingungen. - Vergleichung americanischer und euro­

I    piiischer Biiume. -  Gallen. -  Wirkung schmarotzender Pi!ze. -  Dem

Glauben an den wirksamen Einfiuss verl!.nderter !iusserer Bedingungen entgegenstehende Betrachtungen. -- Parallele Reihen vori Varietiiten. - Der Betrag der Ver!i.nderungen entspricht nicht dem Grade der Verii.nde­ rung in den Bedingungen. - Knospen-Variatfon. - MonstrositAten durch unnatiirliche Behandlung vernrsacht. - Zusammenfassung.

Vierundzwa.nzigstes Capital. Gesetze der Variation. - Ge­ bra.uoh und Niohtgebra.uoh u. s, w. S. 389.

Ni,Y1111 f'o1·matfo11a oder die coordinirende Kraft der Organisation.  Uber die Wirkungen des vermehrten Gebranchs und Nichtgebrauchs von Or­ ganen. - Verlinderte Lebensweisen. - .Acclimatisation bei Pflanzen und Thieren, ··- Verschiedene Methoden, durch welche sie bewirkt werden kann. - Entwickelungshemmungen. - Rudimentiire Organe.

Fiinfundzwa.nzigstes Ce.pitel, Gesetze der Variation (Fort­

setzung). Correlative Ve.riabllitllt,    S. 423.

Erklii.rung des .A.usdrucks. - Correlation mit Entwickelung in Verbindung stehend. - Modificationen in Correlation mit der vermehrten oder ver­ minderten Grosse von Theilen. - Correlative Variation homologer Theile.

- Befiederte Fusse bei Vogeln nehmen die Structur der Fltlgel an. - Correlation zwischen dem Kopf und den Extremitaten - zwischen der Haut und den Hantanhiingen - zwischen den Organen des Gesichts und Gehors. - Correlative Modificationen bei den Organen von Pflanzen. -­ Correlative Monstrositaten. - Correlation zwischen dem Scbil.del und den Ohren -- Schadel und Federbusch - Schil,del und Horner. - Correla­ tion des Wachsthums complicirt durch die accumulirten Wirkungen na­ tilrlicbn Zuchtwahl.     Farbe in Correlation mit constitutionellen Eigenthi\mlichkeiten.

[page break] VIII    Inhalt.

Sechsundzwanzigstes Capital.   Gesetze der Variation (Fort­ setzung).     Zusammenfassung. S. 447.

Uber die Verwandtschaft und Cohasion homologer Theile. - Uber die Va­ riabilitil.t vielfacher und homologer Theile. - Compensation des Wachsthums.

- Mechanischer Druck - Relative Stellung von Blilthen, in Bezug auf die Axe der Pflanze, und von Samen in der Kapsel, als Ablinderung veranlassend.

- Analoge oder parallele Varietil.ten. -- Zusammenfassung der letzten drei Capitel.

Siebenundzwanzigstes Capital. Provisorische Hypothese der Pangenesis. S. 470.

Vorl!tufige Bemerkungen. - Erster Theil: Die Thatsachen, die unter einem Gesichtspunkte zu vereinigen sind, nl1mlicb die verschiedenen Arten der Reproduction, - die directe Wirkung des mll.nnlichen Elements auf das weibliche, -  Entwickelung, - die functionelle Unabhangigkeit der Ele­ mente oder Einheiten des Korpers, -  Variabilitii.t, - Vererbung, - Riickschlag.

  Zweiter Theil: Darlegung der Hypothese. - Wie weit die nothwen­ digen Annahmen unwahrscheinlich sind. - Erkll1rung der im ersten Theil aufgefiihrtlln Thatsachen mit Hillfe der Hypothese. - Schloss.

Achtundzwa.nzigstes Capital.  Schlussbemerkungen. S. 530.

Domestication. - Natnr und Ursacbe. der Variabilitil.t. - Zuchtwahl. - Divergenz und Distinctheit des Characters. - Aussterben von Rassen.

- Der Zuchtwahl des Men chen gilnstige UmstAnde. - Alter gewisser Rassen. - Die Fra.ge, ob jede eigenthilmliche Abinderung speciell voraus bestimmt ist.

.Register. S. 568.

[page break] lw@lft s '1:atp;it I.

Vererbung.

Wunderbare Natur der Vererbung. - Die Stammbltume unserer d,omesti­ cirten Thiere. - Vererbung nicht vom Zufall abhlingig. - Unbedeutende Charactere vererbt, - Krankheiten vererbt. - Eigenthiimlichkeiten des Auges vererbt. - Krankheiten beim Pferde. - Langlebigkeit und Kraft.

- Asymmetrische Structurabweichungcn. - Polydactylismus und Wieder­ wachsthum iiberzlihliger Finger nach Amputation. - Flille von lihnlicher Affection mehrerer Kinder von nicht afficirten Eltern. - Schwache und fluctuirende Vererbung: bei Trauerbaumen, bei Zwerghaftigkeit, Flirbung von Friichten und Blllthen, Farbe der Pferde. - Nicht-Vererbung in ge­ wissen Flillen. - Vererbung von Structureigenheiten und 'Gewohnheiten durch feindliche Lebensbedingungen, durch bestlindig wiedereintretende Variabilitlit uud durch Rllckschlag zuriickgedrlingt. - Schluss.

   Die Vererbung ist ein Gegenstand von ganz ausserordentlicher Ausdehnung und ist schon von vielen Autoren behandelt worden ; das eine Werk allein von Dr. Pr os per Lu c as ,, de l'Heredite naturelle'' hat 1562 Seiten. Wir miissen uns auf gewisse Punkte beschranken, welche eine sehr bedeutungsvolle Tragweite in Bezug uf das allgemeine Capitel der Variation sowohl bei domesticirten, als natiirlichen Erzeugnissen haben. Offenbar wirft eine Variation, welche nicht vererbt wird, kein Licht auf die Ableitung der Arten und ist auch von keinerlei Nutzen ftir den Menschen, mit Ausnahme der bei perennirenden Pflanzen auftretenden, welche sich durch Knospen vermehren !assen.

   Wenn Thiere und Pflanzen nie domesticirt worden und wenn nur wilde zur Beobachtung gekoinmen waren, so wiirden wirwahr­ scheinlich niemals die Redensart gehort haben, dass ,, Gleiches Gleiches erzeuge ". Der Satz w,iirde ebenso selbstverstandlich an und fur sich gewesen sein, wie der, dass alle Knospen auf demsel­

ben Baume einander gleich sind, trotzdem, dass keiner von beiden

DARWIN, Variiren II. ,    1

[page break]  2 Vererbung. 12. Cap.

im strengrn Sinn richtig ist. Denn, wie schon oft bemerkt. worden ist, sind wahrscheinlich nicht zwei lndividuen identisch dieselben. Alie wild en Thiere erkennen sich gegenseitig wieder, woraus her­ vorgeht, dass irgend eine Verschiedenheit zwischen ihnen besteht; und wenn das Auge geiibt ist, erkennt der Schafer jedes Schaf, und der Mensch kann seinen Mitmenschen unter Millionen von Millionen anderer Menschen herauserkennen. Einige Autoren sind so weit ge­ gangen, zu behaupten, dass Hervorbringung geringer Verschieden­ heiten eine ebenso nothwendige Function des Zeugungsvermogens sei, als die Production von Nachkommen, die ihren Eltern gleichen. Wie wir in einem spiitern Capitel sehen werden, ist diese Ansicht nicht theoretisch wahrscheinlich, doch hat sie practische Giltigkeit. Die Redensart n Gleiches erzeugt Gleiches" ist in der That aus der vollstiindigen Ueberzeugung, welche die Ziichter haben, entsprun­ gen, dass ein Thier hedeutenden oder geringen Werthes allgemein seine Art reproduciren wird. Aber schon diese Superioritiit oder lnferioritiit selbst beweist, dass das in Frage stehende lndividuum unbedeutend von seinem Typus abgewichen ist.

Die Vererbung iiberhaupt ist ein wunderbares Ding. Entsteht

ein neuer Character, was auch sonst seine Natur sein mag, so strebt er im allgemeinen darnach, vererbt zu werden, wenigstens in einer zeitweiligen und zuweilen in einer iiusserst dauerhaften Art. Was kann wohl wunderbarer sein, als dass irgend eine bedeutungslose Eigenthiimlichkeit, die nicht urspriinglich der Species eigen war, durch die miinnlichen oder weiblichen Sexualzellen, welche so klein sind, dass sie mit dem unbewaffneten Auge nicht gesehen werden kiinnen, fortgepflanzt werden ; dass sie spiiter durch unaufhorliche Veriindemngen hindurch, welche die Sexualzellen in dem Iangen Verlauf der Entwickelung entweder im Mutterleibe oder in dem Ei durchlaufen, endlich in den Nachkommen wieder erschei­ nen, wenn diese reif geworden, oder selbst wenn sie sehr alt ge­ worden sind, wie es der Fall ist bei gewissen Krankheiten? Oder ferner, was kann wohl wunderbarer sein, als die vollig sicher ge­ stellte Thatsache, dass das so ausserordentlich kleine Eichen einer gut melkenden Kuh sich zu einem Mannchen entwickelt, von dem eine Zelle ausgeht, die in Verbindung mit einem Eicben ein Weib-

[page break] 12. Cap.     Vererbung. 3

chen producirt, und dass dieses, wenn es in den Zustand der Reife gekommen ist, grosse Milchdriisen besitzt, die einen bedeutenden Vorrath von Milch, ergeben und selbst Milch von einer eigenthUm­ lichen Beschaff'enheit? Nichtsdestoweniger ist der wirkliche Gegen. stand der Ueberraschung, wie Sir H. Ho 11 and  treffend bemerkt

hat 1, nicht der, dass ein Merkmal vererbt wird, sondern dass Uber­

haupt irgend ein Merkmal jemals nicht vererbt werden sollte. In einem spiiteren, einer Hypothese, welche ich Pangenesis genannt hebe, gewidmeten Capitel soil ein Versuch gemacht werden, die Mittel und Wege nachzuweisen, auf denen Charactere aller Sorten von Generation zu Generation Uberliefert werden.

Einige Schriftsteller 2, welche der Naturgeschichte keine Auf­

merksamkeit geschenkt haben, haben nachzuweisen versucht, dass die Kraft der Vererbung sehr ubertrieben worden sei. Die ZUchter von Thieren werden iiber eine solche Einfalt lachen und wenn sie sich herabliessen, irgend eine Antwort darauf zu geben, wiirden sie fragen, was wohl die Chancen wiiren, einen Preis zu gewinnen, wenn zwei Thiere von geringerem Werthe mit einander gepaart wtirden? Sie diirften fragen, ob die halbwilden Araber durch theo­ retische Vorstellungen dazu veranlasst worden wiiren, Stammbiiume ihrer Pferde zu halt en, warum Stammbiiume des Shorthorn-Rindvieh gewissenhaft gefiihrt und veroff'entlicht word_en wiiren, ebenso wie in noch neuerer Zeit von der Hereford-Hasse? 1st es eine Tiiu­ schung, dass diese in neuerer Zeit veredelten Thiere ihre ausge­ zeichnete Qualitiit sicher iiberliefern, selbst wenn sie mit andern

),lessen gekreuzt werden? sind Shorthorns ohne verniinftigen Grund

zil ungeheuren Preisen gekauft und in fast alle Theile der Welt exportir& worden, wobei es vorgekommen ist, dass fur einen ·Bullen eintausend Guineen gezahlt worden sind 1 Auch bei Windspielen sind Stammbaume in gleicher Weise gefiihrt worden und die Namen solcher Hunde, wie Snowball, Major etc. sind den sich fur Wettliiufe

1 Medical Notes and Reflections.  8. edit., 1855, p. 267.

    2 Buckle, in seinem grossen Werke iiber Civilisation, drttckt einen Zweifel in Bezug auf vorliegenden Gegenstand aus, wegen des Mangels an Statistik. s. auch Bowen (Professor der Moralphilosophie) in: Proc. Americ. A.cad. Scienc. Vol. V, p. 102.

 

[page break] 4 Verr.rbung.    12. Cap.

Interessirenden ebenso bekannt, wie die Namen Eclipse und Herod bei den Pferdewettrennen. Selbst bei Kampfhiihnen wurden friiher Stammbiiume berilhmter Familien gefilhrt und ein Jahrhundert Jang rilckwiirts verfolgt. In Bezug aufSchweine »hewahren und druckenrr die Yorkshire- und Cumberland-Ziichter Stammbiiume; und um zu zeigen, wie sehr solche hochveredelte Thiere geschiitzt werden, will ich erwiihnen, dass Mr. Brown, welcher im Jahre 1850 in Birmingham alle die ersten Preise fur kleine Rassen gewann, eine junge Sau und einen Eber seiner Rasse an Lord Du c i e filr 43 Guineen verkaufte. Die Sau allein wurde spiiter von F. Th u r s by fiir 65 Guineen erkauft, und dieser schreibt: "sie hat sich sehr gut be­ zahlt gemacht, da ich ihre Nachkommen fiir 300 Pfund verkauft habe und ich jetzt vier Mutterschweine von ihr besitze" 3. Klingen­ des Geld, immer und immer wieder bezahlt, ist ein ausgezeichneter Prtifstein einer vererbten SuperioriUit. In derThat hiingt die ganze Kunst des Zilchteus, welche im Laufe des gegenwi.irtigen Jahrhun­ derts so grosse Resultate ergeben hat, von der Vererbung jedes kleinen Details der Structur ab, und doch ist Vererbung nicht sicher; denn wenn sie es wiire, so wilrde die Kunst des Zilchtens 4 zu einer Sicherheit geworden sein und es ware aller der Geschick­ lichkeit und Ausdauer der Leute, welche ein bleibendes Denkmal ihres Erfolges sich in dem jetzigen Zustande unserer domesticirten Thiere errichtet haben, sehr wenig Raum gelassen worden.

   Es ist innerhalb der Grenzen eines mii.ssigen Raumes kaum moglich, denjenigen, welche dem Gegenstand keine nlihere Auf­ merksamkeit geschenkt haben, jene voile Uberzeugung von derKraft der Vererbung beizubringen, die man nach und nach erhalt, theils durch das Zilchten von Thieren, theils durch das Studium der vielen Abhandlungen, welche ilber die verschiedenen domesticirten Thiere veroffentlicht worden sind, theils durch Gesprllche mit Zilchtern. Ich will einige wenige Thatsachen dieser Art auswiihlen , welche,

   3 In Bezug aufWindspiele s. Lowe, Domestic. Animals of the British

Islands 1846, p. 721. Wegen Kampfhfihnern s. Te get me ier, Poultry-Book 1866, p. 123. Wegen Schweinen s. Yo ua t t, on the Pig, ed. by Sidney , 1860, p. 11, 22.

4 The Stud Farm by Cecil, p. 39.

[page break] 12. Cap.     Vererbung. 5

sovieI ich dariiber zu urtheilen im Stande bin, am meisten Einfluss auf meine ldeen gehabt haben. Bei dem Menschen und bei den do­ mesticirten Thieren sind gewisse Eigenthiimlichkeiten in seltenen Zwischenriiumen oder nur ein- oder zweimal im Verlauf der Ge­ schichte der Erde an einem Individuum aufgetreten, sind aber an mehreren der Kinder und Enke! wieder erschienen. So waren alle sechs Kinder und zwei Enke! des Lambert, des II Stachelschwein­ menschen ", dessen Haut dick mit schwieligen Vorspriingen, die pe­ riodisch erneuert wurden, bedeckt war, in iihnlicher Weise affi­ cirt 5. Dass das Gesicht und der Karper mit langem Haar bedeckt war, wiihrend die Zahne mangeihaft entwickeit waren (worauf ich mich spiiter zu beziehen haben werde), ereignete sich bei einer siamesischen Familie in drei auf einander folgenden Generationen. Doch ist dieser Fall nicht der einzige seiner Art; denn in London wurde im Jahre 1663 eine Frau gezeigt 6 mit einem vollstiindig haarigen Gesicht, und ein i.ihnlicher Fall ist neuerdings vorgekom­ men. Oberst H a I I a m 7 hat eine Rasse zweibeiniger Schweine beschrieben, n denen die hinterenExtremitiiten vollstiindig fehlten"; und dieser Defect wurde durch drei Generationen fortgepflanzt. In der That sind .alle die Rassen, welche eine merkwiirdige Eigen­ thiimlichkeit darbieten, wie einhufige Schweine, Mauchamp-Schafe, Niata-Rinder u. s. w. Beispieie der Iange fortgesetzten Vererbung seitner Structurabweichungen.

   Wenn wir bedenken, dass gewisse ausserordentlicbe Eigen­ thumlichkeiten hiernach an einem einzelnen Individuum unter vieien Millionen, welche alle in demseiben Lande denselben allgemeinen Lebensbedingungen ausgesetzt waren, aufgetreten sind und ferner, dass dieseibe ausserordentliche Eigenthiimlichkeit zuweilen an Indi­ viduen aufgetreten ist, welche unter sehr weit von einander ver­ schiedenen Lebensbedingungen Iebten, so werden wir zu dem

   - Philosophical Transactions, 1755, p. 23. lch babe Beschreibungen der Enkel nur aus zweiter Hand gelesen. Mr. Sedgwick ftlhrt in einem Aufsatz, den ich spll.ter oft zu citiren haben werde, an, dass vier Gene­ rationen afficirt waren, und in jeder nur die mll.nnlichen lndividuen.

   6 Barbara van Beck, abgebildet (wie mir W. D. Fox mittheilt) in: W o o d burn' s Gallery of rare Portraits 1816, Vol. II.

7 Proceed Zoo!. Soc. 1833, p. 16.

[page break] 6 Vererlrnng.    12. Cap,

Schlusse veranlasst, dass solche Eigenthiimlichkeiten nicht direct von der Einwirkung der umgebenden Bedingungen, sondern von unbekannten Gesetzen abhangen, die au f die Organisation oder Constitution des lndividuums einwirken, dass ihre Erzeugung kaum in naherer Beziehung zu den Lebensbedingungen steht, als das Leben selbst. Wenn dies der Fall ist und wenn das Vorkommen desselben ungewohnlichen Characters beim Kinde und Erzeuger nicht dem Umstande zugeschrieben werden kann, dass beide den­ selben ungewohnlichen Bedingungen ausgesetzt gewesen sind, dann ist das folgende Problem der Betrachtung werth, da es zeigt, dass das Resultat nicht, wie einige Schriftsteller vermuthet haben, von einem bloss zufalligen Zusammentretfen abhiingen kann, sondern die Folge davon sein muss, dass die Glieder derselben Familie irgend etwas Gemeinsames in ihrer Constitution ererben. Wir wollen ein­ mal annehmen, dass unter einer grossen Einwohnerzahl eine be­ sondere Affection im Mittel bei einem von einer Million vorkommt, so dass die a priori-W ahrscheinlichkcit, <lass ein beliebig herausge­ griffenes lndividuum in dieser Weise afficirt wird, nur eins zu einer Million ist. Wir wollen annehmen, dass die llevolkerung aus sechs­ zig Millionen besteht und wollen ferner annehmen, dass sich diese aus zehn Millionen Familien zusammensetze, von denen jede sechs Glieder zahlt. Nach diesen Daten hat Prof. Stokes fiir rnich die Berechnung angestellt, wonach das wahrscheinlicheVerhiiltniss nicht gerin ger als 8333Millionen zu 1 wird, dass unter den zehn Millionen Familien auch nicht eine einzigc Familie sein wird, bei welcher eins der Eltern und zwei der Kinder mit der in Frage stehenden Eigen­ thtlmlichkeit behaftet sein werden. Es liessen sicb aber zahlreiche Falle anfiihren, in denen mehrere Kinder mit derselben seltnen Eigenthiimlichkeit wie eins ihrer beiden Eltern behaftet gewesen sind; und in diesem Fall und noch besonders wenn man die Enkel mit in die Berecbnung einschliesst, ist das Wahrscheinlichkeits­ verhiiltniss gegen ein blos zufiilliges Zusammentreffen etwas gera­ dezu ungeheuerliches, fast jenseits der Moglichkeit der Aufzahlung liegendes.

   In mancher Hinsicht sind die Beweise fiir die Vererbung noch auffallender, wenn wir das Wiedererscheinen unbedeutender Eigen-

  

[page break] 12. Cap.     Vererbung. 7

thiimlichkeiten betrachten. Dr. Hodgkin erzahlte mir einmal von einer englischen Familie, in welcher viele Generationen hindurch einige Glieder eine einzelne Haarlocke besassen, die verschieden von dem iibrigen Haare gefarbt war. Ich habe einen Herrn aus Irland gekannt, welcher auf der rechten Seite seines Kopfes mitten in sei­ nem dunklen Haar eine kleine weisse Locke hatte. Er versicherte mir, dass seine Grossmutter eine ahnliche Locke auf derselben Seite und seine Mutter auf der entgegengesetzten Seite gehabt haben. Es ist indess tiberfltissig, bier noch Beispiele anzuftihren; jeder beson­ dere Zug des Ausdrucks, den man so oft bei Eltern und Kindern in vollig gleicher Weise wieder findet , erzahlt dieselbe Geschichte. Von welch' merkwtirdiger Combination des korperlichen Baues, des geistigen Characters und der Erziehung muss die HandschriCt ab­ hiingen ! und doch muss Jedermann die gelegentlich auftretende grosse .Ahnlichkeit der Handschrift bei Vater und Sohn bemerkt haben, trotzdem dass der Vater seinen Sohn nicht unterrichtet hat. Ein grosser Sammler von Francosignaturen versicherte mir, dass in seiner Sammlung mehrere Signaturen von Vater und Sohn enthalten wiiren, die, ausgenommen durch das Datum, kaum von einander zu

unterscheiden waren. In Deutschland erwahnt Hofacker .die Ver­

erbung der Handschrift; und man hat behauptet, dass wenn englische Knaben in Frankreich im Schreiben unterrichtet werden , sie von Natur der englischen Art der Schrift anhangen 8. Der Gang, die Gesten, Stimme und allgemeine Haltung, alles dies wird vererbt, wie der beriihmte Hunter und Sir A. Car Ii s I e behauptet haben 9. Mein Yater theilte mir zwei oder drei auffallende Beispiele mit; in einem derselben starb ein Mann wahrend der ersten Kindheit seines Sohnes und mein Yater, welcher diesen Sohn nicht eher sah, bis er erwachsen und da erkrankt war, erklarte, dass es ihm schiene, als sei sein alter Freund mit all n seinen eigenthiimlichen Gewohnheiten und Manieren aus dem Grabe hervorgestiegen. Eigenthiimliche Ma­ nieren gehen in Eigenheiten tiber und mehrere Beispiele Iiessen

   8 Hofacker, Uber die Eigenschaften u. s. w. 1828. p. 34. Rapport von Pariset in: Comptes rendus. 1847, p. 592.

   9 Hunter, citirt in Harlan's Med. Researches, p. 530. Sir A. Car­ lis le in: Philos. Transact., 1814, p. 4.

  

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sich fiir deren Yererbung anfiihren: so bei dem oft citirten Fall, wo der Yater gewbhnlich auf dem Riicken liegend und das -rechte Bein iiber das linke gekreuzt schlief, und dessen Tochter, wii.hrend sie noch ein Siiugling war, genau derselben Gewohnheit folgte, trotzdem ein Yersuch gemacht wurde, sie davon zu curiren .0. lch will einen Fall anftihren, der mir selbst zur Beobachtung gekommen ist, und welcher deshalb merkwiirdig ist, weil er eine Eigenheit be­ trim, die mit einem eigenthiimlichen Zustande des Geistes verge­ sellschaftet war, nii.mlich mit einer vergntiglichen Erregung. Ein Knabe hatte die eigenthiimliche Gewohnheit, wenn er recht befrie­ digt war , seine Finger einander parallel sehr schnell zu bewegen, und wenn er sehr aufgeregt war, beide Hande mit den Fingern im­ mer noch in Bewegung an die Seiten seines Gesichts in einer Hohe mit dem Auge zu erheben. Als dieser Knabe beinah schon ein alter Mann war, konnte er kaum dieser Eigenheit widerstehen, wenn er recht befriedigt war, aber verbarg sie wegen ihrer Absurditiit. Er hatte acht Kinder, unter diesen bewegte ein l\fiidchen, wcnn sie sich recht befriedigt fiihlte, im Alter von 41/,2 Jahren, ihre Finger in ge­ nau derselben Weise und was noch merkwtirdiger ist, wenn sie sehr erregt war, hob sie ihre beiden Hiinde in die Htihe mit ihren Fingern noch immer in Bewegung genau in derselben Weise zur Seite ihres Gesichtes, wie es ihr Yater gethan hatte , und that dies zuweilen selbst wenn sie allein war. lch babe nie von irgend Je­ mand mit Ausnahme dieses einen Mannes und seiner kleinen Toch­ ter gehort, welcher diese eigenthiimliche Gewohnheit gehabt hiitte, und sicher war in diesem Falle Nachahmung ganz ausser Frage.

   Einige Schriftsteller haben bezweifelt, ob jene complicirten geistigen Beschalfenheiten, von denen Genius und Talent abhiingen, vererbt werden , sellrst wenn beide Eltern in dieser Weise begabt sind. Wer aber den schonen Aufsatz von Mr. Ga Ito n 11 iiber erb­ liche Talente lesen will, wird seine Zweifel gelost sehen.

   Ungliicklicherweise ist es, soweit es die Yererbung betrim, von gar keiner Bedeutung, ob eine Eigenschaft oder ein gewisser Bau schiidlich ist, wenn er nur mit dem Leben vereinbar ist. Niemand

10 Girou de Buzareingues, De la Generation, p. 282.

11 Macmillan's Magazine, July nd August 1865.

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k1mn die vielen Abhandlungen 12 iiber erbliche Krankheiten Iesen und dies noch bezweifeln. Die Alten waren sehr stark dieser Meinung oder wie es Ranchi n ausdriickt: Omnes Graeci, Arabes et Latini in eo consentiunt. Es liesse sich eine lange Liste von alien Sorten vererbter Missbildungen und von Praedisposition zu verschiedenen

Krankheiten mittheilen. Be·i der Gicht sind nach Dr. Garrod 50

Procent der in der Hospitalpraxis beobachteten Falle und ein sehr bedeutender Procentsatz in der Privatpraxis vererbt. Jedermann weiss, wie oft Wahnsinn sich in Familien fortpflanzt und einige der von Mr. Sedgwick mitgetheilten Falle sind fiirchterlich. So der eines Arztes, dessen Bruder, Yater und vier Onkel vaterlicher Seite alle geisteskrank waren und von denen der letzte durch Selbstmord starb; oder wie der eines Juden, dessen Yater, Mutter und sechs Briider und Schwestern alle wahnsinnig waren; in einigen andern Fallen haben mehrere Glieder derselben Familie durch drei oder vier aufeinanderfolgende Generationen Selbstmord begangen. Auf­ fallende Beispiele sind beschrieben worden Y n Epilepsie, Schwind­ sucht, Asthma, Blasenstein, Krebs, profuse Blutung nach der klein­ sten Verletzung, Mangel von Milch bei der Mutter und schwerer Geburt, welches alles vererbt worden ist. In Bezug auf diesen letz­ teren Umstand will ich einen merkwiirdigen Fall erwahnen, den ein guter Beobachter 13 mittheilt und bei dem der Fehler in dem Nach­ kommen und nicht in der Mutter lag. In einem Theil vo1.,1 Yorkshire wahlten die Farmer bestandig Rindvieh zur Nachzucht mit grossen Hintertheilen, bis sie eine Linie gebildet hatien, die sie "Dutch-

   12 Die Werke, welche ich gelesen und fttr am Niitzlichsten befunden habe, sind: Prosper Lucas, Traite de l'Heredite naturelle 1847. W. Sedgwick, in: British and Foreign Medico-Chirurg. Review. April and July 1861, undApril andJuly 1863. Dr. Garrod, iiber die Gicht, wird in diesen Artikeln citirt. Sir H en r y Ho11and, Medical Notes and Reflections.

3. edit., 1855. Piorry, De l'Heredite dans les Maladies, 1840. Adams, a Philosophical Treatise on hereditary Peculiarities, 2. edit., 1815. F. Steinau, fiber erbliche Krankheiten, 1843. s. Paget in: Medical Times, 1857, p. 192, iiber die Erblichkeit des Krebses. Dr. Gould theilt in den Proceed. Americ. Acad. Science, 8.Nov.1853 ein merkwttrdiges Beispiel von erblichen Blutungen durch vier Generationen mit. Harlan, Medical Re­ searches, p. 593.

18 Marsh a11, citirt von You at t, on Cattle, p. 284.

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buttocked" nannten, und ,, die monstrose Grosse des Hintertheiles des Kalbes war haufig fiir die Kuh verderblich und viele Kiihe wur­ den alljahrlich beim Kalben verloren."

    Anstatt noch zahlreiche Details iiber verschiedene vererbte Missbil­ dungen und Krankheiten zu geben, will ich mich auf ein Organ beschran­ ken, welches das complicirteste und zarteste und wahrscheinlich am besten gekannte im menschlichen K0rper ist, namlich das Auge mit seinen ac­ cessorischen Theilen. Um mit den letzteren zu beginnen. Ich habe von einer Familie geMrt, in welcher die Eltern und Kinder an hera.bhii.ngen­ den Augenlidern in einer so eigenthumlichen Weise litten, da.ss sie nicht sehen konnten, ohne den Kopf riickwii.rts zu halten; und Sir A. Car­ lis le 14 fiihrt speciell eine hii.ngende Falte der Augenlider a.ls vererbt an. Sir H. Holl and sagt 15, »in einer Familie, wo der Vater eine ei­ genthiimliche Verliingerung des oberen Augenlides hatte, wurden sieben oder acht Kinder mit derselben Deformitii.t geboren; zwei oder drei an­ dere Kinder batten sie nicht." Wie ich von Mr. Paget Mre, haben viele Personen zwei oder drei Haare in ihren Augenbrauen (offenbar mit den Vibrissen der niedern Thiere iibereinstimmend) viel langer a.ls die a.ndern; und selbst eine so auffallende Eigenthiimlichkeit wie diese geht ga.nz sicher durch manche Familien.

    In Bezug a.uf das Auge selbst ist die bedeutendste Autoritii.t in Eng­ land, Mr.Bowman, so freundlich gewesen, mir die folgenden Bemerkun­ gen iiber gewisse vererbte Unvollkommenheiten mitzntheilen. Erstens: Hypermetropie oder krankhafte Weitsichtigkeit: Bei dieser Affection ist das Organ anstatt spharisch zn sein, zu stark abgeplattet von vorn nach hinten und ist oft im Allgemeinen zu klein , so da.ss die Retina zu weit nach vorn vor den Brennpunkt der brechenden Median gebracht wird. In Folge dessen ist ein convexes Glas znm deutlichen Sehen niiherer Ob­ jecte und hii.ufig selbst entfernterer Objecte n0thig. Diescr Zustand kommt angeboren oder in einem sehr friihen Alter oft bei mehreren Kin­ dern einer und derselben Familia vor, wo eines der beiden Eltern diesen Zustand dargeboten hatte 16. Zweitens : Myopia oder Kurzsichtigkeit,

14 Philosoph. Transactions, 1814, p. 94.

16 Medical Notes and Reflections. 8. edit., p. 85.

   16 Wie ich von Mr. Bowman hi.Ire, ist diese Affection eingehend be­ schrieben und als erblich bezeichnet worden vonDr.Donders in Utrecht, dessen Werk von der Sydenham Society im Jahre 1864 englisch herausge­ geben worden ist.

  

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bei welcher das Auge eifOrmig und von voru na.ch hinten zu lang ist. Die Retina liegt in diesem Falle hinter dem Brennpunkt und ist daher nur befahigt, sehr nahe Gegenstii.nde deutlich zu sehen. Dieser Zustand ist gewohnlich nicht angeboren, tritt aber in der Jugend auf, und dass die Anlage hierzu von den Eltern auf die Kinder iibertragen wird, ist sehr bekannt. Die Veranderung aus der spharischen in die eiformige Gestalt scheint die unmittelbare Folge von irgend etwas wie Entziindung der Haute zu sein, in Folge deren sie nachgeben, und wir haben Grund zur Annahme , dass sie oft aus Ursachen entsprin , die direct auf das afficirte Individuum einwirkten, ilass sie aber spiiter iibertragbar wird. Wenn beide Eltern myopisch sind, so ist, wie Mr. Bowman beobachtet hat, die Neigung zur Vererbung in dieser Richtung erhoht und einige der Kinder warden in einem friiheren Alter oder in einem hoheren Grade myopisch, als ihre Eltern. Drittens : Das Schielen ist ein sehr bekann­ tes Beispiel einer erblichen Oberlieferung; es ist hiiufig das Resultat sol­ cher optischen Defecte , wie sie oben erwii.hnt wurden; aber auch die primiireren und nicht complicirten Formen desselben werden zuweilen in einem aufl'allenden Grade in einer Familie fortgepflanzt. Viertens: Grauer Staar, oder Triibung der Krystalllinse, wird hiiufig bei Personen beobachtet, deren Eltern in gleicher Weise afficirt waren und auch oft zu einem friiheren Alter bei den Kindern als bei den Eltern. Gelegent­ lich leidet mehr als ein Kind in einer Familie a.uf diese W(lise, von dem eines der beiden Eltern oder eine andere Verwandtschaft die senile Form der Krankheit darbietet. Betrifl't der graue Staar mehrere Glieder einer Fa.milie in derselben Generation, so sieht man oft, dass sie ungefiihr zu demselben Alter bei einem jeden auftritt; z. B. konnen in einer Familie mehrere Kinder oder junge Personen an ihr leiden , in einer anderen mehrere Personen eines mittleren Alters. Auch theilt mir Mr. Bow­ man mit, dass er gelegentlich bei mehreren Gliedern einer und dersel­ ben Familie verschiedene Defecte entweder im rechten oder linken Auge gesehen hat und 'Mr. White Cooper hat oft Eigenthiimlichkeiten des Gesichts, welche auf ein Auge beschrii.nkt waren, an demselben Auge bei den Nachkommen wieder auftreten sehen 17

   Die folgenden Fiille sind einem schonen Aufsatze von Mr. W. Sedgwick und von Dr. Prosper Lucas entnommen 18.  Amaurosis, ent-

17 citirt von Herbert Spencer in: Principles of Biology.  Vol. I., p. 244.

   18 British and Foreign Medico-Chirurg. Review. April 1861, p. 482 bis 486. L'Heredite naturelle.  Tom. I, p. 391-408.

  

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weder angeboren oder spat im Leben auftretend und die Ursache totaler Blindheit, wird oft vererbt; sie ist in drei aufeinander folgenden Gene­ rationen beobachtet worden. Angeborner Mangel der Iris ist gleichfalls durch drei Generationen fortgepflanzt worden, ebenso eine gespaltene Iris durch vier Generationen , wobei in diesem letzteren Falle die Miss­ bildung auf die mannlichen Glieder der Familie beschrankt war. Triibung der Hornhaut und angeborne Kleinheit der Augen sind vererbt worden. Port a1 beschreibt einen merkwurdigen Fall, wo ein Vater und zwei Sohne blind wurden, so oft der Kopf nach vorn und unten gebeugt wurde, offenbar in Folge des·Umstandes, dass die Krystalllinse mit ihrer Kapsel durch eine ungewohnlich grosse Pupille in die vordere Augenkammer schliipfte. Tagblindheit oder unvollkommenes Gesicht bei einem hellen Licht wird vererbt; ebenso wie Nachtblindheit oder eine Unfahigkeit zu sehen, ausgenommen in einem sehr starken Licht. Mr. Cun i er hat einen Fall beschrieben, wo diese letztere Krankheit fiinfundachtzig Glieder einer und derselben Familie durch sechs Generationen hindurch betrofien hatte. Die merkwurdige Unfahigkeit, Farben zu unterscheiden, welche man Daltonismus genannt hat , ist notorisch erblich und ist durch fiinf Generationen verfolgt worden, in deneu sie auf das weibliche Geschlecht beschrankt war.

   In Bezug auf die Farbung der Iris ist bekannt, dass der Mangel des Farbstofies bei Albino's erblich ist. Dass die Iris des einen Auges von einer verschiedenen Farbuug vou der des andern ist , und dass die Iris gefleckt ist, sind Falle, welche vererbt worden sind. Nach der Autoritii.t von Mr. Osborne 19 fiihrt Mr. Sedgwick noch ausserdem den folgen­ den merkwiirdigen Fall einer strengen Erblichkeit an. Eine Familie von sechzehn Sohnen und fiinf Tochtern hatte sammtlich Augen, welche ,, en miniature den Zeichnungen auf dem Riicken einer braun-gelb-weissen Katze (tortoise-shell) ahnlich waren." Die Mutter dieser grossen Familia hatte drei Schwestern und einen Bruder, welche alle ahnlich gezeichnet waren; und sie leiteten diese Eigenthiimlichkeit von ihrer Mutter ab, welche einer Familie angehorte, die dafiir notorisch war , dass sie jene der Nachkommenschaft iiberlieferte.

   Endlich bemerkt Dr. Luc as emphatisch, dass es nicht ein einziges Vermogen des Auges gabe , welches nicht Anomalien ausgesetzt ware und nicht eines , welches nicht dem Princip der Vererbung unterlage.

   19 Dr. Osborne, Presid. des Royal College of Physicians in Ireland, publicirte diesen Fall im Dublin Medical Journal fttr 1835.

  

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Mr. Bowman stimmt mit der allgemeinen Wahrheit dieses Satzes iiberein ; natiirlich schliesst derselbe nicht ein, dass alle Missbildungen nothwendig vererbt werden; dies wilrde selbst dann nicht folgen, wenn beide Eltern von einer Anomalie betroffen wiirden, welche in den meisten Fallen ilbertragbar ist.

   Selbst wenn keine einzige Thatsache bekannt ware in Bezug auf die Vererbung von Krankheiten und Missbildungen beim Men­ schen, so wurden doch die Beweise sehr zahlreich sein, die man vom Pferde nehmen kann; und dies hiitte sich erwarten lassen, da Pferde viel schneller sich fortpflanzen als der Mensch, da sie mit Sorgfalt gepaart werden und da sie von hohem Werthe sind. Ich babe viel Werke consultirt und die Einstimmigkeit in der Annahme von Thierarzten aller Nationen, dass gewisse krankhafte Neigungen ttberliefert werden, ist tiberraschend. Schriftsteller, welche grosse Erfahrung gehabt haben, geben viel eigenthttmliche Flille im Detail und behaupten, dass contracte Fiisse mit den zahlreichen begleiten­ den Dhein alle e blich sind, wie Ringbeine, Kniekehlengeschwulst, Spahn, path, Steifheit und Schwiiche der Vorderbeine, briillendes oder untel'brochenes, schwieriges Athemholen, Melanose, specifische Augenentzti.ndung und Erblindung (der beriihmte franzosische Ve­ teriniirarzt Hu za r d geht so weit zu behaupten, dass man sehr bald eine blinde Rasse bilden konnte), Krippenbeisser, Stetigkeit, Wild­ heit. You at t fasst dies zusammen, indem er sagt: ,,Es gibt kaum eine Krankheit, welcher das Pferd ausgesetzt ist, die nicht erblich ware," und Mr. Bern a r d fiigt hinzu, dass die Lehre, ,, dass es kaum eine Krankheit gabe, welche nicht in der Familie fortgienge, alle Tage neue Vertheidiger findet" 20. Dasselbe gilt in Bezug auf das Rind-

   20 Diese verschiedenen Angaben babe ich den folgendenAufsitzen und Werken entnommen: You at t, on the Horse, p. 35, 220. Lawrence, The Horse, p. 30. Karkee k in einem ausgezeichneten Aufsatz in: Gardener's Chronicle, 1853, p. 92. Burke in: Journal of the Agricult. Soc. of Eng­ land. Vol. V, p. 511. Encyclopaedia ofRural Sports, p. 279. Giron de Buzareingu es, Philosoph. Phys. p. 215. s. die folgenden Aufsli.tze in The Veterinary: Roberte in Vol. II, p. 144. Marrimpoey, Vol. II, p. 387. Karkeek, Vol. IV, p. 5. Youatt fiber Scropheln beim Bunde. Vol. V,

p. 483; Youatt in Vol. VI, p. 66, 348, 412. Bernard, Vol. XI, p. 539. Dr. Samesreuther, Uber Rindvieh, in Vol. XII, p. 181. Percivall in

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vieh, mit Schwindsucht., guten und schlechten Zahnen, feiner Haut

u. s. w. Doch ist schon genug und mehr als genug ilber Krankheit gesprochen word en. And re w Knight behauptet nach seiner eig­ nen Erfahrung, dass Krankheit. auch bei Pflanzen erblich ist; und diese Behauptung wird von Lind I e y unterstiitzt 21.

   Wenn wir sehen: wie erblich ilble Eigenschaften sind, so ist es ein glilcklicher Umstand, dass gute Gesundheit, Kraft und Lang­ lebigkeit in gleicher Weise vererbt werden. Es war frilher eine sehr bekannte Gewohnheit, wenn Ren ten gekauft wurden , welche wiihrend der Lebenszeit einer bekannten Person bezogen werden sollten, eine Person ausfindig zu machen . welche einer Familie an­ gehorte, in welcher viele Glieder ein ausserordentlich hohes Alter erreicht batten. In Bezug auf die Vererbung von Kraft und Aus­ dauer bietet das englische Rennpferd ein ausgezeichnetes Beispiel dar. Eclipse erzeugte 334 und King Herod 497 Sieger. Ein .,Hahnen­ schwanz" (Cock-tail) ist ein Nichtvollblutpferd, sondern eines mit nur ein Achtel oder ein Sechszehntel unreinen Blutes in seinen Adern ; und doch sind sehr wenig Beispiele je eingetreten , dass solche Pferde einen grossen Sieg errungen batten. Sie sind zuwei­ len filr kurze Distanzen so flilchtig wie Vollblutpferde, aber wie Mr. Robson, der berilhmte Bereiter, behauptet, fehlt ihnen die Luft und sie konnen nicht Schritt halten. Auch Mr. Lawrence bemerkt:

,,es ist vielleicht kein Fall vorgekommen, dass ein Drittheilvollblut­ pferd seine Distanz gerettet hiitte, wenn es mit Vollblutrennpferden zwei Meilen gelaufen isL" C e ci I hat angefiihrt, dass wenn uner­ warteterweise unbekannte Pferde, deren Eltern nicht beriihmt ge­ wesen waren , in grossen Rennen gesiegt haben, wie es bei Priem der Fall war, man immer nachweisen kann, dass sie auf beiden Sei­ ten d.urch viele Generationen von Vorfahren ersten Ranges abstam­ men. Auf dem Continent fordert Baron Cameronn in einer deutschen

Vol. XIII, p. 47. In Bezug auf die Blindheit bei Pferden s. auch eine ganze Reihe von Autoriti!.ten in Dr. L ncas grossem Werke, Tom. I, p. 399.

,         Mr. Baker fiihrt in The Veterinary, Vol. XIII, p. 721, ein an:lfallendes Beispiel von vererbtem unvollkommenem Gesicht und von Stetigkeit an,

   21 Knight, The Culture of the Apple and Pear, p. 34. Lindley, Horticulture, p. 180.

  

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Veterinarzeitschrift die Gegner des englischen Rennpferdes heraus, ihm ein einziges gutes Pferd auf dem Continent namhaft zu machen, welches nicht irgend einen Theil englischen Rassenblutes in seinen Adern hatte 22.

   In Bezug auf die i.ibertragung der vielen unbedeutenden, aber unendlich verschiedenartigen Charactere, <lurch welche sich die do­ mesticirten Rassen von Thieren und Pflanzen unterscheiden, liisst sich nichts sagen; denn schon die blosse Existenz dauernder Rassen spricht fiir das Vermogen der Vererbung.

   Indessen verdienen doch einige wen,ige specielle Falle eine Betrachtung Man hatte voraussehen konnen, dass Abweichungen von dem Gesetz der Syrnmetrie nicht vererbt werden wilrden; <loch filhrt And er son 23 an, <lass ein Kaninchen unter einem Wurf ein jun­ ges Thier erzeugte, welches nur ein Ohr besass und von diesem Thier wurde eine Resse gebildet, welche bestiindig einohrige Kaninchen erzeugte. Er erwiihnt auch eine Hiindin, welche ein verkilmmertes Bein hatte und sie producirte rnehrere Junge mit demselben MangeJ. Aus Hof a ck e r's Mittheilung 24 geht hervor, dass ein einhorniger Hirsch im Jahre 1781 in einem Walde in Deutschland gesehen wurde, 1788 zwei, und spiiter wurden von Jahr zu Jahr viele beob­ achtet, die nur ein.Horn auf der rechten Seite des Kopfes trugen. Eine Kuh verlor ein Horn durch Eiterung 25 und sie f!rzeugte drei Kiilber, welche auf derselben Seite des Kopfes statt eines Hornes einen kleinen Knochenkern trugen , welcher bloss an die Haut ge­ heftet war.

   Hier nahern wir uns aber dem zweifelhaften Capitel von vererbten Verstiimmelungen. Ein Mensch, welcher linkisch ist und eine Schale, deren Windung in der verkehrten Richtung ll!uft, sind

  u Diese Angaben sind der Reihe nach aus folgenden Werken entnom­ men: Youatt, on the Horse, p. 48. Darvill, in: The Veterinary, Vol. VIII,

p. 50. Wegen Robson s. The Veterinary, Vol. III, p, 580. Lawrence, The Horse, 1829, p. 9. The Stud Farm von Ceci 1, 185L Baron Came- ron n citirt in: The Veterinary, Vol. X, p. 500.    .

23 Recreations in Agriculture and Nat. Hist. Vol. I, p. 68.

24 Uber die Eigenachaften u. s. w., 1828, p. 107.

26 Bron n's Geschichte der Natur, Bd. II, p. 132.

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Abweichungen von dem normalen, wenn auch asymmetrischen Zu­ stande, und bekanntlich sind sie erblich.

   Po1yd act yli s mus. Uberziihlige Finger und Zehen sind wie ver­ schiedene Schriftsteller behauptet haben, ausserordentlich geneigt, bei Kindern wieder aufzutreten. Sie werden aber hier hauptsachlich des Um­ standes wegen angeftihrt, dass sie gelegentlich nach Amputationen wie­ der wachsen. Polydactylismns geht durch vielfache Zwischenstufen 26 von einem bloss hautigen Anhange, der keine Knochen einschliesst, bis zu einer doppelten Hand; aber ein iiberzii.hliger Finger , der auf einem Mittelhandknochen und mit allen den besondern Muskeln, Nerven und Ge­ fassen versehen ist, ist zuweilen so vollkommen, dass er der Entdeckung sich entzieht, wenn nicht die Finger geradezu geziihlt werden. Gelegent­ lich sind mehrere iiberziihlige Finger vorhanden , doch gcwlilmlich nur einer , so dass die Gesammtzahl dann sechs ist; dieser eine kann ent­ weder einen Daumen oder einen andern Finger repriisentiren, je nach­ dem er dem innern oder aussern Rande der Hand angeheftet ist. Im Allgemeinen sind in Folge des Gesetzes der Correlation beide Hii.nde und Fiisse in gleicher Weise afficirt. Ich babe die in verschicdenen Werken oder mir privatim mitgetheilten Fii.lle von sechsundvierzig Per­ sonen, die iiberzii.hlige Finger an einer oder beiden Hii.nden und Fiissen hatten, tabellarisch zusammengestellt. Wenn in jedem Falle alle vier Extremitii.ten in ii.hnlicher Weise afficirt gewesen wii.ren, so wiirde die Tabelle eine Summe von zweiundneunzig Hii.nden und zweiundneunzig Flissen, jedes mit sechs Fingern nachgcwiesen haben. Aber sie ergibt nur dreiundsiebzig Hii.nde und fiinfundsiebzig Fiisse, die auf diese Weise behaftet ,dud. In Widerspruch mit dem Resultat, zu dem Dr. S tru­ th ers 27 gelangte, beweist dies , dass die Hande nicht haufi.ger afficirt sind, als die Fiisse.

   Das Vorhandensein von mehr als fiinf Fingern ist eine grosse Ano­ malie; denn diese Zahl wird normal von keinem Siiugethier, Vogel oder existirenden Reptil iiberschritten 28. Nichtsdestoweniger werden tiber-

   26 Vro lik hat diesen Gegenstand ganz ausffihrlich in einem hollll.ndisch publicirten Werke erortert, aus dem mir Mr. Paget Stellen freundlichst O.bersetzt hat. s. auch Isidore G e o f fro y S t. Hil a ire , Histoire des Anomalies, 1832. Tom. I, p. 684.

17 Edinburgh New Philosoph. Journal.  July, 1863.

   28 Einige bedeutende AutoritMen, wie Cuvier und Meckel, glauben, dass das KnochenstO.ckchen an der einen Seite des Hinterfusses der schwanz­ Josen Batrachier eine sechste Zehe reprll.sentire. Wird der Hinterfuss

  

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zahlige Finger streng vererbt. Sie sind durch fiinf Generationen fort­ gep:fl.anzt worden und in einigen Fallen sind sie durch Riickschlag wie­ der erschienen , nachdem sie eine , zwei oder drei Generationen ver­ schwunden waren. Diese Thatsachen werden, wie Prof. Huxley beob­ achtet hat, dadurch noch merkwiirdiger, dass in den meisten Fallen be­ kannt war, dass die afficirte Person keine ahnlich afficirte geheirathet hatte. In solchen Fallen wilrde ein Kind der fiinften Generation nur ein Zweiunddreissigstel des Blutes seines ersten sechsfingerigen Vorfahren besitzen. Andere Falle sind da.durch merkwiirdig geworden, dass die Affection, wie Dr. S truth ers gezeigt hat, in jeder Generation an Starke gewann, obgleich in jedem Falle in jeder Generation die afficirte Person eine nicht afficirte geheirathet hatte. Uberdies werden solche iiberzahlige Finger oft bald nach der Geburt amputirt und konnen nur selten durch den Gebrauch gekraftigt worden sein. Dr. Struthers gibt den folgenden Fall. In der ersten Generation trat ein iiberzahliger Fin­ ger an einer Hand auf, in der zweiten an beiden Handen; in der dritten hatten drei Bruder beide Hande und einer der Bruder einen Fuss in die­ ser Weise afficirt und in der vierten Generation hatten alle vier Extremi­ taten iiberzahlige Finger. Wir dii.rfen indess die Starke der Vererbung nicht ii.berschatzen. Dr. Struthers behauptet, dass Falle von Nicht­ vererbung und vom ersten Auftreten iiberzahliger Finger in nicht affi­ cirten Familien viel haufiger sind, a.ls Falla von Vererbung. Viele an­ dere Structurabweichungen von einer beinah ebenso anomalen Natur wie iiberzahlige Finger, so fehlende Phallangen, verdickte Gelenke, krumme Finger u. s. w. werden in gleicher Weise streng vererbt und sind eben­ falls einem Aussetzen mit einem Riickschlag ausgesetzt, obgleich in sol­ chen Fallen kein Grund zur Annallme vorhanden ist, dass beide Eltern

lliUf iLhnliche Weise afficirt waren 29.

einer Krote, . sobald er zuerst an der Larve vorsprosst, untersucht, so ist sicher der zum Theil verknocherte Kn·orpel dieses Vorsprungs unter dem Microscop in einer merkwftrdigen Weise einem Finger ahnlich. Aber die hochste Autoritat ftber solche Gegenstande, Gegenbaur, kommt (Unter­ suchungen zur vergleichenden Anatomie d. Wirbelthiere, Carpns und Tarsus, 1864, p. 63) zu dem Schluss, dass diese .A.hulichkeit nicht wirklich , son­ dern nur oberflllchlich besteht.

   29 InBezug aufdie.se verschiedenenAngaben s.Dr.Struthers in dem angeftihrten Werke, besonders iiber das Aussetzen in der Descendenzlinie. Huxley, Lectures on our Knowledge of organic nature, 1863, p. 97. In Bezug aufVererbung s. Prosper Lucas, L'Heredite Nat. Tom. I, p. 325.

DARWIN, Variiren II. 2

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    Oberzahlige Finger sind sowohl bei Negern als bei andern ::Men­ schenrassen beobachtet worden und auch bei mehreren der niederen Thiere. Sechs Zehen sind an den Hinterfiissen des Wassersalamanders (Salamandra cristata) und wie erwahnt wird, beim Frosch beachrieben worden. Wegen des Folgenden verdient es Beachtung, dass der sechs· zehige Wassersalamander, trotzdem er erwachsen war, einige aeiner Larvenmerkmale beibehalten hatte; denn ein Theil des Zungenbein­ apparates, welcher gewohnlich wahrend des Actes der ::Metamorphose ab­ aorbirt wird, war erhalten worden. Beim Hunde sind aechs Zehen an den Hinterfiissen drei Generationen lang iiberliefert worden und ich habe auch von einer Rasse sechszehiger Katzen gehort. Bei mehreren Rassen des Huhnes ist die hintere Zehe doppelt und wird im Allgemeinen rein fortgepflanzt, wie sehr deutlich zu sehen ist, wenn Dorking·Hiihner mit gewohnlichen vierzehigen Rassen gekreuzt werden 30. Bei Thieren, welche eigentlich weniger als fiinf Finger ha.hen, erhoht sich zuweilen die Zahl bis auf fiinf, besonders an den Vorderbeinen, wird jedoch selten uber diese Zahl hinaua gefiihrt. Dies hangt aber davon ab, dass sich ein bereits in einem mehr oder weniger rndimentii.ren Zustand vorhandener Finger vollstandig entwickelt. So hat der Hund eigentlich hinten vier Zehen, in den grosseren Rassen ist aber eine fiinfte Zehe gewohnlich, wenn auch nicht vollkommen entwickelt.' Es sind Pferde beschrieben worden, welche an jedem Fusse zwei oder drei kleine getrennte Hufen trugen, trotzdem sie doch eigentlich nur eineZehe vollstandig entwickelt, die andern nur in Rudimenten haben. Analoge Thatsachen sind bei Saha.fen, Ziegen und Schweinen gesehen worden 31.

Der interessanteste Punkt in Bezug auf iiberzahlige Finger ist ihr

Is. Geoffroy St. Hi I air e, Anomalies. Tom I, p. 701. Sir A. Car Ii s I e in: Philos. Transact. 1814, p. 94.  A. Walker (On Intermarriage, 1888,

p. 140) filhrt einen Fall von filnf Generationen an, ebenso Sedgwick in: British and Foreign Medico-Chirurg. Review April 1863, p. 462. Uber Vererbung anderer Anomalien an den Extremitll.ten s. Dr. H. Dob ell in: Medico-Chirurg. Transactions. Vol. XLVI, 1868; auch Sedgwick, a. a.

0. April 1868, p. 460. In Bezug auf tlberzll.hlige Finger beim Neger s. Prichard, Physical History of Mankind. Dr. Dieffenbach filhrt an (Journal Roy. Geograph. Soc. 1841, p. 208), dass diese Anomalie bei den Polynesiern der Chatham-Inseln nicht ungewohnlich sei.

30 The Poultry Chronicle 1854 , p. 559.

   si Die Angaben in diesemAbschnitt sind genommen a.us Isid. Geoffroy St. Hilaire, Hist. des Anomalies Tom. I, p. 688- 698.

  

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gelegentliches Wiedernachwachsen nach Amputationen. Mr. W hit e 32 beschreibt ein drei Jahr altes Kind, welches einen vom ersten Gelenk an doppelten Daumen hatte. Er entfernte den kleinen Daumen, welcher rilit einem Nagel versehen war; zu seinem Erstaunen wuchs er wieder nach und reproducirte einen Nagel. Das Kind wurde nun zu einem ausge­ zeichneten Chirurgen in London gebracht und der neu gewachsene Dau­ men wurde an seinem Basalgelenk vollstandig entfernt. Er wuchs aber nochmals nach und reproducirte wieder einen Nagel. Dr. Struthers erwahnt den Fall von einem partiellen Wiederwachsen eines iiberzahli­ gen Daumens, welcher amputirt worden war, als das Kind drei Monate alt war; und der verstorbene Dr. Falconer theilte mir einen analogen Fall mit, den er selbst zu beobachten Gelegenheit hatte. Ein Herr, welcher zuerst meine Aufmerksamkeit auf diesen Gegenstand lenkte, hat mir die folgenden Thatsachen mitgetheilt, die in seiner eigenen Familie vorkamen. Er selbst, zwei Briider und eine Schwester wurden mit einem iiberzahligen Finger an jeder Extremitat geboren. Seine Eltern hatten diese Affection nicht; es bestand auch keine Oberlieferung weder in der Familie noch in dem Dorfe, in welchem die Familie lange gewohnt hatte, dass irgend ein Glied mit dieser Eigenthiimlichkeit behaftet ge­ wesen ware. Wahrend er noch ein Kind war, wurden beide iiberzahligen Zehen, welche durch Knochen mit dem Fusse verbunden waren, in einer

groben Weise abgeschnitten. Der Stumpf der einen wuchs aber wieder

nach und in seinem dreiunddreissigsten J ahre wurde eine zweite Opera­ tion ausgefiihrt. Er hat vierzehn Kinder gehabt, von denen drei iiber­ zahlige Finger geerbt hatten. Eins von diesen wurde von einem ausge­ zeichneten Chirurgen, als es ungefahr sechs Wochen alt war., operirt. Der iiberzahlige Finger, welcher durch Knochen an der aussern Seite der Hand befestigt war, wurde hn Gelenk entferut. Die Wunde heilte, aber unmittelbar darnach :ting der Finger zu wachsen an und ungefahr drei Monate darauf wurde der Stumpf ein zweit!ls Mal an der Wurzel entfernt. Seit der Zeit ist er aber wieder gewachsen und ist jetzt ein volles drittel Zoll lang und enthalt einen Knochen, so dass er ein drittes Mal wird operirt werden miissen.

   Es haben nun die normalen Finger bei erwachsenen Menschen und andern Saugethieren, bei Vogeln und, wie ich glaube, b.ei -echten Rep-

   32 Citfrt von C a r pe n t er, Principles of compar. Physiology, 1854, p. 480.

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tilien nicht das Vermogen der Wiedererzeugung. Die grosste Annii.he­ rung an diese Fii.higkeit bietet das gelegentliche Wiedererscheinen von unvollstii.ndigen Nii.geln an den Stumpfen seiner Finger nach Amputa­ tionen beim Menschen dar 33. Der Mensch hat aber in seinem embryo­ nalen Zustande ein bedeutendes Reproductionsvermogen, denn Sir J. Simpson 34 hat mehrere Male beobachtet, dass Arme, welche im Uterus durch Zuge falscher Membranen abgeschnitten worden waren, in einer gewissen Ausdehnung wieder gewachsen waren. In einem Falle war die Extremitii.t ,,in drei kleine Knotch n getheilt; auf zweien von ihnen liessen sich kleine punktformige Nagel nachweisen ", so dass diese Knot­ chen deutlich Finger repriisentirten im Process der Reproduction. Wenn wir indess zu den niederen Wirbelthierclassen hinabsteigen, welche man gewohnlich als Repriisenta.nten der embryonalen Zustii.nde der hoheren Classen a.nsieht, so begegnen wir einem sehr bedeutenden Reproductione­ vermogen. Spallanz an i 35 schnitt bei ,einem Salamander die Beine und den Schwanz sechsmal und Bonn et achtmal hintereinander a.b und sie erzeugten sich wieder. Ein 1iberzii.hliger Finger 1iber die eigentliche Zahl bildete sich gelegentlich, nachdero Bonn et die Hande oder den Fuss abgeschnitten oder lii.ngsweise getheilt hatte und in einem Falla bildeten sich auf diese Weise drei iiberzii.hlige Finger 36. Diese letzteren Falle scheinen auf den ersten Blick von der a.ngebornen Erzeugung ilber­ zahliger Finger bei den hoheren Thieren verschieden zu sein; wie wir a.ber in einem spateren Capitel sehen werden, bieten sie theoretisch wahr­ scheinlich keine wirkliche Verschiedenheit dar. Die Larven oder Kaul­ quappen der schwa.nzlosen Batrachier, aber nicht die erwachsenen 37,

   33 J. MtHI er. Physiologie. 4. Aull. Bd. I, p. 322. Im Jahre 1853 wurde vor der British Association in Hull eine Drossel vorgezeigt, welche ihren Tarsus verloren hatte, den sie aber, wie behauptet wurde, dreimal reproducirt hatte. Ich glaube, er war jedesmal durch Krankheit verloren gegangen.

8' Monthly Journal of Medical Science. Edinburgh 1848. New Ser.

Vol. II, p. 890.

s AnEssay on animal reproduction, ttbersetzt vonMaty, 1769, p.79.

38 Bonnet, Oeuvres d'Hist. nat. Tom V, Pt. I, edit. in 4°, 1781, p.

343, 350, 353.

   87 Bei Insecten reproduciren die Larven verloren gegangene Beine; mit Ausnahme einer Ordmmg besitzt aber das erwachsene Insect dies Ver­ miigen nicht. Die Myriapoden, welche dem Ansehen nach die Larven echter Insecten reprasentiren, haben, wie Newport gezeigt hat, dies Vermiigen bis zur letzten Hautung. s. eine ausgezeichnete Eriirterung dieses ganzen

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sind einer Reproduction verloren gegangener Glieder fii.hig 38. Endlich ha.hen mir Mr. J. J. Briggs und M. F. Buckland mitgetheilt, dass wenn die Brust- und Schwanzflossen' verschiedener Siisswasserfische ab­ geschnitten werden, sie in einer Zeit von ungefahr sechs Wochen voll­ kommen wieder erzeugt warden.

    Aus diesen verschiedenen Thatsachen konnen wir schliessen, dass iiberziihlige Finger beim Menschen in einer gewissen Ausdeh­ nung einen embryonalen Zustand beibehalten und dass sie in dieser Hinsfoht den normalen Fingern und Gliedmaassen in den andern Wirbelthierclassen iihnlich sind. Sie sind auch den Fingern einiger weniger niederer Thiere in der fiinf iibersieigenden Zahl iihnlich; denn kein Siiugethier, Vogel, jetzt lebendes Reptil oder Amphibium (wenn man nicht das Knotchen an den Hinterfussen der Krote und anderer schwanzloser Batrachier als einen Finger ansehen will) hat mehr als fiinf Finger, wogegen Fische in ihren Brustflossen zuweilen selbst bis zwanzig Metacarpalknochen und Phalangen ha­ ben, welche in Verbindung mit den knochernen Flossenstrahlen offenbar unsere Finger mit deren Niigeln repriisentiren. So konnen auch bei gewissen ausgestorbenen Reptilien , namlich den Ichthyo­ pterygia ,, die Finger in der Zahl sieben, acht oder neun auftreten, ein bezeichnender Hinweis", wie Prof. 0 we n sagt, ..auf ihre Verwandtschaft mit den Fischen" 39.

Wenn wir versuchen, diese verschiedenen Thatsacheri auf ir­

gend eine Regel oder ein Gesetz zuriickzufiihren, so begegnen wir bedeutender Schwierigkeit. Die unbestiindige Anzahl tiberziihliger Finger, ihre unregelmiissige Befestigung entweder an dem innern oder aussern Rand der Hand, die allmahliche Reihe, welche man von einem einfachen lockern Rudiment eines einzelnen Fingers bis zu einer vollstandigen doppelten Hand verfolgen kann, das gelegent­ liche Auftreten von iiberzahligen Fingern beim Salamander nach der Amputation eines Gliedes, -  alle diese verschiedenen Thatsachen

Gegenstandes in Carp e n t er, Principles of Compar. Physiology, 1854, p. 479.

88 Dr. G ii nth er, in: 0 wen's Anatomy of Vertebrates.  Vol. I, 1866,

p. 567. Spallanzani hat ahnl.iche Beobachtungen gemacht.

   89 The Anatomy of Vertebrates, 1866. Vol. I, p. 170. In Bezug auf die Brustfiosse der Fische s. p. 166-168.

  

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scheinen nur auf eine fluctuirende Monstrositiit hinzuweisen; und dies ist vielleicht alles, was man mit Sicherheit dariiber sagen kann. Da indess iiberzahlige Finger bei den hoheren Thieren wegen ihres Reproductionsvermogens und weil die dadurch erreichte Zahl fiinf iiberschreitet, die Natur der Finger bei niedern Wirbelthierclassen annehmen, da sie durchaus nicht selten auftreten und mit merk­ wiirdiger Stetigkeit iiberliefert werden, jedoch vielleicht nicht strenger als irgend andere Anomalien, und da bei Thieren, welche weniger als fiinf Finger haben, das Erscheinen eines iiberzahligen, allgemein von einer Entwickelung eines bereits sichtbar vorhande­ nen Hudiments abhangt, so werden wir nichtsdestoweniger in alien diesen Fallen zu der Vermuthung gebracht, dass wenn auch kein wirkliches Rudiment nachgewiesen werden kann, doch eine latente Neigung zur Bildung eines iiberzahligen Fingers bei alien Sauge­ thieren mit Einschluss des Menschen existirt. Wie wir noch deut­ licher in dem nachsten Capitel bei der Eri.irterung latenter Neigun­ gen sehen werden, wiirden wir nach dieser Ansicht diesen ganzen Fall als ein Beispiel des Riickschlags auf einen enorm entfernten, niedrig organisirten und vielfingerigen Urahnen zu betrachten haben.

   lch will hier noch eine Classe von Thatsachen erwiihnen, die mit den gewohnlichen Fallen der Vererbung nahe verwandt, aber doch etwas davon verschieden sind. Sir H. H o11a n d 40 fiihrt an, dass Briider und Schwestern derselben Familie sehr hiiufig und zwar oft um dasselbe Alter von derselben eigenthiimlichen Krankheit, von der man nicht wusste, dass sie friiher schon in der Familie vorge­ kommen war, ergriffen werden. Er fiihrt speciell das Auftreten von Diabetes bei drei Briidern unter zehn Jahren an; er bemerkt auch, dass Kinder derselben Familie oft bei gewohnlichen Kinderkrank­ heiten dieselben eigenthtimlichen Symptome darbieten. Mein Yater erwiihnte gegen mich den Fall, wo vier Bruder in dem Alter zwi­ schen 60 und 70 Jahren in demselben iiusserst eigenthiimlichen comatosen Zustande starben. Es ist bereits ein Fall angefiihrt wor-

     40 Medical Notes and Reflections 1839, p. 24, 34. s. auch Dr. Pr. Lucas, L'Heredite Natur. Tom. II, p. 33.

  

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den, wo O.berziihlige Finger bei vier Kindern unter sechs Jahren in einer vorher nicht afficirten Familie erschienen. Dr. Devay 41 fuhrt an, dass zwei Briider zwei Schwestern, ihre leiblichen Ge­ schwisterkinder, heiratheten. Keine dieser vier Personen noch ir­ gend ein Verwandter war ein Albino, aber die sieben aus dieser doppelten Ehe hervorgegangenen Kinder waren alle vollstandige Albino's. Wie Mr. Sedgwick 4·2 gezeigt hat, sind einige dieser Falle wahrscheinlich das Resultat eines Riickschlags auf einen ent­ fernten Vorfahren, von dem man keine Nachriclit aufbewahrt hat; und alle diese Falle hangen soweit direct mit Vererbung zusammen, dass ohne Zweifel die Kinder eine iihnliche Constitution von ihren Eltern erbten; und da sie nahezu ahnlichen Lebensbedingungen ausgesetzt waren, so kann es nicht iiberraschen, dass sie in der­ selben Weise und zu derselben Periode des Lebens afficirt wurden.

    Die meisten der bis jezt angefiihrten Thatsachen haben dazu gedient, die Starke der Vererbung zu zeigen, wir miissen aber jetzt einige Fii.lle betrachten, so gut als es der Gegenstand erlaubt, in Classen gruppirt, welche zeigen, wie schwaeh, capricii:is oder ganz fehlend das Vererbungsvermi:igen zuweilen ist. Wenn eine neue Eigenthumlichkeit zuerst erscheint, so ki:innen wir niemals voraus­ sagen, oh sie vererbt werden wird. Wenn beide Eltern von ihrer Geburt an dieselbe Eigenthiimlichkeit darbieten, so ist die Wahr­ scheinlichkeit sehr gross, dass sie wenigstens auf einige ihrer Nach­ kommen O.berliefert werden wird. Wir haben gesehen, dass das Geflecktwerden viel schwii.cher durch Samen von einem Zweige, weleher durch Knospen-Variation gefleckt worden war, fortgepflanzt wird, als von Pflanzen, welche als Samlinge gefleckt wurden. Bei den meisten Pflanzen hangt das Vermi:igen der Uberlieferung noto­ risch von irgend einer eingebornen Fahigkeit in dem lndividuum ah. So erzog Vii m o ri n 43 von einer eigenthumlich gefarbten Bal­ samine einige Sarrilinge, welche alle ihren Eltern glichen, aber von diesen Siimlingen iiberlieferten einige diese neuen Merkmale nicht,

41 Du Danger des Marriages Consanguins.  2. edit. 1862, p. 103.

42 British and Foreign Medico-Chirurg. Review. July 1863, p. 183, 189.

43 Ver lot, La Production des Varietes, 1865, p. 32.

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wahrend andere dieselben alien ihren Nachkommen <lurch mehrere aufeinanderfolgende Generationen vererbten. So fand es sich auch bei einer Varietiit der Rose, wo unter sechs Pflanzen nur zwei von Vii m o r in gefunden wurden, welche fahig waren, den gewiinsch­ ten Character fortzupflanzen.

    Der hiingende Habitus oder das Wachsen von Trauerbii.umen wird in manchen Fallen streng vererbt und in andern Fallen ohne irgend eine nachweisbare Ursach·e nur sehr schwach. Ich habe dies Merkmal a.ls ein Beispiel einer capriciosen Vererbung gewahlt, weil es sicher der elterlichen Species nicht eigen ist, und weil, wenn beide Geschlechter auf demselben Baum entwickelt werden, beide denselben Character zu iiberliefern streben. Selbst unter der Annahme, dass in manchen Fallen eine Kreuzung mit in der Nahe stehenden Baumen derselben Species vorgekommen sein mochte, ist es nicht wahrscheinlich, dass a.He Samlinge in dieser Weise afficirt sein wilrden. In Moccas Court findet sich eine berilhmte Trauer-Eiche; viele ihrer Zweigo ,,sind dreissig Fuss lang und in keinem Theil dieser Lange dicker a.ls ein gewohnliches Tau." Dieser Ba.um theilt diesen Trauei·character in grosserem oder geringerem Grade allen seinen Samlingen mit. Einigo der jungen Eichen sind so biogsam, dass sie durch 'l'rager unterstiltzt werden milssen; andoro zeigon die Neigung zum Hangendwerden nicht oher, als bis sio ungefahr zwanzig Jahre alt sind 44. Wie mir Mr. Rivers mittheilt, bofruchtete er die Bliithen eines neuen belgischon Trauer-Weissdorns (Crataegus o:cya­ cantha) mit dom Pollen einor carmoisinen nicht hangenden Varietat; und drei junge Baume, die ,,jetzt uugefii.hr sochs odor siebeu Ja.lire a.It siud, zeigen eino entschiedene Neiguug hangeud zu worden, aber bis jetzt noch nicht so sehr wie die Mutterpflanze ". Nach Mr. Mac Nab 45 wuchsen Siimlinge vou einer prachtvollen Trauer-Birke (Betula alba) in dem botanischen Garten von Edinburgh die ersten zehn oder fi.infzehn Jahre lang aufrecht, wurdeu dann aber allo Trauerbaumo wio ihr Er­ zeuger. Ein Pfirsich mit haugonden .A.sten, ahnlich denou der Trauer­ Weide ist beobachtet worden, der diese Eigenthilmlicbkeit durch Sa.men fortzupflanzen fahig war 46. Endlich hat man einen hiingenden und fast ganz niederliegenden Eibenbaum (Taxus baccata) in einer Hecke in Shropshire gefunden; es war ein mannliches Exemplar, aber ein Zweig

44 London's Gardener's Magazine. Vol. XII. 1836, p. 368.

4 Ver1ot, La Production des Varietes, 1865, p. 94.

46 Bronn's Geschichte der Natur.  Bd. II, p. 121.

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trug weibliche Bliithen und producirte Beeren. Diese wnrden gesat und producirten siebenzehn Baume, welche alle genau denselben eigerithum­ lichen Habitus wie der elterliche Baum hatten 47.

   Man sollte wohl denken Mnnen, da.ss diese Thatsachen hin­ reichten, es wahrscheinlich zu machen, da.ss der hangende Habitus in allen Fallen streng vererbt wird; aber wir wollen einmal die andere Seite betrachten. Mr.Ma cN ab 48 sate Sa.men der Trauer-Buche (Fagus sylvatica), aber es gliickte ihm nur gemeine Buchan zu erziehen. Auf meine Bitte erzog Mr. Rivers eine Anzabl von Sii.mlingen von drei di­ stincten Varietaten der Trauer-Ulme und wenigstens einer der Eltern­ baume war so gestellt, dass er von keiner andern Ulme gekreuzt wor­ den sein konnte. Aber keiner der jungen Baume, die jetzt ungefahr einen oder zwei Zoll hoch sind, zeigt das geringste Anzeichen, Trauer-ffimen

werden zu wollen. Mr. Rivers hat friiher iiber zwanzig Tausend Sa.men der Traner-Esche (Fraxinus excelsior) gesat und nicht ein· einziger Samling hatte im geringsten Grade den hangenden Habitus. In Deutsch­ land erzog Bo r chm e·y er tausend Samlinge mit demselben Resultat. Nichtsdestoweniger erzog Mr. And er s on von dem Chelsea-botanischen Garten aus Samen von einer Traner-Esche, welche vor dem Jahre 1780 in Cambridgeshire gefunden worden war, mehrere Trauerbaume dieser Art 49. Auch theilt mir Prof. Hens1ow mit, dass einige Samlinge von einer weiblichen Traner-Esche im botanischen Garten in Cambridge Anfangs etwas hiingend waren, aber spater vollkommen aufrecht wurden. Es ist wahrscheinlich, dass dieser letztere Baum, welcber seinen hiingen­ den Habitus in einer gewissen Ausdehnung fortpflanzt, von einer Knospe desselben urspriinglichen Cambridger Stammes herri1hrte; dagegen mogen a.ndere Traner-Eschen einen gesonderten Ursprung gehabt haben. Der merkwiirdigste Fall a.her, den mir auch Mr. Rivers mitgetheilt hat, und welcher zeigt, wie capricios die Vererbung eines hangenden Habitus ist, betrifft eine Varietat einer Species von Esche (F. lentiscifolia). Sia war friiher hangend, ist "jetzt ungefahr zwanzig J ahre alt und hat die­ sen Habitus lange verloren; jeder Spross ist merkwiirdig aufrecht; aber Samlinge, die friiher von ihr erzogen wurden, waren vollstandig nieder­ liegend; die Stii.mme erhoben sich nicht hoher, als zwei Fuss iiber den

47 W. A. Leighton, Flora of Shropshire, p. 497, und Charles­

w or t h 's Magaz. of nat. Hist. Vol. I. 1837, p. 30.

48 Verlot, a. a. 0., p. 93.

   49 Wegen dieser verschiedenen Angaben s Loudon' s Gardener's Magazine. Vol. X. 1834, p. 408, 180, und Vol. IX. 1833, p. 597.

  

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Boden". Es theilte daher die Trauer - Varitiit der gemeinen Esche, welche in amigedehntem Maasse lange Zeit hindurch durchKnospen fort­ gepflanzt worden ist, bei Mr. Rivers ihren Character nieht einem ein­ zigen unter mehr als zwanzig Tausend Samlingen mit, wahrend die Trauer-Varietiit einer zweiten Species von Esche, welehe, wahrend sie in demselben Garten wuchs, ihren eigenen 'l'rauercharacter nieht erhalten konnte, ihren Samlingen den hangenden Habitus bis zum Excess iiber­ lieferte I

    Es liessen sieh noch viele analoge Falle anfiihren, um zu zeigen, wie scheinbar capricios das Princip der Vererbung ist. Alle Samlinge von einer Varietat der Berberize (B. vulgaris) mit rothen Blattern erbten denselben Character. Nur ungefahr ein Drittel der Sitmlinge der Blut­ Buche (Fagus sylvestris) hatte purpurne Blatter. Unter hundert Sii.m­ lingen einer Varietiit des Oerasus Padus mit gelber Frucht, trug nicht Einer gelbe Friichte ; ein Zwolftel der Samlinge der Varietat von Cornus mascula mit gelber Frucht kam rein 50; und endlich producirten sammt­ liche von meinem Vater aus einer Stechpalme (Ilex aq_uifolium) mit gel­ benBeeren, die wild gefunden worden war, erzogenen Baume gelbe Bee­ ren. Vilmorin 51 beobachtete auf einem Beete von Saponaria cala­ brica eine ausserst zwerghafte Varietat und erzog von ihr eine grosse Anzahl Samlinge. Einige von diesen waren zum Theil ihren Eltern ahn­ lich und deren Samen wiihlte er aus. Aber die Enkel waren nicht im allergeringsten zwerghaft. Auf der andern Seite beobachtete er eine im Wachsthum verkiimmerte und buschige Varietat von Tagetes signata, die mitten unter den gewohnlichen Varitaten wuchs, Init welchen sie wahrscheinlich gekreuzt war ; denn die meisten der Samlinge, die aus dieser Pflanze erzogen wurden, waren in ihrem Character zwischen bei­ den mitten inne stehend. Nur zwei glichen ihren Eltern vollkommen; aber die von diesen beiden Pflanzen genommenen Samen reproducirten die neue Varitat so echt, dass seit der Zeit kaum irgend welche Auswa.hl nothig gewesen ist.

Blumen iiberliefern ihre Farben rein oder im hohen Grade capri­

cios. Viele einjahrige kommen rein; so kaufte ich deutschen Sa.men von vier und dreissig benannten Untervaritaten einer Rasse des zehnwochent­ lichen Levkoj (Matthiola annua) und erzog einhundertundvierzig Pflan­ zen, von denen alle, mit Ausnahme einer einzigen, echt kamen. Wenn

   so Diese Angaben sind entnommen aus Alph. DeCandolle, Geo­ graph. Botan., p. 1083.

61  Verlot, a. a. 0., p. 38.

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ich dies hier anfiihre , muss ich indess bemerken, dass ich nur zwanzig Sorten unter den vierunddreissig benannten Untervarietaten unterscheiden konnte. Auch entsprach die Farbung der Blumen nicht immer dem .auf das Paquet geschriebenen Naman. Ich sage aber, dass sie echt kamen, weil in jeder der sechsunddreissig kurzen Reihen . alle Pflanzen absolut gleich wa.ren mit der erwahnten einzigen Ausnahme. Ferner verschaffte ich mir Paquete von deutschem Samen von fiinfundzwanzig benannten Va.rietaten gewohnlicher und Kugel-Astern und erzog einhundertund­ vierundzwanzig Pflanzen. Von diesen wa.ren, mit Ausnahme von zehn, alle in dem oben erwahnten begrenzten Sinne echt; und ich betrachte selbst eine unrechte Farbenschattirung als falsch.

   Es ist ein eigenthiimlicher Umstand, da.ss weisse Varietaten allge­ mein ihre Farbung viel reiner iiberliefern, a.ls irgend eine·a.ndere Varietat. Diese Thatsa.che steht wa.hrscheinlich in naherer Beziehung zu einer von V e r1 o t beobachteten 52; da.ss namlich Blum en, welche normal weiss sind, selten in irgend eine a.ndere Farbe variiren. Ich habe gefunden, dass die weissen Varietaten von Delphinium consolida und des Levkojs die echtesten sind; es reicht indess schon hin, die Sa.menliste irgend eines Blumenziichters durchzugehen, um die grosse Zahl weisser Va.rie­ taten zu sehen, welche durch Samen fortgepflanzt warden konnen. Die verschieden gefarbten Varietaten des Lathyrus odoratus sind sehr echt. Ich bore .aber von Mr. M asters von Canterbury, welcher dieser Pflanze besondere Aufmerksamkeit geschenkt hat, dass die weisse Varietat die echteste ist. Die Hyacinthe ist, wenn sie durch Samen fortgepflanzt wird, ausserst inconstant in der Farbung, a.ber "weisse Hyacinthen geben durch Sa.men fast immer weiss bliihende Pflanzen" 53. Mr. Mast er s theilt mir mit, dass auch die gelben Varietaten ihre Farbung, aber in verschiedener Schattirung reproduciren. Auf der andern Seite sind rosa und blaue Varietaten, wovon die letztere die natiirliche Farbe ist, nicht annahernd so echt; wie Mr. Masters gegen mich bemerkt hat, "sehen wir hieraus , dass eine Gartenvarietat einen bestandigeren Habitus er­ langen ka.nn, als eine natiirliche Species". Er hatte aber hinzufiigen sollen, da.ss dieser unter der Cultur auftritt und daher unter veranderten Bedingl).ngen. ·

    Bei vielen Blumen, besonde.rs bei perennirenden, ka.nn man nichts fluctuirenderes sehen, a.ls die Farbe der Samlinge, wie es notorisch der

52 a. a. 0., p. 59.

M  A 1p h. De Can do11 e, Geographie botan., p. 1082.

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Fa.11 ist bei Verbenas, Nelken, Georginen, Cinerarien und andern 54. lch habe den Samen von zwolf benannten Varietii.ten des Lowenmanls (An­ tirrhinumma,jus)gesii.t, und die ii.usserste Confusion war das Resultat. In den meisten Fallen hii.ngt die ausserste fluotuirende Farbe der Sii.mlings­ pflanzen wahrscheinlich der Hauptsache nach von Kreuzungen zwischen verschieden gefarbten Varietaten im Laufe friiherer Generationen ab. Es ist fast sicher, dass dies bei der Polyanthus und gefarbten Primel (Primula veris und vulgaris) wegen ihrer wechselseitigen dimorphen Structur der Fall ist :Sii; und dies sind Pflanzen, von denen die Floristen als niemals durchSamen echt kommend sprechen. Wird iudess geMrige Sorgfalt angewendet eiue Kreuzung zu verhiiten, so sind beide Species durchaus nicht sehr inconstant in der Farbung. So erzog ich dreiund­ zwanzig Pflanzen von einer purpurnen Primel, die Mr. J. Sc·o t t mit ihrem eigenen Pollen befruchtete und achtzehn kamen purpurn in ver­ schiedenen Schattirungen und nur fiinf schlugen zu der gewohnlichen gelben Farbe zuriick. Ferner erzog ich zwanzig Pflanzen von einer hell­ rothen Prime! (Cowslip), die Mr. Scott in ii.hnlicher Weise behandelt hatte, und jede einzelne glich den Eltern in der Farbung vollkommen, wie es auch mit Ausnahme einer einzigen Pflanze dreiundsiebenzig Enkel thaten. Selbst bei den variabelsteu Blumen ist ea wahrscheinlich, dass jede zarte Farbenschattirung bestii.ndig fixirt werden kann, so dass sie durch Sa.men, durch Cultur in derselben Bodenart, durch lange fortge­ setzte Zuchtwahl und besonders durch die Verhiitung von Kreuzungen iiberliefert werden kann. Ich schliesse dies aus gowissen einjahrigen Ritterspornen (Delphinium consolida und Ajacis), von denen die ge­ wohnlichen Samlinge eine grossere Mannigfaltigkeit von Farben dar­ bieten , als irgend eine andere mir bekannte Pflanze. A1s ich mir indess Sameil von fi.inf benannten deutschen Varietii.ten von D. consolida ver­ schafft hatte, waren nur neun Pfl.anzen unter vierundneunzig unrein und die Samlingo von sechs Varietaten von D. Ajacis wa.ren in derselben Weise und in demselben Grade, wie die oben beschriebene Levkoje, echt. Ein a.usgezeichneter Bota.niker behauptet, dass die einjii.hrigen Species von Delphinium stets selbst befruchtet warden. lch will daher erwAh­ nen, dass zweiunddreissig in einNetz eingeschlossener Bluthen auf einem Zweige von D. consolida siebenundzwanzig Samencapseln ergaben, mit

H  s. Cottage Gardener, April 10. 1860, p, 18, und Sept. 10. 1861, p.

456. Gardener's Chronicle 1845, p. 102.

ss Darwin, in: Journal Proceed. Liun. Soc. Bot. 1862, p. 94.

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im Mittel 17,2 Samen in .jeder, wahrend fiinf Bluthen unter demselben Netz, welche kiinstlich befruchtet wurden , in derselben Weise , a).s es durch die Bienen im Laufe ihrer bestandigen Besuche ausgefiihrt werden muss, fiinf Kapseln ergaben, mit im Mittel 35,2 schoner Sa.men; und dies zeigt, dass die Thatigkeit der Insecten nothwendig ist fiir die v lle Fruchtbarkeit dieser Pfianze. Ahnliche That..sachen liessen sich in Beziehung auf die Kreuzung vieler andern Blumen anfiihren, wie Nelken

u. s. w., deren Varietaten sehr in der Farbung fiuctuiren.

   Wie bei Blumen so ist auch bei unsern domesticirten Thieren kein Merkma.l mehr variabel als die Fa.rbe , ·und wahrscheinlich bei keinem Thier ist dies mehr der Fall a.ls beim Pferd. Und doch soheint es; da.ss sich bei etwas Sorgfalt im Ziichten Hassen irgend einer beliebigen Far­ bung sehr bald bilden liessen. Hofacker gibt da.s Resultat der Paa­ rung von zweihundert und sechszehn Stuteu von vier verschiedenen Fii.r0 bungen mit gleich gefarbten Hengsten ohne Riicksicht auf die Fii.rbung ihrei Vorfahren; und von den zweibundert und sechszehn gebornen Ful­ len ha.tten nur eif die Fii.rbung ihrer Eltern nicht geerbt; Autenrieth und Am m on behaupten, dass nach zwei Generationen Fiillen von einer gleichformigen Farbung mit Sicherheit producirt werden 56.

    In einigen wenigen seltenen Fallen werden EigenthUm]jchkei­ ten nicht vererbt, wie es scheint in Folge der Starke der Vererbung, welche zu miichtig wirkt. Mir haben Ziichter von Canarienvtigeln versichert, das_sum einen guten jonquille-farbigen Vogel zu er­ ziehen, es nicht zweckmii sig ist, zwei Jonquille zu paaren, da in diese_m Falle die Farbe zu miichtig kommt oder selbst braun wird. Wetden· ferner zwei Hauben-Canarienvogel gepaart, so rben die jungen Vogel sehr selten diesen Character 57; denil bei behaubten Vogeln , bleibt ein schmaler Streif nackter Haut auf dem Rttcken des Kopfes, wo sjch die Federn umkehren, um den Federbusch zu bilden; und wenn beide Eltern in dieser Weise characterisirt waren, wird die Nacktheit excessiv und der Busch selbst wird nicht ent- 1 wickelt. Mr. H w i t t spricht von den getreiften S bright Bantams und sagt 58: ,,Ich w,eiss njcbt, warum dies so sein soll; aber ich

56 Hofacker, Uber die Eigenschaften u. s. w. p. 10.

   51 Bechstein, Naturgeschichte Deutschlands. Bd. IV, p. 462. Mr. Brent, ein grosser Zuchter von Canarienvogeln, theilt mir mit, dass er diese Angaben fur correct halt.

58 W. B. Tegetmeier, The Poultry Book. 1866, p. 245.

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bin sicher, dass diejenigen, welche am besten gestreift sind, hiiufig Nachkommen erzeugen, welche durchaus in ihren Zeichnungen nicht vollkommen sind, wiihrend die, welche ich ausgestellt babe, und die sich so oft als erfolgreich bewiihrt haben, aus der Verbindung sehr scharf-gestreifter Vogel mit solchen, die kaum hinreichend gestreift waren, geziichtet waren."

   Es ist eine eigenthiimliche Thatsache, dass, obgleich mehrere Taubstumme in ein und derselben Familie vorkommen und obgleich ihre Geschwisterkinder und andere Verwandte oft sich in demselben Zustande befinden, ihre Eltem doch sehr selten taubstumm sind. Um ein einziges Beispiel anzufiihren. Unter 148, welche zu einer und derselben Zeit in dem Londoner Taubstummen-Institut waren, war nicht ei ner der Schiller das Kind taubstumrner Eltern. Wenn ferner ein taubstummer Mann oder ein taubstummes Miidchen eine gesunde Person heirathet, so sind ihre Kinder iiusserst selten taub­ stumm: in Irland war von 203 in dieser Weise erzeugten Kindern nur eins taubstumm. Selbst wenn beide Eltern taubstumm gewesen sind, wie bei einundvierzig Heirathen in den Vereinigten Staaten and bei sechs in Irland, wurden nur zwei Taubstumme erzeugt. Mr. Sedgwick 59 bespricht dieses rnerkwiirdige und glilckliche Fehl­ schlagen des Vererbungsvermogens in der directen Linie und be­ merkt, dass es mi:iglicherweise davon abhiingt, dass es »im Excess auf die Wirkung eines natilrlichen Entwickelungsgesetzes zurilck­ geschlagen sei." Es ist aber sicherer bei dem gegenwiirtigen Zu­ stande unserer Kenntniss, den ganzen Fall als einfach unverstiind­ lich zu betrachten.

   In Bezug auf das Vererben von Structurverhiiltnissen, die durch Verletzungen verstiimmelt oder durch Krankheiten veriindert sind, ist es schwierig, zu irgend einem bestimmten Schluss zu kommen. In manchen Fallen sind Verstfimmelungen eine ungeheure Zahl von Generationen hindurch ohne irgend ein erblich gewordenes Resultat angestellt worden.  God ron  hat die Bernerkung gemacht 60, dass

59 British and Foreign Medico-Chirurg. Review. July 1861, p. 200 bis

204. Mr. 8 e d g w i c k hat ttber diesen Gegenstand so ausftthrliche Details und reichhaltige Nachweise gegeben, dass ich mich nicht auf noch andere Autoritli.ten zu beziehen ni>thig habe.

60 De l'Espece.  Tom. II. 1859, p. 299.

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12. Cap.  Vererbung. 31

verschiedene Menschenrassen ·seit unvordenklicher Zeit ihre·oberen . Schneideziihne herausgeschlagen, Gelenke ihrer Finger abgeschnit­ ten, ungeheuer grosse Locher <lurch ihre Ohrlappchen oder durch ihre Nasenlocher gemacht, tiefe Einschnitte in verschiedene Theile ihrer Korper gethan haben ; und es ist nicht der geringste Grund vorhanden, anzunehmen, dass diese Verstiimmelungen je vererbt worden sind. In Folge von Entztindungen entstandene Adhasionen und Narben von Pocken (und frtiher miissen viele aufeinanderfol­ gende Generatioen in dieser Weise getleckt worden sein) werden nicht vererbt. In Bezug auf Juden haben mir drei Arzte mosaischen Glaubens die Versicherung gegeben, dass die Beschneidung, welche seit so ausserordentlich ]anger Zeit ausgeiibt worden ist, keine erb­

liche Wirkung hervorgebracht hat. Dagegen behauptet Blumenb a c h 61, dass in Deutschland oft Juden geboren werden in einem Zustande, der die Beschneidung schwierig macht, so dass ihnen dort ein Name beigelegt wird, der so viel heisst wie nbeschnitten Ge­

borne." Die Eiche und and ere Biiume mossen seit uranfanglichen Zeiten Gallen gelragen haben und doch produciren sie keine erb­ lichen Auswiichse, und viele andere solche Thatsachen konnte'n noch angefiihrt werden.

   Auf der andern Seite sind verschiedene Falle angefiihrt wor­ den von Katzen, Hunden und Pferden, mit amputirten oder verletz­ ten Schwanzen, Beinen u. s. w. , welche Nachkommen producirt batten, bei denen dieselben Theile missgestaltet waren. Es ist indess durchaus nicht selten, <lass ahnliche Missbildungen ganz von selbst erscheinen, und alle s9Iche Falle konnen daher Folge einer blossen Coincidenz sein. Nichtsdestoweniger hat Dr. Prosper Lucas auf gute Autoritaten gesttitzt, eine so lange Liste vererbter Veletzungen mitgetheilt, dass es schwer ist, nicht an sie zu glauben. So hatte

z. B. eine Kuh in Folge irgend eines Zufalles ein Horn nach voraus­ gegangener Eiterung verloren, und sie erzeugte drei Kalber, welche auf derselben Seite des Kopfes hornlos waren. Beim Pferde scheint es kaum einem Zweifel zu unterliegen, dass Knochenauswiicbse an d.en Beinen, die in Folge zu vieler Arbeit auf harten Strassen auf-

61 Philosoph. Magazine.  Voh IV. li99, p. 5.

[page break] 32 Vererbung. 12. Cap.

treten, vererbt werden. BI um enbac h theilt den Fall eines Mannes mit, dessen kleiner Finger an der rechten Hand fast abgeschnitten gewesen war und welcher in Folge davon gekriimmt heilte und seine Sohne batten denselben Finger an derselben Hand in iihnlicher Weise verkriimmt. Ein Soldat verlor fUnfzehn Jahre vor seiner Verheirathung sein linkes Auge durch eine eiterige Augerientziin­ dung und seine beiden Sohne waren auf derselben Seite microph­ thalm 62. Sind solche Falle, bei denen der Erzeuger ein Organ auf einer Seite verletzt hatte und bei denen mehr als ein Kind mit dem­ selben Organ auf derselben Seite afficirt gehoren worden war, zu­ verliissig, dann . ist die Wahrscheinlichkeit gegen eine bloss zufallige Ubereinstimmung ganz enorm. Aber vielleicht die merkwiirdigste und zuverlassigste Thatsache ist die, welche Dr. Brown-Sequard 63 mitgetheilt hat, namlich dass viele junge Meerschweinchen eine Neigung zur Epilepsie von ihren Eltern er­ hen , welche einer ganz besondern Operation unterworfen worden waren, einer Operation , welche im Laufe weniger Wochen eine krampfhafte Erkrankung wie Epilcpsie verursacht; und es muss be­ sonders erwiihnt werden, dass dieser ausgezeichnete Physiolog eine grosse Anzahl von Meerschweinchen erzog, welche nicht operirt worden waren und kein einziges dieser zeigte die Neigung zur Epilepsie. Im Ganzen konnen wir kaum umhin , znzugeben , dass Verletzungen und Verstii.mmelungen, besonders wenn ihnen Krank­ heit folgt oder vielleicht ausschliesslich, wenn ihnen eine solcbe folgt, gelegentlich vererbt werden.

   Obgleich viele angeborne Monstrositiiten vererbt werden, wo­ fiir Beispiele bereits mitgetheilt worden sind und zu welchen noch der kiirzlich erst mitgetheilte Fall von der Uberlieferung einer Ha­ senscharte mit gespaltenem Gaumen in der eigenen Familie des

   62 i>ieser letzte Fall ist von Sedgwick citirt w'orden in: British and Foreign Medico-Chirurg. Review. April 1861, p. 484. Wegen Blumen­ ba.ch's s. den oben citirten Aufsatz. s. auch Dr. Prosper Lucas, Traite de l'Heredite nat. Tom. II, p. 492. Auch Transact. Linn. Soc. Vol. IX,

p. 323. Einige merkwttrdige Fil.He sind mitgetheilt von Mr. Baker in: The Veterinary. Vol. XIII, p. 723. Ein anderer merkwttrdiger Fall wird erzii.hlt in den Annales d. scienc. nat. 1. Ser Tom. XI, p. 824.

68 Proceed Royal Soc. Vol. X, p. 297.

[page break] 12. Cap.     Yererbnng. 33

. Autors 64 durch ein ganzes Jahrhundert hinzugefi.igt werden konnte, so werden doch andere Missbildungen sehr selten oder niemals ver-­ erbt. Von diesen letzteren Fallen sind viele wahrscheinlich eine Folge von Verletzungen in dem Uterus oder dem Ei, und sie wtir­ den dann unter die Rubrik der nicht vererbten Verletzungen oder Verstilmmelungen fallen. Bei Pflanzen liess sich leicht ein !anger Catalog vererbter Monstrositaten der bedenklichsten und verschie­ denartigsten Natur auffilhren; und bei Pflanzen haben wir keinen Grund zur Annahme , dass Monstrositiiten durch die directen Ver­ letzungen des Samens oder Embryo's verursacht werden.

Ursachen der Nichtvererbung.

   Eine grosse Zahl von Fallen von Nichtvererbung sind nach dem Princip verstandlich, dass eine starke Neigung zur Vererbung exi­ stirt, dass sie aber durch feindliche und ungilnstige Lebensbedin­ gungen ilberwiiltigt wird. Niemand wird annehmen mogen, dass unsere veredelten Schweine, wenn sie gezwungen wilrden mehrere Generationen hindurch herumzustreifen und im Boden nach ihrer eigenen Subsistenz zu wilhlen, so rein , als sie es Jetzt thun, ihre Neigung zum Fettwerden und ihre kurzen Schnauzen und Beine vererben wiirden. Zugpferde wiirden ganz bestimmt ihre bedeu­ tende Grosse und massjven Gliedmaassen nicht lange ilberliefern, wenn sie gezwungen wilrden in einer kalten, feuchten, bergigen Ge­ gend zu leben; und fur eine solche Verschlechterung haben wir ge­ radezu ein Zeugniss an den Pferden, welche auf den Falkland-lnseln verwildert sind. Europaische Hunde vererben in lndien oft ihren wahren Character nicht. Unsere Schafe verlieren in tropischen Landero ihre Wolle in wenig Generationen. Zwischen gewissen eigenthtimlichen Weidearten und der Vererbung eines vergri:isser­ ten Schwanzes bei fettschwanzigen Schafen, welche eine der iilte­ sten Rassen der Welt bilden, scheint auch eme nahe Beziehung zu bestehen. Was Pflanzen betrilft, so haben wir gesehen, dass die amerikanischen Varietaten von Mais ihren eigenthtimlichen Cha-

e. Sproule, in: British Medical Journal. 18. April, 1863.

DA!tWIN, Variiren !I.     s

[page break] 34 Vererhung. 12. Cap

racter im Laufe von zwei oder drei Generationen verlieren, wenn sie. in Europa cultivirt werden. Unsere Kohlarten, welche bier aus Samen so echt kommen , konnen in heisseri Li.indern keinen Kopf bilden.   Unter veri.inderten Umsti.inden werden periodische Lebens­ eigenthiimlichkeiten nicht mehr iiberliefert, so die Periode derReife bei Sommer- und Winter-Weizen, -Gerste und Wicken.  Dasselbe gilt auch fiir Thiere. So verschaffte sich z. B. eine Person, auf de­ ren Angaben ich mich verlassen kann, Eier von Aylesbury-Enten aus jener Stadt, wo sie in Hiiusern gehalten und fiir den Londoner Markt so zeitig als moglich erzogen werden.  Die aus diesen Eiem in einem entfernten Theile von England erbriiteten Enten briiteten ihre erste Brut am 24. Januar aus, wi.ihrend gewiihnliche Enten die auf demselben Hofe gehalten und in derselben Weise behandelt wur­ den, nicht vor Ende Marz briiteten.     Dies beweist, dass die Periode des Briitens vererbt war. Aber die Enke! jener Aylesbury-Enten verloren die Gewohnheit des zeitigen Briitens und briiteten ihre

Eier zu derselben Zeit, wie die gewohnlichen Enten desselben Or­

tes aus.

    Viele Fi.ille von Nichtvererbung sind olfenbar das Resultat des Urnstandes, dass die Lebensbedingungen bestiindig neue Varia­ biliti.it veranlassen.  Wir haben gesehen, dass wenn die Samen von Birnen, Pflaumen, Apfeln u. s. w. gesi.it werden, die Siimlinge allgemein einen gewissen Grad von Familieni.ihnlichkeit von der elterlichen Varieti.it ererben. Mit diesen Si.imlingen gemischt er­ scheinen wenige und zuweilen viele werthlose wild aussehende Pflanzen gewiihnlich, und ihr Aufireten kann man dem Princip des Riickschlags zuschreiben.  Aber kaum ein einziger Si.imling wird zu finden sein, der der Elternform vollkommen iihnlich ist; und dies

!asst sich, glaube ich, dadurch erkliiren, dass besti.indig eine wieder­ kehrende Variabiliti.it <lurch die Lebensbedingungen veranlasst wird. Hieran glaube ich deshalb, weil man beobachtet hat, dass gewisse Fruchtbaume ihre Art rein fortpflanzen, so lange sie auf ihren ei­ genen Wurzeln wachsen; werden sie aber auf andere Stamme ge­ pfropft, <lurch welchen Process ihr natiirlicher Zustand olfenbar afficirt wird, so erzeugen sie Samlinge, welche bedeutend variiren

[page break] Cap.    Vererbung. 35

und von dem elterlichen Typus in vielen Characteren abweichen 65. Wie im neunten Capitel angefiihrt wurde, fand Metzger, <lass gewisse Sorten von Weizen, die man aus Spanien gebracht und in Deutschland cultivirt hatte, viele Jahre hindurch sich nicht rein re­ producirten, <lass sie aber endlich, als sie sich an ihre neuen Be­ dingungen gewohnt hatten, aufhorten, variabel zu sein , d. h. sie wurden dem Eintluss der Vererbung zuganglich. Beinah alle Ptlan­ zen, welche <lurch Samen nicht mit irgend welcher Sicherheit fort­ geptlanzt werden konnen , sind solche Sorten, welche lange Zeit

<lurch Knospen, Schnittreiser, Senker, Knollen u. s. w. fortgeptlanzt worden sind, und welche in Folge davon haufig wiihrend ihrer in­ dividuellen Leben sehr weit von einander verschiedenen Lebens­ bedingungen ausgesetzt worden sind. Auf solche Weise zur Ver­ mehrung gebrachte Ptlanzen werden so variabel, <lass sie, wie wir im letzten Capitel gesehen haben, selbst einer Knospen-Variation unterliegen. Unsere domesticirten Thiere werden auf der andern Seite wiihrend ihrer individuellen Leben keinen so iiusserst ver­ schiedenartigen Bedingungen ausgesetzt und unterliegen keiner solchen extremen Variabilitat. Sie verlieren daher das Vermi.igen die meisten ihrer characteristischen Ziige zu iiberliefern nicht. Bei den vorstehenden Bemerkungen iiber Nichtvererbung wurden ge­ kreuzte Ra'ssen natiirlich ausgeschlossen, da deren Verschiedenheit hauptsiichlich von der ungleichen Entwickelung der von beiden El­ tern hergeleiteten Charactere abhiingt, welche noch <lurch die Prin­ cipien des Riickschlags und des Ubergewichts modificirt wurde.

Sc h1 us s.

   lch glaube in dem ersten Theile dieses Capitels gezeigt zu haben, wie streng neue Charactere der verschiedenartigsten Natur, mi.igen sie nun normal oder abnorm, schiidlich oder wohlthiitig sein, miigen sie Organe der htichsten oder der geringfiigigsten Bedeu­ tung afficiren, vererbt werden. Der gewi.ihnlichen Meinung entge­ gen ist es oft zur Vererbung irgend eines eigenthtimlichen Charac­ ters hinreichend, <lass nur eins der beiden Eltern denselben besitzt,

5s Downing, Fruits of America, p. 5. Sager et, Pomol. Phys.

p. 43, 72.

3"

[page break] 36 Vererbnng. 12. Cap.

 wie in den meisten Fallen, in denen die seltneren Anomalien iiber­ Iiefert worden sind. Das Vermogen der Uberlieferung ist aber iiusserst variabel. Unter einer Anzahl von Individuen, die von den­ selben Eltern abstammen und in derselben Art behandelt worden sind, bieten einige dies Vermogen in grosser Vollkommenheit dar und bei einigen fehlt es vollstiindig. Fiir diese Verschiedenheit liisst sich aber kein Grund anftihren. In manchen Fallen werden die Wir­ kungen von Verletzungen oder Verstiimmelungen offenbar vererbt, und wir werden in einem spiitern Capitel sehen, dass die Wirkun­ gen eines Iange fortgesetzten Gebrauchs oder Nichtgebrauchs von Theilen sicher vererbt werden. Selbst jene Charactere, welche als die am meisten fluctuirenden betrachtet werden, wie z. B. die Farbe, werden mit seltenen Ausnahmen vie) strenger iiberliefert als ge­ wohnlich angenommen wird. In der That liegt das Wunderbare bei allen Fallen nicht darin, dass irgend ein Character iiberliefert wird, sondern darin, dass das Vermogen der Vererbung jemals fehlschla­ gen sollte. Die Hindernisse gegen eine Vererbung sind, so vie! wir davon wissen, erstens Umstiinde, welche dem eigenthttmlichen in Frage stehenden Character feindlich gegeniiberstehen, zweitens Lebensbedingungen, welche bestiindig neue Variabilitiit veranlassen, und endlich die Kreuzung distincter Varietiiten wiihrend mehrerer vorausgegangener Generationen in Verbindung mit Rilckschlag oder Atavismus, d. h. die Neigung im Kinde: seinen Grosseltern oder noch entfernteren Vorfahren anstatt seinen unmittelbaren Eltern iihnlich zu werden. Dieser letzte Gegenstand wir1l in dem folgen­ den Capitel ausfiihrlicher erortert werden.

 

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IDlr i 0fM tes lr:e.pite!.

Vererbung (Fortsetzung). -     Riickschlag oder Atavismus.

Verschiedene Formen des Rilckschlags. - Bei reinen und nicht gekreuzten Rassen, wie bei Tauben, Hfihnern, hornlosem Rind und Schaf, bei culti­ virten Pflanzen. - Rilckschlag bei verwilderten Thieren und Pflanzen.

- Rilckschlag bei gekreuzten Varietll.ten und Species. - Rfickschlag durch Knospen-Variation und durch Segmente in derselben Blilthe oder Frucht.

- Bei verschiedenen Theilen des Korpers eines und desselben Thieres.

- Der Act der Kreuzung eine directe Ursache des Rfickschlags; ver- schiedene Falle hiervon, bei Instincten. - Andere nll.here Ur achen des Rilckschlags. - Latente Charactere. - Secunda.re Geschlechts-Charactere.

- Ungleicbe Entwicklung der beiden Korperseiten. - Auftreten von aus einer Kreuzung herrfihrenden Characteren bei vorschreitendem Alter. - Der Keim mit all' seinen latenten Characteren ein wunderbarer Gegen­ stand. - Monstrositll.ten. - Pelorische Blilthen in einigen Fa.lien Folge eines Rilckschlags.

    Das grosse Princip der Vererbung, welches in diesem Capitel zu erortern ist, ist von Landwirthen und Schriftstellern verschiede­ ner Nationen anerkannt worden, wie schon aus dem wissenschaft­ Iichen Ausdruck nAtavismus" hervorgeht, der von Atavus, ein Vor­ fahre, abgeleitet ist, wie aus den englischen Ausdriicken Reversion oder Throwing-back hervorgeht; ebenso aus dem franzosischen Pas­ en-arriere und aus dem deutschen nRilckschlag" oder nRilckschritt". Wenn das Kind einem der Grosseltern iihnlicher ist, als seinen un­ mittelbaren Eltern, so f"allt dies uns nicht sehr auf, obgleich es in der That eine iiusserst merkwilrdige Thatsache ist. Wenn aber das Kind irgend einem frilheren Vorfahren oder einem entfernten Glied in einer Seitenlinie iihnlich ist - und diesen letzteren Fall mttssen wir der Abstammung aller Familienglieder von einem gemeinsamen Urerzeuger zuschreiben - so filhlen wir uns in einem hohen Grade

   

[page break] 38 Vererbung. 13. Cap.

berechtigt, erstaunt zu sein. Wenn eins der Eltern allein irgend einen neuerlangten und allgemein vererbbaren Character darbietet und die Nachkommen vererben ihn nicht, so kann die Ursache hier­ von darin liegen, dass der andere Erzeuger das O.berwiegende Ver­ mogen der Uberlieferung besitzt. Sind aber beide Eltern in ii.hn­ Iicher Weise characterisirt und das Kind erbt den in Frage stehen­ den Character nicht, was auch die Ursache hiervon sein mag, son­ dern wird seinen Grosseltern ahnlich, so haben wir einen der ein­ fachsten Fii.lle eines Riickschlags. Wir sehen bestandig noch einen andern und selbst noch einfacheren Fall von Atavismus, obgleich er gewohnlich nicht zu dieser Rubrik gerechnet wird: wenn niimlich der Sohn seinem rniitterlichen Grossvater in hoherem Grade ahnlich wird, als seinem viiterlichen und zwar in irgend einem das miinn­ Iiche Geschlecht characterisirenden Attribute, wie in irgend einer Eigenthiimlichkeit des Bartes beim Menschen oder der Horner beim Bullen, der Schuppenfedern oder des Kammes beim Hahn oder bei gewissen auf das miinnliche Geschlecht beschranktcn Arlen von Krankheiten; denn die Mutter kann solche miinnliche Charactere nicht besitzen oder entwickeln, und doch hat dasKind sie durch ihr Blut hindurch von seinem miitterlichen Grossvater ererbt.

   Die Fa.lie von Riickschlag lassen sich in zwei Hauptclassen ein­ theilen, welche indessen in manchen Fallen mit cinander verschmel­ zen. Namlich erstens solche Fiille, welche in ciner Varietiit oder Rasse auftreten, die nicht gekreuzt worden ist, aber durch Variation irgend einen Character verloren hat, den sie fruher besass und der spiiter wieder erscheint. Die zweite Classe umfasst alle Falle, in denen ein unterscheidbares lndividuum, Subvarietiit, Rasse oder Species zu irgend einer friihern Zeit mit einer distincten Form ge­ kreuzt worden ist und wo nun ein aus dieser KTeuzung hergeleite­ ter Character, nachdem er wiihrend einer oder mehrerer Genera­ tionen verschwunden war, plotzlich wieder auftritt. Man konnte noch eine dritte Classe bilden, welche nur in der Art der Reproduction verschieden ist, um alle jene Fiille von Riick­ schlag zu umfassen, welche mittels Knospen auftreten und welche rlaher von echter oder Fortpflanzung durch Semen un­ abhiingig sind. Vielleicht konnte man selbst noch eine vierte Classe

  

[page break] Cap.    RO.ckschlag.   39

errichten, um die Falle von Riickschlag in einzelnen Segmenten einer und derselben individuellen Bliithe oder Frucht und in ver­ schiedenen Theilen des Ktirpers eines und desselben individuellen Thieres , wenn es alt wird, aufzunehmen. Aber die beiden ersten Hauptclassen werden fur unsern Zweck ausreichen.

   R ii c k s c h I a g a u f ve rlo r e n e C h a r a c t e r e b e i r e in e n und ungekreuzten Form en. - Auffallende_ Beispiele dieser ersten Classe von Fallen sind im sechsten Capitel mitgetheilt wor­ den, namlich solche von dem gelegentlichen Wiedererscheinen blauer Vogel mit allen den fiir die wilde Columba livia characteristischen Zeichnungen bei verschieden gefarbten reinen Rassen der Taube.

.Ahnliche Falle wurd·en auch in Bezug auf dasHtihn mitgetheilt. Was deil geineinen Esel betrifft, so konnen wir, da es jetzt bekannt ist, das·s die Beine des wilden Urstammes gestreift sind, sicher sein, dass clas gelegentliche Auftreten so}cher Streifen bei dem d'omesticirten Thier ein Fall einfachenRiickschiags ist. Ich werde aber·veranlasst sein, nochmals aufdiese Falle zuriickzukommen und will sie des­ halb bier iibergehen.

   · Die_urspriinglichen Stam marten, von denen unser domesticirtes Rind und Schaf abstammt, besassen ohne Zweifel Horner; aber mehrere hornlose Rassen sind jetzt sicher entwickelt. Und doch ist es bei diesen wie z. B. beim Southdown-Schaf ,,nicht ungewohnlich, unter den mannlichen Lammern einige mit kleinen Hornern zu fin­ den ". Die Horner, welche so gelegentlich bei andern geschorenen Rassen auftreten, ,,wachsen entweder bis zur vollen Grosse oder sind in merkwiirdiger Weise nur der Haut angeheftet und hangen lose herab oder fallen ganz ah" 1. Das Galloway- und Suffolk­ Rind ist fur die letzten 100 oder 150 Jahre hornlos gewesen, aber gelegentlich wird ein gehorntes Kalb geboren, dessen Horner oft nur lose anhangen 2.

   Wir haben Grund zur Annahme,· dass das Schaf in seinem friihesten domesticirten Zustande ,, braun oder schmutzig schwarz"

   1 You at t, on Sheep, p. 20, 234. Dieselbe Thatsache von dem ge­ legentlichen Auftreten lose anhangender Hllrner bei hornlosen Rassen ist auch in Deutsch land beobachtet worden: Be eh stein, Naturgeschichte Deutschlands. Bd. 1, p, 362.

2 Youatt, on Cattle, p. 155, 174.

[page break] 40 Vererbung. 18. Cap.

war, aber selbst schon zur Zeit David's >wird von gewissen Heerden als weiss wie Schnee gesprochen. Wahrend der klassischen Zeit werden die Schafe von Spanien von mehreren alten Schriftstellern als schwarz, roth oder roth-braun beschrieben 3. Nichtsdestoweniger, dass heutigen Tags die grtisste Sorgfalt angewendet wird, die Ge­ burt farbiger Lammer zu verhiiten, treten doch theilweise gefarbte und einige vollstiindig schwarz gefarbte Liimmer gelegenllich bei unsern am htichsten veredelten und geschiitzten Rassen auf, wie

z. B. bei den Southdowns. Seit der Zeit des beriihmten Bakewell sind die Leicester-Schafe schon wiihrend des vorigen Jahrhunderts mit der scrupultisesten Sorgfalt geziichtet worden und doch treten gelegentlich grauktipfige oder schwarzfleckige oder ganz schwarze Liimmer auf 4. Dies ereignet sich noch hiiufiger bei den weniger veredelten Rassen, wie bei den Norfolks 5. Da es sich auf diese Neigung der Schafe, auf dunkle Farben zuriickzuschlagen, bezieht, will ich anfiihren (obgleich ich damit auf denRiicksc.hlag gekreu ter Rassen und ebenso auf das Capitel des Uberwiegens hinausgreife), dass W. D. Fox die Mittheilung erhiel dass sieben weisse Southdown­ Mutterschijfe zu einem sogenannten spanischen Widder, welcher zwei kleine schwarze Fiecke auf den Seiten trug, gebracht wurden und sie producirten dreizehn Liimmer, die alle vollkommen schwarz waren. Mr. Fox glaubt, dass dieser Widder zu einer Rasse ge­ htirte, die er selbst gehalten hat, welche immer schwarz und weiss gefleckt ist; und er find et, dass Leicester-Schafe, die mit Widdern die­

ser Rasse gekreuzt werden, immer schwarze Liimmer produciren. Er

hat nun weiter diese gekreuzten Schafe mit reinen weissen Lei­ cesters durch drei aufeinanderfolgende Generationen zuriickge­ kreuzt, aber immer mit demselben Resultat. Der Freund, von dem er sich die gefleckte Rasse verschafl't hatte, erzahlte auch Mr. Fox, dass auch er durch sechs oder sieben Generationen sie mit weissen Schafen gekreuzt babe, dass aber noch immer schwarze Liimmer ausnahmslos producirt wiirden.

8 Youatt, on Sheep, 1838, p. 17, 145.

   ' Mir ist diese Thatsache auf die ausgezeiclrnete Autorita.tMr. Wilmot 's durch 'w. D. Fox mitgetheilt worden. s. auch Bemerkungen ttber diesen Gegenstand in dem Originalartikel in: Quarterly Review 1849, p. 895.

5 Youatt, ·p. 19, 284.

 

[page break] 13. Cap.     Riickschlag.   41

   Ahnliche Thatsachen liessen sich auch in Bezug auf schwanz­ lose Rassen verschiedener Thiere anfiihren. So gibt z. B. Mr. Hewitt an 6, dass Hiihnchen, die von einigen schwanzlosen Hiih­ nern abstammten, welche fiir so gut gehalten wurden, dass sie bei einer Ausstellung einen Preis gewannen i ,,in einer betrachtlicheu Zahl von Fallen mit vollstandig entwickelten Schwanzfedern ver­ sehen waren ". Auf eingezogene Erkundigungen gab der urspriing­ liche Ziichter dieser Hohner an, dass sie seit der Zeit, wo er sie zuerst gehalten habe, oft Hubner producirt batten, die mit Schwlin­ zen versehen waren, aber dass diese letzteren wieder schwanzlose Hiihnchen erzeugten.

    Analoge Falle von Riickschlag treten auch im Pflanzenreiche auf. So werden ,,aus Samen, die man von den schonsten cul­ tivirten Varietaten der Pensees (Viola tricolor) gesammelt hat, haufig Pflanzen erzogen, die sowohl in ihren Blattern, als ihren Bluthen vollkommen wild sind" 7. Aber der Riickschlag geht in diesem Beispiel nicht auf eine sehr alte Zeit zuriick, denn die besten jetzt existirenden Varietiiten des Pensee sind vergleichsweise neue­ ren Ursprungs. Bei den meisten unserer cultivirten Gemiise besteht eine geringe Neigung zum Riickschlag auf das, was man filr ihren urspriinglichen Zustand gewohnlich halt, oder soviel man weiss auf diesen selbst, und dies wiirde noch evidenter sein, wenn die Glirtner nicht gewohnlich ihre Samenbeete aufmerksam betrachteten und die falschen Pflanzen oder Wildlinge, wie sie genannt werden, aus­ rissen. Es ist bereits bemerkt worden, dass einige wenige aus Samen erzogene .Apfel und Birnen gewohnlich den wilden Baumen, von denen sie abstammen ahnlich, aber, wie es scheint, nicht mit ihnen identisch sind. In unsernRiiben- 8 undMohren-Beeten brechen wenige Pflanzen oft aus, d. h. sie bliihen zu zeitig und meist findet man ihre Wurzeln zu hart und faserig, wie bei der elterlichen Spe­ cies. Mit HtHfe einer geringen Zuchtwahl, die wenige Generationen

6 The Poultry Book, von Tegetmeier, 1866, p. 231.

   7 Loudon 's Gardener's Magazine. Vol. X, 1834, p. 396. Ein Gil.rt­ ner, welcher Ober diesen Gegenstand viel Erfahrung hat , hat mir gleich­ falls versichert, dass dies zuweilen · eintritt.

8 Gardener's Chronicle 1855, p. 777.

[page break] 42 Vererbung. 13. Cap.

hindurch auszuiiben ware, ktinnten die meisten unserer cultivirten Pflanzen wahrscheinlich ohne irgend eine grosse Veranderung in ihren Lebensbedingungen zu einem wilden oder nahezu wilden Zu­ stand zuriickgefiihrt werden. Mr. Buckman hat dies bei der Pastinake erreicht 9 und Mr. Hewett C. Watson wiihlte, wie er mir mittheilt, drei Generationen hindurch ,,die am weitesten aus­ einandergehenden Pflanzen des schottischen Kohls aus (vielleicht eine der am wenigsten modificirten Varietaten des Kohls) und in der dritten Generation kamen einige Pflanzen denFormen sehr ahn­ lich, die jetzt in England um alte Schlossrnauern auftreten und ein­ geborne genannt werden ".

   Riickschlag bei Thieren und Pflanzen, welche ver­ wildert sind. - Bei den bis jetzt betrachteten Fallen sind die riickschlagenden Thiere und Pflanzen keiner grossen oder pltitz­ Iichen Veranderung in ihrcn Lebensbedingungcn ausgesetzt ge­ wesen, welche dieseNeigung hiitte veranlassen kiinnen. Es ist aber dies ein sehr verschiedener Fall von dern bei Thieren und Pflanzen, welche verwildert sind. Verschiedene Schriftsteller haben in der positivsten Weise wiederholt behauptet, dass verwilderteThiere und Pflanzen unabanderlich zu ihrem primitiven specifischen Typus zu­ riickkehren. Es ist merkwiirdig, auf was fiir geringem Zeugniss diese Annahme beruht. Viele unserer domesticirten Thiere ktinnten in einem wilden Zustande gar nicht bestehen. So sind die htiher veredelt.en Rassen derTaube nicht ,,Feldfliichter" oder suchen nach ihrer eigenen Nahrung. Schafe sind nie verwildert und wiirden fast durch jedes Raubthier zersttirt werden. In mehreren Fallen kennen wir die urspriingliche Elternspecies gar nicht und konnen auf keine mogliche Weise angebcn, ob irgend ein sich dieser anniihernder Grad von Riickschlag aufgetreten ist oder nicht. Jn keinem einzigen Beispiel ist es bekannt, welche Varietat zuerst freigelassen worden ist; in manchen Fallen sind wahrscheinlich mehrere Varietaten ver­ wildert und schon allein derenKreuzung wiirde dahin wirken, ihren eigenthiimlichen Character zu verwischen. Wenn unsere domesti­ cirten Thiere und Pflanzen verwildern, so rniissen sie irnmer neuen

9 Ebend. 1862, p. 721.

[page break] 13. Cap.     RO.ckschlag·.  43

Lebensbedingungen ausgesetzt werden ; denn wie Mr. W a 11 ace 10

richtig bemerkt hat, haben sie fiir ihre Nahrung selbst zu sorgen und sind der Concurrenz mit den eingebornen belebten Formen ausgesetzt. Wenn unter diesen Umstanden unsere domesticirten Thiere nicht einer Veranderung irgend welcher Art unterliigen, so wtirde das Resultat den Folgerungen, zu denen wir in dem vor­ liegenden Werke gelangen, vollstiindig entgegengesetzt sein. Nichts­ destoweniger zweifle ich nicht daran, dass die einfache Thatsache, dass Pflanzen und Thiere verwildem, eine gewisse Neigung zum Riickschlag auf den primitiven Zustand veranlasst, obgleich diese Neigung von einigen Schriftstellern bedeutend iiberschiitzt wor­ den ist.

   Ich will die angefiihrten Fa.He kurz durchgehen. Weder bei Pfer­ den noch beim Rind ist der urspriingliche Stamm bekannt, und es ist in fruhern Capiteln gezeigt worden, da.ss· sie in verschiedenen Landern verschiedene Fii.rbungen angenommen haben. So sind die Pferde, welche in Siidamerika verwildert sind, meist braun und im Orient gra.ubraun ge­ fii.rbt; ihre Kopfe sind grosser und grober geworden, und dies mag eine Folge von Riickschlag sein. Von der verwilderten Ziege·ist noch keine sorgfaltige Beschreibung geliefert worden. Hunde, welche in verschiede­ nen Landern verwildert sind, haben kaum irgendwo einen gleichformigen Character a.ngenommen. Sie sta.mmen aber wahrscheinlich von mehreren domesticirten Rassen und urspriinglich von mehreren distincten Species ab. Verwilderte Katzen sind sowohl in Europa a.ls in La Plata regel­ massig gestreift; in manchen Fallen haben sie eine ungewohnlich bedeu­ tende Grosse im Wachsthum erreicht, sind aber von dem domesticirten Thiere in keinem andern Character verschieden. Wenn verschieden ge­ farbte za.hme Kaninchen in Europa freigelassen werden, so erhalten sie meist die Farbung des wilden Thieres wieder; dass dies wirklich eintritt, kann nicht bezweifelt werden; wir iniissen uns aber daran erinnern, dass auffallend gefarbte und in die Augen fallende Thiere sehr unter den Angriffen der Raubthiere leiden und auch leicht geschossen werden kon­ nen; dies war wenigstens die'Meinung eines Herrn, welcher versuchte, seine Walder mit einem Sta m einer nahezu weissen Varietat zu bevolkern. Waren sie auf diese Weise zerstort, so wilrden sie der Thatsa.che nach

   10 s. einige ausgezeichnete Bemerkungen fiber diesen Gegenstand von Mr. Wallace, in: Journal Proceed. Linn. Soc. 1858. Vol. III, p. 60.

  

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von dem gemeinen Kaninchen ersetzt worden, statt in diese Form ver­ wandelt worden zu sein. Wir haben gesehen, dass die verwilderten Kaninchen von Jamaika und speciell von Porto Santo neue Farben und andere neue Charactere angenommen haben. Der bestgekannte Fall von R1ickschlag und der auf welchen der weitverbreitete Glaube von seiner Allgemeinheit offenbar ruht, ist der bei Schweinen. Diese Thiere sind in Westindien, Siidamerika, und den Falkland-lnseln verwildert und haben tiberall die dunkle Fii.rbung, die dicken Borsten und die grossen Hauer des wilden Ebers wieder bekommen; auch haben die Jungen Lli.ngs­ streifen wieder erhalten. Aber selbst in diesem Falle vom Schwein be­ schreibt R o u Ii n die halbwilden Thiere in verschiedenen Theilen von Siidamerika als unter einander in mehreren Beziehungen verschieden. In Louisiana ist das Schwein 1 1 verwildert und es soil etwas in der Form und bedeutend in der Farbung von dem domesticirten Thiere ab­ weichen, ist aber doch nicht genau dem wilden europaischenEber gleich. Bei Ta.uben und Hiihnern 12 ist nicht bekannt, welche Varietii.t zuerst freigelas en wurde, auch nicht, welchen Character die ,erwilderten Vogel angenommen haben. In Westindien cheint das Perlhuhn, wenn es ver­ wildert, mehr zu variiren, als im domesticirten Zustande.

   In Bezug auf verwilderte Pflanzen hat Dr. Hooker 13 stark be­ tont, auf was fiir geringem Zeugniss der gewohnliche Glaube an ihrem Vermogen zum Riickschlag beruht. God r on 14 beschreibt wilde Rtiben, Mohren nnd Sellerie. Diese Pflanzen weichen aber in ihrem cultivirten Zustande'kaum von ihren wilden Urformen ab, mit Ausnahme derSaftig­ keit und Vergrosserung gewisser Theile, Charactere, welche sicher bei Pflanzen verloren gehen wilrden, die in einem armen Boden und im

11 Dure au de la Malle, in: Comptes rendus.  Tom. XLI, 1866,

p. 807. Na.eh den eben angeftlhrten Angaben kommt der Verfasser zum Schluss, dass die verwilderten Schweine von Louisiana nicht von dem euro­ pll.ischen S11a acroftr abstammen.

   12 Capt. W. Allen gibt in seiner .Expedition to the Niger« an, dau HO.hoer auf der Insel Annobon verwildert und in der Form und Stimme modificirt worden sind. Die Beschreibung erschien mir so dll.rftig und vag, dass ich sie nicht des Copirens fll.r werth hielt; ich sehe a.her jetzt, dass Dureau de la Malle (Comptes rendus. Tom. XLI, 1855, p. 690) dies a.ls ein gut.ea Beispiel von Ro.ckschlag auf die ursprll.ngliche Form und als Bestll.tigung einer nor.h vageren Ange.be aus der classischen Zeit von Varro ansieht.

ia Flora of Australia 1859.  Introduction, p. IX.

14 De l'Espece.  Tom II, p. 54, 58, 60.

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Kampf mit andern Pflanzen wiichsen. Keine cultivirte Pflanze ist in einem so enormen Maassstabe verwildert, als die spanische Artischoke (Oynara cardunculus) in La Plata. Jeder Botaniker , der sie dort hat wachsen sehen in ungeheuren Beaten, so hoch wie ein Pferd , ist von ihrem eigenthumlichen Ansehen frappirt gewesen. Ob sie aber in irgend einem wichtigen Punkt von der cultivirten spanischen Form abweicht, welche, wie man sagt, nicht so stachelig, wie ihre amerikanischen Nach­ kommen ist, oder ob sie von der wilden Mittelmeerspecies abweicht, welche wie man sagt, nicht svcial ist, weiss ich nicht.

   Riickschlag auf Charactere, die von einer Kreuzung herrtihren, bei Subvarietaten, Rassen und Arte n. -     Wenn ein lndividuum mit irgend einer erkennbaren Eigen­ thtimlichkeit sich mit einem andern derselben Untervarietat, welches die in Frage stehende Eigenthumlichkeit nicht besitzt, verbindet, so erscheint sie oft in den Nachkommen, nach einem Verlauf mehrerer Generationen wieder. Jedermann muss es bemerkt oder von alten Leu ten gehort haben, dass Kinder im Ansehen oder in der geistigen Disposition oder in einem so geringen und complicirten Character wie der Ausdruck ist, einem ihrer Grosseltern oder einem noch ent­ fernteren Seitenverwandten ahnlich sind. Sehr viel Structuranoma­ Iien und Krankheiten 15, von denen im letzten Capitel Beispiele an­ geftihrt wu1den, sind von einem Erzeuger in eine Familie gekom,men, und sind bei den Nachkommen nach i.iberspringung zweier oder dreier Generationen wieder erschienen. Der folgende Fall ist mir nach guter Autoritat mitgetheilt worden und ist, wie ich glaube, vollstiindig zuverlassig. Eine Vorsteherhtindin warf sieben junge Hunde; vier davon waren mit blau und weiss gezeichnet, was bei Vorstehern eine so ungewohnliche Farbung ist, dass man der Ansicht war, sie habe sir.h mit einem Windspiel eingelassen und der ganze Wurf wurde zum Tode verurtheilt. Man gestattete indess dem Wild­ wart einen der jungen Hunde der Merkwtirdigkeit wegen zu erhal­ ten. Zwei Jahre spater sah ein Freund des Besitzers den jungen Hund und erkl!irte, dass.es das Abbild seiner alten Vorsteherhiindin Sappho sei, dem einzigen blau und weissen Vorsteher reiner Ah-

  u  Mr. Sedgwick ftthrt viele Beispiele an in: The British and Fo­ reign Medico-Chirurg. Review. April und Juni 1863'. p. 448. 188.

 

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stammung, den er je gesehen. Dies fiihrte zu niiheren Nachfor­ schungen und es wurde ermittelt, dass er der Ururenkel der Sappho sei, so dass nach der gewohnlichen Ausdrucksweise er nur ein Sechszehntel ihres Blutes in seinen Adern hatte. Hier !asst sich kaum bezweifeln, dass ein von einer Kreuzung mit einem lndividuum derselben Varietiit abgeleiteter Character nach iiberspringung dreier Generationen wieder erschien.

   Wenn zwei distincte Rassen gekreuzt werden, so ist die Nei­ gung bei den Nachkommen auf eine der beiden Elternformen zurOck­ zuschlagen , notorisch gross und hall viele Generationen an. Ich babe selbst den klarsten B weis hiefiir bei gekreuzten Tauben und bei verschiedenen Pflanzen gesehen. Mr. Sidney 16 fiihrt an, dass unter einem Wurf von Essex - Schweinen zwei Junge aunraten, welche das reine Abbild des Berkshire-Ebers waren, welcher 28 Jahre vorher dazu benutzt worden war, der Rasse Grosse und Con­ stitution zu geben. Auf dem Meierhofe in Betley Hall beobachtete ich einige Hiihner; die eine grosse .A.hnlichkeit mit der malayischen Rasse batten und Mr. To 11 et sagte mir, dass er vor 40 Jahren seine Vogel mit Malayen gekreuzt babe und doss er, trotzdem er im An­ fange versucht hatte, diese Zumischung wieder loszuwerden, den Versuch endlich verzweiflungsvoll aufgegeben babe, da der ma­ Ieyische Character immer wieder erschien.

   Diese starke Neigung bci gekreuzten Rassen zuriickzuschlagen, hat zu endlosen Discussionen Veranlassung gegeben , in wie viel Generationen nach einer einzigen Kreuzung entweder mit einer distincten Resse oder nur mit einem weniger werthvollen Thiere die Rasse als rein und frei von aller Gefahr des Riickschlags angesehen werden ki.inne. Niemand glaubt, dass weniger als drei Generationen genilgen und die meisten Ziichter sind der Ansicht, dass sechs, sie­ ben oder acht nothwendig sind und einige gehen selbst in Bezug auf die erforderliche Zeit noch weiter 17. Aber weder in dem Falle,

16 In seiner Ausgabe von You a tt, on the Pig. 1860, p. 27.

17 Dr. Prosper Lucas, Heredite. natur.  Tom. II,  p. 314. 892. a.

auch einen guten praktischen Artikel Uber diesen Gegenstand in: Gardener's Chronicle 1856, p. 620. Ich konnte noch eine ungeheure Menge Citate beibringen; sie sind aber ttberftilsaig.

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wo eine Rasse <lurch eine einzige Kreuzung verunreinigt worden ist, noch in dem wo zu dem Versuch eine intermediiire Rasse zu bilden Halbhlutthiere viele Generationen hindurch miteinander ge­ paart worden sind, kann man irgend eine Regel feststellen, wie bald die Neigung zum Rilckschlag verschwinden wird. Es hiingt von der Verschiedenheit in der Stiirk_eoder dem Uberwiegen der Uberliefe­ rung von Seiten der beiden elterlichen Formen, von dem wirklichen Betrag der Verschiedenheit und von der Natur der Lebensbedingun­ gen ab, denen die gekreuzten Nachkommen ausgesetzt werden. Wir miissen aber sorgfiiltig Jenen Fall von Riickschlag auf Charactere, die <lurch eine Kreuzung erhalten worden sind, unterscheiden und sie nicht mit solchen verwechseln, welche unter die erste Classe gerechnet wurden, bei denen die Charactere , welche urspriinglich beiden Eltern gemeinsam gewesen, aber in einer friiheren Periode verloren gegangen war.en, wiedererscheinen ; denn solche Charac­ tere konnen nach einer fast unendlichen Anzahl von Generationen wieder auftreten.

   . Das Gesetz des Riickschlags ist von ·gleicher Kraft bei Hybri­ den, wenn sie hinreichend fruchtbar sind untereinander zu ziichten oder wenn sie wiederholt mit beiden reinen Elternformen gekreuzt worden sind, und ebenso bei Mischlingen. Es ist nicht nothwendig, hierfiir noch Beispiele zu geben; denn was die Pflanzen betrifft, so hat fast jeder, welcher diesen Gegenstand seit der Zeit K i.i Ire  u­ t e r's bis auf den heutigen Tag behandelt hat, diese Neigung her­ vorgehoben.  G ii r t n e r  hat einige gute Beispiele angefiihrt, aber Niemand hat auffallendere Fiille mitgetheilt, als Naud in 18. Die Neigung differirt in verschiedenen Gruppen dem Grade und der Stiirke nach und hiingt, wie wir gleich sehen werden, zum Theil von der Thatsache ah, dass die elterlichen Pflanzen lange cul­ tivirt worden sind. Obgleich die Neigung tum Riickschlage bei fast allen Mischlingen und Bastarden iiusserst allgemein ist, so !asst sie sich doch nicht als unabiinderlich characteristisch fiir dieselben be-

   18 Kolreuter theilt in'seiner »DrittenFortsetzung« 1766, p. 53. 59, Fil.He mit, ebenso in seiner bekannten »Abhandlung Qber Lavatera und Ja­ lapa.. Gartner, Bastarderzeugung, -p. 437. 441 u. s. w. Naudin, in seinen Recherches sur· l'Hybridite in:· Nouvelles Archives du Museum. Tom. I. p, 25.

-by

 

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trachten. Wir haben auch Grund zur Annahme , dass sie durch lange fortgesetzte Zuchtwahl uberwunden werden kann. Diese Ge­ genstiinde werden aber noch passender in einem spiiteren Capitel uber Kreuzung erorterl. Nach dem, was wir von dem Vermogen und dem Ziel des Rtickschlags sehen , sowohl bei reinen Rassen, als wenn Varietiiten oder Species gekreuzt werden, konnen wir schliessen, dass Charactere von fast jeder Art fiihig sind , wieder zu erscheinen, nachdem sie eine bedeutende Zeit hindurch verloren gewesen sind. Hieraus folgt aber nicht, dass in jedem besonderen Falle gewisse Charactere wieder erscheinen werden.  Dies wird

z. B. nicht eintreten, wenn eine Rasse mit einer andern gekreuzt

wird, welche ein Ubergewicht in der Uberlieferung besitzt. In einigen wenigen Fallen schliigt das Vermogen zum Rttckschlag vollstiindig fehl, ohne dass wir im Stande sind, irgend welche Ursache fiir dieses Ausbleiben anzuftihren. So ist angefuhrt worden, dass in einer fran­ zosischen Familie, in welcher unter mehr als 61)0 Gliedern 85 im Verlauf von sechs Generationen an Nachtblindheit litten, 0nicht ein einziges Beispiel aufgetreten ist, dass diese Affection bei Kif!dern von Eltern aufgetreten ware, welche selbst hiervon frei waren" 19.

   Riickschlag <lurch Knospen - Variation. - Theil­ weiser Rtickschlag in Segmenten in derselben Blume oder Frucht oder in verschiedenen Theilen  des Kor­

pers  eines  unddesselben individuellen Thieres. -  Im

elften Capitel wurden viele Fiille von Rtickschlag durch Knospen unabhiingig von einer Reproduction durch Samen mitgetheilt ; so: wo eine Blattknospe auf einer gefleckten gekriiuselten oder ge­ schlitzten Varietiit plotzlich ihren eigentlichen Character annimmt; oder wenn eine Proven<;e-Rose auf einer Moosrose oder ein Pfirsich auf einem Nectarinenbaum erscheint. In einigen dieser Fiille nahm nur die Halfte der Bliithe oder Frucht oder ein kleineres Segment oder bloss Streifen ihren friiheren Character wieder an, und bier

19 Citirt von Sedgwick in: Medico-Chirurg. Review. April, 1861,

p. 485. Dr. H. Do bell filhrt in den Medico-Chirurg. Transactions. Vol. XLVI einen analogen Fall an, wo in einer grossen Familia Finger mit verdickten Gelenken mehreren Gliedern durch f11nf Generationen 11berliefert wurden; als der Fehler aber einmal ausblieb, kehrte er nie wieder.

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haben wir bei Knospen-Riickschlag in Segmenten. Vi Imo r in 20 hat auch mehrere Falle von aus Samen erzogenen Pflanzen mitgetheilt, wo Bliithen in Streifen oder Flecken zu ihrer urspriinglichen Far­ bung zuriickkehrten. Er gibt an , dass in alien solchen Fallen sich zuerst eine weisse oder blassgefarbte Varietat bilden rnuss, und wenn diese eine Zeit lang <lurch Samen fortgepflanzt worden ist, erscheinen gelegentlich gestreifte Siimlinge, und diese konnen wieder bei angewendeter Sorgfalt spater <lurch Samen vervielfaltigt werden. Die eben erwahnten Streifen und Segmente sind, soweit es be­ kannt ist, nicht die Folge eines Riickschlags aufCharactere, die aus einer Kreuzung herriihren, sondern auf Charactere, welche durch Variation verloren gegangen waren. Indess sind diese Fil.lie , wie Nau d in 21 in seiner Erorterung iiber die Trennung der Charactere betont, denen sehr anolog, welche im elften Capitel angefiihrt wur­ den , wo gekreuzte Pflanzen halb-und-halb oder gestreifte Bliithen und Friichte oder distincte Sorten von Bliithen, welche beiden elter­ lichen Formen ahnlich w11ren, auf derselben Wurzel producirt ha­ ben. Wahrscheinlich gehoren viele gescheckte Thiere unter diese Rubrik. Wie wir in dem Capitel iiber Kreuzung sehen werden, sind derartige Fil.lie , wie es scheint, das Resultat davon, dass gewisse Charactere nicht leicht miteinander verschmelzen ; und in Folge dieser Unfahigkeit zur Verschmelzung gleichen die Nachkommen ent­ weder vollstiindig einer der beiden elterlichen Formeri oder in einem Theil der einen in einem andernTheil der andern elterlichenForm; oder wahrend sie im jugendlichenAlterimCharacterintermedii:ir sind, schla­ gen sie mit dem Vorriicken des Alters ganzlich oder segmentweise auf eine der beiden elterlichen Formen oder aufbeide zuriick. So sind junge Baume von Oytisus Adami in der Belaubung und den Bliithen zwi­ schen den beiden elterlichen Formen intermediar, werden sie aber alter, so schlagen die Knospen besti:indig entweder theilweise oder giinzlich auf beide Formen zuriick. Die im elften Capitel mitge­ theilten Falie von Veriinderungen, welche wahrend des Wachsthums gekreuzter Pflanzen von Tropaeolum, Oe,eus, Datura und Lathyrus

20 Verlot, Des Varietes. 1865, p. 68.

   21 Nouvelles Archives du Museum. Tom. I, p. 25. Alex. Braun (in seiner »Verjiingung.« 1851, p. 885) ist ofl'enbar einer ahnlichen Ansicht.

DARWIN, Varllren II. 4

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50   Vererbung. 13. Cap.

auftreten, sind alle analog. Da indessen diese Pflanzen Bastarde der ersten Generation sind, und ihre Knospen nach einer gewissen Zeit ihren Eltern und nicht ihren Grosseltern ahnlich werden, so schei­ nen diese Fiille auf den ersten Blick nicht unter das Gesetz des Riickschlags im gewohnlichen Sinne des Wortes zu gehoren; da je­ doch die Veranderung durch eine Reihe aufeinanderfolgenderKnos­ pengenerationen auf derselben Pflanze bewirkt wird, so konnen sie trotzdem mit bier einbegriffen werden.

Analoge Thatsachen sind auch im Thierreich beobachtet wor­

den und sind um so merkwirrdiger, als sie im eigentlichen Sinne an demselben Individuum auftreten und nicht wie bei Pflanzen im Ver­ laufe einer Reihe aufeinanderfolgender Knospengenerationen. Bei Thieren reicht der Act des Riickschlags, wenn man es so nennen kann, nicht i.iber eine wahre Generation hinaus, sondern nur Ober die friiheren Wacbsthumsstadien eines und desselben Individuums. Ich kreuzte z. B. mehrere weisse Hennen mit einem schwarzen Hahn und viele der jungen Hiihnchen waren wiihrend des ersten Jahres vollkommen weiss, erhielten aber wiihrend des zweiten Jah­ res schwarze Federn. Auf der andern Seite wurden einige von den Hiihnchen , welche zuerst schwarz waren , wiihrend des zweiten Jahres mit weiss gescheckt. Ein grosser Zi.ichter filhrt an 22, dass eine gestrichelte Brarna-Henne , welche nur irgend etwas Blut der hellen Brama-Rasse in sich hat, ..gelegentlich ein Kuchel produciren

wird, welches wahrend des ersten Jahres gut gestrichelt ist, es

wird aber iiusserst wahrscheinlich im zweiten Jahre an den Schul­ tern nach der Mauser braun und seiner urspriinglichen Flirbung vollkommeu ungleich werden." Dasselbe ereignet sich bei helJen Bramas, wenn sie unreinen Blutes sind. Ich babe genau denselben Fall bei den gekreuzten Nachkommen verschieden gef"arbter Tauben beobachtet. Die folgende ist aber eine noch merkwi.irdigere That­ sache. Ich kreuzte eine Moventaube, welche eine aus umgekehrten F'edern gebildete Krause an ihrer Brust hat, mit einer Trommeltaube. Eine der jungen aus dieser Kreuzung resultirenden Tauben zeigte anfangs nicht eine Spur der Krause; nachdem sie sich aber dreimal

22 Teebay in: Tegetmeier, The Poultry Book, 1866. p. 72.

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gemausert hatte , erschien eine kleine aber nicht zu verkennende deutliche Krause an ihrer Brust. Nach Giro u 23 werden Kiilber von einer rothen Kuh und einem schwarzen Bullen oder von einer schwarzen Kuh und einem rothen Bullen nicht selten roth geboren und werden spiiter schwarz.

   In den vorhergehenden Fallen sind die Charactere, welche mit zunehmendem Alter auftreten, das Resultat einer Kreuzung in der vorhergehenden oder in irgend einer fri.iheren Generation. Aber in den folgenden Fallen gehorten die Charactere , welche in dieser Weise wieder erschienen, frilher der Species an und giengen in ei­ ner mehr oder weniger entfernten Zeit schon verloren. So erhal­ ten Azar a zufolge 24 die Kalber einer hornlosen Rindviehrasse, welche in Corrientes ihren Ursprung hatte , trotzdem sie anfangs

. vollig hornlos waren, wenn sie erwachsen werden, zuweilen kleine gekri.immte und locker anhiingende Horner; und diese werden in spateren Jahren gelegentlich an den Schadel festgeheftet. Weiss und schwarze Bantams, welche beide gewohnlich rein zi.ichten, neh­ men zuweilen, wenn sie alt. werden, ein safranfarbiges oder rothes Gefieder an. So ist z. B. ein schwarzer Bantam erster Qualitat be­ schrieben word en, welcher drei Jahre hindurch vollkommen schwarz war, aber dann jedes Jahr immer rother wurde; und es verdient Beachtung, dass diese Neigung zur Veriinderung, sobald sie iiber­ haupt bei einem Bantam auftritt, ,, sich fast sicher als erblich er­ weist" 25. Der kukukartige oder blaugefleckte Dorking-Hahn erhalt, wenn er alt wird, gern gelbe oder orange Schuppenfedern an der Stelle seiner eigentlichen blaulichen grauen Schuppenfedern 26.. Da nur Gallus bankiva roth und orange gefarbt ist und da Dorking­ Hiihner und beide Sorten von Bantams von dieser Art abstammen, so konnen wir kaum bezweifeln, dass die Veriinderung, welche ge­ legentlich in dem Gefieder dieser Vogel auftritt, wenn sie im Alt.er

23 Citirt von Hofacker, Uber die Eigenschaften u. s. w. p. 98.

24 Essais Hist. nat. du Paraguay Tom. II, p. 1801, p. 372.

   2 Diese Thatsachen sind nach der bedeutenden Autoritll,t des Mr. Hewitt mitgetheilt in: Tegetmeier, The Poultry Book, 1866, p. 248.

26 Tegetmeier, The Poultry Book. 1866, p. 97.

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vorriicken, das Resultat einer Neigung des Individuums ist, auf den primitiven Typus zuriickzuschlagen.

   Kreuzung  als  eine  directe Ursache des  Ruck­ sch I a g s. - Es ist schon seit Ianger Zeit bekannt, dass Bastarde und Mischlinge oft auf beide oder auf eine ihrer elterlichen Formen nach einem Zwischenraum von zwei bis sieben oder acht oder, eini­ gen Autoritiiten zufolge , selbst einer grosseren Anzahl von Gene­ rationen zuriickschlagen. Dass aber der Act der Kreuzung an und fiir sich einen Anstoss zum Riickschlag gibt, wie es sich durch das Wiederauftreten lange verlorener Charactere zeigt, ist , wie ich glaube, bis jetzt niemals bewiesen worden. Der Beweis liegt in ge­ wissen Eigenthumlichkeiten, welche die unmiltelbaren Eltern nicht characterisiren und deshalb nicht von ihnen hergeleitet werden konnen, welche aber hiiufig bei den Nachkommen zweier Hassen nach ihrer Kreuzung erscheinen, Eigenthtimlichkeiten, welche nie­ mals oder nur in ausserster Seltenheit bei diesen selben Hassen er­ scheinen, so lange man ihre Kreuzung verhiitet hat. Da mir diese Folgerung ausserst merkwurdig und neu erscheint, so will ich die Belege im Detail mittheilen.

   lch wurde zuerst auf diesen Gegenstand aufmerksam und bewogen, zahlreiche Experimente anzustellen , a.ls ich fand , dass Bo i tar d und

C orb i e angegeben batten, dass wenn sie gewisse Rassen kreuzten, fast

unabanderlich Tauben producirt wurden, welche so gefarbt wa.ren, wie die wilde Oolumba livia oder die gemeine Haustaube, namlich schiefer­ blau, mit doppelten schwarzen Flugelbalken, zuweilen mit schwarz gefel­ dert, mit weissen Lenden, der Schwanz schwarz gebiindert mit den ausse­ ren Federn weiss gerandert. Die Rassen , welche ich kreuzte, und die merkwilrdigen hieraus erhaltenen Resultate sind im sechsten Capitel ausfiihrlich beschrieben worden. Ich wablte zur Zucht Tauben aus, welche zu reinen und alten Rassen gehorten, die nicht eine Spur von blau oder von irgend einer der oben speciell angefiihrten Zeichnungen besassen. Wenn sie aber gekreuzt und ihre Mischlinge zuriickgekreuzt wurdeu , so wurden bestandig junge Vogel producirt, die mehr oder weniger deutlich schieferblau gefarbt wa.ren und einige oder alle eigenthiimlichen chara.c­ teristischen Zeichnungen besassen. lch will einen Fall dem Leser in das Gedachtniss zuriickrufen, niimlich den einer Taube , die kaum von der

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wilden Shetland-Art za unterscheiqen war, dem Enkel einer rothen Bliiss­ Taube, weissen Pfauentaube und zwei schwarzen Barb-Tauben, a.us wel­ chen allen, wenn sie rein geziichtet worden waren, die Production einer ahnlichen wie die wilde 0. livia gefarbten Taube fast ein ungeheures Wunder gewesen ware.

Ich wurde hierdurch veranlasst, die im siebenten Capitel angefiihr­

ten Experimente an Hiihnern zu machen; ich wahlte zur Nachzucht lange. sicher bestehende reine Rassen ans, an welchen nicht eine Spur von roth zu finden war; und doch traten in mehreren der Mischlinge so gefa:rbte Federn auf; und ein prachtiger Vogel , das Erzeugniss eines schwarzen spanischen Hahns und einer weissen Seidenhenne war fast gena.u wie der wilde Gallus bankiva gefarbt. Jeder, der nur irgend etwa.s von Ziichtung von Hiihnern weiss, wird zugeben, dass man hatte zehntausende von rei­ nen spanischen und von reinen weissen Seidenhuhnern ziichten konnen. ohne die Erscheinung einer rothen Feder. Die auf die Autoritat Mr. Te get me i e r's angefiihrte Thatsache von dem bei Mischlingshiihnern haufigen Auftreten von gestrichelten oder quer-gebanderte'n Federn, ahn­ lich den bei vielen hiihnerartigen Vogeln so haufig auftretenden , ist gleichfalls offenbar ein Fall von Ruckschlag auf einen friiher von irgend einem alten Urerzeuger der Familie besessenen Character. lch verdanke der Freundlichkeit desselben ausgezeichneten Beobachters die Ansicht einiger Halsschuppen- und Schwanzfedern von einem Bastard zwischen dem gemeinen Huhn und einer sehr distincten Species, dem Gallus varius. Diese Federn sind in einer auffalligen Weise mit einem dunklen metaili­ schen blau und grau que-r gestreift , ein Character , welcher von keiner der unmittelbaren elterlichen Formen abzuleiten ist.

   Mr. Brent hat mir mitgetheilt, dass er einen weissen Aylesbury­ Enterich und eine schwarze sogenannte La.brador-Ente, welche beide reine Rassen sind, kreuzte; und er erhielt einen jungen Enterich, der de·rwilden Ente ( Anas bochas) vollig ahnlich war. Von der Moschus­ ente (.A. moschata L.) gibt es zwei Unterrassen, namlich weisse und schieferfarbige und wie man mir mitgetheilt hat, ziichten diese rein oder na.hezu rein. Mr. W. D. Fox erzahlt mir aber, dass nach der Pa.a.rung eines weissen Enterichs mit einer schieferfarbigen Ente immer schwarz mit weiss gescheckte Vogel, wie die wilde Moschusente producirt warden. Wir haben im vierten Capitel gesehen, dass sogenannte Himalaya­ kaninchen mit einem schneeweissen Korper, schwarzen Ohren, schwarzer Nase, Schwanz und Fiissen, vollkommen rein ziichten. Man weiss, da.ss diese Rasse sich aus der Verbindung zweier Varietaten silbergrauer Ka-

  

[page break] 54 Vererbung. 13. Cap.

ninchen gebildet hat. Wenn nun ein Himalayakaninchen mit einem s&nd­ farbigen Rammler gekreuzt wurde , so entstand ein silbergraues Kanin­ chen und dies ist offenbar ein Fall von Rueksehlag auf eine der elter­ lichen Varietii.ten. Die jungen Himalayakaninchen warden schneeweil!s geboren und die dunkleren Zeichnungen erscheinen nicht eher als eine gewisse Zeit spater. Gelegentlich werden aber Himalayakaninchen ge­ boren, welche hell silbergrau sind, doch verschwindet diese Farbung bald wieder, so dass wir bier eine Spur eines Ruekschlages wahrend einer frubern Lebensperiode auf eine der Elternvarietii.ten unabhangig von irgend einer in neuerer Zeit vorgekommenen Kreuzung vor uns haben.

   Im dritten Capital wmde gezeigt, dass in alter Zeit einige Rassen von Rindvieh in den wilderen Theilen von England weiss waren mit dunk­ len Ohren und dass das jetzt in gewissen Parks halb wild gehaltene und das in zwei weit auseinander gelegenen Theilen der Ertle verwilderte Rind gleichfalls so gefitrbt ist. Ein erfahrener Zuchter, Mr. J. Beasley von Northamptonshire 27, kreuzte nun einige sorgfii.ltig a.usgewah.lt.e West-Highland-Kube mit rein gezuchteten Shorthorn-Bullen. Die Bullen wa.ren roth oder roth und weiss oder dunkelrothgrau und die Highland­ Kuhe waren alle von einer rothen in eine helle oder gelbe Schattirung neigenden Farbung. Eine betrachtliehe Anzahl der Naehkommen w&ren aber (und Mr. Be as I e y macht besonders hierauf als eine merkwurdige That8ache aufmerksam) weiss oder weiss mit rothen Ohren. Wenn wir nun im Auge behalten, dass keine der elterlichen Formen weiss war. und dass sie rein gezfichtete Thiere waren, so ist es Mchst wahrsehein­ lich, dass bier die Nachkommen in Folge der Kreuzung auf die FArbung entweder der urspri1ngliehen elterliehen Art oder irgend einer alten und halbwilden elterlichen Rasse zuriickschlugen. Der folgende Fall geMrt vielleieht in dieselbe Categorie. Die Euter der Kube in ihrem Natur­ zustande_sind nur wenig entwickelt und geben auch nicht annahernd so vie! Milch als die unserer domesticirten Thiere. Wir haben nun Grund zur Annahme 28, d s ans Kreuzungen geziichtete Thiere zwischen zwei Sorten, von denen beide gute Melker sind, wie Alderneys und horthorns_ oft in dieser Hinsieht vollig werthlos werden.

    In dem Capitel ftber das Pferd haben wir Griinde filr die Annahme beigebracht, dass der urspri1ngliche Stamm gestreift und graubra.un ge­ farbt war; und es wurden Details angefO.hrt, welche naehwiesen, dass in allen Theilen der Erde hiiufig Streifen einer dnnklen Farbung den Rtleken

2' Gardener's Chronicle and Agricultural Gazette. 1866, p. 628.

28 Ebendas. 1860, p. 343.

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entlang, quer an den Beinen und an den Schultern erscheinen, an welch letzterem Orte sie gelegentlich zwei- oder dreifa.ch a.uftreten und zu­ weilen selbst im Gesicht und dem Korper, und dies bei Pferden a.Iler Rassen und aller Farbungen. Die Streifen erscheinen aber am haufigsten bei den verschiedenen Sorten graubrauner Pferde ; zuweilen sind sie an Fiillen deutlich zu sehen ·und verschwinden spater wieder. Diese grau­ braune (dun) Farbung und die Streifen werden streng iiberliefert, wenn ein so gezeichnetes Pferd mit irgend einem a.ndern gekreuzt wird. Ich wa.r aber nicht im Stande nachzuweisen, da.ss a.us der Kreuzung zweier distincter Ra.ssen, von 'denen keine graubraun ist, gestreifte gra.ubraune in der Regel producirt wiirden, trotzdem dies gelegentlich auftritt..

    Die Beine des Esels sind oft gestreift und man kann dies als einen Riickschla.g auf die wilde elterliche Form, den A.sinus taeniopus von Abyssinian 29, betrachten, welcher so gestreift ist. Bei dem domesticirten Thier sind die Streifen an der Schulter gelegentlich doppelt oder a.m Ende ge­ gabelt, wie bei gewissen zebra-artigen Species. Wir haben Grund zur Annahme, dass das Fiillen haufig deutlicher an den Beinen gestreift ist, a.ls das erwachsene Thier. Wie beim Pferd, so ha.be ich auch hier keine distincten Beweise erhalten, dass die Kreuzung verschieden gefarbter Varietaten des Esels die Streifen hervorbringe.

   Wir wollen uns nun aber zu dem Resultat der Kreuzung zwischen Pferd und Esel wenden. Obgleich Maulthiere nicht annahernd .so zahl­ reich in England sind, wie Esel, so ha.be ich doch eine viel grl:lssere An­ zahl mit geAtreiften Beinen und mit viel deutlicheren Streifen gesehen, a.ls bei einer der beiden Elternformen. Solche Maulthiere sind meist hellfarbig und kl:lnnen falbgrau genannt werden. In einem Falle warder Schulterstreifen am Ende tief gegabelt; in einem andern war er doppelt, aber in der Mitte verbunden. Mr. Martin gibt eine Abbildung eines spanischen Maulthieres mit starken zebra-ahnlichen Zeichnungen an sei­ nen Beinen 30, und bemerkt , dass Maulthiere besonders gern an ihren Beinen so gestreift werden. Na.eh Ro u Ii n 31 sind solche Streifen in Si.\damerika beim Ma.ulthiere viel hau:figer und deutlicher a.ls beim Esel. Mr. Gosse sa.gt 32, wo er von diesen Thieren in den VereinigtenStaaten spricht, ,,dass bei einer grossen Za.hl, vielleicht bei neun unter je zehn, die Beine mit queren dunklen Streifen gebandert sind."

29 Sclater, in: Proceed. Zoolog. Soc. 1862, p. 164.

30 History of th HorsP., p. 212.

31 Memoires presentes par divers Sa.vans. Tom. VI, 1835, p. 338.

32 Letters from Alabama. 1859, p. 280.

[page break] 56 Vererbung. 18. Cap.

   Vor vielen J ahren sah ich in dem zoologischen Garten einen merk­ wilrdigen dreifachen Bastard von einer braunen Stute und einem Bastard zwischen einem Esel und einer Zebrastute. Als dieses Thier alt war, hatte es kaum irgend welche Streifen; wie mir aber der Oberaufseher versicherte, hatte es in seiner Jugend Schulterstreifen und schwache Streifen an den Seiten und Beinen. lch erwahne diesen Fall noch be­ sonders a.ls Beispiel dafiir, da.ss diese Streifen wii.hrend der Jugend viel deutlicher sind, a.ls im hohen Alter.

   Da das Zebra so deutlich gestreifte Beine hat, so hatte man er­ 'Yarten konnen, dass die Ba.startle von diesem Thier und dem gemeinen Esel ihre Beine in einem gewissen Grade gestreift haben wiirden; nac,h denAbbildungen aber, die in Dr. Gra.y's Knowsley Gleanings und noch deutlicher nach den von Geoffroy und F. Cuvier 33 mitgetheilten, scheinen die Beine viel deutlicher gestreift zu sein, a.ls der iibrige Kor­ per und diese Thatsache wird nur nach der Anna.hme verstandlich, dass der Esel durch die Kraft des Riickschlags diesen Character seinem Bastard-Nachkommen mitzutheilen beitrii.gt.

    Das Quagga ist iiber den ganzen Vordertheil seines Korpers wie ein Zebra gebandert, hat a.her keine Streifen auf seinen Beinen oder nur Spuren davon. Aber bei dem beriihmten Bastard, den Lord M or ton 84 von einer kastanienbraunen nahebei Vollblut-arabischen Stute und einem mii.unlichen Quagga erzog, waren "die Streifen scharfer bestimmt und dunkler, a.ls die an den Beinen des Quagga". Die Stute wurde spater zu einem schwarzen arabischen Hengst gegeben uml warf zwei FUllen, welche beide, wie friiher angefiihrt, an den Beinen deutlich gestreift waren und von denen das eine gleichfalls Streifen am Hals und Kor­ per hatte.

Der .A.sinus indicus 35 ist characterisirt durch den Riickenstreifen,

ohne Schulter- und Beinstreifen, aber Spuren dieser letzteren Streifen sind

gelegent lich selbst bei Erwachsenen zu sehen 36; und Oberst S. Po o 1e,

33 Hist. Nat. des Mammif res, 1820, Tom. I.

114 Philosoph. Transactions, 1821, p. 20.

   8 Sclater, in: Proceed. Zoolog. Soc. 1862, p. 163. Diese Species ist der Ghor-Khur in Nordwest-Indien und ist oft als Hemionus von Pall as erwabnt worden. s. aucb Mr. B1y t h 's ausgezeichneten Aufsatz in: Journal Asiat. So,c. Bengal. Vol. XXVIII, 1860, p. 229.

   86 Eine andere Art wilder Esel, der echte A. hemionu.s oder Kiat1g, welcher gewohnlich keine Schulterstreifen hat, soil gelegentlich solche be­ sitzen; und diese sind, wie beim Pford und Esel zuweilen doppelt. s.

  

[page break] 13. Cap.     Rttckschlag.   57

welcher reiche Gelegenheit znr Beobachtung hatte, theilt mir mit, dass beim Fiillen unmittelba.r nach der Gebnrt der Kopf und die Beine oft gestreift sind, dass aber der Schulterstreif nicht so deutlich ist, a.ls beim domesticirten Esel; mit Ausnahme des Streifens den Rucken entlang verschwanden a.lie diese Streifen sehr bald. Nun hatte ein in Knows­ ley 37 erzogener Bastard von einem Weibchen dieser Species und einem miinnlichen domesticirtenEsel alle vierBeine rein deutlich quer gestreift, hatten drei kurze Streifen auf jeder Schulter und selbst einige zebra­ ahnliche Streifen im Gesicht. Dr. Gray theilt mir mit, dass er einen zwe.iten Bastard von der elben Herkunft gesehen hat, der iihnlich ge­ streift war.

    Aus diesen Thatsachen sehen wir, dass die Kreuzung der ver­ schiedenen Species von Pferden in einer auffallenden Weise das Auftreten von Streifen an verschiedenen Theilen des Korpers, be­ sonders an den Beinen, zu verursachen strebt. Da wir nicht wissen, oh der ursprilngliche Ahne der Gattung gestreift war, liisst sich das Auftreten der Streifen nur hypothetisch einem 8:iickschlag zu­ schreiben. Wenn wir aber die vieIen zweifellosen Falie verschieden gefarbter Zeichnungen betrachten, die durch Rtickschlag bei ge­ kreuzten Tauben, Huhnern, Enten u. s. w. auftreten, so werden wohl die meisten Personen in Bezug auf die Pferdegattung zu dem­ selben Schluss gelangen; und in diesem Falle milssen wir annehmen, dass der Urerzeuger der Gruppe an den Beinen, Schultern, im Ge­ sicht und wahrscheinlich iiber den ganzen Korper wie ein Zebra gestreift war. Weisen wir diese Ansicht · zurtick, so bleibt das hiiufige und fast regelmassige Auftreten von Streifen an den ver­ schiedenen vorstehend erwiihnten Bastarden ohne irgend welche Erklarung.

   Es scheint fast, dass bei gekreuzten Thieren eine ahnliche Neigung zum Wiedererlangen verloren gegangener Charactere selbst in Be­ zug auf Instincte gilt. Es gibt einige Hassen von Huhnern, welche

Blyth im oben citirten Aufsatz und in:   Indian Sporting Review, 1856,

p. 320. Hamilton Smith, in: Naturalist's Library, Horses, p. 318, und Diction. class. d'hist nat. Tom. III, p. 563.   ·

37 Abgebildet in: Gleanings from the Knowsley menageries. by Dr.

J.E. Gray.

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man newige Leger" nennt, weil sie den Instinct des Briitens ver­ loren haben, und es ist hei ibnen so selten, dass sie bruten, dass ich in Werken iiber Hiibner es geradezu speciell aufgefilbrt gefunden habe, wenn iiberbaupt Hubner solcber Rassen sicb zum Sitzen ent.. scblossen baben 38. Und doch war die urspriingliche Species natttr­ lich eine gut briitende; denn bei Vogeln im Naturzustande ist kaum irgend ein Instinct so stark wie dieser. Es sind nun so viele Flllle aufgeftihrt worden, wo die gekreuzten Nacbkommen von zwei Rassen, von denen keine Bruter enthiilt, ausgezeicbnete Bruter werden, dass · das Wiederauftreten dieses Jnslinctes einem in Folge der Kreuzung auftretenden Riickschlag zugeschrieben wer­ den muss. Ein Schriftsteller geht geradezu soweit zu sagen, .,dass eine Kreuzung zwisc:hen zwei nichtbriitenden Varietiiten fast unab­ iinderlich einenMischling ergibt, welcherbriitig wird und mit merk wiirdiger Ausdauer sitzt" 39. Ein anderer Schriftsteller bemerkt nacb Anfiibrung eines autfallenden Beispieles, dass die Tbatsache nur nacb dem Princip erkliirt werden kann, dass .,zwei negative Grossen positive ergeben ". Es liisst sich indess nicbt bebaupten, dass aus einer Kreuzung zwiscben zwei nichtbriitenden Rassen erzeugte Henn en unabiinderlicb ihren verloren gegangenen Instinct wieder erbalten, ebensowenig wie die gekreuzten Hubner oder

88 Falle von brtltenden spanischen und polnischen Hennen werden auf­

geftlhrt in:  Poultry Chronicle, 1855.  Vol. III, p. 477.

   89 Tegetmeier, The Poultry Book, 1866, p. ]fl9, 163. Der Autor, welcher die Bemerkung ilber die beiden Negationen macht (Journ. of Horticul. , 1862, p. 325), filhrt an, dass von einem spanischen Hahn und einer silbergestrichelten Harnburger Henne , von denen keines ein Brdter war , zwei Bruten erzogen wurden, und bei diesen waren nicht weniger als sieben Hennen unter acht, welcbe . geradezu hartnl\ckig im Sitzen warenc.

E. S. Dixon sagt (Ornamental Poultry, 1848, p. 200), dass von Gold- und

schwarzen polnischen Hiihnern erzogene Htlhnchen .gute und im Sitzen stetige Vogel. sind. Mr. B. P. Brent theilt mir rnit, dass er durch Kreu­ zung gestrichelter Hamburger und polnischer Hiibner einige gute Brllter erzog. Ein Mischling von einem nicht brtltenden spanischen Hahn und einer brtltenden cochinchinesischen Henne wird in Poultry Chronicle, Vol. III, p. 13, als .exemplarische Mutter, aufgefiihrt. Andererseits wird in: Cottage Gardener, 1860, p. 388, der exceptionelle Fall von einer, von einem spanischen Huhn und einer schwarzen polnischen Henne erzogene Henne mitgetheilt, welche nicht briltete.

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Tauben unabiinderlich das rothe oder blaue Gefieder ihrer Proto­ typen wieder erlangen. lch erzog mehrere junge Hiihner von einer polnischen Henne und einem spanischen Hahn, Rassen welche nicht briiten, und keine der jungen Hennen erhielt Anfangs ihren Instinct wieder; und dies schien eine scharf ausgesprochene Ausnahme von der vorhin ang-efiihrten Regel zu sein; aber eine dieser Hennen, die einzige welche erhalten wurde, sass im dritten Jahre ganz ordent­ lich auf ihren Eiern und briitete eine Zucht Hiihnchen aus. Wir haben daher hier das Auftreten eines primitiven Instinctes im vor­ ruckenden Alter in derselben Weise, wie wir gesehen haben, dass das rothe Gefieder des Gallus bankiva zuweilen von gekreuzten und rein gezuchteten Huhnern verschiedener Sorten wieder erlangt wird, wenn sie alt werden.

   Die Eltern aller unserer domesticirten Thiere. waren naturlich ursprunglich von Temperament wild und wenn eine domesticirte Species mit einer andern distincten Species gekreuzt worden war, mag dies nun ein domesticirtes oder nur gezahmtes Thier sein, so sind die Bastarde oft in einem solchen Grade wild, dass die That­ sache nur nach dem Princip verstandlich wird, dass die Kreuzung eine theilweise Riickkehr zu dem ursprunglichen Temperament ver­ ursacht hat.

    Der Earl of Powis importirte fruher einige durch und durch domesticirte Hockerrinder aus Indien und kreuzte sie mit engli­ schen Rassen, die zu einer distincten Species gehoren; und sein Verwalter machte gegen mich, ohne dass ich ihm irgend eine Frage in Bezug hierauf vorgelegt hatte, die Bemerkung, wie eigenthumlich wild diese gekreuzten Thiere waren. Der europaische wilde Eber und das chinesische domesticirte Schwein sind beinah sicher speci­ fisch verschieden. Sir F. Darwin kreuzte eine Sau der letzteren Resse mit einem wilden Eber der Alpen, welcher ausserst zahm ge­ worden war; aber die Jungen waren, trotzdem sie halbdomesticirtes Blut in ihren Adern batten, ., ausserst wild i der Gefangenschaft und wollten den Spuhlicht nicht fressen, wie die gewohnlichen eng­ Iischen Schweine ". Mr. Hewitt, welcher in der Kreuzung zahmer Fasanen mit Hiihnein fiinf verschiedener Rassen grosse Erfahrung gehabt hat, fuhrt als den Character aller eine ,,ausserordentliche

   

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Wildheit" an 40, doch habe ich selbst eine Ausnahme von dieser Regel gesehen. Mr. S. J. Salter 41, der eine grosse Anzahl Ba­ starde von einer Bantam-Henne und dem Gallus Sonneratii erzog, gibt an, dass ,, alle ii.usserst wild waren "· Mr. Water ton 42 erzog einige wilde Enten von Eiern, die er von einer gemeinen Ente aus­ briiten Iiess; die Jungen Iiess er reichlich untereinander und mit den zahmen Enten kreuzen. Sie waren ,, halb wild und halb zahm; sie kamen zum Fiittern an die Fenster, doch war ihnen eine ge­ wisse Furchtsamkeit ganz merkwiirdig eigen ".

Andererseits sind Maulthiere vom Pferde und Esel sicher nicht

im geringsten wild, doch sind sie notorisch ihrer Stiitigkeit und Unart wegen. Mr. Brent, welcherCanarienvogel mitvielenFinken­ arten gekreuzt hat, hat, wie er mir mittheilt, nicht beobachtet, dass die Bastarde irgend wie bemerkenswerth wild waren. Von der ge­ meinen und Moschusente werden oft Bastarde erzogen und drei Personen, welche solche gekreuzte Vogel hielten, haben mir ver­ sichert, dass sie nicht wild seien. Mr. Garnett 43 beobachtete aber, dass seine weiblichen Bastarde ,,Neigung zum Wandern" dar­ boten, von welcher weder bei der gemeinen noch der Moschusente eine Spur vorhanden ist. Es ist kein Fall bekannt, dass ein Vogel der Ietzteren Art freigelassen und verwildert sei, weder in Europa noch Asien, mit Ausnahme des Caspi-Sees nach P a II as; und die gemeine Hausente wird nur gelegentlich in Districten wild, wo viele Seeen und Moore vorhanden sind. Nichtsdestoweniger ist eine grosse Anzahl von Fallen mitgetheilt worden 44, wo Bastarde von diesen beiden Enten, obgleich im Vergleich mit rein geziichteten

40 The Poultry Book, by Tegetmeier, 1866, p. 165, 167.

41 Natural History Review, 1863 April, p. 277.

42 Essays on Natural History, p. 197.

u    Wie Mr. 0 rto n anfi1hrt in seiner Physiology of Breeding, p. 12.

   44 E. de Selys-Longchamps erwil.hnt (Bulletin Acad. Roy. de Bruxelles. Tom XII, Nr. 10) mehr als sieben solche Hybride, welche in der Schweiz und in Frankreich geschossen worden sind. M. Deb y be­ hauptet (Zoologist, Vol. V, 1845-4.6, p. 1254), dass mehrere solche in ver­ schiedenen Theilen Belgiens und Nord-Frankreichs geschossen worden seien. A u dub on (Ornitholog. Biography. Vol. III, p. 168) spricht von diesen Bastarden und sagt, dass sie in Nordamerika »dann und wann fortziehen und vollig wild werden«.

  

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Vogeln beider Arten so wenig erzogen werden, in einem vollstiindig wilden Zustande geschossen worden sind. Es ist unwahrscheinlich, dass irgend einer dieser Bastarde seine Wildheit daher erlangt haben sollte, dass die Moschusente sich mit einer echten wilden Ente gepaart hat; und man weiss, das dies in Nordamerika nicht der Fall gewesen ist. Wir mussen daher schliessen, dass sie ihre Wildheit ebenso wie ihr Wiederauftreten des Flugvermogens durch Rilckschlag erhalten haben.

   Diese letzteren Thatsachen erinnern uns an die so hiiufig von Reisenden in alien Theilen der Welt gemachten Angaben ilber den gesunkenen Zustand und das wilde Temperameµt gekreuzter Menschenrassen. Dass viele ausgezeichnete und mild .gesinnte Mulatten existirt haben, wird Niemand bestreiten, und eine mildere und freundlichere Sorte von Menschen konnte· man kaum finden, als die Einwohner der Insel Chiloe, welche aus lndianern und Spaniern, in verschiedenen Verhiiltnissen mit einander vermischt, bestehen. Andererseits ilberraschte mich viele Jahre ehe ich ilber den vorliegenden Gegenstand nachdachte, die Thatsache, dass in Sudamerika Menschen complicirter Abstammung von Negern, In­ dianern und Spaniern selten einen guten Ausdruck hatten, was auch die Ursache hiervon sein. mag45. Livingstone, und eine tadel­ losere Autoritiit kann kaum angeftihrt werden, spricht von einer Mischlingsrasse von Menschen am Zambesi, welche die Portugiesen als seltene Monstren derlnhumaniti!t beschreiben und bemerkt: ,,Es ist unerkliirlich, warum Halbrassen, so wie diese, um so viel grau­ samer sind, als die Portugiesen, doch ist dies unzweifelhaft der Fall". Einer der Einwohner machte gegen Livingstone die Be­ merkung: »Gott scbuf die weissen Mensch n und Gott scbuf schwarze Menschen, aber der Teufel machte die Halbrassen" 46. Wenn zwei Rassen, die beide in der Stufenreihe niedrig stehen, gekreuzt werden, so scheinen die Nachkommen ganz eminent schlecht zu sein. So schildert der hochherzige Hum bo Id t, welcher nichts von .dem Vorurtheil gegen die niedrigeren Rassen fuhlte, die jetzt in England so gang und giibe ist, in starken Aus

.u Journal of Researches, 1845, p. 71.

46 Expedition to the Zambesi, 1865, p. 25, 150.

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driicken die schlechte und wilde Disposition der Zambos oder Mischlingsrassen zwischen Indianern und Negern; und zu diesem Schluss sind noch verschiedene Beobachter gelangt 47. Aus diesen Thatsachen konnen wir vielleicht schliessen, dass der herab­ gekommene Zustand so vieler Mischlingsrassen zum Theil Folge eines Riickschlags auf den primitiven und wilden Zustand, der durch den Act der Kreuzung herbeigefiihrt wurde, ebenso wie eine Folge der ungiinstigen moralischen Bedingungen ist, unter denen sie meist leben.

   Zusammenstellung  der  niiheren  zurn  Riickschlag f ii h r end en Ur sac he n. - Wenn rein geziichtete Thiere oder Pflanzen lange verloren gegangene Charactere wieder annehmen, wenn z. B. der gemeine Esel mit gestreiften Beinen geboren wird, wenn eine Rasse schwarzer oder weisser Tauben einen schiefer­ blauen Vogel erzeugt, oder wenn ein cultivirtes Pensee mit grossen und abgerundeten Blumen einen Siimling mit kleinen und ver­ liingerten Bliithen producirt, so sind wir vollig ausser Stande,

irgend eine nahe Ursache anzuftihren. Wenn Thiere verwildern, so

ist die Neigung zum Riickschlag, welche zwar bedeutend iibertrieben worden ist, aber ohne Zweifel existirt, zuweilen bis zu einem ge­ wissen Grade verstlindlich. So begunstigt bei verwilderten Schwei".' nen das der Witterung Ausgesetztsein wahrscheinlich das Wachs­ thum der Borsten, wie es bekanntlich mit dem Haar anderer dome­ sticirter Thiere der Falle ist, und durch Correlation werden auch die

Hauer sich wieder zu entwickeln streben. Aber das Wiederauftreten geflirbter Langsstreifen an jungen verwilderten Schweinen kann der

directen Einwirkung ausserer Lebensbedingungen nicht zuge.: schrieben werden. In diesem Fall und in vielen andern konnen wit nur sagen, dass veranderte Lebensweisen scheinbar eine der Species inhiirente oder Iatente Neigung begtinstigt haben , zu ihrem primi­ tiven Zustand zuriickzukehren.

In einem spatern Capitel wird gezeigt werden, dass die Stel­

lung der Bliithen am Gipfel der Axe und die Stellung der Samen

41 Dr. P. Broe a, Hybriditil.t beim Menschen. Engl. Ol>ersetz., 1864.;

p. 39.

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innerhalb der Kapsel zuweilen eine Neigung zum Riickschlag be­ stimmen ; und dies hiingt offenbar von dnr Quantitiit von Saft oder Nahrung ah, welche die Bluthenknospen und Samen erhalten. Auch die Stellung von Knospen sowohl an Zweigen als an Wurzeln be­ stimmt zuweilen, wie wir fruher gezeigt haben, die Uberlieferung der der Varietiit eigenen Charactere oder ihren Ruckschlag auf einen fruheren Zustand.

   Wir haben im letzten Abschnitt gesehen, dass, wenn zwei Rassen oderSpecies gekreuzt werden, die stiirksteNeigung herrscht, lange verloren gegangene Charactere, welche keine von beiden Eltern oder unmittelbarenErzeugern besessen haben, bei denNach­ kommen wieder auftreten zu lassen. Wenn zwei weisse oder rothe oder schwarze Tauben gut begriindeter Rassen gepaart werden, so erben.die Nachkommen beinah sicher dieselben Farben; werden aber vetschieden gefiirbte Vogel gekreuzt, so wirken offenbar die einander entgegengesetzten Krafte der Vererbung gegen einander und die beiden Eltern inhiirente Neigung schieferblaue Nachkom­ men zu erzeugen gewinnt die Oberhand. So ist es in mehreren andern Fallen. Wenn aber z. B. der gemeine Esel mit A. indicus oder mit dem Pferde gekreuzt wird, also mit Thieren, welche keine gestreiften Beine haben, und die Bastarde haben deutliche Streifen an ihren Beinen und selbst in ihrem Gesicht, so ist alles, was sich sagen liisst, dass eine inhiirente Neigung zum Ruckschlag sich durch irgend welche Storungen in der Organisation, die der Act der Kreuzung verursacht hat, hier entwickelt.    '

Eine and ere Form des Ruckschlags ist weit hiiufiger, ja sie ist fast

allgemein bei den Nachkommen aus einer Kreuzung, niimlich ein Ruckschlag auf die Charactere, die einer der reinen elterlichen Formen eigen sind. Als allgemeine Regel sind gekreuzte Nach­ kommen in der ersten Generation nahezu mitten inne stehend zwi­ schen ihren Eltern; aber die Enkel und spatern Generationen schla­ gen bestiindig in einem grosseren oder geringeren Grade auf einen oder beide ihrer Urerzeuger zuruck. Mehrere Autoren haben be­ hauptet, dass Bastarde und Mischlinge alle Charactere beider Eltern nicht mit einander verschmolzen, sondern bloss in verschiedenen Verhiiltnissen gemischt in verschiedenen Theilen des Korpers

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besitzen; oder wie Na u d in 48 es ausgedrttckt hat, ein Bastard ist ein lebendiges Mosaikwerk, an welchem das Auge die verschiede­ nen Elemente nicht unterscheiden kann, so vollstiindig sind sie untereinander gemischt. Wir konnen kaum zweifeln, dass dies in einem gewissen Sinne richtig ist, wenn wir bei einem Bastard sehen, dass sich die Elemente beider Species in Segmente an derselben Blttthe oder Frucht durch einen Process der Selbstanziehung oder Selbstverwandtschaft sondern, wobei diese Sonderung entweder nach Fortpflanzung durch Samen oder nach Knospenvermehrung Statt haben kann. N audio glaubt ferner, dass die Sonderung der beiden specifischen Elemente oder Wesenheiten ausserordentlich gern in der miinnlichen oder weiblichen Zeugungssubstanz auf­ tritt, und er erkliirt hieraus die fast allgemeine Neigung zum Riickschlag in aufeinanderfolgenden Bastardgenerationen. Dies wiirde niimlich das natiirliche Resultat der Verbindung von Pollen und Eichen sein, bei denen beiden die Elemente derselben Species sich durch Selbstverwandtschaft gesondert batten. Verbiinde sich andererseits zufallig Pollen, welcher die Elemente einer Art ent­ hielte mit Eichen, welche die Elemente der andern Species ent­ halten , so wiirde der intermediiire Bastardzustand noch erhalten werden, und es wiirde kein Riickschlag eintreten. Es diirfte indessen, wie ich vermuthe, correcter sein, zu sagen, dass die Elemente bei­ der elterlichen Species in jedem Bastard in einem doppelten Zu­ stande existiren, niimlich mit einander verschmolzen und vollstiindig getrennt. Wie dies moglich ist und was sich unter dem Ausdruck specifischer Wesenheit oder Element etwa verstehen liesse, werde ich in dem hypothetischen Capitel iiber Pangenesis zu zeigen ver­ suchen.

    Naudin'sAnsicht ist aber, so wie er sie vorgebrachthat, nicht auf das Wiedererscheinen von Characteren anwendbar, die in Folge von Variation lange verloren gegangen sind, und sie lassen sich kaum auf Rassen oder Species anwenden, welche, trotzdem dass sie zu irgend einer friiheren Zeit mit einer distincten Form gekreuzt worden sind und seitdem alle Spuren der Kreuzung verloren haben, nichtsdestoweniger gelegentlich ein Individuum ergeben, welches

. 48 Nouvelles Archives du Museum.  Tom. I, p. 151.

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auf die kreuzende Form zm.iickschlagt, wie es der Fall war bei dem Ururenkel des Vorsteherhundes Sappho. Der einfachste Fall von Riickschlag, niim1ich eines Bastarde11 oder Mischlings auf seine Grosseltern, wird durch eine beinahe vollkommene Reihe mit dem iiussersten Fall verbunden, wo eine rein gezuchtete Rasse Charactere wieder erhiilt, welche viele Generationcn hindurch verloren gegan­ gen waren; und hierdurch werden wir zu dem Schluss gefuhrt, dass alle Fiille durch irgend ein gemeinschaftliches Band miteinander verbunden sein mtissen.

   G ii r tn er glaubte, dass nur diejenigen hybriden Pflanzen, welche im hohen Grade steril sind, irgend welche Neigung zum Riickschlag auf ihre elterliche Form darbieten. Es ware vorschnell, die Angaben eines so guten Beobachters zu bezweifeln; doch meine ich, dieser Schlussfolgerung muss ein Irrthum zu Grunde liegen. Sie )assen sich vielleicht aus der Natur der von ihm beobachteten Genera erkliiren; denn er gibt zu, dass die Neigung bei verschiede­ nen Gattungen verschieden ist. Der Angabe wird auch von Nau­ din's Beobachtungen direct widersprochen, ebenso durch die noto­ rische Thatsache, dass vollkommen fruchtbare Mischlinge diese Neigung in einem hohen Grade besitzen, selbst in einem hoheren Grade und zwar nach Ga rt n e r's eig nen Angaben, als Bastarde 49. Gartner gibt ferner an, dass Falle von Riickschlag selte n

bei Pflanzen eintreten , die von Arten erzogen sind, welche nicht cultivirt worden sind, wahrend sie bei denen, welche lange cultivirt worden sind, haufig auftreten. Diese Schlussfolgerung erklart einen merkwtirdigen Widerspruch: Max Wichura 50, welcher aus­ schliesslich mit Weiden arbeitete, die der Cultur nicht unterworfen gewesen waren, sah niemals Beispiele von Rtickschlag; und er geht so weit zu vermuthen, dass der so sorgsame G ii rt n e r seine Ba­ starde nicht hinreichend vor dem Pollen der elterlichen Species be­ wahrt babe. Andrerse{ts betont Naud in, welcher hauptsiichlich an Cucurbitaceen und andern cultivirten Pflanzen experimentirte, star­ ker als irgend ein andrer Schriftsteller die.Neigung zum Rttckschlag

49 Bastarderzeugung, p. 582·, 438 u. s. f.

.so Die Basta.rdbefruchtung . . . . der Weiden. 1865, p. 23. Wegen

Ga rt n e r's Bemerkungen hierttber s. Bastarderzeugung p. 474, 682.

DAltWIN, Variireu IL 5

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bei alien Bastarden. Der Schluss, dass der Zustand der elterlichen Species als ein von der Cultur afficirter eine der naheren zumRilck. schlag fiihrenden Ursachen sei, stimmt ziemlich gut mit dem umge-' kehrten Falle bei domesticirten Thieren und cultivirten Pflarn;en iiberein, welche gern einen Rtickschlag darbieten, wenn sie verwil­ dern ; denn in beiden Fallen rnuss die Organisation oder Constitu­ tion, wenn auch in sehr verschiedener Weise gesttirt werden.

   Endlich haben wir gesehen, dass Charactere bei rein geziiclt,. teten Rassen oft wieder erscheinen ohne dass wir im Stande waren, irgend eine nahere Ursache anzugeben. Wenn sie aber verwildem, so wird dies indirect oder direct durch die Veranderungen in ihren Lebensbedingungen veranlasst werden. Bei gekreuzten Rassen ftthrl

der Act der Kreuzung an sich sicher zur Wiedererlangung Jange

 verlorener Charactere ebenso wie zu der Annahrne von Characrerea, die von beiden elterlichen Formen herriihren. Veranderte Bedio­ gungen , wie sie der Cultur folgen, und die relative Stellung voq Knospen, Bltithen und Samen bei der Pflanze, unterstiitzen wie es scheint, sarnmtlich das Auftreten dieser selben Neigung. Riickschlag kann entweder durch Fortpflanzung rnittelst Samens oder bei Kno.,_ penvermehrung, meist bei der Geburt, zuweilen aber nur mit vor­ schreitendem Alter auftreten. Es ktinnen Segrnente oder Theilstttcke des lndividuurns allein auf diese Weise afficirt werden. Dass irgend ein Wesen geboren werden kann, welches in gewissen Characteren einem von ihrn durch zwei oder drei und in rnanchen Fallen duroh Hunderte oder selbst Tausende von Generationen entfernten Vor­ fahren ahnlich ist, ist zuverlassig eine wunderbare Thatsache.· In diesen Fallen sagt man gewtihnlich, dass das Kind solche Characlere direct von seinen Grosseltern oder noch entfernteren Vorfahren erbe. Diese Ansicht ist aber kaum verstandlich; wenn wirindessea annehmen, dass jeder Character ausschliesslich vom Yater oder der Mutter abgeleitet wird , dass aber viele Charactere in beiden Eltern wahrend einer langen Reihe aufeinander folgender Genera tionen latent bleiben, so sind die vorhergehenden Thatsachen VQJ',:­ standlich.  In welcher Weise wir uns vorzustelien haben, dass Charactere latent vorhanden sind, wird in einern spiiteren Capital auf welches ich vor kurzem hingewiesen babe, betrachtet werdea.., -

 

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   Latente Charactere. - lch muss aber zuniichst erkliiren, was ich unter latent bleibenden Characteren verstehe. Die am au­ genfiilligsten sich darbietende Illustration ist in den secundiiren Ge­ schlechtscharacteren enthalten. Bei jedem Weibchen existiren die secundiiren miinnlichen Charactere und ebenso bei jedem Mannchen alle secundiiren weiblichen Charactere in einem latenten Zustande, bereit sich unter gewissen Bedingungen zu entwickeln. Es ist be­ kannt, dass eine grosse Anzahl weiblicher Vogel, wie Hohner, ver­ schiedene Fasane, Rebhiihner, Pfauen, Enten u. s. w. wenn sie alt oder krank sind, oder wenn man Operationen an ihnen vorgenommen hat, zum Theil die secundaren miinnlichen Charactere ihrer Species annehmen. In Bezug auf die Fasanenhennen hat man beobachtet, dass dies wiihrend gewisser Jahre vie! hiiufiger eintritt, als wahrend anderer 51. Man hat eine zehn Jahr alte Ente gekannt, welche so­ wohl das vollstandige Winter- als Sommergefieder des Enterichs annahm 52. Water ton 53 fiihrt einen merkwlirdigen Fall von einer Henne an, welche aufgehort hatte zu Iegen und das Gefieder, die Stimme, Sporen und das kriegerische Temperament des Hahnes an­ genommen hatte. Stellte man sie einem Feinde gegeniiber, so rich­ tete sie ihre Schuppenfedern auf und zeigte Kampflust. Es muss also bier jeder Character selbst bis auf den Instinct·.und die Art und Weise zu fechten , in dieser Henne in .einem schlafenden Zu­ stande gelegen haben, so lange ihre Ovarien zu fungiren fortfuhren. Man kennt einen Fall von Weibchen zweier Arten hirschartiger Thiere, welche im Alter Geweihe erhielten; und wie Hunter be­ merkt hat, sehen wir etwas von einer analogen Natur bei der 1ilensch­ lichen Species.

   61 Yarrell, Philosopb. Transact 1827, p. 268. Hamilton, in: Proceed. Zoolog. Soc. 1862, p. 28.

si Archiv skandinav. Beitrll.ge zur Naturgescb. VIII, p. 397-418.

   53 In seinen Essays on Natur. Hist. 1838. Mr. Hewitt ftthrt analoge Fiille von Fasanen-Hennen an im Journal of Horticulture, 12. Juli 1864,

p. 37. Isidore Geoffroy Saint-Hilaire bat in seinen Essais de Zoo­ logie generale (Suites A Buffon, 1842, p. 496-513) solche Fll.lle an zehn verschiedenen Arten von Vogeln beobachtet. Es scheint, dass Aristoteles mit der Verll.nderung in den psychischen Anlagen alterer Hennen wohl be­ kannt gewesen ist. Der Fall von einem weiblichen Hirsch, der Geweihe erhielt, ist p. 613 gegeben.

5*

[page break] 68 Vererbung. IS. Cap.

   Andererseits ist es notorisch, dass bei miinnlichen Thieren die secundiiren Geschiechtscharactere mehr oder weniger vollstiindig verioren gehen, wenn sie der Castration unterworfen werden. Wirci

z. B. die Operation an einem jungen Hahn ausgeftlhrt, so krtiht er niemals wieder, wie Y a r re I I anfiihrt. Der Kamm, die Lappen und Sporen wachsen nicht bis zu 1hrer vollen Grosse und die Schuppen­ federn nehmen ein intermediiires Ansehen zwischen echten Schup­ penfedern und den Federn der Hennen an. Man hat Fiille angeffthrb wo die Gefangenschaft allein analoge Resultate verursachte. Es werden aber auch eigenthiimliche auf das Weibchen beschriink&e Charactere in gleicher Weise erlangt. Der Capaun flingt an , sic auf Eier zu setzen und briitet Hiihnchen aus; und was noch merlt­ wiirdiger ist, die vollig unfruchtbaren miinnlichen Bastarde vo. Fasan und Huhn handeln in derselben Weise: ,, ihr Entziicken be,.· steht darin , die Hennen zu beobachten , wenn sie die Nester ver-­ lassen, um nun die Pflichten des Ausbriitens auf sich selbst zu.nea.. men" 54. Jener ausgezeichnete Beobachter Re au mu r 55 behau dass man einem Hahn <lurch langes Gefangenhalten in Einsamkeit und Dunkelheit lehren konne, sich junger Hiihnchen mit Sorge anzu,. nehmen. Er stosst dann einen eigenthiimiichen Laut aus und ·I)&. halt wiihrend seines ganzen Lebens diesen neuerlich erhaltenen. miitterlichen Instinct bei. Die vielen, wohlbeglaubigten Fiille ve11- schiedener miinnlicher Saugethiere, welche Milch geben, zeigen,

<lass ihre rudimentiiren Milchdrilsen diese Fiihigkeit in einem Ja&e11-

ten Zustande beibehalten.

    Wir sehen daher, dass in vielen, wahrscheinlich in alien Fallen die secundiiren Charactere jeden Geschlechtes schlafend oder laieat in dem entgegengesetzten Geschlecht ruhen, bereit sich unter eigen­ thiimlichen Umstanden zu entwickeln. Wir konnen auf diese W verstehen, woher es z. B. mtiglich ist, dass eine gut melkende Kuh ihre guten Eigenschaften <lurch ihre miinnlichen Nachkommen aQf splHere Generationen iiberliefert. Dasselbe gilt fiir den Kampfbahn, welcher seine Vorziiglichkeiten in Betreff des Muthes und der Le­ bendigkeit <lurch seine weiblichen auf seine miinnliche Nachkommert..:

54 Cottage Gardener. 1860, p. 379.

55 Act. de faire eclore etc. 1749. Tom. II, p. 8.

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schaft iiberliefern kann; und beim Menschen ist es bekannt 56, dass Krankheiten , wie z. B. Hydrocele; welche auf das miinnliche Ge­ schlecht beschriinkt sind, durch die·Tochter auf den Enke! uber­ liefert werden ·konnen. Derartige Fiille, wie· die vorstehenden, hie­ ten, wie wir bereits im Eingange dieses Capitels bemerkt haben, die moglichst einfochsten Beispiele von Rtickschlag dar and sie sind unter det Annahme verstiindlich , dass dem Grossvater und Enke! eines und desselben Geschlechts gemeinsame Charactere , wenn auch latent, in dem zwischenliegenden Erzeuger des·entgegenge­ setzten Geschlechts vorhanden sirid.·

  · Die Thatsache latenter Charactere ist von solcher Bedeutung, wie wir in einem spiiteren Capitel sehen werden, dass ich noch eine andere Illustration geben will. Viele Thiere haben die rechte und linke Seite ihres Korpers ungleich entwicke-It. Dies ist bekanntlich bei den Plattfischen der Fall , bei welchen die eine Seite in der Dicke und Fiirbung und in der Form der Flossen· von der andern abweicht; und wiihrend des Wachsthums des jungen Fisches wan­ dert das eine Auge factisch,wie es Steenstrup gezeigt hat, von der untern auf die obere Seite 57. Bei den meisten Plattfischen ist die linke Seite die blinde, bei einigen aber ist es die rechte. Doch treten in beiden Fiillen ,.falsche·Fische", welche in einer der ge­ wohnlichen entgegengesetzten Weise entwickelt sind, gelegentlich auf; und bei Platessa fiesus wird die rechte oder linke Seite ganz indifferent entwickelt, die eine so oft, wie die andere. Bei Gastero­

poden oder Schnecken sind die rechte und linke Seite ausserst un..

I

gleich; die bei weitem ·grO'ssere Anzahl von Arten sind rechts ge- wunden mit se'ltnen und nor gelegentlichen Umkehrupgen der Ent­ wickelung, und einige wenige sind normal links gewunden. Aber gewisse Species von Bulimus und viele von Achatinetla 58 sind eben­ so oft links als rechts gewunden. lch will einen analogen Fall aus dem grossen Unterreiche der Gliederthiere mittheilen. Die beiden

s5 Sir H. Holland, MedicalNotes and Reflections. 3.edit.1855, p. 31.

s, Prof. Thomson, 'iiber Steenstrup's Ansichten von.der Schiefheit

der Flundern, in: Ann. and Magaz. of nat. Hist.  May, 1865, p. 361.

s8 Dr. E. von Martens, in: Ann. and Magaz. of nat. Hist. March,

1866, p. 209.

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Seiten von Ver1·uca 59 sind so wunderbar ungleich, dass ohne sorg­ faltige Zergliederung es iiusserst schwierig ist, die einander ent­ gegengesetzten Seiten des Korpers wieder zu erkennen. Es ist offenbar eine blosse Sache des Zufalls , ol;> es die rechte oder die linke Seite ist, welche einem so eigenthiimlichen Grad der Veriinde­ rung unterliegt. Ich kenne eine Pflanze 60, bei welcher die Bliithe, je nachdem sie auf der einen oder der andern Seite der .Ahre steht, ungleich entwickelt wird. Bei alien den vorstehenden Fallen sind die Seiten des Thieres in einer friihen Wachsthumsperiode voll­ kommen symmetrisch. Sobald nun aber eine Species ebenso leickt auf der einen als auf der andern Seite ungleich entwickelt wird, konnen wir schliessen , dass die Fiihigkeit zu einer solchen Enl­ wickelung wenn auch latent in der unentwickelten Seite vorhandeli ist; und da eine Umkehr der Entwickelung gelegentlich bei Tbieteri vieler Arten auftritt, so ist diese latente Fiihigkeit wahrscbeinlicti sehr hiiufig.

   Die besten und doch einfachsten Beispiele von Characterea, welche nur ruhend vorhanden sind, sind vielleichl jene fruber mit­ getheilten, wo Hiihnchen und junge Tauben, die aus einer KreuztJnf zwischen verschieden gefarbten Vogeln erzogen sind, zuerst voit einer Fiirbung sind, aber in einem oder zwei Jahren Federn 4et' Fiirbung der andern elterlichen Form erlangen; denn in diesern, Falle ist die Neigung zu einer Veriinderung des Gefieders offenbM' im jungen Vogel latent. Dasselbe gilt fiir hornlose Rassen von Rimi, von denen einige , wenn sie alt werden, kleine Horner erhalten., Rein geziichtete schwarz und weisse Bantams und einige andere. Hiihner nehmen gelegentlich mit Vorschreiten des Alters die rothea·, Federn der elterlichen Species an. lch will bier noch einen etw.11 verschiedenen Fall anfiihren, da er in einer sehr autrallenden Weise: latente Charactere zweier Classen miteinander verbindet. Mr. He. wit t 61 besass eine ausgezeichnete goldgestreifte Sebright Bantam.!,

     59 Darwin, Balanidae. Ray Soc. 1854, p. 499. s. auch die beigeftlg­ ten Bemerkungen iiber die scheinbar launische Entwicklung von Thorax­ Gliedmaassen auf der rechten und linken Seite bei hiiheren Crustacean.

811 Jlormodea igneo: Darwin, Fertilization of Orchids. 1862, p: 251.

81 Journal of Horticulture, July, 1864 p. 38  Durch die Gefil.lligketi

[page break] 13. Cap.     Ruckschlag.    71

henne, welche, als sie alt wurde, an ihrem Eierstock erkrankte und miinnliche Charactere annahm. In dieser Resse gleichen die Mann­ chen den Weibchen in alien Beziehungen, mitAusnahme ihrer Kiimme, Lappen, Sporen, und ihres Instincts. Es hiitte sich daher erwarten lassen , dass die erkrankte Henne nur jene miinnlichen Charactere angenommen haben wiirde, welcbe der.Rasse eigen sind; sie nahm aber noch ausserdem ordimtliche bogenformig gekriimmte Schwanz­ sichelfedem von einem vollen Fuss Lange, Sattelfedern an den

Lenden und Schuppenfedern am Halse an, Ornamente, welche, wie Mr. Hewitt.bemerkt, ,.bei dieser Rasse filr abominabel gelten wiirden." Man weiss 62, dass die Sebright-Bantamrasse um das Jahr.1800 ihren Ursprung genommen hat aus einer Kreuzung zwischen einem ge­ wohnlichen Bantam und einer polnischenHenne, welcher eine Riick­ kreuzung mi.t einem hahnenschwanzigen Bantam und sorgfaltige Zuchtwahl folgte.    Es !asst sich daher kaum bezweifeln , dass die Sichelfedern und Schuppenfedern , welche an der alten Henne auftraten, von der polnischen Henne oder dem gemeinen Bantam abzuleiten waren; und wir sehen daher, dass nicht bloss ge­ wisse miinnliche, den Sebright-Bantams eigene Charactere, sondern auch andere, von den ersten Erzeugern der Rasse hergeleitete miinnliche Charactere, die iiber. sechszig Jahre zuriickliegen, in diesem weiblichen Vogel latent vorhanden waren, aber bereit sich zu entwickeln, sobald ihre Ovarien erkrankten.

    Nech diesen verschiedenen Thatsachen muss zugegeben wer­ den, dass gewisse Charactere : Fiihigkeiten und lnstincte in einem lndividuum und selbst in einer Reihe von Individuen verborgen lie­ gen konnen, ohne dass wir im Stande wiiren, auch nur die geringsten Zeichen ihres. Vorhandenseins nachzuweisen. Wir haben bereits gesehen , <lass die Uberlieferung eines Characters von dem .Gross­ vater auf den Enke! mit seinem scheinbaren Fehlschlagen in dem dazwischen liegenden Erzeuger entgegengesetzten Geschlechts nach dieser Ansicht sehr einfach wird. Wenn Hubner, . Tauben, oder Hinder verschiedener Farbungen gekreuzt werden und ihre Nach­ kommcn veriindern die Farbe, wenn sie alt werden, oder wenn die

Mr. Tegetmeier's  habe ich Gelegenheit erhalten, diese merkwfirdigen

Federn zu untersuchen..   ,

62 Tegetmeier, The Poultry Book, 1866, p. 241.

[page break] 72 Vererbung 13. Cap.

gekreuzten Moven die characteristische Krause nach ihrer drit\eB Mauserung erlangen, oder wenn rein geziichtete Bantams zum Theil das rothe Gefieder ihres Prototyps annehmen, so konnen wir nicht zweifeln, dass diese Eigenschaften von Anfang an, wenn auch latenL, in dem individuellen Thier ebenso vorhanden waren, wie die Cha­ ractere eines Schmetterlings in seiner Raupe. Wenn nun diese Tbiere Nachkommen erzeugt batten, ehe sie mit vorschreitendem Aller ihre neuen Charactere erlangt batten, so ist nichts wahrscheinlicber; als dass sie diese einigen ihrer Nachkommen tiberliefert haben wiirden; welche in diesem Falle dem Anschein nach solche Cba­ ractere von ihren Grosseltern oder noch entfernteren Vorfahren erhalten haben wiirden. Wir wiirden dann einen Fall von Rilck­ schlag vor uns haben, d. h. von dem Wiedererscheinen im Ki11de von einem urelterlichen Character, der factisch, wenn auch wiihren,I der Jugend vollstandig latent in dem Erzeuger vorhanden war, und wir konnen ganz sicher schliessen, dass dieser Umstand bei alle11

Fallen von Rilckschlag auf Vorfahren, wie entfernt sie auch seiia

mogen, eintritt.

   Diese Ansicht von dem in jeder Generation ,,Latent"-Vorhan­ densein aller der Charactere, welche durch Riickschlag auftreteR,. wird auch <lurch ihr factischesVorhandensein allein wiihrend derfrtthe­ ren Jugend in manchen Fallen unterstiitzt, ebenso durch ihr hiiufip­ res Auftreten und durch ihre grossere Bestimmtheit zu diesem Alta als wiihrend der Reife. Wir haben gesehen, dass dies oft mit den· Streifen an den Beinen und dem Gesicht der verschiedenen Species der Pferdegattung der Fall ist. Wird das Himalayakaninchen ge,.; kreuzt, so producirt es zuweilen Nachkommen, welche auf die elteJf.;,: liche silbergraue Rasse zuriickschlagen ; und wir haben geseh i

dass bei rein gezilchteten Thieren gelegentlich wiihrend der frUJu.· Jugend ein blassgraues Haarkleid auftritt. Schwarze Katzen ws­

den gelegentlich, wie wir sicher sein konnen, <lurch RiickscW., bunte Katzen erzeugen, und an jungen schwarzen Katzen, dere'ft Stammbaum 63 man eine lange Zeit als rein kennt, sieht 'IRaif fast immer schwache Spuren von Streifungen, welche spiiCer -Yet_;

:,.

83 Car I Vogt, Vorlesungen Uber den Menschen. Bd. 2. 1868, p. 206:

[page break] 13. Cap.     Ruckschlag.    73

schwinden. Hornlose Suffolk-Rinder erzeugen. gelegentlich durch Riickschlag gehornte Thiere; und You at t 64 behauptet; dass selbst bei hornlosen Individuen ,, das Rudiment eines Hornes oft in einem fruhen Alter zu fiihlen ist "·

   Es erscheint ohne Zweifel auf den ersten Blick im hochsten Grade unwahrscheinlich, dass in jedem Pferd von jeder Generation eine latente Fiihigheit oder Neigung vorhanden sein soll, Streifen zu produciren, trotzdem dass diese nicht einmal unter tausend Ge­ nerationen auftreten; oder dass in jeder weissen, schwarzen oder anders gefiirbten Taube, welche ihre eigene Farbung durch Jahr­ hunderte uberliefert hat, eine latente Fahigkeit :vorhanden sein soll,

<lass das Gefieder blau und mit gewissen characteristischen. Binden gezeichnet wird, oder dass in jedem Kind in einer sechsfingerigen Familie die Fiihigkeit zur Production eines Oberziihligen Fingers vorhanden sein soll, und so noch in andern Fallen. Nichtsdesto­ weniger liegt hier keine inhiirentere Unwahrscheinlichkeit vor, dass dies der Fall sei, als in dem Vorhandensein eines nutzlosen oder rudimentiiren Organs, welches durch Millionen von Generationen vererbt wird, wie wir ja wissen, dass dies bei einer Menge organi scher Wesen eintritt. Es find et sic.h keiile inhiirentere Unwahr­ scheinlichkeit darin, dass jedes domesticirte Schwein durch Tau­ sende von Generationen die Fiihigkeit und Neigung beh.alten soll, grosse Hauer unter passenden Bedingungen zu entw,ickeln, als darin liegt, dass das junge Kalb eine unbegrenzte Anzahl von Gene­ rationen hindurch rudimentiire Schneideziihne behalten hat, welche niemals das Zahnfleisch durchschneiden.

   Ich werde am Ende des niichsten Capitels eine Zusammenfas­ sung der drei vorausgehenden Capitel geben ; da aber bier isolirte und auffallende Fiille von Ruckschlag hauptsiichlich betont worden sind, so mochte ich den Leser gegen die Annahme verwahren, dass Riickschlag die Folge von irgend einer seltenen oder zufiilligen Combination von Umstii.nd'en sei.· Wenn ein durch Hunderte von Generationen verloren gegangener Character plotzlich wieder er­ scheint, so muss ohne Zweifel irgend eine solche Combination ein-

64 On Cattle p. 174.

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treten. Aber es !assen sich F'alle von Riickschlag wenigstens auf die unmittelbar vorausgehenden Generationen bestiindig an den Nachkommen der meisten Begattungen beobachten. Dies ist allge­ mein bei Bastarden und Mischlingen anerkannt worden; es ist aber bier einfach aus der Verschiedenheit zwischen den sich verbinden­ den Formen wiedererkannt worden, welche eine A.hnlichkeit der Nachkommen mit ihren Grosseltern oder noch entfernteren Vor­ fahren leicht entdeckbar macht. Rtickschlag ist gleichfalls bei ge­ wissen Krankheiten fast unabanderlich die Regel, wie Mr.Sedgwick gezeigt hat; wir mtissen daher schliessen, dass eine Neigung zu dieser eigenthiimlichen Form der Dberlieferung einen integrirenden Theil des allgemeinen Gesetzes der Vererbung· bilde.

Mon s t r o s i t ii te n. -  Eine grosse Anzahl monstroser Wachs­

thumserscheinungen und geringere Anomalien werden von alien als eine Folge einer Entwickelungshemmung zugegeben, d. h. eines Bestehenbleibens eines embryonalen Zustandes. Wenn jedes Pferd oder jeder Esel gestreifte Beine wiihrend seiner Jugend hiitte, so wiirden die Streifen, welche gelegentlich bei diesen Thieren im er­ wachsenen Alter erscheinen, als Folge eines anomalen Bestehen­ bleibens eines friiheren Characters und nicht als Folge eines Rttck­ schlags zu betrachten sein. Nun sind die Streifen an den Beinen bei der Pferdegattung und einige andere Charactere in analogen Fallen geneigt, wiihrend einer frtihen Jugend aufzutreten und dann, zu verschwinden. Hierdurch werden das Bestehenbleiben friiherer Charnctere und der Riickschlag in eine nahe Verbindung gebracht.

   Aber viele Monstrositiiten konnen kaum als Entwickelungs­ hemmungen angesehen werden; denn Theile, von welchen im Embryo keine Spur zu entdecken ist, welche aber in andern Glie. dern derselben Classe von Thieren oder Pflanzeu vorkommen, er­ scheinen gelegerttlich, und diese konnen wahrscheinlich richtig dem Rttckschlag zugeschrieben werden.   So sind z. B. ilberziihlige Brustdrilsen, welche fahig sind, Milch abzusondern, bei Frauen nicht so ausserordentlich selten, und man hat bis zu fiinf solcher Driisen beobachtet.   Wenn vier entwickelt sind, so sind sie gewohnlich symmetrisch auf jeder Seite der Brust angeordnet; und in ei em Falle hatte eine Frau (die Tochter einer andern mit tiberziihligen

  

[page break] 13. Cap.     RUckschlag.    75

Brustdrusen) eine Milchdrttse, welche Milch gab, in der Inguinal­ gegend entwickelt. Wenn wir ons an die Stellung der Milchdrlisen bei einigen der andern Thiere sowohl an der Brust als der Leisten­

gegend erinnern, so ist dieser letztere Fall iiusserst merkwurdig und fuhrt zu der Ansicht, dass in alien Fallen die uberziihligen Brustdriisen bei Frauen Folge eines Riickschlags sind. Die im

letzten Capitel mitgetheilten . Thatsachen von der Neigung uber­ ziihliger Finger nach Amputationen wieder zu wachsen, weisen auf deren Beziehungen zu den Fingern der niedern Wirbelthiere bin, und fuhren zu der Vermuthung, dass ihr Auftreten in einer gewissen Weise mit Riickschlag zusammenhiingen mag. lch werde aber in dem Capitel uber Pangenesis auf die abnorme Vervielfalt.igung von Organen und gleichfalls,auf ihre gelegentlicheTransposition zurtick­ zukommen haben. Die gelegentlich beim Menschen auftretende Ent­ wickelung der Schwanzwirbel zu einem kurzen frei vorragenden Schwanz kann, tro.tzdem er in einem gewissen Sinne hiermit voll­ stiindiger entwickelt wird , doch gleichzeitig als eine Entwicklungs­ hemmung und als ein Fall von Ruckschlag angesehen worden. Die grossere Hiiufigkeit. einer monstrosen Art von Russel beim Schweine als bei irgend einem andern S!iugethier ist in Betracht der Stellung des Schweines in der Reihe der S!iugethiere gleichfalls, und viel­ leicht mit Recht einem Riickschlag 65 zugeschrieben worden.

    Wenn Blumen, . welche eigentlich in ihrem Bau irregular sind, regular oder pelorisch werden, so wird die Veranderung von Botanikern meist als RO.ckkehr zum primitiven Zustande angesehen. Aber Dr. Maxwell Masters 66, welcher diesen Gegenstand treffend erortert hat, bemerkt, da.ss wenn z. B. die Sepala eines Tropaeolum grO.n und von einerlei Form werden, statt gefiirbt zu sein und statt da.ss eines von ihnen in einen Sporn verlangert ist, oder wenn alle Kronenblatter einer Linaria einfach und regular werden, solche Falle nur eine Folge einer Entwicklungsheinmung sein dO.rften; denn in diesen Blumen sind alle Organe wahrend ihres fruhesten Zustandes symmetrisch und wenn sie

65 Isid. Geoffroy Saint-Hilaire, Des Anomalies.  Tom. III, p.

353. In Bezug auf die Milchdrilsen bei Frauen s. Tom. I, p. 710.

     66 Natural History Review. April 1863, p. 258. s. auch dessen Lec­ ture, Royal Institution, March 16. 1860. Uber denselben Gegenstand s. Moquin-Tandon, Elements de Teratologie, 1841, p. 184,352.

  

[page break] 76 Vererbung. 13. Cap.

auf diesem Wachsthumsstadium gehemmt wiirden, wiirden sie nieht irregular werden. Wenn iiberdies die Hemmung zu einer noch frtlheren Entwickelungsperiode statt fii.nde, so wiirde das Resultat ein einfaeher Biischel griiner Blatter sein, und wahrscheinlich wiirde diesNiemand einen Fall von Riickschlag nennen. Dr. Masters bezeichnet die erst erwii.hn­ ten Fiille als regelmassige Pelorien und andere, bei denen alle sich ein­ ander entsprechenden Theile eine ahnliche Form von Unregelmassigkeit annehmen, wie z. B. wenn alle Kronenblii.tter bei einer Linaria gespomt werden , als unregelmassige Pelorien. Wir kaben kein Recht diesen letzteren Fall einem Riickschlag zuzuschreiben, bis sich zeigen lasst, dass die Elternform z. B. der Gattung Linaria wahrscheinlieh alle ihre Kronenblatter gespornt gehabt hat; denn eine Veranderung dieser Art konnte das Resultat der Ausbreitung eines anomalen Banes sein, in Obereinstimmung mit dem in einem spii.teren Capitel zu erortemden Gesetze, dass homologe Theile in derselben Art und Weise zu variireu neigen; da aber beide Formen von Pelorien ban.fig an ein und derselben individuellen Pfl.anze der Linaria auftreten 67, so stehen sie wahrschein­ lich in irgend einer nahen Beziehung zu einander. Nach der Theorie, dass die Pelorienbildung einfach das Resultat einer Entwickelungshem­ mung sei, ist es schwierig einzusehen, wie ein zu einem sehr friihen Wachsthumsstadium gehemmtes Organ seine volle functionelle Ent­ wickelung erlangen kann, wie ein Kronenblatt, welches man also ftlr ge­ hemmt anzusehen hatte, seine brillanten Farben erhalten und als eine Hiille fiir die Bluruen dienen konne , oder wie ein Staubfaden wirksamen Pollen produciren konne; und doch tritt dies bei vielen pelorischen Bla­ then ein. Dass die Pelorienbildung nicht die Folge einer blos zufiilligen Variabilitii.t, sondern entwedor einer Entwickelungshemmung oder eines Riickschlags ist, konnen wir a.us einer Beobachtung schliessen, die C b. Mo r re n 68 gemacht hat ; namlich dass Familien, welche unregelmii.ssige Bliithen haben, oft "in Folge solchen monstrosen Wachsthums zu ihrer regularen Form zuriickkehren, wii.hrend wir niemals sehen, dll88 eine regelmassige Bliithe die Structur einer unregelmassigen erlangt".

   Einige Bliithen sind fast sicher mehr oder weniger vollstAndig pelorisch durch Riickschlag geworden. Coryaalis tuberosa hat eigentlich eins ihrer beiden Nectarien farblos ohne Nectar, nur halb so gross wie

67 Verlot, Des Varietes, 1865, p. 89.  Naudin, Nouvelles Archivea

du Museum. Tom. I, p. 137.

68 In.seiner Erllrterung Uber einige merkwttrdige pelorische Caloeo­

larien, citirt in: Journal of Horticulture, Fehr. 24. 1863, p. 162.

[page break] 13. Cap.     Rtlckschlag.   77

das andere und daher in einem gewissen Grade in einem rudimentaren Zustande. Das J>istill ist gegen das vollkommene Nectarium geloilmmt und die von den .· innern Kronenblattern gebildete Kappe driingt das Pistill und die Staubfaden m:ir nach einer Richtung, so dass, wenn eine Biene an d,em vollkommenen_ Nectarium saugt, die Narbe und die Staub. faden exponirt und gegen den Klirper deslnsectes gerieben werden. Bei mehreren nahe verwandten Gattungen, wie bei Dielytra u. s w., sind zwei vollstandige Nectarien vorhanden, das Pistill ist gerade und die Kappe fallt nach beiden Seiten hln ab ; je nachdem die Biene ein oder das. andere Nectarium saugt. Ich habe nun mehrere Blfithen von Oorydalis tuberosa untersucht, bei denen beide Nectarien gleichmassig entwickelt waren und Nectar enthielten. In diesem Falle se.hen- wir nur die Wiederentwickelung eines theilweise abortirten Organs, aber· mit dieser Wied,erherstellung wird das Pistill gerade und die Kappe flillt nach beiden Richtungen hin ab, so dass. diese Bliithen den vollkomme· nen Bali erlangt haben, der fiir die Thatigkeit der Insecten bei Dielytra und ihren Verwandten so passend ist. Wir klinnen diese adoptivenModi­ ficationen-nicht einer zufiilligen oder correlativen Variabilitat zuschrei­ ben; wir milssen sie auf einen Riickschlag auf einen ursprllnglichen Zu­ stand der Species beziehen.

    Die' pelorischen Bliithen von Pelargonium haben fiinf in allen Be. ziehungen gleiche Kronenbliitter und es ist kein Nectarium vorhanden, so dass sie den symmetrischen Bliithen der nahe verwandten Gattung Geranium iihnlich sind. Aber die abwechselnden Staubfliden sind zn. weilen ohne Antheren; die verkiirzten Faden bleiben als Rudimente be stehen und in dieser Hinsicht werden sie den symmetrischen BHitheri der nahe verwandten Gattung Erodium ·ahnlich. Wir warden daher ver· anlasst, die pelorischen Bliithen von Pelargonium a.ls solche anzusehen, welche wahrscheinlich auf den Zustand irgend einer primordialen Form znriickgeschlagen haben, auf den Urerzeuger der drei nahe verwaridten Genera Pelargonium, Geranium und Erodium.

    In der Pelorienform von Antirrhinum majus, die ganz passend das "Wunder" genannt wird, sind die ohrenflirmigen und verliingerten Blii· then wunderbar von denen des gewlihnlichen Lowenmaules verschleden; der Kelch und die Miindung der Bliithenkrone besteht aus sechs gleichen Lappen und schliesst sechs gleiche, anstatt vier ungleiche, Staubfiiden ein. Einer der beiden iilierziihligen Staubfaden ist offenbar durch die Entwickelung einer mikroskopisch kleinen Papilla entstanden, welche an der Basis der Oberlippen der Bliithe bei allen gemeinen Lowenmaulen,

   

[page break] 78 Vererbung. 18. Cap.

wenigstens bei neunzehn von mir untersuchten Pflanzen, zu flnden iet. Da.ss diese Papille ein Rudiment eines Staubfadens ist, .zeigt sich dent­ lich in den verscbiedenen Graden ihrer Entwickelung bei gekreuzten Pflanzen vom gemeinen und pelorischen Antirrhinum. Ferner hatte ein pelorisches Galeobdolon luteum, welches in meinem Garten wuchs, ftlnf gleiche alle wie die gewohnliche Unterlippe gestreifteKronenblii.tter und schloss fiinf gleiche, statt vier ungleiche, Staubfli.den ein; aber Mr. R. Kee 1 e y, welcher mir diese Pflanze schickte, theilt mir mit, dass die Bl1ithen bedeutend variiren, indem sie von vier bis sechs Lappen an der Corolla und von drei bis sechs Staubfaden haben 69. Da nun die Mit­ glieder der beiden grossen Familien, zu denen das Antirrhinum und Galeobdolon geMren, eigentlich fiinftheilig sind, wobei einige Theile confluiren und andere unterdrtickt warden, so brauchen wir den seehsten Staubfaden und den sechsten Lappen der Corolle in beiden Fallen nichti als eine Folge von Riicksehlag anzusehen , ebensowenig wie die tlber­ zli.hligen Kronenblli.tter bei gefiillten Bliithen in denselben beiden Fa­ milien. In Bezug auf den ftinften Staubfaden bei dem pelorischen An­ tirrhinum, welcher durch die Weiterentwickelnng eines stets vorhandenen Rudimentes producirt wird, und welcher uns wahrscheinlich den Zustand der Bliithe, soweit wenigstens die Staubfaden in Betracht kommen, SQ irgend einer alten Zeit enthiillt, ist der Fall doch ein verschiedener. Es ist auch schwierig auzunehmen, da.ss die andern vier Staubfaden und Kronenblatter nach einer in einem sehr friihen embryonalen Alter ein­ getretenen Entwicklungshemmung zu voller Entwfokelung in der FAr­ bung, Structur und Function gekommen seien, wenn nicht dies Organ SQ irgend einer frnhen Zeit ii.hnlichen Wachsthumsverlauf besessen hitt.e. Es scheint mir daher wahrscheinlich, dass der Urerzenger der Gattung Antirrhinum zu irgend einer entfemten Zeit fiinf Staubfii.den gehabl und Bliithen getr&gen haben muss, die in einem gewissen Grade denen ahnlich sind, die jetzt durch pelorische Formen hervorgebracht werden.

Endlich wm ich noch hinzufiigen, dass viele Falle berichtet worden

sind von Bliithen, die nicht allgemein a.ls pelorisch aufgefO.hrt werden, bei denen gewisse Organe, welche normal nur in geringerer Anzahl vor­ handen sind, abnorm vermehrt worden waren. Da eine solche Zunahm.e von Theilen nicht als eine Entwickelungshemmung und nicht als Folge einer Weiterentwickelung von Rudimenten angesehen werden kann, denn

   69 Wegen anderer Fil.lie von sechs Theilabschnitten bei pelorischen Bliithen der Labiaten und Scrophulariaceen s. M o quin -T an don, T6ra­ lologie p: 192.

[page break] Cap.    Riickschlag.   79

es sind keine Rudimente vorbanden, und da diese iiberzahligen Theile die Pflanze in eine nahere verwandtsehaftliehe Beziehung mit ihren na­ tiirliehen Verwandten bringen, so mfissen sie wahrseheinlieh. a.ls Falle von Rfieksehlag auf einen primordialen Zustand angesehen werden.

    Diese verschiedenen Thatsachen zeigen uns in einer inter­ essanten Weise, wie innig gewisse abnorme Zustiinde mit einander zusammenhangen; namlich Entwickelungshemmungen, welche ge­ wisse Theile rudimentiir werden oder ganz unterdriicken )assen, die Wiederentwickelung von Theilen, welche jetzt in einem nur mehr oder weniger rudimentaren Zustande vorhanden sind, das Wieder­ erscheinen von Organen, von denen jetzt nicht eine Spur nachge­ wiesen werden kann; und diesen Thatsachen kann noch, was die Thiere betrilft, hinzugefiigt werden: das Vorhandensein gewisser haractere, welche gelegentlich das ganze Leben Jang beibehalten werden, wahrend der Jugend und ihr spiiteres Verschwinden. Einige Natur­ forscher betrachten alle solche abn<>rme Structurverhaltnisse als eine Riickkehr zu. dem idealen Zustande der Gruppe, zu welcher das afficirte Wesen gehort. Es ist aber schwierig einzusehen, was durch diesen Ausdruck eigentlich bezeichnet werden soil. Andere Naturforscher behaupten mit grosser Wahrscheinlichkeit und Deut­ Iichkeit die Ansicht, dass das gemeinsam verbindende Band zwi­ schen den verschiedenen vorstehend angefiihrten Fallen eine facti­ sche, wenn auch nur theilweise Rilckkehr zu der Structur des alten Urerzeugers der Gruppe sei. 1st diese Ansicht correct, so milssen wir armehmen, dass eine ungeheureAnzahl vonCharacteren, welche der Entwickelung fahig sind, in jedem organischen Wesen verbor­ gen liegen. Es wilrde aber ein Irrthum sein anzunehmen, dass die Anzahl bei alien Wesen gleich gross sei. Wir wissen z. B., dass Pflanzen vieler Ordnungen gelegentlich pelorisch werden ; aber bei den Labiaten und Scrophulariaceen sind vie! mehr Falle beobachtet worden, als in irgend einer andern Ordnung und in einer Gat­ tung der Scrophulariaceen, namlich Linaria, sind nicht weniger als drei,zehn Species in pelorischem Zustande beschrieben worden 70. Nach dieser Ansicht von der Natur pelorischer Blilthen und wenn

10 Moquin T.andon, Teratologie, p. 186.

[page break] 80 Vererbung. 13. Cap.

wir uns dessen erinnern, was in Bezug auf gewisse MonstrosiUiten im Thierreich gesagt worden ist, miissen wir schliessen, dass die Urerzeuger der meisten Pflanzen und Thiere, wenn sie auch in ihrer Structur sehr weit verschieden sind, einen der Wiederentwickelung fahigen Eindruck im Keim ihrer Nachkommen zuriickgelassen haben.

   Der befruchtete Keim eines der hoheren Thiere, der doch einer so ungeheuren Reihe von Veriinderungen von dem Zustande als Keimzelle bis zum hoheren Alter ausgesetzt wird, der bestiindig von dem, was Qua tre fa ges sehr wohl den ,,Tourbillon vitaJu nenrit, herumgetrieben wird, ist vielleicht das wunderbarste Object in der Natur. Es ist wahrscheinlich, dass kaum eine Veriinderung irgend einer Art eines von beiden EItern afficirte, ohne dass ein Zeichen hiervon imKeim gelassen wiirde. Aber nach der Theorie des Rock

schlags, wie sie in diesem Capitel mitgetheilt wurde, wird der Ke m ein noch viel wunderbarerer Gegenstand; denn ausser den sich baren Veranderungen, denen er unterworfen wird, miisseu wir nocli annehmen, dass noch unsichtbare Charactere in ihm gehiiuft sind, die beiden Geschlechtern eigen, die beiden Seiten, der rechten u d linken des Korpers und einer langen Reihe miinnlicher und weib­ Iicher Vorfahren eigen sind, die durch Hunderte oder selbst Tau­ sende von Generationen von der Jetztzeit getrennt waren; und diese Charactere liegen alle , wie mit unsichtbarer Tinte auf Papfer geschriebene Buchstaben da, bereit S!Ch unter gewissen bekannte oder unbekannten Bedingungen zu entwickeln.

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lierzeh t s  CapiteU.

Vererbung (Fortsetzung). -     Fixirtsein der Charac­ tere. -   Uberwiegen der Vererbungsfahigkeit. -

Geschlechtliche Begrenzung. -  Ubereinstimmung des Alters.

Das Fixirtsein der Charactere h!i.ngt anscheinend nicht von dem Alter der Vererbung ab. -  Ubergewicht der Uberlieferung bei Individuen dersel­ ben Familie, bei gekreuzten Rassen und Arten, oft in einem Geschlecht starker als im andern; hangt zuweilen davon ah, dass ein und derselbe Character in der einen Rasse vorhanden und sichtbar, in der andem la­ tent ist. -    Vererbung durch das Geschlecht beschrli.nkt. - Neu er­ langte Charactere bei unsern domesticirten Thieren oft nur durch ein Geschlecht uberliefert , zuweilen nur an einem Geschlecht verloren. - Vererbung zu entsprechenden Lebensperioden. -    Die Wichtigkeit dieses Princips in Bezug auf Embryologie; wie es sich bei domesticirten Thie­ ren darstellt; wie es sich bei dem Auftreten und Verschwinden vererbter Krankheiten zeigt, die zuweilen im Kind frilher eintreten als im Erzeu­ ger. - Zusammenfassung der letzten drei Capitel.

   In den letzten beiden Capiteln wurde die Art und Starke der Vererbung, die Umstiinde, welche ihren Einfluss beeintriichtigen und die Neigung zum Riickschlag mit ihren merkwiirdigen Zufiillig­ keiten erortert. In dem vorliegenden Capitel werden einige andere verwandte Erscheinungen, soweit es meine Materialien gestatten, behandelt werden.

F i x i rt s e i n d e r C h a r a c t e r e.

   Es ist ein unter den Ziichtern allgemein herrschender Glaube, dass je liinger irgend ein Character in einer Rasse fortgepflanzt worden ist, er desto fester auch noch weiter fortgepflanzt werden wird. Ich beabsichtige nicht, die Wahrheit des Satzes zu bestreiten,

DARWIN, Variiren II. 6

[page break] 82 Vererbung. 14. Cap.

 dass Vererbung einfach durch langes Bestehen an Starke gewinnt, ich zweifle aber, oh es bewiesen werden kann. In einem gewissen Sinne ist der Satz wenig mehr als eine Tautologie. Wird irgend ein Oharacter durch viele Generationen hindurch beibehalten, so ist es offenbar wenig wahrscheinlich , dass er, vorausgesetzt, dass die Lebensbedingungen dieselben bleiben, wahrend der nachsten Gene­ ration variirt. Wird ferner beim Veredeln einer Rasse irgend eine gewisse Zeit lang dafiir Sorge getragen, alle untergeordneten In­ dividuen auszuschliessen, so wird offenbar die Rasse immer reiner zu werden itreben, da sie viele Generationen hindurch nicht mit einem untergeordneten Thiere gekreuzt worden sein wird. Wir haben fruher gesehen, aber ohne im Stande gewesen zu sein, irgend eine Ursache hierfur anzufuhren, dass wenn ein neuer Character erscheint, er gelegentlich vom Anfang an entweder gut fixirt ist, oder bedeutend fluctuirt oder beim Versuch ihn zu iiberliefern, giinzlich fehl­ schliigt. Dasselbe ist der Fall mit der Verbindung untergeordneter Differenzen, welcha eine neue Varietal characterisiren; denn einige pflanzen ihre Art von Anfang an vie! reiner fort, als andere. Selbst bei den Ptlanzen, welche durch Knospen, Senker u. s. f. vermehrt worden sind, die also in einem gewissen Sinne als Theile eines und desselben Individuums angesehen werden konnen , ist es sebr be­ kannt, dass gewisse Varietiiten ihre neu erlangten Charactere reiner beibehalten und durch aufeinanderfolgende Knospen - Generationen strenger iiberliefern , als andere. Es scheint also in keinem dieser Fiille ebenso wenig wie in den folgenden irgend eine Beziehung zu bestehen zwischen der Starke, mit welcher ein Character der Uberlieferung fiihig ist und dem Zeitraum, wiihrend welchem er be­ reits fortgeptlanzt worden ist. Manche Varietiiten, wie weisse und gelbe Hyacinthen und weisse Lathyrus ptlanzen ihre Fiirbungen treuer fort, als die Varietaten, welche ihre natiirliche Farbe beibe­ halten haben. Bei der im zwolften Capitel erwahnten irischen Fa­ milie wurde die eigenthiimliche dreifache Fiirbung der Augen bei weitem treuer fortgeptlanzt , als irgend eine gewohnliche Farbe. Ancon- und Mauchamp-Schafe und Niata-Rinder, welche alle ver­ gleichsweise neue Rassen sind, bieten ein merkwiirdig starkes Ver-

 

[page break] Cap.    Fixirtseill der Charactere.    83

erbungsvermogen dar. Viele ahnliche Falle liessen sich noch an­ fiihren.

   Da alle domesticirten Thiere und cultivirten Pflanzen variirt haben, und doch von urspriinglich wild en Formen abgestammt sind, welche ein und denselben Character von einer unendlich entfernt liegenden Zeit her beibehalten batten, so sehen wir, dass kaum ir­ gend ein Grad von hohem A Iter die Versicherung einschliesst, dass ein Character vollkommen rein den Nachkommen iiberliefert wird. Man kann indessen in diesem Fall sagen, dass veranderte Lebensbedingungen gewisse Modificationen veranlassen und nicht dass das Vererbungsvermogen fehl schlagt; aber in jedem Falle eines solchen Fehlschlagens muss irgend eine Ursache, entweder eine aussere, oder eine innere dazu treten. Man wird im allgemei­ nen linden, dass die Theile unserer domesticirten Naturproducte, welche variirt haben, oder welche noch immer zu variiren fort­ fahren, d. h. welche nicht langer ihren urspriinglichen Zustand bei­ behalten, mit den Theilen identisch sind,.welche in den natiirlichen Arten derselben Gattung differiren. Da nach der Theorie einer Ab­ stammung mit Modificationen die Species eines und desselben Ge­ nus, seitdem sie von P.inem gemeinsamen Urerzeuger abgezweigt sind, modificirt wurden, so folgt, dass die Charactere, durch welche sie von einander differiren , variirt haben , wahrend andere Theile der Organisation unverandert geblieben sind; und man konnte hier­ aus folgern, dass dieselben Charactere jetzt unter der Domestication variiren oder in der Vererbung fehlschlagen, und zwar in Folge ihres weniger hohen Alterthums. Wir miissen indess annehm n, dass Structurverhaltnisse, welche bereits variirt haben, mehr geneigt sind, ferner zu variiren , als Ktirpertheile , welche eine unendliche Zeitdauer hindurch unverandert geblieben sind; und dieses Variiren ist wahrscheinlich das Resultat gewisser Beziehungen zwischen den Lebensbedingungen und der Organisation und zwar vollig unabhan­ gig von dem hoheren oder weniger hohen Alter jedes eigenthiim­ Iichen Characters.

Das Fixirtsein der Charactere oder die Starke der Vererbung

ist oft nach dem Uberwiegen gewisser Charact.ere bei den gekreuz­ ten Nachkommen von distincten Rassen beurtheilt worden; doch

6*

[page break] 84 Vererbnng. 14. Cap.

kommt hier das Ubergewicht in der Uberlieferung mit ins Spiel, und dies unterliegt, wie wir sofort sehen werden, einer von der Starke oder Schwiiche der Vererbung sehr verschiedenen Betrach­ tung. Es ist oft beobachtet worden 1, <lass Rassen vcm Thieren, welche wilde und bergige Gegenden bewohnen, von unsern ver­ edelten Rassen nicht dauernd modificirt werden ko1men; nd da diese Ietzteren neueren Ursprungi; sind , so hat man gemeint, dass das hohere Aller der wilderen Rassen die Ursache ihres einer Ver­ edelung <lurch Kreuzung entgegengestellten Widerstandes gewesen

sei; derselbe ist aber wahrscheinlicher eine Folge davon, dass ihr

Bau und ihre Constitution den umgebenden Bedingungen besser an­ gepasst sind. Wenn Pflanzen zuerst der Cultur unterworfen werdeo, so hat sich herausgestellt, <lass sie wiihrend mehrerer Generationen ihre Charactere rein iiberliefern, d. h. dass sie nicht variiren, und dies ist dem Umstande zugeschrieben worden, dass alte Charactere streng vererbt werden; es kann aber mit gleicher oder grosserer Wahrscheinlichkeit eine Folge davon sein, dass veriinderte Lebeos­ bedingungen eine lange Zeit bediirfen, um ihre accumulative Wirkung zu iiussern. Trotz aller dieser Betrachtungen diirfte es aber viel­ leicht vorschnell sein zu Ieugnen, <lass Charactere um so schiirfer fixirt werden, je Hinger sie iiberliefert werden; und ich glaub·e, dass dieser ganze Satz sich dahin auflost, dass alle Charactere von alien Sorten , mogen sie neu oder alt sein, vererbt zu werden streben, und dass diejenigen, welche bereits allen entgegenwirkend·en Ein­ fliissen widerstanden haben und rein iiberliefert worden sind , der allgemeinen Regel nach fortfahren werden , ihnen zu widerstehen und folglich rein vererbt zu werden.

Ubergewicht bei der Uberliefernng der Charactere.

   Wenn lndividuen, welche distinct genug sind , um wiederer­ kannt zu werden, aber derselben Familie angehorig, oder wenn zwei scharf markirte Rassen oder zwei Species gekreuzt werden, so ist das gewohnliche Resultat, wie es in dem vorausgehenden Ca-

   1 s. Youatt, on Cattle, p. 92, 69, 78, 88, 163, anch Youatt, on Sheep, p. 325, ferner Dr. Lucas, l'Heredite naturelle. Tom. II, p. 310..

[page break] 14.     Cap. Ubergewicht der t'rberlieferungen.   85

pitel angefiihrt wurde, dass die Nachkommen in der ersten_Genera­ tion zwischen beiden Eltern in der Mitte stehen, oder dem ei­ nen Erzeuger in dem einen Theil, dem andern Erzeuger in einem andern Theil iihnlich sind. Dies ist_aber durchaus nicht unabiinder­ liche Regel; denn in vielen Fallen findet man, dass gewisse Indi­ viduen, Rassen und Species ein Ubergewicht in der Uberliefe­ rung ihrer Charactere haben. Dieser Gegenstand ist von Prosper Lucas 2 mi t Geschick erortert worden; er wird aber dadurch ausser­ ordentlich complicirt, <lass dieses Ubergewicht zuweilen in beiden Geschlechtern gleich verliiuft, und zuweilen in einem Geschlecht starker auftritt als im andern; er wird in gleicher Weise compli- . cirt durch das Vorhandensein secundarer Geschlechtscharactere, welche die Vergleichung von Mischlingen mit ihren elterlichen Rassen· schwierig machen.

   Es scheint fast, als oh in gewissen Familien irgend ein Vorfahre und nach ihm andere in derselben Familie eine bedeutende Kraft, ihr Abbild in der miinnlichen Linie zu iiberliefern gehabt haben miissen; denn wir konnen sonst nicht einsehen, woher es kommt, dass dieselben Gesichtsziige so oft nach Heirathen mit verschiede­ nen Fra11en iiberliefert worden sind ; wie es der Fall ist bei den

Kaisern von Osterreich·, und wie es nach Nie b u h r friiher bei ge­

wissen romischen Familien in Bezug auf ihre geistigen Eigenschaf ten der Fall war 3. Es wird angenommen 4, dass der beriihmte Bulle Favourite einen bedeutenden Einfluss auf die Shorthorn-Resse ge­ habt habe. Es ist auch bei englischen Rennpferden beobachtet wor den 5, dass gewisse Stuten allgemein ihren eigenen Character iiber-_ liefert haben., wiihrend andere Stuten· von gleich reinem Blut den Character des Hengstes haben iiberwiegen Iassen.

    Die Wahrheit des Princips des t!bergewichts tritt noch klarer hervor, wenn g"wisse Rassen gekreuzt warden. Nichtsdestoweniger dass die veredelte Shorthorn-Rasse vergleichsweise neueren Ursprungs ist, so wird doch allgemein anerkannt, dass sie ein starkes Vermogen besitzt, ihr

2 Heredite naturelle.  Tom. II. p. 112-120.   _

8 Sir H. Holland, Chapters OD Mental Physiology. 1852, p. 234.

4 Gardener's Chronicle. 1860, p. 270.

   5 Mr. N. H. Smith, Observations on Breeding, citirt in: Encyclopae­ dia of Rural Sports, p. 278.

  

[page break] 86 Vererbung. 14. Cap·

Abbild allen andern Rassen einzupragen, und es ist hauptsachlich eineFolge dieses Vermogens , dass sie in Bezug auf den Export so hoch gesch.ii.tzt wird 6. Godine hat den merkwiirdigen Fall von einem Widder einer ziegenii.hnlichen Schafrasse vom Cap der guten Hoffnung angefiihrt, wel­ cher kaum von ihm selbst zu unterscheidende Nachkommen producirte, wenn er mit Mutterschafen von zwolf andern Rassen gekreuzt wurde. Wurden aber zwei von diesen Halbblutmutterschafen zu einem Merino­ widder gebracht, so producirten sie Lii.mmer, die der Merinora.sse sehr ii.hnlich waren. Giron de Buzare ingue s 7 fand, dass von zwei Ras­ sen franzosischer Schafe die Mutterschafe der einen, wenn sie in mehre­ ren aufeinanderfolgenden Generationen mit Merinowiddern gekreuzt wurden, ihren Character viel eher verloren, als die weiblichen Schafe der andern Rasse.  Sturm und Giro u haben a.naloge Fii.lle von a.ndem

Rassen von Schaf und Rind mitgetheilt; in diesen Fallen lief daa 11ber­ gewicht durch die mii.nnliche Seite. In Siidamerika hat man mir aber von zuverlii.ssiger Autoritat versichert, dass wenn Niata- Rind mit gemei­ nem Rind gekreuzt wird, das Ubergewicht, welches bei den Niataa vor­ handen ist, mogen nun Mannchen oder Weibchen gebra.ucht warden, doeh in der weiblichen Linie am stii.rksten ist. Die Katze von der Insel Ma.n ist schwanzlos und hat lange Hinterbeine; Dr. Wilson kreuzte einen Kater von der Insel Man mit gewohnlichen Katzen und unter dreiund­ zwanzig Kii.tzchen waren siebenzehn ohne Schwanz; wurden a.her die Katzen von der Insel Man mit gemeinen Ka.tern gekreuzt, so ha.tten alle Kii.tzchenSchwii.nze, wenn diese auch im allgemeinen kurz und unvollkom­ men waren 8.

    Wurden wechselseitige Kreuzungen zwischen Kropf- und Pfauen­ ta.uben angestellt, so schien die Rasse der Kropftauben in beiden Ge­ schlechtern ein-Obergewicht iiber die Pfauentaube zu besitzen. Dies ist a.ber wa.hrscheinlich eher die Folge eines schwachen -Oberlieferungsvermllgens bei der Pfauentaube a.ls die einer ungewohnlich starken -Oberliefe­ rungskraft beim Kropf er; denn ich ha.be beobachtet , dass auch Barb­ tauben iiber Pfauentauben prii.ponderirten. Diese Schwii.che der -Oberliefe­ rung bei der Pfa.uenta.ube wird, trotzdem die Rasse eine alte ist, fiir ganz

..  6 Citirt von Bronn, Geschichte der Natur. Bd. II, p. 170. s. Sturm, Uber Rai;en. 1825, p. 104-l:07. Wegen des Nia.ta-Rinds s. mein Journal of Researches 1845, p. 146.

7 Luc as, l'Heredite naturelle. Tom. II, p. 112.

8 Mr. Orton, Physiology of Breeding. 1855, p. 9.

[page break] 14. Cap.     Ubergewicht der Uberlieferung. 87

allgemein gehalten 9; ich habe indess eine Ausnahme von dieser Regel beobachtet, namlich bei einer Kreuzung zwischen einer Pfauentaube und einem Lacher. Der merkwiirdigste mir bekannte Fall von einem schwa­ chen 1Jberlieferungsvermogen bei beiden Geschlechtern ist der bei der Trommeltaube. Diese Rasse ist wenigstens schon 130 Jahre wobl be­ kannt; sie ziichtet vollkommen rein, wie mir die versichert haben, welche lange Zeit viele Vogel gehalten haben; sie wird durch einen eigenthiim­ lichen Biischel Federn oberhalb des Schnabels characterisirt, durch einen Federbusch auf dem Kopf, durch einen ausserst eigenthiimlichen Ton, von dem aller andern Rassen ganzllch verschieden, und durch stark be­ fiederte Fiisse. Ich ha.be beide Geschlechter mit Moventauben zweier Unterrassen, mit Mandelburzlern, Blasstauben und Runt-Tauben gekreuzt Jllld viele Mischlinge erzogen und diese zuriickgekreuzt; und- wenn auch der Federbusch auf dem Kopf und die befiederten Fiisse vererbt wurden (wie es allgemein bei den meisten Rassen der Fall ist), so habe ich doch nie eine Spur des Federbusches oberhalb des Schnabels gesehen , oder den eigenthiimlichen Ton gehort. Boitard und Corbie behaupten 10, dass dies das unabanderliche Resultat einer Kreuzung von Trommeltau­ ben mit irgend einer andern Rasse ist. Doch gibt Neumeister an n, dass man in Deutschland Mischlinge erhalten habe, wenn auch sehr selten, welche mit jenem Biischel versehen waren und tromµielten; aber ein Paar dieser Mischlinge mit einem Bilschel, welches ich von Deutschland erhielt, trommelte nie. Mr. Br en t gibt an 12 , dass die gekreuzten Nachkommen einerTrommeltaube mit Trommlern drei Generationen hin­ durch gekreuzt wurden, in welcher Zeit die Mischlinge sieben Achtel des letzteren Blutes in ihren Adern filhrten; und doch erschien der Fe­ derbilschel oberhalb des Schnabels nicht. Bei der vierten Generation trat der Biischel auf; trotzdem aber, dass die Vogel nun filnfzehn Sechszehntel Blut von Trommlern hatten, trommelten sie doch nicht. Dieser Fall zeigt die grosse Verschiedenheit zwischen Vererbung und Ubergewicht sehr deutlich; denn wir haben hier eine gut begrfu:ldete alte Rasse vor uns, welche ihre Charactere treu iiberliefert, welche aber, wenn sie mit irgend einer andern Rasse gekreuzt wird, nur ein sehr schwaches Vermogen besitzt, ihre zwei hauptsachlichsten charac­ teristischen Eigenschaften zu iiberliefern.

9 Boitard et Corbie, Les Pigeons. 1824, p. 224.

10 Les Pigeons. p. 168, 198.

11 Das Ganze der Taubenzucht. 1837, p. 39.

12 The Pigeon Book, p. 46.

[page break] 88 Vererbung. 14. Cap-.

   Ich will nun noch einen andern Fall von Schwache und Starke .in der lJberlieferung eines und desselben Characters auf die gekrenzten Nachkommen bei Hiihnern und Tauben anfiihren. Das Seidenhuhn zileh­ tet rein, und wir haben Grund zur Annahme, dass es eine sehr &lte Rasse­ ist; als ich aber eine grosse Anzahl von Mischlingen von einer Seiden­ henne und einem spanischen Hahn aufzog, so zeigte nicht einer a.neh nur eine Spur der sogenannten Seide. Auch behauptet Mr. Hewitt, dass die Seiden-Federn nicht in einem Falle von dieser Rasae ilberliefert werden, wenn sie mit irgend einer andem Varietat gekreuzt wird; doeh: ha.tten unter vielen Vogeln, welche Mr. Orton aus einer Kreuzung zwi­ schen einem Seidenhahn und einer Bantamhenne erzog, drei Vogel Seiden-Federn 13. Es ist hiemach sicher, dass diese Rasse sehr selten das Vermogen besitzt, ihr eigenthiimliches Gefieder den gekreuztenNa.eh­ kommen zu iiberliefern. Andrerseits existirt eine Seidensubvarietat der Pfauentaube , deren Federn sich in nahezu demselben Zustande finden; als bei der Seidenhenne. Nun haben wirbereitsgesehen, dasadiePfauen­ tauben bei der Kreuzung ein eigenthiimlich schwaches Verml!geli be­ sitzen , ihre allgemeinen Eigenschaften zu iiberliefem, und doch ilber­ liefert die Seidensubvarietat, wenn sie mit irgend einer andern Basse von geringerer Grosse gekreuzt wird , unabanderlich ihre seidenen Fe­ dern 14.

Das Gesetz des lJbergewichts wirkt ebenso mit, wenn Species , als

wenn Rassen und lndividuen gekreuzt werden. Ga rt n er hat ganz un­ zweideutig gezeigt 15, dass dies bei Pflanzen der Fall ist. Um hierfftr einen Fall anzufiihren: - werden Nicotiana paniculata und vincaeflora ge. kreuzt, so geht der Character der N. paniculata fast vollstii.ndig im Ba­ stard verloren. Wird aber N. quadrivalvis mit N. vincaeflora gekreuzt, so verschwindet nun diese letztere Species, welche vorhin ein solches tlbergewicht hatte, ihrerseits fast ganzlich unter dem Gewicht der N. .

quadrivalvis. Es ist merkwiirdig, dass das tlbergewicht einer SpeeiM

iiber eine a.ndere bei der tlberlieferung ihrer Charactere, wie G ii.rtn ei.i

u  Physiology of Breeding, p. 22.  Mr. Hewitt, in: Tegetmeier,.

The Poultry Book. 1866, p. 224.

14 Boitard et Corbie, Les Pigeons. 1824, p. 226.

  u Bastarderzeugung. p. 256, 290 u. s. w. Nau din ffihrt <Nouvelle& Archives du Museum. Tom. I, p. 149) ein merkwiirdiges Beispiel von Ober gewicht in der Dntura 8lramonium bei der Keuzung mit zwei andern Ar­ ten an.

 

[page break] 14. Cap.     Ubergewicht der Uberlieferung. 89

gezeigt hat, v!>llig nnabhangig v.on der gr!>sseren oder geringeren Leich­ tigkeit ist, mit welcher die eine die andere befruchtet.

Um anch Falle von Thieren anzuftihren: Der Schakal hat ein -Ober­

gewicht iiber den Hund, wie Flourens angegeben hat, der zwischen diesen Thieren viele Krenzungen angestellt hat; und dasselbe war gleich­ falls der Fall bei einem Bastard zwischen dem Schakal und einem Pin­ scher, den ich einmal gesehen habe. Nach den Beobachtungen von Colin und Anderen kann ich nicht zweifeln, da.ss der Esel ein -Ober­ gewicht iiber das Pferd hat; das Ubergewicht Htuft in diesem Beispiel starker in der mannlichen, als in der weiblichen Linie des Esels, so dass der Maulesel dem Esel viel ahnlicher ist, als das Maulthier 16. Nach Mr. Hewitt's Beschreibungen 17 zu urtheilen und nach den Bastarden,

welche ich gesehen babe, hat der Fasanenhahn ein -Obergewicht iiber die domesticirte Henne; aber die letztere hat, soweit es die Farbung be­ trifft, ein betrachtliches -Oberlieferungsverm!>gen; denn von fiinf ver­ schieden gefarbten Hennen erzogene Bastarde· differirten bedeutend im Gefieder. lch habe friiher einige merkwtirdige Basta.rde zwischen der

   16 Flourens, Longevite Humaine p. 144, ttber gekreuzte Schakale. In Bezug auf die Verschiedenheit zwischen dem Maulesel und Maulthier weiss ich wohl, dass dies allgemein dem Umstand zugeschrieben worden ist, dass das Mannchen und Weibchen ihre Charactere verschieden iiber. liefern. Colin indessen, welcher in seinem Traite d. Physiol. Comp., Tom. II, p. 537-539, die, soviel ich gefunden babe, ausffihrlichste Be­ schreibung dieser reciproken Bastal'de gegeben hat, ist stark der Meinung, dass der Esel in beiden Kreuzungen, aber in ungleichem Grade ein Uber­ gewicht besitze. Zu demselben Schlussc kommen auch Flour ens, und Bech stein in seiner Naturgeschichte Deutschlands. Bd. I, p. 294. Der Schwanz des Maultbiers ist dem eines Pferdes vi l ahnlicher als der Schwanz des Maulesels; und dies wird gewohnlich daraus erklii.rt, dass die Mann-. chen beider Arten diesen Theil ihres Baues mit grosserer Starke iiber­ liefern; aber ein complicirter )3astard von einer Stute und einem hybriden Esel-Zebra, den ich im zoologischen Garten gesehen habe, glich seiner Mutter vollig im Schwanz.

  n Mr. Hewitt, welcher im Erziehen dieser Bastarde so grosse Er­ fahrung gesammelt hat, sagt (Tegetmeier, Poultry Book, 1866, p. 165-167), dass bei allen der Kopf ohne Lappen, Kamm und Ohrlappen war; und alle waren in der Form des Schwanzes und den allgemeinen Um­ rissen des Korpers den Fasanen sehr ahnlich. Es wurden diese Bastarde von Hennen verschiedener Rassen und einem Fasarien-Hahn erzogen; ein anderer Bastard aber, den Mr. Hewitt beschrieben hat, wurde von einer Fasanen-Henne und einem silbergestreiften Bantam-Hahn erzogen, und die­ ser besass einen rudimentii.ren Kamm und ebensolche Lappen.

 

[page break] 90 Vererbwig. 14. Cap.

Pinguin-Varietat der gemeinen Ente und der agyptischen Gans (Anser aegyptiacus) im zoologischen Garten untersucht und wenn ich auch nieht behaupten will, dass die domesticirte Varietat ein Ubergewicht iiber die natiirliche Species hatte , so hatte sie doch ihre unnatiirliche aufrechte Haltung diesen Bastarden sehr stark eingepragt.

    Ich weiss wohl, dass derartige Falle wie die vorstehenden von ver­ schiedenen Autoren nicht dem Umstande zugeschrieben worden sind, dass eine Species, Rasse oder ein Individuum iiber die andern bei dem Einpragen ihrer Charactere auf die gekreuzten Nachkommen ein 'Ober­ gewicht habe, sondern solchen Regeln, wie dass der Yater die ausseren Charactere und die Mutter die inneren oder vitalen Organe beeinfl.usst. Aber schon die grosse Verschiedenartigkeit dieser Gesetze, wie solche von verschiedenen Autoren aufgestellt worden sind, beweist fast genug ihre Unrichtigkeit. Dr. Prosper Lucas hat diesen Punkt ausfiihrlioh erortert nnd hat gezeigt 18, dass keine der Regeln, nnd ich konnte den von ihm angefiihrten noch andere hinznfiigen, sich auf alle Thiere an­ wenden lasst. Ahnliche Regeln sind auch fiir Pflanzen aufgestellt wor­ den und sind von G art n e r 19 alle als irrig nachgewiesen worden. Be­ schranken wir unsere Ubersicht auf domesticirte Rassen einer einzigen Species oder vielleicht selbst auf die Species eines und desselben Gen118, so mogen einige solche Regeln giiltig sein. So scheint es z. B. der Fall zu sein, dass bei der wechselseitigen Kreuzung verschiedener Raseien von Hiihnern das Mannchen a.llgemein die Farbe gibt 20; aber a.uffallende Ausnahmen hiervon sind unter meinen Augen vorgekommen. Bei Schafen scheint es, als gabe der Widder gewohnlich seine eigenthfml. lichen Horner und Wolle den gekreuzten Nachkommen, ebenso wie de'?' Bulle das Vorhandensein oder Fehlen der Horner bestimmt.

   Im folgenden Capital iiber Kreuzung werde ich Vera.nlassung haben. zu zeigen, da.ss gewisse Cha.ractere bei der Kreuzung selten oder nie ver-, schmelzen, sondern in einem unmodificirten Zustande von beiden elter­ lichen Formen iiberliefert werden. Ich fiihre diese Thatsache hier des.. ha.lb an, weil sie zuweilen auf der einen Seite mit einem 'Obergewioht. verbunden auftritt, welches in Folge hiervon irrig das Ansehen einer ungewohnlichen Starke erhalt. In demselben Capitel werde ich zeig n. dass das Verhaltniss, in welchem eine Species oder Rasse eine andere

18 L'Heredite naturelle. Tom. II, Livre II, Chap. 1.

19 Bastarderzeugung p. 264-266. N audin (Nouvelles Archives d.u

Museum. Tom. I, p. 148) ist zu einem ahn1ichen Schlusse gekommen.

20 Cottage Gardener, 1856, p. 101, 137.

[page break] 14. Cap.     Ubergewicht der Uberlieferung. 91

durch wiederholte Kreuztmgen absorbirt und verdrangt, zum grllssten Theil von einem -Obergewicht in der -Oberlieferung abhiingt.

   Ziehen wir hieraus einen Schluss, so beweisen. einige der oben gegebenen Falle z.B. der der Trommeltaube, dass zwischen blosser Vererbung und einem Ubergewicht ein grosser Unterschied besteht. Dieses letztere Vermogen scheint uns ·bei unserer Unwissenheit in den meisten Fallen vollig capricios zu wirken. Ein und derselbe Character, selbst wenn er ein abnormer oder monstroser ist, wie Seidenfedern, kann von verschiedenen Species bei der Kreuzung entweder mit einer iiberwiegenden Kraft oder mit eigenthiim­ licher Schwache Uberliefert werden. Offenbar wird eine in beiden Geschlechtern rein gezuchtete Form in alien Fallen , wo ein Uber­ gewicht nicht in dem einen Geschlecht starker auftritt als in dem

andern, ihren Character mit ilberwiegender Kraft Uber ein·e ver­

bastardirte oder bereits variable Form tiberliefern 21. Aus mehre­ ren der oben gegebenen Falle konnen· wir· schliessen·, dass das blosse Alter eines Merkmals dasselbe durchaus nicht nothwendig zu einem uberwiegenden macht. In einigen Fallen hangt das Uber­ wiegen dem Anschein nach davon ab, dass derselbe Character in einer von zwei mit einander gekreuzten Rassen vorhanden und sichtbar, in der andern Rasse verborgen und unsichtbar ist; und in diesem Falle ist es natiirlich, dass der Character, welcher potenziell in beiden vorhanden ist, ein Obergewicht erhalt. So haben wir Grund zur Annahme, dass bei alien Pferden eine verborgene Nei­ gung besteht, graubi-aun gefarbt und gestreift zu werden; und wenn ein Pferd dieser A'.rt mit einem von irgend einer andern Far­ bung gekreuzt wird, so wird angegeben, dass die Nachkommen fast sicher gestreift sind. Sc afe haben eine iihnliche verborgene Nei­ gung dunkel gefarbt zu werden ; und wir haben gesehen, mit welch' iiberwiegender Kraft ein Widder mit wenig schwarzen Flecken bei der Kreuzung mit weissen Schafen verschiedencr Ras­ sen seine Nachkommen filrbte. Alle '.fauben haben eine verborgene Neigung schieferblau zu werden und characteristische Zeichnungen

21 s. einige Bemerkungen hierilber in Bezug anf Schafe von Mr.

W i Ison in Gardener's Chronicle, 1863, p. 15.

[page break] 92 Vererbung. 14. Cap.

zu erhalten, und es ist bekannt, dass wenn ein so gefiirbter Vogel mit einem von irgend einer andern Fiirbung gekreuzt wird, es iiusserst schwierig ist, spater die blaue Farbung zu beseitigeo. Einen nahezu parallelen Fall bieten jene schwarzen Bantams dar, welche, wenn sie alt werden, eine latente Neigung entwickeln, rotbe Federn zu erhalten.  Aber von dieser Regel gibt es Ausnahmen: Hornlose Rinderrassen besitzen eine latente Fahigkeit Horner zu entwickeln; wenn sie aber mit gehornten Rassen gekreuzt werden, so erzeugen sie nicht unabiinderlich Nachkommen, die Horner tragen. Bei Pflanzen treffen wir auf analoge Fiille. Gestreifte Bliitheo haben, auch wenn sie rein durch Samen fortgepflanzt werden kon­ nen, eine Iatente Neigung, gleichformig gefarbt zu werden; weon sie aher einmal mit einer gleichformig gefarbten V11rietiit gekreuzt word en sind, so erzeugen sie spiiter niemals gestreifte Siimlinge 22. Ein anderer Fall ist in manchen Beziehungen noch merkwtirdiger. Pflanzen, welche pelorische oder regelmiissige Bliithen tragen, haben eine so starke latente Neigung, ihre normalen, unregel­ miissigen Bliithen zu reproduciren, dass dies oft bei Knospen ein­ tritt, wenn eine Pflanze in armeren oder reicheren Boden umge­ pflanzt wird 23.   lch kreuzte  nun  das  pelorische Lowenmaul (Antirrhinum majus), was ich im Jetzten Capitel beschrieb, mit Pollen der gemeinen Form und die letztere wechselseitig mitPollen der pelorischen Form.    Hieraus erzog ich zwei grosse Beete mit Siimlingen und nicht einer war pelorisch. Naud in 24 erhielt dasselbe Resultat, als er eine pelorische Linaria mit der ge­ wohnlichen Form kreuzte. lch untersuchte die BJiithen von neunzig Pflanzen des gekreuzten Antirrhinum in den beiden Beeten sorg­ faltig und ihre Structur war nicht im mindesten durch die Kreuzung afficirt worden; mit Ausnahme, dass in einigen wenigen Fallen das kleine Rudiment des fiinften Staubfadens, welches stets vorhanden ist, etwas mehr oder selbst vollstiindig entwickelt war. Man darf nicht etwa vermuthen, class diese vollstii.ndige Beseitigung des pe­ lorischen  Baues bei den  gekreuzten Pflanzen durch  irgend  eine

22 Verlot, Des Varietes, 1865, p. 66.

23  Moquin-Tandon, Teratologie, p. 191.

2' Nouvelles Archives du Museum. Tom. I, p, 187.

[page break] 14. Cap.     Obergewicht der Oberlieferung. 93

Unfahigkeit, ihn zu uberliefern, erkliirt werden kann; denn ich er­ zog ein grosses Beet mit Pflanzen von dem pelorischen Antir,·hi­ num, was mit seinem eigenen Pollen kunstlich befruchtet worden war, und secbszebn Pflanzeh, welche allein den Winter iiberlebten, waren alle ebenso vollkommen peloriscb, wie die Elternpflanze. Wir haben bier ein gutes Beispiel fur die grosse Verschiedenbeit zwischen der Vererbung eines Characters und der Kraft der Uber­ Iieferung desselben auf die gekreuzten Nachkommen. Die gekreuz­ ten Pflanzen, welche dem gemeinen Lowenmaul vollstandig glichen, liess ich sich selbst aussiien, und unter bundertundsiebenund­ zwanzig Samlingen erwiesen ·sich achtundachtzig als gemeines Lowenmaul, zwei waren in einem mittleren Zustande zwischen dem pelorischen und normalen, und siebenuriddreissig waren vollkommen pelorisch; sie waren zu der Structur ihres einen Grossvaters zu­ ruckgeschJagen. Dieser Fall scheint auf den ersten Blick eine Aus­ nahme zu der friiher gegebenen Regel darzubieten, dass niimlicb ein Merkmal , welches in der einen Form vorhanden und in der andern latent ist, gewohnlich mit iiberwi gender Kraft iiberliefert wird, wenn beide Formen gekreuzt werden; demi bei allen Scrophu­ lariaceen und besonders bei den Gattungen Antirrhinum und Linaria ist, wie in derri letzten CapiteJ gezeigt wurde, eine starke latente Neigung vorhanden, peloriscb zu werden; und·rerner besteht auch, wie wir eben gesehen haben, eine noch starkere Neigung bei alien pelorischen Pflanzen, ihre no.rmale und unregelmassige Structur wieder zu erlangen. Wir haben daher bier zwei einander ent­ gegengesetzte Jatente Neigungen in denseJben Pflanzen. Bei dem gekreuzten Antirrhinum nun erJangte die Neigung, nonnale oder unregelmassigeBluthen zu produciren, ahnlich denen des gemeinen Lowenmaules, in der ersten Generation das Ubergewicht, wahrend die Neigung zum Pelorismus, welche <lurch das Dazwischentreten einer Generation an Starke zu gewinnen schien, bei der zweiten Zahl von Samlingen in grosser Ausdehnung iiberwog.     Wie es moglich ist, <lass ein Character <lurch das Dazwischentreten einer Generation an Starke gewinnt, wird in dem Capitel iiber Pangenesis betrachtet werden.

Im Ganzen ist das Capitel des Ubergewichts ausserordentlich

[page break] 94 Vererbung, 14. Cap.

verwickelt; - und zwar we ii es bei verschiedenen Thieren so bedeu­ tend in der Starke, selbst in Bezug auf ein und denselben Character, va­ riirt; - weil es entweder gleichmiissig in beiden Geschlechtern oder wie es bei Thieren, aber nicht bei Pflanzen, hiiufig der Fall ist, in dem einen Geschlecht vie!starker auftritt als in dem andern; - ferner wegen der Existenz secundarer Geschlechtscharactere, - deshalb weil die Uberlieferung gewisser Charactere, wie wir sofort sehen werden, durch das Geschlecht beschriinkt ist, - weil gewisse Charac­ tere nicht mit einander verschmolzen werden, - und endlich viel­ leicht wegen der gelegentlich auftrctenden Wirkungen einer vor­ ausgegangenen Befruchtung auf die Mutter. Es ist daher nicbt tiberraschend, dass man bis jetzt allgemein beim Aufstellen allg ­ meiner Regeln in Bezug auf das Obergewicht in Verlegenheit ge­ kommen ist.

Vererbung durch das Geschlecht beschrilnkt.

   Es treten oft neue Charactere bei einem Geschlecht auf und werden spater auf dasselbe Geschlecht entweder ausschliesslich oder in einem viel htihern Grade als auf das andere tiberliefert.' Dieser Gegenstand ist von Bedeutung, weil bei Thieren vieler Arten im Naturzustande sowohl auf einer hoheren oder niederen Stufe jn der Reihe, secundiire Geschlechtscharaclere, die in keiner Weise direct mit den Reproductionsorganen im Zusammenhange stehen, oft in auffallender Weise vorhanden sind. Auch bei unsern domesticir­ ten Thieren findet man, dass dieselben secundaren Charactere oft bedeutend von dem Zustande abweichen, in welchem sie in der Elternspecies vorhanden sind. Und der Grundsatz einer durch das Geschlecht beschriinkten Vererbung zeigt, wie solche Cha­ ractere zuerst haben erlangt und spiiter modificirt wordeo sein konnen.

    Dr. P. Luc as, welcher viele Thatsachen in Bezug auf diesen Ge­ genstand gesammelt hat, weist nach 25, dass eine Eigenthilmlichkeit, welche in keiner Weise mit den Reproductionsorganen im Zusammen­ hange steht, wenn sie in einem der Erzeuger auftritt, oft ausschlieselich

25 L'Heredite natur. Tom. II, p. 137-165. s. auch Mr. Sedgwick's

sofort anzuffihrende Abhandlungen.

[page break] 14. Cap.     Beschrankung durch das Geschlecht.    95

a.uf die Na.chkommen desselben Geschlechts oder einer viel grosseren Za.hl dieser a.ls des entgegengesetzten Geschlechts iiberliefert wird. So wurden in der Fa.milie Lambert die hornartigen Hauta.uswiichse a.llein vom Va.ter auf seine Sohne und Enkelsohne iiberliefert. Da.sselbe ist der Fall gewesen bei a.ndern Fallen von lchthyosis, bei iiberzahligen Fingern, beim Fehlen von Fingern und Pha.la.ngen und in einem geringerenGra.de bei verschiedenen Kra.nkheiten, besvnders bei Farbenblindheit und einer hamorrha.gischen Anlage, d. h. einer a.usserordentlichen Neigung zu pro­ fusen und nicht zu stillenden Blutungen a.us unbedeutenden Wunden. Andererseits haben Mutter mehrere Genera.tionen hindurch allein ihren Tochtern iiberzahlige und fehlende Finger, Fa.rbenblindheit lind andere Eigenthiimlichkeiten iiberliefert. Wir sehen daher, da.ss ein und dieselbe Eigenthiimlichkeit beiden Geschlechtern eigen sein und la.nge Zeit von diesem Geschlecht a.llein vererbt werden ka.nn; aber da.s Beschriinktsein bezieht sich in gewissen Fallen viel haufiger auf da.s eine als a.uf da.s a.ndere Geschlecht. Ein und dieselbe Eigenthiimlichkeit ka.nn auch ohne Unterschied a.uf beide Geschlechter iiberliefert werden. Dr. Luc a. s theilt andere Falle mit, welche zeigen , dass das Mannchen gelegentlich seine Eigenthiimlichkeiten nur den Tochtern und die Mutter nur ihren Siihnen iiberliefert; a.ber selbst in diesem Fa.lie sehen wir, da.ss die Ver­ erbung bis zu einer gewissen Ausdehnung, wenn auch umgekehrt, durch da.s Geschlecht regulirt wird. Dr. Luc as kommt nach Abwagung der ga.nzen Zeugnisse zu dem Schluss, dass jede Eigenthiimlichkeit, je na.ch dem Geschlecht, in welchem sie zuerst auftritt, in einem griisseren oder geringerem Grade diesem Geschlecht iiberliefert zu warden strebt.

    Von den vielen vonMr. Sedgwick26 gesammeltenFiillen will ich hier noch einige wenige Details mittheilen. Farbenblindheit zeigt sich in Folge irgend welcher unbeka.nnter Ursachen viel iifter bei Mannern a.ls bei Fra.uen; von ii.her zweihundert von Mr. Sedgwick gesammelten Fallen beziehen sich neun Zehntel a.uf Manner. Sie ist aber a.usser­ ordentlich geneigt, durch die Frau hindurch iiberliefert zu werden. In dem von Dr. Earle angefiihrten Fa.He wa.ren Glieder acht verwa.ndter Familien durch fiinf Genera.tionen hindurch a.fficirt; diese Familien be­ standen a.us einundsechszig Individuen , namlich a.us zweiunddreissig mannlichcn, von denen neun Sechszeh'Iltel unfahig wa.ren, Farben zu

   26 Uber die geschlechtliche Beschrankung bei erblichen Krankheiten: British and Foreign Medico-Chirurg. Review, April 1861, p. 477, July, p. 198, April 1863, p. 445, und July, p. 159.

  

[page break] 96 Vererbnng. 14. Cap.

unterscheiden, und aus neunundzwauzig weiblichen, von denen nur e n Fiinfzehntel diese Affection darboten. Obgleich hiernach Farbenblindh_eit allgemein sich an das mannliche Geschlecht heftet, so wurde es- d-­ trotzdem in einem Falle, wo es zuerst bei einem weiblichen 11).divid wn auftrat, fiinf Generationen hindurch auf dreizehn Individuen iiberliefer:t, welche alle weiblich waren. Eine hamorrhagische Anlage, die oft von Rheuma.tismus begleitet wird, hat, wie man weiss, nur die mii.nnlichen In­ dividuen im Verlauf von ftinfGenerationen afficirt, wurde aber durch d,ie weiblfohen iiberliefert. Es wird angefiihrt, dass fehlende Phalangen 11D den Fingern nur von den weiblichen Individuen im Verla.uf von ze)u,. Generationen vererbt wurden. In einem andern Fa.lie iiberlieferte ein Mann, der diesen Defect sowohl an Handen und Fiissen zeigte, die Eig ­ thtimlich.keit seinen beiden Sohnen und einer Tochter, aber in der.dritwll aus neunzehn Enkeln  bestehenden Generation  ha.tten zwinf

diesen der Familia eigenen Defect, wahrend die sieben T0chter  · waren. In gewohnlichen Fallen sexueller Beschrii.nkung erben die bae oder Tochter die Eigenthiimlichkeit, was dieselbe a.uch sein mag, von

ihrem Vater oder ihrer Mutter und iiberliefern sie ihren Kindem deasel­

ben Geschlechts ; aber bei der hii.morrhagischen Anlage und oft hi Farbenblindheit und in einigen andern Fallen erben allgemein dieSOhae die Eigenthiimlichkeit nie direct von ihren Vii.tern, sondern die TGchter,

und nur die Tochter iiberliefern die latente Anlage, so dass allein die S5hne derTochter sie darbieten. Es wird daher derVa.ter, derEnkel 1-4 Ururenkel eine Eigenthiimlichkeit darbieteu, wii.hrend sie dieGro88Dluii'f;er,

Tochter und Urenkelin in einem latenten Zustande iiberliefert ha ·'

Wir haben daher, wie Mr. Sedgwick bemerkt, eine doppelie A.rt V \ Atavismus oder Riickschlag; jeder Enkel erhii.lt, wie ea scheint, und e wickel·t die Eigenthiimlich.keit von seinem Grossvater und jede Tocli erhii.lt scheinbar die latente Neigung von ihrer Grossmutter.   \:

Nach den verschiedenen von Dr. Prosper Lucas, Mr. Seq­

w i ck und Andern mitgetheilten Thatsachen lii.sst sich nicht bezw  dass Eigenthiimlichkeiten, welche zuerst in einem der beiden Geschlech r auftreten, auch wenn sie in keiner Weise nothwendig oder unaban etli

mit diesem Geschlecht in Zusammenha.ng stehen, von Nachkomme _(,i­

selben Geschlechts vererbt zu werden eine starke Neigung besitzen, :.

sie aber oft in einem latenten Zustande durch das entgegengesetzte Ge­

schlecht iiberliefert werden.

Wenden wir uns nun zu domesticirten Thieren, so fi.nden wir,

gewisse Charactere, die der elterlichen Species nicht eigen sind, oft,a.o.f

[page break] 14. Cap.     Beschrl!.nknng durch das Geschlecht.    97

das eine Geschlecht all ein beschrankt sind und von ihm vererbt warden; aber wir kennen die Geschichte des ersten Auftretens solcher Cha..ractere nicht. In dem Capitel iiber das Schaf haben wir gesehen, dass die Mannchen gewisser Rassen bedeutend von dem Weibchen in der Form ihrer Horner abweichen, da diese bei den weiblichen Schafen mancher Ras­ sen fehlen; ebenso in der Entwickelung von Fett in den Schwanzen bei gewissen fettschwanzigenRassen und in der Contur desVorderkopfes. Nach den Characteren der verwandten 'Wilden Arten zu urtheilen, lasst sich diese Di:fferenz nicht durch die Annahme erklaren, dass sie von distincten elterlichen Formen herriihren. Bei einer indischen Rasse von Ziegen be­ steht auch eine grosse Verschiedenheit zwischen den Hornern der bei­ den Geschlechter. Der Zebu-Bulle soll, wie man sagt, einen grosseren Hocker haben als die Kuh. Bei dem schottischenJagdhund weichen die beiden. Geschlechter der Grosse nach mehr von einander ab, als bei irgend einer andern Varietat des Hundes 27, und nach Analogie zu schliessen, mehr als bei der urspriinglichen elterlichen Art. Die eigen­ thiimliche dreifache Farbung {Tortoise-shell) ist sehr selten bei einem Kater zu sehen ; die Mannchen dieser Varietat haben eine rostig braune Farbung. Eine Neigung zum Kahlwerden vor dem Eintritt hohen Alters ist beim Menschen sicherlich erblich und ist beim Europaer oder :wenig­ stens ]:>eim Englander ein Attribut des mannlichen Geschlechts und kann fast als ein beginnender secundarer Sexualcharacter an esehen werden.

    Bei verschiedenen Hiihnerrassen weichen die Mannchen und Weib­ chen oft bedeutend von einander ab, und diese Verschiedenheiten sind bei weitem nicht dieselben, wie die, welche die beiden Geschlechter in der elterlichen Species, dem Gallus bankiva, unterscheiden; sie sind folglich unter der Domestication entstanden. Bei gewissen Untervarietaten der Kampfhahnrasse haben wir den ungewohnlichen Fall, dass die Hennen mehr von einander abweichen als die Hahne. Bei einer indischen Rasse von weisser Farbe, die mit russ-schwarz gefleckt ist, haben die Hennen unabanderlich schwarze Haut und ihre Knochen sind mit einem schwar­ zen Periost bedeckt, wahrend die Hahne niemals oder ausserst selten so characterisirt sind. Tauben bieten noch einen interessanteren Fal.l; denn die beiden Geschlechter sind sehr selten in der ganzen, grossenFamilie von einander unterschieden, und bei der elterlichen Form, der O.l(via, sind die Mannchen und Weibchen ununterscheidbar; doch haben wir geseli.en,

27  W. Sc rope, Art of Deer Stalking, p. 354.

DAH.'iV!N, Val'iireu II.  7

[page break] 98 Vererbung 14. Cap.

dass bei Kropfern da.s Mannchen die characteristische Eigenschaft desBla­ sens in einem starker entwickelten Grade besitzt, als das Weibchen ; und bei gewissen Untervarietaten 28 sind die Mannchen allein mit schwarz gefleckt oder gestreift. Werden mannliche und weibliche englische Botenta.uben in verschiedenen Behaltern ausgestellt, so wird 4ie Ver· schiedenheit in der Entwickelung der Hautla.ppen oberhalb des Schna.bels und um die Augen auffallend. Wir haben daher hier Fa.lie vom Auftreten secundarer Geschlechtscha.ractere bei den domesticirten Ra.ssen einer Art, bei welcher solche Verschiedenheiten im Naturzustande vollig fehlen.

    Andererseits werden secundiire Geschlechtscharactere, welche eigentlich der Species angehuren, im Zustande der Domestication vollig verloren oder bedeutend verringert. Wir sehen dies in der geringen Grosse der Hauer bei unsern veredelten Schweinerassen im Vergleich mit denen des wilden Fbers. Es gibt Unterrassen von Htihnern, bei welchen die Mannchen die schtinen, wogenden Schwanzfedern und Schuppenfedern verloren haben und andere, bei denen in der Farbung keine Differenz zwischen beiden Ge­ schlechtern besteht. In manchen Fallen ist das gebanderte Gefie­ der, welches bei htihnerartigen Vogeln gewohnlich ein Attribut der Henne ist, auf den Hahn tibertragen worden, wie bei den Kukuks­ unterrassen. In andern Fallen sind miinnlicheCharactere theilweise auf das Weibchen tibertragen worden, so des gliinzende Gefieder der goldgeflitterten Hamburger Hennen, der vergrtisserte Kamm der spanischen Hennen, das kampfstichtige Temperament der Kampf.: hennen und auch die wohlentwickelten Sporen, welche gelegentlich bei Hennen verschiedener Rassen auftreten.  Bei polnischen Htlh­

nern sind beide Geschlechter mit einem Federbusch geschmttckt, der des Miinnchens wird aus schuppenartigen Federn gebildet und dies ist ein neuer mannlicher Character in der Gattung Gallus. So­ viel ich urtheilen kann, treten im Ganzen neue Charactere Heber an

dem Mannchen unserer domesticirten Thiere als bei dem Wei chen auf und werden spater entweder ausschliesslich oder stilrker von dem Mannchen vererbt. Endlich bietet in Ubereinstimmung mit dem Princip der <lurch das Geschlecht beschrankten Vererbung das Auf-

   28 Boitard et Corbie, Les Pigeons, p. 173. Dr. F. Chapuis, Le Pigeon Voyageur Beige, 1865, p. 87.

  

[page break] 14. Cap.     zu entsprec.henden Lehensperioden. 99

treten secundarer Geschlechtscharactere bei natilrlichen Arlen keine besonderen Schwierigkeiten dar, und ihre spatere Vergriisserung und Modification wiirde, wenn sic der Art von irgend welchem Nutzen sind, aus jener Form der Zuchtwahl folgen, welche ich in meiner » Entstehung der Arten" sexuelle Zuchtwahl genannt habe.

Vererbung zu entsprechenden Lebensperioden.

   Dies ist ein bedeutungsvoller Gegenstand. Seit der Veroffent­ Iichung meiner ,,Entstehung der Arten." babe ich keinen Grund ein­ gesehen, an der Wahrheit der dort gegebenen Erkliirung der viel­ leicht merkwiirdigsten von alien Thatsachen in der Biologic zu zweifeln, niimlich der Verschiedenheit zwischen dem Embryo und dem erwachsenen Thier. Die Erkliirung besteht darin, <lass Ver-· anderungen nicht nothwendig oder allgemein zu einer sehr friihen Periode embryonalen Wachsthums auftreten, und dass solche Ver­ iinderungen zu einem entsprechenden Alter vererbt werden. Als eine Folge hiervon wird der Embryo, selbst wenn die elterliche Form einem grossen Betrage von Modification unterliegt, nur un­ bedeutend modificirt gelassen; und die Embryonen weit von ein­ ander verschiedener Thiere, welche von einern gemeinsamen Urer­ zeuger abstammen, bleiben in vielen wichtigen Beziehungen sowohl einander, als ihren gemeinsamen Urerzeugern gleich. Wir konnen hieraus einsehen, warum die Embryologie ein so belles Licht auf das natorliche System der Classification wirft; denn diese muss so­ weit als mtiglich genealogisch sein. Fiihrt der Embryo ein unab­ hiingiges Leben, d. h. wird er eine Larve, so muss er den umgeben­ den Bedingungen in seiner Structur und seinen Instincten, unab­ hiingig von denen seiner Eltern, angepasst werden, und das Princip der Vererbung zu entsprechenden Lehensperioden    macht dies moglich.

   Dieses Princip ist in der That auf der einen Seite so natiirlich, dass es sich der Beachtung entzieht. Wir besitzen eine Anzahl von Rassen von Thier.en undPflanzen, welche mit einander und mit ihren elterlichen Formen verglichen, sowohl im unreifen als r ifen Zu­ stande autfallende Differenzen darbieten. Man betrachte die Samen

7*

[page break] 100     Vererbung 14. Cap.

 der verschiedenen Sorten von Bohnen, Erbsen, Mais, welche rein fortgepflanzt werden konnen, und sehe, wie sehr sie in der Grllsse, Farbe und Form verschieden sind, wiihrend die vollig entwickelten Pflanzen nur wenig differiren. Andererseits sind die Kohlsorten betriichtlich in den Blattern und in der Wachsthumsweise von ein­ ander verschieden, aber kaum irgendwie in ihrem Samen; und all­ gemein wird man finden, dass die Verschiedenheiten zwischen cul­ tivirten Pflanzen zu verschiedenen Wachsthumsperioden nicht noth­ wendig mit einander im Zusammenhang stehen; denn Pftanzen konnen in ihren Samen betriichtlich, und nur unbedeutend im vOllig erwachsenen Zustande von einander verschieden sein, und umge­ kehrt konnen sie kaum unterscheidbaren Samen Jiefern und doch bedeutend von einander differiren, wenn sie vollig erwachsen sind. In den verschiedenen Hiihnerrassen, die von einer einzigen pecies abstammen, werden die Verschiedenheiten in den Eiern und Hflhn­ chen, im Gefieder bei der ersten und den folgenden Mauserungen, im Kamm und den Fleischlappen wiihrend des reifenAlters, slmmt­ Iich vererbt. Beim l\fonschen sind Eigenthiimlichkeiten im Milch­ gebiss und bleibenden Gebiss erblich, woriiber ich detaillirte Mit­ theilungen erhalten habe; ebenso wird beim Menschen oft Lang­ lebigkeit iiberliefert.     So gehoren ferner bei unsern veredelten Rinder- und Schafrassen die zeitige Reife mit Einschluss der Ent­ wickelung der Zahne und bei gewissen Hiihnerrassen das frflhe Auftreten secundiirer Geschlechtscharactere siimmtlich unter eine und dieselbe Rubrik der Vererbung zu entsprechenden Perioden.

    Es liessen sich noch zahlreiche analoge Fiille anfiihren. Viel­ leicht bietet der Seidenschmetterling das beste Beispiel dar; denn in den Rassen, welche ihre Charactere rein iiberliefern, differiren die Eier in Grosse, Farbe und Form, -     die Raupen sind verschie­ den; sie hiiuten sich drei- oder viermal, sie sind von verschiedener Farbe, haben selbst eine dunkel gefarbte Zeichnung, wie eine Augen­ braue und sind verschieden in dem Verlust gewisser Instincte; - die Cocons differiren in Grosse, Form und der Farbe und QualiUlt der Seide ; und diese verschiedenen Differenzen sind von unbedeu­ tenden oder kaum erkennbarenDifferenzen in dem reifen Schmetter­ ling begleitet.

   

[page break] 14. Cap.     zu entsprecbenden Lebensperioden. 101

    Man konn te aber sagen, dass, wenn in den oben angefilhrten Fallen eine neue Eigenthiimlichkeit vererbt wird, so muss sie es zu einem entsprechenden Entwickelungszustande werden; denn ein Ei oder Samen kann nur einem Ei oder Samen gleichen und das Horn in einem vollig erwachsenen Ochsen kann eben nur einem Horn lihnlich werden. Die folgenden Falie zeigen eine Vererbung zu entsprechenden Perioden deutlicher, weil sie sich aufEigenthiim­ Iichkeiten beziehen, welche, soweit wir sehen konnen, friiher oder spater im Leben batten auftreten konnen, aber doch zu derselben Periode vererbt werden, zu welcher sie zuerst erschienen.

   In der Familia Lambert erschienen die stachelschweinartigen Aus­ wiichse beim Vater und den Sohnen in demselben Alter, namlich unge­ fahr neun Wochen nach der Geburt29. In der von Mr. Crawfurd 30 beschriebenen ausserordentlich haarigen Fa.milie wurden, wahrend drei Generationen Kinder mit haa.rigen Ohren erzeugt; beim Vater fing da.s

Haar iiber seinem Korper im Alter von sechs Jahren zu wachsen an, bei seiner Tochter etwas zeitiger, namlich mit dem ersten J ahre; und in beiden Generationen erschienen die Milchzahne spat im Leben, nnd.die bleibenden Zahne waren spater eigenthiimlich mangelha.ft. Das Gra.n­ werden der Haare zu einer ungewohnlich friihen Zeit ist in einigen Fa­ milien iiberliefert worden. Diese Falle grenzen an die von Krankheiten, welche zu entsprechenden Lebensperioden vererbt werden, auf welche ich sofort kommen werde.

   Es ist eine bekannte Eigerithiimlichkeit bei Mandelburzlern, dass die volle Schonheit und der eigenthiimliche Character des Gefieders nicht eher auftritt, a.ls bis der Vogel sich zwei oder dreimal gemausert hat. N e u m eis t e r beschreibt eine Rasse von Tanben und bildet sie anch ab, in welcher der gauze Korper weiss ist mit Ausnahme der Brust, des Halses nnd des Ko'pfes; aber vor der ersten Mauserung erhalten alle weisse Federn gefiirbte Rander. Eine andere Rasse ist noch merk­ wiirdiger: ihr erstes Gefieder ist schwarz mit rost-brannen Fliigelbinden und einer halbmondformigen Zeichnung auf der Brust; diese Zeichnun­ gen werden dann weiss nnd bleiben so wahrend dreier oder vier Manse-

29 Prichard, Physical History of Mankin.,d, 1851.  Vol. I, p. 349.

   so Embassy to the Court of Ava. Vol. I, p. 320. Die dritte Gene­ ration wird bescbrieben von Capt. Yu I e in seiner Narrative of the Mission to the Court of Ava, 1855, p. 94.

  

[page break] 102     Vererbung 14. Cap.

rungen; aber nach dieser Periode verbreitet sich das Weiss flber den Korper und der Vogel verliert seine Schonheit 31. Preis-Ca.na.rienv gel haben schwarze Fliigel und Schwanze; ,,diese Farbe wird indess uur bis zur ersten Mauserung behalten, so dass sie a.usgestellt warden milssen, ehe die Veranderung Statt hat. Haben sie sich einma.1 gemausert, so is1; die Eigenthiimlichkeit verschwunden. Natiirlich ha.hen alle die aus die­ sem Sta.mm hervorgehenden Vogel wahrend des ersten Ja.hres schwa.rze Fliigel und Schwanze" 32. Ein merkwiirdiger und etwa.s ana.loger Berioht ist von einer Familie wilder gescheckter Raben mitgetheilt worden 33, welche zuerst im Jahre 1798 in der Nahe von Chalfont beoba.chtet wurde und welche jedes Jahr von jener Zeit an, bis zu der, wo die Notiz veroffentlicht wurde, namlich 1837, ,,mehrere Iudividuen ihrer Bruten theilweis schwarz und weiss gefarbt ha.tte. Dieses Geflecktsein -des Ge­ fieders verschwindet indessen mit der ersten Mauserung; aber unter den nachsten jungen Familien finden sich immer einige wenige gefleckte ". Diese Veranderungen des Gefieders, welche zu verschiedenen entspreohen­ den Lebensperioden bei der 'faube, dem Canarienvogel und Raben er­ scheinen und vererbt werden, sind merkwiirdig, weil die elterliche Species keinen solchen Veranderungen unterliegt.

    Vererbte Krankheiten bieten in einigen Hinsichten weniger werth­ volle Belege da.r, als die vorhergehenden Falle, weil Krankheiten nicht nothwendig mit irgend einer Verii.nderung der Structur zusa.mmenhangen; in anderer Hinsicht sind diese Falle aber werthvoller, weil die Perioden sorgfaltiger beobachtet wo1den sind. Gewisse Kra.ukheiten werden _im. Kinde, wie es scheint, durch einen der Inoculation ahnlichen Process mitgetheilt und das Kind ist von Anfa.ng an afficirt; solcheFalle kOnnen wir hier iibergehen. Grosse Classen von Krankheiten treten gewOhnlicli zu gewissen Altern a.uf, so der Veitstanz in der Jugend, Schwindsuclit im friiheren Mittelalter, Gicht spitter und Apoplexie noch spater; und diese werden na.tiirlich zu derselben Periode vererbt. Aber selbst bei Krankheiten dieser Classe sind Beispiele mitgetheilt worden, wie z. B. bei dem Veitsta.nz, welche zeigen , da.ss eine ungewohnlich fruhe oder spate Neigung zur Krankheit erblich ist 34. In den meisten Fallen vom Auftreten irgend einer erblichen Krankheit ist dasselbe zum grosseri

   81 Das Ganze der Taubenzucht. 1837, p. 21 , Taf. I, Fig. 4, p. 24, Taf. IV, Fig. 2.

82 Kidd, Treatise on the Canary, p. 18.

38 Char I es worth, Magaz. of nat. Hist.  Vol. I, 1837, p. 167.

3' Prosper Lucas, L'Ht>redite natur.  Tom. II, p. 718.

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Theil durch gewisse kritische Perioden im Leben eiiier jeden Person bestimmt, ebenso wie auch durch ungiinstigeBedingungen. Es gibt viele andere Krankheiten, welche nicht auf irgend eine eigenthtlmiiche Periode beschrankt sind, welche aber sfoher im Kind um dasselbe Alter aufzu. treten streben, in welchem der Erzeuger zuerst ·ergriffen wurde. Eitie grosse Reihe bedeutender Autoritaten, sowohl alter als neuer, k!innte zur Unterstii.tzung dieses Satzes angeflihrt warden. Der beriihmte Hunter glaubte daran und Piorry 35 priigt die arztliche Vorsicht ein, das Kind sorgfiiltig in der Periode, wo irgend efoe schwere erblicheKra.nkheit den Erzeuger ergriff, zu beobachten. Nachdem Dr. Prosper Lucas 311 Thatsachen aus allen moglichen Quellen gesammelt ha.tte, behauptete er, dass Affectionen aller Arten, auch wenn sie nicht zu einer besonderen Lebensperiode in Beziehung stehen, bei den Nachkommen in der Lebensperiode wieder aufzutreten neigen, zu welcher sie, ma.g diese Periode auch gewesen sein, welche sie wolle, zuerzt in dem 'Erzeuger erschien.

    Da der Gegenstand von Bedeutung ist, so ist es wohl zweckmassig, einige wenige Beispiele einfach a.ls Illustration, nicht als Beweise a.nzu­ ffthren. In Bezug auf Beweise milssen wir uns auf die oben citirten Au­ toritaten beziehen. Einige der folgenden Falle sind desshalb ausgewahlt worden, weil sie zeigen, dass, wenn eine uilbeileiltende Abweichung von der Regel eintritt, das Kind um ein wenig frillier im Leben af:ficirt wird, als der Erzeuger. In der Familia Le Compte wurde Blindheit durch drei Generationen hindurch vererbt und nicht weniger · als siebenunddreissig Kinder und Enkel wurden alle ungefiihr in demselben 'Alter, niimlich um siebenzehn oder achtzehn herum af:ficirt 37. In einem andernFalle wurde ein Va.ter und seine vier Kinder siimmtlich im Alter von einundzwanzig Jahren blind; in einem andern wurde eine Grossmutter mit filnfund­ dreissig blind, ihre Tochter mit neunzehn und drei Enkel im Alter von dreizehn und elf 38. So verhalt es sich auch bei derTaubheit; zweiBriider,

   35 L'Heredite dans lea Maladies, 1840, p. 185. Wegen Hunter's s. Harlan, Medical Researches, p. 580.

36 L'Heredite natur.  Tom. II, p. 850.

31 Sedgwick, British and Foreign Medico-Chirurg. Review. April 1861,

p. 485. Ich habe drei aus derselben Originalquelle (welche ich nicht im Staude war zu consultiren) entnommene Berichte gesehen und alle diff'e­ riren in den Details I Da sie aber in der Hauptsache ttbereinstimmen, habe ich es gewagt diesen Fall zu citiren.

38 Prosper Lucas, Heredite natur.  Tom. I, p. 400.

[page break] 104     Vererbung 14. Cap..

ihr Vater und ihr vaterlicher Grossva.ter wurden sammtlich im Alter von vierzig Jahren taub 39.

Esquirol gibt mehrere auffallende Falle von Wa.hnsinn, der in

demselben Alter a.uftritt; wie der Fall eines Grossvaters, Va.ters und Sohnes, welche alle in der Niihe ihres fiinfzigsten J ahres Selbstmord begingen. Viele a.ndere Falle konnten mitgetheilt werden, wie der einer ganzenFamilie, welche im Alter von vierzigJa.hren wahnsinnig wurde ,o.

Andere Gehirnaffectionen folgen zuweilen derselben Regel, wie z. B. Epilepsie und Apoplexie. Rine Frau starb a.n der letzteren Krankheit, als sie dreiundsechszig Jahr a.It war; ihre Tochter mit dreiundvierzig und die andere mit siebenundsechzig; die letztere ha.tte zwolf Kinder, welche alle an tubercuHiser Meningitis starben 41. Ich erwii.hne diesen letzteren Fall, weil er eine sehr haufige Erscheinung erlautert, namlieh eine Verii.nderung in der eigentlichen Natur einer vererbten Krank:heit, die trotzdem noch immer da.sselbe Organ afficirt.

   Asthma hat mehrere Glieder derselben Familie ergriffen, als sie vierzig Jahre alt waren und andere Familien wahrend der friihen Kind­ heit. Die allerverschiedenartigsten Krankheiten, wie Angina pectoris, Blasensteine und verschiedene Hautkrank.heiten sind in aufeinander­ folgenden Generationen in nahebei demselben Alter aufgetreten. Der kleine Finger eines Mannes fing a.us irgend einer unbekannten Ursaehe an, nach einwarts zu wachsen, und derselbe Finger bei seinen zwei Sohnen fing in demselben Alter an, sich in einer ii.hnlichen Weise nach innen zu biegen. Fremda.rtige und unerklii.rliche neuralgische Affectionen haben Eltern und Kindern zu ungefii.hr derselben Lebensperiode unsiiglichen Schmerz bereitet 42.

 , Ich will nur noch zwei a:ndere Fii.lle anfiihren, welche interessa.nt sind, da sie sowohl das Verschwinden, als ebeuso auch das Auftreten einer Krankheit in demselben Alter erlii.utern. Zwei Bruder, ihr V11ter, ihre vii.terlichen O]:leims, sieben Geschwisterkiuder und ihr Grossvater vii.terlicher Seite waren alle in ahnlicher Weise von einer Hautkrankheit, der sogenannten Pityriasis versicolor afficirt; "die Kra.nkheit, welehe streng auf die mannlichen Glieder der Familia beschrankt war (trotzdem

39 Sedgwick, a. a. 0.  July 1861, p. 202.

 4.0 Piorry, p. 109. Prosper Lucas, Tom. II, p. 759. u  Prosper Lucas, Tom II, p. 748.

     42 Prosper Lucas, Tom. II, p. 678, 700, 702. Sedgwick, a. a. O. April 1863, p. 449, und July 1863, p. 162. Dr. J. Stainan, Essay on Hereditary Disease, 1843, p. 27, 34.

  

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sie durch die weiblichen Glieder ilberliefert wurde), erschien gewohnlich zur Pubertii.tszeit und verschwand ungefahr im Alter von vien:ig oder filnfundvierzig J ahren". Der zweite Fall ist der, wo vier Bruder, als sie ungefii.hr zwolf Jahre alt waren, fast jede Woche an heftigem Kopf­ schmerz litten, welcher nur erleichtert wurde durch eine zurilckgebogene Lage in einem dunklen Zimmer. Ihr V!lter, ihre vaterlichen Onkels, vaterlicher Grossvater und die Grossonkel vaterlicher Seite litten alle in derselben Weise an Kopfschmerzen, welche im Alter von vierundfiinfzig oder ftinfundfilnfzig bei allen, welche so lange lebten, aufhorten. Keins der weiblichen Glieder der Familia war af:ficirt 43.

   Man kann unmoglich die vorstehenden Berichte und die vielen andern, welche sonst noch mitgetheilt sind von Krankheiten, welche wiihrend drei oder selbst noch mehr Generationen in demselben Alter bei mehreren Gliedern einer und derselben Familie erschei­ nen, besonders in dem Falle, wo seltene Affectionen, bei denen das Zusammentreffen nicht einem Zufall zugeschrieben werden kann, auftreten, lesen und noch zweifeln, dass eine starke Neigung zur Vererbung von Krankheiten zu entsprechenden Lebensperioden be­ st ht. Schlagt die Regel fehl, so tritt die Krankheil gern beim Kind fruher auf als beim Erzeuger; die Ausnahmen nach der andern Richtung .hin sind viei seltener. Dr. Luc as 44 erwiihnt mehrere Fiille von vererbten Krankheiten, die in einer spii.teien Periode auf­ treten. Ich babe bereits ein auffallendes Beispiel von Blindheit wiih­ rend dreier Generationen mitgetheilt und Mr. Bowman bemerkt, dass dies hiiufig beim grauen Staar auftritt. Beim Kreb erscheint eine eigenthfimliche Neigung zu fruherer Vererbung vorhanden zu sein; Mr. Paget, der diesem Gegenstande besondere Aufmerksam­ keit zugewendet und eine grosse Anzahl von Fallen in TabeOen gebracht hat, theilt mir mit, wie er glaube, dass in neun Fallen unter zehn die spiitere Generation zu ein.er friiheren Periode :von der Krankheit ergriffen wird, als die vorausgehenden Gener tionen. Er ftigt hinzu: ,,In dem Falle, wo das entgegengesetzte Verhiiltniss

   43 Diese Falle sind nach der Autoritat des Dr. H. Stewart mitge­ theilt von Mr. Sedgwick in:· Medico-Chirurg. Review. April 1863, p. 449, 477. .

44 L'Heredite natur.  Tom. II, p. 852.

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eintritt und die Glieder spiiterer Generationen Krebs in einem hoheren Alter als ihre Vorfahren haben, wird man, wie ich glaube, finden, dass die nicht von Krebs ergriffenen Eltern ein ausser­ ordentlich hohes Alter erreicht haben ". Die Langlebigkeit eines nicht afficirten Erzeugers scheint also hiernach das Vermbgen Zll haben, bei den Nachkommen die bedenkliche Periode zu bestimmen; und hierdurch erhalten wir ein anderes Element von Complexion bei der Vererbung.

Die Thatsachen, welche zeigen, dass bei gewissen Krankheiten

die Pcriode der Vererbung gelegentlich oder selbst hiiufig vorrfickt, sind in Bezug auf die allgemeine Descendenztheorie von Bedeu­ tung; denn sie machen es in einem gewissen Grade wahrscheinlich, dass dieselbe auch bei gewtihnlichen Modificationen der Structur eintreten konnte. Das endliche Resultat einer langen Reihe solcher Vorriickungen wiirde das gradweise Verkummern von Characteren sein, welche dem Embryo und der Larve eigen waren, welch' letz­ tere hierdurch der reifen elterlichen Form immer iihnlicher uod iihnlicher wiirde. Aber irgend eine Structur, welche dem Embryo oder der Larve von Nutzen war, wiirde erhalten bleiben durch die auf diesem Wachsthumsstadiurn eintretende Zersttirung jedes lndi-:­ viduums, welches eine Neigung zeigte, seinen ihm eigenthfimlicbeo Character in einem zu friihen Alter zu verlieren.

   Nach den zahlreichen Rassen cultivirter Pflanzen und dome­ sticirter Thiere, bei denen der Samen oder die Eier, die Jungen oder Alten von einander und von ihrer elterlichen Species ab­ weichen, - nach den Fallen, in welchen neue Charactere zu einer besonderen Periode erschienen und spiiter zu derselben Periode vererbt worden sind, - und nach dem, was wir in Bezug auf Krankheiten wissen, rniissen wir endlich an die Richtigkeit des grossen Princips der Vererbung zu entsprechenden Lebensperioden glauben.

   Zusammenfassung  der  drei  vorhergehenden  Ca­ p i t e I. - So stark auch die Kraft der Vererbung ist, so liisst sie doch das unaufhtirliche Erscheinen neuer Charactere zu. Mbgen sie wohlthiitig oder schadlich, von der allergeringsten Bedeutung, wie

  

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eine Farbenschattinmg an einer Bltithe, eine gefarbte Haarlocke, oder eine blosse Geste, oder von der hochsten Bedeutung, wie in den Fallen, wenn das Gehim · oder ein so vollkommenes und com­ plicirtes Organ, wie das Auge betroffen wird, oder mi:igen sie von einer so bedenklichen Naiur sein, dass sie den Namen einer Mon­ strositat verdienen, oder so eigenthumlich, wie sie normal in keinem Gliede derselben natiirlichen Classe vorkommen, so werden sie alle zuweilen vom Menschen, den niederen Thieren und den Pflanzen streng vererbt. In zahllosen Fallen genugt es fiir die Vererbung einer Eigenthiimlichkeit, dass nur einer der beiden Erzeuger in dieser Weise characterisirt sei. Ungleichheiten der beiden Korper­ seiten, wenn sie auch dem Gesetz der Symmetrie entgegenstehen, konnen iiberliefert werden. Es ist eine betrachtliche Menge von Belegen vorhanden, welche zeigen, dass selbst Verstiimmlungen und die Wirkungen von Zufallen besonders oder vielleicht gar aus­ schliesslich, wenn sie eine Krankheit im Gefolge haben, gelegentlich vererbt werden. Es liisst sich nicht bezweifeln, dass die ublen Ein­ wirkungen des Umsiandes, dass der Erzeuger schadlichcn Bedin­ gungen lange Zeit hindurch ausgesetzt war, zuweilen auf die Nach­ kommen iiberliefert werden. Dasselbe gilt, wie wir in einem spii­ teren Capitel sehen werden, for die Wirkung des Gebrauchs und Nichtgebrauchs von Theilen und von geistigen Anlagen. Periodische Gewohnheiten werden gleichfalls iiberliefert, aber, wie es fast scheinen durfte, mit geringer Kraft.

   Wir werden hierdurch dazu gefi1hrt, die Vererbung als Regel, die Nichtvererbung als Anomalie zu betrachten. Dieses Vermogen scheint uns in unserer Unwissenheit aber haufig capricios zu wir­ ken, iridem es irgend einen Character mit einer unerkliirlichcn Starke oder Schwiiche iiberliefert. Ein und dieselbe Eigenthiimlich­ keit, wie der Trauerhabitus der Baume, die Seidenferlern u. s. w. konnen entweder gariz fest oder durchaus nicht von verschiedenen Gliedern ein und derselben Gruppe geerbt werden, ja selbst von verschiedenen Individuen einer und derselben Species, trotzdem sie in derselben Art und Weise behandelt wurden. In diesem letzteren Fall sehen wir, dass das Vermogen der Obei'lieferung eine Eigen­ scbaft ist, welcbe in Bezug auf ihr Auftreten rein individuell ist. Wle

  

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es si'ch mit einzelnen Characteren verhiilt, so verhiilt es sich auch mit den verschiedenen concurrirenden unbedeutenden Dilferenzen, welche Subvarietiiten oder Hassen unterscheiden; denn von diesen konnen einige fast rein, wie Species fortgepflanzt werden, wiihrend man sich auf andere nicht verlassen kann. Dieselbe Regel gilt fur Pflanzen, wenn man sie durch Zwiebeln, Schosslinge und so weiter fortpflanzt, die also in einem gewissen Sinne noch Theile eines und desselben Individuums bilden; denn manche Varietiiten behalten oder vererben durch mehrere auf einanderfolgende Knospengene­ rationen ihren Character vie! treuer als andere.

    Einige der elterlichen Species nicht eigenthiimliche Charactere sind sicher von einer ausserordentlich entfernten Zeit her vererbt worden und konnen demzufolge als gut fixirt betrachtet werden. Es ist aber zweifelhaft, ob die lange Dauer der Vererbung an sich das Fixirtsein des Characters mit sich bringt; doch sind allerdings die Wahrscheinlichkeitsgriinde der Annahme gi.instig, dass irgend ein Character, welcher lange Zeit hindurch rein oder unveriindert iiberliefert worden ist, auch ferner rein iiberliefert werde, so lange die . Lebensbedingungen dieselben bleiben. Wir wissen, dassviele Species, welche denselben Character durch zahllose Generation en beibehalten haben, so)ange sie unter ihren natiirlichen Lebensbedingungen lebten, im Zustande der Domestication in der verschiedenartigsten Weise va­ riirt haben, d. h., dass sie nun ihre urspri.ingliche Form nicht mehruber­ liefert haben, so dass also kein Character absolut fixirt erscheint. Zu­ weilen konnen wir das Fehlschlagen derVererbung daraus erkliiren, dass die Lebensbedingungen der Entwickelung gewisser Charactere entgegenstehen;. und noch ofter wie bei den <lurch Pfropfreiser und Oculiren cultivirten Pflanzen daraus, dass die Lebensbedingungen bestiindig das Auftreten neuer und unbedeutender Modificationen veranlass.en, In diesem letzteren Falle schliigt nicht die Vererbung vollstandig fehl, sondern es treten bestiindig ne1:1e Charactere dazu. In einigen wenigen Fallen, in denen beide Eltern in iihnlicher Weise characterisirt sind, scheint die Vererbung durch die vereinte Wir­ kung beider Eltern so viel Starke zu erlangen, dass sie ihrer eige­ nen Kraft entgegenwirkt und neue Modification ist dann das Re­ sultat.

   

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    In vielen Fallen ist das Fehlschlagen der Uberlieferung des reinen Abbildes von den Eltern auf die Nachkommen die Folge da­ von, dass die Rasse zu irgend einer friiheren Zeit gekreuzt worden ist; und das Kind schliigt dann nach seinem Yater oder noch ent­ fernteren Vorfahren fremden Blutes ein. In andern Fallen, wo die Rasse nicht gekreuzt worden ist, aber wo irgend ein alter Character durch Variation verloren gegangen ist, erscheint dieser gelegent­ lich durch Ruckschlag, so dass die Eltern scheinbar in der Uber­ lieferung ihres eigenen Abbildes fehlschlagen. Wir konnen in­ dessen in alien Fallen mit Sicherheit folgern, dass das Kind alle

. seine Charactere von seinen Eltern erbt, bei denen gewisse Cha­ ractere latent vorhanden sind, gleich den secundiiren Sexualcharac­ teren eines Geschlechts im andern. Wenn nach einer lailgenReihen­ folge von Knospengenerationen eine Bliithe oder Frucht in distincte Segmente getrennt wird, welche die Farbe oder andere Attribute beider elterlichen Formen haben, so konnen wir nicht zwei­ feln, dass diese Charactere in den friiheren Knospen latent waren, wenn sie sich auch nicht entdecken liessen, oder sich nur in einem sehr innig vermischten Zustand nachweisen liessen. Dasselbe gilt fiir Thiere gekreuzter Herkunft, welche mit vorrtickenden Jahren gelegentlich Charactere darbieten, welche von einem der beiden Erzeuger herriihren, von denen anfangs nicht eine Spur wahrge­ nommen werden konnte. Gewisse Monstrositaten, welche dem gleichen, was die Naturforscher die typische Form der in Frage stehenden Gruppen nennen, gehoren, wie es scheint, unter dasselbe Gesetz des Rtickschlags. Es ist zuverlassig eine staunenerregende Thatsache, dass die miinnlichen und weibiichen Sexualelemente, dass Knospen und selbst erwachsene Thiere bei gekreuzten Rassen mehrere Generationen hindurch und bei reinen Rassen tausende von Generationen hindurch Charactere gewissermaassen mit un­ sichtbarer Tinte eingeschrieben beibehalten, die aber doch bereit sind, unter den nothigen Bedingungen zu irgend einer Zeit sich zu entwickeln.

   Was diese Bedingungen sind, wissen wir in vielen Fallen durchaus nicht; aber der Act der Kreuzung an und fiir sich ruft, wie es scheint weil er irgend eine Storung in der Organisation

  

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verursacht, eine starke Neigung zum Wiederauftreten lange ver­ loren gegangener Charactere hervor, sowohl korperlicher als gei­ stiger und zwar unabhiingig von denen, die von der Kreuzung her­ riihren. Eine Riickkehr irgcnd einer Species zu ihren natiirlichen Lebensbedingungen, wie es bei verwilderten Pflanzen und Thieren der Fall ist, begiinstigt den Riickschlag; trotzdem es sicher ist, das, diese Neigung existirt, so wissen wir doch nicht, wie weit sie vor­ herrscht; auch ist sie bedeutend iibertrieben worden. Andrerseits sind die g·ekreuzten Nachkommen von Pflanzen, deren Organis tion durch Cultur gestort worden ist, geneigter zum Riickschlag als die gekreuzten Nachkommen von Arten, welche immer unter ihren natiirlichen Bedingungen gelebt haben.

   Wenn unterscheidbare lndividuen einer und derselben Familie oder deren Rassen oder Arten gekreuzt werden, so sehen wir, dass das eine oft iiber das andere ein Ubergewicht in der Uber­ lieferung seiner eigenen Charactere besitzt. Eine Rasse kann ein starkes Vererbungsvermogen besitzen und kann doch bei der Kreu­ zung, wie wir cs bei den Trommeltauben gesehen haben, dem Uber­ gewicht jeder andern Rasse untcrliegen. Das Ubergewicht der Uberlieferung kann in beiden Geschlechtern derselben Species gleich sein, tritt aber hiiufig in dem einen Geschlecht starker auf. Bei der Bestimmung des Verhiiltnisses in welchem eine Rasse durch wieder­ holte Kreuzungen mit einer andern modificirt oder giinzlich absorbirt werden kann, spielt es eine bedeutende Rolle. Wir konnen nur selten sagen, was der einen Rasse oder Species ein Ubergewicht uber eine andere gibt; es hiingt dies aber zuweilen davon ab, dass derselbe Character in dem einen Erzeuger vorhanden und sichtbar, in dem andern latent oder nur potenziell vorhanden ist.

   Charactere konnen in bciden Geschlechtern zuerst auftreten, im Ganzen aber iifter in den miinnlichen Individuen: als in den weiblichen und konncn dann spiiter den Nachkommen desselben Geschlechtes iiberliefert werden. In diesem Fall konnen wir uns davon ilberzeugt halten, dass die in Frage stehende Eigenthiimlich­ keit in der That, wenn auch latent in dem andern Geschlecht vor­ handen war. Es kann daher der Vater durch seine Tochter hindurch irgend einen Character auf seinen Enke) iiberliefern und umgekehr

  

[page break] Cap.    zu entsprechenden Lebensperioden. 111

die Mutter aufihre Enkelµi. Wir lernen hieraus, und die Thatsache ist eine bedeutungsvolle, dass Uberlieferung und Entwickelung distincte Vermogen sind. Gelegentlich scheinen diese beiden Vermogen antagonistisch oder unfii.hig einer Combination in demselben lndi­ viduum zu sein ; denn mehrere Rassen sind heschrieben worden, bei denen der Sohn nicht direct einen Character von seinem Yater vererbt oder direct ihn auf seinen Sohn iiberliefert, sondern ihn durch Einschaltung von seiner nicht afficirten Mutter erhalten oder durch seine nicht afficirte 'fochter iiberliefert hat. In Folge des Umstandes, dtss Vererbung durch das Geschlecht beschriinkt ist, konnen wir einsehen, wie secundii.re Geschlechtscharactere uerst im Naturzustande entstanden sein mogen. Ihre Beibehaltung und Anhiiufung hiingt von dem Nutzen ah, den sie beiden Geschlechtern bieten.

   Zu welcher Lebensperiode ein neuer Character auch immer zuerst erscheint, so bleibt er allgemein bei den Nachkommen latent bis das entsprechende Alter errelcht ist und wird dann entwickelt. Schliigt diese Regel fehl, so bietet das Kind allgemein den Character zu einer frfiheren Zeit dar, als sein Erzeuger. Nach diesem Prineip der Vererbung zu entsprechenden Perioden konnen wir verstehen, woher es kommt, dass die meisten Thiere von dem Keimzustimd bis zur Reife eine so wunderbare Aufeinanderfolge von Characteren darbieten.

   Wenn nun auch vieles in Bezug auf Vererbung noch dunkel bleibt, so konnen wir doch endlich die folgenden Sii,tze als sicher begriindet ansehen. Erstens : alle Charactere, sowohl neue als alte, haben eine Neigung durch Samen oder Knospengeneration iiber­ liefert zn werden, wenn auch derselben oft dureh verschiedene be­ kannte und unbekannte Ursachen entgegengewirkt wird. Zweitens:

·Ruckschlag oder Atavismus, welcher davon abhiingt, dass Uber­ lieferung und Entwickelung distincte Vermbgen sind; er wirkt in verschiedenen Graden und Weisen, sowohl durch ·samengeneration als Knospengeneration. Drittens: Ubergewicht der Uberlieferung, welches auf ein Geschlecht beschrankt oder beiden Geschlechtern der tiberwiegenden Form gemeirisam sein kann. Viertens: Uber­ Iieferung durch das Geschlecht beschriinkt und allgemein auf das-

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selbe Geschlecht, an welchem der vererbte Character zuerst auf­ trat. Ftinftens: Vererbung zu entsprechenden Lebensperioden mit einer gewissen Neigung zur zeitigeren Entwickelung des vererbten Characters. In diesen Gesetzen der Vererbung, wie sie sich im Zustande der Domestication darbieten, sehen wir ein weites Feld zur Hervorrufung neuer specifischer Formen durch Variabilitilt und natiirliche Zuchtwahl.

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fililf ehates <!:eipiteE.

Uber Kreuzung.

Freie Kreuzungen verwischen die Verschiedenheiten zwischen verwandten Rassen. - Sind die sich verwischenden Rassen der Zahl nach ungleich, so absorbirt die eine die andere. - Das Verhii.ltniss der Absorption wird bestimmt durch das Ubergewicht der Uberlieferung, durch die Lebens­ bedingungen und durch natiirliche Zuchtwahl. - Alie organische Wesen kreuzen sich gelegentlich ; scheinbare Ausnahmen. - Uber gewisse einer Ver­ schmelzung unfahige Charactere; hauptsachlich oder ausschliesslich solche, welche plotzlich am Individuum aufgetreten sind. - Uber die durch Kreu­ zung eintretende Modification alter und Bildung neuer Rassen. - Einige gekreuzte Rassen haben von ihrer ersten Erzeugung an rein geziichtet.

- Uber die Kreuzung distincter Species in Beziehung zur Bildung do­ mesticirter Rassen.

   Als ich in den beiden vorausgehenden Capiteln denRiickschlag und das Ubergewicht erorterte, wurde ich nothwendig darauf ge­ ftihrt, viele Thatsachen iiber die Kreuzung anzufiihren. In dem vor­ liegenden Capitel werde ich die Rolle betrachten, welche die Kreu­ zung in zwei entgegengesetzten Richtungen spielt, - erstens in Bezug auf das Verdriingen Yon Characteren tind folglich auf das Verhiiten der Bildung neuer Rassen ; und zweitens in Bezug auf die Modifi­ cation alter Rassen oder auf die Bildung neuer und intermediiirer Rassen durch eine Combination von Characteren. Ich werde auch zeigen, dass gewisse Charactere einer Verschmelzung unfahig sind. Die Wirkungen freier und nicht controlirter Begattungen zwi­ schen den Gliedern einer und derselben Varietat oder nahe ver­ wandter Varietiiten sind von Bedeutung; sie sind aber so in die Augen fallend, dass sie nicht erst Iange zu erortern sind. Beson­ ders die vollig freie Kreuzung sowohl im Zustande der Natur als in dem der Domestication gibt den lndividuen einer und derselben Species oder Varietat hauptsiichlich Gleichformigkeit, wenn sie

DARWIN , Varllren II.     8

[page break] 114     Krenzung, eine Ursache    15. Cap.

untereinander gemischt leben und keinen cine excessive Variabilitiit verursachenden Bedingungen ausgesetzt sind. Das Verhiiten freier Kreuzungen und das absichtliche Paaren individueller Thiere sind die Ecksteine der Kunst des Ziichtens. Niemand, der seiner Sinne machtig ist, wird erwarten, eine Rasse in irgend einer besonderen Art und Weise zu veredeln oder zu modificiren oder eine alte Rasse rein und distinct zu erhalten, wenn er nicht seine Thiere sondert. Das Toden untergeordneter Thiere in jederGeneration hat dieselbe Bedeutung·, wie ihre Trennung. In wilden und halbcivilisirten Liin­ dern, wo die Einwohner nicht die Mittel haben, ihre Thiere getrennt zu halten, besteht mehr als eine einzige Rasse einer und derselben Species selten oder niemals. In friiherer Zeit gab es selbst in einem so civilisirten Lande wie Nordamerika keine distincten Schafrassen, denn sie waren alle mit einander vermischt 1. Der bertihmte Oco­ nom Marsh a I I 2 bemerkt, dass n Schafe, welche in Hiirden gehalten werden, ebenso wie die in Heerden in offenen Liindern gehaltenen allgemein eine A.hnlichkeit, wenn nicht Gleichformigkeit im Cha­ racter der Individuen jeder Heerde besitzen" ; denn sie paaren sich frei unter einander und sind verhindert, mit andern Arten sich zu kreuzen ; wiihrend in den nicht eingeziiunten Theilen von England die nicht von Schafern gehiiteten Schafe selbst einer und derselben Heerde durchaus nicht echt oder gleichformig bleiben, weil ver­ schiedene Rassen sich gemischt und gekreuzt haben. Wir haben gesehen, dass das halbwilde Rind in den verschiedenen englischen Parks in jedem gleichformig von Character ist; aber in den ver­ schiedenen Parks weichen sie in einem unbedeutenden Grade ah, weil sie viele Generationen hindurch nicht gemischt und gekreuzt worden sind.

Wir konnen nicht zweifeln , dass die ausserordentliche Anzahl

von Varietaten und Subvarietiiten der Taube, welche sich minde­ stens auf einhundertundfiinfzig bel uft, zum Theil eine Folge davon ist, <lass sie verschieden von andern domesticirten Vogeln, wenn sie sich einmal gepaart haben, fiir ihr Leben· Jang so bleiben. Anderer­ seits verschwinden Rassen von Katzen , welche nach England im-

1 Communications to the Board of Agriculture. Vol. I, p. 367.

2 Review of Reports, North of England, 1808, p. 200.

[page break] Cap.    der Gleichfilrmigkeit des Characters.    115

portirt sind, bald; denn ihre niichtliche und umherstreifende Lebens­ weise macht es kaum moglich, freie Kreuzungen zu verhiiten. Ren g ge r 3 fiihrt einen sehr interessanten Fall in Bezug auf die Katzen von Paraguay an; in alien den verschiedenen Theilen dieses Reiches haben sie, wie es scheint in Folge der Einwirkung des Klimas , einen eigenthiimlichen Character angenommen, aber in der Niihe der Hauptstadt ist diese Veriinderung verhiitet worden und zwar, wie er behauptet, in Folge des Umstandes, dass das einge­ borne Thier sich hiiufig mit aus Europa eingefiihrten Katzen kreuzt. In alien den vorstehenden iihnlichen Fallen werden die Wirkungen einer gelegentlichen Kreuzung durch die verstiirkte Kraft und Fruchtbarkeit der gekreuzten Nachkommen verstiirkt werden, fiir welche Thatsachen spiiter noch Beweise beigebracht werden; denn diese wird dazu fiihren, dass die Mischlinge sich schneller vermehren als die reinen elterlichen Rassen.

Liisst man distincte Rassen frei sich kreuzen, so wird das Re­

sultat eine heterogene Masse sein; so sind z. B. die Hunde in Para­ guay durchaus nicht uniform und konnen ihren elterlichen Rassen nicht mehr eingeordnet werden 4. Der Character, welchen eine gekreuzte Menge von Thieren endlich annehmen wird, muss von verschiedenen Zufalligkeiten abhiingen, niimlich einmal von der relativen Anzahl der zu zwei oder mehreren Rassen gehorigen lndividuen, denen man gestattet sich zu vermischen; dann von dem Ubergewicht einer Rasse iiber die andere bei der Uberlieferung der Charactere, und dann von den Lebensbedingungen, denen sie ausgesetzt wurden. Wenn zwei vermischte Rassen anfangs in nahezu gleichen Zahlen existiren, so wird das Ganze friiher oder spiiter innig verschmolzen werden, aber nicht sobald, als man erwarten zu konnen meint, da beide Rassen in jeder Hinsicht gleich begiinstigt sind. Die folgende Berechnung 5 zeigt, <lass dies der Fall ist. Wiirde eine Colonie mit einer gleichen Anzahl schwarzer und weisser Menschen gegriindet und wir nehmen an, d-ass sie sich ohne Unterschied mit einander verheirathen, in gleichem Maasse fruchtbar sind, und <lass jahrlich

8 Sii.ugethiere von Paraguay, 1830, p. 212.

4 Rengger, Sii.ugetbiere etc., p. 154.

5 White , Regular Gradation in Man., p. 146.

8*

[page break] 116     KreUZl!Dg, eine Ursache   15. Cap.

einer von dreissig stirbt und g·eboren wird, dann wtirde ,.in fiinfundsechszig J ahren die Zahl der Schwarzen, Weissen und Mu-,. Iatten gleich sein; in einundneunzig Jahren wiirden die Weissen zu einem Zehntel, die Schwarzen zu einem Zehntel und dieMulatten oder die Leute von intermediiiren Farbengraden zu acht Zehnteln der ganzen Zahl vorhanden sein. In drei Jahrhunderten wiirden nicht ein hundertster Theil Weisser existiren "·

   Wenn eine von zwei mit einander gemischten Rassen die andere bedeutend an der Zahl iiberwiegt, so wird die letztere bald giinzlich oder fast ganzlich absorbirt und verloren werden 6. S@ sind europaische Schweine und Bunde in grossen Massen auf die

lnseln des stillen Oceans eingefiihrt worden, und die eingebo en Rassen sind im Verlauf von ungefiihr.fiinfzig oder sechszig Jahren absorbirt und verloren worden 7. Aber ohne Zweifel wurden die importirten Rassen begiinstigt. Ratten konnen als halbdomesticirte

Thiere betrachtet werden; im Zoologischen Garten in London ent­ liefen einige Schlangenratten (Mus A le:randrinus), ,,und eine·lange Zeit hindurch spiiter fingen die Warter hiiufig gekreuzte Ratten, en­ fangs Halbblut, spiiter mit immer weniger und weniger von den Characteren der Schlangenratten, bis endlich alle Spuren derselben verschwanden" 8. Andererseits kann man in manchen Theilen von London, besonders in der Nahe der Docks, wo frische Ratten hiufig importirt werden, eine endlose Mannigfaltigkeit von Zwiscbenformen zwischen der braunen, schwarzen und Schlangenratte finden, welche alle drei gewohnlich als distincte Species aufgefiihrt werden.

    Wie viele Generationen nothig sind, um eine Species oder Rasse durch wiederholte Kreuzungen von einer andern absorbin werden zu !assen, ist oft erortert worden 9; und die hierzu nothige

   9 Dr. W. F. Edwards lenkt iD seinen »Characteres pbysiolog. des Races Humaines«, p. 23, zuerst die Aufmerksamkeit auf diesen Gegenstand und erllrtert ihn mit Umsicht.

'D.  Tyerman and Bennett, Journal of Voyages, 1821-29.  Vol.

I, p. 300.

8 Mr. S. J. Salter, Journal. Linn. Soc. Vol. VI, 1862, p. 71.

   9 Sturm, Uber Rassen etc., 1825, p. 107. Bronn, Geschichte der Natur. Bd. 2, p. 170, gibt eiDe Tabelle der Blutverhaltnisse nach aufein­ anderfolgenden Krenzungen. Dr. Prosper Lucas, L'H6r6dite natur. Tom. II, p. 308.

  

[page break] 15. Cap.     der Gleichformigkeit des Characters.    117

 Zahl ist wahrscheinlich .bedeutend zu hoch gegriffen worden. Einige Schriftsteller haben behauptet, dass ein Dutzend oder zwanzig oder s'elbst noch mehr Generationen nothwendig sind, aber dies ist an und fiir sich unwahrscheinlich ; denn in der zehnten Generation schon wird nur 1/1024 fremden Blutes in den Nachkommen enthalten sein. Gartner fand 10, dass bei Pflanzen eine Species in drei bis fiinf Generationen von einer andern absor­ birt werden konne und er glaubt, dass dies in sechs bis sieben Generationen immer zu erreichen sei. In einem Falle spricht in­ dess Ko Ire u t er 11 von den Nachkommen der Mirabilis vulgaris, die acht aufeinanderfolgende Generationen · hindurch mit der M. longiflora gekreuzt wurde ; und dieselben waren der letzteren Species so ahnlich, dass der scrupuloseste Beobacht.er ,, vix aliquam notabilem differentiam" entdecken konnte. Er brachte es, wie er sagt, ,, ad plenariam fere transmutationem". Aber schon dieser Aus­ druck zeigt, dass der Act der Absorption selbst dann noch nicht ab­ solut vollstandig war, wenn auch diese gekreuzten Pflan:zen nur 1/256 der M. vulgaris enthielten. Die Schlussfolgerungen so genauer Beobachter wie G art n e r und Kb Ire u te r sind von bedeutend hoherem Werthe als diejenigen, welche die Zuchter ohne wissen­ schaft.liche Ziele im Auge zu haben gemacht haben. Die merk­ wtirdigste Angabe, welche ich in Bezug auf das dauernde Bestehen der Wirkungen einer einzigen Kreuzung gefunden habe, hat FI e is chm an n 12 gemacht, welcher in Bezug auf das deutsche Schaf sagt, <lass das ursprtinglich grobe Schaf 5500 Wollfasern auf einem Quadratzoll hat; die Grade der dritten oder vierten Merino­ kreuzung erzeugten ungefahr 8000, die zwanzigste Kreuzung 27000 und das vollkommen reineMerinoblut 40-48000". In diesem Falle hat also das gemeine deutsche Schaf, nachdem es zwanzig Mai hintereinander mit Merinos gekreuzt worden war, durchaus noch nicht so feine Wolle erlangt, als die reine Rasse. In allen

10 Bastarderzeugung, p. 463, 470.

   11 Nova Acta Acad. Petropolit. 1794, p. 393. s. auch den voraus­ gehenden Band.

   12 Citirt in: C. H. Mac knight and Dr. H. Madden, True Prin­ ciples of Breeding, 18€5, p. 11.

  

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Fallen wird das Verhaltniss der Absorption in hohem Grade davon abhangen, dass die Lebensbedingungen irgend einem eigenthttm­ Iichen Character giinstig sind ; und wir konnen vermuthen, dass unter dem Klima von Deutschland eine bestandige Neigung vorhan­ den ist, die Wolle der Merinos degeneriren zu !assen, wenn dies nicht durch sorgfaltige Zuchtwahl verhiitet wiirde. Und auf diese Weise lasst sich vielleicht der vorstehende merkwiirdige Fall er­ kliiren. Das Verhaltniss der Absorption muss auch von dem Betrag nachweisbarer Verschiedenheit zwischen den beiden gekreuzten Formcn abhangen und besonders, wie Gartner behauptet, von dem Ubergewicht der Uberlieferung in der einen Form iiber der andem. Wir haben im letzten Capitel gesehen, dass eine von zwei fran­ zosischen Schafrassen ihren Character bei der Kreuzung mitMerinos sehr viel langsarner als die andere aufgab und das gemeine deutsche Schaf, auf welches sich FI e is chm an n bezieht, kann einen ana­ logen Fall darbieten. In allen Fallen wird aber wahrend vieler auf­ einander folgender Generationen mehr oder weniger eine Neigung zum Riickschlag vorhanden sein, und wahrscheinlich ist es diese Thatsache, welche <lie Autoren zu der Behauptung veranlasst hat; dass zwanzig oder noch mehr Generationen nothig sind, um eine Rasse von einer andern absorbiren zu )assen. Betrachten wir das endliche Hesultat der Vermengung zweier oder mehrerer Hassen, so dtirfen wir nicht vergessen, dass der Act der Kreuzung an und und fiir sich lange verloren gegangene Charactere, die den unmittel­ baren Elternformen nicht eigen sind, wiedcr auftreten zu lessen strebt..

   Was den Einfluss der Lebensbedingungen auf irgend welche zwei Rassen, welchen man sich frei zu kreuzen gestattet, betritn, so werden sie, wenn nicht beide eingeboren und an das Land, in welchem sie leben, lange schon angewi:ihnt sind, aller Wahrschein­ lichkeit nach in ungleicher Weise einwirken; und dies wird das Resultat modificiren. Selbst bei eingeborenen Hassen wird es sel­ ten oder niemals eintreten, dass beide den umgebendenBedingungen gleich gut angepasst sind; noch besonders, wenn ihnen gestattet ist, frei sich auszubreiten und wenn sie nicht sorgfliltig gepflegt werden, wie es also allgemein bei Rassen der Fall ist, denen man

  

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sich zu kreuzen gestattet. , Als Folge hiervon wird in einer gewissen Ausdehnung natiirliche Zuchtwahl in Thatigkeit treten, und die am besten passenden werden leben bleiben; und dieser Umstand wird den endlichen Character der vermischten Rassen zu bestimmen bei­ tragen.

    Eine wie Iange Zeit nothig sein wird, ehe eine solche gekreuzte Menge von Thieren innerhalb eines beschriinkten Gebietes einen gleichformigen Character annehmen wird, kann Niemand sagen; dass sie endlich gleichformig werden und zwar in Folge der freien Kreuzung und in Folge des Uberwiegens der passendsten davon, konnen wir uns iiberzeugt halten; aber der auf diese Weise erlangte Character wird, wie wir aus den verschiedenen vorhergehendenBe­ trachtungen schliessen konnen, selten oder niemals genau mitten inne stehen zwischen dem der beiden elterlichen Rassen. Was die sehr leichten Verschiedenheiten betrifft, durch welche die lndivi­ duen einer und derselben Subvarietiit oder selbst verwandter Varie­ taten characterisirt werden, so ist es offenbar, dass eine freie Kreu­ zung bald so kleine Unterscheidungen beseitig.en wird. Es wird hierdurch auch unabhangig von der Zuchtwahl die Bildung neuer Varietaten verhindert werden, ausgenommen, wenn dieselbe Varia­ tion in Folge der Wirkung irgend einer starken priidisponirenden Ursache bestandig wiederkehrt. Wir konnen daher schliessen, dass in allen Fallen ,freie Kreuzung in der Erzeugung eines gleich­ formigen Characters bei allen Gliedern einer .und derselben dome­ sticirten Rasse un4 derselben natiirlichen Species eine bedeutende Rolle gespielt babe, wenn sie auch in hohem Grade durch die natttr­ liche Zuchtwahl und durch directe Einwirkung der umgebenden Bedingungen modificirt wurde.

   Uber die Moglichkeit, dass sich alle organischen Wesen gelegentlich kreuzen. - Man kann nun aber fragen, kann eine freie Kreuiung bei bermaphroditischen Thieren und Pflan­ zen eintreten? Alie hoheren Thiere und die wenigen Insecten, welche domesticirt worden sind, haben getrennte Gescble hter und miissen sich unvermeidlich zu jeder Zeugung verbinden. Was die Kreuzung von Hermaphroditen betrifft, so ist der Gegenstand fttr den vorliegenden Fall viel zu weitlaufig und wird passender in

  

[page break] 120     Gelegentliche Kreuzung    15. Ca-p.

einem spateren Werke bebandelt werden. In meiner ,,Entstehung der Arten" ist indessen eine kurze Ubersicht der Griinde mitgetheilt worden, welche micb zu der Annahme bestimmen, dass sich alle organischen Wesen gelegentlicb kreuzen, wenn auch vielleicht in einigen Fallen nur nacb sehr langen Zeitraumen 13. lch will bier nur an dieThatsache erinnern, dass viele Pflanzen, wennglefoh ihrem Bau nacb bermapbroditiscb, in ibrer Function eingescblechtlich sind

-  so diejenigen, welcbe C. K. Sprengel Dicbogamen nennt, bei denen der Pollen und das Stigma einer und derselben Bliithe zu verscbiedenen Zeiten reif werden; oder diejenigen, welche ich wechselseitig dimorph genannt babe, bei denen der eigene Pollen der Bliitbe nicbt im Stande ist, sein eigenes Stigma zu be­ frucbten; oder lerner, die vielen Arten, in welchen merkwttr­ dige mechaniscbe Einricbtungen besteben, welcbe eine Selbs\be­ fruchtung sebr wirksam verbindern. Es gibt indessen viele berma­ pbroditische Pflanzen, welcbe in keiner Weise speciell so construirt sind, dass sie eine Kreuzung begiinstigen, welcbe aber nichtsdesto­ weniger sicb fast so reicblicb vermischen, wie Thiere mit getrenn­ ten Geschlechtern. Dies ist der Fall bei Koblarten, Rettigen und Zwiebeln, wie ich von meinen Versuchen mit diesen Pflanzen weiss. Selbst die Bauern in Ligurien sagen, dass man verhiiten miisse, dass die Kohlarten sicb unter einander ., verlieben "· In Bezug auf die Orangengruppe bemerkt G a I I e s io 14, dass die Verbesserung der verscbiedenen Arten durcb die bestandige und fast regelmiissige Kreuzung aufgehalten wiirde; und dasselbe gilt fur zahlreiche andere Pflanzen.

   Nichtsdestoweniger }assen sich einige cultivirte Pflanzen nen­ nen, welcbe sich selten kreuzen, wie die gemeine Erbse, oder welcbe sich nie kreuzen, wie es bei Lathyrus odoratus der Fall ist, wie ich anzunebmen Grund babe ; und doch begiinstigt die Structur dieser Bliitben sicher eine gelegentliche Kreuzung. Die Varietaten

     18 In Bezug auf Pflanzen hat neuerdings Dr. Hildebrand, welcher zu derselben allgemeinen Folgerung gelangt als ich, eine ausgezeichnete Abhandlung veroffentlicht : Die Geschlechter- Vertheilung bei den Pftan­ zen, 1867.

14 Teoria della Riproduzione Vegetal, 1816, p. 12.

'    by

[page break] 15. Cap.     aller organischen Wesen,     121

der Tomate und Aubergine (Solanum) und Piment (Pimenta vulga­ ris?J sollen 15 sich niemals kreuzen, selbst wenn sie nebeneinander wachsen. Wir miissen aber beachten, dass dies alles exotische Pflanzen sind, und wir wissen nicht, wie sie sich in ihren Heimaths­ landern benehmen wiirden, wenn sie von den richtigen Insecten be­ sucht wtirden.

   Es muss auch zugegeben werden, dass einige wenige natiir­ Iiche Species dem Stande unserer gegenwartigen Kenntniss nach fortwahrend selbst befruchtet zu werden scheinen, wie es der Fall ist bei der Bienen-Ophrys (0. apifera), wenn sie auch in ihrer Structur zu einer gelegentlichen Kreuzung passt. Die Leersia oryzoides erzeugt sehr kleine eingeschlossene Bliithen, welche un­ moglich gekreuzt werden konnen und diese allein mit Ausschluss der gewohnlichen Bliithen haben, soviel man bis jetzt weiss, Samen gegeben 16. Es !assen sich noch einige weni.ge analoge Falle hier hinzufiigen. Aber diese Thatsachen !assen mich doch nicht zwei­ feln, dass es ein allgemeines Naturgesetz ist, <lass die lndividuen einer und derselben Species sich gelegentlich kreuzen und dass irgend ein grosser Vortheil aus dieser Thatsache resultirt. Es ist wohl bekannt und ich werde spater Beispiele hierfiir anzufiihren haben, dass einige, sowohl eingeborene als naturalisirte Pflanzen, selten oder niemals Bliithen erzeugen, oder wenn sie bliihen, nie­ mals Samen produciren. Aber Niemand wird hierdurch zu einem Zweifel veranlasst, dass es ein allgemeines Naturgesetz ist, dass phanerogamische Pflanzen Bltithen produciren sollen und dass diese Bltithen Samen produciren sollen. Schlagen sie fehl, so glauben wir, dass solche Pflanzen unter verschiedenen Bedingungen ihre eigentlichen Functionen ausfiihren werden, oder dass sie es frillier thaten und es auch wieder thun werden. Nach analogen Grunden glaube ich, dass die wenigen Bliithen, welche sich jetzt nicht kreu­ zen, es entweder unter verschiedenen Bedingungen thun werden, oder dass sie friiher sich einander in Zwischenriiumen befruchteten, wobei die Mittel, dies_ auszufiihren, meist noch erhalten werden;

15 Ver 1o t, Des Varietes, 1865, p. 72.

16 Duva I - Jou v e,  Bull. Soc. Botan. de France.  Tom. X, 1863,

p. 194.

[page break] 122     Uber gewisse nicht   15. Cap.

und dies werden sie auch in irgend einer kiinnigen Zeit wieder. thun, wenn sie nicht geradezu bis dahin aussterben. Nach dieser Ansicht allein werden viele Punkte in Bezug auf die Structur und Wirkung der Reproductionsorgane hermaphroditischer Pflanzen und Thiere verstandlich ; z. B. dass die miinnlichen und weiblichen Or­ gane niemals so vollstiindig eingeschlossen sind, dass sie von aussen nicht erreicht werden konnten. Wir konnen hieraus schliessen, dass das wichtigste von alien den Mitteln, den lndividuen einer und derselben Species Gleichformigkeit mitzutheilen, namlich die Fiihigkeit gelegentlicher Kreuzung, bei alien organischen Wesen vorhanden ist oder friiher vorhanden gewesen ist.

    -Ober gewisse  nicht  verschmelzende  Charactere.  -  . Werden zwei Rassen gekreuzt , so werden gewohnlich ihre Ch&r&etere innig miteinander verschmolzen. Aber einige Charactere weigern sich zu verschmelzen und werden in einem nicht modificirten Zustande entweder von beiden Eltern oder von 11inem uberliefert. Werden graue und weiese Manse gepaart, so sind die Jungen nicht gescheckt, auch nicht von einem mitte inneliegenden Farbenton, sondern sind rein weiss oder von der ge­ wohnlichen grauen Far be; dasselbe ist der Fall bei weissen und gewohn­ lichen mit einem Halsband versehenen Turteltauben, wenn sie gepaart werden. In Bezug auf die Zuchtung von Kampfhuhnern bemerkt eine bedeutende Autoritilt, Mr. J. Douglas: ,,Ich willhiereinemerkwftrdige Thatsache anfuhren: Wenn man ein schwarzes mit einem weissen Kampf­ huhn kreuzt, so erhalt man Vogel beider Rassen von der deutlichst6n Far bung."          Sir R. H er on kreuzte wahrend mehrerer J ahre · weisse, schwarze, braune und rehfarbene Angora-Kaninchen und erhielt nicht einmal diese Far be in einem und demselben Thiere vermengt, aber oft

alle vier Fii.rbungen in demselben Wurf 17. Es konnten noch mehr F4lle

   17 Auszug aus einem Briefe von Sir. R. Heron , 1838, den mir Mr. Ya r re 11 mitgetheilt hat In Bezug auf Mil.use s. Annales des Sciene. natur., Tom. I, p. 180; auch babe ich von 11.hnlichen Fallen geMrt. In Bezug auf Turteltauben s. Bo it a r d et.Corbie , Les Pigeons etc., p. 288 ;

- Kampfhiihner s. Poultry Book, 1866, p. 128. In Bezug auf Kreuzungen schwanzloser Hiihner s. Bechstein, Naturgeschichte Deutschlands. Bd. S,

p. 403. Bronn fiihrt (Geschichte der Natur. Bd. 2, p 170) analoge Thatsachen vom Pferde an.. Uber den haarlosen Zustand gekreuzter sttd­ amerikanischer Runde s. Rengger, Sil.ugethiere von Paraguay, p. 152. Iin Zoologischen Garten sah ich aber Mischlinge, aus einer ii.hnlichen Kreu­ zung, welche haarlos, vlillig behaart oder in Fle.cken behaart, also mit Haaren

.

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hier gegeben werden, doch ist diese Form der Vererbung bei weitem nicht allgemein, selbst nicht mit Bezug auf die distincteren Fii.rbnngen. Werden Dachshnnde und Ancon-Schafe, welche zwerghafte Gliedmaassen haben, mit gewohnlichen Rassen gekreuzt, so sind die Nachkommen nicht intermediar in ihrem Bau, sondern schlagen nach einem der beiden Er­ zeuger. Werden schwanzlose oder hornlose Thiere mit vollstandigen Thieren gekreuzt, so ereignet es sich haufig, aber durchaus nicht unab­ anderlich, dass die Nachkommen entweder vollstandig mit diesen Organen versehen sind, oder dass ihnen diese vollstandig fehlen. Rengger zu­ folge wird der haarlose Zustand des Paraguay-Hundes entweder voll­ standig oder gar nicht auf die Mischlingsnachkommen iiberliefert. lch habe aber eine theilweise Ausnahme hiervon bei einem Runde dieser Herkunft gesehen, welcher einen Theil seiner Haut haarig, einen andern Theil nackt hatte. Die Theile waren so deutlich von einander getrennt, wie bei gescheckten Thieren. Werden Dorking-Hiihner mit fiinf Zehen mit andern Rassen gekreuzt, so haben die Hiihnchen oft fiinf Zehe'n an dem einenFuss und vier an dem andern. Einige gekreuzte Schweine, welche Sir

R. Heron von dem einhufigen und dem gemeinen Schwein erzog, ha.tten

nicht alle vier Fiisse in einem intermediaren Zustande, sondern zwei Fiisse waren mit ordentlich getheilten und zwei mit vereinten Hufen versehen. Ana.loge Thatsachen sind bei Pflanzen beobachtet worden.   Major Trevor Clarke kreuzte den kleinen glattblattrigen einjahrigen Levkoj ( Matthiola) mit dem Pollen einer grossen rothbliihenden rauhblattrigen zweijahrigen Rasse, die dieFranzosenCorcardeau nennen, und dasResultat war, dass die Halfte der Samlinge glatte, die andere Halfte rauhe Blatter hatte; aber keine hattenBlatter in einom intermediarenZustande. Dass die glatten Samlinge das Product der rauhblattrigen Varietat und nicht zu­ fallig das Resultat der Befruchtung mit dem eigenen Pollen der Mutter waren, zeigte sich durch ihr hohes und kraftiges Wachsthumsvermogen 18. In den folgenden Generationen , die ans den rauhblattrigen gekreuzten Samlingen erzogen wurden, erschienen einige glatte Pflanzen zum Zei­ chen, dass der glatte Character, wenn er auch unfahig war, sich mit den rauhen Blattern zu verbinden oder diese zu modifici:ren, doch die ganze Zeit in dieser Pflanzenfamilie latent vorhanden war. Die zahlreichen

ge scheckt waren. In Bezug auf Kreuzungen von Dorking- und andern Hiihnern s. Poultry Chronicle. Vol. II, p. 355. Wegen der gekreuzten Schweine s. den Auszug des Briefos von Sir R. Heron an Mr. Yarrell. Wegen anderer Falle s. P. Lucas. L'Heredite natur. Tom. I. p. 212.

18 International Horticult. and Botan. Congress of London, 1866.

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124  -Ober gewisse nich t 15. Cap.

Pflanzen , welche ich friiher erwii.hnte und die ich ans wechaelseitigen Kreuzungen zwischen dem pelorischen nnd dem gemeinen .Antirrhtnum erzog , bieten einen nahezu parallelen Fall dar; denn in der ersten Generation glichen alle Pflanzen der gemeinen Form nnd in der nachsten Generation waren nur zwei von hundert nnd sieben und dreissig Pflanzen in einemZwischenzustande; die andorn glichen vollkommen entwederder pelorischen oder der gemeinen Form. Major Trevor CI ark e befrnchtete auch den oben erwahnten rothbliihenden Levkoj mit Pollen von dem pur­ purnen Queen-Levkoj, und ungefahr die Hii.lfte der Sii.mlinge wich kaum im Habitus, und in der rothen Farbe der Bliitho gar nicht von der :Mnt­ terpflanze ab; die andere Halfte trug Bliithen von einer reicben purpurnen Fii.rbung, sehr nahe denen der vii.terlichen Pflanze gleicb.  GA.rt n er kreuzte viele weiss- und gelbbliihende Species und Varietii.ten von Ver­ bascum und diese Farbungen wurden nie verscbmolzen, sondern die Naeh­ kommen trugen entweder rein weisse oder reingelbe Bliithen und zwar die ersteren in einem grosseren Verhaltniss 19. Wie mir Dr. Herbert m.it­ theilt, erzog er viele Samlinge von schwedischen Riiben, die er mit zwei andern Varietaten gekreuzt hatte, und diese producirten niemals Bl11then von einer intermediaren Farbung, sondern immer solche, die einer der beiden Eltern glichen. Ich befruchtete den purpumen Lathyru,s odo­ ratus, welcher dunkelrothe purpurne Hauptkronenblatter und violett­ farbige Fliigel und Kiel hat, mit Pollen des ,,painted Lady" Lath?l"'(I, welcher ein blasskirschfarbiges Hauptkronenblatt und fast weisse Flilgel und Kiel hat; und aus derselben Schote erzog ich zweimal Pflanzen,

welche beiden Sorten vollstandig glichen ; die grossere Anzahl glich dem Vater. Die Ahnlichkeit war so vollkommen, dass ich geglaubt hatte, dass irgend ein Irrthum vorlage, wenn die Pflanzen, welche Anfangs mit der viiterlicheu Varietat, namlich der ,,painted Lady" identiseh waren, nicht spater im Sommer, wie ich in einem friiheren Capitol erwahnt babe, Bliithen producirt hatten, welche Init dunkelpurpur gefleckt und gestreift

waren. Von diesen gekreuzten Pflanzen erzog ich Enkel und Urenk:el und sie fuhren fort, der ,,painted Lady" ahnlich zu werden. Sie wnrden aber wahrend der spii.teren Generationen etwas mehr mit purpur gefl.eekt, aber keine kehrte zur urspriinglichen Mutterpfl.anze, dem purpurnen La­

thyrus, zuriick.  Der folgende Fall ist etwas verschieden, zeigt aber das-

   19 Bastarderzeugung, p. 307. Kol reuter erhielt indessen (Dritte Fortsetzung, p. 34, 39.) indermedill.re Fll.rbungen nach il.hnlichen Kreuzun­ gen bei der Gattung Verbascun1. In Bezug auf Rilben s. Herbert's Amaryllidaceae, 1837, p. 370.

  

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selbe Princip. Na. u din 20 erzog zahlreicho Bastarde zwischen der gel­ ben Linaria vulgaris und der purpurnen L.purpurea; und wahrend drei aufeinanderfolgender Generationen hielten sich die Farben in verschie­ denen Theilen einer und derselben Blii.the distinct.

    Von solchen Fallen, wie den vorstehenden, in denen die Na.chkom­ men der ersten Generation. vollstandig beiden Eltern gleichen, gelangen wir durch einen kleinen Schritt zu denjenigen Fallen, bei denen verschie­ den gefarbte, auf derselben Wurzel producirte Bliithen beiden Eltern gleichen; und durch einen andern Schritt zu denjenigen, wo dieselbe Blilthe oder Frucht mit deu beiden elterlichen Farbungen gestreift oder ge:fl.eckt ist oder einen einzigen Streifen der Farbung oder einer andern characteristischen Eigenschaft einer der elterlichen Forman tragt.. Bei Bastarden und Mischlingen ereignet es sich hauflg oder selbst allgemein, dass ein 'rheil des Kllrpers mehr oder weniger nahe dem einen Erzeuger und ein anderer Theil dem andern Erzeuger ahnlich wird; und hier kommt wieder ein gewisser Widerstand gegen die Verschmelzung oder was auf dasselbe hinauskommt, irgend eine gegenseitige Verwandtschaft zwischen den organischen Atomen derselben Natur, wie es scheint, in.'I Spiel ; denn sonst wiirden alle Theile des Kllrpers in gleicher Weise im Character intermediar sein. So ferner muss, wenn die Nachkommen von Bastarden oder Mischlingen, welche selbst nahezu intermediar im Character sind, entweder gii.nzlich oder in Segmenten auf ihre Vorfahren zuriickschlagen, das Princip der Affinitat ahnlicher und der Repulsion unahnlicher Atome in's Spiel kommen. Auf dieses Princip, welches ausserst allgemein zu sein scheint, werden wir in dem Capitol iiber Pan­ genesis zuriickkommen.

    Es ist merkwilrdig, wie es Isidore Geoffroy St. Hilaire in Bezug aufThiere sehr stark betont hat, dass die Oberlieferung von Cha­ racteren ohne Fusion sehr selten auftritt, wenn Species gekreuzt wer­ den. lch kenne nur eine einzige Ausnahme, namlich die natiirlich er­ zeugten Bastar e zwischen der gemeinen und der Haubenkrli.he (Oorvus corone und c<>rnix), welche indessen nahe verwandte Species sind, die in nichts mit Ausnahme der Farbe differiren. Auch ha.be ich von keinen wohlbegriindeten Fallen von Oberlieferung dieser Art geMrt (selbst da wo eine Form ein starkes l1bergewicht iiber eine andere hat), wenn zwei Rassen gekreuzt werden, welche durch Zuchtwahl des Menschen langsam gebildet worden sind und daher in gewisser Ausdehnung natiirlichen

20 Nouvelles Archives du Museum. Tom. I, p. 100.

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126  Kreuzung  15. Cap.

Arten glichen. Solche Fiille, wie die, wo die Runde in demselben Warf zwei distincten Rassen sehr iihulich sind, sind wahrscheinlich eine Folge von Superftltation, d. h. eine Folge des Einflusses zweier Vii.tar. Alle die oben aufgeziihlten Charactere, welche in einem vollkommenen Zustande auf einige der Nachkommen iiberliefert warden und auf andere nicht,

- so wie distincte Farben, Nacktheit der Haut, Gliitte der Blatter, das Fehlen von Htlrnern oder dem Schwanz, iiberziihlige Zehen, Pelorismus, zwerghafte Structur u. s. w., - alle diese sind, wie man weiss, plOtzlich bei individuellen Thieren und Pflanzen aufgetreten. Aus dieser That.saehe und daraus, dass die verschiedenen unbedeutenden in Verbindung auf­ tretenden Differenzen, welche domesticirte Rassen und Species von ein­ ander unterscheiden, dieser eigenthiimlichen Form der -Oberlieferung nicM unterliegen, ktlnnen wir schliessen, dass dies in irgend welcher Weise mit dem pllitzlichen Auftreten des in Fraga stehenden Characters zusam­ menhangt.

   Uber die Modification alter Rassen und die Bil­ dung neuer Rassen durch Kreuzung. - Wir haben bis jetzt hauptsachlich die Wirkung der Kreuzung in Bezug auf die Bil­ dung eines gleichformigen Characters betrachtet. Wir miissen nun das entgegengesetzte Resultat in's Auge fassen.     Es kann kein Zweifel sein, dass die Kreuzung mit Hiilfe einer rigorosen, durch mehrere Generationen ausgeiibten Zuchtwahl ein sehr krilt\iges Mittel gewesen ist, alte Rassen zu modificiren und neue zu bilden. Lord Or fo r d kreuzte seine beriihmte Meute von Windspielen ein­ mal mit einer Bulldogge, welche Rasse desshalb gewii.hlt wurde, weil ihr das Vermogen des Spiirens abgeht, und weil sie das besitzt, was gewiinscht wurde, Muth und Ausdauer. In dem Verlauf von sechs oder sieben Generationen waren alle Spuren der iiusseren Form der Bulldogge eliminirt, aber der Muth und die Ausdauer blieben. Gewisse Vorstehhunde sind, wie ich von Mr. W. D. Fox bore, mit dem Fuchshund gekreuzt worden, um ihnen Schnelligkeit und Zug beizubringen. Gewisse Linien vonDorking-Hiihnern haben eine geringe Zumischung von Kampfhahnblut gehabt und ich habe einen grossen Taubenziichter gekannt, der bei einer einzigen Gele­ genheit seineMoventauben mitBarbtauben kreuzte, um eine grossere Breite des Schnabels zu erzielen.

In den vorstehenden Fallen sind Rassen P-inmal gekreuzt wor-

[page break] 15. Cap.     modificirt Rassen.   f27

den, um irgend einen eigenthtimlichen Character zu modificiren, aber bei den meisten veredelten Schweinerassen, welche jetzt rein ziichten, sind wiederholte Kreuzungen eingetreten.  So verdankt

z. B. das veredelte Essex-Schwein seine Vorztiglichkeit wiederholten Kreuzungen mit dem neapolitanischen, wahrscheinlich in Verbindung mit irgend einer Zumischung chinesischen Blutes 21. So ist es bei unseren englischen Schafen; fast alle Rassen, mit Ausnahme der Southdown, sind bedeutend gekreuzt worden. ,,Dies ist in der That die Geschichte unserer Hauptrassen gewesen" 22. Um ein Beispiel zu geben: Die ,, Oxfordshire- Downs« gelten jetzt als eine be­ griindete Rasse 23; sie wurde um das Jahr1830 gebildet durch eine Kreuzung von ,.Hampshire- und in einigen Fallen von Southdown­ Mutterschafen mit Cotswold-Widdern". Nun war der Hampshire­ Widder selbst durch wiederholte Kreuzung zwischen den einge­ borenen Hampshire-Schafen und Southdowns erzeugt; und die lang­ wolligen Cotswold's waren durch Kreuzungen mit Leicester veredelt, welche letztere wieder, wie man glaubt, aus einer Kreuzung zwi­ schen mehreren langwolligen Schafen hervorgegangen sind. Mr. S p o oner kommt nach einer Betrachtung der verschiedenen Fa.He, welche sorgfaltig beschrieben worden sind, zu dem Schloss, ,, dass es durch ein verniinftiges Paaren gekreuztblutigerThiere ausfuhrbar ist, eine neue Rasse zu begriinden". Auf dem Continent ist die Geschichte mehrerer gekreuzter Rassen von Rind und andern Thieren festgestellt worden. Um ein Beispiel zu geben: Der Konig von Wurttemberg erzog nach funfundzwanzigjiihriger sorg­ filltiger ZO.chtung, also nach sechs oder sieben Generationen, eine neue Rindviehrasse aus einer Kreuzung zwischen einer hollan­ dischen und schweizer Rasse in Verbindung mit andern Rassen 24.

   21 Richardson, Pigs, 1847, p. 37, 42. S. Sidney's Ausgabe von Youatt, on the. Pig, 1860, p. 3.  .

22 s. den ausgezeichneten Aufsatz Mr. W. C. Spooner's >OD Cross­

Breeding« in: Journal Royal Agricultur. Soc. Vol. XX, P. II. s. auch einen gleich guten Artikel von Mr. Ch. Howard in Gardener's Chronicle, 1860, p. 320.

23 Gardener's Chronicle 1857, p. 649, 652.

   24 Bulletin de la Soc. d'Acclimat., 1862, Tom. IX, p. 463. s. auch wegen anderer Fa.He Moll et Ga.yot, Du Boeuf, .1860, p. XX:XII.

  

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128  Kreuzung  15. Cap.

Die Sebright Bantams, welche so rein ziichten, wie irgend eine andere Sorte von Hiihnern, wurden ungefahr vor sechszig Jahren durch eine complicirte Kreuzung gebildet 25. Dunkle Bramas, welche von einigen Ziichtern fiir eine distincte Species gehalten werden, wurden unz weifelhaft in den Vereinigten Staaten in einer sehr neuen Zeit aus einer Kreuzung zwischen Chittagongs und Cochinchinesen gebildet 26. Bei Pflanzen ist, glaube ich, wenig Zweifel, dass einige Arlen von Ruben, die jetzt ausgedehnt cultivin werden, gekreuzte Rassen sind; und die Geschichte einer Weizen­ varietat, welche aus zwei sehr <listincten Varietaten erzogen wurde und welche nach sechsjahriger Cultur ein gleichmassigeres Ansehen darbot, ist von einer zuverlassigen Autoritat mitgetheilt worden 27.

Bis ganz vor Kurzem waren vorsichtige und erfahrene Ziich­

ter, wenn sie auch einer Zumischung fremden Blutes nicht ganz entgegen waren, fast allgemein der Oberzeugung, dass der Versuch eine neue, zwischen zwei weit von einander verschiedenenRassen in der Mitte stehende Rasse zu bilden, holfnungslos sei; .,sie klammer­ ten sich mit aberglaubischer Zahigkeit an die Lehre von der Rein­ heit des Blutes und glaubten, dass dies der Hafen sei, in welchem allein wahre Sicherheit gefunden werden konnte" 28. Auch war die Oberzeugung nicht unverniinftig; wenn zwei distincte Rassen gekreuzt werden, so sind die Nachkommen der ersten Generation allgemein nahezu gleichformig im Character, aber selbst dies ist zu­ weilen nicht der Fall, besonders bei gekreuzten Hunden und Htih­ nern, deren Junge von Anfang an zuweilen sehr verschiedenartig ausfallen. Da durch Kreuzungen geztichtete Thiere allgemein von bedeutender Grosse und kraftig sind, so sind sie in grosser Anzahl zum unmittelbaren Verbrauch geziichtet worden. Aber um von ihnen weiter zu ziichten, sind sie, wie man gefunden hat, vollkommen nutzlos; denn wenn sie auch selbst im Character gleichformig sein mogen, so ergeben  sie doch, wen_nsie gepaart werden,  viele

2  Poultry Chronicle.  Vol. II, 1854, p. 36.

26 The Poultry Book, by W-.B. Tegetmeier, 1866, p. 58.

27 Gardener's Chronicle, 1852. p. 765.

28 Spooner, in: Journal Royal Agricult. Soc. Vol. XX, P. II.

[page break] 15. Cap.     modificirt Rassen.   129

Grnerationen hindurch erstaunlich verschiedenartige Nachkommen. Der Ziichter wird zur Verzweiflung getrieben und kommt zu dem Schluss, dass er nie im Stande sein werde, eine intermediiire Hasse zu bilden.   Aber nach den bereits mitgetheilten und anderen an anderen Orten aufgefiihrten Fallen scheint es, dass nur Geduld nothig ist; so bemerkt Mr. Spooner: ,.die Natur setzt einer er­ folgreichen Vermischung keine Grenzen; im Verlauf der Zeit ist es mit Hiilfe der Zuchtwahl und sorgf'altigen Ausjatens thunlich, eine neue Rasse zu griinden". Nach sechs oder sieben Generationen wird das erhoffte Resultat in den meisten Fallen erreicht werden; aber selbst dann kann man noch einen gelegentlichen Riicksc lag oder ein Fehlschlagen im Reinzuchten erwarten. Der Versuch wird indess zuversichtlich fehlschlagen, wenn die Lebensbedingungen den Characteren beider elterlichenRassen entschieden ungilnstig sind 29. Obgleich die Enkel und die folgenden Generationen durch Kreuzung gezuchteter Thiere allgemein in einem aussersten Grade variabel sind, so sind doch einige merkwiirdige Ausnahmen von dieser Regel sowohl bei gekreuzten Rassen, als bei gekreuzten Species beobachtet worden. So versichernBoitard nudCorbie 30, dass von einem Kropfer und einer Runttaube ,.ein ,Cavalier' erscheinen wird, den wir unter die Tauben reinei' Rijssen classificirt haben , weil er _ alle seine Eigenschaften auf seine Nachkommenschaft iiberliefert". Der Herausgeber des ,.P,;mltry Chronicle" 31 ziichtete einige bliiuliche Hiihner von einem schwar­ zen spanischen Hahn und einer malayischen Henne; und diese blieben in der Farbe echt, ,. Generation auf Generation"·     Die Himalaya-Rasse von Kaninchen wurde sicher durch die Kreu­ zung zweier Subvarietiiten des silbergrauen Kaninchens     ge­ bildet; obgleich es seinen gegenwiirtigen Character, welcher von dem beider elterlichen Hassen bedeutend abweicht, plozlich erhielt, so ist es doch seitdem· stets leicht und rein fortgepflanzt worden. Ich kreuzte einige Labrador- und Pinguin-Enten und kreuzte die

   29 s. Colin, Tra.ite de Physiol. Comp. des Animaux Domestiques, Tom. II, p. 536, wo der Gegenstand sehr gut erortert wird.

30 Les Pigeons, p. 37.

31 Vol. I, 1854, p. 101.

DARWIN, Varllreu II. 9

[page break] 130     Kreuzung  15. Cap.

Mischlinge zmiick mit Pinguins. Spiiter waren die meisten Enten, welche drei Generationen hindurch aufgezogen wurden, nahezu gleichformig im Character: sie waren braun mit einer weissen halbmondformigen Zeichnung am unteren Theil der Brust und mit einigen weissen Flecken an der Basis des Schnabels, so dass sich mit Htilfe von ein wenig Zuchtwahl eine neue Rasse hier leicht hiitte bilden !assen. In Bezug auf gekreuzte Varietiiten von Pflanzen be­ merkt Mr. Be at on az, dass "Melville's ausserordentliche Kreuz­ formen zwischen dem schottischen Kohl und einer zeitigen Kol\lart so rein und echt sind, wie irgend eine andere beschriebene"; aber· in diesem Falle wurde ohne Zweifel Zuchtwahl ausgetibt. G ii rt - ner 33 hat ftinf Fiille von Bastarden mitgetheilt, bei denen die Nach:. kommen constant blieben; und Bastarde von Dianthus armoria und deltoides blieben bis zur zehnten Generation echt und gleichformig. Dr. Herbert zeigte mir gleichfalls einen Hybrid von zwei Species von Loasa, welcher von seiner ersten Erzeugung an durch mehrere Generationen constant geblieben war.

    Wir haben in den fri.iheren Capiteln gesehen, dass einige un­ serer domesticirten Thiere, wie Bunde, Rinder, Schweine u. s. w. fast sicher von mehr als einer Species oder wilden Rasse abge­ stammt sind, wenn man es vorzieht, den letzteren Ausdruck auf Formen anzuwenden, die im Stande sind, sich in einem Naturzu­ stande distinct zu erhalten. Es kam d aher hier wahrscheinlich die Kreuzung ursprtinglich distincter Species zu einer sehr frtihen Pe­ riode bei der Bildung unserer gegenwiirtigen Rassen mit ins Spiel. Nach R tit i m ei er' s Beobachtungen kann nur wenig Zweifel dartiber noch herrschen, dass dies beim Rindvieh eintrat. Aber in den meisten Fallen wird eine der Formen, welchen sich frei zu kreuzen gestattet wurde, der Wahrscheinlichkeit nach die andere absorb_irt und verwischt haben. Denn es ist nicht wahrscheinlich, dass halb civilisirte Menschen die nothwendige Sorgfalt angewendet haben werden, ihre unter einander gemischte, gekreuzte und fluc­ tuirende Heerde durch Zuchtwahl zu modificiren. Nichtsdesto­ weniger werden diejenigen Thiere, welche am besten ihren Lebens-

32 Cottage Gardener, 1856, p. 110.

33 Bastarderzeugung, p. 553.

[page break] Cap.    modificirt Rassen.   131

bedingungen angepasst waren, inFolge einer nattirlichen Zuchtwahl die andern iiberlebt haben und durch diese Mittel wird die Kreu­ zung oft indirect zur Bildung uranfanglich domesticirter Rassen bei­ getragen haben.

   In der neueren Zeit hat die Kreuzung distincter Species, soweit es die Thiere betrifft, wenig oder nichts zur Bildung oder Modifi­ cation unserer Rasse beigetragen. Es ist noch nicht bekannt, oh die Arten des Seidenschmetterlinges, welche neuerdings in Frankreich gekreuzt worden sind, permanente Rassen ergeben werden. Im vierten Capitel fiihrte ich mit einigem Zogern die Angabe an, dass eine neue Rasse zwischen dem Hasen und Kaninchen, sogenannte Leporiden, in Frankreich gebildet worden und fiihig gefunden wor­ den sei, sich selbst fortzupflanz_en. Es ist aber jetzt positiv ver­ sichert worden 34, dass dies ein lrrthum ist. Bei Pflanzen, welche durch Knospen und Senker vervielfaltigt werden konnen, hat Ver­ bastardirung Wunder gethan, wie bei vielen Sorten von Rosen, Rhododendron, Pelargonium, Calceolarien und Petunien. Fast alle diese Pflanzen konnen durch Samen fortgepflanzt werden, die mei­ sten von ihnen sehr reichlich; aber iiusserst wenige oder gar keine kommen durch Samen rein.

Einige Autoren glauben, dass Kreuzung die hauptsiichlichs·te Ursache der Variabilitlit sei, d. h. des Auftretens absolut neu·er Cha­ ractere. Einige sind so weit gegangen, sie als die alleinige Ursache anzusehen; aber dieser Schluss wird durch einige der im Capitel iiber Knospenvariation gegebenen Thatsachen widerlegt. Der Glaube, dass Charactere, welche in keinem von beiden Erzeugern oder in deren Vorfahren vorhanden waren, haufig aus einer Kreu­ zung ihren Ursprung nehmen, ist zweifelhaft; dass sie gelegentlich so entstehen, ist wahrscheinlich; der Gegenstand wird aber zweck­ miissiger in einem spiiteren Capitel iiber die Ursachen der Varia­ bilitat erortert werden.

Eine kurze Zusammenfassung dieses und der drei folgenden

Capitel, zusammen mit einigen Bemerkungen tiber Hybridism us, wird im neunzehnten Capitel gegeben werden.

   84 Dr. Pigeaux, in: Bullet. Soc. d'A.cclimat. Tom III, July 1866, citirt in: Annals and Magaz. of nat. hist., 1867, Vol. XX, p. 75.

9*

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  C1.pite]..

Ursachen, welche die freie Kreuzung von Varie­ taten storen. - Einfluss der Domestication auf die Fruchtbarkeit.

Schwierigkeiten, die Fruchtbarkeit von Varietaten bei der Kreuzung zu be­ urtheilen. - Verschiedene Ursachen , welche Varietaten distinct erhal· ten, so. z. B. die Brunstzeit und sexuelle Bevorzugung. - Varieta.ten von Weizen sollen steril bei der Kreuzung sein. - Varietaten von:Maia, Verbascum, Malven, Gurken, Melonen und Tabak sind in einem gewissen Grade gegenseitig steril gemacht worden. - Domestication eliminirt die den Arten natiirliche Neigung zur Sterilitat nach Kreuzungen. - 'fiber die Zunahme der Fruchtbarkeit nicht gekreuzter Thiere und Pflanzen in Folge der Domestication und Cultur.

    Die domesticirten Rassen sowohl von Thieren als Pflanzen sind, wenn sie gekreuzt werden i mit iiusserst wenig Ausnahmen vollig fruchtbar, in manchen Fallen selbst noch mehr als die rein gezilch­ teten elterlichen Rassen. Auch die aus solchen Kreuzungen erzo....

genen Nachkommen sind, wie wir in dem folgenden Capitel sehea: werden, im allgemeinen krii.ftiger und fruchtbarer, als ihre Elterm Werden andrerseits Species und deren hybride Nachkommen te:­ kreuzt, so sind sie fast unverii.nderlich in einem gewissen Grade un­ fruchtbar und hier scheint eine sehr weite und uniibersteigliche

Verschiedenheit zwischen Rassen und Species vorzuliegen. Die Bedeutung dieses Gegenstandes in seiner Tragweite auf den Ur­ sprung der Arten liegt auf der Hand , und wir werden spli.ter auf

. ihn zuriickkommen.

Ungliicklicherweise sind wenig genaue Beobachtungen  ttber

die Fruchtbarkeit von Mischlingen von Thieren und Pflanzen wlihrend .

[page break] Cap.    Das Kreuzen von Varietaten.     133

 mehre_rer aufeinanderfolgender Generation en angestellt worden. Dr. Broca 1 hat die Bemerkung gemacht, dass Niemand heobachtet hat, oh z.B. Mischlingsrassen von Hunden untereinander gepaart ins unbegrenzte fruchthar sind; und doch glaubt man, wenn ein Schatten vop Unfruchtbarkeit hei sorgf'liltiger Beohachtung in den Nach­ kommen natilrlicher Formen nach ihrer Kreuzung ·entdeckt werden kann, hierdurch ihre specifische Verschiedenheit bewiesen zu sehen. Es sind aher so viele Rassen von Schaf, Rind; Schwein, Hund und Huhn gekreuzt und in verschiedener Weise zuliickgekreuzt worden, dass irgend welche Unfruchtharkeit, wenn eine solche vorgekommen ware, fast sicher heohachtet worden ware, da sie schadlich isL Bei der Untersuchung der Fruchtbarkeit gekreuzter Varietaten wird man von verschiedener Seite her auf Zweifel geftihrt. Sobald K I} I re ut er nur immer die geringste Spur von Unfruchtbarkeit zwischen zwei, wenn auch noch so nahe verwandten Pflanzen beohachtete, und das­ selbe gilt noch besonders filr G art n e r, der die genaue Zahl von Samen in jeder Kapsel zahlte, so wurden die heiden Formen sofort als distincte Species. classificirt; und wenn man dieser Regel folgt, so wird zuverlassig niemals bewiesen werden, dass Varietaten bei ihrer Kreuzung in irgend welchem Grade steril sind. Wir hahen friiher gesehen, dass gewisse Hunderassen sich nicht leicht. mit ein­ ander paaren; es sind aber keine Beobachtungen dariiber angestellt worden, ob sie, wenn eine Paarung erfolgt, die volle Zahl von Jun­ gen produciren, und oh die letzteren u nt ere in and er vollkommen fruchtbar sind. Nahmen wir aber an, dass irgend ein Grad von Un­ fruchtbarkeit nachgewiesen wiirde, so wttrden die Naturforscher einfach hieraus schliessen , dass diese Rasse von urspiii.nglich di­ stincten Species ahstammen; und es wilrde kaum moglich sein, sich zu vergewissem, oh diese Erklarung die richtige sei oder nicht.

   Das Sehright-Bantam-Huhn ist viel weniger fruchthar, als irgend eine andere Hilhnerrasse, und es stammt von einer Kreuzung zwi­ schen zwei distinctert Rassen ah , die mit einer dritten Subvarietat gekreuzt wurden. Es wurde aher ausserordentlich voreilig sein, hieraus zu schliessen, dass der Verlust an Fruchtbarkeit in irgend

1 Journal de Physiologie.  Tom. II, 1859, p. 385.

 

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134  Ursachen, welche das Kreuzen   16. Cap.

welcher Weise mit seinem gekreuzten Ursprunge zusammenhinge ; denn man konnte denselben mit mehr Wahrscheinlichkeit entweder einer lange fortgesetzten Inzucht oder einer eingeborenen Neigung zur Steri1itat, die mit dem Fehlen von Schuppenfedern und Schwanz- sichelfedern in Correlation steht, zuschreiben.   .

   Ebe ich die wenigen beschriebenen Falle mittheile, wo Formen, welche als Varietiiten rangirt werden miissen, in einem gewissen Grade bei der Kreuzung steril sind, will ich bemerken , dass zuwei­ len vorhandene Ursachen die freie Kreuzung von Varietiiten storen. So konnen sie zu sehr in der Grosse von einander abweichen, wie bei manchen Sorten von Hunden und Hiihnern: So sagt z. B. der Herausgeber des .,Journal of Horticulture etc." 2, dass er Bantams mit grosseren Rassen zusammenhalten kann , ohne grosse Gefahr, dass sie sich kreuzen , aber nicht mit den kleineren Rassen wie Kampfhiihner, Hamburger u. s. w. Bei Pflanzen dient eine Verschie­ denheit in der Bliithezeit dazu, die Varietliten distinct zu erhalten, wie bei den verschiedenen Sorten von Mais oder Weizen.   So be­ merkt Oberst Le Co u t e u r 3: .,Der Talavera-Weizen kommt, weil er viel zeitiger als irgend eine andere Sorte bliiht, sicher bestiindig rein." In verschiedenen Theilen der Falkland-Inseln theilt -sich das Rind allmiihlich in Heerden verschiedener Farben; und diejenigen auf den hoher gelegenen Theilen, welche im allgemeinen weiss sind, paaren sich, wie mir Admiral Sulivan mittheilt, gewohnlich drei Monate friiher als diejenigen in den Niederungen; und dies wird offenbar dazu fiihren, die Heerden an einer Vermischung zu hindem. Gewisse domesticirte Rassen scheinen ein Paaren mit ihrer eigenen Sorte vorzuziehen; und dies ist eine Thatsache von einiger Wichtigkeit; denn es ist ein Schritt zu jenern instinctiven Gefllhl, welches das Distinctbleiben nahe verwandter Species im Naturzu­ stande unterstiitzt. Wir haben jetzt zahlreiche Beweise, dass viel mehr Bastarde im Naturzustande producirt wiirden, als es der Fall

ist, wenn dieses Gefiihl nicht bestiinde. Wir haben im ersten Ca­

pitel gesehen, dass der Alco-Hund von Mexico Hunde anderer Rassen

nicht gern hat, und der haarlose Hund von Paraguay vermischt sieh

2 Decbr. 1863, p. 484.

3 On the Varieties of Wheats, p. 66.

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 mit den europiiischen Rassen weniger leicht, als die letzteren es untereinander thun. In Deutschland sagt man , dass der weibliche Spitzhund den Fuchs viel leichter -zulasse , als es andere Runde thun. In England zog ein weiblicher australischer Dingo die wilden miinnlichen Fiichse an. Aber diese Verschiedenheiten in dem ge­ schlechtlichen Instinct und der Anziehungskraft der verschiedenen Rassen mag giinzlich eine Folge ihrer Abstammung von distincten Species sein. In Paraguay haben die Pferde viel Freiheit, und ein ausgezeichneter Beobachter 4 ist der Ansicht, dass die wilden ein­ geborenen Pferde ein und derselben Fiirbung und Grosse es vor­ ziehen, sich untereinander zu verbinden, und dass die Pferde, welche von Entre Rios und Banda Oriental nach Paraguay eingefuhrt worden sind, gleichfalls vorziehen, sich untereinander zu verbinden. In Cir­ cassien sind sechs Unterrassen vom Pferde bekannt und haben di­ stincte Narnen erhalten; und ein eingeborner .Gutsbesitzer von Ansehen 5 behauptet·, dass Pferde von dreien dieser Rassen in der Freiheit fast imrner verschmiihen, sich zu vermischen und zu kreu­ zen und -dass sie selbst gegenseitig sich angreifen werden.

    In einem District, in welchem schwere Lincolnshire- und leichte Norfolk-Schafe den Heerdenbestand bilden, ist beobachtet worden, dass beide Rassen, wenn sie auch mit einander gehalten werden, sich doch, wenn sie Jrei gelassen werden, "in kurzer Zeit bis auf ein Schaf von ein.ander trennen." -Die Lincolnshire's ziehen sich auf den reichen Boden, 'die Norfolk zu den ihnen zusagenden trock­ nen oden, und solange hinreichendes Gras vorhanden ist, »halten sich die beiden Rassen so distinct, wie Raben und Tauben." In die­ sem Falle tragen die verschiedenen Lebensweisen dazu bei , die Rassen distinct zu halten. Auf einer der Faroer, die ni.cht mehr als eine halbe Meile im Durchmesser hat, sollen die halbwilden einge­ bornen schwarzen Schafe sich nicht gern mit den importirten weissen Schafen vermischt haben. Es ist eine noch merkwiirdigere That­ sache, dass man beobachtet hat, wie das halbmonstroseAncon-Schaf, was doch neueren Ursprungs ist, »zusammenhiilt und sich von dem

4 Rengger, Saugethiere von Paraguay, p, 336.

   5 s. einen Aufsatz von MMrs. Lherbette et De Quatrefages in: Bullet. Soc. d'Acclim t. Tom. VIII. Juli 1861, p. 312.

  

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Reste der Heerde trennt, wenn es mit andern Schafen in gleiche Hiirden gethan wird" 6. In Bezug auf den Dammhirsch, welcher in einem halbdomesticirten Zustande lebt, gibt Mr. Bennett an 7, dass die dunklen und blassgefarbten Heerden, welche lange Zeit in dem Forest of Dean, in High Meadow Woods und in dem New Forest zu-:­ sammengehalten worden sind, sich, soviel man weiss, nie vermischt haben. lch will hinzufiigen, dass man der Ansicht ist, dass der dunkel gefarbte Hirsch zuersl von Jacob I. wegen seiner Grosse und Aus­ dauer aus Norwegen gebracht worden sei. Ich importirte von der Insel Porto Santo zwei der verwilderten Kaninchen, welche, wie.im vierten Capitel beschrieben wurde, vom gemeinen Kaninchen ab­ weichen. Beide erwiesen sich als Mannchen, und obgleich sie mehrere Jahre in dem zoologischen Garten lebten, so versuchte Mr. Bart!et t, der Oberaufseher, vergehens sie zum Paaren mit verschiedenen zahmen Sorten zu bringen. Aber oh dieses Verwei­ gern des Paarens Folge irgend einer Veranderung des Instinctes oder einfach ihrer ausserordentlichen Wildheit war, oder oh die Gefangenschaft sie unfruchtbar gemacht hat, was oft der Fall ist, kann man nicht sagen.

   Wahrend ich zum Zwecke des Versuchs viele der distinctesten Rassen von Tauben paarte, erschien es mir oft, als wenn die Vogel, trotzdem sie ihrem Ehegeliibde treu blieben, doch eine gewisse Sehn­ sucht nach ihrer eigenen Art beibehielten. In Folge dessen frug ichMr. Wick i n g, welcher eine grossere Anzahl verschiedener Rassen zusammengehalten hat, als irgend Jemand in England, ob er glaube, dass sie es vorziehen wiirden, mit ihrer eigenen Art sich zu paaren, vorausgesetzt, dass Mannchen und Weibchen hinreichend von jeder Sorte vorhanden waren, und er antwortete mir ohne Zogern, dass er uberzeugt sei, dass dies der Fall ware. Es ist oft bemerkt worden, dass die Haustaube geradezu eine Abneigung gegen mehrere Lieb-

   8 Wegen der Norfol.k-Schafe s. Marshall's Rural Economy of Nor­ folk. Vol. II, p. 188. s. L. Landt, Description of Faroe, p.66. In Be­ zug auf das Ancon-Schaf, s. Philos. Transact. 1818, p. 90.

   7 White's Natur. Hist. of Selbourne, edit. by Bennett, p. 89. In. Bezug auf das dunkelgefarbte Wild , s. E. P. Shirley, Some Account of English Deer Parks.

  

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haberrassen zu haben scheine 8; und doch sind alle sicher von einem gemeinsamen Urerzeuger entsprungen. Mr. W. D. Fox theilt mir mit, dass sich seineHeerden weisserund gemeiner cochinchinesischer Ganse distinct hielten.

    Wenn auch einige von diesen Thatsachen und Angaben einen Beweis nicht zulassen, da sie nur auf der Meinung erfahrener Beobachter beruhen; so zeigen sie doch, dass einige domesticirte Rassen· durch verschiedene Lebensweisen dahin gebracht werden, in einer gewissen Ausdehnung sich getrennt zu erhallen und die andern es vorziehen, mit ihrer eigenen Art sich zu paaren, in der­ selben Weise, wie es Species im Naturzustande thun, wenn auch in einem viel geringeren Grade.

    In Bezug auf die Unfruchtbarkeit a.ls Folge der Kreuzung domesti­ cirter Rassen kenne ich bei Thieren keinen sicher beglaubigten Fall. Wenn wir die grosse Verschiedenheit im Bau zwischen manc)l.el). Rassen von Ta.uben, Hilhnern, Schweinen, Hunden u. s. w. sehen, so ist die That­ sache im Contrast zu der Unfruchtba.rkeit vieler nahe verwa.ndter natiir­ licher Species bei ihrer Kreuzung ausserordentlich. Wir werden aber spii.ter zu zeigen versuchen, da.ss dies nicht so ausserordentlich ist, a.ls es auf den ersten Blick scheint.  Und es ist zweckmaasig hier da.ran zu er­

innern, da.ss der Betra.g von ii.usserlicher Verschiedenheit zwischen zwei

1

Species uns keinen zuverlaasigen Aufschluss dariiber gibt, ob sie mit ein­

a.nder ztl.chten werden oder nicht, da ma.nche na.he verwa.ndte Species bei der Kreuzung vollkommen unfruchtba.r und a.ndere, welche einander ausserst unahnlich sind; massig fruchtbar sind. Ich habe gesa.gt, da.ss kein Fall von Unfruchtba.rkeit bei gekreuzten Rassen auf befriedigenden Bew-eisen beruht; der folgende ist a.her einer, welcher auf den ersten Blick gla.ubwiirdig erscheint. Mr. You at t 9, und eine bessere Autoritat ka.nn nicht a.ngefiihrt werden, gibt an, da.ss friiher haufig in Lancashire Kreuzungen zwischen Longhorn- und Shorthorn-Rind a.ngestellt wnrden. Die erste Krenzung war a.usgezeichnet, aber da.s Product war unsicher. In der dritten oder vierten Generation waren die Kuhe schlechte Melker; und ,,ausserdem wares sehr unsicher, ob die Kiihe empfangen wiirden; und ein volles Drittel der Ktl.he von einigen dieser halbgeziichteten Ras­ sen trug gar nicht".  Dies scheint auf den ersten Blick ein guter Fall

   8 The Doveedte, by E. S. Dixon, p. 155. Bechstein, Naturge­ schichte Deutschlands. Bd. 4, 1795, p. 17.

9 On Cattle, p. 202.

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zu sein ; aber Mr. Wilkinson fiihrt an 10, dass eine a.us dieser Kreuzung abgeleitete Rasse in einem andern Theil von England factisch gebildet wurde; und wenn hier die Fruchtbarkeit fehlgeschlagen ware, so wfirde die Thatsache sicher bemerkt worden sein. Nehmen wir iiberdies an, dass Mr. Yo u at t seinen Fall bewiesen hatte, so konnte man schliessen, dass die Unfruchtbarkeit a.Hein davon eine Folge sei, dass die beiden Eltem­ rassen von urspriinglich distincten Species abstammten.

Ich will einen Fall von Pflanzen anfiihren, um zu zeigen, wie

schwierig es ist, hinreichende Beweise zu erhalten. Mr. Sheriff, wel­ cher in der Bildung neuer Weizenrassen so erfolgreich gewesen ist, be­ fruchtete den Hopetoun mit Talavera. In der ersten und zweiten Gene­ ration war das Product intermediiir im Character; aber in der vierten Generation "fand man, dass es a.us vielen Varietaten bestand; neun Zehntel der Bliithen erwies sich unfruchtbar und viele der Samen waren geschrumpft und fehlgeschlagen, entbehrten der Lebenskraft und die ganze Rasse war ofl'enbar auf dem Wege zum Aussterben" u. Be­ trachten wir nun, wie wenig diese Varietii.ten von Weizen in irgend einem bedeutungsvollen Character verschieden sind, so scheint es mir sehr un­ wabrscheinlicb, dass die hier auftretende Unfruchtbarkeit, wie Mr. She riff glaubte, ein Resultat der Kreuzung sei, sondern sie entsta.nd von irgend welcher vollig verschiedenen Ursache. So lange nicht der­ artige Experimente vielmal wiederholt worden sind, wiirde es voreilig sein, sich auf sie zu verlassen, aber ungliicklicherweise sind sie nur selten auch nur einmal mit hinreichender Sorgfalt angestellt worden.

   Gartner hat einen merkwiirdigeren und zuverlassigeren Fall mit­ getbeilt. Er befruchtete dreizehn A.hren (und spitter nocb neun andere) von einer Zwergsorte von Mais, die gelbe Samen triigt 12, mit Pollen einer hohen Maissorte mit rothen Samen, und nur ein Bliitbenkolben producirte guten Samen und zwar nur fiinf an Zahl. Obschon diese Pflanzen monocisch sind, und deshalb keiner Castration bediirfen, so wiirde ich doch irgend eine Storung bei der Manipulation vermuthet haben, hatte nicht Gartner ausdriicklich angefiihrt, dass er wahrend vieler Jahre diese beiden Varietaten zusammenerzogen hatte, ohne dass sie sich von selbst gekreuzt hatten. Und wenn man bedenkt, dass diese

m J. Wilkinson, in: Remarks addressed to Sir J. Sebright,

1820, p. 38.

u    Gardener's Chronicle, 1858, p. 771.

   12 Bastarderzeugung, p. 87, 169. s. aHch die Tabelle am Ende des Bandes.

  

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Pflanzen monocisch· sind und ausserordentlich reich an Pollen, und da man auch weiss, dass sie allgemein sich reichlich kreuzen, so scheint dies nur unter der Annahme erkliirbar, dass diese beiden Varietiiten in einem gewissen Grade gegenseitig unfruchtbar sind. Die ans den oben angef1ihrten fiinf Samen erzogenen Bastardpflanzen waren in ihrem Bau intermediar, ausserst variabel und vollkommen fruchtbar 13. Ich glaube bis jetzt hat noch niemand vermuthet, dass diese Varietaten des Mais distincte Species sind. Waren aber die Bastarde nur im mindesten un­ fruchtbar, so w1irde sie ohne Zweifel Gartner sofort a.ls solche classi­ ficirt haben. Ich will hier bemerken, dass bei unzweifelhaften Species nicht nothwendig irgend eine na.he Beziehung zwischen der Unfruchtbar­ keit der ersten Kreuzung und der der hybriden Nachkommen besteht. Einige Arten konnen mit Leichti keit gekreuzt warden, produciren aber

vollig sterile Bastarde·; andere konnen nur mit iiusserster Schwierigkeit

gekreuzt werden; werden aber Bastarde erzeugt, so sind sie massig fruchtbar. Ich kenne indess kein dem vom Mais vollig gleiches Beispiel bei natiirlichen Arlen, wo namlich eine erste Kreuzung mit Schwierigkeit angestellt wurde, aber vollkommen fruchtbare Bastarde ergab.

    Der folgende Fall ist nocli viel merkw1irdiger und brachte offenbar Ga rt ne r in Verlegenheit, der lebhaft w1inschte, eine scharfe Trennungs­ linie zwischen Species und Varietaten ziehen zu konnen. Er stellte achtzehn Jahre hindurch eine ungeheure Anzahl von Experimenten an derGattung Verbascum an und kreuzte nicht weniger als 1085 Bliithen und zahlte deren Samen. Viele dieser Experimente bestanden in einer Kreuzung von weissen und gelben Varietaten, sowohl von V. lychnitis als von V. blattaria, mit neun andern Arten und deren Bastarden. Dass die weiss­ und gelbbliihenden Pfl.anzen dieser zwei Species wirkliche Varietiiten sind, hat Niemand bezweifelt und G ii rt n er erzog factisch bei beiden Arlen eine Varietat a.us dem Samen der andern. Nun fiihrt er in zwei seiner Werke 14 entschieden an, dass Kreuzungen zwischen ahnlich gefarbten Bllithen mehr Samen ergeben, als die zwischen unahnlich gefarbten, so dass die gelbbliihende Varietat beider Species (und umgekehrt bei der weissbliihenden Varietat), wenn sie mit Pollen ihrer eigenen Sorte ge­ kreuzt wird, mehr Samen ergibt, als wenn sie mit dem der weissen Va­ rietat gekreuzt wird; und dasselbe gilt, wenn verschieden gefarbte Species

13 Bastarderzeugung, p. 87, 577.

   14 Kenntniss der Befruchtung, p. 137. Bastarderzeugung, p. 92, 181. Uber das Erziehen der beiden Varietaten aus Samen s. p. 307.

  

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gekreuzt werden.     Das allgemeine Resultat kann man in der am Ende seines Werkes gegebenen Ta.belle sehen. In einem Falle fiihrt er die - folgenden Details an 15, lch muss aber vorausschicken, da.ss Gartner., um eine lJberschiitzung des Grades von Unfruchtbarkeit bei seinen Kren­ zungen zu vermeiden, immer die Maximumzahl, die er ans einer Kren­ zung erhiilt, mit der Mitt elzahl, die die reine miitterliche P:fla.nze im Naturzusta.nde ergibt, vergleicht. Die weisse Varietat von V. lycknitia, die mit ihrem eigenen Pollen natiirlich befruchtet worden war, ga.b aus einem Mittel von zw1Hf Kapseln sechsundneunzig gute Sa.men in jeder, wii.hrend zwanzig mit dem Pollen der gelben Varietat dieser selben Species befruchtete Bliithen im Maximum nur neununda.chtzig gute Samen erga.ben, so dass wir hier nach Gartner 's gewohnlicher Scala da.s Vel"" hii.ltniss von 1000 : 908 haben. lch wiirde es fur moglich gehalten ha­ ben, eine so kleine Verschiedenheit in der Fruchtba.rkeit durch die Wir­ kungen der nothwendig vorausgegangenen Castration zu erklaren; a.ber Gartner zeigt, <lass die weisse Varietiit von V. lychnitis, wenn sie rm­ erst von der weissen Varietiit von V. blattaria und dann von der gelben Varietat derselben Species befruchtet wurde, Sa.men ergab, imVerhiiltniss von 622: 438; und in diesen beidenFiillen wurde Castrationausgeftihrt. Nun ist die Unfruchtbarkeit, welche aus der Kreuzung verschieden ge­ fii.rbter Varietaten einer und derselben Species resultirt, vollig so groSB wie die, welche in vielen Fallen eintritt, wenn distincte Species gekreuzt werden. Ungliicklicherweise verglich Gartner nur das Resultat der ersten Begattungen und nicht die Unfruchtbarkeit der beiden Sii.tze von Bastarden, die von der weissen Varietii.t von V. lychnitis producirt_ wurden , wenn sie von der weissen und gelben Varieti.t von V. blattaria befruchtet wa.r. Ich sage ungliicklicherweise, denn es ist wahrscheinlicJ, dass sie in dieser Beziehung differirt haben wiirden.

    Mr. J. Sc o t t hat mir dasResultat von einer Reihe von Experinie ­ ten an Verbascum mitgetheilt, die er im botanischen Garten von Edin­ burgh angestellt hat. Er wiederholte einige von G ii.rt n er 's Experimenten an besonderenSpecies, erhielt aber nur schwankendeResulta.te, einige .. statigend, aber die grossere Zahl widersprechend. Nichtsdestowe

scheint dies kaum hinreichend zu sein, die Folgerungen zuriickzuweise zu denen Ga rt n er nach seinen von einer viel grosseren Scala aus ge­ machten Experimenten gekommen wa.r. An zweiter Stelle experimentirte Mr. Scott iiber die relative Fruchtba.rkeit von Bega.ttungen zwischen

15 Bastarderzeugung, p. 216.

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ahnlich und unahnlich gefarbten Varietiiten derselbenArt. So befruchtete er sechs Blii.then der gelben Varietii.t von V. lychnitis mit ihrem eigenen Pollen und erhielt sechs Kapseln. Nun nannte er, um !linen Ver­ gleichungama.assstab zu haben, die Mittelzahl guter Samen in jeder Kapsel einHundert und fand, dass dieselbe gelbe Varietat, wenn sie von der weissen befruchtet war, a.us sieben Kapseln ein Mittel von vierund­ neunzig Samen ergab. Na.eh demselben Princip ergab die weisse Varie­ tat von V. lychnttis von ihrem eigenen Pollen (a.us sechs Kapseln) und von dam PClllen der gelben Varietat (acht Kapseln) Sa.men im Verhalt­ niss von 100 : 82. Die gelbe Varietii.t von V. thapous ergab mit ihrem eigenen Pollen (acht Kapseln) und mit dam der weissen Varietat (nur zwei Kapseln) Samen im Verhaltniss von 100 : 94. Endlich ergab die weisse Varietii.t von V. blattaria mit ihrem eigenenPollen (achtKapseln) und mit dem der gelben Varietii.t (ftinf Kapseln) Sa.men im Verhaltniss von 100 : 79. Es waren da.her in jedem Falla die Verbindungen un­ ahnlich gefii.rbter Varietaten einer und derselben Species weniger fruchtbar als die Verbindungen ii.hnlich gefii.rbter Varietii.ten. Warden a.Ila diese Falla zusammengestellt, so ist die Differenz der Fruchtbarkeit 86 : 100. Es wurden noch einige weitere Versuche gemacht und im Ganzen ergaben sechsunddreissig gleich gefarbte Verbindungen filnfunddreissig gute Kap­ seln, wiihrend filnfunddreissig ungleich gefarbte Verbindungen nur sechs­ undzwanzig gute Kapseln ergaben. Ausser den vorstehendenExperimenten wurde das purpurne V. phoeniceum mit einer rosenfarbigen und einer weissen Varietii.t derselben pecies gekreuzt. Auch diese beiden Varietii.ten wurden mit einander gekreuzt und es ergaben diese verschiedenen Ver­

bindungen weniger Samen als das V. phoeniceum mit seinem eigenen Pollen. Es folgt daher aus Mr. S..:o tt 's Experimenten, daas bei der Gattung Verbascum die gleich und ungleich gefarbten Varietii.ten einer und derselben Species sich bei der Kreuzung wie nahe verwandte aber distincte Species verhalten 16.

   16 Die folgenden Thatsachen, welche Kolreuter in seiner »Dritten Fortsetzung, p. 34, 39« gibt, scheinen auf den ersten Blick die Angaben Mr. Scott's und Gartner's entschieden zu bestii.tigen; und in einer ge. wissen beschrankten Ausdehnung thun sie es auch. Kol re u t er behauptet nach unzahligen Beobachtungeu, dass unaufhorlich Insecten Pollen von einer Species von Yerbaacum zur andern trageu; und diese Angaben kann ich bestatigen. Er faud indessen, dass die weissen und gelben Varietii.ten von Y. lychniti, im wilden Zustand oft durcheinander gemischt wachsen. Ausserdem cultivirte er diese beiden Varietaten vier Jahre lang in seinem Garten in betrii.chtlicher Anzahl, uud sie kamen aus Sa.men rein; wenn er

  

[page break] Ursachen, welche das Kreuzen 16. Cap.

    Diese merkwiirdige Thatsache der sexuellen Verwandtschaft gleich gefarbter Varietii.ten, wie sie Ga rt n er und Mr. Scott beobachteten, ist miiglicberweise nicbt von sehr seltcnem Vorkommen; denn andere haben dem Gegenstand keine Aufmerksamkeit geschenkt. Der folgende FalJ ist der Mittheilung werth, zum Theil schon weil er zeigt, wie schwierig es ist, Irrtbum zu vormeiden. Dr. Herbert 17 batbemerkt, dass ver­ schieden gefii.rbte gefilllte Varietiiten der Gartenmalve (.Althaea rosea) mit Sicherheit ans Samen von dicht nebeneinander wacbsenden Pfl.anzen gezogen werden kiinnen. Man hat mir mitgetheilt, dass Gartner, welche Samen zum Verkauf ziehen, ihre Pflanzen nicbt trennen. Ich verscha.ffte mir nun demzufolge Samen von achtzebn benannten Varietaten; von die­ sen erzeugten elf Varietii.ten zweiundsechszig Pflanzen, welche alle ihrer Art treu kamen; und sieben producirten neunundvierzig Pfl.anzen, von denen die Hii.lfte rein, die andere Hii.lfte falsch war. Mr. Masters von Canterbury hat mir einen noch auffallenderen Fall mitgetheilt. Er sam­ melte Samen von einem grossen Beete mit viernndzwanzig benannten in dicht nebeneinander liegenden Reihen gepflanzten Varietaten, und jede Varietat reproducirte sich echt, nur zuweilen mit einer Spur von Verschie­ denheit in der Fiirbung. Nun wird bei der Malve der Pollen, welcher sehr reichlich ist, reif und auch fast ganz zerstreut, eho das Stigma der­ selben Bliithe bereit ist, ihn zu empfangen 18; und da mit Pollen be-

sie aber kreuzte, producirten sie Blfithen von ciner intermediaren FArbwig. Man hil.tte hiernach mcinen konncn , dass beide Varietil.ten eine stArkere Wahlverwandtschaft zum Pollen ihrer eigenen Varietil.t als zu dem der an­ dern haben miissten, noch dazu, da, wie ich hinzufttgen will, diese Wahl­ verwandtschaft jeder Species zu ihrem eigenen Pollen ein vollkommen sieher begriindetes Vermogen ist (Ko Ire n t er, Dritte Fortsetzung, p. 39, Ulld Gartner, Bastarderzeugung, passim). Das Gewicht der vorstehenden Tbat,­ sachen wird aber durch Gartner's zahlreiche Experimente bedeutend ver­ ringert ; denn verschieden von Ko Ire u t er erhielt er auch nicht ein einzigea Ma.l (Bastarderzeugung, p. 307) eine in der Mitte stehende Fi!.rbung, wenn er die gelb und weiss bltihenden Varietaten von Jle,·ba,cum mit einander kreuzte. Die Thatsache, dass die gelben und weissen Varietii.ten aus Samen ihrer Farbe treu kommen , beweist also nicht, dass sie nicht gegenseitig mit Pollen befruchtet waren, den Insecten von einer Varie.tll.t zur andern trugen.

17 Amaryllidaceae, 1837, p. 366.  Gi!.rtner hat eine li.b.nliche Beob­

ac htung gemacht.

   18 Kolreuter hat diese Thatsache zuerst beobachtet. Mem. de l'Acad. St. Petersburg. Vol. III, p. 197. s. auch C. K. Sprengel, Das entdeckte Geheimniss etc., p. 345.

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deckte Bienen bestandig von Pflanze zu Pflanze fliegen, so mochte es wohl scheinen, als ob nebeneinander stehende Varietiiten einer Kreuzung nicht entgehen konnten. Da. dies indessen nicht eintritt, so scheint es mir wahrscheinlich, dass der Pollen jeder Varietatauf seinem eigenen Stigma ein Ubergewicht iiber den aller andern Varietaten hat. Aber Mr.

C. Turner von Slough, der durch seine Erfolge in der Cultur dieser Pflanze . wohl bekannt ist, theilt mir mit, dass es das Gefiilltsein der Bliithe ist, welches verhindert, dass die Bienen zum Pollen und Stigma gelangen konnen , und er findet es selbst schwierig, sie kiinstlich zu kreuzen. Ob diese Erklarung es vollig erklart, warum Varietaten in unmittelbarer Nachbarschaft sich so rein durch Samen fortpflanzen, weise ich nicht.

    Die folgenden Falle sind der Mittheilung werth, da sie sich auf monocische Formen beziehen, welche keiner Castration bediirfen und in Folge dessen nicht verletzt worden sind. Girou de Buzareingues kreuzte drei Varietaten, wie er sie bezeichnet, von Kiirbissen 19, und behauptet, dass ihre wechselseitige Befruchtung im Verhaltniss zu der Verschiedenheit, welche sie darbieten, weniger leicht ist. lch weiss wohl, wie unvollkommen die Formen in dieser Gruppe bis vor Kurzem gekannt waren; aber Sager et 20, welcher sie nach ihrer gegenseitigen Fruchtbarkeit classi:ficirt, betrachtet die eben erwahnten drei Formen als Varietaten, ebenso wie eine noch bedeutendere Autoritat, namlich Mr. Nau din 21. Sageret22 hat beobachtet, dass gewisse Melonen eine grossere Neigung haben, sich reiner zu halten als andere, was auch die Ursache hiervon sein mag; und Mr. Naudin., der eine so ngeheure Erfahrung iiber diese Gruppe hat, theilt mir mit, dass er glaubt, gewisse Varietaten kreuzen sich viel leichter als andere derselbenSpecies; er hat aber die Richtigkeit dieser Erfahrung nicht bewiesen; das hau:fige Fehl­ schlagen des Pollens in der Nahe von Paris bietet eine grosse Schwierig­ keit dar. Nichtsdestoweniger hat er wahrend siebenJahren dicht neben­ einander gewisse Formen von Oitrullus erzogen, welche als Varietaten angefiihrt werden, well sie mit vollkommener Leichtigkeit kiinstlich ge­ kreuzt werden konnten und fruchtbare Nachkommen producirten. Wur­ den aber diese Formen nicht kiinstlich gekreuzt, so hielten sie sich rein.

   19 Namlich Barbarines, Pastissons, Giraum.ous: Annales des Scienc. natur. Tom. XXX, 1833, p. 398, 405.

20 Memoire sur les Cucurbitacees, 1820, p. 46, 55.

   21 Annales d. Scienc. natur. 4. Ser. Tom. VI, BotaJi, Mr. Naudin betrachtet diese Form.en als unzweifelhafte Varietaten von V1tcu,·bita pepo.

21 Mem. Cucurl>it., p. 8.

[page break] 144     Ursachen, welche das Kreuzen

Viele andere Varietii.ten in derselben Gruppe kreuzten sich a.ndererseit,s· mit solcher Leichtigkeit, wie Mr. Na udin wiederholt betont, dass 'sie; ohne sie weit von eina.nder zu pflanzen, nicht im mindesten rein gehalt8'11 werden konnten. Noch ein anderer Fall , wenn auch etwas verschieden,· mag hier mitgetheilt werden, da er sehr merkwiirdig ist und auf a.usgt zeichneten Zeugnissen beruht. K o1re u t er beschreibt minutiOs faiif Varietii.ten des gemeinen Tabak 23, welche wechselseitig gekreuzt wurden; und die Nachkommen waren im Character intermediii.r und so fruchtbflr

wie ihre Eltern; aus dieser Thatsache schliesst Kolr euter, dass sie

wirklich Varietii.ten sind; aber soviel ich finden kann, scheint Nie:ma.mt daran gezweifelt zu haben, dass dies der Fall ist. Er kreuzte auch wechselseitig diese ftinf Varietii.ten mit N. glutinosa und sie ergaben sehr sterile Bastarde. Aber diejenigen, die er von der Va.rietii.t per6tlfff8 zog, mochte nun diese a.ls vii.terliche oder miitterliche Pflanze benutzt worden sein, waren nicht so unfruchtbar, wie dieBa.starde vonden andern vier Varietii.ten 24. Es ist daher die sexuelle Fiilrigkeit dieser einen Va­ rietii.t sicher in irgend einem Grade modificirt worden, so dass sie sich ihrer Na.tur nach der der N. glutinosa nii.herte 25,

   23 Zweite Fortsetzung, p. 53, namlich: Nicotiana major vulgaris; {') perennis; (3) Transsylvanica; (4) eine SubvarietlU der letztern; und { major latifolia fl. alb.

2  Kolreuter war von dieser Thatsache so ilberrascht, dass er ·ve.f:

muthete, ein wenig Pollen von N. glutinoaa mi:ichte in einem seiner Jli:.: perimente zufallig mit dem der Va1·. perennia gemengt worden sein .UJlll hierdurch die befruchtende Kraft erhi:iht haben. Wir wissen aber jet.BC

entschieden durch Gartner (Bastarderzeugung, p. 34, 43), dass zwei

von Pollen niemals ge meinschaftlich auf eine dritte Species wirkeJJ,.i noch weniger wird der Pollen einer distincten Species mit dem eignen Pollp der Pflanze gemiRcht, wenn dieser in hinreichender Menge vorhanden - irgend welche Wirkung haben. Die einzige Wirkung, die die Vermi tlllf: zweier Pollensorten hervorbringt, ist die Erzeugung von Sa.men in einer 1l_llfl: derselben Kapsel, von denen einige na.ch dem einen, andere nach dem &n4,,F!l. Erzeuger schla.gen.     .    . ; ,

   26 Mr. Scott hat einige Beobachtungen ilber die a.psolute U=   barkeit einer purpurnen und weissen Prime! (l',·imula vulga,-ia) g··  .·; wenn sie mit Pollen der gemeinen Prime! befruchtet wurde (Journ. Proce4..

Linn. Soc.  Vol. VIII, 1864, p. 98); diese Beobachtungen bed'll.rfen ab.e:r

der Bestatigung. lch erzog eine Anzahl purpurn-blilhender lang Sa.mlinge aus Samen, den mir Mr. Scott freundlichst geschickt hatte; §ld trotzdem sie alle in einem gewissen Grade steril wa.ren, waren sie· jp!t· Pollen der gemeinen Prime! viel fruchtbarer als mit ihrem eigenen P. ll9'

Mr. S cot t hat gleichfa.lls eine rothe gleichgrifflige Prime! ( Primula u.m,

[page break] 16. Cap.     von Varietaten storen.     145

   Diese in Bezug auf Pflanzen mitgetheilten Thatsachen zeigen, dass in einigen wenigen Fallen gewisse Varietaten so weit modifi­ cirte Sexualvermi:igen besitzen, dass sie sich weniger leicht unter einander kreuzen und weniger Samen ergeben, als andere Varietaten derselben Art. Wir werden sofort sehen, dass die geschlechtlichen Functionen der meisten Thiere und Pflanzen ausserordentlich leicht von denLebensbedingungen, denen diese ausgesetzt werden, afficirt werden, und spater werden wir kurz die Tragweite dieser und anderer Thatsachen in Bezug auf die Verschiedenheit in der Frucht­ barkeit bei gekreuzten Varietii.ten und gekreuzten Arten eri:irtern.

Do mes tic a tion eli minirt die a II ge mein b ei der Kre u­ zun g von Arten auftretende Neigung zur Unfrucht- barke it.

   Diese Hypothese wurde zuerst von P a11as 26 aufgestellt und ist von mehreren .Autoren angenommen worden. lch kann kaum irgend directe Thatsachen zu ihrer Unterstiitzung finden; aber un­ gliicklicherweise hat niemand weder bei Thieren noch bei Pflanzen die Fruchtbarkeit seit Alters her domesticirter Varietaten bei ihrer Kreuzung mit einer distinlten Art, mit der der wilden urspriing­ lichen Species, wenn sie auf iihnliche Weise gekreuzt werden, ver­ glichen. So hat z.B. Niemand die Fruchtbarkeit von Gallus banldva und des domesticirten Huhnes bei ihrer Kreuzung mit einer distincten Species von Gallus oder Phasianus verglichen; und das Experiment wiirde auch in alien Fallen mit vielen Schwierigkeiten verbunden sein. Dureau de la Malle, welcher die klassische Literatur so sorg-

a. a. 0. , p. 106) beschrieben, die er bei der Kreuzung mit der gemeinen

P. ve,·iB ausserst steril fand; dies war indessen bei mehreren gleichgriffiigen rothen Samlingen, die ich von diezen Pflanzen erzog, nicht der Fall. Diese Varietat der P. veriB bietet die merkwiirdige Eigenthiimlichkeit dar, dass' sie mannliche Organe, welche in jeder Beziehung denen der kurzgriffiigen Form gleich sind, mit weiblichen Organen verbindet, welche in ihrer Func­ tion und zum Theil in ihrer Structur denen der langgriffligen Form ahnlich sind ; so dass wir hier die eigenthiimliche Anomalie haben, dass die zwei Formen in ein und derselben Bliithe combinirt sind. Es ist daher nicht iiberraschend , dass diese Bltithen in einem bedeutenden Grade spontan sich wirksam selbst befruchten.

26 Acta Acad. St. Petersburg, 1780.  Pars II, p. 84, 100.

DAitWIN, Varllren II.     10

[page break] 146     Domestication eliminirt Unfruchtbarkeit.     16. Cap.

faltig studirt hat, gibt an 27, dass zur Zeit der Romer das gemeine Maulthier schwieriger producirt wurde als heutigen Tages; ob aber dieser Angabe Vertrauen geschenkt werden kann, weiss fob nioht. Einen viel bedeutungsvolleren, wenn auch etwas verschiedenenFall, fuhrt Mr. Groen Iand an 28, dass namlich Pflanzen, von denen man nach ihrem intermediaren Character und nach ihrer Unfruchtb&Fkeit weiss, dass sie Bastarde zwischen Aegilops und Weizen sind, sich unter der Cultur seit 1857 fortgepflanzt haben und zwar m it e in er rapiden aber variirenden Zunahme der Fruchtbarkeit

in j e de r Gener a ti on.  In der vierten Generation waren dut

Pflanzen, die noch immer ihren intermediaren Character beibehalten batten, so fruchtbar wie gewohnlicher cultivirter Weizen gewordefti Der indirecte Beweis zu Gunsten der Pallas'schen Theorie scheint mir ausserordentlich stark zu sein. In den fruheren Capiteln babe ich zu zeigen versucht, dass die verschiedenen Rassen unserer Bunde von mehreren wilden Species abgestammt sind, und dasselh ist wahrscheinlich beim Schaf der Fall. Dariiber kann man niGJd liinger zweifeln, dass das Zebu oder der indische HockeroOHe einer vom europaischen Rind verschiedenen Species angehort.; dti letztere ist uberdies von zwei oder drei Formen abgestammt, welolle entweder Species oder wilde Rassen genann t werden konnen, weMlui aber im Naturzustande nebeneinander existirten und sich distintil hielten.  Wir haben gute Belege dafiir, dass unsere domesticittea

Schweine mindestens zu zwei specifischen Typen S. scropha indica gehoren, welche wahrscheinlich in einem wilden Zu8'abtt im sttdostlichen Europa zusammen gelebt haben. Nun ftthrt eiiill weit verbreitete Analogie zu der Annahme, dass wenn diese veti: schiedenen verwandten Species entweder im wilden Zustande, .

als sie zuerst gezahmt wurden, gekreuzt worden wiiren, sie so,r,ohl nach ihrer ersten Verbindung als in ihren hybriden Nachko einen gewissen Grad von Sterilitat dargeboten haben 'Wilrc;le4 Niclitsdestoweniger sind die verschiedenen domesticirten Ra

die von ihnen abstammen, jetzt, soviel ermittelt werden kann; aile

vollkommen fruchtbar unter einander.  Kann man sich auf

n    Annalee des Scienc. natur.  Tom XXI (1. Ser.), p, 61.    ; 4r

28 Bullet. Soc. Botan. de France, 27. Dec. 1861. Tom Vil,' p. 6'¥.t.

[page break] 16. Cap.  Zunahme der Fruchtharkeit unter der Domestication.  147

Raisonnement verlassen, und wie es scheint ist es ganz richtig, so miissen wir die Pallas'sche Lehre arinehmen, dass lange fortgesetzte Domestication jene Unfmchtbarkeit zu eliminiren strebt, welche den Arten nat1irlich ist, wenn sie in ihrem ursprfinglichen Zustande ge­ kreuzt werden.

Uber die in Folge der Domestication und Cultur ein­ tretende Zunahme de.r Fruchtbarkeit.

    Wir wollen die Zunahme der Fruchtbarkeit, · welche in Folge der Domestication auftritt, ohne irgend welche.Beziehung zur Kreu­ zung, hier kurz betrachten. Es hat dieser Gegenstand eine indirecte Tragweite auf zwei oder drei mit der Modification organischer We­ sen im Zusammenhang stehende Punkte. Wie Buffon schon vor Iangerer Zeit bemerkte 29, paaren sich domesticirte Thiere ofter im Jahr und produciren mehr Junge in einem Wurf, als wilde Thiere derselben Species; sie pflanzen sich auch zuweilen in eineril friiheren Alter fort. Es wiirde der Gegenstand kailm eine weitere Bemerkung verdient haben, wenn nicht einige Autoren neuerdings zu zeigen versucht hiitten, dass die Fruchtbarkeit in einem umgekehrten Ver­ hiiltniss zur Menge der Nahrung zu- und abnimmt. Diese befremd­ liche Lehre ist otrenbar daher entstanden, dass Thiere, wenn sie eine fibermiissig·e Quantitat von Nahrung erhalten, und Pflanzen vieler Arten, wenn sie auf einem tibermiissig reichen Boden wach­ sen, wie auf einem Misthaufen, steril werden ; auf diesen letzteren Punkt werde ich aber sofort Veranlassung haben, zuriickzukommen. Mit kaum irgend einer Ausnahme sind unsere domesticirten Thiere, welche seit lange schon an ein regelmiissiges und ergiebiges Futter, ohne dieMU.he, es sich suchen zu mtissen, gewohnt sind, fruchtbarer als die entsprechenden wilden Thiere. Es ist notorisch, wie hiiufig sich Katzen und Hunde fortpflanzen und wie vieleJunge sie in einer Geburt produciren. Das wilde Kaninchen pflanzt sich, wie allgemein

   29 Citirt von Isido:re Geoffroy St. Hilaire, Hist. natur.generale. Tom. III, p. 476. Seitdem dieser Theil des Manusc,ripts zum Drucke kam, iSt eine ausfuhrliche Erorterung dieses vorliegenden Gegenstandes erschienen in Mr.. Herbert Spencer's Principles of Biology.· Vol. II, 1867, p. 457 u. flgd.

10 *

[page break] 148     Zunahme der Fruchtbarkeit 16. Cap.

angenommen wird, viermal jahrlich fort und soil von vier bis acht Junge produciren; das zahme Kaninchen pflanzt sich sechs oder siebenmal fort und producirt von vier bis elf Junge. Das Wiesel ist fruchtbarer als sein angenommener wilder Urtypus, trotzdem es allgemein in so enger Gefangenschaft gehalten wird. Die wilde Sau ist merkwiirdig fruchtbar, denn sie pflanzt sich oft zweimal im Jahre fort und producirt von 4-8 und zuweilen selbst 12 Junge in einem Wurf. Aber das domesticirte Schwein pflanzt sich zweimal des Jahres fort und wiirde es ofter thun, wenn man es gestattete, und eine Sau, welche weniger als acht Junge in einem Wurf producirt,

,, ist wenig werth, und je zeitiger sie fiir den Fleischer fett gemacht wird, um so besser". Die Quantitiit von Nahrung afficirt selbst die Fruchtbarkeit eines und desselben lndividuums: so tragen Schafe, welche in bergigen Gegenden niemals mehr als ein Lamm in einer Geburt produciren, wenn sie aufWeiden in einer Niederung gebracht werden, haufig Zwillinge. Diese Verschiedenheit ist offenbar nicht die Folge der Kalte des hoher gelegenen Landes, denn Schafe und andere domesticirte Thiere sind, wie man angibt, in Lappland ausserst fruchtbar. Ein hartes Leben verzogert auch die Periode, zu welcher die Thiere empfangen ; denn man hat es auf den nOrd. lichen schottischen Inseln fiir unvortheilhaft gefunden, Ktthe zum Tragen zuzulassen, ehe sie vier Jahre alt sind 30.

    Die Vilgel bieten noch bessere Beweise dar fllr die Zunahme der Fruchtbarkeit in Folge der Domestication. Die Henne des wilden GaUw bankiva legt sechs bis zehn Eier, eine Anzahl , von der man bei der do­ mesticirten Henne gar nicht reden wurde; die wilde Ente legt von fttnf bis zehn Eier; die zahme legt im La.ufe des Ja.hres von aclltzig bis

30 In Bezug auf Katzen und Hunde u. s. w. s. Bellingeri, Anna.I.

de Scienc. natur. 2. Ser. Zool. Tom. XII, p. 155; in Bezug auf Frettchen.

s. Bech ste in, Naturgeschichte Deutschlands, Bd. I, 1801, p. 786, 796; in Bezug auf Kaninchen derselbe ebend., p. 1128, 1181, und ;Bronn'a Geschichte der Natur, Bd. II , p. 99.  Wegen der Berg-Sckafe denselben,

p. 102. In Bezug auf die Fruchtbarkeit der wilden Sau s. Bechatein, Naturgeschichte Deutschlands. Bd. I, 1801, p. 684; wegen des domesti- · cirten Schweines s. Sidney's Ausgabe von Youatt, on the Pig. 1860,

p. 62. In Bezug auf Lappland s. Acerbi, Reisen nach dem Nord-Cap. Engl. Ubers. Vol. II, p. 222. Wegen der Hochland-KUhe s. Hogg, on Sheep, p. 268.

      j

[page break] Cap.    unter der Domestication.  149

hundert. Die wilde graue Gans legt von fi1nf bis acht Eier, die za.b.me von dreizehn bis a.chtzehn und zwar legt sie sogar ein zweites Mal Wie Mr. Dixon bemerkt hat, ,, bewirkt gute Erniilirung, sorgfii.ltige P1lege und massige Warme Neigung zur Fruchtbarkeit, welche in einem ge­ wissen Maasse erblich wird." Ob die halbdomesticirte Haustaube frucht­ barer ist, als die wilde Felsentaube 0. livia, weiss ich nicht; aber die mehr durch und durch domesticirten Rassen sind nahezu zweimal so fruchtbar als Haustauben; die letzteren warden indess, wenn sie einge­

fangen gehalten.und reichlich ernii.hrt warden, ebenso fruchtbar wie jene Rassen. · Unter den domesticirten Vogeln ist, mehreren. Berichten zu Folge, allein die Pfauenhenne fruchtbarer, wenn sie in ihrer eigentlichen indischen Heimath wild lebt, als wenn sie in Europa domesticirt und unserem viel kii.lteren Klima ausgesetzt ist 31.

    In Bezug auf Pflanzen wird Niemand erwarten, da.ss Weizen in armem Boden mehr schfittet und in jeder Ahre mehr Korner producirt, als im reichen Boden. Auch wird Niemand erwarten, in armem Boden eine reiche Ernte von Erbsen oder Bohnen zu erhalten. Sa.men variiren so bedeutend in der Zahl, dass es schwer ist, sie abznschatzen. Aber bei der Vergleichung ganzer Beete von Mohren, welche in einem Zucht­ garten znr Samengewinnung gezogen wurden, mit wilden Pflanzen schie­ nen die ersteren ungefahr zweimal soviel Sa.men zu ergeben. Cultivirte Kohlsorten ergaben der Messung nach dreimal so viel Schoten als wilder Kohl von den Felsen von South-Wales. Der Reichthum an Beeren, der von dem cultivirten Spargel im Vergleich mit der wilden Pflanze producirt wird, ist enorm. Ohne Zweifel sind viele hochcultivirte Pflanzen, wie Birnen, Ananas, Bananen, Zuckerrohr nahezu oder vollstandig steril; und ich bin geneigt, diese Sterilitat einem 'Obermaasse von Nahrung oder

   31 Wegen der Eier von Gallua banhit,a s. Blyth in: Annals and Ma­ gaz. of nat. hist. 2. Ser. Vol. I, 1848, p. 456. Wegen wilder und zahmer Enten: Macgillivray, British Birds. Vol. V, p. 37, und »Die Enten«,

p. 87. Wegen wilder Gil.nee: L. LI o yd, Scandinavian Adventures. Vol. II, 1854, p. 413, und wegen zahmer Gii.nse: E. S. Dixon, Ornamental Poultry,

p. 139. Uber das Biilten der Tauben: . Pi s tor, Das Ganze der Tauben­ zucht, 1831, p. 46, und Boitard et Corbill, Les Pigeons, p. 158. Was die Pfauen betrifft, so legt nach Temminck (Hist. nat. glln. des Pigeons etc., 1813, Tom. II, p. 41) die Henne in Indien selbst bis zwanzig Eier; aber n_ach Jerdon und einem andern Schriftsteller (citirt in Tegetmeier's Poultry Book, 1866, p. 280, 282) legt sie dort nur von vier bis neun oder zehn Eier; in England, wird in dem Poultry Book angegeben, legt sie filnf oder sechs, wie aber ein anderer Schriftsteller sagt, von acht bis zw0lfEier.

[page break] 150     Zunahme der Fruchtbarkeit unter der Domestication.  16. Cap.

andern unnatiirlichenBedingungen zuzuschreiben, aber auf diesen Gegen­ stand werde ich sehr bald zuriickkommen.

   In manchen Fallen, wie beim Schwein, Kaninchen u. s. f., und bei denjenigen Ptlanzen, welche ihrer Samen wegen geschiitzt wer­ den, hat wahrscheinlich die directe Auswahl der fruchtbareren lndi­ viduen zur Nachzucht ihre Fruchtbarkeit bedeutend vermehrt; und in allen Fallen mag dies wohl indirect in Folge der grosseren Wahr­ scheinlichkeit eingetreten sein, mit welcher die zahlreicheren von den fruchtbareren lndividuen producirten Nachkommen die andern ilberdauert haben. Aber bei Katzen, Frettchen, Hund en und bei Pflanzen wie Mohren, Kohl und Spargel , welche nicht wegen ihrer Fruchtbarkeit geschatzt werden, kann Zuchtwahl nur eine unter­ geordnete Rolle gespielt haben; und die Zunahme ihrer Fruchtbar­ keit muss den giinstigeren Lebensbedingungen zugeschrieben wer­ den, unter denen sie lange existirt haben.

[page break]

8ieh eh.n.1l&s Capi1leJ.

Uber die giinstigen Wirkungen der Kreuzung und die ungiinstigen Wirkungen nab.er Inzucht.

Definition der nahen Inzucht. - Verst!lrkung krankhafter Anlagen. - All. gemeine Beweise fur die guten Wirkungen nach Kreuztingen und fttr die schlimmen Folgen naher Inzucht. - Rind nahe eingez11chtet; halbwildes Rind lange in denselben Parks gehalten. - Schafe. .- Dammhirsch. - Bunde. - Kaninchen. - Schwein. - Mensch; Ursprung seines Abscheus gegen Incest-Verbindungen. -         Hflhner. - Tauben. - Stockbienen. - Pflanzen, allgemeine Betrachtungen ttber die aus Kreuzungen herzuleiten­ den wohlthii.tigen Folgen. - Melonen, Fruchtbl!.ume, Erbsen, Kohlsorten, Weizen und Forstbii.ume. - Uber die bedeutende Grosse von Bastard­ Pflanzen, nicht ausschliesslich Folge ihrer Sterilitl!.t. - tl'ber gewisse Pflanzen, welche entweder normal oder abnorm selbst-impotent, aber fruchtbar sowohl auf der mii.nnlichen als weiblichen Seite sind, wenn sie mit distincten Individuen entweder derselben oder einer andern Species gekreuzt werden. - Schluss.

    Der Gewinn an constitutioneller Kraft, den man durch eine ge­ legentliche Kreuzung zwischen lndividuen derselben Varietiit, die aber distincten Familien angehoren, oder distincten Varietaten erlangt, ist nicht so umfanglich oder so haufig erortert worden, als die un­ giinstigen Wirkungen zu naher Inzucht. Der erste Punkt ist aber der bedeutungsvollere von beiden, da hier die Beweise viel entscheidender sind. Die iiblen Resultate von naher Inzucht sind schwierig zu entdecken; denn sie hiiufen sich langsam an und sind · bei verschiedenen Species bedeutend dem Grade nach verschieden; wiihrend die guten Wirkungen, welche fast unveriinderlich einer Kreuzung folgen, von Anfang an otfenbar sind. Man muss sich in­ dessen dariiber klar sein, dass die Vortheile naher Inzucht, soweit es die Beibehaltung eines und desselben Characters betrifft, unbe­ streitbar sind und oft das Schlimme, was in einem unbedeutenden

   

[page break] 152     Vortheile der Kreuzung.   17. Cap.

Verlust constitutioneller Kraft beruht, tiberwiegen. In Bezug auf das Capitel der Domestication ist die ganze Frage von einiger Wich­ tigkeit, da eine zu nahe lnzucht die Veredelung aller Rassen und ganz besonders auch die Bildung neuer beeintrachtigt. Sie ist von Bedeutung, da sie indirect auf Hybridismus Bezug hat; und vielleicht auch auf das Aussterben von Species, wenn irgend eine Form so selten geworden ist, dass innerhalb eines beschriinkten Gebietes nur wenig Individuen tibrig bleiben. Sie hat auch in einer bedeutungs­ vollen Weise Bezug auf den Einfluss freier Kreuzung,· wegen des Verwischens individueller Differenzen und wegen der hierdurch er­ reichten Gleichformigkeit des Characters bei lndividuen ein und derselben Rasse oder Species; denn wenn hierdurch neue Kraft und Fruchtbarkeit erlangt wird, so werden die gekreuzten Nachkommen sich vervielfiiltigen und iiberwiegen und das endliche Resultat wird viel bedeutender sein, als es sonst eingetreten ware. Endlich ist die Frage auch von hohem lnteresse in ihrer Tragweite auf das Men­ schengeschlechL lch werde daher diesen Gegenstand ausfiihrlich erortern. Da die Thatsachen, welche die tiblen Wirkungen einer nahen Inzucht beweisen, zahlreicher sind, wenn auch weniger ent­ scheidend, als diejenigen in Bezug auf die guten Wirkungen der Kreuzung, so will ich nach den einzelnen Gruppen organischer We­ sen mit den ersteren beginnen.

   Es liegt keine Schwierigkeit vor, zu definiren, was unter einer Kreuzung gemeint wird; dies ist aber durchaus nicht leicht in Bezug auf das .,Einziichten" oder ,.zu naher Inzucht", weil, wie wir sehen werden, verschiedene Species von Thieren durch denselben Grad von Inzucht verschieden afficirt werden. Das Paaren eines Vaters mit seiner Tochter oder einer Mutter mit ihrem Sohne oder von Brildern und Schwestern, wenn es durch mehrere Generationen fortgesetzt wird, ist die moglichst enge Form der Inzucht. Aber mehrere gute Autoritaten, z. B. Sir J. Se bright, glauben, dass des Paaren eines Bruders mit seiner Schwester naher ist, als das von Eltern mit ihren Kindern; denn wenn der Vater mit seiner Tochter gepaart wird, so kreuzt er sich, wie man sagt, nur mit der Hiilfte seines eigenen Blutes. Die Folgen von einer eine Zeit lang hindurch fortgesetzten nahen Inzucht sind, wie gewohnlich angenommen wird,

  

[page break] Cap.    Nachtheile na.her lnzucht.     153

Verlust an Grosse, constitutioneller Kraft und Fruchtbarkeit, zuweilen in Begleitung von einer Neigung zu Misbildungen. Offenbare Ubel folgen nicht gewohnlich einer Paarung von nlichsten Verwandten fur zwei, drei, oder selbst vier Generationen, aber mehrere Ursachen verhindern, dass wir das Ube! entdecken: - einmal, weil die Ver­ schlechterung sehr allmiihlich eintritt , dann weil es auch schwierig ist, zwischen solchen directen Dhein und der unvermeidlichen Hiiu­ d'ung irgend welcher krartkhafter Neigungen zu unterscheiden, welche in den verwandten Eltern latent oder offenbar vorhanden sind. Andrerseits ist die wohlthiitige Folge einer Kreuzung, selbst wenn keine sehr nahe Inzucht vorausgegangen ist, fast unveriinder­ lich sofort augenflillig. Es ist Grund zur Annahme vorhanden (und dies ist die Meinung jenes erfahrenenBeobachters, Sir J. Sebrigh t 1, dass die tiblen Wirkungen .naher Inzucht dadurch aufgehalten wer­ den konnen, dass man die verwandten Individuen wenige Genera­ tionen hindurch trennt und sie verschiedenen Lebensbedingungen aussetzt.

Dass Uble Wirkungen irgend einem Grade ·naher Inzucht direct

folgen, haben viele Personen geleugnet, aber es hat dies kaum ir­ gend ein praktischer Ziichter gethan und soweit ich es weiss, nie­ mals Jemand, der Thiere geziichtet hat, welche sich schnell fort­ ptlanzen. Viele Physiologen schreiben das Ubel ausschliesslich der Combination und der in Folge hiervon eintretenden Verstiirkung krankhafter Neigungen, die beiden Eltern gemein sind, zu, und dass dies eine ergiebige Quelle von Dhein ist, kann nicht bezweifelt wer­ den. Es ist ja unglucklicherweise nur zu notorisch, <lass Menschen und verschiedene domesticirte Thiere, die mit einer zerstorten Con­ stitution und mit einer starken erblichen Neigung zu Krankheiten behaftet sind, wenn sie nicht factisch krank sind , vollstandig im Stancle sind, ihre Art fortzutlanzen. Andrerseits fuhrt nahe Inzucht Unfruchtbarkeit herbei, und dies weist auf etwas, von der Hii.ufung krankhafter, beiden Eltern gemeinsamen Neig1:mgen vollstiindig Verschiedenes bin. Die sofort anzufiihrenden Beweise iiberzeugen mich, <lass es  ein grosses Naturgesetz ist, dass alle organi-

1 The Art of Improving the Breed. etc. 1809, p. 16.

[page break] 154     Vortheile der Kreuzung.   1'7. Cap.

schen Wesen aus einer gelegen\Iichen Kreuzung mit Individuen, die dem Blute nach nicht nahe mit ihm verwandt sind, Nutzen ziehen und dass auf der andern Seite lange fortgesetzte nahe Inzucht schiidlich ist.

Verschiedene allgemeine Betrachtungen hahen bedeutend dazu

beigetragen, mich zu diesem Schlusse zu veranlassen. Der Leser wird aber wahrscheinlich sich mehr auf specielle Thatsachen und Meinungen verlassen wollen. Die Autoritiit erfahrener Beobachter, selbst wenn sie die Grtinde ihrer Annahmen nicht mit vorbringen, ist doch von einiger Bedeutung. Nun haben fast alle Leute, welche viele Sorten von Thieren gehalten und ilber den Gegenstand ge­ schrieben haben, wie Sir J. S ebri ght, Andr. Knight u. s. w. 2, die stiirkste Oberzeugung ausgesprochen, dass eine lange fortge­ setzte nahe lnzucht unmoglich sei. Diejenigen, welche Schriften tiber Agricultur verfasst haben und viel mit Ztichtern umgegangen sind, wie der scharfsinnige You at t, haben sich entschieden in dem­ selben Sinne ausgesprochen. Pro s p e r L u c a s, welcher franzosi­ schen Autoritaten grosses Vertrauen schenkt, ist zu einem ahnlichen Schlusse gekommen. Der ausgezeichnete deutsche Landwirth Her­ m an n v. N a t h us i u s, welcher die beste Abhandlung tiber diesen Gegenstand geschrieben hat, die mir je vorgekommen ist, stimmt bei; und da ich diese Abhandlung zu citiren haben werde, will ich anfuhren, dass Na t b u s i us nicht bloss mit Schriften tiber Agricul­ tur in alien Sprachen innig bekannt ist, und die Stammbiiume unse­ rer engliscben Rasse besser als die meisten Englander kennt, son­ dern dass er auch viele unserer veredelten Thiere importirt hat und selbst ein erfahrener Ziichter ist.

    Beweise fiir die iiblen Wirkungen naber Inzucbt lassen sich iiusserst leicht bei solchen Thieren erlangen wie bei Huhnern, Tau­ hen u. s. w., welcbe sich schnell fortpflanzen, und welche, da sie an einem und demselben Orte gehalten werden, denselben Bedingun­ gen ausgesetzt sind. lcb babe micb nun bei sehr viel Ziichtern die­ ser Vogel erkundigt, und babe bis jetzt nicht einen einzigen Men-

2 In Bezug auf Andrew Knight s A. Walker, on Intermarriage,

1838, p. 227.  Sir J. Sebright's Abhandlung wurde so eben citirt.

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[page break] 17. Cap.     Nachtheile naher Inzucht.     155

schen gefunden, welcher nicht durchaus iiberzeugt wiire, dass eine gelegentliche Kreuzung mit einer andern Linie derselben Subvarie­ tii.t absolut nothwendig sei. Die meisten Ziichter hochveredelter oder Liebhaber-Vogel schiitzen ihre eigenen Linien am meisten und sind meist nicht geneigt (ihrer Ansicht nach wegen der Gefahr einer Verschlechterung,) eine Kreuzung zu machen. Der Ankauf eines Vogels einer andern Liriie von erster Qualitii.t ist kostspielig und Tausche sind miihsam und doch werden alle Ziichter,·soweit ich es erfahren kann, mit Ausnahme derjenigen, welche grosse Heerden an verschiedenen Orten zum Zwecke der Kreuzung halten, nach einer gewissen Zeit dazu getrieben, diesen Schritt doch zu thun.

Eine andere Betrachtung allgemeiner Art, welche einen bedeu­

tenden Eindruck auf mich gemacht hat, ist, dass unter alien herma­ phroditischen Pflanzen und Thieren, welche, wie man hii.tte denken sollen, sich fortwii.hrend selbst befruchteten und auf diese Weise Jahrhunderte hindurch der allernii.chsten Inzucht ausgesetzt gewesen wii.ren, nicht eine einzige Species existirt, so viel ich entdecken kann, bei welcher die anatomischen Verhiiltnisse eine Selbstbefruch­ tung sicher stellen. Im Gegentheil finden sich in einer Menge von Fallen, wie im flinfzehnten Capitel kurz angefiihrt wurde, offenbare Einrichtungen, welche eine gelegent1iche Kreuzung zwischen einem Zwitter und einem andern derselben Species beglinstigen oder un­ vermeidlich eine solche herbeifiihren; und diese adaptiven Einrich­ tungen sind, soweit man sehen kann, zuirgend einem andern Zwecke vollig werthlos.

   Beim Rinde lasst sich nicht zweifeln, dass ii.usserst nahe Inzucht lange Zeit fortgepflanzt warden kann, und zwar mit Vortheil in Bezug auf aussere Charactere und ohne offenbare Nachtheile, soweit es die Con­ stitution betrifft. Dieselbe Bemerkung ist auf das Schaf anwendbar. · Ob diese Thiere allmahlich weniger empfii.nglich fur diese ublen Folgen ge­ macht worden sind, a.ls andere, um ihr gemeinsames Leben in Heerden zu gestatten, - eine Gewohnheit-, welche die alten und kraftigsten Mannchen dazu fiihrt, a.lie Eindringlinge auszustossen, und in Folge dessen oft sich mit ihren eigenen Tochtern zu begatten, - das zu entscheiden will ich mir nicht anmassen.  Es ist oft der Fa.11 von Ba.kewell's Longhorns angefiihrt worden , welche eine lange Zeit hindurch in naher Inzucht fortgepflanzt wurden. Doch sagt

,

[page break] '""":'11!

156  Vortheile der Kreuzu ng.  17. Cap.

You at t 3, dass die Rasse .,, eine mit der gewohnlichen Pflege nicht zu vereinende Zartheit der Constitution erlangt habe ", und dass die Fort­ pfl.anzung der Art nicht immer sicher sei. Aber den auffallendsten Fall von naher Inzucht bieten doch die Shorthorns dar. So wurde z. B. der beriihmte Bulle Favourite (welcher selbst der Nachkomme eines Halbbrn­ ders mit seiner Schwester von dem Foljambe war), mit seiner eigenen Tochter, Enkelin und Urenkelin gepaart, so daBB das Product dieser letzten Begattung oder die Ur-Urenkelin fiinfzehn Sechszehntel oder 93,75pet. vom Blute des Favourite in ihren Adern fiihrte. Diese Kuh .wurde mit dem Bullen Wellington gepaart, der 62,5 pCt. des Favourite-Blutes in

seinen Adern hatte, und erzeugte die Clarissa. Clarissa wurde mit dem Bullen Lancaster gepaart, der 68,75 pCt. desselben Blutes hatte, und sie brachte werthvolle Nachkommen hervor 4. Nichtsdestoweniger kreuzte Collings, welcher diese Thiere erzog und ein sehr beredter Advoka.t der nahen Inzucht war, einmal seine Heerde mit einem Galloway, und die Kiihe aus dieser Kreuzung erreichten die Mchsten Preise. Ba tee's Heerde wurde fiir die beriihmteste in der Welt gehalten. Dreizehn Jahre hindurch ziichtete er ausserst nahe; aber wahrend der nachsten siebzehn Jahre brachte er, trotzdem er die exaltirtesten Begriffe von dem Werthe seiner eigenen Heerde hatte, dreimal frisches Blut in dieselbe. Man sagt, dass er dies that, nicht um die Form seiner Thiere zu veredeln, sondern wegen ihrer verringerten Fruchtbarkeit. Mr. Bates's eigene Ansicht war, wie sie ein beriihmter Ziichter uns mittheilt s, die, ,,dass von einer schlech­ ten Heerde in naher Inzucht zu ziichten, Verderben und Verwil.stung sei, dass man aber innerhalb gewisser Grenzen dies wohl thun kOnne, wenn die so verwandten Eltern von Thieren erster Qualitat abstammen." Wir sehen hiera.us, dass bei Shorthorns ausserst nahe Inzucht bestanden hat; doch sagt nach dem sorgfaltigsten Studium ihrer Stammbaume Nathu­ si us, dass er kein Beispiel finden konne, wo ein Ziichter dies wahrend seines ganzen Lcbens ohne Ausnahme gethan habe. Na.eh diesem Sta­ dium und nach seiner eigenen Erfahrung kommt er zum Schluss, dass

s On Cattle p. 199.

  "Nathusius, Uber Shorthorn Rindvieh, 1857, p. 71; s. auch Garde­ dener's Chronicle 1860, p. 270. In einer vor Kurzem publicirten Brochure sind viele analoge Fa.He mitgetheilt worden: C. Macknight and Dr. H. Madden, On the true Principles of Breeding. Melbourne, Australian, 1866.

   5 Mr. W i11 ough by Wo od, in: Gardener's Chronicle 1855, p. 411 und 1860, p. 270; s. die sehr 0bersichtlichen Tabellen und Stammbll.ume in Nathusius's Shorthorn Rindvieh, p. 72-77.

[page break] 17. Cap.     Nachtheile naher Inzucht.     157

nahe Inzucht nothwendig ist, die Heerde zu veredeln, a.ber da.ss beim Hervorbringen dieses Res·ulj;ates die grosste Sorgfalt nothig ist wegen der Neigung zur Unfruchtbarkeit und Schw che. Es kann noch hinzuge­ fiigt warden, dass eine andere hohe Autoritat 6 versichert, dass von Sh<>rt­ horns viel mehr Kalber als Kriippel geboren warden, als von andern und weniger nahe ,eingeziichteten Rinderrassen.

    Obgleich eine nahe Inzucht durch sorgfaltige Auswahl der beaten Thiere (wie es die Natur durch das Gesetz des Kampfes ums Dasein wirklich ausfiihrt) lange Zeit fortgesetzt warden kanri, so zeigen sich die guten Wirkungen einer Krenzung zwischen fast jeden zwei Rassen sofort durch bedeutende Grosse und Kraft der Nachkommen. So schreibt Mr. S poo n er: "die Kreuzung distincter Rassen verbessert sicher das Rind­ vieh zum Zwecke des Schlachtens." Solche gekreuzte Thiere sind natiir­ lich fiir den Ziichter von keinem Werth, sie sind aber viele Jahre hin­ durch in verschiedenen Theilen von England zum Zwecke des Schlachtens gezogen worden 7 und ihr Werth wird jetzt so vollstandig anerkannt, dass bei Ausstellungen von Fettvieh eine besondere Klasse zu ihrer Auf­ nahme gebildet worden ist. Der beste fette Ochse bei der grossen Aus­ stellung von Islington im Jahre 1862 war ein gekreuztes Thier.

   Das halbwilde Rind, welches wahrscheinlich seit 400 oder 500 Jahren in den englischen Parks gehalten worden ist, oder selbst fiir eine noch lii.ngere Zeit, ist von Cu 11e y und Andern als ein Fall einer lange fort­ gesetzten Inzucht innerhalb der Grenzen einer und derselben Heerde ohne irgend welche daraus folgende Nachtheile aufgefiihrt worden. In Bezug auf das Rind in Chillingham gestand der verstorbene Lord Tan­ ker vi11e ein, dass sie sich schlecht fortpflanzen 8. Mr. Har d y, der Verwalter, schatzt die in einer Heerde von ungefii.hr fiinfzig, im jahr­ lichen Mittel geschlachteten, durch Kii.mpfe gerodteben und sterbenden (in einem vom Ma.i 1861 datirten Briefe an mich) auf zehn oder auf eins unter fiinf. Da die Heerde nahezu auf demselben Mittel gehalten wird,. muss die jli.hrliche Zunahme gleichfalls ungefii.hr eins auf fiinf sein; Ich will hinzuftigen, dass die Bullen wiithende Kii.mpfe bestehen von wel­ chen Kampfen der jetzige Lord Tankerville mir eine lebendige Be­ schreibung gegeben hat, so dass also bestandig eine rigorose Zuchtwahl

   6 Mr. Wright, Journal of Royal Agricultur. Society Vol. VII, 1846, p. 204.

7 Yo ua t t, On Cattle, p. 202.

8 Report British Associat., Zoolog. Sect. 1838.

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der kraftigsten :Mannchen eintreten wird. Ich verschaffte mir im Jahre 1856 von Mr. Gardener, dem Verwalter des Herzogs von Ha.­ milton, die folgende Beschreibung des wilden Rindes, das in dem her­ zoglichen Park in Lanarkshire gehalten wird, der ungefahr 200 Acres an Ausdehnung hat. Die Anzahl der Rinder variirt von 65 bis 80; die Zahl der jahrlich getMteten (wie ich vermuthe, durch alle ml!gliehen Ursa.chen) ist acht bis zehn, so dass die jahrliche Zuna.hme ka.um grosser sein ka.nn, a.ls im Verhaltniss von eins unter sechs. Nun ist in 80.dame­ rika, wo die Heerden ha.lb wild sind und daher einen nahezu treffenden Vergleichungsmaassstab bieten, die natiirliche Zunahme des Rindes auf einer Estanzia nach A z a r a von einem Drittel bis zu einem Viertel der Totalzahl oder eins auf drei oder vier; und ohne Zweifel beziehi eioh dies ausschliesslich auf erwachsene Thiere, die zur Consumption reif sind. Es ist daher das halbwilde Rind in England, welches innerhalb der Grenzen einer und derselben Heerde sich lange durch Inzucht fortge­ pflanzt hat, verhaltnissmassig viel weniger fruchtbar. Obgleich in einem nicht mit Zaunen durchzogenen Lande wie Paraguay eine Kreuzung zwi­ schen den verschiedenen Heerden theilweise eintreten muss, so gl.anben doch selbst dort die Eingeborenen, dass das gelegentliche Einftlhren l'On Thieren a.us entfernteren Localitaten nothwendig sei, um ,,eine Degene­ ration in der Grosse und eine Abnahme der Fruchtbarkeit" zu verh11.t.en 9. Die Abnahme an Gr!isse seit alten Zeiten beim Chillingham- und Hamil­ ton-Rind muss ungeheuer gewesen sein; denn Prof. R1itimeyer hat gezeigt, dass sie beinah sicher die Nachkommen des gigantischen Bo s prim ig e n i us sind. Ohne Zweifel kann man diese Abnahme in der

Gr!isse zu einem grossen Theil den ungunstigen Lebensbedingungen zu­

schreiben. Doch kann man Thiere, welche sich in grossen Parks herum­ treiben und welche in strengen Wintern geftittert werden, kaum als un­ ter sehr ungtinstigen Bedingungen lebend betrachten.

   Bei Sc h a fen hat oft lange fortgesetzte Inzucht innerhalb der Grenze ein und derselben Heerde stattgefunden; ob aber die nii.chsten Verwandten so haufig gepaart worden sind, wie es beim Shorthorn-Rind der Fall ist, weiss ich nicht. Die Herren B row n haben wahrend ffinfaig Jahren in ihrer ausgezeichneten Heerde von Leicester-Schafen niemaJs frisches Blut eingefiihrt. Seit 1810 ist Mr. Bar ford bei der Foscote­ Heerde nach demselben Princip verfahren. Er beha.uptet, da.ss eine Er­ fa.hrung von einem halben Jahrhundert ihn zu der Oberzeugung gebraoht

1 Azar a, Quadrupedes du Paraguay, Tom. II, p. 854, 868.

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hat, dass wenn zwei nah verwandte Thiere der Constitution nach vlillig gesund sind, die Inzucht keine Degeneration im Gefolge hat, aber er fiigt hinzu, dass ,,er sich nicht ruhmt, von den nachsten Verwandten zu ziichten." In Frankreich ist die Naz-Heerde sechszig Jahre lang ohne die Einfuhrung eines einzigen fremden Widders gezuchtet worden 10. Nichtsdestoweniger haben die meisten grossen Schafziichter gegen nahe Inzucht, die eine gar zu lange Zeit fortgesetzt wiirde, protestirt u, Der beruhmteste der neueren Zuchter, Jon as Webb , hielt funf getreunte Familien, mit denen er arbeitete, so dass er hierdurch die nlithige Ent­ fernung in der Verwandtschaft zwischen den Geschlechtern aufrecht hielt 12.

   Obgleich unter der Hiilfe sorgfaltiger Zuchtwahl die nahe Inzucht bei Schafen lange ohne irgend ein offenbares Ubel fortgesetzt werden kann , so ist es doch bei Landwirthen oft Gebranch gewesen, distincte Rassen zu kreuzen, um Thiere fur den Fleischer zu erhalten, was deut­ lich zeigt, dass aus diesem Gebrauch etwas Gutes herkommt. Mr. Spoo­ ner fasst seinen ausgezeichnetenEssay on Crossing dahin zusammen, dass er behauptet, es liege ein directer pecuniarer Vortheil im verstandigen Kreuzzuchten, besonders wenn dasMannchen grlisserist, als dasWeibchen. Ein friiherer beruhmter Ziichter, Lord Somerville, gibt ausdrucklich an, dass seine Halbblutschafe von Ryelands und spanischen Schafen grlissere Thiere wiiren, als sowohl die reinen Ryelands als di!l reinen spanischen Schafe 13.

    Da einige unserer englischen Parks sehr alt sind, so· kam ich auf den Gedanken, dass. auch bei den in ihnen gehaltenen Dammhirschen (Oervus Dama) lange fortgesetzte Inzucht geherrscht haben musse, aber auf Erkundigungen Mrte ich, dass es ein sehr Mufiger Gebrauch sei, neues Blut einzufuhren, dadurch, dass man sich Hirschblicke aus andern Parks verschafft. Mr. Shi r 1 e y 14, welcher die Behandlung des Wildes

   Ill Wegen der Herren Brown s. Gardener's Chronicle 1855, p. 26. In Bezug au£ die Foscote-Heerde s. Gardener's Chronicle 1860, p. 416; in Bezug au£ die Naz-Heerde s. Bullet. de la Soc. d'Acclimat. 1860, p. 477.

11 Nath usius, Short)J.orn Rindvieh, p. 65. Youatt, on Sheep, p. 495.

12 Gardener's Chronicle 1861, p. 681.

18 Lord Somerville, Facts on Sheep and Husbandry, p. 6. M.

S p oo n er , in: Journal Royal Agricult. Soc. of England. Vol. XX, P. II;

s. auch einen ausgezeichneten Aufsatz 1iber denselben Gegenstand in Gar­ dener's Chronicle 1860, ll· 821 von Mr. Charles Howard.

14 Evelyn P. Shirley, Some Account of English Deer Parks 1867.

 

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sorgfaltig studirt hat, gibt zu, dass in einigen Parks keine Zumischung fremden Blutes seit unvordenklichen Zeiten stattgefunden habe; aber er schliesst, ,, dass schliesslich die bestandige Inzucht sicher zum Nachtheil der ganzen Heerde fiihren wird, wenn es auch eine sehr lange Zeit brau­ chen wiirde, es zu beweisen. Wenn wir iiberdies finden, wie es sehr con­ stant der Fall ist, dass die Einfiihrung frischen Blutes factisch von dem grossten Nutzen fiir das Wild gewesen ist, sowohl darin, da.ss es seine Grosse und sein Ansehen verbesserte und besonders dadurch, dass es die Flecken des ,,Rickback" und anderer Krankheiten entfernte, denen Hirsche zuweilen ausgesetzt sind, wenn das Blut nicht erneut worden ist, so kann man, glaube ich, nicht zweifeln, dass eine verstiindige Kreu­ zung mit einer guten Heerde von den bedeutendsten Folgen und frillier oder spater fiir das Wohlergehen jedes gut gepflegten Parks geradezu wesentlich ist."

Man hat Mr. Meynell's beriihmte Fuchshunde angefiihrt zum Be­

weis, dass keine iiblen Wirkungen einer nahen Inzucht folgen. Und Sir

J. S ebright erfuhr von ihm , dass er hau:fig vom Vater und Tochter, Mutter und Sohn und zuweilen selbst von Briidern und Schwestern zdch­ tete. Sir J. S ebright erklart ind!Jssen 15, dass er in Folge von wEin­ und Einziichten ", worunter er das Paaren von Briidern und Schwestem versteht, factisch gesehen habe, wie starke Jagdhunde schwa.cha nnd diminutive Schoosshunde wurden. Mr. W. D. Fox hat mir den Fall mit­ getheilt, wo eine kleine Anza.hl von Bluthunden, die lange in derselben Familia gehalten wurden, sehr schlechte Ziichter wurden und fast alle eine Knochena.uftreibung im Schwanz bekamen. Eine einzige Kreuzung mit einer distincten Linie von Bluthunden stellte ihre Fruchtbarkeit wie­ der her und entfernte die Neigung zur Misbildung im Schwanz. Ich babe die Details von einem andern Fall von Bluthunden noch erfa.hreu, wo das Weibchen dem Mannchen gehalten werden musste. Bedenkt man, wie rapid die natiirliche Zunahme des Hundes ist, so ist es schwer, den hohen Preis der am hochsten veredelten Rassen einzusehen, welche eine lange fortgesetzte nahe Inzucht fast voraussetzt, ausgenommen nach der Annahme, dass dieser Process die Fruchtbarkeit vermindert und die .An,­ lagen zur Launa und andern Krankheiten vermehrt. Eine bedeutende .A.u­ toritat, Mr. Scrope, schreibt die Seltenheit und da.s Sinken in der Grosse der schottischen ,, Deerhounds" zum grossen Theil naher Inzucht zu (die

15 The Art of Improving the Breed. etc., p. 18. In Bezug auf die schot.

tischen Hirschhunde s. Scrope's Art of Deer Stalking, p. 850-858.

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wenigen jetzt noch existirenden lndividuen durch das ganze Land sind verwandt).

    Bei alien hoeh veredelten Thieren herrscht eine grossere oder ge­ ringere Sehwierigkeit, sie zur sehnellen Fortpflanzung zu bringen und alle leiden bedeutend an einer zarten Constitution. Ich behaupte aber nieht, dass diese Wirkungen ganzlich einer nahenlnzucht zuzusehreiben sind. Ein grosser Kenner von Kaninehen 16 sagt: ,, Die langohrigen Weibchen sind oft zu hoch gezil.chtet oder sehon in ihrer Jugend gezwungeu, viel als Zuchtthiere zu dienen und erweisen aich oft als uufruehtbar oder als sehlechte ,,Mutter". Ferner: ,,sehr langohrige Boeke zeigen sieh zuweilen

als unfruchtbar." Dies·e hoehgeziiehteten Kaniuchen verfassen oft ihre

Jungen, so dass es nothwel).dig ist, Kaninchenammen zu ha.hen.

   Bei Schwein en herrscht unter den Ziiehtern eiue grosaere Ein­ stimmigkeit in Bezug auf die iiblen Wirkungen eiuer zu nahen Inzucht, als vielleicht bei irgeud einem andern grosseren Thiere. Mr. Dru ee, ein bedeutender und erfolgreicher Ziichter der veredelten Oxfordshire (einer . gekreuzten Rasse) schreibt: ,,Ohne einen Wechsel d;r Eber von einem verachiedenen Stamme , a.her von derselben Ra.sse , kann die Constitution nicht erhalten warden." Mr.Fisher Hobbs, der Z1l.ehter der bertlhmten veredelteu Essexrasse, theilte seine Heerde in drei separate Familien, auf welche Weise er die Rasse iiber zwanzig Jahre rein erhielt und zwar

,,dureh einsichtsvollesWahlen a.us den d re i dis tine ten Fa.mil ie n" n. L o r d W es t e r n fuhrte zunaehst einen neapolitanisehen Eber und eine solehe Sau ein. ,,Von diesem Paar zftehtete er immer und immer wieder ein, bis die Rasse in Gefahr war, auszusterben ; ein sieheres Resultat

(wie Mr. Sidney bemerkt) zu stranger Inzueht."  Lord Western. kreuzte dann seine neapolitanisehen Schweine mit den a.lten Essex und that damit den ersteu Sehritt zu der Bildung der veredelten Rasse. Der folgend ist ein noeh interessanterer Fall. Mr. Wright, a.ls Zuehter sehr bekannt, kreuzte 18 ein und denselben Eber mit der 'foehter, Enke­

lin uud Urenkelin · und so fort durch sieben Generationen. Pas Resultat

war, dass in vielen Fallen die Naehkommen nicht mehr sich fortpflanz­ ten; in andern Fallen producirten sie wenige, welehe lebten und vou den letztere.n waren viele idiotisch, selbst ohne den Instinct zum Saugen, uud wenn sie sich zu bewegen versuehten, konnten sie nicht geradeaus gehen.

16 Cottage Gardener 1861, p. 827.

   n Sidney's Ausgabe von Yo uat t, on the Pig. 1860, p. SO, p. 83, Ci­ tat von Mr. Dru ce; p. 29, tlber den Fall bei Lord We stern.

18 Journal Royal Agricultur. Soc. of England, 1846, Vol. VII, p. 20:;.

DARWIN, Varliren II. 11

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Es verdient eine besondere Beachtung, dass die letzten beiden weibliehen Schweine, welche in diesem langen Verlauf von Inzucht producirt wur;.

den, zu andern Ebern gebracht wurden und hier trugen sie mehrere Wiirfe gesunder Schweine. Dem Ansehen nach die beste Sau, welehe wiihrend der ganzen sieben Generationen producirt wurde, war eine von der letzten Descendenzstufe, aber der gauze Wurf bestand nur &us die­ ser einzigen Sau; sie wollte sich nicht mit ihrem Eber begatten, begat­ tete sich aber beim ersten Versuch mit einem, der ihrem Blute fremd war, so dass in Mr. Wrig h t's Fall lange fortgesetzte und ausserordent­ lich nahe Inzucht die aussere Form oder den Werth der Jungen nieht afficirte. Aber bei vielen von ihnen waren die allgemeine Constitution und die geistigen Krane und besonders die reproductiven Functionen be denklich afficirt.

    Nath usius fiihrt noch einen analogen und selbst noch auffallen­ deren Fall an19. Er importirte von England eine trachtige Sau der gros­ sen Yorkshire-Rasse und liess deren Nachkommen drei Generatiorien lang durch enge Inzucht sich vermehren. Das Resultat war ungQnstig, . da die Jungen von Constitution schwach waren mit beeintrllchtigter Fruchtbarkeit. Eins der letzten weiblichen Schweine, welches er filr ein gutes Thier hielt, producirte, nachdem es sich mit seinem eigenen Onkel (der mit Sauen von anderen Rassen a.ls productiv bekannt war) gekreuzt hatte, einen Wurf von sechs und ein zweites Mal einen Wurf von nur fiinf schwachen jungen Schweinen. Er paarte dann dasselbe Schwein mit dem Eber einer kleinen schwarzen Rasse, welche er gleichfalls &us England importirt hatte, und welcher Eber bei einer Begattung weib­ licher Schweine seiner eigenen Rasse sieben bis neun Junge er:zeugte; und nun ergab das Schwein von der grossen Rasse , welches nach der Begattung mit seinem eigenen Onkel so unproductiv war, mit dem klei­ nen schwarzen Eber im ersten Wurf einundzwanzig und im zweiten Wurf achtzehn junge Schweine, so dass es in einem Jahre nennunddreissig junge Schweine erzeugte I

Wie es der Fall bei mehreren andern bereits erwii.hnten Thieren

ist, so sind doch, selbst wenn in Folge massig naher Inzucht kein N&eh­ theil wahrnehmbar ist, - um die Worte Mr. Coate's, eines Ausserst erfolgreichen Zil.chters (welcher fil.nfmal die jahrliche Goldmedaille des Smithfield Club Show fiir den beaten Satz Schweine gewann) zu citiren, -

,,Kreuzungen zweckmassig fil.r den Vortheil des Landwirths, da man

19 Uber Rindvieh etc. p. 78.

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Constitution und schnelleres Wachsthum erhiilt ; was aber mich betrifft, der ich eine grosse Anzahl von Schweinen zum Zwecke des Zlichtens ver­ kaufe, so finde ich sie nicht zweckmassig, da es viele Jahre erfordert, um nur etwas wie einheit des Blutes wiederzuerlangen." 20

   Ehe ich zu Vogeln iibergehe, muss ich den Menschen erwah­ nen, trotzdem ich ungern auf diesen Gegenstand eingehe, da er von natiirlichen Vorurtheile.n umgeben ist. Er ist tiberdies von ver­ schiedenen Autoren von vielen Gesichtspunkten aus erortert wor­ den 21. Mr. Ty I or 22 hat gezeigt, dass bei weit von einander ver­ schiedenen Rassen in den . entlegensten Theilen der Erde Heirathen zwischen Verwandten, selbst zwischen entfernten Verwandten, streng verboten worden ,sind. Einige wenige Ausnahmefalle kon­ nen speciell angefiihrt werden, besonders bei koniglichen Familien, und iiber dieses hat sich Mr. W. Adam und fruher im Jahre 1828 Hof a c k e r ausfuhrlich, der erstere .in einem gelehrten Artikel 23 ausgesprochen. Mr. TyI or ist geneigt anzunehmen, dass das fast allgemeine Verbot nahe verwandter Heirathen daher entstanden ist, dass man tible Wirkungen beobachtet hat, und erklart einige schein­ bare Anomalien ingenios damit, dass sich das Verbot nicht gleich­ massig auf die Verwandtschaft sowohl der mannlichen als weib­ lichen Seite ausdehnt. Er gibt tiberdies zu, dass andere Ursachen, so die Ausbreitung befreundeter Verbindungen mit ins Spiel ge­ kommen sind. Andrerseits schliesst Mr. W. Ad am, dass verwandte Heirathen verboten und mit Widerwillen betrachtet werden, wegen

     20 Sidney, On the Pig. p. 36; s. auch p. 34, Anmerkung; s. auch Richardson, On the Pig. 1847, p. 26.

   21 Dr. Dally hat einen ausgezeichneten Artikel veroffentlicht {fiber­ setzt in der Anthropolog. Review, May 1864, p. 65), worin er alle Autoren, welche verwandten Heirathen fible Folgen zuschreiben, einer Kritik un­ terwirft. Ohne Zweifel haben viele Vertlieidiger dieser Ansicht ihrer Sache durch Ungenauigkeiten geschadet: so ist angegeben worden (De - va y, Du Danger des Marriages etc. 1862, p. 141), dass die Heirathen zwischen Geschwisterkindern von der Legislatur in Ohio verboten seien. Man hat mir aber auf meine in den Vereinigten Staaten angestellten Er­ kundigungen versichert,· dass diese Angabe eine Fabel sei.

   22 S. sein hochst interessantes Werk on the Early History of Man 1865, cap. X.

   2s Uber Blutsverwandtsch11,ft bei Heirathen in: Fortnightly Review 1865, p. 710. Hofacker; Uber die Eigenschaften etc.

11 *

j

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der Confusion, welche in der Descendenz des Eigenthums daraus entstehen wiirde, und wegen anderer noch weiter abliegender Griinde. Ich kann mich aber dieser Ansicht nicht anschliessen, da ich sehe, wie die Wilden von Australien und Siidamerika :.u, welche keinEigenthum zu vererben oder zarte moralische Geftthle zu scho­ nen haben, das Verbrechen des Incestes verabscheuen.

    Es wiirde interessant sein zu erfahren, wenn es sich ermitteln Hesse, da es auf diese Frage in Bezug auf den Menschen Licht wirft, was bei den hoheren anthropomorphen Affen eintritt, -   oh die jungen Mannchen und Weibchen bald von ihren Eltern wegwandem, oder ob die alten Mannchen auf ihre Sohne eifersilchtig werden uod sie vertreiben, oder ob irgend welche vererbten instinctiven Geftthle, da sie von wohlthatigem Einfluss waren, hervorgerufen worden sind, welche die jungen Mannchen und Weibchen einer und derselben Familia dazu bewegen, sich mit distincten Familien zu paaren und eine Paarung unter einander zu verschmahen. Eine betrachtliche Menge von Beweisen ist bereits vorgebracht worden, welche zeigen, dass die Nachkommen von Eltern, welche nicht verwandt sind, stil.rker und fruchtbarer sind, als diejenigen von Eltern, welche nahe verwandt sind; es wiirde daher jedes leichteGefiihl, welches durchdiegeschlecht­ Iiche Erregung der Neuheit oder durch eine andere Ursache entsteht und eher zu der ersten Form von Verbindungen als zu der letzteren fiihrt, durch natiirliche Zuchtwahl verstarkt werden und auf diese Weise instinctiv werden; denn diejenigen lndividuen, welche eine eingeborne Vorliebe dieser Art besassen , wiirden an Anzahl zu­ nehmen. Es scheint wahrscheinlicher, dass niedrige, wilde Volker­ stiimme in dieser Weise unbewusst ihre Abneigung und selbst ihren Abscheu vor Heirathen im Incest erlangt haben, als dass sie dies durch Raisonnement und Beobachtung der iiblen Resultate gefunden batten. Dass der Abscheu gelegentlich nicht vorhanden ist, ist kein starker Grund dagegen, dass das Geftthl instinctiv ist; denn jeder Instinct kann gelegentlich fehlschlagen oder auch fehlerhaft werden, wie es zuweilen bei der Elternliebe und den SOC\Qlen Sympathien eintritt. Beim Menschen wird die Frage, oh nahe Inzucht flble Fol-

24 Sir G. Grey, Journal of Expeditions into Australia, VoL II, p. 248

und Do b r iz h offer , on the Abipones of South America.

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gen begleiten, wahrscheinlich niemals durch directe Beweise beant­ wortet werden, da er seine Art so Iangsam fortpflanzt und dem Ex­ periment nicht unterworfen werden kann. Aber die fast allgemeine Praxis aller Rassen zu allen Zeiten , nahe verwandte Heirathen zu vermeiden , ist ein Beweisgrund von betriichtlichem Gewicht; und zu welchem Schluss wir auch immer kommen in Bezug auf die hoheren Thiere, so kann er getrost auf den Menschen ausgedehnt werden.

Wenden wir uns nun zu Vogeln. In Bezug auf das Huhn liesse

sich eine ganze Reihe von Autoritiiten anftihren gegen zu nahe Inzucht. Sir J. Se bright behauptet positiv, dass er viele Versuche angestellt habe, und dass seine Huhner, wenn sie so behandelt wurden, lange Beine und kleine Korper bekommen 1_md schlecht gebrfitet hii.tten 25. Er er­ zeugte die beruhmten Sebright-Bantams durch complicirte Kreuzungen und durch Inzucht; seit seiner Zeit ist nahe Inzucht bei diesen Bantams sehr viel geubt worden; und jetzt .sind es notorisch schlechte Bruter. Ich habe direct von seiner Heerde abstammende Silber-Bantams gesehen, die fast so unfruchtbar wie Bastarde geworden waren ; denn nicht ein einziges Huhnchen war in diesem Jahre aus zwei Nestern voll von Eiern ausgebriitet worden. M. He w i t t sagt, dass bei diesen Bantams die Un­ fruchtbarkeit des Mannchens mit seltenen Ausnahmen in der engsten Beziehung zum Verlust gewisser secundarer mannlicher Charaktere steht. Er ftigt hinzu: ,,Ich babe es als allgemeine Regel bemerk:t, da.ss selbst die geringste Abweichung von dem weiblichen Charakter in dem Schwanze des mannlichen Sebright, z. B. die Verlangerung auch nur um einen halben Zoll der zwei Hauptschwanzfedern, eine erhohte Wahrscheinlich­ keit einer verstarkten Fruchtbarkeit mit sich bringt" 26.

Mr. Wright gibt an 27, dass Mr. Clark, ,,dessen Kampfhahne

so notorisch waren, von seiner eigenen Art so lange ziichtete, bis sie ihre Neigung zum Ka'!Ilpfen verloren und sich ruhig niederschlagen lies­ sen, ohne irgend einen Widerstand zu zeigen. Dabei waren sie in Grosse

u  The Art of Improving the Breed, p. 13.

26 The Poultry Book, by W. B. Tegetmeier, 1866, p. 245.

   27 Journal Royal Agricult. Society, 1846, Vol. VII, p. 205 ; s. auch Ferguson, on the Fowl. p.83, 817, ferner Tegetmeier, The Poultry Book, 1866. p. 185, in Bezug anf den Grad, bis zu welchem Ztichter von

Kampfhahnen einzilchten zu dllrfen gefunden batten, namlich bis zur gele­ gentlichen Paarung einer Henne mit ihrem eigenen Sohne; sie waren aber vorsichtig, dies Einziichten nicht zu wiederholen.

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so reducirt, dass sie unter das Gewicht heruntersanken, welohes filr die besten Preise vorgeschrieben war. Nachdem er aber eine Kreuzung von Mr. Leighton erlangt hatte, erhielten sie ihren fr!iheren Muth und ihr friiheres Gewicht wieder." Man muss sich daran erinnern, dass Kampf­ hiihne, ehe sie fochten, stets gewogen wurden, so dass es nicht irgend einer Einbildung in Bezug auf die Reduction oder Zunahme an Gewieht iiberlassen blieb. Mr. C1 a r k scheint nicht von Br!idern oder Schwestern geziichtet zu haben, was die schiidlichste Art von Verbiridung ist; und nach wiederholten Versuchen fand er, dass eine grossere Verminderung des Gewichtes an den Jungen eintrat, wenn ein Yater mit seiner Toch­ ter gepaart wurde, als wenn eine Mutter mit ihrem Sohne sich gepaart hatte. Ich will hinzufiigen, dass Mr. Eyton von Eyton der beka.nnte Ornitholog, welcher ein bedeutender Ziichter vou grauen Dorkings ist, mir mittheilt, dass sie sicher an Grosse abnehmen uud weniger frueht­ bar werden, wenn man nicht gelegentlich eine Kreuzung mit einer an­ dern Linie eiutreten !asst. Dasselbe gilt fiir Malayan nach Mr. Hewitt, soweit es die Grosse dieser Rasse betrifft 28.

    Eiu erfahrener Schriftsteller 29 bemerkt, dass ein nnd derselbe Liebhaber, wie es b·ekanut ist, selteu fiir lauge Zeit die Vorzttglichkeit seiuer Vogel aufrecht erhalten kann, und dies ist, wie er hinzufiigt, un­ zweifelhaft die Folge davou, dass sein gauzes Volk "von demselbeu Blute" ist. Es ist daher unerliisslich, dass er sich gelegentlich eineu Vogel einer andern Familia verschaffen mnss. Dies ist indess nicht nothig bei denen, welche ein Volk Hiihner an verschiedeneu Orten halten. So sagt Mr. Ba11an ce , welcher Malayeu dreissig J ahre lang gezilehtet und mehr Preise mit dieseu Vogeln gewonnen hat, als irgend ein a.nde­ rer Liebhaber in England, dass Inzucht nicht nothwendig Verschlechte­ rung verursa.cht. "Es hangt aber alles davon ab, wie sie ansgefllhrt wird." "Mein Plan ist der gewesen, ungefiihr filnf oder sechs distincte Linien zu halteu, jedes Jahr ungefahr 200 oder 300 Hiihncheu zu zieheu und aus jeder Linie die besten Vogel zur Kreuzung auszuwahleri. Auf diese Weise erhalte ich hinreichende Kreuzung, um eine Verschlechte­ rung zu verhilten" 30.

   Wir sehen hieraus, dass bei Hiihnerziichtern fast vollstiindige Ein­ stimmigkeit in Bezug darauf herrscht, dass wenn Hiihner an demselben Orte gehalteu werden, der Inzucht schnell selbst dann ttble Wirkungen folgen,

28 W. B. Tegetmeier, The Poultry Book. 1866, p. 79.

29 The Poultry Chronicle 1854, Vol. I, p. 48.

30 The Poultry Book by W. B. Tegetmeier 1866, p. 79.

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wenn sie bis zu einer Ausdehnnng ausgeiibt wird, welche bei den meisten Siiugethieren noch unbeachtet gelassen wurde. Andrerseits ist es eine allgemein angenommene Meinung, dass ans Kreuzungen gez1ichtete Hiihnchen die kraftigsten und am leichtesten zu ziehenden sind 31. Mr. Tegetmeier, der den Hiihnern aller Rassen die sorgfaltigste Aufmerk­

samkeit geschenkt hat, sagt 32, dass Dorkinghennen, welche man mit Houdan oder Cr ve - Coeur - Hahnen laufen lii.sst, 71zeitig im Friihjahr Hiihnchen produciren, die in der Grosse, Kraftigkeit, zeitiger Reife und Marktfahigkeit die irgend einer reinen Rasse, die ich je erzogen ha.be, iibertreffen." Mr. Hewitt fiihrt a.ls allgemeine Regel f1ir Hiihner an, dass eine Kreuzung der Rasse ihre Grosse vermehrt. Er macht diese Bemerkung, nachdem er angefiihrt hat, da.ss Bastarde zwischen Fasan und Huhn nicht betrachtlich grosser sinu, als beide Eltern ; so sind fer­ ner ebenso Bastarde zwischen dem mannlichen Goldfasan und dem weib­

lichen gemeinen Fa.san "von einer weit bedeutenderen Grosse als einer der beiden elterlichen Vogel" 33. Auf diesen Gegenstand der betracht­

lichen Grosse der Bastarde werde ich sofort noch zuriickkommen.

   In Bezug auf Taube n sind, wie friiher schon erwahnt wurde, die Ziichte,r einstimmig der Meinung, dass es absolut unentbehrlich ist, trotz der hierdurch verursachten Milhe und Kosten gelegentlich ihre hoch im Preise stehenden Vogel mit Individuen einer andern Linie, aber nat1ir­ lich derselben Varietat angehorig zu kreuzen. Es verdient Erwahnung, dass, wenu bedeutende Grosse eines der gewiinschten Merkmale ist, wie

z. B. bei Krlipfern 34, die iibleo Folgen einer zu nahen Inzucht sich viel schneller merkbar machen, a.ls weon kleine Vogel wie kurzstirnige Burz­ ler abgeschatzt werden. Die ausserordentliche Zartheit der hochgeziich­ ten Liebhaberrasseo, wie die letzterwahnten Burzler und die veredelten englischen Botenta.uben, ist merkwiirdig. Sie sind vielen Krankheiten ausgesetzt und sterben oft schon im Ei oder wahrend der ersten Mauser, und meist miissen ihre Eier von Nahrmiittern ausgebriitet werden. Ob­ gleich diese sehr hoch geschli.tzten Vogel ohne Ausnahme einer sehr nahen Inzucht ausgesetzt worden sind, liisst sich doch ihre ausseroruent­ liche Zartheit der Constitution vielleicht nicht hierdurch vollstandig er­ klaren. Mr. Yarrell theilte mir mit, dass Sir J. Sebright einige Eulentauben fortwahrend in na.her Inzucht fortpfl.a.nzte, bis er wegen

si The Poultry Chronicle Vol. I, p. 89.

82 The Poultry Book 1866, p. 210.

88 Ebenda 1866, p. 167 und Poultry Chronicle Vol. m, 1855, p. 15.

s, J. M. Eaton, A Treatise on Fancy Pigeons, p. 56.

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ihrer ausserordentlichen Unfruchtbarkeit beinahe die ganze Familli) vollstandig verloren hii.tte. Mr. Brent 35 versuchte eine Basse von Trommeltauben    zu erziehen  dadurch,  da.ss er eine gewllhnliob.ii­ Taube mit einem mii.nnlichen Trommler kreuzte und die Tochter, Enke, , lin, Urenkelin und Ururenkelin mit demselben Trommler zuriickkrenzte,, bis er einen Vogel erhielt, der fiinfzehn Sechszehntel Blut des Tromm-­ lers enthielt. Hier schlug das Experiment aber fehl, denn ,,diem nah Inzucht verhinderte die Fortpflanzung." Der erfahrene Neumeister 36

gibt gleichfalls an, dass die Nachkommen von Hausta.uben und versehie­ denen anderen Rassen im allgemeinen sehr fruchtba.re und krii.ftige V6. gel sind; ebenso Boitard und Corbie37, welche na.ch 45jahriger Er-. fahrung empfahlen, die Rassen der Unterha.ltung wegen zu kreuzen'; denn wenn sie a.uch keine interessanten Vogel ergeben, so wurde es sieh doch von einem okonomischen Gesichtspunkte aus verlohnen, ,,da eieh

berausgestellt ha.t, dass Mischlinge fruchtbarer sind , a.ls Tauben voia reiner Rasse."

 Ich will nur noch ein einziges anderes Thier anfuhren, nii.mlieh die Stockbiene, well ein ausgezeichneterEntomolog dieselbe angefflhrt hat als Beleg fur eine unvermeidliche nahe Inzucht. Da der Bienenstock von einem einzigen Weibchen bewohnt wird, hii.tte man denken Bollen, dass ihre mii.nnlichen und weiblichen Nachkommen stets sich unterein­ ander begatteten und noch besonders, da Bienen verschiedener st6cke

gegen einander feindlich gesinnt sind: eiue fremde Arbeitsbiene wir:d

fast immer angegriffen, wenn sie \'ersucht, in einen andern Stock .u kommen. Aber Mr. Tegetmeier hat gezeigt38, dass dieser Instinet, sich nicht auf Drohnen bezieht, denen man den Eintritt in jeden St.oo\ . gesta.ttet. Es besteht also keine Unwahrscheinlichkeit a. priori, dass e Konigin eine fremde Drohne zulii.sst. Gerade die Thatsache, dass die, Begattung unabii.nderlich und nothwendig im Fluge statthat, wahren4r. des sogenannten Hochzeitsfluges der Konigin, scheint eine specielle Ein.­ richtung gegen eine fortgesetzte Inzucht zu sein. Wie dies aber auch ·

.

sein mag, so hat die Erfahrung gezeigt, da.ss seit der Einfilhrung -

gelbgebii.nderten ligurischen Rasse nach Deutschland und England sich Bienen sehr zahlreich kreuzen.    M. W o od bury, welcher liguriache · Bienen nach Devonshire einfiihrte, fa.nd wahrend einer einzigen Saiso;t

" The Pigeon Book, p. 46.

se Das Ganze der Taubenzucht. 1837, p. 18.

8' Les Pigeons. 1824, p. 35.

88 Proceed. Entomolog. Soc. 6. Aug. 1860, p. 126.

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dass drei Stocke, welche ein bis zwei Meilen von seinen Stllcken entfernt standen, von seinen Drohnen gekreuzt worden waren. In dem einen Falle mussten die liguriechen Drohnen iiber die Stadt Exeter und Ober mehrere dazwischen liegende Stadte weggefl gen sein. Bei einer andern Gelegen­ heit wurden mehrere gewohnliche schwarze Koniginnen von ligurischen Drohnen ans einer Entfernung von ein bis drei und eine halbe Meile gekreuzt 39.

P f Ian z en.

   Wenn eine einzelne Pflanze einer neuen Species in irgend ein Land eingefiihrt wird, so warden, wenn sie sich durch Samen fortgepflanzt hat, bald viele Individuen erzogen werden, so dass, wenn die geeigneten In­ secten vorhanden sind, Kreuzung eintreten wird. Neu eingefiihrte Baume oder andere Pflanzen, die sich nicht durch Samen fortpflanzen, gohen uns hier nichts an. Bei schon lange eingefiihrten Pflanzen ist es ein fast ganz allgemeiner Gebrauch, gelegentlich einen Tausch von Samen zu bewerk­ stelligen, durch welches Mittel lndividuen, wale.he verschiedenen Lebens­ bedingungen ausgesetzt sind - und wie wir gesehen haben, vermindert dies die iiblen Wirkungen einer zu nahen Inzucht, - gelegentlich in je­ dem District eingefiihrt werden.

   Versuche iiber die Wirkungen einer Befruchtung von Bliithen mit ihrem eigenen Pollen wahrend mehrerer Generationen sind oft angestellt worden. Wir werden aber sofort sehen , dass gewisse Pflanzen entweder normal oder anormal mehr oder weniger unfruchtbar sind, selbst schon in der ersten Generation, wenn sie mit ihrem eigenen Pollen befruchtet werden. Obschon iiber die i\blen Wirkungen lange fortgesetzter naher lnzlicht bei Pfianzen nichts direct bekannt ist, so ist doch der umgekehrte Satz, dass von einer Kreuzung grosser Vortheil herzuleiten ist, fest be­ griindet.

   In Bezug auf die Kreuzungen von Individuen, die derselben Unter­ varietat angeMren, gibt G iL r tn er, dessen Genauigkeit und Erfahrung die a.ller iibrigen Bastardirer ubertri:fft , an 40, dass er viele Male gute Wirkungen in Folge dieses Schrittes beobachtet hat, besonders bei exo­ tischen Gattungen, deren Fruchtbarkeit etwas beeintriichtigt ist, wie z. B. Passiflora, Lobelia und Fuchsia. Auch Hubert sagt 41: ,,lch bin zu

89 Journal of Horticulture, 1861, p. 39, 77, 158, und 1864, p. 206.

'0 Beitrage zur Kenntniss der Befruchtung, 1844, p. 366.

'1 Amaryllidaceae, p. 371.

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der Annahme geneigt, da.ss ich da.von Vortheil erla.ngt habe, dass ich die Bltithe, von der ich Sa.men zu erhalten wiinschte , mit Pollen von einem andern Individuum derselben Varietiit oder mindestens von einer andern Bltithe befruchtete , sta.tt sie mit ihrem eigenen zu befruchten." Ferner behauptet Prof.Le co q, dass er ermittelt habe, wie die gekreuzten Nach­ kommen kriiftiger und starker sind, als ihre Eltern 42.

    Allgemeinen Angaben dieser Art ist indessen selten voiles V ­ trauen zu schenken. Ich habe in Folge dessen eine Reihe von Experi­ menten angefangen , welche , wenn sie fortfahren , dieselben Result.ate wie bis jetzt zu ergeben, die Frage tiber die guten Wirkungen der Kreu­ zung von zwei distincten Pflanzen derselben Varietiit und von den iiblen Wirkungen solcher Selbstbefruchtung fur immer entscheiden warden. Es wird hierdurch auch ein helles Licht auf die Thatsache geworfen , dass die BHithen unveranderlich so gebaut sind, dass sie die Verbindung zweier lndividuen gestatten, oder begtinstigen, oder nothwendig voraussetzen. Wir werden deutlich einsehen , warum monocische und diocische und warum dimorphe und trimorphe Pflanzen existiren und vielo andere solehe Falle. Der Plan, den ich bei meinen Experimenten verfolgte, ist der, dass ich Pflanzen in demselben 'l'opf oder in Topfen derselben GrffBBe oder dicht nebeneinander im freien Lande pflanzte, da.ss ich Inseoten sorgfaltig ausschloss und dann einige der Bltithen mit Pollen von der­ selben Bltithe und andere auf derselben Pfla.nze mit Pollen von einer distincten aber bena.chbarten Pflanze befruchtete. In vielen von diesen Experimenten, aber nicht in allen, ergaben die gekreuzten Pfl.anzen viel mehr Samen als die selbstbefruchteten, und ich habe nie den umgekehr­ ten Fall beobachtet. Die selbstbefruchteten und gekreuzten Samen, die hierdurch erlangt wurden, liess ich in demselben Gla.sgefiiss auf feuchtem Sande keimen und wie die Samen nach einander keimten , wurden sie paarweise auf entgegengesetzte Seiten desselben Topfes eingep:flanzt mit einer oberfl.achlichen Scheidewand zwischen ihnen und wurden so ge­ stellt, dass sie gleichmassig dem Licht ausgesetzt wurden. In andern Fallen wurden die selbstbefruchteten und gekreuzten Sa.men einfaeh auf entgegengesetzte Seiten desselben kleinen Topfes gesiit. Kurz, ich ha.be verschiedene Plane ausgeftihrt, aber in jedem einzelnen Fa.He habe ieh alle die Vorsichtsmaassregeln getroffen, die ich mir nur ausdenken konnte, so dass die beiden Partien gleichmii.ssig gtinstigen Bedingungen ausge­ setzt wurden. Nun habe ich sorgfaltig das Wachsthum der aus gekreuz­ ten und selbst befruchteten Samen erzogenen Pflanzen beobachtet, von

41 De la Fecondation, 2. Edit. 1862, p. 79.

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ihrer Keimung bis zur Reife und zwar bei Arten der folgenden Gattun­ gen; namlich: Brassica, Lathyrus, Lupinus, Lobelia, Lactuca, Dian­

0

thus, Myosotis, Petunia, Linaria , Oalceolaria, Mimulus und Ipomea; und die Verschiedenheit in der Starke ihres Wachsthums und in der Widerstandsfahigkeit gegen ungiinstige Bedingungen in gewissen Fallen war ausserst deutlich und scharf markirt. Es ist von Wichtigkeit, dass die beiden Sa.menpartieen auf entgegengesetzten Seiten eines und des­ selben Topfes gesat oder gepflanzt warden, so dass die Samlinge gegen einander anzukampfen haben. Denn wenn sie getrennt in sehr reich­ lichem und gutem Boden gesat warden, ist oft nur sehr wenig Verschie­ denheit in ihrem Wachsthum zu bemerken.

   Ich will kurz die zwei auffallendsten Falle beschreiben, die ich bis jetzt beobachtet })abe. Secbs gekreuzte und sechs selbstbefruchtete Sa­ men von Ipomea purpurea und zwar .von Pflanzen, die in der oben be­ schriebenen Art und Weise behandelt worden waren, wurden , sobald sie gekeimt hatten , paarweise auf entgegengesetzten Seiten zweier Topfe gepflanzt und _Stabe von gleicher Dicke wurden ihnen gegeben zum daran Win.den. Fiinf der gekreuzten Pflanzen wuchsen von Anfang an schnel­ ler als die gegeniiberstehenden selbstbefruchteten Pflanzen. Die sechste war indess schwachlich und unterlag eine Zeit lang. Endlich aber bekam die gesundere Constitution die Oberhand und sie iiberwucbs ihren Anta­ gonisten. Sobald jede der gekreuzten Pflanzen die Spitze ihres sieben Fuss langen Stabes erreicht hatte, wurde ihr Widerpart gemessen und das Resultat war , dass wenn die gekreuzten Pflanzen sieben Fuss hoch waren, die selbstbefruchteteu nur die mittlere Hohe von fiinf Fuss vier und einen halben Zoll erreicht hatten. Die gekreuzten Pflanzen bliihten etwas eher und viel reichlicher a.ls die selbstbefruchteten Pflanzen. Auf den entgegengesetzten Seiten eines andern k1e in en Topfes wurde eine grosse Zahl gekreuzter und selbstbefruchteter Samen gesat, so dass sie einfach um die Existenz bier zu kampfen hatten. Jeder Partie wurde ein einzelner Stab gegeben. Auch hier zeigten die gekreuzten Pflanzen vom ersten Anfang an ihre lJberlegenheit; sie erreichten niemals den Gipfel des sieben Fuss hohen Stabes, aber im Verhaltniss zu den selbstbefruch­ teten Pflanzen verhielt sich ihre mittlere Hohe zu der der letzteren wie sieben Fuss zu fiinf Fuss und zwei Zoll. Das Experiment wurde in den zwei folgenden Generationen mit Pflanzen wiederholt, die aus den selbst­ befruchteten und gekreuzten Pflanzen erzogen waren und genau in der­ selben Weise behandelt wurden, und das Resultat war auch hier nahezu dasselbe. In der zweiten Generation ergaben die gekreuzten Pflanzen,

  

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welche wieder gekreuzt wurden, 121 Samenkapseln, wahrend die selbst.i befruchteten Kapseln, die gleichfa.lls wieder selbst befruchtet wurden; nur 84 Kapseln producirten.

   Einige Bliithen des Mimulus luteus wurden mit ihrem eigeneri Pollen befruchtet und andere wurden mit Pollen von distincten Pfianzen, die in demselben Topfe wuchsen, gekreuzt. Nachdem die Samen gekeinit hatten, wurden sie dicht auf entgegengesetzte Seiten eines Topfes ge;;. pfianzt. Die Samlinge waren anfangs von gleicher Hohe , als a.her e gekreuzten Pflanzen genau einen halben Zoll hoch waren, waren die selbst:.. befruchteten Pflanzen nur einen Viertelzoll hoch. Doch dauerte diese Uii­ gleichheit nicht fort , denn a.ls die gekreuzten Pfianzen vier und eiileri halben Zoll hoch waren, waren die selbstbefruchteten drei Zoll, nnd sie

behielten diese relative Verschiedenheit, bis ihr Wachsthum vollendet war. Die gekreuzten Pflanzen sahen viel kraftiger aus, a.ls die nicht ge­

kreuzten und bluhten vor diesen. Sie producirten a.uch eine viel grossere' Zahl von Bliithen, welche Ka.pseln ergaben, die (allerdings nur dei Schatzung von einigen wenigen nach) viel mehr Sa.men enthielten. Wie' in dem fruheren Falle wurden a.uch hier die Experimente in derselben Weise wahrend der nachsten zwei Generationen wiederholt und mit

nau demselben Resulta.t. Ratte ich nicht diese Pflanzen des MimuZU8 und der Ipomea wahrend ihres ganzen Wachsthums iiberwacht, so wiirde ich es nicht fur moglich gehalten ha.hen, dass eine scheinba.r so unbedeu­ tende Differenz, die doch darin liegt, dass in einem Fa.He der Pollen von derselben Bliithe genommen wurde und im, andern von einer distincten Pflanze, die in demselben kleinen Topfe wuchs, eine so wunderbare Ver.: schiedenheit im Wachsthum und in der Lebenskraft der hierdurch erzeug ten Pflanzen hervorbringen konne. Dies ist von einem physiologisch rl' Gesichtspunkte a.us eine ausserst merkwiirdige Erscheinung.   ; '

In Bezug auf den Vortheil, den eine Kreuzung distincter Varietii.ten

herbeifiihrt, sind zahlreiche Belege veroffentlicht word en. Sager et 43-

spricht wiederholt in starken Ausdriicken von der Lebenskra.ft der Mel ;:, nen, die durch Kreuzung verschiedener Varietaten erzogen wurden, und fiigt hinzu, dass sie leichter befruchtet werden, als gemeine Melonen, und za.hlreiche gute Sa.men produciren. Das folgende ist das Zeugniss eines englischen Gartners 44 : "Ich habe in diesem Sommer einen bessern Er,;

48 Memoire sur Jes Cncurbitacees, p. 36, 28, 30.

44 London's Gardener's Magazine Vol. Vill. 1832, p. 52.

 

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folg bei meiner Melonencultur und zwar in nicht geschii.tztem Zustande dadurch gehabt, dass ich Samen von Bastarden (d. h. Mischlingen) durch eine gekreuzte Befrnchtung erhielt, einen besseren Erfolg, als mit alten Varietaten. Die Nachkommen dreier verschiedener Verbastardirun­ gen (besonders einer, deren Eltern die unahnlichsten Varietaten waren, die ich nur auswahlen konnte) ergaben reichlichere und schonere Frii.<;hte, als irgend eine von zwanzig bis dreissig begriindeten Varietaten."

A n d r ew K n i g h t 4 5 war der Ansicht , dass seine Samlinge von

gekreuzten Va.rietaten des Apfels bedeutende Lebenskraft und Oppigkeit darboten und Mr. Chevrei.ll 46 erwahnt die .a.usserordentliche Lebens­ kraft einiger der gekreuzten Fruchtbaume, die Sager et erzogen hatte. Nachdem K n ig ht wechselseitig die grossten und kleinsten Erbsen gekreuzt hatte, sagt er 47: nDieser Versuch bot mir ein auffallendes Boispiel der a.nregenden Wirkungen derKreuzung von Rassen dar; denn die kleinste Varietat, deren Hohe nur selten zwei Fuss iibersshreitet, nahm zu bis auf sechs Fuss, wahrend die ;Rohe der grossen und iippigen Sorte nur sehr wenig vermindert wurde." Mr. Laxton gab mir Samen­ erbsen, die er aus Kreuzungen zwischen vier verschiedenen Sorten erhal­ ten hatte ; und die aus diesen erzogenen Pflanzen waren ausserordentlich kraftig.  Sie waren in jedem Falle ein, bis zwei oder drei Fuss hoher

als die elterlichen Formen, die dicht neben ihnen wuchsen.

    W i eg m a n n 48 stellte viele Kreuzungen zwischen verschiedenen Varietaten des Kohls an; und er spricht mit Erstaunen von der Kraftig­ keit und Hohe der Mischlinge, welche die Verwunderung aller Gartner erregte, die sie sahen. Mr. Chau nd y erzog eine grosse Zahl Vlln Misch­ lingen dadurch, dass er sechs distincte Varietaten von Kohl zusammen­ pflanzte. Diese Mischlinge boten eine unendliche Verschiedenheit des Characters dar; naber der merkwiirdigste Umstand war , dass wahrend alle die andern Kohlsorten in dem Gemii.segarten dnrch einen strengen Winter zerstort wurden, diese Bastarde nur wenig Schaden nahmen und die Kiiche versorgen konnten als kein anderer Kohl zu haben: war."

    Mr. Maun d legte der Royal Agricultural Society 49 Exemplare gekreuzten Weizens vor, zusammen mit dessen Elternvarietaten; und der

46 Transact. Horticult. Soc. Vol. I, p. 25.

46 Annales des Scienc. Nature. 3. Ser. Botan. Tom VI, p. 189.

47 Philosophical Transactions. 1799, p. 200.

   48 Uber die Bastarderzeugung, 1828, p. 32. 88. Wegen Mr. Chaun­ dy's Fall s. Loudon's Gardener's Magazine. Vol. VII, 1831, p. 696.

49 Gardener's Chronicle, 1846, p. 601.

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Herausgeber gibt an, dass sie intermediiir in ihrem Character waren, dass sie aber ,, hiermit eine grosse Kraft des Wachsthums vereinten, welche, wie es scheint, sowohl im Pflanzen- als im Thierreieh da8 Be­ sultat einer ersten Kreuzung ist." Auch Knight kreuzte mehrere Va­ rietiiten von Weizen 50 und er sagt, dass in den Jahren 1795 und 1796, wo fast die ganze Getreideernte auf der Insel vom Mehlthau affl.cirt war, die hierdurch erhaltenen Varietaten und nur diese, in diesem Theil des Landes der Krankheit entgiengen, trotzdem sie in verschiedenen Boden­ arten und Lagen gesat worden waren."

Der folgende ist ein merkwiirdiger Fall. Klotzsch 51 kreuzte

Pinus sylvestris und nigricans, Quercus robur und pedunculata, Almls glutinosa und incana , Ulmus campestris und effusa , und die gekreuzt befruchteten Samen wurden eben so wie die Samen der reinen elterlichen Baume siimmtlich zu derselben Zeit und an derselben Stelle ausgeeii.t. Das Resultat war, dass nach einem Verlauf von acht J ahren die Bastarde um ein Drittel hoher waren, als die reinen Biiume l

    Die oben gegebenen Thatsachen beziehen sich auf unzweifeniafte Varietaton mit Ausnahme der von K1 o t z s ch gekreuzten Bii.ume, welehe von verschiedenen Botanikern als scharf markirte Rassen, Subspecies oder auch Species aufgefuhrt werden. Dass echte von vollig distincten Species erzogene Bastarde, wenn sie auch an Fruchtbarkeit verlieren , oft a.n Grosse und constitutioneller Kraft gewinnen, ist sicher. Es wiirde flber­ fliissig sein , irgend welche Thatsachen hierfilr anzufuhren; denn alle Experimentatoren, Kolreuter,  Gartner, Herbert, Sageret, Le­ e o q und N au d in waren von der wunderbaren Kraft , Rohe , Gr6sse, Lebensfil.higkeit, friihen Reife und Widerstandsfahigkeit ihrer Bast&rd­ producte iiberrascht. G ii r tn er 52 fssst seine -Oberzeugung hierilber in den stii.rksten Ausdriicken zusammen. K ii Ire u t er 53 gibt zahlreiche genaue Maassangaben iiber das Gewicht und die Rohe seiner Basta.rde im Vergleich mit den Maassen beider elterlichen Formen ; und spricb.t mit Erstaunen von ihrer ,,statura portentosa," ihrem ,,ambitus vastissi­ mus, ac altitudo valde conspicua." Gartner und Herbert haben in-

so Philosophical Transaction, 1799, p. 201.

si Citirt im Bullet. de la Soc. Bot. de France. Vol. II, 1865, p. 827.

52 G li.r t n er, Bastarderzeugung, p. 259, 518, 526 u. folgd.

ss Fortsetzung. 1763, p. 29. Dritte Fortsetzung, p. 44, 96. Acta Acad.

Petropolit., 1782, P. II, p. 251. NovaActa, 1793, p. 391, 394. NovaActa,

1795, p. 316, 323.

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dessen aurh einige Ausnahmen von dieser Regel bei sehr sterilen Bastar­ den erwii.hnt. Aber die au:ffallendsten Ausnahmen hat Max W i c h u r a angeftihrt 54, welcher fand, dass Bastardweiden meist von zarter Consti­ stution, zwerghaft und kurzlebig waren.

   Ktilreuter erklii.rt die ungeheure Grtissenzunahme der Wurzeln, Stii.mme u. s. w. seiner Bastarde fur das Resultat einer Art von Compen­ sation gegeniiber ihrer Unfruchtbarkeit in derselben Weise, wie viele entmannte Thiere grlisser sind, als die vollkommenen Mannchen. Diese Ansicht scheint auf den ersten Blick ausserst wahrscheinlich zu sein und ist von verschiedenen Autoren angenommen worden 55. Aber G ii. rt­ n er 56 hat treffend bemerkt, dass doch viele Schwierigkeiten iln'.er v<illi­ gen Annahme entgegenstehen ; denn bei vielen Bastarden besteht kein Parallelismus zwischen dem Grade ihrer Unfruchtbarkeit und der Zunahme ihrer Grtisse und Kraft. Die auffallendsten Beispiele von uppigem Wachs­ thum sind bei Bastarden beobachtet worden, welche in durchaus keinem ausserordentlichen Grade steril waren. In der Gattung Mirabilss sind gewisse Bastarde ungewolmlich frucbtbar und ihre ausserordentliche

-Oppigkeit des Wachsthums, ebenso wie ihre enormen Wurzeln 57 sind

ihren Nachlfommen iiberliefert wordeti. Die bedeutende Grosse der .zwi­ schen dem Huhn und dem Fasan erzeugten Baatarde, ebenso die zwischen distincten Species von Fasanen ist bereits erwii.hnt worden. Das Resultat hangt in a.lien diesen Fallen wahrscheinlich zum Theil davon ab , dass wegen der· ansbleibenden oder nur unvollstii.ndigen Wirksamkeit der Sexualorgane Nahrung und Lebenskraft erspart wird, aber besonders wohl von de_m allgemeinen Gesetz, dass eine Kreuzung gute Folgen hat. Denn es verdient besonders Beachtung, dass Mischlinge von P:flanzen und 1'hieren , welche weit entfernt, unfruchtbar zu sein , im Gegentheil oft eine factisch erMhte Fruchtbarkeit besitzen , wie fruher gezeigt, allge­ mein eine Zunahme an Grosse, Widerstandsfahigkeit und constitutioneller Kraft da.rbieten. Es ist nicht wenig merkwurdig, dass eine Zunahme an Kraft und Gr<isse hiernach im Gefolge entgegengesetzter Verhii.ltnisse von zugenommener und verminderter Fruchtbarkeit auftreten kann.

.w Die Bastardbefruchtung etc., 1865, p. 81, 41, 42.

   55 Max Wich ura. nimmt diese Ansicht vollstandig an (Bastardbe­ fruchtung, p. 43), ebenso Mr. J. Berkeley im Journal of Horticultur. Soc., Jan. 1866, p. 70.

56 Ba.starderzeugung; p. 894, 526, 528.

57 K«Hreuter, Nova Acta Petropo1, 1795, p. 816.

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    Es ist eine vollkommen sicher ermittelte Tha.tsa.che 58, da.ss Ba.st.a.rde bestandig leichter mit jeder der beiden elterlichen Formen und nicht sel­ ten selbst mit einer distincten Species sich begatten, als mit einander. Herb er t ist geneigt, selbst diese Tha.tsache a.us dem von einer Kreu­ zung herzuleitenden Vortheil zu erkliiren, aber Gartner erklart es rich­ tiger daraus , dass der Pollen des Bastardes und wa.hrscheinlich seine Eichen in einem gewissen Grade fehlerha.ft sind , wiihrend der Pollen und die Eichen beider reinen elterlichen Formen und jeder a.ndem dritten Species gesund sind. Nichtsdestoweniger gibt es einige sicher ermittelte merkwiirdige Thatsachen, welche, wie wir sofort sehen werden, zeigen, dass ,der Act der Kreuzung an und fiir sich unzweifelha.ft die Fruchtbar­ keit der Bastarde zu erMhen oder wiederherzustellen strebt.

Uber gewisse hermaphroditische Pflanzen, welche entweder normal oder abnorm durch den Pollen von einem distincten lndividuum oder einer distincten Art befruchtet werden miissen.

    Die jetzt mitzutheilenden Thatsachen weichen von den bis jetzt im Detail angefiihrten darin ah, als die Selbstbefruchtung bier nicht das Resultat einer lange fortgesetzten nahen Inzucht ist; indess stehen die Thatsachen im Zusammenhange mit dem vorliegenden Gegenstand, weil sich zeigt, dass eine Kreuzung mit einem verschie­ denen lndividuum entweder nothwendig oder vortheilhaft ist. Trotz­ dem dass dimorphe und trimorphe Pflanzen hermaphroditisch sind, miissen sie doch wechselseitig, die eine Classe von Formen von der andern, befruchtet werden um vollstandig fruchtbar und in manchen Fallen um iiberhaupt nur in einem gewissen Grade fruchtbar zu sein. Ich wiirde aber diese Pflanzen nicht erwahnt haben, geschlihe es nicht wegen der folgenden von Dr. Hi Ide brand mitgetheilten Falle 59.

    Primula sinensis ist eine wechselseitig dimorphe Species. Dr. Hi1deb r a. nd befruchtete acht und zwanzig Bliithen beider Forman und zwar eine jede mit dem Pollen der andem Form und erhielt die voll­ standige Zahl von Ka.pseln, von deneu im Mittel eine jede 42,7 Semen

58 Gartner, Bastarderzeugung, p. 430.

59 Botauische Zeitung.  Jan. 1864, p. 3.

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enthielt. Wir haben hier eine vollstandige und normale Fruchtba.rkeit. Er befruchtete dann zwei und vierzig Bliithen beider Formen mit Pollen del'selben Form , den er aber einer distincten Pflanze entnahm, und sie alle producirten Kapseln, die im Mittel nur 19,6 Samen enthielten. End­ lich, und hier kommen wir noch unmittelbarer zu dem uns interessirenden Punkte, befruchtete er acht und vierzig Bliithen beider Formen mit Pollen derselben Form, den er aus derselben Bliithe nahm. Und nun erhielt er nur zwei und dreissig Kapseln und diese enthielten im Mittel 18,6 Samen oder in jeder Kapsel einen weniger a.ls in dem letzten Fa.He. Bei diesen illegitimen Begattungen ist der Befruchtungsact weniger gesichert und die Fruchtbarkeit um ein geringeres unbedeutender, wenn der Pollen und die Eichen derselben Bliithe angehoren , als wenn sie zwei distincten lndividuen derselben Form angehoren. Vor kurzem hat Dr. Hilde­ b r and analoge Versuche an der langgriffligen Form von Oxalis rosea mit demselben Resultat angestellt 60.

   Es ist in neuer Zeit entdeckt worden , dass gewisse Pflanzen, welche in ihrem Heimathlande unter den nattirlichen Bedingun­ gen wachsen, nicht vom Pollen derselben Pflanze befruchtet werden konnen. Sie sind zuweilen so vollstandig impotent in Bezug auf die eigene Bliithe , dass sie , wenn sie auch von dem Pollen einer distincten Species oder selbst eines distincten Genus Ieicht befruch­ tet werden konnen, so wunderbar die Thatsache auch ist, doch nie­ mals auch uur einen einzigen Samen mit ihrem eigenen Pollen pro­ duciren. Uberdies wirken in manchen Fallen der eigene Pollen der Pflanze und das Stigma in einer zerstorenden Weise .auf einan­ der ein. Die meisten der hier anzufiihrenden Thatsachen beziehen sich auf Orchideen; ich will aber mit einer Pflanze beginnen, die zu einer sehr verschiedenen Familie gehort.

    Dr. Hildebrand 61 befruchtete drei und sechszig Bliithen von Oorydalis cava, die von verschiedenen Pflanzen getragen wurden, mit dem Pollen von andern Pflanzen derselben Species. Er erhielt acht und fiinfzig Kapseln , die im Mittel 4,5 Samen in jeder enthielten. Er be­ fruchtete dann sechszehn Bliithen, di in derselben Bliithenahre standen,

60 Monatsberichte der Berliner Akademie, 1866, p. 372.

61 International Horticult. Congress. London i866:

DARWIN, Variiren II, 12

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eine durch die andere , erhielt aber nur drei Ka.pseln , von denen flber­ haupt nur eine einzige guten Samen enthielt, nii.mlich zwei Stiick. End­ lich befruchtete er sieben und zwanzig Bliithen jede mit ihrem eigenen Pollen; er iiberliess ferner sieben und fiinfzig Bliithen einer spontanen Befruchtung und diese wiirde sicher eingetreten sein, wenn sie m6glieh ware , denn die Antheren beriihren nicht nur die Narbe, sondern die Pollenschlauche durchbohrten sie bereits , wie Dr. Hi 1deb rand sah. Nichtsdest0weniger producirten diese vier und achtzig BHithen nicht eine einzige Samenkapsel. Dieser ganze Fall ist hochst instructiv, da er zeigt, wie ausserordentlich verschieden die Wirkung eines und desselben Pollens ist, je nachdem er auf die Narbe derselben Bluthen oder auf die einer andern Bliithe, in derselben Bluthenahre oder auf die einer di8tinc­ ten Pflanze gebracht wird.

   Bei exotischen Orchideen sind mehrere analoge Falle beobachtet worden, hauptsachlich von Mr. Scott 62. 0ncidlum sphacelatum hat wirk­ samen Pollen, denn Mr. Scott befruchtete mit solchem zwei distinete Species; auch sind seine Eichen gleichfalls der Befruchtung tahig, denn sie wurden von dem Pollen von 0. divaricatum leicht befruchtet. Nichts­ destoweniger brachten zwischen ein und zweihundert Blflthen , die von ihrem eigenen Pollen befruchtet wurden, nicht eine einzige Kapsel, trotz­

dem dass die Na.rben von den Pollenschlauchen durchbohrt wurden. Auch

theilt mir Mr. Robinson Munro vom koniglichen botanischen Garten in Edinburgh, mit (1864), da.ss ein hundert und zwa.nzig Bluthen dieser S(llben Species von ihm mit ihrem eigenen Pollen befruchtet wurden, d8ll8 sie a.ber keine Kapseln producirten, wogegen acht Bltithen , die vom Pollen des 0. divaricatum befruchtet worden waren, vier scMneKa,pseln producirten.  Ferner setzten zwisclien zwei und dreihundert BIO.then von

0. divaricatum, die mit ihrem eigenen Pollen befrnchtet wurden, keine eine Kapsel an, aber zwolf Bliithen, die von 0. flexuosum befruchtet wur­ den, producirten acht schone Kapseln. Wir haben da.her hier drei voll­ standig selbst-impotente Species vor uns, deren mannliche und weibliche Orga.'he indess vollkommen sind, wie ans ihrer gegenseitigen Befruchta.ng hervorgeht. In diesen Fallen wurde die Befruchtung allein durch die Hulfe einer distincten Species bewirkt. Wie wir aber sofort sehen warden , wiirden distincte ans Samen gezogene Pfl.anzen von Ones-

   62 Proceed. Botan. Soc. Edinburgh, May, 1863. Diese Beobaohtungen werden im Auszuge unter Hinzufttgung anderer mitgetheilt iro Journal of Proceed. Linn. Soc. Vol. VIII, Bot. 1864, p. 162.

  

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dium flexucsum und wahi'scheinlich auch von den andern Species, voll­ kommen im Stande gewesen sein, einander zn befruchten, denn dies ist der nat11.rliche Hergang. Ferner fand :Mr. Scott, dass der Pollen einer Pflanze von 0. microchilum gut war, denn er befruchtete zwei distincte Species mit ihm. Er fand auch deren Eichen gut, denn sie konnten vom Pollen sowohl einer dieser Species als von dem Pollen einer distincten Pflanze von 0. microchilum befruchtet werden; von dem Pollen derselben Pflanze indessen konnten sie nicht befruchtet werden, obgleich die Pollen­ schlauche die Narbe durchbohrten. Einen analogen Fall hat Mr. Ri­ vi r e 63 bei zwei Pflanzen von 0. cavendishianum mitgetheilt, welche beide in Bezng auf sich selbst steril waren, aber einander wechselseitig befrucht.eten. Alle dieAe Falle beziehen sich auf die Gattung 0ncidium. Mr. Scott fand aber, dass Maxillaria airo-rubens ,, vollstandig unem­ pfiinglich fiir eine Befruchtung mit ihrem eigenen Pollen war," dass aber eine sehr verschiedene Species, namlich M. squalens, sie sowohl befruch­ tete als auch von ihr befruchtet wurde.

    Da diese Orchideen unter unnatiirlichen Bedingungen .gewachsen waren, namlich in Warmhausern , so schloss ich ohne weiteres Z/:\gern, dass ihre Unfruchtbarkeit eine Folge jener Ursache sei. Fritz Miiller theilt mir aber mit, dass er in Desterro in Brasilien iiber bundert Bliithen des oben · erwahnten 0ncidium flexuosum, welches dort endemisch ist, mit ihrem eigenen Pollen und mit dem von distinctenPflanzen.cntnomme­ nen befruchtete. Alle die ersteren waren steril , wahrend diejenigen, welche mit dem Pollen von irgend e in er.an dern Pflanz e derselben Species befruchtet wurden, fruchtbar waren. Wahrend der ersten drei Tage bestand keine Verschiedenheit in der Wirkung der beiden Sorten von Pollen; der auf die Narbe derselben Pflanze gebrachte trennte sich in der gewlihnlichen Art und Weise in Korner und schickte Schlauche aus, welche das Saulchen durchbohrten, und die Na.rbenkammer schloss sich. Aber nur di!) Bliitheu , welche v,,m Pollen, der einer distincten Pflanze en1mommen war, befruchtet.waren, producirten Samenkapseln. Bei einer spateren Gelegenheit wurden diese Versuche in einem grossen Maassstabe wiederholt, a.ber mit demselben Erfolg. Fritz Muller fand , dass vier andere endemische Species von Oncidium in gleicher Weise mit ihrem eigenen Pollen vollkommen unfruchtba.r, aber mit dem von irgend einer andern Pflanze fruchtba.r waren ; einige von ihnen pro­ ducirten gleichfalls Sa.menka.pseln, wenn sie mitPollen sehr verschiedener

63 Le co q, De la Fecondation.  2. edit., 1862, p. 76.

12 *

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Genera, wie Leptotes, Oyrtopodium und Rodriguezia befruchtet wurden. In Bezug auf seine Unfruchtbarkeit in sich weicht indessen Oncimum crispum von den vorgenannten Species darin ab, dass sie sehr variirt. Einige Pflanzen produciren schone Kapseln mit ihrem eigenen Pollen, andere thun dies nicht. In zwei oder drei Fallen beobachtete Fritz M ii11er, dass die Kapseln, welche nach einer Befruchtung mit Pollen von einer distincten Bliithe an derselben Pflanze producirt wurden, gr!Jeser waren, als die, welche nach einer Befruchtung mit dem eigenen Pollen derselben Bluthen eutstanden. Bei Epidendrum cinnabarinum , einer Orchidee , die zu einer andern Abtheilung der Familie geMrt , wurden nach einer Befruchtung mit dem eigenen Pollen der Pflanze scMne Kapseln gebildet; sie enthielten aber dem Gewicht nach nur ungeiahr halb so viel Samen, als die Kapseln, welche vom Pollen einer distinct.en Pflanze und in einem Falle von Pollen einer distincten Species befru.chtet worden waren. Uberdies war der durch Befruchtung mit dem eigenen Pollen der Pflanze producirte Samen zn einem sehr grossen Theil und in manchen Fallen fast vollstandig ohne Embryo und werthlos. In einem ahnlichen Zustande befanden sich einige selbstbefruchtete Ka.pseln einer Maxillaria.

.Ausserst merkwiirdig ist noch eine andere Beobachtung, die Fritz

M ii11e r gemacht hat , niimlich dass bei verschiedenen Orchideen der eigene Pollen der Pflanze nicht nur in Bezug auf die Befruchtung der Bliithen fehlschlagt, sondern auf das Stigma in einer schiidlichen oder giftigen Art einwirkt und von jenem auch auf ihn in gleicher Weise ein­ gewirkt wird. Dies zeigt sich an der Oberfliiche der Narbe bei der Be­ riihrung mit dem Pollen und da.rin , dass der Pollen selbst in einem Zeitraum von drei bis fiinf Ta.gen dunkelbraun wird und dann zerfiillt. Die Entfiirbung und das Zerfallen wird nicht durch parasitische Krypto­ gamen verursacht, welche Fritz Mi\ller nur in einem einzigen Falle beobachtete. Diese Veriinderungen zeigen sich deutlich, wenn man zn gleicher Zeit auf dieselbe Narbe den eigenen Pollen der Pflanze und den von einer distincten Pflanze derselben Species, oder einer &ndern Species oder selbst einer andern sehr entfernten Gattung bringt. So wurde auf die Narbe von Oncidium flexuosum der eigene Pollen der Pflanze und der Pollen von einer distincten Pflanze nebeneinander gebracht und in einer Zeit von fiinf Tagen war der letzte vollstiindig frisch, wahrend der eigene Pollen der Pflanze braun war.· Wurden auf der andern Seite der Pollen einer distincten Pflanze von Oncidium flexuosum und von Epi­ dendrum Zeba (nov. spec. ?) zusammen auf dieselbe Narbe gebracht,

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so verhielten sie sich in genau derselben Weise; die Korner trennten sich, schickten Schlauche aus und durchbohrten das Stigma, so da.ss die beiden Pollenmassen nach Verlauf von elf 'l'agen nicht unterschieden werden konnten mit Ausnahme der Verschiedenheit ihrer Schwanzchen, welche natiirlich keiner Veranderung unterlagen.  Oberdies hat Fritz M iill er eine grosse Anzahl von Kreuzungen zwischen Orchideen angestellt, die zu distincten Species und Gattungen gehiiren und er findet, dass in allen Fallen, wenn die Bliithen nicht befruchtet sind, ihre Stiele zuerst zu welken beginnen, und dieses Welken breitet sich langsam aufwarts aus, bis die Keime abfallen und zwar im Verlauf von ein bis zwei Wochen, in einem Falle sogar erst zwischen sechs un_d sieben Wochen. Aber selbst in diesern letzteren Falle, wie in den meisten andern Fallen, blieben so­ wohl der Pollen als das Stigma dem Anschein nach frisch. Gelegentlich wurde indessen der Pollen braunlich und zwar meist an der aussern Oberfl.ache und nicht im Contact mit der Narbe, wie es unveranderlich der Fall ist, wenn der eigene Pollen der Pfl.anze angewendet wird.

   Fritz Muller beobachtete die giftige Wirkung des eigenen Pol­ lens der Pfl.anze bei den oben erwahnten Oncidium flexuosum, 0. uni­ corne, pubes (?) und in zwei andern unbenannten Species. Auch in zwei Species von Rodriguezia, in zwei von N otylia, in einer von Burlingtonia und in einer vierten Gattung in derselben Gruppe. In allen diesenFiillen, mit Ausnahme des letzten , wurde bewiesen, dass die Blii.then, wie sich erwarten lasst, mit dem Pollen einer distincten Pflanze derselben Species fruchtbar wa.ren. Zahlreiche Bliithen einer Spegies von Notylia wurden mit Pollen von derselben Bliithenahre befruchtet. In Zeit von zwei 'l'agen waren sie alle verwelkt, die Keime begannen zu schrumpfen, der Pollen wurde dunkelbraun und nicht ein Pollenkorn schickte einen Schlauch aus. Es ist also blli dieser Orchidee die schadliche Wirkung des eigenen Pol­ lens der Pflanze rapider als bei Oncidium flexuosum.  Acht andere Bliithen a.n derselben .Ahre wurden mit dem Pollen von einer distincten Pflanze derselben Species befruchtet; zwei von diesen wurden untersucht, und es fand sich, dass ihre Narben von zahllosenPollenschlauchen durch­ bohrt waren. Auch entwickelten sich dieK_eime der anderu sechsBliithen ganz ordentlich. Bei einer spateren Gelegenheit wurden viele andere Bliithen mit ihrem eigenenPollen befruchtet und in wenigen 'l'agen fielen sie alle abgestorben ab, wahrend einige Bliithen an derselben Bliithen­ ahre, welche einfach unbefruchtet gelassen worden waren, hangen blie­ ben und sich lange frisch erhielten. Wir haben gesehen, da.ss beiKreuz­ begattungen zwischen ausserst verschiedenen Orchideen der Pollen lange

   

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unzerfallen blieb; NotyUa zeigte sich aber in dieser Hinsicht verschie­ den; denn wenn ihr Pollen auf die Narbe von Oncidium fle:euosum ge­ bracht wurde, so wurde sowohl die Narbe als der Pollen schnell dunkel­ braun, in derselben Weise, als wenn der eigene Pollen der Pfl.anze an­ gewendet worden ware.

   Fritz M ii 11er vermuthet, dass, da in allen diesenFallen der eigene Pollen der Pflanze nicht bloss impotent ist (und hierdurch in wirksamer Weise eine Selbstbefruchtung verhintlert), sondern auch, wie in dem Falle bei Notylia und Oncidium flexuosum ermittelt wurde, die Wirkung eines spitter angewendeten Pollen eines distincten Individuums verhindert, es fiir die Pflanze von Vortheil sein wiirde, ihren eigenen Pollen immer schiidlicher werden zu lassen. Denn die Keime wiirden auf diese Weise schneller getodtet werden und abfallen und es wiirde daher keine weitere Nahrung auf Theile verwendet werden, welche zuletzt doch von keinem Vortheil sind. Fritz Mii11er 's Entdeckung, dass der eigene Pollen einer Pflanze und deren Narbe in manchen Fallen auf einander wirken als wenn sie gegenseitig giftig waren, ist sicher ausserst merkwilrdig.

   Wir kommen jetzt zu Fallen, die den eben angeftihrten sehr analog sind, aber doch von ihnen abweichen, da nur individuelie Pflanzen der Species selbst-impotent sind. Diese Impotenz in Bezug auf dieselbe Bliithe hangt nicht davon ah, das.s der Pollen oder die Eichen sich in einem fur die Befruchtung unfahigen Zustande be­ finden, denn beide sind bei der Begattung mit andern Pflanzen der­ s elben oder einer distincten Species als wirksam befunden worden. Die Thatsache , dass diese Pflanzen spontan eine so eigenthtimliche Constitution erlangt haben, dass sie Ieichter von dem Pollen einer distincten Species, als von ihrem eigenen befruchtet werden konnen, ist merkwiirdig. Diese anomalen Falle bieten ebenso wie die vor­ stehenden normalen Falle, bei denen z. B. gewisse Orchideen viel Ieichter von dem Pollen einer distincten Species befruchtet werden konnen, als von ihrem eigenen, genau das Umgekehrte von dem dar , was bei alien gewohnlichen Species eintritt; denn bei diesen letzteren sind die beiden Sexualelemente einer und derselben indi­ viduellenPflanze fiihig, gehorig auf einander zu wirken, sind dagegen so constituirt, dass sie mehr oder weniger impotent sind, wenn sie mit den Sexualelementen einer distincten Species in Verbindung

gebracht werden, und produciren dann nur mehr oder weniger sterile

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Bastard e. Es mochte fast scheinen, als seien der Pollen oder die Eichen oder beide derjenigen individuellen Pflanzen, welche sich in diesem abnormen Zustande befinden, in irgend einer befremdenden Art und Weise von den Bedingungen afficirt worden, denen sie selbst oder ihre Eltern ausgesetzt worden sind. Wahrend sie aber hierdurch steril in Bezug auf sich selbst geworden sind, haben sie die den meisten Species eigene Fahigkeit beibehalten, theilweise verwandte Formen zu befruchten und von solchen befruchtet zu werden. In­ dessen: wie sich dies auch verhalten mag, es steht derGegenstand in einer gewissen Ausdehnung mit unserer allgemeinen . Folgerung in Beziehung, dass aus dem Acte einer Kreuzung gute Folgen her­ zuleiten sind.

   Gartner experimentirte an zwei Pfianzen von Lobelia fulgens, die von verschiedenen Orten hergebra.cht worden wa.ren und fand ihren Pollen gut 64; denn er befruchtete mit demselben L. cardinaUs und syphilitica. Tore Eichen waren gleichfalls gut, denn sie wurden von dem Pollen zweier Species befruchtet. Aber diese beiden Pfianzeu von L. fulgens konnten von ihrem eigenen Pollen nicht befruchtet werden, wie es doch meist mit vollkommener Leichtigkeit bei dieser Species bewirkt warden kann. Ferner fand Gartner 65, da.ss der Pollen einer Pfianze von Verbascum nigrum, die in einem Topfe wuchs, im Stande war, V. lychnites und V. austriacum zu befruchten. Die Eichen konnten von dem Pollen von V. thapsus befruchtet werden, die Bli1then konnten aber von ihrem eigenen Pollen nicht befruchtet werden. Auch Kolreuter66 fiihrt den Fall von drei Gartenpflanzen von Verbascum phoeniceum an, welche zwei Jahre hindurch viele Bliithen trugen. Diese befruchtete er mit Erfolg mit dem Pollen von nicht weniger als vier distincten Species. Sie producirten aber nicht einen Samen mit ihrem eigenen scheinbar guten Pollen. Spater nahmen dieselbe Pfianze und andere aus Sa.men gezogene ainen merkwiirdig fluctuirenden Zustand an, indem sie zeitweise auf der mii.nnlichen oder weiblichen oder auf beiden SeiteR steril und zu­ weilen beiderseiui fruchtbar waren. Aber zwei dieser Pfianzen waren den ganzen Sommer hindurch vollkommen fruchtbar.

Wie es scheint 67 konnen ·gewisse Bliithen a.uf gewissen Pflanzen von

6' Bastarderzeugung, p. 64, 357.

6  Ebend., p. 357.

66 Zweite Fortsetzung, p. 10. Dritte Fortsetzung, p. 40.

6? Duvernoy, citirt von Gartner, Bastarderzeugung, p. 334.

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Lilium candidum leichter von dem Pollen eines distincten lndividuums als von ihrem eigenen befruchtet werden. Dasselbe gilt ferner fiir die Varietaten der Kartoffel. Tin z man n 68, welcher viele Versuche mit dieser Pflanze anstellte, sagt, dass Pollen von einer andern Varietit zu­ weilen "eine kriiftige Wirkung aussere, und ich habeSorten vonKartoft'eln gefunden, welche nach einer Befruchtung mit dem Pollen ihrer eigenen Bliithen keinenSamen, dagegen nach der Befruchtung mit anderemPollen Samen tragen". Indess scheint es nicht, als sei bewiesen, dass der Pollen, wolcher in Bezug auf die Wirkung auf das eigene Stigma der Bliithe fehlschlug, an und fur sich gut war.

Bei der Gattung Passif7,ora ist es seit langer Zeit bekannt, dass

mehrere Species keine Frucht produciren, wenn sie nicht von Pollen be­ fruchtet waren, der von distincten Species genommen wurde. So fand Mr. Mowbray 69, dass er von P. alata und racemosa keine Frncht er­ halten konnte, ausgenommen wenn er sie wechselseitig jede mit dem Pollen der andern· befrucht(lte. Ahnliche Thatsachen sind in Deutschland und Frankreich beobachtet worden 70; und ich babe zwei Berichte 1lber

P. quaarangularis erhalten, welche niemals mit ihrem eigenen Pollen Friichte producirte, dies aber reichlich that, wenn sie in dem einen Falle mit dem Pollen von P. coerulea und in einem andern Falle mit dem von

P. edulis befruchtet wurde. So hat ferner vor Kurzem in Bezug auf P. laurifolia ein Gartner von grosser Erfahrung die Bemerkung gemacht1, dass die Bliithen ,,mit demPollen von P. coerulea oder von irgend einer andern gewohnlichen Art befruchtet werden miissen, da ihr eigener PoJlen sie nicht befruchtet." Die ausfuhrlichsten Details iiber diesen Gegenstand hat aber Mr. Scott mitgetheilt 72: Pflanzen von Passiflora racemosa, coerulea und alata bliihten viele Jahre hindurch in dem botanischen Ga.rteµ von Edinburgh reichlich, producirten aber, trotzdem sie von Kr. Scott und von andern wiederholt mit ihrem eigenen Pollen befruchtet wurden, niemals irgend einen Samen. Dies trat aber sofort bei allen drei Species ein, wenn sie in verschiedener Weise mit einander gekreuzt warden. Aber bei P. coerulea wurden drei Pflanzen, von denen zwei im botanischen Garten wuchsen, alle fruchtbar gemacht, einfach dadurch,

ea Gardener's Chronicle, 1846, p. 183.

69 Transact Horticult. Soc. Vol. VII, 1830, p. 95.

10 Prof. Lecoq, De laI<'econdation, 1845, p. 70. Gartner, Bastard­

erzeugung, p. 64.

11 Gardener's Chronicle, 1866, p. 1068.

71 Journal of Proceed. Linn. Soc. Vol. VIII, 1864, p. 168.

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dass die eine mit dem Pollen einer andern befruchtet wurde. Dasselbe Resultat erhielt man in derselben Weise bei I'. alata, indess nur bei einer Pflanze unter dreien. Da so viele selbst-sterile Species erwahnt worde.n sind, mag noch angefiihrt werden, dass bei P. gracilis, welches eine einjahrige Pflanze ist, die Bliithen mit ihrem eigenen Pollen nahezu so fruchtbar sind, als mit dem einer distincten Pflanze. So producirten sechszehn spontan selbstbefruchtete Bluthen Friichte, von denen jede im Mittel 21,3 Samen enthielt, wahrendFrucht(I vou vierzehn gekreuzten Bluthen 24,1 Samen enthielten.

    Kehren wir zu P. alata zuruck. Hier habe ich einige interessante Details von Mr.Robinson Munro erhalten {1866). Es wurden bereits drei Pflanzen, mit Einschluss einer in England, erwahnt, welche hart­ nackig selbst-steril waren; und Mr. Munro theilt mir noch mit, dass mehrere andere nach wiederholten Versuchen vi&le J ahre hindurch in derselben Beschaffenheit befunden wurden. An einigen andern Orten setzte diese Species indessen leicht Friichte an, wenn sie mit ihrem eigenen Pollen befruchtet wurde. In Taymouth Castle findet sich eine Pflanze, welche fruher von Mr. Donaldson auf eine distincte Species unbekannten Namens gepfropft worden war, und welche seit jener Zeitstets von ihrem eigenen Pollen reichlich Friichte getragen hat. Es hat also hier die kleine und unnatiirliche Veranderung im Zustande dieser Pflaiize ihre Selbstfruchtbarkoit wieder hergestolltl Einige der Samlinge von der Ta.ymouth-Castle-Pflanze erwieson sich nicht nur als mit ihrem eigenanPol­ len steril, sondern auch als steril bei der Anwendung des gegenseitigen Pol­ lens und des Pollens distincter Arten. Pollen von Taymouth-Castle-Pflanzen schlug bei der Befruchtung gewisser Pflanzen derselben Species fehl, . hatte aber Frfolg bei einer Pflanze in dem Edinburger botanischen Gar­ ten. Aus dieser letzteren Begattung wurden Samlinge erzogen und einige von deren Bltithen wurden von Mr. Munro mit ihrem eigenen Pollen befruchtet. Sie erwiesen sich aber als ebenso selbst-impotent, als die Mutterpflanze sich stets gezeigt hatte, ausgenommen, wenn sie von der gepfropften Ta.ymouth-Castle-Pflanze befruchtet und wenn sie, wie wir gleich sehen werden, von ihren eigenen Samlingen befruchtet wurde. Mr. Mu n r o befruchtete namlich achtzehn Bliitben der selbst-impotenten Mutterpflanze mit Pollen von diesen ihren eigenen selbst-impotenten Samlingen und erhielt, so merkwiirdig die Thatsache auch ist, achtzehn schone Kapseln voll von vortrefflichen Samen ! In Bezug auf Pflanzen bin ich keinem Fa.11 begegnet, welcher so gut wie dieser bei P. alata

   

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zeigt, von was fiir kleinen und mysteriosen Ursachen die vollkommene Fruchtbarkeit oder vollkommene Unfruchtbarkeit a.bhangt.

    Die bis jetzt mitgetheilten Thatsachen beziehen sich auf die . bedeutend verringerte oder vollstiindig aufgehobene Fruchtb eit reiner Species, wenn sie mit ihrem eigenen Pollen befruchtet wur·; den im Vergleich mit ihrer Fruchtbarkeit, wenn sie von distincten ..,, lndividuen oder distincten Species befruchtet wurden. Nahe analoge Thatsachen sind aber auch bei Bastarden beobachtet worden. _

   Herb ert gibt an 73, dass er zu gleicher Zeit neun Ba.starde von Hippeastrum in Bliithe hatte, die complicirten Ursprungs waren und von mehreren Species abstammten. Er fand, dass ,,fast jede Bliithe, die mit Pollen von einer andern Kreuzung beriihrt wurde, reichlich Sa.men pro­ ducirte; und dass diejenigen, welche mit ihrem eigenen Pollen berabrt wurden, entweder ganzlich fehlschlugen oder langsam eine Sa.menkapsel geringerer Grosse mit weniger Samen bildeten". In dem Horticultural Journal fiigt er hinzu, dass ,, das Zulassen von Pollen eines a.ndem ge­ kreuzten Hippeastrums (wie com11licirt auch die Kreuzung gewesen sein mag) zu irgend e in er Bliithe aus der ganzen Zahl fast sicher die Fmc­ tification der andern beeintriichtigte". In einem im Jahr 1839 an mich gerichteten Briefe sagt Dr. Herbert, dass er diese Versuche bereits wiihrend fiinf aufeinanderfolgender J ahre angestellt hat und daas er sie spiiter mit demselben unveranderlichen Resultat wiederholt hat. Er wurde hierdurch darauf gefiihrt einen aualogen Versuch mit einer reinen Art zu machen, niimlich mit dem Hippeastrum aulicum, welches er vor Kurzem a.us Brasilien eingefiihrt hatte. Diese Zwiebel producirte vier Bliithen, von denen drei mit ihrem eigenen Pollen und die vierte mit dem Pollen einer dreifachen Kreuzung zwischen H. bulbulosum, reginae ·unc1 vittatum befruchtet wurde. Das lfosultat war, dass die ,, Ovarian der drei ersteu BHithen bald aufhorten zu wachsen und nach wenig Ta.gen voll­ stiindig abstarben, wahrend die von dem Bastard befruchtete Kapsel kriiftige und schnelle Fortschritte zur Reife machte, und guten Sa.men

· trug, der auch reichlich vegetirte". Dies ist allerdings, wie auoh Herbert bemerkt, ,, eine befremdliche 'l'hatsache" , aber nicht so be­ fremdlich, als es damals schien.

Als cine Bestiitigung dieser Angaben will ich anfiihren, dass Mr.

73 Amaryllidaceae, 1837, p. 371. Journal of. Horticult. Soc. Vol. 11,

1847, p. 19.

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Mayes 74 nach einer reichen Erfahrung in Bezug auf die Kreuzung von Arten von Amaryllis (Hippeastrum) sagt: "Wir wissen wohl, dass weder die Species noch die Bastarde so reichlichen Samen produciren na.ch Be­ fruchtung mit ihrem eigenen Pollen, als nach einer mit fremden Pollen". So behauptet ferner Mr. Bidwell in New-South-Wales 75, dass Ama­ ryllis belladonna viel mehr Samen tragt, wenn sie mit dem Pollen von

Brunswigia (Amaryllis mancher Autoren) Josephinae oder von B.

\

mulUfl,ora befruchtet wurde, a.ls wenn sie mit ihrem eigenen Pollen be-

fruchtet war. Mr. Bea ton bestaubte vier Bluthen eiues Cyrtanthus mit ihrem eigenen Pollen und vier mit dem Pollen von Vallota (Amaryllis) purpurea; am siebenten Tage "liess das Wachsthum derjenigen, welche ihren eigenen Pollen erhalten hatten, nach, und sie starben end­ lich ab. Diejenigen, welche mit der Vallota gekreuzt waren, hielten aus" 76. Indess beziehen sich diese letzteren Falle auf ungekreuzte Species, iihnlich den friiher gegebenen, in Bezug auf Passifloren, Oncidien m s. f. und werden hier nur angefiihrt, weil die Pflanzen zu derselben Gruppe der Amaryllida.ceen gehoren.

   Ratte Herbert beidenExperimenten mit den hybridenRippeastrum gefunden, dass der Pollen nur von zwei oder drei Arten auf gewisseArten wirksamer gewesen ware, a.ls ihr eigener Pollen, so hatte man meinen konnen, dass diese in Folge ihrer gemischten Abstammung eine stii.rkere gegenseitige Verwandtschaft batten, als die andern. DieseErklarung ist aber nicht zulassig, denn die Versuche wurden wechselseitig vorwiirts und ruckwarts mit neun verschiedenen Bastarden gemacht, und stets erwies sich eine Kreuzung als ausserst wohlthatig, in welcher Richtung sie auch vorgenommen wurde. Ich kann einen auffallenden und analogen Fall nach Experimenten anfuhren, die Mr. A. Raw son von Bromley Common mit einigen complicirten Bastarden von Gladiolus angestellt hat. Dieser geschickte Gartner besass eine Anzahl franzosischer Varie­ taten, die von einander nur in der Farbung und Grosse der Bliithen ab­ wichen und die alle von Ga11davensis abstammten, einem wohl bekannten alten Bastard, der seinerseits, wie man angibt, von G. natalensis durch

,, Loudon's Gardener's Magazine. Vol. XI, 1835, p. 260.

,s Gardener's Chronicle, 1850, p. 470.

 ,6 Journal Horticult. Soc. Vol. V, p. 135. Die hieraus erzogenen Samlinge wurden der Horticultural Society ilbergeben; wie ich aber nach Erkundigungen bore, sind diese unglilcklicherweise im folgenden Winter gestorben.

 

[page break] 188     Vortheile der Kreuzung.   . 17. Cap.

deu Pollen von G. oppositi(lorus abstammt 77. Nach wiederholten Ver­ suchen fand Mr. Rawson, dass keine der Va.rietiiten mit ihrem eigenen Pollen Samen ansetzen wollte, trotzdem er von verschiedenen: Pfla.nzen derselben Varietat genommen wurde (welche natt\rlich durch Zwiebeln vermehrt worden war), dass sie aber alle reichlich Samen trugen mit dem Pollen von jeder andern Varietat. Um zwei Beispiele hier anzu­

fiihren: Ophir producirte nicht eine Kapsel mit seinem eigenen Pollen, wurde er aber mit dem von Janire, Brenchleyensis, Vulcain und Lrmte befruchtet, so producirte er zehn schoneKapseln. Der Pollen von Ophirwar aber gut; denn als Linne mit ihm befruchtet wurde, entwickelten sich sieben Kapseln. Andererseits war diese letztere Varietat mit ihrem eigenen Pollen vollstandig unfruchtbar, also mit einem Pollen, weleher sich bei Ophir als vollstii.ndig wirksam erwiesen hatte. Im Ganzen be­ fruchtete Mr. Rawson im Jahre 1861 sechsundzwanzig Bliithen, die von vier Varietiiten getragen wurden, mit Pollen, den er von a.ndern Varietaten entnahm und jede einzelne Bliithe producirte eine scMne Samenkapsel, wogcgcn zweiundfiinfzig Bliithen auf denselben P:fla.nzen, die zu derselben Zeit mit ihrem eigenen Pollen befruchtet wurden, nicht cine einzige Samenkapsel ergaben. Mr. Rawson befruchtete in einigen Fallen die abwechselnden Bliithen, in andorn Fallen alle die, die eine Seite des Bliithenschaftes entlang stehenden, mit dem Pollen anderer Varietiiten, und die iibrig bleibeuden Bliithen mit ihrem eigenen. lch habe diese Pflanzen gesehen, als die Kapseln nahezu reif waren und ihre merkwiirdige Anordnung rief sofort die vollige Oberzeugung hervor, dass aus der Kreuzung dieser Bastarde ein unendlicher Vortheil hervorge­

gangen war.

   Endlich hat Dr. E. B o r n et in Antibes zahlreiche Experimente mit der Kreuzung von Species von Oistus angestellt, aber die Resultate noch nicht publicirt; von ihm hore ich, <lass wenn irgend welche dieser Hy­ briden fruchtbar sind, sie inBezug auf die Functionirung di<lcisch genanni werden konnen, ,, denn die Bliithen sind stets steril, wenn das Pistill mit Pollen befruchtet wird, der von derselben BHithe oder von Blilthen auf derselben Pflanze genommen ist. Sie sind aber oft fruchtbar, wenn Pollen angewendet wird von einem distincten Individuum derselben

77 Mr. Dr. Beaton, in: Journal of Horticult. 1861, p.·453.  Lecoq

gibt indess an (De la Fecondation, 1862, p.. ll69), dass diesor Bastard von

G. paittacinus und cardinalia abstammt; dies steht aber Herbert's Er­ fahrung entgegen, welcher fand, dass sich die erstere Art nicht kreuzen liess.

[page break] 17. Cap.     Schluss.  189

Bastardnatur oder von einem Bastard , der aus einer wechselseitigen Kreuzung hervorgegangen ist."

   Sc h I us s. Die eben angefiihrten Falle , welche zeigen , dass gewisse Pflanzen selbst-steril sind, trotzdem dass beide Sexualele­ mente in einem geeigneten Zustande zur Reproduction sich befinden, wenn sie mit distincten Individuen derselben oder anderer Species sich vereinigen , scheinen auf den ersten Blick aller Analogie ent­ gegenzustehen. Die Sexualelemente dersel en Bliithe sind , wie bereits bemerkt wurde, in Beziehung zu einimder fast in gleicher Weise verschieden geworden, wie die zweier distincter Species.

   In Bezug auf die·Arten, welche, wiihrend sie unter ihren natiir­ lichen Bedingungen Ieben , ihre Reeroductionsorgane in diesem eigenthtimlichen Zustande haben, konnen wir schliessen, dass der­ selbe auf atiirlichem Wege erreicht worden ist zu dem Zwecke, eine Selbstbefruchtung wirksam zu verhiiten. . Der Fall ist mit dem dimorpher und trimorpher Pflanzen nahe analog, welche nur von Pflanzen, die der entgegengesetzten Form angehoren, und nicht wie in den vorhergehenden Fallen ganz indifferent von irgend einer andern Pflanze, vollstiindig befruchtet werden konnen. Einige dieser dimor­ phen Pflanzen sind mit Pollen, der von derselben Pflanze oder von derselben Form entnommen ist, vo11standig unfruchtbar. Es ist in­ teressant, die sich abstufende Reihe zu beobachten von Pflanzen, welche nach der Befruchtung mit ihrem eigenen Pollen die voile Zahl von Samen ergeben, deren Siimlinge aber in ihrer Structur etwas zwerghaft sind, zu Pflanzen, welche nach Selbstbefruchtung wenig Samen ergeben, dann u Pflanzen, welche gar keinen er­ geben und endlich zu solchen, bei denen der eigene Pollen der Pflanze und deren Narbe aufeinander wie giftig wirken. Dieser eigenthiimliche Zustand der Reproductionsorgane ist, wenn er nur in gewissen Individuen auftritt, offenbar abnorm, und da er haupt­ siichlich P.xotische Pflanzen betrifft, oder eingeborne, die in Topfen cultivirt werden, so konnen wir. denselben irgend einer Verii.nde­ rung in den Lebensbedingungen zuschreiben , die auf die Pflanze selbst oder auf ihre Eltern wirkten. Die selbst-impotente Passi/fora alata, welche ihre Selbstfruchtbarkeit wieder er angte, nachdem sie

  

[page break] 191)    Vortheile der Kreuzung.   17. Cap.

auf einen distincten Stamm gepfropft war, zeigt, was fiir eine geringe Veriinderung hinreicht, kraftig auf das Reproductivsystem zu wirken. Die Moglichkeit, dass eine Pflanze unter der Cultur selbst-impotent wird, ist von Interesse, da sie auf das Auflreten dieses selben Zu­ standes bei naturlichen Arten Licht wirft. Eine sich in diesem Zu­ stand findende cultivirte Pflanze bleibt meist so wahrend ihres gan­ zen Lebens und aus dieser Thatsache konnen wir schliessen, dass der Zustand wahrscheinlich angeboren ist.

    Ko Ire u te r hat indessen einige Pflanzen von Verbascum be­ schrieben, welche in dieser Hinsicht selbst wahrend einer und der-· selben Saison variirten. Da in alien normalen Fallen und in vielen, wahrscheinlich in den meisten abnormen Fallen je zwei selbst-impo­ tente Pflanzen wechselseitig einander befruchten konnen, so konnen wir schliessen, dass eine so unbedeutende Verschiedenheit in der Natur ihrer Sexualelemente hinreicht, ihnen Fruchtbarkeit zu ver­ leihen. In andern Fallen aber, wie bei einigen Passifloren und bei Bastardformen von Gladiolus scheint ein grosserer Grad von Ditfe.. renzirung nothig zu sein; denn bei diesen Pflanzen wird die Frucht­ barkeit nur durch Verbindung distincter Species oder von Bastarden distincter Abstammung erreicht. Alie diese Thatsachen weisen auf dieselbe allgemeine Schlussfolgerung hin, dass namlich aus einer Kreuzung zwischen lndividuen gute Folgen abzuleiten sind; und zwar zwischen lndividuen, welche entweder angeboren oder in Folge davon, dass sie unahnlichen Bedingungen ausgesetzt sind, in ihrer geschlechtlichen Constitution verschieden geworden sind.

Exotische, in Menagerien gefangen gehaltcne Thiere befindeil

sich zuweilen in nahezu demselben Zustande, wie die oben bescbrie­ benen selbst-impotenten Pflanzen; denn wie wir in dem folgenden Capitel sehen werden, kreuzen sich gewisse Affen , die grosseren Carnivoren, mehrere Finken, Giinse und Fasanen vollig so :reichlioh oder selbst noch reichlicher als sich die lndividuen einer und der­ selben Species begatten. Es werden auch noch Fane angeftt1'rt wer­ den von geschlechtlicher Unvertraglichkeit zwischen gewissen mannlichen und weiblichen domesticirten Thieren, welche nichts­ destoweniger fruchtbar sind, wenn sie mit irgend einem andern ln­ dividuum derselben .Art gepaart werden.

[page break] 17. Cap.     Schluss.  191

   In dem ersten Theil dieses Capitels wurde gezeigt, dass die Kreuzung distincter Formen, mogen sie nahe oder weiter miteinan­ der verwandt sein, eine vermehrte Grosse und constitutionelle Kraft verleiht und mit Ausnahme der gekreuzten Species auch eine erhobte Fruchtbarkeit der Nachkommenschaft mittheilt. Der Beweis hierfur beruht auf dem ganz allgemeinen Zeugniss der Zuchter (denn es ist zu beachten, dass ich bier nicht von den sehadlichen Resultaten naher Inzucht spreche) under wird practisch in dem hoheren Werth kreuzzilchtiger Thiere zum unmittelbaren Verbrauch nachgewiesen. Die guten Resultate einer Kreuzung sind bei einigen Thieren und bei zahlreichen Pflanzen auch durch factisches Wiigen und Messen nachgewiesen worden. Obgleich Thiere von reinem Blut offenbar durch Kreuzung soweit es ihre characteristischen Eigenschaften · betrifft, verschlechtert werden, so scheint doch von der Regel keine Ausnahme zu existiren, dass Vortheile der eben erwiihnten Art bier durch erlangt werden, selbst wenn keine nahe Inzucht vorausge­ gangen ist. Die Regel gilt fur alle Thiere, selbst fiir Rind und Schaf, welche einer langen Inzucht zwischen den nlichsten Blutsverwandten widerstehen konnen. Sie gilt fur Individuen derselben Subvarietiit, aber distincter Familien, fur Varietiiten oder Rassen, fur Subspecies und ebenso fiir vollig distincte Species.

    Wiihrend indessen in dem letzten Falle Grosse, Kraft, schnellere Reife und Widerstandsfahigkeit mit seltenen Ausnahmen erlangt werden, wird in einem grosseren oder geringeren Grade Fruchtbar­ keit verloren. Der Gewinn kann aber nicht ausschliesslich de Princip einer Compensation zugeschrieben werden, demi zwischen der bedeutenden Grosse und Kraft der Nachkommen und ihrer Ste­ rilitiit besteht kein strenger Parallelismus. Dberdies ist ganz klar bewiesen worden , dass Mischlinge , welche vollkommen fruchtbar sind, dieselben Vortheile ebenso erlangen, wie sterile Bastarde.

    Die ilblen Folgen lange fortgesetzter naher Inzucht sind nicht so leicht nachzuweisen wie die guten Wirkungen einer Kreuzung; denn die Verschlechterung ist nur gradweise. Nichtsdestoweniger ist es die allgemeine Ansicht derjenigen, welche die meiste Erfab­ rung batten, besonders bei Thieren, welche sich schnell vermebren, dass unvermeidlich friiher oder spater das Obel folgt, aber bei ver-

   

[page break] 192     Schluss.  17. Cap.

schiedenen Thieren in verschiedenem Maasse. Ohne Zweifel kann eine falsche Ansicht wie ein Aberglaube eine weite Verbreitung finden; es ist aber schwer anzunehmen, dass so viele scharfsinnige und originelle Beobachter mit einem Aufwande von viel Kosten und Miihen allgemein getiiuscht worden waren. Ein mannliches Thier kann zuweilen mit seiner Tochter, Enkelin u.s.w. selbst fiir sieben Genera­ tionen gepaart werden ohne irgend ein offenbar werdendes schlechtes Resultat. Das Experiment ist aber niemals versucht worden, Broder und Schwester fiir eine gleiche Anzahl von Generationen mit ein­ ander zu paaren und dies wird fiir die engste Form der Inzucht ge­ halten. Es ist guter Grund zur Annahme vorhanden, dass dadurcb, dass die Glieder einer und derselben Familie in distincten Partieen gehalten werden, besonders wenn sie noch irgendwfe verschiedenen Lebensbedingungen ausgesetzt und wenn gelegentlich diese Famili.en gekreuzt werden, die iiblen Resultate bedeutend vermindert oder vollig beseitigt werden ktinnen. Diese Folgen sind Verlust consti­ tutioneller Kraft, Grosse und Fruchtbarkeit, aber es findet sich nicht nothwendig eine Verschlechterung in der allgemeinen Form des Korpers oder in andern guten Eigenschaften. Wir haben bei Schwei­ nen gesehen, dass Thiere erster Gute nach lange fortgesetzter naher Inzucht producirt word en sind, wenn sie auch bei der Paarung mit ihren nahen Verwandten ausserordentlich unfruchtbar geworden waren. Der Verlust an Fruchtbarkeit scheint, wenn er auftritt, nie­ mals absolut zu sein , sondern nur relativ in Bezug auf Thiere des­ s Iben Blutes , so dass diese Sterilitat in gewisser Ausdehnung mit der selbst-impof.enter Pflanzen analog ist, welche von ihrem eigenen Pollen nicht befruchtet werden ktinnen, aber mit Pollen mit irgend einer andern Pflanze derselben Species vollkommen frQ.chtbar sind. Die Thatsache , dass Unfruchtbarkeit dieser eigenthttmlichen Natur eins der Resultate lange fortgesetzter Inzucht ist, zeigt, dass die Inzucht nicht allein dadurch wirkt, dass sie verschiedene krank­ hafte, beiden Eltern eigene Anlagen combinirt und verstarkt; denn Thiere mit solchen Anlagen ktinnen, wenn sie nicht zu der Zeit ge­ radezu krank sind, meist ihre Art fortpflanzen. Obgleich die Nach­ kommen aus Verbindungen zwischen den nachsten Blutsverwandten nicht nothwendig in ihrem Bau verschlechtert sind, so glauben doch

     _J

[page break] Cap.    Schluss.  193

einige Autoren 78, dass sie Missbildungen ausserst ausgesetzt sind ; und dies ist nicht unwahrscheinlich, da alles was die Lebenskraft vermindert, in dieser Weise wirkt. Beispiele dieser Art sind von Schweinen, Schweisshunden und einigen andern Thieren angefiihrt worden.

   Wenn wir endlich die verschiedenen jetzt mitgetheilten That­ sachen betrachten, welche deutlich zeigen, dass einer Kreuzung Vor­ theile folgen, und weniger deutlich, dass eine nahe Inzucht Obie Folgen hat, und wenn wir uns daran erinnern, dass durch die ganze organische Welt eine durchgreifende Fursorge getroffen ist zur ge­ Iegentlichen Verbindung distincter Individuen, so wird die Existenz eines grossenNaturgesetzes, wenn nicht bewiesen, doch mindestens im hochsten Grade wahrscheinlich gemacht, dass namlich die Kreu­ zung von Thieren und Pflanzen , welche nicht mit einander nahe verwandt sind, ausserst wohlthiitig oder selbst nothwendig ist und dilss durch viele Generationen fortgesetzte Inzucht hochst schiid­ lich ist.

   18 Dies ist die Folgerung Prof. Dev a y's, Du Danger des Marriages consang. 1862, p. 97. Vi r chow citirt. in den Deutschen Jahrbiichern, 1863, p. 354 einige merkwiirdige Belege dafilr, dass die Halfte der Fil.He von einer eigenthilmlichen Form von Blindheit bei den Nachkommen nahe verwandter Eltern vorkommt.

DARWIN, VAriiron II. 13

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&tlll.tx.ehm.tts Cllpi"11tE.

Uber die Vortheile und Nachtheile veranderter Lebensbedingungen. - Unfruchtbarkeit a11:s ver­ schiedenen Ursachen.

Uber die guten Folgen geringer Verii.nderungen in den Lebensbedingungen.

- Unfruchtbarkeit in Folge verii.nderter Bedingungen bei Thieren, in ihrem Heimathlande und in Menagerien. - Sii.ugethiere, Vogel und In­ secten. - Verlust der secundaren Sexualcharactere und der Instincte. - Ursachen der Sterilitii.t. - Sterilitii.t domesticirter Tbiere in Folge ver­ iinderter Bedingungen. - Geschlechtlicbe Unvertrii.glicbkeit individaeller Thiere. - Sterilitii.t bei Pflanzen in Folge verii.nderter Lebensbedingungen.

- Contabescenz der Antheren. - Monstrositii.ten als eine Ursache der Unfruchtbarkeit - Gefllllte Bluthen. - Samenlose Fruchte. - T)'nfrucht· barkeit in Folge excessiver Entwickelung der Vegetationsorgane - in Folge Iange fortgesetzter Vermehrung durch Knospen. - Beginnende Unfruchtbarkeit die primii.re Ursache gefullter Bluthen und samenloser Fruchte.

   Uber die  Vortheile von unbedeutenden  Veriinde-· rungen in den Lebensbedingungen. -  Bei derBetrachtung, ob irgend welche Thatsachen bekannt waren, welche irgend ein Licht auf die Folgerung wurfen, zu welcher wir in dem Ietzten Capital gelangt sind, namlich, dass der Kreuzung Vortheile folgen und dass · · es ein Naturgesetz ist, dass alle organischen Wesen gelegentlich sich kreuzen mfissen, schien es mir wahrscheinlich, dass das aus unbedeutenden Veranderungen in den Lebensbedingungen hervor­

gehende Gute diesem Zwecke dienen durfte, da es eine analoge Er­

scheinung ist. Nicht zwei lndividuen und noch weniger zweiVarie­ taten sind in der Constitution und Structur absolut gleich und wenn der Keim des einen von dem mannlichen Element eines andern be­ fruchtet wird, so ktinnen wir annehmen, dass auf ihn in einer irgend­ wie ahnlichen Weise eingewirkt wird, als wenn ein lndividuum

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unbedeutend veriinderten Bedingungen ausgesetzt wird. Nun muss schon ein jeder den merkwOrdigen Eintluss der Veranderung des Wohnortes auf Reconvalescenten beobachtet haben und kein Arzt zweifelt an der Wahrheit dieser Thatsache. Kleine Landwirthe, welche nur wenig Land besitzen, sind davon iiberzeugt, dass ihr Rind grosse Vortbeile dadurch erfahrt, dass es die Weide verandert. Bei Pflanzen ist der Beweis sehr stark, dass etn grosser Vortheil dadurch erreicht wird, dass Samen, Knollen, Zwiebeln und Senker aus einem Boden oder von inl;lm Orte gegen andere so verschieden als moglich vertauscht werden.

    Der Glaube, dass Pflanzen hieraus Vortheil erwii.chst, mag er be­ grfmdet sein oder nicht, ist seit der Zeit Columella's, welcher kutz nach dem Beginn der christlichen Zeitrechntmg schrieb, bis auf den heutigen Tag festgehalten worden, und· er herrscht jetzt allgemein in England, Frankreich und Deutschland 1. Ein scharfsinniger Beobachter, Brad1e y, der im Jahre 1724 schrieb 2, sagt: ,,Wenn wir nur eiumal eine gute S01.te von Samen in Besitz bekommen, so sollten wir ihn mindestens in zwei oder drei Partieen trennen, wo der Boden und die ganze Lage so verscbieden als moglicb ist, und jedes Jahr sollten diese Partieen mit einander tauschen. Hierdurch finde ich, dass die Giite des Samens fiir mehrere J ahre erhalten wird. Dass sie dieser Praxis nicht folgen, hat viele Landwirthe in ibren Ernten beeintrachtigt und ihnen grosse Ver­ luste beigebracht". Er fiihrt dann seine eigene practische 1'Mahrung iiber diesen Gegenstand an.  Ein moderner Schriftsteller 3 behauptet:

,,Nichts kann in der Landwirthschaft klarer festgestellt sein, a.ls dass das bestii.ndige Erziehen irgend einer Varietat in einem und demselben District sie einer Verschlechterung entweder in der Qualitat oder Quantitat aus­ setzt". Ein anderer Schriftsteller fiihrt an, dass er auf demselben Felde dicht nebeneinander zwei Partieen von Weizensamen sate, das Product

   1 In Bezug auf England s. unten; in Bezug auf Deutschland s. Metz­ ger, Getreidearten, 1841, p. 63; in Bezug auf Frali.kreich s. Loiseleur­ Deslongchamps (Consider. sur Jes Cereales, 1843, p.200), derselbe fiihrt zahlreiche Nachweise fiber den Gegenstand an. In Bezug auf das sfidliche Frankreich s. Go d r on, Florula Juvenalis, 1854, p. 28.

2 A general Treatise on Husbandry. Vol. III, p. 58.

   s Gardener's Chronicle and Agricult. Gazette, 1858, p. 247, und wegen der zweiten Angabe, ebenda 1850, p. 702. ti'ber denselben Gegenstand s. auch D. Walker's Prize Essay of Highland Horticult. Soc. Vol. II, p. 200. Auch Marshall's Minutes of Agriculture, November 1775.

13 *

[page break] 196     Uber die Vortheile in Folge     18. Cap.

eines und desselben urspriinglichen Stammes, von denen die eine auf demselben Boden, die andere entfernt von ihm erzogen worden war, und die Verschiedenheit zu Gunsten des Ertrages von dem letzteren Samen war merkwiirdig. Ein Herr in Surrey, welcher es la.nge als Geschiift be­ trieb, Weizen zum Samenverkauf zu erziehen, und welcher auf dem Markte bestiindig hohere Preise erzielte als andere, versichert mir, daas er es fiir unentbehrlich findet, bestiindig seinen Samen zu wechseln, und dass er zu diesem Zwecke zwei Farman bewirthschaftete, die im Boden und Erhebung sehr von einander verschieden sind.

    In Bezug auf die Knollen der Kartoffel finde ich, dass heutigen Tages der Gebrauch Partieen auszutauschen fast 11berall befolgt wird. Die grossen Ziichter von Kartofl'.eln in Lancashire erhielten friiher ge­ wohnlich Knollen a.us Schottland, sie finden aber, dass "ein Tausch mit den Moosliindereien und umgekehrt meist hinreichend war". In frftheren Zeiten war der Ertrag der Kartoffeln in den Vogesen im Verla.uf von fiinfzig oder sechszig Jahren im Verhiiltniss von 120-150 zu 30-40 Bushels vermindert worden, und der beriihmte O b er 1in schrieb den1lber­ raschend guten Erfolg, den er erhielt, zum grossen Theil einem Austausch der Knollen zu 4.

    Ein bekannter practischer Gartner, Mr. Robs on 5, gibt positiv an, dass er selbst ganz entschiedene Vortheile damit erha.lten hat, daee er Zwiebeln der Ess-Zwiebel, Knollen der Kartoffel und verschiedene Sli.me­ reien, a.He von derselben Sorte, von verschiedenen Bodenarten und aus­ einander liegenden Theilen von England erha.lten ha.be. Er gibt ferner an, dass bei Pfl.anzen, die durch Senker vermehrt werden, wie bei PelQII'-_ gonium und besonders bei der Georgine offenbare Vortheile da.durch er­ reicht werden, dass man Pfl.anzen derselben·Varietiit sich verschafft, die an einem andern Orte cultivirt worden siod, oder dass man, ,, wo ee die Ausdehnung des Gartens gestattet, Senker von der einen Bodena.rt nimmt und sie in eine andere verpfl.anzt, so dass man hierdurch eine Verande­ rung erzielt, welche fiir das Wohlsein der Pflanze so nothwendig scheint". Er behauptet, dass nach einer gewissen Zeit ein Tausch dieser Art ,,dem Ziichter aufgenothigt wird, mag er nun dazu vorbereitet sein oder nicht"·. Ahnliche Bemerkungen hat auch ein anderer ausgezeichneter Gartner;

4 O b er Ii n 's Memoirs.  Engl. thiersetz., p. 73.  Wegen Lancashire's

s. Marsh a II, Review of Reports, 1808, p. 295.

   5 Cottage Gardener, 1856, p. 186. Robson's folgende Angaben s. im Journal of Horticulture, 18. Fehr. 1866, p. 121. Mr. .Abbey's Bemer­ kungen O.ber Pfropfen s. ebenda, 18. Juli 1865, p. 44.

  

[page break] 18. Cap.     verll.nderter Lebensbedingungen..  197

Mr. Fish, gemacht, dass namlich Senker derselben Varietat von Calceo­ laria, die er von einem Nachbar erhielt, "viel grossere Lebenskraft z.eig­ ten, als einige von seinen eigenen, welche genau in derselben Manier behandelt worden waren" , und er schrieb dies allein dem Umstande zu, dass seine eigenen Pflanzen ,,in einer gewissen Ausdehnung zu sehr an ihren Standort gewohnt und dessen iiberdriissig geworden waren ". Etwas von dieser Art tritt auch, wie es scheint, beim Pfropfen und Oculiren der Fruchtbaume ein; denn Mr. Abbey zufolge kommen Pfropfreise oder Augen auf einer distincten Varietat oder selbst Species, oder auf einem friiher schon gepfropften Stamm mit viel grosserer Leichtigkeit an, als auf Stammen, die aus Samen der Varietat erzogen worden sind, die ge­

pfropft werden soll; und er meint, dass dies vollstandig dadurch erklart werden konne, dass die fraglichen Stamme dem Boden und Clima des Ortes besser angepasst seien. Man muss indess hinzuf1igen, dass Varie­ taten, die auf sehr distincte Sorten gepfropft oder oculirt werden, trotz­ dem sie im Anfang viel leichter kommen und kraftiger wachsen, als wenn sie auf nahe verwandte 8tamme gepfropft werden, spater oft kranklich werden.

Ich babe Mr.Tess icr 's sorgfaltige und durchdachte Ex.perimente 6

studirt, die er anstellt1J, um den gemeinen Glauben zu wiederlegen, dass ans einem Tausch von Samen Vortheile erwiichseni'

und sicher zeigt er, dass ein und derselbe Samen mit einer gewissen Sorgfalt auf derselben .. Farm (es wird nicht angefiihrt, ob genau in demselben Boden) durch zehn aufeinandcrfolgende Jahre ohne Verlust cultivirt werden kann. Ein anderer ausgezeichneter Beobachter, Oberst Le Co ut e u r 7,

ist zu demselben Schluss gekommen ; er fiigt dann aber ausdriicklich hinzu, dass wenn derselbe Samen g-ebraucht.wird, "derjenige, welcher im Boden gewachsen ist, der mit gemischter Diingung gediingt ist, das nachste Jahr zu Samen wird fiir mit Kalk zubereiteten Boden, und dass dieser dann wieder S'amen abgeben wird fiir mit Asche behandeltes Land, dann fiir mit gemischter Diingung zugerichtetes Land u. s. f." Dies ist aber der Wirkung nach ein systematischer Austausch von Samen inner­ halb der Grenze ein und derselben Farm.

    Im Ganzen scheint die Annahme, welche Iange Zeit von vielen geschickten Cultivatoren getheilt wurde, dass einem Austausch von Samen, Knollen u. s. w. Vortheile folgten, ziemlich sicber begrttndet

6 Mem. de I'Acad. de Sciences, 1790, p. 209.

7 On the Varieties of Wheat, p. 52.

\.

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zu sein. Wenn man die geringe Grosse der meisten Samen betrach­ tet, so scheint es kaum glaublich zu sein, dass der hierdurch erlangte Vortheil eine Folge davon sein kann, dass die Samen in dem einen Boden irgend welche chemischen Elemente erhalten, die einem andern Boden fehlen. Da Pflanzen, nachdem sie einmal zu keimen begonnen haben, an dieselbe Stelle natiirlich fixirt werden, so hilUe sich von vorn herein erwarten !assen, dass sie die guten Wirkungen eines Tausches deutlicher zeigen wurden, als Thiere, welche be­ stii.ndig umherwandern. Und dies ist auch offenbar der Fall. Da das Leben von einem unaufbtirlichen Spiel der complicirtest n Krafte abhii.ngt, oder in einem solchen besteht, so durfte deren Wirkung in irgend welcher Weise durch unbedeutende Veranderungen in den Bedingungen, denen jeder Organismus ausgesetzt ist, angeregt zu werden scheinen. Alie Krafte in der ganzen Natur streben, wie Mr. Herbert Spencer8 bemerkt, nach einem Gleichgewicht, und fur das Leben eines jeden Wesens ist es nothwendigi dass dieser Neigung entgegengewirkt wird. Wenn man sich auf diese Ansich­ ten und die vorausgehenden Thatsachen verlassen kann , so werfen sie auf der einen Seite wahrscheinlich Licht auf die guten Wirkun­ gen einer Kreuzung der Rassen, denn der Keim wird hierdurch un­ bedeutend von neuen Kraften modificirt oder von solchen beein­ flusst, auf der andern Seite auf die iiblen Wirkungen einer durch viele Generationen fortgesetzten nahen lnzucht, da im Verlauf die­ ser der Keim von einem Mannchen beeinflusst werden wird, welches fast identisch dieselbe Constitution hat.

Un fru ch t barkeit in Fo I g e  v er and er t er     Leben sbe­

ding un gen.

Ich will nun zu zeigen versuchen, dass Thiere und Pflanzen,

   8 :Mr. Sp en c er hat den Gegenstand in Reinen Principles of Biology,· 1864. Vol. II, Cap. X, ausfiihrlich und treffend erortert. In der ersten Ausgabe meiner »Entstehung der Arten«, 1859, p. 267 (Orig.), habe ich von den guten Wirkungen geringer Veril.nderungen der Lebensbedingungen und der Kreuzzucht und der sehlimmen Wirkungen grosser Verimderungen in den Bedingungen uud der Kreuzung sehr distincter Formen, als von einer Reihe von Thatsachen gesprochen, welche »durcb irgend ein gemein­ sames aber unbekanntes Band, welches dem Wesen nach mit dem Lebens­ principe verwandt ist, zusammenhil.ngen«.

  

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 wenn sie aus ihren natiirlichen Bedingungen entfernt werden·, oft in einem gewissen Grade oder ganz vollstandig unfruchtbar worden; und dies tritt selbst ein, wenn die Bedingungen nicht unbedevtend verandert wurden. Dieser Schluss ist nicht nothwendig dem gerade entgegengesetzt, zu dem wir eben· gelangten, niimlich dass unbe­ detitende Veranderungen anderer Arten den organischen Wesen vortheilhaft sind. Der vorliegende Gegenstand ist von einiger Be­ deutung, da er in einer sehr innigen Beziehung zu den Ursachen det Variabilitat steht. Indirect hat er vielleicht eine Beziehung zur Unfruchtbarkeit der Arten bei ihrer Kreuzung; denn wie .einerseits unbedeutende Veranderungen in den Lebensbedingungen Pflanzen und Thieren gunstig sind, und die -Kreuzung von Varietiiten die Grosse, Kraft und Fruchtbarkeit ihrer Nachkommen erhoht, so ver­ ursachen auf der andern Seite gewisse andere Veriinderungen in den Lebensbedingungen Sterilitat; und da diese gleichfalls einer Kreuzung sehr modificirter Formen oder Species folgt, so habeR wir eine pa­ raIIele und doppelte Reihe von Thatsachen, welche offenbar in naher Beziehung zu einander stehen.

   Es ist notorisch, dass viele Thiere, trotzdem sie vollstlindig ge­ zahmt sind, in der Gefangenschaft sich fortzupflanzen verweigern. Isidore Geoffroy St. Hilaire 9 hat daher eine scharfe Tren­ nung zwischen gezahmten Thieren, welche in der Gefangenschaft sich nicht fortpflanzen wollen und wirklich domesticirten Thieren gezogen, welche Ietztere sich reichlich fortpflanzen und zwar im Allg·emeinen reichlicher, wie im siebenzehnten Capitel gezeigt

wurde als im Naturzustande. Es ist mogli_ch und im Allgemeinen

Ieicht, die meisten Thiere zu zahmen, aber die Erfahrung hat ge­ zeigt, dass es schwer ist , sie regelmlissig zur Fortpflanzung zu bringen oder selbst tiberhaupt. Ich werde diesen Gegenstand im Detail erortern, will aber our die Falle anfiihren, welche am illu­ strativsten zu sein scheinen. Meine Materialien sind Notizen ent­ nommen, die in verschiedenen Werken zerstreut sind, besonders aber einem Report, welchen ich der Freundlichkeit der Beamten der zoologischen Gesellschaft in London verdanke und welcher einen

u  Essais de Zoologie generale. 1841, p. 256.

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besonderen Werth hat, da er alle die Faile anfiihrt, in welchen wiihrend neun Jahren von 1838-1846 dieThiere in der Begattung beobachtet wurden, aber keine Nachkommen producirten, ebenso wie die Falle, in denen sie sich, soweit bekannt ist, niemals begat­ teten. Diesen handschriftlichen Report babe ich durch die jiihrlichen spater veroffentlichten Reports vervoilstiindigt. Uber die Fortpflan­ zung der Thiere sind viele Thatsachen in dem priichtigen Werk von Dr. Gray, Gleanings from the menageries of Knowsley Hall, mitge:­ theilt. Ich stellte auch besondere Erkundigungen an bei dem erfah­ renen Wiirter der Vogel in dem alten Surrey-zoologischen Garten. Vorausschicken muss ich, dass eine geringe Veranderung in der Behandlung der Thiere zuweilen eine grosse Verschiedenheit in ihrer Fruchtbarkeit hervorruft; und es ist wahrscheinlich , dass die in verschiedenen Menagerien beobachteten Resultate differiren wer­ den. In der That sind einige Thiere in unserm zoologischen Garten seit dem Jahre 1846 productiv geworden. Es geht auch aus F. Cu­ vie r's Bericht aus dem Jardin des Plantes 10 offenbar hervor, dass die Thiere dort friiher viel weniger reichlich sich fortpflanzten, als bei uns. So hatte z. B. in der Entenfamilie, welche in so hohem Grade fruchtbar ist, zu jener Zeit nur eine Species Junge producirt.

   Die merkwtlrdigsten Falle bieten indessen Thiere, welche in ihrem Heimathlande gehalten werden uud welche, trotzdem sie vollstandig ge­ zahmt und, vollig gesund sind und auch eine gewisse Freiheit .geniessen, absolut unfahig sind, sich fortzupflanzen. Ren g g er 11, welcher in Pa­

raguay diesem Gegenstande besondere Aufmerksamkeit schenkte, fiihrt

speciell sechs Saugethiere als in diesem Zustande befindlich an , und er erwahnt noch zwei oder drei andere , welche ausserst selten sich fort­ pflanzen. Mr. B ates betont in seinem ausgezefohneten Werke ilber den Amazonenstrom ahnliche Falle 12, und er bemerkt, dass die That­ sache, dass durchaus gezahmte eingeborne Saugethiere und Vogel sieh . nicht fortpflanzen, wenn sie von Jndianern gehalten werden, nicht vllllig durch deren Nachlassigkeit oder Indifferenz erklart warden kann; denn

10 Du Rut, Annales du Museum, 1807. Tom. IX, p. 120.

11 Saugethiere von Paraguay. 1830, p. 49, 106, 118. 124, 201, 208,

249, 265, 327.

   12 The Naturalist on the Amazons, 1863. Vol I, p. 99, 193. Vol. II, p. 113.

[page break] 18. Cap.     veranderter Lebensbedingungen.   201

der Truthahn wird von ihuen geschatzt und das Huhn ist .von den ent­ legensten Stammen adoptirt. worden. In fast allen Theilen der Erde

z. B. in dem Innern von Afrika und auf mehreren der polynesischen In. seln sind die Eingebornen ausserst geneigt, die eingebornen Saugethiere und Vogel zu zahmen. Sie erreichen es aber nur selten oder niemals, dass sich dieselben fortpflanzen.

   Den am meisten notorischen Fall von einem Saugethier, welches sich in der Gefangenschaft nicht fortpflanzt, zeigt der Elephant. Ele­ phanten werden in ihrem Heimathlande Indien in grosser Anzahl gehal­ ten, erreichen ein hohes .Alter m1d sind fur die schwersten Arbeiten kraftig genug. Und doch hat man mit einer oder zwei Ausnahmen nie erfahren , dass sie sich auch nur gepaart hatten, trotzdem dass beide, sowohl Mannchen als Weibchen ihre regelmiissigen periodischen Zeiten haben. Gehen wir i:ndess etwas weiter ostlich nach Ava, so hiiren wir von Mr. Crawford 13, dass ,,ihre Fortpflanzung im domesticirten Zu­ stande oder wenigstens in dem halbdomesticirten Zustande, in dem die weiblichen Elephanten meist gehalten werden, ein alltiigliches Ereigniss ist," und Mr. Crawford theilt mir mit, dass er glaubt, diese Verschie­ denheit sei einzig dem Umstand zuzuschreiben, dass man den Weibchen mit einem gewissen Grade von Freiheit durch die Walder zu schweifen gestatte. Das gefangene Rhinoceros scheint auf der andern Seite nach Bishoff He b e r's Bericht 14 in Indien sich viel leichter fortzupflanzen, als der Elephant. Von der Pferdegattung haben sich vier wilde Species in Europa fortgepflanzt , trotzdem sie hier einer grossen Veranderung ihrer naturlichen Lebensweise unterworfen wurden. Die Species sind aber meist eine mit der andern gekreuzt worden. Die meisten Glieder der Schweinefamilie pflanzen sich leicht in unsern Menagerien fort; selbst das Red-River-Schwein (Potamochoerus penicillatus) von den diirren Ebenen Westafrika's hat sich im zoologischen Garten zweimal fortge­ pflanzt. Hier hat sich auch der Peccari (Dicotyles torquatus) mehrere­ mal fortgepflanzt, aber eine andere Species (der D. labiatus), trotzdem sie so zahm, wie eine halb domesticirte Form wurde, pflanzt sich in ihrem Heimathlande Paraguay so selten fort, dass nach Ren g g er 15 die That­ sesche der Bestatigung bedarf. Mr. Bates bemerkt, dass der Tapir, trotzdem er oft im Gebiete des Amazonenstromes von den Indianern zahm gehalten wird, sich dort nie fortpflanzt.

u    Embassy to the Court of Ava. Vol. I, p. 534.

14 Journal, Vol. I, p. 213.

15 Saugethiere von Paraguay, p. 327.

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    Wiederkituer pfl.anzen sich meist ganz ordentlich in England fort, trotzdem sie von sehr verschiedenen Klimaten gebra.cht wurden, wie man in den jiihrlichen Berichten des zoologischen Gartens und in den Gleanings von Lord Derby's Menagerie sehen ka.nn.

    Die Ca.rnivoren pfl.a.nzen sich mit Ausnahme der Abtheilung der Sohlengiinger (doch mit capriciosen Ausua.hmen) fast so hii.ufig fort, als Wiederkauer. Viele Species von Feliden haben sich in verschiedenen Menagerien fortgepflanzt, trotzdem sie von verechiedenen Klima.ten im­ portirt und in enger Gefangenscha.ft gehalten wurden. Mr. Ba rt 1 ett, der jetzige Oberaufseher des zoologischen Gartens bemerkt 16, da.ss der Lowe sich ha.ufiger fortzupflanzen und mehr Junge in einer Geburt her­ vorzubringen scheint, als irgend eine andere Species der Familia. Er fiigt hinzu, dass der Tiger sich selten fortgepfl.anzt habe; "aber es sind mehrere wohl bestatigte Fiille bekannt, dass der weibliche Tiger sich mit dem Lowen fortgepfl.anzt hat." So befremdend die Thatsache schei­ nen mag, so begatten sich viele 'l'hiere in der Gefangenschaft mit distincten Species und produciren auch Bastarde vollig so leicht oder selbst noch leichter als mit ihrer eigenen Species. Nach Erkundigungen bei Dr. F al co n er und andern scheint es, dass der Tiger, wenn er in Indion gefangen gehalten wird , sich nicht fortpflanzt , trotzdem man

weiss, dass er sich begattet hat. Der Cheetah (Felis jubata) hat sich in

England, so viel Mr. B a rt 1et t hat erfahren konnen, nie fortgepfl.a.nzt hat dios aber in Frankfurt gethan; auch pflanzt er sich in Indien irlcht fort, wo er in grosser Auzahl zum Jagen gehalten wird. Man wird sich aber hier keine Miihe gegebeu haben, sie zum Fortpflanzen z'U bringen, da nur diejenigen Thiere, welche im Naturzustande schon gejagt haben, dienstbar und des Aufziehens werth sind 17. Nach Rengger ha.hen sich zwoi Species wilder Katzen in Paraguay, trotzdem sie durchaus gezii.hmt sind, niemals fortgepflanzt. Obgleich sehr viel Feliden im zoologischen Garten sich leicht fortpflanzen, so folgt doch durchaus nicht immer eine Conception dor Bega.ttung. In dem neunjahrigen Berichte warden ver­ schiedene Species aufgefiihrt, welche sich der Beobachtung zufolge drei und siebzig Male begattet haben, und ohne Zweifel muss dies vielmal unbeachtet stattgefundon haben; und doch folgten diesen drei und sie­ benzig Begattungen nur fiinfzehn Geburten. Die Carnivoren waren im zoologischen Garten frliher weniger reichlich der Luft und Kalte ausge-

16 On the Breeding of the larger Felidae. Proceed. Zoolog. Soc. 1861,

p. 140.

17 Sleeman's Rambles iu India.  Vol. II, p. 10.

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setzt als jetzt, uud diese Veranderung in der Behandlung hat, wie mir der friihere Oberaufseher, Mr. Mi11er, versicherte, ihre Fruchtbarkeit bedeutend vermehrt. Mr. B a rt 1e t t, und eine fahigere Autoritil.t ka.nn nicht angefiilirt werden; sagt: ,,Es ist merkwiirdig, dass Lowen in herum­ ziehenden Menagerien, sich reichlicher fortpflanzen, als im zoologischen Garten; wahrscheinlich mag die bestandige Aufregung und Reizung, ·die durch das Bewegen von Ort zu Ort oder die Verii.nderung der Luft her­ vorgerufen wird, einen betrachtlichen Einfluss in der Sache ausflbeu."

   Viele Glieder der Hundefamilie pflanzen sich in der Gefangenschaft leicht fort. Der ,,Dhole" ist in Indien eins der unziihmbarsten Thiere und doch producirte eiu dort von Dr. Falconer gehaltenesPaar-Junge. Andererseits pflanzen sich Fiichse selten fort und ich ha.be in Bezng auf den enropaischen Fuchs nie von einem solchen Ereigniss gehort. Indess hat sich· der Silberfuchs von Nordamerika (Ganis argentatus) mehrere Male im zoologischen Garten fortgepflanzt. Selbst die Otter hat sich dort fortgepflanzt. J edermann weiss, wie leicht sich das halbdomesticirte Frettchen fortpflanzt, trotzdem es in schrecklich kleinen Ka:figen gehalten wird; aber andere Species von Viverren und Paradoxurus verweigern absolut, sich im zoologischen Garten fortzupflanzen. Die Genetta · hat

sowohl hier als im Jardin des Plantes sich fortgepflanzt und Bastarde producirt. Der Herpestes fasciatus hat sich gleicbfalls fortgepflanzt, friiher hat man mir aber versichert, dass dcr H. griseus, trotzdem dass viele im Garten gehalten wurden, sich niemals fortpflanzte.

   Die plantigraden Carnivoren pflanzen sich in der Gefangenschaft viel weniger reichlich fort, als andere Glieder der Gruppe , ohne dass wir im Stande waren, hierfilr eine Ursache anzufiihren. In dem neun­ jahrigen Bericht wird angegeben , dass man gesehen hat , wie sich die Baren im zoologischen Garten ordentlich begatten, aber vor 1848 batten sie ausserst selten empfangen. In den seit jener Zeit publicirten Reports haben dreiSpecies Junge producirt (in einem Fa.He Bastarde) und so wunderbar. es ist , der weisse Eisbar hat Junge producirt. Der Dachs (Meles taxus) hat sich mehrere Male im Garten fortgepflanzt, ich habe aber von diesem Ereigniss aus andern Theilen· von England nirgends

etwas gehort. Das Vorkommniss muss sehr selten sein; denn ein Fall in Deutschland wurde filr der Mittheilung werth gehalten 18. In Para­ guay hat man nach Re ng g er niemals geMrt, <lass die eiI),geborne Nasua, trotzdem sie viele Ja.bra hindurch in Paraguay gehalten wurde

18 W i egm ann's Archiv fttr Naturgeschichte, 1837, p. 162.

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und vollstandig gezahmt war, sich fortgepflanzt oder irgend welche ge­ schlechtliche Neigung gezeigt hatte.  Auch pflanzt sich, wie ich von Mr. Bates hore, dieses Thier oder der Oercoleptes im Gebiet des Am,... zonenstromes nicht fort. Zwei andere plantigrade Gattungen, Procgon und Gulo , pflanzen sich , trotzdem sie in Paraguay oft zahm gehalten werden, dort niemals fort. Im zoologischen Garten hat man gesehen, dass Species von Nasua nnd Procyon sich begatteten, sie producirten aber keine Jungen.

    Da sich domesticirte Kaninchen , Meerschweinchen und weisse Miiuse so ausserordentlich reichlich fortpflanzen, wenn sie in verschiede­ nen Klimaten in enger Gefangenschaft gehalten werden, so hatte man denken konnen, dass die meisten andern Glieder der Ordnung der Nage­ thiere sich in der Gefangenschaft fortpflanzen wurden. Dies ist aber nicht der Fall. Es verdient Beachtung, da es zeigt, wie die Fahigkeit sich fortzupflanzen, zuweilen dnrch die Verwandtschaft bedingt wird, dass das eingeborne Nagethier vou Paraguay, welches sich dort reich­ lich fortpflanzt und aufoinanderfolgende Generationen ergeben hat, die. Oavia aperca ist. Und dieses Thier ist dem Meerschweinchen so nahe verwandt, dass man os irrthiimlich ftir die elterliche Form desselben ge­ halten hat 19. Im zoologischen Garten haben sich einige Nagethiere be­ gattet, haben aber niemn.ls Junge producirt. Einige haben sich weder begattet noch fortgepflanzt; aber einige wenige haben sich fortg-epflanzt, sodas Stachelschwein, mehr wie einmal, die Berberei-Maus, der Lem .' ming, die Chinchilla und der Aguti (Dasyprocta Aguti) mehremal. Das letztere 'fhier hat auch in Paraguay Junge producirt, doch wurden sie todt und missgestaltet geboren. Im Gebiet des Amazonenstromes pfla.nzt& es sich aber nach Mr. Bates niemals fort, trotzdem es oft in den Hli.u­ sern zahm gehalten wurde. Auch pflanzte sich dort das Paca. (Ooelogengs paca) fort. Der gemeine Hase hat sich, wie ich glaube , in der Gefan­ genschaft nierrials in Europa fortgepflanzt 20; doch hat er sich nach einer neueren Angabe mit dem Ka.ninchen gekreuzt. Ich babe niemals davon geMrt, dass sich der Siebenschlafer in der Gefangenscha.ft fortgepflanzt

   19 Ren gg er, Saugethiere etc., p. 276. Uber die Abstammung · des Meerschweinchens s. auch Isid. Geoffroy Saint-Hilaire, Hist. nat. generale.

   20 Obgleich die Existenz der Leporiden, wie sie Dr. Bro c a beschrieb (Journal de Physiol. Tom. II, p. 370), jetzt positiv verneint wird, so be­ hauptet doch Dr. Pigeaux (Annals and Mag. of nat. hist. Vol. XX, 1867, p. 75), dass der Hase und das Kaninchen Bastarde producirt haben.

  

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hat; Eichhornchen bieten aber einen noch merkwiirdigeren Fall dar; mit einer Ausnahme ·hat keine Species sich je im zoologischen Garten fortgepflanzt und doch wurden selbst vierzehn Individuen von S. palma­ rum mehrere Jahre hindurch zusammengehalten. Das S. cinerea hat man in der Begattung gesehen , es producirte aber keine Junge. Auch hat man nie erfahren, dass diese Art sich je fortgepfl'anzt hat, wenn sie in ihrem Heimathla.nde Nordamerika ausserordentlich zahm gemacht wor­ den war 21. In Lord Derby's Menagerie wurden Eichhornchen vieler Sorten in grosser Anzahl gehalten, aber Mr. Thompson, der Oberauf­ seher, erzahlte mir, dass keine sich dort oder so viel er wusste, irgendwo anders fortgepflanzt hat. Ich babe nie davon gehort, daas sich das eng­ lische Eichhornchen in der Gefangenschaft fortgepflanzt hat, aber die Species, welche sich mehr als einmal im zoologischen Garten fortgepflanzt hat, ist gerade die, von der man es vielleicht am wenigsten hatte erwar­ teu konnen, namlich das fliegende Eichhornchen (Sciuropterus voluceUa). Es hat' sich auch mehremal in der Nii.he von Birmingham fortgepflanzt; das Weibchen producirte aber niemals mehr a.ls zwei Junge in einer Ge­ burt, wahrend es in seinem Heimathlande Amerika drei bis sechs Junge tragt 22.

    Von Affen wird in den neunjahrigen Report des zoologischen Gar­ tens angefiihrt, dass sie sich wahrend dieser Zeit sehr reichlich begattet haben, dass aber, trotzdem viele Individuen gehalten wurden, nm· sieben Geburten vorfielen. Ich ha.be nur von einem amerikanischen Affen, dem Ouistiti gehort, dass er sich in Europa fortpflanze 23. Ein Macacus pflanzte sich nach F1 our en s in Paris fort, und mehr als eine Species dieser Gattung hat in London Junge producirt, besonders der Macacus rhesus, welcher iiberall eine besondere Fahigkeit, sich in der Gefangen­ schaft fortzupflanzen, darbot. Sowohl in Paris a.ls London sind von die­ ser selben Gattung Bastarde producirt worden. Der arabische Pavian oder Oynocephalus hamadryas 24 und ein Oercopithecus haben sich im zoologischen Garten fortgepflanzt , die leztere Species auch im Garten des Herzogs von  Nothumberland.  Mehrere. Glieder der Familie der Lemuren haben im zoologischen Garten Junge producirt. Es ist viel

  u  Quadrupeds of North America, by Audubon and Bachmann, 1846, p. 268.

   22 Loudon's Magaz. of Nat. Hist. Vol. IX. 1836, p. 571. Audubon and Bachmann, Quadrupeds of North America, p. 221.

2  Flourens, De !'Instinct etc., 1845, p. 88.

   24 s. Annual Reports Zoolog. Soc. 1855, 1858, 1863, 1864; Zeitung . The Times«, 10. Aug. 1847. Floutens, De l'Iristinct, p. 85.

  

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merkwiirdiger, dassAffen sich sehr selten fortpflanzen, wenn sie in ihrem Heimathlande in Gefangenschaft gehalten werden. So wird der Cay (Oebus barae) haufig und vollstandig gezahmt in Paraguay gehalten, aber Ren g g er 25 sagt, dass er sich so selten fortpflanze, dass er im Ganzen nur zwei Weibchen gesehen habe, welcheJunge producirt hatten. Eine ahnliche Beobachtung ist in Bezug auf die Affen gemacht worden, welche haufig von den Eingebornen in Brasilien gezii.hmt werden 26. Jn dem Gebiet des Amazonenstromes werden diese Thiere so oft im zahmem Zustande gehalten, dass Mr. B ates bei einem Gange durch die Strassen von Para dreizehn Species zahlte, wie er aber behauptet, hat man nie er­ fahren, dass sie in der Gefangenschaft sich fortpflanzen 27.

VI> g e I.

   Vogel bieten in einigen Beziehungen bessere Beweismittel da.r, als Saugethiere, da sie sich schneller fortpflanzen und in grosserer !l;ahl ge­ halten werden. Wir ha.hen gesehen, dass fleischfressende Thiere in der Gefangenschaft fruchtbarer sind , als die meisten andern Saugethiere; fiir fleischfressende Vogel gilt das umgekehrte Gesetz. Es wird ange­ geben 28, dass achtzehn Species in Europa und mehrere andere noch in Persien und Indien 29 zur Falkenjagd benutzt worden sind. Sie sind in ihrem Heimathlande in dem besten Zustande gehalten worden und man hat sie durch sechs, acht oder neun J ahre fl.iegen !assen 30. Es findet sich aber kein Bericht, dass sie je Junge producirt hatten. Da diese Vogel friiher gefangen wurden, so lange sie jungwaren, und mit grossen Kosten von England, Norwegen und Schweden importirt wurden, so ka.nn man kaum zweifeln, dass, wenn es mi:iglich ware, man sie hattesich fort­ pfl.anzen lassen. Im Jardin des Plantes hat man nicht erfa.hren, dass ein Raubvogel sich begattet hat 31. Kein Habicht, Geier oder Eule ha.t im zoologischen Garten oder im alten Surrey-Garten jemals fruchtbare Eier producirt, mit Ausnahme eines Condors und des Milvus niger, a.n dem ersterwahnten Orte bei einerGelegenheit. Doch hat man mehrere Species im zoologischen Garten sich begatten sehen , namlich Aquila fusca,

2& Sil.ugethiere etc., p. 34, 49.

26 Artikel »Brazil« in: Penny Cyclopaedia, p. 363.

27 The Naturalist on the River Amazon. Vol. I, p. 99.

8 Encyclopaedia of Rural Sports, p. 691.

   29 Dern Sir A. Burnes zufolge (Cabool etc., p. 51) werden in Scinde acht Species zur Falkenbeize benutzt.

so Lo u don 's Magaz. of. nat. Hist. Vol. VI, 1833, p. 110.

sr F. Cuvier, Annales du Museum. Tom. IX, p. 128.

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Haliaetus leucocephalus, Falco tinnunculus, Subbuteo und Buteo vul­ garis. Mr. Morr is 32 erwahnt a.ls eine einzig stehende Thatsache, ,dass ein F. tinnunculus sich im Vogelhaus fortgepflanzt hat. Die einzige Art von Eulen, von der man erfahren hat, dass sie sich im zoologischen Gar­ ten begattet hat, ist die grosse Eule, Bubo maximus, und diese Species zeigt eine specielle Neigung sich in der Gefangenschaft fortzupflanzen; denn einPaarin Arundel Castle, welche seinemNaturzustande noch naher gehalten wurde, "als es ,jemals einem seiner Freiheit beraubten Thiere geschah" 33, brachte factisch ihre Jungen auf. Mr. Gurney hat einen andern Fall mitgetheilt, wo dieselbe Eule in der Gefangenschaft sich fort­ pflanzte, und er berichtete den Fall von einer zweiten Species von Eule, der Strix passerina, .die sich in der Gefangenschaft fortpfl.anzte 34.

    Von den kleinen kornerfressenden Vogeln sind viele Sorten in ihren Heimathlandern zahm gehalten worden uml haben lange gelebt. Wie jedoch die hochste Autoritii.t iiber Stubenvogel 35 bemerkt, ist ihre Fort­ pfl.anzung "ungemein schwierig". Der Canarienvogel zeigt, dass keine inharente Schwierigheit bei diesen Vogcln vorhanden ist, in derGefangen­ schaft sich gehorig fortzupfl.anzen, und Au d u b on sagt 36, dass die Fringilla (Spiza) ciris von Nordamerika sich so vollstandig wie d r Canarienvogel fortpfl.anzt. Die Schwierigkeit bei den vielen Finkenarten, welche in Gefangenschaft gehalten worden sind, ist um so merkwiirdiger, als sich iiber ein Dutzend Species aufzahlen lassen, welche mit dem Canarienvogel Bastarde ergeben haben ; aber kaum einer von diesen, mit Ausnahme des Zeisigs (F. spinus) hat seine eigene Art fortgepflanzt. Selbst der Gimpel (Loxia pyrrhula) hat sich gleich haufig mit dem Ca­ narienvogel fortgepflanzt, wie mit seiner eigenen Species 37, trotzdem er zu einer distincten Gattung gehllrt. Was die Lerche betrifft (.Alauda arvensis), so babe ich von Vogeln gehort, die .sieben Jahre lang in einem Vogelhaus lebten und niemals Junge producirten, und ein grosser Vogel­ liebhaber in London versicherte mir, dass er nie von einem Fall gehort

82 The Zoologist.  Vol. VII-VIII, 1849-50, p. 2648.

88 Knox, Ornithological Rambles in Sussex., p. 91.

34 The Zoologist. Vol. VIl-'VIII, 1849-50, p. 2566. Vol. IX-X,

1851-52, p. 3207.

85 Bechstein, Naturgeschichte der Stubenvogel, 1840, p. 20.

86 Ornithological Biography. Vol. V, p. 517.

8' Ein Fall wird angefiihrt in: The Zoologist.  Vol. 1-11, 1843-45,

p. 453. Uber das Briiten des Zeisigs s. Vol. III-IV, 1845-46, p. 1075. Bech stein spricht (Stubenvogel s. 139) von Gimpeln, welche Nester bauen, aber selten Junge produciren.

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habe, wo sie sich fortgepflanzt hii.tten. Nichtsdestoweniger ist dooh ein Fall berichtet worden 3/j. In dem neunjahrigen Report der zoologischen Gesellschaft werden vierundzwanzig Species von Incessoren anfgezn.hlt, welche sich nicht fortgepflanzt hatten, und von diesen war es nur bei vieren bekannt, dass sie sich begattet batten.

   Papageien sind eigenthiimlich langlebige Vogel, und Hnmb o Id t erwahnt die merkwiirdige Thatsache von einem Papagei in Stldamerika, welcher die Sprache eines ausgestorbenen Indianerstammes sprach, so dass dieser Vogel das einzige Uberbleibsel einer verloren gegangenen Sprache bewahrte. Selbst hier zu Lande haben wir Grund znr An­ nahme 39, dass Papageien bis an das Alter von neunzig oder bein&he hundert Jahren gelebt haben. Trotzdem aber viele in Europa. gehalten worden sind, pflanzen sie sich so selten fort, dass dies Ereigniss fl1r werth gehalten worden ist, in den gewichtigsten Werken erwii.hnt zn wer­ den 40. Be chstein 41 zufolge pflanzt sich der afrika.nische Psittacus erythacus ofter fort als irgend eine andere Species. Der P. macoa legt gelegentlich fruchtbare Eier ; es gelingt ihm aber selten, sie ausznbrltten. Der Instinct des Briitens ist indess bei diesem Vogel zuweilen so stark entwickelt, dass er die Eier von Hiihnern oder Tauben ausbrll.tet. Im zoologischen Garten und im alten Surrey-Garten haben sich einige wenige Species begattet, aber mit Ansnahme von drei Species von Perikttttm hat sich keine fortgepflanzt. Es ist eine noch viel merkwiirdigere That.sache, dass in Guyana Papageien von zwei Sorten, wie mir Sir R. Schom­ burgk mitgetheilt hat, oft von Indianern ans den Nestem genommen und in grosser Anzahl aufgezogen wordeu. Sie sind so za.hm, dass sie frei in Hause herumfliegon und wenn sie gerufen werden, zum Ftl.t­ tern kommen, wie Tauben. Er hat aber nicht von einem einzigen Falle gehort, dass sie sich fortgepflanzt hii.tten 42.  Ein in Jamaica. lebender

38 Yarrell, History of British Birds, 1839. Vol. I, p. 412.

39 London's Magaz. of nat. Hist. Vol. IX, 1836, p. 847.

   40 Memoires du Museum d'Hist. natur. Tom. X, p. 314; hier warden fiinf Fil.He von Papageien angeftthrt, welche sich in Frankreich fortgepianzt haben. s. auch Report Jlrith. Associat. Zoolog., 1843. ·

• 1 Stubenvogel, p 105, 83.

   41 Dr. Hancock bemerkt (Charlesworth's Magaz. of Nat. Hist. Vol. II, 1838, p. 492) : »es ist eigenthiimlich, dass unter den zablreichen nutzbaren in Guyana eingebornen Vogel sich keiner :findet, welcher sich bei den Indianern fortpflanzt; doch wird das gemeine Huhn durch das ganze Land in Menge gezogen«.

  

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Naturforscher, Mr. R. Hill43, sagt: "Kein Vogel tritt so leicht in die Abhangigkeit vom Menschen ein, a.ls die Papageienfamilie, doch ist noch kein Fall bekannt geworden, dass sich ein Papagei im zahmen Zustande fortgepflanzt hatte." Mr. Hi 11 ffihrt eine Anzahl anderer eingeborner Vogel an, die in Westindien zahm gehalten werden und welche in diesem Zustande sich nie forgepflanzt haben.

    Die grosse Familia der Tauben bietet einen auffallenden Contrast gegen die Papageien dar. In dem neunjahrigen Report warden dreizehn Species angefiihrt, welche sich fortgepflanzt haben, und was noch merk­ wiirdiger ist, nur zwei wurden in der Begattung gesehen, ohne dass diese ein Resultat gegeben hatte. Seit dem Datum jenes Berichts gibt jeder jahrliche Bericht viele Falle von der Fortpflanzung verscliiedener Tauben. Die beiden prachtigen geki'onten Tauben (Goura coronata und victoriae) producirten Bastarde. Nichtsdestoweniger wurde, wie mir Mr. Craw fur d mitgetheilt hat, ii.her ein Dutzend Vogel der ersteren Species in einem Park in Penang unter einem vollstandig passenden Klima gehalten; sie pflanzten sich ·aber auch nicht einmal fort. Die Oolumba migratoria legt in ihrem Heimathlande Nordamerika unabanderlich zwei Eier; aber in Lord Derby's Menagerie niemals mehr als eins. Dieselbe Thatsache ist bei der 0. leucocephala 44 beobachtet worden.

    Hii.hnerartige Vogel aus vielen Gattungen zeigen gleichfalls eine ausserordentliche Fahigkeit, sich in der, Gefangenschaft fortzupflanzen. Dies ist besonders der Fall bei Fasanen; doch legt unsere englische Species selten mehr a.ls zehn Eier in der Gefa.ngenschaft , wahrend im wilden Zustande die gewohnliche Zahl von achtehn bis zwanzig betragt 45. Bei den Gallinaceen finden sich, wie bei allen fibrigen Ordnungen, auf­ fallende und unerklarliche Ausna.hmen in Bezug auf die Fruchtbarkeit gewisser Species und Genera irt der Gefangenschaft. Obgleich mit dent gemeinen Rebhuhn viele Versuche angestellt worden sind, so hates sich doch selten fortgepflanzt, selbst wenn es in grossen Vogelhausern aufgezogen worden war , und die Henne briitete niemals ihre eigenen Eier aus 46.

4s A Week at Port Royal, 1855, p. 7.

44 Audubon's American Ornithology. Vol. V, p. 552, 557. u Mowbray, On Poultry. 7. edit., p. 133., ·    ·

   46 Temminck, Hist. nat. gen. des Pigeons etc. 1813. Tom. III, p. 288, 382. Annals and Magaz. of nat. hist. Vol. XII, 1843, p. 453. An dere Arten von Rebhiihnern haben. sich gelegentlich fortgepfl.anzt. so das rothbeinige ( P. ruhraJ, als es auf einem grossen Hofe in Frankreich ge­ halten wurde (s. Journal de Physique. Tom. XXV, p. 294) und auch im zoologischen Garten im Jahr 1856.

DARWIN, Variiren II. 14

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Die amerikanische Familie der Hoccohilhner wird mit merkwfirdiger Leioh­ tigkeit geziihmt , ist aber hier zu Lande sehr scheu in Bezug auf ihre Fortpfl.anzung 47. Mit Sorgfalt hat man friiher jedoch verschiedene Spe­ cies in Holland dazu gebracht, sich ordentlich .fortzupflanzen 48. VOgel dieser Gruppe werden oft im vollstiindig geziihmten Zustande in ihren,. Heimathlande von den Indianern gehalten; sie pflanzen sich aber nie­ mals fort 49. Es hii.tte sich erwarten lassen , dass das Birkhuhn wegen seiner Lebensweise in der Gefangenschaft sich nicht fortpflanzen werde,

und noch besonders da man angibt , dass es sich hier verzehre und

sterbe 50. Es sind aber viele Fil.He mitgctheilt worden, wo es sich fort­ gepflanzt hat. Der Auerhahn (Tetrao urogallus) hat sich im zoologischen · Garten fortgepflanzt. In Norwegen pfl.anzt er sich in der Gefangenscha.ft mit grosser Schwierigkeit fort, und in Russland sind ffmf aufeinander­ folgende Generationen erzogen worden. Tetrao tetrix hat sich gleioh­ falls in Norwegen fortgepflanzt; T. scoticus in Irland; T. umbellu bei dem Lord Derby und T. cupido in Nordamerika.

    Es ist kaum moglich, sich eine grossere Veranderung in der Le­ bensweise vorzustellen, als die , welche die Glieder der Familia der Strausse erdulden miissen, wenn sie unter einem ge iissigten Klima in enger Einfriedigung gehalten werden, nachdem sie frillier frei ilber Wi1- sten und tropische Ebenen oder dichte Walder herumstreifen konnten. Und doch haben fast alleArten, selbst der Mooruk (Oasuarius B8fflt8ttti) von Neu-Irland haufig in den verschiedenen europii.ischen Menagerien

Junge producirt.  Trotzdem der afrikrmische Strauss lange Zeit im set­

den von Frankreich vollstiindig gesund lebte , legte er niemal.s mehr als zw!Hf bis ftinfzehn Eier, obgleich er in seinem Heimathlande von fQnf­ undzwanzig bis dreissig legt 51. Wir haben hier einen andern Fall von einer Beeintrachtigung der Fruchtbarkeit in der Gefangenschaft , &her

47  E. S. Dixon, The Dovecote, 1851, p. 243-252.

48 Tem minck, Hist. nat. gen. des Pigeons. Tom. II, p. 456,458. Tom.

III, p. 2, 13, 47.

49 Bates, The Naturalist on the Amazons. Vol. I, p. 198. Vol. Il,

p. 112.

60 Temminck, Hist. natur. g{mllr. etc.  Tom. III, p. 125.  Wegen

Petrao urogallua s. L. Lloyd, Field Sports of North of Europe. Vol. I,

p. 287, S14 und Bullet. de la Soc. d'Acclimat. Tom. VII. 1860, p. 600. Ts­

trao Scoticua s. Thompson, Natur. Hist. of Ireland. Vol. II, 1850, p. 49;

T. cupitlo s. Boston Journal of Natur. Hist. Vol. Ill, p. 199.

61 Marcel de Serres, Annales des Sciences natur. 2. S rie. Zoolo­

gie. Tom. XIII, p. 175.

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keinen vollstandigen Verlust derselben, ahnlich wie beim filegenden Eich­ hornchen, der Fasanenhenne und zwei Species amerikanischer Ta.uben.

   J?ie meisten Waldvogel konnen, wie mir Mr. E. S. Dixon mittheilt, mit merkwiirdiger.Leichtigkeit gezahmt werden, aber mehrere von-ihnen leben in der Gefa.ngenschaft nur kurze Zeit, so dass ihre Unfruchtbarkeit in diesem Zustande nicht iiberraschend ist. Die Kraniche pflanzen sich leichter a.ls andere Gattungen fort. G-rus montigresia hat sich manchmal in Paris und im zoologischen Garten fortgepflanzt, ebenso G. cinerea an dem letzterwahnten Orte und G. .Antigone in Calcutta. Von andern Glie­ dern dieser grossen Ordnung hat sich Tetrapteryx parailisea in Knowsley, ein Porpkyrio in Sicilien und die Gallinula cklqropus im zoologischen Garten fortgepflanzt. Andererseits :vflanzen sich mehrere Vogel, die zu dieser Ordnung gehoren, in ihrem Heimathlande Jamaika nicht fort, und von der Psopkia hat man, trotzdem sie oft von den Indianern in Guyana in ihren Hausern gehalten wird, ,,selten oder niemals gehort , dass sie sich fortpfla,nzt" 52. ·

    Keine Vogel pflanzen sich mit so vollkommener Leichtigkeit in der Gefangenschaft fort, a.ls die Glieder der grossen Entenfamilie; und doch hii.tte sich dies, wenn man ihre aquatische und herumwandernde Lebens­ weise und die Natur ihrer Nahrung bedenkt, kaum von vornherein er­ warten !assen. Selbst vor einiger Zeit schon hatten sich im zoologischen Garten iiber zwei Dµtzend Species fortgepflanzt und Mr. Sel y s - Long­ cha.m ps hat die Erzeugung von Basta.rden von vier und vierzig verschie­ nen Gliedern der Familie mitgetheilt; und hierzu hat Prof. Newton einige wenige weitere Falle hinzugefiigt 53. ,,Es gibt," sa.gt Mr. Di­ xon 54, ,,in der ga.nzen weiten Welt nicht eine Gans, die nicht im stren­ gen Sinne des Wortes domesticirbar ist," d. h. fahig, in der Gefa.ngen­ schaft sich fortzupflanzen. Diese Angabe ist aber wahrscheinlich etwas zu kiihn. Die Fahigkeit, sich fortzupflanzen, variirt zuweilen bei Indivi­ duen einer und derselben Species. So hielt Audubon 55 iiber acht J ahre lang einige wilde Ganse (Anser canadensis.); sie wollten sich aber

   52 Dr. Hancock in Charlesworth's Magaz. of Nat. Hist, Vol. II, 1838, p. 491. R. Hill, A Week at Port Royal, p. 8. P. L. Sclater, A Guide to the Zoological Gardens, 1859, p. 11, 12. J.E. Gray, The Knowsley Menagerie', 1846, pl. XIV. E. Blyth, Report. Asiatic Society of Bengal. May, 1855.

53 Newton, Proceed. Zoolog. Soc. 1860, p. 336.

54 The Dovecote and Aviary, p. 428.

55 Ornithological Biography. Vol. Ill, p. 9.

14*

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nicht begatten, wahrend andere Individuen derselben Species im Verlallfe des zweiten Jahres Junge producirten. Ich kenne nur einen einzigen Fall in der ganzen Familie, wo eine Species absolut verweigerte, sich in der Gefangenschaft fortzupflanzen, namlich die Dendrocygna vtduata, obschon sie nach Sir R. Schomburg k 56 leicht gezahmt wird und hAufig von den Indianern in Guyana gehalten wird. Was endlich die MOven betrifft, so kennt man, trotzdem viele im zoologischen Garten und im al­ ten Surreygarten gehalten worden sind, vor dem Jahre 1848 nicht einen Fall, dass sie sich begattet oder fortgepflanzt hatten. Aber seit jener Zeit hat sich die Heringsmove (Laros argentatus) im zoologischen Gar­ ten uud in Knowsley viele Male fortgepflanzt.

    Wir haben Grund zur Annahme, dass Insecten durch Gefangenschat\ ebenso wie hohere Thiere affici:rt worden. Es ist bekannt, dass b'phingi­

den sich selten fortpflanzen, wenn sie so behandelt worden, Ein Ento­ molog 57 in Paris hielt funf und zwanzig Exemplare von Saturnia Ptlri; es gliickte ihm aber nicht ein einziges fruchtbares Ei zu erha.lten. Eine

Anzahl von in der Gefangenschaft aufgezogenen Weibchen von Ortlwsia munda und von Manestra suasa hatten fiir die Mannchen keine An­ zielmngskraft 58. Mr. Newport hielt nahe an hundert Individuen von zwei Species von Vanessa, aber nicht eins paarte sich. Dies konnte in­ dess auch die Folge ihrer Gewohnheit sein, sich im Fluge zu begatten H. In lndien konnte ea Mr. Atkin a on niemals erreichen, den Tarroo­ Seidenschmetterling in der Gefangenschaft zur Fortpflanzung zu bringen 0. Es scheint, als ware eine Anzahl von Motten, besonders die Sphingiden, wenn sie im Herbst ausser ihrer eigentlichen Jahreszeit auskriechen, vollstandig unfruchtbar. Doch ist dieser letztere Fall noch in ziemliche Dunkelheit gehiillt 61,

   Unabhii.ngig von der Thatsache, dass viele Thiere in der Ge­ fangenschaft sich nicht begatten, oder wenn sie sich begatten, keine Jungen produciren, haben wir noch Beweise anderer Art, dass ihre geschlechtliche Functionen hierdurch gestort werden. Denn es sind viele Fa.lie berichtet worden, wo mii.nnliche Vogel in der Gefangen-

58 Geographical Journal.  Vol. XIII, 1844, p. 32.

n    Loudon's Magaz. of Nat. Hist.  Vol. V, 1832, p. 153.

H  The Zoologist. Vol. V-VI, 1847-48, p. 1660,

59 Transact. Entomolog. Soc.  Vol. IV, 1845, p. 60.

80 Transact. Linn. Soc.  Vol. VII, p. 40.

   81 s. einen interessantenAufsatz vonMr.Newmann in The Zoologist, 1857, p. 5764, und Dr. Wallace in: Proceed.Entomol. Soc. 4.Juni, 1800, p. 119.

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schaft ihr characteristisches Gefieder verloren haben. So erhiilt der gemeine Henfling (Linota cannabina), wenn er in Kafigen gehalten wird, die schone carmoisinrothe Farbung auf seiner Brust nicht; und eine der Ammern (Emberiza passerina) verliert das Schwarze von ihrem Kopfe. Es ist bei einer Pyrrhula und einem Oriolus beobachtet worden, dass.sie die gleichmiissige Farbung des Weib­ chens annehmen, und der Falco albidus kehrte zur Farbung eines frtiheren Alterzustandes zurfick 62. Mr. Thompson, der Oberauf­ seher der Knowsley-Menagerie, hat mir mitgetheilt, das er oft analoge Thatsachen beobachtet hat. Wahrend der Fahrt von Ja­ maika hertiber entwickelten sich die Horner eines miinnlichen Hir­ sches (Cervus canadensis) schlecht, spater wurden aber in Paris vollkommene Horner entwickelt.

    Findet in der Gefangenschaft Empfiingniss statt, so werden die Jungen oft todtgeboren, oder sterben bald, oder sind missgestaltet. Dies tritt hiiufig in den zoologischen Garten und Ren g ger zufolge auch bei eingebornen Thieren von Paraguay ein, welche gefangen gehalten werden. Oft schlagt die Milch bei der Mutter fehl. Wir konnen auch der Sti:irung der geschlechtlichen Functionen das hau­ fige Auftreten jenes monstrosen Instinctes zuschreiben, welches die Mutter dazu fO.hrt, ihre eigenen Nachkommen zu verzehren, ein mysterioser Fall von Verkehrtheit seinem ersten Auftreten nach.

    Es sind nun hinreichende Beweise dafO.r beigebracht, zu zeigen, dass Thiere, wenn sie zuerst in die Gefangenschaft kommen, ausser­ ordentlich Ieicht in ihrem Reproductivsystem leiden. Wir fuhlen uns zuerst nattirlich geneigt, dieses Resultat einem Verluste an Ge­ sundheit oder mindestens einem Verluste an Kraft zuzuschreiben. Diese Ansicht kann aber kaum aufrecht erhalten werden, wenn wir Oberlegen, wie gesund, langlebig und kriiftig viele Thiere in der Gefangenschaft sind, so z. B. Papageien, Habichte, wenn sie zur Falkenbeize, Cheetahs , wenn sie zum Jagen benutzt werden und Elephanten. Die Fortpflanzungsorgane selbst sind nicht erkrankt

62 Yarrell, British Birds.  Vol. I, p. 506.  Bech stein, Stubenv!igel,

p. 185. Philosophical Transactions, 1772, p. 271. Bronn hat eine An­ zahl Fa.He gesammelt {Geschichte der Natur. Bd. II, p. 96). Wegen des Falles beim Hirsch s. Penny Cyclopaedia. Vol. VIII, p.·850.

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und die Krankheiten, an denen Thiere in den Menagerien gewOhn­ lich umkommen, sind nicht solche, welche in irgend einer Weise ihre Fruchtbarkeit afficiren. Keio Hausthier ist Krankheiten so aus­ gesetzt als das Schaf und doch ist es merkwiirdig fruchtbar. Dass die Thiere sich in del' Gefangenschaft nicht fortpflanzen·, ist zuweilen ausscbliesslich einem Ausbleiben ihrer sexuellen Instincte zuge­ schrieben worden. Dies mag gelegentlich mit ins Spiel kommeJL Doch liegt gerade kein Grund vor, warum dieser Instinct, so beson­ ders bei vollstandig gezahmten Thieren, afficirt werden sollte, aller­ dings mit Ausnahme einer indirecten Affection in Folge einer Storung der Reproductivsysteme selbst. Uberdies sind zahlreiche Fil.He an­ geftibrt worden, dass sich verschiedene Tbiere in der Gefangenschaft reichlich begatten, dass die Weibcben aber niemals empfangen; oder wenn sie empfangen und Junge produciren, dass diese in geringerer Zahl producirt werden , als es der Species eigen ist. Im Pflanzen­ reich kann natiirlicb der Instinct keine Rolle spielen und wirwerden sofort seben, dass wenn Pflanzen aus ibren natiirlichen Lebensbe­ dingungen entfernt werden, sie in nahezu derselben Art afficirt wer­ den, wie Thiere. Veranderung des Klima's kann nicht die Ursache des Verlustes von Fruchtbarkeit sein; denn wahrend viele nach Eu­ ropa aus ausserst verschiedenen Klimaten importirte Thiere sich gehorig fortpflanzen, sind viele andere, wenn sie in ihrem Heimath­ lande gefangen gehalten werden, vollstandig unfruchtbar. Veriin­ derung der Nahrung kann aucb nicht die hauptsachliche Ursache sein ; denn Strausse, Enten und viele andere Thiere, welche in die­ ser Hinsicht eine grosse Veranderung erlitten haben miissen, pftan­ zen sich gehorig fort. Fleiscbfressende Vogel sind in der Gefan­ genscbaft ausserst steril ; wabrend die meisten fleischfressenden Siiugethiere mit Ausnahme der Sohlengiinger mlissig fruchtbar sind. Auch kann die Quantitat der Nahrung nicbt die Ursache sein; den werthvollen Tbieren wird gewiss eine binreichende Menge gegeben werden; und wir haben auch keinen Grund zu vermuthen, dass ihnen viel mehr Nahrung gegeben wird, als unsern ausgesuchtesten dome­ sticirten Erzeugnissen, welcbe ihre voile Fruchtbarkeit bewahren. Endlich konnen wir auch vom Elephanten, Cheetah, von _verschie­ denen Falken und von vielen Thieren, denen man in ihrem Heimath-

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lande ein fast freies Leben zu fiihren gestattet, folgern , dass auch Mangel an Bewegung nicht die alleinige Ursache ist.

    Es mochte scheinen, als ob jede Veranderung in der Lebens­ weise, was auch diese sein mag, wenn sie nur gross genug ist, das Reproductionsvermogen in einer unerkJiirlichen Weise zu afficiren strebt. Das Resultat hangt mehr von der Constitution der Species als von der Art der Veranderung ab;' denn gewisse ganze Gruppen werden mehr afficirt als andere ; doch · kommen Ausnahmen stets vor; denn einig.e Species in den fruchtbarsten Gruppen verweigern sich fortzupflanzen und einige in den sterilsten Grµppen pflanzen sich reichlich fort. Diejenigen Thiere, welche sich gewohnlich in der Gefangenschaft ordentlich fortpflanzen, thun dies s lten im zoo­ logischen Garten, wie man mir versichert .hat, in.nerhalb des ersten oder zweiten Jahres ihrer Importation. Pflanzt sich ein Thier, welches sonst allgemein in der Gefangenschaft steril ist, zufiillig fort, so erbt das Junge, wie es scheint, dieses Vermogen nicht; denn ware dies der Fall gewesen, so wurden venchiedene Siugethiere und Vogel, welche werthvoll fiir Ausstellungen sind, gemeiri geworden sein. Dr. Bro ca behauptet selbst 63, dass viele· Thiere ·im Jardin des Plantes, nachdem sie in drei oder vier aufeinander folgenden Gene­ rationen Junge prodticirt haben , steril wurden. Dies kann indess auch die Folge einer zu nahen lnzucbt sein. Es ist ein merkwiirdi­ ger Urnstand, dass viele Saugethiere und Vog.el in der Gefangen­ schaft Bastarde vollig so leicht oder selbst noch leichter producirt haben, als sie ihre eigene Art fortpflanzen. Von dieser Thatsache sind viele Falle aufgefiihrt worden 64; und wir werden hierdurch an jeno Pflanzen erinnert, welche unter der Cultur einer Befruch­ tung mit ihrem eigenen Pollen abgeneigt sind, aber leicht mit dem einer distincten Species befruchtet werden. Endlich miissen wir schliessen, so engbegrenzt auch die Folgerung ist, dass ·veranderte Lebensbedingungen ein specielles Vermogen haben , schlidlich auf das Reproductivsyst m einzuwirken. Der ganze Fall ist besonders eigenthtimlich ; denn diese Organe werden , trotzdem sie nicht er-

63 Journal de Physiologie.  Tom. II, p. 347.

84 Fo.r weitere Belege O.ber diesen Gegenstand s. F. Cu vie r, in: .An­

nales du Museum. Tom. XII, p. 119.

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krankt sind, hierdurch unfahig gemacht, ihre eigenen Functionen zu erfiillen oder fiihren sie nur unvollstii.ndig aus.

   Unfruchtbarkeit  domesticirter Thiere  in Folge  ver­ a n d er t e r B ed in gun g e n. -  Da die Domestication hauptsachlich von dem Eintritt ihrer ordentlichen Fortpflanzung in der Gefangenscbafl; abhangt, so diirfen wir bei domesticirten Thieren nicht erwarten, dass ihr Reproductivsystem durch eine in einem massigen Grade eintretende Veranderung der Lebensbedingungen afficirt wird. Diejenigen Ordnun­ gen von Saugethieren und Vogeln, deren wilde Arten sich am leichtesten in unsern Menagerien fortpflanzen, haben uns die grosste Anza.hl dome­ sticirter Formen dargeboten. Wilde zahmen in den meisten Theilen der Erde gern Thiere 65; und wenn irgend welche von diesen regelmassig Junge producirten und zu gleicher Zeit nutzbar waren, so wiirden sie fortdomesticirt worden sein. Wenn sie sich ausserdem bei der Wande­ rung ihrer Herren in andere Lander als fahig erwiesen , verschiedenen Klimaten zu widerstehen, so wiirden sie noch werthvoller werden; und es scheint, als konnten die Thiere, welche sich leicht in der Gefangen­ schaft fortpflanzen, allgemein verschiedene Klimate vertragen. Einige wenige domesticirte Thiere , wie das Rennthier und das Ka.meal, bieten von dieser Regel eine Ausnahme dar. Viele unserer domesticirten Thie:re konnen mit unveranderter Fruchtbarkeit die unnatiirlichsten Bedingungen ertragen, z. B. Kaninchen, Meerschweinchen und Frettchen, welche in elenden und beschrii.nkten Kafigen sich fortpflanzen. Wenige europli.ische Hunde aller Arten widerstehen dem Klima von lndien ohne Degenera­ tion; so lange sie aber leben, behalten sie, wie ich von Dr. Falconer hore, ihre Fruchtbarkeit. Dasselbe gilt, Dr. Dani e11 zu Folge, fQr englische Hunde die nach Sierra Leone gebracht wurden. Das Huhn, urspriinglich in den heissen Niederungen von Indien zu Hause , wird in a.Hen Theilen der Welt fruchtbarer als sein elterlicher Stamm, bis wir so weit nordlich kommen, wie Gronland und das nordliche Sibirien, wo

   65 Zahlreiche Beispiele konnten hier angeftl.hrt werden. So ftl.hrt Li­ vingstone (Travels etc., p. 217) an, dass der Konig der Barokesen. einea Inlandstammes, welcher niemals cine Communication mit Weissen gehabt hat, es ausserordentlich liebte, Thiere zu zahmen, und jede junge Antilope wurde ihm gebracht. Mr.Ga Ito n theilt mir mit, dass die Damaras gleieh­ falls gerne Lieblingsthiere halten. Die Indianer von Siidamerika folgen derselben Gewohnheit. Capt. Wilkes fiihrt an, dass die Polynesier der Samo-Inseln Tauben zahmten; und die Neu-Seelander hielten, wie mir Mr. Mantell mittheilt, verschiedene Arten von Vogeln.

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sich der Vogel nicht mehr fortpflanzt. Sowohl Hiihner als Tauben, welche ich wahrend des Herbstes direct von Sierra Leone erhielt, waren sofort bereit, sich zu bega.tten 66. Ich habe. auch 'l'auben gesehen , die sich innerhalb des ersten Jahres nach ihrer Importation vom oberen Nil so gehorig fortpflanzten, wie die gemeinen Sorten. Das Perlhuhn, ein Ab­ kommling der heissen und trockenen Wiisten von Afrika, producirt, wahrend es in unserem feuchten und kiihlen Klima lebt, eine grosse Anzahl von Eie .

    Nichtsdestoweniger zeigen unsere domesticirten Thiere unter neuen Lebensbedingungen gelegentlich Zeichen von verminderter Fruchtbar­ keit. Ro u1in fiihrt an, dass .die Schafe in den heissen Thalern der aqua­ torialen Cordilleren nicht vollig fruchtbar·sind 67; und nach Lord S o·m er­ v ill e 68, waren die Merino-Schafe, welche er von Spanien einffthrte, anfangs nicht vollkommeu fruchtbar. Es wird angegeben 69, dass Stuten, die mi\ trockenem Futter im Stall aufgezogen und dann auf Grasweiden gebracht wurden, sich anfangs nicht fortpflanzen. Wie wir gesehen haben, wird angegeben, dass die Pfauhenne in England nicht so viel Eier legt, als in Indien. Es hat, lange Zeit gedauert, ehe der Canarienvogel vollkommen fruchtbarwar, und selbstjetzt sind Vogel, die sich in ausgezeichneter Weise fortpflanzen, nicht gemein 70. In der warmen und trockenen Provinz Delhi schlagen die Eier des Truthahns, wie ich von Dr. Fa 1cone r Mre, a.uch wenn sie einer Henne untergelegt warden, ausserordentlich gem fehl, Ro u1in zu Folge legen Ganse , welche in neuerer Zeit auf das luftige Plateau von Bogota gebracht wurden , zuerst selten und dann nur wenig· Eier; von diesen wurde kaum ein Viertel ausgebriitet und die Halfte der jungen Vogel starben. In der zweiten Generation waren sie fruchtbarer, und als Ro1in schrieb, wurden sie so fruchtbar, als unsere Ganse in Europa. Es wird behauptet , dass die Gans iin Philippinen­ archipel nicht briiten oder nur selbst Eier legen will 71. Ein noch merk-

   66 Wegen analoger Thatsachen beim Huhn s. Rea um ur, Art de faire eclore etc., 1749, p. 243 und Oberst Sykes, in: Proceed. Zoolog. Soc. 1832 u. a. w. In Bezug darauf, daHs das Huhn in nordlichen Gegenden sich nicht fortpflanzt, s. Latham, History of Birds. Vol. VIII, 1823, p. 169.

     87 Memoires pres. par divers Savans, Acad. des Sciences. Tom. VI, 1835, p. 347.

68 Youatt, on She.ep, p. 181.

69 J. Mills, Treatise on Cattle. 1776, p. 72.

70 Bech stein, Stubenvogel, p. 242.

71 C r awfur d's Descriptive Dictionary of the Indian Islands, 1856,

p. 145.

[page break] 218     Unfruchtbarkeit in Folge  1s. ·cap.

wi.irdigerer Fall ist der vom Huhn, welches Roulin zufolge nach seiner ersten Einfiihrung in Cusco in Bolivia sich nicht fortpflanzen wollte, a.bet spitter vollkommen fruchtbar wurde; und das englische Ka.mpfhuhn, wel­ ches neuerdings eingefiihrt wurde, ist nochnicht zu seiner volligenFniclit­ barkeit gelangt; denn es wurde noch fiir ein gliickliches Ereigniss ge­ halten, wenn man zwei oder drei Hiihnchen aus einem Nest voller Eier erzog. In Europa hat enge Gefangenschaft eine entschiedene Einwirkung auf die Fruchtbarkeit des Huhns. Man hat in Frankroich gefunden, da.ss boi Hi.ihnorn, denen man cine botrii.chtliche Freiheit gestattet, nor zwan­ zig Procent der Eier fehlschlagen. Gestattet man ihnen weniger Freiheit, so schlagen vierzig Procent fehl, und in enger Gefangenschaft wurden von hundert Eiern sechszig nicht ausgebriitet 72. Wir sehen hleraus, dass unnatiirliche und veranderte Lebensbedingungen einige Wirkungen a.uf die Fruchtbarkeit unserer am meisten durch und durch domesticirten Thiere ii.ussern, in derselben Weise, wenn auch in einem viel geringeren Grade, als bei gefangen gehaltenen wilden Thieren.

Es ist durchaus nicht selten , gewisse mannliche und weibliche

Thiere zu finden, welche sich nicht zusammen fortpflanzen, trotzdem man von beiden weiss , dass sie mit andern Mannchen und Weibchen voll­ kommen fruchtbar sind. Wir haben keinen Grund zu vermu:then, dass dies dadurch verursacht wird, dass diese Thiere irgend einer Verlinde­ rung in ihrer Lebensweise unterworfen worden sind: solche Falle sin:d daher kaum mit unserem vorliegenden Gegenstande verwandt. Die·Ur­ sache liegt, wie es scheint, in einer eingeborenen sexuellen Unvertrag­ lichkeit des Paares, welches gepaart werden soll. Mehrere Beispiele dieser Art sind mir mitgetheilt worden von Mr. W. C. Spoon er (beka.nnt durch seine Abhandlung iiber die Kreuzzucht), von Mr. Eyton von Ey­ ton, von Mr. Wicksted und andern Zi\chtern und besonders von Mr. Waring von Chelsfield, und zwar in Bezug auf Pferde, Rinder, Schweine, Fuchshunde, andere Hunde und Tauben 73. In diesen Fallen p:flanzten sich Weibchen, welche sich entweder fri.iher oder spitter als fruchtba.r er­ wiesen, mit gewissen Mannchen nicht fort, mit denen man ganz besonders wiinschte, sie z11 paaren. Es kann zuweilen in der Constitution desWeib­ chens eine Verii.nderung eingetreten sein, ehe es zu dem zweiten MAnn­ chen gebracht wurde; in andern Fallen aber ist diese Erkliirung kaUXD. haltbar; denn ein Weibchen, von dem man wusste, dass es nicht un-

72 Bullet. de la Soc. d'Acclimat; Tom. IX, 1862, p. 380, 884.

n  Wegen der Tauben s. Dr, Chapuis, Le Pigeon Voyageur Beige,

1865, p. 66.

[page break] 18. Cap.     veril.nderter Lebensbedingungen.   219

fruchtba.r war, ist ohne Erfolg sieben- oder achtmal mit demselbenMann­ chen gepaa.rt worden, von dem man gleichfa.lls wusste, dass es vollkom­ men fruchtba.r sei. BeiXarrenstuten, welche sich zuweilen mit Hengsten reinen Blutes nicht fortpfla.nzen wollen, die sich a.her spater mit Ka.rren­ hengsten fortgepflanzt haben, ist Mr. Spooner geneigt, das Fehlschlagen . der ersten Verbindung der geringern sexuellen Kraft des Rennpferdes zuzuschreiben. Ich ha.be a.ber von dem grossten Ziichter von Rennpferden heutigen Ta.ges, durch Mr. W a.ring gehort, da.ss ,,es haufig eintritt, da.ss eine Stute mehrema.le :wahrend eines oder zweier Jahre zu einem be­ sonderen Hengste vo:il a.nerka.nnter Kraft gebracht wird und sich doch a.ls unfruchtba.r erweist, wahrend sich die Stute spitter mit irgend einem andern Pferde sofort fruchtba.r begattete". Diese Thatsachen sind der

:Mittheilung werth, da sie, wie so viele vorausgehende Thatsachen, zei­ gen, von welchen unbedeutenden constitutionellen Verschiedenheiten die Fruchtbarkeit eines Thieres oft abhangt.

Sterilitii.t bei Pflanzen in Folge verii.nderter Lebens­ bedingungen und aus andern Ursachen.

    In dem Pflanzenreich kommen Fii.Ile von Unfruchtbarkeit hii.ufig vor, analog mit denen, die im Vorstehenden vom Thierreich mitge­ theilt wurden. Der Gegenstand wird aber hier durch mehrere Um­ stii.nde verdunkelt, die sofort erortert werden soilen; nii.mlich die Contabescenz der Antheren, wie Gartner efoe gewisse Affection genannt hat, - Monstrositii.ten, - das Gefiilltsein der Bluthen, - sehr vergrosserte Friichte - und Iange fortgesetzte oder excessive Vermehrung durch Knospen.

    Es ist .notorisch, dass viele Pflanzen in unsern Garten und Warm­ hausern, trotzdem sie in der vollkommensten,, Gesundheit erhalteu wer­ den, selten oder niemals Samen produciren. !eh beziehe mich hior nicht auf Pfla.nzen, welche in Blatter treiben, weil sie zu feucht oder zu warm gehalten oder zu reich gediingt werden; denn diese produciren das re­ productive Individuum oaer die Bliithe nicht und darnach kann der Fail vollstandig verschieden sein. Auch beziehe ich mich nicht auf Friichte, welche aus Mangel an Warme nicht reifen, oder welche faulen in Folge zu grosser Feuchtigkeit. Aber viele exotischePfla.nzen, derenEichen und Pollen vollkommen gesund erscheinen, setzen keinen Sa.men a.n. Wie ich aus meiner eigenen Beobachtung weiss, ist die Unfruchtbarkeit in vielen Fallen einfach die Folge der Abwesenheit der richtigen Insecten, welche

   

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den Pollen zum Stigma befordern sollen. Wenn wir aber die verscbiede­ nen, eben speciell angefiihrten Fiille ausschliessen, so gibt es noch viele Pflanzen, bei denen das Reproductivsystem durch die veranderten Le­ bensbedingungen, denen sie ausgesetzt worden sind, ernstlich afficirt wurde.

   Es wiirde langweilig sein, hier in viele Details noch einzugehen; L inn e hat schon vor langer Zeit beobachtet 7 4, dass alpine Pflanzoo,

trotzdem sie im natiirlichen Znstande mit Samen iiberladen sind, bei der Cultur in Garten entweder wenig oder keinen Samen prodnciren. Ausnahmen kommen aber ofter vor : die Draba sylvestris, eine nnserer entschiedensten alpinen Pflanzen , pflanzt sich in Mr. H. C. W at son's Garten in der Nahe von London durch Samen fort, und Kerner, welcher der Cultur von Alpenpflanzen besondere Aufmerksamkeit geaeheokt hat, fand, dass verschiedene Sorten, wenn sie cultivirt wurden, sich spon­ tan aussii.ten 75. Viele Pflanzen, welche in der Natur in Torferde wach­ sen , sind in unsern Garten vollstandig steril. Ich habe dieselbe That­ sache bei mehreren lilienartigen Pflanzen bemerkt, welche trotzdem· krl!.f­ tig wuchsen.

    Zu viel Dtingung macht einigo Arten vollig steril, wie ich selbst beobachtet habe. Die Neigung zur Sterilitat aus dieser Ursaehe geht durch Familien. So ist es nach Gii.rtn er 76 ka.um moglich, den meisten Gramineen , Cruciferen und Leguminosen zn viel Dungung zu geben , wahrend saftige und zwiebelwurzlige Pflanzen leicht afficirt war­ den. Ausserste Armuth des Bodens ist weniger geneigt, Unfruchtbarkeit

hervorzubringen, aber zwerghafte Pflanzen von Trif olium minus und

repens, die auf einer oft gemahten und nie gediingten Waldwiese wuch­

sen, producirten keinen Samen. Die Temperatur des Bodens und die Zeit, zu welcher die Pfla.nzen bewii.ssert werden, haben oft eine nachweisbare Wirkung auf ihre Fruchtbarkeit, wie Ko1 re u ter bei Mirabilia beob­ a.chtete77. Mr. Scott im botanischen Garten zu Edinburgh beobaehtete, dass Oncidium divaricatum keinen Samen ansetzen wollte, wenn es in

1. Acta Holm. Vol. I , 1739, p. 3. Pa 11 as macht dieselbe Bemer­

kung in seinen Reisen (Engl. Ubersetz. Vol. I, p. 292).

   15 A. Kerner, DieCultur der Alpenpflanzen, 1864, p.139; Watson's Cybele Britannica. Vol. I, p. 131. Auch D. Cameron bat ttber dieCultur von Alpenpfianzen geschrieben, in: Gardener's Chronicle, 1848, p. 26S, 268, und erwii.hnt einige wenige, welche Samen tragen.

16 Beitrage zur Kenntniss der Befruchtung, 1844, p. 883.

11 Nova Acta. Petropol., 1793, p. 391.

[page break] verli.nderter Lebensbedingungen. 221

einem Korbe wuchs , in welchem es gedieh, dass es aber fii.hig war be­ fruchtet zu werden, wenn es in einem Topfe wuchs, wo es etwas feuchter war. Pelargonium fulgid,um trug viele Jahre nach seiner Einfiihrung reichlich Samen; dann wurde es unfruchtbar; jetzt ist es fruchtba.r 78, wenn man es wahrend des Winters an einem trocknen warmen Ort halt. Andere Varietaten von Pelargonium sind steril und andere fruchtbar, ohne da.ss wir im Stande wii.ren, irgend eine Ursache anzufiihren. Sehr unbedeutende Verii.nderungen in der Stellung einer Pflanze, ob sie auf einem Hiigel.oder an seinem FnBs gepflanzt wnrde, bringt zuweilen die ganze Differenz hervor in Bezug auf das Tragen von Samen. Die Tem­ peratur hat offenbar einen viel ma.chtigeren Einflnss auf die Fruchtbar­ keit der Pflanze al!l auf die der Thiere. Trotzdem ist es wnnderbar, was fur Veranderungen einige wenige Pflanzen mit unveranderter Fruchtbar­ keit aushalten: So sat sich die Zephyranthes candida, eine eingeborne Form der massig warmen Ufer des La Plata, in dem warmen trocknen Lande in der Nii.he von Lima. aus, und in Yorkshire widersteht sie den strengsten Frosteh; und ich habe Sa.men gesehen, welcher ans Schoten genommen war, die drei Wochen lang mit Schnee bedeckt waren 79.· Berberis walUchii von dam heissan Bargzuge der Khasia in Indian wird von unsern scl;lalfstan Frosten nicht verlatzt und reift ihre F.rllchte in unserm kiihlen Sommer. Nichtsdestoweniger vermuthe ich, dass wir die Unfruchtbarkeit vieler auslandischen Pfl.anzen einor Veranderung des Climas zuschreiben mO.ssen. So produciren der persische und chinesische Hollunder (Syringa persica und chinensis), trotzdem sie vollig kraftig sind, hier niemals einen Sa.men; der gemeine Hollunder (8. vulgaris)

tra.gt bei uus mii.ssig guten Sa.men, aber in einigen Theilen von Deutsch- land enthalten die Kapseln uiemals Sa.men 80.   ·

    Einige der im letzten Capitol angefo.hrten Fallo von selbst-impoten­ ten Pfl.anzen, welche sowohl auf der weiblichen als mannlichen Seite fruchtbar sind, wenn sie mit distincten Individuen oder Arten begattet werden, kl:lnnten hier noch angefilhrt warden ; denn da diese eigenthO.m­ liche Form der Sterilitat allgemein bei e:x:otischen Pflanzen oder bei en­ demischen Pfl.anzen, die in Topfen cultivirt warden, eintritt, und da sie bei der Passifl,ora alata nach der Pfropfung verschwand, so kllnnen wir schliessen, dass sie in diesen Fallen das Resultat der Beha.ndlung ist, welcher die Pfl.anzen oder deren Eltern ausgesetzt gewesen waren.

n  Cottage Gardener, 1856, p. 44, 109.

'9 Herber.t, Amaryllidaceae, p. 176.

l'() Ga rt n er, Beitrage zur Kenntniss der Befruchtung, p. 560, 564.

[page break] 222     Unfruchtbarkeit in Folge verli.nderter Lebensbedingungen. 18: Cap

   Dass Pflanzen in ihrer Fruchtbarkeit durch unbedeutende VerAnde­ rungen der Lebensbedingungen afficirt werden Mnnen, ist um so :oierk;. wiirdiger , als der Pollen, wenn er einmal im Process der Bildung be­

griffen ist, nicht leicht verletzt wird.  Eine Pflanze kann umgesetzt war­

den oder ein Zweig mit Bliithenknospen kann abgeschnitten und in Wasser gesteckt werden und doch wird der Pollen reif. Auch kann der Pollen, wenn er einmal reif ist, Wochen oder selbst Monate lang aufbe­ wahrt werden 81. Die weiblichen Organe sind sensitiver; denn GA rtn er 82 fa.nd, dass dicotyledone Pflanzen selten befruchtet werden konnten, wenn man sie auch noch so sorgfii.ltig versetzte, so dass sie nicht im mindeaten welkten; dies ereignete sich selbst bei eingetopften Pflanzen, wenn die Wurzeln durch das Loch im Boden gewachsen waren. In einigen weni­ gen Fallen indess, wie bei Digitalis, verhinderte das Umsetzen die Be­ fruchtung nicht; und zufolge des Zeugnisses von Ma wz wurden die Samen von Brassica rapa, wenn sie mit den Wurzeln ausgezogen und in Wasser gestellt wurden, reif. Auch producirten Bliithenstengel mehrerer

monocotyledonenPflanzen, wenn sie abgeschnitten und inWasser-gesteckt wurden, gleichfalls Sa.men. In diesen Fallen vermuthe ieh aber, dass die Bliithen bereits befruchtet worden waren; denn Her be rt 83 fand beim Crocus, dass die Pflanzen entfernt oder verstiimmelt werden konnten nach dem Acte der Befruchtung und doch ihre Sa.men vnllig ausbildeten; dass aber, wenn sie versetzt wurden, ehe sie befruchtet waren, das Bin­ bringen von Pollen wirkungslos war.

   Pflanzen, welche lange cultivirt worden sind , Mnnen meist mit un­ verminderter Fruchtbarkeit verschiedene und bedeutende Verandernngen iiberdauern, aber in den meisten Fallen keine so grossen Verlindernngen im Clima als domesticirte Thiere. Es ist merkwiirdig, dass viele Pfianzen unter solchen Umstii.nden so bedeutend afficirt werden, dass die Propor­ tionen und die Art ihrer chemischenBestandtheile modificirt warden und da.ss trotzdem ihre Fruchtbarkeit nicht beeintrachtigt wird. So besteht, wie mir Dr. Falconer mittheilte, eine grosse Verschiedenheit in dem

Character der Ha.nffa.ser, in der Qua.ntita.t von 01 in dem Sam.en von

.Linum, in der Proportion von Narcotin zum Morphium im Mohn,·vom Kleber zurStarke im Weizen - wenn diesePflanzen in den Ebenen und auf den Bergen von lndien cultivirt werden. Nicht.sdestoweniger·bleiben sie alle vollkommen fruchtbar.

81 Gardener's Chronicle, 1844, p. 216, 1860, p. 470.

82 Beitr e zur Kenntniss der Befruchtung etc., p. 262, SSS.

n    Journal of Horticult. Soc. Vol. II, 1847, p. SS.

[page break] 18. Cap.     Contabescenz der Antheren.     223

   Contabescenz. - Gartner hat mit diesem Ansdruck einen eigenthilmlichen Zustand der Antheren in gewissen Pflanzen bezeichnet, in denen sie verschrumpft oder braun und zahe werden und keinen guten Pollen enthalten. In diesem Zustande gleichen sie vollkommen den An­ theren der meisten sterilen Ba.etarde. Gartner 84 hatin seiner Erortes rung iiber diesen Gegenstand gezeigt, dassPflanzen.a.us vielen Ordnungen gelegentlich in dieser Weise afficirt warden. Aber die Oaryophyllaceen und Liliaceen leiden am meisten und ich glaube, diesen Ordnungen soll­ ten die Ericaceen noch hinzugeftigt warden. Die Contabescenz variirt dem Grade nach, aber an ein und derselben Pflanze sind alle Bliithen meist in nahezu derselben Ausdehnung afficirt. Die Antheren warden zu

einer sehr friihen Perio<le in derBliithenknospe afficirt und hleiben wliih­ rend des Lebens derPflanze (mit einer beschrjebenenAusnahme) in dem­ selben Zustande. Die Affection kann durch keine Veranderung der Be­ handlung geheilt werden.und wird durch Senker, Ableger und sofort und vielleicht selbst durchSamen fortgepflanzt. In contabescirendenPflanzen warden die weiblichen Orgo.ne selten afficirt oder werdeli in ihrer Ent­ wickelung nur friihreif. Die Ursache dieser Affection ist zweifelhaft und ist in verschiedenen Fallen verschieden. Bis ich Ga.rtner's Erorte­ rungen gelesen hatte, schrieb ich dieselbe, wie es auch Ga rtn e.r that, der unnatiirlichen Behandlung der Pflanzen zu, aber ihr Bestehenbleiben unter veranderten Bedingungen und der Umstand, dass die weiblichen Organe nicht afficirt werden, scheint mir mit dieser Ansicht unvertraglich zu sein. Auch scheint die 'l'hatsache, dass mehrere endemische Pflanzen in unsern Garten contabescirend werden, auf den ersten. Blick gleichfalls mit dieserAnsicht unvertriiglich zu sein. Kolreuter glaubtindess, dass die Affection das Resultat ihrer Umpflanzung ist. Die contabescirendenPflan­ zen v_on Dianthus und Verbascum, die Wiegmann wild fand, wuchsen auf einem trockenen und sterilen Hugel. Die Thatsache, dass exotische Pflanzen dieser Affection ausserst unterworfen sind, scheint auch darauf

hinzuweisen, dass sie in einer gewissen Weise durch ihre unnatiirliche Behandlung verursacht wird. In manchen Fallen, wie bei Silene, scheint Ga rt n er 's Ansicht am wahrscheinlichsten zu sein, dass namlich die Affection durch eine inharente Neigung der Species diocisch zu werden, verursacht wird. Ich kann noch eine andere Ursaohe hinzufiigen, namlich die illlegitimen Begattungen wechselseitig dimorpher oder trimorpher

   H Beitrage zur Kenntniss etc., p. 117 u. fl.gd. Ko I r (I ut er , Zweite Fortsetzung, p. 10, 121. Dritte Fortsetsung, p. 67. Herbert, Amarylli. daceae, p. 355.  Wiegmann , Uber die Bastarderzeugung, p. 27.

  

[page break] 224     Unfruchtbarkeit bei Monstrositaten. 18. Cap.

Pflanzen ; denn ich habe Samlinge von drei Species von Primtila und von Lythrum salicaria beobachtet, welche von Pflanzen erzogen waren, die illegitim durch den Pollen ihrer eigenen Form befra.chtet waren, und welche einige oder alle Antheren in einem contabescirenden Zll8tande hatten. Es gibt vielleicht noch eine weitere Ursache, namlich Selbstbe­ fruchtung; denn viele Pflanzen von Dia,nthus und Lobelia, welche aus selbstbefruchtetem Samen erzogen worden waren, hatten ihreAntheren in diesem Zustande. Diese Fii.lle sind aber nicht conclusiv, da beide Genera a.us andern Ursachen dieser Affection sehr a.usgesetzt sind.

   Es kommen auch Fa.He von einer entgegengesetzten Na.tur vor, wo nii.mlich Pflanzen in ihren weiblichen Organen vun Sterilitii.t befallen sind, wahrend die mannlichen Organe vollkommen bleiben. DiantMIB japonicus, eine Passiflora und Nicotiana sind von Gartner 86 in die­ sem ungewohnlichen Zusta.nde beschrieben worden.

Monstrositaten a.ls eine Ursache der Unfruchtbarkeit.

- Bedeutende Structurabweichungen, selbst wenn die Reproduotions­ organe nicht selbst ernstlich afficirt sind, sind zuweilen die Ursache, d&ss Pflanzen steril warden. In andern Fallen aber k!innen Pflanzen bis m einem ausserordentlichen Grade monstros werden und doch ihre voile Fruchtba.rkeit beibehalten. G a11e s i o , welcher sicher grosse Erfah­ rungen besass 86, schreibt die Unfruchtbarkeit oft dieser Ursaohe zn;

man darf indess vermuthen, dass in einigen von seinen Fallen die Un­

fra.chtbarkeit die Ursache und nicht das Resultat des monstr0sen Waohs­

thums war. Der merkw1irdige St. Valery-Apfel producirt selten Samen,

trotzdem er Frilchte tragt.    Die wunderbar anomalen Bliithen von

Begonia frigida, die friiher beschrieben wurden, sind, obschon sie mr

Fructification passend zu sein scheinen, steril 87. Species von Primula, bei denen der Kelch hell gefiirbt ist, sollen 88 oft steril sein, obgleich ich erfahren ha.be , dass sie fruchtbar sind. Andererseits fllhrt Ver lot mehrere Fiille von proliferirenden Blilthen an, welche durch Samen fortgepflanzt werden konnen. Dies war der Fall mit einem Mohne, wel­ cher durch Vereinigung seiner Kronenbliitter monopetal geworden war so. Ein anderer ungewohnlicher Mohn, dessen Staubfaden durch za.hlreiche

85 Bastarderzeugung, p. 356.

86 Teoria della Riproduzione, 1816, p. 84. Traite du Citrus, 1811,

p. 67.

87 C. W. Crocker, in: Gardener's Chronicle, 1861, p. 1092.

88 Ve rl o t, Des Variates, 1865, p. 80.

89 V erl o t, ebenda p. 88.

[page break] 18. Cap.     Gef!lllte Blitthen.  225

kleine supplementare Kapseln ersetzt waren, pflanzte sich gleichfalls durch Samen fort. Dies ist auch bei einer Pflanze von Sateifraga geum vorgekommen, bei Welcher eine Reihe ilberzahliger Carpelle, die an ihren Randern Eichen trugen, zwischen den Staubfaden und den nor­ malen Fruchtblattern sich entwickelt ha.tte 90. Was endlich die pelori­ schen Bluthen betrifft, die so wunderbar von ihrem nati1rlichen Bau ab­ weichen, so scheinen die von .Lmaria vulgaris allgemein mehr oder weniger steril zu rein, wahrend die frilher beschriebenen von Anti"hi­ num majus, wenn sie init ihrem eigenen Pollen kunstlich befruchtet werden, vollkommen fruchtba.r sind, obgleich sie steril sind, wenn sie sich selbst ilberla.ssen bleiben; denn die Bienen sind nicht im Stande, in die engen Bliithenrllhren hineinzukriechen. Die pelorischen Bliithen von OorydaUs soUda sind God ro n 91 zufolge nnfruchtba.r, wahrend man von denen der Gloxinia sehr wohl weiss , da.ss sie reichlich Sa.men erge­ ben. In unsern Gewachshaus.Pelargonien wird oft die centrale Blilthe der Trugdolde pelorisch, und Mr. Masters theilt mir mit, dass er wii.h­ rend mehrerer Jahre vergeblich versucht habe, von diesen BIii.then Samen zu erlangen. Auch ich machte viele vergebliche Versnche; es gelang mir aber zuweilen, sie mit dem Pollen einer normalen Bliithe einer andern V a.rietat zu befruchten. Und umgekehrt befruchtete ich mehrere Ma.le gewOhnliche Bliithen mit peloriscbemPollen. Nu-r einma.l glii.ckte es mir, eine Pflanze aus einer pelorischen· Bliithe zu erziehen, die mit Pollen von einer andern pelorischen Bluthe, welche von einer andern Varietat ge­ tragen wurde, befruchtet wurde. lch will aber hinzufilgen, dass die Pflanze in ihrer Structur nichts Eigenthiimliches darbot. Wir kllnnen hieraus schliessen, da.ss sich keine a.llgemeine Regel aufstellen lasst; a.ber jede grosse Abweichung von der norma.len Structur, selbst wenn die Reproductionsorgane nicht selbst ernstlich afficirt sind, fiihrt sicher oft zu einer geschlechtlichen lmpotenz.

   Gefilll te Blii then. - Wenn die Staubfaden in Kronenblatter umgewa.ndelt werden, so wird die Pfl.a.nze auf der mannlichen Seite steril. Wenn sowohl Staubfitden als Pistille in dieser Weise verandert werden, so wird die Pfl.a.nze vollkommen unfruchtba.r. Symmetrische Blilthen,

   90 Prof. A 11man, Brit. Associat. , citirt in: The Phytologist. Vol. II, p, 483. Nach der Autoritat des Mr. Andrews, welcher die Pflanze ent. deckte, theilte mir Prof. Harvey mit, dass diese Monstrositat durch Sa.men fortgepfl.anzt werden konnte. In Bezug au£ den Mohn s..Prof. GO pp er t, citirt in: Journal of Horticulture, l. Juli 1863, p. 171.

91 Comptes rendus, Dec. 19. 1864, p. 1039.

DARWIN, Varllren II. 15

[page break] 226     Unfruchtbarkeit

welche zahlreiche Staubfaden und Kronenblii.tter haben, sind dem Gefllllt­ werden am meisten ausgesetzt, was vielleicht daraus folgt, daas alle in einer Vielzahl vorhandenen Organe der Variabilitii.t am meisten unt.er­

worfen sind.  Aber es werden Bliithen, die nur mit wenig StaubfAden

versehen sind, ebenso wie andere, welche in ihrer Structur asymmetrisch sind, zuweilen gefiillt, wie wir es bei dem gefiillten me111, Petut,ria und Antirrkinum gesehen haben. Die Compositen tragen in Folge der ab­

normen Entwickelung der Corolle ihrer centralen Blilthchen sogenannte gefiillte Bliithen. Das Gefiilltsein steht zuweilen in Verbindung mit Prolification 92 oder dem fortgesetzten Wachsthum der Blilthenaxe. Dae Gefiilltsein wird streng vererbt. Niemand hat, wie Lindley bemerk:t 93,

gefiillte Bli.ithen erzeugt, dadurch, dass er das gesunde Wachsthmn der

Pfl.a.nze forderte; im Gegentheil begiinstigen unnaturliche Lebensbedin­ gungen ihr Auftreten. Wir haben Grund zur Annahme, dass viele J&hre aufbewahrte Samen, und Sa.men von denen man glaubt, dass sie unvoll­ kommen befruchtet wa.ren, gefiillte Bliithen viel reichlicher gaben, &la frischer und vollkommen befruchteter Samen 94. Lange fortgesehte Cultur in reichem Boden scheint die haufigste reizende Ursache zu sein·. Man hat beobachtet, dass ein gefiillter Narcissus und eine geftlllte .Att­ tkemis nobilis, die in sehr armen Boden umgepflanzt wnrde, -einfaeh wurde 95; und ich habe gesehen, dass eine vollkommen gefiillte weisse. Primel permanent einfach gemacht wurde, da.durch, dass sie getheilt und, wahrend sie in voller Bliithe stand, umgepflanzt wurde. Professor Morren hat beobachtet, dass das Gefiilltsein der Bl1ithen und da.s Ge­ flecktsein der Blatter antagonistische Zustii.nde sind. Es sind aber neuer­ dings so viele Ausna.hmen von dieser Regel beschrieben worden 96, dass man sie, wenn sie auch allgemein ist, nicht als unabanderlich annehmen kann. Das Geflecktsein scheint im Allgemeinen das Resultat eiQ.es schwachen und atrophischen Zustandes der Pflanze zu sein und ein· grosser Theil der Samlinge , die von Eltem erzogen wurden, welohe

92 Gardener's Chronicle, 1866, p. 681.

93 Theory of Horticulture, p. 838.

   114 Mr.Fairweather in: Transact. Horticult. Soc. Vol ill. p. 406. Bosse, citirt von Bronn, Geschichte der Natur. Bd. II, p. 77. "Ober die Wirkung der Entfernung der Antheren s. Leitner in Silliman's Ame­ rican Journ. of Science. Vol. XXIII, p. 47; und Verlot, Des V

1865, p. 84.

95 Li n d Ie y , Theory of Horticulture, p. 338.

   96 Gardeners Chronicle, 1865, p. 626, 1866, p. 290, 730; und Verlot. · Des Varietes, p. 75.  ·    '

  

[page break] 18. Cap.     bei gefttllten Blilthen     227

beide gefleckt waren, gehen gew1lhnlich in einem frilhen Alter zu Grunde. Wir konnen hieraus vielleicht schliessen, dass das GeftHltsein, welches der antagonistische Zusta.nd ist, gew1lhnlich aus einem plethorischen Zu­ stande entsteht. Andererseits scheint zuweilen, wenn auch selten, ein ausserst armer Boden das Gefiilltsein zu verursachen. Ich ha.be frilher 97 einige vollstandig gefiillte, knospenartige, in grosser Anzahl von ge­ drungenen wilden Pfla.nzen von Gentiana amarella producirte Bliithen beschrieben , die auf einem armen kalkigen Boden wuchsen. lch babe auch eine bestimmte Neigung zum Gefiilltsein bemerkt bei den Blilthen eines Ranunculus, einer Rosskastanie und einer Blasen-Nuss (Ranim­ culus.repens, Aesculus paria und Staphylea), welche a.lle unter sehr ungiinstigen Bedingungen wuchsen. Professor L eh m an n 98 fa.nd mehrere wilde in der Nahe einer warmen Quelle wachsende Pflanzen mit gefiillten Blilthen. In Bezug auf die Ursache des Gefill.ltseins, wel­ ches, wie wir sehen, unter so verschiedenen Umstanden a.uftritt, werde ich sofort zu zeigen versuchen, da.ss die wa.hrscheinlichste Ansicht die

ist, da.ss unnatfirliche Bedingungen zuerst eine Neigung zur Unfrucht­

barkeit veranlassen und dass dann nach dem Princip der Compensation, weil die Reproductionsorgane nicht ihre eigenen Functionen erfiillen, di1:1se entweder in Kronenblatter entwickelt werden, oder dass sich ilber­ zahlige .Kronenblatter· bilden. Diese Ansicht ist neuerdings von Mr. Laxton 99 unterstiitzt worden, welcher den Fall von mehreren gemeinen Erbsen vorbringt, welche nach lange andauerndem Regen ein zweites Mal blii ten und gefilllte BHithen prodncirten.

   Samenlose Fri\chte. -  Viele unserer schatzbarsten Frilchte sind, obschon sie im Sinne einer Homologie der 'l'heile a.us sehr verschie­ dene Organen abstammen, entweder vollig unfruchtbar oder produciren ausserst wenig Samen. Dies ist notorisch der Fall bei unsern besten Birnen, Tra.uben und Feigen, bei der Ananas, der Banane, dem Brod­ baum, der Granate, der Azarole, der Dattelpalme und einigen Gliedern der Ora.ngengruppe. Geringere Varietaten dieser Frilchte ergeben ent­ weder gew1lhnlich oder gelegentlich Sa.men 100. Die meisten aGarten-

   97 Gardener's Chronicle, 1843, p. 628. In diesem Artikel stellte ich die folgende Theorie des Gefillltseins der Blilthen auf.

9 Citirt von G ll.rt ner, Bastarderzeugung, p. 567.

99 Gardeners Chronicle, 1866, p. 901.

  100 Lindley, Theory of- Horticulture, p. 175-179; Godron, De l'Espece. Tom. I. p. 106. Pickering, Races of.Man. GaHesio, Teoria della Riproduzione, 1816, p, 101-110. Me yen (Reise um die Erde. Th. 2,

15 *

[page break] 228     Unfruchtbarkeit in Folge  18. Cap.

zuchter betrachten die bedeutende Grosse und anoma.le Entwickelung der Frucht als die Ursa.che und die Unfruchtbarkeit a.ls das Resultat. Die umgekehrte Ansicht ist aber, wie wir sofort sehen warden, wahr­ scheinlicher.

   Unfruchtbarkeit in Folge der excessiven Entwicke­ lung der Wa.chsthums- oder Vegetationsorgane. -Pflanzen, welche aus irgend welcher Ursa.che zu fippig wa.chsen undBlatter, stamme, Auslaufer, Ableger, Knollen, Zwiebeln u. s. w. im Excess produciren, bluhen zuweilen nicht, oder ergeben, wenn si.e bluhen, keinen Samen. Um europaische Gemfisearten unter dem heissen Clima. Indians da.zu 1u bringen, Samen zu tragen, ist es nothwendig ihr Wa.chsthum a.ufzuhalten; wenn sie ein Drittel hoch gewachsen sind, werden sie hera.usgenommmen und ihr Stamm und ihre Pfahlwurzeln warden durchgeschnitten oder ver­ stummelt 101. So ist es auch bei Ba.starden. Professor Le coq 162 hatte

z.B. drei Pflanzen von Mirabilis, welche vollkommen steril waren, trotz­

dem sie uppig wuchsen und blfihten. Nachdem er sie aber mit dem Stocke a.bgeschlagen hatte, bis nur noch wenige Zweige ilbrig blieben, erga.ben sie sofort guten Sa.men. Das Zuckerrohr, welches kraftig wll.cbst nnd eine grosse Zahl sa.ftiger Stamme producirt, tragt doch verschiede­ nen Beob achtungen zufolge in Westindien, Malaga, Indian, Cochinchin& oder dem malayischen Archipel niemals Sa.men 103. Pfl.a.nzen, welche eine grosse Anzahl von Knollen produciren, sind gern steril, wie es in einer gewissen Ausdehnung bei der gemeinen Ka.rtoffel eintritt, und Mr. Fortune theilt mir mit, dass die susse Kartoffel (Convo'lvulus Batatas) in China, soviel er gesehen hat, niemals Sa.men ergibt. Dr. Royle be­ merkt 104, da.ss in Indien die Agave vivipara, wenn sie in reiehem Bo­ den wachst, unveranderlich Zwiebeln a.her keinen Sa.men producirt, wil.h­ rend ein armer Boden und eintrocknes Clima zum entgegengesetztenResoltat

p. 214) gibt an, dass in Manilla eine Varietat der Batate voller Samen werde, und Chamisso (Hookers Botan. Miscell. Vol. I, p. 810) beschreibt eine Varietat der Brodfrucbt auf den Marianen-Inseln mit kleinen Frttchten, welche haufig vollkommene Samen enthalten. Burnes ftibrt den Umstand, dass in Mazenderan der Granatbaum Samen producire, als merkwiirdige Eigen­ thiimlichkeit an.

101 Ing!edew, in: Transact, of. Agricult. and Horticult. Soc. of lnclia.

Vol. II.

102 De la Fecondation, 1862, p. 808.

103 Hooker's Botan. Miscell. Vol. I, p. 99. Gallesio, Teoria dell&

J;tiproduzione, p. 110.

104 Transact. Linn. Soc.  Vol. XVII, p. 563.

[page break] 18. Cap.     der Weiterentwickelung der vegetativen Organe.  229

fiihren. Mr. Fortune zufolge entwickelt sich in China eine ausserordent­ liche Za.hl kleiner Zwiebeln in den Blatta.xeln des Ya.ms, und diese Pflanze tragt keinen Sa.men. Obin diesenFallen, wie bei den gefiillten Bliithen und den samenlosen Friichten die gesehlechtlicheSterilitat in Folge veranderter Lebensbedingungen die primare Ursache ist, welche zu der excessiven Entwickelung der Vegefatiorisorga.ne fiihrt, ist zweifelhaft. Doch lassen sich einige Zeugnisse zu Gunsten dieser Ansicht a.nfiihren. Vielleicht ist es eine wabrschainlichere Ansicht, dass Pflanzen, welche sich nach der einen Methode reichlich fortpflanzen (namlich durchKnospen), nicht hin­ reichende Lebenskra.ft oder organisirte Substanz·fiir die andere Methode der sexuellen Zeugung ·besitzen.

    Mehrere ausgezeichnete Botaniker und gute pra.ctische-Beurtheiler glauben, dass lange fortgesetzte Fortpflanzung durch Senker, Laufer, Knollen, Zwiebeln u. s. f. und zwar unabhangig von irgend welcher exces­ siven Entwickelung dieser Theile die Ursache davon ist, dass viele Pflan­ zen keine Bliithen produciren, und dass andere keine fruchtbaren Bliithen produciren, - es ist, als batten sie die Gewohnheit ·einer geschlecht­ lichen Zeugung verloren 105. Dass viele Pflanzen steril sind, wenn sie auf diese Weise fortgepflanzt werden, lasst sich nicht bezweifeln; ob aber die lange Fortdauer dieser Fortpflanzungsform die wirkliche Ur­ sache ihrer Sterilitat ist, dariiber will ich wegen des Mangels hiureichen­ der Beweise keine Meinung auszusprechen wagen.

   Dass Pflanzen fiir lange Zeitraume durch Knospen fortgepflanzt werden konnen ohne dieH11lfe eiuer sexuellen Zeugung, konnen wir sicher da.raus schliessen, dass es bei vielen Pflanzen der Fall ist, welche in einem Naturzusta.nde lange leben geblieben sein miissen. Da ich vorhinVeran­ la.ssung ha.tte, a.uf dieRen Gegensta.nd hinzuweisen, will ich hier solche Falle mittheilen, wie ich sie gesammelt habe. Viele alpine Pflanzen steigen an Bergen iiber die H!lhe, a.uf welcher sie Sa.men produciren k!ln­ nen 106. Gewisse Arten von Poa und Festuca pflanzen sich, wenn sie a.ufbergigen Weiden wachsen, wie ich von Mr. Bentham bore, fast ausschliesslich durch Zwiebeln fort.Ka.Im fiihrteinen noch merkw1lrdigeren

   ios Godron, De I'Espece. Tom. Il, p. 106. Herbert, on Crocus, in: Journal of Horticult. Soc. Vol. I, 1846, p. 254. Nach dem , was Dr. W ig h t in Indien gesehen hat, glaubt er an diese Ansicht : Madras Journal of Liter. and Science. Vol. IV, 1886, p. 61.

   106 Wahlenberg ftthrt acht Species lappll!.ndischer Pfianzen in diesem Zustande an: s. Appendix to Linnaeus' Tour in Lappland. Trans­ lated by Sir J. E. Smit h. Vol. II, p. 274-280.

  

[page break] 230     Unfruchtbarkeit.     18. Cap

Fall 1°7 von mehreren amerikanischen Bii.umen an, welche in Marsch-. lii.ndern oder in dichten Wii.ldern so reichlich wachsen, da.ss sie sicher derartigen Standortern gut angepasst sind ; und doch produciren sie k&um je Sa.men. Wachsen sie zufiillig an dem Aussenrande des Marschlandes oder des Waldes, so sind sie mit Samen iiberladen. Der gemeine Epheu wird zwar im nordlichsten Schweden nnd Russland gefnnden, bliiht abei· und trii.gt Friichte nur in den siidlichen Provinzen. Der .A.cm-us calamu.s breitet sich iiber einen grossen Theil der Erde ans , a.her zeitigt seine Friichte so selten, dass diese nur von wenigen Botanikern gesehen wor­ den sind 108. Das Hypericum calycinum, welches sich in nnsern striu­ chern so reichlich durch Rhizome fortpflanzt und in Irland naturalisirt ist, bluht profus, setzt aber keinen Samen an. Auch setzte es keinen an, a.ls es in meinem Garten mit Pollen von Pflanzen befrnchtet wurde, die in einer grossen Entfernnng wnchsen. Die Lysimachia nummularia, welche mit langen Auslii.ufern versehen ist, producirt so selten Samen­ kapseln, dass Prof. Dec ai s n e 109, welcher der Pflanze besondere Auf­ merksamkeit geschenkt hat, sie niemals in Frncht gesehen hat. Die Oarea: rigida reift hiinfig ihren Sa.men nicht in Schottland, Lappland, Gronland, Deutschland und Newhampshire in den Vereinigten Staaten no. Das Immergriin ( Vinca minor), welches sich bedentend durch Ansla.ufer verbreitet, soll in England kaum je Friichte prodnciren 111, doch bedarf diese Pfla.nze Insectenhiilfe zu ihrer Befrnchtnng nnd ml}glicherweise fehlen hier die rechten Insecten oder sind selten. Die Jussiaea grandi­ fiora ist im siidlichen Frankreich na.turalisirt worden nnd hat sich durch ihre Rhizome so extensiv verbreitet, dass sie das Beschiffen der Gewlisser hindert, producirt aber niemals fruchtbaren Samen 112. Das Uffelkraut (Oocklearia armoracia) verbreitet sich hartnii.ckig und ist in verschiede­ nen Theilen von Europa naturalisirt worden; trotzdem es Bliithen tragt, prodnciren diese selten Samen. Auch theilt mir Professor Caspary mit,

107 Travels in North-America. Engl. Translat. Vol. Ill, p. 176.

   108 In Bezug auf den Epheu und Acorua s. Dr. Bromfield in: The Phytologist. Vol. III, p. 376. s. auch Lindley und Vaucher flben den Acorua.

   109 Anna.Jes des Science natur. 3. Ser. Zoolog. Tom IV, p. 280. Prof. Decaisne fl.ihrt noch analoge Fi!.lle von Moosen und Flechten in der Nlthe von Paris an. ·

   uo Mr. Tuckerman, in: Silliman's Americ. Journ. of Science. VoL XLV, p. 41.

m    Sir J. E. Smith, English Flora.  Vol. I, p. 339.

u2 G. Planchon, _Flora de Montpellier, 1864, p, 20.

[page break] Cap.    Unfruchtbarkeit.     231

dass er diese Pflanze seit 1851 beobachtet, _dass er sie aber nie be­ fruchtet gesehen hat-; auch ist es nicht 1iberraschend, da er kaum ein gutes Pollenkorn findet. Der gemeine kleine Ranunculus vicaria tragt · in England, Frankreich oder der Schweiz selten und Manche sagen nie­ mals Samen; im Jahre 1863 habe ich aber an mehreren in der Niihe meines Hauses wachsenden Pfianzen Samen beobachtet. Mr. Cha tin zufolge gibt es zwei Forman dieses Ranunculus und es ist die bulbi

ferirende Form, welche keinen Samen ergibt, well sie keinen Pollen pro­ ducirt us. Andere mit dem Vorstehenden ana.loge Falle konnten noch mitgetheilt werden. So sind z. B. einige Sorten von Moosen und Flechten nie in Frankreich fructificirend gesehen worden.

    Einige dieser endemischen und naturalisirten Pflanzen sind wahr­ scheinlich in Folge einer excessiven Vermehrung durch Knospen steril geworden, da einer solchen die Unfahigkeit Sa.men zu produciren und zu erniihren folgt. Die Sterilitat anderer hangt aber wahrscheinlich von den eigenthumlichen Bedingungen ab, unter denen sie leben, wie es der Fall bei Epheu in dem nordlichen Theil von Europa und bei den.Baumen

in den Sumpfen der Vereinigten Staa.ten ist; und doch mussen diese Pfl.a.nzen ill gewisser Hinsicht fur die Sta.ndorte, die sie einnehmen, aus­ gezeichnet gut a.ngepasst sein, denn sie behaupten ihre Stellung gegen ein gauzes Heer von Concurrenten.

   Wenn wir endlich die Sterilitat bedenken, welche das Gefiillt­ sein der Bluthen, die excessive Entwickelung der Friichte und eine bedeutende Zunahme in den Vegetationsorganen begleitet, so mttssen wir uns daran erinnern, dass die ganze Wirkung selten mit einem Male verursacht worden ist. Eine beginnende Neigung wird beob­ achtet und fortgesetzte Zuchtwahl vollendet das Werk, wie es ja bekanntlich der Fall bei unsern gefullten Bluthen und unsern Frueh­ ten isL Die Ansicht, welche die wahrscheinlichste scheint und wel­ che alle vorstehenden Thatsachen mit einander in Verbindung bringt und unter unserm vorliegenden Gegenstand begreifen liisst, ist die, dass veriinderte und unnatiirliche Lebensbedingungen zuerst eine

   us Uber die Nichterzeugung von Samen in England s. Crocker, in: Gardeners Weekly Magazine, 1852, p. 70. · Vaucher, Hist. phys. des Plantes d'Europe. Tom. I, p. SS. Lecoq, Geographie Botan. de l'Europe. Tom. IV, p. 466. Dr. D. Clos, in: Annales de-sScienc. natur. S. Ser. Botan. Tom. XVII, 1852, p. 129. Dieser letztere Autor fllhrt noch andere analoge Fil.lie an. Uber die Nichterzeugung von Pollen bei diesem Ranun­ culus s. Chatin, in: Comptes rendus, 11. Juni 1866.

  

[page break] 232     Uufruchtbarkeit.     18. Cap.

Neigung zur Sterilitiit veranlassen, und da in Folge hienon die Reproductionsorgane nicht !anger im Stande sind, ibre ihnen eige­ nen Functionen zu erfiillen, so stromt eine Quantitllt organischer Substanz, welcbe zur Entwickelung des Samens nicht erforderlich ist, entweder in dieselben Organe , und macht sie blii.ttrig oder in die Friicbte, Stiimme, Knollen u. s. f. und vermehrt ihre Grosse und Saftigkeil lch bin aber weit entfernt leugnen zu wollen, dilss es unabhangig von einer beginnenden Sterilitat einen Antagonismus zwischen den beiden Formen der Reproduction gibt, nii.mlich zwi­ schen der durch Samen und der durch Knospen, wenn eine von bei­ den bis zu einem ii.ussersten Grade gefiihrt wird. Dass beginnende Unfruchtbarkeit bei dem Gefiilltwerden der Blttthe eine bedeutende Rolle spielt, ebenso wie in andern eben angeftihrtenFiillen, schliesse ich hauptsachlich aus den folgenden Thatsacben. Geht die Frucht­ barkeit aus einer vollig verschiedenen Ursache, namlich in Folge des Hybridismus verloren, so zeigt sich eine starke Neigung den Blttthen, wie G ii rt n er behauptet 114, geftillt zu werden, und diese Neigung wird vererbl Uberdies ist es notorisch, dass beiBastarden die mannlichen Organe vor den weiblichen Organen steril werden, und bei ge(tillten Bltithen werden die Staubfaden zuerst bliittrig.' Diese letztere Thatsache zeigt sich sehr deutlich bei den mlinnlichen

Bltithen diocischer Pflanzen, welche nach G a11 es io u1   zuerst ge­

ftillt werden. Ferner betont Gartner116 oft, dass die BIO.then, selbst giinzlich steriler Bastarde, welche durchaus keinen Semen produciren, meist vollkommene Kapseln oder Frtichte ergeben, eine Thatsache, die auch von Nau din bei Cucurbitaceen wiederholt be­ obachtet worden ist. Es wird also die Production von Frttchten bei Ptlanzen , die durch irgend eine andere und distincte Ursache steril geworden sind, verstiindlicb. Auch hat Ko I re u t er sein ausser­ ordentliches Erstaunen tiber die Grosse und Entwickelung der Knollen in gewissen Bastarden ausgesprochen; und alle Experimen-

m  Bastarderzeugung, p. 565.  Auch KM re u t er (Dritte Fortsetzwig,

p. 73, 87, 119) zeigt, dass wenn zwei Species, an denen die eine einfa.ch, die andere gefttllt ist, gekreuzt warden, die Bastarde iusserst geneigt Bind, gefo.Ilt zu werden.

116 Teoria delle Riproduzione Veget., 1816, p. 78.

116 Bastarderzeugung, p. 578.  1C8ap. .

Unfruchtbarkeit.     233

 tatoren 117 haben ttber die starke Neigung bei Bastarden durch Wur­ zeln, Auslaufer und Schosslinge zu wachsen, ihre Bemerkungen ge­ macht. Wenn wir sehen, dass Bastardpflanzen, welche ihrer Natur nach mehr oder weniger steril sind, hiernach gefiillte Bliithen zu produciren streben, dass sie die den Samen einschliessenden Theile,

d. h. die Frucht in vollstiindiger Entwickelung haben, selbst wrnn sie keinen Samen enthalten, dass sie zuweilen gigantische Wurzeln hervorbringen, dass sie fast unabiinderlicb bedeutend durch Schoss­ linge und andere solche Mittel zu wachsen streben, - wenn wir dies alles sehen, und aus den vielen in den friiberen Theilen dieses Capitels mitgetheilten Thatsachen wissen, dass fast alle organiscben Wesen, wenn sie unnatiirlichen Bedingungen ausgesetzt sind, mehr oder weniger steril zu werden neigen, so scheint die wahrschein­ Iichste Ansicht die zu sein, dass bei cultivirten Pflanzen d{e Sterilitii.t die excitirende Ursache und gefiillte Bliithen, reiche samenlose Prttchte und in manehen Fallen bedeutend entwickelte Vegetations­ organe u. s. w. die indirecten Folgen sind, wobei noch diese Resul­ tate in den meisten Fallen durcb fortgesetzte Zuchtwahl voni Men­ scben bedeutend angewachsen sind.

117 Ebenda, p. 527.

[page break]

Zusammenfassung der  letzten  vier Capital mit Bemerkungen iiber Hybridismus.

Uber die Wirkungen der Kreuzung. - Der Einff.uss der Domestication auf die Fruchtbarkeit, - Nahe Inzucht. - Gute und schlimme Resultate ver­ anderter Lebensbedingungen. - Varietiiten sind bei der Kreuzang nicht unveranderlich fruchtbar. - Uber die Verschiedenheit der Fruchtbarkeit bei gekreuzten Species und gekreuzten Varietii.ten. - Schlussfolgerungen in Bezug auf Hybridismus. - Auf den Hybridismus wird durch die ille­ gitimen Nachkommen dimorpher und trimorpher Pff.anzen Licht geworfen.

- Sterilitat gekreuzter Arten eine Folge von Verschiedenheiten, die auf das Reproductivsystem beschrankt sind - wird nicht durch natttrliche Zuchtwahl gehauft. - Griinde, warum domesticirte Varietii.ten nicht ge­ genseitig unfruchtbar sind. - Auf die Verschiedenheit zwischen der Fruchtbarkeit gekreuzter Arten und der gekreuzter Varietaten ist zu 'Viel Gewicht gelegt worden. - Schluss.

    Im funfzehnten Capitel wurde gezeigt, dass wenn man Indivi­ duen einerund derselben Varietiit oder selbst denen einer distincten Varietiit gestattet, sich frei zu kreuzen, zuletzt eine Gleichformigkeit des Characters erlangt wird. Einige wenige Charactere sind indess einer Verschmelzung unfahig; diese sind aber unwichtig, da sie fast stets von einer halbmonstrosen Natur und plotzlich erschienen sind. Um daher unsere domesticirten Rassen echt zu erhalten oder sie durch methodische Zuchtwahl zu veredeln, ist es offenbar notbwen­ dig, sie getrennt zu halten. Nichtsdestoweniger kann eine ganze Masse von Individuen durch unbewusste Zuchtwahl langsam modifi­ cirt werden, ohne sie, wie wir in einem spiiteren Capitel sehen war­ den, in distincte Partien zu theilen. Domesticirte Rassen sind oft absichtlich durch eine oder zwei mit irgend einer verwandtenRasse

   

[page break] Cap.    Zusammenfassung der letzten vier Capitel.  235

angestellte Kreuzungen - und gelegentlich selbst durch wiederholte Kreuzungen mit sehr distincten Rassen modificirt worden. Aber in beinah alien solchen Fallen ist lange fortgesetzte und sorgfaltige Zuchtwahl absolut. nothwendig gewesen wegen der von dem Princip des Ruckschlags abhangigen excessiven Variabilitat der gekreuzten Nachkommen. In einigen wenigen Fallen indess haben Mischlinge von ihrem ersten Auftreten an einen gleichformigen Character bei­ behalten.

   Liisst man zwei Varietii.ten sich frei kreuzen, und ist die eine viel zahlreicher als die andere, so wird die erstere schliesslich die letztere absorbiren. Existirten beide Variet!i.ten in nahezu gleicher Anzahl, so wird wahrscheinlich eine betrachtliche Zeit dartiber hin­ gehen, ehe ein gleichformiger Character erlangt wird, und der end­

ii   lich erlangte Character wird zum grossen Theil von dem iiberge­

 wicht der Uberlieferung und den Lebensbedingungen abhangen; denn die Natur dieser Bedingungen wird allgemein die eine Varietilt mehr als die andere begunstigen, so -dass eine Art nattirlicher Zucht­ wahl ins Spiel kommen wird. Wtirden nicht die gekreuzten Nach­ kommen ohne die mindeste Auswahl vom Menschen geschlachtet, so wtirde ein gewisser Grad einer unmethodischen Zuchtwahl gleich­ falls ins Spiel kommen. Aus diesen verschiedenen Betrachtungen konnen wir schliessen, dass, wenn zwei oder mehr nahe verwandte Species zuerst in den Besitz eines und desselben Volksstammes kamen, deren KreuzU:ng den Character der Nachkommen in spii.teren Zeiten in keinem so bedeutenden Grade als oft vermuthet worden ist, be­ einflusst haben wird, obschon sie in manchen Fallen eine betracht­ liche Wirkung gehabt hat.

     Als allgemeine Regel erhoht die Domestication die Fruchtbar­ keit der Pflanzen und Thiere. Sie eliminirt die Neigung zur Un­ fruchtbarkeit, welche den Arten eigen ist, wenn sie znerst dem Naturzustande entnommen und gekreuzt werden. Uber diesen letz­ teren Punkt haben wir keine directen Beweise. Da aber unsere Hunde-, Rinder-, Schweinerassen u. s. w. beinah sicher von ur­ spriinglich verschiedenen Stammen herrtihren, und da diese Rassen j etzt vollkommen fruchtbar mit einander sind, oder wenigstens urt-

    

[page break] 236     Zusammenfassung 19. Cap.

vergleichlich fruchtbarer als die meisten Species bei der Kreuzung, so konnen wir mit ziemlichem Vertrauen diesen Schluss tlllllehmen. Sehr reichliche Beweise sind beigebracht worden, dass-Kreu­ zung die Grosse, Kraft und Fruchtbarkeit der Nachkommen erhohL Dies gilt auch , wenn keine nahe Inzucht vorausgegangen ist. Es gilt fiir die lndividuen einer und derselben Varietii.t, die aber ver­ schiedenen Familien angehoren, fiir distincte Varietiiten, Subspecies

und zum Theil selbst fur Species. In dem Ietzteren Falle wird an Fruchtbarkeit verloren, obgleich oft an Grosse gewonnen winl ; es

kann aber die Zunahme an Grosse, Kraft und Wide.rstandsflihigkeit vieler Bastarde nicht allein durch das Princip der Compensation und der Unthatigkeit der Reproductionsorgane erklart werden. Gewisse Pflanzen, sowohl reinen als hybriden Ursprungs sind, obscbon voll­ kommen gesund, selbst-impotent geworden, wie es scheint, in Folge der unnatiirlichen Bedingungen, denen sie ausgesetzt worden sind; und solche Pflanzen ebenso wie andere in ihrem Naturzustande konnen zur Fruchtbarkeit nur durch eine Kreuzung mit andem ln­ dividuen derselben Species oder selbst einer distincten Specie, stimulirt werden.

   Auf der andern Seite vermindert Iange fortgesetzte nahe In­ zucht zwischen den nachsten Verwandten die constitutionelle Kraft, Grosse und Fruchtbarkeit der Nachkommen. Auch fiihrt sie gele­ gentlich zu Missbildungen, aber nicht nothwendig zur allgemeineo . Verschlechterung der Form und Structur. Das Fehlschlagen der Fruchtbarkeit zeigt, dass die iiblen Resultate der Inzucht von einer Anhaufung krankhafter Anlagen, die beiden Eltern eigen sind , un­ abhangig sind , obschon diese Anhaufung oft ohne Zweifel hoohst schadlich ist. Unser Glaube, dass eine nahe Inzucht uble Folgen hat, beruht zum grossen Theil auf der Erfahrung pract.ischer Ziichter, besonders solcher, welche viele Thiere solcher Art erzogen haben, die sich schnell fortpflanzen; sie beruht aber gleichfalls auf mehreren sorgf'altig beschriebenen Fxperimenten. Bei manchen Thie ren kann nahe Inzucht fiir eine lange Zeit ungestraft unter Auswahl der kriiftigsten und gesundestenlndividuen fortgefiihrt werden, aber fruher oder spiiter hat sie iible Folgen. Das Ubel stellt sich indess so langsam und allmahlich ein, dass es leicht derBeachtung entgeht;

  

[page break] 19. Cap.     der letzten vier Capitel.     237

es kann aber durch die fast augenblickliche Art und Weise erkannt werden, in welcher die Grosse, constitutionelle Kraft und Frucht­ barkeit wiedererlangt werden, wenn Thiere, die lange durch In­ zucht vermeh'rt worden sind, mit einer distincten Familie gekreuzt werden.

Diese zwei grosser\ Classen von Thatsachen, niimlich das aus

Kreuzungen herriihrende Gute und das naher Inzucht folgende Ubel in Verbindung mit der Betrachtung der zahllosen Anpassungen in der Natur, um zur gelegentlichen Verbindung distincter Individuen zu treiben, oder eine solche zu begunstigen, fiihren zu dem Schluss, dass es ein Naturgesetz ist, dass sich organische Wesen nicht ewig selbst befruchten sollen. Dieses Gesetz deutete zuerst im Jahre

1799 in Bezug auf Pflanzen An drew Kn igh t 1 deutlich an, und nicht lange nachher wirft jener scharfsinnige Beobachter, K ci 1- r e u t er, nachdem er gezeigt hat, wie gut die Malvaceen fur eine Kreuzung geschickt sind, die Frage auf: ,,An id aliquid in recessu habeat quod hujuscemodi tlores nunquam proprio suo pul ere, sed

semper eo aliarum suae speciei impregnentur, merito quaeritur? Certe natura nil facit frustra "· Obschon wir uns an dem Ausspruch K oI r e u t er' s stossen konnten, dass die Natur nichts umsonst thut, wenn wir doch sehen, wie viele organische Wesen rudimentiire und nutzlose Organe beibehalten, so ist doch das ganze Argument we­ gen der zahllosen Einrichtungen, welche die Kreuzung distincter Individuen einer und derselben Species begunstigen, von dem gross­ ten Gewicht. Das bedeutungsvollste Resultat dieses Gesetzes ist, dass es bei den Individuen einer und derselben Species zur Gleich­ formigkeit des Characters fuhrL Bei gewiss·en Hermaphroditen, welche sich wahrscheinlich nur nach langen lntervalien kr euzen und bei eingeschlechtlichen Thieren, welche irgendwie getrennte Loca-

      1 Transact. Phil. Soc. 1799, p. 202. KOlreuter s. in: :Mem. de l'Acad. de St. Petersb. Tom. III, 1809 (1811 erschienen), p. 197. Beim Lesen des merkwttrdigen Werkes von C. K. Sprengel_,Das entdeckte Geheimniss etc., 1798, fllJit es eigenthttll,llich auf, wie oft dieser wunderbar scharfsichtige Beobachter die volle Bedeutung des von ihm so gut b_eschrie­ benen Banes der Blllthen zu verstehen verfehlte, da er den Schlllssel zu dem Problem, na.mlich die guten Folgen einer Kreuzung distincter und in­ dividueller Pflanzen nicht immer im Auge behielt.

  

[page break] 238     Zusamme nfassung     19: Cap.

litiiten bewohnen, welche also nur gelegentlich in Beriibrung und zur Begattung kommen konnen, wird schliesslich die grossere Kraft und Fruchtbarkeit der gekreuzten Nachkommen die Oberhand ge­ winnen, um den lndividuen einer und derselben Species Gleichformig­ keit des Characters zu geben. Wenn wir aber jenseits derGrenzen einer. und derselben Species gehen, so wird eine freie Kreuzung durch das Gesetz der Sterilitiit gehemmt.

    Wenn wir uns nach Thatsachen umsehen, welche auf die Ur­ sachen der guten Wirkung der Kreuzungen und der ilblen Wirkun­ gen naher Inzucht Licht werfen konnten, so haben wir gesehen, dass es einerseits ein weitverbreiteter und alter Glaube ist, dass Thiere und POanzen aus geringen Veranderungen in ihren Lebensbedin­ gungen Vortheil ziehen, und es mochte scheinen, als wftrde der Keim in einer etwas .analogen Manier noch wirksamer von dem miinnlichen Element angeregt, wenn es von einem distincten·und daher in seiner Natur unbedeutend modificirten Individuom ent­ nommen wird, als wenn es von einem Mannchen genommen wird, welches dieselbe identische Constitution hat. Andererseita sind zahlreiche Thatsachen angefiihrt worden, welche zeigen, dass, weDD Th iere zuerst der Gefangenschaft unterworfen werden, selbst in ihrem Heimathlande und wenn man ihnen auch noch viel Freiheit gestattet, ihre reproductiven Functionen  oft bedeutend beeintrl.. tigt oder vollig annullirt werden. Einige Gruppen von Thieren wer­ den mehr afficirt als andere, aber mit scheinbar capriciosen Aus­ nahmen in jeder Gruppe. Einigc Thiere begatten sich nie oder selten; andere begatten sich reichlich, aber empfangen nie oder selten.   Die secundiiren miinnlichen Charactere, die mtttterli hen Functionen und Instincte werden gelegentlich afficirt. Werden · Pflanz en zuerst der Coltur unterworfen, so sind auch' bier an oge Thatsachen beobachtet worden.  Wir, verdanken wahrscheinlich unsere gefullten Bluthen, reiche samenlose Frttchte und in manchen Fallen bedeutend entwickelte Knollen u. s. w. einer beginnen 11 Sterilitiit der oben angefiihrten Art in Verbindung mit einem -retch--· lichen Zufluss von Nahrung. Thiere, welche lange domesticirt un'd Pflanzen, welche Iange cultivirt worden sind, konnen mei_simit ¥.U­ beeintrachtigter Fruchtbarkeit bedeutenden Veriinderungen in ihreii

   

[page break] 1 .Cap. der letzten vier Capitel. 239

Lebensbedingungen widerstehen; doch werden beide zuweilen un­ bedeutend afficirt. Bei Thieren hat die einigermaassen selterie Fiihigkeit, sich in der Gefangenschaft reichlich fortzuptlanzen, in Verbindung mit ihrer Nutzbarkeit der Hauptsache nach die Arten bestimmt, welche domesticirt worden sind.

   Wir konnen in keinem Falle priicis angeben, was die Ursache der verminderten Fruchtbarkeit eines Thieres ist, wenn es zuerst gefangen wird, oder :einer Ptlanze, wenn sie zuerst cultivirt wird. Wir konnen nur schliessen, dass sie durch eine Veriinderung irgend welcher Art in den natilr lichen Lebensbedingungen verursach-t wird.

Di.e merkwiir-dige Empfanglichkeit der Reproductionsorgane fiir

solche Veriinderungen, - eine keinem andern Organe eigene·Em­ pfiinglichkeit - hat offenbar eine wichtige Beziehung zur Variabili­ tat, wie wir in einem spiiteren Capitel sehen werden.

Es ist kaum moglich, dass man von dem doppelten Parallelis­

J    mus zwischen den beiden Classen der eben - erwahnten Thatsacheil

1    nicht iiberrascht sein sollte. Auf der einen Seite sind unbedeutende

Veriinderungen in denLebensbedingungen undKreuzungenzwischen

i    /

unbedeutend modificirtenFormen oderVarietaten wohlthiitig, soweit

t    die  Fruchtbarkeit und constitutionelle Kraft in Betracht  kommen.

 Auf der andern Seite sind Veriinderungen in den Bedingungen

]j   1

die

 dem Grade nach grosser oder von einer verschiedenen Natur sind,

w         und Kreuzungen zwischen Form en, welche durch nattlrliche Mittel Iangsam unbedeutend modificirt worden sind -  mit andern Worten

zwischen Species -   in hohem Maasse schiidlich, so weit es das Reproductionssystem betrifft, und in einigen wenigen Fiillen auch in

Ansehung der constitutionellen Kraft-.  Kann dieser Parallelismus

zuflillig sein? Weist er nicht vielmehr auf irgend ein reales Band des Zusammeilhangs bin? Wie ein Feuer ausgeht, wenn es nicht unterhalten wfrd, so streben die Lebenskriifte bestiindig nach Mr. Her b e rt Spencer zu einem Gleichgewichtszustande, wenn sie nicht durch die Wirkting anderer Kriifte gestort oder errieuert werden.

    In einigen werugen Fallen streben die Vartetiten darnach, sich distinct zu erhalten und zwar dadurch, dass sie zu verschiedenen Period en sich fortptlanzen, durch bedeutende Grossenverschiedenheit

   

[page break] 240     Zusammenfassung der Ietzten vier Capitel.  19. Cap.

oder durch sexuelle Vorliebe; und besonders in dieser letzten Be­ ziehung sind sie den Species im Naturzustande iihnlich. Aber die wirkliche Kreuzung von Varietii.ten, weit entfernt die Fruchtbarkeit zu vermindern, erhoht meist dieselbe sowohl bei der ersten Be­ gattung als bei denMischlingsnachkommen. Ob alle die so ii.usserst verschiedenen domesticirten Varietiiten unverii.nderlich vollk mmen fruchtbar bei der Kreuzung sind, wissen wir nicht positiv. Die noth­ wendigen Experimente wiirden vie) Zeit und Miihe beanspruchen; es wiirden auch viele Schwierigkeiten auftreten, wie die Abstam­ mung der verschiedenen Rassen von ursprunglich distincten Species, und die Zweifel, oh gewisse Formen als Species oder Varietii.ten anzusehen sind. Nichtsdestoweniger beweist die grosse Erfahrung practischer Ziichter, dass die grosse Majoritiit der Varietii.ten, selbst wenn einige sich spii.ter als nicht unbegrenzt fruchtbar u n t er sic h herausstellen sollten, bei der Kreuzung viel fruchtbarer sind, als die ungeheure Majoritiit nahe verwandter nattirlicher Species. Indess sind nach der Autoritiit ausgezeichneter Beobachter einige wenige merkwiirdige Fiille angeftihrt worden, welche zeigen, dass bei Pflan­ zen gewisse Formen, die unzweifelhaft als Varietiiten aufgeffihrt werden miissen, weniger Samen ergeben, wenn sie gekreuzt wer­ den, als der elterlichen Species natiirlich zukommL Andere Varie­ tiiten sind in ihrem Reproductionsvermogen soweit modificirt,.dass sie entweder mehr. oder weniger fruchtbar als ihre Eltern sind, wenn sie sich mit einer distincten Species kreuz_en.

    Nichtsdestoweniger bleibt die Thatsache unbestreitbar stehen, dass domesticirte Varietiiten von Thieren und Pflanzen, welche von ein nder bedeutend in der Structur abweichen-, welche aber sicher von derselben urspriinglichen Species abstammen, wie die Rassen des Huhns, der Taube, vieler Gemiise und eine Menge andere,Er­ zeugnisse, bei der Kreuzung iiusserst fruchtbar sind. Und ;dies scheint eine scharfe uniibersteigliche Grenze zwischen.domesticir:­ ten Varietil.ten und naturlichen Arten zu ziehen, Die Unterschei­ dung ist aber, wie ich jetzt zu zeigen versuchen will, nicht so gross oder von so tiberw!iltig:ender Bedeutung, als sie auf den ersten Blick ersche inL

   

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Uber die VerschiedP,nheit in der Fruchtbarkeit zwi­ schen Varietli.ten und Species bei der Kreuzung.

    Es ist dieses Werk nicht der richtige Ort, den Gegenstand des Hybridismus ausftihrlich zu behandeln und ich habe bereits in mei ner Entstehurig der Arten einen ziemlich ausftlhrlichen Abriss dar­ ber gegeben. Ich will hier nur die allgemeinen Schlussfolgerungen aufzahlen, welche zuverlas sig sind und welche auf unsern vorliegen­ den Punkt Bezug haben.

   Erste n s: Die Gesetze, welche die Reproduction von Bastar­ den leiten, sind im Thier- und Pflanzenreich identisch .oder .nahezu identisch.

    Z we it en s: Die Unfruchtbarkeit distincter Species, wenn sie sich zuerst vereinen, und die von deren hybriden Nachkommen stuft sich allmiihlich durch eine fast unbegrenzte Anzahl einzelner Schritte vom Nullpunkt, wo das Eichen niemals befruchtet und eirie Samenkapsel nie gebildet wird, ah bis zur vollstli.ndigen Fruchtbar­ keit. Dern Schltiss, dass einige Species bei. einer Kreuzung voll­ kommen fruchtbar sind, konnen wir nur dadurch entgehen, wenn wir uns entschliessen, alle die Formen, w.elche vollkommen frucht­ bar sind, als Varietli.ten zu br.zeichnen. Es ist dieser hohe Grad von Fruchtbarkeit selten; nichtsdestoweniger.werden Pflanzen, welche unnatiirlichen Bedingungen ausgesetzt wQrden sind, zuweilen iri einer so eigenthilmlichen Art modificirt, dass sie bei der reuzung mit einer distincten Species viel fruchtbarer sind, als wenn sie von ihrem eigenen Pollen befruchtet werden. Der Erfolg in dem Ver­ suche, eine erste Begattung zwischen zwei Species zu bewirken, und die Fruchtbarkeit von deren Bastarden hli.ngt in einem ausserordent­ lichen Grade· davon ah, dass die Lebensbedingungen gilnstig sind. Die angeborne Sterilitli.t von Bastarden, welche derselben Herkunft und. aus dersell,en Samenkapsel erzogen sind, differirt . oft bedeu­ tend dem Grade nach.

   Dr i tt en s : Der Grad der Unfruchtbarkeit eine{ersten Kreu­ zung zwischen zwei Species lli.uft nfoht immer· mit der von ihren hybriden Nachkommen parallel.  Es sind viele Fiille bekannt,. wo

Species mit Leichtigkeit gekreuzt werden konnen, aber ausser-

DA&WIN, Varllren H.  16

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ordentlich sterile Bastarde ergeben, und umgekehrt andere, welche nur mit grosser Schwierigkeit gekreuzt werden konnen, aber ziem­ lich fruchtbare Bastarde produciren. Nach der Ansicht, dass Species ganz besonders mit einer wechselseitigen Sterilitiit begabt worden sind, zu dem Zwecke sich distinct zu erhalten, ist dies eine uner­ kliirliche Thatsache.

   Viertens: Der Grad der Unfruchtbarkeit differirt oft bedeu­ tend bei zwei Species, wenn sie wechselseitig gekreuzt werden. Die erste wird die zweite sehr leicht befruchten, aber die Ietztere ist unflihig, selbst nach hunderten von Versuchen die erstere zu befruch­ ten. Auch Bastarde, welche aus wechselseitigen Kreuzungen zwi­ schen denselben zwei Species hervorgegangen sind, differiren zu­ weilen im Grade ihrer Sterilitiit. Auch diese Fiille sind nach der Ansicht, dass die Unfruchtbarkeit eine besondere Begabung sei, vollstiindig unerkliirlich.

    Ftin ft en s: Der Grad der Unfruchtbarkeit erster Kreuzungen und von Bestarden liiuft in einer gewissen Ausdehnung mit der all­ gemeinen oder systematischen Verwandtschatl der mit einander ver­ bundenen Formen parallel; denn Species, welche distincten Gattun­ gen angehoren, konnen selten nur, und die, welche distincten Fami­ lien angehoren, niemals gekreuzt werden. Doch ist dieser Paralle­ lism us weit davon entfernt, vollstiindig zu sein; denn eine grosse Menge nahe verwandter Species !asst sich nicht oder nur mit ausser­ ster Schwierigkeit verbinden, wiihrend andere weit von einander verschiedene Species mit vollkommener Leichtigkeit gekreuzt wer­ den konnen. Auch hangt die Schwierigkeit nicht von gewohnliclten constitutionellen Verschiedenheiten ah; denn einjiihrige und peren­ nirende Pflanzen, bliitterabwerfende und immergrtine Biiume, Pflan­ zen, die zu verschiedenen Zeiten blilhen, verschiedene Standorte bewohnen und von Natur un er den entgegengesetzten Climaten leben, konnen mit Leichtigkeit gekreuzt werden. Die Schwierigkeit oder Leichtigkeit hiingt ausschliesslich von der geschlechtlichen Constitution der gekreuzten Species ab, oder von ihrer geschlecht­ lichen .,Wahlverwandtschaft" Ga rtner's. Da Species selten oder niemals in einem Character modificirt werden, ohne zu gleicher Zeit in vielen modificirt zu werden, und da sy-stematische Verwandtschaft

   

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alle sichtbaren Ahnlichkeiten und Uniihnlichkeiten umfasst, so wird jede Ditferenz in der geschlechtlichen Constitution zwischen zwei Species natiirlich in einer mehr oder weniger nahen Beziehung zu ihrer systematischen Stellung stehen.

   Sec h s tens: Die Sterilitiit von Species bei der ersten Kreu­ zung und die von Bastarden kann moglicherweise in einer gewissen Ausdehnung von verschiedenen Ursachen abhiingen. Bei reinen Species sind die Fortpflanzungsorgane im vollkommenen Zustande, wiihrend sie bei Bastarden oft deutlich verkiimmert sind. Ein hy­ brider Embryo, welcher an der Constitution seines Vaters und seiner Mutter Theil hat , wird unnaturlichen Bedingungen ausgesetzt; so

. Iange er innerhalb des Uterus oder des Eies oder des Samens der Mutterform erniihrt wird; und da wir wissen, dass unnatiirliche Be­ dingungen oft Sterilitiit mit sich fiihren, so konnen die Reproduc­ tionsorgane des Bastardes in diesem friihen Alter bleibend afficirt werden. Diese Ursache hat aber keine Beziehung auf die Unfrucht­ barkeit erster Begattungen. Die verminderte Anzahl der Nachkom­ men aus ersten Begattungen mag oft das Resultat des frtihzeitigen Todes der meisten hybriden Emb:ryonen sein und ist es zuweilen sicher. Wir werden aber sofort sehen, dass, wie es scheint, ein Ge­ setz unbekannter Natur existirt, welches die Ursache davon ist, dass die Nachkommen aus Verbindungen, welche unfruchtbar sind, selbst mehr oder weniger unfruchtbar werden. Und dies ist augenblicklich Alles was sich sagen liisst.

    Si e b en tens: Bastarde und Mischlinge bieten mit der einen grossen Ausnahme der Fruchtbarkeit in alien ubrigen Beziehungen die auffallendste Ubereinstimmung dar, niimlich in den Gesetzen ihrer Ahnlichkeit mit den beiden Eltern, in ihrer Neigung zum Riickschlag, in ihrer Variabilitiit und darin, dass sie nach wieder­ holten Kreuzungen von einer der beiden Elternformen absorbirt werden.

   Seitdem ich zu den vorstehenden Fo)gerungen, die aus ineinem friiheren Werke hier zusammengedrangt gegeben sind, gekomman war, bin.ich darauf gefiihrt worden, einen Gegenstand zu untersuchen, welcher auf den Hybridismus betriichtliches Licht wirft; natnlich die Fruchtbarkeit wechselseitig dimorpher und trimorpher Pflanzen

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bei ihrer illegitimen Begattung. lch babe mehrere Male Veranlas­ sung gehabt, diese Pflanzen zu erwahnen und will bier einen kurzen Abriss 2 meiner Beobachtungen geben. Mehrere verschiedenen Ord­ nungen angehorige Pflanzen bieten zwei Formen dar, welche in un­ gefii.hr gleichen Zahlen existiren und welche in keiner Beziehung,

' ausgenommen in ihrem Reproductionsvermogen, verschieden sind. Die eine Form, hat ein langes Pistill und kurze Staubfaden, die andere ein kurzes Pistill und lange Staubfaden, beide mit verschieden grossen Pollenkornern. Bei trimorphenPflanzen sind drei.Formen vorhanden, die gleicherweise in der Lange ihrer Pistille und. Staubfaden, in der Grosse und Farbe ihrer Pollenkorner und in einigen andern Be.­ ziehungen verschieden sind; und da es in jeder dieser drei Formen zwei Sorten Staubfaden gibt, so sind zusamin en sechs Arten von Staubfiiden und drei Arten von Pistillen vorhanden. Diese Organe sind in ihrer Lange einander so proportionirt, dass in je zwei die­ ser Formen die Halfte der Staubfiiden einer jeden in gleicher Hohe mit dem Stigma der dritten Form steht. Nun babe ich gezeigt und das Resultat ist von andern Beobachtern bestatigt, dass es, um voll­ stii.ndige Fruchtbarkeit bei diesen Pflanzen zu erreichen, nothig ist, die Narbe der einen Form mit Pollen voµ denStaubfaden der corre­ spondirenden Hohe in der andern Form zu befruchten. So sind bei dimorphen Arten zwei Begattungen, die man legitim nennen kann, vollig fruchtbar und zwei, welche man illegitim nennen kann, mehr oder weniger unfruchtbar. Bei trimorphen Arten sind sechs Be­ gattungen legitim oder vollstandig fruchtbar, zwolf andere illegitim oder mehr oder weniger unfruchtbar.

   Die Unfruchtbarkeit, welche bei verschiedenen dimorphen und trimorphen Pflanzen nach illegitirner Befruchtung beobachtet wurde,

d. h. wenn sie mit Pollen aus Staubfiiden befruchtet werden, die in ihrer Hohe nicht dem Pistill entsprechen, ist dem Grade. nach sehr verschieden, bis zu absoluter und ausserster Sterilitat, g'enau in

   2 Dieser Auszug wurde in der \jerten englischen Ausgabe (der dritten deutschen) meiner .Entstehung der Artenc vertlffentlicht. Da sich aber diese Ausgabe nur in den Hil.nden von wenig Personen finden wird, und da meine ursprlinglichen Beobachtungen liber diesen Punkt noch nicht im Detail ver­ offentlicht worden sind, habe ich mir erlaubt, hier jenen Auszug wieder abzudrucken.

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derselben Art , wie sie beim Kreuzen verschiedener Arten vor­ kommt. Wie der Grad der Sterilitiit im letzteren Falle in hervor­ ragender Weise davon abhiingt, oh die Lebensbedingungen mehr oder weniger giinstig sind, so habe ich es auch bei illegitimen Be­ gattungen gefunden. Es ist bekannt, dass wenn Pollen einer ver­ schiedenen Art auf die Narbe einer Bliithe und spater selbst nach einem betriichtlichen Zwischenraum ihr eigener Pollen auf dieselbe Narbe gebracht wird, <lessen Wirkung so stark iiberwiegend ist, dass er den Effect des fremden Pollens gewohnlich vernichtet. Dasselbe ist der Fall mit dem Pollen der verschiedenen Formen derselben Species; denn legitimer Pollen ist stark iiberwiegend iiber illegitimen, wenn beide auf dieselbe Narbe gebracht werden. Ich bestiitigte dies dadurch, dass ich mehrere Bliithen erst illegitim und vierundzwanzig Stunden darauf legitim mit Pollen einer eigenthiimlich gefiirbten Varietat befruchtete. Alle Samlinge waren ahnlich gefarbt; dies zeigt, dass der wenn auch vierundzwanzig Stunden spater aufgetragene legitime Pollen die Wirksamkeit des

· vorher aufgetragenen illegitimen Pollens ganzlich zerstort oder ver­ hindert hatte. Wie ferner bei den wechselseitigen 1'reuzungen zwischen zwei Species zuweilen eine grosse Verschiedenheit im Resultat auftritt, so kommt dasselbe auch bei trimorphen Pflanzen vor: z. B. konnte die mittelgriffiige Form von Lythrum salicaria mit de.r grossten Leichtigkeit durch Pollen von den langeren Staub­ f'iiden der kurzgriffiigen Form befruchtet werden und ergab viele Samen; abr.r die Ietztere ergab auch nicht einen einzigen Samen, wenn sie aus den langeren Staubfiiden der mittelgriffiigen Form be­ fruchtet worden war.

    In allen diesen Beziehungen verhalten sich die verschiedenen Formen einer und· derselben unzweifelhaften Art nach illegitimer Begattung genau ebenso wie zwei verschiedene Arten nach ihrer Kreuzung. Dies veranlasste mich, vier Jahre hindurch sorgfaltig viele Siimlinge zu beobachten, die das Resultat mehrerer illegitimer Begattungen waren. Das hauptsiichlichste Ergebniss ist, dass diese illegitimen Pflanzen, wie sie. genannt werden konnen, nicht vollkom­ men fruchtbar sind. Es ist moglich von dimorphen Arten illegitim sowohl Jang- als kurzgriffiige Pflanzen zu erziehen, ebenso von

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trimorphen Pflanzen alle drei illegitime Formen; und diese konnen dann in einer Iegitimen Art gehorig miteinander begattet werde.n. 1st dies geschehen, so sieht man keinen rechten Grund, warum sie nach Iegitimer · Befruchtung nicht ebensoviel Samen liefern sollten wie ihre Eltern. Dies ist aber nicht der Fall; sie sind alle, aber in verschiedenem Grade unfruchtbar; einige sind so vtillig und un­ heilbar steril , dass sie durch vier Sommer nicht einen Samen , ja nicht einmal eine Samenkapsel ergaben. Diese illegitimen Pflanzen, welche, wenn sie auch in legitimer Weise mit einander begattet werden, so unfruchtbar sind, ktinnen vollig mit u n t e r s i c h ge­ kreuzten Bastard en verglichen werden ; und wir wissen alle, wie unfruchtbar diese Ietzteren gewtihnlich sind. Wird andererseits ein Bastard mit einer der reinen Stammformen gekreuzt, so wird ge­ wtihnlich die Sterilitat um vieles vermindert; und so ist es auch, wenn eine illegitime Pflanze von einer Iegitimen befruchtet wird. In derselben Weise, wie die Sterilitiit der Bastarde nicht immer der Schwierigkeit der ersten Kreuzung ihrer Mutterarten parallel geht, so war auch die Sterilitiit gewisser illegitimer Pflanzen ungewtihn­ lich gross, wiihrend die Unfruchtbarkeit der Begattung, der sie ent­ sprangen, durchaus nicht gross war. Bei aus einer und derselben Samenkapsel erzogenen Bastarden ist der Grad der Unfruchtbar­ keit an sich variabel ; so ist es auch in auffallender Weise bei ille­ gitimen Pflanzen. Endlich bltihen viele Bastarde bestiindig und ausserordentlich stark, wahrend andere und sterilere Bastarde wenig Blilthen produciren und. schmiichtige elende Zwerge sind. Genau ahnliche Fiille kommen bei den illegitimen Nachkommen verschie­ dener dimorpher und trimorpher Pflanzen vor.

Es besteht iiberhaupt die engste ldentitiit im Character und

Verhalten zwischen illegitimen Pflanzen und Bastarden. Es ist kaum tibertrieben, zu behaupten, dass die ersteren Bastarde sind, aber innerhalb der Grenzen einer Species durch unpassende Begattung gewisser Formen erzeugte, wiihrend gewtibnliche Bastarde durch un­ passende Begattung sogenannter distincter Arten erzeugt sind. Wir baben aucb bereits gesehen , dass in allen Beziebungen zwischen ersten i!IegitimenBegattungen und den ersten Kreuzungen distincter Arten die engste Ahnlichkeit besteht.  Alles dies wird vielleicht

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durch ein Beispiel noch deutlicher. Nehmen wir an, ein Botaniker fiinde zwei auffallende Varietaten (und solche kommen vor) der langgriffligen Form des trimorphen Lythrum salicaria und er ent­ schlosse sich durch eine Kreuzung zu versuchen, ob dieselben spe­ cifisch verschieden seien. Er wurde finden, dass sie nur ungefahr ein Funftel der normalen Zahl von Samen Iiefern und dass sie sich in alien ilbrigen oben angefiihrten Beziehungen so verhalteu, als waren sie zwei distincte Arten. Um sicher zu gehen, wurde er aus seinen fiir verbastardirt gehaltenen Samen Pflanzen erziehen, und wiirde finden, dass die Samlinge elende Zwerge und vollig steril sind und sich in allen ubrigen Beziehungen wie gewohnliche Ba­ starde verhalten. Er wilrde dann behaupten, dass er im Einklange mit der gewohnlichen Ansicht bewiesen habe, dass diese zwei Va­ rietii.ten so gute und distincte Arten seien , wie irgend welche in der Welt. Er wiirde sich aber darin vollkommen irren.

    Die hier mitgetheilten Thatsachen von dimorphen un·d trimor­ phen Pflanzen sind von Bedeutung, weil sie uns erstens zeigen, dass die physiologische Probe verringerter Fruchtbarkeit sowohl bei ersten Kreuzungen als bei Bastarden kein sicheres Criterium specifischer Verschiedenheit ist; zweitens, weil wir dadurch zu dem Schlusse veranlasst werden, dass es ein unbekanntes Band oder Ge­ setz gibt, welches die Unfruchtbarkeit illegitimer Begattungen mit der ihrer illegitimen Nachkommenschaft in Verbindung bringt, und wir hierdurch darauf gefiihrt werden, diese Ansicht auf erste Kreu­ zungen und-Bastarde auszudehnen; drittens weil wir finden (und das scheint mir von besonderer Bedeutung zu sein), <lass bei trimorphen Pflanzen drei Formen einer und derselben Species existiren, welche bei der Kreuzung in einer eigenthiimlichen Weise unfruchtbar sind, und doch in keiner Beziehung von einander abweichen, mitAus­ nahme ihrer Reproductionsorgane ; - wie die relative Lange der Staubfaden und Pistille , die Grosse , Form und Farbe der Pollen­ korner, der Bau der Narbe und die Zahl und Grosse der Samen. Bei dieser und keiner andern Verschiedenheit, weder im Bau noch Constitution , finden wir, dass die illegitimen Begattungen und di'e illegitimen Nachkommen dieser drei Formen mehr oder weniger steril sind und in einer ganzen Reihe von Beziehungen den ersten

   

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Kreuzungen und der hybriden Nachkommenschaft distincter Species ausserst iihnJich sind. Wir konnen hieraus schJiessen ,. dass die Sterilit!it gekreuzter Arten und die von deren hybrid.en Nachkommen aller Wahrscheinlickeit nach in gleicher Weise ausschliesslich von Verschiedenheiten abhangt, die auf ihre Reproductivsysteme be­ schriinkt sind. Wir sind in der That zu einem iihnlichen Schlusse durch die Beobachtung gefiihrt worden, dass die Sterilitiit gekreuz­ ter Species nicht streng mit ihrer systematischen Verwandtschaft,

d. h. mit der Summe ihrer ausseren .Ahnlichkeiten zusammenfiillt. Auch fallt sie nicht mit ibrer .Ahnlichkeit in der allgemeinen Con­ stitution zusammen. Wir werden aber noch besonders zu dieser selben Schlussfolgerung gefilhrt, wenn wir die wechselseitigen Kreuzungen betrachten, bei denen das Mannchen der einen Species gar nicht oder nur mit iiusserster Schwierigkeit mit dem Weibchen einer zweiten Species begattet werden kann, wiihrend die umge­ kehrte Kreuzung mit vollkommener Leichtigkeit auszufiihren ist. Denn diese Verschiedenheit in der Leichtigkeit wechselseitige Kreuzungen anzustellen und in der Fruchtbarkeit ihrer Nachkommen muss dem Umstande zugescbrieben werden, dass entweder das weibliche oder das mannliche Element in der ersten Species in Be­ zug auf das Sexualelement der zweiten Species in einem hoheren Grade modificirt worden ist, als umgekehrt. Bei einem so compli­ cirten Gegenstande, wie der Hybridismus, ist es von betriichtlicher Bedeutung, hierdurch zu einem definitiven Schluss zu gelangen, niimlich dass die Sterilitiit, welche fast unabanderlicb der Begattung distincter Species folgt, aussch liesslicb von Verscbiedenheiten in ihrer geschlechtlichen Constitution abhiingt.

   Nach dem Princip, welches dem Menschen die Nothwendigkeit auflegt, die domesticirten Varietiiten wiihrend ihrer Zuchtwahl und Veredelung getrennt zu halten, wiirde es olfenbar fiirVarietiiten im Naturzustande, d. h. fiir beginnende Species vortheilhaft sein, wenn sie entweder in Folge einer geschlechtlichen Abneigung oder da­ durch, dass sie gegenseitig steril wiirden, vom Vermischen abge­ halten wiirden. Es erschien mir daher eine Zeit Iang wahrscbein­ lich, wie es auch andern erschienen ist, dass diese Unfrucbtbarkeit

  

[page break] 19. Cap.     Hybridismus.   249

durch nattirliche Zuchtwahl erlangt worden sein mochte. Nach die­ ser Ansicht mtissten wir vermuthen, dass zuerst ein Schatten einer verringerten Fruchtbarkeit spontan auftrat, ebenso wie irgend eine andere Modification, und zwar in gewissert Individuen einer Species, wenn sie mit andern Individuen derselben Species gekreuzt wurde; und dass feriter successiv unbedeutende Grade von Unfruchtbarkeit, weil sie vortheilhaft waren, langsam angehauft wurden. Dies er­ scheint um so wahrscheinlicher, wenn wir annehmen, dass die Structurdifferenzen zwischen den Formen dimorpher und trimorpher Pflanzen, wie die Lange und Krtimmung des Pistills u. s. w. durch nattirliche Zuchtwahl angepasst worden sind ; denn wenn wir dies zugeben, so konnen wir kaum vermeiden, dieselbe Folgerung auch auf ihre wechselseitige Unfruchtbarkeit auszudehnen. Uberdies ist die Unfruchtbarkeit <lurch nattirliche Zuchtwahl zu andern und sehr verschiedenen Zwecken erlangt worden , wie bei den geschlechts­ losen Insecten in Bezug auf ihren gesellschaftlichen Haushalt. Was die Pflanzen betrifft, so sind die Bliithen am Umfang des Bliithen­ standes bei dem Schneeballen (Viburnum opulus) und diejenigen an der Spitze der Ahre bei der Federhyacinthe (Muscari comosum) auffallend und offenbar in Folge hiervon steril geworden, damit In­ secten die andern Bliithen Ieicht entdecken und aufsuchen konnen. Wenn wir aber versuchen das Princip der nattirlichen Zuchtwahl auf die Erlangung gegenseitiger Sterilitiit bei distincten Species an­ zuwenden, so stossen wir auf bedeutende Schwierigkeiten. An erster Stelle mag bemerkt werden, dass getrennte Gegenden oft von Grup­

.pen von Species oder von einzelnen Species bewohnt werden, welche, wenn sie zusammengebracht und gekreuzt werden, sich als mehr oder weniger steril ergaben. Nun konnte es doch offenbar von kei­ nem Vortheil fur solche getrennt lebende Species sein, wechselseitig steril gemacht worden zu sein, und folglich konnte dies nicht durch nattirliche Zuchtwahl bewirkt worden sein. Man konnte aber viel­ leicht schliessen, dass wenn eine Species in Bezug auf irgend eine demselben Lande angehorige steril gemacht worden ware, eine Sterilitat mit anderrt Species als eine nothwendige Folge eintreten wtirde. An zweiter Stelle ist es aber ebenso in Widerspruch mit der Theorie der nattirlichen Zuchtwahl, als mit der.Theorie einer

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speciellen Erschaffung, dass bei wechselseitigen Kreuzungen das mannliche Element der einen Form vollkommen impotent auf eine zweite Form gemacht worden sein sollte, wiihrend zu derselben Zeit das miinnliche Element dieser zweiten Form bef'ahigt wlire, die erste Form gehorig zu befruchten; denn dieser eigenthumliche Zustand des Fortpflanzungssystems kann unmoglich fiir eine der beiden Species von Vortheil sein. ·

    W enn wir die Wahrscheinlichkeit betrachten, dass die natiir­ Iiche Zuchtwahl dazu beigetragen hat, Species wechselseitig steril zu machen, so wird man finden, dass eine grosse Schwierigkeit in der Existenz vieler allmiihlicher Stufen von einer unbedeutend ver­ minderten Fruchtbarkeit bis zur absoluten Sterilitiit liegt. Es kann nach dem oben erorterten Princip zugegeben werden, dass es fttr eine beginnende Species von Vortheil sein wiirde, wenn sie in einem geringen Grade bei der Kreuzung mit ihrer elterlichen Form oder mit irgend einer andern Varietii.t steril gemacht wttrde; denn hier­ durch wiirden weniger verbastardirte und verschlechterte Nach­ kommen producirt werden, welche ihr Blut mit der neuen auf dem Wege der Bildung begriffenen Species vermischen wiirden. Wer sich aber die Miihe geben will, Uber die Schritte nachzudenken, auf welchen dieser erste Grad von Sterilitiit durch die natiirliche Zucht­ wahl zu jenem hohen Grade vermehrt werden kann, welche so vie Jen Species eigen und welche bei den Species ganz allgemein ist, die bis zu einer generischen oder Familienverschiedenheit differenzirt worden sind, der wird den Gegenstand ausserordentlich complicirt finden. Nach reitlicher Uberlegung scheint es mir, dass dies nicht durch natiirliche Zuchtwahl bewirkt worden sein kann; denn es kann fiir ein individuelles Thier von keinem directen Vortheil gewesen sein, mit einem andern lndividuum einer verschiedenen Varietii.t sich nur schwer zu begatten und wenige Nachkommen dabei zu hinter­ Iassen. Folglich konnen solche Individuen nicht erhalten oder zur Nachzucht ausgewii.hlt sein. Oder man nehme den Fall von zwei Species, welche in ihrem gegenwii.rtigen Zustande bei der Kreuzung wenige und sterile Nachkommen produciren. Was' konnte nun bier das Uberleben derjenigen lndividuen begiinstigen, welche zufaJlig in einem unbedeutend hoheren Grade mit einer wechselseitigen Un-

  

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fruchtbarkeit begabt sind und welche hierdurch durch einen kleinen Schritt der absoluten Sterilitat sich nahern? Und doch muss ein Fortschritt dieser Art, wenn man die Theorie der naturlichen Zucht­ wahl bier mit anwenden will, bestiindig bei vielen Species ein­ getreten sein; denn eine grosse Zahl sind wechselseitig vollstandig unfruchtbar. Bei sterilen geschlechtslosen Insecten haben wir Grund zur Annahme, dass Modificationen in ihrem Bau durch natiirliche Zuchtwahl langsam angehauft worden sind, da hierdurch der Ge­ meinschaft, zu welcher sie gehorten, indirect ein Vortheil verschafft wurde uber andere Gemeinschaften derselben Species. Ein indivi­ duelles Thier aber wiirde, wenn es bei der Kreuzung mit irgend einer andern Varietat unbedeutend steril gemacht wurde, hierdurch fur. sich keinen Vortheil gewinnen, auch indirec keinen Vortheil seinen niichsten Verwandten oder andern Individuen derselben Va­ rietiit gewahren und hierdurch zu deren Erhaltung fiihren. lch schliesse aus diesen Betrachtungen, dass, soweit es die Thiere be­ trifll, die verschiedenen Grade verminderter Fruchtbarkeit, welche bei Species nach ihrer Kreuzung anftreten, nicht langsam mittelst der natiirlichen Zuchtwahl angehauft sein konnen.

Bei Pflanzen verhalt sich der Fall moglicherweise etwas ver-

- schieden. Bei vielen Arten fiihren bestandig Insecten Pollen von benachbarten Pflanzen auf die Narben jeder Bliithe und bei einigen Arten wird dies durch .den Wind bewirkt. Wenn nun der Pollen einer Varietat auf das Stigma derselben Varietat gebracht wird, und durch spontane Variation in einem wenn auch noch so unbedeuten­ den Grade ein Ubergewicht iiber den Pollen anderer Varietaten er­ halten sollte, so wiirde dies sicher fur die Varietat von Vortheil sein; denn deren eigener Pollen wiirde hierdurch die Wirkung des Pollens anderer Varietaten verwischen und eine Verschlechterung des Characters verhiiten. Und je mehr die nattirliche Zuchtwahl dem eigenen Pollen der Varietat ein Ubergewicht verschalfen konnte, um so grosser wtirde der Vortheil sein. Wir wissen nach den Unter­ suchungen von Gartner, dass bei den Arten, welche wechselseitig steril sind, der Pollen einer jeden stets auf seiner eigenen Narbe tiber den der andern Species ein Ubergewicht besitzt, aber wir wissen nicht, ob dieses Ubergewicht eine Folge der wechselseitigen

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Sterilitat ist, oder die Sterilitii.t eine Folge dieses Obergewichts·. 1st die letztere Ansicht correct, so wttrde, wie das Obergewicht <lurch die natfirliche Zuchtwahl, weil es einer Species im Wege derBildung vortheilhaft ist, immer starker wird, auch die Sterilitat, die diesem Ubergewicht folgt, zu gleicher Zeit erhoht werden, und das endliche Resultat wiirden verschiedene Grade von Sterilitat sein, wie solche bei existirenden Species vorkommen. Diese Ansicht liesse sich auf Thiere ausdehnen , wenn das Weibchen vor jeder Geburt mehrere Mannchen zuliesse, so dass das Sexualelement des uberwiegenden Mannchens ihrer eigenenVarietat die Wirkung derBegattung frfihe­ rer Mannchen, die zu andem Varietaten gehorten, verwischte. Wir haben aber, wenigstens bei Landthieren, keinen Grund .zur An­ nahme, dass dies der Fall ist, da die meisten Mannchen und Weib­ chen sich fiir jede Geburt paaren, einige wenige sogar ibr Leben lang. Im Ganzen konnen wir schliessen, dass bei Thieren die Steri­

litat gekreuzter Species nicht durch naturliche Zuchtwahl langsam erhoht worden ist, und da diese Sterilitilt im Pflanzen- ebenso wie im Thierreich denselben allgemeinen Gesetzen folgt, so ist es un­ wahrscheinlich, wenn auch, wie es scheint, moglich, dass bei Pflanzen gekreuzte Species durcb einen verschiedenen Process steril gewor­ den sein sollten. Nach dieser Betracbtung und wenn wir uns er­ innern, dass Species, welche nie in demselben Lande gleichzeitig existirt haben, und welche deshalb keine Vortheile daraus haben ziehen konnen, dass sie wechselseitig unfruchtbar geworden sind, doch nach ihrer Kreuzung nicht steril sind, und wenn wir ferner im Auge behalten, dass bei wechselseitigen Kreuzungen zwischen den­ selben zwei Species zuweilen die grosste Verschiedenheit in ihrer Sterilitat besteht, so milssen wir die Annahme, dass nattirlicbe Zuchtwahl hier mit ins Spiel kam, aufgeben.

   Da Species nicht <lurch die accumulative Wirkung der natiir­ lichen Zuchtwahl gegenseitig unfruchtbar geworden sind, und da wir nach dem Vorstebenden sowohl wie nach anderen .und allge­ meineren Betrachtungen mit Sicberheit schliessen konnen, dass sie nicht mit dieser Eigenschaft durch einen besonderen Schopfungsact begabt worden sind , so mttssen wir schliessen, dass dieselbe zu­ fallig wahrend des langsamen Ganges ihrer Bildung im Zusammen-

by-

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hang mit anderen und unbekannten Veriinderungen in ihrer Orga­ nisation aufgetreten i$t.. Mit dem Ausdruck , dass eine Eigenschaft zufiillig entstehe, beziehe ich mich auf solche Falie, wie die, wo ver­ schiedene Species von Thieren und Pflanzen von Giften, denen sie nicht ihrer Natur nach ausgesetzt sind, verschieden afficirt werden. Und diese Verschiedenheit in der Empfanglichkeit ist offenbar im Zusammenhange mit andern und unbekannten Verschiedenheiten ihrer Organisation. So ist auch ferner die Fahigkeit verschiedener Arten von Baumen, aufeinander oder auf eine dritte Species gepfropft zu werden, sehr verschieden und ist von keinem Vortheil fur diese Bliume, sondern in zufalliger Abhangigkeit von Differenzen der Structur und Function ihres Holzgewebes. Wir durfen daruber nicht 1iberrascht sein, dass die Unfruchtbarkeit das zufallige Resultat .von Kreuzung. zwischen distincten Arten, den modificirten Nachkommen eines gemeins11men Urerzeugers ist, wenn wir uns daran erinnern, wie leicht das Fortpflanzungssystem durch verschiedene Urs11chen afficirt wird, oft durch ausserst unbedeutende Veranderungen in den

Lebensbedingungen, durch zu nahe Inzucht und durch andere Wir­

kungen.. Es diirfte gut·sein , sich hierbei solcher Falle zu erinnern, wie des der Passiflora alata, welche ihre Selbstfruchtbarkeit durch eine Pfropfung auf eine distincte Spedies wieder ·erhielt; wie der Fall, wo Pflanzen normal oder abnorm selbst-impotent sind, aber leicht durch den Pollen einer distincten Species befruchtet werden konnen, und endlich der Fall, wo individuelle domesticirte Thiere gegeneinander eine sexuelle Unvertriiglichkeit an den Tag legen.

    Wir kommen nun endlich zu dem eigentlich bier zu erortern­ den Punkt. Woher kommt es, dass, rnit einigen wenigenAusnahmen bei Pflanzen, domesticirte Varietliten, solche wie die des Hundes, des·Huhns, der Taube, mehrerer Fruchtbaume und Kuchengewlichse, welche von einander.in ausseren Characteren mehr abweichen, als viele Species, bei der Kreuzung vollkommen fruchtbar oder selbst bis zum Excess fruchtbar sind,·wiihrend nahe verwandte Arten fast · unverlinderlich in einem gewissen ·Grade steril .-sind? In einer ge . wissen Ausdehnung konnen wir .auf diese Frage · eine zufrieden­ stellende Antwort geben.  Wenn wir dieThatsache 1ibergehen, dass

   

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der Betrag iiusserer Verschiedenheit zwischen zwei Species kein sicherer Hinweis ist auf den Grad ihrer wechselseitigen Sterilitttt, so <lass auch iihnliche Differenzen bei Varietiiten kein sicherer Weg­ weiser sein wiirden, so wissen wir, <lass bei Species die Ursache ausschliesslich in Verschiedenheiten ihrer sexuellen Constitution liegt. Nun haben. die Bedingungen, welchen domesticirte Thiere und cultivirte Pflanzen unterworfen worden sind, so wenig dahin zu fiihren gestrebt, deren Reproductivsystem in einer zu wechselseitiger Sterilitiit filhrenden Weise zu modificiren , <lass wir guten Grund haben, die direct entgegengesetzte Lehre von Pall as anzunehmen, dass niimlich solche Bedingungen allgemein diese Neigung elimi­ niren. Es werden hierdurch die domesticirten Nachkommen von Species, welche in ihrem Naturzustande in einem gewissen Grade bei der Kreuzung steril gewesen sein wiirden, mit einander voll­ kommen fruchtbar. Bei Pflanzen ist die Cultur soweit davon ent­ fernt ihnen eine Neigung zu gegenseitiger Unfruchtbarkeit mitzu­ theilen, dass in mehreren sicher begriindeten und bereits oft er­ wiihnten Fallen gewisse Species in einer sehr verschiedenen Weise afficirt worden sind; denn sie sind selbst-impotent geworden, wah­ rend sie die Fiihigkeit, distincte Species zu befruchten und von ihnen befruchtet zu werden, beibehalten haben. Nimmt man die Pall as'­ sche Lehre von der Elimination der Unfruchtbarkeit <lurch lange fortgesetzte Domestication an, und sie kann kaum verworfen wer­ den, so wird es im htichsten Grade unwahrscheinlich, dass iihnliche Umstiinde in gleicher Weise sowohl dieselbe Neigung herbeifiihren, als beseitigen sollten. Doch ktinnte in gewissen Fallen bei Species, die eine eigenthiimliche Constitution haben, Sterilitiit hierdurch her­ beigefi1hrt werden. Wir ktinnen, wie ich glaube, hiernach verstehen, warum bei domesticirten Thieren keineVarietiiten producirt worden sind, welche wechselseitig steril sind und warum bei Pflanzen ·nur wenig solche Fiille beobachtet worden sind, niimlich von G ii r t n er bei gewissen Varietiiten von Mais und Verbascum, von andem Ex­ perimentatoren bei Varietiiten des Kurbis und der Melone und von

K o l re u t er bei einer Art von Tabak.

   In Bezug auf Varietaten, welche ihren Ursprung im Naturzu­ stande genommen haben, so ist es fast hoffnungslos zu erwarten,

  

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dass man durch directe Beweise nachweisen konne, dass sie wech­ selseitig steril geworden sind. Denn selbst wenn eine Spur von Unfruchtbarkeit nachgewiesen werden konnte, so wiirden solche Varietiiten sofort von beinahe jedem Naturforscher zum Range di­ stincter Species erhoben werden. Wenn z. B. G ii rt n er 's Angaben vollig bestatigt wiiren, dass die blau- und rothbliihenden Formen der Pimpernelle (Anagallis arvensis) bei der Kreuzung steril sind, so rneine ich, dass alle die Botaniker, welche jetzt aus verschiedenen Grunden behaupten, <lass diese beiden Formen nur schwankende Varietiiten sind, sofort zugeben wiirden, <lass sie specifisch distinct seien.

   _ Die wirkliche Schwierigkeit in Bezug auf den vorliegenden Gegenstand ist, wie mir es scheint, nicht die, warum domesticirte Varietiiten nicht gegenseitig bei der Kreuzung unfruchtbar gewor­ den sind, sondern warum diese so allgemein bei natiirlichen Varietiiten eingetreten ist, sobald sie in einem hinreichenden und bleibenden Grade modificirt worden sind, so <lass man sie als Species auffuhrt. Wir kennen die Ursache durchaus nicht genau; auch ist dies nicht tiberraschend, wenn wir sehen, wie vollkommen unwissend wir in Bezug auf die normale und abnorme 'fhiitigkeit des Fortpflanzungs­ systems sind. Wir ki:innen aber sehen, dass Species in Folge ihres Kampfes urns Dasein mi! zahlreichen Concurrenten wahrend langer Zeitriiume rnehi: gleichformigen Bedingungen ausgesetzt gewesen sein miissen, als domesticirte Varietiiten; und dies kann sehr gut eine grosse Verschiedenheit im Resultat bewirken. Denn wir wis­ sen, wie gewohnlich wilde 'fhiere und Pflanzen, wenn sie aus ihren natiirlichen Bedingungen entnommen und der Gefangenschaft unter­ worfen werden, steril gemacht werden; und die reproductiven Functionen organischer Wesen, welche stets unter natilrlichen Be­ dingungen gelebt haben und langsam modificirt worden sind, werden wahrscheinlich in gleicher Weise fiir den Einfluss einer unnatiir­ lichen Kreuzung ungemein empfindlich sein. Andererseits }asst sich erwarten, dass domesticirte Formen, welche, wie schon die blosse Thatsache ihrer Domestication ergibt, urspriinglich fur Veriinde­ rungen in ihren Lebensbedingungen nicht sehr empfindlich weren, und welche jetzt wiederholten Veriinderungen in den Bedingungen

 

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mit unverminderter Fruchtbarkeit widerstehen konnen, Varietii.ten produciren, welche einem schii<tlichen Einflusse eines Kreuzungs­ actes mit andern Varietii.ten, welche in gleicher Weise ihren Ur­ sprung genommen haben, auf ihr Reproductivvermogen wenig ausgesetzt sein werden.

Gewisse Naturforscher haben neuerdings, wie es mir scheint,

ein zu grosses Gewicht auf die Verschiedenheit in der Fruchtbar­ keit zwischen Varietiiten und Species bei der Kreuzung gelegt. Einige verwandte Species von Biiumen konnen nicht auf einander gepfropft werden, - alle Varietaten konnen gepfropft werden. Einige verwandte Thiere werden von demselben Gift in einer sehr verschiedenen Weise afficirt, aber von Varietaten war ein derartiger Fall bis ganz vor Kurzem nicht bekannt. Jetzt ist aber erwiesen, dass lmmunitiit gegen gewisse Gifte in manchen Fallen in Corre­ lation mit der Farbe des Haares steht. Die Trachtigkeitsdauer ditfe­ rirt meist bedeutend bei distincten Species, aber bei Varietiiten ist bis neuerdings keine solche Verschiedenheit beobachtet worden. Die zur Keimung der Samen erforderliche Zeit ditferirt in einer analogen Weise; und es ist mir nicht bekannt, dass irgend eine Verschiedenheit in dieser Beziehung bis jetzt bei Varietaten e·ntdeckt worden ist·. Wir haben bier verschiedene physiologische Ditferenzen und ohne Zweifel liessen sich noch andere hinzuftigen zwischen einer Species und einer andern eines und desselbeo Genus, welche bei Varietaten gar nicht oder nur in iiusserster Seltenheit auftreten; und diese Verschiedenheiten stehen otfenbar giinzlich oder der Hauptsache nach in zufalligem Zusammenhang mit andern consti­ t.utionellen Ditferenzen, genau in derselben Weise, wie die Unfrucht­ barkeit gekreuzter Arten iil zufalligem Zusammenhange mit den Verschiedenheiten steht, die auf das Sexualsystem beschriinkt sind. Warum sollten niln diese letzteren Verschiedenheiten; so dienstbar auch dieselben indirect dazu sind, die Bewohner desseiben Landes von einander distinct zu halten, ftir so ganz besonders wichtig ge­ halten werden, im Vergleich mit anderen zufiilligen und functio­ nellen Vers<;hiedenheiten'? Auf diese Frage lasst sich keine hin­ reichende Antwort geben. Es enthiilt daher die Thatsache, dass die am meisten verschiedenen domesticirten Varietiiten mit seltenen

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Ausnahmen bei der Kreuzung vollkommen fruchtbar sind und fruchtbare Nachkommen produciren, wahrend nahe verwandte Spe­ cies mit seltenen Ausnahmen mehr oder weniger steril sind, auch nicht annahernd einen so bedenklichen Einwurf gegen die Theorie der gemeinsamen Abstammung verwandter Formen, als sie auf den ersten Blick zu enthalten scheint.

 

DARWIN, Varllren II. 17

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Zuchtwahl des Menschen.

Zucbtwabl eine schwierige Kunst. - Methodiscbe, unbewusste und natflr­ licbe Zuchtwahl. - Resultate methodischer Zuchtwahl. - Auf Zncht­ wahl verwandte Sorgfalt. - Zuchtwabl bei Pflanzen. - Zuchtwahl von alten und balbcivilisirten Volkern ausgeftthrt. - Unbedeutende Charactere oft beacbtet. - Unbewusste Zuchtwahl. - Wie sich Umstande langsam ll.ndern, so haben sich unsere domesticirten Tbiore langsam durcb die Einwirkung unbewusster Zucbtwabl verii.ildert. - Einfluss verschiedener Zttchter auf eine und dieselbe Subvarietll.t. - Pflanzen von unbewusster Zuchtwahl afficirt. - Wirkungen der Zuchtwabl wie sie sich in dem grossen Betrag an Verscbiedenheit in den vom Menscben am meisten geschii.tzten Theilen zeigen.

    Die Wirksamkeit der Zuchtwahl, mag dieselbe vom Menschen ausgetibt oder im Naturzustande durch den Kampf urns Dasein und das davon abhiingige Uberleben des Passendsten ins Spiel gebracht werden, hangt absolut von der Variabilitiit der organischen Wesen ah. Ohne Variabilitiit kann nichts erreicht werden. Es genugen aber unbedeutende individuelle Dilferenzen , und diese sind wahr­ scheinlich die einzigen, welche bei der Erzeugung neuer Species von Wirksamkeit sind. Es hiitte daher unsere Erorterung Ober die Ursachen und Gesetze der Variabilitiit der strengen Ordnung nach dem vorliegenden Gegenstande ebenso wie den friiheren Capiteln tiber Vererbung, Kreuzung u. s. w. vorausgehen sollen; aber prac­ tisch erwies sich die vorliegende Anordnung als die bequemste. Der Mensch versucht nicht Variabilitiit zu erzeugen, trotzdem er unbewusst eine solche hervorruft, dadurch, dass er die Organismen neuen Lebensbedingungen aussetzt und bereits gebildete Rassen

   

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kreuzt. 1st aber die Variabilitat einmal gegeben, so bewirkt er Wunder. Wenn nicht ein gewisser Grad von Zuchtwahl ausgetibt wird, so verwischt das freie Vermischen der lndividuen einer und derselben Varietat, wie wir friiher gesehen haben, sehr bald die unbe­ deutenden Differenzen, welche entstehen mogen, und gibt der ganzen Menge von Individuen einen gleichformigen Character. In getrenn­ ten Districten kann vielleicht der Umstand, dass die Formen lange anhaltend verschiedenen Lebensbedingungen ausgesetzt sind, neue Rassen ohne die Hiilfe der Zuchtwahl erzeugen; aber auf diesen schwierigen Gegenstand der directen Einwirkung der Lebensbedin­ gungen werden wir in einem spateren Capitel noch zurtickkommen.

   Werden Thiere oder Pflanzen mit irgend einem auffallenden und strenge vererbten neuen Character geboren, so beschrankt sich die Zuchtwahl auf die Erhaltung solcher lndividuen und auf die spa­ tere Verhutung von Kreuzungen; und hier braucht tiber den Gegen­ stand nichts mehr gesagt zu werden. Aber in der grossen Mehrzahl der Falle ist ein neuer Character oder irgend welche Superioritat in einem alten Merkmal Anfangs nur schwach ausgesprochen und wird auch nicht streng vererbt, und nun tritt die ganze Schwierig­ keit uns entgegen. Unermtidliche Geduld, das Vermogen der fein­ sten Unterscheidung und gesundes Urtheil muss viele Jahre hindurch ausgeubt werden ; ein deutlich vorgezeichnetes Ziel moss bestandig im Auge behalten werden. Wenig Menschen sind mit allen diesen Eigenschaften begabt, besonders mit der, sehr unbedeutende Diffe­ renzen unterscheiden zu konnen. Ein Urtheil lasst sich nur durch lange Erfahrung erlangen; fehlt aber irgend eine dieser Eigen­ schaften, so ist die Arbeit eines Lebens moglicherweise vergebens. Ich bin erstaunt gewesen, wenn beriihmte Ztichter, deren Geschick und Urtheil durch ihren Erfolg bei Ausstellungen sich erwies, mir ihre Thiere zeigten, die alle gleich erschienen, und mir ihre Grunde mittheilten, warum sie dieses und jenes lndividuum paarten. Die Bedeutung des grossen Principes der Zuchtwahl liegt hauptsachlich in diesem Vermogen., kaum merkbare Verschiedenheiten auszuwilh­ len, welche nichtsdestoweniger sich als der Uberlieferung fahig herausstellen und welche sich haufen lassen, bis das Resultat fur das Auge eines jeden Beschauers offenbar wird.

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    Das Princip der Zuchtwahl !asst sich passend in drei Arten theilen: Methodische  Zuchtwahl istdie, welcheeinenMen­ schen Ieitet, welcher systematisch versucht , eine Rasse einem vor­ ausbestimmten Maassstabe entsprechend zu modHiciren.  Un be­ w us s t e Z u c h t w ah I ist die, welche eintritt, wenn der Mensch naturgemiiss die schiitzbarsten lndividuen erhiilt und die weniger werthvollen zerstort, ohne irgend einen Gedanken, hierdurch die Rasse zu veredeln; und ohne Zweifel bewirkt dieser Process sehr grosse Veriinderungen. Unbewusste Zuchtwahl geht allmiihlich in methodische iiber und nur die iiussersten Fiille }assen sich distinct auseinander halten; denn derjenige , welcher ein niitzliches oder vollkornmenes Thier erhiilt, wird allgemein von ihm mit der Hoff­ nung weiter ziichten, Nachkommen desselben Characters zu erhal­ ten. So lange er aber noch keinen vorausbestimmten Zweck, die Rasse zu veredeln, im Sinne hat, kann man sagen, dass er unbe­ wusste Zuchtwahl ausiibe 1. Endlich haben wir n at ii r Ii c he Zuch t­ w a hi, welche voraussetzt, dass die lndividuen, welche am besten fiir die complicirten und im Laufe der Jahrhunderte iindernden Be­ dingungen , denen sie ausgesetzt werden , angepasst sind, meist iiberleben und ihre Art fortpflanzen. Bei domesticirten Formen, mit welchen allein wir es bier im strengen Sinne zu thun haben, kommt die natilrliche Zuchtwahl in einer gewissen Ausdehnung, unabhiingig vom Willen des Menschen und selbst in Opposition zu ihm, mit ins Spiel.

    M e t h o di s c he Z u c h t w a h I. -  Was man in neuerer Zeit in England durch methodische Zuchtwahl erreicht hat, zeigt sich deutlich in unsern Ausstellungen veredelter Siiugethiere und Lieb­ habervogel. In Bezug auf Rind , Schaf und Schwein verdimken wir deren bedeutende Veredelung einer langen Reihe wohlbekannter Namen -  Bakewell, Colling, Ellman, Bates, Jonas Webb, Lords

   1 Der Ausdruck unbewusste Zuchtwahl ist getadelt worden als einen Widerspruch enthaltend; s. aber hierttber einige ausgezeichnete Be­ merkungen von Prof. Huxley (Natur. Hist. Review, Oct. 1864, p. 578), welcher die Bemerkung macht, dass, wenn der Wind Sand-Dttnen aufhiuft, er aus dem GerOlle am Strande SandkOrner von gleicher Grosse auslese und unbewusst wahle.

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Western und Leicester, Fisher Hobbs und andern. Schriftsteller iiber Agricultur sind iiber die Wirksamkeit der Zuchtwahl einstimmig. Es Jiesse sich jede gewiinschte Zahl von Angaben in dieser Hinsicht citiren, doch werden schon wenige genugen. You at t, ein scharf­ sinnger und erfahrener Beobachter, schreibt 2: .,DRS Princip der Zuchtwahl ist das, was den Landwirth in den Stand setzt, den Cha­ racter seiner Heerde nicht bloss zu modificiren, sondern ihn durch­ aus zu veriindern." Ein grosser Ziichter von Shorthorns 3 sagt:

.In der Anatomie der Schulter haben neuereZiichter bei den Ketton­ Shorthorns bedeutende Verbesserungen insofern bewirkt, als sie die Liicke in dem Knochel des Schultergelenks corrigirten und als sie die Spitze der Schulter besser nach dem Halse zu legten, und hier­ durch die Vertiefung hinter ihr ausfiillten  In Bezug auf das Auge

hat zu verschiedenen Zeiten eine andere Mode geherrscht. Einmal sollte das Auge hoch und aus dem Kopfe herausstehend sein, ein andermal wurde ein schliifriges in den Kopf eingelassenes Auge vorgezogen, und diese Extreme sind in das Mittel eines vollen klaren vorspringenden Auges mit einem gefalligen Blick iibergegangen." Horen wir ferner, was ein ausgezeichneter Beurtheiler von Schweinen 4 sagt: 1,Die Beine brauchen nicht liinger zu sein, als gerade zu verhiiten, dass das Thier den Bauch auf dem Boden hin­ schleppt; das Bein ist der wenigst vortheilhafte Theil des Schweines und wir brauchen daher nicht mehr von ihm, als absolut nothwendig .

ist, um den Rest des Korpers zu unterstiitzen." Man mag nun den wilden Eber mit irgend einer veredelten Rasse vergleichen und wir sehen, wie wirksam die Beine verkiirzt worden sind.

    Mit Ausnahme der Ziichter wissen wenig Personen, welche sy­ stematische Sorgfalt bei der Auswahl des Thieres genommen wird, und wie nothwendig es ist, einf;ln klaren und beinah prophetischen Blick in die Znkunft zu haben. Lord S p enc e r's Geschick und Ur­ theilskraft waren bekannt, und er schrieb 11: nEs ist daher sehr

2 Sheep, 1838, p. 60.

   3 J. W rig h t, on Shorthorn Cattle, in: Journal of Royal Agricult. Soc. Vol. VII, p. 208, 209.

H. D. Richardson, on Pigs, 1847, p. 44.

3 Journal of R. Agricult..Soc.  Vol. I, p. 24.

by.

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wiinschenswerth , ehe Jemand entweder Rinder oder Schafe zu zuchten anfangt, dass er sich fiir die Form und Qualitaten , die er zu erreichen w'iinscht entscheide und dieses Ziel stetig verfolge." Lord Som. ervi II e spricht von der wunderbaren Veredelung der New Leicester-Schafe, welche Bakewell und seine Nachfolger hervorgebrachthaben, nd sagt: ,,Es mochte fast scheinen, als hiitten sie zuerst eine vollkommene Form sich gezeichnet und sie dann belebt." Y o u at t 6 hebt die Nothwendigkeit hervor, jede Heerde alljiihrlich auszulesen , da viele Thiere sicher verschlechtern und

,, von dem Maassstab der Vollkommenheit abweichen, welche der Ziichter in seinem Geiste sich festgestellt hat." Selbst bei einem Vogel von so geringer Bedeutung, wie der Canarienvogel ist, wur­ den schon vor !anger Zeit (1780-1790) Regeln festgestellt und es wurde ein Maassstab der Vollkommenheit fixirt, nach welchem die Liebhaber in London versuchten , die verschiedenen Subvarie­ tiiten zu zuchten 7. Ein bedeutender Gewinner von Preisen bei den Taubenausstellungen 8 sagt bei der Beschreibung des kurzstirnigen Mandelburzlers: ,,Es gibt viele Liebhaber ersten Ranges , welche eine eigenthumliche Vorliebe fur den sogenannten Gimpelschnabel haben , welcher sehr schon ist. Andere sagen, man nehme eine ordentliche grosse runde Kirsche, nehme dann ein Gerstenkorn und bilde damit, indem man es in umsichtiger Weise stellt und in die Kirsche hineinsteckt, gewissermaassen den Schnabel. Und das ist noch nicht Alles; denn man bildet hiermit einen guten Kopf und Schnabel, vorausgesetzt, wie ich vorhin gesagt babe, dass es mit Umsicht geschieht. Andere nehmen ein Haferkorn; ich glaube aber, dass der Gimpelschnabel der schonste ist und wtirde dem unerfah­ renen Liebhaber rathen, den Kopf eines Gimpels sich zu verschaffen und ihn zu seiner Beobachtung aufzubewahren." So wunderbar ver­ schieden nun der Schnabel der Felstaube und des Gimpels ist, so ist doch unzweifelhaft , soweit iiussere Form und Proportionen be­ riihrt werden, das Ziel nahebei erreicht.

Unsere Thieren sollten nun aber nicht bloss mit der grossten

6 Sheep, p. 520, 819.

7 Loud o n's Magaz. of Nat. Hist.  Vol. VIII, 1885, p. 618.

8 A Treatise on the Art of Breading the Almond Tumbler, 1851, p. 9.

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Sorgfalt beobachtet werden, so lange sie leben; sondern wie An­ derso n bemerkt 9, es sollten auch ihre Leichen sorgfaltig beob­ achtet werden, ,,damit man nur von den Nachkommel) solcher weiter zuchtet, welche nach der Sprache der Fleischer gut aus­ schlachten."  Das ,, Fleischkorn" beim Rind, und das gut mit Fett

.Marmorirt-sein 10, die grossere oder geringere Anhiiufung- von Fett im Abdomen unserer Schafe sind Punkte, denen man mit Erfolg Aufmerksamkeit zugewendet hat. In Bezug auf Hohner sagt ein Schriflsteller 11, wo er von cochinchinesischen Htihnern spricht, welche, wie man sagt, in der Qualitat ihres Fleisches bedeutend differiren: ,,Die beste Art und Weise ist die, zwei junge Hahne und zwar Bruder, zu kaufen , einen davon zu todten , zuzubereiten und zum Tisch zu bringen. 1st er nicht besonders, so mag man den andern in gleicher Weise verwenden und es von Neuem versuchen. 1st er aber fein und hat ein gutes Arom, so ist sein Bruder zweck­ massig, um ftir den Tisch zur Nachzucht zu dienen."

    Das grosse Princip der Arbeitstheilung ist in Beziehung zur Zuchtwahl gebracht worden. In gewissen Districten 12 ist ,, das Ztichten von Bullen einer sehr beschriinkten Anzahl von Personen a,nvertraut, welche dadurch, dass sie ihre ganze Aufmerksamkeit aufdiesen Theil der Arbeit verwenden, im Stande sind, von Jahr zu Jahr eine Classe von Bullen zu Iiefern, welche stetig die allge meine Rasse des ganzen Districtes veredeln." Das Erziehen und Vermiethen ausgezeichneter Widder ist bekanntlich schon seit }an­ ger Zeit eine Haupteinnahmequelle fur mehrere ausgezeichnete Ziichter gewesen. In einigen Theilen von Deutschland ist dieses Princip bei Merinoschafen bis zu einem ausserordentliqhen Punct gediehen 13. ,, Die gehorige Auswahl der zu zuchtenden Thiere wird ftir so bedeutungsvolJ erachtet, dass die besten Herdenbesitzer ihrem eigenen Urtheil ebenso wenig als dem. ihrer Schafer trau n,

9 Recreations in Agriculture.  Vol. II, p. 409.

U1 Youatt, on Cattle, p. 191, 227.

11 Ferguson, Prize Pottltry, 1854, p. 208.

  12 W il s on, in : Transact. Highland Agricult. Soc., citirt in Gardener's Chronicle, 1844, p. 29.

is Simmonds, citirt in Gardener's Chronicle, 1855, p. 687; und we-·

gen des zweiten Citats s. Youatt, on Sheep, p. 171.

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sondern Personen dazu benutzen, welche Schafbeurtheiler. genannt werden und welche es zu ihrem speciellen Geschiift machen, diesem Theil der Bewirthschaftung verschiedener Heerden ihre Aufmerksam­ keit zuzuwenden und auf diese Weise die besten Qualitiiten beider Eltern in den Liimmern zu erhalten oder womoglich noch zu veredeln "·

,,Wenn" in Sachsen ., dieLiimmer entwohnt werden, wird jedes nach einander auf einen Tisch gebracht, um seine Wolle und Form minu tios zu untersuchen; die schonsten werden zur Nachzucht ausge­ wiihlt und erhalten ein erstes Zeichen. Sind sie ein Jahr alt, so findet, ehe sie geschoren werden, eine zweite genaue Untersuchung der fruher AusgezeichnetenStatt; diejenigen, bei denen keinMangel nachzuweisen ist, erhalten ein zweites Zeichen und der Rest wird verurtheilt. Wenige Monate spliter wird ein drittes und letztesScru­ tinium angestellt; die vorziiglichsten Widder und weiblichen Schafe erhalten ein drittes Zeichen ; aber der geringste TadeI ist hinreichend, das Zurilckweisen des ganzen Thieres zu veranlassen ". Diese Schafe werden fast ausschliesslich nach der Feinheit ihrer Wolle geziichtet und geschiitzt, und das Resultat entspricht der auf ihre Zuchtwahl verwandten Miihe. Es sind Instrumente erfunden wor­ den mit Genauigkeit die Dicke der Wollfaser zu messen, und ,,ein osterreichisches Vliess hat' man erzeugt, von welchem zwolf Haare in der Dicke dem eines Leicesterschafes glichen "· ·

    Wo nur immer auf der ganzen Erde Seide erzeugt wird, wird die grosste Sorgfalt auf die Auswahl der Cocons verwendet, aus welchen die Schmetterlinge erzogen werden sollen, die man zur Nachzucht benutzen will. Ein sorgfiiltiger Zuchter 14 untersucht in gleicher Weise die Schmetterlinge und zerstort die, welche nicht vollkommen sind. Was uns aber hier noch unmittelbarer angeht ist, dass gewisse Familien in Frankreich sich der Production von Eiern zum Verkauf widmen 15. In China haben die Bewohner zweier kleiner Districte in der Niihe von Shanghai das Privilegium, die Eier fiir die ganze umgebende Landschaft zu erziehen, und damit

14 Robinet, Versa Soie, 1848, p. 271.

15 Quatrefages, Les Maladies du Ver a Soie, 1859, p. 101.

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sie ihre ganze Zeit diesem Geschaft widmen , ist ihnen durch das Gesetz verboten, Seide zu produciren 16.

   Die Sorgfalt, welche erfolgreichc Ziichter.auf das Paaren ihrer Vogel verwenden, ist iiberraschend. Sir J.Se bright, dessen Ruhm durch die ,, Sebright-Bantams« verewigt ist, pflegte ,,zwei bis drei Tage auf die Untersuchung, auf die Consultation und Disputation mit einem Freunde zu verwenden , welches von fiinf oder sechs Vogeln die besten seien" 17. Mr. Bult, dessenKropftauben soviele Preise gewonnen haben und unter der Obhut · eines zu diesem Zwecke mitgeschickten Mannes nach Nordamerika exportirt wur­ den, hat mir erzahlt, dass er sich stets mehrere Tage lang iiberlegt habe, ehe er jedes Paar zusammenbrachte. Hiernach konnen wir den Rath eines ausgezeichneten Liebhabers wohl verstehen, welcher schreibt 18: ,, lch mochte Sie hier besonders davor warnen, eine zu grosse Verschiedenheit von Tauben zu halten, Sie wurden sonst ein wenig von alien, aber nichts von einer so wissen, wie man es wissen moss". Oft'enbar uberschreitet es das Vermtigen des menschlichen Verstandes, alle Rassen zo ziichten: ,, es ist moglich, dass es einige wenige Liebhaber gibt, welche eine gute allgemeine Kerintniss von Liebhabertauben besitzen, aber es gibt viel mehr, welche von der Tii_oschung befangen sind , dass sie dass wiissten , was sie nicht wissen ". Die Vorzuglichkeit einer Subvarietiit des Mandelburzlers Iiegt im Gefieder, der Haitong, dem Kopf, Schnabel und Auge. Es ware aber fiir den Anfanger zu anmassend, alle diese Punkte auf einmal zu verfolgen. Der oben erwiihnte bedeutende Kenner sagt:

,, Es gibt mehrere junge Liebhaber, welche iibereifrig sind und fiir alle die erwiihnten fiinf Eigenschaften auf eiilmal ins Zeug gehen; ihrLohn ist, dass sie nichts erreichen." Wir sehen hierdurch, dass selbst. das Ziichten von Liebhabertauben keine einfache Kunst ist. Wir mogen iiber die Feierlichkeit dieser Vorschriften liicheln, aber der, welcher Iacht, wird keine Preise gewinnen.

Was die methodische Zuchtwahl in Bezug auf unsere Thiere

18 Simon, in: Bullet. de la Soc. d'Acclimat. Tom. IX, 1862, p. 21.

17 The Poultry Chronicle. Vol.·I, 1854, p. 607.

11 J.M. Eaton, A Treatise on Fancy Pigeons, 1852, p. XIV; und

A Treatise on the Almond Tumbler, 1851, p. 11.

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bewirkt hat, wird, wie bereits bemerkt wurde, hinreicbend durch unsere Ausstellungen bewiesen. Die Schafe, welche einigen der friiher1m Ziichter gehoren, wie Bake we II und Lord Western, waren so bedeutend veriindert, dass viele Personen sich nicht uber­ reden liessen, dass sie nicbt gekreuzt seien. Unsere Schweine ha­ ben, wieMr.Corringham bemerkt19, wiihrend derletzten zwanzig Jahre in Folge einer rigorosen Zucbtwahl in Verbindung mit Kreu­ zung einer completen Metamorphose unterlegen. Die erste Aus­ stellung fiir Hiihner wurde im zoologischen Garten im Jahre 1854 gehalten; und die seit jener Zeit bewirkte Veredelung ist bedeutend gewesen. Wie Mr. Bai I y, der grosse Kenner, gegen mich be­ merkte, wurde friiher bestimmt, dass der Kamm des spanischen Hahnes aufrecht sein sollte, und in vier bis fiinf Jahren batten alle guten Vogel aufrechte Kiimme. Es wurde bestimmt, dass der polni­ sche Hahn keinen Kamm oder Lappen haben sollte, und jetzt wtirde ein hiermit versehener Vogel sofort auf die Seite gestellt werden. Barte wurden angeordnet und von siebenundfunfzig Gruppen von Hiihnern, welche neuerdings (1860) irn Crystal Palace ausgestellt

wurden, batten alle Barte. Dasselbe hat in. vielen andern Fallen stattgefunden; aber in alien Fallen ordnen die Kenner nur das an, was gelegentlich producirt wird und was durch Zuchtwahl veredelt und constant gemacht werden kann. Die wiihrend der letzten Jahre stetige Gewichtszunahme bei unsern Hiihnern, Truthtihnern, Enten und Gansen ist notorisch. ., Sechs Pfund schwere Enten sind jetzt gemein, wii.hrend frtiber vier Pfund das Mittel war". Da die zur Hervorbringung einer Veriinderung factisch erforderliche Zeit nicht oft bericbtet worden ist, so ist es vielleicht der Erwahnung werth, dass Mr. Wick in g dreizehn Jahre bedurfte, um auf den Korper eines Mandelburzlers einen reinen weissen Kopf zu bringen; ,.ein Triumph", sagt ein anderer Liebhaber, » auf den er mit Recht stolz sein kann" 20.

   Mr. To 11et von Betley Hall wii.hlte Kube und besonders.Bullen, die von gut melkenden Kohen abstammten, zur Nachzucht aus, zu dem einzigen Zweck, sein Rind zur Kii.seproduction zu v redeln.  Er

19 Journal Royal Agricultur Soc. Vol. VI, p. 22.

20 Poultry Chronicle. Vol. II, 1855, p. 596,

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priifte bestiindig die Milch mit dem Lactometer und vermehrte in acht Jahren, wie er mir mitgetheilt hat, die Erzeugun·g in dem Ver­ hliltniss von vier zu drei. Das Folgende ist ein merkwiirdiger Fall 21 eines stetigen aber langsamen Fortschrittes, dessenEnde noch nicht vollig erreicht ist: Im Jahre 1784 wurde eine Rasse von Seiden­ wiirmern nach Frankreich eingefiihrt, von denen Hundert unter Tausend keine weissen Cocons producirten; aber jetzt nach sorg­ fliltiger Zuchtwahl wiihrend fiinfundsechszig Generationen ist das Verhiiltniss der gelben Cocons auf fiinf und dreissig im Tausend reducirt worden.

   Bei Pflanzen ist die Zuchtwahl mit demselben guten Resultate befolgt worden, wie bei Thieren. Der Process ist aber einfacher, denn Pflanzen tragen in der grossen Mehrzahl der Fiille beide Ge­ schlechfer. Nichtsdestoweniger ist es bei den meisten Arten noth­ wendig, ebensoviel Sorgfalt auf die Verhiitung von Kreuzungen zu verwenden, als bei Thieren oder eingeschlechtlichen Pflanzen. Bei einigen Pflanzen aber, wie bei Erbsen, scheint diese Sorgfalt nicht nothwendig zu sein. Bei alien veredelten Pflanzen, natiirlich mit Ausnahme derjenigen, welche · <lurch Knospen, Schnittreisser u. s. f. fortgepflanzt werden, ist es fast unentbehrlich die Samlinge zu unter­ sucben und die zu zerstoren, welche von dem eigentlichen Typus abweichen. Dies wird » Ausjiiten" genannt und ist der Thatsache nach eine Form der Zuchtwahl, wie die Verwerfung untergeordneter Thiere. Erfahrene Gartner und Landwirthe fordern bestiindig Jeder­ mann auf, sich nur die schonsten Pflanzen zut Samenerzeugung zu erhalten.

   Obgleich Pflanzen oft viele autl'allendere Variationen darbieten als Thiere, so ist doch die iiusserste Aufmerksamkeit allgemein er­ forderlich, jede unbedeutende und ungilnstige Veranderung zu ent­ decken. Mr.Masters berichtet 22, wie.» manclie geduldige Stunde" darauf verwendet wurde, um in seiner Jugend die Verschiedenheiten bei Erbsen zu entdecken , die zur Aussaat bestimmt wurden. Mr.

21 I sid. Geoffroy Saint Hilaire, Hist. natur. gener.  Tom. III,

p. 254.

22 Gardener's Chronicle, 1850, p. 198.

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Barnet 23 bemerkt, dass die alte scharlachene amerikanische Erd­ beere viel liinger als ein Jahrhundert cultivirt wurde, ohne eine einzige Varietilt zu produciren ; und ein anderer Schriftsteller macht die Bemerkung, wie eigenthiimlich es war, dass dieseFrucht, .als die Gartner zuerst anfiengen ihr Aufmerksamkeit zu schenken, zu va­ riiren anfieng. In Wahrheit hat sie ohne Zweifel immer variirt, aber bis unbedeutende Varietaten ausgewahlt und durch Samen fortge­ pflanzt wurden, wurde kein aulfallendes Resultat .erhalten. Die ge­ ringsten Schattirungen in der_ Verschiedenheit bei Weizen sind aus­ gesucht und mit fast ebensoviel Sorgfalt, wi_e wir in Oberst Le­

e out e u r 's Werken sehen, ausgewahlt worden, wie es bei hohe­

ren Thieren der Fall ist. Aber bei unseren Cerealien ist der Process der Zuchtwahl selten oder niemals lange fortgesetzt worden.

    Es wird der Miihe werth sein, einige wenige Beispiele von methodischer Zuchtwahl bei Pflanzen zu geben; doch kann inder That die bedeutende Veredlung aller unserer seit Alters her culti­ virten Pflanzen einer lange Zeit ausgefiihrten zum Theil methodi­ schen, zum Theil unbewussten Zuchtwahl zugeschrieben werden. lch babe in einem friiheren Capitel gezeigt, wie das Gewicht der Stachelbeere durch systematische Zuchtwahl und Cultur vermehrt worden ist. Die Bliithen des Pensee sind in ahnlicher Weise ver-

• grossert und mit einer immer regelmassigeren Contur versehen worden. Bei der Cineraria war Mr. G I en n y 24 "kiihn genug, als die Bliithen rauh und sternformig waren und nicht sr.harf in der Farbe bestimmt, einen Maassstab festzustellen, welcher damals fiir viel zu hoch und ganz unmoglich gehalten wurde, und von dem man sagte, dass selbst wenn er erreicht werden wiirde, man dadurch nichts gewinnen werde, da er die Schonheit der Bliithen verderben wiirde. Er behauptete, dass er Recht babe und der Ausgang hat be­ wiesen, dass es der Fall war". Das Gefiilltsein der Bliithen ist mehrere Male durch sorgfaltige Zuchtwahl erreicht worden. Mr.

W. Williamson 25 fand, nachdem er wahrend mehrerer Jahre

Samen von Anemone coronaria gesat hatte, eine Pflanze mit einem

28 Transact. Horticult. Soc. Vol. VI, ,p. 152.

24 Journal of Horticulture, 1862, p. 369.

25 Transact. Horticult. Soc.  Vol. IV, p. 381.

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ilberziihligen Kronenblatt. Er sate den Samen von dieser weiter und durch Ausdauer in dieser Richtung erhielt er mehrere Varietiiten mit sechs oder sieben Reihen von Kronenbliittern. Die einfache schottische Rose wurde gefilllt und ergab acht gute Varietiiten in neun oder zehn Jahren 26. Die Canterbury-Glockenblume (Campa­ nula medium) wurde durch sorgfiiltige Zuchtwahl in vier Genera­ tionen gefullt 27. Mr.Buckman 28 verwandelte in vier Jahren durch Cultur und sorgfaltige Zuchtwahl Pastinaken, die er aus wildem Samen erzogen hatte, in eine neue und gute Varietiit. Durch Zucht­ wahl, die eine Iange Reihe von Jahren fortgesetzt wurde, ist die fruhe Reife der Erbsen um zehn bis einundzwanzig Tage beschleu­ nigt worden 29. Ein noch merkwurdigerer Fall ist der von der Zuckerrube dargebotene, welche seit ihrer Cultur in Frankreich fast genau den Ertrag an Zucker verdoppelt hat. Dies ist durch die sorgfiiltigste Zuchtwahl bewirkt worden; es wurde das specifische Gewicht der Wurzeln regelmiissig bestimmt und die besten Wur­ zeln zur Samenproduction erhalten.

Zuchtwahl bei alten und halbcivilisirten Volkern. Wenn wir der Zuchtwahl von Thieren und PflaJizen so grosse

Bedeuturrg zuschreiben, so konnte man einwenden, dass wiihrend des Alterthums methodische Zuchtwahl nicht hiitte ausgefiihrt wei'­ den konnen. Ein ausgezeichneter Naturforscher halt es fiir ·absurd, anzunehmen, dass halbcivilisirte Volker Zuchtwahl irgend einer Art ausgeiibt haben sollten. Zweifellos ist das Princip systematisch an­ erkannt und in einer weit grosseren Ausdehnung ausgefibt. worden innerhalb der letzten hundertJahre als in irgend einer friiheren Zeit, und es ist auch eir1 entsprechendes Resultat erhalten worden. Aber wie wir sofort sehen, ware es ein grosser lrrthum, anzunehmen, dass seine Bedeutung nicht schon wiihrend der iiltesten Zeiten er­

·kannt und dass nicht darnach gehandelt worden ware und zwar von

26 Transact. Horticult. Soc.  Vol. IV, p. 285.

27 W. Bromehead, in: Gardener's Chronicle, 1857, p. 550.

28 Gardener's Chrouicle, 1862, p. 721.

29 Dr. Anderson, in: The Bee.  Vol. VJ, p. 96.  Mr. Barnes, in:

Gardener's Chronicle, 1844, p. 476.

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halbcivilisirten Volkern. lch will vorausschicken, dass viele jetzt mitzutheilende Thatsachen nur zeigen, dass beim Ziichten Sorgfalt angewendet wurde. Wenn dies aber der Fall ist, so wird auch bei­ nah sicher in einer gewissen Ausdehnung Zuchtwahl ausgeiibt. Wir werden spiiter noch besser im Stande sein, zu beurtheilen, in wie weit die Zuchtwahl, wenn sie nur gelegentlich von wenig Einwoh­ nem eines Landes ausgefiihrt wird, langsam eine grosse Wirkung hervorbringen kann.

    In einer bekannten Stelle im dreissigsten Capitel der Genesis werden Regeln mitgetheilt, um die Farbe der Schafe soweit zu.be­ einflussen , als man darnals fur moglich hielt; und es wird davon gesprochen, dass man gefleckte und dunkle Rassen getrennt gehal­ ten babe. Zu der Zeit Davids wird das Vliess mit dem Schnee ver­ glichen. You at t 31, welcher alle zum Ziichten in Beziehung stehen­ den Stellen erortert hat, kommt zu dem Schluss, dass schon in dieser friihen Zeit ,.einige der besten Grundsatze des Ziichtens stetig und lange verfolgt worden sein miissen." Nach Moses wurde angeord­ net: ,. Du sollst dein Rind nicht begatten lassen mit einer verschie­ denen Art.« Es wurden aber Maulthiere gekauft 32, so dass in dieser friihen Zeit andere Nationen das Pferd und den Esel gekreuzt haben miissen. Es wird erziihlt 33, dass Erichthonius einige Generationen vor dem trojanischen Krieg viele Zuchtstuten hatte, ,.welche in Folge seiner Sorgfalt und seines Urtheils bei der Wahl der Hengste eine Rasse von Pferden producirten, die allen in den umgebenden Liindem gehaltenen iiberlegen waren." Homer spricht (5. Buch) von den Pferden des .Aeneas als von Stuten geziichteten, welche zu den Hengsten des Laomedon gebracht worden waren.  Plat sagt in der Republik zu Glaucos: ,.Ich sehe, dass du in deinem Hause sehr viel Hunde zur Jagd erziehst; w.endest du auch Sorgfalt an beim Ziichten und Paaren derselben? Sind unter den Thieren guten Blutes nicht immer einige, welche den iibrigen iiberlegen sind 1" Und hierauf antwortet Glaucos bejahend 34. Alexander der Grosse

31 On Sheep, p. 18.

si Vo l z, Beitrage zur Kulturgeschichte, 1852, p, 47.

ss Wit ford, History of Greece.  Vol. I, p. 73.

s, Dr. Dally, llbersetzt inAnthropologicalReview. May, 1864, p. 101.

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wiihlte die schonstea indischen Rinder aus, um sie nach Macedonien zur Veredlung der R.asse zu schicken 35. Plinius 36 zufolge hatte der Konig Pyrrhus eine besonders werthvolle Rasse von Ochsen und er litt nicht, dass die Bullen und Ktthe zusammenkamen, ehe sie vier Jahre alt waren, damit die Rasse nicht degenerire. Virgil gibt in seinen Georgica (III. Buch) so nachdriicklich wie irgend ein moderner Landwirth es thun konnte, den Rath , sorgfiiltig die Zuchthunde auszuwiihlen , "den Stamm , die Abstammung und den Yater sich zu notiren; -welche man zum Mannchen fiir die Heerde aufbewahren solle;" die Nachkommen zu zeichnen, Schafe von dem reinsten Weiss auszuwiihlen und zu untersuchen, oh ihre Zungen briiunlich sind. Wir haben gesehen, dass die Romer von ihren T.auben Stammbiiume hielten und es wurde ein sinnloses Verfahren gewesen sein , hiitte man nicht bei ihrer Zilchtung grosse Sorgfalt angewendet. C oI u me I la gibt detaillirte Vorschriften in Bezug auf das Zuchten von Hiihnern: ,, Die Zuchthenne soll daher von einer ausgesuchten Farbe, einem kriiftigen Korper, gedrungen gebaut, vollbrustig, mit grossem Kopfe, mit aufrechten und hellrothen Kam­ men sein. _ Diejenigen, welche man fur die am besten gezttchteten halt, sind die, welche fiinf Zehen haben" 37. T _a-c it u s zufolge ver­ wendeten die Celten au( die Rasse ihrer Hausthiere grosse Auf­

merksamkeit und Ca e s a r gibt an, dass sie hohe Preise an Kaufleute

bezahlten fur das Einfiihren schoner Pferde 38. In Bezug auf Pflan-

. zen spricht Virgil von dem jiihrlichen Aussuchen der grossten S men und Celsus sagt: ,,Wo das Korn und die Ernte nur klein ist, mtissen wir die besten Korniihren aussuchen und die Samen von diesen getrennt fiir sich aufbewahren" 39.

   Wenn wir dem Strome der Zeit abw!irts folgen , ktinnen wir nur kurz sein. Ungefiihr um den Anfang de_s neunten Jahrhunderts befahl Karl der Grosse seinen Beamten ausdrticklich an, grosse Sorgfalt auf seine Hengste zu verwenden und wenn irgend welche

u    Volz, Beitril.ge etc,, 1852, p. 80.

86 Naturgeschichte, 45. Cap.

31 Gardener's Chronicle, 1848, p. 328.

38 Regnier, De l'Economie des Celtes, 1818, p. 487, 503.

39 Le Couteur, on Wheat, p. 15.

[page break] 272     Znchtwahl 20. Cap.

sich als schlecht oder alt erwiesen, ihn in kurzer Zeit davon zu be­ nachrichtigen, ehe sie zu den Stuten gebracht wttrden 40. Selbst in einem Lande, das wlihrend des neunten Jahrhunderts so wenig civilisirt war, wie Irland, mochte es nach einigen alten Versen 41, welche eine Brandscha tzung beschreiben, die Cormac einforderte, scheinen , als seien Thiere von besonderen Orten oder die einen eigenthtlmlichen Character batten, geschatzt worden. So heisst es :

>Zwei Schweine von den Schweinen von Mac Lir.

Einen Widder und ein Mutterschaf, beide rund und roth, Brachte ich mit von Aengus.

Ich brachte mit einen Hengst und eine Stute Von der schllnen Zucht von Mauannan,

Einen Bullen und eine weisse Kuh von Druim Cain.,

    Athelstan erhielt im Jahre 930 als ein Geschenk aus Deutsch­ land Rennpferde, und er verbot die Ausfuhrung englischer Pferde. Konig Johann importirte .,einhundert ausgewiihlte Hengste aus Flandern" 42.  Am 16. Juni 1305 schrieb der Prinz von Wales an den Erzbischof von Canterbury und bat ihn, irgend einen ausge­ wli.hlten Hengst ihm zu leihen und versprach, ihn am Ende der Sai­ son zuruckzuschicken 43. Es gibt zahlreiche Berichte uber die Im­ portation ausgewli.hlter Thiere verschiedener Arten in den alten Perioden der englischen Geschichte und von albernen Gesetzen ge­ gen ihre Exportation. Unter der Regierung Heinrichs VII. und VIII. wurde befohlen, dass die Magistratspersonen zu Michaelis die Weiden und Landereien saubern und alle Stuten unter einer gewissen Grosse zerstoren sollten 44. Einige unserer fruheren Konige erliessen Ge­ setze gegen das Schlachten von Widdern aller ghten Rassen, ehe sie sieben Jahre alt wli.ren, so dass sie Zeit batten, sich fortzuptlan­ zen. In Spanien erliess Cardinal Ximenes im Jahre 1509 Regulative uber die Auswahl guter Widder zum Zuchten 45.

40 Michel, Des Baras, 1861, p. 84.

41 Sir W. Wilde, Essay on Unmanufactured Animal Remains etc.,

1860, p. 11.

   4 Hamilton Smith, Naturalist's Library. Vol. XII, Horses, p. 185, 140.

43 Michel, Des Haras, p. 90.

" Baker, History of the Horse.  Veterinary.  Vol. XIII, p. 428.

45 Abbe earlier in.: Journal de Physique. Vol. XXIV, 1784, p.181;

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   Der Kaiser Akber Khan soil vor dem Jahre 1600 seine Tauben durch Kreuzung der Rassen » wunderbar veredelt" haben und dies schliesst nothwendig sorgfaltige Zuchtwahl ein. Um dieselbe Zeit wendeten die Niederliinder der Ziichtung dieser Vogel iiusserst sorg­ f"altige Aufmerksamkeit zu. Be Ion sagt 1555, dass gute Wirthe in Frankreich die Farbe ihrer jungen Giinschen untersuchen , um Ganse von einer weissen Fiirbung und von besserer Art zu erlan­ gen. Markham weist 1631 die Ziichter an, »die grossten und besten Kaninchen auszuwiihlen," und geht in minutiose Details ein. Selbst in Bezug auf die Samen von Pflanzen for den Blumengarten sagt Sir J. Hanmer, der um das Jahr 1660 schrieb 46,. dass »bei der Auswahl von Samen der beste Samen der am meisten wiegende ist und von dem iippigsten und kriiftigsten Stamme zu haben ist;" und er gibt- dann Regeln, dass man nur einige wenige Bliithen an den Pflanzen zum Samen !assen soil; so dass selbst solche Details in unsern Blumengiirten vor zweihundert Jahren schon mit Aufmerk­ samkeit behandelt wurden. Urn zu zeigen, dass Zuchtwahl still­ schweigend an Orten ausgefiihrt worden ist, wo es nicht hiitte er­ wartet werden konnen, will ich hinzufugen, dass um die Mitte des vorigen Jahrhunderts in einem abgelegenen Theil von Nordamerika

_Mr. Cooper alle seine Gemiise durch sorgfaltige Zuchtwahl so

veredelte , 11 dass sie denen irgend einer andern Person bedeutend tiberlegen waren, Wenn z. B. seine Rettige zur Benutzung fertig sind, so nimmt er zehn oder zwolf der am meisten gebilligten und pflanzt sie mindestens hundert Yards von andern entfernt, die um dieselbe Zeit bliihen. In derselben Weise behandelt er alle seine andern Pflanzen und variirt die Umstiinde je nach ihrer Natur" 47.

   ·In dem grossen im letzten Jahrhundert von den Jesuiten publi­ cirten Werke iiber China , welches hauptsiichlich aus alten_ chine­ sischen Encyklopaedien zusammengestellt ist, wird gesagt, dass bei

dieser Aufsatz gibt viel Aufschliisse iiber die friihe Zuchtwahl von Scha­ fen; er ist meine Gewlllir dafiir, dass Widder nicht jung in E11-gland ge­ schlachtet wurden.

41 Gardener's Chronicle, 1843, p. 389.

41 Mittheilungen an den. Board of Agriculture, citirt in Darwin's Pliy­

tologia, 1800, p. 451.

DARWIN, Var!lren II. 18

DigitizYed

[page break] 274     Zuchtwahl 20. Cap.

Schafen ,, die Veredelung der Rasse in einer mit besonderer Sorgfalt ausgeiibten Wahl der Liimmer besteht , welche zur Fortpflanzung bestimmt sind; ferner in einer· guten Erniihrung derselben und darin, dass man die Heerden getrennt halt.'' Dieselben Grundsiitze wurden von den Chinesen auf verschiedene Pflanzen und Frucht­ biiume angewendet 48. Ein kaiserliches Edict empfiehlt die, Wah! von Samen einer merkwiirdigen Grosse; und Zuchtwahl wurde selbst von kaiserlichen Handen ausgeubt; denn es wird gesagt, dass der Ya-Mi oder Kaiser-Reis, zu einer alten Zeit von dem Kaiser Khang-Hi auf einem Felde bemerkt, aufgehoben und in seinem Gar­ ten cultivirt wurde; und dass er seitdem deshalb werthvoll gewor­ den ist, weil es die einzige Art ist, welche im Norden der grossen Mauer wachsen kann 49. Selbst in Bezug auf Blumen wurde Zucht­ wahl ausgeiibt; die Baumptionie (P. moutan) ist nach chinesischen Uberlieferungen seit 1400 Jahren cultivirt worden. Es wurden zwischen zwei- und dreihundert Varietiiten erzogen, welche so be­ liebt waren, wie friiher die Tulpen bei den Hollandern 50.

Wenden wir uns jetzt zu halbcivilisirten Volkern und zu Wil­

den. Nach dem, was ich in verschiedenen Theilen von Sudamerika, wo keine Hecken existiren u'nd wo die Thiere von geringem Werthe sind, gesehen hatte, kam ich darauf, dass bier absolut keine Sorg­ falt auf die Zucht oder Auswahl derselben gewendet werden Wiirde, und dies ist in grosser Ausdehnung richtig.  lndess beschreibt Ro u Ii n 51 in Columbia eine nackte Rasse von Rindern, denen man wegen ihrer zarten Constitution nicht gestattet, sich zu vermehren.

Az ara  zufolge 52  werden in Paraguay oft Pferde geboren, mit

lockigem Haar; da dies aber die Eingebornen nicht lieben, werden sie zerstort. Andererseits fiihrt Azar a an, dass im Jahre 1770 ein hornloser Bulle geboren , erhalten und seine Rasse fortg"epflanzt

wurde. In Banda Oriental wurde mir die Mittheilung gemacht von

48 Memoires sur les Chinois, 1786. Tom. XI, p. 55. Tom. V, p. 507.

   49 Recherches sur !'Agriculture des Chinois par L, D'Herv'ey-Saint­ Denys, 1850, p. 229. InBezug aufKhang-Hi s. Hue, Empire ChinoiB, p. 311.

60 A nde r son, in: Linnean Transact.  VoL XII, p. 253.

51 Mem. pres. par divers savans, Acad. d. Sc. Tom. VI, 1835, p."333.

62 Des Quadrupedes du Paraguay, 1801. Tom. II, p. 333, 371.

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der Existenz einer Rasse mit umgekehrtem Haar und die ausser­ ordentlicben Niata-Rinder erschienen zuerst in La Plata und sind seit der Zeit distinct erhalten worden. Es sind daher gewisse auf­ fallende Variationen erhalten worden und .andere sind in diesen Liindern , we)che einer sorgfaltigen Zuchtwahl so wenig gunstig sind, llestiindig zerstort worden. Wir haben auch gesehen, dass die Einwohner zuweilen Rinder auf ihre Liindereien einfiihren, um die bosen Wirkungen zu naher Inzucht zu vermeiden. Anderer­ seits babe ich nach zuverl!issiger Autoritiit gehort, dass die Gauchos der Pampas niemals irgend welche Mfihe auf die Auswahl der besten Bullen oder Hengste zur Zucht verwenden; und dies erkliirt wahr­ scheinlich den Umstand, dass die Rinder und Pferde in der ausser­ ordentlich ausgedehnten argentinischen Republik so merkwiirdig gleichformig im Character sind.

   Betrachten wir die alte Welt, so ist uder Tuarek in der Wfiste Sahara so sorgfaltig in der Wahl bei der Zucht der Mahari (eine schone Rasse des Dromedar) als der Araber es ist bei der Zucht seiaes Pferdes. Die Stammbiiume werden iiberliefert und viele Dromedare konnen sich eines weit liingeren Stammbaumes riihmen als die Nacbkommen des ,Darley'-Arabers" 53. Nach Pallas be­ miihen sich die Mongolen die Yaks oder pferdescbwiinzigen Biitfel mit weissen Schwiinzen zu ziichten; denn diese letzteren werden an die chinesischen Mandarinen als Fliegenwedel verkauft, und un­ gefiihr siebenzig Jahre nach Pa II as fand Moorcroft, dass weiss­ schwiinzige Thiere noch immer zur Nachzucht ausgewiihlt wer­ den 54.

    Wir haben in dem Capitel iiber den Hund gesehen, dass die Wilden in verschiedenen Theilen von Nordamerika und in Guyana ihre Bunde mit wilden Caniden kreuzen, wie es Plinius zufolge die . alten Gallier thaten. Dies geschah, um ibren ·Hunden Kraft und Starke zu geben, in ders.elben Weise, wie die. Zuchter in grossen Gehegen zuweilen ihre Frettchen mit dem wilden Wiesel kreuzen, (wie mir Mr. Ya rr e II mitgetheilt hat), ., um ibnen mebr Bosheit zu

.58 H. B. Tristram, The Great Sahara, 1860, p. 288.

   s. Pallas in: Acta Acad. Petropolit. 1777, p. 249. Moo.reroft un(l T re beck, Travels in the Himalayan Provinces, 1841.

18*

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geben." Nach Varro wurde friiher der wilde Esel gefangen und mit dem zahmen Thiere gekreuzt, um die Basse zu veredeln; in derselben Weise wie heutigen Tages die Einwohner von Java zuweilen ihre Bin­ der in die Walder treiben, um sie mit dem wilden Banteng (Bos son­ daicus) kreuzen zu }assen 55. Im nordlichenSibirien bei den Ostiaken variiren in den verschiedenen Districten die Hunde in der Zeichnung; aber allerorts sind. sie in ·eirier merkwiirdig gleichformigen Weise schwarz und weiss gefleckt 56 ; und schon aus diesen Thatsachen konnen wir auf sorgfaltige Zuchtung schliessen, noch besonders da die Hunde der einen Lokalitiit <lurch das ganze Land ·wegen ihrer Superioritiit beruhmt sind. Ich babe von gewissen Stiimmen von Eskimos gehort, welche ihren Stolz darein setzen , dass ihre Hundegespanne gleichformig gefarbt sind. Wie mir Sir R. S eh o ro­ b u r g k mittheilte 57, werden die Hunde der Turuma-Indianer hoch­ geschiitzt und in grosser Ausdehnung getauscht; ·der Preis eines gute ist derselbe wie der, den man fur ein Weib gibt. Sie werd1in in einer Art Kiifig gehalten und die lndianer » wenden grosse Sorg­ falt an, zur Zeit der Brunst das Weibchen gegeri eine Verbindung mit einem Hunde einer untergeordneten Art zu schtttzen." Die In dianer sagten Sir Robe rt, dass wenn ein Hund sich als schlecht oder nutzlos erwies, er nicht getodtet wurde, sondern ihm iiber'­ lassen wiirde, einfach in Folge von Vernachlassigung zu sterben. Kaum irgend eine Nation ist barbarischer als die Feuerliinder; ich bore aber von Mr. B r i d ge s, dem Catecheten der dortigen Mission, dass » wenn diese Wilden eine grosse starke und lebendige Httndin haben, sie Miihe darauf verwenden, sie zu einem schonen Hund. zu bringen, und selbst dafiir sorgen , sie gut zu emii.hren , damit ihre Jungen stark und kriiftig sein mochten."

Im Innern von Afrika zeigen Neger, welche mit Weissen nicht

in Beriihrung gekommen sind , grosse Sorgfalt bei der Veredlung ihrer Thiere; sie » wiihlen immer die grosseren und stlirkeren Mann­ chen als Stamm aus": die Malakolo waren sehr von Livingstone's

  H citirt nach Raffles in dem Indian Field, 1859, p. 196. Wegen Varro s. Pall as a. a. 0.

S6 E rman's Reisen in Sibirien. Engl. Ubers.  Vol. I, p. 453.

61 s. auch Journal R. Geograph. Soc. Vol. XIII. P, 1, p. 65.

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 Versprechen erfreut, ihnen einen Bullen zu schicken, und em1ge Bakalolo fiihrten einen lebeildigen Hahn den ganzen Weg von Loanda in das Innere 58. Weiter siidlich auf demselben Continent gibt An­ de r s son an , dass er einen Damara gekannt habe , welcber zwei schone Ochsen fiir einen Hund gab, der ihm besonders gefiel. Die Damaras finden ein grosses Vergniigen darin, dass sie ganze Zilge von Rindern derselben Fiirbung haben und der Preis ihrer Ochsen steht im Verhiiltniss zur Grosse ihrer Horner.· nDie Namaquas haben eine formliche Manie fiir ein glei\!hfarbiges Gespann und fast alle Volker des siidlichen Afrikas schiitzen ihre Rinder niichst ihren Weibern und haben einen Stolz darin, Thiere zu besitzen , welche hellroth aussehen." n Sie machen selten oder nie.von einem scho­ nen Thiere als Lastthier Gebrauch" 59. DasUnterscheidungsvermo gen, welches diese Wilden besitzen, ist wunderbar; sie konnen er­ kennen, welchem Stamme irgend ein Rind angehort. Ferner theilt mir Mr. Andersson mit, dass die Eingebornen haufig ein n be­ sondern Bullen mit einer besondern Kuh paaren.

    Der merkwurdigste Fall von Zuchtwahl bei halbcivilisirten Volkern oder in der That bei alien Volkern, den ich aufgefiihrt ge­ funden babe, ist der, den Garcilazo de la Vega, ein Nachkomme der Incas, mitgetheilt hat, der in Peru ausgeiibt worden sein sol ehe das Land von den Spaniern unterworfen wurde 60. Die Incas hielten jiihrlich grosse Jagden ab, wo alle wilden Thiere von einem ungeheuren Umkreis auf einen gewissen Punkt getrieben wurden. 'Die Raubthiere wurden zuerst, als schiidlich, zerstort; die wilden Guanacos und Vicunas wurden geschoren, die alten Mannchen und Weibchen getodtet und die andern freigelassen. Die verschiedenen Sorten von Hirschen wurden untersucht; die alten Mannchen und Weibchen wurden gleichfalls getodtet; ,,aber die jungen Weibchen wurden mit einer gewissen Anzahl von Mannchen aus den schonsten

      58 Livingstone's FirstTravels, p. 191, 439. 565. s. auch Expedition to the Zambesi, 1865, p. 495 , wegen eines analogen Falls in Bezug auf eine gute Ziegenrasse.

&9 Andersson, Travels in South Africa, p. 282, 818, 819.

   IKl Dr. Va v ass e u r, in: Bullet. de la Soc. d' Acclimat. Tom. VIII, 1861, p. 136.  .

  

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und kriiftigsten ausgewahlt" und in Freiheit gesetzt. Wir haben daher hier Zuchtwahl des Menschen, der die natiirliche Zuchtwahl unterstiitzt Die Incas befolgten also genau das umgekehrte System von dem, dessen unsere schottischen Jagdleute beschuldigt wt.irden, dass sie niimlich stets die schonsten Hirsche getodtet und hierdurch die Degeneration der ganzen Rasse verursacht hiitten 61. Was die domesticirten Lamas und Alpacas betrifft, so wurden sie zur Zeit der Incas nach der Farbe getrennt und wenn zufiillig eins in einer Heerde von der unrechten Farbe geboren wurde, so wurde es even­ tuell in eine andere Heerde gebracht.

   In der Gattung Auchenia gibt es vier Formen, das Guanaco und Vicuna, beide wild gefunden und zweifellos distincte Species, das Lama und Alpaca, beide nur im domesticirten Zustande bekannt. Diese vier Thiere scheinen so verschieden, dass die meisten Natur­ forscher, besonders diejenigen, welche diese Thiere in ihrem Hei­ mathlande studirt haben, behaupten, dass sie specifisch distinct sind, nichtsdestoweniger dass Niemand behauptet, ein wildes Lama oder Alpaca gesehen zu haben. lndess bringt Mr. L edger, welcher diese Thiere sowohl in Peru als wiihrend ihrer Exportation naeh Australien genau studirte und viele Versuche iibet ihre Fortpflanzung angestellt hat, Argumente bei 62, welche mir dafiir conclusiv zu sein scheinen, dass das Lama der domesticirte Nachkomme des Guanaco sei und das Alpaca der des Vicuna. Und jetzt, wo wir wissen, dass diese Thiere seit vielen Jahrhunderten systematisch geziichtet und ausgewiihlt wurden, kann uns der bedeutende Betrag von Veriinde­ rungen, den sie erlitten haben, nicht iiberraschen.

Es schien mir zu einer Zeit wahrscheinlich, obschon alte und

. halbcivilisirte Volkerschaften der Veredlung ihrer niitzlichen Thiere in wesentlichen Punkten Aufmerksamkeit gewidmet haben mochten, dass sie doch unwichtige Merkmale ilicht beriicksichtigt haben. Aber die menschliche Natur ist durch die ganze Welt dieselbe: die Mode herrscht iiberall unumschriinkt und der Mensch ist geneigt das zu schiitzen, was er nur imrner zufallig besitzen mag. Wir haben ge

61 The Natural History of Dee Side, 1855, p. 476.

61 Bullet. de la Soc. d'Acclimat.  Tom. VII, 1860, p. 457.

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sehen., dass in Siidamerika das Niata-Rind erhalten worden ist, welches sicher durch sein verkiirztes Gesicht und seine aufgestiilpten Nasenlocher nicht niitzlich geworden ist. Die Damaras von Siid­ afrika schiitzen Rinder wegen der Gleichformigkeit der Fiirbung und der enorm langen Horner. Die Mongolen schiitzen ihre Yaks wegen ihrer weissen Schwiinze; und ich werde jetzt zeigen, dass es kaum eine Eigenthiimlichkeit in unsern niitzlichsten Thieren gibt, welche nicht aus Mode, Aberglaube, oder irgend einem andern Motive geschatzt und in Folge dessen erhalten worden ist. Was das Rind betrifft, so erziihlt nach You a tt 63 "ein alter Bericht, dass hundert weisse Kiihe mit rothen Ohren von dem Prinzen von Nord­ und Siid-Wales als Compensation verlangt worden seien; wiiren die Rinder dunkel oder schwarz, so miissten hundertundfiinfzig geboten werden". Es wurde daher in Wales der FarbeAufmerksamkeit ge­ schenkt schon vor der Eroberung durch England. In Centralafrika

wird ein Ochse, welcher mit dem Schwanz auf den Boden schliigt, getodtet ; und in Siidafrika wollen einige von den Damaras nicht das Fleisch von einem gefleckten Ochsen essen. Die Kaffern schiitzen ein Thier mit einer musikalischen Stimme ; und "bei einer Auction in British Kaffraria erregte das Gebriill einer Ferse soviel Bewunde­ rung, dass um ihren Besitz eine scharfe Concurrenz sich entspann und sie einen betriichtlichen Preis realisirte" 64. Was die Schafe betrifft, so ziehen die Chinesen Widder ohne Horner vor. Die Tar­ taren ziehen solche mit spiral gewundenen Hornern vor, weil man glaubt, dass die hornlosen den Muth verlieren 65. Einige Damaras ,wol­ Ien das Fleisch von hornlosen Schafen nicht essen. Was Pferde betrifft, so wurden gegen das Ende des fiinfzehnten Jahrhunderts Thiere von der Fiirbung, die als liart pomme beschrieben wird, in Frankreich am meisten geschiitzt. Die Araber haben ein Sprichwort: ,,Kaufe nie ein Pferd mit vier weissen Fiissen, denn es bringt seinLeichen­ tuch mit sich" 66.  Auch verachten, wie wir gesehen haben, die

68 On Cattle, p. 48.

64 Livingstone's Travels, p. 576. Andersson, Lake Ngami, 1856,

p. 222. In Bezug auf die Auction in Kaffraria s. Quarterly Review, 1860,

p. 139.

65 Memoire sur les Chinois (von den Jesuiten), 1786. Tom. XI, p. 57.

66 F. Michel, Des Haras, p. 47, 50.

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Araber graubraune Pferde. So hatten auch bei Hunden Xenophon und Andere in frtiherer Zeit ein Vorurtheil zu Gunsten gewisser Farben, und ,, weisse oder schieferfarbige Jagdhunde wurden nicht geschiitzt" 67.

   Wenden wir uns zum Gefltigel. Hier glaubten die alten romi­ schen Feinschmecker, dass die Leber einer weissen Gans die fein­ schmeckendste sei. In Paraguay werden schwarzhiiutige Hiihner gehalten, weil man sfo ftlr productiver und ihr Fleisch fur am ge­ eignetsten fiir invalide Leute halt 68. Die Eingebornen von Guyana wollen, wie mirSir R. Schomburg k mitgetheilt hat, das Fleisch oder die Eier des Huhns nicht essen; zwei Rassen werden aber besonders zum Schmuck gehalten. Auf den Philippinen werderi nicht weniger als neun Subvarietiiten des Kampfhuhns gehalten und benannt, so dass sie auch besonders geztichtet werden miissen.

Heutigen Tages wendet man den unbedeutendsten Eigenthtlm­

lichkeiten sorgfiiltigste Aufmerksamkeit bei unsern niitzlichsten Thieren zu, entweder aus Mode oder als einen Beweis der Reinheit des Blutes. Hier konnten viele Beispiele angeftihrt werden, doch werden zwei hinreichen.· ,,In den westlichen Grafschaften von Eng­ land ist das Vorurtheil gegen ein weisses Schwein fast so stark, als in Yorkshire das gegen ein schwarzes". In einer der Berkshire­ Unterrassen soll "das Weisse auf die vier weissen Fiisse, auf einen weissen Fleck zwischen denAugen und auf einige wenige weisse Haare . hinter jeder Schulter beschriinkt sein ". Mr. Sad d I er besass drei­ hundert Schweine, von denen jedes einzelne in dieser Weise ge­ zeichnet war" 69. Marshall bespricht gegen dasEnde desvorigen Jahrhunderts eine Veriinderung in einer der Yorkshire-Rassen des Rindes und sagt, dass die Horner betriichtlich modificirt worden seien, da ,, ein glattes kleines scharfes Horn in den letzten zwanzig Jahren Mode gewesen ist" 70. In einem Theile Deutschlands wer­ den die Rind er der Gfohler-Rasse wegen vieler guter Eigenschaften geschiitzt; sie miissen aber Horner von einer besondern Krilminung

81 Hamilton Smith, Dogs. in: Naturalist's Library. Vol. X, p. 103.

68 Azara, Quadrupedes du Paraguay.  Tom. II. p. 324.

J9 Youatt, on Pig., edit by Sidney, 1860, p. 24, 25.

70 Rural Economy of Yorkshire.  Vol. II, p. 182.

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und Fiirbung haben; und zwar besteht man darauf so sehr, dass mechanische Mittel angewendet werden, wenn sie eine falsche Richtung annehmen. Die Einwohner » halten es aber als von der hochsten Bedeutung, dass die Nasenlocher des Bullen fleischfarbig und dieAugenwimpern hell gefarbt sind; dies ist ein unentbehrlicher Zustand. Ein Kalb mit blauen Nasenlochern wiirde· nicht gekauft oder nur zu einem sehr niedrigen Preise gekauft werden" 7 1. Es darf daher Niemand sagen wollen, dass irgend ein Punkt oder Character zu unbedeutend ist, um nicht methodisch die Aufmerk­ samkeit auf sich zu lenken und von den Ziichtern bei der Zuchtwah·l beriicksichtigt zu werden.

   Unbewusste Zuchtwahl. - Unter diesem Ausdruck ver­ stehe ich, wie bereits mehr als einmal erkliirt wurde, die durch den Menschen erfolgende Erhaltung der am meisten geschiitzten und die Zerstorung der am wenigsten geschiitzten Individuen, ohne irgend eine bewusste Absicht seinerseits die Rasse zu iindern. Es ist schwer directe Beweise fiir die Resultate beizubringen, welche die­ ser Art von Zuchtwahl folgen, aber indirecter Beweise gibt es ausserordentlich viele. Es besteht factisch zwischen methodischer und unbewusster Zuchtwahl mit Ausnahme des Umstandes, dass in dem einen Falle der Mensch absichtlich, in dem andern unabsicht-

. Iich handelt, wenig Verschiedenheit. In beiden Fallen erhiilt der Mensch die Thiere, welche ihm am niitzlichsten oder gefiilligsten sind, und,zerstort odervernachliissigt die andern. Aber ohne Zweifel folgt ein vie! schnelleres Resultat der methodischen als der unbe­ wussten Zuchtwahl. Das uAusjaten" von Pflanzen durch die Gartner und die durch Gesetz angeordnete Zerstorung aller Stuten unter einer gewissen Grosse unter derRegierung Heinrichs VIII. sind Beispiele ei­ nes Processes, der das Umgekehrte der Zuchtwahl im gewohnlichen Sinne des Wortes darbietet, aber zu demselben allgemeinen Resul­ tat fuhrt. Der Einfluss der Zerstorung von Individuen, die einen eigenthiimlichen Character haben, zeigt sich deutlich in der Noth­ wendigkeit jedes Lamm, mit einer Spur von Schwarz an sich, zu todten, um die Heerde weiss zu halten; oder ferner in den Wirkun-

11 Moll et Gayot, Du Boeuf, 1860, p. 547.

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gen der zerstorenden napoleonischen Kriege auf die mittlere Grosst, in Frankreich, durch welche viele grosse Manner getodtet, die klei­ nen zuriickgelassen wurden, um Familienvliter zu bilden. Dies ist wenigstens die Schlussfolgerung derer, welche qen Gegenstand der Conscription aufmerksam studirt haben, und es ist sicher, dass seit Napoleons Zeit der Maassstab fur die Armee zwei- oder dreimal ver­ kleinert worden ist.

   Unbewusste Zuchtwahl geht so allmahlich in methodische iiber, dass es kaum moglich ist, sie zu trennen. Wenn ein Liebhaber vor

!anger Zeit zuerst zufiillig eine Taube mit einem ungewohnlich kurzen Schnabel oder eine Taube mit ungewohnlich entw_ickelt_en Schwanzfedern beobachtete, so konnte er, wenn er auch von diesen Vogeln weiter mit der bestimmten Absicht ziichtete, die Varietiit fortzupflanzen, doch nicht beabsichtigt haben, einen kurzstirnigen Burzler oder eine Pfauentaube zu machen, und war weit davon ent­ fernt zu wissen, dass er den ersten Schritt nach jenem Ziele hin gethan hatte. Hiitte er das endlicheResultat sehen konnen, so wiirde er erstaunt gewesen sein; aber nach dem, was wir von den Gewobn­ heiten der Liebhaber wissen, wtirde er sich wahrscheinlich nicht verwundert haben. Unsere englischen Botentauben, Barbtauben und kurzstirnigen Burzler sind in derselben Weise bedeutend lliodificirt worden, wie wir sowohl aus den historischen Zeugnissen schliessen konnen, die in den Capiteln iiber die Taube mitgetheilt wurden, als aus der Vergleichung von Vogeln, die aus entfernt von einander liegenden Landern gebracht wurden.

Dasselbe ist der Fall gewesen bei Hunden.  Unsere jetzigen

Fucbshunde sind von dem alten englichen Jagdhunde verschieden. Unsere Windspiele sind leichter geworden; der Wolfshund, welcher zur Classe der Windspiele gehorte, ist ausgestorben; der schottische Hirschhund ist modificirt worden und ist jetzt selten. Unsere Bull­ doggen sind von denen verschieden, die fruher zur Bullhetze ge­ braucht wurden, unsere Vorsteher und Neufundliinder sind keinem eingebornen Hunde in den Liindern von denen sie gebracht wurden, in bedeutendem Grade iihnlich. Diese Veriinderungen sind zum Theil durch Kreuzung bewirkt worden; aber in allen Fallen ist das Re-

- sultat durch die strengste Zuchtwahl geleitet worden.  Nichtsdesto-

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weniger ist kein Grund vorhanden zu vermuthen, dass der Mensch absichtlich und methodisch die Rassen genau dazu gemacht babe, was sie jetzt sind. Wie unsere Pferde fliichtiger wurden und das Land cultivirter und ebener, so wurden fliichtigere Fuchshunde ge­ wiinscht und producirt, aber wahrscheinlich ohne dass irgend Je­ mand vorausgesehen hiitte, was aus ihnen werden wiirde. Unsere Vorsteher- undJagdhunde, die letzteren fast sicher die Nachkommen grosser Wachtelhunde, sind bedeutend modificirt worden und zwar in Ubereinstimmung mit der Mode und dem Streben nach grosserer Schnelligkeit. Wolfe sind ausgestorben, Hirsche sind seltener ge­ worden, Bullen werden nicht liinger gehetzt und die entsprechenden Hunderassen sind dieserVeranderung gefolgt. Wir konnen uns aber fast iiberzeugt halten, dass, als z. B. Bullen nicht Hinger gehetzt wurden, Niemand sich selbst sagte: ich will meine Hunde nun von geringerer Grosse ziichten und so die jetzige Rasse schaffen. In demMaasse, wie sich die Umstande anderten, modificirte der Mensch unbewusst und Iangsam seinen Gang der Zuchtwahl.

Bei Rennpferden ist die Zuchtwahl methodisch auf die Schnellig­

keit gerichtet worden; und unsere Pferde besiegen jetzt leicht ihre Vorfahren. Die bedeutende Grosse und das verschiedene Ansehen der englischen Rennpferde veranlasste einen guten Beobachter in lndien zu der Frage: ,.Konnte sich jetzt im Jahre 1856 Jemand, der unsere Rennpferde betrachtet, vorstellen, dass sie das Resultat einer Verbindung des arabischen Hengstes und der afrikanischen Stute seien" 72. Diese Veranderung ist wahrscheinlich zum grossen Theile durch unbewusste Zuchtwahl bewirkt worden, d. h. durch den allgemeinen Wunsch so schone Pferde zu ziichten, als in jeder Generation nur moglich waren, in Verbindung mitDressur und guter Fiitterung, aber ohne irgend eine Absicht, ihnen ihr jetziges Ansehen zu geben. Y ouatt zufolge 73 beeinflusste die Einfiihrung dreier bertihmter orientalischer Hengste zur Zeit Oliver Cromwell's die englische Rasse sehr schneU, so dass Lord Harleigh, einer von der alten Schule, sich dariiber beklagte, dass das grosse Pferd im

12 The Indian 3porting Review. Vol. II, p. 181. Cecil, The Stud

Farm,, p. 58.

73 The Horse, p. 22.

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schneJien Verschwinden sei. Dies ist ein ausgezeichneter Beweis dafiir, wie sorgfiiltig der Zuchtwahl Aufmerksamkeit geschenkt wor­ den sein muss ; denn ohne eine solche Sorgfalt wiirden alle Spuren einer so geringen Zumengung orientalischen Blutes schnell absor­ birt und verloren gegangen sein. Trotzdem dass das Clima von England nie fiir den Pferden besonders giinstig gehalten worden ist, so hat doch die Iange fortgesetzte sowohl methodische als unbe­ wusst ausgefiihrte Zuchtwahl in Verbindung mit der von den Ara­ bern wiihrend einer noch liingeren und friiherenPeriode ausgeiibten zu dem Endresultat gefiihrt, dass wir die beste Rasse von Pferden in der Welt haben. Macauley 74 bemerkt: ,,Zwei Manner, deren Autoritat iiber solche Gegenstiinde in hoher Achtung stand, der Herzog von Newcastle und SirJ.Fenwick, erkliirten, dass der geringste Gaul, der je von Tanger importirt sei, schonere Nach kommen produciren wiirde, als sich von dem besten Hengste u serer eingebornen Rasse erwarten liesse. Sie wiirden nicht leicht geglaubt haben, dass eine Zeit kommen wiirde, wo die Fiirsten und Edelleute benachbarter Lander so begierig sein wiirden, Pferde von England zu erhalten, als es die Englander je waren, Pferde aus der Barbarei zu erlangen ".

    Das Londoner Karrenpferd, welches im Ansehen von allen na­ tiirlichen Arten so bedeutend abweicht und welches wegen seiner Grosse viele Fiirsten des Orients in Erstaunen setzte, wurde wahr­ scheinlich dadurch gebildet, dass die schwersten und kriiftigsten Thiere viele Generationen hindurch in Flandern und England zur Zucht ausgewahlt wurden, indess ohne die gerin_gste Absicht oder Erwartung ein solches Pferd zu bilden, wie wir es jetzt sehen.

Wenn wir in eine friihere Periode der Geschichte zur0ckgehen, so sehen wir in den antiken griechischen Statuen, wie sCha a ffh au s en

bemerkt hat 75, ein Pferd, weiches einem Renn- und Karrenpferd gleich uniihnlich ist und von jeder existirenden Rasse abweicht.

   Die Resultate einer in einem friiheren Stadium ausgettbten un­ bewussten Zuchtwahl zeigen sich deutlich in der Verschiedenheit

74 History of England.  Vol. I, p. 316.

'6 -Ober Bestandigkeit der Arten.

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zwischen den von demselben Stamm herruhrendenHeerden, die aber von sorgfiiltigen Ztichtern getrennt gezogen wurden. You at t gibt ein- ausgezeichnetes Beispiel von dieser Thatsache an den Schafen, die den Mstrs. Buck Iey und B urgess gehorten, welche » aus dem ursprunglichen Stamme des Mr. Bakewell fur Hinger als ftinfzig Jahre rein geztichtet worden sind. Niemand, der nur irgendwie mit diesem Gegenstande bekannt ist, hat auch nur die geringste Ver­ muthung, dass die Besitzer beider Heerden in irgend einem Falle von dem reinen Blut der Bakewellheerde gewichen seien; und doch ist die Verschiedenheit zwischen den im Besitz dieser beiden Herren befindlichen Schafen so gross, dass sie das Ansehen von zwei vollig verschiedenen Varietaten haben" 76. Ich babe mehrere analoge und gut markirte Falle bei Tauben gesehen. lch hatte z. B. eine Familie von Barb-Tauben, welche von einer herstammten, welche Sir J. Sebright lange geziichtet hatte und ein_e andere Familie, welche ein anderer Liebhaber seit )anger Zeit zilchtete, und die beiden Fa­ milien wichen deutlich von einander ab. Nath us i us (und ein competenterer Richter konnte nicht angefiihrt werden) inachte d_ie Beobachtung, dass, wenn auch die Shorthorns im Ansehen merk­ wiirdig gleichformig sind (mit Ausnahme der Farbung) , doch der individuelle Character und die Wunsche eines jeden Ztichters sich in seinem Rindvieh ausdrticken, so dass verschiedene Heerden von einander abweichen 77. Das Herford-Rindvieh nahm seinen jetzigen gut markirten Character in Folge sorgfaltiger Zuchtwahl des Mr. Tomkins bald nach dem Jahre 1769 an 78; und neuerdings hat sich die Rasse in zwei Linien gespalten ; die eine Linie hat eine weisse Stirn und weicht, wie man sagt 79, unbedeutend in einigen andern Punkten ab. Es ist aber kein Grund zur Annahme vorhan­ den, dass diese Spaltung, deren Ursprung unbekannt ist, absichtlich gemacht sei; sie diirfte mit viel mehr Wahrscheinlichkeit dem Um­ stande zugeschrieben werden, dass verschiedene Zuchter ihre Auf­ merksamkeit auf verschiedenePunkte gelenkt haben. So war femer

19· Youatt, on Sheep, p. 811,.

n    Uber Shorthorn-Rindvieh, 1857, p. 51.

78 L ow , Domesticated Animals, 1845, p. 863.

19 Quarterly Review, 1849, p. 892.

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die Berkshire-Hasse von Schweinen im Jahre 1810 bedeu\end von dem abgewichen, was sie im Jahre 1780 gewesen war, und seit 1810 haben wenigstens zwei distincte Unterrassen denselben Namen getragen 80. Wenn wir uns daran erinnern, wie schnell sich viele Thiere vermehren und dass jiihrlich einige geschlachtet und einige zur Nachzucht aufbewahrt werden milssen, so ist es, wenn derselbe Ztichter im Verlauf einer .langen Reihe von Jahren mit Vorbedacht sich dazu entschliesst, welche zu erhalten sind und welche getodtet werden sollen, fast unvermeidlich, dass die indivi­ duelle Form seiner Ansicht den Character seiner Heerde beein­ flussen wird, ohne dass er irgend eine Absicht gehabt hat, die Rasse zu modificiren oder P-ine neue Linie zu bilden.

    Unbewusste Zuchtwahl im strengsten Sinne des Wortes, d. h. die Erhaltung der ntitzlicheren und die Vernachlassigung oder das Schlechten der weniger ntttzlichen Thiere ohne irgend welchen Ge­ danken an die Zukunft, muss gelegentlich von den entferntesten Perioden an und unter den barbarischsten Nationen ausgetibt wor­ den sein. Wilde leiden oft von Hungersnothen und werden zuweilen durch Kriege aus ihrer Heimathstiitte getrieben. In solchen Fiillen

!asst es sich kaum bezweifeln, dass sie ihre niitzlichsten Thiere er­ halten werden. Wenn die Feuerlander stark vom Mangel bedriingt wer­ den, todten sie eher ihre alten Weiher zur Nahrung als ihrellunde; denn wie man uns versicherte, "die alten Weiber haben keinenNutzen, Hunde fangen Ottern "· Derselbe gesunde Sinn wurde sicher d_azu ftth­ ren, ihre ntitzlicheren Hunde zu erhalten, wenn sie noch starker von Hungersnoth bedrtickt wurden. Mr. 0 Id fie Id, welcher die Einge­ bornen von Australien so eingehend beobachtet hat, ,theilt mir mit,

,,dass sie alle sehr froh sind, wenn sie einen europiiischen Kiinguru­ Hund erhalten; und mebrere Beispiele sind bekannt geworden, dass der Yater sein eigenes Kind todtete, damit die Mutter den so hooh geschiitzten jungenHund siiu-gen konnte." Verschiedene Sorten von

Huaden wiirden den Australiern zur Jagd auf Opossums und Kan­

gurus nutzlich sein, ebenso wie den Feuerliindern z.um Fangen von Fischen und Ottem und die gelegentliche Erhaltung der ntttzlichsten

80 H. von Nath u sit1s, Vorstndien etc., Schweineschadel, 1864, p.140.

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Thiere in den beiden Landern wurde endlich zur Bildung zweier sehr weit von einander verschiedenen Rassen fiihren.

   Von dem friihsten Dammern der Civilisation an wird bei Pflan­ zen die beste Varietat, welche man in jeder Periode kannte, allge­ mein cultivirt und ihr Samen gelegentlich gesiit worden sein, so dass von einer ausserordentlich entfernten Zeit her eine gewisse Zucht­ wahl ausgeiibt worden sein wird, aber ohne einen vorausbestimmten Maasstab der Vollendung oder einen Gedanken an die Zukunft. Wir ziehen heutigen Tages aus der gelegentlichen und unbewussten fiir Tausende von Jahren ausgeiibten Zuchtwahl Vortheile. Dies be­ weisen in einer interessanten Art Os w. Heer's Untersuchungen iiber die Seebewohner der Schweiz, die in einem friiheren Capitel ange­ fiihrt wurden; denn er zeigt, dass die Kerne und Samen unserer jetzigen Varietaten von Weizen, Gerste, Hafer, Erbsen, Bohnen, Linsen und Mohn an Grosse diejenigen ubertreffen, welcbe in der Schweiz wiihrend der neolithischen und Bronze-Periode cultivirt wurden. Jene alten Volkerscbaften besassen auch wahrend der neolithischen Periode einen Holzapfel, der betriichtlich grosser war als der, der jetzt wild auf dem Jura wachst 81. Die von P Ii n i us beschriebenen Birnen standen offenbar in der Qualitiit unseren jetzigen Birnen ausserordentlich nach. Wir konnen die Wirkung lange fortgesetzter Zuchlwahl und-Cultur noch auf eine andere Weise uns handgreiflich machen; denn wiirde wohl irgend Jemand, seiner Sinne machtig, erwarten, einen Apfel erstenRanges aus dem Samen eines wirklich wilden Holzapfels, oder eine susse, schmel.,. zende Birne von der wilden Birne zu erziehen? Alp h. De Can­ doll e theilt mir mit, dass er vor Kurzem auf einem alten Mosaik in Rom eine Darstellung der Melone gesehen babe und da die Romer, welche solche Feinschmecker waren, iiber diese Frucht schweigen, so schliesst er, dass die Melone seit der classischen Periode bedeu­ tend verbessert worden ist.

Wenden wir uns zu neueren Zeiten.  B ii ff on 82  verglich

die Blum en, Frtichte und Gemiise , welche damals cultivirt wurden,

   81 s. auch Dr. Christ, in Rtttimeyer's Fauna der Pfahlbauten, 1861, p. 226.

82 Die Stelle wird mitgetheilt in: Bullet. Soc. d'Acclimat, 1858, p. lL

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mit einigen ausgezeichneten, hundert und fiinfzig Jahre frtlher ge­ machten Zeichnungen . und war Ober die bedeutende Veredlung, welche erreicht worden war, sehr verwundert, Er macht die Be­ merkung, dass jene alten Blumen und Gemiise jetzt nicht bloss von einem Floristen, sondern von einem Kohlgiirtner verworfen warden wtirden. Seit derZeit Buffon's ist dasVeredlungswerk stetig und schnell vorangegangen. Jeder Florist, welcher unsere jetzigen Blumen mit denen vergleicht, welche in vor nicht langer Zeit vet.:. offentlichten Buchern abgebildet sind, ist iiber die Veriinderung er­

staunt. Ein bekannter Liebhaber 83 spricht von den Varieutten von

Pelargonium, die Mr. Garth nur vor zweiundzwanzig Jahren erzog und bemerkt: ,. Welche Aufregung verursachten sie! Ganz sicher haben wir die Vollendung jetzt erreicht, sagte man; und jetzt wfirde man eine der Blumen aus jener Zeit nicht ansehen. Desshalb sind wir aber denen nicht weniger Dank schuldig, welche sahen, was zu thun war, und es wirklich thaten «. Mr. Pa u I, der bekannte Gartner, sagt, wo er fiber dieselbe Blome schreibt 84, er erinnere sich, in seiner Jogend von den Portraits in Sweet's Werk entzfickt gewesen zu sein; ,,aber was sind diese in Bezug auf Schonheit im Vergleich zu den Pelargonien des heutigen

Tages ?  Auch bier schritt die Natur nicht durch Spriinge vorwlirts,

die Veredelung war stufenweise, und batten wir diesen allmiihlichen Fortschritt vernachliissigt, so wiirden wir die jetzigen grossen Q.e­ sultate uns verscherzt haben". Wie trefflich. erkennt dieser practi­ sche Gartner die stufenweise und accumulative Kraft der Zuchtwahl an , und wie wohl iJlustrirt er sie ! Die Georgine ist in gleicher Weise in ihrer Schonheit vorgeschritten. Die Richtung der Ver­ edlung wurde <lurch die Mode bestimmt und durch die aufeinander­ folgenden Modificationen, welche die Bliithe langsam erlitt 86.. Eine stetige und allmiihlich Verlinderung ist in vielen andem Blumen bemerkt worden.  So. ffigt ein alter Florist 86, i:iachdem er die

Hs Journal of Horticulture, 1862, p. 894.

84 Gardener's Chronicle, 1857, p. 85.

85 s. Mr. Wildman's Address to the Floricult. Soc. in: Gardener's

Chronicle, 1848, p. 86.

86 Journe,l of Horticulture, 24. Oct. 1865, p. 265.

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hauptsiichlichsten Varietiiten der Nelke beschrieben hat, die im Jahre 1813 gezogen wurden, noch hinzu: ,,Die Nelken jener Tage wiirden jetzt kaum als Einfassungsblumen gezogen werden.« Die Veredlung so vieler Blumen und die Zahl der Varietiiten, welche erzogen worden sind, ist um so auffallender, wenn wir horen, dass der friiheste bekannte Bluniengarten in Europa , niimlich in Padua, erst vom Jahr 1545 herriihrt 87.

   Wirkungen der Zuchtwahl, wie sie sich darin zeigen, dass die vom Menschen am meisten geschiitz­ ten  Theile  den  grossten  Betrag  an Verschieden­ h e i t d a r bi e ten. - Die Wirksamkeit lange fortgesetzter Zucht­ wahl, entweder methodischer od er unbewusster oder beider combinirt, zeigt sich sehr wohl in einer allgemeinen Weise, niimlich durch eine Vergleichung der Verschiedenheiten zwischen den Varietiiten distincter Species , welche wegen verschiedener Theile geschatzt werden; so wegen der Blatter oder der Stiimme oder Knollen, Sa­ men oder Friichte oder Bliithen. Welchen Theil nur immer der Mensch am meisten schiitzt, dieser Theil wird sich als der heraus­ stellen, der den grossten Betrag an Verschiedenheiten darbietet. Bei Baumen, die wegen ihrer Friichte cultivirt werden, ist, wie Sa­ ger et bemerkt, die Frucht grosser, ais in der elterlichen Species, wiihrend bei denen, die wegen des Samens cultivirt werden, wie bei Haselniissen, Wallniissen, Mandein, Castanien u. s. w. der Same seibst grosser ist; und er erkliirt diese Thatsache dadurch, bass in dem einen Falle der Frucht, in dem andern dem Samen sorgfaitige Aufmerksamkeit geschenkt und hlernach viele Jahre hindurch die Zuchtwahl bestimmt worden ist. Ga I I e s i o hat dieseibe Beobach­ tung gemacht. God r on hebt die Verschiedenheit der Knollen bei der Kartofl;'eI, der Zwiebel beim Allium und der Frucht bei der Me­ lone hervor; ebenso die grosse Ahnlichkeit der andern Theile an diesen selben Pflanzen 88.

H Prescott, Hist. of Mexico.  Vol. II. p. 61.

   88 Sageret, Pomologie Physiologique, 1830, p. 47. Gallesio, Teoria della Riproduzione, 1816, p. 88. Godron, de l'Espece, 1859. Tom. II,

p. 63, 67, 70. In dem elften und zwolften Capitel habe ich Details uber

die Karto:ffel angefilhrt ; und abnliche Angaben kann ich in Bezug auf die

DARWIN, Variiren II. 19

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    Um zu beurtheilen, in wie weit der Eindruck, den ich von die­ sem Gegenstand erhielt, correct sei, cultivirte ich zahlreiche Varie­ tiiten einer und derselben Species dicht neben einander. Der Ver­ gleich des Betrags an Verschiedenheit zwischen sehr von einander verschiedenen Organen ist nothwendig-nur vag, ich will daher die Resultate nur in wenig Fallen geben. Wir haben friiher in neunten Capitel gesehen, wie bedeutend die Varietiiten des Kohls in ihren Bliittern und Stiimmen abweichen , welches gerade die bei der Zuchtwahl beriicksichtigten Theile sind ; und wie sie sich einander in ihren Bliithen, Kapseln und Samen iihnlich sind. In sieben Varie­ tiiten der Rettigs differirten die Wurzeln bedeutend in der Farbe und Form, aber in ihrer Bebliitterung, in ihren Bliithen oder Samen liess sich durchaus keine Verschiedenheit entdecken. Welcher Con­ trast.bietet sich nun bier dar, wenn wir die Bliithen der Varietiiten dieser zwei Pflanzen mit denen irgend einer Species, die in unsern Blumengiirten zum Schmuck cultivirt werden, vergleichen , oder wenn wir ihre Samen mit denen der Varietiiten von Mais, Erbsen, Bohnen u. s. w. vergleichen, welche ihrer Samen wegen geschiitzt und cultivirt werden. Im neunten Capitel wurde gezeigt, dass die Varietiiten der Erbse nur wenig von einander abweichen mit Aus­ nahme der Hohe der Pflanzen , in einem miissigen Grade in der Form der Schote und bedeutend in der Erbse selbst, und dies Alles sind bei der Zuchtwahl beriicksichtigte Punkte. Indess weichen die Varietllten der Poissans parchemin vielmehr in ihren Schoten unter einander ab, und diese werden gegessen und demzufolge geschiitzt. Ich cultivirte zwolf Varietiiten der gemeinen Bohne; nur eine, die

,,Dwarf Fan" differirte im allgemeinen Ansehen betrachtlich. Zwei wichen in der Farbe ihrer Bliithen ab, die eine war ein Albino und die andere war ganz purpurn, statt es nur theilweise zu sein. Meh­ rere differirten betriichtlich in der Form und Grosse der Schote, aber viele bedeutend in der Bohne selbst und dies ist der geschatzte und bei der Zuchtwahl beriicksichtigte Theil. So ist z. B. Toker's Bohne zwei- und einhalbmal so lang und breit, als die Pferdebohne, und ist viel dunner und von einer verschledenen Form.

Zwiebel bestii.tigen.  lch habe auch gezeigt, in wie weit Naud in in Bazug

auf die Varietaten der Melone ubereinstimmt.

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   Die Varietiiten der Stachelbeere differiren wie frilher beschrie­ ben, bedeutend in ihrer Frucht, aber kaum merklich in ihren Bluthen 9der Vegetationsorganen. Auch bei der Pflaume erscheinen die Differenzen bei der Frucht grosser als bei den Bliithen oder Blat­ tern. Andererseits bietet der Samen der Erdbeere, welcher der Frucht der Pflaume entspricht, kaum irgend eine Verschiedenheit dar, wahrend Jedermann weiss, wie bedeutend die Frucht, d. h. das vergrosserte Receptaculum in den verschiedenen Varietaten differirt. Bei Apfeln, Birnen und Pfirsichen differiren die Bltithen und Blatter betrachtlich, aber so viel ich beurtheilen kann, nicht im Verhaltniss mit der Frucht. Andererseits zeigen die gefulltbliihenden chinesi­ schen Pfirsiche , dass Varietaten dieses Baumes gebildet worden sind, welche mehr in der Bliithe, als in der Frucht differiren. Wenn der Pfirsich, wie es fast wahrscheinlich ist, der modificirte Nach­ komme der andel ist , so ist ein iiberraschender Betrag an Ver­ anderung in einer und derselben Species hervorgebracht worden, und zwar in der fleischigen Hiille des ersteren und in den Kernen der letzteren.

Wenn Theile in so naher Beziehung zu einander stehen , wie

die fleischige Hillie der Frucht (was auch ihre homologe Bedeutung sein mag) und der Same, so wird, wenn ein Theil modificirt wird, allgemein auch der andere, aber durchaus nicht nothwendig in dem­ selben Grade modificirt. Bei dem Pflaumenbaum z. B.. produciren einige·Varietaten Pflaumen, welche nahezu gleich sind, aber Steine einschliessen , die in der Form liusserst unahnlich sind; wahrend umgekehrt andere Varietaten unahnliche Friichte mit kaum unter­ scheidbaren Steinen produciren; und allgemein dilferiren die Steine trotzdem sie nie der Zuchtwahl unterworfen worden sind ; in den verschiedenen Varietliten der Pflaume bedeutend. In andern Fallen variiren Organe , welche nicht offenbar miteinander in Beziehung stehen , in Folge irgend eines unbekannten Bandes zusammen und sind in Folge dessen dem ausgesetzt, ohne irgend welche Absicht von Seiten des Menschen doch gleichzeitig durch Zuchtwahl beein­ flusst zu werden. So sind die Varietiiten des Levkoi (Matthiola) allein weg'en der Schonheit ihrer Bliithen zur Zucht ausgewahlt

worden , aber die Samen differiren bedeutend in der Farbung und

19 D

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etwas auch in der Grosse.. Varietiiten des Salats sind allein wegen ihrer Blatter ausgewiihlt worden, produciren aber Samen, welche gleichfalls in der Fiirbung differiren. Wenn eine Varietat bedeutend von ihren Nebenvarietiiten in irgend einem Character abweich't, so weicht sie auch allgemein in Folge des Gesetzes der Correlation in einer gewissen Ausdehnung in mehreren andern. Characteren ah. Ich beobachtete diese Thatsache, als ich viele Varietiiten einer und derselben Species zusammen cultivirte; denn zuerst -legte ich mir gewohnlich eine Liste der Varietiiten an, welche am meisten in,ihren Bliittern und ihrer Wachsthumsweise von einander abweichen, spiiter dann von denjenigen, welche am meisten in ihren Bliithen differir­ ten, dann in ihren Samenkapseln und endlich in ihren reifen Samen, und ich fand, dass dieselben Namen meist in zwei, drei oder vier der aufeinanderfolgenden Listen vorkamen. Nichtsdestoweniger wurde der grosste Betrag an Verschiedenheit zwisc en den Varii,­ tiiten, soweit ich es beurtheilen kann , von dem Theil oder Organ dargeboten, wegen <lessen die Pflanze cultivirt wurde.

    Wenn wir im Auge behalten, dass jede Pflanze zuerst deshalb cultivirt wurde, weil sie dem Menschen von Nutzen war, und dass ihre Variation ein darauf folgendes oft lange darnach eintretendes Ereigniss war, so konnen wir den grosseren Betrag an Mannigfal­ tigkeit in den schiitzbaren Theilen dadurch erkliiren, dass wir an­ nehmen, die mit einer speciellen Neigung in irgend einer eigen­ thiimlichen Weise zu variiren begabten Species seien urspriinglich ausgewiihlt worden. Das Resultat miissen wir dem zuschreiben, dass die Variationen in diesen Theilen mit Erfolg erhalten und da­ durch bestiindig gehauft worden sind, wahrend andere Variationen mit Ausnahme solcher, welche unvermeidlich in Folge der Correla­ tion erschienen, vernachliissigt und verloren wurden. Hieraus kon­ nen wir schliessen, dass man die meisten Pflanzen durch Iange fortgesetzte Zuchtwahl dahin bringen kann, in jedem Character von einander so verschiedene Rassen zu ergeben, als sie jetzt in denjenigen Theilen sind, wegen deren sie geschiitzt und cultivirt werden.

   Bei Thieren sehen wir etwas derselben Art. Sie sind abernicht in hinreichenderZahl domesticirt worden und haben keine hinreichen-

  

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 den Varietiiten zu einem richtigen Vergleich ergeben. Die Schafe werden ihrer Wolle wegen geschiitzt und die Wolle differirt in den verschiedenen Rassen vie) bedeutender als das Haar beim Rind. Weder Schafe, Ziegen, europaische Rinder noch Schweine werden wegen ihrer Schnelligkeit oder Kraft geschiitzt; und wir besitzen auch keine Rassen, welche in diesen Beziehungen so von einander differiren, wie das Rennpferd und der Karrengaul. Schnelligkeit und Kraft werden aber bei Kameelen und Hunden geschatzt und bei dem ersteren haben wir das schnelle Dromedar und das schwere Kameel , bei dem letzteren das Windspiel und den Kettenhund. Hunde werden aber in einem noch hoheren Grade wegen ihrer gei­ stigen Qualitaten und ihrer Sinne geschatzt; und Jedermann weiss, wie bedeutend die Rassen in diesen _Beziehungen differiren. Wo andererseits der Hund nur darum geschatzt wird, dass er zur Nab­ rung dient, wie auf den polynesischen Inseln nnd in China, da wird er als ein stupides Thier beschrieben 89. BI um en b ac h macht die Bemerkung, dass ., viele Hunde, so z. B. der Dachshund, einen so markirten und zu besonderen Zwecken angepassten Bau haben, dass ich mich nur sehr schwer dazu iiberreden konnte, dass diese staunenswerthe Gestalt eine zufiillige Folge einer Degeneration sei" 90. Hatte aber BI um en ba c h iiber das grosse Princip der Zuchtwahl nachgedacht, so wiirde er nicht den Ausdruck Degene­ ration gebraucht haben und wiirde nicht dariiber erstaunt sein, dass Hunde und andere Thiere dem Dienste des Menschen so vorziiglich angepasst werden konnen.

,  Im Ganzen konnen wir schliessen, dass derjenige Character sich fast unveriinderlich als der herausstellen wird , wekher den grossten Betrag an Verschiedenheit sowohl der Art als dem Grade nach darbietet, welcher am meisten geschiitzt wird. Mogen dies nun die Blatter, Stii.mme, Knoll en, Zwiebeln, Bliithen, Friichte oder Samen der Pflanzen, oder die Grosse, Starke, Fliichtigkeit oder die Haardecke oder der Intellect der Thiere sein; und diese Resultate konnen wir mi,t Sicherheit dem Umstande zuschreiben , dass der Mensch wiihrend einer langen Reihe von Generationen die Variatio-

ij9 Go dron, De l'Espece.  Tom. II, p. 27.

uo The Anthropological Treatises of Blumenbach, 1866, p. 292.

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nen erhalten, welche am niitzlichsten waren, und die andern ver­ nachliissigt hat.

   Ich will dieses Capitel mit e1mgen Bemerkungen iiber einen bedeutungsvollen Gegenstand schliessen. Bei derartigen Thieren, wie bei der Giraffe, deren ganze Structur gewissen Zwecken wunderbar angepasst ist, hat man vermuthet, dass alle Theile gleichzeitig mo­ dificirt worden sein miissen , und man hat argumentirt, dass dies nach dem Princip der natiirlichen Zuchtwahl kaum moglich s i. Folgt man aber dieser Argumentation, so ist dabei stillschweigend angenommen worden, dass die Variationen plotzlich und bedeutend gewesen sein miissen. Wenn der Hals eines Wiederkiiuers plotz­ Iich bedeutend verliingert werden sollte, so wiirden ohne Zweifel die Vorderbeine und der Riicken gleichzeitig gekraftigt und modi­ ficirt worden sein miissen. Es liisst sich aber nicht liiugnen, dass sich der Hals oder Kopf oder die Zunge oder die Vorderbeine eines Thieres sehr unbedeutend verliingern konnen, ohne irgend welche entsprechende Modification in anderen Theilen des Korpers hervor­ zurufen, und in dieser Weise unbedeutend modificirte Thiere wttr­ den wahrend einer Hungersnoth einen geringen Vortheil heben und beflihigt sein , die Blatter von hoheren Zweigen abzufressen und sich auf diese Weise zu erhalten. Wenige Handvoll mehr oder weniger jeden Tag wttrden die ganze Verschiedenheit ausmachen, die bier iiber Leben und Tod entscheidet. Durch Wiederholung desselben Processes und durch die gelegentliche Kreuzung der iiberlebenden wlirde ein gewisser Fortschritt langsam und schwan­ kend allerdings eintreten, aber docb nach der wunderbar angepass­ ten Structur der Giraffe bin. Ware der kurzstirnige Burzler mit seinem konischen Schnabel, kugligem Kopf, abgerundeten Korper, seinen kurzen Flttgeln und kleinen Fiissen, - Charactere, welche alle in Harmonie zu stehen scheinen, - eine natiirliche Species ge­ wesen, so wiirde man seine ganze Structur als seinem Leben gut angepasst ansehen. In diesem Fall wissen wir aber, dass unerfah­ rene Ziichter angewiesen werden, Punkt fiir Punkt einzeln zu beach­ ten, und nicht zu vers1,1chen , die ganze Structur zu ein und der­ selben Zeit zu veredeln. Man betrachte das Windspiel, diesei;

  

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vollkommene Abbild von Grazie, Symmetrie und Kraft. Keine na­ tiirliche Species kann sich eines wunderbarer coordinirten Baues riihmen, mit seinem spitz zulaufenden Kopf, seinem schlanken Kor­ per, seiner tiefen Brust, seinem hoch aufgehobenen Bauche, seinem Rattenschwanz und seinen Iangen musculosen Gliedern, welche alle der iiussersten Fliichtigkeit und dem Uberholen schwacherer Beute angepasst sind. Nach dem nun, was wir von der Variabilitat bei Thieren sehen und was wir von der Methode wissen, w lcher ver­ schiedene Leute bei der Veredelung ihrer Heerden folgen , wobei Einige hauptsiichlich einen Punkt, Andere einen andern. Punkt im Auge halten, wiihrend wieder Andere etwaige Mangel <lurch Kreu­ zung verbessern u. s. w. - nach allem diesen konnen wir uns ver­ sichert halten, dass wenn wir die lange Linie der Vorfahren eines Windspieles ersten Ranges hinauf bis zu seinem wolfsiihnlichen Urerzeuger sehen konnten, wir eine unendliche Zahl der feinsten Abstufungen sehen wurden, zuweilen in einem Character, zuweilen in einem andern , welche aber alle nach unserm jetzigen vollkom­ menen T-ypus hinfuhren. Durch kleine und zweifelhafte Schritte gleich den erwiihnten, ist die Natur, wie wir sicher glauben konnen, in ihrem grossen Fortschritt der Veredlung und Entwicklung ein­ hergeschritten.

   Eine ahnliche Reihe von Folgerungen ist auf einzelne Organe eben so anwendbar, wie auf die ganze Organisation. Es hat neuer­ dings ein Schriftsteller 91 behauptet, dass ,, es wahrscheinlich nicht ubertrieben ist, wenn man vermuthet, dass wenn man iiberhaupt ein solches Organ, wie das Auge, veredeln will, es gleichzeitig auf zehn verschiedene Weisen veredelt werden muss; und die Unwahr­ scheinlichkeit, dass irgend ein complicirtes Organ auf irgend einem solchen Wege producirt und zur Vollkomrnenheit gebracht werden kann , ist eine Unwahrscheinlichkeit von derselben Art und dem-

   91 Mr. J. J. Murphy in seiner Eriiffnungsrede vor der Belfast Nat. Hist. Soc., mitgetheilt in Belfast Northern Whig, 19.Nov.1866. Mr.Mur­ phy folgt hier derselben Argumentationsweise gegen meine Ansichten, wie sie frtiher vorsichtiger von C. Pritchard, dem Prasidenten der R. Astro­ nomical Society, in einer Predigt gebraucht wurde, welche er vor der British Association in Nottingham hielt (Appendix p. 33).

  

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selben Grade, als diejenige, ein Gedicht oder eine mathematische Demonstration hervorzubringen dadurch, dass man Buchstaben nach Belieben auf den Tisch wirft." Ware das Auge plotzlich und be­ deutend modificirt worden , so waren ohne Zweifel viele Theile gleichzeitig zu andern, um jenes Organ dienstbar zu erhalten.

Aber ist dies bei kleineren Veranderungen auch der Fall ? Es

gibt Personen, welche nur in einem matten Lichte deutlich sehen konnen und dieser Zustand hangt, wie ich glaube, von einer abnor­ men Empfindlichkeit der Retina ab und ist bekanntlich vererbbar. Wenn nun z. B. ein Vogel irgend einen grossen Vortheil dadurch erhielte, dass er im Zwielicht gut sehe, so wtirden alle die Indivi­ duen , welche die empfindlichste Netzhaut batten, am besten ge­ deihen und diejenigen sein, welche die meiste Chance batten, leben zu bleiben. Und warum sollten nicht alle diejenigen, welche zu­ fallig das Auge selbst etwas grosser oder die Pupille einer etwas grosseren Erweiterung fa.big batten, ebenfalls erhalten werden, mo­ gen nun diese Modificationen streng gleichzeitig oder nicht so eln­ treten ? Diese lndividuen wiirden spiiter unter einander sich kreu­ zen, und ihre respectiven Vortheile miteinander verschmelzen. Durch derartige unbedeutende successive Veriinderungen wiirde das Auge eines Tagevogels auf den Zustand eines Eulenauges gebracht wer­ den, welches oft als ein ausgezeichnetes Beispiel der Anpassung angefohrt worden ist. Kurzsichtigkeit, welche oft vererbt wird, ge­ stattet einer Person ein iiusserst kleines Object in einer so nahen Entfernung deutlich zu sehen , dass es fiir gewohnliche Augen un­ deutlich wiirde. Und bier haben wir eine plotzlich erlangte Fahig­ keit, welche unter gewissen Bedingungen nutzbar sein kann. Die Feuerliinder an Bord des Beagle konnten sicher entfernte Gegen­ stiinde deutlicher sehen, als unsere Matrosen trotz ihrer langen Ubung. lch weiss nicht, ob dies von einer nervosen Empfindlichkeit oder von dem Accomodationsvermogen des Auges abhiingt. Aber diese Fiihigkeit zum weiten Sehen konnte wahrscheinlich <lurch succesive Modificationen beider Arten allmiihlich gehiiuft werden. Amphibische Thiere, welche befahigt sind, sowohl im Wasser als in der Luft zu sehen, erfordern und besitzen, wie Mr. P1ate au gezeigt

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hat 92, Augen, welche nach dem folgenden Plane geb'aut sind: ,, Die Hornhaut ist immer tlach oder mindestens vor der Linse und auf einem Raum, der dem Durchmesser der Linse gleich ist, sehr abge­ plattet, wiihrend die seitlichen Theile stark gekriimmt sein konnen." Die Linse ist einer Kugel sehr nahe und die Flussigkeiten haben nahebei dieselbe Dichtigkeit, als das Wasser. Wenn nun ein Land­ thier langsam in seinen Gewohnheiten immer und immer mehr zu einem Wasserthier wiirde, so konnten nacheinander sehr unbedeu­ tende Veranderungen zuerst in der Kriimmung der Hornhaut oder der Linse und dann in der Dichtigkeit der Augentliissigkeiten oder umgekehrt auftreten und wiirden fiir das Thier von Vortheil sein, so lange es sich unter Wasser befindet, ohne eine ernstliche Beein­ triichtigung seines Sehvermogens in der Luft. Es ist natiirlich un­ moglich, zu errathen, <lurch welche Stufen der Grundbau des Wir­ belthierauges urspriinglich erreicht wurde ; denn wir wissen iiber dieses Organ in den ersten Urerzeugern der Classe absolut nichts. In Bezug auf die niedrigsten Thiere in der Stufenreihe )assen sich die Ubergangsstadien, durch welche das Auge wahrscheinlich zuerst hindurchgieng, mit Hiilfe der Analogie andeuten, wie ich es in meiner Entstehung der Arten zu zeigen versucht babe 93.

   92 Uber das Sehen der Fische und Amphibien, ttbersetzt in Ann. and Mag. of Nat. Hist. Vol. XVIII, 1866, p. 469.

98 Deutsche Ubersetzung, 3. Aufl., p. 224.

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(Fortsetzung.)

Natiirliche Zuchtwahl wirkt auf domesticirte Erzeugnisse. -  Charactere, welche von geringer Bedeutung zu sein scheinen, sind oft factisch voil Bedeutung. -   Der Zuchtwahl des MPnschen giinstige Umstande. - Leichtigkeit, Kreuzungen zu verhindern, und die Natur der Bedingnngen.

- Strenge Aufmerksamkeit und Ausdauer unentbehrlich. - Die Erzeugnng einer grossen Individuenzahl besonders giinstig. - Wo keine Zuchtwahl angewendet wird, werden keine distincten Rassen gebildet - Hochver­ edelte Thiere degeneriren gern. - Neigung des Menschen, die _Zucht­ wahl jedes Characters bis in's Extrem zu fiihren; dies fiihrt zur Diver­ genz, selten zur Convergenz der Charactere. - Merkmale fahren fort; in derselben Richtung zu variiren, in der sie bereits variirt haben.

genz des Characters fiihrt mit dem Aussterben intermediii.rer V zur Distinctheit unserer domesticirter Rassen. -  Schranken fii mogen der Zuchtwahl. - Zeit ist bedeutungsvoll. - Art, wie dli Rassen ihren Ursprung genommen haben. -  Zusammenfassung.

   Naiiirliche Zuchtwahl oder das Ube:rleben des P a s s en d s t e n au c h fu r d o m e s t i c i rte  Fo r m e n g eten d.

- Wir wissen iiber diesen Punkt wenig; da aber Thiere, welche von Wilden gehalten werden, entweder ganzlich oder in einem be­ deutenden Maasse sich wiihrend des ganzen Jahres ihre eigene Nahrung verschaffen miissen, so !asst sich kaum zweifeln, dass in verschiedenen Liindern Varietiiten, welche in der Constitution und verschiedenen Characteren von einander abweichen, am besten ge­ deihen und in Folge <lessen nati.irlich geziichtet werden. Dies ist vielleicht die Ursache, dass die wenigen von Wilden domesticirten Thiere, wie mehr als ein Schriftsteller bemerkt hat, ein ahnliches wildes Aussehen haben, wie ihre Herren und auch natiirlirhen Spe­ cies ahnlich sind. Selbst in lange civilisirten Liindern, wenigstens

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in den wilden Theilen muss die natiirliche Zuchtwahl auf unsere do­ mesticirten Rassen wirken. Offenbar wtirden Varietiiten, die sehr verschiedene Lebensweisen, Constitution und Bau haben, am besten auf Bergen und auf reichen Weideliindern in Niederungen gedeihen. Es wurden z. B. die veredelten Leicesterschafe friiher auf die Lammermuir Hills gebracht; aber ein intelligenter Schafziichter be­ richtet, dass ,. unsere rauhen mageren Weiden der Aufgabe, solche mit schweren Korpern versehene Schafe zu erhalten, nicht gewach­ sen waren; sie schwanden allmiihlich zusammen auf eine immer ge­ ringere und geringere Grosse; jede Generation war geringer als die vorausgehende und wenn das Friibjahr rauh war, so ttberlebten selten mehr als zwei Drittel der Liimmer das Wuthen der SUirme" 1. So hat man auch bei dem Bergrind von Nord-Wales und den Hebriden gefunden, dass sie eine Kreuzung mit den grosseren und zarteren Niederlandrassen nicht vertragen konnten. Zwei franzosische Natur­ forscher bemerken bei der Beschreibung der circassischen Pferde, dass nur die stiirksten und kraftigsten leben bleiben , da sie dem extremsten Wechsel des Klimas ausgesetzt sind, ihre dilrftige Nah­ rung sich suchen milssen und den bestiindigen Gefahren, von Wol­ fen angegriffen zu werden, ausgesetzt sind 2.

   Wohl Jedennann wird von der iiberlegenen Grazie, Kraft und des Kampfhuhns, mit seinem kiihnen und selbstvertrauenden Ausseren, seinem Iangen und doch festen Hals, compactem Korper und seinen kriiftigen und dicht angedriickten Fliigeln, seinen mus­ kulosen Schenkeln, seinem starken an der Basis massiven Schnabel, seinen harten und scharfen, tief unten am Bein angesetzten zur Bei­ bringung des todtlichen Schlages bestimmten Sporen und seinem compacten gliinzenden ihm zur Vertheidigung dienenden Gefieder ilberrascht gewesen sein. Nun ist der englii;che Kampfhahn nicht nur viele Jahre hindurch durch sorgfaltige Zuchtwahl des Men­ schen veredelt worden, sondern auch, wie Mr. Tegetmeier

  1 Citirt von You at tl, on Sheep, p. 325. s. auch You at t, on Cattle, p. 62, 69.

i  Lherbe tte und De Quatrefages, in: Bullet. Soc. d'Acclimat.

Tom. VIII, 1861, p. 311.

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bemerkt hat 3, ausserdem noch durch eine Art von natiirlicher Zuchtwahl; denn die stiirksten, lebendigsten und muthigsten Vogel haben bei den Hahnenkampfen Generation nach Generation ihre Gegner niedergeschlagen und haben in Folge <lessen ihre Art fort­ gepflanzt.

In Grossbritannien hatte in fruherer Zeit fast jeder District

seine eigene Rasse von Rindern und Schafen. ,, Sie waren dem Bo­ den, Clima und der Weide der Lokalitiit, in welcher sie grasten, ein­ geboren; sie schienen fiir sie und durch sie gebildet worden zu sein "4. In cliesem Falie sind wir aber vollstiindig ausser Stande, -die Wirkungen des directen Einflusses der Lebensbedingungen, der Ge­ wohnheit oder Lebensweise, der natiirlichen Zuchtwahl und jener Art von Zuchtwahl, von der wir gesehen haben, dass sie gelegent­ lich und unbewusst die Menschen selbst wahrend der rohesten Pe­ riode der Geschichte ausiibten, auseinander zu halten.

   Betrachten mir nun die Wirkungen der naturlichen Zuchtwahl auf specielle Charactere. Obgleich es schwer ist, gegen die Natur anzukiimpfen, so versucht doch der Mensch oft, ihre Kraft zu iiber­ winden und wie wir sehen werden, zuweilen mit Erfolg. Aus den mitzutheilenden Thatsachen wird sich auch zeigen, dass die natfir­ Iiche Zuchtwahl sehr wirksam viele unserer domesticirten Formen afficiren wiirde, wenn sie ohne Schutz gelassen wiirden. Das ist ein sehr interessanter Punkt, denn wir lernen hieraus, dass Differenzen von scheinbar sehr geringer Bedeutung sicher das Uberleben einer Form bestimmen wiirden, wenn sie gezwungen wurde, um ihre eigene Fxistenz zu kiimpfen. Es diirfte wohl manchen Naturfor­ schern der Gedanke kommen, wie er mir friiher gekommen ist, dass wenn die Zuchtwahl unter nattirlichen Bedingungen auch die Struc­ tur aller wichtigen Organe bestimmen ktinne, sie doch nicht Cba­ ractere afficiren werde, welche von uns als von nur geringerer Be­ deutung angesehen werden. Dies ist aber ein Irrthum, dem wir ausserordentlich ausgesetzt sind wegen unserer Unwissenheit dartiber, welche Charactere fiir jede lebende Creatur von wirk­ lichem Werthe sind.

" The Poultry Book, 1866, p. 123.

4 You at t , on Sheep, p. 312.

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   Wenn man versucht ein Thier zu ziichten, welches irgend einen bedenklichen Structurdefect besitzt oder einen Fehler in der wechsel­ seitigen Beziehung der Theile, so wird man entweder einem theil­ weisen oder vollstandigen Fehlschlagen, oder wenigstens vielen Schwierigkeiten begegnen; und dies ist in der That eine Form von natiirlicber Zuchtwahl. Wir haben g sehen, dass in Yorkshire einmal der Versuch gemacht wurde, Rindvieh mit enormen Keulen zu zuch­ ten, aber die Kube kamen bei der Geburt ihrer Kalber so hiiufig um, dass der Versuch aufgegeben werden musste. In Beziehung auf die Zuchtwahl von kurzstirnigen Burzlern sagt Mr. Eaton 5: ,,lch bin iiberzeugt, dass mehr Vogel mit besseren Kopfen und Schnabeln in der Eischale umgekommen sind, als je ausgekrochen sind. Der Grund hierf!ir liegt darin, dass der erstaunlich kurzstirnige Vogel die Schale mit seinem Schnabel nicht erreichen und durchbrechen kann und so umkommt«. Das Folgende ist ein noch merkwiirdigerer Fall, bei welchem natiirliche Zuchtwahl nur nach langeh Zwischenraumen ins

Spiel kommt. In gewohnlichen Jahren kann das Niata-Rind so gut als anderes Rind grasen, aber gelegentlich, wie vom Jahre 1827-3'), leiden die Ebenen von La Plata unter lange andauernder Durre und die Weiden verbrennen.    Zu solchen Zeiten kommen gewohnlich Rinder und Pferde zu Tausenden \IID, abei' viele erhalten sich da­ durch, dass sie von Zweigen, Schilfgrasern u. s. f. die Blatter pflilcken. Dies kann das Niata-Rind nicht so thun, wegen der vorspringenden Kiefer und der Form seiner Lippen. In Folge <lessen kommt es, wenn es nicht gepflegt wird, noch vor dem andern Rind um. Ro u­ li n zufolge gibt es in Columbia eineRasse nahezu haarlosen Rindes, die sogenannten Pelones; dies gedeiht in seinen heimathlichen heissen Districten, ist aber fiir die Cordilleren zu zart. In diesem Falle be stimmt die natiirliche Zuchtwahl nur die Verbreitung der Varietiit. Offenbar konnte eine Menge kiinstlicher Rassen im Naturzustande durchaus nicht existiren; so die italienischen Windspiele, die haarlosen und fast zahnlosen tiirkischen Hunde, die Pfauentauben, welche gegen einen starken Wind nicht gut fliegen konnen, Barb Tauben, deren Gesicht durch die fleischigen Lappen am Auge ge­ hindert ist, polnische Hubner, deren Gesicht <lurch grosse Feder-

5 Treatise on the Almond Tumbler, 1851, p. 83.

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biische gestort wird , hornlose Bullen und Widder, welche in Folge dieses Mangels mit anderen Miinnchen nicht kiimpfen konnen und desshalb nur wenig Aussicht haben, Nachkommen zu hinterlassen, samenlose Pflanzen und viele andere solche Fiille.

    Die Farbe wird von den systematischen Naturforschern meist als unwichtig betrachtet; wir wollen daher einmal sehen, wie weit dieselbe unsere domesticirten Erzeugnisse indirect afficirt und wie weit sie dieselbe afficiren wurde, wenn sie der vollen Kraft der natiirlichen Zuchtwahl ausgesetzt wiiren. In einem spiiteren Capitel werde ich zu zeigen haben, dass constitutionelle Eigenthumlichkei­ ten der sonderbarsten Art, welche eine Empfanglichkeit fur die Wirkung gewisser Gifte mit sich brfogt, mit der Farbe der Haut in Correlation stehen. Ich will hier nor einen einzigen Fall anfilhren nach der bedeutenden Autoritii t von Professor W y m an; er theilt mir mit, dass er dariiber ttberrascht gewesen sei, dass alle Schweine in einem Theile von Virginien schwarz sind; er babe dariiber Er­ kundigungen angestellt und ermittelt, dass diese Thiere sich von den Wurzeln der Lachnanthes tinctoria niihrten, welche ihre Kno­ chen roth farben und mit Ausnahme der schwarzen Varietiiten die Hufe zum Abfallen bringen. Einer der Colonisten bemerkt nun: 1, Wir wiihlen die schwarzen Glieder eines Wurfes zur Nachzucht, da diese allein eine gute Aussicht haben, leben zu bleiben "· Wir haben daher bier kiinstliche und natiirliche Zuchtwahl Hand in Hand in Thiitigkeit. Ich will hinzufiigen, dass in dem Tarentino die Ein­ wohner schwarze Scbafe halten, weil dort das Hypericum crupum ausserordentlich reichlich vorkommt; und diese Ptlanze schadet schwarzen Schafen nicht, aber todtet die Weissen in der Zeit von ungeflihr vierzehn Tagen 6.

Die Farbe des Teints und die Anlage zu gewissen Krankheiten

laufen, wie man glaubt, beim Menschen und den niederen Thieren parallel. So leiden weisse Pinscher mehr als Pinscher von irgend einer anderen Fiirbung von der oft todtlichen Laune 7. In Nord­ amerika bekommen  die Ptlaumenbiiume hiiufig eine Krankheit,

  e Heusinger, Wochenschrift fur die Heilkunde.     Berlin, 1846, p. 279.

1 Youatt, on the Dog., p. 232..

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welche, wie Downing 8 glaubt, nicht durch lnsecten verursacht wird. Die Sorten rnit purpurnen Friichten werden am rneisten affi­ cirt und ,, wir haben niemals erfahren, dass die griin- oder gelb­ friichtigen Varietiiten inficirt worden wiiren, ehe nicht die andern Sorten zuerst rnit den Knoten bedeckt worden wii.ren". Andererseits Ieiden die Pfirsiche in Nordamerika sehr an einer dort Yellows ge­ nannten Krankheit, welche diesem Continent eigenthiimlich zu sein scheint; und ,, mehr als neun Zehntel der Opfer gehorten, als die Krankheit zuerst erschien, den Pfirsichen rnit gelbem Fleisch an. Die Arten mit weissem Fleisch werden viel seltenet ergriffen, und in einigen Theilen des Landes niernals ". Auf Mauritius. ist in den Ietzten Jahren das weisse Zuckerrohr so schwer von einer Krank­ heit befallen word en, dass viele Pflanzer gezwungen word en sind,

die Zucht dieser Varietii.t aufzugeben (obgleich frische Pflanzen zum Versu,ch aus China importirt wurden), und nun bloss rothes Zuckerrohr cultivirten 9. Wenn nun diese Pflanzen gezwungen ge­ wesen wii.ren rnit anderen und concurrirenden Pflanzen und Fein­ den zu kiirnpfen, so kann man nicht zweifeln, dass die Farbe des Fleisches oder der Haut der Frucht, fiir wie unbedeutend diese Charactere auch gehalten werden, ganz scharf ihre Existenz be­ stimtilt haben wiirde.

   Auch die Leichtigkeit, mit welchen einzelne Fortnen von Para­ siten angegrilfen werden, hii.ngt rnit der Fii.rbung zusarnrnen. Wie es scheint, sind weisse Hiihnchen sicher dem ,, Sperren" mehr aus­ gesetzt , als dunkel gefii.rbte , und die Krailkheit wird durch einen parasitischen Wurm in der Trachea verursacht 10. Andr'erseits hat dieErfahrung gezeigt, dass in Frankreich die Raupen, welche weisse Cocons produciren, dem Wdtlichen Pilz besser detstelien , als die welche gelbe Cocons liefern I I. Anaio·ge Thatsachen sind bei Ptlan­ zen beobachtet worden. Eine neue und sehr schone weisse Zwiebel,

8 The Fruit-trees of America, 1845, p. 270; in Bezug auf Pfirsiche s.

p. 466.

9 Proceed: Royal Soc. of Arts and Sciences of Mauritius, 1852,

p. CXXXV.

10 Gardener's Chronicle, 1856, p. 379.

11 Quatrefages, Maladies actuelles du VeraSoie. 1859, p.12, 214.

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die von Frankreich importirt und dicht neben andern Sorten ge­ pflanzt wurde, wurde allein von dem parasitischen Pilz angegriffen 12.

Weisse Verbenas sind besonders dem Mehlthau ausgesetzt 13. Wiih­

rend einer fruheren Periode der Weinkrankheit litten in der Niihe von Malaga die grunen Sorten am meisten, ., und rothe und schwarze Stocke, selbst wenn sie mit den kranken Pflanzen in einander ver­ schlungen waren, litten gar nicht". In Frankreich blieben ganze Gruppen von Varietiiten vergleichsweise frei und andere, wie der Chasselas, boten nicht eine einzige glti.ckliche Ausnahme dar. lch weiss aber nicht, oh bier irgend welche Correlation zwischen der Farbe und der Neigung zur Krankheit beobachtet wurde 14. In einem frilheren Capitel wurde gezeigt, wie merkwiirdig die eine Varietiit der Erdbeeren dem Mehlthau ausgesetzt ist.

   Es ist gewiss, dass in vielen Fallen Insecten die Verbreitung und selbst die Existenz hoherer Thiere reguliren, so lange sie unter ihren natiirlichen Lebensbedingungen leben. lm Zustande der Domesti­

cation leiden hellgefarbte Thiere am meisten. In Thuringen 15 haben die

Bewohner graue, weisse oder blasse Rinder nicht gem, weil sie von verschiedenen Arten von Fliegen viel mehr gequiilt werden, als die braunrothen oder schwarzen Rinder. Man hat die Beobachtung ge­ macht16, dass ein Albinoneger fiir den Biss von Insecten eigenthiim­ lich empfindlich war. Auf den westindischen lnseln sagt man n, dass »das einzige mit Hornern versehene Rind, welches zur Arbeit taugt, das ist, welches einen guten Theil schwarz an sich hat. Das weisse wird von lnsecten fiirchterlich gequiilt und es ist im Ver­ hiiltniss zum schwarzen schwach und langsam."

   In Devonshire besteht ein Vorurtheil gegen weisse Schwe ne, weil man glaubt, dass die Sonne Blasen auf ihrer Haut hervorbringt, wenn sie hinausgetrieben werden 18; und ich babe einen Mann

12 Gardener's Chronicle 1851, p. 595.

18 Journal of Horticulture, 1862, p. 476.

u  Gardener's Chronicle, 1852, p. 435, 691.

16 Bechstein, Naturgeschichte Deutschlands, 1801. Bd. I, p. 310.

16 Prichard, Phys. Hist. of Mankind, 1851.  Vol. I, p. 224.

   11 G. Lewis, Journal of Residence in West-Indies, in: Home and Colo­ nial Library, p. 100.

18 Youatt, on the Pig., edit. by Sidney, p. 24.

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gekannt, welcher in Kent keine weissen Schweine halten wollte aus demselbem Grund e. Das Verbrennen der BIiithen in der Sonne scheint gleichfalls sehr von der Farbe abzuhangen; so leiden dun­ kele Pelargonien am meisten und, nach verschiedenen Berichten kann die goldene Varietat keine solchen Grade von Sonnenschein ertragen, dessen sich die· anderen Varietaten erfreuen. Ein anderer Liebhaber fiihrt a:n , dass nicht nur alle dunkelfarbigen Verbenas, sondern in gleicher Weise auch die scharlachnen von der Sonne leiden ; ,, die blasseren Arten halten es besser aus und blassblau ist vielleicht die beste Farbe von Allen." Dies gilt ferner ffir das Pense e (Viola tt-icolor). Heisses Wetter bekommt den getleckten Sorten, wahrend es die schonen Zeichnungen einiget anderen Arten zer­ stort 19. Wahrend eines ausserordentlich kalten Jahres beobachtete man in Holland, dass alle roth bliihenden Hyacinthen von sehr un­ tergeordneter Qualitat waren. Viele Landwirthe glauben, dass ro­ ther Weizen in nordlichen Climaten widerstandsfahiger ist als weisser 20.

Bei Thieren  sind die weissen Varietiiten den Angriffen von

Raubsaugethieren und Raubvogeln am meisten ausgesetzt, da sie am meisten in die Augen fallen. In einigen Theilen von Frankreich und Deutschland, wo Habichte zahlreich sind, werden die Leute ge­ warnt, keine weissen Tauben zu halten-, denn wie Parmentier sagt: ,, Es ist sicher, dass unter einer Heerde die weissen stets zu­ erst dem Habicht zum Opfer fallen." In Belgien, wo so viele Gesell­ schaften zum Flug der Botentauben gegrundet worden sind, ist weiss die einzige Farbe,·welche aus demselben Grund nicht gern gesehen wird 21. Anderenseits sagt man, dass der Seeadler (Falco ossifragus L.J auf der Westkuste von Irland die schwarzen Hubner aussucht, so dass ., die Bauern so vie! als moglich vermeiden, Vogel

   19 Journal of Horticulture, 1862, p. 476, 498; 1865, p. 460. In Bezug auf das Pensee s. Gardener's Chronicle, 1863, p. 628.

20 DeR J acinthes, de leur Culture etc., 1768, p. 53. 'Ober Weizen e.

Gardener's Chronicle, 1864, p. 653.

   u W. B. Tegetmeier, The Field, 25. Fehr. 1865. In Bezug auf schwarze HO.hner s. ein Citat in Thompson's Natur. Hist. of Ireland, 1849. Vol. I, p. 22.

DARWIN, Varliren II. 20

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von dieser Farbe zu ziehen." Mr. D a ud in 22 spricht von den weis­ sen Kaninchen, die in Russland in Gehegen gehalten werden, und bemerkt, dass ihre Farbe ein grosser Nachtheil ist, da sie hierdurch Angriffen mehr ausgesetzt und wiihrend belier Nachte schon aus einer Entfernung zu sehen sind. Ein Herr in Kent, dem der Ver­ such, seine Waldungen mit einer fast weissen und kriiftigen Sorte von Kaninchen zu bevolkern, fehlschlug, erklart ihr friihes Wieder­ verschwinden in derselben Weise. Wer nur irgend einmal eine weisse Katze beobachtete, die nach ihrer Beute kriecht, wird sehr bald bemerken, mit welchem Nachtheil sie zu kiimpfen hat.

    Die weisse tartarische Kirsche wird nicht so leicht von Vogeln angegriffen als andere Sorten, ,,entweder weil ihre Fiirbung der der Blatter so sehr iihnlich ist, oder weil die Frucht stets aus der Entfernung wie unreif aussieht." Die gelbe Himbeere, welche meist durch Samen echt kommt, ,, wird von Vogeln sehr .wenig belastig', die sie offenbar nicht lieben, so <lass man die Netze selbst an Orten entbehren kann, wo nichts Anderes die rothfrtichtigeSorte schiitzt" 23. Diese lmmunitiit ist zwar eine Wohlthat fur den Gartner, wtirde aber in dem Naturzustande sowohl for die Kirschen, als fiir die Him­ beere von Nachtheil sein, da ihre .Aussaat von Vogeln abhiingt. Wiihrend mehrerer Winter bemerkte jch, dass einige Biiume der gelhbeerigen Stechpalme, die aus Samen eines wilden von meinem Vater gefundenen Baumes gezogen waren, mit Friichten bedeckt blieben , wahrend auf den in der Nahe stehenden Bauman der ge­ wohnlichen Art nicht eine scharlachne Beere mehr zu sehen war. Ein Freund theilt mir mit, dass ein Vogelbeerbaum (Pyrus auc:upa­ ria) derin seinem Garten wachst, Beeren triigt, die, trotzdem sie nicht verschieden geflirbt sind , stets von den Vogeln eher ver-

.  schlungen werden, als die auf andern Baumen.  Diese Vari tiit der Vogelbeere wiirde hiernach reichlicher ausgesiit und die gelb­ beerige Varietat der Stechpalme weniger reichlich als die gewohn­ lichen Varietaten dieser beiden Baume.

Unabhangig von der Fiirhung stellen sich zuweilen auch andere

22 Bullet. de la Soc. d' Acclimat.  Tom. VII, 1860, p. 859.

   23 Transact. Horticultur. Soc. Vol. I, 2. Ser. 1885, p. 275. In Bezu.g auf Himbeeren s. Gardener's Chronicle, 1855, p. 154, und 1863, p. 245.

byGoogl.e

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unbedeutende Differenzen fiir Pflanzen im Culturzustande als wich­ tig heraus und wiirden von ausserordentlicher Bedeutung sein, wenn diese ihren Kampf allein auszufechten und mit vielen Concur­ renten zu kampfen batten. Die diinnschaligen Erbsen, sogenannte Pois sans Parchemin werden von Vtigeln 24 viel mehr als gewohn­ liche Erbsen angegriffen. Andererseits entgingen die purpurschoti­ gen Erbsen, welche eine derbe Schaale haben, in meinem Garten den Angriffen der Meisen (Parus maj01·) vieI besser als irgend eine andere Sorte. Auch die diinnschalige Wallnuss Ieidet bedeutend von den Meisen 25. Dieselben Vogel hat man iiber die Lamberts­ niisse hinwegziehen und sie so begiinstigen sehen, wahrend sie nur die andern Sorten von Haselntissen zerstorten, die in demselben Obstgarten wuchsen 26.

   Gewisse Varietaten der Birne haben zarte Rinde und diese Ieiden bedeutend von bohrenden Holzkafern, wahrend man von an­ dern Varietiiten weiss, dass sie deren Angriffen viel besser wider­ stehen 27. In Nordamerika macht die Glatte oder das Fehlen von einem flaumigen Uberzug an der Frucht eine bedeutende Verschie­ denheit in Bezug auf die Angriffe der Russelkiifer, "welches der unnachsichtliche Feind aller glatten Steinfriichte ist;" und der Gart­ ner hat hiiufig den Schmerz, fast alle oder oft geradezu die ganze Ernte von den Biiumen fallen zu sehen , wenn sie zur Halfte oder zu zwei Drittel erwachsen sind." Die Nectarine Ieidet daher mehr als der Pfirsich. Eine eigenthiimliche Varietiit der Morello-Kirsche, die in Nordamerika gezogen wird, ist ohne irgend eine nachweis­ bare Ursache den Angriffen dieses Insectes mehr ausgesetzt als andere Kirschbiiume 28. Aus irgend einer unbekannten Ursache hat der Winter-Majetin-Apfel den grossen Vortheil, von der Schildlaus nicht angegriffen zu werden. Andererseits hat man einen besonde­ ren und eigenthiimlichen Fall beschrieben, wo sich Blattliiuse auf die Winter-Melis-Birne beschriinkten und k.eine andere Sorte in

24 Gardener's Chronicle, 1843, p. 806.

25 Ebend. 1850, p. 732.

26 Ebend. 1860, p. 956.

27 J. DeJ onghe in: Gardener's Chronicle, 1860, p. 120.

   28 Downing, Fruit-trees of NorthcAmerica, p. 266,501; in-Bezug auf die Kirsche, p. 198.

20*

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einem grossen Obstgarten anriihrten 29. Das Vorhandensein kleinet Drlischen an den Bliittern der Pfirsiche, Nectarinen und Aprikosen wiirde von Botanikern nicht fur einen Character auch nur der ge­ ringsten Wichtigkeit angesehen werden; denn sie sind bei nab verwandten Subvarietiiten, die von demselben Elternbaum abstam­ men, vorhanden oder nicht vorhanden, und doch hahen wir ziemlich gute Beweise ' 0, <lass das Fehlen von Blattdriisen zum Mehlthau disponirt, welcher diesen Baumen sehr schiidlich ist.

    Eine Verschiedenheit entweder im Geschmack oder in dem Gehalt an Nahrung bei gewissen Varietaten ist die Ursache, <lass sie mehr von verschiedenen Feinden angegriffen werden, als andere Varietiiten derselben Species. Gimpel (Pyrrhula vulgaris) schaden unsern .Fruchtbaumen dadurch, dass sie .die Bliithenknospen ver­ zehren; und man hat gesehen, » wie ein Paar dieser Vogel einen grossen Pflaumenbaum in ein paar Tagen fast aller Knospen be­ raubte ". Aber gewisse Varietiiten 31 des Apfels und Weissdorns (Crataegus oxyacantha) sind besonders den Angriffen ausgesetzt. Ein auffallendes Beispiel hiervon wurde in Mr.River's Garten be­ obachtet, in welchem zwei Reihen einer eigenthiimlichen Varietift von Pflaume 32 sorgfaltig beschutzt werden mussten, da sie gewohn­ Iich wiihrend des Winters aller ihrer Knospen beraubt 'wurden, wahrend andere in ihrer Nahe wachsenden Sorten frei blieben. Die Wurzel (oder der vergrosserte Stamm) von Laing's schwedischer Riibe wird von Hasen vorgezogen und leidet daher mehr als andete Varietiiten. Hasen und Kaninchen fressen gewohnlichenRoggen eher ab, als Johannistag-Roggen, wenn beide zusammen wachsen 33. Wenn im siidlichen Frankreich ein Garten von Mandelbiiumen an:.. gelegt wird, werden bittere Mandeln gesat, » damit sie nicht von

29 Gardener's Chronicle, 1849, p. 755.

   so Journal of Horticulture, 26. Sept. 1865, p. 254. s. andere Nach­ weise im 10. Capitel.

   31 Se1by, in: Magaz. of Zoology and Botany, Edinburgh. Vol., II, 1838, p. 393.

82 Die Reine Claude de Bavay; Journal of Horticulture, 27. Dec. 1864,

p. 511.

   ss Pusey, in: Journal of R. Agricult. Soc. Vol. VI, p. 179. Wegen der Schwedischen Rttben s. Gardener's Chronicle, 1847, p. 91

     i

[page break] ' 21. Cap.   Natfirliche Zuchtwahl.     309

Feldmausen verzehrt werden" 34.  Wir sehen hierin den Nutzen des Bitterstoffes in den Mandeln.

    Andere unbedeutende Differenzen, welche man fiir vollig be­ deutungslos halten wiirde, sind ohne Zweifel zuweilen sowohl fiir Pflanzen als Thiere von grossem Nutzen. Die Whitesmith-Stachel­ beere producirt, wie friiher angegeben wurde, ihre Blatter spilter als andere Varietaten, und da die Bliithen hiernach ohne Schutz ge­ Iassen werden, schliigt die Frucht haufig fehl. Bei einer Varietat der Kirsche sind nach Mr. .Rivers 35 die Kronenblatter stark nach aussen gekriimmt und in Folge hiervon hat man beobachtet, dass die Narben durch einen strengen Frost getodtet warden, wiihrend zu derselben Zeit bei einer andern Varietat mit einwarts gekriimmten Kronenbliittern die Narben nicht im mindesten gelitten batten. Das Stroh des Fentonweizens ist merkwiirdig ungleich in der Hohe und ein competenterBeobachter glaubt, dass diese Varietat sehr produc­ tiv ist, zum Theil weil die Ahren, da sie in verschiedener Hohe oberhalb des Bodens vertheilt sind, weniger dicht zusammengedriingt sind: Derselbe Beobachter behauptet, dass bei den aufrechten Varie­ tilten die divergirenden Grannen dadurch von Nutzen sind, dass sie den Stoss brechen, wenn die Ahren vom Wind gegeneinander ge­ sch1agen werden 36. Wenn mehrere Varietilten einer Pflanz.e zu­ sammen gesat und die Samen ohne Unterschied·     eingeerntet werden, so ist klar, dass die widerstandsfahigeren und produc­ tiveren Sorten durch eine Art natiirlicher Zuchtwahl allmahlich uber die anderen · das Ubergewicht erlangen werden. Dies findet, wie Oberst Lecouteur37 glaubt, aufunsern Weizenfeldern Statt; detm wie friiher gezeigt wurde, ist keine Varietilt im Char11cter vollig gleichformig. Dasselbe wiirde, wie mir Gartner versichert haben, auch in unsern Blumengilrten statthaben , wenn die Samen der verschiedenen Varietiiten nicht getrennt·eingesammelt wurden.. W erden die Eier der wilden und zahmen Enten zusammen ausge­ brfitet, so kommen die jungen wilden Enten fast unveranderlich um,

114 Godron, De l'Esp ce.  Tom. 11, p. 98.

35 Gardener's Chronicle, 1866, p, 782.

38 Gardener'.s Chronicle, 1862, p. 820, 821.

37 On the Varieties of Wheat, p. 59.

[page break] 310     Zuchtwahl. 21. Cap.

weil sie von geringerer Grosse sind und nicht ihr richtiges Theil Futter bekommen38.

   Es sind nun Thatsachen in hinreichender Zahl beigebracht wor­ den zu zeigen, dass naturliche Zuchtwahl oft die Wirksamkeit der Zuchtwahl des Menschen stort, aber auch gelegentlich begiinstigt. Ausserdem geben uns rliese Thatsachen eine schiitzbare Lehre, dass wir nlimlich ausserordentlich vorsichtig in der Beurtheilung sein sollten, welche Charactere im Naiurzustande ftir Thiere und Pflan­ zen von Wichtigkeit sind, filr Formen, welche von der Stunde ihrer Geburt bis zu der ihres Todes um ihre Existenz zu kiimpfen haben, da ihre Existenz von Bedingungen abhangt, uber die wir uns in voll­ kommener Unwissenheit befinden.

Umstlinde die der Zuchtwahl des Menschen g'iinstig s ind.

   Die Moglichkeit der Zuchtwahl ruht auf der Variabilitlit; und diese hiingt, wie wir in den folgenden Capiteln sehen werden, haupt­ sachlich von vertinderten Lebensbedingungen ab, wird aber durch unendlich complicirte und in grossem Umfang unbekannte Gesetze geleitet. Die Domestication, selbst wenn sie lange fortgesetzt wird, verursacht gelegentlich nur einen kleinen Betrag von Variabilitil.t, so

z. B. bei der· Gans und dem Truthahn. Die unbedeutenden Verschie­ denheiten indessen, welche jedes individuelle Thier und jedePflanze characterisiren, wiirden in den meisten, wahrscheinlich in alien Fallen, zur Erziehung distincter Rassen durch sorgf'altige und lang andauernde Zuchtwahl hinreichen. Wir sehen , was die Zuchtwahl, trotzdem sie nur mit blossen individuellen Verschiedenheiten arbei­ tet, bewirken kann, wenn Familien von Rindern, Schafen, Tauben

u. s. w. einer und derselben Hasse getrennt eine Reihe von Jahren hindurch von verschiedenen Menschen geziichtet worden sind, ohne irgend einen ihrerseits hervortretenden Wunsch die Rasse zu modi-· ficiren. Wir sehen diese Thatsache in derVerschiedenheit zwischen Jagdhunden, die in verschiedenen Districten zur Jagd erzogen wer­ den 39, und in vielen anderen solchen Fallen.

88 Mr. Hewitt und Andere in: Journal of Horticulture, 1862, p. 773.

39 Encyclopaedia of Rural Sports, p. 405.

[page break] 21. Cap.     Der Znchtwahl des Menschen gttnstige Umstande. 311

 

    Soll die Zuchtwahl irgend ein Resultat hervorbringen, so muss offenbar die Kreuzung distincter Rassen verhindert werden. Es ist daher die Leichtigkeit des Paarens, wie bei der Taube, der Arbeit ausserordentlich giinstig und die Schwierigkeit des Paarens ver­ hindert, wie bei den Katzen, die Bildung distincter Rassen. In Folge fast desselben Princips ist das Rind der kleinen Insel Jersey in.sei­ ner Eigenschaft zum Milchen ,,mit einerSohnelligkeit veredelt wor-

.. den, welche in einem weit ausgedehntenLande, wie Frankreich, nicht hatte erreicht werden konnen" 40. Obschon aber eine freie Kreu­ zung auf der einen Seite eine Gefahr ist, welcbe Jedermann sehen kann, so ist andrerseits zu nahe Inzucht eine verborgene Gefabr. Ungiinstige Lebensbedingungen iiberwaltigen die Wirksamkeit der Zuchtwahl. Unsere veredelten schweren Rinderrassen und Schaf­ rassen konnten auf bergigen Weiden nicht gebildet worden sein; ebensowenig batten sich Zugpferde auf kahlen unwirthlichen Di­ stricten, wie den Falklands-Inseln, wo selbst die Ieichten Pferde von La Plata schnell an Grosse abnehmen, erziehen !assen. Auch hlitte die Wolle der Schafe innerhalb der Wendekreise nicht in ihrer Lange sehr vergrossert werden konnen, und doch hat die Zuchtwahl das Merinoschaf unter verschiedenartigen und ungiinstigen Lebens­ bedingungen nahezu rein erhalten. Das Vermogen der Zuchtwahl ist so gross, dass Rassen von Hunden, Schafen und Gefliigel von bedeutendster und geringster Grosse, lang-·und.kurzschniiblige Tau­ hen und andere Rassen mit entgegengesetzten Characteren ihre characteristischen Eigenschaften in erhohtem Maasse erhalten haben, trotzdem sie auf jede Weise. gleich behandelt, demselben Clima aus­ gesetzt und bei demselben Futter erhalten wurden. lndess wird die Zuchtwahl durch die Wirkungen des Gebrauchs oder der Gewohn­ heit entweder verhindert oder begiinstigt. Unsere wunderbar ver­ edelten Schweine hiitten nie gebildet werden konnen, wenn sie ge­ zwungen gewesen wiiren, sich ihre eigene Nahrung zu suchen. Das englische Rennpferd und Windspiel batten nicht auf den jetzigen hohen Maassstab der Vorziiglichkeit veredelt werden konnen, ohne bestiindige Erziehung.

40 Oberst LeCouteur, in: Journal Roy. Agricult. Soc. Vol. IV, p. 4S.

[page break]  312    Zuchtwahl. 21. Cap.

   Da in die Augen fallende Structurabweichungen selten vor­ kommen, so ist die Veredlung einer jeden Rasse meist, wie bereits bemerkt, das Resultat der Zuchtwahl unbedeutender individueller Differenzen. Die strengste Aufmerksamkeit, das scharfste Beob­ achtungsvermogen und unbezwingliche Ausdauer sind daher unent­ behrlich. Es ist auch ausserst wichtig, dass vielelndividuen der zu veredelnden Rasse erzogen werden; denn hierdurch wird man

bessere Aussicht auf das Erscheinen von Variationen  i,n der   gewiinschten Richtung haben, und lndividuen, di.e in einer ungiinstigen Weise abiindern, konnen reichlich verworfen oder zersto.rt wer­ den. Damit man aber eine grosse Zahl von Individuen erzielten kann, ist es nothwendig, dass die Lebensbedingungen der Fort­ ptlanzung der Species giinstig sind. Hiitte sich der Pfau so Ieicht als das Huhn fortgeptlanzt, so wurden wir wahrscheinlich schon lange viele distincte Rassen gehabt haben. Die Bedeutung einer grossen Zahl von Ptlanzen geht auch aus der Thatsache hervor, dass Gartner fast stets bei Ausstellungen neuer Varietiiten dieLiebhaber besiegen. ImJahre 1845 schiitzte man 41, dass vier- bis fiinftausend Pelargonien jahrlich in England aus dem Samen erzogen wtlrden und doch wird eine entschieden veredelte Varietiit nur selten er­

halten.  In Mr. Carter's Etablissement in Essex, wo derartige

Blumen wie Lobelia, Nemophila: Reseda etc. ackerweise zum Semen erzogen werden, ,, vergeht kaum ein Jahr, ohne dass einige neue Sorten mit erzogen oder irgend eine Veredlung bei alten Sorten bewirkt wiirde" 42. In Kew sieht man, wie Mr. Beaton bemerkt, dort, wo viele Siimlinge gewohnlicher Ptlanzen erzogen werden, neue Formen von Laburnum, Spiraea und andern Striiuchern auf­ treten" 43. Dasselbe gilt fiir Thiere : So bemerkt Ma r s ha II 44, wo er von den Schafen in einem Theile von Yorkshire spricht: ,. Da sie armen Leuten gehoren, und meist in kleinenHeerden gehalten wer den, konnen sie nie veredelt werden ". Als Lord Rivers gefragt wurde, wodurch es ihm moglich wiirde, stets Windspiele erster

41 Gardener's Chronicle, 1845, p. 273.

42 Journal of Horticulture, 1862, p. 157.

43 Cottage Gardener, 1860, p. 368.

" A Review of Reports, 1808, p. 406.

 Goosle

[page break] 21. Cap.     Begilnstigende Umstande.     313

Giite zu haben, antwortete er: .,lch ziehe viele und hiinge viele". Dies war, wie ein Anderer bemerkt, ., das Geheimniss seines Er­ folges, und dasselbe wird man bei der Ausstellung von Hi.ihnern finden. Erfolgreiche Concurrenten erziehen in grossem Maassstabe und behalten die besten" 45.

   Aus dem Vorhergehenden folgt, dass die Fiihigkeit sich in einem fruhen Alter und in kurz aufeinanderfolgenden Zwischenriiu­ men fortzupflanzen, wie bei Tauben, Kaninchen u. s. w. die Zucht­ wahl erleichtert, denn hierbei wird das Resultat bald sichtbar ge­ macht und die Ausdauer bei der Arbeit wird dadurch ermuthigt. Es diirfte kaum zufallig sein, dass die grosse Majoritiit der Kiichenge­ wiichseund Agriculturpflanzen, welche zahlreiche Rassen dargeboten haben, einjiihrige oder zweijiihrige sind, welche daher fiihig sind, sich schnell fortzupflanzen und hierdurch sich zu veredeln.

   Kohl, Spargel, die gemeine und die Jerusalem Artischoke, Kar­ tolfeln und Zwiebeln sind allein perennirend. Zwiebeln werden wie einjiihrige vermehrt und von den eben angefi.ihrten andern Pflanzen haben mit Ausnahme der Kartoffel keine mehr als ein oder zwei Varietiiten ergeben. Fruchtbiiume, welche nicht durch Samenschnell fortgepflanzt werden konnen, haben ohne Zweifel eine Menge Va­ rietiiten aber keine permanenten Rassen dargeboten; aber nach prii­ historischen Uberresten zu urtheilen, wurden diese in einer spiiteren und civilisirteren Epoche gebildet, als die Rassen der Klichenge­ wiichse und Agriculturpflanzen.

   Eine Species kann in hohem Grade variabel sein und doch werden keine distincten Hassen gebildet werden, wenn aus irgend welcher Ursache keine Zuchtwahl angewendet wird. Der Karpfen ist iiusserst variabel; es wUrde aber ausserordentlich schwierig sein, unbedeutende Variationen bei Fischen zur Zuchtwahl zu wiih­ len, so Iange sie in ihrem Naturzustande leben, und distincte Rassen sind nicht gebildet worden 46. Andererseits hat eine nahe verwandte Species, der Goldfisch, da er in Glas- oder offenen Geflissen gezogen wird und ihm von den Chinesen sorgfaltige Aufmerksamkeit geschenkt

45 Gardener's Chronicle, 1853, p. 45.

46 Isidore Geoffroy Saint Hilaire, Hist. nat. gen.  Tom. Ill,

p. 49.  Uber das Cochenille-Insect s. p. 46.

[page break] 314     Zuchtwahl. 21. Cap.

worden ist, viele Rassen ergeben. Weder die Biene, welche im halbdomesticirten Zustande seit einer ausserordentlich fernen Pe­ riode gehalten worden ist, noch der Coccus, welcher von den ein­ gebornen Mexicanern cultivirt wurde, hat Rassen ergeben; und .es diirfte unmoglich sein, die Bienenkonigin mit irgend einer besonde­ ren Drohne zu paaren und iiusserst schwierig, Cochenille-Insecten zu paaren. Auf der andern Seite sind Seidenschmetterlinge einer rigorosen Zuchtwahl unterworfen. worden und haben eineMasse von Rassen producirt. Katzen, welche wegen ihrer nii.chtlichen Lebens­ weise nicht zum Ztichten ausgewiihlt werden konnen, ergeben, wie friiher bemerkt wurde, keine distincten Rassen in einem und dem­

selben Lande.  Der Esel variirt in England betriichtlich in der Far­

bung und Grosse; es ist aber ein Thier von geringem Werth und wird nur von armen Leuten geziichtet. In Folge dessen ist keine Zuchtwahl eingetreten und distincte Rassen sind nicht gebildet wor­ den. Wir diirfen die geringere Giite unserer Esel nicht dem Clima zuschreiben, denn in Indien sind sie selbst von noch geringerer Grosse, als in Europa. Sobald aber Zuchtwahl auch auf den Esel angewendet wird, veriindert sich alles. Wie mir Mr. E. Webb mitge­ theilt hat (Febr. 1860), werden sie in der Nahe von Cordova sorgfaltig geziiclitet; fiir einen Eselhengst ist bis 200 Pfund bezahlt worden und sie sind ausserordentlich veredelt worden. In Kentucky sind zur Zucht von Mauleseln Esel von Spanien, Malta und Frankreich importirt worden; ,, diese waren im Mittel selten hoher als vierzehn Hand, aber die Kentuckier haben sie durch grosse Sorgfalt bis auf fiinfzehn und zuweilen sogar bis auf sechszehn Hand hoch gebracht. Die Preise, die fiir diese prachtvollen Thiere bezahlt worderr sind, denn so sind sie wirklich, werden zeigen, wie gross die Nachfrage nach ihnen ist. Ein Mannchen von grosser Beriihmtheit wurde fur mehr als Tausend Pfund Sterling verkauft". Diese ausgesuchten Esel werden zu Viehausstellungen geschickt, wobei man einen Tag zu ihrer Ausstellung bestimmt 47.

Analog_e Thatsachen sind beiPflanzen beobachtet worden. Der

Muscatnussbaum auf dem malayischen Archipel ist sehr variabel;

   47 Capt. Marriat, citirt von Blyth in: Journal Asiat. Soc. Bengal. Vol. XXVIII, p. 229.

  

[page break] 21. Cap.     Begtl.nstigende Umstande.     315

es ist aber keine Zuchtwahl eingetreten und es gibt keine distincten Rassen 48. Die gemeine Resede (Reseda odorata), die nicht in die Augen fallende BIiithen tril.gt und,nur wegen ihres Wohlgeruchs ge­ schiitzt wird, 11 bleibt in demselben nicht veredelten Zustande, in dem sie sich befand, als sie zuerst eingefiihrt wurde" 49. Unsere ge­ meinen Waldbiiume sind sehr variabel, wie man in jeder grosseren Baumschule sehen kann; da man sie aber nicht so schatzt, wie Frucht­ biiume, und da sie spat in ihrem Leben Samen produciren, ist keine Zuchtwahl auf sie angewendet worden. In Folge dessen haben sie, wie Mr. Patrick Matthews bemerkt50, keine distincten Rassen erge­ ben, die zu verschiedenen Perioden sich bebliittern, die zu verschie­ dener Grosse anwachsen und Holz produciren, was verschiedenen Zwecken dient. Wir haben nur einige Spielvarietiiten und halbmon­ strose erlangt, welche ohne Zweifel so, wie wir sie jetzt sehen, plotzlich erschienen sind.

   Einige Botaniker haben vermuthet, dass die Pflanzen keine so starke Tendenz zum Variiren haben ktinnen, als gewi:ihnlich ange­ nommen wird, weil viele schon lange im botanischen Garten gezogene oder unabsichtlich Jahr auf Jahr mit unsern Getreidesorten ge­ mischt cultivirte Species keine distincten Rassen producirt haben. Dies wird aber dadurch erklart, dass hier keine unbedeutenden Varietiiten ausgewiihlt und fortgepflanzt worden sind. Man soil nur eine jetzt in einem botanischen Garten gezogene Pflanze oder irgend ein gemeines Unkraut in grossem Maassstabe cultiviren und es soil nur ein scharfsichtiger Gartner jede unbedeutende Varietat aus­

suchen und· deren Samen siien; ers. t dann wiirde die Folgerung

giiltig sein, wenn nun keine distincten Rassen producirt wiirden.

    Die Bedeutung der Zuchtwahl zeigt sich gleichfalls bei der Be­ trachtung specieller Charactere. Bei den meisten Rassen der Hilbner ist z. B. die Form des 'Kammes und die Farbe des Gefieders be­ achtet worden und diese Merkmale sind ausserordentlich charac­ teristisch fiir jede Rasse. Bei den Dorking-Hiihnern hat aber die Mode niemals eine Gleichfi:irmigkeit des Kammes oder der Farbung

48 0 x ley, in: Journal of the Indian Archipelago. Vol. II, 1848, p. 645.

49 Abbey, in; Journal of Horticulture, 1. Dec, 1863, p. 430.

60 On Naval Timber, 1831, p. 107,

[page break] 316     Zuchtwahl. 21, Cap.

verlangt, und bier herrscht denn die ausserste Verschiedenhejt in

diesen Beziehungen. Rosenkiimme, doppelte Kamme, Becherkiimme

u. s. w. und Farbungen von alien Sorten kann man bei rein geziich­ teten und nah verwandten Dorking- Hiihnern sehen, wiihrend andere Punkte, wie die allgemeine Form des Korpers und das Vorhanden­ sein einer iiberziihligen Zehe beachtet worden und unabiinderlich vorhanden sind. Es ist iibrigens auch ermittelt word en, dass si h bei dieserRasse ebensogut wie in jeder anderen dieFarbung fixiren Iasse 51.

    Wahrend der Bildung oder Veredlung einer Rasse wird man stets linden, <lass deren Glieder hedeutend in denjenigen Charac­ teren variiren, welchen eine besondere Aufmerksamkeit zugewendet wird und von welchen eine jede unbedeutende Veredlung mit Eiler gesucht und zur Zuchtwahl gewiihlt wird. So sind bei kurzstirnigen Burzeltauben die Kiirze des Schnabels, die Form des Kopfes und Gefieders, bei Botentauben die Lange des Schnabels und der Fleisch­ Iappen, bei Pfauentauben der Schwanz und die Haltung, bei spani­ schen Hiihnern das weisse Gesicht und der Kamm, bei langohrigen Kaninchen die Lange derOhren, - alles Punkte, welche ausserordent­ lich variabel sind. So verhalt es sich in jedem Falle, und der grosste Preis, welcher fiir Thiere erster Qualitat bezahlt wird, beweist die Schwierigkeit, sie bis zu dem ·hochsten Maassstabe der Vollkommen­ heit zu ziichten. Dieser Gegenstand ist von Liebhabern er0rtert, worden 52, und der Umstand, dass grossere Preise fiir hoher ver­ edelte Rassen bezahlt werden, im Vergleich zu denen, die fiir alte, jetzt keine schnelle Veredlung darbietendeRassen gegeben werden, ist vollstiindig anerkannt worden. Nath usi us macht eine ahnliche Bemerkung 53, WO er den weniger gleichformigen Character des veredelten Shorthorn-Rindviehs und des englischen Pferdes erortett im Vergleich beispielsweise mit dem nicht veredelten Rindvieh Un­ garns oder mit den Pferden der asiatischen Steppen. Dieser Mangel

51 Mr. Raily, in: The Poultry Chronicle.  Vol. II,  1854, p. 150.

s. auch Vol. I, p. 342, Vol. III, p. 245.

   52 Cottage Gardener, 1855, December, p. 171 ; 1856, Januar, p. 248, 323.

63 Uber Shorthorn-Rindvieh, 1857, p. 51.

[page break] 21. Cap.     BegO.nstigende Umstl!.nde.     317

von Gleichformigkeit in Theilen, welche in einer gerade _gegebenen Zeit der Zuchtwahl unterliegen, hangt hauptsii.chlich von der Starke des Princips des Riickschlags ab. Er hangt aber gleichfalls in einer gewissen Ausdehnung von der bestandigen Variabilitilt der Theile ah, welche neuerdings noch variirt haben. Dass dieselben Theile noch in derselben Weise bestandig variiren, miissen wir zugeben; denn wenn dies nicht der Fall ware, konnte keine Veredlung iilier einen friiheren Maassstab der Vorziiglichkeit stattfinden. Wir wissen aber, dass eine derartige Veredlung nicht bloss moglich, sondern von allgemeinem Vorkommen ist.

   Als eine Folge der bestandigen Variabilitat und noch besonders des Riickschlags ist es anzusehen, dass alle hochveredelten Rassen, wenn sie vernachliissigt oder nicht einer unablassigen Zuchtwahl unterworfen werden, bald degeneriren. Y o u at t fiihrt ein inerk wiirdiges eispiel hierfiir an von einigen Rindern, die friiher in Gla­ morganshire gehalten wurden; in diesem Falle wurden aber die Rin­ der nicht mit hinreichender Sorgfalt gefiittert. Mr. Baker fasst dies in seiner Abhandlung uber das Pferd zusammen und sagt:

,,Man wird auf den vorhergehenden Seiten die Beobachtung gemacht haben dass, sobald irgend ein8 Vernachlassigung eintritt, die Rasse sich im Verhii.ltniss verschlechtert hat" 54. Gestattete man einer betrachtlichen Anzahl veredelter Rind er, Schafe oder anderer Thiere einer und derselben Rasse reichlich sich unter einander fortzupflan­ zen ohne Zuchtwahl, aber auch ohne Veril.nderung in ihren Lebens­ bedingungen, so ist kein Zweifel dass sie nach zwanzig oder hundert Generationen weit davon entfernt sein wiirden, in ihrer Art ausge­ zeichnet zu sein. Nach dem aber, was wir bei den vielen gemeinen Rassen von Hun·den, Rindern, Hiihnern, Tauben u. s. w. sehen, welche ohne irgend welche besondere Sorgfalt lange nahebei ein und· den­ selben Character beibehalten haben, haben wir keinen Grund zu glauben, dass sie gil.nzlich von ihrem Typus abweichen wiirden.

   Es besteht unter den Zuchtern ein allgemeiner Glaube, dass Charactere aller Sorten durch Iange dauernde Vererbung fixirt wer­ den. lch hahe aber im vierzehnten Capitel zu zeigen versucht, dass

   6' The Veterinary, Vol. XIII, p. 720. Wegen des Glamcirganshire­ Rindviehs s. You at t, on Cattle, p. 51.

  

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dieser Glaube sich, wie es scheint, in den folgenden Satz auflost, namlich <lass Charactere aller Arten, mogen sie neuerdings erst er­ langt sein oder schon von Alters her bestehen, streben, ilberliefert zu werden, <lass aber diejenigen, welche bereits lange Zeit alien entgegenwirkenden Einfliissen widerstanden haben, der allgemeinen Regel nach fortfahren werden , diesen zu widerstehen und in 'Folge

<lessen treu iiberliefert werden.

Die dem Menschen innewohnende Neigung, die Zucht­ wahl bis zum aussersten Punkt zu treiben.

    Es ist ein wichtiger Grundsatz, dass bei dem Hergang der Zuchtwahl der Mensch fast unabiinderlich wilnscht, bis zu einem ganz extremen Punkt zu gehen. Was z. B. niitzliche Eigenschaften betrifft, so gibt es keine Grenze seines Verlangens, gewisse Pferde und Hunde so fliichtig als moglich und andere so stark als moglich zu erziehen, gewisse Sorten von Schafen wegen iiusserster Feinheit und andere wegen iiusserster Lange der Wolle; . und er wiinscht Friichte, Korner, Knollen und andere nutzbare Theile von Pflanzen so gross und vorziiglich als nur moglich zu produciren. Bei Thieren, die zum Vergniigen gezilchtet werden, ist dieserselbe Grunds tz selbst noch wirksamer; denn wie wir selbst in unserem Anzug sehen, geht die Mode immer aufExtreme aus. Dieser Ansicht haben auch Liebhaber ausdriicklich zugestimmt. In .dem Capitel iiber die Taube wurden bereits Beispiele angefiihrt; das folgende . ist ein weiteres. Mr. Eaton beschreibt eine vergleichsweise neue Varietiit, niimlich den Archangel, und bemerkt: "Was die Liebhaber mit die­ sem Vogel zu thun beabsichtigen, ob sie beabsichtigen ihn zurttck­ zuzilchten bis auf den Kopf und Schnabel des Tilmmlers oder ihn vorwarts zum Kopf und Schnabel der Botentaube zu bringen, weiss ich durchaus nicht; ihn auf dem Zustande zu )assen, wo sie ihn fin­

den, ware kein Fortschritt."  Ferguson spricht von Hiihnern und

sagt: .,lhre Eigenthiimlichkeiten, was diese auch immer sein mogen,    I I

miissen nothwendig vollig entwickelt werden; ein wenig von einer Eigenthiimlichkeit bewirkt gar nichts als Hasslichkeit, da .es die   .· herrschenden Gesetze der Symmetrie offenbar verletzL" So bemerkt

auch Mr. Brent, wo er die Vorziige der Untervarietaten des belgi-

[page break] 21. Cap.     Bis zu Extremen gefiihrt.     319

schen Canarienvogels erortert: ,,Liebhaber gehen immer zu Extre­ men; unbestimmte Eig·enschaften bewundern sie nicht." 55.

   Dieser Grundsatz, welcher nothwendig auf eine Divergenz des Characters fuhrt, erklart den gegenwartigen Zustand verschiedener domesticirter Rassen. Wir konnen hiernach sehen, woher es kommt,

<lass Rennpferde und Karrengaule, Windspiele und Kettenhunde, welche einander in jedem Character entgegengesetzt ind, wie so verschiedene Varietaten, wie Cochinchinesen und Bantam-Hiihner oder Botentauben mit sehr langen Schniibeln und Burzler mit ex­ cessiv kurzen Schnabeln von einem und demselben Stamm herge­ leitet worden sind. Da jede Rasse langsam veredelt wird, werden die untergeordneten Varietiiten zuerst vernachlassigt und endlich verloren. In einigen wenigen Fallen sind wir mit Hulfe alter Ur­ kunden oder <lurch den Umstand, dass intermediare Varietaten noch in Liindern existiren, wo andere Moden geherrscht haben, zum Theil im Stande, die stufenweisen Veranderungen zu verfolgen, durch welche gewisse Hassen hindurchgegangen sind. Zuchtwahl, mag dieselbe methodisch oder unbewusst eintreten, ist, da sie stets nach einem extremen Punkte hinstrebt, und zwar in Verbindung mit der Vernachliissigung und dem Iangsamen Aussterben derintermediaren und weniger geschatzten Formen, der Schlussel zu dem Geheimniss, wie der Mensch so wunderbare Resultate ,producirt hat.

   In einigen wenigen Beispielen hat die Zuchtwahl, die durch Nutzbarkeit fur einen einzigen Zweck geleitet wurde, zu einer Con­ vergenz des Characters gefiihrt. Alie veredelten und verschiedenen Rassen des Schweines sind wie Nath us ius gut gezeigt hat 56, einander sehr nahe gerilckt in ihren verkurzten Beinen, ihren fast haarlosen, grossen, abgerundeten Korp rn und kleinen Hauern. Wir sehen einen gewissen Grad von Convergenz auch in den ahnlichen Korperumrissen bei gut gezilchteten, aber verschiedenen Rasse,n angehorigen Rindern 57. Andere solche Fall4 kenne ich nioht.

 5 J. M. Eaton, A Treatise on Fancy Pigeons, p. 82. Ferguson, On Race an Prize Poultry, p. 162. Brent, in: Cottage (iardener, Oct. 1860, p. 13.

5ij Die Racen des Schweines, 1860, p. 48.

   57 s. einige gute Bemerkungen iiber diesen Gegenstand von A; de Qua­ t re fag e s, Unite de l'Espllce Humaine. 1861, p. 1-19.

  

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    Fortgesetzte Divergenz des Characters hiingt davon ab, dass dieselben Theile fortfahren in derselben Richtung zu variiren, und es ist in der That diese Divergenz, wie fruher bemerkt wurde, hier­ fiir ein deutlicher Beweis. Die Tendenz zu bloss allgemeiner Varia­ bilitat oder Plasticitiit der Organisation kann sicher selbst von einem der Eltern vererbt werden, wie G ii r t n er und K o Ire u t er durch die Production variirender Bastarde vbn zwei Species gezeigt ba­ ben , von denen nur eine variabel war. Es ist auch an and fur sich wahrscheinlich, dass wenn ein Organ in irgend welcher Art variirt hat, es auch ferner in derselben Manier variiren wird, wenn die Be­ dingungen, die zuerst das Wesen zum Variiren brachten, soweit es sich beurtheilen liisst, dieselben bleiben. Dies wird entweder still­ schweigend oder ausdrucklich von allen Horticultu_risten zugegeben, Wenn ein Gartner ein oder zwei iiberzahligeKronenbliitter beieiner Bliithe beobachtet, so ist er sicher, dass er in wenig Generationen im Stande sein wird, eine gefullte, mit Kronenbliittern bela4ene Blume zu erziehen. Einige der Siimlinge von der Moccas-Trauer­ eiche Iagen so nieder, dass sie nur den Boden entlang krochen. Ein Siimling von der pyramidenformigen oder aufrechten irischen Eibe wird als bedeutend von seiner Elternform differirend beschrieben und zwar ., in Folge der Ubertreibung des pyramidenformigen Ha­ bitus ihrer Zweige" 58. Mr. Sheri ff, der erfolgreicher als irgend Jemand anderes in der Erziehung neuer Sorten von Weizen gewe­ sen ist, bemerkt: » Eine gute Varietiit kann getrost als der Vorliiufer einer noch besseren betrachtet werden" 59. Ein grosser Rosen­ zuchter, Mr. Rivers, hat dieselbe Bemerkung in Bezug auf Rosen gemacht. Sager et 60, weleher grosse Erfahrung hatte, spricht von den spiiteren Fortschritten der .Fruchtbiiume und bemerkt, dass der wichtigste Grundsatz der ist, »dass je mehr die Pflanzen. von ihrem urspriinglichen Typus abgewichen sind, sie um so mehr von ihm fer-­ ner abzuweichen streben." Offenbar enthiilt diese Bemerkung viel Wahres ; denn wir konnen auf keine andere Weise den wuuder­ baren Betrag an Verschiedenheit zwischen Varietiiten in den Theilen

58 Ver 1o t, Des Varietes, 1865, p. 94.

69 Mr. Patrick  heriff, in:Gardener's Chronicle, 1858, p. 771.

60 Pomologie Physiologique, 1880, p. 106.

 

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oderQualitiiten verstehen, welche geschiitzt werden, wiihrend andere Theile nahebei ihren ursprfinglichen Character beibehalten.

   Die vorstehende Erorterung fiihrt nattirlich zu der Frage, was ist die Grenze fur den mtiglichen Betrag an Variation in irgend einem Theile oder irgend einer Eigenschaft, und in Folge hiervon: gibt es irgend eine Grenze fiir das, was die Zuchtwahl bewirken kann? Wird je ein Rennpferd erzogen werden, was noch fluchtiger ist als Eclipse? Kann unser Preisrind und Preisschaf noch weiter veredelt werden? Wird eine Stachelbeere je noch mehr wiegen als »Lon­ don" im Jahre 1852? Wird die Runkelrfibe in Frankreich einen grosseren Procentsatz . von Zucker ergeben? Werden kunftige Va­ rietiiten von Weizen und anderen Getreidearten noch schonere Ernten produciren , als unsere jetzigen Varietiiten ? Diese Fragen konnen nicht positiv beantwortet werden; aber soviel ist gewiss, dass wir uns vorsehen soilten, sie verneinend zu beantworten. In manchen Richtungen der Variation ist wahrscheinlich die Grenze erreicht worden. You at t glaubt, dass die Reduction der Knochen in einigen unsererSchafe bereits so weit getrieben worden ist, dass sie eine bedeutende Zartheit der Constitution mit sich bringt 61. Wenn wir aber die bedeutende Veredelung betrachtelf, die in neuerer Zeit an unserm Rind und Schaf und besonders an unsern Schweinen' vor sich gegangen ist, wenn wir die wunderbare Ge­ wichtszunahme an unserem Hausgefliigel aller Arten wahrend der letzten wenigen Jahre ansehen, so wiirde es kiihn sein, zu behaup­ ten, dass die Vollkommenheit bereits erreicht sei. Eclipse .wird vielleicht nie besiegt werden, bis alle unsere Rennpferde schneller gemacht worden sind in Folge der Zuchtwahl der besten Pferde viele Generationen hindurch, und dann wird moglicherweise die alte Eclipse eclipsirt werden. Wie aber Mr. W a II ace bemerkt hat, muss es eine endliche Grenze fiir die Fliichtigkeit eines jeden Thie­ res geben, mag es im Natur- oder im geziihmten Zustande existiren, und beim Pferd ist diese Grenze vielleicht erreicht worden. Bis unsere Felder besser gedungt werden, ist es vielleicht fur eine neue Varietiit von Weizen unmoglich, eine schwerere Ernte zu

61 Youatt, on Sheep, p. 521.

DAltWIN, Variiren II.     21

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ergeben; in vielen Fallen glauben aber die, welche am besten im Stande sind , dartiber zu urtheilen, durchaus, dass der iiusserste Punkt bereits erreicht ist selbst in Bezug auf Charactere, welche schon jetzt auf einen hohen Maassstab der Vorztiglichkeit gebracht worden sind. So ist z. B. die kurzstirnige Burzeltaube bedeutend modificirt worden ; nichtsdestoweniger ist Mr. Ea ton zufolge 62

,, das Feld ftir frische Concurrenten noch ebenso offen, wie es vor hundertJahren war". Es ist immer und immer wieder gesagt wot­ den, dass bei unsern Blumen Vollkommenheit erlangt worden sei, aber bald wurde ein noch hoherer Maassstab erreicht. Kaum irgend eine Frucht ist mehr veredelt worden als die Erdbeere; und dooll bemerkt eine bedeutende Autoritat 63: ,,Wir konnen uns nicht ver­ bergen, dass wir noch weit von den aussersten Grenzen entfernt sind, welche wir erreichen konnen ".

    Bei der Bildung unserer domesticirten Rassen ist die Zeit ein bedeutungsvolles Element, da sie gestattet, dass unzahlige lndivi­ duen geboren werden und dass diese , wenn sie verschiederittrtigen Bedingungen ausgesetzt .werden, variabel gemacht werden. Me­ thodische Zuchtwahl ist gelegentlich von einer sehr alten Periode an bis auf den heutigen Tag selbst von halbcivilisirten Volkern ge­ Iegentlich ausgetibt worden und wird wiihrend frtiherer Zeit irgend eine Wirkung hervorgebracht haben. Unbewusste Zuchtwahl wlrd noch wirksamer gewesen sein, denn wahrend einer langen Periode werden die schatzbaren individuellen Thiere gelegentlich erhalten und die weniger schiitzbaren vernachlassigt worden sein. Es wer­ den auch in dem Verlauf der Zeit, besonders in den wenig civili­ sirten Liindern, verschiedene Varietiiten <lurch nattirliche Zuchtwahl mehr oder weniger modificirt worden sein. Wenn wir auch hier­ tiber wenig oder gar keine Beweise haben, so glaubt mari !loch allgemein, dass neue Charactere mit der Zeit fixirt werden; und sind sie Iange Zeit hindurch fixirt i;reblieben, so scheint es moglich, dass sie unter neuen Bedingungen wieder variabel gemacht werden.

Wie viel Zeit vergangen ist, seitdem derMensch zuerst Thiere

ei  A Treatise on the Almond Tumbler, p. 1.

63 M. J. de Jong he, in: Gardener's Chronicle, 1858, p. 173.

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domesticirte und Pflanzen cultivirte, fangen wir dunkel zu iibersehen an. Als die Pfahlbauten der Schweiz wahrend der neueren Stein­ periode bewohnt waren, wurden bereits mehrere Thiere domesticirt und verschiedene Pflanze11 cultivirt. Wenn wir nach dem, was wir jetzt von den Gewohnheiten der Wilden sehen, urtheilen diirfen, so ist es wahrscheinlich, dass die Menschen der friiheren Steinperiode

- als viele grosse Saugethiere noch lebten, welche jetzt ausgestorben sind, und als das Aussehen des Landes von dem was es jetzt ist, so sehr verschieden war - zum mindesten einige wenige domesticirte Thiere besassen, trotzdem deren Reste noch nicht entdeckt worden sind. Darf man der Wissenschaft der Sprache vertrauen, so wurde in einer so immens entfernt Iiegenden Epoche, da das Sanskrit, Griechisch, Latein , Gothisch, Celtisch und die slavischen Sprachen von ihrer gemeinsamen Muttersprache noch nicht divergirt batten, die Kunst des Pflilgens und des Saens befolgt, und die hauptsacb­ licbsten Thiere waren bereits domesticirt 64.

   Es ist kaum moglich, die Wirkungen der gelegentlich auf ver­ schiedene Weise und an verschiedenen Orten <lurch Tausende :von Generationen ausgefii.hrten Zuchtwahl zu iiberschatzen. Alles was wir ilber die Geschichte der grossen Mehrzahl unserer Rassen, selbst

unserer mehr modernen Rassen wissen, und in einem noch bedeu­ tenderen Grade, alles das, was wir hieriiber nicht wissen 65,stimmt mit der Ansicht ilberein, dass deren Hervorbring'!-ng in Folge der Wirkung unbewusster und methodischer Zuchtwahl fast unmerkbar

langsam gewesen ist. Wenn ein Mensch dem Ziichten seiner ,Thiere nur etwas nahere Aufmerksamkeit schenkt, als gewohnlich der Fall ist, so wird er sie fast sicher in einer geringen Ausdehnung ver­ edeln. Sie werden in Folge hiervon in seiner unmittelbaren Nach­ barschafl geschatzt werden und werden von anderen gezuchtet. Ihre characteristischen Zilge, was diese auch immer sein mogen, werden dann langsam aber stetig, zuweilen durch methodische und fast immer durch unbewusste Zuchtwahl vermehrt werden. Endlich wird eine Linie, welche verdient, Subvarietiit genannt zu werden, etwas weiter bekannt, erbiilt einen localen Namen und breitet sich

64 Max Mttller, Science of Langnage 1861. p. 223.

6  Youatt, on Cattle, p. 116, 128.

21*

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aus. Diese Verbreitung wird wiihrend des Altertbums in weniger civilisirten Zeiten ausserst Iangsam gewesen sein, ist aber jetzt rapid. Zu der Zeit wo die neuen Rassen einen irgendwie distincten Character angenommen hatten, wird ihre zu ihrer Zeit kaum be­ merkte Geschichte vollstii.ndig vergessen worden sein. Denn wie Low bemerkt 66: ., Wir wissen, wie schnell das Andenken an solche Ereignisse sich verwischt ".

    Sobald eine neue Rasse auf diese Weise gebildet ist, ist sie dem ausgesetzt, dass sie durch denselben Process in neue Linien und Subvarietii.ten sich spaltet; denn fiir verschiedene Umstii.nde werden verschiedene Varietaten besser passen und geschatzt wer­ den. Die Mode andert sich ; aber sollte eine Mode selbst nur eine miissig lange Zeit dauern, so ist das Princip der Vererbung doch so stark, dass irgend eine Wirkung wahrscheinlich der Rasse aufge­ driickt sein wird. Hierdurch vermehren sich bestiindig die Varie­ tiiten der Zahl nach und die Geschichte zeigt uns, wie wunderbar sie sich seit den friihesten Berichten vermehrt haben 67. Sobald jede neue Varietat erzeugt ist, werden die friiheren intermediaren imd weniger werthvollen Formen vernachliissigt werden und aussterben. Wird eine Rasse, weil sie nicht geschiitzt wird, in kleiner Anzahl nur gehalten, so folgt ihr Aussterben fast unvermeidlich friiher oder spater, entweder in Folge zufiilliger zerstorender Ursachen oder zu naher Inzucht. Und dies ist ein Ereigniss, welches bei gut mar­ kirten Rassen die Aufmerksamkeit erregt. Die Geburt oder Pro­ duction einer neuen domesticirten Rasse ist ein so Iangsamer Pro­ cess , dass er der Beobachtung entgeht. 1hr Aussterben oder ihre Zerstorung ist im Vergleich hiermit plotzlich, wird oft berichtet und zuweilen, wo es zu spat ist, bedauert.

Mehrere Autoren haben eine scharfe Trennungslinie z-wischen

kttnstlichen und natiirlichen Rassen gezogen. Die letzteren sind ilil Character gleichformiger, besitzen im hohen Grade den Character naturlicher Species, und sind alten Ursprungs. Sie werden meist in weniger civilisirten Landern gefunden und sind wahrscheinlich durch nattirliche Zuchtwahl bedeutend modificirt worden, dagegen nur in

96 Domesticated Animals, p. 188.

67 Volz, Beitrage zur Culturgeschichte, 1852, p, 99, u. a. a. 0.

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geringerer Ausdehnung <lurch unbewusste und methodische Zucht­ wahl des Menschen. Es haben auch wiihrend einer langen Periode die physikalischen Bedingungen der Lander, welche sie bewohnen, direct auf sie eingewirkt. Andererseits sind die sogenannten kfinst­ lichen Rassen nicht so gleichformig im Character; einige haben einen halbmonstrosen Character, wie .,die krummbeinigen Dachshunde, die bei der Kaninchenjagd so nfitzlich sind" 68; iiberhaupt Dachs­ hunde, Ancon-Schafe, Niata-Ochsen, polnische Hilbner, Pfauentauben

u. s. w. Ihre characteristischen Ziige sind meist plotzlich erlangt worden, trotzdem sie spiiter in vielen Fallen durch sorgfiiltige Zucht­ wahl vergrossert worden sind. J\nder Hassen, welche sicher kunst­ Iiche genannt werden miissen, denn sie sind <lurch methodische Zuchtwahl und durch Kreuzung bedeutend modificirt worden, wie das englische Hennpferd, die Pinscher, der eng·lische Kampfhahn, die Antwerpener Botentaube u. s. w., konnen nichtsdestoweniger als solche bezeichnet werden, die ein unnaturliches Aussehen haben, und wie mir es scheint !asst sich keine bestimmte Linie ziehen zwi­ schen natiirlichen und kiinstlichen Hassen.

   Es ist nicht iiberraschend, dass domesticirte Hassen allgemein ein von natiirlichen Species verschiedenes Ansehen darbieten. Der Mensch wahlt Modificationen allein fiir seinen eigenen Nutzen oder nach seiner Liebhaberei und nicht fiir das eigene Beste des Wesens zur Nachzucht aus und pflanzt sie fort. Seine Aufmerk­ samkeit wird durch scharf markirte Modificationen erregt, welche plot.zlich in Folge irgend einer bedeutenden storenden Ursache in der Organisation erschienen sind. Er beachtet fast ausschliesslich iiussere 9haractere und, wo es ihm gelingt, innere Organe zu mo­ dificiren, weim er z. B. die Knochen und den sogenannten Abfall reducirt oder die Eingeweide mit Fett Iadet, oder zeitiges Heifsein hervorruft, so ist die Aussicht stark, class er zu derselben Zeit die Constitution schwiicht. Hat auf der anderen Seite ein Thier sein Leben Jang mit viel Concurrenten und Feinden unter unerfasslich complicirten und gem wechselndenUmstiinden zu kiimpfen, sower­ den Modificationen der allerverschiedenartigsten Natur sowohl in

68 B lain e, Encyclopaedia of Rural Sports, p. 213.

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den inneren Organen als in ausseren Characteren, in den Functio­ nen und gegenseitigen Beziehungen der Theile rigoros gepriift und entweder behalten oder verworfen. Die nattirliche Zuchtwahl wider­ setzt sich oft den vergleichsweis schwachen und capriciosen Ver­ suchen des Menschen zur Veredlung; und ware dies nicht der Fall, so wtirde das Resultat seiner Bemtihung und der Arbeit der Nat r selbst noch verschiedener sein. Wir dtirfen aber nichtsdestoweniger den Betrag an Verschiedenheit zwischen nattirlichen Species und domesticirten Rassen nicht tiberschatzen. Die erfahrensten Natur­ forscher haben sich oft dartiber gestritten, ob die Jetzteren von einer oder von mehreren urspriinglichen Stammformen abstammen; und dies zeigt deutlich, dass es keine greifbare Verschiedenheit zwischea Species und Rassen gibt.

   Die domesticirten Rassen pflanzen ihre Art viel treuer fort und halten for viel langere Perioden aus, als die meisten Naturforscher zuzugeben geneigt sind. Zuchter haben hieriiber keinen Zweifel. Man frage Jemand, derShorthorn- oder Hereford-Rindvieh, Leicester­ oder Southdown-Schafe, spanische oder Kampfhtihner, Burzler oder Botentauben Iange erzogen hat, oh diese Hassen nicht von gemein­ samen Urerzeugern herrtihren konnten und man wird wahrscheinlich ausgelacht werden. Der Zuchter gibt zu, dass er wohl hoffen darf, Schafe mit feinerer und langerer Wolle und mit besseren Korpern, oder hiibschere Hiihner, oder Botentauben mit Schniibeln, die fiir das geiibte Auge nur gerade merkbar Hinger sind , zu produciren, und hierdurch bei einer Ausstellung Erfolg zu haben. So weit wird er gehen, aber nicht weiter. Er iiberlegt sich nicht, was dar­ aus folgt, dass er eine lange Zeit hindurch viele unbedeutende suc­ cessive Modificationen anhauft, noch iiberlegt er sich die fruhere Existenz zahlreicher Varietiiten, welche die Glieder in jeder diver­ girenden Descendenzlinie mit einander verbindet. Er schliesst, wie in den friiheren Capiteln gezeigt wurde, dass alle die hauptsach­ lichsten Rassen, welche er schon Iange beachtet hat, urspriingliche Producte sind. Andererseits hat der systematische Naturforscher, welcher allgemein nichts von der Kunst des Ziichtens versteht, welcher nicht vorgibt, zu wissen, wie und wenn die verschiedenen domesticirten Rossen gebildet wurden, welcher die zwischenliegenden

  

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Stufen nicht gesehen haben kann , denn sie existiren jetzt nicht, nichtsdestoweniger keinen Zweifel dariiber, <lass diese Rassen von einer einzigen Quelle abzuleiten sind. Aber man frage ihn, oh die nahe verwandten natiirlichen Species, welche er studirt hat, nicht auch von einem gemeinsamen Urerze ger abstammen IJ)och­ ten; und nun wird er seinerseits wieder vielleicht die Ansicht mit Lachen zuriickweisen. Es kom:ite hiernach wohl der Naturforscher und Ziichter gegenseitig von einander etwas Iernen.

    Zusammenfassung: ti.ber die  Zuchtwahl des Men­ sch en. - Dariiber kann kein Zweifel bestehen, dass methodische Zuchtwahl wunderbare Resultate hervorgebracht hat und hervor­ bringen wird. Sie wurde gelegentlich zu alten Zeiten ausgeiibt und wird noch von halbcivilisirten Volkern betrieben. Charactere der hochsten Wichtigkeit und andere von untergeordnetem Werthe sind beachtet und modificirt worden. Ich brauche bier nicht zu wiederholen, was so oft schon iiber die Rolle gesagt worden ist, welche die unbewusste Zuchtwahl gespielt hat.. Wir sehen ihre Wirksamkeit in der Verschie.denheit zwischen Heerden, welche ge­ trennt geziichtet worden sind, und in den langsamen Veranderungen, welche viele Thiere, je nachdem die Umstande sich langsam ver­

!indert haben, entweder in demselben Lande oder wenn sie in ein

fremdes Land transportirt worden sind, erlitten haben. Wir sehen die combinirten Wirkungen methodischer und unbewusster Zucht­ wahl in dem grossen Betrag an Verschiedenheit zwischen Variet!i­ ten in denjenigen Theilen oder Eigenschaften, welche vom Men­ schen gesch!itzt werden im Vergleich mjt denjenigen, w_elche nicht gesch!itzt werden und in Folge dessen l)icht beobachtet worden sind. Die natiirliche Zuchtwahl bestimmt oft das Wirkungsvermogen der menschlichen Zuchtwahl. Wir irren zuweilen darin, dass wir den­ ken, Charactere, welche von den systematischen Naturforschern als unwichtig angesehen werden, konnten durch den Kampf urns Dasein nicht afficirt und.daher nicht von der natiirlichen Zuchtwahl beein­ flusst werden; es sind aber auffallende Fiille mitgetheilt worden, welche zeigen, was fiir ein grosser Irrthum dies ist.

   Die Moglichkeit, dass Zuchtwahl in Thiitigkeit kommt, beruht auf der Variabilitiit; und dies wird, wie wir spiiter sehen werden,

  

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durch Veranderungen in den Lebensbedingungen verursacht. Zucht­ wahl wird zuweilen schwierig oder selbst unmoglich gemacht, da­ durch, dass die Bedingungen dem gewiinschten Character oder der gewiinschten Eigenschaft entgegenstehen. 1hr wird zuweilen durch verringerte Fruchtbarkeit und geschwachte Constitution Einhalt ge­ than, welche in Folge lange fortgesetzter naher Inzucht eintritt. Damit methodische Zuchtwahl erfolgreich wird , sind die strengste Aufmerksamkeit und Unterscheidung in Verbindung mit unermiid­ licher Geduld absolut nothwendig; und dieselben Eigenschaften sind, wenn auch nicht unentbehrlich doch iiusserst dienstbar bei unbewusster Zuchtwahl. Es ist beinah nothwendig, dass eine grosse Zahl von lndividuen erzogen wird, denn hierdurch wird die Aus­ sicht giinstig, dass Variationen der gewiinschten Natur auftreten; und jedes lndividuum mit dem unbedeutendsten Fehler, oder was in irgend einem Grade untergeordnet ist, kann getrost verworfen werden. Es ist daher Lange der Zeit ein wichtiges Element zum Erfolg. Fortpflanzung in einem friihen Alter und in ku rzen Zwischen riiumen fordert daher gleichfalls die Arbeit, Leichtigkeit im Paaren

der Thiere oder ihr Beschranktsein auf ein bestimmtes Gebiet ist vortheilhaft als ein Hinderniss einer freien Kreuzung. Sobald nur irgend Zuchtwahl nicht ausgeiibt wird, weun uud wo dies auch sei, werden keine distincten Rassen gebildet ; wird irgeud ein Theil des Korpers oder irgeud eine Eigenschaft nicht beachtet, so bleiben sie entweder unveriiudert oder variiren in einer schwaukenden Weise, wiihrend zu derselben Zeit andere Theile und andere Eigenschaften d auernd und bedeutend modificirt werden konnen. Aber wegen der Neigung zum Riickschlag und zu bestiindiger Variabilitiit zeigt sich,

dass diejenigen Theile oderOrgane, welche jetzt in Folge der Zucht­ wahl einer rapiden Veredlung unterliegen, gleicherweise bedeutend variiren. In Folge hiervon degeneriren hoch geziichtete Thiere bald, wenn sie vernachliissigt werden. Wir haben aber keinen Grund zu glauben, dass die Wirkungen lange fortgesetzter Zuchtwahl, wenn die Lebensbedingungen dieselben bleiben, bald und vollstiindig ver­ loren gehen wiirden.

   Der Mensch hat stets die Neigung, bei der Zuchtwahl aller niitzlichen und gefiilligen Eigenschaften, mag sie methodisch oder

  

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unbewusst sein, bis zu einem extremen Punkt zu gehen. Dies ist ein wichtiger Grundsatz, da er zu bestiindiger Divergenz und in einigen seltenen Fallen zu einer Convergenz des Characters fiihrt. Die M<>glichkeit einer bestiindigen Divergenz beruht auf der jedem Theile oderOrgan eigenen Neigung, fortdauernd in derselben Weise zu variiren, in welcher es bereits variirt hat; und <lass dies eintritt, wird durch die stetige und allmiihliche Veredlung vieler Thiere und Pflanzen wahrend !anger Perioden bewiesen. Der Grundsatz der Divergenz des Characters in Verbindung mit der Vernachliissigung und dem endlichen Aussterben aller vorausgehenden weniger ge­ schatzten und zwischenliegenden Varietiiten erkliirt den Betrag an Verschiedenheit und die Distincthei.t unserer verschiedenen Rassen. Wenn wir auch die iiusserste Grenze bis zu welcher gewisse Cha­ ractere modificirt werden k5nnen, erreicht haben m<>gen, so sind wir doch, wie wir anzunehmen guten Grund haben, weit davon ent­ fernt in der Mehrzahl der Falle diese Grenze erreicht zu haben. Endlich k5nnen wir nach der Verschiedenheit zwischen der Zucht­ wahl, wie sie der Mensch und wie sie die Natur ausfiihrt, einsehen, woher es kommt, dass dornesticirte Rasse1,1 oft, indess durchaus nicht immer, im allgemeinen Ansehen von nahe verwandten nRttir­ lichen Species abweichen.

   Durch dieses ganzes Capitel und an anderen Stellen babe ich von der Zuchtwahl als der Hauptkraft gesprochen; und doch hiingt ihre Wirkung absolut davon ab, was wir in unserer Unwissenheit spontane oder zufallige Variabilitiit nennen. Man lasse einen Archi­ tecten dazu gezwungen sein, ein Gebiiude von unbehauenen Steinen aufzurichten, die von einem Abhang heruntergestiirzt sind. Die Form jedes Fragments kann zufallig genannt werden und doch ist die Form eines jeden <lurch die Kraft der Schwere, die Natur des Gesteins und die Neigung des Abhangs bestimmt worden; Ereignisse und Umstiinde, welche alle voft natiirlichen Gesetzen abhiingen; aber zwischen diesen Gesetzen und dern Zweck, zu welchem jedes Frag­ ment vom Erbauer benutzt wird, besteht keine Beziehung. In der­ selben Weise sind die Variationen eines jeden GescMpfes durch fixirte und unve1·anderliche Gesetze bestimmt. Aber diese stehen in keiner Beziehung zu dem lebenden Bau, welcher durch das Ver-

  

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mogen der Zuchtwahl, mag diese nun ktinstliche oder nattirliche sein, langsam aufgebaut worden ist.

    Gelingt es unserem Architecten ein nobles Gebiiude unter Be­ nutzung der rohen keilformigen Fragmentezu denBogen, der liingeren Steine zu den Siiulen u. s. w., so wtirden wir sein Geschick selbst in einem noch hoheren Grade bewundern, als wenn er fur diesen Zweck geformte Steine benutzt hiitte. Dasselbe gilt fur die Zucht­ wahl, mag sie derMensch oder die Natur angewendet haben. Denn ist auch die Variabilitiit unentbehrlich nothwendig, so sinkt, wenn wir einige sehr complicirte und ausgezeichnet angepasste Organis­ men betrachten, die Variabilitiit in eine vollig untergeordnete Stel­ lung hinsichtlich ihrer Bedeutung im Vergleich zur Zuchtwahl, in derselben Weise, wie die Form eines jeden Fragmentes, welches unser bier angenommener Architect benutzt hat, im Vergleich zu seiner Geschicklichkeit bedeutungslos ist.

   

 

Ursachen der Variabilitat.

Variabilitat begleitet nicht nothwendig die Fortpflanzung. - Von verschie­ denen Autoren angefil.hrte Ursachen. ....;. Individuelle Differenzen. - Va­ riabilitat jeder. Art ist Folge der veranderten Lebensbedingungen. - Uber die Natur solcher Veranderungen. - Klima, Nahrung, Excess der Ernahrung. - Unbedeutende Veranderungen sind hinreichend. - Wir­ kungen des Pfropfens auf die VariaMlitat der Samlinge. - Domesticirte Erzeugnisse gewohnen sich an veranderte Bedingungen. - Uber die ac­ cumulative Wirkung veranderter Bedingungen. - Nahe Inzucht und in­ bildung der Mutter fil.r Ursachen der Abanderung gehalten. - Kreuzung als eine Ursache des Auftretens neuer Charactere. -· Variabilitat in Folge der Vermischung der Charactere und des Rt!.ckschlags. - Uber die Art und Weise und Periode der Wirkung der Ursachen, welche entweder direct oder indirect durch das Reproductivsystem Variabilitat veranlassen.

    Wir wollen nun, soweit wir es konnen, die Ursachen der fast universellen Veriinderlichkeit unserer domesticirten Producte be­ trachten. Der Gegenstand ist ein clunkier ; es diirfte aber von Nu­ tzen sein, unsere Unwissenheit zu priifen. - Einige Autoren, z. B. Dr. Prosper Lucas, betrachten die Variabilitiit als in nothwendiger Beziehung zur Reproduction stehend und als ein ebenso sehr ur­ spriingliches Gesetz, wie Wachsthum oder Vererbung. Andere haben neuerdings diese Ansicht vielleicht unabsichtlich dadurch unterstiitzt, dass sie von Vererbung und Variabilitiit als gleichen und antagoni­ stischen Principien sprechen. Pa II as behauptete, und er hat einige Nachfolger gehabt, <lass die Variabilitat ausschliesslich von der Kreu­ zung urspriinglich distincter Formen abhangt. Andere Autoren schreiben die Neigung zur Variabilitat einem Excess an Nahrung zu und bei Thieren einem solchen Excess im Verhiiltniss zur Leibesbe­ wegung oder ferner auch den Wirkungen eines zusagenderen Cli-

   

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ma's. Dass diese Ursachen alle wirksam sind, ist im hohen Grade wahrscheinlich. Wir mussen aber, glaube ich, einen weiteren Ge­ sichtspunkt annehmen und schliessen, dass organische Wesen zu variiren streben, wenn sie wiihrend mehrerer Generationen irgend einer Veranderung in ihren Bedingungen unterworfen wurden. Die Art der Variation, welche hieraus folgt, hangt in einem viel hoheren Grade von der Natur oder Constitution des Wesens als von der Na­ tur der veranderten Bedingungen ab.

    Diejenigen Autoren, welche glauben, dass es ein Naturgesetz ist, class jedes Individuum in einem gewissen unbedeutenden Grade von jedem anderen differiren soil, konnen, und scheinbar mit Recht, behaupten, dass dies nicht nur bei alien domesticirten Thieren und cultivirten Pflanzen, sondern gleicherweise bei alien organischen Wesen im Naturzustande eine Thatsache ist. Der Lapplander kennt durch lange Ubung jedes Rennthier und gibt ihm einen Namen, trotzdem dass Linne bemerkt: ,, Unter solchen Mengen eins von dem andern zu unterscheiden, gieng Ober mein Fassungsvermogen; denn sie waren wie Ameisen in einem Ameisenhtigel." In Deutschland haben Schafer Wetten gewonnen damit, dass sie jedes Schaf in. einer Heerde von hundert Stuck, welche sie bis vierzehn Tage vor­ her noch nie gesehen batten, wieder erkannten. Dieses Unterschei­ dungsvermi:igen ist indess nichts im Vergleich von dem, was manche Floristen erlangt haben. Ver I o t erwahnt einen Gartner, welcher hundert und fiinfzig Sorten von Camellien unterscheiden konnte, wenn sie nicht bhihten, und es ist positiv versichert worden, dass der beriihmte alte hollandische Blumenzuchter Voorhelm, welcher iiber zwi:ilfhundert Varietaten der Hyacinthe hielt, sich kaum jemals irrte beim Wiedererkennen jeder Varietat nur an der Zwiebel. Wir miissen daher hieraus schliessen, dass die Zwiebeln der Hyacinthe und die Zweige und Blatter der Camellie doch wirklich ditferiren, trotzdem sie fiir ein ungeiibtes Auge absolut ununterscheidbar er­ scheinen 1.

1 Des Jacinthes etc.  Amsterdam, 1768, p. 43.  Ver I o t, Des Varia­

tes etc. p. 86. Uber das Rennthier ,s. Linne, Tour in Lapland, engl.

Ubers. von J.E. Smith, Vol. I, p. 314. Die Angabe in Bezng auf deut­ sche Schafer wird nach der Autoritat des Dr. Wein Ian d mitgetheilt.

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  . Da Linne das Rennthier wegen seiner Anzahl mit Ameisen verglichen hat, will ich hinzuffigen, dass jede Ameise ihren Mitge­ nossen in derselben Gemeinschaft kennt. Mehrere Male brachte ich Ameisen derselben Species (Fo,·mica rufa) von einem Ameisen­ hiigel zu einem andern, der wie es schien, von Zehntausenden von Ameisen bewohnt wurde und doch wurden die Fremden augenblick­ Iich entdeckt und getodtet. lch that dann einige Ameisen, die ich aus einem sehr grossen Neste genommen hatte, in eine Flasche, welche stark mit Asa foetida durchriiuchert war und nach Verlauf von vier und zwanzig Stunden brachte ich sie in ihre Heimath .zu­ riick. Anfangs drohten ihnen ihre Genossen, sie wurden aber bald erkannt und frei gehen~ gelassen. Es erkennt daher jede Ameise sicher unabhiingig vom Geruch ihren Genossen ; und wenn alle Amei­ sen einer und derselben Gesellschaft nicht irgend ein Zeichen oder Passwort haben, so mfissen sie unter einander einen ihren Sinnen irgend unterscheidbaren Character darbieten.

Die Uniihnlichkeit von Briidern und Schwestern einer und der­

selben Familie und von Siimlingen aus derselben Capsel !assen sich zum Theil dadurch erkliiren, dass die Charactere beider Eltern un­ gleich mit einander verschmelzen, und dass durch Riickschlag Cha­ ractere von Ahnen auf beiden Seiten mehr oder weniger vollstiindig wieder erlangt werden. Wir schieben aber hierdurch die Schwie­ rigkeit nur weiter in der Zeit zuriick; denn was machte denn die Eltern oder deren Urerzeuger verschieden? Daher scheint der Glaube 2, dass eine eingeborne Neigung zum Variiren existirt, und

   2 J: M fi11er, Handbuch der Physiologie, Bd. 2, p. 770. In Bezug auf die Ahnlichkeit von Zwillingen in der Constitution hat mir Dr. 0 g le den

folgenden Auszug aus T r o us sea u 's Vorlesungen gegeben (Clinique medi­ cale, Tom. ·I, p. 528), worin ein merkwiirdiger Fall berichtet wird: »J'ai

donne mes soins a deux freres jumeaux , tous deux si extraordinairement

ressemblants , qu'il m'etait impossible de les reconnaitre, A moins de les voir l'un a ct>te de l'autre. Cette ressemblance physique s'etendait plus

loin: ils avaient , permettez-moi !'expression, une similitude pathologique plus remarquable encore. Ainsi l'un d'eux que je voyais aux neothermes A Paris malade d'une ophthalmie rhumatismale me disait, »en ce moment mon

frere doit avoir une ophthalmie comme la mienne;. et comme je m'etais recrie, il me montrait quelques jours apres une lettre qu'il venait de rece­

voir de ce frere alors a Vienne et qui lui ecrivait en effet: -    »J'ai mon

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zwar unabhiingig von iiusseren Bedingungen, auf den ersten Blick wahrscheinlich. Aber selbst die Samen, die in derselben Capsel er­ niihrt werden, sind nicht absolut gleichformigen Bedingungen aus­ gesetzt, da sie ihre Nahrung von verschiedenen Punkten hernehmen; und wir werden m einem spii.teren Capitel sehen, dass diese Diffe­ renz zuweilen hinreicht, den Character der ktinftigen Pflanze bedeu­ tend zu afficiren. Die weniger bedeutende Ahnlichkeit der auf ein­ ander folgenden Kinder einer und derselben Familie im Vergleich mit Zwillingen beim Menschen, welche oft einander im iiusseren An­ sehen, in geistigen Anlagen, in der Constitution in einer so ausser­ ordentlichen Weise iihnlich sind, beweist scheinbar, dass der Zustand der Eltern im Moment der Conception oder die Natur der spateren embryonalen Entwickelung einen directen und wirksamen Einfluss auf den Character der Nachkommen hat. Wenn wir aber tiber die individuellen Verschiedenheiten zwischen organischen Wesen im Na­ turzustand nachdenken, die sich darin zeigen, dass jedes wilde Thier seinen Genossen kennt, wenn wir uns ferner die unendliche Ver­ schiedenartigkeit der vielen Varietiiten unserer domesticirten Pro­ ducte fiberlegen, so konnen wir uns nichtsdestoweniger wohl dazu neigen auszusprechen, wenn auch, wie ich glaube, irrthumlich, dass wir die Variabilitiit als eine nothwendig mit der Reproduction zu­ sammenhiingende Ietzte Thatsache ansehen mussen.

    Diejenigen Autoren, welche diese letztere Ansicht annehmen, werden wahrscheinlich leugnen, dass jede besondere Variation ihre eigene ihr gehorige anregende Ursache hat. Wenn wir auch nur selten die genaue Beziehung zwischen Ursache und Wirkung ver­ folgen konnen, so fiihren doch die gleich zu gebenden Betrachtungen

ophthalmie , tu dois avoir la tienne.. Quelque singulier que ceci puisse paraitre, le fait n'est pas moins exact: on ne me l'a pas raconte, je l'ai vu,

et j'en ai vu d'autres analogies dans ma pratique. Ces deux jumeaux etaieo.t tous deux asthmatiques, et asthmatiques a un effroyable degre. Origi­ naires_ de Marseille, ils n'ont jamais pu demeurer dans cette ville, oii leurs

interets lea appellaient souvent, sans etre pris de leurs acces; jamais ils n'en eprouvaient a Paris. Bien mieux, il leur suffisait de gagner 'l'oulon

pour etre gueris de leurs a.ttaques de Marseille. Voyageant sans·cesse et da.ns tous pays pour leurs affairea, ils avaient remarques que certaines lo­ calites leur etaient funestes, que dans d'a.utres ils etaient exempts de tout phenomene d'oppression.«

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zu dem Schluss, <lass jede Modification ihre eigene distincte Ursache haben miisse. Wenn wir z. B. von einem Kinde horen, das mit ei­ nem krummen Finger, einem verstellten Zahn oder einer anderen unbedeutenden Structurabweichung geboren wird, so ist es schwer, die Uberzeugung zu gewinnen, <lass solche abnorme Falle das Re­ sultat fest bestimmter Gesetze und nicht <lessen sind, was wir in unserer Blindheit Zufall nennen. Von diesem Gesichtspunkte aus ist der folgende Fall in hohem Grade instructiv, welcher von Dr. Will. 0 g I e sorgfiiltig untersucht und mir mitgetheilt worden ist. Zwei als Zwillinge geborne und in alien Beziehungen iiusserst ii.hn­ liche Miidchen hatten die kleinen Finger an beiden Handen gekriimmt und in beiden Kindern war der zweite falsche Backzahn des blei­ benden Gebisses im Oberkiefer versetzt; denn statt dass diese Ziihne mit den anderen in einer Reihe standen wuchsen sie von demMund­ hohlendache aus hinter dem ersten Backzahn. Weder die Eltern, noch irgend ein Glied der Familie hatte irgend eine iihnliche Eigen­ thiimlichkeit besessen; da nun diese beiden Kinder in genau derselben Weise mit beiden Structurabweichungen behaftet waren, so wird hierdurch die ldee eines Zufalls sofort ausgeschlossen und wir wer­ den gezwungen zuzugeben, dass hier irgend eine bestimmte und ausreichende Ursache existirt haben muss, welche, wenn sie hundert­ mal eingetreten wiire, auch hundert Kinder afficirt haben wiirde.

    Wir wollen nun die allgemeinen Argumente, die mir ein grosses Gewicht zu haben scheinen, betrachten, welche der Ansicht giinstig sind, dass Variationen aller Arten und Grade direct oder indirect

<lurch die Lebensbedingungen vetursacht werden, denen ein jedes Wesen und noch besonders deren Vorfahren ausgesetzt gewesen sind. Niemand zweifelt, dass domesticirte Producte variabler sind,

als organische Wesen, welche nie aus ihren natiirlichen Bedingun­ gen entfernt worden sind. Monstrositiiten gehen so unmerklich in blosse Variationen iiber, dass es unmoglich ist, sie zu trennen, und alle diejenigen, welche Monstrositaten studirt haben, glaubeil, dass sie bei domesticirten Thieren und Pflanzen viel hiiufiger sind, ids bei wilden 3; und bei Pflanzen wiirden Monstrositiiten im natiirlichen

3 laid. Geoffroy Saint-Hilaire, Histoire des Anomalies. Tom. III,

p. 352.  Moquin-Tandon, Teratologie Vegetale. 1841, p. 115.

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Zustande in gleicher Weise bemerkenswerth sein, wie im cultivir­ ten. In der Natur sind die lndividuen einer und derselben Species nahezu gleichformigen Bedingungen ausgesetzt; denn sie werden in ihren eigenthiimlichen Stellen unter einer Menge concurrirender Thiere und Pflanzen erhalten. Sie sind auch lange Zeit an ihre Le­ bensbedingungen gewohnt worden; man kann aber nicht sagen, dass sie vollig gleichformigen Bedingungen unterliegen und einem ·ge­ wissen Betrag von Variation sind sie ausgesetzt. Die Umstande, unter denen unsere domesticirten Producte erzogen werden, sind hiervon weit verschieden; sie werden gegen Concurrenz geschtitzt, sie sind nicht bloss aus ihren natiirlichen Bedingungen und oft aus ihrem Heimathlande entfernt worden, sondern werden hiiufig von

District zu District gefiihrt, wo sie verschieden behandelt werden, so dass sie niemals eine betrachtliche Zeit hindurch nahezu ii.hn­ lichen Bedingungen ausgesetzt werden. In Ubereinstimmung hier­ mit variiren alle unsere domesticirten Producte mit den seltensten Ausnahmen weit mehr als natiirliche Species. Die Stockbiene, welche sich selbst ernii.hrt und in den meisten Beziehungen ihren naUirli­ chen Lebensgewohnheiten folgt, ist das am mindesten variable von allen domesticirten Thieren und wahrscheinlich ist die Gans das nachst mindest variable. Aber selbst die Gans variirt mehr als fast jeder wilde Vogel, so dass sie nicht mit vollkommener Sicherheit irgend einer natiirlichen Species eingereiht werden kann. Es !asst sich kaum eine einzige Pflanze namhaft machen, welche lange culti­ virt und durch Samen fortgepflanzt worden ist, und welche nicht im hohen Grade variabel ware. Der gemeine Roggen (Secale ce­ reale) hat weniger und minder markirte Varietaten ergeben, als irgend eine andere cultivirte Pflanze 4; aber man konnte zweifeln, oh die Variationen des Roggens, des wenigst werthvollen aller un­ serer Cerealien, genau beobachtet worden sind.

   Die Knospenvariation, welche in einem frfiheren Capitel aus­ ftihrlich erortert wurde, zeigt uns, dass die Variabilitii.t von einer Fortpflanzung durch Samen ebenso wie von einem Riickschlag auf lange verloren gegangene Merkmale von Ahnen vollig unabhangig

'Metzger, die Getreidearten, 1841, p. 39.

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sein kann. Niemand wird behaupten, dass das pli:itzliche Auftreten einer Moosrose an einer Provenc;ierose eine Riickkehr zu einem friiheren Zustand sei, denn das Bemoostsein des Ketches ist an kei­ ner naturlichen Species beobachtet worden. Dasselbe Argument ist fiir gefleckte und geschlitzte Blatter anwendbar. Auch kann die Er­ scheinung von Nectarinen auf Pfirsichbaumen nicht mit irgend wel­ cher Wahrscheinlichkeit aus dem Princip des Riickschlags erklart werden. Knospenvariationen beriihren uns aber unmittelbarer, da sie viel haufiger bei Pflanzen auftreten, welche eine lange Zeit hin­ durch cultivirt worden sind, als bei andern und weniger hoch culti­ virten Pflanzen; und es sind sehr wenig scharf markirte Fiille be­ obachtet worden an Pflanzen, die unter streng natiirlichen Bedin­ gungen wachsen. lch babe einen Fall von einem Eschenbaume an­ gefiihrt, der in dem Park eines Herrn wuchs ; und gelegentlich sieht man wohl auch an Buchen und anderen Baumen Z,weige, welche sich zu einer verschiedenen Zeit bebliittern, als die anderen-Zweige. Aber unsere Waldbiiume in England kann man kaum als solche be­ trachten, die unter streng natiirlichen Bedingungen leben. Die Siim­ linge, in Baumschulen erzogen, werden geschiitzt und miissen oft an Stellen verpflanzt werden, wo wilde Baume der Art natiirlich nicht wachsen wiirden. Es wiirde als ein Wunder angesehen werden, wenn eine Hundsrose, die in einer Hecke wachst, durch Knospen­ variation eine Moosrose producirte, oder wenn ein wilder Holzapfel oder ein wilder Kirschbaum einen Zweig trieb, welcher von der ge­ wohnlichen Frucht verschieden geformte und verschieden gefarbte Friichte triige. Das Wunder wiirde noch erhoht werden, wenn diese variirenden Zweige sich als fiihig herausstellten, nicht nur durch Pfropfer, sondern zuweilen durch Samen sich fortzupflanzen, und doch sind analoge Falle bei vielen unserer hochcultivirten Baume und Krauter vorgekommen.

Diese verschiedenen Betrachtungen allein machen es wahr­

scheinlich, dass Variabilitiit jeder Art direct oder indirect durch veriinderte Lebensbedingungen verursacht wird ; - oder um den Fall unter einen andern Gesichtspun_kt zu bringen : wenn es moglich ware, alle Individuen einer Species viele Generationen hindurch ah-

DARWIN, Variiren II. 22

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solut gleichformigen Lebensbedingungen auszusetzen, so wiirde es keine Variabilitii.t geben.

Uber die Natur der Verii.nderungen in den Lebensbe­ dingungen, welche Vari abilitii.t veranlassen.

    Seit einer entfernten Zeit bis auf den heutigen Tag, unter so verschiedenen Climaten und Umstii.nden, als nur vorzustellen mog­ lich ist, haben organische Wesen aller Arten, wenn sie domesticirt oder cultivirt wurden, variirt. Wir.sehen dies bei den vielen dome­ sticirten Rassen von Siiugethieren und Vogeln, die zu verschiedenen Ordnungen gehoren, bei Goldfischen und Seidenschmetterlingen, bei Pflanzen vieler Sorten, die in verschiedenen Theilen der Welt er­ zogen wurden. In den Wiisten des nordlichen Afrika's hat die Dattelpalme acht und dreissig Varietii.ten gebildet. In den frucht­ baren Ebenen lndiens ist es notorisch, wie viele Varietii.ten von Reis und einer Menge anderer Pflanzen existiren. Auf einer einzigen polynesischen Insel werden vier und zwanzig Varietaten des Brod­ baumes, dieselbe Anzahl von der Banane, und acht und zwanzig Va­ rietaten des Arums von den Eingeborenen cultivirL Der Maulbeer­ baum hat in lndien und Europa viele dem Seidenwurm zur Nahrung dienende Varietiiten ergeben, und in China werden drei und sechszig Varietii.ten des Bambus zu verschiedenen hii.uslichen Zwecken be­ nutzt 5. Schon diese Thatsachen allein, und unzii.hlige andere konn­ ten noch hinzugefiigt werden, weisen darauf bin, dass eine Verii.n­ derung fast jeder Art in den Lebensbedingungen Variabilitii.t zu verursachen hinreicht, und zwar wirken verschiedene Verii.nderun­ gen auf verschiedene Organismen.

Andrew Kn ig h t 6 schrieb die Variation sowohl der Thiere

5 Uber die Dattelpalme s. Vogel, Ann. and Mag. of Nat. Hist. 1854,

p. 460. Uber Indische Varietaten s. :pr. F. Hamilton, in: Transact.

Linn. Soc. Vol. XIV, p. 296. Uber die auf Taheiti cultivirten Varietll.ten

s. Dr. Bennett in: London's Magaz. of Nat.Hist. Vol. V. 1882, p. 484, auch Ellis, Polynesian Researches, Vol. I, p. 875, 870. Uber zwanzig Varietll.ten des Pandanua und anderer Bii.ume auf den Mariannen s. Hoo­ ker's Miscellany. Vol. I, p. 808. Uber den Bambus in China s. Hue, Em­ pire Chinois, VoL II, p. 807.

11 Treatise on the Culture of the Apple etc. p. 8.

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als Pflanzen einer reichlicheren Zufuhr von Nahrung oder einem gilnstigeren Clima, als es filr die Species natilrlich war, zu. Ein zu­ sagenderes Clima ist indessen durchaus nicht nothwendig. Die Bohne, welche oft durch unsere Frilhjahrfroste leidet, und Pfirsiche, welche den Schutz einer Mauer bedilrfen, haben in England bedeu­ tend variirt, ebenso wie der Orangenbaum im nordlichen Italien, wo er kaum im Stande ist, fortzukommen 7. Auch dtirfen wir die That­ sache, wenn sie auch nicht unmittelbar mit unserem vorliegenden Gegenstand zusammenhiingt, nicht ilbersehen, <lass die Pflanzen und Muscheln der arctischen Gegenden ausse.rotdentlich variabel sind 8. Es scheint iiberdies nicht, als sei eine Veriinderung des Climas, mag sie mehr oder weniger zusagend sein, eine der am wirksamsten Ur­ sachen der Variabilitiit; denn in Bezug auf Pflanzen zeigt A1 p h. DeCandolle in seiner Geographie botanique wiederholt, dass das Heimathland einer Pflanze, wo sie in den meisten Fallen am liingsten cultivirt ist, dasjenige ist, wo sie die grosste Zahl von Varietaten ergeben hat.

   Ob eine Verii.nderung in der Natur der Nahrung eine wirksame Ursache der Variabilitat sei, ist zweifelhaft; kaum irgend ein dome­ sticirtes Thier hat mehr variirt, als die Taube oder das Huhn, aber ihre Nahrung, besonders die der hochgeziichteteil Tauben, ist im Allgemeinen dieselbe; auch kann unser Rind und Schaf keiner sehi' grossen Veranderung in dieser Hinsicht ausgesetzt worden sein. In alien diesen Fallen ist aber die Nahrung wahrscheinlich vie! weniger der Art nach mannigfaltig, als die, welche von der Species in ihrem Naturzustande consumirt wurde 9.

Von alien den Ursachen, welche Variabilitiit veranlassen, ist

' Gallesio, Teoria della Riproduzione etc. p. 125.

   8 s..Dr. Hoo k er 's Aufsatz ttber arctische Pflanzen in: Transact. Linn. Soc. Vol XXIII, P. II. Mr. W o od ward , und eine bessere Autoritl!.t kann nicht angefiihrt werden, spricht von den .arabischen Mollusken <in seinem Rudimentary Treatise, 1856, p. 355) als merkwurdig der AMnderung aus­ gesetzt.

   9 Bechstein, in seiner Naturgeschichte der Stubenvogel, 1840, p. 238, wo sich gute Bemerkungen hieruber finden. Er fiihrt an, dass seine Ca­ narien-Vilgel in der Farbung variiren, trotzdem sie bei einerlei Futter ge­ halten werden.

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wahrscheinlich ein Ubermass der Nahrung, mag sie ihrer Natur nach veriindert sein oder nicht, die wirksamste. Dieser Ansicht war in Bezug auf Pflanzen And r. Kn i gh t , und jetzt vertritt sie Sc h I e i­ d en, besonders auf die unorganischen Elem.ente der Nahrung 10. Um einer Pflanze mehr Nahrung zu geben, geniigt es in den meisten Fallen, sie einzeln zu ziehen und hierdurch zu verhindern, dass an­ dere Pflanzen ihre Wurzeln beeintrachtigen. Es ist iiberraschend, wie ich oft gesehen babe, wie kriiftig unsere gemeinen wilden Pflan­ zen gedeihen, wenn sie fiir sich, wenn auch nicht in reich gediing­ tem Lande gepflanzt werden. Das Getrenntpflanzen ist in der That der erste Schritt zur Cultur. Das umgekehrte von der Ansicht, dass Ubermass von Nahrung Variabilitiit veranlasst, sehen wir in den fol­ genden Angaben eines grossen Ziichters von Samen aller Sorten "Bei uns besteht unabiinderlich die Regel, dass wenn wir einen Stamm von irgend einer Samensorte rein zu erhalten wiinschen, wir ihn auf armem Land ohne Diinger erziehen; wenn wir aber der Menge wegen anbauen, handeln wir in entgegengesetzter Weise und haben es zuweilen schwer zu bereuen."

    Was die Thiere betrifft, so hat, wie Bech s t e in bemerkt hat, vielleicht der Mangel an gehoriger Leibesbewegung unabhii.ngig von den directen Wirkungen des Nichtgebrauchs irgend eines beson­ deren Organes eine bedeutende Rolle bei der Hervorbringung von Variabilitiit gespielt. Wir konnen in einer allgemeinen Weise sehen, dass, wenn die organisirten und erniihrenden Fliissigkeiten des Kor­ pers nicht wiihrend des Wachs.thurns oder durch den Verbrauch der Gewebe aufgebraucht werden, sie im Excess vorhanden sein wer­ den; und_ da Wachsthum, Erni:ihrung und Reproduction innig ver­ bundene Processe sind, so mag wohl dieser Uberfluss die gehorige und ihnen eigene Wirknng der Reproductionsorgane storen und in Folge <lessen den Character der spiiteren Nachkommen afficiren. Aber man konnte meinen, dass weder ein Excess der Nahrung, nocb

   10 Schleiden, Die Pflanze und ihr Lebe 4 Aufl. p. 208. s. auch Alex. Braun, Beobachtungen ttber die Erscheinungen der Verjttngung etc. p. 888.

   11 Messrs. Hardy and Son, von Maldon, in: Gardener's Chronicle, 1 56, p. 458.

  

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ein Uberfluss an organisirt.en Fliissigkeiten des Ki:irpers nothwendig Variabilitiit veran)assen. Die Gans und das Truthuhn sind viele Ge­ nerationen gut gefiittert worden, haben aber doch sehr wenig variirt. Unsere Fruchtbiiume und Kiichenpflanzen, welche so variabel sind, sind seit einer sehr alten Zeit her cultivirt worden, und wenn sie auch wahrscheinlich mehr Nahrung erhalten, als in ihrem natiirlichen Zustande, so miissen sie doch viele Gener,ationen hindurch nahezu denselben Betrag erhalten haben; und man konnte denken, dass sie sich an dieses Ubermass gewohnt haben k<>nnten. Nichtsdestowe­ niger scheint im Ganzen Knight's Ansicht, dass ein Ubermass von Nahrung eine der wirksamsten Ursachen der Variabilitiit sei, soweit ich es beurtheilen kann, wahrscheinlich.

    Ob aber auch unsere verschiedenen cultivirten Pflanzen Nah­ rung im Ubermass erhalten haben oder nicht, so sind sie doch alle Verii.nderungen verschiedener Art ausgesetzt worden. Fruchtbaume sind auf verschiedene Stii.mme gepfropft und in verschiedenen Bo­ denarten gezogen worden; die Samen von Kiichengewiichsen und Cerealien sind von Ort zu Ort gefiihrt worden, und wahrend des Ietzten Jahrhunderts hat sich unsere Fruchtfolge und die angewandte Diingung bedeutend veriindert. ·

   Oft reichen unbedeutende Veriinderungen in der Behandlung hin, Variabilitat zu erzeugen. Zu dieser Folgerung fiihrt schon die einfache Thatsache, dass fast alle unsere· cultivirten Pflanzen und domesticirten Thiere an allen Orten und· zu alien Zeiten variirt haben. Von gemeinen englischen Waldbaumen genommene Samen, die unter ihrem eingebornen Clima gezogen, nicht reich gediingt oder in anderer Weise kiinstlich behandelt werden ,· ergeben, wie man in jedem ausgedehnten Samenbeete sehen kann, Sii.mlinge, welche sehr variiren. Ich babe in inem friiheren Capitel gezeigt, was fur eine bedeutende Zahl gut markirter und eigenthiimlicher Varietiiten der Weissdorn (Crataegus oxycantha) producirt hat.; und doch ist dieser Baum kaum irgend einer Cultur unterworfen

worden. In St.atfordshire untersuchte ich sorgf'altig eine grosse Zahl

zweier englischer Pflanzen, nil.mlich Geranium phaeum und pyre­ naicum, welche niemals einer hohen Cultur unterworfen worden sind. Diese Pflanzen batten sich von selbst durch Samen aus einem

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gewohnlichen Garten in eine offene Anpflanzung verbreitet und die Samlinge variirten fast in jedem einzelnen Character, sowohl in ihren Bluthen als Blattern, und zwar in einem Grade, den ich nie­ mals iibertroffen gesehen habe; und doch konnten sie keinen grossen Veriinderungen in ihren Bedingungen ausgesetzt worden sein.

In Bezug auf Thiere hat Azara mit ziemlicher Verwunderung

bemerkt 12, dass, wiihrend die verwilderten Pferde liuf den Pampas stets von einer Farbe, unter drei iiberhaupt vorkommenden, und die Rinder stets von der einen gleichformigen Farbung sind, diese Thiere doch, wenn sie auf den nicht eingefriedigten Estancias ge­ ziichtet werden, nichtsdestoweniger eine grosse Verschiedenartig­ keit der Farbung darbieten, trotzdem sie in einem Zustand gehalten werden, welcher kaum domesticirt genannt werden kann, und offen­ bar fast identisch denselben Bedingungen ausgesetzt sind, als wenn sie verwildert wiiren. Ferner werden in Indien mehrere Species von Siisswasserfischen nur insoweit kiinstlich behandelt, als sie in gros­ sen Beh!iltern erzogen werden. Aber diese kleine Veriinderung reicht hin, eine bedeutende Variabilitat zu veranlassen 13.

   Einige Thatsachen in Bezug auf die Wirkung des Pfropfens und deren Beziehung zu der Variabilitat der Baume verdienen Aufmerk­ samkeit. C a ba n i s behauptet, dass wenn gewisse Birnen auf die Quitte gepfropft werden, ihre Samen mehr Varietaten ergeben, als die Samen derselben Varietat der Birne, wenn sie auf die wilde Birne gepfropft wurde 14. Da aber die Birne und Quitte distincte, aber doch so nahe verwandte Species sind, dass die eine leicht auf die andere gepfropft werden kann, und auf ihr wunderbar gut gedeiht, so ist die Thatsache, dass hierdurch Variabilitiit verursacht wird, nicht iiberraschend. Wir sind indess bier im Stande die Ursache zu sehen, niimlich die verscbiedene Natur des Stammes mit seinen Wurzeln und dem Reste des Baumes. Mehrere nordamerikanische Varietiiten der Pflaume und des Pfirsichs sind bekannt dafiir, dass sie sich durch Samen echt fortpflanzen; aber D o w n i n g behaup-

12 Quadrupedes du Paraguay, 1801. Tom. II, p. 319.

   13 M'Clelland, On Indian Cyprinidae, in: Asiatic. Researches. Vol. 'XIX. P. II. 1839, p. 266, 268, 313.

1  Citirt von Sageret, Pomologie Physiol. 1830, p. 43.

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 tet 15, dass wenn von einem dieser Bi!ume ein Pfropfreis genommen und auf einen andern Stamm gebracht wird, dieser gepfropfte Baum jene eigenthiimliche Fahigkeit, diese Varietilt durch Samen zu pro­ duciren, verliert und alien anderen kiinstlich dargestellten Baumen gleich wird, d. h. seine i!mlinge werden bedeutend variabel. Ein anderer Fall verdient noch angefiihrt zu werden. Die Lalande-Va­ rietiit des Wallnussbaumes bebli!ttert sich zwischen dem 20. April und 15. Mai, und ihre Samlinge vererben unabi!nderlich dieselbe Gewohnheit, wiihrend mehrere andere Varieti!ten der Wallnuss sich im Juni bebli!ttern. Wenn nun Stimlinge von der sich im Mai be­ bliitternden Lalande-Varieti!t erzogen und auf andere sich gleichfalls im Mai bebli!tternde Varietaten gepfropft werden, so beblattern sich die Samlinge trotzdem dass sowohl der Stamm als das Pfropfreis dieselbe Gewohnheit des friihen Beblatterns haben, zu verschiedenen Zeiten, selbst so spilt wie am 5. Juni 16. Derartige Thatsachen, wie die vorstehenden, sind wohl dazu geeignet, zu zeigen, auf was fiir dunklen und unbedeutenden Ursachen die Variabilit!it beruht.

    Ich will hier nun beilauflg auf das Auftreten neuer und werthvoller Varietaten von Fruchtbaumen und von Weizen in Waldern und auf wii­ sten Stellen hinweisen, welches auf den ersten Blick ein iiusserst ano­ maler Umstand zu sein scheint. In Frankl-eich ist eine betrachtliche An­ zahl der besten Birnen in Waldern entdeckt worden, und dies ist so hauflg vorgekommen, dass Poiteau behauptet, dass "veredelte Varieta­ ten unserer cultivirten Friichte sehr selten bei Ziichtern entstehen" 17. Andrerseits ist kein Fall berichtet worden, dass in England eine gute Birne wild gefunden worden ware; und Mr. Rivers theilt mir mit, dass er nur einen einzigen Fall von .Apfeln kennt, n mlich den Bess-Poole,

1 The Fruits of America. 1845, p. 5..

   16 M. Card an, in: Comptes rendus. Dec. 1848, citirt in: Gardener's Chronicle, 1849, p. 101.

   n M. A1ex i s J or d an erwahnt vier ausgezeichnete in WIIJdern in Frankreich gefundene Birnen und bezieht sich noch auf andere (Mem. Acad. de Lyon, Tom. II, 1852, p. 159). Poiteau's Bemerkung ist citirt in Gar­ dener's Magaz. Vol. IV, 1828, p. 385. s. Gardener's Chronicle, 1862, p. 885, wegen eines andern Falles einer neuen, in einer Hecke in Frankreich ge­ fundenen Varietat der Birne. Wegen eines weiteren Falles s. Loudon 's Encyclop. of Gardening, p. 901. Mr. Rivers hat mir Ahnliches mitge­ theilt.

  

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welcher in einem Walde in Notthinghamshire entdeckt wurde. Diese Verschiedenheit zwischen den beiden Landern lasst sich zum Theil durch das gunstigere Clima Frankreichs erklii.ren, aber hauptsachlich aus der grossen Zahl von Samlingen, welche dort in den Waldern aufgehen. Da.ss dies der Fall ist, schliesse ich aus einer Bemerkung, die ein franzosi­ scher Gartner 18 macht, welcher es als ein Nationalungluck betrachtet, dass eine solche Anzahl von Birnbaumen periodisch a.ls Brennholz umge­ schlagen werden, ehe sie Friichte getragen haben. Die neuen in dieser Weise in den Waldern a.ufgehenden Varietateu, werden, trotzdem sie keinen Uberschuss von Nahrung erhalten haben korinen, plotzlich veran­ derten Bedingungen a.usgesetzt worden sein; ob aber dies die Ursache ihrer Entstehung ist, ist zweifelhaft. Indessen sind diese Varietaten wahrscheinlich alle die Nachkommen 19 alter cultivirter Sorten, die ,in nahe liegenden Obstgarten wachsen, ein Umstand, welcher ihre Variabi­ litat erklii.ren wird; und unter einer sehr grossen Zahl variirender Baume

wird man immer gute Aussicht haben, dass eine schatzbare Sorte er­

scheint. In Nordamerika, wo Fruchtbaume haufig auf wiisten Stellen ·

emporwachsen, wurde die Washington-Birne in einer Hecke und der

Kaiser-Pfirsich in einem Walde gefunden 20.   I

   In Bezug aufWeizen haben sich einige Schriftsteller so ausgespro­ chen 21, als wenn es ein gewohnliches Ereigniss ware, dass neue Va.rie­ taten an wiisten Stellen zu :linden waren. Der Fenton-Weizen ist sicher a.uf einem Ha.ufen basaltischen Detritus in einem Steinbruch wachsend gefunden worden; aber in einer solchen Lage wiirde die Pflanze wa.hr­ scheinlich hinreichenden Betrag von Nahrung erhalten. Der Chidham­ Weizen wurde aus einer Ahre erzogen, die man auf einer Hecke gefun den hatte, und Hunter's Weizen wurde in Schottland am Wege entdeckt; es wird aber nicht gesagt, dass diese letztere Varietii.t dort gewachsen . war, wo sie gefunden wurde 22.

18 Duval, ffistoire du Poirier, 1849, p. 2.

   19 Dass dies sich so verh!Ut, schliesse ich aus der Angabe von Van Mons (Arbres fruitiers , 1835. Tom. I, p. 446), dass er _inden W!Udern Sil.mlinge finde , welche allen hauptsll.chlich cultivirten Rassen, sowohl der Birne als des Apfels ii.hnlich seien. Van Mons betrachtet indessen diese wilden Varietaten als ursprilngliche Species.   ·

   20 Downing, Fruit-trees of North-America, p. 422. Foley, in: Trans­ act. Horticult. Soc. Vol. VI, p. 412.

21 Gardener's Chronicle, 1847, p. 244.

22 Gardener's Chronicle, 1841, p. 383; 1850, p. 700; 1854, p. 650.

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   Oh unsere dornesticirten Erzeugnisse je so vollstiindig an die Bedingungen, unter denen sie jetzt leben, gewt)hnt werden wttrden, dass sie zu variiren aufnoren, haben wir kein hinreichendes Mittel zu entscheiden. Es werden aber unsere dornesticirten Erzeugnisse niernals irgend eirie betriichtliche Zeit hindurch gleichforrnigen Be­ dingungen ausgesetzt, und es ist sicher, dass unsere altesten culti­ virten Pflanzen ebenso wie die Thiere noch immer variiren; denn sie haben alle noch neuerdings auffallende Veredlungen erfahren. So ftthrt Metzger, welcher viele Jahre hindurch in Deutschland zahlreiche Varietaten von Weizen, die aus verschiedenen Landern gebracht wurden 23, cultivirte, an, dass einige Arten anfangs aus­ serst variabe waren, aber allrniihlich, in einem Falle nach Verlauf von fttnf und zwanzig Jahren, constant wurden. Und es scheint nicht, dass dies das Resultat einer Zuchtwahl der constanteren For­ men gewesen sei.

   Uber die accumulative Wirkung veranderter Le­ bensb e ding u n g e n. - Wir haben guten Grund.zur Annahrne, dass der Einfluss veranderter Bedingungen sich anhauft, so dass keine Wirlmng auf eine Species hervorgebracht wird, bis sie meh­ rere Generationen hindurch fortgesetzter Cultur oder Domestication ausgesetzt worden ist. Die allgerneine Erfahrung zeigt uns, dass, wenn neue Blumen zuerst in unsere Garten eingefiihrt werden, sie nicht variiren; aber endlich variiren sie mit den seltensten Ausnah­ men alle in grosserer oder geringerer Ausdehnung. In einigen we­ nigen Fallen ist die nothige Anzahl von Generationen ebenso wie die aufeinanderfolgenden Stufen in dem Fortschritt der Variationen berichtet worden, wie in dem oft citirten Falle der Georgine 24. Nach einer rnehrere Jahre dauernden Cultur hat die Zinnia erst neuer­ dings (1860) angefangen, in irgend einem bedeutenden Grade zu variiren.  ,,In den ersten sieben oder acht Jahren einer hohen Cul­ tur des Swanriver-Giinsebliimchen (Brachycome iberidifolia) blieb es ihren urspriinglichen Farben treu; dann variirte es in lila und

28 Die Getreidearten 1843, p. 66. 116. 117,

     2' Sabine, in: Transact. Horticult. Soc. Vol. III, p. 225; Bronn, Ge­ schichte der Natur. Bd. II, p. 119.

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purpur und andern untergeordneten Schattirungen" 25. Analoge Thatsachen sind von der schottischen Rose angefiihrt worden. Bei der Erorterung der Variahilitat von Pflanzen haben sich mehrere erfahrene Gartner in demselhen Sinne ausgesprochen. Mr. Sal­ ter26 hemerkt: ,,Jedermann weiss, dass die hauptsachlichste Schwie­ rigkeit in dem Oherwinden der ursprttnglichen Form und Farbe der Species liegt, und Jedermann wird jede naturliche, entweder aus dem Samen oder an Zweigen auftretende Ahart angstlich beobach­ ten ; ist dies einmal erreicht, wie unhedeutend auch die Veriinderung sein mag, so hiingt das Resultat nur von ihm ab." Mr. D e Jong he, welcher im Erziehen neuer Varietiiten von Birnen und Erdheeren 27 so viel Erfolg hatte, macht in Bezug auf die erstere die Bemerkung:

,.Es giht noch ein anderes Princip, dass niimlich, je mehr ein Typos in einen Zustand von Variation eingetreten ist, auch seine Neigung fortdauernd so zu hleihen, um so grosser sein wird, und je mehr er von dem urspriinglichen Typus abgewichen ist, um so mehr ist er geneigt, noch weiter zu variiren." Wir haben in der That diesen Ietzteren Punkt bereits erortert, als wir von dem Vermogen sprachen, welches der Mensch besitzt, durch Zuchtwahl bestiindig jede Modi­ fication in derselhen Richtung zu hiiufen; denn dieses Vermogen hiingt von einer fortdauernden Variabilitiit derselben allgemeinen Art ah. Der heriihmteste Horticulturist in Frankreicb, niimlich Vi I­ mo r in 28 hehauptet selhst, dass, wenn irgend eine hesondere Variation gewilnscht wird, der erste Schritt hierzu der ist, die Pflanze dazu zu bringen, iiberhaupt in irgend welcher Manier zu variir n, und nun fortwiihrend die variabelsten lndividuen, selbst wenn sie in der falschen Richtung variiren, auszuwiihlen; denn ist einmal der fixirte Character der Species durchbrochen, so wird die gewilnschte Variation friiher oder spiiter erscheinen.

Da fast alle unsere Hausthiere zu einer iiusserst friihen Zeit

25 Journal of Horticulture, 1861, p, 112; ilber Zinnias. Gardener's Chro­

nicle, 1860, p. 852.

29 The Chrysanthemum, its history etc. 1865,· p. 3.

27 Gardener's Chronicle, 1855, p. 54. Journal of Horticulture, 9. Mai

1865, p. 363.

28 Citirt von Ver I o t, Des Varietes etc. 1865, p, 28.

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domesticirt wurden, so konnen wir naturlich nicht sagen, oh sie schnell oder langsam: variirten, als sie zuerst neuen Bedingungen ausgesetzt wurden. Dr. Bachman 29 gibt aber an, dass er Trut­ hiihner gesehen babe, die aus den Eiern der wilden Art erzogen waren, welche ihre metallische Fiirbung verloren und in der dritten Generation schon mit weiss gefleckt wurden. Vor vieien Jahren theilte mir Mr. Ya r re II mit, dass die auf den Teichen im St.James Park geziichteten wilden Enten, weiche niemals, wie man angenom­ men hatte, mit domesticirten Enten gekreuzt worden waren, nach wenig Generationen ihr reines Gefieder verloren batten. Ein aus­ gezeichneter Beobachter 30, der oft Eier von wilden Enten hat aus­ briiten Iassen, und Vorsorge traf, dass keine Kreuzung mit dome­ sticirten Enten eintreten konnte, hat, wie friiher angefiihrt, die Ver­ linderungen, welche sie allmahlich darbieten, im ausfuhrlichen Detail beschrieben. Er fand, dass er diese wilden Enten nicht Iiinger als fiinf oder sechs Generationen rein ziichten konnte, » da sie sich dann viel weniger schon erwiesen. Das weisse Band um den Hals des Enterichs wurde vieI breiter und unregelmiissiger; und an den Fiii­ geln der jungen Enten erschienen weisse Federn "· Sie bekamen auch grossere Korper, ihre Beine wurden weniger zart und sie ver­ loren ihre eiegante Haitung. Es wurden nun frische Eier von wil­ den Vogein verschafft, aber dasselbe Resultat trat wieder ein. In diesen Fallen von der Ente und dem Truthuhn sehen wir, dass Thiere wie Pflanzen von ihrem urspriinglichen Typus nicht eher abweichen, als bis sie mehrere Generationen hindurch der Domestication unter­ worfen waren. Andererseits theilt rnir Mr. Ya r re I I mit, dass die im zooiogischen Garten gezuchteten australischen Dingos fast unver­ llnderlich in der erstcn Generation .Junge warfen, die weiss oder mit anderen Farben gezeichnet waren; aber die bier eingefuhrten Dingos hatte man sich wahrscheinlich von Eingebornen verschafft, die sie in einem haibdomesticirten Zustande haiten. Es ist sicher eine merkwiirdige Thatsache, dass veranderte Bedingungen im An­ fang, soweit wir sehen konnen, absolut keine Wirkungen hervor-

   29 Examination of the Characteristics of Genera and Species.. Charles­ ton, 1855, p. 14.

so Hewitt, in: Journal of Horticult., 1863, p. 3!l.

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bringen, aber dass sie spiiter verursachen sollten, dass der Cha­ racter der.Species sich veriindert. In dem Capitel iiber Pangenesis will ich versuchen auf diese Thatsachen etwas Licht zu werfen.

   Kehren wir nun zu den Ursacben zuriick, welche der gewohn-' lichen Annahme zufolge Variabilitiit veranlassen. Einige Autoren 31 glauben, dass nahe lnzucht diese Neigung veranlasst und zur Er­ zeugung von Monstrositiiten fiihrt. Im siebenzehnten Capitel wur­ den einige wenige Thatsachen angefiihrt, welcbe zeigten, dassMon­ strositii ten gelegentlicb, wie es scbeint, bierdurch verursacht wer­ den, und es !asst sicb nicht zweifeln, dass nahe Inzucht eine ver­ minderte Fruchtbarkeit und eine geschwiichte Constitution verur-, sacht. Hierdur h kann sie zur Variabilitiit ftihren; ich babe iiber diesen Punkt aber keine binreicbenden Beweise. Andererseits fuhrt aber nahe Inzucht, wenn sie nicht bis zu einem schiidlichen Extrem fortgesetzt wird, weit entfernt davon Variabilitiit zu verursacben, dahin, den Character jeder Rasse zu fixiren.

Friiher war es eine allgemeine Annahme, welcher einige Per­

sonen noch folgen, dass die Einbildung der Mutter das Kind im Mutterleibe afficire 32. Diese Ansicht ist offenbar auf niedere Thiere, welche unbefrucbtete Eier legen oder auf Pflanzen nicbt anwendbar. Im vorigen Jabrhundert erziihlte Dr. Wi II. Hunter meinem Yater, dass viele Jahre bindurch jede Frau in einem grossen Londoner Entbindungshause vor ihrer Niederkunft befragt wurde, oh irgend etwas ihren Geist besonders afficirt babe, und die Antwort wurde niedergeschrieben; es traf sich nun, dass aucb nicht in einem Bei­ spiele eine Coincidenz zwischen der Antwort der Frau und irgend einer abnormen Structur entdeckt werden konnte. Kannte aber die Frau die Natur der Bildungsabweichung, so kam sie haufig auf ir­ gend eine falsche Ursache. Der Glaube an das Vermogen der Eip­ bildungskraft der Mutter mag vielleicht daher entstanden sein, <lass die Kinder einer zweiten Ebe dem erstenManne iihnlicb waren, wie

   31 Devay, Mariages consanguins, p. 97, 125. Im Gesprii.che fa.nd ich zwei oder drei Naturforscher derselben Ansicht.

32 J. Muller hat v1illig beweisende Argumente gegen diese Annahme

beigebracht.  Handbuch der Physiologie: Bd. 2, p. 574.

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es sicher zuweilen vorkommt in Ubereinstimmung mit den im elften Capitel gegebenen Thatsachen.

Kreuzung als eine Ursache der Variabilit!it. - In

einem frilheren The.il dieses Capitels wurde angegeben,  dass

Pa II as 33 und einige wenige Naturforscher behaupten, dass Varia­ bilitat allein von der Kreuzung abhii.nge. Wenn dies heissen soil, dass neue Charactere niemals in unseren domesticirten Hassen spon­ tan erscheinen, dass sie vielmehr alle direct von gewissen ursprilng­ lichen Species herzuleiten sind, so ist die Lehre beinah absurd; denn sie wilrde dann mit die Ansicht einschliessen, dass Thiere, wie die italienischen Windspiele, Mopse, Bulldoggen, Kropfer und Pfauentauben im Stande wiiren, im Zustande der.Natur zu existiren. Die Lehre kann aber etwas weit davon Verschiedenes meinen ; nii.mlich dass die Kreuzung distincter Species die einzige Ursache der ersten Erscheinung neuer Charactere sei und dass der Mensch ohne diese Hulfe seine verschiedenen Rassen nicht gebildet haben konne. Da indessen neue Charactere in gewissen Fiillen durch Knospen-Variation aufgetreten sind, konnen wir mit Sicherheit schliessen, dass Kreuzung zur Variabilitiit nicht nothwendig ist. Es ist iiberdies fast sicher, dass die Rassen verschiedener Thiere, wie die der Kaninchen, Tauben, Enten u. s.w. und die Varietaten mehrerer Pflanzen die modificirten Nachkommen einer einzigen wilden Spe­ cies sind; nichtsdestoweniger ist es wahrscheinlich, <lass die Kreuzung zweier Formen, wenn eine oder beide lange domesti­ cirt oder cultivirt worden sind, die Variabilitat der Nachkommen· vermehrt, unabhiingig von der Vermischung der von beiden Eltern­ forrnen hergeleiteten Charactere; und dies bringt mit sich, dass neue Charactere factisch auftreten. Wir diirfen aber die im dreizehnten Capitel vorgebrachten Thatsachen nicht vergessen, welche deutlich zeigen, dass der Act der Kreuzung oft zu einem Wiederauftreten oder zum Rilckschlag auf lange verlorene Charactere fiihrt; und in den meisten Fallen diirfte es unmoglich sein zwischen dem Wieder auftreten alter Charactere und dem ersten Auftreten neuer Cha-

33 Acta Acad.  Petropolit., 1780, P. II, p. 84 etc.

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ractere zu unterscheiden. Mogen sie neu oder alt sein, sie wilrden practisch filr die Rasse neu sein, an der sie wiedererscheinen.

    G ii.rtn er erklart 34, und iiber derartigePunkte ist seine Erfahrung von dem grossten Werthe, dass wenn er einheimische Pflanzen, die nicht cultivirt worden waren, kreuzte, .er auch nicht ein einziges Mal bei den Nachkommen irgend einen neuen Character sah; dass aber die Charactere in Folge der merkwiirdigen Weise, in welcher die Charactere der Eltern combinirt waren, znweilen wie neu erschienen. Wenn er andrerseits cul­ tivirte Pflanzen kreuzte, gibt er zu, gelegentlich neue Charactere auf­ treten gesehen zu haben, aber er ist sehr stark geneigt, ihr Auftreten einer gewohnlichen Variabilitat zuzuschreiben, und in keiner Weise der Kreuzung. Mir scheint indess eine entgege"l)gesetzte Folgerung die wahr­ scheinlichere. Nach K o1re u t e r variiren Bastarde in der Gattung Mirabilis fast· unendlich und er beschreibt neue und eigenthilmliche Charactere in der Form der Sa.men, in der Farbe der Antheren, in den Samenlappen, die von immenser Grosse·waren, in neuen und ausserst eigenthlimlichen Geriichen, in den sich zeitig im Sommer entwickelnden Bluthen, ebenso wie in ihrem Schliessen des Abends._ In Bezug auf eine Grnppe dieser Bastarde bemerkt er, dass sie genau das umgekehrte in Bezug auf die Charactere von dem darboten, was sich nach ihrer Ab­

stammung hatte erwarten }assen as.

    Professor L e co q 36 driickt sich in Bezug auf dieselbe Gattung sebr stark in demselbenSinne a.us und fiihrt an, dass viele Baatarde zwi­ schen M. jalapa und multiflora sehr leicht irrthiimlich fiir distincte Species gehalten werden konnen, und fiigt hinzu, dass sie in einem grosseren Ma.asse verschieden von.der M. jalapa seien a.ls die andern Species der Gattung. Herbert hat auch die Nacb.kommen von einem hybriden Rhododendron beschrieben 37 ,,als in der Beblii.tterung a.Hen and er n ung lei ch, als wenn sie lline- besondere Species waren". Die gewohnliche Erfahrung der Blumenzilchter beweist, dass das Kreuzen und B.ilckkreuzen distincter aber verwandter Pflanzen, wie der Arten von Petunia , Calceo"laria, Fuchsia, Verbena u. s. w. e;tcessive Variabilitit veranlassen. Es ist daher das Auftreten vollig neuer Charactere wahr­ scheinlich. Neuerdings hat Mr.Carriere 38 diesen Gegenstand erortert;

34 Bastarderzeugung, p. 249, 255, 295.

116 NovaActa.Petropolit.,1794,p.878;1795,p.807,SlS,816; 1787, p.407.

30 De la Fecondation, 1862, p. Sll.

a, Amaryllidaceae, 1837, p. 362.

• Auszug in: Gardener's Chronicle 1860, p. 1081.

 

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er gibt an, dass Erythrina cristagalli viele Jahre hindurch durch Samen vervielfiiltigt worden ist, aber keine Varietaten ergeben hat. Sie wurde dann mit derverwandten E.herbacea gekreuzt nd ,,nun war derWider­ stand iiberwunden und es warden Varietaten producirl mit Blilthen·von iiusserst verschiedener Grosse, Form und Farbe".

    Na.eh der allgemeinen und scheinbar wohl begriindeten Annahme, dass die Kreuzung distincter Species ausser der Vermischung ihrer Cha­ ractere bedeutend ihre Variabilitat vermehrt, ist es wahrscheinlich zu erkliiren, dass einige Botaniker soweit gega.ngen sind zu beha.upten 39, dass wenn ein Genus nur eine einzige Species umfasst, diese niemals variire, wenn sie cultivirt wilrde. Soweit hingestellt kann dieser Satz nicht angenommen werden; es ist aber wahrscheinlich, dass die Varia­ bilitat cultivirter monotypischer Ga.ttungen viel geringer ist, ais die von Gattungen, welche zahlreiche Species umfa.ssen und dies zwar unabhangig von der Wirkung der Kreuzung. Ich ha.be in meiner ,,Entstehung der Arlen" angegeben, und werde es in einem spateren Werke noch aus­ fiihrlicher zeigen, dass die zu kleinen Gattungen gehorigen A.rten allge­ mein eine geringere Zahl von Va.rietaten im Naturzustande ergeben a.ls die zu grosseren Gattungen gehorigen. Es ist de.her wahrscheinlich, dass die Species kleiner Gattungen auch im Culturzustande weniger Varie­ taten produciren als die bereits variabeln Species grosser Gattungen.

    Obgleich wir gegenwiirtig keine hinreichenden Beweise haben dafflr, dass die Kreuzung von Species, welche nie cultivirl worden sind, zum Auftreten neuer Charactere ftlhrt, so tritt dies scheinbar doch bei Arlen auf, welche in einem gewissen Grade durch Cultur bereits variabel ge­ macht worden sind. Gleich jeder anderen Veranderung in den Lebens­ bedingungen scheint daher die Kreuzung ein und zwa.r wahrscheinlich miichtiges Element bei der Verursachung der Variabilitat zu sein. Wir ha.hen aber nur selten, wie friiher bemerkt, die Mittel zwischen dem Auf­ treten wirklich neuer Charactere und dem Wiedererscheinen lange ver­ lorener und durch den Act der Kreuzung wieder wach gerufener Cha­ ractere zu unterscheiden. Ich will fiir die Schwierigkeit, in aol.chen Fallen zu unterscheiden, ein Beispiel an:fuhren. Die Species von Datura lassen sich in zwei Sectionen trennen, in die, welche weisse Bliithen mit griinen Stengeln und die, welche purpurne Bliithen mit braunen Stengeln haben.

   39 Dies war die Meinung des ll.lteren DeCandolle, citirt im Diction. Class. d'Hist. Natur.  Tom. VIII, p. 405.  Puvis hat in aeiner Schrift,

.De la Degeneration«, 1887, p. 87,·denselbeii Gegenstand erilrtert.

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Nun kreuzte Naud in 40 D. laems und ferox, welche beide zu der weissen Section gehoren, und erzog aus ihnen zweihundertundftlnf Bastarde. Von diesen Bastarden hatte jeder einzelne einen braunen Stamm und trug purpurne Bliithen, so dass sie den Species der anderen Section der Gattung und nicht ihren eigenen beiden Eltern alm­ lich wa.ren. Naud in war iiber diese Thatsache so erstaunt, dass er sich veranlasst sah , sorgfiiltig beide elterlichen Species zn beobachten nnd entdeckte, dass die reinen Samlinge von D. ferox unmittelbar nach dem Keimen dunkelpurpurne Stiimme hiitten , welche Farbung sich von den jungen Wurzeln bis auf die Samenlappen aufwli.rts erstreckte, und dass diese Fli.rbung auch spater bestandig a.ls ein Ring rund um dieBasis des Stengels blieb, wenn die Pflanze alt war. Ich ha.be nun im dreizehnten Capital gezeigt, dass dasBeibehalten oder das -Obertreiben eines jugend­ lichen Characters so innig mit dem Riickschlag verwandt ist, da.ss ea offenbar unter dasselbe Princip fallt. Wir sollten daher wahrscheinlich die purpurnen Bliithen und braunen Stengel dieser Bastarde nicht als neue in Folge der Variabilitat auftretende Charactere ansehen, sondern als eine Rt'lckkehr zum friiheren Zustand irgend eines alten Urerzeugers. Ich will noch einige wenige Worte dem hinzufiigen, was in frt'lheren Capiteln iiber die ungleiche Combination und -Cberliefernng der den bei­ den elterlichen Formen eigenen Charactere gesagt wnrde, unabhii.ngig von dem Auftreten neuer Charactere in Folge der Kreuzung. Werden zwei Species oder zwei Rassen gekreuzt, so sind die Na.chkommen in der ersten Generation meist gleichformig, bieten aber spater eine fast nnab­ anderliche Verschiedenheit im Character dar. So sagt K ii1 renter 41: Wer nur immer wiinscht eine endlose Zahl von Varietaten bei Bastar­ den zu erhalten, soll sie nur kreuzen und ruckkreuzen. Es tritt anch viel Variabilitat auf, wenn Bastarde oder Mischlinge durch wiederholteKreu­ zungen mit einer der beiden elterlichen Forman reducirt oder a.bsorbirt werden; und ein noch hoherer Grad von Variabilitat erscheint, wenn drei distincte Species, und am allermeisten, wenn vier Species durch anfein­

anderfolgende Kreuzungen in einander verschmolzen warden·. -Ober die­

sen Punkt hinaus gelang es Gartner 42, auf dessen Autoritat die.vor­ stehenden Angaben gema.cht warden, niemals eine Verbj.ndung zu be­ wirken. Aber M a x W i <l h n r a 43 vereinigte sechs distincte Species von

40 Naudin, Comptes rendus, 21. Novbr. 1864, p. 838.

41 NoTa Acta Acad. Petropol. 1794, p. 391.

42 Bastarderzeugung, p. 507, 516, 572.   ·

4s Die Bastardbefruchtung etc. 1865, p. 24.

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Weiden in einem einzigen Bastard. Das Geschlecht der elterlichan Sp.e-­ cies afficirt in einer unerklarlichen Weise den Grad der Variabilitat der Basta.rde; denn_Giirtner 44 fand wiederholt, dass wenn ein Bastard a.ls Vater benutzt wurde und entweder eine der beiden reinen elterlichen

, Species oder eine dritte Species als Mutter, die Nachkommen variabler waren ,_ als wenn- derselbe Bastard als Mutter und entweder eine der beiden elterlichen oder dieselbe dritte Species als Yater gebraucht wor­ den war. So waren Siimlinge von Dianthus barbatus, die mit dem Ba­ stard D. chinensi-barbatus gekreuzt waren, variabler als diejenigen, welche aus diesem letzteren Bastard erzogen waren, wenn er auch von dem reinen D.barbatus befruchtet wurde. Max W i ch u r a 45 hebt nach­ driicklich ein analoges Resultat bei seinen Bastardweiden hervor. Ferner fiihrt G ii rt n er 46 an, dass der Grad der Variabilitiit znweilen beiBastarden, die von wechselseitigen Kreuzungen zwischen denselben zwei Species erzogen waren, verschieden sei; und hier liegt die einzige Verschiedenheit darin, dass die eine Species zuerst als Yater und dann als Mutter benutzt wird. Im Ganzen sehen wir, dass una.bhiingig von dem Auftreten neuer Charactere 4ie Variabilitat successiv gekreuzter Generationen iiusserst complicirt ist; zum Theil deshalb, weil die Na.chkommen in ungleichem

Grade an den Characteren der beiden elterlichen Formen Theil haben, aber noch besonders wegen ihrer ungleichen Neigung auf dieselben Cha­ ractere oder auf die noch friiherer Vorfa.hren zuriickschlagen.

   Uber die Ar:t und die Periode der Wirkung der Ursac}len,  welche  Variabilitii.t  veranlassen.  -:--  Dies ist ein· ii.usserst dunkler Gegenstand.  Wir brauchen ier nur kurz zu betrachten, erstens ob vererbte Variationen dadurch veranlasst werden, dass die Organisation direct oder indirect durch das .Re­ productionssystem afficirt wird·; und zweitens zu welcher Lebens­ oder Wachsthumsperiode sie primii.r verursacht werden. Wir wer­ den in den hEliden folgenden Capiteln sehen, dass verschiedene Einflusse, wie reichliche Nahrimg, Einwirkung eines verschiedenen Climas, vermehrter Gebrauch oder Nichtgebrauch von Theilen u.s. w. wiihrend mehrerer Generationen fortgesetzt sicher entweder die ganze Organisation oder gewisse Organe modificiren. Diese directe

44 Bastarderzeugung, p. 452, 507.·

4  Die Bastardbefruchtung, p. 56.

46 Bastarderzeugung, p. 423.

DAl\WlN, Variiren II.     23

[page break] 354     Ursachen der Variabiliti!.t.     22. Cap.

Wirkung veranderter Bedingungen kommt vielleicht viel hau-figer ins Spiel, als nachzuweisen ist; und es ist zum mindesten klar, dass in alien Fallen von Knospenvariation die Wirkung nicht durch das Reproductionssystem geschehen sein kann.

    In Bezug auf die Rolle, welche das Reproductionssystem beim Ver­ anlassen von Variabilitat spielt, haben wir im achtzehnten Capitel ge­ sehen, dass selbst unbedeutende Veranderungen in den Lebensbedingun­ gen eine merkwiirdige Kraft haben, einen grosseren oder geringeren Grad von Unfruchtbarkeit zu verursachen. Es scheint daher nicht un­ wahrscheinlich, dass durch ein so leicht afficirtes System erzeugte Wesen selbst afficirt sind, oder die ihren Eltern eigenen Charactere gar nicht ererben oder im Excess erben. Wir wissen, dass gewisse Gruppen von organischen Wesen, jedoch mit Ausnahmen, in jeder Gruppe Reproduo­ tionssysteme haben, welche durch veranderte Bedingungen viel leichter afficirt werden, als. in anderen Gruppen; so z. B. fleischfrp.ssende Vogel leichter als fleischfressende Saugethiere, und Papageien leichter a.ls Tau­ ben; und diese Thatsache steht im Einklange mit der scheinba.r capricio­ sen Manier und Abstufung, in welcher verschiedene Gruppen von Thieren und Pflanzen im Zustande der Domestication variiren.

Kolreuter 47 war von dem Parallelismus zwischen der excessiven

Variabilitat von Bastarden, wenn sie in verschiedener Weise gekrenzt und riickgekreuzt wurden (und diese Bastarde ha.tten mehr oder weniger afficirte Reproductio11sorgane), und der Va.riabilitat von Alters her culti­ virter Pflanzen iiberra.scht. Max W i eh u r a 48 ist einen Schritt weiter gegangen und zeigt, dass bei vielen unserer hochcultivirtenPflanzen, wie

der Hyacinthe, Tulpe, Aurikel, Lowenmaul, Kartoffel, Kohl u. s. w., wo

kein Grund ziir Annahme vorliegt, dass sie verbastardirt worden sind, die Antheren viele unregelmas8ige Pollenkorner enthalten, in demselben Zu­ stand wie die Bastarde. Er findet auch bei gewissen wilden Formen die­ selbe Obereiiistimmung zwischen dem Zustande des Pollens und . einem hohen Grade von _Variabilitat, wie bei vielen Species von Rubus. Aber bei R. caesius und idaeus, welches keine sehr variablen Species sind, ist der Pollen gesund. Es ist auch notorisch, dass viele cultivirte Pfl.an­ zen, wie die Banane, Ananas, Brodbaum und andere fr1iher erwahnte, Reproductionsorgane besitzen , die so bedeutend afficirt sind , dass sie

47 Dritte Fortsetzung etc. 1766, p. 85.

48 Die Bastardbefruchtung etc. 1865, p. 92:·s. auoh M. J. Berkelf3y

fiber denselben Gegenstand in: Journal Royal Horticult. Soc. 1866, p. 80.

 

[page break] 22. Cap.     Ursachen der Variabilitil.t. 355

meist vOllig steril sind; und wenn sie Samen ergeben, m1l.ssen ie Sam­ linge, na.ch der grossen Za.hl existirender cultivirter Rassen zu urtheilen, in einem aussersten Gra.de variabel sein. Diese Tha.tsa.chen weisen dar auf hin, dass zwischen dem Zustande der Reproductionsorgane und einer Neigung zur Variabilitlit eine gewisse Beziehung herrscht; wir d1l.rfen aber nicht schliessen, das·s diese Beziehung starr ist. Wenn auch viele unserer hochcultivirten Pflanzen Pollen in einem verdorbei1en Zustande

haben mOgen, so ergeben sie doch, wie wir friiher gesehen haben, mehr

Samen und unsere seit Alters her domesticirten Thiere sind fruchtbarer, als die entsprechenden Species im Na.turzustande. Der Pfau ist fast der einzige Vogel, von dem man gla.ubt, dass er im Zusta.nde der Domesti­ cation weniger froohtbar ist als im wilden, und er hat in einem merk­ wO.rdig gtiringen Grade variirt. ¥a.eh diesen Betrachtungen milchte es scheinen, als ob die Ve anderungen in den Lebensbedingungen entweder zur Unfruchtbarkeit oder zur Vari bilitat' oder zu beiden f1l.hren' un°d nicht, da.ss Unfruchtbarkeit die Variabilitat veranla.sse. Im Ganzen ist es wahrscheinlich, dass jede, die Reprodu tionsorgane affici ende Ursache

auch deren Prodncte af:ficiren wird, d. h. die durch sie erzeugten Na.ehkommen.

    Die Lebensperiode, zu welcher die die Variabilitat veranlassenden Ursachen wirken, ist ein andere_r dmikler Gegenstand, welcher von ver­ schiedenen Autoren er5rtert worden ist 41 . In einigen i_n depi fqlgenden Capital mitzutheilenden .Fallen von ¥odificationen in Folge einer directen Einwirkung veranderter Bedingungen, welche vererbt warden, lasst sich

nich·t zweifeln,. dass die Ursachen auf da.s reife qder na.hezu reife Thier

gewµ-kt haben. Andrerseits werdeu :Monstrositlite , welche von geringeren V ietaten nic.h,t scharf zu.trennen sind, oft dadur h verursa.c t, dass .der Embryo no_ch .im Uterus der Mutter oder im E. i verletzt wird. ,So fO.hrt

J. Geo_ffroy St.,Hi_laire 50 an, dass a.rme Frauen, welche wahreni!

ihrer Sc wangerschaft,ha.rt ru arbeiten ha.hen, nn_ddi_e}llltter unehe­ licher Kinder, die unruhigen Sinnes und gezwungen sind, ihren Zusta.n_d zu verbergen, v_iel mehr dem a.usgeset t sind, Misgeburte_n zu producire11, a.ls Fra.uen in beMbigen V rhli.ltnissen. Stellt man die E e_r von_HQ.hn rn a.ufrecht, oder be_handelt sieJn a!ld _ er :W ise- nn!!-ttl.rlich,_sopro_dnciren sie haufig mon trilse Hiihnc.h,en. Es <l1l.rfte i dess scheinen, als_wflr. en

   • Dr. P. Lucas hat rune Geschichte der :Meinungen ttber !liesen Ge- genstand gegeben in: Heredlt Naturelle, 1847. Tom. I, p. 175.'.  .

·  .so Histoire des Anomalies. !' in. III,' p. 499."  · ·

28*

[page break] 356     Ursachen der Variabilita.t.     22. Cap.

complicirte Monstrositiiten hii.uflger wahrend einer spateren· Zeit, a1s

. wahrend einer sehr frilhen Periode des embryonalen Lebens veranlasst. Dies kann· aber zuui Theil ein Resultat des Umstandes sein, dass irgend ein Theil, welcher wahrend einer frilheren Periode verletzt wird, durch sein abnormes Wachsthum andere spiiter entwickelte Theile afficirt; und

dies wilrde weniger leicht bei Theilen auftre n, die fo einer spii.teren

Periode beschadigt werden n. Wird irgend ein Theil oder Organ durch Verktlmmern nionstrlls; so bleibt meist ein Rudiment; und auch dieses weist dara.uf hin, dass seine Entwickelung bereits begonnen hatte.

   Insecteu haben zuweilen Antennen und Beine in einem monstrllsen Zustande; uud doch besitzen die Larven, ans denen sie sich metamorp}lo­ siren , weder Antennen noch Beine; und in diesem Fall sind wir, wie Quatrefages glaubt 52, im Stande, die genaue Periode zu sehen, zu welcher der normale Verlauf der Entwickelnng gestort worden ist. Aber

die Natur der Nahrung, die eine Raupe erhalt, a.fficirt zuweilen die Fa.rbe desSchmetterlings, ohne dass die Raupe selbst afficirt wiirde. Es scheint

daher mi>glich·, da.ss auch andere Chara.ctere im reifen Insect indirect

durch die Larve afficirt werden kllnnten. Es ist kein Grund zut· Vermu­ thung vorhanden, da.ss Organe, welche monstrlls geworden sind, bestii.ndig wahrend ihrer Entwickelung einer Einwirkung ausgesetzt gewesen sind; die Ursache kann zu einem viel frilheren Zustande auf den Organismus ge­ wirkt ha.hen. Es ist selbst wahrscheinlich, dass entweder das weibliche oder miinnliche Sexualelement oder beide vor ihrer Verbindung in einer solchen Weise afficirt worden sind, dass Modificationen in Orga.nen auf­ treten, die in einer spateren Periode des Lebens entwickelt werden; In nahezu derselben Weise, wie ein Kind von seinem Vater eine Krankheit erben kann, welche nicht vor dem Eintritt des hohen Alters erscheint.

   In Ubereinstimmung mit den obeii gegebenen Thatsachen, welche beweisen, dass in vielen Fii.llen zwischen der Variabilitat und der ver­ anderten Bedingungen folgenden Sterilitii.t eine nahe Beziehung existirt, kllnnen wir schliessen, dass die einwirkende Ursache oft zu der moglichst frtlhen Periode, nii.mlich sell.on auf die Sexualelemeilte wirkt, ehe eine Befruchtung Statt gefunden hat.  Dass eine Affection des weiblichen

Sexualelementes Variabilitii.t veranlassen kann, konnen wir gleichfalls a.us

dem Vorkommen von Knospenvariationen· a.ls wahrscheinlich entilehmen;

.si Derselbe a. a. 0. Tom. III, p. S92. 602.

   62 s. sein interessanteij Werk ,Metamorph_oses de !'Homme« etc. 1862, p. 129.

  

[page break] 22. Cap.     Ursachen der Variabilitii.t. 357

denn eine Knospe scheint das Analogon eines Eichens zu sein, Das mii.nn­ liche Element wird aber wie es scheint, viel ofter durch veranderte Be­ dingungen afficirt als das weibliche Element oder da.s Eichen, wenigstens in einer sichtbaren Weise. Und wir wissen nach denAngaben von Gart ner und Wichura, dass, wenn ein Bastard als Yater benutzt und mit einer reinen Species·gekreuzt wird, er den Nachkommen einen bedeuten­ deren Grad von Variabilitat mittheilt; als es de'rselbe Bastard thut, wenn er a.ls Mutter·benutzt wird. Endlich ist es sicher, dassVariabilitat durch beide Sexualelemente tiberliefert werden kann, mag sie ursprilnglich in ihnen angeregt sein oder nicht; denn K1llreute.r und Gartner 53 fan­ den, dass wenn zwei Species, wenn nur eine von ihnen variabel ist, ge­ kreuzt wurden, die Nachkommen variabel wurden.

    Zusammenfassung. Nach den in diesemCapitel gegebenen Thatsachen konnen wir schliessen,.da"'s die Variabilitiit organischer Wesen im Zustande der Domestication, trotzdem sie so allgemein ist, nicht unvermeidlich mit dem Wachsthum und der Reproduction zusammenfallt, sondern das Resultat der Bedingungen ist, welchen die Eltern ausgesetzt word en sind. Veranderungen irgend einer Art in den Lebensbedingungen, selbst ausserst unbedeutende Veriinde­ rungen, reichen· oft bin, Variabilitiit zu veranlassen. Ubermass von Nahmng ist vielleicht die wirksamste einzeln einwirkende Ursache; Pflanzen und Thiere bleiben bestandig variabel fur eine ungeheure Zeit nach ihrer ersten Domestication; es bleiben aber auch die Be­ dingungen, denen sie ausgesetzt werden, niemals lange vollig con­ stant. Im Verlauf der Zeit konnen sie sich an gewisse Veriinderun­ gen gewohnen, so dass sie weniger variabel werden und es ist mog­ lich, dass, als sie zuerst domesticirt wurden, sie selbst noch variab­ ler gewesen sein diirften, als jetzt. Es sind gute Beweise daffir vorhanden, dass die Wirkung veriinderter Bedingungen sich hAuft, so dass ihnen zwei, drei oder mehrere Generationen ausgesetzt wer­ den miissen, ehe irgend eine Wirkung sichtbar ist. Die Kreuzung distincter Formen, welche bereits variabel geworden sind, vermehrt in den Nachkommen die Neigung zu fernerer Variabilitiit und zwar durch die ungleiche Vermischung der Charactere der beiden Eltern, durch das Wiederauftreten lange verloren gegangener Charactere,

68 Dritte Fortsetzung etc. p. 128.  Bastarderzeugung p. 249.

[page break] 358     Ursachen der Variabilitil.t.     22. Cap.

und durch das Erscheinen absolut neuer Charactere. Einige Varia­ tionen werden durch directe Einwirkung der umgebenden Bedin­ gungen auf die ganze Organisation oder niir auf gewisse Theile ver­ ursacht, und andere Variationen werden indirect dadurch veranlasst, dass das Reproductionssystem in derselben Weise afficirt wird, wie es bei organischen Wesen so hiiufig ist, wenn sie aus natiirlichen Lebensbedingungen entfernt werden. Die Ursaehen, welche Varia­ bilitiit veranlassen, wirken auf den reifen Organismus, auf den Em­ bryo und, wie wir anzunehmen guten Grund haben, auf beide Se'­ xualelemente, ehe eine Befruchtung erfolgi ist.

 

lOlrei Wl!ldl  wan gstes  Ce.piteI.

Directe und bestimmte Einwirkung der ausseren Lebensbedingungen.

Leichte Modificationen bei Pflanzen in Folge der bestimmten Wirkung ver­ anderter Lebensbedingungen in g.er Grosse, Far be, den chemischen Eigen­ schaften und im Zustande der Gewebe. - Ortliche Krankheiten. - In die Augen fallende 'Modi:ficationen nach Veranderung des Klimas , der Nahrung u. s. w. - Ge:lieder derVOgel durch eigenthttmliche Ernahruug und durch Einimpfung von Gift afficirt. - Land-Schnecken. - Modifi­ cationen organischer Wesen im Naturzustande durch die bestimmte Ein­ wirkung ausserer Bedingungen. - Vergleichung 11,merikanischer und euro­ paischer Baume. - Gallen. - Wirkung schmarotzender Pilze. - Dern Glauben an den wirksamen Einfluss veranderter ausserer Bedingungen entgegenstehende Betrachtungen. - Parallele Reihen von Varietaten. - Der Betrag der Veranderungen entspricht nicht dem Grade der Verande­ rung in den Bedingungen. - Knospen-Variation. - Monstrositaten durch unnat11rliche Behandlung verursacht. - Zusammenfassung.

    Wenn wir uns fragen, warum dieser oder jener Character unter der Domestication modificirt worden ist, so sind wir in den meisten Fallen vollstandig im Dunklen. Viele Naturforscher, besonders von der franzosischen Schule, schreiben jede Modification dem ,,Monde ambiant" zu, d. h. dem veriinderten Clima mit aller seinerVerschie­ denheit von Wiirme und Kiilte, Feuchtigkeit und Trockenheit, Licht nnd Electricitat, der Natur des Bodens und der verschiedenen Art und Menge der Nahrung. Unter dem in diesem Capitel gebrauchten Ausdruck ,, bestimmte Einwirkung" meine ich eine Einwirkung sol­ cher Art, dass wenn viele Individuen derselben Varietiit wiihrend mehrerer Generationen irgend einer Ve_randerung in ihren physi­ kalischen Lebensbedingungen ausgesetzt werden, alle oder fast alle Individuen in derselben Weise modificirt werden. Es wiirde hier-

   

[page break] 360     Bestimmte Einwirkung 23. Cap.

durch eine neue Subvarietiit ohne die Hiilfe von Zuchtwahl erzeugt werden.

   Unter dem Ausdruck bestimmter Einwirkung begreife ich die Wirkungen der Gewohnheit oder des verliingerten Gebrauchs o er Nichtgebrauchs verschiedener Organe nicht rnit.    Modificationen dieser Art werden ohne Zweifel definitiv durch die Bedingungen, denen die Wesen ausgesetzt werden, verursacht; sie hangen aber viel weniger von der Natur der Bedingungen ab, als von den Wachs­ thumsgesetzen; sie fallen daher unter einen bestimmten Abschnit\ im folgenden Capitel. Wir wissen indess viel zu wenig von den Ursachen und Gesetzen der Variation um eine richtigeClassification anzustellen. Die directe Einwirkung der Lebensbedingungen, mogen sie zu bestimmten oder unbestimmten Resultaten fiihren, ist eine von den Wirkungen der natiirlichen Zuchtwahl vollstiindig ver­ schiedene Betrachtung; d nri natiirliche Zuchtwahl hiingt von em Uberleben der unter verschiedenen und complicirten Umstiinden am besten angepassten lndividuen ab, hat aber durchaus gar keine Be­ ziehung zu der primiiren Ursache irgend einer Modification des Baues.

   Ich will zuniichst im Detail alle die Thatsachen, wie ich sie habe sammeln konnen, geben, welche es wahrscheinlich machen, dass Clima, Nahrung u. s. w. so bestimmt und miichtig auf die Organisa­ tion unserer domesticirten Erzeugnisse eingewirkt haben, dass sie zur Bildung neuer Subvarietll.ten oder Rassen ohne die Hiilfe von Zuchtwahl des Menschen oder von natiirlicher Zuchtwahl geniigten. Ich will dann die dieser Schlussfolgerung entgegenstehenden That­ sachen und Betrachtungen anfiihren und endlich wollen wir so genau als wir konnen, die Zeugnisse auf beiden Seiten abwiigen.

   Wenn wir iiberlegen, dass distincte Rassen fast aller unserer domesticirten Thiere in jedem Lande von Europa existireri und

.friiher selbst in jedem District veil England existirt haben, so wer­ den wir zuerst sehr stark geneigt, ihren Ursprung der bestimmten Wirkung des physikalischen Zustandes jedes Landes zuzuschreiben, und zu diesem Schluss sind viele Autoren gelangt. Wir miissen aber im Auge behAlten, dass der Mensch jiihrlich eine Wahl zu treffen hat, welche Thiere zur Nachzucht aufbewahrt und welche geschlach-

[page break] -23. Cap.    der Lebensbedingungen.     361

tet werden sollen. Wir haben auch gesehen, dass sowohl methodi­ sche als unbewusste Zuchtwahl friiher ausgetl.bt wurde und jetzt ge­ legentlich von den barbarischsten Rassen in einer vie! grosseren Ausdehnun_g,als man hiitte voraus erwarten konnen, ausgeubt wird. Es ist daher sehr schwierig zu beurtheilen, in wie weit die Ver­ schiedenheit der Bedingungen z. B. zwischen den verschiedenen Districten in England ohne die Hiilfe der Zuchtwahl hingereicht haben diirfte, die in einem jeden aufgezogenen Rassen zu modificiren. Man konnte meinen , dass ebenso wie zahlreiche wilde 'fhiere und Pflanzen durch viele Jahrhunderte tl.ber Grossbritannien verbreitet vorgekommen sind und noch immer denselben Character beibehal­ ten, auch die Verschiedenheit in den Bedingungen zwischen den ver­ schiedenen Districten die verschiedenen eingeboinen Rinder-, Schafe-, Schweine- und Pferde-Rassen nicht in einer so markirten Weise modificirt haben konnte. Dieselbe Schwierigkeit der Unter · scheidung zwischen Zuchtwahl und den bestimmten Wirkungen·der Lebensbedingungen tritt uns entgegen in einem noch hoheren Grade, wenn wir nahe verwandte natiirliche Formen vergleichen, die zwei Lander bewohnen, wie Nordamerika und Europa, welche

in Clima, Bodenart u. s. w. nicht bedeutend difl'eriren. Denn in die­

sem Falle wird naturliche Zuchtwahl unvermeidlich und rigoros eine lange Reihe von Jahrhunderten eingewirkt haben.

   Wegen der Bedeutung der eben erwiihnten Schwierigkeit wird es rathsam sein, eine so grosse Zahl von Thatsachen als nur m!iglich zu geben, um zu zeigen, dass ausserst unbedeutende Verschiedenheiten in der Behandlung entweder in verschiedenen Theilen desselben Landes oder wahrend verschiedener Jahre sicher eine merkbare Wirkung wenigstens auf Varietii.ten, welche bereits in einem schwankenden Zustand sind, ver­ ursachen. Zierblumen sind zu diesem Zweck gut, da sie iiusserst variabel sind und sorgfaltig beobachtet werden. Alle Blumenzt\chter sind ein­ stimmig der Ansicht, dass gewisse Varietiiten durch sehr unbedeutende Differenzen in der Natur der kunstlichen Erde, in welcher sie gezogen werden, und durch den nattirlichen Boden des Districts und das Jahr afficirt werden. So schreibt ein geschickter Gartner uber Nelken und Picoten 1 und fra.gt: "Wo kann man den Admiral Curzon mit einer solchen

1 Gardener's Chronicle, 1853, p. 183.

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Fe.rbe, Gr1lsse und Lebenskraft sehen, wie er in Derbyshire hat? Wo fin­ det man: Floras Garland gleich denen in Slough? Wo gedeihen lebhafter gefii.rbte Blumen besser als in Woolwich und in Birmingham? Und doch erlangen dieselben Va.rietii.ten nicht in zweien dieser Districte den glei­ chen Grad von Vorzuglichkeit, obgleich sie die Aufmerksamkeit der ge­ schicktesten Zuchter geniessen". Derselbe Schriftsteller empfiehlt dann jedem Gartner, funf verschiedene Sorten von Erde und Dungung zu hal­ ten und "zu versuchen, die respectiven Wunsche der Pflanzen, mit denen man zu thun hat, zu befriedigen, denn ohne solche Aufmerksamkeit ist jede Hoffnung auf einen allgemeinen Erfolg vergebens ". So verhalt es sich mit der Georgine 2: Die Lady Cooper gedeiht selten in der Nii.he von London, thut es aber in andern Districten wunderbar; das umge­ kehrte gilt fur andere Varietaten, und ferner gibt es wieder e.ndere, welche gleich gut in verschiedenen La.gen gedeihen. Ein geschickter Gartner 3 gibt an, de.ss er sich Schnittreiser einer alten und wohlbekann­ ten Varietii.t (putchella) der Verbena verschaffte, welche eine unbedeu­ tend verschiedene Farbenschattirung darbot, weil sie in einer verschie­ denen Lage vermehrt wurde. Die zwei Varietii.ten wurden spater durch Schnittreiser vervielfii.ltigt und sorgfii.ltig distinct erhalten; aber im zwei­ ten Jahre konnten sie kaum von einander unterschieden werden und jm dritten Jahr konnte sie Niemand mehr unterscheiden.

    Die Natur des Jahres hat einen besonderen Einfluss auf gewisse Varietaten der Georgine. Im Jahre 1841 waren zwei Varietii.ten ganz vorziiglich gut und im nachsten Jahre waren dieselben zwei ganz vor­ ziiglich schlecht. Ein beruhmter Liebhaber 4 behauptet, dass im Jahre 1861 viele Varietaten der Rose im Character so unecht kamen, "dass es kaum moglich war, sie wiederzuerkennen, und man hegte nicht selten den Gedanken, dass der Gartner den Muth verloren ha.be". Derselbe Liebhaber 5 fuhrt an, dass im Jahre 1862 zwei Drittel seiner Aurikeln centra.le Blti.thenbuschel producirten und· diese sind darin merkwurdig, dass sie nicht rein bleiben. Er fiigt hinzu, dass in einigen Jahren ge­ wisse Varietii.ten dieser Pflanzen sich alle als gut erweisen und die niich­ sten Jahre alle als schlecht, wahrend genai.I das umgekehrte sich mit anderen Varietaten ereignet. Im J ahre 1845 bemerkte der Herausgeber

   2 Wildman, Floricultur. Soc., Febr. 7, 1848, Bericht in: Gardener's Chronicle, 1843, p. 86.

3 Robson, in: Journal of Horticult., 13, Fehr. 1866, p. 122.

4 Journal of Horticulture, 1861, p. 24.

5 Ebend. 1862, p. 83.

[page break] 28. Cap.     der Lebensbeding1mgen.     363

von Gardener's Chronicle 6, wie eigenthfimlich es sei, dass dieses Jahr viele Calceolarien die Neigung hatten, eine r5hrige Form anzunehmen. Bei der Pensee 7 erhalten die gefleckten Sorten nicht eher ihren eigen­ thO.mlichen Character als bis warmes Wetter eintritt, wahrend andere Varietii.ten ihre schonen Zeichnungen verlieren, sobald dies eintritt.

   Analoge Thatsachen sind bei Bliittern beobachtet worden. Mr. Be at on 8 fiihrt an, dass er in Shrubland wahrend sechs J ahren zwanzig Tausend Samlinge von dem Punch-Pelargonium erzogen habe und nicht einer hatte gefleckte Blatter. Aber in Surbiton in Surrey war ein Drittel oder selbst ein noch gr5sserer Theil der Samlinge derselben Varietat mehr oder weniger gefleckt. Der Boden eines andern Districtes in Sur­ rey neigte stark dazu das Geflecktsein hervorzubringen, wie es ans einer mir von Sir F. Pollock gegebenen Mittheilung hervorgeht. Verlot 9 gibt an, dass die gefleckte Erdbeere ihren Character behalt, so lange sie in einem trocknen Boden gezogen wird, ihn aber verliert, sobald sie in frische und feuchte Erde gepflanzt wird. Mr. Salter, der wegen seines Erfolges in der Cultur gefleckter Pflanzeu wohl bekannt ist, theilt mir mit, d.ass im Jahre 1859 in seiuem Garten Reihen von Erdbeeren in der ge­ w5hnlichen Weise gepflanzt wurden; und in verschiedenen Zwischenrau­ men in jeder Reihe wurden mehrere Pflanzen gleichzeitig gefleckt, und was den Fall noch ausserordentlicher macht, alle wurden in genau der selben Weise gefteckt. Diese Pflanzen wurden entfernt, aber wahrend der drei folgenden J ahre wurden andere Pflanzen in derselben Reihe ge­ fteckt und in keinem Fall wurde die Pflanze in irgend einer daneben liegenden Reihe afficirt.

    Die chemischen Eigenschaften, Gertiche und Gewebe der Pflanzen werden oft durch eine uns unbedeutend scheinende Veriindenmg modifi­ cirt. Der Schierling soll in Schottland kein Coniin enthalten, die Wurzel des Aconitum napellus wird in kalten Climaten unschadlich, die arznei­ lichen Eigenschaften der Digitalis werden durch Cultur leicht. afficirt, der Rhabarber gedeiht in England, a.ber producirt nicht jene Arznei­ substanz, welche die Pflanze in der chinesischen Tartarei so werthvoll macht. Da die Pistacia lentiscus so reichlich im Siiden von Frankreich wilchst, so muss das Clima ihr zusagen; sie ergibt aber keinen Mastix. Der Laurus sassafras verliert in Europa den ihm in Nordamerika

6 Gardener's Chronicle, 1845, p. 660.

7 Ebend. 1863, p. 628.

8 Journal of Horticulture, 1861, p. 64, 309.

9 Des Varietes etc., p 76.

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eigenen Geruch 10. Viele ahnliche Falle liessen sich noch anfiihren; sie sind deshalb merkwurdig, weil man hatte denken konnen, dass besimmte chemische Verbindungen einer Veranderung entweder in der Qualitat oder Quantitat wenig ausgesetzt sein wurden.

   Das Holz der amerikanischen Akazie (1-lobinia) ist, wenn sie in England gewachsen ist, nahezu werthlos, wie es das Holz der Eiche ist, wenn sie am Cap der guten Hoffnung wachst 11. Hanf und Flachs ge­ deihen und ergeben eine Menge Samen, wie ich vonDr. Falconer Mre, in den Ebenen von Indien, aber ihre Fasern sind sprod und nutzlos. Andrerseits erzeugt der Hanf in England nicht jene ha.rzige Substanz, welche in Indien so allgemcdn als berauschendes Mittel gebraucht wird.

    Die Frucht der Melone wird durch unbedeutende Differenzen in Cul tur und Klima bedeutend beeinflusst. Es ist daher im Allgemeinen be ­ ser, nach N a. u din, eine. a.lte Sorte zu veredeln, als eine neue in irgenµ eine Localitat einzufuhren. Der Samen der persischen Melone producirt in der Nii.he von Paris Fruchte, die den geringsten Marktsorten noch nach stehen, erzeugt aber in Bordeaux deliciose Fruchte 12. Es wird jahrlich Samen vou Tibet nach Cachemir 13 gebracht und erzeugt dort Frucht , die von vier bis zehn Pfund wiegen; a.her Pflanzen, die ans Samen ge­ zogeu wetden, den man in Cachemir dann gesammelt hat, ergaben im nachsten Jahr Fruchte, die nur vou zwei bis drei Pfund schwer sind. Es ist bekannt, dass amerikanische Varietaten des Apfels in ihrem Heimath­ lande prachtvolle und lebhaft gefarbte Fruchte produciren, dagegen in England nur Fruchte von untergeordneter Qualitat und truber Farbe. In Ungarn gibt es viele Varietaten der Bohne, die we.gen der Schonheit ihrer Sameu merkwurdig sind; aber Mr. M. J. Berkeley 14 fand, da.ss man ihre Schonheit kaum je in England erhalten konne, und in manchen Fallen wurde a.uch die Farbe bedeutend verandert. In Bezug auf Weizen haben wir im neunten Capitel gesehen, welche merkwurdige Einwirkung

   10 Enge1, Sur les Proprietes Medic. des Plantes. 1860, p. 10, 25. Uber Veranderungen in den Gerttchen der Pflanzen s. Dalibert's Ver­ suche citirt in Beckmann, Erfindungen. Vol. II, p. 344; und Nees in Fer us sac 's Bullet. d. Sc. Nat. 1824. Tom. I, p. 60. In Bezug auf den Rhabarber u. s. w. s. auch Gardener's Chronicle, 1849, p. 355; 1862, p. 1123.

11 Hooke r, Flora Indica p. 32.

   12 Naudin, Annal. des Sc. Nat. 4. Ser. Botan. Tom XI. 1859, p. 81. Gardener's Chronicle, 1859, p. 464.

18 Moorcroft's Travels etc. Vol. II, p. 143.

14 Gardener's Chronicle 1861, p. 1113.

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der Transport vom Norden nach dem Sfiden von Frankreich und umge­ kehrt auf das Gewicht des Kornes ii.usserte.

  . Wenn der M nsch an Pflanzen oder Thieren, die einem neuen Clima oder verschiedener Behandlung ausgesetzt worden sind, keine Veriinderung wahrnehmen kann, so konnen Insecten zuweilen eihe auffallende Veriinderung bemerken. Dieselbe Species von· Cactus ist nach lndien von Canton, Manilla, Mauritius und den Gewiichs­ hiiusern von Kew gebracht worden, und es fand sich auch eine so­ genannte eingeborne Art dort vor, die aber frtther aus Siidamerika eingefuhrt worden ist. Alie diese Pflanzen sind im Ansehen gleich; aber das Cochenilleinsect gedeiht nur auf der eingebornen Sorte, auf welcher es ungeheuer fortkommt 15. A. v. Humboldt 16 be­ merkt, dass Weisse, die "unter den Tropen geboren sind, ungestraft baarfuss an demselben Orte gehen ktinnen, wo ein vor Kurzem an­ gekommener Europaer den Angriffen des Pulex penefrans ausge­ setzt ist." Dieses Insect, das nur zu bekannte Chigoe, muss daher im Stande sein, das zu unterscheiden, was die sorgfaltigste chemi­ sche Analyse zu unterscheiden nicht im Stande ist, niimlich eine Verschiedenheit zwischen dem Blut oder den Geweben eines Euro­ pilers und denen eines Weissen, der im Lande geboren ist. Aber diese Unterscheidung des Chigoe ist nicht so iibei'raschend, als es auf den ersten Blick erscheint; denn nach Li e big 17 besitzt das Blut vpn Menschen verschiedener Farben, wenn sie auch dasselbe Land bewohnen, einen verschiedenen Geruch.

    lch will hier kurz Krankheiten erwahnen·, die gewissen Lokalitaten, H5hen oder Klima.ten eigenthilmlich sind, da sie den Einfluss !l.usserer Umstande auf den menschliehen K5rper nachweisen. Auf verschiedene Menschenra.ssen beschrankte Krankheiten gehen uns nichts an; denn hier ka.nn die Constitution der Rasse die bedeutungsvollere Rolle spielen, und dies kanu wieder durch unbestimmte Ursachen bestimmt worden sein. Der Weichselzopf steht in dieser Hinsicht auf einem nahebei mittleren

15 Roy Ie, Productive Resources of India, p 59.    .

   16 Personal Narrative (engl. Ubers.). Vol. V, p. 101. Diese Ailgabe hat Karsten bestatigt (Beitrag zur Kenntniss des Rhynchoprion. Moskau, 1864,

p. 39) und andere.

n    Organische Chemie. Engl. Ubers. 1. Aufl. p. 869.

[page break] 366     Bestimmte Einwirkung 28. Cap.

Punkt, denn er afficirt nur selten Deutsche, welche die Nii.he der Weich­ sel bewohnen, wo so viele Polen bedenklich afficirt werden. Andrerseits werden Russen, welche demselben ursprlinglichen Stamm, wie die Polen angeMren sollen, nicht afficirt 18. Die Bodenerhebtmg eines Districtes bestimmt oft das Auftreten von Krankheiten. In Mexico erstreckt sich das gelbe Fieber nicht uber 924 Meter Erhebung; und in Peru werden die Lente von den Verugas nur zwischen 600 und 1600 Meter flber der See afficirt. Viele andere solche Falle konnten noch angef1ihrt warden. Eine eigenthiimliche Hautkrankheit, der sogenannte Bouton d' Aleppe, afficirt in Aleppo und einigen benachbarten Districten fast jedes einge­ borne Kind und einige wenige Fremde, und es scheint ziemlich sicher ausgemacht zu sein, dass diese eigenthiimliche Krankheit vom Genuss gewisser Wasser abhangt. Auf der gesunden kleinen Insel von St. He­ lena wird das Scharlachfieber wie die Pest gefiirchtet; analoge That­ sachen sind in China und in Mexico beobachtet worden 19. Selbst in verschiedenen Departements von Frankreich findet man, da.ss die ver­ schiedenen Kra.nkheiten, welche die Conscribirten zum Dienst in der Armee untauglich machen, mit merkwurdiger Ungleichformigkeit _auf­ treten, und hierdurch, wie Boudin bemerkt, zeigen, dass viele von ihnen endemisch sind, was in anderer Weise niema.ls w-0.rde vermuthet worden sein 20. Wer nur immer die Verbreitung der Krankheiten studiren will, wird davon -O.berrascht sein, welche unbedeutenden Verschiedenheiten den umgebenden Umstanden die Natur und die Schwere der Krankheiten bestiromen, von denen der Mensch wenigstens zeitweilig ergriffen wir,d.

   Die bis jetzt erwiihnten Modificationen sind ausserordentlioh unbedeutend und in den meisten Fallen, soweit wir es beurtheilen konnen, durch gleicherweise unbedeutende Veranderu gen n den Bedingungen verursacht gewesen. Kann man aber mit Si herh t behaupten, d ss so veranderte Bedingungen, wenn sie eine Ian, Reihe von Generationen hindurch wirken, nicht eine merkbare Wir­ kung erzeugen wiirden l Es wird gewohnlich angenommen, dils die Nordamerlkaner im Ausseren von ihrer elterlichen aoglo-s ch11i­ schen Rasse verschieden sind, und Zuchtwahl kann innerhalb einer

18 Prichard, Physic. st. of :Mq.nkind, 18.51. Vol. I, p. 155.

1 Dar:vd n , Journ,al 9f Research s etc. 1845, p·. 484.·

   20 Diese Angaben fiber Krankheiten sind genommen aus Boudin, Geo-· graphie et Statistique Medicale. 1857. Tom. I, p. XLIV und ,LII, To{Xl, II, p. 815.

  

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so kurzen Periode nicht in Wirksamkeit getreten sein. Ein guter Beobachter 21 fiihrt an, dass ein allgemeiner Mangel von Fett, ein diinner und verliingerter Hals, steifes und schlichtes Haar die haupt­ sachlichsten characteristischen Merkmale sind. Die Veriinderung in der Natur des Haares wird vermuthungsweise auf die Trockenheit der Atmosphiire als Ur ache bezogen. Wenn eine Einwanderung in die vereinigten Staaten jetzt gehemmt wiirde, wer kann sagen, dass der Character des ganzen Volkes im Verlauf von zwei oder drei Tausend Jahren nicht modificirt sein wiirde?

   Die directe und bestimmte Wirkung verii.nderter Bedingungen im Unterschied zur Anhii.ufung unbestimmter Variationen scheint mir so be­ deutungsvoll, dass ich eine grosse Anzahl vermischter Tha.tsachen noch hinzufiigen will. Bei Pflanzen erzeugt eine betrii.chtliche Verii.nderung

· des Klimas zuweilen ein augenfalliges Resultat. Ich habe im neunten Capitel den merkwiirdigsten mir bekannten Fall im Detail mitgetheilt, namlich dass in Deutschland verschiedene Varietii.ten von Mais, die aus den wii.rmeren Theilen· von Amerika gebracht worden waren, im Verlauf von nur zwei oder drei Generationen umgeformt worden waren. Dr. Fal­ coner theilte mir mit, dass er gesehen habe, wie der englische Ribston Pippin-Apfel, eine Himalaia-Eiche, Prunus und Pyrus, alle in den wii.r­ meren Theilen von Indian einen pyramidalen Wachsthumsha.Litus anneh­ men; u.nd diese Thatsache ist um so interessanter, als eine chine.sische und tropische Varietii.t von Pyrus von Natur diesen Habitus des Waohs.· thums besitzt. Obgleich in diesem iFalle die verii.nderte Wachsthumsweise direct durch grosse Wii.rme verursacht worden zu sein scheint, so. wissEin wir, doch, dass viele pyramidenformige Baume in ihren ,gemii.ssigten Hei­

mathsstrichen ihren Ursprung genommen haben. In dem botauiE!ohen Garten von Ceylon ,,schickt der Apfelbaum 22 zahlreiche Auslaufer unter der Erde aus, welche bestiindig in·kleinen, Stii.mmen aufschiessen, und ein formliches Gebiisch um den elterlichen Baum bilden." Die Varietii.ten des Kohls, welche in Europa Kopfe bilden, thun dies in gewissen tropi­ schen Lii.ndern nicht 23. D/1,,S l;lhqdo4endro ciljatum pr d.µct te in Kew soviel grosser und blii.sser gefii.rblie Bliithlln,, . als dieje}lig'4;l)l, .w lche es

   :21 E. Desor,, citirt ,in ..;\Jltbropolo_g. :fteview. 186$, p. 1eo. )Yegen vie­ ler bestli.tigender Ao.gru>en ,i,. Quat11ef_age.s,·.lJni ·4e l'Eep <ie Uu e.

.1861, p. 131. ..

22 Sir J.E. Tennent, Ceylon. Vor I. 1859, .p. 89.

23 G odron, De l'E pece.  Tom. II, p. 52.

[page break] 368     Bestimmte Einwirkung 23. Cap.

a.uf seinen heima.thlichen Hima.la.ia-Bergen tragt, da.ss Dr. Hooker 24 die Species kaum in dei;i Bliithen allein wiedererka.nnt hahen wiirde. Viele ahnliche Tha.tsachen in Bezug auf Farhe und Grosse der Bliithen liessen sich noch a.nfiihren.

    Die Versuche von Vilmorin und Buckman a.n Riihen und Pa­ stinaken heweisen, dass reichliche Nahrun eine hestimmte und vererh­ hare Wirkung a.uf die sogenannten Wurzeln ausiiht, mit kaum irgend einer Veranderung in andern Theilen der Pfla.nze. Alaun heeinflusst direct die Farhung der Bliithen der Hydrangea 25. Trockenheit scheint allgemein das Behaartsein oder die Villositat der Pflanzen zu hegiinsti­ gen. Gartner fand, dass hyhride Verhascums ausserst wollig wurden, wenn sie in Topfen gezogen wurden. Mr. Masters giht auf der anderen Seite an, dass die Opuntia leucotricha "mit schonen weissen Ha.a.ren iiher­ kleidet ist, wenn sie in einer feuchten Warme erzogen wird, dass sie a.her in einer trockenen Warme nichts von dieser Eigenthiimlichkeit dar­ hietet" 26. Unhedeutende Variationen vieler Arten, die nicht werth sind, im Detail angefiihrt zu werden, werden nur so lange heihehalten, a.ls Pfla.nzen in gewissen Bodenarten gezogen werden, wovon S a. g ere t 21 nach seiner eigenen Jrfahrung einige Falle angiht. Odart, welcher die Bestandigkeit der Varietaten der Rehen sehr hetont hat, giht zu 28, da.ss einige Varietaten unter einem verschiedenen Clima oder einer verschie­ denen Behandlung in einem ausserst unhedeutenden Grade va.riiren, wie in der Farhung der Frucht und in der Periode der Reife. Einige Autoren ha.hen geleugnet, dass .das Pfropfen auch nur die geringste Verschieden­ helt in dem Pfropfreis hervorruft, aher es finden sich hinreichende B_e­ weise dafiir, dass die Frucht zuweilen unhedeutend in Grosse und Ge­ schmack, die Blatter in der Dauer und die Bliithen im Ansehen afficirt werden 29.

11"' Journal of Horticultural Soc. Vol. VII, 1852, p. 117.

25 Journal of Horticult. Soc. Vol. I, p. 160.

   26 s. Lecoq, fiber die Villositat beiPfl.anzen: Geographie Botan. Tom. III, p. 287, 291. Gartner, Bastarderzeugung, p. 261. Masters, 'Ober die Opuntia in: Gardener's Chronicle, 1846, p. 444.

27 Pomologie Physiologique, p. 136.

28 Ampelographie. 1849, p. 19.

   29 G11.r t ne r , Bastarderzeugung, p. 606, hat fast alle beschriebenen Falle gesammelt. Andr. Knig-ht (in; Transact. Horticult. Soc. Vol. II,

p. 160) geht so weit zu behaupten, dass wenig Varietaten im Character absolut permanent sind, wenn sie durch Oculiren oder Pfropfen veriilehrt werden.

[page break] !.!3. Cap.   der Lebensbedingungen.     369

   Bei Thieren lasst sich nicht zweifeln, dass nach den im ersten Ca­ pitel mitgetheilten Thatsachen europaische Runde in Jndien verschlech­ tern, und zwa.r nicht blos in ihren Instincten, sondern auch im Bau. Aber die Veranderungen, welche sie erleiden, sind von solcher Art, dass sie zum Theil Folge des Rilckscblags auf ei e Primitivform sein Mnnen, wie bei verwilderten Thieren. In einigen Theilen von lndien wird der Trnt­ hahn an Grtlsse reducirt, "wobei der Anhang ilber dem Schnabel enorm entwickelt wird" 30. Wir haben gesehen, wie bald die wilde Ente, wenn sie domesticirt wird, ihren reinen Character in Folge der Wirkung reich­ licher oder veranderter Ernahrung oder der geringen Bewegung verliert.

In Folge der directen Einwirkung eines feuchten Climas und einer ma­ geren Weide nimmt das Pferd sclmell auf den Falkland-Inseln an _Grosse ab, und nach mir zugegangeneu Mittheilungen scheint dies gleichfalls der Fall zu sein, wenigstens in einer gewissen Ausdehuung, beim Schaf in Australien.

    Das Clima beeinflusst definitiv die Haarbekleidung der 'l'hiere. In Westindien wird eine bedeutende Verauderung im Vliess der Schafe in ungefahr drei Generationen hervorgebracht. Dr. F a l C O II e r filhrt an 31,dass die Tibetaner Dogge und Ziege, wenn sie von dem Himalaja nach Kaschmir herabgebracht werden, ihre feiEe Wolle verlieren. In An­ gora ha.hen nicht nur Ziegen, sondern auch Schaferhunde und Katzen feine

vliessige Haare, und Mr. Ai ns worth 32 sclu;eibt die Dicke des Vliesses den strengen Wintern, und seineu Seidenglanz den warmen Sommern zu. Burnes gibt positiv an 33, dass die Karakool-Schafe ihre eigenthilmli­ chen, schwarzgelockten Vliesse verlieren, wenn sie in irgend ein anderes Land gebracht werden. Selbst innerhalb d r Grenzen von England wird, wie mir versichert worden ist, bei zwei Rassen von Schafen die Wolle unbedeutend verandert, wenn die Heerden an verschiedenen Localitaten geweidet werden 34. Na.eh zuverlassiger Gewahr 30 ist angefil.hrt wor­ den, dass Pferde, welche mehrere Jahre hindurch in den tiefen Kohlen­ bergwerken von Belgien gehalten wurden, mit sammetartigem Haar be-

30 Blyth, in: Annals and Mag. of Nat. Hist. Vol. XX. 1847, p. 391.

31 Natural History Review, 1862, p. 113.

32 Journal of R. Geograph. oc: Vol. IX. 1830, p, 275.

:13 Travels in Bokbara. V_ol. Ill, p. 151.    .    .     ._ sJ s. auch fiber den Einftuss· vein Marschweiden auf die Wolle: Go-

dr on, De l'Espece. Tom. II, p. 22.

33 Isidore Geoffroy Saint-Hilaire, Histoire Natur. Gener. Tom.

III, p. 438..  ,

DARWIN, Varlirou II. 24

[page break] :no     Bestimmte Einwirkung 23. Cap.

kleidet werden, fast wie die des Maulwurfes. Diese Fa.He stehen wahr­ scheinlich in naher Beziehung zn der natiirlichen Veranderung des Pelzes im Winter uud Sommer.· Gelegentlich sind nackte Vari taten mehrerer domesticirter Thiere aufgetreten; wir haben aber keinen Grund zu glau­ ben, dass dies in irgend welcher Weise zur Natur des Climas, welchem sie ausgesetzt worden sind, in Bezug steht 36.

    Es erscheint auf den ersten Blick wahrscheinlich, da.ss die Grossen­ zunahme, die Neigung zum Fettwerden, die friihe Reife und die veriin­ derten Formen unserer veredelten Rinder, Schafe und Schweine das di­ recte Resulta·t seien einer reichlichen Ernahrung. Dies ist die Meinung vieler competenter Gewahrslente, und wahrscheinlich ist es in grosser Ansdehnnng richtig; aber soweit die Form betroffen wird, diirfen wir die gleiche oder noch stiirkere Einwirkung verminderten Gebrauchs auf die Glieder und die Lungen nicht iibersehen. Uberdies sehen wir, was die Gr!isse betrifft, dass Zuchtwahl wie es scheint ein kraftigeres Agans ist, als eine reichliche Nahrung; denn wie Mr. Blyth gegen mich bemerkte, konnen wir nur hierdurch die Existenz der gr!issten und kleinsten Schaf­ rassen in einem und demselben Lande, von Cochinchina-Hiihnern und Bantams, von kleinen Burzlern und grossen Runt-Taub en erklaren, welche alle znsammengehalten und mit gleich reichlicher Nahrung versorgt war­ den. Nichts destoweniger k!innen wir kaum zweifeln, <lass unsere dome­ sticirten 'l.'hiere, unabhaugig von dem vermehrten oder verminderten Ge­ branch der Theile ohne die Hiilfe der Zuchtwahl durch die Bedingungen denen sie ausgesetzt worden sind, modificirt worden sind. So zeigt z. B. Professor R ii t i m eyer 37, dass die Knochen aller domesticirten Sauge­ thiere von denen wilder Thiere durch den Zustand ihrer Oberflache und ihr allgemeines Ansehen unterschieden werden konnen. Es ist ka.um m!iglich, Nath usius' ausgezeichnete "Vorstudien" Sil zu lesen und noch zu bezweifeln, dass bei den hochveredelten Rassen des Schweines reich­ liche Nahrung einen auffallenden Erfolg in Bezug auf die allgemeine Form des K!irpers, alif die Breite des Kopfes und Gesichts, und selbst auf die Zehen hervorgerufen hat. Nath usius hebt besonders den Fall eities rein geziichteten Berkshire-Schweines hervor, welches im Alter von

   86 Azar a hat mehrere gute Bemerkungen iiber diesen Gegenstand ge­ macht: Quadrupedes du Paraguay. Tom. II, p. 337. s. den Bericht ttber eine Familie nackter, in England producirter Manse in: Proceed. Zoolog.

.3oc. 1856, p. 38.

87 Die Fauna der Pfahlbauten. 1861, p. 15.

88 Schweineschil.del p. 99.

[page break] 23. Cap.     der Lebensbedingungen.     371

zwei Monaten an seinen Verdanung:sorianen erkrankte.und zur Beobach­ tung erhalten wurde, bis es neunzehn Monate alt war. In diesem Alter hat es mehrere characteristische Ziige der Rasse verloren und hatte einen langen schmalen, im Verhaltniss zum kleinen Korper grossen Kopf er­ halten. Aber in diesem Falle und .in einigen anderen diirfen wir nicht annehmen, dass, well ge'l'l;isse Oha.ractere, vielleicht dnrch Rt\ckschlag, unter der Behandlung einer Art verloren wurden, sie deshalb zuerst <lurch eine gerade entgegengesetzte Behandlinigsart prodncirt worden sind.

    Wa.s das Kaninchen betrifft, w.elches auf der Insel Porto Santo ver­ wildert ist, so kommen wir zuerst stark in Versuchung, die ga.nze Ver­ andemng, die bedeutend teducirte Grosse, die verii.nderte Fll.rbung des Pelzes und den Verlust gewisser characteristischer Zeichnungen, der be­ stimmten Einwirkung der neuen Behandlung znzuschreiben, denen es ausgesetzt worden ist; aber in allen solchen Fallen haben wir noch aus­ serdem die Neigung zum Riickschlag auf mehr oder weniger entfernte Vorahnen in Betracht zu ziehen, ebenso wie die nati.1rliche Zuchtwahl der feinsten Schattirungen in den Verschiedenheiten.

   Die Natur der Nahrung veranlasst zuweilen entweder definitiv ge­ wisse Eigenthumlichkeiten, oder steht in einiger naher Beziehung zu ihnen. Pa 11as hat schon vor !anger Zeit a.ugefiihrt, dass das_fett­ schwanzige Schaf von Sibirien degenorirte und seinen enormen Schwanz verlor, wenn es von gewissen salzhaltigen Weiden entfernt wurde; und neuerdings gibt Erman 39 an, dass dies beim kirgisischen Schaf eintritt, wenn es na.ch Oreuburg gebracht wird.

  · Es ist bekannt, dass Hanfsamen die Ursache wird, dass Gimpel und gewisse andere Vogel schwa.rz werden. Mr. Wallace hat mir noch ei­ nige merkwiirdige Thatsachen derselben Art mitgetheilt. Die Eingebor­ nen des· Amazonenstromgebietes f1ittern den gemeinen grunen Papagei (Ohrysotis festwa L.) mit dem Fett grosser welsartiger Fische, und die so behandelten·Vogel werden wundervoll mit rothen und gelben Federn gefleckt. Im malayischen Archipel verandern die Eingebornen von Gilolo in einer analogen Weise die Farben eines andern Papageis, na lich des Lorius garrulus L., und· produciren hierdurch ..den Lori.rajah oder Konigs-Lori. Werden diese Papageien auf den malayischen Inseln und in Sudamerika von den Eingebornen mit ihrem natiirlichen vegetabilischen

Futter, wie Reis und Pisang geffittert, so behalten sie ihre gewolmlichen Farben.  Mr. Wallace hat auch einen noch eigenthumHcheren Fall an

39  Travels in Siberia.  Engl. Ubers. Vol. I, p. 28.

24 *

[page break] 372     Bestimmte Einwirkung 23. Cap..

gefiihrt 40. ,, Die Indianer (von Siidamerika) besitzen eine merkwiirdige Kunst, durch welche sie die Farben der Federn vieler Vijgel verandern. Sie rupfen diejenigen von den Theilen, die sie zu farben wiinschen, a.us, und impfen in die frische Wunde die milchige Secretion der Haut einer kleinen Kr<ite. Die Federn wachsen nun mit einer brillanten gelben Farbe, und werden sie ausgerupft, so sollen sie von derselben .Farbe wiederwachsen, ohne irgend einen frischen Eingriff."

   B e c h s t e in 41 zweifelt nicht daran, dass Ausschluss von Licht wenigstens zeitweise die Farben von Stubenvijgeln afficirt.

   E ist bekannt; dass die Schalen von Landmollusken durch die:Meng!l von Kalk in den verschiedenen Districten afficirt werden. Isid. Geoff­ roy St. Hilaire 42 fiihrt den Fall von Helix lactea an, welche vor Kurzem aus Spanien nach dem Siiden von Frankreich und nach dem Rio Plata gebracht worden ist, und in diesen beiden Landern nun ein ver­ schiedenes Ansehen darbietet; ob aber dies das Resultat der Ernahrung oder des Klimas ist, weiss man nicht. In Bezug auf die gemeine Auster

theilt mir Mr. F. Buckland mit, dass er meist die Schalen aus den ver­

schiedenen Districten unterscheiden kann. Junge Austern aus Wales ge­ bracht und in Austerbetten eingesetzt, wo ,,Natives" zu Hause sind, fangen in dem kurzen Zeitraum von zwei Monaten an, den Character der

,,Natives" anzunehmen.  Mr. Costa 43 hat einen viel merkwiirdigeren

Fall derselben Art mitgetheilt, namlich dass junge, von den Kiisten von England genommene und in das Mittellandische Meer gesetzte Muscheln sofort ihre Wachsthumsweise andern und vorragende divergirende Stra.h­ len bild n, wie die an den Scha.len der eigentlichen Mittelmeer-Auster. Dieselbe individuelle Schale, die beide Formen des Wachsthums zeigte, wurde in Paris einer Gesellscha.ft vorgelegt. Es ist endlich bekannt, da.ss Raupen, die mit verschiedenem Futter erzogen werden, zuweilen

entweder selbst eine· verschiedene Farbung erlangen, oder Schmetterlinge produciren, die der Farbe nach verschieden sind 44.

40 A. R. Wallace, Travels on the Amazon and the Rio Negro p, 294.

41 Naturgeschichte der Stubenvogel. 1840, p. 262, 308.

42 Hist. Nat. Gener.  Tom. III, p. 402.

43 Bullet. de la Soc. d'Acclimat.  Tom. VIII, p. 351.

44 s. einen Bericht ttber Mr. Gregson's Experimente mit Abrareus

glo1111ula1·iata in: Proceed. Entomolog. Soc. Jan. 6. 1862. .Diese Versuche sind von Mr, Gr e en in g bestll.tigt worden in : Proceed. of the Northern Entomolog. Soc. 28. July 1862. In Bezug auf die Wirkung der Nahrung auf Raupen s. eine merkwiirdige Schilderung von Mr. Mi che I y, in: Bul­ let. Soc. d'Acclimat. Tom. VIII, p. 563. Wegen analoger Thatsachen aus

[page break] 23. Cap.     der Lebensbedingungen.     373

    foh wiirde die mir gazogene Grenze uberschreiten, wollte ich hier erlirtern, in wie weit organische Wesen im Naturztistande durch veriin­ derte Lebensbedingungen modificirt werden. In meiner ,,Entstehung der Arten" habe ich einen kurzen Abriss von den hierauf beziiglichen That­ sachen gegeben, und ha.be den Einfiuss des Lichtes auf die Farbe der Vligel, des Aufentha.ltes in der Niihe des Meares, a.uf die triiben Farben von Insecten und auf da.s Saftigsein der Pfia.nzen nachgewiesen. Mr. Herbert Spencer 45 hat vor Kurzem mit viel Geschick diesen ganzen Gegenstand von allgemeinem und weitem Standpunkte aus erlirtert. Er weist z. B. darauf hin, dass bei a.Hen Thieren die ilusseren und inneren Gewebe von den umgebenden Bedingungen verschieden beeinflusst wer­ den, wie sie unabiinderlich im feineren Bau verschieden sind. So verhfilt sich ferner die obere und untere Fliiche echter Blatter, ebensowohl wie die von Stengeln und Blattstielen, wenn diese die Function und die Stel­ lung von Blattern einnehmen, in Bezug auf das Licht u. s. w. verschieden und weichen, wie es scheint, in Folge hiervon auch im Bau ab. Es ist aber, 'fie Mr. Herbert Spencer zugibt, ausserst schwierig, in a.lien solchen Fallen zwischen den Wirkungen des definitiven Eingriffes physi­ kalischer Bedingungen und der Haufung verer ter Variationen, welche dem Organismus dienstbar und welche unabhii.ngig von der bestimmten Einwirkung dieser Bedingungen entstanden sind, durch natiirliche Zucht­ wahl zu unterscheiden.

    Obgleich wir es bier nicht mit organisehen Wesen irn Natur­ zustande zu thun haben, so will ich .doch die Aufrnerksamkeit auf einen Fall lenken. Mr. Meehan 46 vergleicht in einern merkwilrdi­ gen Aufsatze neun und zwanzig Sorten amerikanischer Biiume, die zu verschiedenen Ordnungen gehoren, mit ihren niichsten europlii­ schen Verwandten, die alle in dichtester Nachbarschaft in einem und demselben Garten und unter so nah als moglich denselben Bedin­ gungen wachsen. Bei den amP-rikanischen Arten findet Mr. Meehan

Dahlbom, ttber Hymenoptern s. Westwood, Introd. to the Modern Classif. of Insects. Vol. II, p. 98. s. auch Dr. L. Mo11er, Die Abhll.ngig- keit der Insecten, 1867, p·. 70.   ·

   4 The Principles of Biology. Vol. II, 1866. Das vorliegende Capitel war geschrieben,. ehe ich Mr. Herbert Spencer's Werk gelesen hatte, so dass ich dasHelbe nicht soviel babe benutzen Mnnen, als ich sonst wahr­ scheinlich gethan haben wfirde.

46 Proceed. Acad. Natnr. Sc. Philadelphia. Jan. 28. 1862.

[page break] 374     Bestimmte Einwirkung 23. Cap.

mit den seitensten Ausnahmen, dass die Blii.tter zeitiger im Jahre abfallen und ehe sie fallen eine lebhaftere Fii.rbung annehmen, dass sie . weniger oft gezii.hnt oder gesii.gt sind , dass die Knospen klein,er sind, dass die Bii.ume diffuser im Wachsthum sind und we.niger kieine Zweige haben und endlich, dass die Samen kieiner sind, Alles im Vergleich mit den entsprechenden europii.ischen Species. Betrachtet

man nun, das·s diese Biiume verschiedenen Ordnungen angehoren,

so ist es ausser Frage, dass die eben angeftihrten Eigenthiirnlich:... keiten auf dem einen Continent von d.em einen Urerzeuger und auf dem anderen von einem and.eren ererbt sein konnten, und betrachtet man ferner, dass die Baume sehr verschiedene Standorte bewohnen, so Iii.sst sich kaum vermuthen, <lass diese Eigenthiimlichkeiteil fur die beiden Reihen altweltlicher und neuweltlicher Arten von irgend welchem Nutzen sind; es konnen daher diese Eigenthiimlichkeiten nicht von der Natur bei der Nachzucht beriicksichtigt worden sein. Wir werden daher zu schliessen veranlasst, dass sie definiti.v <lurch Iange fortgesetzte Einwirkung des verschiedenen Klima's der beiden Continente ailf die Bii.ume verursacht worden sind.

   G a I I en. - Es verdieut noch eine andere Ciasse von Tliat­ sachen, die sich nicht auf cultivirte Pflanzen beziehen, Aufmerksam­ keit; ich meine die Erzeugung von Gallen. Jedermann kennt die rnerkwiirdigen, hellrothen haarigen Erzeugnisse an den wiiden Ro­ senstii.mmen und die mancherlei verschiedenen, von der Eiche er­ zeugten Gallenauswiichse. Einige der letzteren sind Friichten ii.hn­ Iich, deren eine Seite so rosig aussieht, wie der rosigste Apfel. Diese hellen Farben konnen weder dem gallenbildenden Insect, noch dem Baum von Nutzen sein, und sind wahrscheinlich das directe Re­ sultat der Einwirkung des Lichtes, in derseiben Weise, wie die Apfel von Neuschottland oder Canada belier gefii.rbt sind, als englische Apfel. Der stii.rkste Vertreter der Ansicht, dass organische Wesen schon sind, um dem Menschen zu gefallen, Wiirde wohl, wie ich ver­ muthe, diese Ansicht nicht bis auf die Gallenauswiichse erstrecken. Nach Osten-Sacken's letzter Ubersicht werden.nicht weniger als acht urd fiinfzig Sorten von Gallen auf den verschiedenen Species der Eiche vori Cynips und ihren Untergattungen producirt; und

  

[page break] 23. Cap.     der Lebensbedingungen.     375

Mr. B. D. W a Is h "'7 gibt an, dass er noch viele andere der Liste hinzufiigen konne. Eine amerikanische Species der Weide, die Sa­ lix humilis, trilgt zehn distincte Arten von Gallen.  Die Blatter, welche aus den Gallen mehrerer englischer Weiden entspringen, weichen in der Form vollstiindig von den natiirlichen Bliittern ah. Werden die jungen Schosslinge von Wachholder und Fichten von gewissen Insecten gestochen, so ergeben sie monstrose Bildungen, den Bltlthen und Zapfen lihnlich; und die Bliithen_ mancher Pflanzen werden aus derselben Ursache im Ansehen vollstiindig veriindert. Gallen werden in alien Theilen der Welt producirt; unter einigen, die mir Mr. Thwaites aus Ceylon schickte, waren einige so sym­ metrisch wie eine zusammengesetzte Bliithe in der Knospe, andere glatt und sphiirisch wie eine Beere; einige wurden von langen Dor­ nen bedeckt, andere waren mit gelber, aus langen zottigen Haaren gebildeter Wolle bekleidet, noch andere mit regelmiissigen llaaren. Bei einigen Gallen ist der innere Bau einfach, aber in andern ist er iiusserst complicirt. So hat Mr. Lacaze - Duthie rs 4,M bei der ge­ meinen Tintengalle nicht weniger als sieben concentrische Schichten, die aus verschiedenen Geweben bestehen, abgebildet, niimlich der Epidermis, dem subepidermischen,dem schwammigen, intermediaren Gewebe, und der_ harten schiitzenden, aus merkwtlrdig verdickten holzigen Zellen gebildeten Schichte und endlich der centralen , an Stiirkekornern iiusserst reichen Masse, von der sich die Larven er­ niihren.

   Gallen werden von Insecten verschiedener Ordnungen p_rodu­ cirt; die grossere Zahl aber von Arten von Cynips. Es ist unmog­ lich, Mr. Lacaze-Dut_hiers's Erorterungen zu Iesen und zu zwei­ feln, dass die giftige Absonderung des Insectes das Wachsthum der Galle verursacht, und Jedermann weiss, wie giftig die Absonderung der Wespe und Biene ist, welche zu derselben Ordnung gehoren, wie Cynips. Gallen wachsen miL ausserordentlicher Schnelligkeit

   47 s. Mr. B. D. Walsh's ausgezeichnete Aufsatze in: Proceed. Ento­ molog. Soc. Philadelphia.. Dec. 1866, p. 284. In Bezug auf die Weide s. ebend. 1864, p. 546.

   48 s. seine ausgezeichnete Histoire des Galles. in: Annales des Scienc. Natur. Botan. 3. Ser. Tom. XIX. 1853, p. 273.

  

[page break] 376     Bestimmte Einwirkung 23. Cap.

und man sagt, dass sie ihre voile Grosse in wenig Tagen erreichen 'l9. So viel ist sicher, dass sie fast vollkommen entwickelt sind, ehe die Larven auskriechen. Bedenkt man, dass viele Galleninsecten iius­ serst klein sind , so muss der Tropfen abgesonderten Giftes ausser­ ordentlich minutios sein; es wirkt wahrscheinlich nur auf ein oder zwei Zellen, welche in Folge des abnormen Reizes schnell durch einen Process der Theilung sich vermehren. Wie Mr. W a Is h be­ merkt 50, bieten die Gallen gute, constante und bestimmte Charactere dar; jede Sorte bleibt der Form so treu, wie es irgend ein unab­ hii11giges organisches Wesen thuL Diese Thatsache wird. noch merkwiirdiger, wenn wir horen, dass z. B. sieben unter den zehn verschiedenen Sorten von Gallen, die auf Salix humilis entstehen, durch Gallmilcken (Cecidomyidae) gebildet werden, ,, welche, wenn· auch wesentlich distincte Species, doch einander so ahnlich sind, dass es fast in alien Fallen schwierig und in manchen Fallen un­ moglich ist, die entwickelten Insecten von einander zu unterschei­ den" 51. Denn in Ubereinstimmung mit einer weit verbreiteten Analogie ktinnen wir sicher schliessen, dass das von so nahe ver­ wandten lnsecten abgesonderte Gift seiner Natur nach nicht sehr verschieden sein wird; und <loch ist diese unbedeutende Verschie­

. denheit  hinreichend,  sehr verschiedene Resultate  zu veranlassen.

In einigen wenigen Fallen erzeugt ein und dieselbe Species von Gall­ miicken auf distincten Species von Weiden Gallen, welche nicht un­ terschieden werden ktinnen; auch weiss man, dass die Cynips fe­ cundatri:x .auf der tiirkischen Eiche, auf welche sie eigentlich nicht angewiesen ist, genau dieselbe Sorte von Gallen producirt, als auf der europiiischen Eiche 52. Diese letzteren Thatsachen beweisen, wie es scheint, dass die Natur des Giftes ein viel wirksameres Agens bei der Bestimmung der Form der Galle ist, als der specifische Cha­ racter des Baumes, welcher afficirt wird.

   49 Kirby und Spence, Entomology. 1818. Vol. I, p. 450. Lacaze- Duthiers, a. a. 0. p. 284.

60 . Proceed. Entomol. Soc. Philadelphia. 1864, p. 558.

61 B. D. Walsh, a. a. 0. p. 633, und Dec. 1866, p. 275.

n    B. D. Walsh, a. a. 0. 1864, p. 545, 411 , 495 und Dec. 1866,

p. 278. s. auch Lacaze-Duthiers.

[page break] 23; Cap.     der Lebensbedingungen.     377

   Da die giftigen Secretionen von Insecten, die zu verschiedenen Ordnungen gehoren, das specielle Vermogen haben, das Wachsthum verschiedener Pflanzen zu afficiren, da eine unbedeutende Verschie­ denheit in der Natur des Gifles hinreicht, sehr verschiedene Resul­ tate hervorzubringen, und da wir endlich wissen, dass die cherni­ schen Bestandtheile, die von Pflanzen secernirt werden, ausseror­ dentlich leicht <lurch veriinderte Lebensbedingungen modificirt wer­ den, so konnen wir es wohl ffir miiglich halten, dass verschiedene Theile einer Pflanze durch die Wirksamkeit ihrer eigenen veriin­ derten Secretionen modificirt werden. Man vergleiche z. B. den moosigen und klebrigen Kelch einer Moosrose, welche durch Knos­ penvariation plotzlich auf einer Provence-Rose erscheint mit der Galle au·s rothem Moos, welche aus den inoculirten Bliittern einer wilden Rose wiichst, al) der jedes Fiidchen sich wie eine rnikrosko­ pische Sprossenfichte verzweigt, eine driisige Spitze triigt und eine riechende gummose Substanz secernirt 53.  Oder man vergleiche auf der einen Seite die Frucht des Pfirsichbaumes mit ihrer haari­ gen Haut, ihrer fleischigen HOiie, ihrer harten Schale und ihrem Kern, auf der andern Seite mit einer der complicirteren Gallen rnit ihren epiderrnoidalen, spongiosen und holzigen Schichten, welche ein mit Stiirkekornern beladenes Gewebe umgeben. Diese nor­ malen und abnormen Bildungen bieten olfenbar einen gewissen Grad von Ahnlichkeit dar. Oder man bedenke ferner die oben angefiihr­ ten Fiille von Papageien, welche ihr Gefieder <lurch irgend eine Ver­ iinderung in ihrem Blute hell geschmiickt erhielten in Folge ihrer Ern!ihrung mit gewissen Fischen oder einer ortlichen Inoculation des Giftes einer. Krote.  lch bin weit davon entfernt zu behaupten,

<lass die Moosrose, oder die harte Schale des Pfirsichsteines, oder die hellen Farben bei Vogeln factisch die Folge irgend einer chemi­ schen Veriinderung in dem Safte oder dem Blute sind; aber diese Fil.lie von Gallen und von Papageien sind ausserordentlich geeignet uns zu zeigen, wie wirksam und eigenthiimlich aussere Eintliisse Structurverhii.ltnisse afficiren konnen. Wenn wir solche Thatsacheli vor uns haben, brauchen wir von dem Erscheinen irgend einer Mo-

53 Lacaze-Duthiers, a. a. 0. p. 325, 328.

[page break] 378     Bestimmte Einwirkung 23. Cap.

dification bei irgend einem organischen Wesen nicht iiberrascht zu sein.

    Ich will hier auch die merkwiirdigen Wirkungen erwahnen, welche zuweilen parasitische Pilze bei Pflanzen hervorrufen.. Reisseck 54 hat ein Thesium beschrieb.en , welches in Folge einer Affection mit einem Oecidium bedeutend modificirt wurde und einige der characteristischsten Ziige gewisser verwandter Species oder selbst Gattungen annahm. Man nahm an, sagt Reisse ck, ,,dass die urspriinglich durch den Pilz ver­ ursachten Zustande im Verlauf der Zeit constant warden; es wiirde dann die Pflanze, wenn sie wild gefunden wiirde, als eine distincte Species oder selbst als zu einem neuen Genus gehorig betrachtet ward.en." Ich fiihre diese Bemerkung an um zu zeigen, wie oft und doch in welcher natiir­ lichen Weise diese Pflanze durch den parasitischen Pilz modificirt worden sein muss.

Tha.t sac hen u nd Bet rachtunge n, welehe der Ansicht ent­ gegen ste hen, <lass die  Lebensbedingungen in wirk­ samer  Weise  bestimmte Modificationen der Structur v erur sachen.

   Ich babe die unbedeutenden Differenzen erwiihnt, welche Spe­ cies darbieten, wenn sie im Naturzustande in verschiedenenLiindern unter verschiedenen Bedingungen leben; und solche Verschieden­ heiten sind wir zuniichst geneigt, und wahrscheinlich in einer be­ schriinkten Ausdehnung mit Recht, der bestimmten Einwirkung der umgebenden Bedingungen zuzuschreiben. Aber man muss im Auge behalten, dass es eine viel grossere Anzahl von' Thieren und Pflan­ zen gibt, welche eine weite Verbreitung haben und bedeutenden Verschiedenheiten der iiusserenLebensbedingungen ausgesetzt wor­ den und doch im Character nahezu gleichformig geblieben sind. Wie friiher bemerkt, erkliiren einige Autoren die Varietiiten unserer Kiichenpflanzen und Cerealien aus der bestimmten Wirkung der Be­ dingungen, denen sic in den verschiedenen Theilen von Grossbri­ tannien ausgesetzt worde.n sind. Es gibt aber ungefahr zweiHundert Pflanzen 55, welche in jeder einzelnen englischen Grafschaft gefun-

H Linnaea. Vol. XVII, 1843, citirt von Dr. M. T. Masters, Royal

Institution, 16. March, 1860.

ss Hewett C. Watson, Cybele Britannica. Vol. I. 1847, p. 11..

[page break] 23. Cap.     der Lebensbedingungen.     379

den werden. Die_se Pflanzen miissen seit einer ungeheuren Zeit be­ triichtlichen Verschiedenheiten des Climas und Bodens ausgesetzt worden sein und sind doch nicht verschieden. So haben auch femer manche Vogel, Insecten und andere Thiere und Pflanzen eine Ver­ breitung iiber grosse Theile der Welt und behalten doch einen und denselben Character.

    Ungeacht_etder frillier gegebenen Tbatsachen iiber das Auftreten ausserst eigenthfimlicher localer Krankheiten und iiber die fremdartigen Modificationen im Bau der Pflanzen, die _durch das· eingeimpfte Gift von Insecten verursacht werden und andere anal9ge Falle, gibt es doch noch eine Menge von Variationen, walche wir kaum der bestimmten Einwir­ kung (in dem friiher umschriebenen Sinne) der iiussern Lebensbedingun­ gen zuschreiben kOnnen, wie z. B. den modificirten Schadel des ;Niata­ Ochsens und des Bulldoggen, di_e langen Horner des Kaffernrindes, . die verbundenen Zehen der einhufigen Schweine, dell ungeheuren Federbus.ch und vorragenden Schadel der polnischen Hiihn·er, . den Kropf der Kropfertauben und eine Masse anderer solc)l.er Falle. Ohne Zweifel wird in jedem Falle irgend eine erregende Ursoohe bestanden haben; da wir aber unzahlige lndividuen nahezu denselben Bedingungen ausgeaetzt aehen, und nur eins allein afficirt wird, so konnen wir schliessen, dass die Constitution des Individuums von einer weit hoheren Bedeutung ist, als die Bedingungen, denen es ausgesetzt worden ist. Es scheint in der That eine allgemeine Regel zu sein, dass auffallende Variationen selten vorkommen und nur in einem Individuum unter vielen 'l'ausenden, trotz­ dem dass alle, soweit wir es beurtheilen konnen, nahebei denselben Be­ dingungen ausgesetzt worden sind. Da die am starksten markirten Va­ riationen unmerklich in iiusserst unbedeutende iibergehen, so werden wir durch dieselbe·Gedankenfolge darauf gefiihrt, jede unbedeutende Variation vielmehr eingebornen Verschiedenheiten der Constit tion, auf welche Weise diese auch verursacht sein mogen, zuzuschreiben, als der bestimmten Wirkung der umgebenden Bedingungen.

Zu demselben Schluss werden wir auch durch eine Betrachtung der

friiher erwahnten Fiille von Tauben und Hiihnern gefiihrt, welche in direct entgegengesetzter Weise variirt haben und ohne Zw_eifel noch. weiter va­ riiren werden, trotzdem sie viele Generationen hindurch unter nahebei denselben Bedingungen gehalten wurden. Einige werden z. B. geboren mit etwas langeren Schnabehr, Fliigeln, Schwanzen, Beinen u. s. w. und andere mit diesen selben Theilen etwas kiirzer. Durch lange fortge-

[page break] 380     Bestimmte Einwirkung 23. Cap.

setzte Zuchtwahl sokher unbedeutender individueller Differenzen, welche bei V/.\geln vorkommen, die in einem und demselben Vogelhaus gehalten werden, konnten sicher sehr verschiedene Rassen gebildet werden; tmll so bedeutungsvoll das Resultatist, so thut lange fortgesetzte Zuchtwahl nichts anderes, als sie erhii.lt die Variationen, welche fur uns spontan aufzutreten scheiuen.

   In diesen Fallen sehen wir, dass domesticirte Thiere in einer un­ bestimmten Anzahl von Eigenthiimlichkeiten variiren, trotzdem sie so gleichformig als nur m/.\glich behandelt werden. Andererseits gibt es Fii.lle von Thieren und Pflanzen , welche in nahezu derselben Art und Weise variirt haben, trotzdem sie sowohl in der Natur, als im Zustande der Domestication sehr verschiedenen Bedingungen ausgesetzt worden sind. Mr. Layard theilt mir mit, dass er bei den Kaffern in SMafrika. einen Hund beobachtet hat, der einem arctischen Eskimohunde merk­ wiirdig glich. Die Tauben in Indian bieten nahezu dieselbe grosse Ver­ schiedenheit der Farbung dar, wie in Europa, undfoh habe gefelderte und einfach mit Querbalken versehene Tauben gesehen und Tauben mit blauen und weissen Weichen von Sierra Leone, Madeira, England und Indien. Neue Varietii.ten votiBlumen werden bestandig in verschiedenen Theilen von England erzogen, a.her viele von diesen werden von den Preisrichtern auf ,unsern Ausstellungen fur fast identisch mit alten Va­ rietaten gefunden. Eine ungeheure Zahl nenerFruchtbaume undKilchen­ gewiichse sind in Nordamerika producirt worden. Diese weichen von europaischen Varietaten in derselben allgemeinen Weise ab, wie die ver­ schiedenen in Europa erzogenen Varietaten von einander abweichen; und Niemand hat jemals behauptet, dass das Klima von Amerika den vielen - amerikanischen Varietaten irgend einen allgemeinen Character gegeben hat, durch welche sie als solche zu erkennen waren. Nichtsdestoweniger wiirde es nach den vorhin auf die Autoritat des Mr. Meehan in Bezug auf amerikanische und europaische Waldbaume mitgetheilten Thatsachen

vorschnell sein zu behaupten, da.ss in den beiden Landern erzogene Va.­

rietaten nicht im langen Verlauf der Generationen einen distinctiven Character annehmen wiirden. Mr. Masters hat eine auffallende, sich liiera.uf beziehende Thatsache 56 mitgetheilt. Er erzog za.hlreiche Pfl-1ui­ zen von Hybiscus syriacus aus Sa.men, welchen er in S1idcarolina und Palastina gesammelt hatte, wo die elterlichen Pflanzen betriichtlich ver­ schiedenen Bedingungen ausgesetzt gewesen sein miissen; und doch

56 Gardener's Chronicle, 1857, p. 629,

[page break] 23. Cap.     der Lebens bedingungen.     381

trennten sicb die Samlinge von beiden Ortlichkeiten in zwei ahnliche Linien, die eine mit stumpfen Blattern und purpurnen oder carmoisin­ rothen Bliithen und die andern mit verliingerten Blattern und mehr oder weniger rosa Bliithen.

    Den vorwiegenden Einfluss der Constitution des Organismus auf die bestimmte Wirkung der Lebensbedingungen konnen wir auch aus den verschiedenen in den frilheren Capiteln mitgetheilten Fallen von paral­ lelen Reihen von Varietiiten ableiten; ein bedeutungsvoller Gegenstand, der spater noch ausfiihrlicher erortert warden muss. Es wurde gezeigt, dass Untervarietaten von den verschiedenen Sorten von Weizen, Melonen, Pfirsichen und anderenPflanzen und in einer gewissen beschranktenAus­ dehnung Untervarietaten des Huhns, der Taube und des Hundes sich ent­ weder ahnlich sind oder von einander abweichen und zwar beides in einer nahe entsprechenden und parallelen Weise. In andern Fallen ahnelt eine Varietat einer Species einer distincten Species, oder die Varietaten zweier distincter Species sind einander ahnlich. Obschon diese parallelen Ahn­ lichkeiten ohne Zweifel oft das Resultat eines Riickschlags auf die fri.\he­ ren Charactere eines gemeinsamen Urerzeugers sind, so muss doch in andern Fallen, wcnn neue Charactere zuerst erscheinen, die Ahnlichkeit der Vererbung einer ahnlichen Constitution und in Folge dessen eiuer Neigung, in derselben Art und Weise zu variiren, zugeschrieben warden. Etwas Ahnliches dieser Art sehen wir darin, dass dieselbe Monstrositat viele Male bei' demselben Thiere immer und .immer wieder auftritt, und ebenso auch, wie Dr. Maxwell Masters gegen mich bemerkt hat, an einer und derselben Pflanze.

   Bis jetzt konnen wir wenigstens schliessen, dass der Betrag an Modification, welchen Thiere und Pflanzen unter der Domestica­ tion erlitten haben, dem Grade, bis zu welchem sie veriinderten Um­ stiinden unterworfen worden sind, nicht entspricht. Da wir die Her­ kunft domesticirter Vogel viel besser kennen, als die der meisten Siiugethiere, so wollen wir einen Blick auf die Liste werfen. Die Taube hat in Europa mehr variirt, als fast irgend ein andere_r Vogel, und doch ist es eiile eingeborne Art und ist keiner irgend ausser­ ordentlichen Veriinderung der Bedingungen ausgesetzt worden; das Huhn hat in gleicher Weise va:riirt oder fast in gleicher Weise, wie die Taube, und ist ein Abkommling der heissen Jungles in Indien. Weder der Pfau, ein Eingeborner desselben Landes, noch das Perl-

  

[page break] 382     Bestimmte Einwirkung 28. Cap.

huhn, ein Bewohner der trockenen Wttsten von Afrika, hat iiber­ haupt nur variirt , oder dann nur in der Farbe. Das Truthuhn aus Mexico hat nur wenig variirt. Auf der andern Seite hat die Ente, ein Eingeborner von Europa, einige scharf markirte Rassen ergeben; und da dies ein Wasservogel ist, muss sie einer viel bedenklicheren Veriinderung in ihrer Lebensweise ausgesetzt worden sein, als die Taube oder selbst das Huhn, welche trotzdem in einem vie! hohe­ ren Grade variirt haben. Die Gans, ein Eingeborner von Europa und ein Wasservogel wie die Ente, hat weniger variirt als irgend ein anderer domesticirter Vogel, mit Ausnahme des Pfaues.

    Auch die Knospenvariation ist unter unserem jetzigen Gesichts.,. punkte sehr bedeutungsvoll. In einigen wenigen Fallen, wie da, wo alle Knospen oder Augen an denselben Knollen der Kartoffel oder alle Friichte auf demselben Pflaumenbaume oder alle Blttthen an derselben Pflanze plotzlich in derselben Weise variirt haben, konnte man annehmen, dass die Variation durch irgend eine Veriinderung in den Bedingungen, denen die Pflanze ausgesetzt worden ist, defi.­ nitiv verursacht worden sei; doch ist in andern Fallen eine solche Annahme iiusserst schwierig. Da zuweilen neue Charactere durch Knospenvariation erscheinen, welche nicht an der elterlichen Spe­ cies oder in irgend einer.verwandten Species auftreten, so konnen wir wenigstens in diesem Falle auch die ldee zuriickweisen, d!,lss sie eine Folge eines Riickschlags sind. Nun ist es wohl der Mtthe werth, reiflich uber einige aulfallende Falle von Knospen-Variation nachzudenken, z.B. ttber den beim Pfi.rsich. Dieser Baum ist in ver­ schiedenen Theilen derWelt zu Tausenden cultivirt worden, ist:ver­ schieden behandelt worden, ist auf seinen eigenen Wurzeln ge­ wachsen und auf verschiedene Stiimme gepfropft worden, ist an einer Mauer oder unter Glas gezogen worden; und doch blieb jede Knospe einer jeden Untervarietiit ihrer Art treu. Aber gelegentlich erzeugt nach langen Zeitintervallen ein Baum in England oder unter dem sehr verschiedenen Klima·von Virginien eine einzelne Knospe. und diese ergibt einen Zweig, welcher spater stets Nectarinen triigt, Nectarinen weichen, wie Jedermann weiss, von ·den Pfi.rsichen in

·ihrer Gliitte, Grosse und ihrem Geschmack ab, und die Verschiedei:i­ heit ist so gross, dass einige Botaniker behauptet haben, sie seien

[page break] 28. Cap.     der Lebensbeding'ungen.     383

specifisch verschieden. Die in dieser Weise plotzlich erhaltenen Charactere sind so bestandig, dass eine durch Knospen-Variation erzeugte Nect'arine sich durch Samen fortgepflanzt hat. Urn sich gegen die Vermuthung zu wahren, dass irgend ein fundamentaler Unterschied besteht zwischen Knospen-Variation und Samen-Varia­ tion, ist es gut, im Auge zu behalten, dass Nectarinen in gleicher Weise aus einem Pfirsichstein erzogen worden sind und umgekehrt Pfirsiche aus Nectarinensteinen. 1st es nun moglich, sich aussere Bedingungen noch ahnlicher vorzustellen, als diejenigen, denen die Knospe·n auf einem und demselben Baume ausgesetzt sind? Und doch hat eine einzige Knospe unter den vielen Tausenden von dem­ selben Baum getragenen, plotzlich ohne irgend eine zu Tage liegende Ursache eine Nectarine erzeugt. Der Fall ist aber selbst noch auf­ fallender, als vorstehend geschildert wurde; denn dieselbe Bliithen­ knospe hat eine Frucht ergeben, die zur Halfte oder zum Viertel eine Nectarine und zur andern Halfte oder zu drei Viertel ein Pfir­ sich war; ferner haben sieben oder acht Varietiiten des Pfirsichs

<lurch Knospen-Variation Nectarinen ergeben. Die auf diese Weise erzeugten Nectarinen weichen ohne Zweifel ein wenig von einander ah, aber doch sind es immer Nectarinen. Natilrlich muss irgend eine Ursache, innere oder aussere, vorhanden sein, welche die Pfir­ sichknospe dazu anregt, ihre Natur zu verandern; aber ich kann mir keine Classe von Thatsachen vorstellen, die besser geeignet ware, uns die Oberzeugung aufzudrangen, dass das, was wii' die ausseren Lebensbedingungen nennen, in Bezug auf irgend besondere Variationen vollig unbedeutend ist im Vergleich mit der Organisation oder Constitution des Wesens, welches variirt.

   Nach den Arbeiten von Geoffroy St. Hilaire und na h den noch neueren von Dareste und anderen ist bekannt, dass wenn Hilhnereier geschtittelt, oder aufrecht gestellt, oder durchlochert, oder zum Theil mit Firniss iiberzogen werden u. s. w., sie monstr6se Hilhnchen ergeben. Man kaim nun sagen, dass diese Monstrositaten direct durch solche unnatiirliche ·Bedingungen verursacht seien; aber die hierdurch veranlassten Modificationen sind nicht von einer bestimmten Art. Ein ausgezeichneter Beobachter, Mr. Camille

  

[page break] 384     Bestimmte Einwirkung 23. Cap.

Dares te bemerkt 57, dass die verschiedenen Species von Monstro­ sitaten nicht <lurch specifische Ursachen bestimmt werden. Die ausseren Einflilsse, welche die Entwickelung des Embryo modifi­ ciren, wirken einzig dadurch, dass sie eine Storung verursachen, eine Storung in einem normalen Verlauf der Entwickelung. Er ver­ gleicht des Resultat mit dem, was wir bei Krankheiten sehen. Eine plotzliche Erkiiltung z. B. afficirt ein Individuum allein unter vielen und verursacht entweder einen Katarrh oder Halsentziindung, Rheuma­ tismus oder Lungen- oder Rippenfellentziindung. Ansteckungsstoffe wirken in einer analogen Weise 58. Wir konnen einen noch speci­ fischeren Fall anfiihren. Sieben Tauben wurden von Klapperschlan­ gen gebissen 59; einige litten an Convulsionen, bei einigen coagulirte das Blut, bei anderen war es vollstandig fliissig, einige zeigten Ecchymosen am Herzen, andere in den Eingeweiden; andere zeig­ ten ferner keine sichtbaren Verletzungen an irgend einem Organ. · Es ist bekannt, dass (_ibermaass im Trinken bei verschiedenen Leu­ ten verschiedene Krankheiten verursacht; aber Menschen, welche unter einem kalten und tropi chen Klima leben, werden verschieden afficirt 60; und in diesem Falle sehen wir den definitiven Einfluss entgegengesetzter Bedingungen.   Die vorstehenden Fiille geben uns, wie es scheint, so gut als wir fur eine lange Zeit zu erhalten erwarten konnen, eine ldee, wi in vielen Fallen iiussere Bedingun­ gen directe, :wenn auch nicht bestimmte Modificationen derStructur veranlassen.

Zusammenfassung. -  Nach den in den friiheren Theilen,

dieses Capitels gegebenen Thatsachen kann man nicht zweifeln,

   67 Memoire sur la Production artificielle des Monstrosites , 1862, · p. 8-12. Recherches sur les Conditions etc,, chez Jes Monstres 1868, p. 6. Ein Auszug aus Geoffroy Saint Hilaire's Experimenten hat sein Sohn gegeben in seinem: Vie, Travaux etc. d'Etienne Geoffroy etc., -1847, p. 290.

n  Paget, Lectures ou Surgical Pathology, 1863.  Vol. I, p. 48l3.

   69 Researches upon the Venom of the Rattle-Snake, ·Jan. 1861, by Ur. Mitchell, p 67.

eo Sedgwick, in: British and Foreign Medico-Chirurg. Review. J y

1868, p. 175.

[page break] Cap.    der Lebenshedingnngen.    385

dass iiusserlich unbedeutende Veriinderungen in den Lebensbeiling­ ungen zuweilen in einer bestimmten Art und Weise auf unsere bereits variablen domesticirten Erzeugnisse einwirken, und da die Wirkung der veriinderten Bedingungen bei Hervorbringung allge­ meiner oder unbestimmter Variabilitiit accumulativ ist, so mag dies auch mit ihrer bestimmten Einwirkung sein. Es ist daher moglich, dass grosse und bestimmte Modificatiorien der Structur das Resultat veriinderter Bedingungen , die wiihrend einer langen Reihe von Ge­ nerationen wirken, sein konnen. In einigen wenigen Beispielen ist eine scharf markirte Wirkung schnell auf aUe oder fast alle lndivi­ duen liervorgerufen worden, welche einem betriichtlichen Wechsel des Climas, der Nahrung oder eines andern Umstandes ausgesetzt worden sind. Dies ist der Fall gewesen und ist noch immer der Fall mit Europliern in den Vereinigten Staaten, mit europiiischen Hunden inlndien, mitPferden auf den Falkland-Inseln, wie es scheint mit verschiedenen Thieren in Angora, mit fremden Austern im Mittelmeer) und mit Mais, der aus tropischen Samen in Europa ge­ zogen wurde. Wir haben gesehen, dass die chemischen Bestand­ theile, die von Pflanzen abgesondert werden und der Zustand ihrer Gewebe durcb veriinderte Bedingungen leicht afficirt werden. In einigen Fallen besteht, wie es scheint, eine Beziehung zwischen ge­ wissen Characteren und gewissen Bedingungen, so dass, wenn die Ietzteren verandert werden, eines der Merkmale verloren geht. Dies ist der Fall bei cultivirten Blumen, bei einigen wenigen Kttchen­ gewiichsen, bei der Frucht der Melone, bei fettschwiinzigen Schafen und anderen Schafen mit eigenthfimlichen Vliessen.

Die Erzeugung von Gallen und die Veriinderung des Gefieders

bei Papageien, die mit einem besonderen Futter erniihrt wurden oder denen man das Gift einer Krote eingeimpft, zeigen uns, was fur grosse und geheimnisvolle Veriinderungen in der Structur und Fiirbung das bestimmte Resultat chemischer Verlinderungen in den emiihrenden Flttssigkeiten oder Geweben sein konnen.

   Wir haben auch Grund anzunehmen, dass organische Wesen im Naturzustande auf verschiedenen bestimmten Wegen durch die Bedingungen modificirt werden konnen, denen sie lange ausgesetzt worden sind, wie es der Fall bei amerikanischen Biiumen ist im

DARWIN, Varliren II. 25

[page break] 386     Bestimmte Einwirkung 28. Cap.

Vergleich mit iluen Repriisentanlen in Europa. Aber in allen sol­ chen Fallen ist es ausserst schwierig, zwischen dem bestimmten Resultat veriinderter Bedingungen und der in Folge natiirlicher Zuchtwahl niitzlicher Variationen eintretenden Anhiiufung zu unter­ scheiden, welche letztere unabhangig von der Natur der Bedingun­ gen eingetreten sein kann. Wenn z. B. eine Pflanze so modificirt werden soil, dass sie fiir einen feuchten statt fiir einen diirren Standort passend wird, so haben wir keinen Grund zu glauben, dass Variationen der richtigen Art haufiger eintreten wiirden, wenn die elterliche Pflanze einen wenig feuchteren Standort bewoh!1t, als ge­ wohnlich. Mag: derStandort ungewohnlich trocken oder feucht sein, so wiirden Variationen, welche die Pflanze in einem unbedeutenden Grade fiir direct entgegengesetzte Lebensweisen anpassen, gelegent­ lich auftreten, wie wir, nach dem was wir in anderen Fallen sehen, zu glauben Grund haben.

   In den meisten, vielleicht in alien Fallen ist die Organisation oder Constitution des Wesens, auf welches die Einwirkung erfolgt, ein vie! bedeutuugsvolleres Element als die Natur der veriinderten Bedingungen, wenn es sich um die Bestimrnung der Natur der Ab­ anderung handelt. Hierfiir haben wir Beweise in dern Auftreten nahezu iihnlicher Modificationen unter verschiedenen Bedingungen und verschiedener Modificationen unter scheinbar nahezu denselben Bedingungen. Noch bessere Beweise hierfiir haben wir darin, dass nahe parallele Varietiiten haufig von distincten Rassen oder selbst distincten Species producirt werden, und dass hiiufig dieselbe Mon­ strositat bei derselben Species wieder auftritt. Wir haben auch ge­ sehen, dass der Grad, in welchem domesticirte Vogel variirt haben, in keiner irgendwie nahen Beziehung zu dem Betrage an Veriinde­ rung steht, denen sie ausgesetzt worden sind.

   Um noch einmal auf Knospen-Variation zuriickzukommen. Wenn wir uns an die Million en von Knospen erinnern, welche viele Biiume erzeugt haben, ehe irgend eine Knospe variirt hat, so ergreift uns eine Verwunderung, was die genaue Ursache jeder Abanderung sein kann. Wir wollen uns einmal an den Fall, den And re w Knight mittheilt, erinnern, von dem vierzig Jahre alten Pflaumenbaum der gel hen Magnum bonum, einer alten Varietiit, welche durch Pfropfreiser auf

  

[page break] Cap.    der Lebensbediugnngen.    387

verschiedene Stiimme eine sehr lange Zeit hindurch in Europa und Nordamerika vervielialtigt worden ist, und auf welcher eine einzelne Knospe plotzlich die rothe Magnum bonum-Pflaume producirte. Wir mfissen auch in der Erinnerung behalten, dass distincte Varietaten und selbst distincte Species, wie bei Pfirsichen, Nectarinen und Apri­ kosen, bei gewissen Rosen und Camellien, trotzdem sie <lurch eine ungeheure Zahl von Generationen von dem gemeinsamen Urerzeuger getrennt waren, und trotzdem sie unter den verschiedenartigsten Bedingungen cultivirt wurden, doch <lurch Knospen-Variation nahe analoge Varietaten ergeben haben. Wenn wir ilber diese Thatsachen nachdenken, so drangt sich uns oft die Oberzeugung auf, dass in solchen Fallen die Natur der Variation nur wenig von den Beding­ ungen abhiingt, denen die Pflanze ausgesetzt worden ist und in keiner speciellen Weise von ihrem individuellen Character, dagegen viel mehr von der allgemeinen von irgend einem entfemten Urer­ zeuger vererbten Natur oder Constitution der ganzen Gruppe ver­ wandter Wesen, zu welcher die Pflanze gehort. Wir werden hier­ durch zu dem Schloss getrieben, dass in den meisten Fallen die Lebensbedingungen bei der Verursachung irgend einer eigenthilm­ lichen Modification eine untergeordnete Rolle spielen, iihnlich der, welche ein Funke spielt, wenn er eine Masse verbrennbarer Sub­ stanzen in Feuer setzt, wobei die Natur der Flamme von der ver­ brennharen Substanz und nicht vom Funken abhiingt.

   Ohne Zweifel muss jede unbedeutende Abiinderung ihre sie bewirkende Ursache haben, aber der Versuch, diese Ursache zu entdecken, ist ebenso hotfnungslos, als wollte man angeben, warum eine Erkiiltung oder ein Gift den einen Menschen verschieden von dem andern afficirt. Die genaue Beziehung zwischen Ursache und Wirkung konnen wir selbst bei Modificationen nur selten sehen, welche das Resultat der bestimmten Einwirkung der Lebensbedin­ gungen sind, wenn alle oder nahebei alle Individuen, welche in ahn­ Jicher Weise exponirt word en sind, auch iihnlich afficirt werden. In dem nachsten Capitel wird sich zeigen, dass der vermehrte Gebrauch oder Nichtgebrauch verschiedener Organe, einen erblichen Erfolg hervorbringt. Wir werden femer sehen, dass gewisse Abiinderungen durch Correlation und andere Gesetze mit einander verbunden sind.

26*

[page break] 388     Bestimmte Einwirkung der Lebensbedingungen.   23. Cap.

Uber dies hinaus konnen wir fiir jetzt weder die Ursache noch die Wirkungsweise der Variation erklaren.

    Da endlich unbestimmte und fast unbegrenzte Variabilitiit 4as endliche Rcsultat der Domestication und Cultur ist, wobei derselbe Theil oder dasselbe Organ bei verschiedenen Individuen in ver­ schiedener oder selbst direct entgegengesetzter Weise variirt, und da ein und dieselbe Variation, wenn sie scharf ausgespr6chen ist, gewohnlich nur nach langen Zeitriiumen wiederkehrt, so wiirde jede eigenthumliche Variation allgemein durch Kreuzung, Ruckschlag und die zufallige Zersti:irung der variirenden lndividuen, wenn sie nicht vom Menschen sorgfaltig erhalten wiirden, verloren gehen. Wenn daher auch zugegeben werden muss, dass neue Lebensbe­ dingungen zuweilen organische Wesen bestimmt afficiren, so liisst sich doch zweifeln, ob scharf markirte Rassen oft durch die directe Einwirkung veriinderter Bedingungen ohne die Hiilfe einer durch den Menschen oder durch die Natur ausgeiibten Zuchtwahl producirt worden sind.

   

[page break]

Vier 11uul! wau:dgstes Ca.pite!.

Gesetze der Variation. -  Gebrauoh und Nioht­ gebrauoh u. s. w.

Nisua fonnativua oder die coordinirende Kraft der Organisation. - Uber die Wirkungen des vermehrten Gebrauchs und Nichtgebrauchs von,Or­ ganen. - Veril.nderte Lebensweisen. -' Acclimatisation bei Pflanzen und Thieren. - Verschiedene Methoden, durch welche sie bewirkt werden kann. - Entwickelungshemmungen. - Rudimentl!.re Organe.

   In diesem und den beiden folgenden Capiteln will ich, so gut es die Schwierigkeit des Gegenstandes erlanbt, die verschiedenen Gesetze erortern, welche die Variabilit!it beherrschen. Diese Iassen sich gruppiren : unter die Wirkungen des Gebrauchs und Nichtge­ brauchs mit Einschluss ver nderter Lebensweise und Acclimatisa­ tion, - Entwickelungshemmungen, - in Correlation siehende Ab­ iinderung, - die Cohiision homologer Theile, - die Variabiliiiit in Mehrzahl vorhandener Theile,  Compensation des Wachsthums,

- die Stellung· der Knospe in Bezug auf die Axe der Pflanze, - und endlich analoge Abiinderung. Diese verschiedenen Gegenstiinde gehen so allmiihlich in einan.der iiber, d ss ihre Trennung oft will­ ktihrlich ist. Es ist vielleicht zweckmiissig, zuerst. kurz jenes coor­ dinirende und ausgleichende Vermogen zu erortern, welches in ei­ nem hoheren oder niederen Grade alien organischen Wesen eigen ist, und welches l'riiher rnn den Physiologen als der Nisus formati­ vus bezeichnet wurde.

    B1um en b a c h und a.ndere 1 haben hervorgehoben, dass das Princip, welches einer in Stiicke geschnittenen Hydra. gestattet, sich in zwei oder

   1 An Essay on Generation, engl. Ubers. p. 18. Paget, Lectures on Surgical Pathology, i853. Vol. I, p 209.

  

[page break] 390     Gesetze der Abanderung.   24. Cap.

mehrere vollkommene Thiere zu entwickeln, dasselbe ist, wie das, welches eine Wunde bei hoheren Thieren durch Narbenbildung zum Heilen bringt. Solche Falle, wie der der Hydra, sind offenbar mit der spontanen Thei­ lung oder der Zeugung durch Theilung bei den niedersten Thieren und auch mit der Knospung bei Pflanzen analog. Zwischen diesen extremen Fallen und dem einer blossen Narbe haben wir alle Abstufungen. Spal­ lanzani2 schnitt einem Salamander die Beine und den Schwanz ab, 1;1nd sie wuchsen in drei Mona.ten scchsmal nach, so dass in einem Jahre ein Thier 687 vollstiindige Knochen reproducirte. In welchem Punkte a.uch da.s Glied abgeschnitten wurde, so wurde der fehlende Theil, und nicht mehr, genau wiedererzeugt. Wie wir im zwolften Capital bei der Be­ sprechung des Polydactylismus gesehen haben, wird selbst beim Men­ schen gelegentlich das ganze Glied, wenn auch unvollkommen, nach der Amputation wieder erzeugt. Wenn ein erkrankter Knochen entfernt worden ist, so ,,nimmt ein neuer zuweilen allmiihlich die regehniissige Form an und a.He die Ansatze der Muskeln, Bander u. s. w. werden so vollstiindig wie vorher" 3.

   Dieses Vermogen des Wiederwa.chsens tritt indessen nicht immer vollkommen ein. Der wiedererzeugte Schwanz einer Eidechse weicht in der Form der Schuppen vom normalen Schwanz ab. Bei gewissen Or­ thoptcrn werden die grossen Hinterbeine in geringerer Gross'3 reprodu­ cirt 4. Die weisse Narbe, welche bei hoheren Thieren die Rander einer tiefen Wunde verbindet, wird nicht von vollkommener Haut gebildet; denn elastisches Gewebe wird nur sehr spat erst erzeugt 5. ,,Die Tha­ tigkeit des Nisus formativus", sagt Blumenbach, ,,steht im umge­ kehrten Verhaltniss zum Alter des organisirteu Korpers." Man kann hin­ zufugen, dass seine Wirksamkeit bei Thieren um so grosser iet, je tiefer sie auf der Stufenreihe der Organisation stehen, und Thiere, welche tief in der Reihe stehen, entsprechen den Embryonen hoherer Thiere, die z11 derselben Classe gehoren. Newport's Beobachtungen 6 bieten eine gute Erliiuterung dieser Thatsache dar; denn er fa.nd, dass ,,Myriapoden, deren hochste Entwickelung sie kaum iiber den Larvenzustanu vollkom­ mener Insecten hinausfiihrt, Gliedmaassen und Antennen bis zur Zeit ihrer

2 An Essay on Animal Reproduction. Engl. Ubers. 1769, p. 79.

3 Carpenter, Principles of comparative Physiology. 1854, p. 479.

4 Charlesworth's Magaz. of Nat. Hist. Vol. I. 1837, p. 145.

3 Pa get, Lectures on Surgical Pathology. Vol. I, p. 239.

6 Citirt von Carpenter, Compar. Physiol. p. 479.

[page break] Cap.    Niaua formativua.    391

letzten Hiiutung regeneriren k!lnnen" ; und dasselbe k!lnnen die Larven echter Insecten, aber nicht das reifo Insect. Salamander entsprechen in der Entwickelung den Kaulquappen oder Larven der schwanzlosen Batrachier, und beide besitzen in grosser Ausdehnung das Vermogen des Wiederwachsen.sa, ber uicht die reifen, schwanzlosen Batrachier.  ·

    Bei der Wiederherstellung von Verletzungen spielt oft die Aufsau­ gung eine bedeutende Rolle. Wenn ein Knochen gebrochen ist und sich nicht vereint, so werden die Enden absorbirt und abgerundet, so dass sich ein falsches Geleuk bildet; oder wenn die Enden sich verbunden aber iibereinandergeschoben haben, so werden die vorspringenden Theile ent­ fernt 7.  Absorption tritt aber, wie Virchow bemerkt, auch wahrend des normalen Wachsthums der Knochen in Thiitigkeit. Theile, welche in der Jugend solid sind, werden zur Aufnahme des Markgewebes ausge­ Mhlt, wenn der Knochen an Grosse zunimmt. Wenn wir die vielen sch!ln angepassten Fiille von einem durch Absorption unterstiltzten Wieder­ wachsen zu verstehen versuchen wollen, so milssen wir uns erinnern, dass die meisten Theile der Organisation, selbst so lange sie dieselbe Form behalten, einer bestandigen Erneuerung unterliegen, so dass ein Theil, welcher nicht erneuert wiirde, der. Natur nach einer vollstandigen Ab­ sorption unterliegen wiirde.

Einige gewohnlich zu dem genannten Nisus formativus gerechne­

ten Falle scheinen auf den ersten Blick in eine andere Kategorie zu ge­ Mren, denn es werden nicht bloss alte Gebilde reproducirt, sondern auch solche Gebilde, welche neu erscheinen. So werden nach Entziindungen "falsche Membranen," die mit Blutgefassen, Lymphgefiissen und Nerven versehen sind, entwickelt; oder ein Fotus schlO.pft aus der Fallopischen R!lhre und fiillt in das Abdomen und hier ,, ergiesst die Natur eine Quan­ titat plastischer Lymphe, welche sich zu einer organisirten, reich mit Blutgefiissen versehenen Membran umbildet" ; und der Flltus wird eine Zeit lang erniihrt. In gewissen Fallen von Hydrocephalus werden die ofl'enen und gefiihrlichen Stelleu am Schadel mit neuen Knochen ausge­ fullt, welche durch vollstandige Sii.geniihte sich verbinden 8. Aber die meisten Physiologen, besonders auf deru Continent, haben jetzt den Glau­ ben an plastische Lymphe oder Blastem aufgegeben, und Vi r chow 11 behauptet, dass jede Structur, neu oder alt, durch Vermehruug der be-

'Paget, Lectures etc., p. 257.

8 Diese Fil.He gibt BI um en ba c h in seinem Essay on Generation.

p. 52, 54.

9 Cellular Pathology. transl. by Dr. Chance. 1860, p. 27, 441.

[page break] 392     Gesetze der Variation.    4-. Cap.

reits existirenden Zellen gebildet wird. Nach dieser Ansicht sind falsche Membranen, ebenso wie krebsartige oder andere Geschwiilste bloss abnorme Entwickelungsformen normaler Gebilde, und wir konnen hierdurch ver­ stehen woher es kommt, dass sie benachbarten Gebilden iihnlich sind;

z. B. dass "eine falsche Membran in serosen Hohlen eine Bedeclrnng von Epitel erhiilt, welches genau dem gleich ist, welches die ursprflnglich serose Membran bedeckt. Adhiisionen der Iris konnen schwarz werden offenbar in Folge der Erzeugung von Pigmentzellen, iihnlich denen der · Uvea" 10.

   Dieses Vermogen der Wiederausgleichung ist, wenn es auch nicht immer vollstiindig eintritt, ohne Zweifel eine wunderbare Vorrichtung, bei verschiedenen Zufiilligkeiten, selbst filr solche, die nur nach langen Zeit­ riiumen eintreten, einen Ausgleich zu iibernehmen 11. lndess ist dieses Vermogen nicht wunderbarer als das Wachsthum und die Entwfokelung jedes einzelnen Wesens, besonders solcher, welche auf dem Wege der

Zeugung durch 'l'heilung vermehrt werden.  Dieser Gegenstand ist hier nur erwiihnt worden, weil wir daraus ableiten konnen, dass, wenn irgend ein Theil oder Organ durch Variation und bestandige Zuchtwahl entweder an Grosse bedeutend zugenommen hat oder vollig unterdriickt ist, da.a coordinirende Vermogen der Organisation dahin streben wird, alle die Theile wieder in Harmonie miteinander zu bringen.

Uber  die Wirkung  des  vermehrten  Gebrauchs  und N i c h t g e b r a u c h s d e r O r g a n e.

   Es ist notorisch und wir werden sofort Belege beibringen, dass vermehrter Gebrauch oder Thiitigkeit Muskeln, Driisen, Sinnesorgane

u. s. w. kriiftigt, und dass andrerseits Nichtgebrauch sie schwiicht. Mir ist keine deutliche Erkliirung dieser Thatsache in Werken iiber Physiologie vorgekommen. Mr. Her be rt Spencer 12 behauptet, dass, wenn Muskeln viel gebraucht werden, oder wenn ein intermit­ tirender Druck auf die Epidermis ausgeiibt wird, ein Uberschuss nahrender Substanz aus den Gefassen ausschwitzt und dass dies den benachbarten Theilen eine weitere Entwickelung zufiihrt. Dass ein vermehrter Blutzufluss zu einem Organ zu seiner grosseren Ent­ wickelung fiihrt, ist wahrscheinlich, wenn nicht gewiss. Hieraus

10 Paget, Lectures on Pathology.  Vol. I. 1853, p. 357.

11 Paget, a. a. 0. p. 150.

12 The Principles of Biology. Vol. II. 1866. 3.-5. Cap.

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erklart Mr. Paget 13 das lange, dicke, dunkelgefiirbte Haar, welches gelegentlich selbst bei jungen Kindern in der Nahe lange Zeit be­ stehender entzundeter Flachen oder gebrochener Knochen wachst. Als Hun t e r den Sporn eines Hahnes in den Kamm einpflanzte, der reichlich mit Blutgefassen versorgt ist, so wuchs er in dem einen Fall in einer spiralen Richtung bis zur Lange von sechs Zoll, in dem andern Falle nach vorn wie ein Horn, so dass der Vogel mit seinem Schnabel den Boden nicht beriihren konnte. Ob aber Mr. Herbert Spencer's Ansicht, dass das Ausschwitzen nahrender Substanz auf die vermehrte Bewegung und den Druck zu schieben sei, vollstiindig die vermehrte Grosse von Knochen, Bandern und besonders von innern Driisen und Nerven zu erklaren im Stande ist, erscheint zweifelhaft. Nach den interessanten Beobachtungen von Mr. Se di 11o t 14 ei;reicht, wenn ein Stuck des einen Unterschen­ kels oder Vorderarmknochens eines Thieres entfernt und nicht <lurch Wachsthum wieder ersetzt wird, der andere Knochen eine Grosse, die der der beiden Knochen, deren Functionen er nun auszufiihren hat, gleich kommt. Dies zeigt sich am besten bei Hunden, bei denen man die Tibia entfernt hat. Der begleitende Knochen, welcher von Natur fast fadenformig und nicht ein Fiinftel der Grosse des anderen ist, erlangt bald eine Grosse, die der der Tibia gleichkommt, oder sie noch iibertrifft. Es ist nun auf den ersten Blick sch wer zu glau­ ben, <lass Zunahme des Gewichtes, welches auf einen geraden Kno­ chen wirkt, durch abwechselnd verstarkten und verminderten Druck die niihrende Fli.issigkeit veranlasst, aus den Gefassen, welche das Periosteum durchdringen, auszuschwitzen. Trotzdem fiihren die Be­ obachtungen, welcht:i Mr. Spencer 15 iiber die Verdickung der ge­ kriimmten Knochen zweiwiichsiger Kinder an den concaven Seiten angefiihrt hat, zu dem Glauben, dass dies miiglich ist.

   Mr. H. Spencer hat auch gezdgt, dass das Aufsteigen des Saftes bei Biiumen durch die vom Wind verursachte riittelndo Be­ wegung unterstiitzt wird, und der Saft verstiirkt den Stamm, im Ver­ hiiltniss zu dem zu leistenden Widerstand. Je starker daher und je

13 Lectures on Pathology. 1853. Vol. L p. 71.

u  Comptes rendus. 26. Sept. 1864, p. 539.

16 The Principles of Biology. Vol. II, p. 243.

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hiiufiger die Stosse kommen, desto grosser muss die Ausschwitzung aus den Gefassen in das umgebende Gewebe sein, und desto gros­ ser die Verdickung des Gewebes durch secundiire Ablagerungen" 16. Holzige Stiimme konnen aber aus hartem Gewebe gebildet werden, ohne irgend einer Bewegung ausgesetzt worden zu sein, wie wir an dem Epheu sehen, der dicht an alten Mauern angeheftet wiichst. In alien diesen Fallen ist es sehr schwierig, die Wirkung lange fortgesetzter Zuchtwahl von denen zu sondern, welche der ver­ mehrten Thiitigkeit oder Bewegung des Theiles folgen. Mr. H. S p enc er 17 erkennt diese Schwierigkeit an und fiihrt als Beispiel hierfiir die Stacheln oder Dornen von Biiumen und die Schalen von Niissen an. Hier haben wir iiusserst harte holzige Gewebe ohne die Moglichkeit irgend einer Bewegung als Ursache der Ausschwitzung und ohne irgend eine andere directe reizende Ursache, soweit wir es iibersehen ktinnen; und da die Harte dieser Theile von offen·. harem Nutzen fur die Pflanze ist, konnen wir sie wahrscheinlich als Folge der Zuchtwahl sogenannter spontaner Variationen ansehen. Jedermann weiss, dass harte Arbeit die Epidermis der Hand schwie­ lig macht; und wenn wir horen, dass bei Kindern lange vor ihrer Geburt die Epidermis an den Handfliichen und Fusssohlen <licker ist, als an irgend einem andern Theile des Korpers, wie Albin us 18 mit Bewunderung bemerkt, so werden wir natiirlich geneigt, dies den vererbten Wirkungen lange fortgesetzten Gebrauchs oder Drucks zuzuschreiben. Wir werden sogar versucht, dieselbe An­ sicht auch auf die Hufen der Saugethiere auszudehnen; denn wer wird vorgeben wollen, den Grad bestimmen zu konnen, wie weit natiirliche Zuchtwahl bei der Bildung von Theilen, die fur das Thier von so augenfalliger Bedeutung sind, mitgewirkt hat?

    Dass der Gebrauch die Muskeln kraftigt, sieht man bei den Gliedern von Handwerkern, die verschiedene Gewerbe treiben; und wenn ein Muskel gekraftigt wird, so werden die Sehnen und die Knochenleisten, an welche sie sich ansetzen, vergrossert, und dies muss gleichfalls bei Blutgefassen und Nerven eintreten. Wird andrerseits ein Glied nicht

16 Ebenda Vol. II, p, 269.

17 a a. 0. Vol. II, p. 273.

18 Paget, Lectures on Pathology. Vol. II, p. 209.

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gebraucht, wie bei den orientalischen Fanatikern oder wenn der dasselbe mit Nervenkraft versorgende Nerv griindlich zerst1irt ist, so schwinden die Muskeln. Wird ferner das Auge zerst1irt, so wird der Sehnerv atro­ phisch, zuweilen schon im Verlauf weniger Monate 19. Der Proteus ist mit Kiemen ebensogut wie mit Lungen versehen; und Sc h re i be r's 20 fand, dass wenn das Thier gezwungen wurde, in tiefem Wasser zu leben, die Kiemen sich bis zum Dreifachen ihrer gew1ihnlichen Grosse ent­ wickelten, wahrend die Lungen zum Theil atrophirten. Wurde andrer­ seits das Thier gezwungen, in seichtem Wasser zu leben, so wurden die Lungen gr1issei: und gefassreicher, wahrend die Kiemen in mehr oder weniger vollstandigem Grade verschwanden. Derartige Modificationen sind indess fiir uns von vergleichsweise geringem Werth, da wir nicht sicher wissen, dass sie zur Vererbung neigen.

   In vielen Fallen haben wir Grund zu glauben, dass der verminderte Gebrauch verscbiedener Organe die entsprechenden Theile bei den Nach­ kommen afficirt hat. Wir haben aber keinen sicheren Beweis dafiir, dass dies je im Laufe ein.or einzigen Generation erfolgt. Wie bei der llge­ meinen oder unbestimmten Variabilitat scheint es, a.ls wenn mehrere Ge­ nerationen veranderten Gewohnheiten unterworfen werden miissten, um irgend ein wahrnehmbares Resultat darzubi ten. Unsere domesticirten Hiihner, Enten und Ganse haben nicht nur in dem Individunm, sondern in der Rasse das Flugverm1igen fast verloren, denn wir sehen nicht, dass ein junges Huhnchen, wenn es erschrickt, auffliegt wie ein junger Fasa.n. Ich wurde hierdurch veranlasst, die Extremitatenknochen von Hiihnern, Enten, Tauben und Kaninchen sorgfaltig mit denselben Knochen der wilden elterlichen, Species zu vergleichen. Da die Ma.asse und Gewichte in den friiheren Ca.piteln ausfiihrlich mitgetheilt worden sind, brauche ich hier nur die Resultate zu recapituliren. Bei domesticirten Thieren sind die Lange des Brustbeins, die Rohe des Kammes , die Lange des Schulterblattes und Schliisselbeines, die Lange der Fliigel von der Spitze des Radius der einen zu der der andern Seite gemessen, sammtlich im Ver­ haltniss zu denselben Theilen der wilden Taube reducirt. Die Schwingen und Steuerfedern sind indess vergrossert; dies kann aber ebensowenig mit dem Gebrauch der Flugel oder des Schwanzes in Verbindung stehen,

   19 J. M t111 e r's Physiologie Bd. I, 4. Aufl.. p. 52 u. a. 0. Prof. Reed hat (Physiological and Anatom. Researches, p. 10) einen merkwttrdigen Be­ richt iiber die Atrophie der Gliedmaassen bei Kaninchen nach der Zerst<i­ rung des Nerven gegeben.

20 citirt von Lecoq, in: Geographie Botan. Tom. I, 1854, p. 182.

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als das verlangerte Haar bei einem Hunde mit der Bewegung, welche die Rasse gewohnlich auszufiihren hat. Mit Ausnahme der langschniLb­ ligen Rassen sind die Fiis e bei den Tauben in der Grosse reducirt. Bei Hiihnern ist der Brustbeinkamm weniger hervorragend und ist oft ver­ dreht oder monstros; die Fliigelknochen sind im Verhaltniss zu den Bein­ knochen leichter geworden nnd sind wie es scheint etwas kiirzer im Ver­ gleich mit denen der elterlichen Form des Gallus bankiva. Bei Enten wird der Brustbeinkamm in derselben Weise, wie in den vorherstehenden Fallen afficirt. Die Schliisselbeine, Coracoide und Schulterblatter sind alle im Gewicht relativ zum ganzen Skelet reducirt. Die Knochen der Flii gel sind ktirzer und leichter und die Knochen der Beine !anger und schwerer, sowohl im Verhaltniss zu einander, als im Verh altniss zum ganzen Skelet im Vergleich zu denselben Knochen bei der wilden Ente. Das verringerte Gewicht und die verminderte Grosse der Knochen in den vorstehenden Fallen ist wahrscheinlich das indirecte Resultat der Reactionen der geschwachten Muskeln auf die Knochen. lch habe ver­ saumt, die Federn der Fliigel bei der zahmen und wilden Ente zu ver­ gleichen, aber G1og er 21 fiihrt an, dass bei der wilden Ente die Spitzen der Schwingen fast bis zum Schwanzende reichen, wahrend sie bei der domesticirten Ente oft kaum bis zur Schwanzwurzel reichen. Er erwiihnt auch die grossere Dicke der Beine und sagt, dass die Schwimmhaut zwi­ schen den Zehen reducirt wird. Ich bin aber nicht im Stande gewesen, diese letztere Verschiedenheit zu entdecken.

    Beim domesticirten Kaninchen ist der Korper ebenso wie das gauze Skelet allgemein grosser und schwerer als beim wilden Thier und die Beinknochen sind im richtigen Verhiiltniss schwerer. Was man aber auch ftir einen Vergleichungsmaassstab annimmt, so sind weder die Bein­ knochen noch die Schulterblatter in der Lange im Verhaltniss zu den bedeutenden Dimensionen des iibrigen Skeletes vergrossert. Der Scha­ del ist in einer auffallenden Weise schmaler geworden und nach den in Bezug auf seine Capacitat genommenen Messungen, die friiher mitge­ theilt wurden, konnen wir schliessen, dass diese Schmalheit das Resulta.t einer Grossenabnahme des Gehirns ist, welche wieder der geistig un­ thatigen Lebensweise folgt, welche diese Thiere in enger Gefangenschaft fiihren.

    Wir ha.hen im achten Capitel gesehen, dii,ss Seidenschmetterlinge, welche seit vielen J ahrhunderten in enger Gefangenschaft gehalten

21 Das Abandern der Vogel 1833, p. 74.

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wnrden, ihre Cocons mit verkriimmten flugunfahigen und oft an Grclsse bedeutend reducirten oder selbst nach Quatrefages vollstandig rudi­ mentaren Fliigeln verlassen. Dieser Zustand der Fliigel kann zum gros­ sen Theil Folge derselben Art von Monstrositat sein, welche oft wilde Lepidoptern afficirt, wenn sie ki\nstlich aus den Cocons erzogen _werden. Er kann auch zum Theil Folge einer inharenten Neigung sein, welche dem Weibchen vieler Bombyciden eigen ist, dass die Fliigel in einem mehr oder weniger rudimentaren Zustande sich befinden. Aber ein Theil derWirkung kann wahrscheinlich dem lange fortgesetztenNichtgebrauch zugeschrieben werden.

   Nach den vorstehenden Thatsachen liisst sich nicht zweifeln, dass gewisse Theile des Skeletes hei unsern von Alters her dome­ sticirten Thieren durch die Wirkungen vermehrten oder verminder­ ten Gebrauchs an Liing·e und Gewicht modificirt worden sind. Sie sind aber, wie in den frtiheren Capiteln gezeigt wurde, in der Form oder Structur nicht modificirt worden. Wir miissen uns indess in Acht nehmen, diesen letzteren Schluss nicht auf Thiere auszudeh­ uen, die ein freies Leben fiihren; denn diese werden gelegentlich wiihrend aufeinander folgender Generationen der heftigsten Con­ currenz ausgesetzt werden. Bei wilden Thieren wiirde es im Kampf urns Dasein ein Vortheil sein, wenn jedes ttberfliissige und nutzlose Structurdetail entfernt oder absorbirt wiirde, und hierdurch konnten die reducirten Knochen endlich in der Structur veriindert werden. Bei gut geniihrten domesticirten Thieren herrscht andrerseits keine Oeconomie im Wachsthum, auch keine Tendenz, unbedeutende und uberfliissige Theile des Baues zu eliminiren.

   Wenden wir uns nun zu allgemeineren Beobachtungen, so hat Nat hu s i us gezeigt, dass bei den veredelten Schweinerassen die verkttrzten Beine und Schnauzen die Form der Hinterhauptgelenk­ hocker und die Stellung der Kiefer, bei denen der obere Eckzahn in einer ausserst anomalen Weise vor den unteren EGkziihnen vorragt, dem Umstande zugeschrieben werden konnen, dass diese Theile nicht gehorig geubt werden ; denn die hochcultivirten Rassen strei­ fen nicht herum, um sich ihre Nahrung zu suchen, auch wi.ihlen sie mit ihren Schnauzen den Boden nicht auf. Diese Modificationen der Slructur, welche allr. streng erblich sind, charakterisiren mehrere

  

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veredelte Rassen, so dass sie nicht von irgend einer einzelnen do­ mesticirten oder wilden Stammform abgeleitet sein konnen 22. In· Bezug auf das Rind hat Professor Tann er bemerkt, dass die Lungen und die Leber bei den veredelten Rassen ,.betriichtlich an Grosse reducirt sind verglichen mit denen von Thieren, welche vollst!indige Freiheit haben" 23; und die Reduction dieser Organe afficirt die allgemeine Form des Korpers. Die Ursache der reducirten Lungen bei hochcultivirten Thieren, welche wenig Bewegung haben, Iiegt auf der Hand und vielleicht wird die Leber durch die nahrhafte und kttnstliche Kost afficirt, von der diese Thiere meist leben.

    Es ist bekannt, dass, wenn eine Arterie unterbunden wird, die ana.­ stomosirenden Zweige im Durchmesser zunehmen, da nunmehr Blut durch sie hindurchgezwii.ngt wird; und diese Zunahme kann nicht durcb blose Ausdehnung erklart werden, da ihre Hii.ute an Starke gewinnen.

M.r. Herb er t Spencer 24 hat bemerkt, dass bei Pflanzen der Saftefluss

von dem Ort der Aufnahme bis zum wachsenden Theile hin zuerst die Zellen in dieser Richtung verlangert, dass die Zellen dann zusammen­ fliessen und hierdurch Rllbren bilden, so dass nacb dieser Ansicht die Gefasse bei Pflanzen durch die wechselseitige Reaction des strllmenden Saftes und des Zellgewebes gebildet werden. Dr. W. Turner hat in Bezug auf die Aeste der Arterien und gleichfalls in einer gewissen Aus­ dehnung auf Nerven bemerkt 25, dass das grosse Princip der Compen­ sation baufig in's Spiel kommt; denn wenn zwei Nerven zu benachbarten Hautbezirken gehen, kann ein umgekehrtes Verhaltniss i-nBezug auf die Grosse zwischen ihnen bestehen; ein Mangel in dem einen ka:nn durch Vergrllsserung in dem andern e;rganzt und hierdurch kann der Bezirk des einen von dem andern Nerven uberschritten werde ." In wie wait aber in diesen Fallen die Grossenverscbiedenheit bei Nerven und Arte­ rien Folge ursprunglicber Variationen und in wie weit sie Folge vermehr­ ter Gebrauchs oder vermehrter Thatigkeit ist, ist nicht klar.

In Bezug auf Drfisen, macht Mr. Paget die Beobachtung, dass

,,wenn eine Niere zerstort wird, die andere oft viel grosser wird und die

   22 Nathusius, die Racen des Schweines 1860, p. 5S, 57, Vorstudien. Schweinschi!.del 1864, p. lOS. lSO. lSS.

23 Journal of Agriculture of Highland Soc. July, 1860, p. 321.

2' Principles of Biology. Vol. II, p. 26S.

u Natural History Review. Vol. IV. Oct. 1864, p. 617.

 

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doppelte Arbeit verrichtet" 26. Wenn wir die Grosse der Enter und ihr Absonderungsvermogen bei lange domesticirten Kilhen und bei gewissen Ziegenrassen, bei denen die Enter fast den Boden beriihren, mit der Grosse und dem Absonderungsvermogen dieser Organe bei wilden oder halbdomesticirten Thieren vergleichen, so finden wir eine grosse Ver­ schiedenheit. Eine gute Kuh gibt bei uns taglich mehr als fiinf Gal}onen oder vierhundert Pinten Milch , wahrend ein Thier ersten Ranges, was z. B. die Darnaras in Siidafrika halten 27, "selten rneLr als zwei oder drei Pinten Milch taglich gibt, und nimmt man ihr ihr Kalb weg, so gibt sie absolut gar keine mehr". Wir konnen die Vortrefflich­ keit unserer Kiihe und gewisser Ziegen zum Theil der bestandigen Zucht­ wahl der am besten melkenden Thiere zuschreiben und zum Theil den ererbten Wirkungen einer durch die Kunst des Menschen vermehrten Thatigkeit der secernirenden DriiRen.

    Wie im zwolften Capitel bemerkt wurde, ist es notorisch, dass Kurz­ sichtigkeit vererbt wird, und wenn wir z. B. Uhrmacher oder Kupfer­ stecher mit Matrosen vergleichen, so konnen wir kaum zweifeln, dass das bestandige Sehen auf nahe Gegenstande den Bau des Auges perma­ nent afficirt.

Die Thierarzte sind einstimmig der Ansicht, dass Pferde mit Spat,

-Oberbeinen u. s. w. afficirt werden in Folge des Beschlagens und des Gehens auf harten Strassen; und sie sind gleichfalls fast einstimmig, dass diese Fehler iiberliefert werden. In Nord-Carolina wurden frilher die Pferde nicht beschlagen und es ist behauptet worden, dass sie damals von diesen Krankheiten der Beine und Ftisse frei blieben. 28.

   Unsere domesticirten Siiugethiere sind, soweit es bekannt ist, alle Nachkommen von Arten, welche aufrechte Ohren haben; doch ktinnen nur wenige Arten riamhaft gemacht werden, von denen nicht mindestens eine Rasse Hiingeohren hiitte. Katzen in China, Pferde in Theilen von Russland, Schafe in ltalien und anderen Orten, das Meerschweinchen in Deutschland, ·Ziegen und Rindvieh in lndien, Kaninchen, Schweine und Bunde in alien lange civilisirten Liindern haben hiingende Ohren. Bei wilden Thieren, welche ihre Ohren

26 Lectures on Surgical Pathology 1853. Vol. I, p. 27.

   21 Andersson, Travels in South Africa p. 318. Wegen analoger FiUJe in Slld-Amerika s. Aug. St. Hilaire, Voyage dans la Province de Goyaz. Tom. I, p. 71.

28 Brickell's Natur. Hist. of North-Carolina 1739, p. 53.

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bestandig wie Trichter benutzen jeden vorubergehenden Laut auf­ zufangen und besonders die Richtung woher er kommt zu ermitteln, gibt es, wie Mr. B1y t h bemerkt hat, keine Species mit hangenden Ohren, den Elephanten ausgenommen. Die Unfahigkeit, die Ohren aufzurichten, ist daher sicher in einer gewissen Weise das Resultat der Domestication und diese Unfahigkeit ist von verschiedenen Au­ toren 29 dem Nichtgebrauch zugeschrieben worden; denn vom Men­ schen geschutzte Thiere sind nicht genothigt, bestiindig ihre Ohren zu gebrauchen. Oberst Ham ii ton S m it h 30 fiihrt an, dass in Ab­ bildungen des Hundes, ,,mit Ausnahme eines Beispiels aus Egypten, keine Sculptur der friiheren griechischen Periode Darstellungen von Hunden ergibt, mit vollstiindig hangenden Ohren. Solche mit halb­ hangenden Ohren fehlen in den altesten und dieser Character nimmt gradweise in den Werken der romischen Periode zu "· Auch Go­ d ron hat bemerkt, »dass die Schweine der alten Egypter ihre Oh­ ren nicht vergrossert und hangend batten" 31. Es ist aber merk­ wiirdig, dass das Herabhangen der Ohren, trotzdem es wahrschein­ lich eine Wirkung des Nichtgebrauchs ist, nicht von irgend einer Abnahme in der Grosse begleitet wird. Erinnern wir uns im Ge­ gentheil, dass so verschiedene Thiere wie Liebhaberrassen von Kaninchen, gewisse indische Hassen der Ziege, unsere Schoosshunde, Schweisshunde und andere Hunde enorm verliingerte Ohren haben, so mochte es scheinen, als ob Nichtgebrauch factisch eine Zunahme der Lange verursache. Bei Kaninchen hat dasHerabhangen der be­ deutend verlangerten Ohren selbst die Structur des Schadels afficirt.

   Der Schwanz keines wilden Thieres ist, wie Mr. B1 y t h gegen mich bemerkt hat, geringelt, wogegen Schweine und einige Hunde­ rassen stark geringelte Schwanze haben. Es scheint daher diese Deformitat das Resultat der Domestication zu sein; ob sie aber in irgend welcher Beziehung mit dem verminderten Gebrauch des Schwanzes zusammenhangt, ist zweifelhaft.

Die Epidermis an unsern Handen wird leicht verdickt durch

     29 Livingstone, citirt von Youatt, on Sheep, p. 142. Hodgson, in: Journal of Asiatic. Soc. of Bengal. Vol. XVI, 1847, p. 1006 etc.

80 Naturalist's Library. Dogs.  Vol. II, 1840, p. 104.

81 De l'Espece.  Tom. I, 1859, p. 367.

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harte Arbeit, wie Jedermann weiss. In einem District von Cey­ lon haben die Schafe ,,hornige Schwielen, welche ihre Knie schiitzen und welche Folge der Gewohnheit sind, dass sie niederknieen, um das kurze Gras abzurupfen; und dies unterscheidet die Jaffna-Heer­ den von denen aus andern Theilen der Insel." Es wird aber nicht angegeben, ob diese Eigenthumlichkeit vererbt wird 32.

   Die Schleimhaut, welche den Magen auskleidet, steht in conti­ nuirlichem Zusammenhang mit der iiusseren Haut des Korpers; es ist daher nicht iiberraschend, dass ihre Textur durch die Natur der Nahrung afficirt wird; aber es folgen noch andere und interessantere Verlinderungen. Hunter beobachtete schon vor langer Zeit, dass die Muskelhaut des Magens einer Move (Larus tridactylus), welche ein Jahr lang hauptsiichlich mit Korn gefiittert wurde, verdickt war, und Dr. Edmonds ton zufolge tritt eine ahnliche Veriinderung pe­ riodisch auf den Shetland-lnseln im Magen des Larus argentatus ein, welcher im Fruhling die Kornfelder besucht und vom Samen lebt. Derselbe sorgfiiltige Beobachter hat eine bedeutende Veriinde­ rung im Magen eines Raben beobachtet, der lange mit vegetabili­ scher Nahrung gefttttert worden war. Bei einer iihnlich behandel­ ten Eule (Stria: grallaria) war, wie Menetries angibt, die Form des Magens veriindert. Die innere Haut war Iederartig und die Leber hatte an Grosse zugenommen. Ob aber diese Modificationen in den Verdauungsorganen im Laufe der Generationen vererbt wer­ den, ist nicht bekannt 33.

   Die vergrosserte oder verminderte Lange der Darme, welche scheinbar das Resultat veriinderter Nahrung ist, ist ein noch merk­ wiirdigerer Fall, weil es fiir gewisse Thiere in i'hrem domesticirten Zustande characteristisch ist und daher vererbt werden muss. Die complicirten Systeme der Chylusgefasse, Blutgefiisse, Nerven und Muskeln werden nothwendig alle zusammen mit den Diirmen modi­ ficirt. Nach Dau bent on sind die Diirme der Hauskatze um ein

s2 Ceylon, by Sir J. E. Tennent, 1859. Vol. II, p. 531.

   ss Wegen der vorstehenden Angaben s. Hunter, Essays and Obser. vations, 1861. Vol. II, p. 329. Dr. Edmonston, .citirtin Macgilli, vray's British Birds. Vol. V, p. 550. Menetries, citirt in Bronn's Geschichte der Natur. Bd. II, p. 110.

DARWIN, Var!iren Il. 26

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Drittel liinger als die der wilden europaischen Katze; und obgleich diese Art nicht die Stammform der Hauskatze ist, so sind doch, wie Is id o re Ge off r o y bemerkt hat, die verschiedenen Species von Katzen so nahe verwandt, dass die Vergleichung wahrscheinlich eine ganz richtige ist. Die vermehrte Lange scheint eine Folge davon zu sein, dass dieHauskatze weniger streng in ihrerNahrung carnivor ist, als irgend eine andere wilde Katzenart. lch habe eine franzosi­ sche junge Katze gesehen, die Vegetabilien so leicht frass, wie Fleisch. Nach C u vie r iibertreffen die Eingeweide des domesti­ cirten Schweines in relativer Lange bedeutend die des wilden Ebers. Beim zahmen und wilden Kaninchen ist die Veranderung entgegen­ gesetzter Natur und resultirt wahrscheinlich aus der nahrhaften Kost, die man den zahmen Kaninchen verabreicht 34.

   Veriinderte  Lebensweise  unabhiingig  vom Ge­ brauch  oder  Nichtgebrauch  besonderer  Organe. - Es geht dieses Capitel, insofern die geistigen Krafte der Thiere be­ riihrt werden, so allmahlich in das vom Instinct Uber, woriiber ich in einem spateren Werke sprechen werde, dass ich bier nur den Leser an die vielen Fiille erinnern will, welche im Zustande der Domestication vorkommen, und welche Jedermann gelaufig sind,

z. B. die Zahmheit unserer Thiere, das Stellen oder Apportiren der Hunde, der Umstand, dass sie die kleineren vom Menschen gehalte­ nen Thiere nicht angreifen u. s.f. Wie viele von diesen Veranderungen einer vererbten Gewohnheit und wie viele der Zuchtwahl von Indi­ viduen zugeschrieben werden miissen, welche in der gewiinschten Art und Weise ohne Riicksicht auf specielle Umstande, unter denen sie gehalten worden sind, variirt haben, kann man nur selten sagen. Wir haben bereits gesehen, dass sich Thiere an eine veranderte Kost gew.ohnen konnen, aber einige weitere Beispiele will ich noch anfiihren.

   Auf den polynesischen Inseln und in China wird der Hund aus­ schliesslich mit Pflanzenkost erniihrt, und der Geschmack an dieser Art von Nahrung wird in einer gewissen Ausdehnung vererbt 35.

   3"' Diese Angaben iiber die Danne sind entnommen ans Isidore Geoffroy Saint Hilaire, Hist. Nat. Gener.  Tom. III, p. 427, 441.

35 Gilbert White, Natur. Hist. ofSelbourne, 1825. Vol. II, p. 121.

[page break] Cap.    Verii.nderte Lebensweisen.     403

Unsere Jagdhunde riihren die Knochen von Jagdvogeln nicht an, wiihrend andere Hunde sie mit Gier verzehren. In einigen Theilen der Erde sind Schafe reichlich mit Fischen erniihrt worden Das Haus­ schwein liebt Gerste, der wilde Eber soil sie verachten und dieser Widerwille wird zum Theil vererbt; denn manehe junge Wildschweine, die in der Gefangenschaft geziichtet wurden, zeigten eine Abnei­ gung gegen die Gerste, wiihrend and ere derselben Brut sie gern verzehrten 36. Einer meiner Verwandten erzog einige junge Schweine von einer chinesischen Sau und einem wilden Alpen-Eber. Sie lebten frei im Park und waren so zahm, dass sie an das Haus kamen, um gefiittert zu werden; aber sie riihrten Spiilicht nicht an, der von den andern Schweinen verzehrt wurde. 1st ein Thier ein mal an eine unnatiirliche Kost gewiihnt, welches meist nur wiihrend der Jugend erreicht werden kann, so verschmaht es seine eigent­ liche Nahrung, wie es S pa II an z a n i bei einer Taube fand, welche Iange mit Fleisch erniihrt worden war. lndividuen einer und der­ selben Species gewohnen sich an eine neue Nahrung in verschiede­ nen Graden der Leichtigkeit. Ein Pferd, wird angefiihrt, lernte bald Fleisch fressen, wiihrend ein anderes eher vor Hunger umkommen wollte, ehe es sich dazu entschloss 37.

   Die Raupen der Bombys hesperus leben im Naturzustande von den Bliittern des Cafe diable; nachdem sie aber auf dem Ailanthus erzogen worden waren, wollten sie den Cafe diable nicht mehr an­ riihren und starben factisch vor Hunger 38.

   Es hat sich als moglich ergeben, Seefische an Siisswasser zu gewohnen; da aber solche Veriinderungen bei Fischen und anderen Seethieren hauptsiichlich in1 Naturzustande beobachtet word1Jn sind, so gehoren sie nicht eigentlich zu unserm vorliegenden Gegenstand. Die Triichtigkeitsdauer und der Eintritt der Reife, die Zeit und die Hiiufigkeit der Fortpflanzung sind alle, wie in den friiheren Cppiteln gezeigt wurde, bedeutend unter der Domestication mpdificirt wor-

86 Burdach, Physiologie, citirt von Dr. P. Lucas, L'Hered. Nat. Tom. I, p. 888.

87 Diesen und mehrere andere Fii.Ile theilt Colin mit: Physiol. comp. des Animaux domest. 1854. Toin I, p. 426.

88 :Mr. Michely de Cayenne in: Bullet. Soc. d'Acclimat. Tom. VIII, 1861, p. 563.

26"

[page break] 404     Gesetze der Abanderung.   24. Cap.

den. Bei der egyptischen Gans ist des Verhiiltniss der Anderung in der Jahreszeit mitgetheilt worden:19, Der wilde Enterich paart sich mit einem W eibchen; der domesticirte Enterich ist polygam. Ge­ wisse HOhnerrassen haben die Gewohnheit des Briitens verloren. Die Gangart des Pferdes und die Flugweise bei gewissen Rossen von Tauben sind modificirt worden und werden vererbt. Die Stimme differirt bedeutend bei gewissen Hiihnern und Tauben; einige Rossen sind geschwiitzig, andere schweigsam, so bei derSchnatter- und ge­ meinen Ente, oder beim Spitz und dem Vorsteherhunde. Jedermann weiss, wie sehr Hunde in ihrer Art zu jagen von einander abweichen und in ihrer Begier auf verschiedene Arten von Wild oder kleine Raubthiere.

Bei Pflanzen wird die Vegetationsperiode Ieicht geiindert und

wird vererbt. So ist es der Fall beim Sommer- und Winterweizen der Erbse und den Wicken.  Auf diese Gegenstiinde werden wir'

aber sofort in dem Capitel iiber Acclimatisation zuriickkommen. Einjiihrige Pflanzen werden zuweilen unter einem neuen Klima pe­ rennirend, wie es nach einer Mittheilung Dr. Hook er 's mit dem Levkoj und der Reseda in Tasmanien der Fall ist. Andererseits werden zuweilen perennirende Gewiichse einjiihrig, wie es mit dem Ricinus in England und, Capt. Mangles zufolge, mit vielen Varie

tiiten des Pensee der Fall ist.  v. Berg 40 erzog aus dem Semen

von Verbascum phoeniceum, welches gewohnlich eine zweijiihrige Pflanze ist, sowohl einjahrige als perennirende Varietaten. Einige blatterabwerfende Gestriiuche werden in warmen Liindern immer­ griin41. Reis erfordert vie!Wasser; inlndien gibt es aber eine Varietiit;

welche ohne Bewiisserung gezogen werden kann 42. Gewisse Varie­

tiiten des Hafers und unsere anderen Cerealien sind am besten fur ge­ wisse Bodenarten passend 43. Es Iiessen sich noch endlose iihnliche Thatsachen aus demPflanzen- undThierreich anfuhren; sie werden bier erwiihnt, weil sie analoge Verschiedenheiten in riahe verwandten na-

39 Quatrefages, Unite de l'Espec Humaine, 1861, p. 79.

40 Flora, 1835. Bd; II, p. 504.

u    Alph. DeCandolle, G ographie Botan.  Tom II, p. 1078.

• 2 Royle, Illustrations of the Botany of the Himalaya, p. 19. " Gardener's Chronicle, 1850, p. 204, 219.

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tiirlichen Arten illustriren und weil solche veriinderte Lebensweisen, mogen sie eine Folge des Gebrauchs oder Nichtgebrauchs oder der directen Einwirkung iiusserer Bedingungen oder einer sogenannten spontanen Abiinderung sein, Ieicht zu Modificationen der St1'1;1ctur fiihren konnen.

   Acclimatisation. - Von den vorstehenden Bemerkungen kommen wir nun natiirlich auf die vielbestrittene Frage der Accli­ matisation. Hier liegen zwei distincte Fragen vor: weichen Varie­ tiiten, welche von derselben Species abstammen, in ihrem Vermogen, unter verschiedenen Climaten zu leben, von einander ah? und zweitens, wenn sie abweichen, auf welche Weise sind sie so angepasst wor­ den? Wir haben gesehen, dass europiiische Hunde in lndien riicht gut gedeihen, und es wird angeftihrt 44, dass es Niemand gegliickt ist, einen Neufundliinderhund dort Iange amLeben zu erhalten. Man konnte nun hier einhalten und wahrscheinlich mit Recht, dass diese nordlichen Rassen von den in lndien gut gedeihenden eingebornen Hunden specifisch distinct sind. Dieselbe Bemerkung kann in Bezug auf die verschiedenen Schafrassen gemacht werden, von welchen nach You at t 45 ., nicht eine von den aus einem heissen Klima ge­ brachten das zweite J11hr im zoologischen Garten iibersteht". Doch sind Schafe eines gewissen Grades von Acclimatisation fiihig; denn am Cap der guten Hoffnung geziichtete Merinoschafe haben sich a]s viel besser fiir lndien angepasst erwiesen, als die aus England im­ portirten 46. Es ist fast sicher, dass die Hiihnerrassen von derselben Species abstammen; aber die spanische Rasse, welche, wie wir gu­ ten Grund zu glauben haben, ihren Ursprung in der Nii e des Mittel­ meeres 47 nahm, leidet, trotzdem sie in England so schon und. kriif­ tig ist, viel mehr von der Kalte, als irgend eine andere Rasse. Die Arrindy-Seidenmotte, die aus Bengalen eingefiihrt wurde, und die Ailanthus-Motte aus der gemiissigten Provinz von Shan-Tung in China gehoren zu derselben Species, wie wir aus der Identitiit der

44 R. Everest, Journal Asiat. Soc. of Bengal.  Vol. III, p. 19.

45 You at t , on Sheep; 1838, p. 491.

46 Roy I e , Productive Resources of India, p. 153.

41 Tegetmeier, Poultry Book, 1866, p. 102.

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Raupe , des Cocons und der Reifezustande schliessen konnen 48;

und doch weichen sie sehr in der Constitution ab. Die indische Form

,, gedeiht nur in warmen Theilen", die andere ist vollstlindig wider­ standsfahig und ertriigt Kiilte und Regen.

    Pflanzen werden viel genauer an das Clima angepasst als Thiere. Werden die letzteren domesticirt, so widerstehen sie so grossen Ver­ schiedenheiten des Clima's, dass wir nahezu dieselbe Species in tropi­ scb.en und gemassigteu Landern finden, wii.hrend die cultivirten Pflanzen sehr unii.hnlich sind. Es steht uns daher hier in Bezug anf Acclimati­ sation bei Pflanzen ein grosseres Feld offen, als bei Thieren. Es ist keine Obertreibung zu sagen, dass bei fast jeder Pflanze, welche lange cilltivirt worden ist, Varietii.ten existiren, welche Constitutionen besitzen, die fur sehr verschiedene Climate passend sind. Ich will nur einige wenige der auffalleuderen Fillle auswahlen, da es la.ngweilig sein wiirde, alle zu geben. In Nordamerika sind zahlreiche Fruchtbaume erzogen worden und in Schriften iiber Horticultur z. B. in Downing werden Listen der Varietaten mitgetheilt, welche am besten im Stande sind, dem strengen Clima. der nordlichen Staaten undCanada zu widerstehen. Viele amerika.nische Varietaten der Birne , der Pflaume und des Pfirsichs sind in ihrem eigenen Lande ausgezeichnet; aber bis ganz vor Kurzem war nicbt bekannt, dass auch nur eine in England gedieh; und von den Apfeln gedeiht nicht einer 49. Trotzdem die amerikanischen Varietaten einen strengeren Winter als unsere ertragen konnen, so ist der Sommer hier nicht warm genug. In Europa sind ebenso gut wie in Amerika Frucht­ baume entstanden mit verschiedenen Constitutionen. Sie werden aber hier nicht so beachtet, da ein und derselbe Ziichter nicht einen weiten Bereich versorgt. Die Forellenbirne bliiht zeitig, und wenn die Bltithen eben angesetzt haben (und dies ist die kritische Periode) so hat man so­ wohl in Frankreich als England beobachtet, dass sie vollig unbeschii.digt einen Frost von achtzehn und selbst vierzehn Grad Fahr. ertragen kon­ nen, welcher dieBluthen aller anderenBirnensorten, mogen sie nun vollig entwickelt oder noch in Knospen da sein, todtete 50. Dieses Vermogen

   48 Dr. R. Paterson in einem der Botan. Soc. von Canada mitge­ getheilten Anfsatze, citirt in The R'eader, 1868, Nov. 18.

  '9 s. die Bemerkungenj von dem Herausgeber in Gardener's Chronicle, 1848, p. o.

   .so Gardener's Chronicie , 1860, p. 988.     Bemerkungen des Heraus­ gebers und Citat von Decaisne.

  

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der Blfithe, der Kalte zu widerstehen und spater Friichte zu produciren, hiingt, wie wir nach guter Autoritat 51 wissen, nicht unabanderlich von einer allgemeinen constitutionellen Kraft ab. Gehen wir waiter nach Norden, so nimmt die Zahl der Varietaten, welche befahigt sind dem Klima zu widerstehen , schnell ab, wie man aus der Liste der Varietaten der Kirsche, des Apfels und der Birne sieht, welche in der Umgebung von Stockholm cultivirt werden konnen 52. Furst Trube t z k o y pflanzte in der Nahe von Moskau des Versnches halber mehrere Varietaten der Birne in offenem Lande, a.her nur eine, die Poire sans Pepin,s widerstand der Winterkalte 53. Wir sehen hieraus, dass unsere Fruchtbll.ume wie distincte Species einer und derselben Gattung sicher in ihrer constitu­ tionellen Anpassung an verEichiedene Klima.ta von einander verschie­ den sind.

   Bei den Varietaten vieler Pflanzen ist die Anpassung an das Klima oft eine sehr enge. So ist es durch wiederholte Versuche bewiesen worden,

,,dass wenn tiberhanpt, so nur wenige von den englischen Weizenvarie­ taten sich zur Cultur in Schottland eignen" 54. Das Fehlschlagen findet in diesem Falle zuerst nur in der Quantitat, schliesslich aber doch a.uch in der Qua.lit/it des erzeugten K'.orns statt. Mr. J.M. Berkeley sate Weizen a.us Indian und erhielt ,,die magerstenA.hren" auf einem Boden, welcher sicher eine gute Ernte ans englischem Weizen ergeben haben wtirde 55. Bei diesem Falla sind Varietaten aus einem warmen nach einem kiilteren Clima gebracht worden. Im umgekehrten Falle, so ,, wenn Wei­ zen direct aus Frankreich auf die westindischen Inseln gefil.hrt wurde, producirte er entweder ganzlich unfruchtbare Ahren oder nur solche, die hochstens zwei oder drei miserable Samen enthielten, wahrend westindi­ scher Samen dicht daneben eine enorme Ernte ergab" 56. Das Folgende ist ein anderer Fall einer engen Anpassung an ein unbedeutend kalteres Klima. Eine Weizensorte, welche in England ohne Unterschied entweder als Winter· oder a.ls Sommervarietat benutzt werden kann, benahm sich,

61 J. DeJonghe, vonBrttssel, in: Gardener's Chronicle, 1857, p.612.

$2 Ch. Martins , Voyage Bot. Cotes Sept. de la Norvege, p. '26.

  n  Journal de l' Acad. Hortic. de Gand., citirt in: Gardener's Chronicle, 1859, p. 7.

$4 Gardener's Chronicle, 1851, p. 396.

u    Ebend. 1862, p. 285.

H  Nach der Autoritll.t von L a b at,  citirt in Gardener's Chronicle,,

1862, p. 235.

[page break] 408     Gesetze der Abii.nderung. 24. Cap.

als sie unter dem wiirmeren Clima von Grigna.n in Frankreich gesM wurde, genau so, als ware sie ein echter Winterweizen gewesen 57.

   Die Botaniker glauben, dass alle Varietaten des Mais zu derselben Species gehoren ; und wir haben gesehen, dass wenn man in Nordame­ rika. nach Norden vorschreitet, die in jeder Zone cultivirten Varietiiten ihre Bltlthen in immer kurzeren und kurzeren Perioden produciren nnd ebenso auch ihre Samen schneller reifen. Holte, langsam reifende sud­ liche Varietiiten gedeihen daher in Neu-England nicht und die neu-eng­ lischen Varietiiten gedeihen in Canada nicht. Ich bin keiner Angabe begegnet, dass die sudlichen Varietaten factisch von einem Kaltegrad, dem die nordlichen Varietaten unbeschadigt widerstehen konnen, be­ schadigt oder getodtet wurden, trotzdem dies wahrscheinlich ist. Die Erzeugung von zeitig bluhenden und zeitig samentragenden Varietaten verdient aber a.ls eine Form der Acclimatisation unsere Beachtung. Es ist hiernach als moglich erfunden worden, nach Ka.Im, Mais immer weiter und weiter na.ch Norden in Amerika zu cultiviren. Wie wir nach den von A. De Can do I I e beigebra.chten Zeugnissen sehen, hat sich a.uch in Europa die Maiscultur seit dem Ende des vorigen Jahrhunderts dreissig

Meilen nordlich von ihrer friiheren Grenze weiter ausgedehnt 58, Ich kann noch einen andern Fall nach der Antoritat des grossen Linn e 59

anfuhren, namlich dass in Schweden Tabak, der aus dort erzogenem Samen erbaut wird, Feinen Samen einen Monat frtiher reift und weni­ ger einem Fehlschlagen ausgesetzt ist, als Pflanzen, die aus fremden Samen erzogen werden.

   Verschieden vom Mais ist beim Wein die Linie der practischen Cultur seit dem Mittelalter etwas nach Suden zuriickgewichen 6.1, es scheint dies aber eine Folge des Handels zu sein mit Einschluss des Weinhandels, der jetzt freier und leichter ist. Nichtsdestoweniger be­ weist die Thatsache, dass sich der Wein nicht nach Norden verbreitet hat, dass die Acclimatisation wahrend mehrerer J ahrhunderte keine Fort­ schritte gemacht hat. Es besteht in der Constitution der verschiedenen Varietiiten eine markirte Verschiedenheit. Einige sind sehr hart, wah-

HEdwards und Colin, Annal. d. Scienc. Natur.  2. Ser. Botan.

Tom V, p. 22.

H  Geographie Botan. p. 337.

be Acta Holm. Vol. I. 1739-40. Kalm gibt in seinen Reisen, Vol. II,

p. 66, einen analogen Fall von Baumwollenpflanzen, die in New-Jersey aus Carolina-Samen erzogen wurden.     '

60 DeCandolle, Geographie Botan. p. 339.

[page break] 24. Cap.     Acclimatisation.     409

rend andere, wie der Muscat von Alexandria, eine sehr hohe Temperatur zum Reifen bedarf. Lab a t zufolge 61 gedeihen Weine , die man aus Frankreich nach den westindischen Inseln gebracht hat, dort mit il.usser­ ster Schwierigkeit, wil.hrend die aus Madeira oder den canarischen Inseln importirten wunderbar fippig gedeihen.

Ga 11 esi o gibt einen merkwurdigen Bericht iiber die Naturalisation

der Orange in !ta.lien. Viele Jahrhunderte hindurch wurde die sfisse Orange ausschliesslich durch Pfropfreiser fortgepflanzt und litt so oft von den Frosten, dass sie eines Schutzes bedurfte. Nach dem starken Frost von 1709 und noch besonders nacb dem von 1763 wurden so viele Bil.ume zerstort, dass Sil.mlinge von der siissen Orange erzogen wurden und zur Oberraschung der Einwohner zeigte es sich, dass ihre Frucht suss war. Die so erzogenen Bil.ume waren grosser, productiver und wi­ derstandsfil.higer, als die friiheren Sorten und jetzt werden bestil.ndig Sil.mlinge erzogon. Ga 11es i o schliesst daraus, dass durch die zufil.llige Erzeugung neuer Sorten fi.ir die Naturalisation der Orange in ltalien wahrend einer Periode von ungefil.hr sochzig Jahren viel mebr bewirkt wurde, als durcb das Pfropfen alter Varietil.ten Jabrhunderte hindurch bewirkt worden war 62. Ich will hinzufi.igen, das Risso 63 einige portu­

.giesische Varietaten der Orange beschreibt, welche fi.ir Kil.lte il.usserst empfindlich und viel zarter als gewisse audere Varietil.ten siud.

Der Pfirsich war Theophrastus 322 v. Chr. bekannt 64. Zufolge

der Autoritil.ten, welcbe Dr. F. Ro 11e 65 anfi.ihrt, war er bei seiner ersten Einfi.ihrung nach Griechenland zart und trug selbst auf der Insel Rhodus nur gelegentlich Friicbte. 1st dies richtig, so muss d r Pfirsich bei sei­ ner wil.hrend der letzten zweitausend Jahro uber die mittleren Theile von Europa erfolgten Verbreitung viel widersta.ndsfil.higer geworden sein. Heutigen Tages weichen verschiedeuo Varietil.ten sehr in ihrer Wider­ standsfahigkeit von einander ab. Einige franziiAische Varietaten wollen in England nicht gedeihen, und in der Nil.he von Paris reift die Pavie de Bonneuil ibre Friichte erst sehr spat, selbst wenn sie an einer Wand wil.chst; ,,sie ist daher nur fiir ein sehr warmes sfidliches Clima passend".66

61 Gardener's Chronicle 1862, p. 235.

     62 Gal!esio, Teoria della Riproduzione Veget. 1816, p. 125, und Traite du Citrus 1811, p. 359.

63 Essai sur l'Hist. de Orangers 1813, p. 20 etc.

64 A Ip h. De Can do11e, Geographie Botan. p. 882.

6 Ch. Darwin's Lehre von der Entstehung der Arten 1862, p. 87.

66 Dec a is n e, citirt in Gardener's Chronicle 1865, p. 271.

[page break] 411)    Gesetze der Ab!l.nderung. 24. Cap.

    Ich will kurz noch wenig andere Fa.He an:fiihren. Eine Varietiit der Magnolia grandiflora, die Mr. Roy erzogen hat, widersteht einer um mehrere Grad niedrigeren Kiilte als die, welche irgend eine andere Va­ rietat ertragen kann. Bei Camellien besteht grosse Verschiedenheit in der Widerstandsfiihigkeit. Eine besondere Varietat der Noisette-Rose widerstand der strengen Kalte von 1860 unberiihrt und heil mitten unter einer allgemeinen Zerstorung anderer "Noisettes". In New-York ist ,, die irische Eibe vollig kriiftig, aber die gemeine Eibe friert leicht am Boden ab". Ich will hinzufii.gen, dass es von der sii.ssen Kartoffel (Oonvolvulus batatas) Varietiiten gibt, welche fiir warme ebenso wie filr kii.ltere Climate passen 67.

   Die eben erwahnten Pflanzen haben sich als solche gezeigt, welche einen ungewohnlichen Kalte- oder Warmegrad ertragen ktinnen, wenn sie erwachsen sind; die folgenden Falle beziehen sich auf Pflanz en, so Iange sie jung sind. Auf einem grossen Beete junger Araucaria's von demselben Alter, die dicht neben einander wuchsen und in gleicher Weise exponirt waren, beobachtete man 68 nach dem ungewohnlich strengen Winter von 1860 zu 1861, dass

,,mitten unter den absterbenden Individuen zahlreiche andere blie­ ben, auf welche der Frost absolut keinen Eindruck gemacht hatte." Dr. L in d I e y erwahnt diese und ahnliche and ere Falle und bemerkt:

., Unter den verschiedenen Lehren, welche uns der Ietzte schreck­ Iiche Winter gebracht hat, findet sich die, dass selbst in ihrem Ver­

mtigen, der Kal e zu widerstehen, lndividuen einer und derselben Species von Pflanzen sich merkwiirdig verschieden verhalten." In der Nii.he von Salisbury trat in der Nacht vom 24. Mai 1836 ein scharfer Frost ein, und alle franztisischen Bohnen (Phaseolus vulga­ ris) in einem Beete wurden gettidtet mit Ausnahme einer unter dreissig, welche vollstandig intact blieb 69. An demselben Monats­ tag aber im Jahre 1864 war i.n Kent ein scharfer Frost und zwei Reihen von Scharlachbohnen (Ph. multiflora) in meinem Garten, die

   67 Wegen der /1/agnolia s. Loud o n's Gardener's Magaz. Vol. XIII, 1837, p. 21, in Bezug auf Camellias und Rosen s. Gardener's Chronicle 1860,

p. 384, wegen der Eibe s. Journal of Horticult. 3. March. 1863, p. 174. Wegen der Bataten s. von Siebold in Gardener's Chronicle 1855, p. 822.

68 Der Herausgeber in: Gardener's Chronicle 1861, p. 239.

69 London's Gardener's Magaz. Vol. XII, 1836, p. 378.

[page break] 24. Cap.     Acclimatisation.     411

390 Pflanzen desselben Alters und in gleicher Weise ausgesetzt enthielten, wurden alle geschwiirzt und getodtet mit Ausnahme etwa von einem Dutz.end Pflanzen. In einer danebenstehenden Reihe von

.,Fulmers Zwergbohne" (Ph. vulgaris) entgieng eine einzige Pflanze dem Frost. Ein noch stilrkerer Frost trat vier Tage spiiter ein und von dem Dutzend Pflanzen, welche friiher entgangen waren, iiber­ lebten nur drei. Diese waren nicht hoher oder kraftiger als die an­ dem jungen Pflanzen, aber sie entgiengen der Einwirkung vollstiindig und batten auch nicht die Spitze ihrer Blatter gebraunt. Es war unmoglich, diese drei Pflanzen unter ihren geschwiirzten, verwelk­ ten und todten Geschwistern rings um sie herum zu sehen und nicht auf einen Blick zu wissen, dass sie in dem constitutionel­ len Vennogen, der Kiilte zu widerstehen, weit von jenen verschieden waren.

Es ist dieses Buch nicht der richtige Platz, um zu zeigen, dass

wilde Pflanzen einer und derselben Species, die natiirlich in ver­ schiedenen Hoben oder unter verschiedenen Breiten wachsen, in einer gewissen Ausdehnung acclimatisirt werden, wie es durch das verschiedene Verhalten ihrer Siimlinge bewiesen wird, wenn solche in England erzogen werden. In meiner ,, Entstehung der Arten" babe ich einige Fiille angefiihrt, und ich ktinnte noch andere hinzufiigen ; ein Beispiel muss geniigen. Mr. Grigor von Forres 70 fiihrt an, dass Siimlinge der Fichte (Pinus sylvestris), die aus Samen vom Continent und aus den Waldern von Schottland erzogen wurden, bedeutend diff'eriren. ., Die Differenz ist wahrnehmbar bei ein Jahr alten und noch mehr bei zwei Jahr alten Siimlingen. Die Einwir­ kung des Winters auf den zwei Jahr alten Wuchs macht die vom Continent fast gleichformig vollstandig braun unrl schiidigt sie so, dass sie im Monat Marz vollig unverkiluflich sind, wiihrend die Pflanzen von der eingeborenen schottischen Fichte unter derselben Behandlung und dicht daneben stehend, trotzdem sie betriichtlich niedriger, stiimmiger und vollkommen grun sind, so dass man die Beete der einen von denen der andern schon aus einer Entfernung von einer Meile erkennen kann." Ganz iihnliche Fiille sind bei Siim­ lingen von Larchen beobachtet worden.

10 Gardener's Chronicle 1865, p. 699.

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    In Europa werden nur kriiftige Varietiiten geschiitzt und erwahnt, wiihrend zarte Varietaten, die mehr Warme verlangen, allgemein ver­ nachlassigt werden. Es treten aber gelegentlich solche auf. So beschreibt Loud ·on 7.1 eine Varietat der Ulme aus Cornwall , weiche fast immer­ griin ist und deren Schosslinge oft durch die Herbstfroste getodtet wer­ den, so dass ihr Holz von geringem Werthe ist. Gartner wissen, dass manche Varietiiten viel zarter als andere sind. So sind die Varietii.ten des Blumenkohles zarter als Kohlarten; es herrscht aber eine bedeutende Verschiedenheit in dieser Beziehung bei den Subvarieta.ten des Blumen­ kohles ; die rosa und purpurnen Sorten sind ein wenig widerstandsfahiger als der weisse Cap-Broccoli; n aber man kann sich nicht auf sie verlas­ sen, sobald das Thermometer unter 24° F. flint." Der Walchern-Broccoli ist weniger zart a.ls der Cap , und es gibt mehrere Varietii.ten, welche einen noch stiirkeren Frost ertragen konnen, als der Walchern 72. Blu­ menkohl tragt in Indian viel reichlicher Samen als Kohl 73. Um ein Beispiel von Blnmen anzufuhren. Elf von einer Malve erzogene Pflanzen der sogenannten ,,Queen of the Whites" 74 zeigte sich viel zarter a.ls verschiedene andere Siimlinge. Es liisst sich a.nnehmen, dass alle zarten Varietaten in einem wiirmeren Clima als unserem besser gedeihen. Rei Fruchtbiiumen ist es bekannt, dass gewisse Varietiiten, z. B. des Pfirsichs, das Treiben in Warmhausern besser ertragen als andere ; und dies beweist entweder eine Schmiegsamkeit der Organisation odor irgend eine constitutionelle Verschiedenheit. Wurde ein und derselbe indivi­ duelle Kirschbaum getrieben, so wurde wahrend aufeinander folgender Jahre beobachtet, dass er seine Vegetationsperiode veriinderte 75. Wenig Pelargonien konnen die Wiirme eines Ofens ertragen, aber Alba multi­

flora ertragt, wie ein ausserst geschickter Gartner anfiihrt, ,,Anailas

warme in der Luft und Erde den ganzen Winter hindnrch, ohne irg nd wie mehr getrieben auszusehen, als wenn sie in einem gewohnlichen Ge­ witchshaus gestanden hatte, und Blanchefl,eur scheint, als ware sie be­ sonders zum Wachsen im Winter gemacht, wie manche Zwiebeln, um den ganzen Sommer zu ruhen" 76. Es liisst sich kaum zweifeln, dass

71 Arboretum et Fruticetum. Vol. III, p. 1876.

72 Mr. Robson, in: Journal of Horticult. 1861, p. 28.

73 Dr. Bonavia, Report of the Agri-Horticult. Soc. of Oudh, 1866; " Cottage Gardener, 1860, Apr. 24, p. 57.

75 Gardener's Chronicle 1841, p. 291.

   76 Mr. Beaton, in Cottage Gardener, March 20, 1860, p. 877. Auch Queen Mah vertragt Ofenwarme, s. Gardener's Chronicle, 1845, p. 226.

  

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das Alba-multi{lora-Pelargonium eine sehr verschiedene Constitution von der der meisten andern Varietaten dieser Pflanze haben muss. Es wilrde wahrscheinlich selbst ein aequatoriales Clima ertragen.

    Wir haben gesehen, dass Lab at zu Folge der Wein und Weizen der Acclimatisation bedii.rfe, um auf den westindischen Inseln zu ge­ deihen. Ahnliche Thatsachen sind in Madras beobachtet worden. ,,Zwei Pii.ckchen von Resedasamen, eines direct aus Europa, das andere in Bangalore gesammelt, dessen mittlere Temperatur viel niedriger a.ls die von Madeira ist, wurde zu gleicher Zeit gesiit. Sie keimten beide gleich gunstig, aber die Samlinge des ersteren starben alle wenige 'l'age nach­ dem sie oberhalb der Erde erschienen waren. Die letzteren leben noch und sind krii.ftige gesunde Pflanzen." Ferner zeigte sich, dass ,,Miihren· und Rtibeilsamen, der in Hyderabat gesammelt wurde, in Madras besser fortkommt, als Samen a.us Europa oder vom Cap der guten Hoffnung" 77. Mr. J. Scott vom botanischen Garten in Calcutta theilt mir mi:t, dass a.us England importirter Samen des Lathyrus odoratu.9 Pflanzen ergab mit dicken rigiden Stammen und kleinen Blii.ttern, welche selten bliihen

und nie Samcn ergeben; Pflanze.n aus franzosischem Samen erzogen,

bliihen sparlich, aber alle Blii.then sind steril. Andrerseits kiinnen Pflan­ zen, die aus Lathyrus- Sa.men aus der Nii.he von Darjeeling in Ober-In­ dian , aber urspriinglich a.us England bezogen, erzogen wurden, mit Erfolg in den indischen Ebenen cultivirt werden; sie bli.iheri und samen reichlich und ihre Stamme sind lax und schlingend. Wie Dr. Hooker gegen mich bemerkt hat, liisst sich in einigen der vorstehenden Fiille der griissere Erfolg vielleicht dem Umstande zuschreiben, dass die Sa.men unter einem giimitigeren Klima vollstandiger gereift waren. Die Ansicht lasst sich aber kaum auf so viele Falle ausdehnen, mit Einschluss von Pflanzen, welche, nachdem sie unter einem Clima cultivirt wurden, wel­ ches heisser als ihr eingebornes ist, einem noch wii.rmeren Clima angepasst warden. Wir kiinnen daher mit Sicherheit schliessen, dass Pflanze_nin eiuer gewissen Ausdehnung an ein entweder wii.rmeres oder kalteres Clima a.ls _ihr eigentliches angewiihnt werdeu, obgleich die letzteren Falla hii.ufiger beobachtet worden sind.

   Wir wollen nun die Mittel betrachten, durch welche die Accli­ matisation bewirkt werden kann, nllmlich durch das spontane Auf­ treten von Varietaten mit einer verschiedenen Constitution und durch die Wirkungen des Gebrauchs oder der Gewohnheit. In Be-

" Gardener's Chronicle 1841, p. 439.

[page break] 414     Gesetze der Abli.nderung. 24. Cap.

zug auf den ersten Vorgang haben wir keine Beweise dafiir, dass eine Veriinderung in der Constitution der Nachkommen nothwendig in irgend einer directen Beziehung zu der Natur des von den Eltern bewohnten Klimas steht. Im Gegentheil ist es sicher, dass krliftige und zarte Varietiiten einer und derselben Species in einem und demselben Land auftreten. So werden spontan auftretende neue Varietiiten unbedeutend verschiedenen Klimaten auf zwei verschie­ dene Weisen angepasst; erstens konnen sie das Vermogen haben, entweder als Samlinge oder erwachsen intensiver Kiilte zu wi­ derstehen, wie die Moskauer Birne, oder intensive Wiirme zu ertra­ gen, wie manche Arten von Pelargonium, - oder die Bliithen kon­ nen einen scharfen Frost aushalten, wie bei der Forellenbirne. Zweitens: es konnen Pflanzen an von ihrem eigenen sehr verschie- · dene Climate dadurch angepasst werden, dass sie entweder frilher oder spater im Jahre blilhen und Frfichte bringen. In diesen beiden Fallen besteht das Acclimatisationsvermogen des Menschen einfach in der Zuchtwahl und Erhaltung neuer Varietaten. Aber auch ohne eine directe Beabsichtigung seinerseits, eine krii ige Varietat sich zu verschaffen, kann die Acclimatisation unbewusst dadurch bewir t werden, dass einfach zarte Pflanzen aus Samen erzogen werden, und dass man gelegentlich versucht, ihre Cultur immer weiter und weiter nordwiirts auszubreiten, wie es der Fall war bei dem Mais, der Orange und dem Pfirsich.

    Wie viel Einfluss der vererbten Lebensweise oder Gewohnheit bei der Acclimatisation von Thieren und Pflanzen zuzuschreiben ist, ist eine viel schwierigere Frage. In vielen Fallen wird kaum zu vermeiden gewesen sein, dass natilrliche Zuchtwahl mit ins Spiel kam und das Resultat complicirte. Es ist notorisch, dass Bergschafe strenge Winter und Schneestiirme ertragen, w lche oft die Nieder­ landrassen zerstoren wiirden. Nun sind aber Bergschafe seit unvor­ denklicher Zeit in dieser Weise ausgesetzt worden und alle zarten lndividuen werden zerstort und die kriiftigsten erhalten worden sein. Dasselbe gilt fur den Arrindy-Seidenschmetterling von China und Indien. Wer kann sagen, einen wie grossen Theil die natfir­ liche Zuchtwahl bei der Bildung der beiden Rassen genommen hat, welche jetzt fiir so weit verschiedene Klimate passend sind? Es

   

[page break] 24. Cap.     Acclimatisation.     415

soheint auf den ersten Blick wahrscheinlich, dass die vielen Frucht­ baume, welche fiir die warmen Sommer und kalten Winter von Nordamerika so gut angepasst sind, im Gegensatz zu dem iirmlichen Hrfolg in unserem Klima in Folge der Anderung der Angewohnung angepasst word en sind. Wenn wir uns aber an die Menge von Siim­ lingen erinnern, die jiihrlich dort erzogen werden, und dass keiner fortkommen wiirde, wenn er nicht eine passende Constitution hiitte, so wird moglicherweise die blose Angewohnung nichts zu ihrer Acclimatisation beigetragen haben. Horen wir andrerseits, dass Merinoschafe, welche keine grosse Anzahl von Generationen hin­ durch am Cap der guten Hoffnung geztichtet worden sind, und dass manche europiiische nor wenig Generationen in den kiilteren Thei­ len von lndien erzogene Pflanzen die warmen Theile jenes Landes vie! besser als die direct aus England importirten Schafe oder Sa­ men ertragen, so mtissen wir der Angewohnung irgend einen Ein­ fluss zuschreiben. Zu demselben Schluss werden wir gefuhrt, wenn wir von Naud in 78 horen, dass die Rassen der Melonenktirbisse und Gurken, welche lange im nordlichen Europa cultivirt worden sind, vergleichsweise zeitiger sind und vie! weniger Wii.rme zum Reifen ihrer Fruchte brauchen, als die Varietii.ten derselben Species, die aus tropischen Gegenden neuerdings gebracht worden sind. In der wechselseitigen Umwandlung von Sommer- und Winterweizen, Gerste und Wicken in einander bringt die Gewohnung im Verlauf sehr weniger Generationen einen auffallenden Erfolg hervor. Das­ selbe ereignet sich, wie es scheint, bei den Varietiiten des Mais, welcbe, wenn sie aus den siidlichen in die ntirdlichen Staaten von Amerika oder nach Deutschland gebracht werden, bald an ihre neuen Heimathsstiitten gewtlhnt werden. Bei Weinpflanzen, die aus Madeira nach Westindien gebracht wurden, von denen man sagt, dass sie besser gedeihen, als direct aus Frankreich gebrachte, sehen wir einen gewissen Grad von Acclimatisation in dem Individ»um unabhlingig von der Production neuer Varietaten durch Samen.

   Die gewohnliche Erfahrung von Landleuten ist von einem ge­ wissen Werthe; und sie rathen oft Personen, vorsichtig zu sein beim

   78 citirt von Asa Gray, in: Americ. Journ. of Science. 2. Ser. Jan. 1865, p. 106.

  

[page break] 41.6    Gesetze der Abli.nderung. 24. Cap.

versuchsweisen Anbau der Erzeugnisse eines Landes in einem an­ dern. Die alten Agriculturschriftsteller von China empfehlen die Erhaltung und Cultur der jedem J,ande eigentht1mlichen Variet {e·n. Wiihrend der klassischen Periode schrieb Co I um e11a ,, Vernaculum pecus peregrino longe praestantius est" 79.

   lch weiss wohl, dass der Versuch, Thiere oder Pflanzen zu acclimatisiren, eine leere Chimiire genannt worden ist. Ohne Zwei­ fel verdient in den meisten Fallen der Versuch so genannt zu wer­ den, wenn er unabhiingig von der Erzeugung neuer mit einer ver­ schiedenen Constitution versehener Varietiiten angestellt wird. Eine wenn auch noch so Iange fortgesetzte Gewohnung producirt selten irgend eine Wirkung auf eine Pflanze, die durch Knospen verviel­

faltigt wird. Sie wirkt, wie es scheint, nur durch successive Gene­ rationen von Sam en. Der Lorbeer, Kirschlorbeer, Laurestinus und die Jerusalem-Artischoke, welche durch Schnittreiser oder Knollen fortgepflanzt werden, sind wahrscheinlich jetzt in England so zart, als sie bei ihrer ersten Einfiihruug waren; und dies scheint auch bei der Karloffel der Fall zu sein, welche bis vor Kurzem seltl;ln

durch Samen vervielfiiltigt wurde. Bei durch Samen vermehrten Pflanzen und bei Thieren wird wenig oder gar keine Acclimatisation eintreten, wenn nicht die kriiftigeren Individuen entweder absicht­ Iich oder unbewusst erhalten werden. Die Bohne ist oft als Beispiel einer Pflanze angefiihrt worden, welche seit ihrer ersten Einfilhrung nach England nicht widP.rstandsfiihiger geworden ist. Wir horen indessen von einer ausgezeichneten Autoritiit 80, dass einige sehi: schone von auswiirts importirte Samen Pflanzen producirten, ,, welche iiussert reichlich bl0hten, aber fast alle abortiv waren, wiihrend dicht daneben wachsende Pflanzen aus englischem Sam·en sehr reichliche Schoten trugen"; und dies beweist offenbar einen ge­ wissen Grad von Acclimatisation bei unsern englischen Pflanzen. Wit haben auch gesehen, dass Siimlinge der Bohne gelegentlich auftreten, die ein ausgesprochenes Vermogen, der Kiilte zu wider-

  '9 Wegen China. s. Memoire sur Jes Chinois. Tom. XI, 1786, p. 60. Columella. wird von Carlier citirt im Journal de Physique. Tom, XXIV, 1784.

l!O Messrs. Hardy and Son, in: Gardener's Chronicle 1856, p. 589.

[page break] 24-. Cap.    Acclimatisation.     417

steben, besitzen. So viel icb aber bore, hat Niemand solche kriiftige · Siimlinge je getrennt, um zufiillige Kreuzung zu vermeiden, und dann deren Samen gesammelt und diesen Prozess Jahr nach Jahr wiederholt. Man kann indessen mit Recht entgegnen, dass natur­ liche Zuchtwahl auf die Kriiftigkeit unserer Bohnen eine entschie­ dene Wirkung gehabt haben muss; denn die zartesten lndividuen m'iissen in jedem strengen Friihjahr getodtet und die kriiftigeren erhalten worden sein. Man muss aber im Auge behalten, dass das Resultat einer vermehrten Widerstandsf'ahigkeit einfach das sein wilrde, dass Giirtner, welche stets iingstlich darauf bedacht sind, eine so zeitige Ernte als moglich zu erhalten, ihren Samen wenige Tage zeitiger siiten als friiher. Da nun die Periode des Siiens viel vom Boden und der Erhebung jedes Districtes abhiingt und mit dem Jahre variirt, und da oft neue Varietiiten von auswiirts importirt worden sind, - konnen wir 'iiberzeugt sein, dass unsere Bohnen nicht etwas widerstandsfiihiger sind? Nach dem Durchmustern alter Werke uber Giirtnerei bin ich doch nicht im Stande, diese Frage geniigend zu beantworten.

   Im Ganzen zeigen die jetzt mitgetheilten Fiille, dass, wenn auch die Gewohnung etwas zur Acclimatisation beitriigt, doch das spon­ tane Auftreten constitutionell verschiedener lndividuen ein viel wirksameres Agens ist. Da kein einziges Beispiel weder bei Pflan­ zen noch bei Thieren berichtet worden ist, wo widerstandsf'ahigere lndividuen lange und bestiindig zur Zucht ausgewiihlt wurden, da aber trotzdem zugegeben wird, dass eine solche Zuchtwahl zur Ver­ edlung jedes anderen Characters unentbehrlich ist, so ist es nicht iiberraschend, dass der Mensch nur wenig zur Acclimatisation do­ mesticirter Thiere und cultivirter Pflanzen beigetragen hat. Wir diirfen indessen nicht zweifeln, dass in der Natur neue Rassen und neue Species durch spontane Variation, unterst'iitzt von der Gewoh­ nung und regulirt durch die natiirliche Zuchtwahl, sehr von einan'der. verschiedenen Climaten an gepasst werden.

DARWIN, Varliren II. 27

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Entwickelungshemmungen; rudimentare undabor­ tive Organe.

    lch beruhre diesen Gegenstand hier, weil wir Grund zu glauben hah!=l , dass rudimentare Organe in vielen Fallen das Resultat von Nicht­ gebrauch sind. Modificationen der Structur in Folge von Entwickelungs­ hemmungen, so gross oder so bedenklich, dass sie Monstrositaten genannt zu· warden verdienen, kommen haufig vor. Da sie aber bedeutend von jeder normalen Bildung abweichen, brauchen sie hier nur beilli.ufig er· wahnt zu warden. Wird ein Theil oder Organ wahrend seines embryona­ len Wachst4ums gehemmt, so bleibt meist ein Rudiment iibrig. So kann der ganze Kopf durch einen weichen warzenartigen Vorsprung und die Glieder durch einfache Papillen reprasentirt sein. Diese Rudimente der. Gliedmaassen warden zuweilen vererbt, wie es bei einem Runde beobach­ tet worden ist 81.

    Viele geringer Anomalien bei unsern domesticirten Thieren schei.- nen eine Folge einer Eiltwickelungshemmung gewesen zu sein. Was die Ursa.che der Hemmung sein mag, wissen wir selten, die Falle ausgenom­ men, wo · wir eine directe Beschadigung des Embryos innerhalb des Eies oder des Uterus nachweisen konnen. Dass die Ursache nicht allgemein in einer sehr friihen embryonalen Zeit einwirkt, konnen wir daraus schliessen, dass das afficirte Organ selten ganzlich abortirt wird; allgemein bleibt einRudiment erhalten. In einer chinesischen Schafrasse werden die ausseren Ohren nur spurweise bemerkt; in einer andern Rasse ist der.. Schwanz ,,zu einem kleinen Knopf, der in einer gewissen Weise von Fett erstickt" ist,. reducirt82. ·Bei schwanzlosen Hunden und Katzen ist ein Stumpf iibrig; ieh weiss aber nicht, ob er in einem fruheren embryonalen Alter Rudimente aller Schwanzwirbel enthalt. In gewissen Hiihnerrassen werden der Kamm und die Fleischlappen zu Rudimenten reducirt. Bei der Cochinchinarasse existiren kaum mehr a.ls Sporenrudimente. Bei hornlosen Suffolk - Rindern kann man ,,oft . Rudimente von Hornern in friihem Alter fiihlen" 83; und bei Arten im Naturzustande ist die relativ grossere Entwickelung von rudimentaren Organen in einer friihen Le­ bensperiode ausserst characteristisch fiir solche Organe. Bei hornlosen Rind- und Schafrassen ist eine andete und eigenthiimliche Sorte von

   81 Isid.Geffroy Saint-Hilaire, Hist. Natur. des Anomalies 1886, Tom. :a, p. 210. 228. 224. 895. Philosoph. Transact. 1775, p. 818.

82 Pallas, citirt von Youatt, on Sheep, p. 25.

ijS Youatt, on Cattle, 1884, p.174.

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Rudimenten beobachtet worden, namlich kleine, lose an der &ut·be­ festigte Hllmer, welche oft abgeworfen warden und wieder wachsen. Nach De s m are s t 84 existirim bei hornlosen Ziegen die Knochenaus wuchse, welche eigentlich die Homer tragen, als blosse Rudimente;

    Bei cultivirten Pfl.anzen ist es durchaus nicht selten, die Kronen­ blll.tter, Staubfaden und Pistille durch Rudimente reprasentirt zu sehen, wie solche in naturlichen Species beobachtet warden. Dasselbe ist bei vielen Frtichten mit dem ganzen Samen der Fall. So gibt es in der Nii.he von Astrachan eine. Traube mit blossen Spuren von Sainen, die ,,so klein. sind und dem Stengel so nahe liegen, dass sie: beim Essen der Trauben nicht bemerkt warden 85. Bei gewissen Varietaten des Kflrbis wei'deti die- Ranken nach Nau din dureh Rudimente oder durch verschie·dene monstrose Gebilde dargestellt. Beim Broccoli und dem Blumenkohl ist die grossere Zahl der Bliithen unfahig sich auszudehnen und: schliesst rudimen are Organe ein. Bei der Federhyacinthe(Muscari comosum) sind die oberen und centralenB11l.then hellgefarbt, aber rudimentar.' In der Cultur steigt die Tendimz zum Abortiren nach unten und.imssen und· alle :Bl1l.then warden rudimentar. Aber die abortiven Staubfii.den und Pistille sind in den unteren· Bl1l.then nicht so klein als in den oberen. Andterseits sind bei den anssern Blil.then des Viburnum opulus die Fructiflcationsorgane nattlrlich in einem rudimentaren Zuatand, und die Corolla ist von bedeu· tender Grosse. Unter der Cultur verbreitet sich die Verii.nderung nach

der Mitte hin und alle Bl1ithen' werden afflcirt. Hierdurch wird der be" kannte Schneeball producirt.· Bei den Compositen besteht das sogetiannte Geflilltsein der Blil.then in der grM'Seren Entwickelung dill' Corolla det centra.len Bl11thchen meist in Begleitung eines gewissen Grades voii 'Un · fruchtbarkeit und es ist beobachtet worden 86, dass ·das· allmii.hlichll Ge­ fillltwerden unveranderlich von dem Umkreise na.ch der Mitte hin sich· vetbreitet; d. h. von den Strahlenblutlichen, welche so oft rtldimentlire· Organe einschliessen nach denen der Sehe'ibe. Da es auf die'se Fraga Bezug hat, will ich hinzuffigen, dass bei Astern aus den Bl1l.thchin des · Randes genommene Samen sich a.ls solche ergeben habeti, die die·gr0sste·· Zahl g:efil.llter Blllthen hervorbringen 87. In diesen verschiedenlm Fallen

      84 EncydopMie · Methodique 1820, p. 488, s. p: 600, fiher daH Ab#er: fen der Horner beim indischen Zebu. Ahnliche Fil.Be beim europil.ischen, Rinde wurden im dritten Capitel mitgetheilt.

85 Pa 11as, Travels engl. Ubers. Vol. I, p. 248.

86 Mr. Beaton, in: Journal of llorticulture. May 21, 1861, p. 188.

87 Le co q , De la Fecondii.tion 1862, p. 288.     ' 27*

[page break] 420     Gesetze der Abanderung.   24. Cap.

haben wir eine natiirliche _Neigung. ei gewissen TheHen rudimentan:u werden; und dies verbreitet sich unter der Cultur entweder nach der 4-xe der Pflanze hin oder von. ihr ab. Da es beweist , wie dieselben Gesetze_. die Veranderungen beherrschen, welche natiirliche Species und k1lnst-. liche Varietaten erleiden; so verdient es Beachtung, dass in einer Reihe von Species in der Gattung Oarthamus, einer der Compositen, eine Neh. gung in den Samen besteht zum Fehlschlagen des Pappus, welche map. von dem Umkreis nach der Mitte. der Scheibe sich verbreiten(l nach­ weisen kann; so ist nach A. de Jussie u 88 bei Oarthamus creticus das Fehlschlagen nur theilweise, ausgedehnter bei O.lanatus, denn in dieser Species sind nur zwei oder drei der centralen Samen mit demPappus ver­ sehen. Die umgebenden Samen sind entweder vollig nackt oder nur mit wenig Haaren umgeben; und endlich bei 0. tinctorius sind die centrale.n Samen vollig ohne Pappus und das Fehlschlagen ist vollstandig.

    Wenn bei Thieren und Pflanzen im Zustande der Domestication. ein Organ verschwindet und nur einRudiment zurficklasst, so ist der Verlust gewohnlich plotzlich gewesen, so bei horn- und schwanzlosen Rassen; und derartige Falle konnen als vererbte Monstrositaten aufgefiihrt war­ den. In einigen wenigen Fallen ist aber der Verlust allmahlich einge­ treten und ist zum Theil durch Zuchtwahl bewirkt worden, wie es mit den rudimentaren Kammen und Fleischlappen gewisser Hiihner der Fall ist. Wir haben auch gesehen, dass die Fliigel einiger domesticirter Vogel durch Nichtgebrauch bedeutend reducirt worden sind; und die Grossen­ reduction d_er Fliigel bei gewissen Seidenschmetterlingen, wo mir Rudi­ mente iibrig bleiben, ist wahrscheinlich durch Nichtgebrauch gefordert worden.

    Bei Arten im Naturzustande sind rudimentare Organe so ausserst haufig, dass kaum irgend eine angefiihrt werden kann, welche von einem Fehler dieser Art ganz frei zu sprechen ware. Solche Organe sind meist variabel, wie mehrere Naturforscher bemerkt ha.hen; denn da sie nutzlos sind, warden sie nicht durch nat1lrliche Zuchtwahl regulirt und unter­ li1:1gen mehr oder weniger dem Rfickschlag. Dieselbe Regel gilt sich r auch fiir Theile, welche unter der Domestication rudimentar geworden sind. Wir kennen die Stufen nicht, auf welchen im Naturzustande rudi­ mentare Organe in ihren jetzigen Zustand gekommen sind, aber wir sehen ,so unaufhorlich bei Arten einer und ders.elben Gruppe die feinsten 'Obergiinge zwischen einem Organ im rudimentaren und vollkommenen

. 88 Annales du Museum. Tom. VI, p. 819.

[page break] Cap.    Entwicklungshemmungen und Rudimente. 421

 Zustande, dass wir zu der Annahme geftihrt werden, derObergang miisse ausserordentlich allmahlich gewesen sein. Man kann zweifeln, ob eine Structurveranderurtg, welche so abrupt ist, wie der pllitzliche Verlust eines Organes im Naturzustande, einer Species je von Nutzen sein kllnne; denn die Bedingungen, denen alle Organismen so lange angepasst sind, ii.ndem sich gewlihnlich nur sehr langsam. Selbst wenn ein Organ plOtz­ lich in irgend einem lndividuum durch eine Entwicklungshemmung ver­ schwand, wurde eine Kreuzung mit andern Individuen einer und derselben Art sein Wiederauftreten in einer mehr oder weniger vollkommenen Weise verursachen, so dass seine endliche Reduction nur durch den lang­ samen Process fortdauernden Nichtgebrauchs oder der naturlichen Ztlch­ tung bewirkt werden klinnte. Es ist viel wahrRcheinlicher, dass in Folge verii.nderter Lebensweise Organe zunachst von immer geringerem Ge­ branch und endlich 'iiberfiiissig warden; oder ihre Stelle kann durch.irgend ein anderes Organ ersetzt werden, und dann wiirde der Nichtgebrauch, der durch die Vererbung zu entsprechenden Lebensaltern auf die Nach­ kommen wirkt, fortfahren, dasOrgan zu reduciren. Da indess die meisten Organe zu einem friihen embryonalen Alter von keinem Nutzen sein klinnen, wurden sie nicht durch Nichtgebrauch afficirt werden; folglich wurden sie in diesem Wachsthumsstadium erhalten warden und wiirden rudimentil.r bleiben. Ausser den Wirkungen des Nichtgebrauchs wird auch das Princip der Oconomie im Wachsthum, auf das ich in diesem Capitel schon hingewiesen habe, zur noch weiteren Reduction aller_iiber­ fi'iissigen Theile ffihren. In Bezug auf endliche tota.le Unterdriickung oder Abortion irgend eines Organes spielt wahrscheinlich ein anderes distinctes Princip, welches in dem Capitel iiber Pangenesis erlirtert werden wird, eine Rolle.

Bei Pflanzen und Thieren, die vom Menschen gezogen werden, be­

 steht kein scharfer oder immerwiederkehrender Kampf ums Dasein, und das Princip der Oconomie wird nicht in Thatigkeit treten. Davon ist hier so wenig die Rede, dass in einigenFallen Organe, welche vonNatur in der elterlichen Species rudimentar sind, in den domesticirten Nach­ kommen zum Theil wieder entwickelt warden. So haben Kiihe, wie die meisten andern Wiederkii.uer, eigentlich vier functionirende und zwei rudimentare Zitzen; aber bei unsern domesticirten Thieren werden die letzteren gelegentlich betrachtlich entwickelt und ergeben Milch. Die a.trophirten Brustdriisen, welche bei mannlichen domesticirten Thieren mit Einschluss des Menschen in einigen seltenen Fallen zur vollen Grosse gewachsen sind und Milch secernirt haben, bieten vielleicht einen ana.logen

[page break] 422     Gesetze der AMnderung.    24. Cap.

Fall dar. Die Hinterfiisse von Hunden enthalten Ru!limente einer fiinf­ ten Zehe und bei gewissen grossen Rassen warden diese Zehen zwar immer noch rudimen r, . aber .do.eh betrachtlich entwickelt und mit Krallen

. versehen. Bei der gemeinen Henne sind die Sporen und der Kamm ru!limentii.r; aber in gewissen Rassen warden dieselgen unabhangig VQmAlter oder einer Erkrankung der Ovarian gut entwickelt. Der Hengst hat Eck ahne, die Stute aber nur Spuren der Alveolen, welche, wie mir ein ausgezeichneter Thierarzt, Mr. G. F.Brown, mitgetheilt hat, haufig kleine irr,igulare lfoochenkornchen enthalten. ,mesa Kornchen warden indess zuweilen zu unvollkommenen Zahnen entwickelt, die durcb das Zahnfleisch vorragen und mit Schmelz bekleidet sind, und gelegentlich

,wachsen sie bis zu einem Drittel oder einem Viertel von der Lange des

.Eckzahnes beim Hengst. Bei Pflanzen weiss ich nicht, ob die Entwicke­ lung rudimentarer Organe unter der Cultur haufiger eintritt, als im Natur.zustande. Vielleicht bietet der Birnbaum ein Beispiel dar; denn i:r:n wilden Zustande tragt er Dornan, welche zwa.r von Nutzen a.ls Schutz, doch a.us rudimentil,ren Zweigen sjch bilden; wird aber der Baum culti­ virt, so warden die Dornan in Zweige zuriickverwandelt.

   Obgleich endlich Organe, welche als rudimentiir aufgefiibrt werden miissen, hiiufig in unsern domesticirten Thieren und. culti­ virten Pflanzen auftreten, so sind sie doch allgemein plotz1ich durch eine Entwickelungshemmung gebildet worden. Sie weichen g.e­ wohnlich dem Ansehen nach von den Rudimenten ah, welche so haufig natiirliche Species characterisiren. Bei den letzteren sind rudimentare Organe langsam durch fortgesetzten Nichtgebrauch :ge­ bildet worden, welche durch Vererbung zu entsprechenderi Altern eiter wfrkt, durch das Princip der Oconornie das Wach.sthums unterstiitzt wird, und zwar alles unter der Controle der natiirlichen Zµchtwahl. Bei domesticirten Thieren kommt andere.rseits das Princip der Oconomie mehr in Thatigkeit, und obgleich ihre Organe oft durch Nichtgebrauch bedeutend reducirt werden, so werden sie hierdurch nicht bis zum Ubrigbleiben blosser Rudimente fast ganz verkttmmert.

  

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Wiim.f' wim.d! wa.m. gstes Ctipite!.

Gesetze der Variation. (Fortsetzung.) Correlative Variabilitat.

Erklarung des Ausdrucks. - Correlation mit Entwickelung in Verbindung stehend. - Modificationen in Correlation mit der vermehrten oder ver­ minderten Grt\sse von Theilen. - Correlative Variation hotnologer Theile.

- Befiederte Ffisse bei Vogeln nehmen die Structur der Flo.gel an. - Correlation zwischen dem Kopf und den Extreniitaten - zwischen der Haut und den Hautanhangen - zwischen den Organen des Gesichts und Geht\rs. - Correlative Modificationen bei den Organen von Pflanzen. - Correlative· Monstrositaten. - Correlation zwischen dem Schadel und den Ohren -     Schadel und ·Federbusch - SchMel und Ht\rner. - Correla­ tion des Wachsthums complicirt durch die accumulirten Wirkungen na­ tfirlicher Zuchtwahl. -     Farbe in Correlation mit constitutionellen EigenthO:mlichkeiten.

    Alle Theile der Organisation hiingen in gewisser Ausdehnung mit einanrler zusammen oder stehen in Correlation; aber der Zu­ sammenhang kann so. unbedeutend sein., dass er kaum nooh besteht, wie es bei zusammengesetzten Thieren oder den Knospen auf einem und demselben Baume der Fall ist. Selbst bei den hoheren Thieren stehen verschiedene Theile durchaus nicht in naher Beziehtmg zu einander ; denn ein Theil kann ganz unterdriickt oder monstros ge­ worden sein, ohne <lass irgend ein anderer Theil des Korpers affi­ cirt worden ist. In einigen Fallen aber variiren, wenn- ein Theil variirt, gewisse andere Theile immer oder fast immer gleichzeitig. Sie sind dann dem Gesetze der correlativen Variation unterworfen. lch brauchte friiher den etwas vagen Ausdruck der Correlation des Wachsthums, welcher auf viele grosse Classen von Thatsachen ·an­ gewendet werden kann; so sind alleTheile des Korpers fur die eigen-

   

[page break] 424     Gesetze der Abanderung.   25. Cap..

thiimliche Lebensweise jedes organischen Wesens wunderbar co-­ ordinirt, und man kann von ihnen sagen, wie der Herzog von Ar­ gy 11 in seinem .,Reign of Law" betont, dass sie alle zu diesem Zwecke in Correlation stehen. Ferner existiren in grossen Gruppen von Thieren gewisse Bildungen stets zusammen, z. B. eine eigen­ thiimliche Form des Magens mit Zahnen eigenthiimlicher Form, und von solchen Bildungen kann man in einem gewissen Sinne sagen, dass sie in Correlation stehen. Diese Fiille haben aber keinen noth­ wendigen Zusammenhang mit dem im vorliegenden Capitel zu er­ orternden Gesetze; denn wir wissen nicht, dass die urspriinglichen oder primaren Variationen der verschiedenen Theile in irgend wel­ cher Weise in Beziehung standen. Unbedeutende Modificaiionen, individuelle Verschiedenheiten konnen erhalten worden sein zuerst in dem einen und dann in dem andern Theile, bis die endliche und vollkommen zusammengepasste Bildung erlangt war. Auf diesen Gegenstand werde ich aber sofort zuriickkommen. Ferner sind in vielen Thiergruppen nur die Mannchen mit Waffen versehen oder mit lebhaften Farben geschmtickt, und diese Charactere stehen offenbar in irgend einer Art von Correlation mit den miinnlichen Reproductionsorganen; denn wenn die letzteren.zerstort werden, so verschwinden diese Charactere. Im zwolften Capitel wurde aber gezeigt, dass eine und dieselhe Eigenthiimlichkeit in jedem Alter beiden Geschlechtern eigen werden kann, und dass sie spiiter aus­ schliesslich von demselben Geschlecht zu einem entsprechenden Alter vererbt werden. In diesen Fallen haben wir eine Vererbung, die sowohl vom Geschlecht als Alter beschriinkt, als. mit ihnen in Correlation steht. Wir haben aber keinen Grund zur Vermuthung, dass die ursprtingliche Ursache der Variation nothwendig mit den Reproductionsorganen oder mit dem Alter des afficirten Wesens im

Zusammenhange stand.

   In Fallen von echter correlativer Variation sind wir zuweilen im Stande, die Natur des Zusammenhanges zu sehen; in den mei­ sten Fallen ist aber dieses Band uns ve orgen und ist sicher in verschiedenen Fallen ein verschiedenes. Wir konnen selten nur sagen, welcher von zwei in Correlation stehenden Theilen zuerst variirt·und eine Veriinderung im andern hervorruft, oder ob diese

[page break] Cap.    Correlative Variabilitll,t.     425

zwei durch eine· bestimmte Ursache gleichzeitig producirt werden. Correlative Variation ist for uns ein bedeutungsvoller Gegenstand; denn wenn ein Theil durch fortgesetzte Zuchtwahl modificirt wird, ent­ weder durch denMenschen oder im Naturzustande, so werden andere Theile der Organisation unvermeidlich mit modificirt. Aus dieser Correlation folgt offenbar, dass bei unsern domesticirten Thieren und Pflanzen Varietaten selten oder niemals von einander nur durch irgend einen einzelnen Character abweichen.

   Einer der einfachsten Fiille von Correlation ist der, dass eine Modification, welche wiihrend eines friihen Wachsthumsstadiums auftritt, die spiitere Entwickelung desselben Theiles ebenso wie anderer und innig damit zusammenhangender Theile zu beeinflussen

strebt. Isidore Geoffroy St. Hilaire gibt an 1, dass dies be­

stiindig bei Monstrositiiten im Thierreich zu beobachten ist, und Moquin Tandon2 bemerkt, dass, wie bei Pflanzen die Axe nicht monstros werden kann, ohne auf irgend welche Art die spiiter von ihr ausgehenden Organe zu afficiren, so Anomalien der Axe fast stets von Structurabweichungen in den Anhangsgebilden begleitet sind. Wir werden sofort sehen, dass bei kurzschnauzigen Hunde­ rassen gewisse histologische Veriinderungen in den Basalelementen der Knochen ihre Entwickelung hemmen und sie verkurzen, und dies afficirt die Stellung der spiiter entwickelten Backziihne. Wahr­ scheinlich werden gewisse Modificationen in den Larven der Insec­ ten die Structur der reifen Insecten afficiren. Wir mtissen uns aber in Acht nehmen, diese Ansicht nicht zu weit auszudehnen; denn wir wissen, dass wahrend des normalen Verlaufs der Entwickelung gewisse Glieder einer und derselben Thiergruppe einen ausseror­ dentlichen Reichthum von Veriinderungen durchlaufen, wiihrend an­ dere und nahe verwandte Glieder mit sehr wenig Bildungsimderun­ gen zur Reife gelangen.

Ein anderer einfacher Fall von Correlation ist der, wo mit den

   1 Histoire des Anomalies. Tom. III, p. 392. Prof. Hux I ey wendet denselben Grundsatz zur Erklll,rung der merkwfirdigen, wenn auch norma­ l en Verschiedenheiten in der Anordnung des Nervensystems bei Mollusken an in seinem bedeutenden Aufsatz .on the Morphology of the Cephalous Mollusca. in:·Philosoph. Transact. 1853, p. 56.

2 Elements de Teratologie Vegetale, 1841, p. 113.

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vermehrten oder verminderten Dimensionen des ganzen Kol'pers

?der irgend eines besonderen Theiles gewisse Organe an Zahl zu­ nehmen oder vermindert oder sonst wie modificirt werden. So haben Taubenliebhaber fortwiihrend Kropfer nach der Lange des Korpers zur Zucht ausgewahlt und wir haben gesehen, dass ihre Wirbel allgemein an Zahl zugenommen haben, ebenso wie ihre Rippen an Breite. Burzler sind nach der Kleinheit ihres Korpers gewiihlt worden und ihre Rippen und ersten Schwingen sind meist in.der Zahl verringert worden. Pfauentauben sind nach der Grosse und Ausbreitung ihres Schwanzes, mit zahlreichen Schwanzfedern, gewiihlt worden, und die Schwanzwirbel haben an Zahl und Grosse zugenommen. Botentauben sind nach der Lange des Schnabels ge­ wiihlt und ihre Zungen sind !anger geworden, aber nicht in strenger Obereinstimmung mit der Lange des Schnabels. Bei dieser letzte­ ren Rasse und bei anderen mit grossen Fiissen versehenen ist die Zahl der Schilder .auf den Zehen grosser, als bei den Rassen mit kleinen Fiissen. Viele ahnliche Fiille liessen sich anfiihren. In Deutschland ist beobachtet worden, dass die Triichtigkeitsdauer bei grossen Rinderrassen !anger ist, als bei kleinen. Bei unsern hoch­ veredelten Thieren aller Arten ist die Reifeperiode vorgeriickt, so­ wohl in Bezug auf die voile Entwickelung des Korpers, als auf die Periode der Fortpflanzung; und in Obereinstimmung hiermit werden die Zahne jetzt zeitiger entwickelt als friiher, so dass zur Uber­ raschung der Landwirthe die alten Regeln zur Beurtheilung des Alters eines Thieres nach dem Zustande der Zahne nicht !anger mehr zuverliissig sind 3.

Correlative Variation  homologer Theile. -  Theile,

.welche homolog sind, neigen dazu, in derselben Art und Weise zu v.ariiren, und dies hatte sich erwarten !assen konnen ; denn sole.he Theile sind wiihrend eines friihen Zustandes embryonaler Entwicke­ lung in Form und Structur identisch und werden im Ei oder Uterus ahnliche,i Bedingungen ausgesetzt. Die Symmetrie der entsprecben­ den oder homologen Organe auf der rechten und linken Seite des · Korpers bei den meisten Thieren ist der einfachste hierher gehorige

8 Prof. J.B. Simonds, on the Age of the Ox, Sheep etc. citirt in:

Gardener's Chronicle 1854, p. 588.

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Punkt; aber diese Symmetrie schlagt zuweilen fehl, wie bei Kanin­ chen ,mit nur einem Ohr oder bei Hirschen mit einem Horn oder bei elhornigen Schafen, welche zuweilen ein iiberziihliges Horn auf der einen Seite ihres Kopfes tragen. Bei Blumen, welche regel­ miissige Kronen haben, variiren die Kronenbliitter meist in dersel­ ben Weise, wie wir an der gleichmassigen complicirten und elegan­ ten Zeichnung an den Bliithen der chinesischen Nelke sehen; aber bei onregelmiissigen lUiithen schliigt diese Symmetrie . trotzdem, dass die Kronenbliitter natiirlich homolog sind, oft fehl; so bei den Varietllten des Antirrhinum oder Lowenmaul, oder jener Varietiit der Bohne (Phaseolus multiflorus), welche ein weisses Hauptkro­ nenblatt haben.

   Bei den Wirbelthieren sind die Vorder- und Hintergliedmaassen homolog und sie neigen dazu, in derselben Weise zu variiren, wie wir bei Jang- und kurzbeinigen .oder bei dick- und diinnbeinigen Rassen des Pferdes und Hundes sehen. Isidore Geoffroy St. Hilaire 4 hat 'iiber die Neigung iiberzahliger Finger beim Menschen nicht nur an dei- rechten und linken Seite, sondern auch an den oberen µnd unteren Extremitaten aufzutreten, Bemerkungen ge­ macht. Meck e I hat betont 5, dass wenn die Muskein des Armes in der Zahl oder der Anordnung vom eigentlichen Bau abweichen, sie fast immer die des Beinfls nachahmen; und so ah men umgekehrt die variirenden Muskeln des Beines die normalen Muskeln des Armes nach.

Be.i mehreren distincten Rassen der Taube und des Huhnes

sind die Beine und die beiden ausseren Zehen dicht befiedert,. so dass sie bei der Trommeltaube wie kleine Fliigel aussehen. Bei den fiederfiissigen Bantams haben die ,, Stiefeln" oder Federn, welche von .der Aussenseite des Beines ausgehen und meist auch von den beiden iiusseren Zehen, nach der ausgezeichneten Autori­ tiit des Mr.Hewitt 6, zuweilen die Flugelfedern an Lange iibertr(()f­ fen, und in einem F lle waren sie facti <.:h neun un einen halben

" Histoire des Anomalies. Tom. I, p. 674.

5· citirt von Isidore Geoffroy Saint-Hilaire, ebenda, Tom. I,

p. 635.

6 The Poultry Book, by W. B. Te get me i er, 1866, p. 250.

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Zoll Jang! Wie Mr. BI y t h gegen mich bemerkt hat, sind diese Fussfedern den Handschwingen ahnlich und sind den feinen Dune , welche naturlicherweise auf den Fiissen einiger Vogel, wie des Birkhuhns und der Eule, wachsen, vollig ungleich. Man kann daher

vermuthen, dass reichHche Nahrung zuerst dem Gefieder eine Up­

pigkeit gegeben hat, und dass dann das Gesetz homologer Variation zu der Entwickelung von Federn auf den Fussen gefiihrt hat, mid zwar in einer Stellung, die der an den Flligeln entspriclit, n mlich an der Aussenseite der Lii.ufe und Zehen. In dieser Annahme werde· ich noch durch den folgenden merkwilrdigen Fall von Correlation bestii.rkt, welcher mir eine lange Zeit vollig unerklii.rlich schie·n : namlich dass bei Tauben aller Rassen, wenn die Fusse befiedert sind , die zwei ausseren Zehen theilweise durch Haut verbunden sind. Diese beiden iiusseren Zehen entsprechen unserer dritten und vierten Zehe. Nun sind im Fltigel der Tauben und jedes anderen Vogels der erste und filnfte Finger vollstii.ndig abortirt, der zweite ist rudimentii.r und tragt den sogenannten Eckfliigel, wiihrend· der dritte und vierte Finger vollstiindig .verbunden und von der Haut eingeschlossen sind und zusammen das Ende des Fl'iigels bilden. Es triigt daher bei fiederfiissigen Tauben nicht bloss die iiussere Oberfliiche eine Reihe !anger Federn wie Schwingen, sondem _die­ selben Finger, welche am Fliigel vollstiindig durch Haut verbunden sind, werden auch am Fuss zum Theil von Haut verbunden, und so konnen wir nach dem Gesetz der correlativen Variation homologer Theile die merkwilrdige Verbindung gefiederter Fiisse und einer zwischen den beiden iiusseren Zehen auftretenden Membran ver­ stehen.

And re w Knight 7 hat die Bemerkung gemacht, dass das"Ge­

sicht oder der Kopf und die Gliedmaassen in allgemeinen Verhalt­ nissen zusammen variiren. Man vergleiche z. B. den Kopf und· die Gliedmaassen eines Karrengaules und eines Rennpferdes, oder eines Wind spiels und eines Kettenhundes. Was fiir ein Monstrum wiirde ein Windspiel mit dem Kopf eines Kettenhundes sein ! Der moderne BuIId·ogge hat indessen feine Gliedmaassen; doch ist dies ein erst

'A. Walker, On Intermarriage, 1838, p. 160.

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neuerdings gewiihlter Character. Nech den im sechsten Capitel ge­ gebenen Maassen sehen ir deutlich; dass bei alien Taubenrassen die Llinge des Schnabels und die Grosse der Fiisse in Correlation stehen. Die Ansicht, welche, wie friiher auseinander gesetzt, mir am wahrscheinlichsten erscheint, ist die, dass Nichtgebrauch in alien Fiillen dahin strebt, die Fiisse zu verkleinern, wobei gleichzeitig der Schnabel durch,Correlation kiirzer wird, dass aher in den wenigen Rassen, bei denen die Lange des Scbnabels ein bei der Zuch twahl berttcksichtigter Punkt ist, die Fosse trotz des Nichtgebrauchs durch Correlation·an Grosse zugenommen haben.

    Mit der vermehrten Grtisse des Schnabels nimmt bei Tauben nichi bloss die Zunge an Grosse zu, sondern aucb in gleicher Weise die_Offnung der Nasenlocher; aber die vergrosserte Llinge der Offnung der Nasenlocher steht vielleicht in naher Correlation zur Entwickelung der warzigen Haut oder der Fleischlappen an der Schnabelbasis; denn wo viele nackte Haut um das Auge sich findet, haben auch die Augenlider bedeutend an Grosse zugenommen und sind selbst doppelt so lang.

    Es besteht wie es scheint eine Correlation in der Farbe zwi­ schen dem Kopf und den Extremitiiten. So tritt bei Pferden ein grosser weisser Stern oder eine Bliisse auf der Stirn meist in Be­ gleitung weisser Ftisse auf 8. Bei weissen Kaninchen und Rindern existiren dunkle Zeichnungen oft gleichzeitig an den Spitzen .der Ohren und an den Fiissen. Bei schwarz und gelbbraunen Hunden verschiedener Rassen treten gelbbraune Fiecke iiber den Augen und ebenso gef"arbte Fiisse fast unveriinderlich zusammen auf. Diese Ietzteren Fillle von im Zusammenhang stehender Fiirbung konnen entweder Folge eines Riickschlags oder einer analogen Variation sein; zwei Punkte, auf welche wir spiiter zurttckkommen. Aber dies bestimmt nicht nothwendig die Frage nach ihrer urspriinglichen Correlation. Haben diejenigen Naturforscher Recht, welche behaup­ ten, dass die Kieferknochen mit den Extremitiitenknochen homolog sind, dann konnen wir einsehen, warum Kopf und Gliedmaassen in der Form und selbst in der Farbe parallel zu variiren neigen; aber

1 The Farrier and Naturalist.  Vol. I, 1828, p. 456,

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mehrere iiusserst competente Auforitiiten bestreiten die Richtigkeit.

dieser Ansicht.

   Das nlich vorn und abwiirts Hangen der ungeheuren Ohren einiger Liebhaberrassen von Kaninchen hiingt zum Theil vom Nicht­ gebrauch der Muskeln, zum Theil vom Gewicht und der Lange der Ohren ah, welche viele Generationen hindurch durch Zuchtwahl ver­ grossert worden sind. Nun ist mit der eminenten Grosse und ver­ anderten Richtung der Ohren nicht bloss der knocheme Gehorgang· in seiner Contur, Richtung und bedeutend auch in der Grosse ver i.indert worden, sondern es ist auch der ganze Schadel unbedeutend modificirt worden.·Dies Iiess sich deutlich bei Halbhangeohren sehen,

d. h. bei Kaninchen, bei denen nur efo Ohr nach abwi.irts hiingt_, denn die entgegengesetzten Seiten ihrer Schadel waren nicht streng symmetrisch. Dies scheint niir ein merkwurdiger ·Fall von Corre­ lation zwischen harten Knochen und so weichen, biegsamen urid unter einem physiologischen Gesichtspunkt so bedeutungslosen Or­ ganen zu sein, wie gerade die ausseren Ohren. Das Resultat hiingt ohne Zweifel zum grossen Theil von mechanischer Wirkung ah;

d. h. vom Gewicht der Ohren, nach demselben Princip, nach wel­ chem der Schadel eines Kindes leicht durch Druck modificirt wer­ den kann.

   Die Haut und ihre Anhilnge, wie Haare, Federn, Hufe, Horner und Ziihne sind uber den ·ganzen Korper homolog.  Jedermanrl weiss, dass die Farbe der Haut und die des Haares gewohnlich zU!·. sammen variirt; so dass Virgil den Sch!ifern die Anweisung gibt; nachzusehen, ob der Mund und die Zunge des Widders schwltrz sind, um zu verhuten, dass ·dieLiimmer nicht vollstandig weiss sind.· In Bezug auf die Hubner und gewisse Entea haben wir gesehen, dass die.Farbung des Gefieders in einer gewissen Verbindung mit der Farbe der Eischale steht, d. h: mit der Schleimhaut, welche die Schale secernirt. Die Farbe der 'Haut und des Haares und der von den,Hautdrusen ausgeltende Geruch sollen 9 in Verbindung stehen;

selbst bei einer un-d derselben Menschenrasse.  Allgemein varib.'t:

das Haar uber den 1 ganten Korper in derselben Weise · an Liiri.ge;·

9 Godron, De.·l1Espece.- Tom. II, p. 217.

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Feinheit und Gelocktsein; dasselbe gilt for Federn, wie wir bei deri gestreiften und mit Krausen versehenen Rassen von Tauben und Htihnern gesehen haben. Beim gemeinen Hahn sind die Federn am Halse und den Weichen stets von einer besonderen Form, sogenannte Schuppenfedern. Nun sind bei der polnischen Rasse beide Ge schlechter durch einen Federbusch auf dem Kopfe characterisirt, aber in Folge einer Correlation nehmen diese Federn beim Mtlnn­ cben stets die Form von Schuppenfedern an. Die Flfigel- und Schwanzfedern, trotzdem sie von nicht homologen Theilen aus­ gehen, variiren zusammen an Lange, so dass Jang- oder kurzflilglige Tauben meist lange oder kurze Schwii.nze haben. Der Fall von der Jacobinertaube ist noch merkwiirdiger, denn die FIiigel- und Schwanzfedern sind bier merkwfirdig lang und diese sind offenbar in Correlation zu den verlangerten und umgekehrten Federn am Nacken entstanden, welche die Haube bilden.

    Die Hofe und Haare sind homologe Anhlinge. Ein sorgfaltiger Beobachter, nlimlich Azara 10, gibt an, dass in Paraguay oft Pferde verschiedener Farbe geboren werden mit so gekriiuselten und ge­ lockten Haaren, wie auf dem Kopf eines Negers. Diese Eigenthilm­ lichkeit wird streng vererbt. Was aber hierbei merkwttrdig ist, ist, dass die Hufe dieser Pferde ,.absolut wie die der Maulthiere" sind; auch die Haare der Mii.hnen und desSchwanzes sind unverlinderlich viel kfirzer als.gewohillich, da sie nur von vier bis zwolf Zoll an Linge haben, so dass Gekriiuseltsein und Kiirze der Haare bier wie beim Neger offenbar in Correlation stehen.

    In Bezug auf die Homer der Schafe bemerkt You at t 11, dass sich eine ,,Vervielfaltigung der Horner bei keiner Rasse von hohem· Werthe findel Sie wird gewohnlich von bedeutender Lange und Grobheit des Fliesses begleitet". Mehrere tropische Schafrassen, welche mit Haaren statt mit WolJe bekleidet sind, haben Horner, fast ganz denen der Ziegen gleich. S t-u r m 12 erklii.rt ausdrO.cklich,. dass.je mehr bei verschiedenen Rassen die Wolle gekrii.uselt is.t, desto­ mehr die Horner spiral gewunden werden. Wir haben im dritten Ca-

10 QuadrupMes du Paraguay.  Tom. II, p. 3SS.

11 On Sheep, p. 142.

12 Uber Rassen, Kreuzungen etc., 1825, p. 24.

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pitel , wo noch andere analoge Thatsachen mitgetheilt wurden, ge:­ sehen, dass der Erzeuger der Mauchamp-Rasse, die wegen ibres Vliesses so beriihmt ist, eigenthiimlich geformte Horner hatte.. Die Einwohner von Angora geben an 13, dass llnur die weissen Ziegen, welche Horner haben, ein Vliess mit langen gekrl!.uselten Locken haben, welches so sehr bewundert wird; die, welche nicht gehbrnt sind, haben eine vergleichsweise grobe Bekleidung". Aus diesen Fallen konnen wir schliessen, dass das Haar oder die Wolle und die Horner in einer correlativen Weise variiren. Diejenigen, welche die Wasserheilart. versucht haben, wissen, dass die haufige Anwendung kalten Wassers die Haut reizt und was immer die Haut reizt, neigt dazu, das Wachsthum des Haares zu vermehren, wie sich in dem abnormen Wachsthum von Haaren auf alten entzilndeten Stellen zeigt. Nun ist Professor Low 14 iiberzeugt, dass bei den verschiedenen Rassen der englischen Rinder dicke Haut und langes Haar von der Feuchtigkeit des Climes abhii.ngen, welches sie ,be­ wobnen. Wir ktinnen hieraus sehen, in wie fern ein feuchtes Clima. auf Horner einwirken kann, an erster Stelle direct auf die Haut und die Haare und an zweiter durch Correlation auf die Horner. Uberdies wirkt das Vorhandensein oder Fehlen von Hornern sowohl bei den Schafen als Rindern, wie sofort gezeigt werden soil, durch eine Art von Correlation auch auf den Schadel.

   In Bezug auf die Haare und Ziihne fand Mr. Ya r re II 16, dass bei drei haarlosen llegyptischen" Hunden und bei einem haarlosen Pinscher die Ziihne unvollstii.ndig waren. Am meisten litten die Schneidezii.hne, Eckziihne und die falsehen Backenzii.hne; aber in einem Falle fehlten mitAusnahme des grossen Hockerbackzahns auf jeder Seite alle Ziihne. Beim Menschen sind mehrere auffallende Fiille. berichtet worden 16 von vererbter Kahlheit mit vererbtelll completem oder theilweisem Fehlen der Ziihne. Denselben Zusem­ hang sehen wir auch in denjenigen seltenen Fallen, wo das Haar

13 citirt von Con o11y in . The Indian Field«, Fehr. 1859.  Vol. II,

p, 266.

u  Domesticated Animals of the British Islands, p. 807. 868·.

15 Proceed. Zoolog. Soc., 1888, p. 113.

18 Sedgwick, British and Foreign Medico-Chirurg. Review,·A,pril,

1868, p. 458.

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sich in hohem Alter erneuert hatte; denn dies war ..gewobnlich von einer Erneuerung der Zlihne begleitet ". Ich babe in einem frttheren Capitel dieses Bandes bemerkt, dass die bedeutende Grossen­ reduction der Hauer bei den domesticirten Ebern wahrscbeinlich in naher Beziehung zu ihren verkleinerten Borsten steht, die in einer ge­ wissen Ausdehnung Folge des den domesticirten 'fhieren gewahrten Schutzes sind, und dass das Wiederauftreten der Hauer bei Ebern, welche verwildert und dem Wetter vollig ausgesetzt sind, wahrschein­ lich von demWiederauftreten der Borsten abhiingt. lch will hinzufiigen, wenn es auch ni'cht streng mit dem vorliegenden Punkt zusammen­ hiingt, dass einLandwirth 17 anfilhrt, dass Schweine mit wenig Haar an ihrem Korper, sehr gern ,,ihren Schwanz verlieren und hierdurch eine Schwache ihrer Hautbildung zeigen. Es kann dies durch eine Kreuzung mit den haarigen Rassen verhiitet werden ".

In den vorstehenden Fallen sind Mangel der Haare undM.angel

der Zlihne sowohl an Zahl oder Grosse offenbar in Verbindung. In den folgenden Fallen stehen abnormes, iippiges Haar und entweder mangelhafte oder iippig auftretende Ziihne gleichfalls inVerbindung. Mr. Cra'wfurd 18 sah an dem Hofe von Burma einen dreissigJahre alten Mlmn, dessen ganzer Korper, mit Ausnahme der Hande und Fosse, mit schlichtem, seidenartigem Haar bedeckt war, welches an den Schultern und dem Riickgrat fiinf Zoll lang war. Bei der Geburt waren nur die Ohren bedeckt. Er erreichte die Pubertlit nicht vor dem zwanzigsten Jahre, wechselte sein Gebiss auch nicht friiher, und um diese Zeit erhielt er in de.in Oberkiefer fiinf Ziibne, niimlich vier Schneideziihne und einen Eckzahn, und vier Schneide­ zilhne im Unterkiefer; alle Ziihne waren klein. Dieser Mann hatte eine Tochter, welche tnit Haaren in ihren Ohren gebotef:I wurde·; das Haar breitete sioh bald iiber ihren Korper aus. Als Capitain YuI e 1-9 den Hof besuchte, fand er dieses'Miidchen erwachsen. Sie bot· efo fremdartiges Ansehen dar, da elbst ihre Nase dicbt mit weichem Haar bedeckt war. Wie ihr Vater war auch sie nur mit Schneideziihnen -versehen. Der Konig hatte mit Schwierigkeit ei.nen

n    Gardener's Chronicle; 1849, p. 205.

18 Embassy to t e Court of Ava. Vol. I, p. 320.

19 Narrative of a Mission to the Court of Ava in 1855, p. 94.

DARWIN, Variireu H.  28

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Mann bestochen, sie zu heirathen, und von ihren m,ndern war eines ein Knabe von vierzehn Monaten, welchem Haare aus d,e;n O ren wuchsen und der einen Kinn- und Schnurrbart hatte. Diese merk­ wiirdige Eigenthiimli.chkeit war daher <lurch drei Generationen ver­ erbt worden, wobei die Backzahne beim Grossvater und der Mutter fehlten. Ob diese Zahne auch bei dem Kinde fehlschlagen w,µrden, liess sich nicht sagen. Der folgende ist ein anderer mir von ,Mr. Wa11ace     auf die Autoritat des Dr. Pu r Ian d, eines Zahn .rztes, mitgetheilter Fall:  Julia Pastrana, eine spaniscbe Tanzerin, _ war eine merkwiirdig schone Frau; sie hatte aber einen starken ma n­ Iichen Bart und eine haarige Stirn. Sie wurde photographirt und

ihre ausgestopfte Haut wurde als Schaustlick gezeigt. Was uns aber bier von ihr angeht, ist, dass sie ,sowohl im Ober- als Unterkiefer eine unregelmassige doppelteReihe von Zahnen hat.te, von d,enen die eine Reihe innerhalb der andern stand und hiervon nahm Dt. Pu r - land einen Abguss. Wegen der Uppigkeit ihres Zahnwuchses sprang ihr Mund vor und ihr Gesicht hatte ein Gorilla-ahnliches An­ sehen. Diese Falle, ebenso wie die der haarlosen Hunde, erin ern uns sehr stark an die Thatsache, dass die zwei Saugethierordn ngeyi, namlich die Edentata und Cetacea, welche in Bezug auf ihr_e Haut­ bedeckung die abnormsten sind, auch in Bezug entweder auf das Fehlen oder den Reichthum an Zahnen die abnormsten darstellen.

    Die Organe des Gesichts und Gehors werden meist als homolog angesehen, sowohl mit einander als mit den verschiedenen Haut­ anhangen. Es sind daher diese Theile geneigt, in Verbindung abnorm afficirt zu werden. Mr. White Cowper sagt, ndass er in all_e Fallen von doppelter Microphthalmie, die in das Bereich seiner Er-_ fahrung kamen, gleichzeitig eine mangelhafte Entwicklung des Zahnsystems bemerkt babe". Gewisse Formen von Blindheit schei­ nen mit der Farbe des Haares in Begleitung aufzutreten. Ein M Qn mit schwarzem Haar und eine Frau mit hellfarbigem, beide vo_n ge.-:­ sunder Constution, heiratheten sich und batten neun Kinder, welch alle blind .gebore.n waren; von diesen Kindern waren nfiinf , it dunklem Haar und brauner Iris an Amaurosis erkrankt, die vier andern mit hellfarbigem Haar und blauer Iris batten Amaurosis :und Cataract in Verbindung". Es konnten mehrere Falle noch gegeben

   

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werden, welche zeigen, .dass zwischen verschiedenen Affectionen der Augen und Ohren eine Beziehung besteht. So gibt Li ebreich an, dass unter 241 Taubstummen in Berlin nicht weniger als vier­ zehn an der seltenen Krankheit litten , welche die pigmentare Reti­ nitis genannt wird. Mr. White Cowper und Dr. Earle haben bemerkt, dass Unfahigkeit, verschiedene Farben zu unterscheiden oder Farbenblindheit ., oft von einer entsprechenden Unfahigkeit, musikalische Tone zu unterscheiden begleitet wird" 20.

   Das Folgende ist ein noch merkwiirdigerer Fall: Weisse Katzen sind, wenn sie blaue Augen haben, fast immer taub. Ich glaubte friiher, dass die Regel ausnahmslose Gultigkeit hatte, ich babe aber von einigen wenigen authentischen Ausnahmen gehort Die ersten zwei Notizen wurden im Jahre 1822 veroffentlicht und beziehen sich auf englische und persische Katzen. Von den letzteren besass Mr. W. Bree ein Weibchen, und er gibt an, ,, dass von den

in einer und derselben Geburt erzeugten Nachkommen diejenigen welche, wie die Mutter, vollig weiss (mit blauen Augen) waren',

ausnahmslos taub waren, wahrend diejenigen, welche den kleinsten Farbenfleck an ihrem Pelz batten, ebenso ausnahmslos das gewohn­ liche Vermogen zu Horen besassen" 21. Mr. W. Darwin Fox tbeilt mir mit, dass er mehr als ein Dutzend Beispiele von dieser Correla ion bei englischen, persischen und danischen Katzen gesehen babe; er fugt aber hinzu : ., Wenn ein Auge, wie ich mehremale beobachtet babe, nicht blau ist, so hort die Katze; andererseits babe ich niemals eine weisse Katze mitAugen der gewohnlichen Fiirbung gesehen, welche taub war". In Frankreich hat Dr. Sichel 2.2. in zwanzig Jahren alm­ Iiche Thatsachen beobachtet. Er fiigt den merkwilrdigen Fall hinzu, wo die Iris am Ende von vier Monaten anfiingt dunkel gefllrbt zu warden; und dann fangt die Katze erst an zu horen.

   20 Diese Angaben sind entnommen aus Se d g wick in : British and For. Med. and Chir. Review, July 1861, p. 198, April 1863, p. 455 u. 458. L iebreich wird von Prof. Dev ay citirt in seiner Schrift: Mariages consanguins 1862, p. 116.

   21 Loudon's Magaz. of Natur.' Hist. Vol. I, 1829, p. 66, 178. s. auch Dr. Prosper Lucas, L'Heredite Natur., Tom. I, p. 428, Uber die Erblichkeit der Taubheit bei Katzen.

!U Annales des Science Natur. Zoolog. 3. Ser. Tom. VIII, 1847, p. 239.

.    E*

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    Dieser Fall von Correlation bei Katzen hat viele Personen als ganz wunderbar tiberrascht. In der Beziehung zwischen blauen Au­ gen und w:eissem Pelz ist nichts Ungewohnliches uild wir haben be­ reits gesehen, dass die Gesichts- und Gehororgane oft gleichzeitig afficirt werden. In dem vorliegenden Fall liegt die Ursache wahr­ soheinlich in einer unbedeutenden Entwickelungshemmung des N r­ vensystems im Zusammenhange mit den Sinnes-Organen. Junge Kiitzchen scheinen wahrend der ersten neun Tage, so lange ihre Augen noch geschlossen .sind, vollstilndig taub zu sein. · Ich habe einen lauten klingenden Liirm mit einer Zange und Kohlenschaufel dicht tiber ihren Kopfen gemacht, und zwar sowohl wiihrend sie schliefen, als wahrend sie wach waren, erreichte aber nicht die ge­ ringste Wirkung. Der Versuch darf nicht so gemacht werden, dass man dicht an ihren Ohren die Instrumente zusammenschliigt, denn sie sind, selbst wenn sie schlafen, fur einen Luftzug iiusserst em­ pfindlich. So lange nun die Augen noch geschlossen sind, ist die Iris ohne·Zweifel blau; denn bei alien jungen Kiitzchen, die ich ge. sehen babe, bleibt diese Fiirbung einige Zeit, nachdem die Augen­ lider sich geoffnet haben, bestehen. Wenn wir daher annehmen, dass die Entwickelung der Seh- und Gehororgane in dem Stadium, wo ie Augenlider geschlossen sind, gehemmt wtirde, so wtirden die Augen bestandig blau bleiben und die Ohren wtirden unfiihig sein, Schall zu percipiren ; und auf diese Weise . wilrden wir den merkwilrdigen Fall verstehen. Da indess die Farbe des Pelzes schon Iange vor der Geburt bestimmt ist und da die Bliiue der Augen und die Weisse des Pelzes offenbar in Zusammenhang stehen, mtissen wir annehmen, dass irgend eine primiire Ursache in einer friihen Periode schon wirkt.

    Die Beispiele von correlativer Variabilitiit, die bis jetzt gegeben wurden, sind hauptsiichlich vom Thierreich entnommen. Wir wollen uns jetzt zu Pflanzen wenden. Blatter, Kelchbliitter, Kronenbliitter, Staubfii.den und Pistille sind alle homolog. Bei geftillten Bliithen' sehen wir, dass die Staubfiiden und Pistille in derselben Manier variiren und die Form und Farbung . der Kronenbliitter annehmen. In dem gefiillten Akeley (Aquileja vulgaris) werden die aufeinan-­ derfolgenden Wirtel von Staubfaden in Fiillhorner verwandelt,

   

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welche in einander ges.chlossen sind und den Kronenbliittern glei­ chen. Bei anderen Bliithen ahmen die Kelchbliitter die Krortenbliit­ ler nach. In einige_n Fallen-variiren die Bliithen und Blatter zusam­ men in der farbung. In alien Varietaten der gemeinen Erbse, welche purpurne Bliithen haben, sieht man einen purpurnen Fleck auf den Stipulae. In andern Fallen variiren Blatter, Friichte und Samen zusammen in der Fiirbung, wie bei einer merkwilrdigen blassbliittrigen Varietat der Sycamore, die neuerdings in Frank­ reich 23 beschrieben worden ist, und wie in der purpurbliittrigen Haselnuss, bei der die Blatter, die Hiille der Nuss und das Hiiutchen um den Kern siimmtlich purpurn gefiirbt sind 24. Die Pomologen konnen in einer gewissen Ausdehnung aus der Grosse und dem Aussehen der Blatter ihrer Samlinge die wahrscheinliche Natur der Frucht voraussagen ; denn wie van M ons bemerkt 211, werden Va­ riationen an den Bliittern meist von Modificationen in der Bliithe und folglich auch an der Frucht begleitet. Bei der Schlangenmelone, welche eine diinne, gewundene, iiber einen Yard lange Frucht hat, sind der Stamm der Pflanz.e, der Stengel der weiblichen Bliithe und der mittlere Blattlappen alle in einer merkwiirdigen Art verlangert; andrerseits produciren inehrere Varietaten von Cucurbita, welche zwerghafte Stamme haben, wie Naud in mit Uberraschung bemerkt, sammtlich Blatter von derselben eigenthiimlichen Gestalt. Mr. G. Maw theilt mir mit, dass alle Varietaten der scharlachen Pelargo­ nium, welche zusammengezogene und unvollstiindige Blatter haben, auch zusammengezogene Bliithen entwickeln. Die Verschiedenheit zwischen dem ., Brilliant" und seinem Erzeuger n Tom Thumb" ist ein gutes Beispiel hiefiir. Es Iasst sich vermuthen, dass der merk­ wiirdige, von R i s s o 26 beschriebene Fall von einer Varietiit der Orange, welche auf den jungen Schosslingen runde Blatter mit ge­ flugelten Blattstielen und spater verliingerte Blatter auf Iangen, aber flugellosen Blattstielen producirte, mit der merkwiirdigen Verlinde-

28 Gardener's_Chronicle, 1864, p. 1202.

24 Verlot gibt mehrere a.ndere Beispiele: Des VarieMs, 1865, p. 72.

25 Arbres Fruitiers, 1886, Tom. II, p. 204, 226.   ·

26 Annales du Museum, Tom. XX, p. 188.

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rung in der Form und Natur zusammenhiingt, welchen die Fnkcht

wiihrend ihrer Entwickelung uilterliegt.

   In dem folgenden Falle sehen wir die Farbe ·und Form· der Kronenbliitter scheinbar in Correlation und zwar beides in Abhlingig­ keit von der Natur des Jahres; Ein mit dem Gegenstand vertrauter Beobachter schreibt 27: ,,Ich bemerkte wiihrend des Jahres "1842, dass jede Georgine, deren Fiirbung irgend eine Neigung hatte, scharlach zu werden, tief eingeschnitten war und zwar in einem so grossen Grade, dass die Kronenbliitter das Ansehen einer Siige hat­ teIJ. Die Zahn-Einschnitte waren in manchen Fallen uber ein Vier­ tel Zoll tief." Ferner sind Georginen, deren Kronenblatter mit einer von der ubrigen verschiedenen Fiirbung getupfelt sind, sehr incon­ stant und wahrend gewisser Jahre werden einige oder selbst alfe Bluthen gleichfi:irmig gefiirbt. Bei rnehreren Varietaten istbeobachtet worden 28, dass wenn dies eintritt, die Kronenbli.itter sehr in·die Lange wachsen und ihre eigenthumliche Form verlieren. Dies ka:mt indess in Folge eines Ruckschlags auf die ursprungliche· Art sein, und zwar sowohl in der Fiirbung als Form.

   In der vorstehenden Erorterung der Correlation haben wir bis jetzt von Fallen gehandelt, bei denen wir die verbindenden Bezie­ hungen einsehen kiinnen; ich will aber nun Fa.lie anfuhren, bei de­ nen wir nicht einmal vermuthen oder hochstens nur sehr dunkel sehen konnen, von welcher Natur die Verbindung ist. Isidore Geoffroy St. Hilaire hebt in seinem Werk uber Monstrositaten hervor 29, ,,que certaines ano.malies n'existent raremen:t entr'elles, d'autres frequemment, d'autres enfin presque constamment, malgre la difference tres-grande de leur nature, et quoiqu'elles puissent paraitre completement independantes les unes des autr-es:" Etwas Analoges sehen wir bei gewissen Krankheiten. So hore ich von Mr. Paget, dass bei einer seltenen Affection der Nebennier-en (deren Functionen unbekannt sind) die Haut bronzefarbig wird;

27 Gardener's Chronicle, 1843, p. 877.

28 Gardener's Chronicle, 1845, p. 102.

   29 Histoire des Anomalies, Tom. III 'p. 402; s. auch Camille Da- rest e, Recherches sur les Conditions etc. 18?3, p. Hl, 48.

  

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und bei erblicher Syphilis nehmen sowohJ die Milch-, als die b]ei­ benden Ziihne eine eigenthttm1iche und characteristische Form an. Auch theilt mir Prof. Rolleston mit, dass zuweilen die Schneide­ ziihne mit einem gefassha]tigen Rande versehen sind in Correlation mit Ablagerung von Tuberkeln in den Lungen. In andern Fiillen von Schwindsucht und von Cyanose werden die Niigel und Finger­ kuppen kolbig angeschwollen. lch glaube, dass man fur diese und viele andere Fiille correlativer Erkrankung noch keine Erkliirung aufgestellt hat.

   Was kann wohl merkwiirdiger und weniger verstiindlich sein, als die friiher nach der Autoritiit Mr. Te get m ei e r's mitgetheilte Thatsache, dass junge Tauben aller Rassen, we]che im reifen Alter ein weisses, gelbes, silberblaues oder graubraunes Gefieder haben, die Eischale fast nackt verlassen, wiihrend Tauben anderer Fiirbung bei ihrer Geburt mit reichJichen Dunen bekleidet sind ? Weisse Pfauenhennen sind, wie man sowohl in England als Frankreich 30 beobachtet hat, und wie ich selbst gesehen babe, in der Grosse der

gewohnlich gefarbten Art nachstehend, und das kann nicht durch die Annahme erkliirt werden, dass Albinis'mus stets von constitutioneller Schwiiche begleitet wird. Denn weisse oder Albino-Maulwiirfe sind meist grosser als die gewohnJiche Art.

    Wenden wir uns zu wichtigeren Characteren. Die Niata-Rinder der Pampas sind merkwiirdig wegen ihrer kurzen Stirn, ihren auf­ geworfenen Schnauzen und gekriimmten Unterkiefern. Am Schadel sind die Nasenbeine und Zwischenkiefer sehr verkiirzt, die Ober­ kiefer von jeder Verbindung mit den Nasenbeinen ausgeschlossen und alle Knochen leicht modificirt, selbst bis auf die Ebene des Hin­ terhauptes. Nach dem analogen Falle beim Hunde, den ich spiiter mittheilen werde, ist es wahrscheinlich, dass die Ver}dirzung der Nasenbeine und der benachbarten Knochen die niichste Ursache der andern Modificationen am Schadel ist, mit Einschluss der Auf­ wiirtskriimmung des Unterkiefers, trotzdem wir die eilizelnen Schritte nicht verfolgen konnen, welche diese Veriinderungen be­ wirkt haben.

     80 E. 8. Dixon, Ornamental Poultry, 1848,p. lll. Isidore Geoffroy, Histoire des Anomalies, Tom. I, p. 211.

  

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   Polnische Hilbner haben einen grossen Federbusch auf hren Kopfen urid_ihre Schadel sind von zahlreichen Offnungen durchbohrt, so dass eine Nadel in das Gehirn eingestossen werden kann, o ne irgend einen Knoch en zu berilhren. ass dieser Knochenmangel i_n irgend welcherWeise !}lit dem Federbusch in Beziehung steht, w rd durch. die Thats che klar, dass mit solchen Bilsche.ri. vers;hene En­ ten und Giinse gleichfalls perforirte Schadel babe . Manche Autc;>ren werden den Fall wahrschein,Iich·als ein Beispiel .von Ausgleichung oder Compensation ansehen. In dem Capitel ilber Hilbner hal>e ich gezeigt, dass bei polnischen Hilhnern der Federbusch wahrschein­ lich anfangs klein war ; durch fortgesetzte Zuchtwahl wurde er grosser und stand dann auf einer tleischigen oder fibrosen Masse.. Als Jll'. endlieh noch, grosser wur.de, wurde der Schadel irnmer mehr und mehr vorragend, bis er seine jetzige ausserordentliche Bildung annahm. In Folge der Correlation mit der Hervorraiung des Seba

dels sind die Formen und selbst die relative Verbindung der Zwi­

schenkiefer und Nasenbeine, die Form der Nasenoffnu , die Breite der Stirnbeine, die Form der hinteren Fortsatze der Stirn- und Schuppenbeine und die Richtung der knochernen Gehorblas_e, alle modificirt worden. Auch die innere Configuration des Schiidels und die ganze Form des Gehirns sind gleichfalls in einer wahrhaft merk­ wiirdigen Weise veriindert worden.

   Nach diesem Falle bei polnischen Huhnern wiirde es ilberflils­ sig sein, mehr zu geben, als auf die friiher gegebenen Details ilber die Art, in welcher die veranderte Form des Kammes bei vel!'­ schiedenen Hilhnerrassen den Schadel afficirt und durch Correlation Leisten, Vorsprunge und Vertiefungen auf seiner Oberfliiche verur­ sacht hat, zu verweisen.

   Bei unserm Rind und Schaf stehen die Htirner in nahem Zu­ sammenhang mit der Grosse des Schadels und mit der Form der Stirnbeine. So fand C Ii n e 31, dass der Schadel eines gehomten Widders filnfmal so viel wog, als der eines hornlosen Widders des­

selben Alters. Wenn Rinder hornlos werden, so werJen die Stirn­ beine .,in ihrer Breite nach hinten entschieden verringert", und

81 On the Breeding of Domestic Animals, 1829, p. 6.

[page break] Cap.    Correlative Variabilitat. 441

auch die _Bohlen zwischen den beiden Platten ,,sind nicht so. tief und erstrecken sich nicht iiber die Stirnbeine hinaus" 32.

   Es .diirfte zweckmassig sein, hi.er einen Moment zu verwe}len und zu. betrachten, wie die Wirkungen d-er correlativen V!!riabilitat, des vermehrten Gebrauchs der Theile und der durch natiirliche Zuchtwahl eintretenden Hiiufung sogenannter spontaner Abiinderungen in ,vielen Fallen unentwirrbar vermengt sind. Wir konnen eine Erliiuterung von Mr. Herbert Spencer entlehnen, welcher die Bemerkung macht, dass, als der irische Elk seine gigantischen, iiber hundert Pfund wie­ genden Horner erlangte, zahlreiche coordinirte Structurabiinderun­

gen unabanderlich gewesen sein werden: niimlich ein verdickter Schadel, um die Horner zu tragen, verstiirkte Halswirbel mit ver­ starkten Biindern, verbreiterte Riickenwirbel, um den Hals zu tra­ gen, mit kraftigen Vorderbeinen und Fiissen, und alle diese Theile mit den gehtirigen Muskeln, Blutgefassen und Nerven versorgt. Auf welche Weise konnen nun diese wunderhar coordinirten Modifica­ tionen des Baues erlangt word en sein ? Nach der Lehre, der ich folge, wurden die Horner des miinnlichen Riesenhirsches langsam durch geschlechtliche Zuchtwahl erlangt, d. h. dadurch, dass die hestbewaffneten Mannchen die schlechtbewaffneten iiberwanden und eine grossere Zahl von Nachkommen hinterliessen. Es ist aber durchaus nicht nothwendig, dass die verschiedenen Theile des Kor­ pers gleichzeitig variirt haben. Jeder Hirsch bietet individuelle Verschiedenheiten dar, und in einem und demselben District wer­ den diejenigen, welche nur wenig schwerere Horner batten oder starkere Nacken oder starkere Korper, oder welche die muthigsten waren, die grossere Zahl von Hirschkiihen sich sichern und in Folge

<lessen eine grossere Zahl von Nachkommen hinterlassen. Die Nach­ kommen werden in grosserem oder geringerem Grade dieselben Eigenschaften erben, werden sich gelegentlich untereinander kreu­ zen oder auch mit andern Individuen , die in derselben giinstigen Art variiren; und von ihren Nachkommen werden sich diejeni­ gen, welche in irgend welcher Beziehung am hesten ausgerilstet

82 You at t, on Cattle, 1834, p. 283.

[page break] 442     Gesetze der Abanderung.   25. Cap.

sind, wieder weiter vermehren ; und dies sofort in bestlindigem Fortschreiten zuweilen in der einen , zuweilen in der andern Rich­ tung nach der jetzigen so ausgezeichnet coordinirten Bildung des mlinnlichen Riesenhirsches hin. Um dies uns klar zu m chen, wol­ len wir iiber die wahrscheinlichen Schritte nachdenken, alif wel­ chen, wie im zwanzigsten Capitel gezeigt, unsere Rennpferde und Karrengliule zu ihrem jetzigen Zustande der Vollkommenheitgelangt sind. Wenn wir die ganze Reihe zwischenliegender Formen zwischen einem dieser Thiere und einem friihen nicht veredelten Vorfahren iibersehen konnten, so wiirden wir ein·e ungeheure Zahl von Thieren bemerken, die nicht gleich in ihrem ganzen Bau in jeder Genera­ tion veredelt waren, wohl aber zuweilen etwas mehr in dem einen Punkt, zuweilen in einem andern, die aber doch im Ganzen sich allmahlich in dem Character unseren jetzigen Rennpferden oder Zugpferden naherten, welche in dem einen Fa11e so wunder­ bar fur die Fliichtigkeit, in dem andern ftir das Zugvermogen ge­ schickt sind.

    Obschon die natiirliche Zuchtwahl hiernach 33 dem mlinnlichen Riesenhirsch seinen jetzigen Bau zu geben streben wiirde, so ist es doch wahrscheinlich, dass der vererbte Einfluss des Gebrauchs eine gleiche und noch wichtigere Rolle gespielt hat. Wie die Horner allmahlich an Gewicht zunahmen, so werden auch die Muskeln des Nackens mit den Knochen, an denen sie befestigt waren; an Grosse und Starke zugenommen haben; und diese Theile werden wieder auf den Korper und die Beine zuriickwirken. Auch diirfen wir die Thatsache nicht iibersehen, dass gewisse Theile des Schi.idels und

   ss Herbert Spencer (Principles of Biology, 1864, Vol. I, p. 452, 468) ist .verschiedener A.nsicht; an einer Stelle bemerkt er: » Wir haben gesehen, dass wir zur Annahme Grund haben, dass, so schnell sich wesent­ liche Fahigkeiten vervielfaltigen und je schneller sich die bei jeder Func­ tion cooperirenden Organe der Zahl nach vermehren , desto weniger und immer weniger ein indirectes Abwagen durch natiirliche Zuchtwahl im Stande sein wird, specifische Anpassungen hervorzubringen; sie bleibt nur fahig, die allgemeine Anpassung der Constitution an die Bedingungen anf­ recht zu halten.c Diese Ansicht, dass natfirliche Zuchtwahl nur wenig ausrichten kann, hohere Thiere zu modificiren, iiberrascht mich, wenn ich sehe, dass die Zuchtwahl des Menschcn zweifelsohne bei unsern domesti­ cirten Saugethieren und Vogeln viel ausgerichtet hat.

[page break] Cap.    Correla.tive Yariabilitii.t.     443

 

der Extremitiiten nach Analogie zu urtheilen von Anfang an in einer correlativen Art zu variiren neigen. Das vermehrte Gewicht der Horner wird auch direct auf den Schadel wirken, in derselben Weise, wie, ·wenn am Beine eines Hundes ein Knochen entfernt wird, der andere Knochen, welcher nun das ganze Korpergewicht zu tragen bat, an Dicke zunimmt. Aber nach den in Bezug auf gehorntes und liornloses Rind mitgetbeilten Thatsachen ist es wahrscheinlich, dass die Horner und der Schadel durch das Princip der Correlation unmittelbar auf einander wirken werden. Endlich wird auch das Wachsthum und der damit in Verbindung stehende Verbrauch der vermehrten Muskeln und Knochen einen vermehrten Blutzufluss er­ fordern und in Folge dessen auch einen reichlicheren Vorrath von

.Nahrung, und dies wieder wird ein vermehrtes Vermogen des Kauens, des Verdauens, des Athmens und der Excretion bedingen.

Fatbe mit constitutionellen Eigenthtimlichkeiten in Correlation.

   Es ist ein alter Glaube, dass beim Menschen zwischen dem Teint und der Constitution eine Beziehurig besteht, und ich fand, dass einige der besten Autoren bis auf den heutigen Tag dieser Ansicht sind 3'. So zeigt Dr. Beddoe durch seine Tabellen 35, das·s zwischen einer Anlage zur Schwindsucht und der Farbe des Haares, der Augen und der Haut eine Beziehung besteht. Es ist versichert worden 36, dass in der franzosischen Armee, welche nach Russland ging, Soldaten mit einem dunkein Teint aus den siidlichen Theilen von Europa der intensiven Kiilte besser widerstanden, als die mit hellerem Teint vom Norden. Aber ohne Zweifel sind der­ artige Angaben vielfachen Irrthtimern ausgesetzt.

   Im zweiten Capitel Ober Zuchtwahl babe ich mebrere Fiille mitgetheilt, welche beweisen, dass bei Thieren und Pflanzen Ver­ schiedenheiten in der Fiirbung mit constitutioneller Verschiedenheit

     34 Dr. Prosper Lucas glaubt oft'enbar nicht an irgend einen sol­ chen Zusammenhang. L'Heredite Naturelle, Tom. II, p. 88-94.

36 British Medical Journal, 1862, p. 433.

36 Boudin, Geographie Medicale, Tom. I, p. 406.

[page break] 444     Gesetze der Abii.nderung. 25. Cap.

in Correlation stehen, wie sich durch grossere oder geringere Im­ munitiit vor gewissen Kra kheiten, gegen die Angriffe parasitischer Thiere,  gegen das .Verbranntwerden. von der  Sonne und gege!}

.die Wirkung gewisaer Gifte zeigt. Wenn alle Individuen. irgend einer Variet'iit ein lmmunitiit dieser Natur besitzep., so konnen wir uns noch p.icht iiberzeugt halten, dass sie in irgend welcher Art von Correlation mit der Fiirbung steht. Wenn aber mehrere Varie­ tiiten derselben Species, welche ahnlich gefiirbt sind, in dieser Weise

characterisirt werden, wiihrend anders gefarbte Varietiiten nicht so begiinstigt sind, so miissen wir an die Existenz einer Correlation die­ ser Art glauben. So werden in den Vereinigten Staaten Pflaumen­ biiume mit purpurnen Friichten vieler Arten viel mehr von einer ge­ wissen Krankheit afficirt, als Varietiiten mit grii.nen oder gelben Friichten. Andrerseits leiden gelbe fleischige Pfirsiche verschiede­ ner Sorten von einer anderen Krankheit viel mehr, als die weiss­ fleischigen Varietiiten. Auf )Mauritius wird rothes Zuckerrohr viel weniger von einer besonderen Krankheit afficirt als das weisse. Weisse Zwiebeln und Verbenen sind dem Mehlthau am meisten aus­ gesetzt, und in Spanien litten die grtinen Trauben mehr von der Weinkrankheit, als anders gefiirbte Varietiiten. Dunkelgefiirbte Pe­ largoniums und Verbenas werden mehr von der Sonne verbrannt, als Varietiiten anderer Fiirbungen. Rother Weizen wird fur kraftiger gehalten als weisser, wiihrend roth bliihende Hyacinthen wiihrend eines besondern Winters in Holland mehr litten, als anders gefarbte Varietiiten. Unter den Thieren Ieiden weisse Pinscher am meisten von der Laune, ebenso weisse Hiihnchen an einem parasitischen Wurm in ihrer Luftrohre, weisse Schweine vom Sonnenstich und weisses Rind von Fliegen. Aber die Rauperi des Seidenschmetterlings, welche weisse Cocons geben, litten in Frankreich weniger von dem todt­ lichen parasitischen Pilz als die, welche gelbe Seide produciren.

   Die Fiille von lmmunitiit fiir die Wirkung gewisser Gifte im Zusammenhang mit der Farbe sind noch interessanter und bis jetzt vollig unerkliirlich. Ich babe bereits nach der Autoritiit des Profes­ sor Wyman n einen merkwtirdigen Fall angefiihrt, wo alle Schweine, mit Ausnahme der schwarzgefarbten, in Virginien bedenklich nach dem Genuss der Wurzel von Lachnanthes tinctoria erkrankten.

  

[page break] Cap.    Correlative Variabilitat. 445

Nach Spino I a und Anderen 37 ist Buchweizen (Polygonum fago­ pyrum), wenn er in Bliithe ist, weissen oder weissgefleckten Schwei­ nen iiusserst schiidlich, wenn sie der Sonnenwiii'me ausgesetzt sind, ist aber schwarzen Schweinen vollig unschiidlich. Nach zwei Be­ richten ist das Hypericum crispurri in Sicilien nur weissen Schafen giftig, ihre Kopfe schwellen, ihre Wolle fiillt ah und sie sterben oft. Diese Pflanze ist indess nach Le cc e nur giftig, wenn sie in Siimpfen wachst; auch ist dies nicht unwahrscheinlich, da wir wissen, wie Ieicht die Giftstoffe <lurch Bedingungen beeinflusst werden, unter denen Ptlarizen wachsen.

   Aus Ostpreussen sind drei Berichte veroffentlicht worden, wo weisse und weissgefleckte Pferde vom Genuss mehlthauiger und honigthauiger Wicken bedeutend gelitten haben. Jeder Hautfleck, der weisse Haare trug, wurde entziindet und· gangraenos. Mr. J.

Rod we 11 theilt mir mit, dass sein Yater ungefahr fiinfzehn Karren-    f

gaule in ein Feld mit Wicken brachte, welche zum Theil mit schwar- zen Blattliiusen dicht bedeckt waren, und welche ohne Zweifel Honig- thau und wahrscheinlich Mehlthau hatten. Mit zwei Ausnahmen waren die Pferde hellbraun und braun mit weissen Flecken an dem Gesicht und Knocheln ; und nur die weissen Theile schwollen an und trugen rauhe Grinder. Die zwei braunen Pferde ohne weisse Fiecke ent­ gingen vollig jeder Erkrunkung. Fressen in Guernsey Pferde Ae­ thusa cynapium, so werden sie zuweilen heftig purgirt; auch hat diese Pflanze ,,eine eigenthiimliche Wirkung auf Nasen und Lippen und verursacht oft Spriinge und Geschwiire, besonders bei Pferden mit weissen Schnauzen" 38. Beim Rind haben Youatt und Erdt unabhiingig von der Wirkung irgend eines Giftes Falle von Haut­ krankheiten mit bedeutend constitutioneller Storung (in einem Falle nach der Einwirkung einer sehr heissen Sonne) mitgetheilt, welche jeden einzelnen Punkt afficirten, der ein weisses Haar trug, aber

   37 Diese Thatsache und die folgenden Fa.lie llind, wenn nicht das Ge­ gentheil angeftl.hrt ist, aus einem sehr merkwttrdigen Aufsatze von Prof. Heusinger in: Wochenschrift fttr Heilkunde, Mai 1846, p. 277, ent­ nommen.

   38 Mr. Mogford in: The Veterinarian, citirt in »The Field«, 22. Jan. 1861, p. 545.

  

[page break] 446     Gesetze der Abil.nderung. 25. Cap.

iiber andere Stellen des Korpers vollig hinweggieng. Ahnliche Fiille

sind bei Pferden beobachtet worden 39.

    Wir sehen hieraus, dass die Theile der Haut, welche weisses Haar tragen, nicht nur in einer merkwiirdigen Art von denen ab­ weichen, welche Haare irgend einer andern Fiirbung tragen, son­ dern dass ausserdem eine grosse constitutionelle Verschiedenheit in Correlation mit der Farbe des Haares stehen muss; denn in den oben angeftihrten Flillen verursachten Pflanzengifte Fieber, Ge­ schwulst des Kopfes, ebenso wie noch andere Symptome, und selbst den Tod, indess nur bei allen weissen oder weissgefleckten-Thieren.

39 Edinburgh Veterinary Journal.  Oct. 1860, p. 347.

 

[page break]

Sechs 11.uuil  we.Dmgstes CaJiteM.

Gesetze der Variation (Fortsetzung). Zusammen­ fassung.

Uber die Verwandtschaft und Cohasion homologer Theile. - Uber die Va­ riabilitit vielfacher und homologer Theile. - Compensation des Wachsthums.

- Mechanischer Druck - Relative Stellung von Bliithen, in Bezug auf die Axe der Pflanze, und von Samen in der Kapsel, ale Abanderung veranlassend.

- Analoge oder parallele Varietll.ten. - Zusammenfassung der letzten drei Capitel.

   Uber  die  Verwandtschaft  homologer  Theile. - Dieses Gesetz wurde zuerst von Geoffroy St. I:Iilaire allgemein auf estellt unter dem Ausdruck La loi de l'affinite de soi pour soi. Von seinem Sohn Isidore Geoffroy ist es in Bezug·aufdie Mis. bildungen im Thierreich I und von Moquin Tandon in Bezug auf monstrose Pflanzen ausfiihrlich erortert worden. Wenit tihnliche oder homologe Theile, mogen sie einem und demselben Embryo oder zwei getrennten Embryonen angehoren, wtihrend eines friiheren Entwickelungsstadiums in Beriihrung gebracht werden, so ver­ schmelzen sie oft zu einem einzigen Theil oder Organ, und diese vollkommene Verschmelzung weist auf irgend eine gegenseitige Verwandtschaft zwischen den Theilen bin, anderenfalls wiirden sie einfach zusammenhangen. Ob irgend eine Kraft existirt, welche dahin strebt, homologe Theile in Beriihrung zu bringen, scheint zweifelhafter zu sein. Die Neigung zur voUstandigen Verschmel­ zung ist keine seltene oder ausnahmsweise Thatsache; sie wird in der     auffallendsten Manier von Doppelmisgeburten dargeboten. Nichts kann wohl ausserordentlicher sein, als die in verschiedenen

1 Histoire des Anomalies, 1832.  Tom. I, p. 22, 537 - 556.  Tom. II,

p. 462.

[page break] 448     Gesetze der Abli.nderung. 26. Cap.

publicirten Abbildungen sich zeigende Art upd Weise, auf welche die entsprechenden Theile zweier Embryonen innig mit einander verschrnolzen werden. Dies ist vielleicht am besten bei Misbil­ d·ungen rnit zwei Kopfen zu sehen, welche cheitel an Scheitel oder G esicht an Gesicht oder Janus-lihnlich, Rticken an Rucken oder schriig, Seite an Seite mit einander verbunden sind. In einern Falle von zwei Kopfen, die fast Gesicht an Gesicht verbunden waren, aber etwas schief, waren vier Ohren ·entwickeU, und auf der einen Seite ein vollkomrnenes Gesicht, welches offenbar <lurch die Verbindung zweier Halbgesichter gebildet wurde. Sobald zwei ·Korper . oder zwei Kopfe verbunden werden, scheint jeder Knochen, Muskel, jedes Gefass und jeder Nerv auf der Verbindungslinie sich seinen Genossen zu suchen und wird · vollstandig mit ihm vei:schmolzen. Le re bou II et\  welcher die Entwickelung doppelter Misgeburten bei Fischen sorgfaltig studirt hat, beobachtete in fttnfzehn Fallen die Schrit_te, auf denen zwei Kopfe allmiihlich in einen versc,bmolzen wurden. In diesen und andern Fallen vermuthet, wie ich denke, wohl Niemand, dass. die zwei bereits gebildeten Kopfe factisch mit einander verschmolzen, sondern, dass die entsprechenden Theile jedes Kopfes wahrend des weiteren Fortschrittes der Entwicklung in einen z_usarnmenwuchsen, in Verbindung mit unaufliorlicher Ah-, sorption und Renovation, wie es immer der Fall ist. Frfiher glaub e man, dass Doppelmisgeburten durch die Verbindung_ zweier ur­ sprttnglich distincter Embryonen , die sich auf getrennten Dottern entwickeln, gebildet wiirden. Jetzt wird aber angenorninen, dass nihre Bildu11g eine folge der spontanen Spaltung dei- ernbryonalen

Masse in zwei Hiilften ist" a.  Dies wird indess auf verschiedene

'

Methoden .bewirkt.  Der Glaube, dass Doppelmisgeburten aus der

Theilung eines Keime·s ihren Ursprung nehmen, beri,ihrt aber nicht nothwendig die Frage einer spiiteren Verschmelzung oder macht das Gesetz der Affinitat. hornologer Theile weniger wahr.

. Wo Johannes M tiller 4, dieser vorsichtige und scharfsinnige

i  Comptes rendus, 1855, p. 855, 1U29.

s  Carpenter, Compar. Physiol., 1854, p. 480.  s. auch Camille

Dareste, Comptes rendus', 20. Mars 1865, p. 562.

4 Handbuch der Physiologie. I. Bd., 4. Aufl., 1844, p. 826. In Bezug

[page break] Cap.    Affinitlt homologer Theile.     449

Forscher, von Janus-ii.hnlichen Misbildungen spricht, sagt er: ., Bei der Verwachsung der Embryonen zeigt sich bier ein merkwiirdiges Gesetz, dass mit seltenen Ausnahmen die gleichartigen Theile beider Embryonen mit oder ohne Verlust sich vereinigen, ja es entfernen sich sogar zuweilen die symmetrischen Theile des einen Embryo an der Verwachsungsstelle von einander und verwachsen mit den ent­ sprechenden Theilen des andern Embryo." Andererseits bestreitet Vrolik, und ihm folgen andere, diesen Schloss, und aus derExistenz

· einer grossen Reihe von Monstrositaten, die allmiihlich von einem vollkommen doppelten Monstrum bis zu einem blossen Rudiment eines itberzii.hligen Fingers hiniibergehen, folgert er, dass .,ein Uber­ schuss von Bildungskraft" die Ursache und der Ursprung jeder mon­ strosen Duplicitii.t sei. Dass es zwei verschiedene Classen von Fallen gibt und dass Theile unabhangig von der Existenz zweier Embryonen verdoppelt werden konnen, ist sicher; denn ein ein­ zelner Embryo oder selbst ein einzelnes erwachsenes Thier kann verdoppelte Organe produciren. So verletzte Va I en tin, den Vrolik citirt, das Schwanzende eines Embryo und drei Tage spater producirte er Rudimente eines doppelten Beckens und doppelter Hintergliedmaassen. Hun t er und Andere haben Eidechsen mit reproducirten und verdoppelten Schwiinzen beobachtet. Nachdem Bonnet den Fuss eines Salamanders liingsweise getheilt hatte, wurden gelegentlich iiberziihlige Finger gebildet. Aber weder diese Fiille noch die vollkommene Reihe von einer Doppelmisgeburt bis zu einem iiberzii.hligen Finger scheinen mir der Ansicht entgegenzu­ stehen, dass entsprechende Theile eine gegenseitige Verwandtschaft haben und in Folge dessen zur Verschmelzung neigen. Ein Theil kann verdoppelt werden, und in diesem Zustande bleiben, oder die beiden so gebildeten Theile konnen spliter durch das Gesetz der Verwandtschaft verschmolzen werden; oder zwei homologe Theile in

zwei getrennten Embryonen konnen in Folge desselben Princips sich verbinden und einen einzigen Theil bilden.

    Das Gesetz der Verwandtschaft und Verschmelzung ii.hnlicher Theile ist auf die homologen Organe eines und desselben Ind.ivi-

auf Vrolik s. Todd's Cyclop. of Anatomy and Phys. Vol. IV, 1849--52,

p. 973.

DARWIN' Varlireu II. 29

[page break] 450     Gesetze der Abanderung.   26. Cap:

 duums ebensowohl · anwendbar, wie auf Doppelmisbildungen: Isidore Geoffroy St.Hilaire fuhrteine Anzahl von FAilen von zwei · oder mehr Fingern, von zwei . ganzen Beinen, -von zwei Nieren und von meh eren symmetrisch in einer mehr oder weniger vollkommenen Weise mit einander verschmolzenen' Zahnen ,·an. Selbst die·beiden Augen kiinnen bekanntlich zu 'einem einzigen ver­ schmelzen und bilden eine Cyclopenmisgeburt, ebenso wie die bei.­ den Ohren; trotzdem sie eigentlich so weit entfernt stehen. Wie Geoffroy bemerkt, erlautern diese Thatsachen fn einer wunder­ baren Weise die normale· Verschmelzung verschiedener Organe, welche wahrend ein'er friiheren em'bryonalen Periode doppelt sind\, aber spater stets sich zu einem einzigen medianen Organ verbinden. Organe dieser Art werden meist in einer bestandig doppelten Form bei andern Gliedern derselhen Classe gefunden. Diese Fjlle nor;. maler Verschmelzung scheinen mir den starksten Anhalt zu Gunsten des·vorliegenden Gesetzes darzubieten. Benachbarte Theile, welohe nicht ho_molog sind,· httngen zuweil.en zusammen; aber dieses, Zu-­ sammenhlingen scheint nur das Resultat blosser Nebeneinander! Iagerung zu sein und ·nicht aus gegenseitiger Verwandtschatlhel'-­ zurubren. · . ·

   Aus dem Pflanzenreiche fiihrt Moquin-Tandon 5 eine·lange Liste von FAilen an, welche zeigen, wie hiiufig homologe Theil wie Blatter, Kronenblatter, Staubfaden und' Pistilte, · ehenso wie Aggregate horriologer Theile, wie Knospen, Blutheb und Friichte mit vollkommener Symmetrie in einander verschmolzen werden. Es ist interessant, eine zusammengesetzte BIiithe dieser Art·zu -unter­ suchen, die aus genau der doppe:tten Zahl von Kelch- und Kronen­ bliittern, Staubfaden und Pistillen gebildet wird, wo jeder Wirtel der Organe kreisformig und keine Spur des Verschmelzungsprocesses ubrig geblieben ist. Die Neigung bei homologen Theilen wlhrend ihrer friiheren Entwickelurig zu verschnielzen betracht.et Mo qu-in­ T and on als eins der auffalligsten· Gesetze, welche die Erzeugnrig von Missgeburten beherrschen. Sie erklart offenbar eine Menge von F llen sowohl im Pflanzen als Thierreich; sie wirft ein belles

6 Teratologie Vegetale, 1841. Livre III.

[page break] 26. Cap.     Compensation.  451

Licht auf viele normale Bildungen·, welche offenbar durch die Ver­ bindung urspriinglich distincter Theile gebildet sind, und sie besitzt; wie wir in einem spiiteren Capitel sehen werden, ein grosses theo­ retisches Interesse.

   Uber die Variabilitiit vielfaltiger und homolog.er Theil e. - Isidore Geoffroy 6 hebt hervor, dass, wenn irgend ein Theil oder Organ an demselben Thier vielmal wiederholt wird, er besonders geneigt ist, sowohl an Zahl als in der Bildung zu va­ riiren. . Was die Zahl betrifft, so glaube ich, dass der Satz als vi.illig sicher gestellt zu betrachten ist. Der Beweis wird aber heuptsiich-

. Iich von organischen Wesen entnommen, welche unter ihreil natiir­ lichen Bedingungen leben, mit denen wir bier nichts zu thun haben. Wenn die Wirbel oder Ziihne oder Flossenstrahlen bei Fischen oder die Fedem in dem Schwanz der Vogel oder die Kronenbliitter, Staubfaden, Pistille, Semen bei Pflanzen sehr zahlreich sind, so ist die Zahl meist vaiiabel. Die Erkliirung dieser einfachsten Thatsache liegt durchaus.nicht auf der Hand. In Bezug auf die Variabilitat in der Structur vielfacher Theile sind die Zeugnisse nicht so entschei­ dend; aber so weit man sich auf die Thatsache verlassen kann, hiingt sie wahrscheinlich davon ab, dass vielfach vorhandene Theile

-von geringerer physiologischer Bedeutung sind, als einfache. Es ist in Folge <lessen der Maassstab ihrer vollkommenen Bildung weni­ ger rigoros durch natiirliche Zuchtwahl fixirt worden.

   Compensation des Wachsthums oder Ausglei­ chung..- Dieses Gesetz wurde in seiner Anwendnng auf nattir" Jiche Arten von Goethe und Geoffroy St. Hilaire ziemlich zu derselben Zeit aufgestellt. Es sagt aus, d.ass wenn vie! organische Substanz zum Aufbau irgend eines 'fheiles verwandt wird, ander.en Theilen die Nahrling entzogen wird und sie damit reducirt werden. Mehrere Autoren, besonders Botaniker, glauben an dieses Geset:Z, andere verwerfen es. Soweit ich es heurtheilen kann, hat es ge­ Jegentlich wohl GUltigk it, aber seine Bedeutung ist wahr.scheinHch

6 Histoire des Anomalies.  Tom. III, p. 4, 5, 6.

29*

[page break] 452     Gesetze der AMnderung.    26. Cap.

iibertrieben worden. Es ist ·kaum moglich zwischen den muth­ maasslichen Wirkungen einer solchen Compensation des Wachs thums und den Wirkungen lange fortdauernder Zuchtwahl zu unter­ scheiden, welche letztere zu gleicher Zeit zur Vergrosserung des einen und zur Verkleinerung eines andern Theiles fiihren kann. Daran liisst sich nicht zweifeln, dass ein Organ ohne irgend welche entsprechende Verkleinerung der umgebenden Theile bedeutend ver grossert werden kann. Um auf unser friiheres Beispiel vom irischen Riesenhirsch zuriickzukommen, so kann man fragen, welcher Theil hat wohl in Folge der immensen Entwickelung der Horner ge. litten?

Es ist bereits bemerkt worden, dass der Kampf urns Daseir-i

fur unsere domesticirten Erzeugnisse keine eingreifende Bedeutung hat; in Folge hiervon wird das Princip der Oconomie des Wachs­ thums dieselben selten afficiren, und wir diirfen nicht erwarten, hiiufige Beweise fiir eine Compensation zu finden.· Einige solche Fiille haben wirindessen. Moquin-Tandon beschreibt eine mon­ strose Bohne 7, in welcher die Stipulae enorm entwickelt und die Bliittchen scheinbar in Folge hiervon complet abortirt waren. Dieset Fall ist interessant, da er den natiirlichen Zustand des Lathyni, aphaca darstellt mit seinen sehr grossen Stipulae und den zu blossen Faden, die wie _ Ranken fungiren, reducirten Bliittern. De C and o II e 8 hat bemerkt, dass die Varietiiten von Raphanus sativus, welche kleine Wurzeln haben, zahlreiche wegen ihres Olgehaltes werthvolle Samen ergeben, wiihrend diejenigen mit grossen Wurzeln in dieser letzteren Hinsicht nicht productiv sind. Dasselbe gilt fiir Brassica asperifolia. Die Varietiiten der Kartoffel, welche sehr zeitig im Jahre Knollen produciren, tragen selten Bltt- . then; aber A ndrew Knight 9 zwang dadurch, dass er das Wachs­ thum der Knollen storte , die Pflanzen zum Bliihen. Die Varietil.ten von Cucurbita pepo, welche grosse Frilchte produciren, geben N au di n zufolge deren nur wenige, wiihrend die, welche kleine

   ' Teratologie vegetale, p. 156. s. auch meinen Aufsatz Ober Kletter, pflanzen in: Journai Linn. Soc. Botan. Vol. IX, 1865, p. 114.

8 Memoires du Museum etc. Tom. VIII, p. 178.

9 Loudon's Encyclop. of Gardening, p. 829.

[page break] 26. Cap.     Modiftcationen dnrch Druck.     453

Fruchte tragen, eine ungeheure Zahl ergeben. Endlich habe ich im achtzehnten Capitel zu zeigen versucht, dass bei vielen cultivirten Pflanzen unnatiirliche Behandlung die vollstandige und eigenthttm­ liche Thatigkeit der Reproductionsorgane stort und dass sie hier­ durch mehr oder weniger steril werden. In Folge dessen wird auf dem Wege der Compensation die Frucht bedeutend vergrossert und bei gefiillten Bliithen nehmen auch die KronenbJatter bedeu­ tend an Zahl zu.

    Was die Thiere betritft, so hat sich als schwierig ergeben, Kiihe zu producir n, welche anfangs viel Milch ergeben und spitter fiihig sind, fett zu werden. Bei Hiihnern, welche grosse Federbiiscbe und Barte haben, sind meist der Kamm und die Fleischlappen be­ deutend in der Grosse reducirt. Vielleicht mag die vollige Abwesen­ heit der Oldruse bei Pfauentauben mit der grossen Entwickelung ihres Schwanzes in Verbindung stehen.

    Mechanischer  Druck  als  eine Ursache  von Modi fi­ eat i o n en. - In einigen wenigen Fiillen haben wir Grund zur An­ nahme, dass blosser mechanischer Druck gewisse Bildungen afficirt bat. Es ist allgemein bekannt, dass Wilde die Form der Schiidel ihrer Kinder durch Druck in einem sehr fruhen Alter veriindern. Es liegt aber kein Grund zur Annahme vor, dass das ResuJtat jemals vererbt wird. Nichtsdestoweniger behaupten Vrol ik und Web er 10, dass die Form des menschlichen Schiidels durch die Form des miit­ terlichen Beckens beeinflusst wird. Die Nieren weichen bei vei:­ schiedenen Vogeln bedeutend in der Form ab und St. Ange 11 glaubt, dass dies durch die Form des Beckens bestirilmt wird, wel­ ches ohne Zweifel mit ihren verschiedenen Locomotionsweisen in naher Beziehung steht. Bei Schlangen sind die Eingeweide im Ver­ gleich mit ihrer Lage bei anderen Wirbelthieren merkwiirdig mis­ lagert und dies ist von einigen Autoren der Verliingerung ihres Korpers zugeschrieben worden. Wie aber in so vielen friiheren Fallen ist es auch bier unmoglich, irgend ein directes Resultat die­ ser Art von den Folgen der naturlichen Zuchtwahl zu trennen. Go -

10 P ri chard, Physic. Hist. of Mankind, 1851.  Vol. I, p. 324.

11 Annales des Scienc. natur., I. Sk     Tom. XIX, p. 327.

[page break] 454     Gesetze der A\Jl!.nderung.     26. Cap.

d r on 12 hat bemerkt, dass das normale Fehlschlagen des Sponis auf der innern Seite der Bliithe bei Corydalis dadurch · verursacht wird, dass die Knospen in einer sehr friihen Wachsthumsperiode, wiihrend sie noch unter der Erde stecken, gegen einander und ge­ gen den Stamm dicht gedriingt werden. Einige Botaniker glauben, dass die eigenthttmlichen Verschiedenheiten in der Form sowohl des Samens als der Corolle bei den inneren und liusseren Bliithchen in gewissen Compositen und Doldenpflanzen eine Folge des Druekes ist, dem die inneren Bliithchen unterworfen sind. Doch ist dieser Schluss zweifelhaft.

   Die ebe!) mitgetheilten Thatsachen beziehen sich nicht auf do­ rriesticirte Erzeugnisse und beriihren uns daher streng genommen nicht. Das Folgende ist aber ein noch trelfenderer Fall. ii. M ii l - le r 13 hat gezeigt, dass bei kurzschniiuzigen Hunderassen· einige der Backziihne in einer unbedeutend verschiedenen Stellung von der

sich finden, welche sie bei andern Hunden einnehmen, besonders bei denen, die verliingerte Schnauzen haben; und, wie er bemerkt, so verdient jede vererbte Veriinderung in der Anordn_ung der Ziihne Beachtung, wenn man ihre classificatorische Bedeutung erwagt. Diese Verschied enheit in der Stellung ist eine Folge der Verkii.r­ zung gewisser Gesichtsknochen und des davon abhiingenden Man­ gels an Raum, und diese Verkiirzung wieder ist das Resultat eines eigenthi1 1lichen abnormen Zustandes der Basalknorpef dieser Knochen.

Relative Stellung der Bliithen in Bezug auf die A,te, und d_er Samen in der Kapsel als Ursa_che von Varia- tion en.

   Im dreizehnten Capitel wurden verschiedene pelorische Bluthen be­ schrieben und· es wurde gezeigt, dass ihr Auftreten eine·Folge sei ent­ weder von eirter Bildungshemmung oder von einem Riickschlag auf eineu urspn\nglichen Zustand. Moquin-'l'andon hat bemerkt, dass die Blil­ then, welche auf.dem Gipfel des Hauptstammes oder· eines Seitenzwedges

12 Comptes rendus. Dec. 1864·, p. 1039.

is Uber fotale Rachitis, in: Wttrzburger medicin. Zeitschrift.  Bd. I,

.1860, _p.265.

[page break] 26. Cap.     Relative Stellung der Theile.   455

stehen, lefohter pelorisch werden, als die ari den Seiten 14; und er

fiihrt unter  anderen Beispielen das von  Teucrium campanulatum

a.n. Bei anderen von mir gezogenen La.biaten, z. B. dem Galeobdolon

.w.teum, wurden die pelorischen Bliithen stets ani Gipfel des Stammes producirt, wo Bliithen gewohnlich nicht tehen. Bei Pelargonium ist haufi.g eine einzelil.e Bliithe in der Inflorescenz pelorisch, und wenn dies eintritt, so ist es, wie ich mehrere Jahre unveranderlich beoabchtet habe, die centra.le Bliithe. Dies ko;mmt so haufi.g vor, dass ein Beobachter 16 die Na.men -von zehn Va.rietaten anfiihrt, die zu gleicher Zeit bliihten und bei welchen a.lien die centrale Bliithe pelorisch wa.r. Gelegentlich ist mehr a.ls eine Bliithe in dem Bliith_enbiischel peloris(;h, und dann miissen na.tiirlioh die iibrigen ·seitlich sein. Diese Bliithen sind interessant, da. sie zeigen, wie der gauze Bau in Correlation steht. Bei dem gemeinen Pelargonium ist das obere Kelchblatt in ein Nectarium verwandelt, welches mit dem Bliithenstengel zusammenhangt. Die zwei oberen Kronenblatter weichen etwas in der Form vo·n den drei unteren ab und sind mit dunklen Farbenschattirungen gezeichnet. Die Staubfaden sind

.in der Lange abgestuft und na.ch oben gewendet. Bei den pelorischen Bliiihen schlagt das Necta.rium fehl; alle Kronenblatter warden eina.nder sowohl in der Fa.rbe als in der Form gleich; dfo Sta.ubfaden werden meist an Zahl reducirt und werden gerade, so dass die ga.nze Bli.ithe der des verwandten Genus Erodium ahnlich ·wird. Die Correlation zwi­ schen diesen Veranderungen zeigt sich deutlich, wenn· eines der beiden

.oberen Kronenblatter allein seine dunklen Zeichnungen verliert; denn in diesem Fall. schliigt das Nectarium nicht ganzlich fehl, sondern wird ge­ wohnlich nur bedeutend an Lange reducirt 16.

   Morren hat eine merkwiirdige flaschenformige Bliithe der Oalceo­ laria beschrieben 17, die nahezu vier Zoll an Lange und fast vollig pe­ l.Qriach war. Sie stand am Gipfel der Pflanze mit einer kleinen normalen

'.  U.Teratologie veget., p. 192. 'rir.·M. Masters theilt mirmit, dass et die Richtigheit dieser Folglirung bezweifl.e; aber d1e noch mitzutheilen- deli Thatsi:tchen scheinen sie sicher zu begritnden.     .

16 Journal of Horticulture. 2. Juli 1861, p. 253.

   16. Es ware der Mithe werth zu versuchen, die centralen und seitlichen Blitthen des l'elargoniu111 und einiger anderer hochcultivirter Pftanzen mit demselben Pollen zu befruchten; wobei sie. natitrlich gegen den Besuch von Insecten geschiitzt werden mii'ssten, und dann die erhaltenen Sa.men ge­ trennt auszusaen und zu beobachten, ob der eine odeP der andere Satz von Samlingen am meisten variire. ·

n Citirt im Journal of Horticu1ture. 24. Febr. 1863, p. 152.

[page break] 456     Gesetze der Abanderung.   26. Cap.

Bliithe an jeder Seite. Professor W est w o o d hat gleichfalis drei ii.hn­ liche pelorische Bliithen beschrieben 18, welche alle eine centrale Stel­ lung ari den Bliithenzweigen einnahmen. Bei der Orchideengattung Pha­ laenopsis hat man gesehen, dass die endstandige Bli\the pelorisch wurde. An einem Laburnum-Baume beobachtete ich, dass ungefahr ein Viertel der ]Uli.thentrauben terminale Bliithen producirte ,· welche ihren Schmetterlingsbau verloren hatten. Diese wurden producirt, nachdem fast alle andern Bliithen an denselben Trauben verwelkt waren. Die am vollstiindigsten pelorisirten Bliithen hatten sechs Kronenblatter von denen jedes mit schwarzen Streifen , wie das Hauptkronenblatt gezeichnet war. Der Kiel schien der Veriinderung mehr zu widerstehen als die andern Kronenbliitter. Dutro chet 19 hat einen genau iihnlichen Fall in Frank­ reich beschrieben, und ich glaube, diese sind die beiden einzigen Bei­ spiele von Pelorismus bei Laburnum, welche beschrieben worden sind. Dutrochet bemerkt, dass die Bliithentrauben an diesem Baum nicht eigentlich eine endstiindige Bliithe produciren, so dass, wie in dem Fa.lie bei Galeobdolon sowohl ihre Steliung a.ls ihre Structur, beides anomal ist, was ohne Zweifel in irgend einer Weise in Correlation steht. Dr. Ma s t er s hat kurz eine andere leguminose Pflanze ·rn beschrieben, nam­ lich eine Species von Klee , bei welcher die obersten und centralen Blii­ then regular waren oder ihren Schmetterlingsbau verloren hatten.  In

einigen dieser Pfianzen proliferirten auch die Bliithenkopfe.

   Endlich producirt auch Linaria zwei Sorten pelorischer Bliithen; die eine hat einfache Kronenbliitter, die andere hat sie a.lie gespornt. Wie Nau din bemerkt 21, kommen diese beiden Formen nicht selten auf derselben Pfianze vor, aber in diesem Falle steht die gespornte Form fast unveriinderlich am Haupte der Bliithenrispe.

   Die Neigung der terminalen oder centralen Bliithe hiiufiger pelo­ risch zu werden als andere Bliithen, ist wahrscheinlich ein Resultat da­ von, dass "die Knospe, welche am Ende eines Zweiges steht, den meisten Saft zugefilhrt erhiilt; sie wachst zu einem starkeren Triebe a.us als die weiter unten stehenden Knospen" 22. Ich habe den Zusammenhang zwi-

18 Gardener's Chronicle, 1866, p. 612. Wegen der Phalaenop11i11 s.

ebend. 1867, p. 211.

19 Memoires etc., 1837. Tom. II, p. 170.

20 Journal of Horticulture, 23. Juli 1861, p. 311.

21 Nouvelles .Archives du Museum. Tom. I, p. 137.

   22 Hugo von Mohl, Art. »Die vegetabilische Zelle« in: R. Wagner's Handwlirterbuch der Physiologie. Bd. 4, 1853, p. 235.

  

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schen Pelorismus und einer centralen Stellun zum Theil deshalb er. ortert, weil einige wenige Pflanzen bekannt sind , welche normal eine in der Structur von den Seitenbliithen abweichende terminale Bliithe pro­ duciren, &ber hauptsachlich wegen des folgenden Falles, in welchem wir eine Neigung zur Variabilitat oder zum Riickschlag in Verbindung mit dieser Stellung auftreten sehen. Ein grosser Kenner von Aurikeln 23 gibt an, dass wenn eine Auricula eine Seitenblilthe treibt, sie ziemlich sicher ihren Character bewahrt; dass dagegen, wenn sie von dem Centrum oder dem Herzen der Pflanze auswachst, was auch die Far be ihrer Rander sein mag, sie nebenso gern in irgend eine andere Rasse einschlagt, als in die, zu welcher sie eigentlich geMrt ". Dies ist eine so notorische Thatsache, dass einige Blumenzi.ichter regelmassig die centr&len Bli.ithen­ bilschel abschneiden. Ob bei den hochveredelten Varietaten die Ab­ weichung der centralen Blilthenkopfe von ihrem eigenen Typus eine Folge eines Rilckschlags ist, weiss ich nicht. Mr.Dom brain behauptet, d&ss, was auch nur immer die gewohnlichste Art von Unvollkommenheit bei jeder Pflanze ist, dies gewllhnlich in den centralen Blilthenkllpfen ilbertrieben wird. So hat eine Varietat "zuweilen den Fehler, ein kleines gri.ines BHlthchen am Centrum des Bliithenkopfes zu produciren" und an centralen Bliithenkopfen werden diese der Grosse nach excessiv. An einigen centralen Bli.ithenstanden, die mir Mr. Dombrain schickte, waren alle Organe der Bliithe in der Structur rudimentar , von sehr ge­ ringer Grosse und von grtiner Fiirbung, so dass eine etwas weitere Ver· anderung alles in kleine Blatter verwandelt haben wiirde. In diesem Falle sehen wir deutlich eine Neigung zm· Prolification, ein Ausdruck welcher, wie ich fiir die hinzusetzen will, die sich nie mit Botanik be· schii.ftigt haben, das Erzeugen eines Zweiges oder ein r Blilthe oder eines Blilthenkopfes aus einer andern Bliithe heraus bedeutet. Nun gibt Dr. Masters an 24, dass die centrale oder oberste Bliithe an einer Pflanze gewohnlich am meisten der Prolification ausgesetzt ist. So hangt denn h.ei den Varietiiten der Aurikel der Verlust ihres eigenthiimlichen Characters und die Neigung. zur Prolification und bei andern Pflanzen eine Neigung zur Prolification und Pelorismus alles mit einander zusammen und ist eine Folge entweder von einer Entwickelungshemmung oder von einem Riick· schlag auf einen fri.iheren Zustand.

   23 H. H. Dom brain in: Journal of Horticulture, 1861, 4. Juni, p. 174, und 25. Juni, p. 284; 1862, 29. April, p. 88.

2' Transactions Linn. Soc.  Vol. XXIII, 1861, p. 860.

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    Das Folgende ist ein noch interessa.nterer Fall. Metzger 25 culti­ virte in Deutschland mehrere Sorten von Mais, we_lche aus den wani1erl!n 'l'heilen von Amerika. gebra.cht worden waren, und fand, wie friiher schon beschrieben wurde, da.ss in zwei oder drei Genera.tionen die Korner be­ deutend in der Form, Grosse und Farbe verandert wa.ren; und in Bezug a.uf zwei Ra.ssen gibt er_a.usdriicklich an, dass schon in der ersten Gene­ ration, wahrend die unterenKorner in jedem Kopf ihren eigenthumlichen Character bewahrten, die obersten Korner den Character a.nzunehmen bega.nnen, welchen in der dritten Generation a.lle Korner erhielten. Da.

_wir die urspriingliche Elternform des Mais nicht kennen, lasst sich nicht sa,gen, oh diese Verandernngen in irgend welcher Weise mit Rtickschlag zusa.mmenhangen.

   In den beiden folgeriden Fallen wirktRiickschla.g ga.nz offenba.r und zwar untEJr dem Einfluss der Stellung des Samens in der Ka.psel. Die bla.ue Ka.isererbse ist ein Na.chkomme der blauen preussischen und hat grossere Sa.men und breitere Schoten als sein Erzeuger. Nun gibt Mr. Masters von Canterbury, ein sorgfaltiger Beoba.chter und Ziichter neuer Varietaten der Erbse, an 26, dass die blaue Ka.isererbse stets eine sta.rke Neigung zum Ruckschla.g auf ihre Elternform hat; ,,und der Riickschlag tritt in folgender Weise auf: die letzte (oder oberste) Erbse in der Schote ist haufig viel kleiner als die iibrigen, und wenn diese kleinen Erbsen sorg­ faltig gesammelt und einzeln gesat werden, so schla.gen sie im Verhaltniss

,, viel mehr auf ihre urspriingliche Form zurtick a.ls die a.us dem andern Theil der Schote genommenen".  Ferner sagt Mr. Chat e 27, dass er bei der

Zucht von Levkojen aus Samlingen es erreichte, achtzig Procent zu er­ ha.lten mit gefiillten Bliithen und zwar dadunih, da.ss er nur wenig secun­ dare Zweige Sa.men tragen lasst, aber ausserdem noch wird, ,,zu der Zeit, wo die Sa.men genommen warden, der obere Theil der Schote ge­

. trennt und bei Seite gelegt, weil es sich herausgestellt hat, dass die a.us

Sa.men in diesem Theil der Schote kommenden-Pflanzen a.chtzig Proc·ent einfacher Bliithen erga.ben ". Nun ist die Production' einer einfach bluhenden Pflanze a.us dem Sa.men VOI). gefiillt bliiltenden ein deutlicher Fall von Riickschlag. Diese letztei'en 'l'ha.tsachen zeigen ebenso wie der Zusammenhang zwischen einer centralen Stellung und Pelorismus nnd Prolification in einer interessanten Weise, ·welche kleine Verschiedenheit

26 Die Getreidearten, 1843, p. 208, 209.

08 Gardener's Chronicle, 1850, p. 198:

2' Citirt in: Gardener's Chronicle, 1866, p. 74.

·_. .  J

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- nii.mlich eine etwas gri:issere Freiheit in dem .Sii.ftefluss nach einem bestimmten Theil der Pflanze bin - wichtige StructurveriinderU:ngen bestimmt.

  Analoge oder paralleleAbiinderung. - Mit diesemAus­ druck wttnsche ich zu bezeichrien, dass iihnliche Charactere gelegent­ lich in den verschiedenen Varietiiten oder Rassen auftreten, welche von derselben Species abstammen, und selt.ener in den Nachkommen weit von einander. verschiedener Species. Es treter- uns bier, nicht wie bfsher die Ursachen der Abiinderung, sondern deren Re­ sultate entgegen. Aber die Erorterung. dieses Punktes liess sich an einem andern Orte nicht zweckmiissiger einftigen. Die _Fiille von analoger Abiinderurig ktinnen, was ihren Ursprung betrifft, mit Ver­ nachliissigung untergeordneter Eintheilungen unter zwei Haupt­ gruppen gebracht werden; erstens diejenigen, welche eine Folge der Einwirkung unbekannter Ursachen auf organische Wes·en von nahezu derselben Constitution sind, welche in Folge hiervon in einer analogen Manier variiren, und zweitens·solche, welche eine Folge des Wiederauftretens von Characteren sind, die ein mehr oder weniger entfernterVorfahre besass. Aber diese beiden Hauptclassen

· ktinnen oft nur vermuthungsweise getrennt werden und gehen, wie wir gleich sehen werden, allmiihlich in einander iiber.

   Unter der ersten Gruppe analoger Abiinderungen, die nicht Folge eines Riickschla.ges sind, haben wir die vielen Falle von zu vollig ver­ schiedenenOrdnungen gehorigenBaumen, welche hangendeundpyramiden­ formige Varietaten producirt haben. Die Buche, Ha.selnuas und Berberize haben purpurblattrige Varietii.ten entstehen lassen, und wie Bernha.rdi bemerkt hat 28, ha.t eine Menge von Pflanzen, und zwar so verschiedene a.ls moglich , Varietaten ergeben mit tief eingeschnittenen und geschlitz­ ten Blattern. Von drei distincten Arten von Brassioa stammen Varie­ taten ab, deren ·Stiimme oder sogenannten Wurzeln zu kugligen Ma.ssen vergrossert sind. Die Nectarine ist ein Nachkomme des Pfirsichs und die Va.rietii.ten dieser beidenBaume bieten einen merkwiirdigenParallelismus in der Frucht dar, welche weiss, roth oder gelb im Fleisch, freie oder angewachsene Steine haben konnen; in den Bliithen, welche gross oder

28 Uber den Begriff der Pfl.anzenar-t, 1834, p. 14.

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klein; in den Blattern, welche gesagt oder gekerbt, mit kugligen oder nierenformigen Drtisen -oder vollig ohne Drilsen sein konnen. · Es muss bemerkt werden, dass jede Varietiit der Nectarine ihren Character nicht von einer entsprechenden Varietat des Pfirsichs hergeleitet ha.t. Die verschiedenen Varietaten eines na.he verwandten Genus, namlich der Aprikose, weichen a.uch von einander in na.hezu derselben pa.rallelen Art und Weise ab. Es ist kein Grund zur Anna.hme vorhanden, dass in irgend einem dieser Falle lange verlorne Charactere wieder erschienen sind und in den rueisten derselben ist dies bestimmt nicht eingetreten.

Drei Species von Oucurbita haben eine MengeRassen ergeben, welche

eina.nder im Character so na.he entsprechen, da.ss sie, wie N au d in be­ hauptet, in einer fast streng para.Helen Reihe a.ngeordnet werden konnen. Mehrere Varietii.ten der Melone sind deshalb interessa.nt, dass sie in wichtigen Chara.cteren anderen Species ahnlich sind und zwa.r entweder desselben Genus oder verwandter Gattungen. So hat eine Varietat Frtichte, die sowohl ausserlich a.ls innerlich den Friichten einer vollig distincten Species, namlich der Gurke so ahnlich sind, dass sie kaum von ihr unter­ schieden werden konnen; eine andere ha.t la.nge, cylindrische, sich wie eine Schlange windende Frtichte ; in einer a.nderen hangen die Samen Theilen des Fleisches an ; in einer a.nderen springt die Frucht, wenn sie reif ist, plotzlich a.uf und fallt in Stucke; und alle diese 11.usserst merk­ wiirdigen Eigenthiimlichkeiten sind fiir Arten characteristisch, welche verwandten Gattungen angehoren. Wir konnen das Auftreten so vieler ungewohnlicher Charactere kaum aus einem Riickschlag a.uf eine einzige alte Form erklii.ren, sondern wir miissen glauben, dass a.He Glieder der Familie eiue na.hezu ahnliche Constitution von einem frtiheren Urerzeil­ ger geerbt haben; unsere Cerealien und viele andere Pflanzen bieten ahnliche Falle dar.

    Bei Thieren haben wir weniger Fa.He von ana.loger Variation un­ abhangig von directem Riickschla.g. Wir sehen etwas der Art in der Ahnlichkeit zwischen den kurzschnauzigen Ra.ssen des Hundes, wie des Mopses und der Bulldogge, bei federfussigen Rassen des Huhns, der Taube und des Canarienvogels, bei Pferden der verschiedensten Ra.ssen, welche dieselbe allgemeine Farbung da.rbieten, bei alien schwarz und gelbbraun gefarbten Hunden, welche gelbbraune Augenflecke und Fiisse haben; aber in dem letzteren Falla ka.nn moglicherweise Riickschlag mit­ gewirkt ha.hen.  Low  hat bemerkt 29, dass mehrere Rinderrassen eine

9 Domesticated Animals, 1845, p. 351.

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Decke tra.gen (sheeted), d. h. eine breite weisse Binde rings um ihren Kilrper haben, wie eine Decke. Dieser Character wird streng vererbt nnd entsteht zuweilen a.us einer Kreuzung. Es kann dies der erste Schritt zu einem Rikkechlag a.uf eiuen ursprilnglichen oder friiheren.'l'ypus sein; denn wie im dritten Capital gezeigt wurde, existirte friiher und existirt noch in einem verwilderten oder halbverwilderten Zusta.nde in verschie­ denen Theilen der Welt ein weisses Rind mit dunklen Ohren, Fiissen und eben solcher Schwanzspitze.

    Aus uneerer zweiten Hauptgruppe, nii.mlich ana.loger in Folge von Rilckschlag auftretender Abanderungen, werden die beaten Falle von Thieren dargeboten und wieder von keinen beeser ale von Tauben. Bei alien den verschiedeneten Ra.seen treten gelegentlich Subvarietii.ten auf, die gena.u. wie die elterliche Feletaube gefii.rbt sind, mit schwarzen Flii­ gelbinden, weiseen Lenden, gebii.nderten Schwanzen u. s. w. und Niemand kann zweifeln, daes diese Charactere eine einfache Folge des Rilckschla­ gee eind. Daseelbe gilt fiir untergeordnete Details. Moventaubeii haben eigentlich weisse Schwanze, a.ber gelegentlich wird ein Vogel geboren mit einem dnnkel gefiirbten und gebii.nderten Schwanz. Kropfer haben eigentlich weiese Handechwingen, aber nicnt selten tritt ein schwert­ fl.Ugliger (sword-flighted) auf, d. h. einer, dessen erste Handschwingen dunkel gefarbt sind, und in dieeem Falle haben wir Charactere, die der Felstaube· eigen, aber der Rasse neu sind und die offenbar in Folge van Riickechlag auftreten. In einigen doweeticirten Varietii.ten sind die Flil­ gelbinden, etatt einfach echwa.rz wie bei der Felstaube zu sein, eehr echon mit verschiedenen Farbenrandern umgeben und da.nn bieten sie eine a.uffa.llende Ana.logia mit den Fliigelbinden bei gewissen natiirlichen Arlen dereelben Familia da.r, so z.B. bei Phaps chalcoptera. Dies iii.est sich wa.hrscheinlicb dare.us erklii.ren, daes a.He Formen von demselben friihen Urerzeuger abstammen und eine Neigung in dereelben Weise zu variiren haben. Wir ktinnen hiedurch auch vielleicht die Thateache verstehen, warum einige La.chtauben genan so wie Turteltauben girren und warum mehrere Ra.seen Eigenthiimlichkeiten im Flug haben ; denn gewisee na.­

tiirliche Arlen (z. B. 0. torquatri:c und ptilumbus) bieten merkwiirdige

Abweichungen in dieser Hinsicht dar. In andern Fallen gleicht eine Raese statt im Character eine distincte Art nachzua.hmen, irgend einer andern Ra.see. So schiitteln eioh gewisee Runt-Ta.uben und erheben iliren Schwanz unbedeutend, ahnlich wie die Pfauenta.uben; nnd Moventa.uben blasen den oberen Theil ihres Oesophagus wie Kropfer a.uf.

Es ist ein hii.ufig auftretender Umstaud, gewieee Farbenzeichnungen,

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die aber bedeutend im Ton abweichen und bestii.ndig alleSpecies einer Ga.t­ tung characterisiren, anzutreffen; dasseibe tritt auch bei den Va.rietaten der Taube auf. So gibt es, statt dass das allgemeine Gefieder blau ist mit schwar­ zen Fliigelbinden, schneeweisse Varietaten mit rothen Binden und schwa.rze Varietaten mit weissen, Binden. Bei andern Varietaten sind, wie wir ge­ sehen haben, die Fliigelbinden elegant- mit verschiedenen Farbungen ein­ gefasst. Die Blasstaube ist dadurch characterisirt, daas· das ganze Ge­ fi.eder weiss ist mit Ausnahme des Schwanzes und eines Flei;kes auf der. Stirn, aber diese Theil-a klinnen roth, gelb oder schwarz sein. Bei der Felstaube und in vielen Varietaten ist der Schwanz blau und 'die ii.UBseren Rander der ausseren Federn weiss; 1:1.ber in einer Unter -Varietii.t der Monchstaube haben wir eine umgekehrte Abanderung; denn bier ist der Schwanz weiss mit Ausnahme der AUBsenrander der ausseren Federn, welche schwarz sind 30.

   Bei einigen Vogelarten, z. B. bei M'.oven, erscheinen gewisse ge­ farbte Theile fast wie. ausgewaschen und ich ha.be gena.u dieselbe Er­ seheinnng bei der terminalen, dunkelschwarzen Binde bei gewissen Tau­ ben gesehim und bei gewissen Varietaten der Ente. Ana.loge Thatsa.chen la.ssen sich a.us dem Pfl.anzenreich anfiihren.

   Viele Untervarietaten der Taube haben am hinteren Theile ihres Kopfes umgekehrte und etwa.s . verlii.ngerte Federn und dies ist sicher nicht eine Folge des Riickschlags auf die elterliche Species, welche keine Spur einer solchen Bildung zeigt. Wenn wir uns aber erinnern, dass Untervarietii.ten des Huhnes, des Truthahns, des Ca.narienvogels, der Ente und Gans siimmtlich Federbiische oder umgekehrte Federn auf ihren Kopf&n haben, und wenn wir da.ran denken,. das_shum eine einzige gro se na­ turliche Gruppe von·Vogeln genannt werden kann, bei welchen nieht einige Glieder einen Federbusch auf den Klipfen haben,· so konneu, wir vermuthen, dass hier Ri.ickschlag auf irgend eine ausserordentlich ent, fern.te Form mit in Tbatigkeit kommt. .

    Mehrere Ra.sseu des Huhns haben entweder ge:flitterte oder ge. strichelte Federn und diese konnen nicht vou der elterlichen Species, dem_ Gallus bankiva, abgeleitet werden. Doch iBt es na.tiirlich mOglich, dass ein friiherer Vorfahre dieser Art geflittert, und ein · noch friiherer oder spiiterer Vorfahre.gestrichelt gewesen sein kaun.- Da aber viele hiihner­ artigen Vogel geflittert oder gestriohelt sind, so ist es eine w&hrschein­ lichere Ansicht, dass die verschiedenen domesticirten Hiihilerrassen diese

so·Bechstein, Naturgeschichte Deutschlands, Bd. IV, 1795, p. 31.

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Art des Gefieders · de.her erlangt haben, dass alle Glieder· der Familia eine Neigung, in einer gleichen Manier zu va.riiren, geerbt l,laben. Das­ selbe Princip kann es erklaren, warum die weiblichen Scha.fo bei gewis­ sen Rassen hornlos.sind, wie die Weibchen einig_er anderer hohlMrniger Wiederkauer. Es kann erklaren, warum gewisse domesticirte Katzen leicht m_iHt aarbiischeln versehene Ohren haben, ahnlich denen des Luch­ ses, und warum die S hadel der domesticirten Kaninchen oft von _ein&nder in denselben Characteren abweichen, durch welche die Schadel de_r ver­ schiedenen Species der Gattung Lepus differir-en.

    Ich will nur noch einen andern bereits erorterten Fall erwahnen. Jetzt, wo wir wissen, dass die wilde elterliche Form des Esels gestreifte Beine hat, Mnnen wir sicher sein, dass das gelegentliche Auftreten von Streifen an den Beinen des domesticirten Esel·s Folge eines directen Rtickschlags ist. Aber dies erklart es nicht, warum das untere -Ende des Schulterstreifens zu_weilP.n winklig gebogen oder leicht gegabelt ist. Wenn wir ferner graubraune und anders gefiirbte Pferde mit Streif en am Rtickgrat, den Schultern und den Beinen sehen, so werden wir aus friiher angeg,ebenen Gruµden zu der Annahme gefiihrt, dass sie in Folge eines directen Ruckschlags auf das wilde elterliche Pferd a.uftreten.  Wenn

· aber Pferde zwei oder drei Schulterstreifen und einen·von diesen gelegent­

lich am untern Ende gegabelt, oder wenn sie Streifen im Gesicht haben, oder wie Fullen fast iiber den ganzen Korper schwa.eh gestreift sind mit Streifen, die·an' der Stirn einer unter dem·ahdern winklig gebogen oder an anderen Theilen up.regelmassig verzweigt sind, so wurdc es vorschnell sehi, solche verschiedena.rtige Charactere dem Wiederauftreten derjeni­ gen zuzuschreiben, die dam ursprtinglichen wilden Pferde ·eigen sb1d. Da drei afrikanische Arten der Ga.ttung stark gestreift sind, und da wir

gesehen haben, dass die Kreuzung der ungestreiften Arten oft dazu ffthrt, dass die Basta.rdnachkommenschaft augenfallig gestreift ist, wenn wir ferner im Auge behalten, dass der Act der.Kreuzung sicher das Wie­ derauftreten la.nge verlorener Charactere verursacht, so ist es eiu'e wahr­ scheinlichere Ansicht, dass die eben specieli angefiihrten Streifen eine Folge des Riickschlags nicht a. f das unmittelbare wilde elterliche Pferd,.sondern

auf n  gestreiften Urerzeuger der ganz n Gattung sind.

 _lch babe den q!.lgensta_nder. analo.ge\l Variation. in ziem. licher Lange erorter weil . in einem spa.tern Werk uber natttrlic e Species gezeigt werden wird, dass die Varietiiten einer Art hiiufig distincte Species nachahmen, eine Thatsache, die sich in vollstiindi-

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ger Obereinstimmung mit den vorstehenden Fil.lien befindet und die nur nach der Descendenztheorie erklii.rlich ist. Zweitens, weil diese Thatsachen deshalb wichtig sind, da sie zeigen, wie in einem frtthe­ ren Capitel bemerkt wurde, dass jede unbedeutende Abii.nderung von Gesetzen beherrscht und in einem vie! Mheren Grade ,durch die Natur der Organisation, als durch die Natur der Bedingungen bestimmt wird, denen das abiindernde Wesen ausgesetzt worden ist: Drittens, weil diese Thatsachen in einer gewissen Ausdebnung mit einem noch allgemeineren Gesetz in Beziehung stehen, nlimlich mit dem, was Mr. B. D. Walsh 31 das Gesetz der gleichartigen Va­ riabilitiit genannt hat, oder, wie er es erkliirt: ,.wenn irgend ein gegebener Character iR einer Art einer GruppP- sehr variabel ist, so wird er in verwandten Species variabel zu sein streben, und wenn irgend ein gegebener Character in einer Species einer Gruppe vollstiindig constant ist, so wird er in verwandten Species gleich­ falls constant zu sein neigen«.

   Dies fuhrt mich dazu, an eine Erorterung in dem Capitel Ober Zuchtwahl zu erinnern, in welcher gezeigt wurde, dass bei domesti­ cirten Rassen, welche jetzt einer rapiden Veredlung unterliegen, diejenige.n Theile oder Charactere, welche die am meisten geschlitz­ ten sind, am meisten variiren. Dies folgt natiirlich daraus, dass seit Kurzem bei der Zucht ausgewiihlte Charactere bestiindig dazu nei-

. gen, auf ihren friiheren, weniger veiedelten Zustand zuriickzuschla­ gen, und dass sie noch immer von denselben Agentien beeinftusst werden, was auch diese sein moge, welche zuerst die in Frage ste­ henden Charactere zu variiren veranlassten. Derselbe Grundsatz ist

auf natUrliche Arten anwendbar, denn wie in meiner Entstehung der Arten angegeben wurde, sind generische Charactere weniger varia­ bel als specifische; und die letzteren sind diejenigen, welche d.utch Variation und natiirliche Zuchtwahl modificirt worden sind, und zwar seit der Periode, wo alle zu einer und derselben Gattung ge­ horigen Arten von einem gemeinsamen Urerzeuger sich abzweigten, wlihrend generische Charactere diejenigen 11ind, welche von einer viel entfernteren Zeit · her unveriindert geblieben und in Oberein-

81 Proceed. Entomol. Soc. Philadelphia, Oct. 1868 p. 213.

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stimmung hiermit jetzt weniger variabel sind. Diese Angabe nahert sich dem Gesetz der gleichartigen Variabilitiit von Mr. W a Is h. Ich will binzufOgen, dass secundiire Geschlechtscharactere selten dazu dienen, distincte Gattungen zu characterisiren; denn sie weichen gewohnlich bei den Arten derselben Gattung sehr von einander ah und sind bei den lndividuen derselben Art sehr variabel. Wir haben auch in den friiheren Capiteln dieses Werkes gesehen, wie variabel secundiire Geschlechtscharactere unter der Domestication werden.

Zusammenfassung der  drei Ietzten Capitel iiber die G e s e t z e d e r Va r i a t i on.

   Im dreiundzwanzigsten Capitel haben wir gesehen, dass ver­ ilnderte Bedingungen gelegentlich in einer bestimmten Weise auf die Organisation wirken, so dass alle oder nahezu alle in gleicher Weise ausgesetzte lndividuen in derselben Weise modificirt wer­ den. Aber ein viel biiufigeres Resultat veriinderter Bedingungen, mogen sie nun direct auf die Organisation oder indirect dadurch einwirken, dass das reproductive System afficirt wird, ist unbe­ stimmte und fluctuirende Variabilitat. In den drei Ietzten Capiteln haben wir versucht, einige der Gesetze zu bezeichnen, durch welche eine derartige Variabilitiit regulirt wird.

   Vermehrter Gebrauch vergrossert einen Muskel und zwar in Verbindung mit den Blutgefassen, Nerven, Biindern, den Knochen­ Ieisten, an welchen er befestigt ist, den ganzen Knochen und andere damit verbundene Knochen. Dasselbe gilt fiir verschiedene Driisen. Vermehrte functionelle Thiitigkeit stiirkt die Sinnesorgane, .ver­ mehrter und intermittirender Druck verdickt die Epidermis . und eine Veriinderung in der Natur der Nahrung modificirt zuweilen die Hiiute des Magens und vermehrt oder vermindert die Lange der Diirme. Andererseits schwiicht und verringert fortgesetzter Nicht­ gebrauch alie Theile der Organisation. Thiere, welcbe wiihrend vieler Generationen nur wenig Bewegung gehabt habe·n, haben in der Grosse reducirte Lungen, und in Folge hiervon wird der knocherne Brustkorb und die ganze Form des Korpers modificirt. Bei unseren seit Alters her domesticirten Vogeln sind die Fliigel

DARWIN, Varilren U.  80

    

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wenig gebraucht worden und sie sind unbedeutend reducirt wor­ den. Mit ihrer Abnahme ist der Brustbeinkamm, sind die Schulter­ bliitter, Coracoide und Schlusselbeine siimmtlich reducirt worden.

    Bei domesticirten Thieren ist die Reduction eines Theiles in Folge von Nichtgebrauch niemals so weit gefuhrt worden, dass nur ein blosses Rudiment ubrig bleibt; aber wir haben guten Grund zur Annahme, dass dies im Naturzustande oft eingetreten ist.- Die Ur­ sache dieser Verschiedenheit Iiegt wahrscheinlich darin, dass bei domesticirten Thieren nicht bloss keine hinreichende Zeit fiir eine so tiefe Veriinderung geboten worden ist, sondern dass auch, weil sie keinem heftigen Kampf urns Dasein ausgesetzt wurden, das Princip der Oconomie der Organisation nicht in Thatigkeit trat. Im Gegentheil sehen wir zuweilen, dass Bildungen, welche in der elterlichen Species rudimentiir sind , zum Theil bei ihren domesti­ cirten Nacbkommen wieder entwickelt werden. Wenn im Zustande der Domestication Rudimente gebildet werden oder ubrig bleiben, so sind sie das Resultat einer plotzlichen Entwickelungshemmung und nicht eines Iange fortgesetzten Nichtgebrauchs mit der Ab­ sorption aller uberfliissigen Theile. Nichtsdestoweniger sind sie von Interesse, da sie zeigen, dass Rudimente die Uberbleibsel von Or­ ganen sind, die einst vollig entwickelt waren.

    Korperliche und periodisch wiederkehrende und geistige Eigenthumlichkeiten werden, obgleich die letzteren in der vorlie­ genden Schrift fast ganz iibergangen worden sind, unter der Dome­ stication veriindert und die Veriindei'ungen werden oft vererbt. Solche veriiilderte Gewohnheiten konnen an jedem organischen Wesen, besonders wenn es ein freies Leben fuhrt, oft zum vermehr­ ten oder verminderten Gebrauch verschiedener Organe und in Folge dessen zu ihrer Modification fiihren. Iri Folge lang fortgesetzter Gewohnheit und noch besonders in Folge der gelegentlichen Ge­ burt von Individuen mit einer unbedeutend verschiedenen Con­ stitution werden Hausthiere und cultivirte Pflanzen in einer ge­ wissen Ausdehnung acclimatisirt oder einem Clima angepasst, welches von ·dem verschieden ist, was ihrer elterlichen Species eigen war.

Nach dem Princip der correlativen Variabilitiit variiren andere

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Tbeile, wenn ein Theil variirt, entweder gleichzeitig oder einer nach dem andern. So afficirt ein wahrend einer embryonalen Periode modificirtes Organ spater entwickelte andere Theile. Wenn ein Organ wie der Schnabel an Lange zu- oder abnimmt, so streben auch benacbbarte oder in Correlation stehende Theile wie die Zunge und die Nasenoffnung in derselben Manier zu variiren. Wenn der ganze Korper an Grosse ah- oder zunimmt, werden verschiedene Theile modificirt. So nehmen bei Tauben die Rippen an Zahl und Breite zu oder ah. Homologe Theile, welche wiihrend ihrer fruheren Ent­ wickelung identisch und ahnlichen Bedingungen ausgesetzt sind, streben in derselben oder in irgend einer verwandten Art und Weise zu variiren, wie es der Fall ist bei der rechten und linken Seite des Korpers, bei den Vorder- und Hintergliedmaassen und selbst bei dem Kopf und den Gliedmaassen. So ist es auch der Fall bei den Organen des Gesichtes und des Gehores. Es sind z. B. weisse Katzen mit blauen Augen fast immer taub. Durch den ganzen Kor­ per besteht eine offenbare Beziehung zwischen der Haut und ihren

verschiedenen Anhangen, wie den Haaren, Federn, Hufen, Hornern und den Zahnen. In Paraguay haben Pferde mit krausem Haar Hufe wie die eines Maulesels. Die Wolle und die Horner von Schafen v riiren zusammen. Haarlose Runde haben ein unvollstandiges Ge­

biss, Menschen mit iibermassigem Haarwuchs haben aJmorme Ziihne, entweder mangelhafte oder im Excess entwickelte. Vogel mit Ian­ gen Schwingen haben gewohnlich lange Steuerfedern. Wachsen lange Federn an der Aussenseite der Fiisse und Zehen bei Tauben, so hangen die beiden ausseren Zehen durchMembranen zusammen; denn der ganze Fuss strebt darnach die Structur des Fliigels anzu­ nehmen. Es besteht eine offenbare Beziehung zwischen einem Federbusch auf dem Kopf und einem wunderbaren Grade von Ver­ iinderung in dem Schadel verschiedener Hiihner, und in geringerem Grade zwischen den bedeutend entwickelten hangenden Ohren bei Kaninchen und der Structur ihrer Schadel. Bei Pflanzen variiren oft die Blatter, verschiedene Theile der Blii.the und die Frucht zu­ sammen in einer in Correlation stehenden Art und Weise.

   In einigen Fallen finden wir Correlation ohne im Stande zu sein selbst nur zu vermuthen, welches die Natur der Verbindung

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[page break]  468    Gesetze der Ab!i.nderung. 26. Cap.

sein mag, wie bei verschiedenen in Correlation stehenden Monstro­ sitaten und Krankheiten. Dasselbe ist der Fall bei der Fiirbung der erwachsenen Taube, welche mit dem Vorhandensein von Dunen beim jungen Vogel in Beziehung steht. Es sind zahlreir.he merkwttrdige Beispiele von Eigenthiimlichkeiten der Constitution mitgetheilt wor­ den, die in Correlation mit der Fiirbung stehen, wie sich bei der Immunitiit von Individuen irgend einer bestimmten Fiirbung gegen gewisse Krankheiten, gegen die Angriffe von Parasiten und gegen die Wirkung gewisser vegetabilischer Gifte zeigt.

    Correlation ist ein sehr wichtiger Gegenstand; denn bei Species und in einem geringeren Grade auch bei domesticirten Rassen fin­ den wir bestiindig, dass gewisse Theile bedeutend modificirt worden sind, um irgend einem nutzbaren Zwecke zu dienen. Wir finden aber fast unabanderlich , dass andere Theile mehr oder weniger gleichfalls modificirt worden sind, ohne im Stande zu sein irgend einen Vortheil in diesen Veriinderungen zu entdecken. Ohne Zweifel ist grosse Vorsicht ntithig, wenn wir zu einem derartigen Schluss gelangen; denn es ist schwer, unsere Unwissenheit von dem Ge­ brauch verschiedenerTheile derOrganisation zu ilberschiitzen. Aber nach dem, was wir jetzt gesehen haben, ktinnen wir glauben, dass viele Modificationen von keinem directen Dienste sind, da sie in Correlation mit anderen und niitzlichen Veriinderungen entstan­ den sind.

    Ho ologe Theile zeigen wiihrend ihrer friiheren Entwickelung eine Verwandtschaft zu einander, d. h. sie streben sich zu verbinden um miteinander zu verschmelzen und zwar viel leichter als andere Theile. Diese Te_ndenz zurVerschmelzung erkliirt eine Menge nor­ maler Bildungen. Vielfache und homologe Organe sind besonders geneigt in der Zahl und wahrscheinlich auch in der Form zu varii­

·ren. Da der Zufluss organisirter Substanz nicht unbegrenzt ist, kommt zuweilen das Princip der Compensation mit in Thiitigkeit, so dass, wenn ein Theil bedeutend entwickelt wird, benachbarte Theile oder Functionen gern reducirt werden. Dieses Princip ist aber wahrscheinlich von vie! geringerer Bedeutung als das allgemeinere der Oconomie des Wachsthums. Durch blossen mechanischen Druck afficiren gelegentlich harte Theile weiche benachbarte Tbeile.

[page break] Cap.    Zusammenfassung.     469

Bei Ptlanzen filhrt zuweilen die Stellung der Bliithen an der Axe und der Samen in der Kapsel in Folge eines freieren Saftezuflusses zu Veranderungen der Structur. Doch sind diese Veranderungen of\ eine Folge des Riickschlages. Auf welche Weise auch die Mo­ dification en entstanden sind, so werden sie in einer gewissen Aus­ dehnung <lurch die coordinirende Kraft oder den Nisus formativus regulirt, welcher in der That ein Uberbleibsel einer derReproductions­ formen ist, die bei vielen niedrig organisirten Wesen sich in ihrem Vermogen, <lurch Theilung und Knospung sich fortzupflanzen, noch zeigt. Endlich konnen die Wirkungen der Gesetze, welche direct oder indirect die Variabilitat beherrschen , in grosser Ausdehnung

<lurch die Zuchtwahl des Menschen beeinflusst werden, und werden insoweit durch natiirliche Zuchtwahl bestimmt, dass Veranderungen, welche irgend einer Rasse von Vort eil sind, begiinstigt und unvor­ theilhafle verhindert werden.

    Domesticirte Rassen, welche von derselben Species oder von zwei oder mehr verwandten Species abstammen, kehren gern zu Merkmalen zuriick, die von ihrem gemeinsamen Urerzeuger her­ riihren; und da sie viel Gemeinsames in ihrer Constitution besitzen, so variiren sie auch gern unter veranderten Bedingungen in der­ selben Art und Weise. Aus diesen zwei Ursachen entstehen oft analoge Varietaten. Wenn wir iiber die verschiedenen im Vor­ stehenden erwiihntenGesetze nachdenken, so unvollkommen wir sie auch zu erfassen vermogen, und wenn wir uns daran erinnern, wie viel noch zu entdecken bleibt, so dii.rfen wir uns nicht iiber die ausserordentlich verwickelte Art und Weise verwundern, in welcher unsere domesticirten Erzeugnisse variirt haben und noch immer variiren.

   

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Site:beltl lH.d! wan gstes CapitteE.

Provisorische Hypothese der Pangenesis.

Vorlaufige Bemerkungen. - Erster Theil: Die Thatsachen,. die unter einem Gesichtspunkte zu vereinigen sind, namlich die verschiedenen Arten der Reproduction, - die directe Wirkung des mannlichen Elements auf das weibliche, -  Entwickelung, - die functionelle Unabhangigkeit.der Ele-. mente oder Einheiten des Kiirpers, - Variabilitat, - Vererbung, - Riickschlag.

  Zweiter Theil: Darlegung der Hypothese. - Wie weit die nothwen- . digen Annahmen unwahrscheinlich sind. - Erklarung der im ersten Theil aufgefiihrten Thatsachen mit Hiilfe der Hypothese. - Schluss.

   In den vorausgehenden Capiteln sind grosse Classen von That­ sachen wie die, welche sich auf Knospenvariation, die verschiedenen Formen der Vererbung, die Ursachen und Gesetze derVariation be. ziehen, ertirtert worden; und offenbar stehen diese Gegenstiinde ebenso wi.e die verschiedenen Reproductionsweisen in irgend einer Art von Verbindung mit einander. lch bin darauf geftihrt oder viel­ mehr dazu gezwungen worden, mir eine Ansicht zu bilden, welche in einer gewissen Ausdehnung diese Thatsachen <lurch eine greif­ bare Methode verbindet. Jedermann wird sich, selbst in einer un­ vollstiindigen Art, zu erkliiren wtinschen, wie es moglich sei, dass ein von einem friiheren Vorfahren dargebotener Character plotzlich in den Nachkommen wieder erscheint; wie es kommt, dass die Wir­ kungen vermehrten oder verminderten Gebrauchs eines Gliedes uf das Kind tiberliefert werden kann, dass das miinnliche Sexualelement nicht bloss auf das Ei , sondern gelegentlich auch auf die mi1tter­ Iiche Form wirken kann, dass ein Glied genau auf der Amputa­ tionslinie reproducirt werden kann, ohne zu viel oder zu wenig zu entwickeln; dass organische, in jeder Beziehung identische Wesen bestiindig <lurch so verschiedene Processe, wie Knospenbil-

  

[page break] Cap.    Pangenesis.    471

dung und Zeugung durch Samen es sind , hervorgebracht werden Ich bin mir wohl bewusst, dass meine Ansicht nur eine provisori­ sche Hypothese oder eine Speculation ist; aber so Jange keine bes­ sere vorgebracht wird, mag sie dadurch von Nutzen sein, dass eine Menge von Thatsachen, welche fur jetzt durch keine gemein­ same Ursache verbunden, zerstreut vorliegen, zusammengebracht wird. Wie Wh ewe JI, der Geschichtsschreiber der inductiven Wissenschaften, bemerkt: ,, Hypothesen ktlnnen der Wissenschaft oft von Nutzen sein, wenn sie auch einen gewissen Theil Unvoll­ standigkeit und selbst Irrthum involviren." Unter diesem Gesichts­ punkt wage ich es, die Hypothese der Pangenesis vorzutragen, welche ausdriickt, dass die ganze Organisation , und zwar in dem Sinne, dass hiermit auch jedes einzelne Atom oder jede Einheit gemeint wird, sich reproducirt. Eichen und Pollenkorrier, der be­ fruchtete Samen oder d!ls befruchtete Ei, ebensogut wie Knospen, enthalten eine Menge von Keimen.oder bestehen hieraus, welche von jedem einzelnen Atom des Organismus abgegeben werden.

. Im ersten Theil will ich, so kurz als ich kann, die Gruppen ·von

Thatsachen aufziihlen, welche eine Verbindung zu erfordern schei­ nen; aber gewisse, bis jetzt noch nicht erorterte Gegenstiinde mus­ sen dabei mit einer unverha]tnissmassigen Lange behandelt werden. Im zweiten Theil . wird die Hypothese gegeben werden, und wir werden nach einer Betrachtung, wie weit. die nothwendigen An­ nahmen in sich selbst unwahrscheinlich sind, sehen, oh sie dazu dient, die verschiedenen Thatsachen unter einen einzigen Gesichts­ punkt zu bringen.

Erste r Theii.

   Die Fortpflanzung kann in zwei Hauptclassen getheilt werden, niimlich in die geschlechtliche und die ungesch1echtliche. Die letz­ tere wird auf verschiedene Weise bewirkt, durch Knospung, d. h. durch die Bildung von Knospen verschiedener Sorten, und durch fissipare Zeugung, d. h. durch spontane oder kilnstliche Theilung. Es ist notorisch, dass einige niedere Thiere, wenn sie in viele·Stucke geschnitten werden, ebensoviele vollkommene lndividuen reprodu­ ciren. Lyonnet zerschnitt eine Nais, einen Sttsswasserwurm, in

  

[page break] 472     Provisorische Hypothese   27. Cap.

nahezu vierzig Stticke und diese alle entwickelten sich zu vollkom­ menen Thieren 1. Wahrscheinlich wurde sich die Segmentation bei einigen der Protozoen noch vie! weiter treiben !assen und bei eini­ gen der niedersten Pflanzen kann jede Zelle die elterliche Form re­ produciren. Johanne s M ti II er glaubte, dass ein wichtiger Un­ terschied zwischen Knospung und Theilung bestande; denn im Ietzteren Falle ist das Theilstiick, wie klein es auch sein mag, viel vollkommener organisirt. Die meisten Physiologen sind aber jetzt tiberzeugt, dass die beiden Processe wesentlich gleich sind 2. Pro­ fe sor Huxley bemerkt: »Theilung ist wenig mehr, als eine eigen-· thfimliche Art der Knospung", und Prof. H. J. Clark, der dem Gegenstande besondere Aufmerksamkeit geschenkt hat, zeigt im Detail, dass zuweilen ,, Obergiinge zwischen Selbsttheilung und Knospung vorkommen." Wird ein Glied amputirt oder wird der ganze Korper in zwei Theile geschnitten, so sagt man, dass die ge­ schnittenen Enden neu knospen, und da die Papille, welche zuerst gebildet wird, aus unentwickeltem Zellgewebe besteht, wie das, welches eine gewohnliche Knospe bildet, so ist der Ausdruck schein. bar correct. Wir sehen den Zusammenhang der beiden Prooosse auch noch auf eine andere Weise; denn Trembley beobachtete, dass bei der Hydra die Reproduction des Kopfes nach seiner Am­ putation aufnorte, sobald das Thier anfieng zu knospen 3.

Zwischen der Erzeugung von zwei oder mehr completen ln­

dividuen durch Theilung und dem Wiederersatz selbst einer sehr unbedeutenden Verletzung findet sich, wie in einem fruheren Ca­ pitel bemerkt wurde, eine so vollstiindige und unmerkliche Reihe

1 Citirt von Paget, Lectures on Pathology, 1853, p. 159.

  s Auch Dr. Lachmann bemerkt in Bezug auf Infusorien (Ann. and Mag. of na.t. Hist. 2. Ser. Vol. XIX, 1857, p. 281), dass »Theilung und Knospung fast unmerklich in einander fibergeben.c  Ferner zeigt Mr.

W. C. Minor (Ann. and Mag. of nat. Hist. 3. Ser. Vol. XI, _p. 328), dass bei Anneliden der zwischen Theilung und Knospung gemachte Unterschied kein fundamentaler ist. Wegen des Hervorknospens amputirter Gliedmaas­ sen bei Salamandem s. Bonnet, Oeuvres d'Hist. Nat. Tom. V, 1781.

p. 339, s. aucb die Schrift von Professor Cl a r k, Mind in Nature.  New­

York, 1865, p. 62. 94.

3 Paget, Lectures on Pathology, 1853, p. 158.

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von Ubergiingen, dass es unmoglich ist, daran zu zweiCeln, dass dies in Verbindung stehende Processe sind. Zwischen dem Vermogen, welches eine unbedeutende Verletzung an irgend einem Theil wie­ derherstellt, und dem Vermogen, welches sich vorher ,,in der Er­ haltung des Theiles durch den bestiindigen Wechsel seiner Theil­ chen offenbarte", kann kein grosser Unterschied bestehen; und wir konnen Mr. Paget in der Annahme folgen, dass beide ein und das­ selbe Vermogen darstellen. Wie in jedem Wachsthumsstadium ein amputirter Theil durch einen andern in demselben Entwickelungs­ zustande befi.ndlichen ersetzt wird, so miissen wir Mr. Paget gleich­ falls in der Annahme folgen, ., dass das Vermogen der Entwickelung aus dem Embryo identisch ist mit dern, welches die Wiederherstel­ Jung nach Verletzungen ausfiihrt, rnit anderen Worten, dass das Vermogen, durch welches die Vollkommenheit zuerst erlangt wird, dasselbe ist, durch welches, wenn sie verloren wurde, sie wieder erlangt wird" 4. Endlich konnen wir schliessen, dass die verschie­ denen Formen von Knospung und von Zeugung durch Theilung, der Wiederersatz nach Verletzungen, die Erhaltung jedes Theiles in seinem eigenen Zustande und das Wachsthum oder die progressive Entwickelung des ganzen Baues des Embryo, alles wesentlich die Resultate einer und derselben Kraft sind.

   Ges ch lech tli che Z eu gu ng. - Die Vereinigung der beiden Sexualelemente scheint einen sehr scharfen Unterschied zwischen geschlechtlicher und ungeschlechtlicher Fortpflanzung zu bilden.· Aber die sicher beglaubigten Falle von Parthenogenesis beweisen, dass der Unterschied nicht wirklich so gross ist, als er auf den ersten Blick scheint; denn es werden Eichen, und in manchen Fal­ len selbst hiiufig, zu vollkommenen Wesen entwickelt ohne Concur­ renz des miinnlichen Elementes. Johannes M iill er und Andere nehmen an , dass Eichen und Knospen von wesentHch derselben Natur sind; und bei Daphnia zeigte Sir J. Lu b bock zuerst, dass die Eier und die .,Pseudova" der Structur nach identisch sind. Gewisse Korper, welche wahrend ihrer friihen Entwickelung durch keinen ausseren Character von wirklichen Eichen unterschieden

'Paget, Lectures on Pathology, 1853, p. 152. 164.

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werden konnen, mttssen nichtsdestoweniger als Knospen aufgef sst werden ; denn trotzdem sie innerhalb eines Ovariums gebildet war­ den, sind sie der Befruchtung unflihig. Dies ist der Fall mit den Keimballen der Larven der Cecidomyiden, wie sie Leuck art be­ schrieben hat 11. Eichen und das mannliche Element haben, ehe sie vereint werden, wie Knospen, eine unabhangige Existenz 6; beide haben das Vermogen, jedes einzelne Merkmal, welches der elter­ lichen Form eigen war, zu uberliefern. Wir sehen dies deutlich, wenn Bastarde unter sich gepaart werden; denn bier erscheinen die Merkmale beider Grosseltern oft entweder vollstiindig oder seg­ mentweise in den Nachkommen. Es ist ein Irrthum anzunehmen, dass das Mannchen gewisse Merkmale, und das Weibchen andere Merkmale uberliefert, obgleich ohne Zweifel in Folge unbekannter Ursachen das eine Geschlecht zuweilen ein stlirkeres Uberlieferungs­ vermogen hat, als das andere.

    Einige Autoren haben behauptet, dass eine Knospe wesentlich von einem befruchteten Keim dadurch verschieden sei, dass sie stets den vollkommenen Character des elterlichen Stammes reproducirt, wahrend befruchtete Keime zu Wesen entwickelt werden, welche in grosserem oder geringerem Grade von einander und von ihren EItern verschieden sind. Aber. es besteht kein so scharfer Unter­ schied. Im elften Capitel wurden zahlreiche Fiille mitgetheilt, wel.:. che zeigten, dass gelegentlich Knospen zu Pflanzen heranwachsen, welche neue und scharf markirte Merkmale besitzen; und auf diese Weise erzeugte Varietiiten konnen eine Zeit Jang durch Knospen und gelegentlich auch durch Samen fortgepflanzt werden. Nichts­ destoweniger muss zugegeben werden, dass geschlechtlich erzeugte Wesen viel hiiufiger variiren, a1s die. ungeschlechtlich erzeugten, und von dieser Thatsache wird spiiter eine theilweise Erkliirung versucht werden. Die Variabilitiit wird in beiden Fallen durch die­ se]be allgemeine Ursache bestimmt und wird von denselben Gese en beherrscht. Es konnen daher neue aus Knospen entstehende Varie_.

    Die ungeschlechtliche Fortpfl.anzung der Cecidomyien - Larven in: Wiegmann's Archiv ffir NatuI'geschichte 1865, Bd. I, p. 295 96.

6 s. einige vortreffliche Bemerkungen hieriiber vonQnatrefagea, in:

Annales des Science nat. 3. Ser. Zool. 1850, Tom. XIII, p. 138.

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tiiten nicht von denen unterschieden werden, die aus Samen ent­ stehen. Obgleich Knospenvarietaten gewohnlich ihre Charactere wiihrerid aufeinander folgender Knospengenerationen beibehalten, so kehren sie doch gelegentlich selbst nach einer langen Reihe von Knospengenerationen zu ihrem friiheren Character zurtick. Diese Neigung zum Rtickschlag bei Knospen ist einer der merkwtir­ digsten von den verschiedenen Punkten, worin die Nachkommen einer Knospe und die Resultate einer geschlechtlichen Zeugung fibereinstimmen.

    Es besteht indess eine Differenz zwischen geschlechtlich und un­ geschlechtlich erzeugten Wesen, welche sehr allgemein ist. Die erste­ ren schreiten gewohnlich im Verlauf ihrer Entwickelung von einem niedrigen zu einem hoheren Grade fort, wie wir bei der Metamorphose der Insecten und bei der verbiillten Metamorphose der Wirbelthiere sehen; aber diese Ubergange von einer niederen zu einer hoheren Stufe kann nicht als eine nothwendige Begleitung der sexuellen Re­ production angesehen werden; denn es kommt kaum irgend etwas die­ ser Art bei der Entwickelung der Aphis unter den Insecten oder bei gewissen Crustaceen, Cephalopoden oder bei irgend einer hohe­ ren Gefiisspflanze vor. Ungeschlechtliche, durch Knospen oder Thei­ lung fortgepflanzte Thiere erleiden auf der anderen Seite, wie man weiss, niemals eine rtickschreitende Metamorphose, d. h. sie sinken nicht zuerst auf eine tiefere Entwickelungsstufe herab, ehe sie zu ihrer hoheren und endlichen gelangen; aber wahrend des Actes der ungeschlechtlichen Zeugung oder diesem folgend schreiten sie oft in der Organisation vor, wie wir in den vielen Fallen des n Ge­ nerationswechsels" sehen. Wenn ich von dem Generationswechsel in dieser Weise spreche, so folge ich den Naturforschern, welche den Process wesentlich als fiir einen Process innerer Knospung oder fissiparer Zeugung betrachten. lndess erleiden einige niedere Pflanzen, wie Moose und gewisse Algen, nach Dr. L. Rad lko fer 7, wenn sie ungeschlechtlich sich fortpflanzen, eine ruckschreitende Metamorphose. Bis zu einer gewissen Ausdehnung konnen wir, was die Endursachen betrifft, einsehen, warum durch Knospen fort-

   7 Rad Ikof er, Der Befruchtungsprocess im P:8.anzenreiche. Leipzig, 1857, p. 90-96.

  

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gepflanzte Wesen so selten wllhrend der Entwickelung einen Riick­ schritt erleiden ; denn bei jedem Organismus muss der auf jeder Entwicklungsstufe erlangte Bildungsgrad ihrer eigenthiimlichen Lebensweise angepasst sein. Was nun durch Knospung erzeugte Wesen betriffl, imd diese kann verschieden von der geschlechtlichen Fortptlanzung in jeder Wachsthumsperiode auftreten, so wiirde, wenn es auf irgend einer Entwicklungsstufe Stellen zur Erhaltung vieler lndividuen glibe, der einfachste Plan sein, dass sie auf diesem Stadium durch Knospung vervielfliltigt wiirden und dass sie nicht zunachst in ihrer Entwicklung auf eine frtthere oder einfachere Bildungsstufe zuriickschreiten miissen, welche den umgebenden Be­ dingungen nicht angepasst ware.

    Nach den verschiedenen vorhergehenden Betrachtungen konnen wir schliessen, dass der Unterschied zwischen geschlechtlicher und ungeschlechtlicher Zeugung bei weitem nicht so gross ist, als er auf den ersten Blick scheint, und wir haben bereits gesehen, dass zwischen. der Knospung, Zeugung durch Theilung, dem Wieder­ ersatz nach Verletzungen und dem gewohnlichen Wachsthum oder der Entwickelung die engste Ubereinstimmung besteh,t. Die Fiihig­ keit von dem mannlichen Element b fruchtet zu werden, scheint der. Hauptunterschied zwischen einem Eichen und einer Knospe zu sein und diese Fahigkeit tritt nicht unabiinderlich in Thiitigkeit, wie in den Fallen parthogenetischer Fortpflanzung. Wir .werden hier na­ ttirlich dazu veranlasst, nachzuforschen, was die Endursache.dieser Nothigung zur Concurrenz der beiden sexuellen Elemente in der gewohnlichen Zeugung sei.

Samen und Eier sind oft ausserordentlich niitzlich a)s Verbrei­

tungsmittel fur Thiere und Pflanzen und als Mittel , sie wiihrend eines oder mehrerer Jahre in einem ruhenden Zustande zu erhal-

. ten. Aber unbefruchtete Samen oder Eier und losgeloste Knospen wttrden fiir beide Zwecke gleich dienstbar sein. Wir konnen in­ dessen zwei wichtige Vortheile, die durch das Zusammentreten der beiden Geschlechter erlangt werden oder vielmehr von zwei Indivi­ duen, die zu entgegengesetzten Geschlechtern gehoren, angeben. Denn wie ich in eiilem friiheren Capitel gezeigt babe, scheint die Structur jedes Organismus specieIJ ftir die Concurrenz zweier Indi-

[page break] 27. Cap.     der Pangenesis. 477

viduen mindestens gelegentlich besonders angepasst zu sein in nahezu derselben Art und Weise. Wie von den Naturforschern zu­ gegeben wird, dass die Bastardbeschaffenheit, weil sie Sterilitiit verursacht, dazu dient, dass sie die Lebensformen distinct und fur ihre besonderen Stellungen passend erhalt, so wird auch, wenn Ar­ ten durch veriinderte Lebensbedingungen sehr variabel gemacht werden, die freie Kreuzung der verschiedenen lndividuen dahin ftlhren, jede Form fur ihre eigene Stellung in der Natur passend zu erbalten , und Kreuzung kann nur durch geschlechtliche Zeugung bewirkt werden; ob aber der hierdurch erreichte Zweck von hin­ reichender Bedeutung ist, um den ersten Ursprung der geschlecht­ lichen Verbindung zu erkliiren, ist sehr zweifelhaft; zweitens babe ich nach der Betrachtung einer grossen Menge von Thatsachen ge­ zeigt, dass ebenso wie eine unbedeutende Veriinderung in den Lebensbedingungen fiir jedes Wesen wohlthiitig ist, es auch in einer analogen Manier die in dem Keim durch die geschlechtliche Ver­ bindung mit einem distincten lndividuum bewirkte Veriinderung sei ; und ich bin nach der Beobachtung der vielen weitverbreiteten Einrichtungen durch die ganze Natur zu diesem Zwecke und nach der bedeutenden Lebenskraft gekreuzter Organismen aller Arten, wie es sowohl durch directe Experimente als durch die ttblen Folgen naher Inzucht, wenn sie lange fortgesetzt worden, bewiesen wird, dazu gefiihrt worden anzunehmen, dass der hier­ durch erlangte VortheiJ sehr gross ist. Ausser diesen beiden be­ deutungsvollen Resultaten konnen natiirlich uns noch unbekannte existiren, die aus der Concurrenz der beiden Geschlechter hervor­ gehen.

Warum der Keim, welcher vor der Befruchtung einen gewissen

Betrag von Entwickelung erleidet, fortzuschreiten aufhort und ab-. stirbt, wenn er nicht von dem miinnlichen Element bertihrt wird und warum umgekehrt das mii.nnliche Element, welches fahig ist, selbst vier oder fiinf Jahre innerhalb des Samenbehiilters eines weiblichen Insectes Iebendig zu bleiben, gleichfalls abstirbt, wenn es nicht auf den Keim wirkt oder sich mit ihm verbindet, sind Fragen, welche mit keiner Sicherheit beantwortet werden konnen. Es ist indess moglich, dass beide sexuelle Elemente absterben, wenn sie nicht in

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Verbindung gebracht werden, einfach weil sie zu wenig Bildungs­ masse enthalten zu einer unabhangigen Existenz und Entwickelung; denn sicher weichen sie in gewohnlichen Fallen in ihrem Vermogen, dem Embryo einen gewissen Character zu geben, nicht ab. Diese Ansicht von der Bedeutsamkeit der Menge der Bildungssubstanz scheint nach den folgenden Betrachtungen wahrscheinlich zu sein. Wir haben keinen Grund zu vermuthen, dass die Spermatozoen oder Pollenkorner eines und desselben individuellen Thieres oder einer

Pflanze von einander verschieden sind.  Doch bat Q u at r e fag es

bei Teredo8, ebenso wie friiher Prevost und Dumas bei anderen Thieren gezeigt, dass mehr als ein Samenfaden nothig ist ein Eichen zu befruchten. Dies hat gleichfalls sebr deutlich N e w p o r t 9 be­ wiesen, welcher die wichtige Thatsache noch hinzufiigt, die auf zahlreichen Experimenten beruht, dass wenn eine sehr kleine Zahl von Spermatozoen auf die Eier von Batrachiern gebracht wird, sie nur theilweise befruchtet werden und der Embryo niemals vollstiin­ dig entwickelt wird. Doch geschieht der erste Schritt zur Entwick­ Jung, niimlich die theilweise Dotterzerkliiftung in grosserer oder geringerer Ausdehnung, wird aber niemals bis zur kornigen Be­ schaffenheit des Ei's vollendet. Auch die Schnelligkeit der Furohung wird durch die Zahl der Samenfiiden bestimmt. In Bezug auf Pflan­ zen wurden fast dieselbenResultate von Kolreuter undGiirtner erhalten. Der letztere sorgfliltige Beobachter fand 10 nach succes­ siven Versuchen bei einer Malve mit immer mehr und mehr Pollen­ kornern, dass selbst dreissig Korner einen einzelnen Samen nicht befruchteten; warden aber vierzig Korner auf die Narbe gebracht, so wurden wenig Samen von geringer Grosse gebildet. Die Pollen­ korner von Mirabilis sind ausserordentlich gross und das Ovariam enthiilt nur ein einziges Eichen. Dieser Umstand veranlasste Na a­ din 11 die folgenden interessanten Experimente anzusteUen. Eine Bliithe wurde mit drei Kornern befruchtet und gedieh vollkommen; zwolf Bltlthen wurden mit zwei Kornern befruchtet und siebenzehn

8 Annales des Scienc. Nat. 8. Ser. 1850. Tom. Xlli.

9 Philosoph. Transact. 1851, p. 196, 208, 210; 1858, p. 245, 247.

10 Beitrage zur Kenntniss etc., 1844, p. 845. ·

11 Nouvelles Archives du Museum. Tom. I, p. 27.

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Blotben mit einem einzelnen Korn ; und von diesen reifte nur eine einzige in jeder Partie fhren Samen; und es verdient besondere Erwlihnung, dass die aus diesen beiden Siimlingen erzogenen Pflan­ zen niemals ihre gehorigen Dimensionen erreichten, und Bliithen von merkwiirdig geringer Grosse trugen. Aus diesen Thatsachen sehen wir deutlich, dass die Menge der eigenthiimlichen Bildungs­ substanz, welche innerhalb der Samenfaden und Pollenkl>rner ent­ halten ist, ein wichtiges Element in dem Act der Befruchtung ist, nich\ nur zur vollen Entwicklung des Samens, sondern in Bezug auf die Lebenskraft der aus einem solchen Samen gezogenen Pflan­ zen. Wir sehen etwas derselben Art bei gewissen Fallen der Par­ thenogenesis, d. h. wenn das miinnliche Element vollstiindig ausge­ lassen wird; denn Mr. Jourdan 12 fand, dass unter ungefahr 58,000 Eiern, welche nicht befruchtete Seidenschmetterlinge Iegten, viele die ersten embryonalen Entwicklungsstufen durchliefen und dadurch zeigten, dass sie einer eigenen Entwicklung fa.big waren; aber nur neunundzwanzig von der ganzen Zahl entwickelten Rau­ pen. Es ist daher die Ansicht nicht unwahrscheinlich, dass ein Mangel in der Masse oder Quantitiit der Bildungssubstanz, die in den Sexualelementen enthalten · ist, die hauptsachlichste Ursache davon ist, dass sie nicht die Fiihigkeit haben, eine liinger dauemde eigene Existenz und Entwicklung zu ftihren. Die Annahme , dass die Functionen der Samenfiiden darin besteht, dem Eichen Leben mitzutheilen, scheint eine befremdende zu sein, da man doch sieht, dass das unbefruchtete Eichen bereits lebt und eine betriicht­ liche Zeit lebendig 'bleibt. Wir werden spiiter sehen, wie es wahr­ scheinlicli ist, dass die sexuellen Elemente oder moglicherweise nur das weibliche Element gewisse Primordialzellen einschliessen,

d. h. solche, welche keine Differenzirung erlitten haben und welche bei Knospen nicht in einem activen Zustande vorhanden sind.

    Prop f h y b rid e. - Bei Erorterung des merkwiirdigen Falles des Cytisus Adami im elften Capitel 13 wurde gezeigt, dass wenn die Gewebe zweier zu distincten Arten oder Varietiiten gehoriger Pflan-

12 Citirt von Sir J. Lubl:)ock, in: Natur. Hist. Review, 1862, p.845.

   is Wihrend noch im 1. Bande, p. 510, die Annahme von Propfhybriden nur als wahrscheinlich hingestellt wurde, hat ein Brief des Dr. Hi Ide brand

  

[page break] 480     Provisorische Hypothese   27. Cap.

zen innig verbunden werden, spiiter gelegentlich Knospen producirt werden, welche wie Bastarde die Charactere der beiden verbunde­ nen Formen vereinigen. Es ist ferner sicher, dass wenn Baume mit gefleckten Blilttern auf einen gewohnlichen Stamm gepfropt\ oder oculirt werden, der letztere zuweilen Knospen producirt, die ge­ fleckte Blatter tragen. Dies kann man aber vielleicht als den Fall einer inoeulirten Krankheit ansehen. Die Moglichkeit, bastardirte Knospen durch die Verbindung zweier distincter pflanzlicher Ge­ webe zu produciren, ist eine bedeutungsvolle Thatsache, da sie zeigt, dass geschlechtliche oder ungeschlechtliche Fortpflanzung wesentlich identisch sind; deon das Vermogen, in den Nachkommen die Charactere der beiden Eltern zu combiniren, ist die auffalJendste von alien Functionen der sexuellen Fortpflanzung.

   Directe Einwirkung des  mii.nnJichen  Elemente auf das weibliche. - In dem eben angezogenen Capitel babe ich zahlreiche Beweise daftlr mitgetheilt, dass fremder PolJen ge­ legentlich die Mutterpflanze in einer directen Art und Weise afli· cirt. Als z. B. Gal I e s i o eine Orangenbliithe mit Pollen der Citrone befruchtete, trug die Frucht Streifen mit vollkommen deutlich characterisirter Citronenschale. Bei Erbsen haben mehrere Beob­ achter gesehen, dass die Farbe der Samenhiillen und selbst der Schote direct von dem Pollen einer distincten Varietiit afficirt wurde. Dasselbe ist der Fall gewesen bei der Frucht des Apfelbaumes, welche aus dem modificirten Kelch und dem oberen Theil des Bluthenstengels besteht. Diese Theile werden in gewohnlichen Fallen glinzlich von der Mutterpflanze gebildet. Wir sehen bier, dass das mannliche Element nicht den Theil afficirt und bybridisirt,

vom 2. Januar 1868 meine Ansicht Uber die Miiglichkeit der Bildung von Propfhybriden wesentlich modificirt. Er theilt mir mit, dass ihm bei der Kartoffel die Verschmelzung zweier Varietiten gelungen sei. Er entfernte alle Knospen von einer weissen, glattschaligen und alle Knospen von einer rothen, schuppigen Kartoffel und inserirte sie umgekehrt in die Knollen. Aus diesen Knospen erzog er nur zwei Pflanzen; und unter den von ihnen gebildeten Knollen wa.ren zwei a.n dem einen Ende roth und schuppig, am andern Ende weiss und gla.ttscha.lig, der mittlere Theil war weiss mit rothen Streifen. Hiernach ist die Moglichkeit der Erzeugung eines Propfhybriden als festgestellt a.nzusehen.

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welchen zu afficiren es eigenJlich bestimmi ist, niimlich das Eichen, sondern die besonders entwickelten Gewebe eines distincttin lndivi­ duums. Wir werden bierdurch halbwegs zu einem Proptbybrid ge­ tlihrt, bei dem das Zellengewebe einer Form, anstatt des Pollens, die Gewebe einer distincten Form hybridisirt, wie manjetzt annimmt. Icb babe friiher Griinde dafur angeftthrt, weshalb die Annahme zuriickzu­ weisen ist, dass die Mutterpflanze in Folge der Intervention des hybridisirten Embryos afficirt wird. Aber selbst wenn man diese Ansicht zuliisst, wiirde der Fall zu den Propfhybriden gehoren; denn der befruchtete Embryo und die Mutterpflanze miissen als ver­ schiedene lndividuen angesehen werden.

    Bei Thieren, welche sich nicht fortpflanzen, so lange sie nicht naltezu reif sind, und bei denen dann alle Theile vollstiindig ent- · wickelt sind, ist es kaum moglich, dass das miinnliche Element direct das weibliche afficiren konne. Wir haben aber den analogen und vollkommen sicher gestellten Fall, dass das miinnliche Element einer distincten Form, wie bei dem Quagga und der Stute des Lord Mor­ ton das Ovarium des Weibchens afficirte, so dass das Eichen und die spiiter von ihr producirten Nachkommen, nachdem sie von an­ deren Mannchen befruchtet war, deutlich von dem ersten Mannchen afficirt und hybridisirt waren.

    E n t w i ck e I u ng. - Der befruchtete Keim erreicht den Reife­ zustand nach einer ungeheuren Anzahl von Veriindetungen. Dies sind entweder unbedeutende und langsam eintretende, wie wenn das Kind zum Mann heranwiichst, oder sie sind gross und plotz­ lich, wie bei der Metamorphose der meisten Insecten. Zwischen diesen beiden Extremen haben wir selbst innerhalb derselben Classe jede mogliche Abstufung. So gibt es, wie Sir J. Lubbock gezeigt hat 14, ein ephemerides Insect, welches sich ungefiihr zwanzigmal hiiutet und jedesmal eine unbedeutende aber entschiedene Structur­ veriinderung erleidet; und diese Veriinderungen enthtUlen wahr­ scheinlich, wie derselbe weiter bemerkt, die normalen Entwicke­

_lungstufen, welche bei den eisten anderen Insecten verborgen oder sehr eilig durchlaufen oder unterdriickt werden. Bei den ge

14 Transact. Linn. Soc XXIV, 1863, p. 62.

DARWIN, Varllren II. 31

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wohnlichen Fallen von Metamorphose scheinen die Theile oder 01·­ gane in die entsprechenden Theile der niichsten EntwickelungSBtufe veriindert zu werden. Aber es gibt noch eine andere Form von En&­ wickelung, welclie von Professor Owen Metagenesis genannt wor­ den ist. In diesem Falle werden ,, die neuen Theile ,nicht an der inneren Oberfliiche der alten gebildet; die Bildungskraft hat ihre Operationsweise veriindert, die aussere Hiille ·und alles·, wu dem vorausgehenden lndividuum Form und Character gab, stirbt ab und wird abgeworfen. Es wird dies nicht in·die entsprechend Theile des neuen Jndividuums veriindert. Dies sind die Resultate eines nenen und besonderen Entwickelungsprocesses" u.-s. w; 115; indess geht die Metamorphose so allmiihlich tind unmerklich in Me­

tagenesis iiber, dass die beiden Processe nicht scharf unterschieden werden konnen ; z. B. werden bei der Jetzten Verlinderung, welche die Cirripedien erleiden, der Verdauungscanal und einige andere Organe an vorher existirenden Theilen gebildet, aber. das Auge·des alten und des jungen Thieres werden in vollig verschiedenen Thei­

le.n des Korpers entwickelt; die Spitzen der reifen Gliedmaassea

werden innerhalb der Larvenftlsse gebildet und man kann sagen, dass sie aus diesen sich rnetamorphosiren; aber ihre· Basaltheile. und der ganze Thorax werden in einer Ebene entwickeJt, welohe factisch rechtwinklig auf den Gliedmaassen und dem Thorax der Larve steht; und dies kann Metagenesis genannt werden. Der_ me­

tagenetische Process ist bei der Entwickelung einiger Echinodermen bis zu dem iiussersten Grade gefiihrt worden, denn das Thier wird auf der zweiten Entwickelungsstufe fast wie eine Knospe innerhalb

des Thieres der ersten Stufe gebildet. Die letztere wird dann wie ein altes Kleid abgeworfen, behiilt indess noch zuweilen eine klirze Zei eine tinabhiingige Lebensflihigkeit 16.

Wenn statt eines einzigen lndividuums innerhalb einer fi'fi er

..15 Parthenogenesis, 1849, p. 25-26. Prof. Huxley machf (Medical Times, 1856, p. 637) einige vorzUgliche Bemerkungen hiertlber iii Bezug auf die Entwickelung der Seesterne, und zeigt, ·wie merkwtlrdig die Meta­ morphose in Keimung oder Zoid-Bildung, welcbes factisch dasselbe wie Metagenesis ist, allmahlich tlbergeht.

11 Prof. J. Reay Greene, in Gunther's Record of Zoolog. LitQr.

1865, p. 625.

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existirend.en Form mehrere metagenetisch entwickelt wilrden, so wiirde der Process GenerationswechseJ .genannt werden. Das auf diese Weise entwickelte Junge kann entweder der einkapselnden Elternform sehr iihnlich sein, wie bei den Larven der Cecidomyia, oder kann in erstaunlichem Grade abweichen, wie bei vielen para­ sitischen Wiirmern und bei Quallen. Dies begrtindet aber keine wesentliche Verschiedenheit in dem Vorgange, keine grossere als die Grosse oder das. plotzliche Auftreten der Veriinderung b.ei der Metamorphose der Insecten.

   Die ganze Frage der Entwickelung ist fitr unsern vorliegenden Gegenstand von Bedeutung. Wenn ein Organ, z.B. das Auge; meta­ genetisch in einem Theile des Korpers gebildet wird, wo wahrend des vorausgehenden Entwickelungszusta:ides kein Auge existirte, so milssen wir es als eine neue und unabhangige Wachsthumser­ scheinung betrachten. Die absohite Unabhiingigkeit neuer und alter Bildungen, welche sich in Structur und Function entsprechen, ist noch augenfiilliger, wenn mehrere lndividuen innerhalb einer vor­ ausgehenden einkapseJ,:Jen Form gebildet werden, wie in den Fallen des Generat nswechsels. Dasselbe wichtige Princip tritt wahrscheinlich in ,msgedehnter Weise in Thatigkeit selbst bei dem continuirlichev# achsthum, wie wir dann sehen werden, wo wir die Vererbung r0n Modificationen zu entsprechenden Altern betrachten.

    Zu Jerselben Folgerung, niimlich von der Unabhiingigkeit der nach .iinander entwickelten Theile wetden wir noch durch eine an­ d,,.e und vollig distincte Gruppe von Thatsachen geftihrt. Es ist oekannt, dass viele zu derselben Classe gehorigen Thier.e, welche daher nicht sehr von einander abweichen, eine iiusserst verschiedene Entwickelung durchlaufen, So erleiden gewisse Kafer, die in keieer Weise merkwiirdig von andern derselben Ordnung verschieden sind, das, was man eine Hypermetamorphose genannt hat, d. h. sie dureh­

Iaufen einen friiheren Zustand, der von dem gewohlilichen .maden­

formigen giinzlich verschieden ist. ·fo einer un·4 derselben Unter­

ordnung von Krebsen, niimlich den Macruren, wird, wie Fritz M ii II er bemerkt hat, der Flusskrebs in derselben Form geboren, die er spiiter bestandig .behalt; der junge Hummer hat gespaltene Fttsse wle eine Mysis; der Pa/aemon e.rscheint unter der Form einer

31 *  :,

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Zoea und Peneus unter der Nauplius - Form; und wie wunderbar diese Larvenforrnen von einander verschieden sind, weiss jeder Zoolog 17. Einige andere Crustaceen gehen, wie derseJbe Autor bemerkt, von demselben Punkt aus und kommen auch fast an dem­ selben Ziele an, aber auf der Mitte ihrer EntwickeJung sind sie von

einander weit verschieden. Noch auffallendere Fiille konnten in Bezug auf die Echinodermen gegeben werden. In Bezug auf die Medusen oder Quallen bemerkt Professor A11man: ,. Die Classifi­ cation der Hydroiden wiirde eine vergleichsweise einfache Aufgabe sein, wenn, wie irrthiill'llich behauptet worden ist, generisch identi­ sche Medusoiden stets von generisch identischen Polypoiden aus­ giengen und wenn andererseits generisch identische Polypoide stets generisch identischen Medusoiden den Ursprung giiben." So bemerkt ferner Dr. St re t hill Wr i g h t: ,.In der Lebensgeschichte der Hydroiden kann jeder Zustant\ der Planuloiden, Polypoiden oder Medusoiden fehlen" 18.

   Nach der jetzt allgemein angenommuien Ansicht unserer besten Zoologen stammen alle Glieder einer und -:lerselben Ordnung oder Classe z. B. der langschwiinzigen Krebse vo1. einem ·gemeinsamen Urerzeuger ah. Wiihrend ihrer Descendenz sint sie in ihrem Bau sehr vers hieden geworden, baben aber viel Gemeilh.Qmes behalten und diese Divergenz und dieses Beibehalten von Merkm,ten ist ein­

getreten, trotzdem sie wunderbar verschiedene Metam phosen durchlaufen haben und noch durchlaufen. Diese Thatsache llu­ tert sehr wohl, wie unabhiingig jede Structur von der sein muw:,, · welche ihr in dem Verlauf der Entwickelung vorausgeht und foJgt..

   Diefunctionelle  Unabhi!ngigkeit  der  Elemente"'-. oder Einheiten des Korpers. -  Die Physiologen stimmen darin uberein, dass der ganze Organismus aus einer Menge elemen­ tarer Theile besteht, welche in einer grossen Ausdehnung unab- ·

  n Fritz Muller, Fur Darwin, 1864, p. 65, 71. Die grossste Auto­ ritll.t flber Crustaceen, Prof. H. Milne-Edwards (Ann. des Scienc. Natur. Zool. 2. Ser. Tom. III, p. 822) hebt hervor, dass ihre Metamorphose selbst in nahe verwandten Gattungen verschieden sei.

   18 Prof. Allman in: Annals and Mag. of Nat. Hist. 8. Ser. Vol. XID, 1864, p. 848. Dr. S. Wright, ebenda Vol. VIII, 1861, p. 127, s. auch

p. 858 wegen ll.hnlicher Angaben von Sare.

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hiingig von einander sind. Jedes Organ, .sagt CI au de Bern a rd 19, hat sein eigenes Leben, seine Autonomie; es kann sich unabhiingig von den benachbarten Geweben entwickeln und reproduciren. Die grosse deutsche Autoritat Vi r chow 20 behauptet noch emphati­ scher, dass jedes System, wie das Nerven- oder Knochensystem oder wie das Blut, aus einer enormen Masse kleiner Thatigkeits­ centren besteht ... , dass .,jedes Element fiir sich eine besondere Thiitigkeit hat und jedes, wenn es auch die Anregung zu seiner Thatigkeit von andern Theilen her empfiingt, doch die eigentliche Leistung von sich fmsgehen lasst,.... dass jede einzelne Epithelial­ oder Muskelzelle im Verhaltniss zum iibrigen Korper eine Art Parasitenexistenz fuhrt ... ", dass jedes einzelne Knochenkorper­ chen factisch ihm selbst eigenthiimliche Erniihrungszustiinde besitzt. Jedes Element Iebt, wie Mr. Paget bemerkt, seine bestimmte Zeit und stirbt dann und wird , nachdem es abgestossen oder absorbirt ist, ersetzt 21. lch vermuthe, dass kein Physiolog daran zweifelt, dass

z. B. jedes Knochenkorperchen des Fingers von dem entsprechenden

Korperchen in dem entsprechenden Glied der Zehe abweicht; und es

!asst sich kaum zweifeln, dass selbst die auf den entsprechenden Seiten des Korpers, trotzdem sie fast identisch ihrer Natur nach sind, von einander abweichen. Dieses fast identische Verhalten zeigt sich in merkwiirdiger Weise bei vielen Krankheiten, wo genau dieselben Punkte auf der rechten und linken Seite des Korpers iihnlich afficirt werden; so gibt Mr.Paget 22 die Zeichnung eines kranken Beckens, an welchem der Knochen in eine iiusserst complicirte Form ausge­ wacbsen ist; .,es gibt aber bier keinen Punkt oder Linie auf der einen Seite, welche nicht so genau, als zeigte sie sich im Spiegel, auf der andern Seite repriisentirt ware."

   Viele Thatsachen unterstiitzen diese Ansicht von dem unab­ hiingigen Leben jedes kleinsten Elements des Korpers. Vi r chow behauptet, dass ein einzelnes Knochenkorperchen oder eine einzelne Zelle in der Haut erkranken kann. Der Sporn eines Habnes lebte,

19 Tissue vivants, 1866, p. 22.

2°Cellularpathologie, 1858, p. 13, 16, 408.

21 Paget, Surgical Pathology, Vol. I, 1853, p 12-14.

_22Ebenda p. 19.

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nachdetn er in das Ohr eines Ochsen inserirt war, acht Jahre-lang und erlangte nach Angabe des Professors Man t egaz z a ein Ge­ wicht von 396 Grammen und die erstaunliche Lange von 24 Centi­ metern oder ungefiihr 9 englischen Zollen,· so dass es aussah, als babe der Kopf drei Horner 23. Der Schwanz eines Schwei-     , nes ist in die Mitte des Riickens desselben Thieres gepfropft / word en und erlangte Sensibilitiit wieder.  Dr. 0 lli er 24 inserirle ein Stiick Periost vom Knochen eines jungen Hundes unter die· Haut eines Kaninchens und es entwickelte sich ecbter Knochen: Eine Menge iihnlicher Fiille Iiessen sich anfiihren. Das hiiufige Vor­ bandensein von Haaren oder von vollkommen entwickelten Zahnen, selbst von Zahnen des zweiten Gebisses in Ovarialgeschwiilsten 25 sind Thatsacben, die zu demselben Schluss ftthren.

   Oh jedes der unziihligen autonomen Elemente des Korpers eine Zelle oder das modificirte Product einer Zelle ist, ist ein zweifel­ bafter Punkt, selbst wenn man den Ausdruck in einem so weiten Sinne fasst, dass er zelleniihnliche Korper ohne Membran 'und ohne Kern umfasst 26.  Professor Lionel Beale gebraucht den Aus<f!uck

,,Keimsubstanz" fiir den Zelleninhalt in diesem weite Sinne ge­

nommen und er zieht eine scharfe Grenze zwischen dieser .,Keim­ substanz" und der .,g bildeten Substanz" oder den verschiedenen Producten von Zellen 27. Aber die Lehre omnis cellula e cellula wird fiir Pflanzen zugegeben und ist auch in Bezug auf Thiere von weit vorherrschender Verbreitung 28. So behauptet Vi r c bow, der beruhmte Trager der Zellentheorie, wiihrend er zugibt, dass Schwie­ rigkeiten wohl noch bestehen, dass jedes Gewebatom von Zellen abzuleiten ist, diese von friiher existirenden Zellen und diese in erster Stelle vom Ei, welches  er  fiir  eine  grosse Zelle

is Mante gazza, Degli Inn sti Animali etc. Milano, 1865, p. 51, Tab. S.

24 De la Production artificielle des Os, p. 8.

u  Isidore Geoffroy St. Hilaire, Histoire:des Anomalies, Tom. Ji,

p. 549, 560, 562. Vir chow, a. a. _0.p. 429.

29 Die neuestii Classification der Zellen s. in Ernst BIi. ck e1's Ge­

nerelle Morphologie, Bd. 2, 1866, p. 275.

  2' Dr. Lionel Beale, The Structures and"Grouth of Tissues, 1865, fil   .    .

   28 Dr. W. Turner, The present Aspect of Cellular Pathology, in: Edinburgh Medical Journal. Apr. 1863.

  

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ansiebL Dass Zellen, welche noch dieselbe Natur behalten, sich .durch Theilung. oder Proliferirung vermehren, wird fast von Jedem zugegeben. Wenn aber ein Organismus wiihrend der Ent­ wickelung eine bedeutende Structurveriinderung erleidet, so miissen auch die Zellen, welche auf jedem Zustand als direct von frfther existirenden Zellen abstammend angenommen werden, gleichfalls bedeutend in ihrer Natur verandert werden. Diese Veranderung wird oft'enbar von den A nhangern der Zellentheorie irgend einem inharenten Vermogen zugescbrieben, welches die Zellen besitzen und nicht irgend einem ausseren Agens.

    Eine andere Scbule behauptet, dass Zellen und Gewebe aller Arten unabhiingig von praexistirenden Zellen aus plastischer Lymphe oder Blastem sich bilden konnen, und man glaubt, dass dies sich bei dem Wiederersatz von Wunden deutlich zeige. Da ich der·Hi­ stologie keine specielle Aufmerksamkeit gescheilkt babe, so wftrde es anmaassend fur micb sein, eine Meinung tiber die beiden speciel­ len Lebren·auszusprechen, doch scheinen mir Alie zuzugeben, dass der Korper aus einer Menge ,,organiscber Einheiten" 29 besteht, von denen jede ihre eigenen ihr eigenthftmlichen Attribute besitzt und in einer gewissen Ausdehnung von alien ftbrigen unabhangig ist. Es dftrfte daher bequem sein, indifferent die Ausdrftcke Zellen und organische Einheiten ode·r einfache Einheiten zu gebrauchen.

  • Variabilitii t und Vererbung. - Wir haben im zwei und zwanzigsten Capitel gesehen, dass die Variabilitiit kein mit dem Leben oder der Reproduction roordinirtes Princip, sondern das Resultat specieller Ursachen ist, meist veriinderter Bedingungen, welche wiihrend aufeinander folgender Generationen wirken: Ein Theil der hierdurch veranlassten fluciuirenden Variabilitiit ist, wie es scheint, dem zuzuschreiben, dass das Sexualsystem leicht durch veriinderte Bedingungen affidrt wird, so dass es oft wirkungsun­ fahig gemacht wird ; un<l wenn es auch nicht in diesem bedenklicben Grade afficirt ist, so schliigt es .doch oft in jener ibm e1genthftm_lichen

     211 DiesenAusdruck gebraucht Dr. E.Montgomery /On the formation of so-called cells in Animal Bodies, 1867, p. 42), welcher leugnet, dass Zellen in Folge eines Wachsthumsprocesses von andern Zellen herriihren, sondern glaubt, dass sie in Folge gewisser chemischer Verll.nderungen ent stehen.    ·

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Function fehl, die Merkmale der Eltern echt auf die Nachkommen zu uberliefern. Die Variabilitiit biingt aber nicht nothwendig mit dem Sexualsystem zusammen, wie wir aus den Fallen von Knospen­ variation sehen; und obgleich wir nicht im Stande sind, die Natur des Zusammenhanges zu verfolgen, so ist es doch wahrscheinlich, dass viele Structurabweichungen, welche an sexuell erzeugten Nachkommen auftreten, das Resultat der Einwirkung veriinderter direct auf den Organismus wirkender Bedingungen unabhllngig von den Reproductionsorganen sind. In manchen Fallen konnen wir dies sicher annehmen, wenn alle oder nahezu alle lndividuen, welche iihnlichen Bedingungen ausgesetzt worden sind, in iihnlicher und bestimmter Weise afficirt erscheinen, wie bei dem zwerghaften und anderweit veriinderten Mais, der von warmen Liindern eingefUhrt und in Deutschland cultivirt wurde, wie bei der Veriinderung des Vliesses bei Schafen innerhalb, der Wendekreise; in einer gewissen Ausdehnung auch bei der Grossenzunahme und frlihen Reife unserer hochveredelten Hausthiere, wie bei der vererbten Gicht in Folge von Unmiissigkeit und in vielen andern solchen Fallen.· Da nun solche veriinderte Bedingungen nicht speciell die Reproductionsor­ gane afficiren, so scheint es nach jeder gewohnlichen Ansicht my­ sterios, warum ihr Product, das neue organische Wesen, iihnlich afficirt sein sollte.

Wie konnen wir uns ferner die vererbten Wirkungen des Ge­

brauchs oder Nichtgebrauchs besonderer Organe erklilren i Die domesticirte Ente fliegt weniger und geht mehr als die wilde Ente und ihre Extremitiitenknochen sind in einer entsprechenden Weise verkleinert und verschmiichtigt im Vergleich mit denen der wilden Ente. Ein Pferd wird zu gewissen Gangarten dressirt und das FUilen erbt iihnliche consensuelle Bewegungen. Das domesticirte Kanio­ chen wird in Folge der engen Gefangenschaft zahm, der Hund in Folge seines Umganges mit den Menschen intelligent; der Apportir­ hund lernt das Ergreifen und Bringen, und diese geistigen Fahig­ keiten und korperlichen Bewegungen werden alle vererbt. Im gan­ zen Bereich der Physiologie ist nichts wunderbarer. Wie kann der Gebrauch oder Nichtgebrauch eines besonderen Gliedes oder des Gehirnes das kleine Aggregat der reproductiven, in dem entf r t

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liegenden Korpertheile sich findenden Zellen in einer solchen Welse afficiren , dass des aus diesen Zellen entwickelte Wesen die Cha­ ractere einer oder beider elterlicben Formen erbt? Selbst eine un­ vollkommene Antwort auf diese Frage wiirde uns schon befrie­ digen.

   Die sexuelle Fortpflanzung weicht, wie wir gesehen, nicht wesentlicb von der Knospung oder Theilung ah, und diese Vorgiinge gehen allmllhlicb durch den Wiederersatz nach Verletzungen in die gewohnliche Entwickelung und Wacbsthumsweise iiber. Es liess sich daber erwarten, dass jeder Character auf alle Weisen der Re­ production ebenso wie durch bestiindiges Wachsthum regelmiissig iiberliefert werde. In den Capiteln iiber Vererbung wurde gezeigt, dass eine Menge neu erlangter Charactere, mogen sie schlldlich oder woblthiitig sein, mogen sie von der geringsten oder der hoch­ sten vitalen Bedeutung sein, oft treu·uberliefert werden, selbst wenn nur eins der beiden Eltern irgend eine neue Eigentbiimlichkeit be­ sitzt. So verdient besondere Beachtung, dass in irgend einem Alter auftretende Charactere in einem entsprechenden Alter wieder zu erscheinen streben. Wir konnen im Ganzen schliessen, dass in alien FAilen die Vererbung die Regel, die Nichtvererbung die Anomalie ist. In einigen Fallen wird ein Character nicht vererbt, weil die Lebensbedingungen direct seiner Entwickelung entgegen stehen ; in vielen Fallen, weil die Lebensbedingungen bestiindig neue Varia­ bilitii.t veranlassen , wie bei gepfropften Fruchtbii.umen und hoch cultivirten Blumen. In den iibrigen Fallen· kann man das Fehlschla­ gen dem Riickfall zuschreiben, nach welchem das Kind seinen Gross­ eltern oder noch friiheren Vorfahren ithnlich ist und nicht seinen Eltern.

    Dieses Princip des Riickschlags ist das wunderbarste von allen Eigentbiimlichkeiten der Vererbung. Es beweist uns, dass die Uber­ lieferung eines Characters und seine Entwickelung, welche gewohn­ Iich zusammen verlaufen und hierdurch sich einer Unterscheidung entziehen, distincte Vermogen sind; und diese Vermogen wirken in manchen Flillen sogar antagonistisch; denn jedes wirkt in aufeinan-

,  derfolgenden Generationen abwechselnd. Rilckschlag ist kein sel­ tenes Ereigniss, was auf irgend einer ungewohnlichen oder giinstigen

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Combination von Umstiinde1t beruht, sondern tritt bei gekreuz_ten Thieren und Pflanzen so regelmassig und bei nicht gekreuzten Raa­ sen so hiiufig auf, dass es offenbar einen wesentlichen Theil des Princips der Vererbung bildet. Wir wissen, dass veriinderte :Be­ dingungen die Kraft haben, lange verloren gegangene Char.actere wieder hervorzurufen, wie bei verwilderten Thieren. Der Act der Kreuzung besitzt an sich dieses Vermogen in einem hohen Grade. Was kann wohl wunderbarer sein, als dass Charactere, ·welche wah­ rend zwanzig oder hundert oder selbst Tausenden von Generationen verschwunden sind, plotzlich vollkommen entwickelt wieder er­ scheinen, wie bei rein geziichteten und besonders bei gekreuzten Tauben und Hiihnern, oder wie bei den Zebrastreifen bei graubraunen Pfer.den und anderen solchen Fallen? Hierher gehoren viele Monstrosi­ taten; so, wenn rudimentiire Organe wieder entwickelt werden, oder wenn ein Organ, von dem wir annehmen miissen, dass es ein friihe­ rer Vorfahre besass, von dem aber nicht ein Rudiment iibrig: ge­ blieben ist, plotzlich wieder erscheint, wie der fiinfte Staubfaden bei Scrophulariaceen. Wir haben bereits gesehen, dass Rttckschl11g auch bei der Knospenzeugung thiitig ist, und wir wissen, dass er gelegentlich wiihrend des Wachsthums eirres und desselben indivi­ duellen Thieres auftritt, besonders, aber nicht ausschliesslich, wenn es gekreuzten Ursprungs ist, wie in den beschriebeneil -seltenen Fallen von individuellen Hiihnern, Tauben, Rindern und Kaninchen, welche mit vo1 :chreitenden Jahren auf die Fiirbungen eines _ ihrer Eltern oder Vorfahren zuriickschlagen.

Wir werden, wie friiher auseinander gesetzt wurde, zu der An.

nahme gefiihrt, dass jeder Character, welcher gelegentlich wieder erscheint, in einer latenten Form in jeder Generation vorhanden ist, fast in derselben Weise, wie bei miinnlichen und weiblichen Thie­ ren die secundiiren Charactere des entgegengesetzten Geschleohts latent vor-handen sind, bereit sich zu entwickeln, wcnn die Repro­ ductionsorgane verletzt werden. Diese Vergleichung der secun diiren Sexualcharactere, welche in beiden Geschlechtern latent vor­ handen sind, mit anderen latenten Merkmalen wird noch passender durch den Fall, welcher von einer Henne berichtet wurde, weJ.che einige der miinnlichen Merkmale und zwar nicht ihrer eigenen Rasse,

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sondern eines friiheren Vor.fahren annahm. Sie bot hierdurch zu derselben Zeit die Wiederentwickelung Iatenter Merkmale beider Arten-dar und verband beide Classen. Wir konnen versichert"sein, dass in jedem lebenden Wesen eine Menge verloren gegangener Merkmale, bereit sich unter gehorigen Bedingungen zu entwickeln, voi'handen ist. Wie k6nnen wir diese wunderbare und so hiiufige Fahigkeit des Rttckschlags, dieses ins Lebenzuriickrufen lange ver­ loren gegangener Charactere ons verstiindlich machen und mit andem Thatsachen in Verbindung bringen1

Zweiter  Theil.

    Ich babe jetzt die hauptsiichlichsten· Thatsachen aufgeziihlt, welche wohl Jedermann durch irgend ein verstandliches Bindemittel zu verknupfen wiiiischt. Dies kann , wie mir scheint, geschehen, wenn wir die folgenden Annahmen machen; wird die erste. und hauptsiichlichste nicht verworfen, so werden die anderen, da sie durch verschiedene physiologische Betrachtungen unterstutzt wer­ den, ·nicht sebr unwahrscheinlich erscheinen. Es wird fast all­ gemein zugegeben, dass die Zellen oder die Einheiten des Korpers sich durch Theilung oder Prolification fortpflanzen, wobei sie zu­ niichst dieselbe Natur·beibebalten und schliesslich in die verscbie­ denen Gewebe und Substanzen des Korpers verwandelt werden. Aber ausser dieser Vermehrungsweise nehme ich an, dass die Zel­ len vor ihrer Umwandlung in v6Ilig passive oder ,,gebildete Sub­ stanz" kleine Kornchen oder Atome abgeben, welche durch den ganzen Korper frei circuliren und welche, wenn sie mit gehoriger Nahrung versorgt werden, durch Theilung sich vervielfiiltigen und spiiter zu Zellen entwickelt werden konnen, gleich denen von wel­ chen sie herruhren. Diese Kornchen konnen der Deutlichkeit halber Zellenkeimchen genannt werden , oder da die Zellentheorie nicht vollstiindig begrlindet ist, einfach Keimchen. Es wird angenommen, dass sie von den Eltern den Nachkommen uberliefert und meist in der Generation , welche unmittelbar folgt, entwickelt, aber oft in einem schlummernden Zustande viele Generationen hindurch iiber­ liefert und dann erst entwickelt werden. Es wird angenommen, df!SS ihre Entwickelung von der Vereinigung mit anderen theilweise ent-

 Gqogle

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wickelten Zellen oder Keimchen abhangt, welche ihnen in dem regelmiissigen Verlauf des Wachsthums vorausgehen. Warum ich den Ausdruck Vereinigung brauche, wird sich zeigen, wenn wir. die directe Einwirkung des Pollens auf die Gewebe der Mutterpflanze erortern. Es wird angenommen, dass Keimchen nicht bloss von jeder Zelle oder Einheit wahrend ihres erwachsenen Zustendes, sondern wiihrend aller Entwicklungszustiinde derselben ebgegeben werden. Endlich nehme ich an, dass die Keimchen in ihrem schlum­ mernden Zustande eine gegenseitige Verwandtschaft zu einander haben, welche zu ihrer Aggregation entweder zu Knospen oder zu den Sexualelementen fiihrt. Um genauer zu sprechen, so sind es nicht die reproductiven Elemente, auch nicht die Knospen, welche neue Organismen erzeugen, sondern die Zellen selbst durch den ganzen Korper. Diese Annahmen bilden die provisorische Hypo­ these, welche ich Pangenesis genannt babe. In einigen Beziehungen iihnliche Ansichten sind, wie ich sebe, von andern Autoren vorge­ bracht worden 3o.

   so Professor Huxley bat meine Aufmerksamkeit auf die Ansichten Buffons' und Bonnet's geleokt.  Der erstere (Hist. Nat. Gener. Ausg, von 1749. Tom. II, p. 54, 62, 329, 333, 420, 425) nimmt an, dass in der von jedem lebenden GescMpfe verzehrten Nahrung organische Molecule existiren , und dass diese Molec,ule der Natur nach den verschiedenen Or­ ganen analog sind, von welcben sie absorbirt werden. Sind nun die Orga.ne vollstil.ndig entwickelt, so sammeln sich die Molecule, welcbe nun nicht 111.nger gebrancht werden, nnd bilden Knospen oder die Sexualelemente. Hil.tte Buffo n angenommen, dass seine organischen Molecule von jeder ein­ zelnen Einheit durch den ganzen Korper gebildet worden wil.ren, so wttrden seine und meine Ansicht einander sehr 11.hnlich sein.

   Bonn et (Oeuvres d'Hist. Natur. Tom. V. P. l, 1781. Edit. in 4°, p 854) spric ht davon, dass die Gliedmaassen Keime besil.ssen, welcbe zur Wieder- . b erstellung aller moglicben Verluste geeignet seien ; ob aber angenommen wird, dass diese Keime dieselben sind, wie die innerhalb der Knospen und Sexualorgane, ist nicht klar. Seine berilhmte, aber jetzt verworfene Einscbachtelungstheorie lehrte, dass vollstil.ndige Keime innerhalb anderer Keime in endloser Aufeinanderfolge pril.formirt und fiir alle spil.teren Gene­ rationen fertig eingeschlossen seien. Meiner Ansicht zufolge waren die Keime oder Keimchen jedes einzelnen Theiles nicbt nrsprttnglich pril.formirt, sondern werden bestil.ndig in jedem Alter wli.hrend ,ieder Generation produ­ cirt, wobei einige von frttheren Generationen weiter O.berliefert werden.

Prof. 0 we n bemerkt (Partbenogen6sis, 1849, p. 5-8): .Nicht aJ1e ·

Abkommlinge der primil.ren befruchteten Keimzelle sin.d zur Bildung des

 

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    Ehe ich dazu iibergehe erstens zu zeigen , in wie weit diese Annahmen an sich wahrscheinlich sind, und zweitens, in wie weit

Korpers bei alien Thieren erforderlich; gewisse der abgeleiteten Keimzellen konnen unverl!.ndert bleiben und werden in dem Korper eingeschlossen, welcher aus ihren metamorphosirten und verHchieden combinirten oder ver­ schmelzenden Geschwistern zusammengesetzt worden ist; so eingeschlossen kann jede derivative Keimzelle oder der Kern einer solchen denselben Wachsthumsprocess durch Imbibition und durch Vermehrung mittelst spon­ taner Theilung beginnen und wiederholen, wie der war, dem sie ihren Ur­ sprung verdankt u. s. f.« Aus der Wirksamkeit dieser Keimzellen erklii.rt Prof. Owen die Parthenogenesis, die Fortpflanzung durch Theilung wli.h­ rend aufeinander folgender Generationen und den Wiederersatz nach Ver­ letzungen. Seine Ansicht stimmt mit der meinigen in der vorausgesetzten Uberlieferung und Vervielfil.ltigung seiner Keimzellen O.berein, weicht aber von der meinigen fundamental in der Annahme ab , dass die ursprfingliche Keimzelle innerhalb des Ovarium des Weibchen gebildet und vom Mann­ chen befruchtet worden sei. Von meinen Keimchen wird angenommen, dass sie sich vollig unabhli.ngig vom Zusammenwirken der beiden Geschlechter von jeder einzelnen Zelle oder Einheit durch den ganzen Korper bilden und dass sie innerhalb der Reproductionsorgane einfach aggregirt werden.

   Endlich hat Mr. Herbert Spencer (Principles of Biology. Vol. I, 1863-64; 4. und 8. Capitel) in betrli.chtlicher Ausfo.hrlichkeit das erortert, was er als physiologische Einheiten bezeichnet. Diese stimmen mit meinen Keimchen darin O.berein, dass auch von ihnen angenommen wird, sie ver­ vielfiltigten sich . und wfirden von den Eltern dem Kind O.berliefert; die Sexualelemente dienen nur, so wird angenommen, ·als deren Vehikel ; sie selbst sind bei allen Formen der Reproduction und beim Wiederersatz nach Verletzungen die wirksamen Agentien; sie erklli.ren die Vererbung, sie wer­ den aber nicht mit RO.ckschlag oder Atavismus in Beziehung gebracht, und dies ist mir unverstindlich; es wird angenommen , dass sie Polarit¾l.t be­ sitzen, oder wie ich es nenne, Verwandtschaft; und dem Anschein nach wird angenommen, dass sie von jedem einzelnen Theile des Korpers herrO.hren. Aber die Keimchen weichen von Mr. Spencer's physiologischen Einheiten insofern ab, als eine gewisse Anzahl oder Masse von ihnen, wie wir sehen werden , zur Entwicklung jeder Zelle oder jeden Theils erforderlich ist. Nichtsdestoweniger wO.rde ich zu dem Schlusse gekommen sein, dass die Ansichten Mr. Spe nc er 's fundamental die gleichen mit den meinigen seien, wiren mir nicht mehrere Stellen. vorgekommen, welche, so weit ich sie ver­ stehe , etwas vtlllig Verschiedenes anzeigen. Ich will einige dieser Stellen

· "/\II. p. 254--256 citiren: »Im befruchteten Keime haben wir zwei Gruppen hysiologischer Einheiten, in ihrer Structur unbedeutend verschieden« ...

· »Es- ist nicht einleuchtend, dass eine Verl!.nderung in der Form des Theiles, welche dureh verl!.nderte TMtigkeit verursacht wird, eine solche Verl!.nde­

·1ng in den physiologischen Einheiten durch den ganzen Organismus in­ volv..;;, dass diese, wenn Gruppen von ihnen in der Form reproductiver

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sie die verschiedenen Gruppen von Thatsachen, mit den.en. wir es bier zu thun haben, in Verbindung bringen und erkliiren, ist es viel­ leicht niitzlich, eine Erliiuterung der Hypothese zu geben. Wenn eins der einfachsten Proiozoen, wie es unter dem Miki'oskop· er­ scheint, aus einer kleinen homogenen gallertartigen Masse gebildet wird, so wtirde ein kleines von irgend einem Theile abgelostes und unter giinstigen Bedingungen geniihrtes Atom natiirlich das Ganze reproduciren. Wenn aber die obere und untere Flache in ihrer Textur von den centraleren Theilen abwichen, so wtirden alle drei TheiJe Atome oderKeimchen abgeben milssen, welche wenn sie sich durch ge­ genseitige Verwandtschaft verbinden, entweder Knospen oder Sexual­ elemente bilden wtirden. Genau dieselbe Ansicht liisst sich auf eins der hoheren Thiere ausdehnen, obgleich in diesern Falle viele Tau­ send Keimchen von den verschiedenen Theilen desKorpers abgegeben werden mtissen. Wenn nun z. B. die Beine eines Salamanders ahge"'. schnitten werden, so bildet sich eine dtinneKruste iiber derWunde, und unter dieser Kruste vereinigen sichJ wie angenommen wird, dienicbt verletzten Zellen oder Einheiten des Knochens, Muskels, der Ner­ veh u. s. w. mit den zerstreuten Keimchen derjenigen Zellen, welche in dem vollkommenen Beine derReihe nach zunachst kommen; und wie nun diese sich zu entwickeln beginnen, vereinigen sie sich mit

Centren abgestossen werden, sich zu Organismen ·entwickeln, welohe diesen Theil der Form nach ahnlich verl!.ndert zeigen. Als wir die An­ passung behandelten, sahen wir allerdings, dass ein durch verminderte oder erhohte·Function modificirtes Organ nur langsam auf dasganze Korpersystem so einwirken kann, ·dass jene zUT Herstellung eines neueren Gleii:hgewichts erforderlichen correlativen Verll.nderungen zu Weg.e gebracht werden; und doch kilnnen wir nur, wenn ein solches neues Gleichgewicht hergestellt worden ist, erwarten, dass es sich volistandig in den modificirten- phy-

siologischen- Einheiten ausdrllcke, aus welchen der Organismus aufgebaut           , ist , - nur dann ki>nnen wir auf eine vollstandige Ubertragung der :Modi-·        J ii.cation auf die Nachkommen rechnenc ....,Dass die Verinderung in cle.D.  _:jl

Nachkommen,  bei gleichmassigem Verhalten alles Ubrigen, in derselben  ,;

Richtung eiiitreten muss, wie im Erzeuger, ktinnen wir dUiikel in der Ta,a.tr·  , '.

sache .eingesthlossen sehen,  dass die durch.das ganze elterliche lUrpeq', . ,l

system fortgepfl.anzte Verii.nderung eine Veranderung nach einem neu.ea--" 'i Gleichgewichtszustande hin ist, - eine Veranderung, welche dahin'strebt,      A die Thii.tigkeit aller Organe, die Reproductionsorgane mit inbegrifilln, ._· Harinonie mit diesen neuen Thi\tigkeiten zu bringen«.   ·

 

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anderen und so fort, bis eine Papille von weichem zelligen Gewebe als .,knospendes Bein"·, ond spiiter ein vollkommenes Bein gebildet wird 31. Es wiirde daher der Theil des Beines, welcher entfernt worden ist, - nicht mehr und nicht weniger - reproducirt werden. Wenn der Schwanz oder das Bein eines jungen Thieres abge­ scbnitten worden wiire, so wiirde ein junger Schwanz oder ein junges Bein zu reproduciren sein, wie es factisch bei dem ampu­ tirten, i1wanz der Kaulquappe eintritt; denn Keimchen aller der Einheiten, welche den Schwanz zusammensetzen, sind durch den ganzen Ktirper zu allen Altersstufen verbreitet. Aber wahrend des erwachsenen Zustandes bleiben die Keimchen des Larvenschwanzes schlummernd; denn sie begegnen hier keinen priiexistirenden Zellen in einem gehorigen Zustande der Entwickelung, mit denen sie sich vereinigen ktinnten. Wenn in Folge veriinderter Bedingungen oder aus irgend einer anderen Ursache irgend ein Theil des Korpers permanent modificirt wiirde, so wiirden die Keimchen, welche nur iiusserst kleine Theilchen des lnhalts der diese Theile bildenden Zellen Bind, natilrlich dieselbe Modification reproduciren. Aber frilher von demselben Theile ausgegangene Keimchen, ehe er irgend eine Veriinderung erlitten hat, wtirden noch immer <lurch den Kor­ per verbreitet sein und wiirden von Generation zu Generation iiber­ liefert, so <lass sie sich unter gunstigen Umstiinden wieder ent­ wickeln ktinnen; und dann wilrde die neue Modification fiir eine Zeit oder filr immer verloren gehen. Die Verbindung von Keimchen:, die aus alien Theilen des Ktirpers herrilhren, in Folge gegenseitiger Verwandtschaft, wiirde Knospen bilden; und ihre Verbindung in einer speciellen Art und Weis'e, wie es scheint in geringer Menge und wahrscheinlich bei gleichzeitiger Anwesenheit von Keimchen ge-

31 Mr. Philipeaux hat kllrzlich gezeigt (Comptes rendus·, 1. Oct.

1866, p. 576, und Juni 1867), dass wenn die ganze Vordergliedmaasse, mit Einsehluss des Schulterblattes, exstirpirt wird, das Vermogen des . W:ieder­ wachsens verloren ist. Hieraus schliesst er, dass es zum Wiederwachsen nothwendig sei, dass ein kleiner Theil des Beine zurllckgelassen werdc. Wie &ber bei niederen Thieren der ganze Kilrper in zwei Theile zers·chnit­ ten werden kann und beide IDUften reproducirt werden , so scheint diese Annahme nicht wahrscheinlich. Kann nicht das zeitige Schliessen einer tiefen Wunde , wie nach der Exstirpation des Schulterblattes, die Bildung oder das Vortreten des wachsenden Gliedes verhindern?

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wisser urspriinglicher Zellen, wiirde die Sexualelemente bilden. Durch diese Erliiuterung ist, wie ich hoffe, die Hypothese der Pan­ genesis verstiindlich gemacht worden.

   Wie wir gesehen haben, behaupten die Physiologen, dass jede Zelle , wenn sie auch in hohem Grade von andern abhiingig ist, gleichfalls in einer gewissen Ausdehnung unabhiingig oder autonom ist. Ich gehe einen kleinen Schritt weiter und nehme an, dass jede Zelle ein freies Keimchen abgibt, welches fahig ist eine iihnliche Zelle zu reproduciren. Es besteht zwischen dieser Ansicht und dem, was wir bei zusammengesetzten Thieren und bei den Bliithenknos­ pen auf demselben Bau me sehen, eine gewisse Analogie; denn dies sind distincte lndividuen, welche einer .echten Reproduction durch Samen fahig sind, und haben doch Theile gemeinsam und sind von einander abhiingig. So hat der Baum seine Rinde und seinen Stamm;

und gewisse Coralien, wie die Virgularia, haben nicht bloss Theile

son ern auch Bewegung gemeinsam.

    Die Existenz freier Keimchen ist eine willkiirliche Annahme, kann aber kaum als sehr unwahrscheinlich betrachtet werden, wenn wir sehen, dass dieselben das Vermogen der Vervielfaltigung durcb Theilung ihres lnhalts haben. Keimchen weichen von echten Eiern oder Knospen insofern ah, als von ihnen angenommen wird, dass sie der Fortpflanzung auf ihrem un_entwickelten Zustand fiihig sind. Wahrscheinlich wird Niemand entgegen halten, dass diese Flhig keit unwahrscheinlich sei. Man weiss, dass die Bildungssubstanz innerhaJb des Eies sich getheilt und zweien Embryonen den Ur­ sprung gegeben hat; Thu ret 32 hat die Zoospoore einer Alge sich theilen und beide Hiilften keimen sehen. Ein Atom der Pocken­ substanz, so klein, dass es von dem Wind fortgeftthrt wird, muss sich in einer damit geimpften Person viele tausendmaJ verviel­ faltigen 33. Es ist neuerdings behauptet worden 34, dass ein iiussersl

si Annales dee Scienc. Natur. 3. Ser. Botan. Tom. XIV, 1860, p. 244.

33 s. einige sehr interessante Aufsii.tze O.ber dieeen Gegenstand von

Prof. Lionel B e ale in: Medical Times and Gazette, 9. Sept. 18al>, p.

273, 330.

36 Third Report of the R. Commies. on the Cattle Plague, citirt iu:

Gardener's Chronicle, 1866, p. 446.

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kleiner Theil der schleimigen Absonderung von einem mit Rinder­ pest afficirten Thiere, wenn er in das Blut eines gesunden Ochsen gebracht wird, sich so schnell vermehrt, dass nach einer ku_rzen Zeit ,.die ganze viele Pfunde wiegende Blutmasse inficirt wird, und dass ·jeder kleine Theil dieses Blutes genug Gift enthalt um in weniger als achtundvierzig Stunden die Krankheit einem anderen Thiere mitzutheilen."

   Das Zurlickhalten freier und unentwickelter Keimchen in dem­ selben Korper von fruher Jugend bis zum hohen Alter kann un­ wahrscheinlich erscheinen; wir milssen uns aber daran erinnern, wie lange Semen in der Erde schlurnmernd Iiegen urrd Knospen in der Rinde eines Baumes schlummern konnen. Ihre Uberlieferung von Generation zu Generation kann noch unwahrscheinlicher er­ scheinen; aber auch hier mtissen wir uns erinnern, dass viele rudi­ mentare und nutzlose Organe durch eine unendliche Zahl von Gerierationen Oberliefert worden sind. Wir werden sofort sehen, wie gut die lange fortgesetzte Uberlieferung unentwickelter Keimchen viele Thatsachen erklilrt.

   Da jede Einheit oder Gruppe iihnlicher EinhP-iten durch den ganzen Korper ihre Keimchen abgibt und da alle innerhalb des kleinsten Eies oder Samens enthalten sind und innerhalb jedes Samenfadens. oder Pollenkornes, so muss ihre Zahl und Kleinheit etwas Unbegreifliches sein. Ich werde spiiter auf diesen Einwurf

zurtickkommen, welcher auf den ersten Blick so furchtbar erscheint. Es mag aber hier bemerkt werden, dass ein Kabeljau 6,867,840 Eier; ein einzelner Ascaris ungefiihr 64 Millionen Eier und eine einzige Orchidee wahrscheinlich ebensoviel Millionen Semen producirt 33..

   8 Mr. F. B11 ck land berechnete sorgfaltig nach dem Gewichte die obige Anzahl der Eier bei einem Kabeljau; s. Land and Water, 1868; p. 62. In einem frttheren Fa.He fand er die Zahl von 4,872,000. Harmer fand nur 3,681,760 Eier (Philos. Transact. 1767, p. 280).'' In Bezug auf Aacaria

s. Carpenter's Compar. Physiol. 1854, p. 590.  Mr. J. Scott, vom k.

botanischen Garten in Edinburgh, berechnete in derselben Weise, wie' ich

es fttr einige britische Orchideen gethan habe (Fertilisation of Orchids, ·p. 344), die Anzahl der Samen in der .Kapsel einer Ac,·opera und fand ihre Zahl zu 371,250. Nun pi'oducirt diese Pflanze mehrere BliHhen in einer' Trauoe und viele Trauben· wahrend einer Saison. Bei einer ,erwandten

DA1tw1:,, Variiren [L     32

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In diesen verschiedenen Fallen miissen die Samenfaden und Pollen­ korner in betrachtlich grosseren Zahlen noch existiren. Wenn wir es mit Zahlen wie den vorstehenden zu thun haben, welche der menschliche Verstand nicht umfassen kann, so haben wir keinen guten Grund, die vorliegende Hypothese wegen der angenomme­ nen Existenz von zahlreichen Keimchen in einer wenig tausendmal grosseren Zahl zuriickzuweisen.

   Die Keimchen in jedem Organismus miissen vollstiindig diffun­ dirt sein, und auch dies erscheint, wenn wir ihre Kleinheit und die bestiindige Circulation von Fltissigkeit <lurch den Korper betrach­ ten, nicht unwahrscheinlich. Dasselbe muss ftir die Keimchen bei Pflanzen gelten, denn bei gewissen Arten reproducirt selbst ein kleines Fragment eines Blattes das Ganze. Aber bier tritt eine Schwierigkeit ein; es konnte scheinen, als ob bei Pflanzen und wahrscheinlich bei zusammengesetzten Thieren, wie Corallen, die Keimchen sich nicht von Knospe zu Knospe verbreiteten, sondern nur,

<lurch die von jeder einzelnen Knospe entwickelten Gewebe. Wir werden auf diese Folgerung geftihrt durch den Umstand, dass der Stamm <lurch Insertion einer Knospe oder eines Pfropfreises von einer distincten Varietiit selten afficirt wird. Diese Nichtdiffusion von Keimchen zeigt sich noch deutlicher bei Farrenkriiutern; .denn Mr. Bridgman 36 hat bewiesen, dass wenn Sporen (welche, wie man sich erinnern muss, die Natur der Knospen haben) von einem monstrosen Theil eines Wedels und and ere von einem gewohnlichen Theil genommen werden, jede die Form des Theiles reproducirt, von dem sie genommen wurden. Aber diese Nichtdiffusion der Keim­ chen von Knospe zu Knospe kann nur scheinbar sein und wie wir

Gattung, Gongora , hat Mr. S co t t zwanzig in einer einzigen Traube ·pro­ ducirte Kapseln gesehen: zehn solcher Trauben bei der Acropera wttrden ttber vierundsiebenzig Millionen Samen ergeben. Ich will hinzufttgen, dase. mir Fritz Mttller das Folgende mittheilt: er fand in einer Kapsel .einer

Maroillaria in Sfid-Brasilien, dass die Samen 421/2 Gran wogen; er ordnete sich nun einen halben Gran Samen in eine schmale Reihe und fand da­

durch, dass er eine abgemessene Lll.nge zahlte, die Zahl der Samen in dem, halben Gran zu 20,667, so dass in der Kapsel 1,756,440 Samen gewesen sein mllssen! Diese selbe Pflanze producirt zuweilen ein halbes Dutzend Kapseln.

38 Annals and Magaz. of Nat. Hist. 3. Ser.  Vol. VIII, 1861, p. 490.

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spiiter sehen werden, von der Natur der in der Knospe zuerst ge­ bildeten Zelle abhangen.

   Die angenommene Wahlverwandtschaft jedes Keimchens fur die besondere Zelle, welche ihr in der Reihe der Entwicklung vor­ ausgeht, wird durch viele Analogien unterstutzt. In alien gewtihn­ Iichen l'iillen von sexueller Zeugung haben die mannlichen und weiblichen Elemente eine gegenseitige Verwandtschaft zu einander. So nimmt man an, dass ungefiihr zehntausend Species von Compo­ siten existiren; und es liisst sich nicht zweifeln, dass wenn man den Pollen aller dieser Arten gleichzeitig oder nach einander auf das Stigma irgend einer Species bringen ktinnte , diese eine mit nicht irrender Sicherheit ihren eigenen Pollen auswiihlen wiirde. Diese Fiihigkeit der Auswahl ist um so wunderbarer, als sie erlangt worden sein muss, seitdem die vielen Arten dieser grossen Pflanzengruppe von einem gemeinsamen Erzeuger sich abgezweigt haben. Nach jeder Ansicht iiber die Natur der sexuellen Fortpflanzung muss das inner­ halb der Eichen und innerhalb der Samenzelle enthaltene Protoplasma (oder die ,,spermatische Kraft" der Ietzteren, wenn man einen so vagen Ausdruck vorzieht) durch irgend ein Gesetz specieller Affini­ tii.t entweder wahrend oder nach der Befruchtung auf einander wir­ ken, so. dass nur entsprechende Theile einander afficiren. S<t sind bei einem Kalb, welches von einer kurzhornigen Kuh und einem langhornigen Bullen abstammt, die Horrier und nicht die hornigen Hufen durch die Vereinigung der beiden Formen afficirt und die Nachkommen zweier Viigel mit verschieden gefiirbten Schwiinzen haben die Schwiinze und nicht ihr ganzes Gefieder afficirt.

    Die verschiedenen Gewebe des Ktirpers zeigen wie viele Phy- . siologen behauptet haben-37, deutlich, eine Verwandtschaft fur spe­ cielle organische Substanzen, mtigen sie dem Korper natiirlich od r fremdartig sein.  Wir sehen dies an den Nierenzellen, welche den Harnstoff aus dem Blute anziehen; _in dem Wuraregift, welches die Nerven afficirt, in dem Upas- und Digitalisgift, welches die Muskeln afficirt, in der Lytta vesicatori,a, welches die Nieren afficirt, und in

37 Paget, Lectures on Pathology, p. 27. Virchow, Cellular-Patho­

}ogie, p. 114, 117, 264.  Claude Bernard, Des Tissus vivants, p. 177,

210, 337.  Mllller's Physiologie.  Bd. I. 4. Aufl., p. 215.

32"

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der giftigen Substanz vieler Krankheiten, wie Pocken, Scharlach, Keuchhusten, Scropheln, Krebs und Wasserscheu, weJ.che gewisse bestimmte Theile des Korpers oder gewisse Gewebe oder Drusen afficirt.

   Die Affinitiit verschiedener Theile des Korpers fiir einander wiihrend ihrer friiheren Entwickelung wurde im Ietzten Capitel ge­ zeigt,. als ich die Neigung der Verschmelzung bei homologen Thei­ len erorterte. Diese Affinitiit zeigt sich in der normalen Verschmel­ zung von Organen, welche in einem friihen embryonalen Alter ge­ trennt sind und noch deutlicher bei Doppelmisbildungen, wo jeder Knochen, Muskel, jedes Gefass und jeder Nerv in dem einen Embryo mit dem entsprechenden Theil im andern verscbmilzt. Die Ver­ wandtschaft zwischen homologen Organen kann bei einzelnen Thei­ len oder bei dem ganzen Individuum in Thiitigkeit kommen, wie bei Bluthen oder Fruchten, welche symmetrisch mit einander ver­ schmolzen sind und alle ihre Theile verdoppelt haben, aber ohne irgend ein anderes Zeichen der Verschmelzung.

    Es ist auch angenommen worden, dass die Entwicklung jedes Keimchens von seiner Vereinigung mit einer andern Zelle oder Ein-­ heit abhiingt, welche eben ihre Entwicklung begonnen b11t und welche, da sie in der Wachsthumsreihe vorausgeht, von einer etwas verschiedenen Natur ist. Nun ist es keine sehr unwahrscheinliche Annahme, dass die Entwicklung eines Keimchens durch seine Ver­ einigung mit einer der Natur nach unbedeutend verschiedenen Zelle bestimmt werde; denn im siebenzehnten Capitel wurden reichliche Beweise daffir angefuhrt, doss ein geringer Grad von Verschieden­ heit in den miinnlichen und weiblichen Sexualelementen in einer hervortretenden Weise ihre Vereinigung und spatere Entwicklung begiinstigt. Was aber die Entwicklung der Keimchen der erstge­ bildeten oder primordialen Zellen in dem nichtbefruchteten Ei be­ stimmt, liegt jenseits der Vermuthung.

   Es muss auch zugegeben werden, dass die Analogie uns im Stich liisst in Bezug auf irgend eine Entscheidung iiber viele ver­ schiedene andere Punkte; z. B. ob die von derselben elterlichen Zelle herrflhrenden Zellen in dem regelmiissigen Verlauf des Wachs­ thums zu verschiedenen Bildungen entwickelt werden konnen, weil

  

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 sie unabhiingig von ihrer Vereinigung mit distincten Keimchen eigenthiimliche Arten von Nahrung absorbiren.    Wir werden diese Schwierigkeit wiirdigen, wenn wir uns daran erinnern, was fiir com­ plicirte und doch symmetrische Wachsthumserscheinungen die Zel­ len bei Pflanzen darbieten, wenn das Gift eines Gallinsectes in sie inoculirt wird. Es wird jetzt allgemein angenommen 38, dass ver­ s.chiedene polypenartige Auswiichse und Geschwiilste bei Thieren das directe Product einer Prolification normaler Zellen sind, welche abnorm geworden sind. In dem regelmiissigen Wachsthum und bei einer Wiedererzeugung von Knochen erleiden, wie Vi re how 39 bemerkt, die Gewebe eine ganze Reihe von Umwandlungen und Substitutionen. Die Knorpelzellen konnen durch eine directe Umwand­ lung in Markzellen verwandelt werden und als solche bestehen blei­ ben, oder sie konnen zuerst in Knoch en- und dann in Markgewebe ver­ wandelt werden, oder sie konnen endlich zuerst in Mark und dann in Knochen verwandelt werden. So variabel sind die Umwandlungen die. ser Gewebe, die in sich so nahe verwandt und doch in ihrer ausse­ ren Erscheinung so vollstandig distinct sind. Da aber diese Gewebe hiernach ihre Natur in alien Altersstufen verandern, ohne irgend eine auffallende Veriinderung in ihrer Ernahrung, so miissen wir in Ubereinstimmung mit unserer Hypothese annehmen, dass sich von einer Art von Gewebe herriihrende Keimchen mit den Zellen einer anderen Art verbinden und die spateren Modificationen verur­ sachen.

    Es ist nutzlos, dariiber zu speculiren, auf welcher Periode der Entwicklung jede organische Einheit ihre Keimchen abgibt; denn der ganze Gegenstand der Entwicklung der verschiedenen elemen­ taren Gewebe ist bis jetzt noch mit vie! Zweifel umgeben. So be­ haupten z. B. einige Physiologen, dass Muskeln und Nervenfasern sich aus Zellen entwickeln, welche spater durch ihr ihnen eigenes Absorptionsvermogen erniihrt werden, wiihrend andere Physio­ logen ihren zelligen Ursprung Ieugnen; und Be a I e behauptet, d1tss solche Fasern ausschliesslicb durch Umwandlung friscber Keim-

38 Vi r chow. Cellular-Pathologie, p. 56, uo; 379, 392.

39 Ebenda, p. 364    379.

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substanz (das sind die sogenannten Kerne) in ,.gebildete Substanz" erneuert werden. Wie sich dies auch verhalten moge, so erscheint es wahrscheinlich, dass alle iiusseren Agentien, wie veriinderte Er­ niihrung, vermehrter Gebrauch oder Nichtgebrauch u. s. w., welche irgend eine bleibende Modification in einem Gebilde veranlassten, zu derselben Zeit oder schon friiher auf Zellen, Kerne oder Bil­ dungs- und gebildete Substanz gewirkt haben werden, aus denen die in Frage stehenden Gebilde entwickelt wurden, und wiirden folglich auch auf Keimchen oder losgeloste Atome wirken.

Es findet sich hier noch ein anderer Punkt, iiber den es nutz­

los ist zu speculiren, namlich ob alle Keimchen frei und getrennt sind, oder ob sie von dem ersten an zu kleinen Aggregaten vereint sind. Eine Feder ist z. B. ein complicirtes Gebilde und da jeder einzelne Theil erblichen Abanderungen ausgesetzt ist, so schliesse ich, dass jede Feder sicher eine grosse Zahl von Keimchen erzeugt; aber es ist moglich, dass diese zu einem zusammengesetzten Keim­ chen aggregirt sein konnen. Dieselbe Bemerkung gilt fiir 'ifronen­ bliitter einer Blume, welche in manclien Fallen iiusserst complicirt sind mit einer Leiste und Grube fur specielle Zwecke, so dass jeder Theil apart modificirt worden sein muss und die Modificationen ttber­ liefert sein mussen; folglich miissen auch unserer Hypothese zufolge getrennte Keimchen von jeder Zelle oder jedem Theil losgelost' worden sein. Da wir aber zuweilen die Hi-ilfte einer Anthere oder einen kleinen Theil eines Staubfadens kronenblattformig werden sehen, oder sehen, wie Theile oder blosse Streifen des Kelches.die Farbe und Textur der Corolle annehmen, so ist es wahrscheinlich, dass bei Kronenbliittern die Keimchen jeder Zelle nicht zu einem zusammengesetzten Keimchen aggregirt sind, sondern frei und ge­ trennt diffundirt werden.

   Nachdem ich zu zeigen versucht babe, dass die verschiedenen vorstehend erwahnten Annahmen in einer gewissen Ausdehnung durch analoge Thatsachen unterstiitzt werden, und nachdem ich einige der zweifelhaftesten Punkte erortert babe, wollen wir nun betrachten, in. wie weit die Hypothese die verschiedeiten, im rsten Theil aufgezahlten Falle unter einen einzigen Gesichtspunkt bringt.

  

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 Alie Formen der Reproduction gehen allmiihlich in einander iiber und stimmen in ihren Producten uberein; denn es ist unmoglich, zwischen Organismen, welche aus Knospen, aus Selbsttheilung oder aus befruchtetem Samen entstanden sind, zu unterscheiden; solche Organismen erleiden gem Abanderungen derselben Natur und sind dem Riickschlag im Character gleich ausgesetzt; und da wir jetzt sehen, dass alle Reproductionsformen von der Aggregation von Keimchen abhiingen, welche aus dem ganzen Korper herriihren, so konnen wir diese allgemeine Ubereinstimmung verstehen. Es ge­ reicht uns zur Befriedigung zu finden, dass geschlechtliche und un­ geschlechtliche Zeugung, durch welche beide weit von einander verschiedene Processe dasselbe lebende Wesen bestiindig erzeugt wird, fundamental dieselben sind. Parthenogenesis hort auf, wun­ derbar zu sein. In der That liegt das Wunder darin, dass sie nicht hiiufiger vo.rkommt. Wir sehen, dass die Reproductionsorgane nicht wirklich die sexuellen Elemente schaffen. Sie bestimmen oder ge­ statten bloss die Aggregation der Keimchen in einer speciellen Art und Weise. lndessen haben diese Organe in Verbindung mit ihren accessorischen Theilen hohe Functionen zu erftillen ; sie geben bei­ den Elementen eine specielle Verwandtschaft zu einander, unab­ hangig von dem Inhalt der miinnlichen und weiblichen Zellen, wie es sich bei Pflanzen in der wechselseitigen Einwirkung des Stigmas und der Pollenkorner zeigt; sie passen eines oder beide Elemente einer unabhangigen zeitlichen Existenz und einer gegenseitigen Vereinigung an. Die Vorrichtungen fur diese Zwecke sind zuweilen wunderbar complicirt, wie bei den Spermatophoren der Cephalopo­ den. Das miinnliche Element besitzt zuweilen Attribute, welche, wenn sie in einem unabhiingigen Thiere beobachtet wurden, als durch die Sinnesorgane geleiteter Instinct aufgefasst werden wiir­ den, wie wenn der Samenfaden eines Insectes seinen Weg in die minutiose Micropyle des Eies findet, oder wenn die Antherozoiden gewisser Algen mit Hiilfe ihrer Wimpern nach der weiblichen Pflanze hinschwimmen und sich eine sserst kleine Oeffnung er­ zwingen. In diesen letzteren Fallen miissen wir indess annehmen, dass das mannliche Element dieses Vermogen nach demselben Prin­ cip erlangt hat, wie die Larven von Thieren, niimlich durch succes-

 

              [page break]  Provisorische Hypothese     27. Cap.

sive, zu entsprechenden Lebensperioden entwickelte Modificationen. Wir konnen in diesen Fallen kaum vermeiden, das mlinnliche Ele­ ment als eine Art fruhreifei: Larven anzusehen, welche sich mit dem weibiichen Element verbindet oder, wie eine der niederen Algen, conjugirt. Was die Aggregation der Keimchen innerhalb der Sexual-_ organe bestimmt, wissen wir nicht im geringsten. Auph wiss(ln wir nicht, warum Knospen an gewissen bestimmten Stellen gebildet

werden·, die zu dem .symmetrischen Wachsthum von Baum en und

Corollen .fuhren, n9ch warum Adventivknospen fast uberall, selbst auf einem I(ronenblatte und haufig auf vernarbten Wunden gebildet werden 40. Sobald die Keimchen sich aggregirt haben, beginnt, wie es scheint, die Entwickelung; sie wird aber bei Knospen spater oft suspendirt und hort bei den Sexualelementen bald auf, wenn nicht die Elemente des entgegengesetzten Geschlechts sich mit ihm ver­ binden. Selbst nachdem dies eingetreten ist, kann der befruchtete Keim, wie die im Boden vergrabenen Samen, wahrend einer langen · Periode in einem schlummernden Zustand verharren,

   Der Antagonismus 41, welcher, wenn auch Ausnahmen vorkom­ men 42, schon lange zwischen dem activen Wachsthum und dem Vermogen sexueller Fortpflanzung, - zwischen dem. Wiederersatz nach Verletzungen und der Keimung,  und bei Pflanzen zwis9h,en

   4-0·s. J.M. Berkeley in: Gardener's. Chronicle, 28.Apr.1866, ,Uber eine auf einem Kronenblatt der Clarkia entwickelte Knospe; siehe auch Schacht, Lehrbuch der Anat. u.s.w. 1859, 2. Th., p.12, 'Uber Adventiv­ knospen.

   41 Mr. Herbert Spencer (Principles of Biology, Vol. II, p. 430) hat den Antagonism us zwischen Wachsthum und Reproduction ausfiibrlich er­ ortert.

   42 Man weiss, dass sich der mil.nnliche Lachs auf einem sebr fruhen Alter fortpflanzt. Der Tri ton und /Sfredon sind der·Fortpflanzung flLhig, so lange sie noch ihre Larvenkiemen tragen, zufolge D um eril und Fi­ lippi (Annals and Mag. of Nat. Hist. 3. Ser. 1866, Vol. XVII, p. 157). Ernst H!tckel hat neuerdings (Monatsberichte derBeriin. Acad. d. Wiss.,

2. Febr. 1865) den O.berr_aschenden Fall beobachtet, dass eine Mednse mit functionirenden Reproductionsorganen durch Knospung eine sehr _verschie­ dene Form anderer Medusen producirt; und auch diese letztere besitzt Vermogen seiueller Reproduction. Krohn hat gezeigt (Annals and Mag. of Nat. Hist. 3. Ser. 1862, Vol. XIX, p. 6), dass sich gewisse andere Me­ dusen, wii.hrend sie geschlechtsreif sind, durch Keime fortpfl.anzen.

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einer rapiden Vermehrung durch Knospen, Rhizome u. s. w. und der FortpOanzung durch Sam en beobachtet worden ist, wird .zum Theil dadurch erkliirt, dass die Keimchen nicht in geniigender Zahl fiir beide Processe existiren. Diese Erkliirung ist indess kaum auf die­ jenigen Pflanzen anwendbar, welche von Natur eineMenge von Samen produciren, welche aber in Folge einer vergleichsweise geringen Zunahme der Zahl ihrer Knospen an den Rhizomen oder Schtiss­ Jingen wenig oder keinen Samen ergeben. Da wir indessen gleich sehen werden, <lass Knospen wahrscheinlich Gewebe einschliessen, welche bereits bis zu einem gewissen Grade entwickelt oder diffe­ renzirt sind, so wird bier etwas iiberschiissige organische Substanz verwandt worden sein.

Von einer der Reproductionsformen, niimlich der spontanen

Theilung, werden wir durch unmerkliche Schritte zu dem Wieder­ ersatz der unbedeutendsten Verletzung gefiihrt; und die Existenz von Keimchen, welche von jeder Zelle odAr Einheit durch den gan­ zen Korper ausgehen und ilberall diffundiTt sind, erklart alle solche Falle, selbst die wunderbare Thatsache, dass, wenn die Gliedmaas­ sen des Salamanders von Spa I Ian z an i und Bonnet viele Male nach einander abgeschnitten wurden, sie genau und vollstandig re.- producirt wurden. lch habe diesen Process mit dem Nachkrystalli­ siren vergleichen htiren, welches eintritt, wenn die Ecken eines zerbrochenen Krystalls wiederhergestellt werden; und die beiden Processe haben auch soviel.gemeinsam, dass in dem einen Falle die wirksame Ursache die Polaritiit der Molecule und in dem andern die Verwandtschaft der Keimchen zu eigenthiimlichen, in der Entstehung begriffenen Zellen ist.

   Die Pangenesis wirft kein betrachtliches Licht auf den Hybri­ dismus. Sie stimmt aber ganz gut mit den meisteil der sicher ge­ stellten Thatsachen uberein. Aus der Thatsache, dass ein einziger Samenfaden oder ein einziges Pollenkorn zur Befruchtung nicht aus­ reichend ist, konnen wir schliessen, dass eine gewisse Zahl von Keimchen, die aus jeder Zelle oder Einheit herriihren, zu der Ent­ wickelung jedes Theiles erforderlich ist. Aus dem Vorkommen der Parthenogenesis und noch besonders aus dem Falle bei dem Seidenschmetterlinge, wo der Embryo oft theilweise gebildet wird,

  

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konnen wir auch schliessen, dass das weibliche Element nahezu hinreichende Keimchen aller Arten fttr eine unabhangige Entwicke­ lung einschliesst, so dass, wenn es sich mit dem mannlichen Element vereinigt hat, die Keimchen im Uberschuss vorhanden sein miissen. Nun weichen als allgemeine Regel, wenn zwei Species oder Rassen wechselseitig gekreuzt werden, die Nachkommen nicht ah und dies zeigt, dass beide sexualen Elemente ihrer Starke nach iibereinstim­ men, der Ansicht entsprechend, dass sie dieselben Keimchen ein­ schliessen. Bastarde und Mischlinge sind gewohnlich im Character intermediar zwischen den beiden elterlichen Formen; doch gleichen sie gelegentlich der einen in dem einen Theil und der andern elter­ Iichen Form in einem andern oder selbst in ihrem ganzen Bau. Auch ist dies nach der Annahme, dass die Keimchen in dem be­ fruchteten Keim in iiberschiissiger Zahl vorhanden sind, und dass diejenigen, die von der einen elterlichen Form herriihren, irgend einen Vortheil in der Zahl,.Anziehungskraft oder Lebenskraft iiber die von der andern elterlichen Form herriihrenden besitzen, nicht schwierig zu verstehen. Gekreuzte Formen bieten zuweilen die Farbe oder andere Charactere beider Eltern in Streifen oder Flecken dar; und dies kann in der ersten Generation eintreten oder durch Riickschlag in spiiteren, durch Knospen oder Semen erzeugten Ge­ nerationen, wie in den verschiedenen, im elften Capitel gegebenen Beispielen. In diesen Fallen miissen wir Naud in folgen 43 und an­ neh men, dass die Essenz oder das Element der beiden Species,

. welche Ausdriicke ich in die Keimchen iibersetzen wiirde, eine Af­ finitiit fiir ihre eigene Art habe und sich demzufolge in besondere Streifen oder Fiecke trenne; und bei der Erorterung im fiinfzehn­ ten Capitel iiber die Unvertraglichkeit gewisser Charactere, welc e deren Vereinigung hindert: wurden Griinde angefiihrt, eine solche wechselseitige Affinitat anzunehmen. Wenn zwei Formen gekreuzt werden, so findet sich nicht selten, dass die eine bei der Uberliefe­ rung der CharactP,re ein Ubergewi_cht iiber die andere hat; und diess konnen wir wieder nur dadurch erkl!iren, dass wir annehmen, die eine Form babe irgend einen Vortheil in der Zahl, Lebenskrat\ oder

   43 s. dessen ausgezeichnete Erorterung dieses Gegenstandes in: Nou­ velles Archives du Museum, Tom. I, p. 151.

  

[page break] 27. Cap.     der Pangenesis. 51)7

Affinitiit ihrer Keimchen voraus, mit Ausnahme derjenigen Fiille, wo gewisse Charactere in der einen Form vorhanden sind, in der andern nur latent auftreten. So findet sich z. B. bei alien Tauben eine latente Neigung blau zu werden, und wenn eine blaue Taube mit einer von irgend einer anderen Farbung gekreuzt wird, so herrscht allgemein die blaue Fiirbung vor. Wenn wir latente Cha­ ractere betrachten, so wird die Erkliirung dieser Form des Uberge­ wichtes sofort in die Augen springen.

   Wenn eine Species mit einer anderen gekreuzt wird, so ist es notorisch, dass sie nun nicht die voile oder eigentliche Zahl von Nach­ kommen ergeben, und wir kiinnen hierOber nur sagen1 dass, wie die

Entwickelung jedes Organismus von so fein abgewogenen AffiniHi­

ten zwischen einer Menge von Keimchen und sich entwickelnden Zellen oder Einheiten abhiingt, wir uns durchaus nicht davon uber­ raschen !assen durfen, dass die Vermischung von Keimchen, die v()n zwei distincten Species herruhren, zu einem theilweisen oder voll­ stiindigen Fehlschlagen der Entwickelung fuhren kann. In Bezug auf die Unfruchtbarkeit von Bastarden, die aus der Verbindung zweier distincter Species erzeugt sind, wurde im neuniehnten Ca­ pitel gezeigt, dass dies ausschliesslich davon abhiingt, dass die Re­ productionsorgane speciell afficirt sind. Warurn aber diese Organe in einer solchen Art afficirt sein sollen, wissen wir ebenso wenig, als war­ um unnaturlicheLebensbedingungen, trotzdem sie mit derGesundheit vertriiglich sind, Sterilitiit erzeugen, oder warum fortgesetzte nahe In­ zucht oder die illegitimen Verbindungen dimorpher und trimorpher Pflanzen dasselbe Resultat herbeifuhren. Der Schluss, dass nur die Reproductionsorgane und nicht die ganze Organisation afficirt ist, stimmt vollkommen mit der unbeeintriichtigt.en oderselbst vermehrten Fiihigkeit bei hybriden Pflanzen ttberein, sich durch Knospen zu ver­ mehren; denn dies schliesst nach unserer Hypothese die Annahme ein, dass die Zellen der Bastarde hybridisirte Zellenkeimchen abgeben, welche wohl zu Knospen aggregirt werden, aber innerhalb der Repro­ ductionsorgane nicht so aggregirt werden, dass sie Sexualelemente bilden. So produciren in einer iihnlichen Weise viele Pflanzen, wenn sie unnatiirlichen Bedingungen ausgesetzt werden, keine Sa men, kiinnen aber leicht durch Knospen fortgepflanzt werden. Wir wer-

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den sofort sehen, dass die Pangenesis ganz gut mit der starken Neigung zum Riickschlag iibereinstimmt, welche alle gekreuzten Thiere und Pflanzen darbieten.

   Da nach unserer Hypothese die Knospung oder Tbeilung von einer Zeugung durch Samen nur in der Art und Weise abweicht, in welcher die Keimchen zuerst aggregirt werden, so konnen wir die Moglichkeit der Bildung von Pfropfhybriden verstehen; und diese Pfropfhybride, welche die Charactere der beiden Form.en rnit ein­ ander verbinden, deren Gewebe vereinigt word en sind, bringen in der engsten und interessantesten Art und Weise die Keimung und sexuelle Reproduction mit einander in Verbindung.

    Zahlreiche Beweise sind beigebracht worden, welche zeigen, dass von einer Species oder Varietiit genommener Pollen, welcher auf die Narbe einer andern gebracht wird, znweilen dre Gewebe der Mutterpflanze direct afficirt. Es ist wahrscheinlich, dass dies bei vielen Pflanzen wiihrend der Befruchtung eintritt, kann aber nur entdeckt warden, wenn distincte Formen gekreuzt werden. Nach jeder gewohnlichen Zeugungstheorie ist es ein ausserst· anomaler - Urnstand; denn die Pollenkorner sind offenbar dazu angepasst, auf das Eichen zu wirken; in diesen Fallen aber wirken sie auf die Farbe, Textor und Form der Samenhiillen, auf das Ovarium selbst, welches ein modificirtes Blatt ist, und selbst auf den Kelch und oberen Theil des Bliithenstieles. In tibereinstimmung· mit der Hy­ pothese der Pangenesis enthalt der Pollen Keimchen, welche von jedem Theil des Organismus herriihren, sich verbreiten und durch Theilung vervielfaltigen. Es ist daher nicht uberraschend, dass Keim­ chen in Pollen, welche von d.en Theilen in der Nahe der Reproduc­ tionsorgane herriihren, zuweilen im Stande sein sollten, dieselben Theile in der Mutterpflanze zu afficiren, wahrend sie noch der Ent­

wickelung unterliegen.

   Da wahrend aller Entwickelungsstadien die Gewebe der Pflan­ zen aus Zellen bestehen, und da man weiss, dass keine neuen Zel­ len zwischen oder unabhiingig von praexistirenden Zellen gebildet werden, so miissen wir schliessen, dass die von fremdem Pollen herrii hrenden Keimchen nicht einfach im Contact mit priiexistirenden Zellen entwickelt werden, sondern factisch in die entstehenden Zel-

  

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Ien der miitterlichen Ptlanze eindringen. Dieser Process kann mit dem gewohnlichen Befruchtungsact, wahrend· welches die lnhalt­ massen der Pollenschlauche den geschlosserien Ernbryonalsack in­ nerhalb de_s Eichens durchbohren und die Entwickelung des Em­ bryos bestimmen, verglichen werden. Dieser Ansicht zufolge kann man fast buchstablich sagen, dass die Zellen der mlltterlichen Pflanze von den von fremdem Pollen herriihrenden Keimchen befruchtet werden. Wie wir sofort sehen werden, kann man bei alien Orga­ nismen in gleicher Weise sagen, dass die Zellen oder organischen Einheiten des Embryos wiihrend der aufeinander folgenden Stufen der Entwickelung von den Keimchen derjenigen Zellen befruchtet werden, welche in der Reihenfolge der Bildung zunachst kommen.

    Wenn Thiere der sexuellen Fortptlanzung fa.big sind, so sind sie vollig entwickelt, und es ist kaum moglich, dass das miinnliche Element die Gewebe der miitterlichen Individuen in derselben di­ recten Art und Weise afficire,·wie bei Ptlanzen. Nichtsdestoweniger ist es sicher, dass ihre Ovarien zuweilen durch eine vorausgehende Befruchtung afficirt werden, so dass die spater von einem verschie­ denen Mannchen befruchteten Eichen im Character deutlich beein­ flusst sind; und dies ist, wie in dem Fall mit dem fremden Pollen, verstlindlich durch die Diffusion, Zuriickhaltung und Einwirkung der in den Spermatozoen des ersten Miinnchens enthaltenen Keimchen.

   Jeder Organismus erreicht die Reife nach einem liingeren oder kiirzeren Verlaufe der Entwickelung. Die Veriinderungen ki:innen klein und unrnerklich langsam sein, wie wenn ein Kind zum Mann heranwiichst, oder zahlreich, abrupt und unbedeutend, wie bei der Metamorphose gewisser ephemerer Insecten, oder ferner nur der Zahl nach wenig und scharf markirt, wie bei den meisten andern Insecten. Jeder Theil kann innerhalb eines friiher existirenden und entsprechenden Theiles gebildet werden ; und in diesem Falle er­ scheint er, nach meiner Meinung, irrthilmlich, als von dern alten Theil gebildet ; oder er kann innerhalb eines vollig verschiedenen Theiles des Korpers entwickelt werden, wie bei den extrernen Fal­ len der Metagenesis. Es kann z. B. ein Auge an einer Stelle gebil­ det werden, wo kein Auge frilher existirte. Wir haben auch geselien, dass verwandte organische Wesen im Verlauf ihrer Entwickelung zuweilen nahezu denselben Bau erreichen, nachdem sie sehr ver-

  

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schiedene Formen durc.hlaufen haben; oder umgekehrt, dass sie an­ einem sehr verschiedenen Ziel ankommen, nachdem sie nahezu die- . selben friiheren Zustande durchlaufen haben. In diesen Fil.Hen ist es sehr schwer anzunehmen, dass die friiheren Zellen oder Einhei­ ten das inhaerente, von irgend einem ausserlichen Agens unab­ hil.ngige Vermogen besitzen, neue, der Form, Stellung und Function nach vollig verschiedene Bildungen zu produciren. Diese Fil.lie wer­ den aber nach der Hypothese der Pangenesis einfach..Wahrend jedes Entwickelungsstadiums gebendie organischen Einheiten Keim­ chen ah, welche vervielfiiltigl den Nachkommen iiberliefert werden. Sobald jede eigenthiimliche Zelle oder Einheit in der gehorigen Reihe der Entwic elung zum Theil entwickelt wird, verbindet sie sich in den Nachkommen mit dem Keimchen der nachstfolgenden Zelle u. s. f. Coder, um metaphorisch zu sprechen, sie wird von ihm befruchtet). Nehrnen wir nun an, dass auf jeder Entwickelungsstufe gewisse Zellen oder Aggregate von Zellen durch die Einwirkung irgend einer storenden Ursache unbedeutend modificirt worden wll.­ ren, so wiirden die abgestossenen Keimchen oder Atome der Zel­ leninhalte kaum anders konnen, als iihnlich afficirt zu werden, und wiirden folglich dieselben Modificationen reproduciren: Dieser Pro­ cess konnte wiederholt werden, bis die Structur des Theiles auf diesem besonderen Entwickelungsstadium bedeutend verandert wll.re; aber dies wurde nicht nothwendig andere Theile afficiren, mochten sie nun fruher oder spater entwickelt werden. Auf diese Weise· konnen wir die merkwiirdige Unabhiingigkeit der Structur in den aufeinanderfolgenden Metamorphosen und besonders in den succes-, siven Stad.ien der Metagentise vieler Thiere verstehen.

   Der Ausdruck Wachst.hum sollte streng genommen auf blosse.. Grossenzunahme und der Ausdruck Entwickelung euf Structurver-· iinderungen beschriinkt werden 44. Nun sagt man, einKind wll.chstzum Mann heran und ein Fullen.zum Pferd; aber da in diesen 11'11.llen eine bedeutendeStructurveriinderung vorliegt, so gehort derProcess eig.ent-··

''  Verschiedene Pbysiologen betonen · diesen Unterschied zwisoheil

Wacbsthum unq Entwickelung.  l?rof. Marsh a11 (Philos. Transact. 18&4,

p. 544) fiihrt ein gutes Beispiel von microcephalen Idioten an, bei. welchen. das Gehirn zu wacbsen fortfa.brt, nachdem es in seiner Entwickelung ge­ hemmt worden ist.    ·

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lich in die Reihe der Entwickelungen. Indirecte Beweise hiefiir haben wir darin, dass viele Abiinderungen und Krankheiten des sogenann­ ten Wachthums zu einer bestimmten Periode auftreten und zu einer entsprechenden Periode vererbt werden. In dem Faile indessen, wo Krankheiten wahrend des hohen Alters eintreten, nach der gewtihn­ lichen Periode der Fortpflanzung, und welche nichtsdestoweniger vererbt werden, wie es bei Gehirn- und Herzkrankheiten .der Fall ist, miissen wir annehmen, dass die Organe factisch in einem friihe­ ren Alter afficirt waren und in dieser Periode afficirte Keimchen abgaben, dass aber die Aggregation erst sichtbar und schadlich wurde nach dem bestandigen Wachsthum des Theiles im strengen Sinne des Wortes. In aIIen den Structurveranderungen, welche regelmassig wiihrend des hohen Alters auftreten, sehen wir die Wirkungen eines verkiimmerten Wachsthums und nicht echter Ent­ wickelung.

   Bei dem sogenannten Process des ,,Generationswechsels" wer­ den viele lndividuen wahrend sehr frtiher oder spiiter Entwickelungs­ stadien ungeschlechtlich erzeugt. Diese Individuen ktinnen der vor­ ausgehenden Larvenform sehr iihnlich sein, sind aber allgemein wunderbar uniihnlich. Um diesen Process zu verstehen, miissen wir annehmen, dass auf einem gewissen Entwickelungsstadium die Keim­ chen in ungewtihnlichem Verhiiltniss vervielfaltigt werden, und durch wechselseitige Affinitiit zu verschiedenen Attractionsmittel­ punkten oder Knospen aggregirt werden. Es rnag bemerkt werden, dass diese Knospenkeimchen nicht nur alle spiiteren, sondern gleich­ falls auch alle friiheren Entwickelungsstadieu einschliessen miissen; denn wenn sie reif sind, haben sie das Vermtigen, durch geschlecht­ liche Zeugung Keimchen aller dieser Stadien zu iiberliefern , wie zahlreich diese auch sein mogen. Es wurde im ersten Theil wenig­ stens in Bezug auf Thiere gezeigt, dass die ueuen Wesen, welche so auf jeder Periode ungeschlechtlich erzeugt werden, in der Ent­ wickelung nicht riickwiirts schreiten, d. h. dass sie nicht durch jene friiheren Stadien durchgehen, welche der befruchtete Keim dessel­ ben Thieres zu durchschrciten hat, und eine Erkliirung dieser That­ sache wurde wenigstens soweit versucht, als die endliche oder te­ Jeologische Ursache in Frage kam. Wir ktinnen gleicherweise die

  

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nachste Ursache verstehen, wenn wir annehmen (und die Annahme ist durchaus nicht unwahrscheiillich), dass Knospen, wie abgeschnit­ tene Fragmente einer Hydra, aus einem Gewebe gebildet werden, welches bereits durch mehrere der fruheren Entwickelungsstufen durchgeschritten ist; denn in diesem Fane werden sich ihre zusam­ mensetzenden Zellen oder Einheiten nicht mit Keimchen verbinden, welche von den friiher gebildeten Zellen herriihren, sondern nur mit den n, welche in der Reihe der Entwickelung zunii.chst kommen. Auf der andern Seite miissen wir annehmen, dass in den Sexual­ elementen, oder wahrscheinlich nur in den weiblichen, Keimchen gewisser urspriinglicher Ze1len gegenwartig sind; und sobald ihre Entwickelung beginnt, vereinigen sie sich in gehoriger Aufeinander­ folge mit den Keimchen jedes Theiles des Korpers, von der ersten bis zur letzten Lebensperiode. ·

   Das Princip der unabhangigen Bildung jedes Theiies, so weit seine Entwickelung von der Vereinigung der gehorigen Keimchen mit gewissen in der Entstehung begriffenen Ze1len abhangt, in Ve-r­ bindung mit dem Uberschuss von Keimchen, welche von beiden Eltern herriihren und sich vervielfiiltigt haben, wirft auch . auf eine sehr verschiedene Gruppe von Thatsachen Licht, welche nach jeder gewohnlichen Ansicht von Entwickelung sehr befremdend erscheint. Ich meine Organe, welche abnorm vervielfiiltigt oder umgestellt werden. So haben Goldfische oft iiberzahlige Flossen, die an ver­ schiedenen Theilen ihres Korpers stehen. Wir haben gesehen, dass, wenn der Schwanz einer Eidechse abgebrochen wird, zuweilen ein doppelter Schwanz reproducirt wird, und wenn der Fuss eines Sa­ lamanders lii.ngsweise getheilt wird, iiberzahlige Finger gelegent­ lich gebildet werden. Wenn Frosche, Kroten u. s. w. mit verdoppel-' ten Gliedern geboren werden, wie es zuweilen der Fall ist, so kann, wie Gervais bemerkt 45, die Verdoppelung nicht die Folge der volligen Verschmelzung zweier Embryonen mit Ausnahme der Glied-..

maassen sein; denn die Larven sind gliedmaassenlos. Dasselbe Ar­

gument ist auf gewisse Insecten anwendbar 46, welche mit mehr-

45 Comptes rendus. 14. Nov. 1864, p. 800.

46 Wie 'friiher von Quat efages erwahht wurde, in seinen M ta­

morphoses de !'Homme etc. 1862, p. 129.

 

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zlihligen Beinen oder Antennen geboren werden; denn diese meta­

morphosiren sich aus fusslosen und antennenlosen Larven·. A1-

ph ons e Milne-Ed wards47 hat einen merkwiirdigen Fall von einem Krustenthier beschrieben, bei dem der eine Augenstiel statt eines vollstandig·en Auges nur eine unvollkommene Hornhaut trug, aus deren Mitte sich ein Theil einer Antenne entwicke:lt hatte. Es ist ein Fall berichtet worden 48 von einem Mann, welcher wiihrend beider Dentitionsperioden an der Stelle des linken zweiten Schneide­ zahnes einen doppelten Zahn hatte; und er erbte diese Eigenthiim­ lichkeit von seinem vliterlichen Grossvater. Es sind mehrere falle bekannt 49, wo sich iiberzahlige Zahne im Gau men entwickelt haben, besonders bei Pferden, ebenso in der Augenhohle. Gewisse Schaf­ rassen tragen eine grosse Menge Horner an ihrer Stirn. Gelegent­ lich treten Haare an fremdartigen Stellen auf, wie innerhalb der Ohren bei der siamesischen haarigen Familie; und » in ihrer Structur vollig natiirliche" Haare sind ,.innerhalb der Substanz des Gehirns« beob­ achtet worden 50. Bis zu fiinf Sporen sind an beiden Fiissen bei gewis­ senKampfhiihnern beobachtet worden. Beim polnischen Huhne ist das Mannchen mit einem Federbusch von Schuppenfedern geziert, iihn­ lich denen am Halse, wahrend das Weibchen einen von gewohn­ lichen Federn hat. Bei federfussigen Tauben und Hilhnern · ent­ springen Federn, wie die am FHlgel, von der iiusseren Seite der Ftisse und Zehen. Selbst die elementaren Theile derselben Feder konnen umgestellt sein; denn bei der Sebastopol-Gans entwickeln sich Strahlen an den getheilten Faden des Schaftes.

   Analoge Falle sind bei Pflanzen von so haufigem Vorkommen, dass sie ons kaum mit gebiihrender Uberraschung beruhren. Uber"­ ziihlige Kronenblatter, Staubfaden und Pistille werden oft gebildet. lch babe ein Blattchen tief unten an dem zusammengesetzten Blatt der Vicia saliva in eine Ranke verwandelt gesehen, und eine Ranke besitzt viele eigenthilmliche Eigenschaften, wie spontane Bewegting

, Gt1nther's Record of Zoolog. Liter. 1864, p.· 279.

48 Sedgwick, in: Medico-Chirurg. Review, Apr. 1868, p. 454.

,u Isidore Geoffroy St. Hile.ire, Histoire des Anomalies, Tom. I,.

1882, p. 485. 657 um\ Tom. II, p. 560.

50 Vi r chow, Cellule.r-Pe.thologie p. 59.

DAB.WIN, Varllren II.     88

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und Irritabilitiit. Der Kelch nimmt zuweilen ganz oder streifenweise die Farbe und Textur der Corolle an; Staubfaden werden so hiiufig mehr oder weniger vollstiindig in Kronenbliitter umgewandelt, dass man solche Fiille als keine Beachtung verdienend iibergeht. Da aber Kronenblatter specielle Functionen auszufiihren haben, niimlich die, ein geschlossenes Organ zu schiitzen, Insecten anzuziehen und in nicht wenig Fallen deren Eintritt durch gut angepasste Vorrichtun­ gen zu Ieiten, so konnen wir die Umwandlung von Staubfiiden in Kronenbliitter kaum einfach durch unnatiirliche oder iiberschiissige Ernahrung erkliiren. Ferner findet man gelegentlich, dass der Rand eines Kronenblattes eines der hochsten Producte der Pflanze, niim­ Iich Pollen, einschliesi-t. lch babe z. B. bei einer Ophrys eine Pollen­ masse mit ihrer merkwiirdigen Structur kleiner Pakete, mit ein­ ander und mit dem Schwanzchen durch elastische Faden verbunden, innerhalb der Riinder eines oberen Kronenblattes gesehen. Die Kelchsegmente der gemeinen Erbse sind theilweise in .Carpelle umgewandelt gesehen worden, Eichen enthaltend und ihre Spitzen in Narben umgewandelt. Zahlreiche analoge Thatsachen Iiessen sich noch mittheilen 51.

    Ich weiss nicht, wie Physiologen derartige Thatsachen, wie die vorstehenden, betrachten. Nach der Theorie der Pangenesis warden die freien und iiberschiissigen Keimchen der umgestellten Organe am unrechten Orte entwickelt, weil sie sich mit falschen Zellen 04er Zellenaggregaten wiihrend ihres nascenten Zustandes vereinigen; und dies wiirde eine Folge einer unbedeutenden Modification der Wahlverwandtschaft solcher Zellen oder mi:iglicherweise gewisser Keimchen sein. Auch diirfen wir uns dadurch nicht sehr -i1ber­ raschen !assen, dass die Verwandtschaften der Zellen undKeimchen unter der Domestication variiren, wenn wir uns der vielen merk­ wiirdigen im siebenzehnten Capitel angefiihrten Fa.lie erinnern, wo cultivirte Pflanzen absolut verweigern, sich durch · ihren eigenen Pollen oder durch den derselben Species befruchten zu Iassen, aber mit Pollen einer distincten Species iiusserst fruchtbar sind; denn dies schliesst ein, dass die sexuellen Wahlverwandtschaften  und

51 Moquin Tandon, Teratologie vegetale., 1841, p. 218,220, '883.

Wegen des Falles bei der Erbse s. Gardener's Chronicle, 1866, p. 897·.

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dies ist der von Gartner gebrauchte Ausdruck - modificirt wor­ den sind Da die Zellen benachbarter oder homologerTheile nahezu dieselbe Natur haben werden, so werden die einen durch Abii.nde­ rung gern die Wahlverwandtschaften der andern wechselseitig er­ halten , und wir konnen hierdurch bis zu einer gewissen Ausdeh­ nung solche Fii.Ile einsehen , wie die Menge von Hornern auf den Kopfen gewisser Schafe·, mehrere Sporen an den Fossen, und von Schuppenfedern auf dem Kopf des Huhnes, und bei der Taube das Auftreten von Fliigelfedern an ihren Fussen und von Membranen zwischen ihren Zehen; denn der Fuss ist das Homologon des Flfi­ gels. Da alle Organe bei Pflanzen homolog sind, und von einer ge­ meinsamen Axe entspringen, so ist es natfirlich, dass sie einer Um­ stellung ausserordentlich ausgesetzt sind. Man muss bemerken, dass wenn irgend ein zusammengesetzter Theil sowie ein iiberziihliges Glied oder eine Antenne von einer falschen Stellung aus entspringt, es nur nothwendig ist, dass die wenigen ersten Keimchen unrecht sich festsetzten; denn wii.hrend der Entwicklung werden diese andere in gehoriger Reihenfolge, wie bei dem Wiederwachsthum eines amputirten Gliedes, anziehen. Wenn Theile, welche homolog und in der Structur iihnlich sind, wie die Wirbel bei Schlangen oder die Staubfiiden bei polyandrischen Bltithen u. s. w., viele Male in dem­ selben Organismus wiederholt werden, so mtissen nahe verwandte Keimehen ii.usserst zahlreich sein, ebenso wie die Punkte, mit denen sie vereint werden sollten;· und in Ubereinstimmung mit den vor­ stehenden Ansichten konnen wir in einer gewissen Attsdehnung Isidore Ge o ffr o y St. Hii air e 's Gesetz verstehen, dass nii.mlich Theile, welche bereits vielzii.hlig vorhanden sind, liusserst gern der Zahl nach variiren.

    Dieselben allgemeinen Grundsii.tze gelten fur das Verschmelzen homologer Theile; und in Bezug auf blosse Cohaesion finde·t sich wahrscheinlich immerein gewisser Grad derVerschmelzung, wenig:­ stens nahe der Oberflliche. Wenn zwei Embryonen wii.hrend ihrer frtihen- Entwicklung in nahe Beri.ihrung kommen, so ist es, da beide entsprechende Keimchen eirrschliessen, welche in allen Beziehnngffl ihrer Natur nach fast identisch sein milssen, nicht1iberrasd1end, d"ll&S einige von dem einen Embryo und einige andere von dem anderen

88*

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ausgehend, sich an den Beriihrungspunkten mit einer einzigen in der Entstehung begriffenen Zelle oder einem Aggregat von Zellen verbinden und so einem einzelnen Theil oder Organ Entstehung geben konnen. So konnten z. B. zwei Embryonen dazu kommen, auf ihren benachbarten Seiten einen einzigen symmetrischenArm zu ha ben, welcher in einem gewissen Sinne durch Verschmelzung der Kno­ chen, Muskeln u. s. w., die den Armen beider Embryonen angeMre , gebildet worden sein wird. Bei den von Le re b ou 11 et beschri bene.n Fischen, bei welchen beobachtet wurde, class ein doppelter·Kopf allmiihlich zu einem einzigen verschmolz, muss derselbe. Process in Verbindung mit der Absorption aller bereits gebildeten Theile· statt­ gefunden haben. Diese Falle sind genau das Umgekehrte von den jenigen, in welchen ein Theil entweder spontan oder nach einer Verletzung verdoppelt wird; denn im Fall .einer Verdoppelung wird das uberschiissige Keimchen desselben Theiles in Verbindung mit benachbarten Punkten getrennt entwickelt, wahrend in dem .Falle der Verschmelzung ,die von homologen Theilen herriihrenden Keim-: chen vermischt werden und einen einzelnen Theil bilden; oder es kann sein, dass die Keimchen von dem einem von zwei nahe pei einander liegenden Embryonen allein entwickelt werden. ·

    Wie ich zu zeigen versucht babe, hangt die Variabilitiit. oft davon ab, dass die Reproductionsorgane durch veranderte Bedin-. gungen schiidlich afficirt warden; imd in diesem Fall werden die vori den verschiedenen Theilen des Korpers herrUhrenden Keimchen wahrsc.heinlich · in einer unregelmiissigen Weise aggregirt, einige iiberschussig und andere in nicht geniigender .Zahl.· Ob ein Uber­ schuss von Keimchen in Verbindung mit einer Verschmelzung wiili­ rend der Entwicklung zu einer Grossenzunahme irgend eines Theiles fiihren karin, liisst sich nicht sagen; aber wir konnen sagen, dass ihr theilweiser Mangel, ohne nothwendig zum vollstandig·en Fehl chla . en de Theiles zu fuhren, betriichtliche Modification en verursacben kann; denn in derselben Weise, wie eine Pflanze, wenn ihr eigener Pollen ausgeschlossen wird·, 1eicht verbastardirt wird, dttrfte. aneb eine Zelle, wenn die eigentlichen folgenden Keimchen abwesend wiiren, sich wahrscbeinlich leicht mit anderen und verwandten Keimchen verbinden. Wir sehen dies in dem Falle·, wo unvoll-

   

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kommene Nagel an den Stumpfen amputirter Finger wachsen 52; denn die Keimchen der Nagel sind offenbar an den nachstgelegenen Punkten entwickelt worden.

    Bei Variationen, welche durch die directe Einwirkung veran­ derter Lebensbedingungen verursacht werden, mtigen sie ihrer Na­ tur nach bestimmt oder unbestimrnt sein, wie bei den Vliessen der Schafe in heissen Landern, bei in kalten Liindern gezogenem Mais, bei vererbter Gicht. u. s. w., werden die Gewebe des Korpers nach der Theorie der Pangenesis direct durch die neuen Bedingun­ gen afficirt und geben demzufolge modificirte Nachkomrnen aus, welche mit ihren neuerdings erlangten Eigenthumlichkeiten den Nachkommen iiberliefert werden. Nach jeder gewtihnlichenAnsicht ist es unverstandlich, wie veranderte Bedingungen , mogen sie auf den Embryo, die jungen oder erwachsenen Thiere wirken , erbliche Modificationen verursachen konnen.  Es ist gleich oder selbst noch mehr unverstiindlich nach jeder gewohnlichenAnsicht, wie die Wirkungen des Iange fortgesetzten Gebrauchs oder Nichtgebrauchs irgend eines Theiles oder die veriinderter ktirperlicher oder geisti­ ger Gewohnheiten vererbt werden ki:innen. Ein verwirrenderes Problem kann kaum aufgestellt werden; aber riach unserer Ansicht haben wir nur anzunehmen, dass gewisse Zellen schliesslich nicht bloss functionell, sondern der Structur nach modificirt werden und dass diese iihnlich modificirte Keimchen abgeben; dies kann. auf jeder Entwicklungsperiode eintreten· und die Modification wird zu einer entsprechenden Periode vererbt werden; denn die modificirten Keimchen werden sich in alien gewohnlichen Fallen mit den ge­ horigen vorhergehenden Zellen verbinden, und diese werden dem­ zufolge in derselben Periode entwickelt, in welcher die Modification zuerst entstand. Was-geistige Gewohnheiten oder Instincte betriff't, so sind wir Ober die Beziehungen zwischen dem Gehirn und dem Denkvermi:igen so vollstiindig unwissend, dass wir ilicht wissen, ob eine eingewurzelte Gewohnheit oder Besonderheit irgend eine Ver­ iinderlichkeit im Nervensystem veraillasst; wenn aber irgend eine Gewohnheit oder ein anderes geistiges Attribilt oder Wahnsinn ver­

_! t-ir   so rnossen wir annehrnen, dass irg-end eine factische Mo-

52 MO.lier's Handbuch der Physiologie.  I. Bd., 4. Aufl.; p. 822.

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difica_tion iiberliefert wird 53; und dies schliesst nach unserer Hypothese ein, dass Keimchen, die von modificirten Nervenzellen her­ riihren, den Nachkommen iiberliefert werden.

   Es ist meist, vielleicht immer nothwendig, dass ein Organismus mehrere Generationen hindurch veriinderten Bedingungen oder Ge­ wohnheiten unterworfen sein muss, um irgend eine Modification in der Structur der Nachkommen folgen zu lassen. Dies kann zum Theil eine Folge davon sein, dass die Veriinderungen Anfangs nicht markirt genug sind , um die Aufmerksamkeit zu fixiren; aber diese Erkliirung ist nicht hinreichend; und ich kann die Thatsache nur durch die Annahme erkliiren, welche, wie wir bei Besprechung des Riickschlags sehen werden, stark unterstiitzt wird, dass Keimchen, welche von jeder Zelle herriihren, ehe sie die mindeste Modification erlitten haben, in grosser Anzahl spiiteren Generationen uberliefert werden ; dass aber die Keimchen, welche von denselben Zellen nach der Modification ausgehen, natttrlich unter denselben giinstigen Be­ dingungen sich fortwiihrend vermehren, bis sie endlich hinreichend zahlreich werden, die alten Keimchen zu iiberwinden und zu ersetien. Es mag eine andere Schwierigkeit hier noch erwiihnt werd_en.

Wir haben gesehen, dass ein bedeutungsvoller Unterschied in der Hiiufigkeit, wenn auch nicht in der Natur der Abiinderungen bei Pflanzen besteht, welche durch geschlechtliche und ungeschlecht­ Iiche Zeugung iiberliefert werden. So .weit die VariabiliUit von der unvollkommenen Functionirung rler Reproductionsorgane unter ver­ iinderten Bedingungen abhiingt, Mnnen wir sofort sehen, warum Siimlinge bei weitem variabler sind, als durch Knospen fortgepflanzte Pflanzen. Wir wissen, dass iiusserst unbedeutende Ursachen - z. B. ob ein .Baum auf seinen eigenen Stamm gepfropf't worden ist oder hier wiichst, dann die Stellung der Sam en innerhalb der Kapseln und der Bltithen an der Bltitheniihre - zuweilen hinreichen, die Ab­ iinderung einer Pflanze zu bestimmen, wenn sie aus Semen erzogen werden. Es ist nun, wie bei der Erorterung des Generationswech­ sels erkliirt wurde, wahrscheinlich, dass eine Knospe aus einem Theile bereits dilferenzirten Gewebes gebildet wird; ein so gebildeter Orga-

   63 s. einige Bemerkungen derselben Art von Sir H. Holland in seinem Medical Notes, 1839, p. 32.

  

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nismus durchliiuft nun folglich die friiheren Entwicklungsphasen nicht und kann den verschiedenen Variabilitiit veranlassenden Ur­ sachen in dem Alter, in dem seine Structur am leichtesten zu modi­ ficiren wiire, nicht so stark ausgesetzt werden. Es ist aber sehr zweifelhaft, ob dies eine geniigende Erkliirung der Schwierigkeit ist. Es findet sich in Bezug auf die Neigung zum Riickschlag eine ii.hnliche Verschiedenheit zwischen den aus Knospen und aus Samen producirten Pflanzen. Viele Varietii.ten, mogen sie urspriinglich aus Samen oder Knospen producirt sein, konnen sicher durch Knospen fortgepflanzt werden, schlagen aber meist oder unabii.nderlich durch Samen zuriick. So konnen auch verbastardirte Pflanzen in jeder Ausdehnung durch Knospen vervielfaltigt werden, sind aber fort­ wii.hrend durch Samen dem Riickschlag ausgesetzt, d. h. dem'Ver­ luste ihres hybriden oder intermediii.ren Characters. Fiir diese That­ sachen kann ich keine befriedigende Erkliirung geben. Das Folgende ist ein noch verwirrenderer Fall: Gewisse Ptlanzen mit gefleckten Bl!ittern, Phlox-Sorten mit gestreiften Bliithen, Berberizen mit samenlosen Friichten, konnen alle sicher durch Knospen an Schnitt­ reisern fortgepflanzt werden, aber die aus den Wurzeln dieser Schnittreiser entwickelten Knospen verlieren fast unab!inderlich

ihren Character und schlagen auf ihren friiheren Zustand zuriick; Endlich konnen wir nach der Hypothese der Pangenesis sehen,

dass die Variabilitii.t mindestens von zwei distincten Gruppen von Ursachen abhangt, erstens von dem Mangel, dem Uberschuss, der Verschmelzung und Umstellung von Keimchen und von der Wieder­ entwicklung derjenigen, welche lange im ruhenden Zustande gele­ gen haben. In diesen Fallen haben die Keimche_n selbst keine Modi­ fication erlitten, aber die Veriinderungen in den oben angegebenen Beziehungen werden eine stark fluctuirende Variabilit!it reichlich erkliiren. Zweitens in den Fallen, wo die Organisation durch ver­ iinderte Bedingungen, den vermehrten Gebrauch· oder Nichtgebrauch von.Theilen oder irgend eine andere Ursache modificirt worden·ist, werden die von den modificirten Einheiten des Korpers abgeworfe­ nen Keimchen .selbst modificirt werderi, und werden, wenn sie sich geritigend vervielialtigt haben, sich zu neuen und verii.nderten· Ge­ bilden entwickeln.

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   Wenden wir uns nun zur Vererbung: Wenn wir . annehmen; dass ein homogenes gallertiges Protozoon variire nd eine rotb(. Iiche Farbe annehme, so. wOrde ein ii.usserst kleines getrenn\es Atom; wennes zur vollen Grosse heranwiichst, natiirlich dieselbe Farbe beibehalten , und wir wiirden . bier die -einfachste Form der Vererbung haben 54. Genau dieselbe. Ansicht liisst sich auf die unendlich zahlreichen und verschiedenartigen Einheiten ausdehnen, aus denen der ganze- Korper bei einem .der hoheren Thiere zusam­ mengesetzt ist; und die getrennten Atome sind unsere l{eimchen. Wir haben bereits dieVererbung der direi;ten Wirkungen veriinderter Bedingungen, vermehrte_n Gebrauchs oderNichtgebrauchsvonTheilen, und irrlplicite auch 4as wichtige Princip der Vererbung zu entsprechen­ den Altern hinreich·end erortert. Diese Gruppen von Thatsaehen sind in einer grossen Ausdehnung nach der Hypothese der Pangenesis ver­ stii.ndlich, aber nacb keiner andern bis jetzt vorgebrachten Hypotbese. Einige wenige Worte mussen noch Ober das vollstiindige Fehl­ schlagen oder die Unterdruckung von Organen hinzugefOgt werden. Wenn ein Theil <lurch Nichtgebrauch , welcher viele Generationen hindurch wiihrt, vermindert wird, so kommt, wie fruher ·.erklart Wlirde, das Princip der Oconomie des Wachstbum ins Spiel und wird dahin streben es. noch weiter zu reduciren. Dies kann aber die vollstiindige oder fast vollstiindige Obliteration· z. B. einer kleinen Papille von Zellgewebe, die ein Pistill darstellt, oder eines micros­

·copisch kleinen Knochenknotchens, welches einen Zahn dal'stellt, nicht erkliiren. In gewissen Fiillen von noch nicht vollkommener Unterdriickung, wo ein Rudiment gelegentlich durch Rucksehlag wieder erscheint, miissen unserer Ansicht -zufolge von diesem Theil herrtihrende diffundirte Keimchen noch immer existiren. Wir rni1s­ sen daher anneh01en, dass die Zellen, in Vereinigung mit welchem das Rudiment fruher entwickelt. wurde, in diesen Fiillen in Bezug liuf ihre Verwandtschaft mit derartigen Keimchen fehlschlagen. Aber in den Fallen von completem und· definitivem Fehlschlagen sind ohne

     5. Dies ist die Ansicbt, welcher Prof. Hacke I itl seiner Generellen Morphologie (Bd. 2, p. 171) folgt, wo er sagt: »Lediglich die partielle Identitat der specifisch constituirten Materie im elterlichen und .kindlichen Organism us, die Theilung dieser Materie bei der Fortpflanzung, 'ist die Ursache der Erblicbkeit«.

  

[page break] 27. Cap.     der Pangenesis. 521

Zweifel die Keirnchen selbst zerstort. Auch ist es in keiner Weise unwahrscheinlich; denn obgleich eine ungeheure Zahl von thiitigeh und lange ruhenden Keimchen in jedem lebenden Wesen diffundirt sind und erniihrt werden, so muss es doch irgend eine Grenze fiir ihre Zahl geben, und es scheint natiirlich, dass Keimchen, ditr von einein geschwiichten und nutzlosen Rudimente herrithren, eher zer­ stort werden, als die, welche von anderen Theilen·herriihren, welche noch in voller functioneller Tliiitigkeit sind.

    Was die Verstiimmelnngen betrifft, so ist es sicher, dass ein Theil entfernt oder verletzt werden kann viele Generationen hin­ durch, und es erfolgt doch kein vererbbares Resultat; und dies ist scheinbar ein Einwand gegen die Hypothese, der Jedermann auf­ fallen wird. Aber es kann an erster Stelle ein Wesen kaum absicht­ lich wiihrend seiner friiheren Wachsthumsstadi_en, so lange es irn Uterus odei' im Ei ist·, verstiimmelt werden; und werden solche Ver­ stummelungen. auf natiirlichem Wege venit.sacht, so wfirden sie als arigeborne Mangel erscheinen, welche gelegentlich vererbt werden. An zweiter Stelle vervielfaltigen sich unserer Hypothese zufolge die Keimchen durch Selbsttheilung und werden von Generation zu Gee neration iiberliefert: so dass ·sie eine lange Periode hindurch vor handen·und·bereit sein wiirden, elnen wiederholt amputirten Theil zu reproduciren. Nichtsdestoweniger scheint ·es nach den im zwolf­ ten Capitel gegebenen Thatsachen, dass in einigen seltenen Fallen Verstummelungen vererbt worden sind, aber in den meisten von diesen wurde die verstiimmelte Oberfliiche krank. In diesen Fallen liisst sich vermuthen, <lass die Keimchen des verloren gegangenen Theiles allmiihlich· siimmtlich von der zum Theil erkrankten Ober­ fliiche ailgezogen und auf diese Weise zerstbrt' wurden. Obgleich dies nur in dem verletzten lndividuum, tind daher nur in einem der Erzeuger eintreten wiirde, so konnte es doch zur Vererbung einer Verstiimmelung hinreichen nach demselben Princip, wie ein horn­ loses Thier des einen Geschlechtes, wenn es init einem vollkomme­ nen Thiere des entgegengesetzten Geschlechtes gekreuzt wird, oft seinen Mangel iiberliefert.

    Der Jetzte Gegenstand, der bier erortert werden rnuss, niimlich der Rilckschlag, beruht auf dem Princip, dass Uberlieferurig und

   

[page break] 522     Provisorische Hypothese   27, Cap.

Entwickelung, obgleich meist in Verbindung wirksam, distincte Kriifte sind; und die Uberlieferung von Keimchen und ihre spil.tere Entwickelung zeigt uns, wie die Existenz dieser beiden distincten Ver­ mtigen mtiglich ist. Wir sehen diese Verschiedenheit deutlich i den vielen Fallen, wo ein Grossvater durch seine Tochter seinem Enkel Charactere uberliefert, welche jene nicht besitzt oder besitzen kann. Warum die Entwickelung gewisser Charactere, welche nicht noth­ wendig in irgend welcher Weise mit den Reproductionsorganen in Verbindung stehen, auf ein Geschlecht allein beschrankt sein sollte,

d. h. wnrum gewisse Zellen in einem Geschlecht sich mit gewissen

Keimchen vereinigen und deren Entwickelung verursachen sollen, wissen wir nicht im Geringsten; aber es ist das gemeinsame At­ tribut der meisten organischen Wesen, bei denen die Geschlecbter getrennt sind.

   Die Verschiedenheit zwischen Uberlieferung und Entwickelung zeigt sich gleichfalls in alien gewohnlichen Fallen von Rlickschlag; aber ehe ich diesen Gegenstand erortere, ist es rathsam, ein Paar Worte tiber diejenigen Charactere zu sagen, die ich latent genannt babe, und welche nicht unter Rtickschlag im gewohnlichen Sinne des Wortes zu. classificiren sind. Die meisten oder vielleicht alle secundiiren Charactere, welche einem Geschlecht angehoren, fiJtden sich im andern Geschlecht schlummernd, d. h. Keimchen, welc e der Entwickelung in secundiire miinnliche Sexualcharactere fahig sind, sind innerhalb des Weibchens eingeschlossen, und umgekehrt ·. weibliche Charactere im Mannchen. Warum beim Weibchen ge­ wisse miinnliche Keimchen entwickelt werden, welm deren Ovarien erkrankt werden oder zu functioniren _fehlschlagen, wissen wir nicht deutlich, ebenso wenig als warum, wenn ein junger Bulle ca­ strirt wird, seine Horner fortfahren zu wachsen, bis sie fast ,denen einer Kuh gleichen, oder warum, wenn ein Hirsch castrirt wird, die von den Geweihen seiner Vorfahren herrtihrenden Keimchen nun nicht vollig entwickelt werden. Aber in vielen Fallen werden bei

variablen organischen Wesen die gegenseitigen Affinitll.ten der Zel­

len und Keimchen modificirt, so dass Theile versetzt und- vervieI faltigt werden; und es mtichte scheinen; als ob eine unbedeutende Veranderung in der Constitution eines Thieres, in Verbindung'-mit

[page break] 27. Cap.     der Pangenesis. 523

dem Zustande der Reproductionsorgane, zu veriinderten AffiniUiten in den Geweben der verschiedenen Theile des Korpers fiihrten. So erlangen, wenn Thiere zuerst in die Pubertiit treten und spiiter wiih­ rend jedes wiederkehrenden Jahres, gewisse Zellen oder Theile eine Verwandtschaft fur gewisse Keimchen, welche zu secundiiren miinn­ lichen Characteren entwickelt werden; wenn aber die Reproductions­ organe zerstort oder selbst nur zeitweilig durch veriinderte Be­ dingungen gestort werden, werden diese Affinitiiten nicht angeregt. Nichisdestoweniger mus-s des Mannchen, ehe es zur Pubertiit ge­ langt, und wiihrend der Jahreszeit, wo die Species sich nicht fort­ pflanzt, die gehorigen Keimchen in einern latenten Zustande enthal­ ten. Der merkwiirdige, frilher gegebene Fall von einer Henne, welohe die miinnlichen Charactere nicht ihrer eigenen Rasse, son­ dern eines entfernten Vorahnen annahm, illustrirt den Zusammenhang

zwischen latenten Sexualcharacteren und gewohnlichem Riickschlag. Bei den Thieren und Pflanzen, welche habituell mehrere Formen

produciren, so bei gewissen, von Mr. W a Ila ce beschriebenen

Schmetterlingen, bei welchen drei weibliche und eine miinnliche Form existiren, oder bei den trimorphen Species von Lythrum und Oxalis, miissen Keimchen, welche im Stande sind, mehrere sehr verschiedene Formen zu reproduciren, in jedem lndividuum vorhan­ den sein.

   Dasselbe Princip von dem Latentsein gewisser Charactere in Verbindung mit der Umstellung von Organen kann auch auf dieje-­ nigen eigenthumlichen Falle von Schmetterlingen und anderen In­ secten angewendet werden, bei denen genau eine Hiilfte oder ein Viertel des Korpers dem Mannchen und die andere Halfte oder drei Viertel dem Weibchen iihnlich ist; und wenn dies eintritt, weichen die entgegengesetzten Seiten des Korpers, welche durch_eine he­ stimmte Linie von einander getrennt sind, zuweilen in der auffal­ lendsten Weise von einander ab. Ferner sind dieselben Principien auf die im dreizehnten Capitel angefuhrten Fiille anwendbar, wo die rechte und linke Seite des Korpers in einem ausserordentlichen Grade von einander abweichen, wie bei den spiralen Windungen gewisser Schnecken und bei der Gattung Verruca unter den Cirl'i­ peden; denn in diesen Fallen weiss man, dass ganz indifferent jede

  

[page break] 524     Provisorische Hypothese   27. Cap.

Seite dieselbe merkwiirdige Entwickelungsveriinderung erleiden kann.

Riickschlag in dem gewohnlichen Sinne des Wortes kommt so

bestiindig in Wirks.amkeit, dass er offenbar inen wesentli.chen Theil des allgemeinen Gesetzes der Vererbung ausmacht. Er tritt bei Wesen auf, wie dieselben sich auch fortgepfla,izt haben:, ob durch Knospen, ob durch Zeugung mittels Samen, und wir4 zuwei­ len selbst bei einem und demselben Individtium, wenn .es im Alter vorriickt, beobachtet. Die Neigung zum Riickschlag wird -0ft durch eine Veriinderung der Lebensbedingungen und 'in der deutlichsten Weise durc·h den Act der Kreuzung veranlasst.- Gekreuzte For.men sind ineist anfangs im Character nahezu zwischen ihren beiden El­ tern mitten inne stehend; aber in der nachsten Generation schlagen die Nachkommen meist auf einen ihrer beiden .grosselterlichen Er­ zeuger und gelegentlich auf noch entferntere Vorfahren zurttck. Wie konnen wir diese Thatsachen erkliiren? Jede organische Ein:.. heit in einem Bastard muss nach der Theorie der Pangenesis eine Menge hybridisirter Keimchen abgeben; denn gekreuzte Ptlanzen ktfonen leicht und in weitem Umfange durch Knospen fortgepflanzt werden; aber nach derselben Hypothese werden in gleicher Weise schlummernde, von beiden reinen elterlichen Formen herri\hrende Keimchen vorhanden sein; und da diese Ietzteren ihren normalen Zustand beibehalten, so ist es wahrscheinlich, dass sie e.iner bedeu­ tenden Vervielf'altigung wiihrend der Lebenszeit: jedes .Bastards f'ahig sind. In Folge <lessen werden die sexuellen Elemente eines Bastards sowohl reine als hybridisirte Keimchen, enthalten; und

wenn sich zwei Bastarde paaren, so wird .die Combirtation reiner, von dem einen Bastard herriihrender Keirnchen mit -den reinen Keimchen derselben Theile, welche von dem anderen Bastard her­ riihren, nothwendig zu einem vollstandigen Rttckschlag im Charac r ftthren; und es ist vielleicht keine zu kiihne Vorau setzung, 'dass nicht modificirte und nicht verschlechterte Keimchen von derselben

Natur besonders einer Combination geneigt sind.. Reine Keimchen in Combination mit hybridisirten Keimchcn wurden zu einem theil­ weisen Ruckschlag ftthren. Und endlich hybridisirte von beiden elterlichen Bastarden herriihrende Keimchen wiirden einfaoh die

[page break] 27. Cap.     der Pangeuesis. 525

urspr.ungliche Bastardform reproduciren 55. Alie diese Falle und Grade des Rucksch)ags kommen bestandig vor.

    Im funfzehnten Capitel wurde gezeigt, dass gewisse Charactere einander antagoaistisch sind oder .nicht leicht mit einander ver­ schmelzen. Wenn da:her zwei Thiere mit antagonistischen Charac­ teren gekreuzt werden, so kann es sich wohl treffen, das.s eine hin­ reichende Menge von Keimchen nur in dem.Mannchen vorhanden ist zur Reproduction seiner eigenthumlichen Charactere und in dem Weibchen nur zur Reproduction seiner eigenthumlichen Charactere; und in diesem FaJJe konnen von irgend einem entfernten Vorfahren herrilhrende Keimchen leiqht wieder Ubergewicht erlangen und das Wiederauftreten lange verloren gegangenerCharactere veru:rsachen. Wenn z. B. schwarze und weisse Tauben oder schwarze und· weisse Hilbner gekreuzt werden (Farben, welche nicht leicht verschmel­ zen), so erscheint gelegentlich in dem einen Falle ein blaues Gefie­ der, oft'enbar von der Felstaube herruhrend, und in dem anderen Falle ein rolhes Gefieder, von dem wilden Jungle-Huhn herriihrend. Bei nichtgekreuzten Rassen wird unter Bedingungen, welche die Verv.ielfaltigung und Entwickelung gewisser schJummernder Keim­ chen begttnstigen, so wenn Thiere verwildern und auf ihren ur­ sprunglichen Character zuriickschlagen, dasselbe Resultat erfolgen. Die merkwiirdigen, von Mr. Se d g w i c k hervorgehobenen Falle von gewissen, regelmassig nur in abwechselnden Generationen auf­ tretenden Krankheiten werden erklilrt einmal dadurch, dass eine ge­ wisse Zahl von Ke.imchen zur Entwickelung jedes Characters nothig ist, wie es sich darin zeigt, dass mehrere Spermatozoen oderPollen­ korner zur Befruchtung nothig sind, und dann dadurch, dass. die Zeit ihre Vervielfaltigung begttnstigt. Dies gilt auch mebr oder we­ niger streng fur die Vererbnng anderer schwach vererbter Modifi­ catione . So babe ich die Bemerkung gehort, dass gewisse Krank­ heiten factisch durch das Dazwischentreten einer Generation. an Kraft zu gewinnen scheinen. Die UberJieferung sch)ummernder

   55 In diesen Bemerkungen folge ich in der That Naudin, welcher von den Elementen oder Essenzen der beiden Species , die gekreuzt werden,

spricht; s. seine ausgezeichnete Abhandlung in den Nouvelles Archives du

Museum, Tom. I, p 151.

[page break] 526     ProYisorische Hypothese   27. Cap:

Keimchen durch viele aufeinander folgende Generationen isi-an sich kaum unwahrscheinlicher wie frilher bemerkt wurde, als die Beibehaltung rudimentiirer Organe durch grosse Zeitriiume oder selbst auch nur einer Neigung zur Production eines Rudimentes; es ist aber kein Grund zur Vermuthung vorhanden, dass alle schluin­ mernden Keimchen fiir immer iiberliefert und fortgepflanzt werden. So excessiv klein tind zahlreich, als sie der Annahme nach sind, konnte eine unendliche, durch einen langen Verlauf von Modifica­ tionen und eine lange Descendenzlinie von jeder Zelle jedes Vor­ fahren herriihrende Zahl von einem Organismus nicht ernalten oder erniihrt werden.     Andrerseits scheint es nicht unwahrscheinlicb, dass gewisse Keimchen unter giinstigen Bedingungen eine liingere Periode hindurch als andere erhalten werden und sich bestindig · vervielfiiltigen konnen. Wir erhalten endlich nach den bier gege­ benen Ansichten sicher einen etwas deutlichen Einblick in die wun­ derbare Thatsache, dass das Kind von dem Typus seiner beiden Eltern abweichen und seinen Grosseltern oder Vorfahren, die durch viele Generationen von ihm getrennt sind, iihnlich sein kann.

Schluss.

    Die Hypothese der Pangenes'is, wie sie auf die verschiedenen grossen Classen von Thatsachen, wie sie jetzt erortert wurden,, an­ gewendet wird, ist ohne Zweifel iiusserst complicirt. Aber sicher sind es auch die 'fhatsachen. Die Annahmen indessen, auf denen die Hypothese ruht, kann man nicht als in irgend einem exCremen Grad complioirt ansehen, - namlich, dass alle organfschen Einhei­ ten ausser dem Vermogen, was allgemein zugegeben wird, durch Selbsttheilung zu wachsen, noch die Fahigkeit haben, zahlreichs iiusserst kleine Atome ihres Inhaltes, d. h. Keimchen abzu..werfen. Diese vervielfiiltigen und verbinden sich zu Knospen und den·Sexual­ elementen. Ihre Entwickelung hangt von der Vereinigung mit-an,... deren in der Entstehung begriffenen Zellen oder Einheiten ab; -ufl sie sind einer Dberlieferung im schlummernden Zustande auf spiller folgende Generationen fahig.

   In einem hochorganisirten und complicirten 'Thiere milsseri die von jeder verschiedenen Zelle oder Einheit durch den ganzen KO,-

  

[page break] 27. Cap.     der Pangenesis. 527

per abgeworfenen Keimchen unbegreiflich zahlreich und klein sein. Jede Einheit eines jeden Theiles muss, wie er sich wiihrend der Entwickelung veriindert (und wir wissen, dass manche Insecten mindestens zwanzig Metamorphosen erleiden), ihre Keimchen ab­ geben. Uberdies enthalten alle organischen Wesen viele, von ihren Grosseltern und noch entfernteren Vorfahren, aber nicht von allen ihren Vorfahren herriihrende schlummernde Keimchen. Diese fast unendlich zahlreichen und kleinen Keimchen miissen in jeder Knospe, in jedem Ei, Spermatozoon und Pollenkorn eingeschlossen sein. Eine solche Annahme wird fiir unmoglich erkliirt werden; aber, wie frtiher bemerkt wurde, Zahl und Grosse sind nur relative Schwie­ rigkeiten und die yon gewissen Thieren und Pflanzen producirten Eier oder Samen sind so zahlreich, dass sie vom Verstand nicht er­ fasst werden konnen.

    Die organischen Theilchen, mit denen der Wind Ober meilen­ weite Raume von gewissen stark riechenden Thieren verunreinigt wird, mO.ssen unendlich klein und zahlreich sein, und doch afficiren sie den Geruchsnerven stark. Eine noch zutreft'endere Analogie bieten die contagiosen Theilchen gewisser Krankheiten dar, welche so klein sind, dass sie in der Atmosphiire flottiren und en glattem Papiere hiingen bleiben; und doch wissen wir, wie bedeutend ihre Vermehrung innerhalb des menschlichen Korpers ist und wie mlich­ tig sie wirken. Es existiren unabhiingige Organismen, welche unter den stiirksten Vergrosserungen unserer neuerdings verbesserten Microscope kaum sichtbar sind und welche wahrscheinlich voll­ stiindig so gross sind, als die Zellen oder Einheiten in einem der hoheren Thiere. Und doch pflanzen sich ohne Zweifel diese Orga­ nismen durch Keime von iiusserster Kleinheit, im Verhiiltniss zu ihrer eigenen minutiosen Grosse, fort. Es hat daher die Schwierig­ keit, welche auf den ersten Blick unO.bersteiglich scheint, RAmlich die Existenz so zahlreicher und so kleiner Keimchen, wie sie·unse­ rer Hypothese zufolge sein mttssen; anzunehmen, in der·That wenig Gewicht.

    Die Physiologen nehmen meist an, dass die Zellen oder Ein­ heiten des Korpers gleich einer Knospe auf einem Baum autonom seien, aber in einem geringeren Grade. Ich gehe einen Schritt wei-

   

[page break] 528     Provisorische Hypothese   27. Cap.

ter und nehme an, dass sie reproductive KeimGhen abgeben. Es erzeugt daher ein Thier nicht als ein Ganzes seine Art durch .die alleinige Thiitigkeit seines Reproductionssystems, sondern jede se­ parate ·zelle erzeugt ihre Art. Es haben Naturforscher oft .gesRgt, dass jede Zelle einer Pflanze die factische oder potenzielle Fiihig­ keit hat, die ganze Pflanze zu reproduciren. Sie hat dieses. Vermo­ gen aber nur kraft des Umstandes, dass sie _von jedem- Theil her­ ruhrende Keimchen enthiilt. Wird unsere Hypothese provisorisch angenommen, so miissen wir alle Formen ungeschlechtli her Ver­ mehrung, mogen sie zur Reifezeit oder, wie in dem Falle des Ge­ nerationswechsels, wiihrend der Jugend auftreten, als fundamental gleichartig und von der wechselseit gen Aggregation und Verviel­ faltigung der Keimchen abhangig ansehen. Das Wiederwachsen eines amputirten Gliedes oder das Heilen einer Wunde ist derselbe Process, theilweise ausgefiihrt. Sexuelle Zeugung weicht in man­ cher wichtigen Hinsicht ah, hauptsachlich, wie es scheinen diirfte, darin, dass hier eine unzureichende Anzahl von Keimchen innerhalb der getrennten Sexualelemente aggregirt werden, und wahrscbein­ lich noch darin, dass gewisse Primordialzellen vorhanden sind. Die Entwickelung eines jeden Wesens mit Einschluss aller der Formen von Metamorphose und Metagenese, ebenso wie des sogenannten Wachsthums htiherer Thiere, bei denen die Structur sich wenn auch nicht in einer auffallenden Weise veriindert, hiingt von der Gegen­ wart von Keimchen ah, welche zu jeder Lebensperiode abgegeben werden, und von ihrer Entwickelung zu entsprechenden Perioden in Vereinigung mit vorausgehenden Zellen. Man kann sagen, dass solche Zellen durch die Keimchen befruchtet werden, welche in der Reihenfolge der- Entwickelung zuniichst kommen. Es sind daher der gewohnliche Befruchtungsact und die Entwickelung eines jeden Wesens nahe analoge Processe. Streng genommen wiichst das Kind nicht zum Mann heran, sondern schliesst Keimchen ein, welche langsam und successiv entwickelt werden und den Mann bilden. Im Kinde erzeugt jeder Theil, ebenso wie im Erwachsenen, denst,lben Theil fiir die niichste Generation. Vererbung muss einfach als eine Form von Wachsthum angesehen werden, ebens0 wie die Theilung einer niedrig organisirten einzelligen Pflanze.  Riickscblag hiingt

[page break] Cap.    der Pangenesis. 529

von der Oberlieferung schlummernder Keimchen vom Vorfahren auf seine Nachkommen ab, welche gelegentlich unter gewissen bekann­ ten oder unbekannten Bedingungen entwickelt werden konnen. Je­ des Thier und jede Pflanze ki'mnen einern Humusbeete verglichen werden, welches voll von Samen ist, von denen die meisten bald keimen, wahrend manche eine Zeit Jang schlummern und andere umkommen. Wenn wir sagen horen, dass ein Mensch in seiner Constitution den Keim einer erblichen Krankheit triigt, so liegt vie! buchst!ibliche Wahrheit in diesem Ausdruck. Endlich bestimmt das von jeder einzelnen Zelle besessene Vermtlgen der Fortpflanzung, wobei wir den Ausdruck Zelle in seinem weitesten Sinne nehmen, die Reproduction, die Variabilitiit, die Entwickelung und die Er­ neuerung jedes lebenden Organismus. So weit mir bekannt ist, ist kein anderer Versuch gemacht worden, so unvollkommen auch der vorliegende ausgesprochenermaassen ist, diese verschiedenen gros­ sen Classen von Thatsachen unter einem Gesichtspunkt zu vereini­ gen. Wir konnen die wunderbare ComplexiUit eines organischen Wesens nicht ergriinden; aber nach der hier vorgebrachten Hypo­ these istdiese Complexitiit noch bedeutend vergrossert. Jedes lebende Wesen muss als ein Microcosmus betrachtet werden, ein kleines Universum , gebildet aus einer Menge sich selbst fortpflanzender Organismen, welche unbegreiflich klein und so zahlreich sind, wie die Sterne am Himmel.

D.rnWIN, Varl!ren II.     84-

[page break]

j,0ht 11utdt wam. gstes Cap teJ.

Schlussbemerkungen.

Domestication. -  Natur Ul'.\d Ursache der Variabilitl!.t. -  Zuchtwahl. -

Divergenz und Distinctheit des Characters. -  Aussterben von Rassen.

- Der Zuchtwahl des Menschen gilnstige . Umstli.nde. - · Alter gewisscr Rassen. - Die Frage, ob jede eigenthilmliche Abli.nderung speciell voraus bestimmt ist.

    Da fast alien Capiteln Zusammenfassungen beigegeben sind, und da in dem Capitel iiber Pangenesis verschiedene Gegenstlind.e, wie die Reproductionsformen, Vererbung, Ruckschlag, die Ursachen und Gesetze der Variabilitii.t u. s. w., erst vor Kurzem erortert wor­ den sind, so will ich hier nur einige wenige allgemeine Bemer­ kungen ilber die·wichtigeren Folgerungen machen, welche sich aus den mannigfaltigen, im Verlauf dieses Werkes mitgetheilten Details ableiten !assen.

In alien Theilen der Welt gelingt es Wilden leicht, wilde Thiere

zu zahmen; und die irgend ein Land oder eine Insel b wohnenden werden, els jene zuerst vom Menschen betreten wurden, wahrschein­ lich noch leichter gezahmt worden sein. Vollstiindige Unterjochung hiingt allgei:nein davon ah, dass ein Thier in seiner Lebensweise soeiel ist, und dass es den Menschen als das Haupt der Heerde oder der Familie annimmt. Domestication schliesst die fast vollstiindige Fruchtbarkeit unter neuen und veriinderten Lebensbedingungen ein, und dies ist bei weitem nicht unablinderlich der Fall. Ein Thier wilrde der Milhe der Domestication wenigstens in friiherer Zeit nicht werth gewesen sein, wenn es nicht dem Menschen dienstbar ware. In Folge dieses Umi,tandes ist die Zahl domesticirter Tbiere· niemals gross gewesen. In Bezug auf Pflanzen babe ich im neunten

[page break] Cap.    Schlussbemerkungen.  531

Capitel gezeigt, auf welche Weise ihre verschiedenen Benutzungen wahrscheinlich zuerst entdeckt wurden, ebenso wie die ersten Schritte in ihrer Cultur. Als der Mensch zuerst ein Thier oder eine Pflanze domesticirte, kann er nicht gewusst haben, ob es nach der Uberftihrung in andere Liinder gedeihen und sich vervielfaltigen wiirde; seine Wahl kann nicht hierdurch beeinflusst worden sein. Wir sehen, dass die enge Anpassung des Rennthieres und Kameeles an ein ausserordentlich heisses und kaltes Land nicht ihre Domesti­ cation verhindert hat. Noch weniger kann der Mensch vorausge­ sehen haben, ob seine Thiere und Pflanzen in spiiteren Generationen variiren und hierdurch neuen Rassen den Ursprung geben wtirden ; und die geringe Fiihigkeit zur Variabilitiit bei der Gans und ·beim Esel hat ihre Domestication seit den frtihesten Zeiten nicht ver­ hindert.

   Mit ausserst wenig Ausnahmen haben alle Thiere und Pflanzen, welche Iange Zeit domesticirt worden sind, bedeutend variirt. Es ist einerlei, unter welchem Clima oder zu welchem Zwecke sie gehalten werden; oh sie als Nahrung fiir den Menschen oder fur andere Thiere, zum Ziehen oder Jagen, zur Kleidung oder zum blossen Vergnugen gehalten werden. Unter alien diesen Umstiinden ha!Jen domesticirte Thiere und Pflanzen in einer weit grosseren Ausdeh­ nung varHrt, als die Formen, wekhe im Naturzustande als eine Species aufgefiihrt werden. Warum gewisse Thiere und Pflanzen unter der Domestication mehr variirt. haben als andere, wissen wir nicht; ebensowenig, warum einige unter veriinderten Lebensbe­ dingUJ1gen unfruchtbarer geworden sirid als andere. Wir beurthei­ Ien aber hiiufig den Betrag von Veriinderungen nach derProduction

.zahlreicher und verschiedenartiger Rassen, und wir konnen deut­ Iich sehen, warum dies in vielen Fallen nicht eingetreten ist, niim­ Iich, weil unbedeutende successive Abiinderungen nicht stetig an­ gehiiu.ft worden sind; und solche Abiinderungen werden niemals angehiiuft werden, wenn ein Thier oder eine Pflanze nicht scharf beobachtet oder hochgeschiitzt oder in grosser Zahl gehalten wird. Die fluctuirende, und soweit wir es beurtheilen konnen,,inie. endende Variabilitiit unserer domesticirten Erzeugnisse, die Plasti­ citiit ihrer ganzen Organisation, ist eine  der. bedeutungsvollsten

34*

[page break] ··

532  Schlussbemerkungen.  28. Cap.

Thatsachen, welche wir aus den zahlreichen, in den friiheren Capi­ teln dieses Werkes mitgethoilten Details .}ernen ; und doch konnen domesticirte Thiere und Pflanzen kaum grtisseren Verlinderungen in ihren Lebensbedingungen ausgesetzt worden sein, als es viele natiirliche Species wlihrend der bestlindigen geologischen, ge gra­ phischen und climatischen Verlinderungen der ganzen Welt gewe,. sen sind. Die ersteren werden indessen meist pltitzlicheren Ver­ iinderungen und weniger bestiindig gleichformigen Bedingungen ausgesetzt worden sein. Da der Mensch so viele, zu sehr verschie­ denen Classen gehorige Thiere und Pflanzen domesticirt hat, und da er sicher nicht diejenigen Species mit einem prophetisohen In­ stinct wllhlte, welche am meisten variiren wiirden, so konnen wir schliessen, dass alle natiirlichen Species, wenn sie analogen Be­ dingungen unterworfen wiirden, im Mittel in demselben Grade va­ riiren wiirden. Heutigen Tages werden wenig Leute behaupten, dass Thiere und Pflanzen mit einer Neigung zu variiren erschaffen wurden, welche Neigung lange schlummernd blieb, demit die Lieb" haber in spiiteren Zeiten z. B. merkwiirdige Hubner-, Tauben- oder Canarienvogelrassen ziichten konnten.

In Folge verschiedener Ursachen ist es schwer, den Betrag an

 Modification zu beurtheilen, welchen unsere domesticirten Erzeug­ nisse erlitten haben. In manchen Fallen ist der urspriingliche elter­ Iiche Stamm ausgestorben oder kann nicht mit Sicherheit wieder erkannt werden, weil seine muthmaasslichen Nachkommen so be­ deutend modificirt worden sind. In andern Fallen haben sich zwe·i oder mehr nahe verwandte Formen, nachdem sie domesticirt wor­ den sind, gekreuzt; und dann ist es schwer abzuschlitzen, wie viel von der Veriinderung der Variation zuzuschreiben ist. · Der Grad aber, bis zu welchem unsere domesticirten Rassen durch Kreuzung verschiedener naturlicher Formen modificirt worden sind, ist wahr.:. scheinlich von manchen Autoren.iibertrieben worden. Einige wenige lndividuen einer Form werden selten eine andere, in viel grOsserer Anzahl existirende Form permanent afficiren; denn ohne sorgfli)tige Zuchtwahl wird die Zumischung fremden Blntes bald verwischt sdn, und wiihrend friiherer und barbariseher· Zeiten, wo unsere Thiere

 

[page break] 28. Cap.     Schlussbemerkungen.  533

zuerst domesticirt wurden, wird eine solche Sorgfalt selten ange­ wendet worden sein.

    Wir haben guten Grund anzunehmen, dass mehrere Rassen des Hundes, Ochsen, Schweines und einiger anderer Thiere die respectiven Nachkommen distincter wilder Urformen sind. Nichts­ destoweniger ist der Glaube an den vielfachen Ursprung unserer domesticirten Thiere von einigen wenigen Naturforschern und von vielen Ziichtern in einer nicht zu bestiitigenden Weise ausgedehnt worden. Ziichter betrachten den ganzen Gegenstand nicht gern von einem einzigen Gesichtspunkt aus. lch habe einen solchen, welcher behauptete, dass unsere Hiihner die Nachkommen von mindestens einem halben Dutzend urspriinglicher Species seien, dagegen pr.o­ testiren htiren, dass er in irgend welcher Weise es mit dem Ur­ sprunge von Tauben, Enten, Kaninchen, Pferden oder irgend eines anderen Thieres zu thun habe. Sie iibersehen die Unwahrschein­ lichkeit, dass in einer friiheren barbarischen Periode viele Species domesticirt worden seien, sie bedenken die Unwahrscheinlichkeit nicht, dass Species im Naturzustande existirt haben, welche, wenn sie unsern jetzigen domesticirten Rassen gleich wiiren, mit alien ihren verwandten verglichen, iiusserst abnorm gewesen sein wiir­ den. Sie behaupten, dass gewisse Species, welche friiher existir­ ten, extinct oder unbekannt geworden sind, trotzdem die Erde so viel besser bekannt ist. Die Annahme eines so ausgedehnten, noch neueren Aussterbens ist in ihren Augen keine Schwierigkeit; denn sie beurtheilen deren Wahrscheinlichkeit nicht nach der Leichtig­ keit oder Schwierigkeit des Aussterbens anderer nahe verwandter, wilder Formen. Endlich ignoriren sie oft die ganze Frage nnch der geographischen Verbreitung so vollstiindig, als ob deren Gesetze das Resultat eines Zufalles wiiren.

    Obgleich es nach den eben angefiihrten Grunden oft schwierig ist, genau den Betrag an Veranderungen zu beurtheilen, welchen unsere domesticirten Erzeugnisse erlitten haben, so kann doch der­ selbe in den Fallen festgestellt werden, bei denen wir wissen, dass alle Rassen von einer einzigen Species abstammen, wie bei der Taube, Ente; dem Kaninchen und fast sicher beim Huhn; und durch Hiilfe der Analogie ist dies in einer gewissen Ausdehnung auch da

   

[page break] 534     Schlussbemerkungen.  28. Cap.

moglich, wo die Thiere von mehreren wild en Formen abstamm·en. Man kann unmoglich die in den friiheren Capiteln und in vielen -ver­ offentlichten W erken gegebenen Details lesen oder unsere verschie­ denen Ausstellungen besuchen, ohne einen tiefen Eindruck von der ausserordentlichen Variabilitiit unserer domesticirten Thiere und cultivirten Pflanzen zu erhalten. Ich babe in vielen Flillen absicht­ lich Details uber neue und fremdartige Ei enthumlichkeiten mitge­ theilt, welche aufgetreten sind. Kein Theil der Organisation ent­ geht der Neigung zu variiren; die Abanderungen betreffen meist Theile von geringer vitaler oder physiologischer-Bedeutling, abeP dies ist auch bei den Verschiedenheiten der Fall, welche zwischen nahe verwandten Species existiren. In diesen unbedeutenden Cha­ racteren bes.teht oft eine grossere Verschiedenbeit· zwischen den Rassen einer und derselbeu Species, als zwischen den natilrlichen Species einer und derselben Gattung, wie es Isidore Geoffroy

St. H ii air e in Bezug auf die Grosse gezeigt hat, und· wie es oft der Fall ist mit der Fiirbung, Textur, Form u. s. w. der Hilate, Fe­ dern, Horner und anderer Hautanbiinge.

   Es ist oft angefuhrt worden, dass wichtige Theile niemals \inter der Domestication variiren; dies ist aber ein vollstandiger lrrthum. Man betrachte nur den Schadel eines Schweines von irgend einer der hochveredelten Rassen mit seinen modificirten Hinterhau·ptcondylen und anderen Theilen; ode_r man betrachte den Schadel des Niata-Och­ sen; oder ferner, bei den verschiedenen Hassen des Kaninchens, man

beacht·e rlen verliingerten Schadel mit dem verschieden geformten

Hinterhauptloch, den Atlas und die andern Halswirbel. Bei polni­ schen Hiihnern ist die ganze Form des Gehirns zusam·men mit dem Schadel inodificrrt word en; in andern Huhnerrassen ist die Zahl der Wirbel und die Form der Halswirbel veriindert worderi; Bei ge­ wissen Tauben haben die Form des Unterkiefors, die relative Lange der Zunge, die Grosse der Nasenlocher und Augenlider, die Zahl und Form der Hippen, die Form und Grosse der Speiserohre silmtnt­ lich variirt. Bei gewissen Siiugethieren, ist die Lange des· Darms berleutend vergrossert oder·vermindert worden. Be-i Pflanzen sehen wir wunderbare Verschiedenbeiten in den Steinen verschiedener Friichte. Bei den Cucurbitaceen haben mehrere sehr bedeuttn\gsvolle

[page break] :!8. Cap.    Schlussbemerkungen.  535

Charactere variirt, so die sitzende Stellung der Narbe auf dem Ovarium, die Stellung der Fruchtbliitter innerhalb des Ovariums und deren Vorspringen nach aussen von dem Receptaculum. Es wiirde aber nutzlos sein, bier die vielen in den friiheren Capiteln gegebenen Thatsachen zu durchlaufen.   ·

    Es ist notorisch, wie bedeutend die geistigen Anlagen, Ge­ schmack, Gewohnheit, consensuelle Bewegungen, Geschwatzigkeit oder Stillschweigen und der Ton der Stimme bei unsern domesti cirten Thieren variirt haben und vererbt worden sind. Der Hund bietet das auffallendste Beispiel veriinderter geistiger Anlagen dar; und diese Verschiedenheiten konnen nicht durch die Abstam­ mung von distincten wilden Typen erkliirt werden. Neue geistige Charactere sind sicher oft erlangt und natiirliche unter der Dome­ stication verloren worden.

    Neue Charactere konnen zu jedem Wachsthumsstadium er­ scheinen und verschwinden und zu einer entsprechenden Periode vererbt werden. Wir sehen dies in der Verschiedenheit zwischen den Eiern verschiedener Hiihnerrassen und in dem Dunenkleide der Hiihnchen,·und noch deutlicher an den Verschiedenheiten zwischen den Raupen und Cocons verschiedener Rassen des Seidenschmetter­ Iings. So einfach diese Thatsachen erscheinen, so werfen sie doch ein Licht auf die Charactere, welche die Larven- und erwachsenen Zustande natiirlicher Species unterscheiden und auf das ganze grosse Capitel der Embryologie.. Neue Charactere konnen aus­ schliesslich auf das Geschlecht beschrankt sein, an dem sie zuerst erschienen, oder sie konnen in einem noch vie! hoheren Grade in dem einen als in dem andern Geschlecht entwickelt werden; oder ferner sie konnen, nachdem sie auf ein Geschlecht gewiesen aren, theilweise auf das entgegengesetzte Geschlecht iibertragen werden. Diese Thatsachen und noch besonders der Umstand, dass neueCha­ ractere in Folge irgend einer unbekannten Ursache dem eigenthum­ Iichen Zustand ausgesetzt sind, auf das mannliche Geschlecht be­ schrankt zu sein, haben eine sehr bedeutungsvolle Tragweite in Bezug auf das Erlangen secundll.rer Sexualcharactere bei Thieren im Zustande der Natur.

Man hat zuweilen gesagt, dass unsere domesticirten Erzeug-

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nisse in constitutionellen Eigenthlimlichkeiten nicht von eina11der abweichen. Dies lasst sich indessen nicht behaupten. Bei unsern veredelten Rindern, Schweinen u. s. w. ist die Periode der Reife mit Ein_schluss der der zweiten Dentition bedeutend beschleunigt wor­ den. Die 'frachtigkeitsdauer variirt bedeutend, ist aber nur in einem oder zwei Fallen in einer fixirten Weise modificirt worden. Bei unsern Hiihnern und Tauben weicht des Erlangen von Dunen und des ersten Gefieders beim Jungen und der secundliren Sexualcha­ charactere bei den Mannchen in verschiedener Weise ab. Die An­ zahl von Hii.utungen, welche die Larven der Seidenschmetterlinge durchlaufen, variirt. Die Neigung zum Fettwerden, viel Milch zu geben, viele Junge oder Eier in einer Geburt oder wli.hrend des Lebens zu produciren, weicht in den verschiederien Rossen ab. Wir finden verschiedene Grade der Anpassung an das Clime und ver­ schiedene Neigungen zu gewissen Krankheiten, zur Angrift'sfli.big­ keit fur Parasiten und zu der Wirkung gewisser vegetabilischer Gifte. Bei Pflanzen variirt die Anpassung an gewisse Bodenar-ten, wie bei einigen Arten von Pflaumen, das Vermogen dem Frost zu widerstehen, die Periode des Bliihens und des Reifens der Frttcbte, die Lebensdauer, die Periode des Blatterabwerfens und das Be­ lialten derselben durch den ganzen Winter, das Verhaltniss und die Natur gewisser chemischerVerbindungen in den Geweben oder Se­ men, - alles dies variirt.

Es gibt indessen eine wichtige, constitutionelle Differenz zwi­

schen domesticirten Rassen und Species, ich meine die Sterilitlit, welche fast unabanderlich in einem grosseren oder geringeren Grade folgt, wenn Species gekreuzt werden, und die vollkommene Fruchtbarkeit der distinctesten domesticirten Rassen mit Ausnahme von sehr wenig Pflanzen, wenn sie in iihnlicher Weise gekreuzt werden. Es erscheint sicher als eine merkwiirdige Thatsache, d ss viele nahe verwandte Species, welche irn Ansehen li.usserst wenig differiren, nach ihrer Verbindung nur wenig, mehr oder minder un­ fruchtbare Nachkomrnen oder durchaus keine ergeben, wahrend do­ mesticirte Rassen, welche augenfallig von einander abweichen,. nach ihrer Verbindung merkwiirdig fruchtbar sind und vollkommen fruchtbare Nachkommen ergeben.  Diese Thatsache ist aber in

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Wirklichkeit nicht so unerkliirlich, als sie auf den ersten Blick er­ scheint. An erster Stelle wurde im neunzehnten Capitel deutlich gezeigt, class die Unfruchtbarkeit gekreuzter Species nicht in enger Abhiingigkeit von den Verschiedenheiten in ihrem iiusseren Bau oder ihrer allgemeinen Constitution steht, sondern ausschliesslich das Re­ sultat von Verschiedenheiten in den Reproductionssystemen ist, ana­ Iog mit denen, welche die verminderte Fruchtbarkeit der illegitimen Verbindung und illegitimen Nachkommen dimorpher und trimorpher Pflanzen verursachen. An zweiter Stelle ist gezeigt worden, dass die Pa II as 'sche Lehre, wonach Species, nachdem sie lange Zeit dome­ sticirt worden sind, ihre natiirliche Neigung zur Unfruchtbarkeit bei der Kreuzung verlieren, iiusserst wahrscheinlich ist. Wir konnen diese Folgerung kaum vermeiden, wenn wir iiber die Abstammung und jetzige Fruchtbarkeit der verschiedenen Hunderassen, der indi­ schen und europiiischen Rinder, der Schafe und Schweine nach­ denken. Es ware daher unverstiindig, zu erwarten, dass unter der Domestication gebildete Rassen bei der Kreuzung Unfruchtbarkeit erlangen sollten, wiihrend wir zu gleicher Zeit annehmen, dass die Domestication die normale Unfruchtbarkeit gekreuzter Arten besei­ tigt. Warum bei nahe verwandten Arten ihre.Reproductionssysteme fast unabi.111derlich in einer so eigenthiimlichen Weise modificirt word en sind, dass sie wechselseitig unfiihig sind aufeinander zu wirken, jedoch in ungleichen Graden in den beiden Geschlechtern, wie es aus der Verschiedenheit in der Fruchtbarkeit zwischen wechselseitigen Kreuzungen bei denselben Species hervorgeht, wissen wir nicht; wir konnen aber mit grosser Wahrscheinlichkeit schliessen, dass die Ursachen die folgenden sein diirften. Die mei­ sten natiirlichen Species sind an nahezu gleichformige Lebensbedin­ gungen eine unvergleichlich langere Zeit hindurch gewohnt word en, als domesticirte Rassen; und wir wissen positiv, dass veriinderte Be­ dingungen einen speciellen und miichtigen Einfluss auf das Repro­ ductionssystem aussern. Es kann daher diese Verschiedenheit in der Angewohnung sehr wohl die verschiedene Wirksamkeit der Reproductionsorgane, wenn domesticirte Rassen und wenn Species gekreuzt werden, erkhiren. Eine nahe analoge Thatsache ist es, dass die meisten domesticirten Rassen plotzlich von einem C!ima in

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ein anderes oder unter weit von einander verschiedenen Bedingun­ gen gebracht werden konnen und doch eine unbeschriinkte Frucht­ barkeit behalten, wahrend eine Menge von Species, welche geringeren Veriinderungen ausgesetzt sind, hierdurch unfiihig gemacht werden, sich fortzupflanzen.

    Mit Ausnahme der Fruchtbarkeit sind domesticirte Varietiiten tlen Species darin ilhnlich, dass sie nach der Kreuzung ihre Cha­ ractere in derselben ungleichen Art und Weise ihren Nachkommen tiberliefern, <lass sie dem Uberwiegen der ·einen Form iiber die andere ausgesetzt sind und eine Neigung zum Riickschlag darbieten. Durch wiederholte Kreuzungen kann man eine Varietiit .oder ei e Species complet von einer andern absorbiren !assen. Wie wir dann, wenn wir vom Alter der Varietaten sprechen, sehen warden, ver­ erben sie zuweilen ihre neuen Charactere fast oder selbst -«illig so sicher als Species. Bei beiden scheinen die zur Variabilitiit fiihren­ den Bedingungen und die deren Natur leitenden Gesetze dieselben zu sein. Domesticirte Varietiiten konnen in Gruppen, welche andern Gruppen subordinirt sind, classificirt werden, wie Species unter Genera und diese unter Familien und Ordnungen; und die Classifi­ cation kann entweder ktinstlich, d. h. auf irgend einen willktirlicheil Character gegrilndet, oder natiirlich sein. Bei Varietiiten grundet sich eine natiirliche Classification sicher und bei Species dem An­ schein nach auf Gemeinsamkeit der Abstammung inV.erbindung mit dem Betrag an Modification, welche die Formen erlitten haben. ,Die Charactere, durch welche domesticirte Varietaten v.on einander ab­ weichen, sind variabler als die, welche Species unterscheiden, doch kaum · mehr als bei · gewissen proteischen Arten.    Aber dieser gros$ere Grad von Variabilitiit ist nichts Uberraschendes, da Varie­ tliten meist innerhalb neuer Zeiten fluctuirenden Lebensbedingungen ausgesetzt word en sind, viel wahrscheinlicher gekreuzt worden sind, und noch in vielen Fallen Modificationen erleiden oder neuer-. dings erlitten haben in Folge der·Zuchtwahl, welche derMenseh me­ thodisch oder unbewusst ausiibt.

Der allgemeinen Regel nach weichen domesticirte Varietiiten

in weniger wichtigen Theilen ihrer Organisation von einander ab als es Species thun ; und wenn wichtige Verschiedenheiten auftre-

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ten, werden sie selten scharf fixirt. Diese Thatsache ist aber ver­ stiindlich, wenn wir die Methode der Zuchtwahl des Mensch en be­ trachten. Beim lebendigen Thier oder der lebendigen Pflanze kann er innere Modificationen der bedeutungsvolleren Organe nicht be­ obachten; auch beachtet er sie nicht, so lange sie mit Gesundheit und Leben vertriiglich sind. Was ktimmert sich der Ziichter uni irgend eine geringe Veriinderung in den Backziihnen des Schweines oder um einen uberziihligen Backzahn beim Hund, oder um irgend eine Ver­ i!nderung im Darm canal oder in einem andern innern Organe? Der Zttcbter sorgt daftir; dass das Fleisch seiner Rinder ordentlich mit Feit rriarmorirt wird, dass sich im Abdomen seiner Schafe eine An­ hiiufung von Fett bildet; und dies bat er erreicht. Was wird sich der Blumenzilcbter um irgend eine Veriinderung in der Structur ·des Ovariums oder der Eichen ktimmern? Da wichtige innere Organe sicber zablreichen und bedeutenden Variationen ausgesetzt sind ti.nd diese wahrscheinlich vererbt werden, denn viele fremdartig'e Mis­ bildungen werden tiberliefert, so kann der Mensch unzweifelbaft einen gewissen Betrag an Veriinderungen in diesen Organen her­ vorrufen. Wenn er irgend eine Modification in einem wichtigen Tbeile erzeugt hat, so ist es meist unabsicbtlich geschehen in Folge einer Correlation mit irgend einem andem in die Augen fallenden Theil: so wenn er den Schiideln der Hubner Knochenleisten und Vorsprtinge gegeben hat, dadurch, dass er der Form des Kammes seineAufmerksamkeit schenkte, oder wie bei dem polnischen Huhn, dem Federbusch auf dem Kopf. Dadurch, dass er die !iussere Form der Kropftaube beachtete, hat er die Grosse des Oesophagus enorm vermehrt, hat die Zahl der Rippen vergrossert und ihnen eine grossere Breite gegeben. Dadurch, dass er bei der Botentaube durch stetige Wah! die Fleischlappen am Oberkiefer vergrosserte, hat er·die Form des Unterkiefers bedeutend modificirt; und so in vielen anderen Fiillen. Andererseits sind nattirliche Species aus­ schliesslieh zu ihrem eigenen Besten modificirt worden, um sie fur unendlich mannigfaltige Lebensbedingungen p11ssend zu machen, um ·Feinde aller Arten vermeiden und gegen eine Masse von Con currenten ankiimpfen zu ktinnen. Unter so complicirtenBedingungen wird es daher sich oft treffen, dass Modificationen der mannigfachsten

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Arten, sowohl in bedetitungsvollen als in bedeutungslosen Theilen von Vortheil oder selbst nothwendig sein werden, und diese werden langsam aber sicher durch das Uberlebenbleiben der passendsten erlangt werden. Verschiedene indirecte Modificalionen werden gleicherweise durch das Gesetz correlativer Variation auftreten.

Domesticirte Hassen haben oft einen abnormen oder halbmon­

strosen Character, wie das italienische Windspiel, die Bulldogge1 der Blenheim-Jagdhund und der Bluthund unter den Hunden, manche Rassen von Rindern und Schweinen, mehrere Huhnerrassen und die hauptsachlichsten Taubenrassen. Die Verschiedenheiten zwischen

solchen abnormen Rassen treten in Theilen auf, welche in nahe ver­ wandten natiirlichen Species nur unbedeutend oder ga.r nicht diff'e­ riren. Dies !asst sich dadurch erklltren, dass der Mensch, besonders Anfangs, oft auffallige und halbmonstrose Structurabweichungen auswiihlt. Wir sollten indessen vorsichtig in der Entscheidung sein, welche Abweichungen monstros genannt werden sollten. Es liisst sich kaum zweifeln, dass wenn der Biischel pferdehaariihnlioher Haare auf der Brust des Truthahns zuerst im domesticirten Vogel erschienen ware, er kaum als eine Monstrositiit betrachtet worden ware. Der grosse Federbusch auf dem Kopf des polnischen Huhns

ist als solche bezeichnet worden, ,obgleich derartige Federn bei vielen Arten von Viigeln gemein sind. Wir konnen die Fleisch­ lappen oder die warzige Haut um die Schnabelbasis .der englischen Botentaube eine Monstrositiit nennen, aber von der kugligen Ex­ crescenz am Schnabelgrunde der miinnlichen Carpophaga oceaniqa, sprechen wir nicht als Monstrositiit.

   MancheAutoren haben eine scharfeGrenzlinie zwischen kttnst· lichen und natiirlichen Rassen gezogen. Obschon in extremen Fal­ len die Unterscheidung deutlich ist, ist die Linie in viel '1 andern Fallen doch nur ganz willkiirlich zu ziehen. Die Verschiedenh.eit hangt hauptsiichlich von der Art der Zuchtwahl a , die angewendet worden ist. Kiinstliche Rassen sind diejenigen, welche absichtllch vom Menschen veredelt worden sind; sie haben hiiufig ein unnatfir­ liches Ansehen und sind besonders geneigt, ihre Vortreffiichkeit in Folge eines Ruckschlags und bestiindiger Variabilitiit zu verlieren. Die sogenannten naUirlichen Rassen auf der andern Seite sind die-

  

[page break] 28. Cap.     Schlusshemerkungen.  541

jenigen, welche jetzt in halbcivilisirten Liindern gefunden werden und welche frOher einzelne Districte in fast alien europiiischen Rei­ chen bewohnten. Absichtliche Zuchtwahl des Menschen hat nur sel­ ten auf sie eingewirkt, wahrscheinlich hiiufiger unbewusste und zum Theil natiirliche Zuchtwahl; denn in halbcivilisirten Landern ge­ haltene Thiere haben in grossen Massen fur ihre eigenen Bediirf­ nisse zu sorgen. Derartige natorlichP. Rassen werden auch, wie sich vermuthen liisst, direct in einer gewissen Ausdehnung von den, wenn auch unbedeutenden Verschiedenheiten in den umgebenden physicalischen Bedingungen beeinflusst worden sein.

   Ein vie! bedeutungsvollerer Unterschied ist der, dass einige Rassen von ihrem ersten Ursprung an in einer so langsamen und unmerklichen Weise modificirt worden sind, dass wenn wir ihre frilheren Vorfahren sehen konnten, wir kaum zu sagen im Stande wiiren, wann oder wie die Rasse zuerst entstand, wiihrend andere Rassen in Folge einer scharf markirten oder halbmonstrosen Struc­ turabweichung entstanden sind, welche indessen spiiter durch Zucht­ wahl vergrossert worden sein kann. Nach dem, was wir von der Geschichle des Rennpferdes, Windspieles, Kampfhahnes etc. wissen und nach ihrem allgemeinen Ansehen, konnen wir ziemlich sicher sein, dass sie durch einen langsamen Process der Veredlung ge­ bildet worden sind; und bei der Botentaube ebenso wie bei einigen anderen Tauben wissen wir, dass dies der Fall gewesen ist. Anderer­ seits ist es sicher, dass die Ancon- und Mauchamp-Rasse des Scha­ fes und fast sicher das Niata-Rind, Dachse und Mopse, Hiipfer uud Krausenhiihner, kurzstirnige Burzeltauben, hakenschniiblige Enten

u. s. w., und von Pflanzen eine Menge von Varietiiten in nahezu demselben Zustand, wie wir sie jetzt sehen, plotzlich erschienen sind. Die Hiiufigkeit dieser Falle fiihrt leicht zu der falschen An­ nahme, dass nattirliche Species oft in derselben abrupten Weise entstanden sind. Fiir das Auftreten oder wenigstens filr die be­ stiindige Erzeugung abrupter Modificationen der Structur im Natur­ zustande haben wir aber keine Zeugnisse, und gegen eine Annahme solcher konnten verschiedene allgemeine Griinde beigebracht wer­ den; so wiirde z. B. ohne eine Trennung eine einzelne monstrose

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Abii.nderung fast sicher sehr bald durch Kreuzung wieder verwischt werden.

   Andererseits haben wir reichliche Beweise fur das bestiindige Auftreten unbedeutender individueller Difforenzen der verschieden­ artigsten Weisen im Zustande der Natur; und hierdurch werden wir zu dem Schluss gefuhrt, dass Species im allgemeinen durch die na­ ttirliche Zuchtwahl nicht abrupter Modificationen, sondern iiusserst unbedeutender Verschiedenheiten entstanden sind. Dieser Process kann streng mit der langsamen und allmiihlichen .Veredlung des Rennpferdes, Windspieles und Kampfhahnes verglichen werden. Da jedes Detail der Structur bei jeder Species ihren allgemeinen Lebensgewohnheiten eng angepasst ist, so wird es sich selten er­ eignen, dass ein Theil allein modificirt werden wird; aber' die in Verbindung .angepassten Mudificationen brauchen, wie frtiher gezeigt wurde, nicht absolut gleichzeitig aufzutreten. lndess sind viele Va­ riationen von Anfang an durch das Gesetz der Correlation in Zu­ sammenhang. Hieraus folgt, dass selbst nahe verwandte Species seHen oder niemals von einander durch irgend -einen Character allein abweichen; und dieselbe Bemerkung gilt auch in einer ge­ wissen Ausdehnu-ng fur domesticirte Rassen; den,i wenn dies be­ deutend abw_eichen, so weichen sie meist in ..vielen Beziehungen ab.

   Manche Naturforscher behaupten fest 1, dass Species absolut verschiedene Erzeugnisse seien, welche nie durch Zwischenformen in einander uhergehen; wiihrend sie doch behaupten, dass dome­ sticirte Varietiiten immer entweder mit einander oder mit ihren Elternformen verbunden werden konnen. Wenn wir immer. die Bindeglieder zwischen den verschiedenen Rassen des Hundes, Pfer­ de.s, Rindes, Schafes, Schweines u. s. w. finden konnten, so w-'iirden die unaufhorlichen Zweifel, ob sie von einer oder mehreren Ai'ten abgestammt sind, nicht entstanden sein. Die Gattung der Wind­ spiele, wenn dieser Ausdruck gebraucht werden darf, kann tnit keiner anderen Rasse nahe verlmnden werden, ,wenn wir .nicht vielleicht auf die alten iigyptischen Denkmaler zurtickgehen.. Aueh

unsere englische Bulldogge bildet·eine sehr distincte-Rasse. In .alien

1 Godron, De l'Espece 1859.  Tom. II, p. 44 u. s. w.

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diesen Fallen miissen natiirlich gekreuzte Rassen ausgeschlossen werden; denn hierdurch konnen die verschiedensten natfirlichen Species verbunden werden. Durch welche Glieder kann das Cochin­ china- Huhn nahe mit andern verbunden werden? Dadurch, dass wir noch in entfernten Liindern erhaltene Rassen aufsuchen und auf historische Berichte zuriickgehen, konnen wir Burzeltauben, Boten­ tauben und Barbtauben mit der elterlichen Felstaube in nahe Ver­ bindung bringen; aber wir konnen hierdurch nicht die Moven oder Kropfertaube verbinden. Der Grad von Distinctheit zwischen den verschiedenen domesticirten Rassen hiingt von dem Betrag an Mo­ dification ah, welchen sie erlitten haben, und besonders von der Ver­ nachliissigung und dem endlichen Aussterben der verbindenden zwischenliegenden und wenig geschiitzten Formen.

   Es ist oft gesagt worden, dass durch die Annahme von Veran­ derungen bei domesticirten Rassen kein Licht auf Veriindei:ungen geworfen wiirde, welche, wie man annimmt, natiirliche Species er­ leiden, da die ersteren bloss temporii.re Erzeugnisse sein sollen, die stets, sobald sie verwildern, auf ihre urspriingliche, Form zu­ riickschlagen. Dieses Argument hat Mr. Wall ace 2 sehr gut be­ kampft; und im dreizehnten Capitel wurden ausfiihrliche Details ge­ geben, welche zeigten, dass die Neigung zum Riickschlag bei- ver­ wilderten Thieren und Pflanzen bedeutend iiberschiitzt word-en ist, obgleieh es ohne Zweifel in einer gewissen Ausdehnung existirt. Es ·wiirde alien in. diesem Werk enthaltenen Grundsatzen wider­ sprechen, wenn domesticirte Thiere, sobald sie neuen Bedingungen aus·gesetzt, um ihre eigenen Bediirfnisse gegen eine Menge fremder Concurrenten zu kiimpfen gezwungen werden, nicht im Lauf der Zeit in irgend welcher Weise modificirt werden wiirden. Auch muss man sich daran erinnern, dass viele Charactere in alien or.ganischen Wesen latent und bereit liegen, sich unter passenden Bedingungen zu entwickeln ; und bei Hassen, die in neuerer Zeit modificirt wor­ den "·sind, ist die Neigung zum Riickschlag besonders stark. Aber das Alter verschiedener Hassen beweist deutlich, dass sie, so lange ihte Lebensbedingungen dieselben bleiben, nahezu constant sind,

1 Journal Proceed. Linn. Soc. 1858, Vol. III, p, 60.

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    Es ist von einigen Autoren kiihn behauptet worden, dass der Betrag an Abiinderung, welche unsere domesticirten Erzeugnisse erleiden,·streng begrenzt ist. Aber dies ist eine aufwenig Beweisen ruhende Behauptung. Ob der Betrag in irgend einer besonderen Richtung fixirt ist oder nicht, so scheint die Neigung z r allgemei­ nen Variabilitiit doch unbegrenzt zu sein. Rind, Schafe und Schweine sind domesticirt worden und haben seit der entferntesten Zeit va.; riirt, wie es aus den Untersuchungen von R ii time yer und Anderen hervorgeht, und doch sind diese Thiere innerhalb einer vollig neuen Zeit in einem ganz unvergleichlichen Grade veredelt worden; und dies schliesst cine fortdauernde Variabilitat der Structur ein. Wie wir nach den in den Schweizer Pfahlbauten gefundenen Uberresten wissen, ist Weizen eine der am iiltesten cultivirten Ptlanzen, und doch entstehen heutigen Tages noch gelegentlich neue und bessere Va­ rietilten. Es mag sein, dass niemals ein Ochse erzeugt werden wird voi, bedeutenderer Grosse oder feineren Verhiiltnissen, als unsere jetzigep. Thiere, oder ein Rennpferd noch schneller als Eclipse, oder eine Stachelbeere grosser als die Varietilt London. Es wiirde aber kiihn sein zu behaupten, dass die iiusserste Grenze in diesen B ­ ziehungen bereits erreicht sei. Bei Bliithen und Frtichten ist wie­ derholt behauptet worden, dass die Vollkommenheit erreicht sei;

aber das vorztiglichste ist bald wieder iibertroffen worden.  Es mag

nie eine Taubenrasse erzeugt werden mit einem noch kiirzeren Schnabel, als der heutige kurzstirnige Burzler, oder mit einem liingeren, als die englische Botentaube, denn diese Vogel haben schwache Constitution und ptlanzen sich schlecht fort. Aber. d e Ktirze und Liinge des Schnabels sind die Punkte, welche wahrend der Ietzten mindestens 150 Jahre stetig veredelt worden sind; und einige der besten Kenner leugnen, dass das Ziel bereits e!reicht sei. Nach dem, was wir bei natiirlichen Arten von der VariabiliUlt

iiusserst complicirter Theile sehen, konnen wir auch nicht ohne

Grund vermuthen, dass irgend eine Bildung, nachdem sie wii.hrend einer langen Reihe von Generationen constant geblieben ist, unter neuen und veriinderten Lebensbedingungen wieder in die Variabil\­ tiit eintritt und wieder der Zuchtwahl unterworfen werden kann.

 

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Nichtsdestoweniger muss aber, wie Mr. Wallace3 vor Kurzem sehr nachdriicklich und wahr bemerkt hat, sowohl fiir naturliche als domesticirte Erzeugnisse eine Grenze fiir die Veriinderung in gewissen Richtungen existiren ; z. B. es muss eine Grenze fiir die Schnelligkeit irgend eines Landthieres geben, da diese durch die zu iiberwindende Reibung, das fortzuschaffende Gewicht und das Con­ tractionsvermogen der Muskelfaser bestimmt wird. Das englische Rennpferd mag diese Grenze erreicht haben; es iibertrifft aber in der Fluchtigkeit seinen eigenen wilden Urerzeuger und alle ande­ ren Pferdearten.

    Wenn wir die grosse Verschiedenheit zwischen vielen domesti­ cirten Rassen sehen, so ist es nicht iiberraschend, dass einige wenige Naturforscher gefolgert haben, dass alle von distincten ur­ sprunglichen Stiimmen herriihren, besonders, da das Princip der Zuchtwahl ignorirt und das hohe Alterthum des Menschen als Zuch­ ter von Thieren erst neuerdings bekannt worden ist. Doch geben die meisten Naturforscher zu, dass verschiedene iiusserst uniihn­ liche Arten von einem einzigen Stemme herkommen, obgleich sie nicht vie! von der Kunst des Ziichtens wissen, ebensowenig die ver­ bindenden Glieder nachweisen, noch sagen konnen, wo und wann die Rassen entstenden sind. Und doch werden dieselben Naturfor­ scher mit einem Air philosophischer Vorsicht erkliiren, dass sie nicht eher zugeben konnen, dass eine natiirliche Art einer an­ deren den Ursprung gegeben hat, als bis sie alle Ubergangsstuf en sehen. Die Ziichter haben aber genau dieselhe Sprache gefiihrt in Bezug auf die domesticirten Rassen. So sagt der Verfasser einer ausgezeichneten Abhandlung, er werde nie zugeben, dass Boten­ und Pfauentauben die Nachkommen der wilden Felstaube seien, bis die Ubergange factisch beobachtet worden sind und. wiederherge­ stellt werden konnen, sobaid nur der Mensch sich diese Aufgabe einmal stellt. Es ist ohne Zweifel schwierig, sich zu realisiren, dass nur unbedeutende, wiihrend !anger Jahrhunderte gehiiufte Veriinderungen solche Resultate hervorbringen konnen. Aber wer

8 The Quarterly Journal of Science.  Oct. 1867, p. 486.

DARWIN, Variiren II. 85

[page break] 546     Schlussbemerkungen.  28. Cap.

nur irgend den Ursprung· dornesticirter Rassen oder natiirli9her Species einzusc>hen wi.inscht, muss diese Schwierigkeit iiberwinden. Die Ursachen, welche die Variabilit.iit veranlassen, und die Ge­ setze, welche sie leiten, sind so spat in dein vorliegenden Buche erortert worden, dass ich bier nur die Jeitenden Gesichtspunlcte aufzuzahlen brauche. Da domesticirte Organismen unbede11te.Qden Structurabweichungen und MonstrositlHen so viel leichter z:ugtlp.g­ lich sind, als unter ihren natiirlichen Bedingungen lebende ArteIJ, und da weit verbreitete Species mehr variiren, als die auf be­ schriinkte Gebiete angewiesenen, so konnen wir schliessen, ,ss Variabilitiit hauptsiichlich von veriinderten Lebensbedingungan ab­

 hiingt. Wir diirfen die Wirkungen der ungleichen Combinatioµ per Charactere nicht iibersehen, welche von beiden Eltern herrtthren, ebenso wenig den Riickschlag auf friihere Vorfahren. Ver,ii1ul rte Bedingungen haben eine besondere Neigung, die Reproduc io11s organe mehr oder weniger impotent zu machen, wie es in-dem die­ sem Gegenstand gewidmeten Capitel gezeigt wurde, und diei;e Organe iiberliefern. auch haufig in Folge dessen nicht treu die el\er­ lichen Charactere. Veriinderte Bedingungen wirken auch dir 9t und bestimmt auf die Organisation, so dass alle oder fast alle I_ndi viduen einer und derselben in gleicher Weise exponirten Species in derselben Weise modificirt werden; aber warum dieser oder jener Theil besonders afficirt wird, konnen wir selten o_der nie sa­ gen. In den meisten Fallen von directer Einwirkung veriinderter Bedingungen, unabhangig von der durch die Affection der Repro­ ductionsorgane verursachten indirecten Variabilitat, sind indessen unbestimmte Modificationen das Resultat, in nahezu derselben Wei e, als das Sich-der-Kiilte-Aussetzen oder die Absorption desselb n Giftes verschiedene lndividuen in verschiedener Weise afficiit. Wir haben Grund zu vermuthen; dass ein habitueller Excess einer sehr niihrenden Kost oder ein Ubermaass im Verhiiltniss zum Ver­ brauch des Organismus in Folge der Bewegung eine mfchtig &JJ..

regende. Ursache der Variabilitiit ist. .Wenn wir d.ie symnie ischen

und complicirten, durch ein ausserst kleines Atom von Gift des GaJJ­ insectes verursachten Auswiichse sehen, so konnen w,ir glauben, dass unbedeutende Veriinderungen in der chemischen Naiur des

[page break] 28. Cap.     Schlussbemerk ungen. 547

Saftes oder Blutes zu ausserordentlichen Modificationen der Structur fiihren konnen.

per vermehrte Gebrauch eines Muskels mit seinen verschiede­

nen, mit ihm verbundenen Thei/en und die vermehrte ThtHigkeit einer Driise oder eines anderen Organes fiihren zu deren vermehr­ ter Entwickelung. Nichtgebrauch hat eine entgegengesetzte Wir­ kung. Bei domesticirten Erzeugnissen we_rden Organe zuweilen durch Fehlschlagen rudimentiir; wir haben aber keinen Grund zu ver­ muthen, dass dies je nach blossem Nichtgebrauch folgt. Bei natiir­ lichen Arten aber scheinen im Gegentheil Organe durch Nichtgebrauch rudimentiir gemacht worden zu sein in Verbindung mit dem Princip der Oconomie des Wachsthums und nach dem hypothetischen, im letzten Capitel erorterten Princip, niimlich nach der endlichen Zer­ storung der Keime oder Keimchen solcher nutzlosen Theile. Diese Verschiedenheit kann zum Theil dadurch erkliirt ,werden, dass Nicht­ gebrauch auf domesticirte Formen nicht hinreichend lange Zeit ge­ wirkt hat, zum Theil dadurch, dass sie von jedem heftigen Kampf um die Existenz befreit sind; denn dieser Kampf, welchem alle Ar­ ten im Naturzustand ausgesetzt sind, bedingt eine strenge Oco­ nomie in der Entwickelung jedes Theiles. Nichtsdestoweniger afficirt doch das Gesetz der Compensation oder Ausgleichung, wie es scheint, in einer gewissen Ausdehnung auch die domesticirten Erzeugnisse.

    Wir diirfen die Bedeutung der bestimmten Einwirkung V«triin­ derter Lebensbedingungen, in Bezug auf die Modificirung aller fodi­ viduen derselben Species in derselben Art und Weise, d r ,des Gebrauchs und Nichtgebrauchs nicht iiberschiitzen. Da jeder Theil der Organisation im hohen Grade variabel ist, und da Abiinderungen so leicht bewusst und unbewusst bei der Zucht beriicksichtigt wer­ den, so ist es schwer, zwischen den Wirkungen der Zuchtw,(lhl un­ bestimmter Variationen und der directen Einwirkung der Lebens bedingungen zu unterscheiden, Es ist z. B. mogHch, dass die Fii .se unserer Wasserhunde und jener amerikanischen H.unde, el he viel auf Schnee zu laufen haben, zum Theil da urch mit indi:,hiiu­

ten _vers hen wo \'ln sind, dass bestiindig e n Reiz auf ihre , , n

1 1

gewirkt hat, der sie ausgespreizt hat; es ist aber vielw; h schein-

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[page break] 548     Schlussbemerkungen.  28. Cap.,

licher, dass die Bindehaut, wie die Membran zwischen den Zeben gewisser Tauben, spontan auftrat und spater dadurch vergrossert wurde, dass die besten Schwimmer und die besten Schneeliiufer viele Generationen bindurch erhalten worden sind. Ein Ziichter, welcher die Grosse seiner Bantams oder Burzeltauben zu verringern wiinscht, wird nie daran denken, sie bungern zu !assen, sondern wiirde die kleinsten Individuen auswahlen, welcbe spontan auftre­ ten. Es werden zuweilen Saugethiere ohne Haare geboren, und es sind haarlose Rassen gebildet worden; aber es ist kein Grund zur Annahme vorhanden, dass dies durch ein heisses Clima verursacht wurde. lnnerhalb der Wendekreise verursacht die Wiirme, dass die Schafe ihre Vliesse verlieren, und auf der anderen Seite wirkt Feuchtigkeit und Kalte als ein directer Reiz auf das Wachsthum der Haare. Es ist indess moglich, dass diese Veriinderung nur ein wei­ ter getriebener Fall des regelmiissigen jahrlichen Haarwechsels sein mag; und wer wird zu entscheiden wagen wollen, in wie weit dieser jahrliche Wechsel oder der dicke Pelz arctischer Thiere, oder, wie ich hinzufiige, deren weisse Farbe von der directen Wir­ kung eines strengen Climas und wie weit von der Erhaltung der am besten geschiitzten Individuen wahrend einer langen Reihe von Generationen abhangt?

    Von alien den die Variabilitiit leitenden Gesetzen ist das der Correlation das wichtigste. In vielen Fallen unbedeutender Struc­ turabweichungen, ebenso wie von bedenklichen Monstrositiiten, konnen wir auch nicht einmal vermuthen, von welcher Natur das vermittelnde Band ist. Aber in Betreff der Beziehung zwischen homologen Theilen, zwischen den Vorder- und Hintergliedmaasse , zwischen den Haaren, Hufen, Hornern und Zahnen, konnen wir sehen, dass Theile, welche wahrend ihrer ersten Entwickelung sehr iihnlich sind, und welche iihnlichen Bedingungen ausgesetzt sind, auch gern in derselben Weise modificirt werden. Da homo oge Theile dieselbe Natur haben, verschmelzen sie auch gern mit einan­ der, und wenn viele existiren, variiren sie in der Zahl.

Obgleich jede Abiinderung entweder direct oder indirect durch

irgend eine Veriinderung in den umgebenden Bedingungen verur­

sacht wird, so diirfen wir nie vergessen, dass die Natur der Organi-

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sation, auf welche gewirkt wird, wesentlich das Resultat leitet. Wenn verschiedene Organismen unter iihnliche Bedingungen ge­ bracht werden, so variiren sie in verschiedener Weise, wahrend nahe verwandte Organismen unter unahnlichen Bedingungen oft in nahezu derselben Weise variiren. Wir sehen dies darin, dass die­ selbe Modification hiiufig nach langen Zeitintervallen an derse_lben Varietiit wieder erscheint, und gleichfalls in den mitgetheilten auf­ fallenden Fallen von analogen oder parallelen Varietiiten. Obgleich einige von diesen letzteren Fallen einfach auf den Riickschlag zu schieben sind, so konnen doch andere hieraus nicht erkHirt werden.

   In Folge der indirecten Einwirkung veriinderter Bedingungen auf die Organisation durch den beeintriichtigten Zustand der Repro­ ductionsorgane - in Folge der directen Einwirkung solcher Be­ dingungen (und dies wird die Ursache sein, warum die Individuen derselben Species entweder in derselben Manier variiren, oder ver­ schieden in Ubereinstimmung mit geringen Verschiedenheiten in ihrer Constitution) - in Folge der Wirkungen des vermehrten oder verminderten Gebrauchs der Theile - und in Folge der Correlation ist die Variabilitiit unserer domesticirten Erzeugnisse in einem iiusserst hohen Grade complicirt. Die ganze Organisation wird leicht plastisch. Obgleich jede Modification ihre eigene anregende Ur­ sache haben muss, und obgleich jede dem Gesetz unterliegt, so konnen wir doch so selten die genaue Beziehung zwischen Ursache und Wirkung verfolgen, dass wir versucht werden, von Varationen als spontan entstanden zu sprechen. Wir konnen sie selbst zufallig nennen; dies darf aber nur in dem Sinne geschehen, in dem wir sagen, dass ein von einer Hohe heruntergefallenes Felsstiick seine Form d_em Zufall verdankt.

   .Es wird sich der Miihe verlohnen, kurz die Resultate zu be­ trachten, welche eintreten, wenn eine grosse Zahl von Thieren der­ selben Species unnatiirlichen Bedingungen ausgesetzt werden, wiihrend man ihnen dabei gestattet, sich frei zu kreuzen, ohne dass Zuchtwahl irgend einer Art eintritt, und spiiter die Resultate zu be­ tracbten, wenn Zuchtwahl mit in das Spiel kommt. Wir wollen

  

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annehmen, dass fiintliundert wilde Felstauben in ibrem Heimath­ lande in ein Vogelhaus eingeschlossen und in derselben Weise, wie Tauben, gefuttert wiirden; und dass man nicht gestattet, dass sie an Zahl zunehmen. Da Tauben sich so schnell fortpflanzen, nehme ich an, dass jahrlich ein Tausend oder fiinfzehnhundert Vogel durch blossen Zufall getodtet werden miissen. Nach mehreren Genera­ tionen, die man in dieser Weise erzogeri hatte, konnen wir sicher sein, dass einige der jungen Vogel variiren wiirden, und dieAbiinde­ rungen wtirden darnach streben, sich zu vererben; denn noch heu­ tigen Tages treten leichte Structurabweichungen oft auf; da aber die meisten Hassen bereits sicher begriindet sind, werden diese Modificationen als Fehler verworfen. Es wtirde langweilig sein, auch nur die Menge von Punkten, welche noch immer ariiren oder noch vor Kurzem variirt haben, aufzuziihlen. Viele Abiinderungen wiirden in Correlation auftreten; so die Lii.nge der Fliigel und der Schwanzfedern -, die Zahl der Handschwingen, ebenso wie die Zahl und Breite der Rippen in Correlation mit der Grosse und Form des Korpers -, die Anzahl der Schilder rnit der Grosse der Fiisse,

- die Lii.nge der Zunge mit der Lange des Schnabels -, die Grosse der Nasenlocher und Augenlider und die Form des Unterkiefers in Correlation mit der Entwickelung von Fleischlappen - , die Nackt­ heit der jungen Vogel mit der kiinftigen Farbung des Gefieders -, die Grosse der Fiisse und des Schnabels, und andere solche Punkte.

Da endlich unsere Vogel als in einem Vogelhaus eingeschlossen angenommen werden, so wiirden sie auch ihre Fliigel und Fiisse nur wenig gebrauchen und in Folge hiervon wtirden gewisse Theile des Skeletes, so das Brustbein, die Schulterbliitter und die Fiisse unbedeutend an Grosse reducirt werden.

Da. in unserem angenommenen Falle viele Vogel jedes Jahr

ohne Unterschied getodtet werden miissen, so sind die Aussichten sehr dagegen, dass irgend eine neue Varietiit lange gemig leben leibe, um sich fortzupflanzen. Und da die Abiinderungen, welche entstehen, iiusserst verschiedenartiger Natur sind, so sind aucli die Chancen sehr gross gegen den Zufall, dass sich zwei Vogel, welcbe in derselben Manier varifrt haben, paaren. Aber selbst ein variiren­ der Vogel wiirde, wenn er auch nicht in dieser Weise sich paarte,

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gelegentlich seinen Character seinen Jungen uberliefern; und diese wurden nicht bloss denselben Bedingungen ausgesetzt se1n, welche zuerst das Auftreten der in Frage stehenden Abiinderung verur­ sacbten, sondern wurden auch ausserdem von ibrem neuen modifi­ cirten Erzeuger eine Neigung, wieder in derselben Manier zu va­ riiren, ererben. Wenn daher die Bedingungen entschieden dahin neigten, irgend eine besondere Abanderung zu.induciren, so konn­ ten alle Vogel im Verlauf der Zeit iihnlich modificirt werden. Aber ein vie! hiiufigeres Resultat wurde es sein, dass ein Vogel in der eineil Weise und ein anderer Vogel in der anderen Weise variiren wird. Der eine wird mit einem etwas liingeren Schnabel und der aildere mit einem etwas kurzeren Schnabel geboren werden; der eine wurde ein Paar schwarze Fedem, ein anderer einige weisse oder rothe Federn erhalten; und da diese Vogel sich bestlindig kreuzen wurden, so wiirde das endliche Resultat eine Masse von lndividuen sein, die unbedeutend in vielen Stucken von einander abwichen, aber doch viel mehr, als es die urspriingliche Felstaube that. Es wiirde aber nicht die geringste Neigung vorhanden sein, distincte Hassen zu bilden.

    Wenn zwei verschiedene Siitze von Tauben in der eben be­ schriebenen Weise behandelt wOrden, der eine in England und der andere unter den Tropen, wobei die beiden Siitze mit verschiede­ ner Nahrung versorgt wiirden, wurden sie nach dem Verlimf vieler Generationen von einander abweichen ? Wenn wir Ober die im · drei und zwanzigsten Capitel erwahnten Fiille nachdenken, ebenso tiber solche Thatsachen, wie die in fruheren Zeiten bestehende Verschie­ denheit zwischen den Binder- u. Schaf-Rassen u. s. w. in fast jedem District in Europa, so werden wir sehr stark geneigt anzunehmen, dass die beiden Siitze durch den Einfluss des Climas und der Nab­ rung verschieden modificirt werden wurden. Aber der Beweis ftlr die bestimmte Einwirkung von veriinderten Bedingungen ist in den

meisten FaUen unzureichend, und was die Tauben betritft, so babe ich die Gelegenheit gehabt, eine grosse· Sammlung von domestioir­ ten Vogeln zu untersuchen, die mir Sir W. E II i o t aus lndien ge­ schickt hat; und sie variirten in einer merkwurdig iihnlichen Weise

. wie unsere europliischen Vogel.

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    Wenn zwei distincte Rassen in gleichen Zahlen zusammen ge­ fangen gehalten wiirden, so haben wir Grund zu vermuthen, dass sie in einer gewissen Ausdehnung es vorziehen wiirden, sich mit ihrer eige­ nen Art zu paaren ; sie wiird en sich aber gleichfalls kreuzen. Wegen der grosseren Lebenskraft und Fruchtbarkeit der gekreuzten Nacb­ kommen wiircle hierdurch die ganze Masse schneller verschmolzen werden, als es anclrerseits eingetreten ware. Weil gewisse Rassen · ein Ubergewicht iiber anclere haben, so folgt noch nicht, class die verschmolzenen Nachkommen im Character streng intermediiir sein wiirden. Ich babe auch bewiesen, class der Act der Kreuzung an sich eine starke Neigung zum Riickschlag mittheilt, so dass die ge­ kreuzten Nachkommen auf den Zustand der urspriinglichen Fels­ taube zuriickzuschlagen neigen wiirden. Im dem Verlauf der Zeit wiirden sie wahrscheinlich im Character nicht heterogener sein, als in unserem ersten Falle, wo Vogel von einer und derselben Rasse mit einander gefangen gehalten wurden.

   Ich habe eben gesagt, dass die gekreuzten Nachkommen an Lebenskraft und Fruchtbarkeit gewinnen wiirden. Nach den im siebenzehnten Capitel gegebenen Thatsachen kann hieriiber kei_n Zweifel bestehen; und es lasst sich auch nur wenig zweifeln, ob­ gleich die Beweise hierfiir nicht so leicht zu erlangen sind, dass lange fortgesetzte nahe lnzucht zu iiblen Resultaten fiihrt. Bei Her­ maphroditen aller Arten wiirde, wenn die Sexualelemente eines und clesselben lndividuums bestiindig auf einander einwirkten, die moglichst nahe Inzucht bestandig eintreten. Wir miissen uns daher daran erinnern, dass bei alien hermaphroditischen Thieren, so weit ich es erfahren kann, ihre Structur eine Kreuzung mit einem di­ stincten lndividuum gestattet und hiiufig erfordert. Bei hermaphro­ ditischen Pflanzen treffen wir bestiindig ausgearbeitete und vollen­ dete Einrichtungen zu diesem selben Zweck. Es ist keine Ubertrei­ bung, wenn wir behaupten, dass, wenn der Gebrauch der Krallen und Stosszahne eines carnivoren Thieres, oder der Gebrauch der klebrigen Fiiden eines Spinnengewebes, oder der Befiederung und Haken an einem Samen getrost aus ihrer Structur abgeleitet wer­ den kann, wir mit gleicher Sicherheit schliessen konnen, dass :vjele 8liithen ausdriicklich fiir den Zweck construirt sind, eine Kr.eu21u,1g

  

[page break] 28. Cap.     Scblussbemerkungen.  553

mit einer distincten Pflanze zu sichern. Nach diesen verschiedenen Betrachtungen milssen wir die Schlussfolgerung, zu welcher wir in dem eben angezogenen Capitel gelangten, zugeben, dass niimlich bedeutende Vortheile irgend welcher Art von der sexuellen Ver­ mischung distincter Individuen abzuleiten sind.

   Um auf unser Beispiel zuriickzukommen. Wir haben bis jetzt angenommen, dass die Vogel <lurch ganz auswahlloses Schlechten auf derselben niedrigen Zahl gehalten wurden. Gibt man aber nur die geringste Auswahl in Bezug auf ihre Erhaltung und ihr Schlach­ ten zu, so wird das ganze Resultat verlindert werden. Beobachtete der Besitzer irgend eine geringe Abiinderung an irgend einem sei­ ner Vogel, und wiinscht er eine so characterisirte Rasse zu erhal­ ten, so wiirde er in einer iiberraschend kurzen Zeit es durch eine sorgfiiltige Auswahl und Paarung der Jungen erreichen. Da jeder Theil, welcher einmal variirt hat, meist in derselben Richtung fort variirt, so ist es leicht, durch bestandige Erhaltung der am streng­ sten markirten lndividuen den Betrag an Verschiedenheit bis zu einem hoben vorausbestimmten Punkt der Vollendung zu vermehren. Dies ist methodische Zuchtwahl.

    Wenn der Besitzer des Vogelhauses ohne irgend einen Gedan­ ken an die Bildung einer neuen Rasse z. B. kurzschniiblige mehr als langschnablige Vogel bewunderte, so wiirde er, wenn er nur die Zahl zu reduciren hat, meist die letzten ttidtep; und es !asst sich nicht zweifeln, dass er hierdurch im Verlauf der Zeit merklich sei­ nen ganzen Stamm modificiren wird. Wenn zwei Menschen Tauben hielten und in derselben Weise verfahren wiirden, so ist es un­ wahrscheinlich, <lass sie genau dieselben Charactere vorziehen wtir­ den. Wie wir wissen, wiirden sie oft direct entgegensetzte Charac­ tere vorziehen, und die beiden Partieen wiirden endlich von einan­ der verschieden sein. Dies ist factisch bei Linien oder Familien von Rindern, Schafen und Tauben eingetreten, welche Iange von verschiedenen Ziichtern gehalten und sorgfiiltig gepflegt wurden, ohne irgend einen Wunsch, ihrerseits neue und distincte Unterras­ sen zu bilden. Diese unbewusste Art der Zuchtwahl wird noch be­ sonders in Thatigkeit treten bei Thieren, welche den Menschen sehr dienstbar sind; denn Jedermann sucht den besten Hund, das beste

   

[page break] 554     Schlussbemerkungen.  28. Cap_

Pferd, Rind oder Schaf zu erhalten, und diese Thiere werden mehr oder weniger sicher ihre guten Eigenschaften ihren Nachkonimen iiberliefern. Kaum irgend Jemand ist so sorglos, von seinen schlech­ testen Thieren zu ziichten. Selbst Wilde werden, weiln sie iti Folge iiussersten Mangels dazu getrieben werden, einige ihrer Thiere zu todten, die schlechtesten opfern und die besten erhalten. Bei Thie­ ren, welche fiir den Gebrauch und nicht zur blossen Unterhaltung gehalten werden, herrschen in verschiedenen Districten verschie­ dene Moden, welche zur Erhaltung und in Folge dessen zur Uber­ lieferung von alien Sorten von unbedeutenden Eigeilthfimlichkeiten des Characters fiihren. Derselbe Process wird auch bei unseren Fruchtbiiumen und Gemiisen verfolgt worden sein; denn die besten werden immer die am ausgebreitetsten cultivirten gewesen sein, und werden wieder gelegentlich Siirrilinge ergeben haben, die bes­ ser als ihre Eltern sind.

    Die verschiedenen, eben erwahnten Linien, welche von ver­ schiedenen Ziichtern, ohne irgendwie ein solches Resultat z.u wOn­ schen, erzogen worden sind, und die unabsichtliche Modification fremder Rassen an ihren neuen Wohnstatten geben beide ausge­ zeichnete Beweise fiir die Wirksamkeit unbewusster Zuchtwahl. Diese Form der Zuchtwahl hat wahrscheinlich zu viel bedeutungs­ volleren Resultaten gefiihrt, als methodische Zuchtwahl, urid ist auch unter einem theoretischen Gesichtspunkt viel wichtiger wegen der grossen A.hnlichkeit mit nattirlicher Zuchtwahl. Denn wiihrend dieses Vorgangs werden die. besten oder am meisten geschiitzten Individuen nicht getrennt und an einer Kreuzung mit anderen der­ selben Rasse gehindert, sondern werden einfach vorgezogen und erhalten. Aber dies fuhrt, eine lange Reihe von Generationen fort­ gesetzt, urivermeidlich zu einer Zunahme ihrer Zahl und zu ihrer allmiihlichen Veredlung, so dass sie endlich bis auf den Ausschluss der alten elterlichen Form vorherrschen.

   Bei unsern domesticirten Thieren hindert die natiirliche Zucht­ wahl die Production von Rassen mit irgend welchen schAdlichen Structurabweichungen. Bei Thieren, welche von wild en oder halb . civilisirten Volkern gehalten werden, und welche in grosser Aus dehnung fiir ihre eigenen Bedttrfnisse unter verschiedenen Um-

  

[page break] 28. Cap.     Schlussbemerkungen.  555

standen zu sorgen haben, wird natiirliche Zuchtwahl wahrschein­ lich noch eine bedeutendere Rolle spielen. Daher sind solche Thiere oft natiirlichen Arten sehr ahnlich.

   Da es fiir den Wunsch des Menschen, Pflanzen und Thiere in jeder Hinsicht immer niitzlicher und niitzlicher zu besitzen, keine Grenze gibt, und da der Ziichter wegen der in die Extreme gehen­ den Moden stets wiinscht, jeden Character immer und immer schar­ fer ausgesprochen zu produciren, so findet sich auch bei jeder Rasse eine constante Neigung, durch fortgesetzte Wirkung methodischer und unbewusster Zuchtwahl von ihrem elterlichen Stamm immer verschiedener zu werden und, wenn mehrere Rassen erzeugt wor­ den sind und wegen verschiedener Eigenschaften geschiitzt werden, immer mehr von einander differiren. Dies filhrt zur Divergenz des Characters. Wie sich nun veredelte Untervarietaten und Rassen langsam bilden, so werden die iilteren und weniger veredelten Rassen vernachliissigt und nehmen an Zahl ab. Wenn von irgend einer Rasse wenig Individuen an einer und derselben Ortlichkeit sich find en, so unterstutzt die nahe Inzucht dadurch, dass sie ihre Lebenskraft und Fruchtbarkeit vermindert, ihr endliches Aussterben. So gehen die Verbindungsglieder verloren und Rassen, welche be­ reits divergirt haben, erhalten Schiirfe des Charal'ters.

   In den Capiteln ilber die Taube wurden aus historischen De­ tails und aus der Existenz verbindender Untervarietaten in ver­ schiedenen Liindern bewiesen, dass mehrere Rassen stetig im Character divergirt haben, und dass viele alte und intermediare Unterrassen ausgestorben sind. Es konnten noch andere Falle von dem Aussterben domesticirter Hassen angefilhrt werden, wie der irische Wolfshund , der alte englische Jagdhund und zwei Rassen in Frankreich, von denen die eine frilher hochgeschatzt war 4. Mr. Picker ing bemerkt 5, dass ., das auf den iiltesten iigyptischen Monumenten abgebildete Schaf heutigen Tages unbekannt ist; und wenigstens eine Varietiit des Ochsen, welcher frilher in Agypten bekannt war, ist in gleicher Weise ausgestorben "· Dasselbe gilt

'M.  Rufz de Lavison, in: Bull. Soc. d'Acclimat.  Dec. 1862,

p. 1009.

s Races of Man, 1850, p. 315.

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fiir einige Thiere und fur mehrere von den alten Einwohnern Euro­ pas wahrend der neolithischen Periode cultivirte Pflanzen. Von T s c h u di 6 fand in gewissen Grabern in Peru,. die, wie es schien,

vor die Dynastie der Incas zuriickreichen, zwei Sorten von Mais,

welche jetzt dort unbekannt sind. Bei unseren Blum en und Kiichen­ gewachsen ist die Erzeugung neuer Varietaten und deren Ausster­ ben bestandig auf einander gefolgt. Heutigen Tages ersetzen zu­ weilen veredelte Rassen in einer ausserordentlichen Geschwindig­ keit altere Rassen, wie es neuerdings durch ganz England mit den Schweinen der Fall gewesen ist. Das Longhorn-Rindvieh ist in seiner Heimath ,, plotzlich hinweg geschwemmt worden, wie durch eine morderische Pest", durch die Einfiihrung der Short­ horns 7.

   Welche grossen Resultate der Iange fortgesetzten Wirkung me­ thodischer und unbewusster Zuchtwahl, die in einer gewissen Aus­ dehnung durch natiirliche Zuchtwahl aufgehalten und regulirt wurde, gefolgt sind, sehn wir rings um uns her. Man vergleiche die vielen Thiere und Pflanzen, welche auf unsern Ausstellungen gezeigt wer­ den, mit ihren elterlichen Formen, sobald diese bekannt sind, oder consul tire alte historische Urkunden in Bezug auf ihre friihere Form. Fast alle unsere domesticirten Thiere haben zahlreiche und distincte Rassen entstehen lassen rnit Ausnahme solcher, welche nicht leicht der Zuchtwahl unterworfen werden konnen, wie Katzen, das Coche­ nille-Insect und die Stockbiene, und mit Ausnahme der Thiere, welche nicht sehr geschatzt werden. In Ubereinstimmung mit dern, was wir von dem Process der Zuchtwahl wissen, ist die Bildung unserer vielen Rassen langsam und allmahlich gewesen. Der.Mann, welcher zuerst eine Taube rnit einem etwas erweiterten Oeso­ phagus, einem etwas langeren Schnabel und einem etwas mehr wie gewohnlich ausgebreiteten Schwanze beobacbtete und erhielt, dachte nicht daran, dass er den ersten Schritt gethan habe zur Bildung der Kropfer, Botentauben oder Pfauentauben. Der Mensch kann nicht nur analoge Rassen erzeugen, sondern auch andere, deren ganze

6 Travels in Peru.  Engl. Ubers., p. 177.

7 Yo ua tt, on Cattle, 1834, p. 200; in Betreff der Schweine s. Gardener's

Chronicle, 1854, p. 410·.

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Structur wunderbar gewissen Zwecken angepasst sind, wie das Rennpferd, das Zugpferd oder das Windspiel. Es ist durchaus nicht nothig, dass jede kleine Structurveriinderung in irgend einem Theil des ganzen Korpers, welche nach einer Vortrefflichkeit hinfuhrt, gleichzeitig auftreten und ausgewiihlt werden sollte. Obgleich der Mensch selten auf Verschiedenheiten in Organen achtet, welche un­ ter einem physiologischen Gesichtspunkt wichtig sind, so hat er doch manche Rassen so tief modificirt, dass sie sicher, wenn sie wild gefunden wurden, unter distincte Gattungen classificirt werden wurden.

    Den besten Beweis fiir das, was die Zuchtwahl bewirkt hat, bietet vielleicht die Thatsache dar, dass, was fiir ein Theil oder welche Eigenschaft bei irgend einem Thier und besonders bei irgend einer Pflanze vom Menschen am meisten geschiitzt worden ist, dieser Theil oder diese Eigenschaft am meisten in den verschiedenen Ras­ sen differirt. Dieses Resultat ist deutlich zu sehen bei einer Ver­ gleichung der Verschiedenheiten zwischen den Friichten, welche die Varietiiten desselben Fruchtbaumes produciren, zwischen den Blii­ then der Varietii.ten in unsern Blumengiirten und zwischen den Sa­ men, Wurzeln oder Blii.ttern unserer Kiichen- oder Getreidepflanzen im Vergleich mit den anderen und nicht geschii.tzten Theilen der­ selben Pflanzen. Auffallende Beweise einer verschiedenenArt bietet die von Os wa Id Heer 8 ermittelte Thatsache dar, dass nii.mlich die Samen einer grossen Anzahl von Pflanzen, - Weizen, Gerste Hafer, Erbsen, Bohnen, Linsen, Mohn - welche ihres Samens we­ gen von den alten Seebewohnern der Schweiz cultivirt wurden, siimmtlich kleiner waren als die Samen unserer jetzt existirenden Varietiiten. Rut i m e y e r hat gezeigt, dass das Schaf und Rind, welches von den friihen Pfahlbautenbewohnern gehalten wurde, gleichfalls kleiner war als unsere jetzigen Rassen. In den Abraum­ haufen von Dii.nemark ist der friiheste Hund, von welchem Uberreste gefunden wurden, der schwiichste; diesem folgte wii.hrend des Bronzealters eine stiirkere Sorte, und diesem wieder wlihrend des eisernen Alters eine noch stii.rkere. Die Schafe von Dii.nemark hat-

8 Die Pflanzen der Pfahlbauten, 1866.

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ten wahrend der Bronceperiode ausseror entlich schlanke Glied. r, und das Pferd war kleiner als unser jetziges Thier 9. Ohne Z'Yeife.l wurde in diesen Fallen die neuere und grossere Rasse meist inro,ge der Einwanderung neuer Volkerstamme von fremden Landern ein­ gefilhrt. Aber es ist nicht wahrscheinlich, dass jede grossere Rasse, welche im Verlauf der Zeit eine frilhere oder kleinere Rasse er­

setzte, Nachkommen einer distincten und grosseren Species w r; es ist viel wahrscheinlicher, dass die domesticirten Rassen unserer ver­ schiedenen Thiere allmiihlich in verschiedenen Theilen des europ .eo­ asiatischen Continentes veredelt wurden und von bier sich in .a dere Lander verbreiteten. Diese Thatsache der allmahlichen Grossen­ zunahme unserer domesticirten Thiere ist um so auffallender, als gewisse wilde oder halbwilde Thiere, wie Rehe, Auerochsen, Pa k:. rind und Eber 10, fast innerhalb derselben Zeit an Grosse abge­ nommen haben.

   Die Bedingungen, welche die Zuchtwahl des Menschen begUn­ sti gen, sind: - di strengste, jedem Character sich widmende Auf­ merksamkeit, -   lange anhaltende Ausdauer, -    Leichtigkeit hn Paaren und Trennen der Thiere, - und besonders eine grosse Zahl, welche gleichzeitig gehalten wird, so da.ss Thiere geringerer Qualitiit reichlich verworfen und zerstort und die besseren erhalten werden konnen. Werden viele gehalten, so ist auch die Chance grosser, dass gut markirte Structurabweichungen auftreten. Von grosster Bedeutung ist Lange der Zeit; denn da jeder Character, um scharf ausgesprochen zu werden, durch Zuchtwahl successiver Abanderungen derselben Natur gehauft werden muss, so kann dies nur wiihrend einer liingeren Reihe von Generationen bewirkt wer­ den. Die Lange der Zeit wird auch gestatten, dass jeder neue Zug sich durch das bestiindige Verwerfen derjenigen lndividuen, welche zuruckschlagen oder variiren, und durch die Erhaltung derer, welche den neuen Character erben, schiirfer fixirt. Obgleich daher einige wenige Thiere in gewissen Beziehungen unter neuen Lebensbedin­ gungen schnell variirt haben, wie Hunde in Indien und Schafe in . Westindien, so wurden doch alle die Thiere und Pflanzen, welche

9 Morlot, Soc. Vand. des Scienc. Natur. Mars 1860, p. 298.

10 R il time ye r, Die Fauna der Pfahlbauten, 1861, p. 30.

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scbarf markirte Rassen erzeugt haben, in einer iiusserst friihen Periode, oft vor dem Beginn der Geschichte domesticirt. In Folge dessen ist kein Bericht erhalten worden iiber den Ursprung unserer hauptsiichlichsten domesticirten Rassen. Selbst heutigen Tages bil­ den sich neue Linien oder Unterrassen so Iangsam, dass ihr erstes Auftreten unbeachtet eintritt. Es beachtet Jemand einen gewissen eigenthtlmlichen Character oder paart nur seine Thiere mit unge­ wt)hnlicber Sorgfalt; und nach kurzer Zeit nehmen seine Nachbarn eine unbedeutende Differenz schon wahr; - die Versch.iedenheit vergrossert sich durch unbewusste und methodische Zuchtwahl, bis endlich eine neue Unterrasse gebildet ist, einen lokalen Namen er­ halt und sich verbreitet; aber zu dieser Zeit ist ihre Geschichte schon fast vergessen.  Hat sich die neue Rasse weiter verbreitet, so gibt sie neuen Linien und Unterrassen Ursprung, und die besten von diesen gedeihen, verbreiten sich und ersetzen and ere und altere Rassen, und so bestandig fort im Laufe der Veredlung.

   1st eine scharf markirte Rasse einmal begriindet, so kann sie, wenn sie nicht durch sich immer weiter veredelnde Unterrassen er­ setzt oder nicht bedeutend veriinderten Lebensbedingungen, welche weitere Variabilitiit .und IJiickschlag auf Iange verloren gegangene Charactere veranlassen, ausgesetzt wird, scheinbar fiir eine enorme Periode bestehen bleiben. Dass dies der Fall ist, konnen wir aus dem hohen Alter gewisser Rassen schliessen; .aber in Bezug hierauf ist.etwas Vorsicht nothig; denn dieselbe Abiinderung kann unab­ hiingig nach langeren Zeitintervallen oder an verschiede11en Orten

.auftrete . Wir konnen sicher annehmen, dass dies mit dem Dachs­

_hunde eingetreten.ist, welcher auf den alten egyptischen Mo umen­ ten abgebildet ist, mit den einhufigen von Aristot.eles erwahnten Schweinen ll, mit fiinfzehigen van Co I um e Ila beschrieben n Hiih­

.nern, und gewiss auch bei d r Nectarine.  Pie Hunde, ;welc e 11uf

:den egyptischen Monumenten von ungefahr 2000 v Chr. argestellt sind, zeigen uns, dass einige der Hauptrassen damals exis irt n; es ist aber iiusserst zweifelhaft, ob irgend welche mit unsern jetzigen Rassen ganz identisch sind. .Eine grosse auf.einem assyrischen

11 Godron, De l'Esp ce.  Tom. I, 1859, .P· 368,

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Grabrnal von 640 v. Chr. dargestellte Dogge soil derselbe Hund sein, wie er jetzt noch von Thibet in dasselbeLand eingeftlhrt wird. Das Windspiel existirte wiihrend der rornischen classischen Periode. Kornmen wir auf spiitere Zeiten, so haben wir gesehen, dass wenn auch die meisten der Hauptrassen der Taube bereits vor zwei oder drei Jahrhunderten existirten, sie doch nicht alle bis auf den heuti­ gen Tag genau denselben Character behalten haben ; dies ist aber in gewissen Fallen eingetreten, bei denen eine Veredlung nicht gewiinscht wurde, z. B. bei der Blass-Taube oder dern indischen Bodenburzler.

D e Can d o II e 12 hat das Alter verschiedener Ptlanzen aus­

filhrlich erortert; er gibt an, dass der schwarzsamige Mohn zu den Zeiten Homer's, das weisssamige Sesamum bei den alten Aegyp­ tern, und Mandeln mit sussen und bitteren Kernen bei den Hebrliern bekannt waren. Es scheint aber nicht unwahrscheinlich zu sein, dass einige von diesen Varietiiten verloren gegangen waren urid wieder erschienen sind. Eine Varietii.t von Gerste und wie es scheint eine von Weizen, welche beide zu einer imrnens entfernt liegenden Periode von den Pfahlbautenbewohnern der.Schweiz culti­ virt wurden, existiren noch. Es wird angegeben 13, dass .,Exem­ plare einer kleinen Varietiit von Kiirbissen, welche jetzt nooh auf dem Markte von Lima gemein ist, aus einem alten Gottesacker von Peru ausgegraben wurden ". De Can d o l l e bernerkt, dass in den Bilchern und Zeichnungen des sechszehnten Jahrhunderts die haupt­ siichlichsten Rassen des Kohls, der Rube und des Kiirbisses wieder erkannt werden konnen. Dies hii.tte sich von einer so spll.ten Zeit erwarten !assen; ob aber irgend eine dieser Pflanzen mit unsem jetzigen Subvarietiiten absolut identisch ist, ist nicht sicher. Man sagt indessen, dass der Brtisseler Kohl, eine Varietiit, welche in einigen Orten gem degenerirt, fur liinger als vier Jahrhunderte in dern Districte, wo er, wie man annimmt, seinen Ursprung nahm, echt geblieben sei 14.

12 Geographie Botanique, 1855, p. 989.

18 Pickering, Races of Man, 1850, p. 318.

   14 »Journal of a Horticultural Tour«, by a Deputation of the Cale­ donian Hist. Soc. 1823, p. 293.

  

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   In Ubereinstimmung mit den von mir in diesem Werk und an anderen Orten aufgestellten Ansichten sind nicht bloss die verschie­ denen domesticirten Rassen, sondern die distinctesten Gattungen und Ordnungen innerhalb einer und derselben grossen Classe -

z. B. Walfische, Miiuse, Vogel und Fische - siimmtlich die Nach­ kommen eines gemeinsamen Urerzeugers, und wir miissen anneh­ men, dass der ganze ungeheure Betrag an Veriinderungen zwischen diesen Formen urspriinglich aus blosser Variabilitiit entstanden ist. Den Gegenstand von diesem. Gesichtspuncte aus zu betrachten, ist ein Gedanke, der uns vor Erstaunen stumm macht; aber unsere Ver­ wunderung sollte sich doch verringern, wenn wir bedenken, dass der Zahl nach fast unendliche Wesen wiihrend einer fast endlosen Zeitdauer oft ihre ganze Organisation in einem gewissen Grade plastisch erhalten haben, und dass jede unbedeutende Modification in der Structur, welche in irgend welcher Weise unter iiusserst complicirten Lebensbedingungen wohlthiitig war, erhalten sein wird, wiihrend jede, welche in irgend welcher Weise schiidlich war, ri­ goros zerstort worden ist. Und die lange fortgesetzte Anhiiufung wohlthiitig;er Abiinderung wird unfehlbar zu Bildungen ftthren, welche so verschiedenartig, so wundervoll fiir verschiedene Zwecke angepasst und so ausgezeichnet coordinirt sind, wie wir sie in den uns uingebenden Thieren nnd Pflanzen sehen. Ich babe daher von der Zuchtwahl als der ausschlaggebenden Kraft gesprochen, mag sie der Mensch zur Bildung domesticirter Rassen, oder die Natur zur Erzeugung von Species angewendet haben. Ich will auf das Gleichniss zuriickkommen, welches ich in einem friiheren Capitel an­ fiihrte. Wenn ein Architect ein nobles und bequemes Haus aufzu­ fiihren hat, ohne gehauene Steine zu benutzen, nur dadurch, dass er aus den von einem Abhange· gestiirzten Steinen sich die keilformi­ gen Stucke zu seinen Bogen, die liingeren Stiicke fiir seine _Siiulen und die flachen Steine fiir das Dach auswiihlte, so wtirden wir seine Geschicklichkeit bewundern und ihn als die ausschlaggebende Kraft betrachten. Nun stehen die Steinfragmente, wenn sie auch ftir den Architecten unentbehrlich sind, zu dem von ihm aufgefiihrten Ge­

biiude in derselben Beziehung, in welcher die fluctuirendenAbiinde-

DAnw1:,r, Variiren II.    36

[page break] 562     Schlussbemerkungen.  28. Cap.

rungen jedes organischen Wesens zu den ve1·schiedtmartigen wunderbaren Bildungen stehen, die endlich deren modificirte Nach­ kommen erlangen.

    Einige Autoren haben gesagt, dass natiirliche Zuchtwahl nichts erkllire; wenn nicht die genaue Ursache jeder unbedeutenden indi­ viduellen Diffcrenz klar gemacht werden konne. Wenn nun einem Wilden, der in der Kunst zu bauen vollig unwissend ist, erklii.rt wiirde, wie das Gebiiude Stein fur Stein aufgefiihrt wurde, und wa um keilformige Fragmente zu den Bogen, flache Steine zu dem Dach benutzt wurden, und wenn der Gebrauch jedes Theiles und des ganzen Gebaudes nachgewiesen wiirde, so wiirde es unverstiindig sein, wenn er sagte, dass ihm nichts klar gemacht worden sei, weil die genaue Ursache der Form jedes Fragmentes nicht ange­ geben werden konnte. Dies ist ein fast paralleler Fall zu d,em Einwand, dass Zuchtwahl nichts erklii.re, weil wir die Ursachen jeder individuellen Differenz in der Structur jedes Wesens nicht kennen.

. Die Form  der  Steinfragmente am Grunde unseres Abhanges

konnen zufallg genannt werden; dies ist aber nicht streng corrQct; denn die Form eines jeden hangt von einer langen Reihe von Er­ eignissen ah, welche alle natiirlichen Gesetzen unterliegen: von der Natur des Felsens, von den Spaltungs- oder Kluftungsfliichen,. von der Form des Berges, welche wi.eder von seiner Erhebuvg und

seiner spateren Denudation abhii.ngt, und endlicb von dem Sturm oder dem Erdbeben, welcher die Fragmente zum Sturz brachte. Aber in Bezug auf den Gebrauch, welchen man mit den Fragmenten machte, kann ihre Form streng zufallig genannt werden; und hier linden wir uns einer grossen Schwierigkeit gegeniiber, durch deren Erwahnung ich mir wohl bewusst werde, die Grenzen mei­ nes eigentlichen Bereiches zu Oberschreiten. Ein allwissender Schopfer muss jede Consequenz, welche den von ihm einge­ setzten Gesetzen folgt, vorausgesehen haben; kann man aber verniinftigerweise behaupten, dass der Schopfer llhsichtlich an­ geordnet babe, wenn wir die Worte im gewohnlichen Sinne ge­ brauchen, dass gewisse Felsfragmente gewisse Formen annehme

[page break]

28. Cap.  Schlnssbemerkungen.. 563

sollen, damit der Baumeister sein Gebiiude errichten konne ¥ Wenn die verschiedenen Gesetze, welche die Form jedes Fragmente·s bestimmt haben, nicht wegen des Baumeisters vorausbestimmt waren, kann man mit irgend welcher grosseren Wahrscheinlichkeit behaupten, dass der Schopfer wegen der Ziichter jede der unziihli­

gen Abanderungen bei unsern domesticirten Thieren und Pflanzen

l

speciell angeordnet babe,  wobei doch viele dieser Variationen  fur

denMenschen von keinem Nutz.en und fiir dieGeschopfe selbst nicht wohlthiitig, sondern weit baufiger schadlich sind? Ordnete er an, dass der Kropf und die Schwanzfedern der Tauben variiren sollen, damit der Ziichter seinen grotesken Kropfer und seine Pfauentaube ziichten konne? Liess er den Bau und die geistigen Eigenschaften des Hundes variiren, damit eine Rasse gebildet werden konne von unbeziihmbarer Wildheit, mit Kinnladen, welche zur Befriedigung der rohen Jagdlust des Menschen einen Bullen festhalten konnen? Wenn wir aber den Grundsatz in einem Falle aufgeben, -  wenn wir nicht annehmen, dass die Abiinderungen des urspriinglichen Hundes absichtlich so geleitet wurden, dass z. B. das Windspiel, jenes vollkommene Abbild der Symmetrie und Kraft gebildet werden konne

- so haben wir keinen Schatten von Grund zu der Annahme, dass Abiinderungen absichtlich und speciell in ihrer Richtung bestimmt worden seien, welche ihrer Natur nach gleich und das Resultat derselben allgemeinen Gesetze, die Grundlage dargeboten ha­ ben, auf welcher sich durch naliirliche Zuchtwahl die Bildung der am vollkommensten angepassten Thiere in der Welt, mit Einschluss des Menschen, erhoben hat. So sehr wir es wiinschen mogen, so konnen wir doch kaum Professor As a Gray in seiner Ansicht fol­ gen, ,, dass die Abiinderung gewisse wohlthiitige Richtungen entlang gefiihrt worden ist, wie ein Strom gewisse niitzliche und zweck­ miissige Bewii.sserungsziige". Wenn wir annehmen, dass jede be­ sondere Abiinderung von Anbeginn der Zeit an voraus ange­ ordnet war, so muss uns die Plasticitiit der Organisation, welche zu vielen schiidlichen Structurabweichungen fiihrt, ebenso wie jene uppige Kraft der Reproduction, welche unvermeidlich zu einem Kampfe urn's Dasein und als Folge hiervon zu der natiirlichen

36*

[page break] 564     · Schlussbemerkungen.     28. -Ca.p_

Zuchtwahl oder dem Uberleben des Passendsten fiihrt, als tiber­ fliissige Gesetze der Natur erscheinen. Andererseits ordnet ein allmachtiger und allwissender Schopfer jedes Ding an und ·sieht jedes Ding voraus. Hierdurch werden wir einer Schwierigkeit gegentiber gebracht, welche ebenso unliislich ist, wie die des freien Willens und der Priirlestination.

[page break] Zusatze und Berichtigungen,

Band I,

S. 83 und folgeude muss es natiirlich iiberall ,,Sus indicus" u. s. w.

heissen.

S. 102. Z. 5 v. o. lies: ,,Wie es scheint, existirte sie in England nicht

vor der neolithischen Periode, obgleich ihr fruher ein Mheres

. Alter zugeschrieben wurde" 40.    ·    ·

   - Die· betreffende Anmerkung ist zu andern in: 40 W. Boyd Dawkins, on the British Fossil Oxen,, in: Journal Geol. Soc. Aug. 1867, p. 182.

Z. 9 ('l'ext) v. u. lies: ,, Diese Art ist B. longifrons verwandt und nach Mr. Boyd Dawkins mit ihm identisch, aber nach der Meinung u. s. w."

S. 126. Z. 15· v. u. (Text) lies: ,,Wahrend des fruheren Theils der neo­ lithischen Periode u. s. w."

S. 130. Anm. 4 und 5 sind umzustellen.

S. 201. Anm. 35 streiche den mittleren 'l'heil von: ,, es wird aber ange­ geben" bis ,,als die weibliche". (Z.-8-3 v. u.)

S. 224. Z. 16 von o. lies statt Dendrocygna viduata: ,,Anas moschata"'.

S. 293. 6 v. u. (Text) lies: ,,Es gibt in der That nicht einen einzigen domesticirten Vogel, dessen wilde Stammform unbekannt oder ausgestorben ware".

S. 342. Z. 6 v. u. lies ,,Amherstiae".

S. 351. Z. 11 v. o. lies statt Tadorn-a aegyptiaca: ,,Anser aegyptiacus".

S. 358. Z. 2 v. u. (Text) streiche: ,,und welche von den Lapplandern do- mesticirt wird ".    .

S. 359. Z. 8 v. u. ('l'ext) statt ,, das .schneeweisse Mannchen" lies: ,, das fast schneeweisse Mannchen".   ·

S. 362. Z. 2. v. u. (Text) vor: ,, Wir haben" fiige hinzu: ,,Ferner .theilt

. m_irMr. Jenner Weir mit, dass in Blackheath ein Pfauhahn in der Jugend weiss war, aber mit vorschreitendem Alter die Cha­ ractere der schwarzschultrigen Varietat annahm; seine beiden Eltern waren gewohnliche Pfauhiihn r. Wir haben bier sechs entschiedene Fa.He u. s. w."  ·

S. 363. Z. i 1 v. u. lies statt "Im Ganzen scheint u. s. w." : "Mir schei­

nen die Zeugnisse fiir die Ansicht entscheidend zu sein, dass die schwarzschultrige Rasse u. s. w."

[page break] 566     Zusatze und Berichtigungen.

S. 366. Z. 9 v. u. (Text) statt ,,DieNaturforscher" lies: ,,EinigeNatur,- forscher".

S. 376. Z. 16 v. u. statt Bossy lies: Bossi.

S. 390. Z. 11 v. o. statt Arena lies: Avena.

S. 509. Nach dem in Anm. 13. zum 27. Capitel (Bd. II, p. 479) gege­ benen Zusatze wird hier auf Z. 9 v. u. {Text) zuzufiigen sein:

,, mit Ausnah_me des von Dr. Hildebrand mir mitgetheilten Falles." Ebenso muss es auf

S. 510. Z. 19 v. u. dann heissen: ,, und die mitgetheilten Thatsachen zeigen, dass die Bildung eines Propfhybriden sicher moglich ist;" wie auch Z. 4 nnd 3 v. n. der Satz: ,,Es ist aber u. s. w." weg­ fallen muss.

S. 515. Zu Anm.126 fiige noch: ,,Dr. Hildebrand in Bonn theilt mir in einem Briefe vom 2. Jan. 1868 mit, dass er vor Kurzem gel­ ben und rothen Mais gekreuzt und dieselben Resultate wie Dr. Savi erhalten habe mit dem wichtigen Zusatze, dass in einem Falle die die Samen tragende Axe briiunlich gefiirbt war. Dr. Hildebrand theilt mir auch einige auffallende Beispiele in Be­ zug auf den Apfelbaum mit, wie die weiterhin erwahnten. Diese werthvollen Thatsachen werden nachstens in der ,,Botanischen Zeitung" veroffentlicht werden.    .

S. 520. Zur Anm.138 fiige noch hinzu: ,,Dr. B owerbank hat.mir noch den folgenden merkwiirdigen Fall mitgetheilt. Eine schwarze haar­ lose Berberhiindin wurde zufallig zum ersten :Male von einem Bastard-Jagdhund mit laugem braunem Haar befruchtet; sie pro­ ducirte fi.inf Hiindcheh, von denen drei haarlos und zwei mit k u r z em braunem Haar bedeckt waren. Das niichste Mal wurde sie zu einem vollig schwarzen haarlosen Berber-Hund gelassen:

,, Das Ungli.ick war aber geschehen; der Fehler war der Mutter eingepflanzt und der Wurf sah zur Hiilfte wieBerber-Hunde, zur and.ern wie die kurzhaarigen Jungen des ersten Vaters ans".

S. 522. Z. 11 und 12 v. o. streiche dieWorte: ,,betriichtliche;·weun auch noch nicht".

Band II.

S. 19. Zu Z. 3 v. n. (Text) fi.ige noch hinzu: ,,Seit Hera;usgabe der ersten Auflage dieses Werkes habe ich den Bericht :uber einen weiteren Fall des Wiederwachsens eines iiberziihligen Fingers erhalten".

S.  28. Z. 19 v. o. lies ,,zweiundsiebenzig" statt ,,dreiundsiebenzig".

S. 53. Dern 5 Z. v. u. mit ,, producirt wurden" endenden Abschnitt fi.ige noch hinzu: ,,Ich hore von Mr. Blyth, dass Bastarde vom Ca­ narienvogel nnd Goldfinken fast unabanderlich gestreifte Federn auf dem Rucken haben: und diese Streifung muss vom ursprilng-­ lichen wilden Canarienvogel hergeleitet werden.

S. 13 7. Z. 3 v. u. statt ,,Doveedte" lies ,, Dovecote".·

[page break] Zusatze und Berichtigungen. 567

S. 184. Z. 13 v. u. (Text) hinter ,,P.edulis befruchtet wurde" filge noch hinzu: ,,In einem dritten Falle indessen entwickelte P. quadran­ gularis reichlich Frilchte, nacbdem sie kunstlich mit ihrem eigenen Pollen befrucbtet worden war".

S. 201. Z. 1 v. o. lies: ,,der Truthahn und das Huhn warden von ver­ scbiedenen entlegenen Stitmmon gehalten und gezlicbtet.

S. 231. z. 3 v. o. statt ,, vicaria" lies ,,ficaria".

S. 403. Z. 11 v. u. (Text) statt ,,Bombys" lies ,,Bombyx".

[page break] . pus

Register,

[page break] , b!l.nder u ng, Gesetzeder, 11,389- 469; Continuitat derselben II, 320; m gliche Begrenzung der - , II, 321, 544-645; bei Hauskatzen I, 67 -- 60; Ursprung der Rinderrassen durch - , I, 110; in osteologischen Characteren der Kaninchen I, 143- 161; bedeutungsvoller Organe I, 456 ; analoge oder parallele - , II, 459-465; bei Pferden I, 69; beim Pferd und Esel I. 80; bei Htihnern I, 300-304; bei Gansen I, 359 ; erlautert durch Hinweis auf die Erzeugung fleischiger Stllmme beim Kohl u. s. w. I, 407; bei Pfirsich, Nectarine u. Aprikose I, 432,435; individuelle -- beim Weizen I, 391.

Abbas Pase ha, ein Liebhaber von Pfauentauben I, 254.

Abbey, Mr.J iiher Pfropfen II, 197;

11ber Reseaa II, 315.

A hb o t t, Mr. Keith, 11ber die persi­ sche Burzeltaube. I, 185.

Ah d omi nal sch wangers eh a ft,

II, 391.

Abortive Organe II, 418-422, 520.

Abraxus grossuluriata II, 72.

A b sor pt io n der Minderzahl bei ge­ kreuzten Rassen II, 116-118, 235.

Acclimatisation II, 405-417; des Maises I, 402.

Acerhi, Uber die Fruchtbarkeit der Hausthiere in Lappland II, 148.

Achntinellrt II, 69.

Achillea millef'nlium, Knospenvaria­ tion bei -, T, 525

.foonilrnn napel/1111, Wurzeln des - in kalten Climaten unschadlich, II, 363.

Aco,·ua cnl,urms, Steriliti!,t des  .

II, 230.

Acosta, Uher Htihner in Slid-Ame­ rica bei seiner Entdeckung I, 294,

.kroperu, Zahl d.Samen bei-, II,497.

Adam, Mr., Ursprung des l'yti1ma

Adnmi J;,, 501.

Adam, W., iiber Heirathen Blut­ verwandter II, 163.

Ad am s, Mr., iiber erbliche Krank­

heiten II, 9.

Adventi vknospen II, 504.

Aegilop,v tr-iticoides, Beobachtungen von Fa.b-re und Godron, I:, 389; zunehmende Fruchtbarkeit dee Ba­ stards von -   mit Weizen II, 146. Aegypten, alte Hunde von -,   l, 21; frithe Domestication der Taube in -,  I, 253 Fehlen des Huhnee

im alten -,  1, 304..

Aegyptische Gans, Bastarde von ihr mit der Pinguin-Ente, ·I, 351.

,1esculit,f {lava un.d r11bicunda I, 9()3.

,4esc11l11,, pavin, Neigung dei: -  ge­

ftillt zu werden II, 227.

Aethusa C!fnapium II, 445.

A ff en, selten in der Gefangenschaft fruchtbar, II, 205; - , anthropo­ morphe II, 164.

Africa, weisser St er von I, 113; vPrwildertes Rind in - , 1, 107; Nahrungspflanzen der Wilden I, 383-386; Verschiedenartigkeit der Rinderrassen in Sud- I, 101· Ver­ andernng des Vliesses der Schafe in West- I, 123.

Ag11ve t.foipnrn tragt in armem Bo­

den Samen II. 228.

Ag u ti, Fruchtbarkeit desselben in· der Gefangenschaft II, 204.

Agricultnr, Alter der -,  II, 323.

l9rostis, Samen von -  als Nahrung

 benutzt I, 385. Ag uara I, 32.

Ainsworth, Mr., Uber die Verll.n­ derung des Haares bei Thieren in Angora II, 369.

Akazie, amerikanische II, 864.

[page break] Akbar.  Register. Angora.   569

Akbar Khan, seine Liebhaberei fiir Tauben I, 253; II, 278.

Ake I e y, gefilllter I, 465; II, 436.

Alauda arvenais II, 207.

Al bi ri, il.ber goldene Hamburger Htthner I, 306 ; Abbildung der ha­ kenschnabligen Ente I, 344.·

Albinismus I, 137; II, 23.

A I bi no - Neger, von Insecten ange­ griifen II, 304,

A I bin o s, Erblichkeit der II, 12.

A I b i nu s, Dicke der Epidermis an der Handflache des Menschen II, 394.

Alco I, 38· II, 134.

Aldrovandi, il.ber Kaninchen. I, 129; Beschi:eibung der Nonnen­ Taube I, 192; iiber die Liebe der Hollander zu Tauben im siebzehn­ ten Jahrhundert I. 253; Erwah­ nung mehrerer Varietaten d. Taube, I, 257 - 262; iiber die Hilhner­ Rasseu I, 305; Uber den Ursprung der Hausente I, 345.

Alefeld, Dr., Uber die Varietaten der Erbsen und deren specifische Einheit I, 409; il.ber die Varietaten der Bohne I, 414.

Alexander d. Grosse, seine Zucht­ wahl indischer Rinder II, 270-271. A I gen, rttcks_chreitende Metamor­ phose bei, II, 475; Theilung der

Zoosporen bei, II, 496.

A 11en, W., iiber -verwilderte Hiih­ ner I, 294; II, 44.

A11man, Prof., Uber eine monstrose Saxifraga geum II, 225; Uber die Entwicklung der Hydroiden II, 484.

Alnit,¥ gltttino.,a und incana, Bastarde von, II, 174.

Alpaca, Zuchtwahl des, II, 278.

A I t er, Verl!,ndernng bei Baumen, abhangig vom -, I, 496.

  Vererbung zu entsprechen- dem, II, 99-105.

Afth11ea ro11e11 I, 483; II, 142.

i111111,·!1lli11 II, 187.

Am11r!Jlli11 1,itlttt11, ·Wirkung fremden Pollens anf, I. 515.

Amaurose, erblich II, 11---12.

Am e is en, individuelles Erkennungs­ vermogen II, 333.

America, Grenzen, innerhalb deren

.·· keine nlltzlichen Pflanzen dar­ geboten hat I, 387-889; Fai:be der verwilderten Pferde in - , I, 76-77; eingeborne cultivirte Pflan­ zen in Nord-, I, 388; Haut des ver-

wilderten Schweines von -, I, 96 ; Sild-, Abanderung des Rindes in-, I, 111, 114.

Ammer II, 213.

Ammon,· ttber Bestandigkeit der Farbe bei Pferden II, 29.

Amygdalus persica I, 424-434, 478.

Anagallis arvensis II, 255.    . Analoge Variation I, 527; II, 459-

465; bei Pferden I, 69; beim Pferd und Esel I , 80 ; bei Hilhnern I, 300-304.

Ananas, Sterilitat und Variabilitat der -, II, 354.

.4naa ho,,cha,, I, 345; II, 53; Abbil­ dung des Schadels I, 351.

.4naa mo.vchata I, 224; II , 53 [statt

l>en,lrocygna],

Ancon-Schafe  von Massachusetts

I, 125; II, 135.

Andalusische Hilbner I, 281.

 Kaninchen I, 131.

Anderson, J., i1ber den Ursprung der englischen Schafe I, ·117; ttber. die Zuchtwahl von Eigenschaften des Rindes II, 263; Uber eine ein­ ohrige Kaninchenrasse I, 108; Uber die Vererbung des Characters bei einem einohrigen Kaninchen und einer dreibeinigen Httndin II, 15; Uber die Bestl!,ndigkeit der Varie­ taten der Erbse I, 413 ; Uber die Production z·eitiger Erbsen durch Zuchtwahl II, 269 ; i1ber die Va­ rietaten der Kartoffel I, 414-415; i1ber das Kreuzen Yon VarietMen der Melone I, 514; Ober Riick­ schlag bei der Berberize I, 493.

Anderson. Mr., fiber die Fortpflan­ zung der Traueresche durch Samen, II, 25; iiber die Cultur der Baum­ paonie in China II, 274.

Andersson, Mr., Uber dasDamara-, Bechuana- und Namaqua-Rind I, 110; Ober die KUhe der Damaras II, 399; Zuchtwah! von den Da­ maras und Namaquas ausgettbt II, 277; tlber die Benutzung von Gras­ samen und Schilfwurzeln als Nah­ rung in Sod-Africa I, 384.

Anemone corona1·ia. durch Zuchtwahl gefi\llt II, 268.

Angina pecto,ris, erbliche, zu ge- wissen Altern auftretend II, 104.

Anglesea; Rind von -, I,100. Angola-Schafe    118. · Angora , Verl!,nderung des Haares

bei Thieren in-, II,369; Katzen

[page break] 570     Anomalien. Register. Atkinson.

 von -,   I,  56, 59;  Kaninchen I,

182, 148.

Anomalien in dem Skelet d. Pferde

I, 62.

Anomale Schweine-Rassen I, 94; Rinder-Rassen I. 111.

Anser alhif,·ons, deren Character bei Hausgl!.nsen reproducirt I, 859.

Anaer aegyptiacus I, 851; II, 90.

 canadensi., II, 211.

- cygnoides I, 293.

 fertts , die Stammform der Hausgans I, 858; Fruchtbarkeit einer Kreuzung mit der Hausgans I, 859.

A n son, iiber verwilderte Hiihner auf den Ladronen I, 294.

Antagonism us zwischen Wachs­ thum und Reproduction II, 504.

Anthemis nobilis , Knospenvariation bei BIiithen der - , I, 485; wird einfach in armem Boden II. 226.

Antherozoiden, scheinbare Unab­ hii.ngigkeit der - bei Algen II, 508.

Antheren, Contabescenz der -, IT, 223-224.

Antigua, Katzen von -, I, 59; verii.ndertes Vliess bei Schafen I,

122.

A ntirrhinum maju. , pelorisches I, 465; II, 77, 92, 225; gefill!tblilhen­ des II, 226 ; Knospenvariation bei - , I. 489.

Apfel I, 440 - 443; Frilchte in

Schweizer Pfahlbauten I, 896; wii.chst in Indien in Folge der Wii.rme pyramidenformig I, 460; Knospenvariation beim -. I, -i81; mit halbverschiedenen Frilchten I, 504; mit zweierlei Arten v. Frilch­ ten an demselben Zweige I, 505; kiinstliche Befruchtung I, 516; St. Valery-, I, 442. 517; II, 224; Rilck­

schlag bei Sii.mlingen II, 41; Kreu­ zung d. Varietii.ten II, 178; Wachs­ thum des - in CeyIon II. 867; Winter- Majetin nicht vom Coccus afficirt II, 807; Bl'lithenknospen von Gimpeln angegriffen II, 308; Ver­ il.nderungen americanischer Sorten, wenn in England gezogen II, 364.

A p hiden greifen Birnbii.ume an II, 307 ; Entwickelung der - , II, 475-476..

A pop I ex i e, erblich, zu bestimmten Altern eintretend II. 104.  · Aprikose I, 434-435;  Driisen an

 

den Blii.ttern der -, II, 808· &IUI· loge Variation bei .der -, ll, -4.60. Aquila fu.,C11 begattet sich in der Ge­

fangenschaft II, 206.

Aquilegia vulgaria I, 465;   486.

Ar a bis eh er Eberhund, von Har­ court beschrieben I, 21.

.lrabis blepharophylla und .4. Soyeri, Wirkung der Kreuzung beider l, 516.

.4ralia trifolirtta, Knospenvariation im Blatt der -, I; 490.

Araucarias, junge, verschiedene Wi­ derstandsfa.higkeit gegen Frost II,

410. .

,Archan.gel.-Taube II, 318.

Ar c t is c h e Lander, Variabilitii.t von Pfl.anzen und Muscheln in - , II, 389.

Aria vestita, auf Schwarzdorn ge-

 pfropft I, 496.   . Aristophanes, Hilbner von -  er-

wahnt I, 804.  .

Ari stote les, Uh. einhufige Schweine I, 94; Hausente ihm unbekannt I, 845; 'liber das Annehmen mli.nn­ licher Charactere bei alten Hennen, II, 67.   .    .

Arni, Domestication des -, If 103. Arterien, Zunahme der anastomo­ sirenden Zweige nach der Unter-

 bindung der -, II. 398.  · Artischocke, spanische II, 45.

Ar u- Inseln, wilde Schweine ,der   ,

I, 85.

Ar u m, polynesischeVarietii.ten von- ,

II, 838.

Asc11ris, Zahl der Eier bei - , II, 497.

Asintta Burcftellii I, 80.

 hemionw1 II, 56.

 indie11s II, 56-.57, 63.

 quagga I, 80.

 »   tflnnioptta II, 55, Stammform des domesticirten Esels I, 78.

Asparagu.,, vermehrte Fruchtbarkeit bei der Cultnr II, 149.

Assyrische Sculptur einer Dogge

I, 20.

Astern, II, 27,419.

Asthma, erblich II, 9. 104. Atavismus s. R'lickschlag.

At he Is t an, seine Bemtthungen ·fttr die Pferde II, 272.

Atkinson, Mr., Uber die Unfrucht­ barkeit des Tarroo- Seidenschmet­ terlings in der Gefangenschaft II, 212.

[page break] Aubergine.   Register. B ananen. 571

 

Aubergine II, 121.

Audubon, iiber verwilderte Bastard­ Enten I, 285; TI, 60· Uber die Do­ mestication wilder 1!!nten auf dem Mississippi I, 346 ; ilber den wil­ den Trutbahn, welcher zahme Hen­ nen besucht I, 864; Fruchtbarkeit der Fringilla ciris in der Ge­ fa.ngenschaft II, 207; Fruchtbarkeit der Columba migratoria und leuco­ ceplala in der Gefangenschaft II, 209; Fortpflanzung des t1,Ye1· ca­ nadensis in der Gefangenschaft II, 211.

Au d u b on uud Ba chm an, Uber die Veranderung des Haarkleides bei Ovis montana I, 123, Steriliti1t des Sciurus cineret1s in der Ge­ fa.ngenschaft II, 205.

Aue r h ah n pflanzt sich in der Ge­ fangenschaft fort II, 210.

Aufeinanderfo lge, geologische, der Organismen I, 13.

Auge n, erbliche Eigenthiimlichkei­ ten der -,  II110-13; Verlust der

- , Microphtnalm.ie bei Kindern

verursachend II , 32 ; Modification der Structur der - durch natiir­ Iiche Zuchtwahl TI, 295-297 ; Ver­ schmelzung der .-·, II, 450.

Aug en b raue n, erbliche Verlange­ rung der Haare in den -,    II. 10. Augenlider,  erbliche  Eigenthiim­

lichkeiten der - , II, 10..

.4uricula1 Wirkung der Jahresbe­ dingungen auf die - II, 362; Bl1i­ hen der -, II, 457.

Ausgleichung II, 451-453;  Ge­

setz der - des Wachsthums I,

341.

Aus st er be n domesticirter Rassen I, 274.

Auster n, Verschiedenheiten in der Schale der -, II, 372.

A us t r a Ii en, keine allgemein niitz­ lichen Pflanzen von -· ausgehend I, 387; nutzbare Pflanzen von - von Hooker aufgezahlt I, 387.

Autenrieth;_ iiber Bestandigkeit der Farbe bei .l:'ferden II, 29.

Ava, l'ferde von -,  I, 66.

Avena f'atw1, Culturfahigkeit der - , I, 390.

Ayeen-Akbery, Tauben erwii.hnt im - , I, 185, 191, 229, 253, 256,

257.

Ayre s , W. , Uber Knospenvariation bei Pelargoniums I, 483.

A!t!alea indica , Knospenvariation bei

- , I, 482.

A za r a , Uber die verwilderten Hunde von La Plata I, 33 ; tlber die Kreu­ zung der Hauskatzen mit wilden in Paraguay I, 56; iiber hornartige Auswtlchse bei Pferden I, 63; iiber gelocktes Haar bei Pferden I, 67; II, 274, 431; tlber die Farben de.r verwilderten Pferde I, 76; II, 342; Uber das Rind von Paraguay und La Plata I, 103, 107, 111; II, 342;

iiber einen hornlosen Bullen II, 274; Uber das Zunehmen des Rin­ des in Sudamerica II , 158; iiber das Wachsthum von HOrnern bei hornlosen Rindern von Corrientes II, 51; iiber das Nia.ta-Rind I, 112; tlber nackte Saugethiere II, 370; iiber eine Rasse schwarzhautiger Hiihner in Sud-America I, 319; II, 280; iiber eine Varietat des Maises I, 401.

Babington, C. C., iiber·den Ur­ sprung der Pflaume I, 436; briti­ sche Arten der Gattung Uoaa I, 467: Verschiedenheit der Viola lu­ tea und tricolor I, 470.

Bachman, Mr., iiber den Trut­ habn II. 347; s. auch Audubon. Backzahn, Vorkommen eines sol­

chen 11.n der Stelle eines Schneide­ zahns II, 513.

Bagadotten-Taube I, 174.

Baily, Mr., iiber die Wirkung der Zucbtwahl auf Hilbner II, 266; iiber Dorking-Hiihner II, 316.

Baird, S., iiber den Ursprung des Trnthuhns I. 364.

Baker, Mr., iiber Erb]ichkeit beim Pferd II, 14; iiber Entartung des Pferdes durch Vernachlassigung II, 317; Befehle Heinrichs des VII. u.

VIII. zur Zerstorung der Stuten von zu geringer Grosse II, 272.

Ba k ewe11, Veranderung in Schafen von - hervorgebracht II, 266.

Ballance, Mr., Uber die Wirkung der Inzucht bei Hiihnern , II, 166; iiber die Abanderung bei Hiihner­ eiern I. 307.

nallota nigra, Ubet:lieferung gefleck­ ter Blatter bei -, I., 491.

B am bus,  Varietaten des - , II,

338.

Ban an en, Variation der -, I, 474; II, 338; Knospenvariation bei -,

[page break] 572     Ban taro. Register. Bech stei,n.

 

I, 481; Unfruchtbarkeit der -, II, 354.

Bantam-Hiihner I, 284; Sebright-, Ursprung der -, II, 128; Sterilitat der -. II, 133.

Barb-Taube I, 179-180, 260; II,

301; Abbildung der - , I, 179 ; Abbildung des Unterkiefers der -, I, 204.

Barbut, J., iiber die Runde von Guinea I, 30; iiber die Haustauben

von Guinea I, 229; Hiihner nicht in Guinea 'eingeboren I, 294.

B are n , sich in der Gefangenschaft fortpflanzend II, 203.

Barnes, Mr., Erzeugung friiher Erb­ sen durch Zuchtwahl II, 269.

Barnet, Mr., iiber die Kreuzung d. Erdbeeren I, 445; Diiicie der Haut­ bois-Erdbeere I, 447; iiber die ame­ ricanische Scharlach - Erdbeere II.

268. .

Bart -Ne1k e, Knospenvariation bei der -, I, 488.

Ba rt-Taube I. 186.

Barth, Dr. , Benutzung von Gras­ samen als Nahrung in Central-Af­ rica I, 384.

Bartlett, A. D., iiber den Ursprung der Himalaya-Kaninchen aus Kreu­ zung I, 135; iiber die verwilderten Kaninchen von Porto Santo I, 142 ; iiber Gause mit umgekehrten Fe­ dern an Kopf und HalR I , 359 ; iiber die Jungen des schwarzschul­ terigen Pfaues I, 362; iiber Fort­ pflanzung der Feliden in der Ge­ fangenschaft II, 202.

Bartram, iib. den schwarzen Wolf­ hund von Florida I, 27.

Bastarde vom Hasen u. Kaninchen I , 131; von verschiedenen Species von Gatt,i., I, 289-290, von Man­ del, Pfirsich und Nectarine I, 427 ;

natiirlich entstandene - von Arten von Cytisus i, 500·; von Zwilling­ samen der F11!'hsia coccinea und fulgen,Y I, 502; Riickschlag der -,

I, 504-506; II, 47, 63-66; von

Stute, Esel und Zebra II, 56; von zahmen Thieren, Wildheit der -, II, 59-62; weibliche Instincti;,_ ste­ riler mannlicher -, II, 68; Uber­ lieferung und Verschmelzung der Charactere in B-n II, 122-126 ; pflanzen sich besser mit der elter­ lichen. Art als mit einander fort II, 176; Selbstimpotenz der -,  II,

186-189; leicht in der Gefangen­

schaft hervorgebracht II, 202.

Bataten, Sterilitii.t der -  in China II , 228 ; verschiedenen Climaten angepasste. Varietaten der - , II, 410.

Bates, H. W., Widerstreben wilder Thiere, sich in der Gefangenschaft fortzupflanzen II, 200 204; Sterili­ tat americanischer Affen .in der Ge­ fangenschaft II, 206f· Stetjlitat zah- mer Hoccohiihner I , 210.  ·

Batrachia, Regeneration   verloren gegangener Theile bei -, II, 20. Baumpaonie, alte Cultur der -  in

China II, 274.

Baum e , plotzlich entstandene Varie­ taten I, 458 - 459; hangemle oder Trauer-, I, 459; spitze oder pyra­ midenformige I, 459-460; mit ge­ flecktem oder verii.ndertem Laube I, 460; friih oder spat beblil.ttert I, 461; Zuchtwahl auf Waldbli.ume nicht angewandt II, 315.

Beale, Lionel, iiber den ·Zellenin­ halt II, 486; iiber die Vervielfil.l­ tigung iil.ficirender Atome II , 496 ; iiber den Ursprung der Fasern .II, 501.

Beasley, J., Riickschlag beige- kreuztem Rind II, 54.     · Beaton, D., Wirkung desBodens auf

Erdbeere I, 448; iiber Varietil.ten von Pelargoriium I, 464; II, 863, 412; Knospenvariation bei Glatliolua colvillii I, 489 ; Kreuzung zwischen schottischem und zeitigem Kohl II, 130; hybrider Gladiolus II, 187- 188 : constantes Auftreten neuer Forinen unter Samlingeu II, 812; iiber das Gefiilltsein der Composi­ ten II, 419.

Bebril.tung nicht sitzender Varie­ tii.ten v. gekreuzten HO.hnern II,·58. Be eh stein, iiber· das Graben der Wolfe I, 33; iiber den Spitzhund

I, 38; Ursprung des Neufundlii.nder Hunaes I, 53; Kreuzung von Haus­ und Wildschweinen I, 84; O.ber die Jacobiner-Taube I, 190, 258; Notiz iiber Schwalben-Tauben I, 198; 11b. eine gabelschwarizige Taube I, 198; Abanderung ln d. Farbe der Kruppa bei Tauben I, 227; iiber die d-eut­ sche Haustaube I, 229; Fruchtbar­ keit v. Mischlings-Tauben I, 237- 238; iiber hybride Turteltauben I, 239 ; iiber das Kreuzen der Taube

[page break] Becken. Register. Bestii.ndigkeit,     573

 

mit Colut11ba oe11as, l'. p,,lumbus·, Turtur riaoria und '/'. vulgaria I, 238-239; Entwicklung von Sporen bei der Seidenhenne I, 317; iiber polnische Hiihner I, 318, 327; iiber Vogel mit Federbusch I, 318i· iiber den Canarienvogel I, 368; I , 29, 217; deutscher Aberglaube betreffs des Truthuhns I, 365; Vorkommen von Hornern bei hornlosen Schaf­ rassen Ili.. 39; Bastarde von Pferd

u. Esel 11, 89; Kreuzung schwanz­ loser Hilbner II, 122; Schwierig­ keit, die Haustaube mit Liebhaber­ rassen zu pa.aren II, 137; Frucht­ barkeit zahmer Frettchen und Ka­ ninchen II, 148; Fruchtbarkeit wilder Schweine II, 148; Schwierig­ keit, Vogel in Kll.figen zu ziichten II, 207; verhil.ltnissmii.ssige Frucht­ barkeit des Paittacu., erythacua in der Gefangenschaft II , 208 ; iiber Veril.nderungen des Gefieders in der Gefangenschaft II, 213; hell­ farbiges Rind ist den Angriffen der Insecten ausgesetzt II, 304; Mangel an Bewegung eine Ursache der Variabilltii.t II, 339 ; Wirkung des Lichtmangels auf das Gefieder der Vogel II, 372i.. Ober eine Unter­ Varietat der lY.lonchs - Taube II, 462.

Becken, Character des - bei Ka­ ninchen I, 152; bei Tanben I, 206; bei Htlhnern I, 332-333; bei En­ ten I, 358-354·.

Beddoe, Dr., Correlation des Teints mit Schwindsucht ll, 448.

Bedeguar-Galle II, 377.

Be fr u ch t w. n g;' kiinstlicbe, des St. Valery-Apfels I, 442.

Begonia frigida, eigenthiimliche Va­ rietat der - , I, 466; Sterilita.t der

-,  II, 224.   ·

Be grenzung d. Abii.nderimg II, 545. Beine s. Fiisse.     ·

Be I au bung, vererbte Eigenthiim- lichkeiten der -, I,460; Knospen­ va.riation bei der -, I, 489-492.

Be 11, Th., Angabe, dass weisses Rind farbige Ohren babe I, 107.

Be 11, W., Kncispenvariation bei ('is.

tus'tricuspis .I, 48'8.   ·

B e11en, :Erlangung der Gewohnheit zu "- bei verschiedenen Hunden I, 32.

Bellingeri, Beobachtungen iiber TrlM:htigkeitsdauer bei Hunden I,

37; iiber die Fruchtbarkeit von Hunden und Katzen II, 148.

Belon, iiber hochfliegende Tauben in Paphlagonien I, 258; Varietii.ten der Gans I, 361.  ·

Benguela, Rind von -, I. 110. Bennett, Dr.G., Schweine der Siid­

see-Inseln I 88; II, 116; Bunde der Siidsee-Inseln II, 116; Varie­ taten cultivirter Pflanzen auf Ta­ hiti 11, 338.

Bennett, Mr., iiber den Damhirsch II, 136.

Bentham, G., Zahl und Ursprung cultivirter Pflanzen I, 381 ; Cerea­ lien sind alle cultivirten Varietii.ten I, 389; Species der Orangen-Gruppe I 421; Unterschiede zwischen Mandel und Pfirsich IJ 425; Briti­ sche Species v. Roaa 1, 467; lden­ titii.t von Viola lutea und tricotor I, 470.

Berberia vutgaris I, 49  II, 26.

  Wallichii, lnditterenz der - gegen da.s Clima II, 221.

Berber it z e, dunkel- od. rothbli!.tt­ rige Varieti!.t I, 460; II, 26 ; Riick­ schlag der samenlosen Varietl!.t durch WurzelscMsslinge I, 493.

Berj eau, 'Uber die Geschichte des Hundes I, 20, 21.

Berkeley, G. F., Kreuzung von Varietaten der Erbse I, 512 i.  ir­

kung fremden Pollens beim vv eine

I, 515; iiher hybride Pflanzen II,

·175; Analogie zwischen Pollen hochcultivirter Pflanzen u. Bastar­ dell II, 364 ; iiber ungarische Boh­ nen II, 364; Fehlschlagen indischen

Weizens in England II, 407; auf

einem -Kronenblatt· einer ·Clarkia· entwickelte :Knospe II, 504. · .

Be rnardhKrankheitsvererbung beim Pferde · , 13.

Bernard, C.. Unabhii.ngigkeit d. Or­ gane des Korpers II, 485 ; specielle Verwandtschaft der Gewebe II, 499.

Be r n h a r di , Pfla.nzenvarietaten Illit zerschlitzten Blattern II, 459..

Berniclll antarctica 11 359.

B er t er o, iiber verwilderte Schweine

 auf Juan Fernandez I, 235. Beschneidllng II,·81. .

Be schr ii.nk ung, geschlechtliche, der Vererbung II, 94-'99.

Bes tli.n digkeit der Farben bei Pferden I, 63; generischer Eigen­ thfunlichkeiten I, 137.

[page break] 574     Bete. Register. Blyth.

Bet e I, 408; Zunahme des Zucker­ gehaltes durch Zuchtwahl II, 269.

Betula alba II, 24.

Bewick, iiber das englische wilde Rind I. 105-106.

Bibe1, Hinweis auf Zuch tstuten in der - , I, 68; domesticirte Tauben erwahnt I, 253; Andeutungen von Zuchtwahl der Schafe in der -, II, 270; Erwahnung von Maulthie­ ren II, 270.

B i d we 11, Mr., iiber Selbsti mpotenz

 bei Amar!lllis II, 187. Bien e s. auch Stockbiene.

Bi en en, Bestandigkeit ihrer Charac­ tere II, 314, 336; Kreuzung der - , II, 168.

Bi ene n-0 ph rys, Selbstbefruchtung der -, II, 121.     .

Bi re h, Dr. L., tlber frt1he Domesti­

cation der Taube in Aegypten I, 253; Erwahnung von Bantam-Htlh­ nern in einer japanesischen Ency­ cloplLdie I, 284, 305.

Birch, Wyrley , iiber silbergraue Kaninchen I, 135:--136.

Birke, Hange-, I, 496.

Birkh uhn, Fruchtbarkeit desselben iu.der Gefangenschaft II, 210.

Bi rn en I, 444 ; Knospenvariation bei

 , I, 481; Riickschlag bei Sam­

!ingen II, 41; geringer Werth der

 zu Plinius Zeiten II, 287; Win­ ter-Neils- von Aphiden heimgesucht II, 307; weichrindige Varietaten von Holzkafern angegriffen II, 307 ; Ent­ stehung guter Varietaten in Waldern II, 343; Widerstandsfahigkeit der Forellen- gegen Frost II, 406.

. Blaine, Mr., iiber krummbeinige Pinscher II, 325.

Blainville, Ursprung u. Geschichte des Hundes I, 18-19; Aba.nderung in der Zahl der Zahne beim Hund I, 43; Abanderungen in d. Zehen­ zahl beim Runde I, 44; uber Katzenmumien I, 54; iiber d. Osteo­ logie der einhu:6.gen Schweine I,

94i  tlber verwilderte patagonische

una nordamerikanische Schweine, I, 97.

Blasen-Nuss, Neigung zum Geftlllt- werden Il, 227.

Blascnstein, erblich II, 9, 104.

Blll.ss-Taube I, 192.

B Ii\ t te r, Gefl.ecktsein der -, I, 466. Blindheit, erbliche II, 11--12; in einem gewissen Alter II, 103; in

Verbindung mit der Farbe d. Haa- res II, 434. .

B I um e n, capriciOse Uberlieferung von Farben bei - , II, 26; Neigung zur Gleichformigkeit bei gestreiften II, 92: Yerbrennen der.--  von der

Farbe abha.ngig II, 305i  Verll.nde­

rungen bei - durch aie Lebens­ bedingungen verursacht II, 361 ; rudimentare IIr, 419; relative Stel­ lung der - zur Axe II, 454.

BI um en ba c hJ tlber d. Protubei:-anz am Schadel aer polnischen Hdhner I, 317; tlber die Wirkung der Be­ schneidung II, 31; Yererbung eines gekriimmten Fingers Il, 32; tl.ber Dachshunde und andere VarieWen des Hundes II , 298; Ober Hydra II, 389; tlber den Niau, formativua II, 390. .

Blumengarten, der frllhest be­ kannte in Europa II, 289.

Blumenkohl I   404; tragt in In­ dien reichlich Samen Il, 412 ; ru­ dimentare Bltlthen beim·-1 Il1 419.

BI u t h u n de,  Entartung . a.erselben

in Folge von Inzucht II, 16!).

Blntung, erblich II, 9; excessive - geschlecbtlich beschrll.nkt Il, 96.

BI y t h , E. , tlber den Paria . Hund I, 29 ; Bastarde vom Hund u. Scha­ kal I, 39; friihe Domestication der Katzen in Indien I, 54; Ursprung der _Hauskatze I, 54; Kreuzung der Haus- und Wildkatzen I, 55; 11.ber indischef der Ji'ulis chatu ll.haj.iehe Katzerl , 56; tlber gestreifte bur­ manische Ponies I , 73 ; 11ber die Streifen des Esels I, 80 ; tl.ber in­ dische wilde Sc,hweine I, 84; ttber Hoker-Rind I, 99, 100; Vorkommen von Bos f1·ontoaus in irischen Cx:an-

. noges I, 102; fruchtbare· Kreuzung von Zebus und gemeinem .Rind I, 104;  ilber  die Species des Schafs

I, 117; iiber das fettschwll.nzige Schaf in Indien I, 120; ·ursprung der Ziege I, 126; 11ber Kanin.chen

die sich in Indien fortpfl.aliz.en 139; Zahl der Schwanzfedern bm Pfauentauben I, 181.i. Lotan Burz­ ler I, 185; Zahl der i:schwanzfedern bei l!Jctopistes I, 196; 11ber Oolumha

affinis  I,  226;  Tauben,  die auf

· Baumen hausen I, 223; tiber Co­ lttmba lettconota I, 225; ttber llo­ lumba intermetlia, von Stricld&nd I, 227; .Abll.nderung der Flirbe cles

[page break] Boden.  Register. Bos. 575

Hintertheils bei Tauben I, 227,228; willk:Urliche Domestication d. Fels­ ta.ube in lndien I, 229; verwilderte Tauben auf dem Hudson I, 235; in Indien domesticirte Rassen I, 243; Vorkommen von Subspecies von Tauben I, 252 ; Erwahnung von TaubenzUchtern in Delhi u. s. w. I, 254; Bastarde von Gallus Son­ neratii und der Haushenne I, 289; vermuthete Hybriditat des Gallus Temmincltii I, 290; Variationen u.

monstrOsen Stipulae und abortiven Blattchen II, 452.

Bo i t a r d und Co r b i  Uber die Rassen der Tauben I, 163; Liller Kropftaube I, 171; Erwa.hnung einer gleitenden Taube [pat,i ptongeurl I, 193; Varieta.t der Kropftaube f, 200; Haustaube I, 229; Kreuzung

von Tauben I, 237, 238; II, 129,

168 ; Sterilitat der Bastarde von Turteltauben I, 239 ; RUckschlag gekreuzter Tauben I, 244; II, 52 ;

Domestication des G,,llu., bankiva

I, 291-293; Krell.zung des wilden und zahmen Huhnes in Burma I, 292; beschrankte Verbreitung der grOsseren hfihnerartigen Vogel I, 294; Ursprung des Haushuhns I, 295; verwilderte Hi.lhner der Niko­ baren I, 291.; schwarzhautige HUh­ ner in der .Nah·e von Calcutta vor­ kommend I , 317; Gewicht des Gallus bankiva I, 339 ; Entartung des Truthuhns in lndien I, 366 ; II, 369; Uber die Farbe des Gold­ fi.sches I, 368; Uber den Ghor-Khur [AainuB indicual II, 56; Uber Asi­

nua hemionua fI, 56 - 57 ; Zahl

der Eier bei Galfas banltiva II, 149; Uber die Fortpftanzung von VOgeln in der Gefangenschaft II, 211; Coexistenz grosser u. kleiner Rasaen in demselben Lande II, 370; Uber die hangenden Ohren des Ele­ phanten II, 400; Ringelschwanze nicht natUrlich II, 400; Homologie der Bein- u. FlUgelfedern II, 428.

Bo:den, Anpassung von Pflaumen an den -, I, 438; Einfluss des - auf die Farbung der Pclargonien I, 466; auf Rosen I 468 ; auf das G.efteckt­ werden der Blatter I, 491; Vortheile eines Wechsels mit dem - , II, 196-198.

Boden und Clima, Wirkungen der­ selben am Erdbeeren I, 448.

Boden-Burzler, indischer I, 185. B oe th i u s , tl.ber wildes schottisches

Rind I, 106.

B,o:hn,en I, 414; der Schweizer Pfahl­ bauten I, 399·; durch Zuchtwahl erzeugte Va.rietaten II, 290; fran­ zosische u, Scharlach-, verschiedene Widerstandstl.higkeit gegen Frost II, 410, 416, VorzUge einheimischen Samens II, 416; eine symmetrische Abinderung der Scharlach- II, 427; E.perimente, mit -,  I,  414; mit

Uber die Pfauentaube I, 257, ; II,

87;  ber die Trommel.taube II, 87, 88; Ubergewicht der 0-berlieferung bei seidigen Pfauentauben II, 88, 91; secund!ire Geschlechtscharac­ tere bei Tauben II, 98 ; Kreuzung weisse1.1 und gefa.rbter Turteltauben I!, 122 ; Fruchtbarkeit bei Tauben 11. 149.

B01nbycidae, fl.Ugellose Weibchen bei

-,  II, 396.

Bomby:x: h68peru8 II, 403. Bomby:x: Huttoni I, 376. Bomby:x: mo1·i I, 374-379.

Bonafons, Uber Mais IJ. 400, 401. Bon ap al't e, Zahl der ::species der Columbiden I, 164; Zahl der Steuer­ federn bei Tauben I, 196 ; Grosse der Ffisse bei Columbiden I , 215; Uber Columha gitinea I, 225; Co­ lumba tur1·icola, rupeatria und

Schimperi I, 227.    ·

Bonatea 8pecio8a, twicklung ·des Ovariums bei -,   I, 519.

Bonavia, Dr., Wachsthum des Blu­ menkohls in lndien II, 412.

Bonnet ,ilber den Salamander If, 20; 449, 472, 505; Theorie der Repre.­

puction II. 492.

Borchmeyer, Experimente mit den Samen der Trauer-Esche II, 25. Bore11i I fiber polnische . Huhner I,

306.

Borneo, HUhner von -, mit Sohwanz­ binden I, 290.

Bornet, E., Zustand des Ovarium

bei hybriden C'isti I, 499f· Selbst­ Impotenz hybrider I .iati I , 188.

Borrow, G., Uber Vorsteherhunde

I, 52.

Bory de St. Vin.cen,t, Uber Gold1> fische I, 369.

Bo8, wahrscheinlicher Ursprung des europaischen domesticirten Rindes von drei Species voti -, I, ltJ4.

II o.v b1·acl1!fcero.v 11 102.

[page break] 576     Bos. Register. Bridges.

 

Bos frontos11s I, 99, 101, 102.

Bos i11dic11s I, 99.

llos longifrons I, 99, 102.

Bos pri111igenius I, 99, 101, 103.

IJos 11011daie11s II, 2i6.

Bos tau,·u.s I, 99.

Bos trochoceros I, 101.

Bos c, Erblichkeit der Blatter-Varie­ taten der U!me I, 460.

B os se, Erzeugung gefiillter BH1then a.us a.Item Samen II, 226.

Bossi, tiber Zilchtung dunkel ge­ farbter Seidenwiirmer I, 376.

Boten-Taube I, 172-175; engli­ sche I, 172; Abbildung I, 173; Schli.del abgebildet I, 202; Ge­ schichte derselben I, 261 ; persische

 -, I,173; Bussorah- I, 174; Ba, gadotten-, Schlldel abgebildet I, 202; Unterkiefer abgebildet I, 204. Bou eh a rdat, iiber die Weinkrank­

keit I, 419.

B o udin, ilber ilrtliche Krankheiten II, 366; Widerstandsfahigkeit von Menschen mit dunklem Teint gegen Kalte II, 443.

»Boulans«  I. 169.

»Bouton d'Alepc II, 366.

Bow en, Prof., zweifelt an der Be­ deutung der Erblichkeit II, 3.

Bowerbank, iiber die Wirkungen einer ersten Befruchtung s. Be­ richtigungen zu Bd. I, p. 520.

Bowman, Mr., erbliche Eigenthiim­ lichkeiten im menschlichen Auge II, 10-13; erblicher grauer Staar II, 105.  ·

Brace, Mr., tiber ungarisches Rind I, 100.

Brachyco111e iberidifofia II; 345,

Bracteen, ungewi.ihnliche Entwick­ lung von - bei Stachelbeeren I, 451.

Brad I e y, Mr., Wirkung des Propf- .

reises au£ den Stamm bei der Esche I, 597; Wirkung fremden Pollens auf Apfel I, 516 ; tiber Wechsel des Bodens II, 195. ·

Brahma-P utra.s, eine neueHilhner- rasse I, 304.   _

Brandt, Ursprung derZiege I, 126. Brasilianisches Rind l, 111.

Brassica·, Varietli.ten mit verdickten

Stengeln II, 459.

Brassica asperifolia II, 452.

 napu_s I, 407.

 ole,·acea I, 403.

 rapa I, 407; II, 222.

B r au n , A. , Knospenvariation.beim Wein I, 479; bei der Johannis­ beere I, 481; bei /llira6ili1 jalapa I, 489; bei Oyti11u1 Adami I, 497i Uber Riickschlag im Laube be1 Baumen I, 490; spontane Ents'te­ hung des r·ytisus purpureo-slon­ gatus I, 500; Rilckschlag bei Blfi­ then durch Streifen und Fiecke II, 49; Excess an Nah rung eine Qualle der Variabilitat II. 340.

Bree, W. T., Knospenvariation bei Geranium pratense I, 484; bei Centaurea cya111111 I, 485L durch Knollen bei der Georgine 1 494; iiber die Taubheit weisser katzen mit blauen Augen II, 435.

Brehm, tiber L'olmnha amllli118 I,

226. '

Brent, B. P., Zahl der Zitzen bei Kaninchen I, 132; Eigenthdmlich­ keiteu der Trommeltaube I, 186;

»Lacher«-Taube I, 191; Flrbung des »Kite«-Burzler I, 199; Kreu­ zung der Taube mit Columb11 Offill. I , 238 ; Mischlinge der Tromm.el­ taube II, 87; nahe Inzucht bei Tauben II, 168; Ansicht 11ber Al­ drovandi's Hfihner I,  SOo; tlber

Streifen bei Hiihnchen I,            Kampfhfihner I, 311; dber e bei Htthnern I, 318; mehrfache Sporen bei Kampfhfihnern und Dor­ kings I, 314, 315; Wirkung der Kreuzung auf die Farbe des Ge­ fieders bei Htthnern I, 318-819; Instinct zum Brfiten bei Mischlin­ gen von nicht brfiten en Htthner­

varietaten Il1 58·- Ursprung· -der

· Hausente I, 345; Fruchtbarkeit der hakenschnabllgen Ente I, 844; A:.uf­ treten des Gefieders der wilden Ente bei zahmen Rassen I 548; Stimme der Enten I, 350l; Auftre­ ten eines kurzen Oberschnabels bei Kreuzungen  hakenschnli.bliger und

gemeiner Enten I, Bot Rtlckschlag

in kreuzgezfichteten J!jnten Il, 68; Abanderung beim Canari nvogel I, 867; Mode in Beimg auf. den C.. narienvogel II,· 318; Basts;rde von Canarienvilgeln und Finken II, 80.

B rick e11 ,  dber das Erziehen  von

Nectarinen aus Sa.men I, 428; 11ber die Pferde von Nord-Carolina II, 899. -

Bridges, Mr., ttber die Hunde des Feuerlandes I, 49; dber Zuohtwahl

[page break] Bridgman.    Register. Buzareignes.     577

der Hunde bei Feuerlll.ndern II,

276.

Bridgman, W. K., Reproduction a.bnormer Farnkrli.uter, I, 491; II, 498.

Briggs, J. J., Regeneration von Flossentheilen bei Fischen II, 21. Broca, P., fiber die Kreuzung von Hunden I, SS, 39; fiber Bastarde von Hasen und Kaninchen I, 181 ; Uber das schwanzlose Huhn I, 820; Uber den Character der Halbrassen II, 62; Grad der Fruchtbarkeit bei Mischlingen II, 188; Unfruchtbar­ keit der Nachkommen wilder Thiere, die in der Gefangenschaft gezogen

sind II, 412.

Broccoli I, 404; rudimentl!.re Bl11- then beim -,  II, 419; Zartheit des

, II, 215. .

Brodfrucht, Varietaten der -, II, 888; Sterilitii.t und Variabilitat II, 227.

Brome head, W.,Gefiilltwerden der Canterbury - Glockenblume durch Zu.chtwahl II, 269. ·

Bromfi e Id, Dr., Sterilita.t des Epheu und Acortl8 calamua II, 280.

Bromua aecalinua I, 391. Bronn,H.G.,Knospenvariation  b.An­

lhemia I, 485; Wirkungen der Kreu­ zung auf das Weibchen I, 520; Erblichkeit bei einer einhtlrnigen Kuh II, 16; Fortpfla.nzu.ng eines Hii.ngepfirsichs durch Samen Il, 24; Absorption der Minoritllt bei ge­ kreuzten Rassen II. 116; Uber Kreu­ zung der Pferde II, 122; Frucht­ barkeit zahmer Kaninchen und Schafe II, 148; Verll.nderungen des Gefieders in der Gefangeuschil.ft II, 213; ttber die Georgine II, 346.

Bronze-Periode,  Hund  der  -,

I, 22.

B r o w n1 G., Va.riationen im Gebiss der Prerde I, 62.

Brown-Sequard, Dr., Vererbung kttnstlich hervorgerufener Epilepsie bei Meerschweinchen II, 82.

Brunau,igia II, 187.

BrUsseler Kohl I, 404; II, 560.

Bubo ma.»imua II, 207.

B uc h e.J. dunkelbllltterige I, 460; II, 26; ·nauer-, nicht durch Samen fortgepflanzt II, 25.

Buch w eizen [Polygonum fagopy­ rum) ist, wenn in Bllithe, weissen Schweinen schii.dlich II, 445.

DARWIN, Varllren II.

Buckland_,,. F., iiberAusternll, 872; Zahl der .l!.iier beim Kabeljau II, 497. Buckle; Mr., Zweifel an derBedeu­

tung oer Erbli\:hkeit II, 8.

B u ck l e y,  Miss,  Botentauben · auf

Baumen hausend I, 223.

Buckman, Prof.. Cultur der Avena fatua I, 890; Cultur der wilden l>astinake I, 408; II1 269, 368;

Riickschlag bei d. Pastmake II, 42.

Buff.on, Uber Kreuzung des Wolfes u.nd Hundes I, 89; Zu.nahme der Fruchtbarkeit unter der Domesti­ cation II , 147; Veredelung von Pflanzen durch unbewusste Zucht­ wahl II, 287; Theorie der .Fort­ p anzung II, 492.

lJul,mua II, 69.     ·    .

Bulle l.scheinbarer Einfl.uss desselben auf oie Nachkommen II, 90. ·

B u ll dog ge , lieuere Modificationen der -, I, 62.

B ul t, Mr., Zuchtwahl der Kropf. tauben II, 265.

Blind tner-Sch wein I, 85.     . Burdach, Kreuzung zahmer und wilder Thiere I, 84; Widerwille des wilden Ebers gegen Gerste II,

403.

Burke, Vererbung beim Pferde IT, 13.

Burlingtonia II, 181.

Burma, Katzen von -, I, 58, Burmanische Ponies, gestreifte I,

78-74.

Burnes, Sir A.. ttber die Karakool­ Schafe I, 122; II, 369; Varietll.ten des Weins in Kabul I, 418 ; Fa.1- ken in Scinde dressirt II, 206; Sa.men erzeugende Granatll.pfel II,

228. .

Burton Constable,  wildes  Rind

. von -,  I, 106.

Burz el-Taub e I, 184-189 ;.kurz­ stirnige - abgebildet I, 188; Sehl!.. del abgebildet I, 202; Unterkiefer a.bgebildet I. 204; Schulterblatt und Schlfisselbeine abgebildet I._ 207; frlih in Indien bekannte - , 1; 256; Geschichte der -, I, 258-260; Unterrassen der - I, 272; Junge

- unfahig die Eischale zu durch­ brechen II, 801 ; wahrscheinliche weitere Modificationen der-, II, 322

Bussorah-Botentaube I 174.

Bttleo vulgaria, Begattung des - in der Gefangenschaft II, 207.

Buzareignes, Giron de, Ver­ erbung von Eigenheiten II, 8.

87   .

[page break] 578     Caban is. Register. Carriflre.

 

Vabani sf Birnen auf Qnitten ge­ propft I 342.

Cabul  Weine von -,  I, 418.

Cab r a   ll.ber frll.he Cultur in Brasi­ lien I, 388.

Cactua, Gedeihen des Cochenille-In­

 sectes auf dem - in Indien II 365. Cad a :M os to, Uber die Einfi1hrung vonKaninchen auf Porto Santo I, 139. J Caesar,  Boa  primigenitis  zu -'s  ·

Zeit wild in Europa I, 101 · Er­ wahnung von Hll.hnern in Gross­ britannien I, 305 ; Erwahnung der Importation von Pferden durch die Kelten II, 271,

Caffer-Hll.hner I, 28

Caffern, verschiedene Sorten von·1 Rind im Besitz der -, I, 110.

»Cagias«, eine Rasse Schafe I, 119. Calceolal'ia I, 464; II, 197; Wirkun­ gen der Jahresverhaltnisse auf -,

Canis lngae, der nackte peruvianische Hund I, 2 .

 l11trana, Ahnlichkeit mit dem indischen Hasenhund I , 27; einer d. ursprll.nglichen Sti!.mme I, 31.

 lupaater I, 30.     .

 lupus,_ var. occidentalia, A.hn­ lichkeit mit den nordamerika­ nischen Hunden I, 26; mit Hunden gekreuzt I, 27 ; ebi.er

d. ursprll.nglichen Stamme I, Sl.

 meaomelas I, 31, 36.

 p1·imaevua, von Mr. Hodgson gezahmt, I, 32.

 sabbar I, 30.

 simemis, die mBgliche Ur­ sprungsform der Windspiele I, 41.

 thateb I, 36.

 variegattts I, 36.

II, 363; pelorische Bill.then bei -,

II, 455.

.Cal ongo s«, eine columbische Rasse von Rindern I, 111.

Calver, Mr., ll.ber einen Pfirsich­ samling, der sowohl Pfirsiche als Nectarinen hervorbracbte I, 430.

Cameel, eine Abneigung, Wasser zu ll.berschreiten I, 224.

Camellia, Knospenvariation bei der

-, I, 482; Erkennungder Varieta.ten der - , II, 332; Verschiedenheit der Widerstandsfahigkeit bei der

-,  II, 410.

Cameron, D., O.ber die Cultural­ piner Pfianzen II, 220.

Cameronn, Baron, Werth engli­ schen Blutes in Rennpferden II, 14.

Campanula medium II, 269.

Canal-Inseln, Rinderrassen der -,

I, 100.

Canarien-Vogel I, 367; Verer­ bungsverhaltnisse beim - , II, 29; Bastarde vom - , II, 60; Periode des vollkommenen Gefi.eders beim

-, II, 102 verminderte Fruchtbar­ keit II, 217 : Massstab der Vollen­ dung beim -, II, 262; analoge Variation beim II, 460.

Cania alopew I, 36.

 anttircticua I, 24.

 argentatua II, 203.

 aure1'8 I, 36.

 canc·rivorua, in Guyana dome­ sticirt und gekreuzt I, 28.

»    cinereo-variegatua I, 36.

fulvtia I, 36.

Canterbury - Glockenblume, durch Zuchtwahl geftillt II, 269. Cap der guten Hoffnung, verschiedene

Rindersorten am -, I, 110; ·keine Nutzpfianzen vom - stammend I, 387.

Cnpra aegag1'1ta und C. Falconeri, mutl1maassliche Stammformen der Hausziege I, 126.

f'ap8ic11m I, 371.

Card an, ilber eine Varietat der Walnuss I, 453; ll.ber gepfropfte Walnll.sse II 343.  .

Carew l'igida, locale Sterilitli.t der -,

II, 290.  ·

Car Ii er, fro.he Zuchtwahl des Scha­ fes II, 272.

C·a r 1i s I e , Sir A., V ererbung von Eigenthtlmlichkeiten II, 7, 10; von Polydactylismus, II, 18. ·

 C arm e-p ig e on.  (Carmeliter) I,

193. .

Carnivoren, allgemeine Fruchtbar­ keit der - in der Gefangenschaft, II, 202.  .

Carolinen-Archipel,  Katzen  des­

selben I, 08.

Carpelle;. Variation der -  bei eul­

tivirten liucurbitaceen I, 456.

Carpenter, W. B., Regeneration der Knochen II, 890; Production von Doppelmisbildungen II, t48; Zahl der Eier bei Ascaris IT, -497.

C'arpinua betulua I, 460.

Carpophaga littorali, und luch.1060

I, 225.  ·

Carriere, Cultur der wilde.allObre

[page break] Carthamus.   Register. China.    579

I, 408 l· Zwischenform zwischen der 395; Anpassung der - an den Bo- Mande und dem Pfirsich I, 426;  den II, 404.

Driisen an Pfirsichblattern I, 433; C'ere11s II, 49.

Knospenvariation beim Weinstock  .   speciosissim11a und phyllan- I, 480; Propfreiser von .4rfo ve,Ylita th1111, Rttckschlag bei Bastarden von auf Schwarzdorn I, 496; Variabili-  -, I, 504.

tat der Bastarde von Erythrina C'e,.v1i.t canadensia II, 213. II, 850 - 51.    .  dtima II, 159.

Cartham11a, Fehlschlagen des Papus C etaceen Correlation des Haut- und bei -, II, 420. Zahnsystems bei -, II, 434.

Cartier, Cultur eingeborner Pflan- Ceylon, Katzen von -, I, 57; Tau- zcn in Canada I, 388.     benzttchter in -, I, 254.

Caryophyllaceen, Haufigkeit der Chamae,·opa h11milis, mit der Dattel- Contabescenz bei den -, II, 223.     palme gekreuzt I, 514.

Caspary, Knospenvariation bei der Ch amisso, iiber samentragendeBrod- Moos-Rose I, 487; iiber die Eichen     banme II, 228.

und den Pollen von Cytiaua I, 498 Chapman, Prof., Pfirsichbli.ume, die

-499; Kreuzung von Cytiaua pur-          Nectarinen erzeugen I, 430. pureua und la6u,-num I, 500; drei- Chapui s, F., sexuelle Eigenthiim- gesichtige Orange I, 503; verschie-    lichkeiten bei Tauben I, 200; II, den gefarbte Blttthen bei der wil-   98; vom ersten Mannchen auf die den Viola ltltea I, 525; Sterilitat spatern Nachkommen des Weib- des Loffelkrautes II, 230.    chen geansserte Wirkung I, 521;

Caste Ina u, iiber brasilianisches  Unfruchtharkeit der Verbindung Rind I, 111.    einiger Tauben II, 218.

Ca stra tion, Erlangung weiblicher Char ac te re, Fixirtheit der -,    II, Charactere nach der -, II, 68.  317; Iatente -, II, 67-73, 522; Caauariua  Bennettii II, 210.        bestandige Divergenz der .-, II,

Ca t Ii n, G., Farbe der verwilderten    320; antagonistische -,  II, 525.

 Pferde in Nordamerika I, 76.  Chardin, Menge von Tauben in Cavalier-Tau be II, 129.       Persien I     253.

Cavia aperea II, 204.     Car I de r Grosse, s. Karl.

Cay rcebusal:iarae], Sterilitat des- Chartley, wildes Rind von -  I,

in aer Gefangenschaft II, 206. 105.

Ce6us a11arae II, 206.    Chat e, Riickschlag der obern Sa-

Cecidomyia, Larven-Eratwicklnng der men in den Levkoj-Schoten II, 458.

-,  II, 376, 474, 483; und Miao- Chatin, iiber Ranunc1'lus  ficaria campua I, 6.   II, 231.

Cedern des Libanon und Atlas I, Chaundy, Mr., gekreuzte Varieta-

463. ten des Kohls II, 173.

Celoaia cri8tata I, 465.  Cheetah, allgemeine Sterilitll.t des C el s us, iiber Znchtwahl des Saat-          - in der Gefangenschaft II, 202.

korns I, 397; II, 271.    Cheiranlhua cheiri I, 489.

Cenchrus, Samen eines - als Nah- Che v r eu I, iiber Kreuzung  von rung benutzt I, 385.  Fruchtbli.umen II, 173.

Centaurea cyanua, Knospenvariation Chi go e II, 365.

  bei -, 485.  Chile, Schafe von -, I, 119. Cephalopoden, Spermatophoren d.  Chillingham,  Rind  von  -    iden-

-,   II, 503.  tisch mit Boa ,11rimigenius I, 101;

Cerasua padua, gelbfriichtiger -,  II,   Charactere desselben l, 105.

26.  Ch iloe, Halbrasse von 1I, 61.  .

Cercoleplea, Sterilitll.t des - in der China, Katzen von - mit Hange- Gefangenschaft II, 204.  . ohren I, 59; Pferde von -,    I, 66· Cercopithecua, Fortpflanzung einer       gestreifte Ponies von -, I, 74; Esei Art von -   in der Gefangenschaft          von -, I, 79: Erwl1hnung von Ka-

 ll, 205.      ninchen in - , durch Confucius I, C e realien I, 389-390; der neoli-      129; Taubenrassen in - gezogen I, thischen Periode in der Schweiz I,     254; Htthnerrassen in - im fttnf-

37 *

[page break] 580     Chinchilla.    Register.     Columba.

 

zehnten Jahrhundert I, 286, 305; Ganse von -, I, 293.

Chinchilla, Fruchtbarkeit der - in der Gefangenschaft II, 204.

Chine sen, Zuchtwahl von ihnen aus­ geiibt II, 273-274; Vorliebe der­ fiir hornlose Widder II, 279; An. erkennung des Werthes eingebor­ ner Rassen von den -, II, 416.

Chinesisches oder Himalaya-Kanin­

chen I, 134.

.Chi vo s «, eine Rinderrasse in Pa­ raguay I, 111.

Choux-raves I, 404.

C h r i s t , H. , iiber die Pfl.anzen der Schweizer Pfahlbauten I, 385, 397; Mittelformen zwischen l'inu.Y ayl­ vealris und montana I, 462.

Chrysanthemum I, 484.

Chryaotis festiva II, 371.

Cineraria I. Wirkung der Zuchtwahl auf - , 11, 268.

Circassien, Pferde von -,  II  135.

Ciatua, Kreuzungen und Bastarde von

-,  I, 432, 499. II, 188.

C'ist11s tric11apis, JS.nospenvariation bei

-,  I, 483.

Citrone I, 421-424.

>Citrus aurantium fructu variabili.

I, 424.

 decumana I, 421.

 lemonum I, 422.

 medica I, 421, 422.

Clemente, iiber wilden Wein in Spanien I, 417-418.

Clermont-Tonnerre, iiber den St. Valery-Apfel I, 517.

der natilrlichen Zuchtwahl erkll.rt

I, 14.

Clima, Wirkung des - auf Hunde­ rassen I, 47; auf Pferde I, 64-65; auf Rind I, 114; auf das Vliess der Schafe I, 122; auf Weizensamen I, 394; auf cultivirte Kohlsorten I, 406; Anpassung des Maises an das

-,  I, 402.

Cli ma und Weide. Anpassung von Schafrassen au - , I 120.

C Ii m a und Boden, Wirkung beider auf Erdbeeren I, 448.

Cline, Mr., Uber den Scha.del bei gehornten und hornlosen Widdem II, 440.

Clos, iiber Unfruchtbarkeit bei Ra­

nnnculua ficaria II, 231.

Coate, Mr., iiber Inzucht bei Schwei· nen II, 162.

Coccus auf Apfelbaumen II, 307.

Co c h e ni11e . Insect, Bestandigkeit desselben II, 3141i Vorliebe des - fiir einen besonaeren Cactus II,

365. ·

Cochinchina-Htthner I 280, 310,

311, 322; Hinterhauptioch abge­ bildet I, 323; Durchschnitt des Schadels, Figur, I, 326; Halswirbel abgebildet I, 332.

Cochlearia armoracia II, 230.

Cocon 's von SeidenwO.rmern, Aban.

derungen bei den -,  I, 377.

Coelogeny_'! paca II, 204.

Co Ii n, Uberwiegen des J.1;sels 11ber das Pferd II, 89; tl.ber Kreuzzueht II, 129; iiber .A.nderung der Dill,t

II, 403.

Clapham, A Knospenvariation beim

Collinson, Peter, P:6.rsichbaum,d81'

 Weissdorn 1.. 482.

»Claquant« I, 171.

»Claquers. (Tauben) I, 193.

C1a r kj G. , iiber die wilden Hunde von uan de Nova I, 33; iiber ge­ streifte burmanische und japanesi­ sche Ponies I, 74; Ziegenrassen nach. Mauritius eingefilhrt I, 126; Abanderung in den Eutern der Zie­ gen I, 127; gespaltenes Scrotum der Muscat-Ziegenrasse I, 127.

Clark, H. J., Uber Theilung und Knospung II, 472.

Clarke, R. T., Kreuzung der Erd­

. beeren I, 445; Bastardirung des Levkojs I, 513-514; II, 123.

C1arks on, Mr. , Preiscultur der Stachelbeere I, 451.

Classification  durch  die Theorie

eine Nectarine erzeugt I, 429.

Columba affinia Blyth, ei.lie Va.rietll.t der C. livia I, 226.

 amaliae Brehm, eine Va.rie­

til.t der C. livia I, 226.

 guinea I, 225.

gymnocyclus Gray, eine Form

von f·. livia I, 227.

 gymnophthalmoa , Bastard& von - und C. oe s .I, 289; und C. maculoaa I, 289.

 intermedia Strickl., eine Va-

rietat der C. livia I, 228, 227.

 leucocephala I. 225; Il, 209.

 let1c0Rota I, 225, Ul.

 littoralia I, 225.

 livia II, 39, 52; Stammform der domesticirten Tauben. rassen I, 226; MaaasverhlUt-

 

[page break] Columba.     Register. Crataegus. 581

 

nisse der -, I, 166; Abbil­ dung I, 167; ScMdel abge­ bildet I, 202; Unterkiefer abgebildet I, 204; Schulter-

' blatt abgebildet I, 207.

Columl,a luctuo8a I, 225.

 migratoria und le11cocephala, verminderte Fruchtbarkeit derselben in der Gefangen­ echaft II, 209.

 oena., I, 225;  mit der ge­

meinen Taube gekreuzt und mit C. gymnophtalmo8 I, 239.

paluml>UB I, 138; II, 461.

 rupestris Ii 225, 227, 241.

 Schimperi 1, 227.

 torquatria: II, 461.

   htrricola I, 227. Columbia, Rind von -1 I,111. Co I um bus, iiber westind1sche Runde

I, 27.

C olumell a, itber italienische Scha­ ferhunde I, 29; iiber domesticirte Hiihner I, 286, 305; II, 271, 559;

iiber das Halten :von Enten I, 345; iiber Zuchtwahl des Saatkorns.. I, 397; iiber die Vortheile einer An­ derung des Bodens II, 195; iiber den Werth eingcborner Rassen II, 416.

Colza I, 407.

Compensation, Gesetz der -,  I,

341.

Compensation des Wachsthums II,

451.

Composite n),. gefiillte Bliithen der

, I, 465; 11, 226, 419.

Co·nce pt ion, friiher bei Alderney­ und Zetland-Kiihen als bei andern Rassen I, 109.   ·

Con.do r, sich in der Gefangenschaft fortpfl.anzend II, 206.

Confucius, iiber daR Ziichten von Kaninchen in China I, 129.

Conolly, Mr., Uber Angora-Ziegen

II, 482.

Constitution e lle Verschiedenhei­ ten bei Schafen I, 120; bei Varie­ tll.ten des Apfels I, 442; bei Pelar­ goniums I, 464 ; bei Georginen I, 472.

C o·n t ah esce n z II, 228.

Convolt,ulua hatatas II, 228. 410.

 tricolor . Knospenvaria­ tion bei · , I, 525.

Cooper, Mr.. Verede!ung der Ge­ miise durch Zuchtwahl II, 278.

Cooper, White erbliche Eigen­ thiimlichkeiten des Gesichts II, 11 ; Verbindung von Augenaffectionen mit denen anderer Systeme II, 434.

C or a 11e n , Knospenvariation bei - , I, 477; Nicht-Diffusion der Zell­ keimchen bei -, II, 498.

Corbie s. Boitard.

Cornea, erbliche Trubung der

II. 11.

CornttB maBcula , gelbfriichtige . II, 26.

Correlation II, 428; benachbarter Theile II, 425 ; einer Veranderung des ganzen -Korpers und einiger seiner Theile II, 425-426; homo­ loger Theile II, 426 - 488 ; uner­ klarliche -,     II, 488-44.!.i Ver­ mischung der - mit den vv irkun­ gen anderer Agentien II, 441-448. Correlation des Scbadels und der Beine bei Schweinen I, 92; der Hauer und Borsten bei Schweioen

I, 95; der Vielzahl der Horner und der Grobheit desVliesses bei Schafen 118-119; des Schnabels und der l''lisse bei Tauben I, 218, 214; zwischen den Nest-Dunen und der Farbe des Gefieders bei Tauben I, 240; der Veranderungen bei Seiden­ wiirmern I, 879; bei Pfl.anzen II, 292; beim Mais I, 408; bei Tauhen, I, 208-212, 270;  bei Hiihnern I,

841-842.

Corrientes, Zwergriod von -,  I,

111.

Corringham, Einfluss der Zucht­ wahl auf Schweine II, 266.

Corsica, Ponies von -,    I, 65.

»Cortbeck« (Taube) von Aldro0 vandi I, 258.

Corvus corone und C. cornia: , Ba­

starde von -,  II, 125.

Cor!fdalis, Bliithe von -,     II, 454.

 cava II, 177.

 solida , steril weon pelo­ risch II, 225.

tuherosa , durch Rtlck­ schlag pelorisch II, 76.

C'oryl11s avellana I, 458.

Cost a, A. iiber von-England ins Mittellandische Meer versetzte Mu­ scheln II 872.

 C o uv e  r o n c h u d a « I, 404.

Cracidae, Sterilitat der - in der Gefangenschaft II,- 210.

CrataeguB oa:yacantha I, 468, 482;

II, 24, 808, 341.

[page break] 582     Crataegus. Register. Cytisus.

 

Crataegus monogyna I, 463.

»   si6irica I, 463.

Craw fur d , J., malayische Katzen I, 58; Pferde im malayischen Archipel I 61; Pferde von Japan I, 66; Vorkommen von Streifen bei jungen Schweinen in Malacca I, 96· iiber eine bnrmanische behaarte Familie mit fehlerhaftem Gebiss II, 101, 433; japanesischer Ursprung der Bantams I, 284; Kampfhiihner der Philippinen I, 286; Bastarde von Gallus varius und dem Haushuhn I, 290; Domestication des Gallu,Y 6a11kiva I, 292; verwilderte Hiihner der Pellew-Inseln I, 294; Geschichte des Huhn's I, 304; Geschichte der Hausente I, 345; Domestica­ tion der Gans I, 358; cultivirte Pflanzen von Neu-Seeland I, 388; Fortpflanzung der zahmen Ele­ phanten in Ava II, 201; Sterilit!lt der Goura coronata in der Gefan­ genschaft II, 209; Ganse der Phi­ lippinen-Inseln IJ, 217.

 C rev e- co e u r . , eine franzosische Unterrasse von Hiihnern I, 283.

Crisp, Dr.J uber das Gehirn des Hasen unu Kaninchens I, 157.

Crocker, C. W., eigenthfimliche Form der Begonia frigitla I, 465; II, 224L Sterilitat des Ranuncullls ficaria 11, 231.

Crocus II, 222.

Crustaceen, langschwanzige, Ver­ schiedenheit in der Entwicklung_ derselben II, 483.

Crustaceum, ein, mit antennenahn­ licher Entwicklung des Augenstiels II, 513.

Crypt og am e Pflanzen,  Knospen­

 variation bei ihnen I, 491. Cuba, wilde Hnnde von -,     I, 33. Cucumis. momordica I, 458.

 sativa I, 457.

C11curbita, Zwergform, Correlation der

»Culbutants. (Tauben) I,  184.

Cu It u r der Pflanzen, Ursprung der­ selhen unter Wilden I, 384-386; Fruchtbarkeit durch - vergrllssert II, 147.

Cun ie r,  uber erbliche Nachtblind­

heit II, 12.

Curtis, Mr., Knospenvariation bei der Rose I, 488 .

Cu vier (F. und G.>, iiber Trachtig­ keitsdauer des Wolfes I, 36· Ge­ ruch des Schakals , ein Hinderniss seiner Domestication I , 37 ; Ver­ schiedenheiten des Schadels bei Hunden I , 42; aussere Charactere der Runde I, 43; Verlangerung des Darms bei Hausschweinen I, 92;

  402i    Fruchtbarkeit der haken­ sc nii.bhgen Ente. 844; Zahl der ·

:Finger II, 16; Bastard von Esel und Zebra II, 56; Fortpfl.anzung von Thieren im Jardin des Plantes II, 200; Sterilitii.t der Raubvogel in der Gefangenschaft II, 206 ; Leich­ tigkeit der Bastardbildung in der Gefangenschaft II, 215.

Cyano se , Affection der Finger bei

-,  II, 439.

Cyclamen, Knospenvariation bei -, I, 489.

Cyclopenbildung II, 450. Cynara carduncullts II, 45. Gynips fecundatrix II, 876. · Cynocephalus hamadryas II, 205. Cyprinus auratus I, 368-370. Cyrtanthus II 187.

Cyrtopodfom    180.

Cytisus Adami II 479; Knospen variation bei -,   497-502, 522; II, 49; Sii.mlinge von - I, 498; verschiedene Ansichten uber seinen Ursprung I, 499-502; Versuche iiber die Kreuzung des Cytisus purpureiis und lu6ttrnuin, um den

 zu erzeugen I, 500; seine Pro­ duction durch Mr. Adam I,  501;

 

 Blatter II, 437.

 maxima I, 454, 456, 457.

 moschata I, 454, 457.

 pepo I, 454, 456; II, 143;

Varietaten der -, I, 456; Verhaltniss der Gr!isse der Frfichte z. ihrerZahl II, 452.

Discussion uber den Ursprung I,

510. .

Cytis11s alpino-tabttrnum, Eichen und Pollen des-, I, 499; Ursprung dee

-,  I, 500.

Cytius alpinus I, 499.

 Cucurbitaceen I, 453-458; ver­ muthliche Kreuzung der -, I, 514; Naud i n 's Beobachtungen iiber Bas.tarde der - II, 232; Acclimati­ sation der -, II, 415.

Cytisus laburnum I, 487, 499, 500,

501, 510.

Cytisns pu1·p1treo-elongat11s, Eichen und Pollen des -, I, 499; Erseu­ gung des -, I, 500.

[page break] Cytisus.     Register. DeCandolle.     583

 

Cytiaua pu1·pureua I, 497, 498, 499,

500, 510.

Dachs, Fortpflanzung in der Ge- fangenschaft II, 203.     ·

Dachshund, aufeinem iigyptischen Monument I, 21; Kreuzungen des

- , II, 123.

Dahlbom, Wirkungen der Nahrung auf Hymenoptern II, 373.

Dalbret, Varietiiten des Weizens I, 3 .

Dalibert, Veranderungen in denGe­ riichen der Pflanzen II, 364.

Dally, Dr. , iiber Heirathen Bluts­ verwandter II, 163.

Daltonismus, erblich II, 12.

Damaras, Rinder der - , I, 110; II, 277, 279.

Damascener-Pflaume I, 438.

Damm wild, II, 136, 159.

Dan d o lo, Graf, iiber Seidenwiirmer I, 375.

Dani e11, Fruchtbarkeit englischer Runde in Sierra Leone II, 21,!3.

Danis che Kiicheuabfallhaufen,Uber­ reste von Hunden I, 22.

Dares t e, C., iiber den Schadel pol­ nischer Hiihner I, 324; iiber die Erzeugung monstriiser Hiihnchen II, 384; Coexistenz von Misbildun­ gen II, 438; Erzengung von Doppel­ misbildungen II, 448.

Darm, Verlangerung desselben bei Schweinen I, 92; relative Maasse der einzelnen Theile, bei Ziegen I , 127; Wirkungen veranderter Nahrung auf den -, II, 401.

Dar vill, Mr., Erblichkeiten guter Eigenschaften bei Pferden II, 14. Darwin, C., iiber l,epua magellani­

cua I, 139; iiber die wilde Kartof­ fel I, 414; Dimorpbismus bei Pri­ meln II, 28.

Dar win, Dr.;. Veredelung der Ge­ miise durch L.uchtwahl II, 273.

Darwin, Sir F., Wildheit gekreuz­ ter Schweine II, 59.

D' Ass o , monogyner Zustand des Weissdorns in Spanien I, 463.

Daayprocta aguti II 204.

Dattel-P alme, Yarietaten der -, II, 338; Wirkungen des Pollens der-auf l'hamae,·opa humilis I, 514.

Datura, II, 49; Variabilitil.t bei-,

II, 351-352.

Datura laevia u. atramonitlm, Riick­ schlag der Bastarde von - , I, 504.

JJatu,·a stramonium II, 88.

Daub enton..l. Abauderungen 1n der Zahl der z,itzen bei ·Hunden I, 44; Verhil.ltnisse des Darms bei wilden und domesticirten Katzen I, 60; II, 401.

Dau din,  iiber  weisse  Kaninchen

II, 306.

Davy, Dr., iiber Schafe in West­ indien I, 123.

Dawkins und Sandford, friihe Domestication des Boa longifrona in England I, 102 [s. auch Zusatze]. De b y, wilde Bastarde gemeiner und

Moschus-Enten II, 60.

DeCandolle, Alph., Zahl und Ur­ sprung cultivirter Pflanzen I , 382, 474 ; Gegenden, welche keine nutz­ baren Pflanzen ergeben haben I, 387 ; wilder Weizen I, 389; wilder Roggen und Hafer I, 390 ; Alter der Varietaten des Weizens I, 395; scheinbare Unwirksamkeit d. Zucht­ wahl beim Weizen I, 397i· Ursprung und Cultur des Maises , 399; II, 408 ; Farbe der Sa.men beim Mais I, 401; Varietaten und Ursprung des Kohls I, 406 , 407; Urspruug der Gartenerbse I , 408; iiber den Weinstock I, 417; II, 408; culti­ virte Species der Orangen-Gruppe I, 421; wahrscheinlicher chinesi­ scher Ursprung des Pfirsichs I, 424; iiber Pfirsiche und Nectarinen I, 428 431; Varietaten de Pfir­ sichs 432; Ursprung der Apri­ kose I, 434; Ursprung und_ Varie­ tiiten der Pflaume I, 436; Ursprung der Kirsche I, 439; Varietaten der Stachelbeere I, 449; Zuchtwahl bei Waldbaumen ausgeffihrt I, 459; wilde .pyramidenformigeEiche I, 460; dunkelblattrige Varietaten von Bau­ men I, 460; Verwandlung von Staub­ faden in Pistille beim Mohn I, 465; gefleckte Blatter I, 466; Erblichkeit weisser Hyacinthen I, 473; II, 27; Veranderung bei Eichen, die vom Alter abhangen, I, 497 ; Vererbung anomaler Charactere II, 26 ; Ab­ iinderung der Pflanzen in ihren Heimathlii.ndern II, 339; blii.tter­ abwerfende Strii.ucher werden in heissen Clime.ten immergriin II, 404; Alter der Pflanzenrassen II, 560.

DeCandolle, P.t monotypische Ge­ nera nicht variaoel II, 351 ; rela­ tive Entwicklung von Wurzel und

[page break] 584     Decaisne. Register. Dixon.

 

Samen bei Ruphunu11 sativu,Y II, 452.

De c!l is n e, tiber die Cultur der wil­ den Mohre I, 408; Varietii.ten der Birne I, 444; Kreuzung der Erd­ beere I, 445; Frucht des Apfel­ baumes I, 516; Sterilitii.t der J.,ysi­ machia nunmmlariti 230; zarte Varietli.t des Pfirsichs · I, 409.

Degeneration hochgeztlchteterRas­ sen durch Vernachlii.ssigung II, 817. DeJonghe, J., tlber Erdbeeren I, 447; II, 322; weichrindige Birne II, 807) tiber accumulative Abande­ rung 11, 346; Widerstand der Blti­

 then gegen Kalte II, 407. Delamer, E. S., fiber Kaninchen

I, 138; 188.

Delphinium ajacis II, 28. Delphinium consolida II, 28. Dendrocygnu viduata II, 212. Deodar I, 463.

Desmarest, Vertheilung weisser Farbe bei Hunden I, 36; Katzen vom Cap der guten Hoffnung I, 58; Katzen von Madagascar I, 58; Vor­ kommen·von gestreiften Jungen bei tfir\rischen Schweinen I 96; fran­ ziisische Rinderrassen  100; Hor­

ner bei Ziegen I, 127; fiber horn­ lose Ziegen II, 419.

De so r , E., fiber die anglo-sii.chsische Rasse in Nordamerika II, 367.

Desportes, Zahl der Rosenvarie­ taten I, 468.

Dev a y, Dr., eigenthfimlicher Fall von Albinismus II, 23·; liber die Heirathen von Geschwisterkindern II, 168·; tiber die Wirkungen naher Inzucht II, 193, 348.

D'Hervey-Saint-Denys, L., Ober

Dichogame Pfianzen II, 120. Dickson, liber das »Auslaufenc bei

Nelken I, 488: fiber die Farbe der Tulpen I, 495.

Dicotylea torquatua und. la6iat.u Il, 201.

Dieffenbach, Hund von Neu-Bee­ land I, 81; verwilderte Katzen in Neu-Seeland I, 59; Polydactylismus in Polynesien II, 18.    ·

Dielytra.. II, 77.

Diat, Anderung der -,  II, 402-

403. .

Di9itali11, Eigenschaften der - durch die Cultur afficirt II, 863; Gift der

-,  II, 499.

Dim or ph e Pfianzen II, 228· Bedin­ gungen der Repr.oduction bei sol­ chen II, 248 ·· 247.

Dimorphismus, wechselseitiger II,

120.

Dingo I, 31; Abll.nderung derFarbe beim - I, 34· Hiµbrasse von - versucht zu graben I, 84; ein weib. licher - zieht Ftichse an I, 88; Abll.nderung des - in der Gefan­ genschaft II, 847.

D io c ie der Erdbeeren I, 447. Divergenz, .Einfiuss der -  auf die

Erzeugung  von Taubenrassen  I,

272.

Dixon, E. S., tiber die Moschus. Ente I, 224; fiber verwilderte En­ ten I, 235; nber verwilderte Tau­ ben auf der Norfolk-Insel I, 235; Kreuzung der Tauben I, 237· Ur­ sprung des Haushuhns I, 285; kreu­ zung von Gallus ISonneratii . und dem gemeinen Huhn I,· 289; Vor­ kommen von Weiss an den jungen Htthnchen schwarzer Htihner I, 802;

den Ya-Mi oder Kaiser-Reis der Chiriesen II, 274.

D ho Ie, Fruchtbarkeit des - in der Gefangenschaft II, 203.

Diabetes, Vorkommen des - bei · drei Brlldern II, 22.

Dianthua, contabescirende  Pfianzen

von -;;.; II, 228, 224; Ba­

paduanisches Huhn von A I d r o- vand i, I, 306; Eigenthll!nlichkei­ ten der Eier bei Hfihnern I, 806; Kfichlein I, 808-309 ; spltte Ent­ wicklung des Schwanzes bei Cochin­ china-Hli.hnen I, 310; Kamm bei

.Lerchenkronenc-Htihnern I, 81-6;

Entwicklung von Bindeb.Auten an

[page break] stard- v arietll.ten von -, II, 853.

 armeria und deltoides, Ba- starde von -, II, 130.

 6ar6atua I, 488.

 caryophyllus I, 488.

 japonicu11, Contabescenz der weiblichen Organe bei

-,  II, 224.

· den Zehen bei polnischen Htl.hnern I, 321; tiber die Stimme der Htlh­ ner I, 321; Ursprung der Ente·1, 345; von den Riimern gehaltene Enten I, 845,.i Domestication· der Gans I,.858; 1:timserich hlLufigweiBS I 359; Truthuhnrassen I, 865; Brfiteinstinct bei Mischlingen Dicht sitzender Rassen von Htth!lern . Il,

 

Dobell.   Register. Eaton.    585

58; Widerwille der Haustaube, sich mit Liebhaberrassen zu paaren II, 137; Fruchtbarkeit der Gans II, 149; allgemeine SterilitAt der Ilokko­ Hi1hner in der Gefangenschaft II, 210; Fruchtbarkeit der Ganse in der Gefangenschaft II, 211; weisse Pfauen II 439. ·

D o belJ , H., Vererbung von Ano­

malien_ der Gliedmaassen II, 18; ausble1bender Ri1ckschlag auf eine Misbildung II, 48. ·  ·

D obrizhoffe r, Abscheu vor Incest bei den Abiponen II, 164.

Dog g e, in Sculptur auf einem assy­ rischen Monument I, 20; II, 560;

Tibetaner - , I, 44, 45; II, 369.

Dombrain,  H. H.,  ilber .Auricula

II, 457.

Domes ti eat ion, wesentliche Punkte bei der -, II, 530; ist Kreuzungen giinstig II, 145; Fruchtbarkeit durch -  vermehrt II, 147, 235,

240.

Donders,  erbliche  Hypermetropie

n, 10.

Dork in g-Hiihner I, 280,324; Schliis­ selbein abgebildet I, 333.

Dornen, Rnckverwandlung der

in Zweige bei Birnbaumen etc. II,

422.

Dotter, Ab!l.nderung desselben in den Eiern von Enten I, 349.

Doub Ieday, H., Cultur der Filbert­ Ananas-Erdbeere I, 448.

Douglas, J., Kreuzung weisser und schwarzer Kampfhlihner II, 122. Downing Mr., wilde Varietaten der

Hickory-Nuss I, 386; Pfirsiche und Nectarmen aus Samen I, 428; Ur­ sprung der Boston - Nectarine I, 428-429; amerikanische Varieta.ten des Pfirsichs I, 432; nordamerika­ nische Aprikose I, 435; Varietii.ten der Pflaume I, 436; Ursprung und Varietaten der Kirsche I, 440 ; Zwillingstraubenpipin I, 441; Varie­

.t!l.ten des Apfels I, 443; iiber Erd­ beeren I, 444, 447; Frucht der wil­ den Stachelbeere I, 451; Wirkung des Propfens auf den Samen II, 34-35: Krankheiten der Pflaui:nen­ und Pfirsichbaume II, 303; den Steinfrttchten in Amerika durch einen Rttsselkafer :i:ugefilgter Scha­ den II, 307; Propfreiser der Pflau­ men und des Pfirsichs II, 343; wilde Varietaten von Birnen II,

344; Varietll.ten ·von Fruchtb!l.umen, die verschiedenen Climaten zusagen II, 406.

Draba sylvestris II, 220.

Dragon, Taube, I, 172, 17 .

.Draijer«, (Taube) I, 193.

Dromedar, Zuchtwahl beim -,    IT,

275.

Dross e1, Reproduction des Laufs bei einer -, II, 20.

Druce, Mr., Inzncht bei Schweirien,

II, 161.

Dru ck , mechanischer, eine Ursache

. von Modificationen II, 453"-454.

Drttsen, com.pensatorisch1i Entwick­ lung von, II, 398.

DuChaillu, Fruchtbil.ume in West­ Africa l 385.

Duchesne, tlber li'ragaria vesca I,

445, 447. · ·

Dufour, Leon, iiber Cecidornyia und

Misocampus I, 6.

Dumeril, Aug.1 Fortpflanzung des Siredon im kiementragenden Zu- stand II, 504.  ,

»Dun« I, 70.

Diingung, Wirkung der - auf die Fruchtbarkeit der Pflanzen lli 220. Dureau de la Malle, ·verwi derte Schweine in·Luisiana II, 44i· ver­ wilderte Hilbner in Africa I , 44; Knospenvariation bci der Birne I, 481; Production von Maulthieren

bei den Ri>mern II, 145---146.

D11sicyon .,ylvestris I, 28.

Dutro che t, Pelorismus bei L bur- num II, 456.    ·

Du v a I , ·Wachsthum von Birnen in Waldern Frankreichs II, 344.

D nval-Jouv e, uber Leer1ia ory- v:.oides II, 121. ·

Duve r noy, Selbstimpotenz bei Li­

lium candidum II, 183.

D zi e r zon , Variabilitat in den.Cha­ racteren und der Lebensweise der Bienen I, 371.

Ear I e, Dr., ttber Farbenblindheit II,

95, 435.  .

Eaton, J. M., tlber Liebhaber-Tau­ ben I, 182, 189: Variabilitat des Characters bei Taubenrassen I, 199; Rllckschlag gekreuzter Tau­ ben auf die Farbung der Colum/Ja livia I, 245; ttber. Taubenzttchten

. I, 254, 266; llber . Burzeltauhen .I,

· 259 ; II, 322; Botentatiben I, 262; Wirkung der Inzucht bei Tauben

37 **

 Goosle

[page break] 586     Echinodermata. Register. Ente.

 

II, 167; Eigens"chaften der 'l'auben II, 265; Tod kurzstirniger Burzler im Ei II, 301; Archangel-Taube II, 318.

Echinodermata, Metagenesis bei den

-,  II, 482.

E ck z ah n e , Entwicklung der - bei Stuten II, 422-.

Ectopistea, specifischer Unterschied in der Zahl der Steuerfedern bei

-,  I, 196.

Ectopistea migratoriua, sterile Ba­ startle des - mit Tu1·h1r vulgaria I, 239.

Edentata, Correlation zwischen Haut und Zahnen bei den -, II, 434. Edgeworth, Mr.,  Anwendung von

Grassamen als Nahrung im Pend­ schab I, 385.

Edmonston, Dr., tl.ber den Magen von Larua a1·gentatt1a und dem Ra­ ben II, 401.

Edwards und Colin, iiber engli­ schen Weizen in Frankreich II, 408.

Edwards, W. Fr., Absorption der Minoritii.t bei gekreuzten Rassen II, 116.

E.d wards, W. W., Vorkommen von Streifen bei einem nahezu Vollblut­ Pferd I, 71; bei Fullen von Renn­ pferden I, 75.

Eh ren b.erg, vielfacher Ursprung des Hi;mdes I, 19; Runde von Unter-Agypten I, 30; Mumien von Felis maniculata I, 54.

E i be, pyramidenfBrmige -,  II, 320.

 irische, hiUt in Newyork aus II, 40.

 Traner-, I,459; Fortpfl.anzung derselben durch Samen II, 24.

Eich e, Traner-, I, 459 ; II, 24, 820; pyramidale - , I, 460; hessische

-, I, 461; lange beblii.tterte - . I, 461; Abii.nderung in der Dauer der Blatter I, 462; werthlos als Bau­ bolz am Cap II, 864; vom Alter abhl!.ngige Verl!.nderungen I, 497; Gallen- II, 874.

Eich en und Knospen, ihrer Natur nach identisch II, 474.

EichhBrnchen   meist in der Ge­ fangenschaft unfruchtbar II, 205.

Eich h Brnch en, fl.iegeude pfl.anzen sich in der Gefangenschaft fort II, 205.

Eide ch s en , Reproduction   des

Schwanzes bei -,     II,  890;  mit

einem- doppelten .Schwanze II, 449.

E i er , Character der Htl.hner- 11 S06; Abii.nderung der - bei Enten I, 849 ; des Seidenschmetterlings I, 375.

Eigenheiten,  Verer ung  von -,

II, 8, 517.

Ein bil dung, vermeintliche :Wir­ kung der - auf die Nachkommen II, 348.

E i nfB rm igk eit   -des Characters

durch Kreuzung erhalten II, llS-

119.

E in he it en des KBrpers, functionelle Unabhangigkeiten der -,   II, 484

-487. .

Einhufige Schweine I, 94111,.559. Einjl!.hrige Pfl.anzen, eltenheit von Knospenvariation _ bei solchen

I, 525.

Eisenzeit in-Europa, Runde der

-,  I, 22.

EI em en t,    mii.nnliches, mit - ,einer friihreifen Larve vergliohen - II, 504.

El e mente, functionelle Unabh,11.ngig­ keit der - des KBrpers II, 484- 487.

Elephant, Sterilitii.t in der-Gefan­ genschaft II, 201.

Elliot, Sir W., tl.ber gestreifte Pferde I, 73; indische Haus- und Wildschweine I, 84; Tauben von Cairo und Constautinopel I, 164; Pfauentauben I, 182; Lotan Burzel­ tauben I, 186; eine Taube, welche den Laut Yahn aussert I, -191; Gallua bankiva in Pegu, I, 292.

E ll is,  Mr. , Varietaten  cultiv.irter

Pfl.anzen in Tahiti II, 338.

Emberi11Sa paBB!!.rina II, 213.

Em bryone, Ahnlichkeit ·der -, I,

15; Verschmelzung der-,0, 447-

448.

Engel, iiber -l,aurua aaa fru II,

363-364.

England, Domestication von ·]Joa longifrona in - , I, 102; Zucht­ wahl von Pferden in - im Mi.ttel­ alter II, 272; Gesetze gegen· _das frtl.he Schlachten von Widdem II, 272.

Ent e, Moschus-, .Beihehaltung der bil.umenden Lebensweise I, 224; verwilderte Bastarde der - , I, 235.

[page break] Ent e.  Register. Eudes-D.  587

 

Ente, Pinguin., Bastard der - mit der agyptischen Gans II, 90.

Ent e, wilde, Schwierigkeit sie zu er­ ziehen II , 309; Wirkungen dAr Domestication auf die -, II, 369. Enten, Rassen der-, I, 343-345; Ursprung der -, I, 345; Geschichte der-I, 345; wilde-leicht gezahmt

I, 346-347; Fruchtharkeit der Rassen nach der Kreuzung I, 347 ; mit dem Gefieder der Anas bo11cha11 I, 348; malayische Pinguin- im Ge­ fieder identisch mit den englischen I, 348; Charactere der -Rassen I, 349-354; Eier I, 349; Wirkungen des Gebrauchs und Nichtgebrauchs bei -,     I, 354-357; verwilderte - in Norfolk I, 235 ; Vererbung des friihen Briitens bei den Aylesbury-, II, 34; durch Krenzungen hervor. gerufener Rftckschlag II, 53; Wild­ heit der halbzftchtigen wilden -, II, 60; Bastarde mit der Moschus­ ente II,         60-61; Annahme des mannlichen Gefieders II, 67; Kreu­ zung von Labrador- und Pinguin-, II, 129-130; vermehrte Frucht­ barkeit nach der Domestication II, 148; allgemeine Frnchtbarkeit der -       in der Gefangenschaft II, 211; Grossenzunahme durch sorg­ f'liltiges Zftchten II, 266; durch Domestication an den -    hervor­ gerufene Veranderungen II, 347.

En tspreche n des Alter, Vererbung in solchem II, 99-106.

Entwicklung und Metamorphose II, 509-511.

Entwicklung, embryonale -,  II,

481-484.

Entwickl ung s hem m ungen  II,

418-422.

Ephemeridae, Entwicklung der -, II,

481.

Epheu, Sterilitat des - im Norden von Europa II, 230.

Epidendrum cinnaharinum und E.

!llebra II, 180.

Epilepsie, erbliche II, 9, 104. Erblichkeit s. Vererbung. Erbsen I, 408-414; Ursprung der

-, I, 408; Varietaten der -, I, 409-412; in Schweizer Pfahlbauten gefunden I, 395, 399, 409; Frucht und Samen abgebildet I, 411; Be­ standigkeit der Varietaten I. 412; Kreuzung der Varietaten I, 413, 511; II, 173;  Wirkung der Kreu-

zung. auf die weiblichen Organe bei

-, I, 512; gefftllt blfihende -, II, 227; durchZuchtwahl beschleunigte Reife II, 269: durch Zuchtwahl ge­ bildete Varietaten II , 290; diinn. schalige - den Angriffen der Vogel ausgesetzt II, 307; Rftckschlag bei

- durch den endstandigen Samen in der Schote II, 458.

Erdbeeren I, 444-449; merkwfir­ dige Varietaten der -, I, 446-447; die Hautbois- diocisch I, 447; Zuchtwahl bei -, II, 268; Mehl­ thau bei -, I, 448; II, 304; wahr­ scheinliche weitere Modification bei

 -,  II, 322; Wirkungen des Bo­ dens auf gefl.eckte -,    II, 363.  .

Er d t, Erkrankung der weissen Theile bei Rindern II, 445.

Ericaceae, Haufigkeit der Contabes­ cenz bei den -, II, 223.

Erich thonius veredelte diePferde durch Zuchtwahl II, 270.

E r m an , ftber das fettsch wanzige kirgisische Schaf 1 122 ; II, 371; iiber die Hunde der Ostiaken II, 276.

E r n a h r u n g , Excess der - Ur­ sache der Variabilitat II, 339-340.

Erodium II, 77.

Erythrina criita-galli und E.  her­

 bacea, Bastarde von -, II, 351. Esche, Varietaten der -,    I, 458;

Traner-, I, 459; einfach .blii.ttrige

-,   1, 461; Knospenvariation der

-, I, 490· Wirkung eines Propf- reises auf den Stamm I, 507 ; Ent­ stehun!( der »Blotched readalbanec

-, I, 507; capricioses Uberliefern d. Trauerhabitus bei der -, II, 25.

E s eI , friihe Domestication der , I, 78; Rassen I, 78; geringe Grosse der -  in Indien I, 78; Streifen beim -         I, 79; II, 463; Wider­ willen Wasser zu iiberschreiten I, 224; Riickschlag beim -, IT, 55

-57, 62; Bastard.. mit Stute und Zebra II, 55-56; Uberwiegen des

-    iiber das Pferd II, 89 · Kreu­ zung mit dem wilden -, 276; Variation und Zuchtwahl des -, II, 314. ..

E skim o - Hunde , ihre Ahnlichkeit mit Wolfen I, 26; Zuchtwahl der­ selben II, 276,

Esquilant, Mr., uber die nackten Jungen granbrauner Tauben I, 211.

Eud e s-D e s1o ng champ ,  iiber

[page break] 588     E ule Register. Felis.

.Anhii.nge am Unterkiefer d. Sch weine F a I k e n , Sterilitii.t der -   in  der

1; 94.    . .  Gefangenschaft II, 206.

E u l e, in der. Gefangenschaft sich

 fortpflanzend IT, 207.

Eu lent aube I,1 3: Abbildung der africanischeu -; I, 184; schon 1735

bekannt I, 258.

Euonymu8 japonicu8 I, 491.

E u r op ais ch e Culturpflanzen noch in E_uropa wild I, 382.   .

Euter, En wicklung der -,  II, 399;

s. auch M1lchdrusen.

E v an.s, Mr., uber die Lotan Burzel­ taube I, 185..

Eve1y n, Pensees in seinem Garten gezogen I, 469.

Everest R., uber den Neufund­ lil.nder Hurid in Indien I, 45; II, 405; Degeneration der J agdhunde in Indie_n I, 47; indischer wilder Eber I, 84.

E y ton , Mr. , iiber Trachtigkeits­ dauer beim Hund I, 37 ; Varia­ bilitll,t in der Wirbelzahl beim Schwein I, 93; individuelle Sterili­

tat n, 218.

Paba vulgari, I, 414.

Fabre, Beobachtungen iiber Aegi­ lop8 triticoidea I, 389.

Fagus sylvatica II, 25.

Fairweather, Mr., Production ge­ fiillter Bliithen a. altem Samen II, 226. Fatv:o albidus, Annahme des Jugend­

.    gefieders in der Gefangenschaft

II, 213.

»·  oaaifragua II, 305.

»         aubbuteo, begattet sich in der Gefangenschaft II, 207.

» · tinnunculus, pflanzt sich in der

   · Gefangenschaft fort II, 207. Fa 1cone r, Dr., Sterilitil.t englis.!!her

Bulldoggen in Indien I, 47; Ahn­ lichkeit zwischen Sivatberium und Niata-Rind I, 112; Zucbtwahl der Seidenwfirmer in lndien I, 374 ; pyramidenf6rmige Apfelbii.ume in Calcutta I, 460; Reproduction eines uberzil.bligen Daumens nach der Am- putation II, 19; Fruchtbarkeit des Dhole in der Gefangenschaft II,

 203 ; Sterilitii.t des Tigers in der

Gefangenschaft II, 202; Frucht­ barkeit englischer Bunde in Indien

 II, 216;  Truthiihner in Delhi II,

 217 ; uber indische CultW"pfianzen II, 222; Tibetaner Dogge und Ziege II, 369.

F al kl and-Ins eln, Pferde der -·, I, 65, 77; verwilderte Schweine der -, I, 97; verwild ertes Rind der

- , I, 103, 107, 108; verwilderte Kaninchen der -, I, 1S9.

F a r be, Correlation der - bei Hun­ den I, 34-35; Bestii.ndigkeit der - bei Pferden I, 63; Vererbung und Verschiedenartigkeit der - bei Pferden I, 68; .Abii.nderung der - beim Esel I, 79; - des wildezt und verwilderten Rindes I, 106; Uber­ lieferung der - bei Kaninchen I, 133; Eigentbiimlichkeit der - bei Himalaya-Kaninchen I, 135; Ein­ fluss der -, II, 302-S03; Corre­ lation der - an Kopf und Glied­ maassen II, 429 ; in Correlation D1it constitutionellen Eigenth11mlichkei­ ten II, 443-446.

F ar b e und Geruch, Correlation bei­ der II, 430.

F a r b en,    zuweilen bei Kreuzungen nicht verschmolzen II, 122.

F a r b e n b li n d h ei t erblich II, 12 ; bei Mii.nner,n hii.ufiger als bei Frauen II, 95-96; in Verbindung mit Un­ fahigkeit, musikalische T<lne zu unterscheiden II, 435.    ·

F a r b u n g der Tauben , ein Beweis

der Einheit ihrer Abste.mmung I, 241-243.

Far n e, Reproduction abnormer For­ men der - durch Sporn I, 491 ; Nicht-Diffusion der Zellenkeimchen bei ibnen II 491.

F a roe r, Tauben der -,  I, 226.

F a s an , die Henne nimmt das mll.nn­ liche Gefieder an II, 67; Wildheit der Bastarde vom - mit dem Haus­ huhn II, 59 ; Ubergewicht des - uber das Huhn II 89 ; verminderte Fruchtbarkeit in der Gefangenschaft II, 209. .

Fas an en,  goldene und Lady Am­

herst's -,  I, 342

F asa n-Hiihner I, 302.   _ Faun en, geographische Verschie-

denheiten der - I 12.

 F avo uri te «, d. Buhe .-, I!J 85,156. Federbuschente·n I, 347, 350.

F ede r n , homologe Abanderung bei den -, II. 431.

F e lid a e, Fruchtbarkeit in der Ge­ fangenschaft II, 202.

Felis /Ju6a11te11 I, 54.  ·

[page break] Fe 1 is.     Register. Fox. 589

 

Felis cafra I, 55.

»    c.',ligulata I, 54.

cha1M I, 54, 55, 56.

 jubata II, 202.

»    lybica I, 55.

 maniculata I, 54.

 manut I, 56.

 or11ata I, 56.

 11ylve11tria I, 55.

 torquata l, 56.

Felstaube, Maasse der-, I, 166; Abbildung derselben I, 167.

Fen ch e1, italienischer, Varietat des­ selben I; 408.

F erg us on , muthmaasslich mehr­ facher Ursprung des Haushuhns I, 286; Kuchlein des schwarzen Kampfhuhns I, 302; relative Grosse der Huhnereier I, 307 ; Dotter der Kampfhuhneier I, 307; fruh­ zeitige Kampflust der Kampf­ hiihner I, 310; Stimme der malayi­ schen Hiihuer I, 321; Wirkungen der Inzucht auf Hiihner II, 165; Zuchtwahl bei Cochinchina-Hfihnern II, 263 ; iiber Moden beim Gefl.iigel II, 319.

Fernandez, iiber mexicanische Runde I, 27.

Featuca, Arten von -, durch Bulbilleu fortgepfl.anzt  229.

Feuchtigkeit, schadliche Einwir­ kung der - auf Pferde I, 66.

F e u er 1and er± deren Aberglaube wegen des odens von Wasser­ hiihnern I, 386; Zuchtwahl der Hunde bei ihnen II, 276; ihre Schatzung von Hunden und alten Weibern II, 286; ihre Fernsichtig­ keit II, 296.

F ich te, schottische, Acclimatisation der II, 411.

Fi Ii pp i , uber die Fortpflanzung kiementragender Tritonen I 504, Finger, uberzahlige - , l1, 75; Analogie solcher mit embryonalen Zustanden II, 21; Verschmelzung der -, II, 450; Wiederwachsen

nach Amputationen II, 18-19.

 See- in Siisswasser lebend II, 403; Doppelmisbildungen der -, II, 448. Fish, Mr., Vortheile einer Bodenver­ anderung fiir die Pfl.anzen II, 197. Fitch,  Mr.,  Bestandigkeit  einer

Erbsenvarietat I, 413.

Fi tzing er, Ursprung des Schafes I, 117; africanisches Mahnenschaf I, 120.

Fixirtheit der Charactere, Bedin, gungen derselb.en erortert II, 81

-84.

Flachs, in Schweizer Pfahlbauten gefuuden I, 396 ; climatische Ver­ schiedenheiten in den Prodncten des -, II, 364.

Flaschenkurbiss  I, 454.

F 1e ch ten, Unfruchtbarkeit der II, 231.

F leis ehlap pen,  rudimentare

bei manchen Hiihnern II, 418.

Fleischmann, iiber Kreuzung deutscher Schafe mit Merinos II, 117.

]'lorentiner Taube I, 175-178.

F1our en s, Kreuzung ,des Wolfs und Hundes I, 40; Ubergewicht des · Schakals iiber den Hund II, 89; Bastarde von Pferd und Esel II, 89 ; Fortpflanzung der Affen in Europa II, 205.  ·

F 1u ge 1, relative Lange bei ver­ schiedenen Taubenrassen I, 217- 219; Wirkung des Nichtgebrauchs auf die - bei Hiihnern I , 336- 338 ; Character und · Abanderung der -     bei Ente:a I, 354-355; Verminderung der Grosse bei.Vogeln kleiner Inseln I, 357.

F 1iige lfe d em;    Zahl der - bei Tauben I, 197; Variabilitat der - bei Htthnern I, 319-320.

Flunder II, 69.

F o1ey, Mr. , wilde Varietaten . der Birne II, 344.

Forbes, D., uber chilenische Scbafe I, 119; iiber die Pferde in Spanien, Chile und den Pampas I, 65. ·

Formica rufa II, 333.

I.   Fingerglieder,  Mangel  der  -,

Fortpflan:Zung, schnelle, dieZucht­

II, 95.

Finken, allgemeine Sterilitat der - in der Gefangenschaft II, 207.

»Finnikin« (Taube) I, 193. Finnochio I, 408.

Fi s eh e, Regeneration von Flossen­ theilen II, 21 ; 'Variabilitat der - , wenn in Behaltern gehalten II, 342;

wahl begiinstigend II, 313.

F o rt s c h r i t t in der Stufenleiter der Organisation I, 9.   .    . ·

F o r tun e , R. , Sterilitat der Batate in China II,     228 ;  Entwicklung

achselstandiger Bulbillen beim Yam II, 229.

Fox, s.Bevan, Rassen der Birne I, 370.

[page break] 590     Fox. Register. Gallesio.

 

Fox, W. Darwin , Trachtigkeits­ dauer des Hundes I, 37; »Neger«­ Katzen I, 58 ; Riickschlag der Schafe in der Fii.rbimg II, 40; Trii.chtigkeitsdauer beim Schwein I, 93; Junge der Himalaya-Kaninchen I, 135; Kreuzung wilder und dome­ sticirter Truth11hner I, 364; Riick­ schlag bei gekreuzten Moschusenten II, 53; freiwillige Scheidung der Varietaten bei Gansen II , 137; Wirkungen naher Inzucht auf Blut­ hunde II, 160; Taubheit weisser Katzen mit blauen Augen II, 435.

Fragaria chiloenaia I, 444, 445.

»    cotlina I, 445, 447.

 dioica von Duchesne I, 447.

»    elatior I, 445.

»    grandi/lora I, 444, 445.

»    vesca l, 444, 445.

»    virginiana I, 444, 445.

Fraxinus eJJcetsior I, 458, 461, 490;

II, 25.

 lentiscifoliti II, 25.

Frettchen II, 148, 203, 275 (Wiesel).

Frie sland, Rind, wahrscheinlich von Boa pt·imigenius abstammend I, 101.

»Frillback« (Taube) I, 192; Indi­ scher -, I, 189.

Ft·ingilla ciris II, 207.

»   spinua II, 207.

Frosch, Polydactylismus beim -, II, 18.

Fruchtbarkeit, verschiedeneGrade der - beim Schaf I, 122; unbe­ grenzte gegenseitige - bei Tauben­ rassen I, 237-239; vergleichsweise

- der Mischlinge und Bastarde II, 132-133, 241-243; Einfluss der Ernii.hrung auf die-, II,147; ver­ minderte - durch nahe luzucht II, 156, 236; reducirte - des wilden Chillingham-Rindes II, 158; - do­ mesticirter Varietaten bei der Kreu­ zung II, 254; - durch Domestica­ tion vermehrt II, 235.

Fruchtbii.ume, Varietaten der -,

 wild vorkommende -, 385-386. F rii cht e , samenlose - , II.227.

F rii h re if e hochveredelter Rassen II, 426.

Fry, Mr., ilber fruchtbare Katzen­ bastarde I, 55; ilber verwilderte Hubner auf Ascension I, 294.

F u chs , Sterilitii.t desselben in der Gefangenschaft II, 203.

Fuchshunde I, 51; II, 160.

Fuch8iae, Ursprung der -, .I, 464; Knospenvariation bei _:, I, 489.

Ful'haia coccinea und fulg_en11, bei Kreuzung producirter Zwillings­ samen I, 502.

Fungi, parasitische II1 378.

l<'urcula s. Schfisselbem.

F ii s s e, individuelle Verschiedenheiten der - bei Tauben I, 198; Corre­ lation ausserer Charactere in den

-n, I, 211-212; Wirkungen des Nichtgebrauchs auf die - bei Hfih­ nern I, 336-340; Charactere und Variationen der - bei Enten I, 354 -356; Verschmelzung der -,

II, 450.  .

F ii s s e und Schnabel , Correlation beider bei Tauben I, 212-216.

Gabelbein s. Schlfisselbein. Galapagos. Archipel,     eigenthfim­

liche Fauna und Flora I, 11.

Galeobdolon luteum , Pelorismus bei

-,  II, 78, 455.     .

Gallen II, 374-378.  .

Gallen - ii.hnliche Auswiichse nicht vererbt II, 31.

Gallmiicken II, 375. . Ga 11in ace en, beschrankte Verbrei­

tung der grosseren F'ormen der -, I, 293-294; allgemeine Frucht­ barkeit in der Gefangensch&ft II, 209.

Gallinula chloropua I, 358; II, 211.

»    11eaiotia I, 357.

Galton1 Mr., Vorliebe der Wililen fiir Zii.nmen der Thiere I, 2 ; II, 216 ; Rinder von Benguela. I, 110;

iiber erbliches Talent II, 8.

Ga11es i o , Species der Orangen­ gruppe I, 421,,_ 422, 423;. Verbastar­ dirung der urangen I, 422-428; Bestii.ndigkeit der Rassen des Pfir­ sichs I, 427; gemuthmaasster spe­ cifischer Unterschied zwischen Pfir­

sich  und Nectarine  I,  428; Biz­

zaria-Orange I , 503 ; Kreuzw:ig rother und weisser Nelken I, .!SOI>; Kreuzung der Orange und Limone I, 514; II, 480; Wirkung fre en Pollens auf den Mais I, 51  epon­

tane Kreuzung der Orangen u, 120;

Monstrositaten. als Ursachen der Unfruchtbarkeit bei Pfl.anzen 224; Samenproduction von gew6hn­ lich samenlosen Frfichten II, 7; Unfruchtbarkeit des Zuokerrohra.

 

[page break] Gallus. Register. Gl!.rtner. 591

 

II, 228; Neigung mannlicher Bltt­ then geftlllt zu werderi II, 232 ; Wirkung der Zuchtwahl auf die VergrOsserung der Frttchte etc. II, 289 ; Variationen des OranF:ebaums in Norditalien II, 339; Naturali­ sation der Orange in ltalien II, 409.

Gallus aeneua, ein Bastard von G. variua und dem Haushuhn I, 290.

 bankiva, wahrscheinliche Ur­ sprungsform des Haushuhns I, 288, 293-296, 303; dem Kampfhuhn am nA.chsten I, 279 ; Kreuzung mit G. Sonne­ ralii I, 289; seine Charactere und Lebensweise I, 290-293_;

_II, 145; Verschiedenheiten verschieaener Hiihnerrassen vom --, I, 321 ; Hinterhaupts­ loch ahgebildet I, 323; Schll.­ del abgebildet I, 325; Halswir­ bel abgebi!det I, 332; Schltts­ selbein abgebildet I , 333; Rttckschlag auf den - bei gekreuzten Htthnern II, 51, 53 ; Bastard von - mit G. variua I, 290; II, 53; Zahl der Eier bei -, II, .148.

 ferrugineua I, 279.

 furcatua I, 290.

 giganle11a I, 290.

» :Sonneralii, Character und Lebensweise I, 288; Bastarde von -, I, 289; II, 60.

 Stanleyi I, 289; Bastarde von

-,  I, 290.

 Temminckii, wabrscheinlich ein Bastard I, 290.

 variua, Character und Lebens­ weise I, 290 ; Bastarde und wahrscheinliche Bastarde von

-,  I; 290.

Ga m bier , Lord , seine frlihe Cultur von Penslles, I, ,469.

Gang, Vererbung v.on Eigenthfim­ Iichkeiten des -     II, 7.

Gans, frtthe Domestication der -, I, 358; in Rom der Juno gebeiligt I, 358; Unbeugsamkeit der Organi­ sation I, 359; Schadel bei den mit

. Federbusch versehenen durchbohrt I 359 ; Charactere der Rassen und

, Unterrassen I, 360; Varietl!.t der

-    von Sebastopol 12 361 ; II, 513;

in La Plata verwildert  I,  235;

Bastard der agyptischen - mit der Pinguinente II, 90; spontane Schei-

dung der Varietaten II, 137; durch Domestication vermehrte Frucht­ barkeit II, 149; verminderte Frucht­ barkeit in Bogota II, 217; Sterili­ tat der - auf den Philippinen II. 217; Zuchtwahl der -, II, 273; Vorliebe der Romer fttr die Leber der weissen -- , II, 280 ; Bestandig­ keit des Characters II, 336 ; Ver­ l!.nderung der Brutzeit bei der l!.gyp­ tischen II, 404.

Gl!.nse (Anseres], allgemeineFrucht­ rarkeit der -  in Gefangcnschaft II, 211.

G li.ns ebl ii mch en, .hen and chi­ cken«, I, 465; Swan-River II, 345. Garcilazo de la Vega, jl!.hrliche Jagden der peruvianischen Inca's

II, 277.

Garnett. Mr., Wanderlust der hy­ briden Enten II, 60.

Garrod, Dr., Uber erbliche Gicht II, 9.

Gartennelken,   Knospenvariation

bei - , I, 488; Variabilitl!.t der­ selb.en I, 472; gestreifte - durch Kreuzung rother und weisser her­ vorgebracht I, 505; Wirkungen der Lebensbedingungen auf - , II, 361.

Gartner, ttber Fruchtbarkeit der Bastarde I, 237; II, 183; durch Kreuzung erlangte Sterilitl!.t von Pfl.anzenvarietll.ten I, 455; Sterilitll.t umgepfl.anzter Pfl.anzen und des Hollunders in Deutschland II, 221 ; wechselseitige Sterilitat der blauen und rothen BlUthen der Anagallia

ll, 255; vermeintliche Regeln der

Uberlieferung bei der Kreuzung von Pfl.anzen II, 90; ttber das Kreu­ zen vonPflanzen II, 130, 169kl74, 175, 176; Uber wiederholte reu­ zungen II, 353; Absorption e/ner Species durch die andere nach der Kreuzung II, 117; Kreuzung von Varietli.ten der Erbse I, 511; Kreu­ zung des Mais II, 138; Kreuzung von Arten .von Verbaacum II, 124, 189;; Riicks()hl bei Baatarden II, 47, 65; bei Cereua I, 504; bei Tro­ p_aeolum maj11a und 111if111a I, 504; Variabilitl!.t der Bastarde II, 350 ; variable Bastarde von·einer variab­ len Pfl.anze II, 857; Variire:n nach Propfung beim Oleander I, 507; Propfbybrid durcb Inoculation beim Wein erzeugt I, 508; Wirkung der

[page break] 592     G11111parini.  Register.     Geoffroy.

Propfreiser auf den Stamm I, 507, II, 368; Neigung hybrider Pflanzen gefUllte BlUthen zu produciren II, 232; Hervorbringung vollkommener J!'rUchte von sterilen Bastarden IJ, 232; sexuelle Wahlverwandtschaft II, 242; Selbst-Impotenz bei 1,ohelia, Verbascum, Li.lium und l'a,,si/1,or·a II, 183-184; Uber die Wirkung des Pollens II, 144-; Befruchtung der Malven I, 518·; II, 478; -0-ber­ wiegen des ollens II, 251; Uber­ gewicht der Uberlieferung bei Arten von Nicotiana. II, 88; Knospen­ variation bei Pelargonittm !.ZOnale I, 483 ; be_i Oenothera 6ienni., I, 489; bei Achillea millefolium I. 525; Wirkung der DUngung auf die Fruchtbarkeit derPflanzen, II, 220; iiber Contabescenz !l, 223-224; Vererbung der Plast1citll.t II, 320· Villositll.t der Pflanzen II, 368. '

Ga s_p a ri n i, eine Gattung Kurbisse arif Narbenmerkmale gegrUndet I, 456.

Gaud ich au d, Knospenvaria.tion bei der Birne I,  481 ; Apfelbaum mit

·zwei-Sorten ,on Friichten an einem

·Zweig·I, 505.·  ·

G audr y, anomale Structur am Ftiss der Pferde I, ·62.

Gaumenspal te, Vererbung der -,

II, 32.

G ay , iibe'r Fragaria grancli/T,ora J, 445; Uber Viola lutea und trico­ lor I, 470; uber das Nectarium von Viola grandi/T,ora I, 471.

G·ayal, Domestication des -  I, 103.

Gayot s. Moll.

Ge bis s, Variation desselben bei Pferden I, 62.

Gebrauch und Nichtgebrauch der Theile,· Wirkung Il, 392-397, 465:. 466, 547; bei Kaninchen I,

153-159; bei Enten I, 354-357.

Geburt, schwere -    erblich II, 9. Gefangenschaft, Wirkung der -

auf den Hahn II, 68.  ·

Gefieder, vererbte Eigenth(lmlich­ keit im - bei Tauben I, 199; ge­ schlechtliche EigenthUmlichkeiten im - bei HUhnern I, 311-318.

Geflecktsein  von  Blnthen  und

26. FrUchten I,  515; des Laubes I,

491; II, 226-227.

G-egeo bau r,  liber die Zahl. der

Finger II, 17.

Ge hi r n ,    GrossMverh!Utoisse   bei

 Hasen und Kaninchen I, 154-159..

G eh orn te Hubner I, 283; Schldel

abgebildet I, 329.   ·    '

G e1bes Fieber in Mexico II, 566.

GemUse, cultivirtes, Rttckschla.gbei

solchem II, 41j Cultur:europliechen

- in Indien 11, 228.

Gene.rationswechsel  II,  475,

482, 511.

Genetta, Fruchtbarkeit in der Gefan-

genschaft II, 203.

Genie, Vererbung des-, II,8.

Gentiana amarella U, 227.

Geoffroy St. Hilaire Erzeugung monstroser HUhnchen 383; >loi de I'affinite de soi pour soic II, 447; Compensation des Wachsthums II, 451.     ·

Geoffroy St. Hilaire, Ieid., Ursprung des Hundes I, 19; Bellen eines Schakals I; SS; Trll.chtigkeits­ dauer und Geruch des Schaka.ls. I, 87; Anomalien im Gebiss des Hun­ des I, 48; Abll.nderungen .in den Korperverhll.ltnissen der Runde I, 43; mit Schwimmhll.uten versehene Fiisse der NeufundU!.nder Runde I , 49 ; Kreuzung von Haus- und Wildkatzen I , 55; Domestication des Arni I, 103i muthma.assliche Einfiihrung des Rmdes nach Europa vom Orient aus I, 103; Fehlen der Klauendrllsen bei Schafen I, 119; Ursprung der Ziege I, 126; ver­ wilderte Ganse I , 235 ; frtthe Ge­ schichte des Huhns I, 304; Schli.del des polnischen Huhns I, 824; Vor­ liebe · der Romer fur die Leber weisser Gll.nse I, 361; Polydacty­ lismus II, 16; Annahme mlnnlicher Charactere seitens weiblicher VOgel II, 67 ; llberzll.hlige Brustdrtlsen bei Frauen II, 74; Entwicklung eines iissels bei Schweinen ll, 75; Uberlieferung und Verschmebuilg der Charactere bei Bastarden II, 125; Verweigerung der Thiere, sich in der Gefangenschaft fortzupflanzen II, 199 ; Uber das Meerschweiilchen II, 204; Seidenwttrmer, die weisse Cocons erzeugen II, 267 . 111,er den Karpfen II, 313; llber HelillfJ laolea II, 372; llber Monstrosita.ten- II,

G efiill te Bliithen II, 225-226, 231;   335;     Verletzung des·-. Embryo

durch Zuchtwahl erzeugt II, 268.    eine Ursache von- MoDBtroeitlten

[page break] Geographische.    Register. Gisburne.     593

 

II, 355-356; Veril.nderung des Haarkleides bei Pferden in Kohlen­ bergwerken II, 369; Lange des Darmcanals bei wilden und zahmen Tbieren II, 402; Vererbung rudi­ menti!.rer Gliedmaassen beim Runde II, 418; Correlation bei Monstrosi­ taten II, 425; fiberzi!.hlige Finger beim Menschen II, 427; Coexistenz vonAnomalien II, 438; Verschmel­ zung homologer Theile II , 450 ; Variabilitat vielfacher und homo­ loger Theile II, 451 ; Anwesenheit von Haaren und Zi!.hnen in Ovarial­ geschwiilsten II, 486; Entwicklung von Zahnen im Gaumen bei Pfer­ den II, 513.

Geographische Difl'erenzen     der Faunen, I, 12.

Geologische Aufeinanderfolge der Organismen I, 13.

Georgine I, 471-472;  II, 196i Knospenvariation durch Knollen be1 der -,   I, 494; Veredlung der - durch Zuchtwahl II, 288; Fort­ schritte in der Cultur der - , II, 345; Wirkung der Lebensbedin­ gungen auf die -, II, 362; Corre­ lation der Form und Farbe II, 438.

Geranium II, 77.

»    phaeum und pyrenaicum

II, 341.

»    praten8e I, 484.

Gerard, angebliche climatische Ver­ l!.nderung der Burgunder Bienen I, 370.

Ge ra rde, 1iber Varietiiten der Hya­ cinthe I, 478.

Gerste, wilde-, I, 390; der Pfahl­ bauten I, 395; alte Varietil.t der

-, ·n, 560.

Gerstil.cker, O.ber Bienen I, 372.

G e r uchiiCorrelation zwischen - und Farbe   , 480.

GervaJs, Ursprung des Hundes I,

Geschecktsein bei Pferden, Eseln und Bastarden I, 69.

Ge scble c h t, secundare Charactere des - latent II, 67--69; Einfluss des - der Eltern auf Bastarde II, 353.

Ge schl eehtlic he Beschri!.nkung· der Vererbung II, 94-99. .

G es eh lee h tlic he Eigenthfimlich­ keiten, durch Domestication bei Scbafen veranlassq, 119; beiHilh­ nernl, 311-318; Ubertragung der­ selben I, 316-318.

Ge s eh wO.lste, Ovarial-, Vorkommeu von Haaren und Zahnen in solchen II, 486; Ursprung polypoider -, JI, 501.

Gesicht, erbliche Eigenthilmlich­ keiten des -, II, 10-12; bei Amphibien II, 296-297; Abi!.nde­ rung des -, II, 399; Affection der

-sorgane in Correlation mit ande­ ren Eigenthilmlichkeiten II, 434- 435.

Gesten, Vererbung von Elgenthtlm­ keiten in -, II, 7.

Gewebe, Affinitat der - fo.r spe­ cielle organische Substanzen TI, 499.

Gewohnheit, Einfluss der - bei der Acclimatisation II, 418-417. Gewohnheiten, Vererbung von-, II, 517. ·     ·    .

» G ho on doo ks «, eine Unterra.sse der Hfihner I, 283.  .

Ghor-Kuhr, II, 56.

Gicht, Vererbung der -, II, 9; Periode des Auftretens II, 102.

Giles;. Mr., Wirkung derKreuzzucht auf ;::;chweine I, 521.

Gimpel brfitet in der Gefa.ngenscha.ft II, 207; greift Blilthenknospen a.n II, 308.

Gira.ff e , Coordina.tion · des Balies

der - , II, 294.

Girard  Periode des  Erscheinens

20 Ahnlichkeit zwischen Hunden uno Schakalen I, 30; Zahmung des Schakals I , 32; Zahl der Zi!.hne bei Hunden I, 43; Rassen der Runde ·I, 45; 1iber tertiare Pferde I, 64; biblische Erwi!.hnungen der Pferde I, 68; Species von 01Ji8 I, 117; wilde und domesticirte Kanin­ chen I, 128; Kaninchen vom Berg Sinai und Algerien 180; ohrlose Kaninchen I, 134 · .tSatrachier mit verdoppelten Gliedmaassen II, 512.

DARW1111 Varllren II.

der bieibenden Zihne bei Hunden I, 48.

Girou deBuza.reinguesJ..Vererb ng von Eigenheiten IT, 7-tl; Erblich­ keit beim Pferde II, 13; Rilcks-l)hlag beim Rind iw Alter II, 51· Uber­ gewicht der Uberlieferung des Cha.­ racters bei Scha.f und Rind II,·86; O.ber das Kreuzen von Melonen ·II, 143.

Gisburne, wildes Rind. von ---; I,

106.

 

[page break] 594     Gladiolus. Register. Go·ura.

 

Gladioltta I, 464; Selbst-Impotenz der Bastarde von -,  11, 177-

178.

 cofoillii, '.Knospenvariation bei -, I, 489.

Glastonbury, Weissdorn I, 468. G le nn y, Mr., ilber Cineraria II;

268. .

Gliedmaassen,  Regeneration  der

-,  II, 494-495.

Gliedmaasseri und Kopf, correla­ tive Abii.nderung von -, II, 428.

Gloe.de, ilber Erdbeeren I, 447. G1o g er, .ilber die Fliigel der Enten

II, 896.

»Glouglou«-Taube, I, 190.

Gloxinia, pelorische - , I, 46.5; II, 225.

Gmelin, ilber rothe Katzen in To­ bolsk I, 59.

Godine, ilber einen bockii.hulichen Widder II, 86.

Go dro n, Geruch der haarlosen tiirki­ schen Hunde I, 87; Verschiedenhei­ ten im Schadel der Hunde I , 42; Zunahme der Pferderassen I, 68; Kreuzung von domesticirten und wilden Schweinen I, 84; ilber Zie­ gen I, 126; Farbe der Haut bei Hilhnern I, 819; Bienen von Nord­ und Sfid-Frankreich I, 870; Ein­ filhrung des Seidenwurms in Europa I, 874; Variabilitii.t des Seiden­ wurms I, 879; angenommene Arten von Weizen I, 889-891; iiber Aegilopa triticoidea I, 890; variab­ les Vorhandensein von Grannen bei Grli.sern I, 891; Farbe des Mais­ samens I, 401 ; Einheit des Cha­ racters bei den Kohlsorten I, 404; Wirkung der Wii.rme und Feuchtig­ keit auf Kohlsorten I, 406; ilber die cultivirten Species von Braaaica I, 407; wilde Weinsorten inSpanien 11 418; iiber das Ziehen von Pfir­

s1chen a.us Samen I, 428; vermeint­

liche specifische Verschiedenheit zwischen Pfirsich und Nectarine I, 428; Nectarine, die Pfirsiche hervorbringt I, 480; iiber die Blii­ the der Corydalia II , 454· Ur­ sprung und Varietii.ten der Pflaume I, 486· Ursprung der Kirsche I, 489 b. Rilckschlag einfachblli.ttriger Erd eeren I ,  447 ;  ffinfblli.ttrige

· Varietli.t von Fragaria collina I,

Varietiiten der Bobinin I, 460· Be­ stii.ndigkeit der einblii.ttrigen Esche 461; Nichtvererbung gewisser

v erstilmmelungen II, 80-81· wikle

Riiberi, Ml.)hren und Selery             44; Vortheil einer Bodenll.nderu-ng fttr Pfianzen II ·· 195; Fruchtbarkeit pelorischer Bl1ithen von Corydalis aolida II, 225 , ·same,nerzeugung ge­ wl.)hnlich samenloser Fr1ichte II, 227; sexuelle Sterilitii.t von dUl'Ch Knospen fortgepfianztenPflanzen IT, 229; · .Zunahme von Zucker in der Bete· II , 26 ; Wirkungen der Zuchtwahl anf Vergrl.)sserung be­ sonderer Pfianzentheile Il, 289; Wachsthum des Kohls unter. den Tropen Il, 867; Widerwille der Ma.use .gegen bittere Mandeln II, 808 - 809 ; lj:infiuss der Marsoh­ weiden auf das Vliess der Schafe II, 869; iiber· die Ohren der alten ii.gyptischen Schweine II,     400; Correlation zwischen Farbe und Geruch II, 480; .primitive Ver: schiedenheit der Species II, 542; einhufige Schweine. II, 559.        ·

Goethe, iiber· Compensation    des Wachsthums II, 451.

Goldfische I, 868-470; II, 813. G o ma r a ,  iiber sildamerikanische

Katzen I, _58.

Gongora, Zahl der Samen in der -, II, 498. .

Gl.)ppert·, uber monstrl.)s'enMQh,n IT,

225. ·

Gordon,, iiber die Rounc val-.lj:rbse I, 409; ilber·Zuckererbsen: I, 410; ilber die Za,hl der Erbsen in. jed, i; Schote I. 411. . ·

G os se 1,. P .. H: , verwildert  unde von J ama1cp, ·I, 84;   v:er Schweine von Jamafca. I,. 9,6-9ij; verwilderte Kaninchen v.an J&m,aii.ca I, 188; iiber Colurnbq_ le14coeefJM"" I, 225; ver:wilderte Perlhjihn9,::_, in J am_aica   285; Repro4uctj.on, indi­ vid,ueller .iiiigenthilmlichkeilen.du.roh

Knospung bei einer Cor!l,11    477i

Hii.uflgk,eit gestreift r Bej,w be1 Maulthieren II, 55.

Gould, Dr., tiber erbliche. Blutung

II, 9.

Gould, John, -Urspru,ng des Tl'llt­ huhns I, 864.

447; vermeintliche Unverli.nderlich­ Goura coronata 1lllJl Viotoriae., Ba­

keit specifischerCharactere I, 456; starde von I, 289 ; II, 209.

[page break] G raba. Register. Hallam.·  595

 

Grab a, .iiber. die Tauben der Faroer I, 226.

Grannen beim Weizen I, 391.

G rii.s e r, Samen von -i vo,n Wilden als Nahrung benutzt · , 888.

Graubraune Pferde, Ursprung der

-,  I, 74.

Grauer Staar erblich II, 11, 105. Grau we rden,     erblich zu ent­

 sprechenden Lebensaltern II, 101. Gray, Asa, vorziiglicbe :wilde Varie­ taten v<in Fruchtbii.umen I, 886; cultivirte eingeb<;>rne Pflanzen von Nordamerica I, 888, 454; dasNicht­ Abandern der Unkrauter I, 896; muthmaasslich spontane. Kreuzung von Melonen I, 514; vorausgeordnete Variation II, 568; Nachkommen der bespelzten Fonn von Mais I, 400; wilde Zwischenformen der

Erdbeere I, 446.

Gray, G. R., Cotu1116a gyninocyctua

I, 227.   .

Gray, J. E., iiber Sua plicicepa I, 87; uber eine Varietlit des Gold­ fisches I, 869-370; Bastarde zwi­ schen Esel und Zebra II, 56 - 57; uber die Fortpflanzung der Thiere in Knowsley II., .200; iiber die Fort­ pfl.anzung von Vogeln in der Ge­ fangenschaft II, 214.

Greene, J.R., ilber dieEntwicklung der Echinodermen II, 482.

Green how, Mr., Uber einen canadi­

. schen Hund mit Schwimmfiissen I, 49.

Greening, Mr., Versuche an Abra­

.    a:ua groaaulariata II, 372.

G re nze der Abanderung II, 545. Grey, Sir George, Erhaltung samen­

tragender Pfianzen Seitens der au­ straliscMn Wilden I, 886; Ver­ abscheuung des Incestes bei austra­ lischen Wilden II, 164,

Grieve, Mr., ilber frilhblUhende Georginen I, 472.

Gris or, Mr., Acclimatisation der schottischen Fichte II, 411.

Groom-Napier, C. 0., _ ilber die Schwimmhaute der Fttsse des Otter­ hundes I, 50.

Grosse, Verschiedenheit der - ein Hinderniss der Kreuzung II, 134.

- Gr os s es - gorges « (Tauben) I, 169.

Gron land, uber Bastarde von .?egi­

 lop11 und Weizen II, 146. Grunkohl I, 404.

Grua montigreaia, cinerea und anti- gone II, 211.  .

Guanacos, Zuchtwahl  der -,    II,

277.

Guelderlii.nder HiihiJ.er I,  284.

Guiana, Zuchtwahl der Hunde bei den Indianern von- -, II. 276.

G iil den s t ii,d t , iiber den Schakal 1,-30.

Gulo, Sterilitlit d(;ls - in der Gefan­ genschaft II, 204.

G il n.t h er , A.i Uber Federbuschenten und -gll.nse , 341; ilber Regene­ ration verlorener Theile bei :Ba­ trachiern II, 21. .

Gurke n , Abii.nderung in der Zahl der Carpelle bei -t, I, 456-457; vermeintliche Kreuzung der Varie­ taten der I, 514.

Gurney, Mr., Eulen sich in der Gefangenschaft fortpflanzend II, 207; Auftreten· schwarzschultriger unter gemeinen Pfauen I, 362.

Haar, imGesicht, Vere.rbung solches beim Menschen II , 5; eine eigen­ thilmliche Locke vererbt II, 7; Wachsthum des - bei Hautreizen II.', 432; hom·ologe Variation des

-,   II, 480; Entwicklung von - in den Ohren und innerhalb des Gehirns II, 513; Correlation von - und Zahnen II, 432. .

Haarige_ Familie,· entsprechende Periode der Vererbung bei ihr II, 101.

Hackel, ilber Zellen II, 486; iiber die doppelte Fortpflanzung beiMe­ dusen·II, 504; ilber.Erblichkeit JI, 520.

Hafer, wilder-, I, 390; in den Schweizer Pfahlbauten I, 398.

Haferschlehe I, 435.

Hage buche, vei:schiedenblii.ttrige-, I, 460.

Hahne·nkamm,· Varietaten llessel­

ben I, 465.

Ha·kenschnii.blige Ente, Schadel abgebildet I, 351.

Hal brass en, Charactere der -,

II, 61.   .

Halbh i!.ngeohrige Kaninchen, Ab­ bildung und Beschreibung I, 138, 134; Schadel 148.   .   ·

llaliaet1'8 leucocephalu1, begat t ,sich in der Gefangenschaft II, 207.

Ha IIam , Oberst , fiber eine zwei­ beinige Schweinerasse II, 5.

38*

[page break] 596     Hamburger. Register, Herbert.

 Hamburger Hiihner I,  281, 824;

Abgebildet I, 281.

Hamilton, wildes Rind von -,   I,

105.

Hamilton, Dr., O.ber Annahme des mll.nnlichen Gefieders von einer Fasanenhenne II, 67.

H a miIto n , F. Buchanan, iiber die Pompelmuse I, 421; Varietaten indi­ scher Cultur_pflanzen II, 888.

Hancock, Mr., Sterilitiit gezahmter Vogel II, 208, 211.

Handschrift, VererbungderEigen­

thiimlichkeiten der -,  II, 7,

Hanf, Verschiedenheiten desselben in verschiedenen Theilen von lndien II, 222; climatische Verschiedenheit in seinen Producten II, 864.

Hii.nfling II, 218,

Hanmer, Sir J., iiber Zuchtwahl von Blumensamen II, 273.

Hansell, Mr., Vererbung dunkler Dotter bei Enteneiern I, 349.

Harcourt, E. V., O.ber den arabi­ schen Eberhund I, 21; Widerwille dei' Araber gegen graubraune Pferde

I, 69.

Hardy, Mr., Wirkung O.berschussi­ ger Nahrung auf Pfl.anzen II, 340. Harlan, Dr., O.ber erbliche Krank­

heiten II, 9.

Harmer, Mr., iiber die Zahl der Eier beim Kabeljau II, 497.

Harnstoff, Secretion desselben II,

499.

Harvey, Mr., monstroser rother und weisser africanischer Bulle I , 114.

Harvey, Prof., eigentbO.mliche Form von Begonia frigida I, 465; Wir­ kung der Kreuzung auf das Weib­ chen I, 466; monstrose Sa.cifraga II, 225.

Hasen, Bastarde von -     und wilden Kaninchen I, 181; Sterilitat des - in der Gefangenschaft II, 204,i Vor­

Hawker,  Oberst,  i1ber  Schnatter­

oder decoy-Enten I, 850.

Hayes , Dr., Character der Eskimo­

Runde I, 26.

Haywood, W., O.ber die verwilder­ ten Kaninchen von Porto Santo I, 140,

Heber, Bischoff, O.ber die Fortpflan­ zung des Rhinoceroses in der Ge­ fangenschaft Il, 201.

Hebriden, Rind der -, I, 100; Tauben der -, I, 226.

Heer, 0., ttber die Pflanzen der Schweizer Pfahlbauten I, 885; II, 287, 557; iiber die Ceres.lien I, 397-898 ; O.ber die Erbsen I 409 ; Ober den im Bronzea.lter in Italien wachsenden Wein I, 417.

Heir at h en naher Blutsverwa.udter II, 168.

Heli.c lactea II, 372.

Heme,·ocallis fulva und (lava, Ab­ l).nderung in einander durch Knos­ penvariation I, 495.

Henne, Annahme des mll.nnlichen Gefieders II , 67, 70; Entwicklung von Sporen bei der -, II, 422.

.Hennies., oder hennen-11.hnliche Hahne I, 312.

Henry; T. A., eine durch Propfen producirte Varie t der Esche I, 507; Kreuzung von Species von Rhododendron und Arabia I, 516.

He n slow, Prof. , individuelle Abin.­ derung beim Weizen I, 392; Knos­ pe_nvariation in der Bsterreichischen Wildrose I, 487; theilweise Repro­ duction der Trauer-Esche durch Sa.men II, 25.

Hepatica, durch Umpfl.a.nzung verll.n­

dert I, 496.

Herbert, Dr.. Abanderungen der

Violagrandiflom I, 470; Knospen­

variation bei Ca.mellien I,    482;

[page break] liebe der - fo.r besonderePnanzen II, 808.

Hase l, purpurblii.ttrige I, 460, 508;

ll, 437.

Hasens charte, Vererbung der -,

· II, 32.

Hasora-Weizen I, 390. Hauben-Huhn I, 282. ·

Haut und ihre Anhii.nge homolog II, 430; erblicbe Affection der -, II, 104.

Hautbois-Erdbeere I, 447.

Sii.mlinge von zuriickgeschlagenem Oytisua Adami I, 498i Krenzungen von schwedischen una andern Ril.­ ben II, 124; O.ber Malven II, 142; Fortpfl.anzung von Basta.rden II, 174; Selbst-lmpotenz beiverba.star­ dirten Hippea8trum II, 186; hy- brider Gladiolua II, 188; ttber Zephyranthea candida II, 221; Fruchtbarkeit des Crocua II, 222; iiber Contabescenz Il, 226; hybri- des Rhododendron II, 850.

 

     -_ ..,

[page break] Herculanum.  Register. Hogg. 597

 

Herculanum,   Abbildung  eines

-Schweines in - gefunden I, 85. Hermaphrodite BlUthen beim Mais

I, 401.

Heron, Sir R., Auftreten .scbwarz­ schultriger« unter gewobnlichen Pfauen I, 362; Nicht-Vererbung monstroser 1erkmale bei Gold­ fischen I , 369; Kreuzung weisser und gefi1rbter Angora-Kaninchen lit 122; Kreuzung einbufiger Scnweine ll, 123.

llerpeatea faaciat11a u. griae1,a II, 203. Heusinger          Uber die Schafe des Tarentino  302 ; iiber correlative constitutionelleEigenthiimlichkeiten

II, 445.

Hewitt, Mr., Riickschlag bei Ban­ tam-Hll.bnen I, 297; Degeneration von Seidenhttbnern I, 301; partielle Sterilitil.t von hennenii.bnlicben Hah­ nen I, 312; Production geschwii.nz­ ter Kttchlein von schwanzlosen Htih­ nern I, 320i ttber das Zahmen und Erziehen wJ!der Enten 11 347; II,

310, 347i  Bedingungen aer Verer­

 bung be1 gestreiften Sebright-Ban­ tams II,  29;     Rttckscblag bei schwanzlosen Hiibnern II, 41; Rfickschlag bei Htthnern im Alter II, 51i· Bastarde von Huhn und Pfau I , 59, 89; Annahme mii.nnli­ cber Charactere bei weiblichen Fa­ sanen II, 67; Entwicklung latenter Charactere bei einer unfruchtbaren Bantam-Henne II, 70; Mischlinge des Seidenhuhns II, 88; Wirkui:Jgen naher Inzucht. auf Hubner II, 165; ttber fiederftlssige Bantams II, 427.

Hibbert, Mr., Uber die Schweine der Shetland-Inseln I, 89.

Hildebrand, Dr., iiberdieBefruch­ tung der Orcbideen I, 518 ; noth­ wendige gelegentliche Kreuzung bei Pflanzen II, 120; iiber Primuta

Himalaya-Kaninchenl, 182, 134-

 136; Schadel desselben I, 149. Him beer e, gelbfriichtige II, 306. Hindmarsh, Mr., iiberdasChilling­

ham-Rind I, 106.

»Hinkel-Taube.  1,..175.

Hipparion, anomale Ahnlichkeit des Pferdes mit -, I, 62.

Hippeastrum,  Bastarde von  -, II,

186.

H ir s c h, einhorniger , vermeintliche Erblichkeit des Characters dessel­ ben lI, 15; Degeneration des - in den Hochlanden II, 278.

Hi r s c be, Annahme eines Geweihes bei.Weibchen der - , II. 67· unvoll­ stii.ndige Entwicklung des Geweihes bei einem - auf einer Reise II, 213.

Hirs c hhunde, schottische, Grossen­ verschiedenheit der· Geschlechter II, 97; Verschlechterung II, 160.

Hirse I, 474.

Hobbs, Fisher, iiber Inzucht bei Schweinen II, 161.

Hocco-Htthner  s. Cracidae.

Hochland-Rind, stammt von Boa

longifr01111 ab I, 102.

Hodgkin, Dr., ein weiblicherDingo zieht Fttchse an I, 38; Ursprung des Neufundlii.nderhundes I. 53; Uberlieferung einer eigenthfimlichen Haarlocke II, 7.

Hodgson, Mr., Domestication _von Cania primaevus I, 32 ; Entw1ck­ lung einer ftlnften Zehe bei Tibet­ aner Doggen I, 44; Zahl der Rip­ pen beim Hocker-Rind I, 99; ttber die Schafe des Himalaya, I, 118; Vorhandensein von vier Eutern bei Schafen I, 119; gebogene Nase bei Seba.fen I, 119; Maasse der Darme bei Ziegen I, 127; Vorhandensein von Klauendrusen bei Ziegen I, 127; Nichtgebrauch eine Ursache

 ainenai, und Oxatia roaea II, 176;

der Hii.ngeohren II 400.

 i1ber Corydalia cava II , 177 ; Propfhybride bei der Kartoffel II, 479-480. - s. auch Zusii.tze.

Hill, R., fiber den Alco I, 38i ver­ wilderte Kaninchen  in Jamaica I,

138; verwildertc Pfauen in Jamaica I, 235; Abanderung des Perlhuhns in Jamaica I, 367 ; ateri!itat ge­ ziihmter Vogel in Jamaica II, 209, 211.

Him a 1a y a, Verbreitung der Galli­ naceen am -, I, 294.

Hofacker, Bestand11gkeit der Farbe bei Pferden I, 68; II, 29; Erzeu­ gung.graubrauner Pferde von Eltern verschiedener Farben I, 74; Ver­ erbung von Eigenthfimlichkeiten der Handschrift II, 7; Erblichkeit bei einem einhornigen Hirsch 11, 15; tiber HeiratheaBlutsverwandter

II, 168.

Hogg, Mr., Verspatung der Fort­ tflanzung bei Ktihen durch rauhes

eben IT, 148.

[page break] 598     Holland.  Register. Huhn,

 

Holland, Sit H., Nothwendigkeit der Vererbung II, 3; iiber erbliche Krankheiten II, 9; erbliche Eigen­ thumlichkeiten am Augenlid II, 10; krankhafte Gleichformigkeit in der­ selben Familie II, 22; Uberliefe­ rung vonHydrocele durch die- weib­ lichen Nachkommen II , 69 ; Ver­ erbung vonGewohnheiten undEigen­ heiten II, 518.

Holl andisc he Roller-Taube I, 186. Hollandisches Kaninchen I, 133. Holl under II, 221.

Hom er, Erwahnung von Gansen I, 358; Ziichtung der Pferde des Ae­ neas II, 270.

Homologe Theile, correlativeVaria­ bilitat solcher II, 426-438, 466- 469; Verschmelzung derselben II, 515; Verwandtschaft II, 447-451. Hooker, Dr. J. D., gegabelter Schulterstreif bei syrischen Eseln

I, 80; Stimme des Hahns in Sik­ kim I, 321· Gebrauch der Arum­ wurzel als Nahrung I, 383j einge­ borne Nutzpflanzen Austra1iens I, 387; wilde Walnuss des Himalaya I, 452; Varietat des Palmenbaums I , 461; Erzeugung der Thuya orientalia au Samen der T. pen­ dula I, 461; eigenthiimliche Form der Begonia frigida I, 465; Riick­ schlag bei verwilderten Pflauzen II, 44; iiber das Zuckerrohr II, 228; iiber arctische Pflanzen II, 339; iiber am Cap der guten Hoffnung gewachsene Eichen II , 364 ; iiber Rhododendron ciliatum II, 367; Levkoj und Reseda in Tasmanien perem:iirend II, 404.

Hop kirk, Mr., Knospenvariation bei der Rose I, 487; bei l'1fra6ilia ja­ lapa I, 489; bei Convolvolus tri­ color I, 525.

Hornloses Rind  in Paraguay  I,

111.

H ii r ner der Schafe I, 118; Corre­ lation der - mit dem Vliess bei Schafen II, 431; Correlation der­ selben mi t dem Schadel II, 440 ; rudimentare - bei jungen hornlosen Rindern II, 418; der Ziegen I, 127.

- Ho udan « i eine franzosische Unter­ rasse der .t1ii,hner I, 283.

Howard, C., iiber die Kreuzung von Schafen II, 127, 159.

Huanaco s. Guanaco.

Huc, iiber den Kaiser Khang-hi II, 274; chinesische VarietMen des Bambus II 338.   ·

Huf e, Abanderung derselben in Corre­

lation mit dem Haar II, 431.

H uh n , gemeines, Rassen desselben I, 278-285; ver,meintlich mehr­ facher Ursprung I, 285; friihe Ge­ schichte des - I 286-288; Ur­ sachen der Rassenbildung beim -, 288; Ursprung von Gallus banlriva I, 293-296; 303; verwildertes -

Erwahnung solches If 294, 295; Riickschlag und analoge Varia.tion beim I,  296-304;  II, 46, 50; 51,

53, 462; »Kukuk«-Unterra.ssen I, 302; Geschich te des - I 304- 306; Charactere seines Baus I, 306-309; sexuelle Eigenthiimlich­ keiten I, 311-318; aussere Ver­ schiedenheiten des - I, 318-821; Verschiedenheiten seiner Ra.ssen von t;. 6ankiva I, 821; osteologische Charactere I. 322-336; Wirkun­ gen des Nichtgebrauchs der Theile beim -, I, 336 - 340 II, 895· ver­ wildertes -, I, 235; II, 4 Polyda.cty­ lismus beim -, II, 18; Liunahme der Fruchtbarkeit durch die Domesti­ cation II, 148, 149, 218; Sterilitat

unter gewissenBedingungenII, 218; Einfluss der Zuchtwahl a.uf da.s-, II, 263, 266, 280; iible Folgen naher Inzucht II, 165; Kreuzung beim

-, U, 126, 128, 129; tlbergewicht

der Uberlieferung beim -, IT, 88; rudimentare Organe beim. II'v418; Kreuzung nicht briitender arie­ taten II, 57-58; Homologie der Fliigel- und Fussfedern II, 427; Bastarde vom :- mit Fasa.nen una. Gallus Sonne,·atii II, 60; schwarz­ hautiges - , II, 280; echwarzes verfolgt vom Seeadler in Island IT 305 ; fiinfzehiges - von Columella erwahnt II, 559; geschwli.nzte Kdch­ lein vom schwanzlosen - erzeugt II, 41; Kreuzung des Dorking­ II, 123; Form des Kammes und Farbe des Gc:fieders beim - , II_, 315; Kreuzung des weieeen unll schwarzen Kampfhuhns II, 122; fitnfsporniges II, 513; spa.uieohes

- leidet leicht vom Frost II, 40,!>.; Eigenthiimlichkeit desScbii.delsbeim polnischen -, II, 440.

Huhn mit. Federbusch I, 282; abge­

bildet I, 282.

[page break]   Begiater. Hyacinth en.   599

 

Htthnchen, Vers(lbiedenheiten in den Characteren der -, I, ao&- 309; weisse leiden leicht am ,Sper­ ren« II, SOS, 444-

Humboldt.; Al. v., Character der Zambos 11, 61; Papagey spricht die Sprache eines ausgestorbenen Volksstammes II, 208; i1ber l'uux

,enetrana II  366.

Hummeln tlber.tragen .Pollen .von Erbsen I, 413.

Humphreys, Oberst, uber Ancon­ Schafe I, 125.

Runde, Ursprung der I, 18; alte Rassen IJ. 20; II, 559; der neolithi­ schen, .tSronze- und Eisenzeit in Europa I, 22-23; II,557· Ahnlich­ keit der -  mit verschiedenen Spe­ cies· der Caniden I, 26; von Nord­ a.merika mit Wi.ilfen verglichon I, 26-27; von Westindien, Si1damerika und Mexico       I ,       27 ,         38 ; von Guiana. I, 28; nackte -       von Paraguay und Peru I, 28 38; stumme - von. Juan Fernandez I, 32; von Juan de Nova I, SS; von La Plata. I, 33; vo.n Cuba I, SS; von St. Domingo I, 34; Correlation der Farbe beim -,       I, 34-36; Trachtigkeitsde.uer der             I,   36 ; ha.arlose ttlrkische -, I, 37;, TI, 301; Kreuzung verschiedener N.Ssen I, 38 ; Erorterung der Charactere der verschiedenen Raseen I, 42-46; Degeneration europliischer- -       in warmen Climaten I , 45- 47; II 369, 406 ; verschiedene Rassen sind vel'Schiedenen Krankheiten geneigt I, 44 u. Anm.; Erorterung der Ur­ sachen der Verschiedenheit- der Rassen I, 46-'-54: fangen Fische undKrebse in Neu-Guinea und dem Feuerla.nde · I,     49-; Fosse mit Schwimmhlwte.n I, 49; Einfluss der ZuchtwahL auf Hervorbringung ver­ schiedener Rassen I, 48, 54 Bei­ behaltung ursprt1nf§lieher Gewob.n­ heiten I, 224; Vererbung von Poly­ dactylismus beim II, 18, verwilderte

14. II,  43;  Rtlckschlag, auf die

vierte G.eneration II, 4o; der Stld­ see-Inseln II, 116, 293,:402; Misch­ lings- II, 123i,. vergleichswei-se J..ei.chligkeit der Areuzung verschie­ dener Rassen II, 134,-136; Frucht­ ba.rkeit der -, II, 147, 203; In­ zucht beim II, 160; Zuchtwahl der

15. bei den Griechen II, 270, 280;

bei Wilden II 276-277; unbe­ wusste Zuchtwahl der II, 282; von Feuerll!.nderIJ geschl!.tzt II , 286; climatische Anderungen im Haar­ kleide der -, II, 369; Hervorbrin­ gung von Hii.ngeohren bei -- , II, 400; Verscbmabung von Wildpret­ knochen II;. 403; Vererbung rudi­ mentl!.rer uliedmaassen II 418; Entwicklung einer filnften z'ehe II, 422; unvollstl!.ndiges Gebiss bei haarloaen -n II, 432; Zl!.bne der

·- mit verktlrztem Gesicht II, 454; wabrscheinliche analoge Variation II, 460; Aussterben vonRassen der

-,  II, 565.

Hun_te J John, Trii.chtigkeitsdauer be1m 11.unde I, 36 ; iiber secundl!.re Sexualcharactere I, 221 ; fruchtbare Kreuzung von Anaer fer118 und der Hausgans I, 359 ; Vererbung von Eigenthiimlichkeiten der Gesten, Stimme u. s. f. II, 7; Annahme milnnlicberCharactere vom mensch­ lichen Weibe II, 67; Periode des Eintretens erblicher Krankheiten II, 103; Verpflanzung desSporns eines Hahne in dessen Kamm II, 893; fiber den Magen von Larua t.ri­ dactyluB II,_ 401; doppelschwan.zige Eidechse h, 449.     .

Hunter, W., Beweise gegen den Einfluss der Einbildung auf die Nachkommen II, 348.

H tl p fer, eine Hi1hnerrasse I, 284.

Hutton, Capt., i1ber die Var.iabilit!l.t des Seidenschmetterlings I, 378; tlber die Zahl der Species von Seidenschn)etterlingenl, 378_; Zeich­ nungen der Seidenwfirmer. 1, 377; Domes ica.tion der Felstaiube in In­ dien I, 229; Domestication und Kreuzung von Galltia banltiva. I, 292.

Hutchinson, Ober&\?Anla.ge der Hunde zur Laune I, 44,.

Huxley, Prof., tiber die. 'Oberliefe­ rung des Polydactylismus ll, 17; fibeJ; unbewussteZuchtwahl II, 260; tlber Correb.tion bei denMollusken II, 42.5; tlber,Knospung Wld Thei­ lung II; 472 ; Entw1cklung der See­ ster-ne II, 482.

Hya.cinthen.I, 472-47.4; Knoapen­ variation bei - I, 494; P-ropfhy:bride durch Vereinigung halbirter Zwie­ beln I, 509; weisse - durch Samen fortgepflanzt Il,  27;  rothe -,  Il,

[page break] 600     Hyacinthe. Register. Jerdon.

 

805, 444; Varietaten der - aus den Zwiebeln erkennbar II, 382.

Hyacinthe, Feder- II, 249, 419.

Hyacinthus orie11talia I, 472. Hybiscus syriacus II, 380. Hybride s. Bastarde.

Hybri disat ion, eigenthfimliche Wirkung der - bei Orangen I, 428; von Kirschen I, 439; Schwie­ rigkeit der - bei Cucurbitaceen I, 454; von Rosen I, 467.

Hybridismus II, 241-257; Ur­ sache einer Neigung zu gefiillten Blttthen II, 232 ; im Verh!Utniss zur Pangenesis II, 505.

Hybriditat, beiKatzen I, 54; ver­ meintliche - von Pfirsich und Nec­ tarine I, 431.

Hydra I, 477; II, 389, 472.

Hydrangea, Farhe der Bliithen, von

.Alaun beeinftusst II, 368.

Hydrocele  II, .69.

Hydrocephalus II, 391.

Hypericum calicinitm II, 230.

»    cl'ispum II, 302, 445.

Hypermetamorphose II, 483.

Hy permetrop ie erblich II, 10.

Ichthyopterygia, Zahl der Fin- ger bei ihnen II, 21.

llell: aquifotium II, 26.

- .  fel'OIX I, 460.

Jmatophyltum miniatum , Knospen­ variation bei -, I, 494.

Immergrfin,  Unfruchtbarkeit des

-  in England II, 230.

Incest, von Wilden verabscheut II,

163.

Indien, gestreifte Pferde von -, I, 73; Schweine von -, I 84, 85, 96; Fortpflanzung der Kaninchen in-, I,139; Taubencultur in-, I,254.

Indische Taube I, 179.

Individuelle Variabilitat bei Tau­ hen I, 195-198.

Ingle dew, Mr.1 Cultur europi!.ischer Gemfise in Inaien II, 228.

Ins ecten , Regeneration verlorner Theile bei -, II, 20, 890;_ Wirksam­ keit der - bei der .tlefruchtung des Rittersporns 28--29; Wir­ kung verinderter J:Sedingungen auf

-,  II, 212; sterile geschlechtslose

-,  II, 251; Monstrositaten II, 856,

512.

Ins e In, oceanische, Seltenheit niitz­ licher Pfianzen auf -· , I, 387, 888.

I ns tin c t e , mangelhafte - des Sei- denwurms I, 378-379.  : Inzucht, nahe, fible Folgen dersel­

ben II, 151-176 236.

lpomoea purpurea     171.

Iris, erbliches Feh1en der -,  II, 12; .erbliche Eigenthfimlichkeiten der Farbung der -, II, 12.

Irland, Reste von Bos fronloaua und longifrons in - getimden I, 102.

Irlander, alte, Zuchtwahl vonihnen ausgefibt II, 272.

Islay, Tauben von -, I, 227. Isolation,  Wirkungen  der -  zu

Gunsten der Zuchtwahl II, 309, 310.

I tl li en, wahrend der Bronzezeit in

-  wachsender Wei I, 417.

.Jack, Mr., Wirkung fremden Pol­ lens beim Wein I 515.

Jacobiner-Taube   190, 258.

Jacquemet-Bonnefort, fiberdie Maulbeere I, 420.  ·

Jag d hu n d e Degeneration in In­ dien I, 47; ua t t; Bemerkungen Ober - I, 51; King Charles' Sp&­ niel I, 51; Degeneration in Folge der Inzucht II, 160.  .

Jaguar mit krummen Beinen I, 21.

J a.maica, verwilderte Bunde von -, I, 34; verwilderte Schweine von -, I, 96; verwilderte Kaninchen von I, 138f· verwilderte Perlhfihner I, 235; I , 44 ; verwilderte Pfauen in

-,  I, 235; Abanderung des Perl­

huhns in - I , 307 ; SterilitA.t ge­

zahmter Vl!gel in -,  II, 209, 211.

Ja pan, Pferde von -, I, 66. Japanesisches Schwein!, 87; ab­

gebildet I, 88.

Jardine, Sir W., Kreuzung von Wtld­ und Hauskatzen I, 55.

J arve s1 J., Seidenwurm. auf den

Sandwich-Inseln I, 876.

Jasmin I, 507. . Java, Pfauentaube auf -, I, 189. Javanesische Ponies I, 66, 79..

J e it t ele s.,,_ ungarische Schil.ferhunde I , 29; JUeuzung von Haus- und Wildkatzen I, 65.

Jemmy Button I, 385.

J enyns L., Weisse der Gimaeriche I, 359; sonnenfisch-i!.hnliohe Varie- tat der Goldfis,:he I, 969.   ·

Jerdon, J.C., Zahl der von der Pfauenhenne gelegten Eier II,

     oogle

[page break] Jersey. Register. Katze.    601

 

149; Ursprung des Haushuhns I, 293.

Jersey, baumartiger Kohl auf- I, 403. Johann is beer en des Feuerlandes I, 385 ; Knospenvariation der - , I,

480.

John, Kt\nig, Importation von Heng­ sten aus Flandern IT, 272.

Johnson, D., Vorkommen vonStrei­ fen an jungeu Wildschweinen in Indien I, 96.

Jorda n , A., liber Vibert's Versuche am Weinstock I, 418; Ursprung der Apfelvarietiiten I, 443; wild in W!Udern gefundene Varietll.ten der Birne II, 343.

Jourdan, Parthenogenesis beimSei­ denschmetterling II, 479.

Juan de Nova, wildeHunde von-, I, 33.

Juan Fernandez, stumme Bunde von -, I, 32.

Juglana regia I, 452.

Jukes, Prof., Ursprung des Neu­ fundll!.nder Hunds I, 53.

Ju Ii en , Stanislaus, frtlhe Domesti­ cation der Schweine in China II, 86; Alter der Domestication des Seidenwurms in China I, 374.

Juni,,erua suecica I, 460

Juaaiaea grandiP,ora II, 230.

Jussi eu, A. de, Structur des Pappus bei Carthamua II, 420.

Habeljau, >bulldog.-!, 111; Zahl der Eier beim -, II, 497.

Ka.ffer-Htlhner I, 284.

Ka ff er n , verschiedene Rindersorten bei den I, 110.

Kah 1 h e it beim Menschen vererbt II, 97; mit mangelha.ftem Gebiss II, 432-433.

Ka.hlkopf-Taube I, 186.

,Kala-Pare-Taube I, 175.

Kalk, Wirkung des - auf Mollus­ kenschalen II, 372.

Kalm, P., ttberMais I, 402; II, 408; Einfilhrung von Weizen nach Ca­ nada. I, 894; Sterilita.t von Ba.umen, die in Marschlandern und dillhten Wl!.ldern wachsen U, 229-230.

Ka l m i - Lotan-Burzler I, 186.

Kameel, Widerwille, · Wasser zu iiberschreiten I, 224. ·

312; nattlrliche Zuchtwahl bei den

-,  II, 300.

Kane, Dr., tlber Eskimo-Bunde I, 26.

K ani nchen, domesticirtes, Ursprung I, 128-131; des Berges Sinai und Algeriens I, 130; Ra.ssen des -, I, 131-137; Himalaya, chinesi­ sches, polnisches oder russisches

-, I,134-138; II, 129; verwilder. tes -, I, 138 -· 142; von Jamaica I, 138; von den Falkland-Inseln I, 139; von PortoSanto I, 139-142;

II, 136, 371; osteologische Charac­ tere I, 143-159; Ert\rterung. der Modificationen bei -, I, 160; Uber. lieferung der Eigenthllmlichkeit einohriger -, II, 15; Rttckschlag bei verwilderten -, II, 44; beim Himalaya- II, 53; Kreuzung weisser und geflLrbter Angora- II, 122; ver­ gleichsweise Frnchtbarkeit wilder und zahmer -  II, 147; hoch"l'er­ edelte - sind oft schlechte Ztich­ ter II, 161; Zuchtwahl der -, II, 273 ; weisse - der Zerstt\rung aus­ gesetzt II, 306; Wirkungen des Nichtgebrauchs von Theilen bei -, II, 396; SchMel durch die Hl!.nge­ ohren afficirt II, 400; Lange des Darms II , 402; Correlation der Ohren und des Schadels II, 430; Abanderungen  des Schadels II, 463; Periost eines Hundes in ei­ nem -- Knochen entwickelnd II, 486.

Karakool-Schafe I, 122.

Kar k eek, t1ber Erblichkeit beim Pferde II, 13.

Karl der Grosse , Verordnungen in Bezug auf Zuchtwahl der Hengste II, 271.

Karmeliter-Taube I, 198.

Karpfen II, 318.

Ka. r s ten, t1ber Pule:.: 7'6fletrana

II, 865.

Kar to ffel I, 414--416; Knospen­ variation durch Knollen bei der-, I, 498; Propfhybrid durch Vereini. gung zweier halber Knollen I, 509; II, 480 ; individuelle Selbst.Impotenz

bei der - , II, 184i Sterilitil.t bei der

- , II, 228· Vortneile einer Boden­ anderung Ii, 196; Verhll.ltnisil schen Bl11then und Knollen bei der

 Kam.m bei Htthnern, Abll.nderungen desselben I, 313; zuweilen rudi­ menta.r II 418.

Kamp'fhtthner  I, 279, 310, 311,

-,  II, 452.

Kattywar-Pferde I, 78.    .    . , Katz e, Haus- I, 64-60; fr11he Do­ mestication und wahrscheinlicher

88 ..

[page break] 602     Keeley    Register. K no sp envari a tion.

 

Ursprung der -, I, 54 - 56; Kreu­ zung mit wilden Arten I, 55-56; Variationen der-, I, 57-59; ver­ wilderte -, I, 59; II, 43; anomale

-,  I, 60; Polydactylismus bei der

-, II, 18; Andeutungen von Strei- fen bei jungen schwarzen -J .. II, 72; dreifarbige -, II, 97; w ir­ kungen derKreuzungll, 114-115; Fruchtbarkeit der - , II, 147; Schwierigkeit der Zuchtwahl II, 311, 314; L!!.nge des Darms II, 401 ; Taubheit der weissen - mit blauen Augen II, 435; mitOhrpin­ seln II, 463.

Keeley, R., Pelorismus bei Galeob­ dolon luteum II, 78.

Keim chen  oder Zellkeimchen II,

491 496-499, 504.  ·

tl!.ten I, 408; II, 173 ; Bestiindig­ keit von Erbsenvarietaten I, 4.12; Ursprung des Pfl.rsichs I , 424; Hybridisation der Morello- mit der Elton-Kirsche I, 439; O.ber Kir­ schensamlinge I, 439; eine nicht vom Coccus angegriffene VarietJl.t des Apfels I, 442; Kreuzung der Erdbeere I, 445; breite Va.rietlit des Hahnenkamms I, 465; Kno1pen­ variation bei der Kirsche und Pflaume I, 479; Kreuzungen weis­ ser und rothe:r;, Trauben I, 606 ; Versuche mit Apfelkreuzungen I, 517; II, 173j erbliche Krankheit bei Pflanzen 1!, 14; O.ber Inmeht II 154; gekreuzte Varietaten des Weizens II, 174; Nothwendigkeit

einer Kreuzung bei Pflanzen II,

 

Kelch, Segmente desselben in Frueht­ blii.tter verwandelt II, 504.

237; iiber Variation n

kungen des Propfens

338; Wir­

1, 496; II,

Ke lt en , friihe Cultur des Kohls bei den -, I, 405; Zuchtwahl von Rindel'Ii und Pferden bei den - , II, 271. 272.

Kerner, tlber die Cultur vonAlpen­ pfl.anzen II, 220.

.Khandesi« I, 173.

Khang-hi, Zuchtwahl einer Sorte Reis durch - , II, 274,.

Kiang II, 56.

Kidd ,  iiber den Canarienvogel I,

368; II 102.

King, Oberst, Domestication von Felstauben von den Orkney-Inseln I, 227, 229.

King, P. S., iiber den Dingo I,

25, 34.

Kirby und Spence, iiber das Wachsthum der Gallen II, 376.

Kirgisisches Schaf I, 122.

Kirschen I, 439-440; Knospen­ variation bei I, .479; weisae tatari­ sche -:-, II, 306; Varietat der - mit ge,<,lrehten Kronenblattern II, 8')9;  Anderung der Vegetations­

periode durch Treiben II, 412.

368 ; Knospenvariation bei einer Pfiaume II, 386; gezwungenee Blf1- hen zeitiger Kartoffeln II, 462· correlatives Abandern von Kopf und Gliedmaassen ll, 428.

Knochen, Entfernung von Stttcken von -,  II, 393; Regeneration von

-,   II, 390; Wachsthum und Wie­ derersatz II, 381.

Knoll en, Knospenvariation durch - , I, 492-494.

Knos pe und Samen , Analogie awi­

schen beiden I, 529.

Kno s penb ild ung und Theilnng II,

472.

Knospenriickschlag II, 48.

Knospenvariation I, 476-680;

11, 336, 382-383, 386i im Gegen­

satze zur Fortpfianzung aurch Samen I, 476; denPllansen .eigenthttmlich I, 477J beim Pfirsioh I, 429; 478; bei Pnaumen I, 479; bei d.er Kil'­ sche I, 479; bei Trauben 1,, 4/19; bei der Stachel- und Johanniebeere I, 480 ; bei Birnen und Apfeln 11

481; bei der Bana.ne I, 181 ; bea

 Klapperschlange     Versuche mit

der Camellie und dem Weiisdorll 1i

  dem Gifte der --, 1I 384. Klauendrttsen bei Ziegen I, 127. Klee, Pelorismus beim -, II, 456. Kleine, Variabilitat de1· Biene I,

371.

Kl ot s zchi Bastarde verschiedener Biume I 174.

Knight Andr., ttber das Kreuzen von Pferden verschiedener Rassen I·, 63; Kreuzung von Erbsenvarie-

482; bei Allialea iniliCG !.1. 2; .be1 Oistus trious,,,, ·der .111Mve ilnd Pelargonium I, 483; bei Qerliinium pratettae und C'lrynldA8ffltllll I, 484; bei Rosen I, 4i1, 486'---'89;

bei Nelken, Levkojen und .L6wen­ maul I, 488-489; bei Cwei Cyclamen, Oenothera M.,...,··Ola­ diolua colvillii, Fwcll8ia tmd .,,.ra­ bilia jalapa I, 489; in de'm l&ube

[page break] Knox.   Register. Kreuzung. 603

 

verschiedener Bii.ume I, 489-492 ; bei Cryptogamen I, 491 ; durch Wur­ zelschosslinge bei Phloa: und Ber-- 6eri8 I, 492-493; durch Knollen bei der Kartoffel I, 493; bei der Georgine I, 494; durch Zwiebeln bei     Hyacinthen,    ImatophyUum mfoiatum und Tulpen I, 494; bei Tigridia conchiflora I , 495; bei Hemerocalli8 I, 495; zweifelhafte Falle I, 496-497; bei CytiBu8 Adami I, 497-503; wahrscheinlich bei Ae.,culu8 ruhicunda I, 503; Zu­ sammenfassung der Beobachtungen iiber -     I, 523.

Knox, Mr., Fortpflanzung des Uhu in der Gefangenschaft II, 207.

Koch, Degeneration bP.i Riiben I,

407.

Kohl I, 403-408; Varietaten des­ selben I, 403; einheitlicher Cha­ racter der Bliithen und Samen I, 404; von den alten Kelten culti­ virt I, 405; Classification der Va­ rietaten I, 405; leichte Kreuzungen I,406;  II,120,130,173;  Ursprung

des Kohls I, 406· Zunahme der Fruchtbarkeit nach der Cultur II, 149; Wachsthum desselben in Tropenlandern II, 367.

K oh l , schottisch er, Riickschlag beim

-,  II, 42.

Kohlra.bi I, 404.

Ko 1re u t er, Riickschlag bei Bastar­ den I, 504; II, 47; erlangte Steri­ litat gekreuzter Pflanzenvarietaten I, 455; II, 133; Absorption der Mirahilis v1tlgari8 dnrch M. longi­ flora II, 117; Kreuzungen von Spe­ cies von J°erhascrtm II. 124, 141; iiber Malven II, 142; Kreuzen der Varietaten des Tabaks II, 144; Vortheile von der Kreuzung der Pflanzen II, 174, 175, 237; Selbst­ Impotenz bei J!erbascum II, 183, 190; Wirkungen der Wachsthums­ bedingungen auf die Fruchtbarkeit b i /tlirahili& II, 220; grosse Ent­ w1cklung von Knollen bei hybriden Pflanzen JI , 232; Vererbung der Plasticitat II, 320; Variabilitat von hybriden !Uirahilia II, 350; wieder­ holte Kreuzungen eine Ursache der Variabilitat II, 352, 354; zur Be­ fruchtung · nothwendige Zahl von Pollenkornern II, 478.    .

Kopf des Wildschweins und York­ ehire-Schweines, abgebildet I, 90.

Kopf und Gliedmaassen, correlative Variabilititt von -, II, 428.

Kopfschmerz,  Vererbung von -,

II, 105.

Kraniche; Fruchtbarkeit der - in der Gefangenschaft II, 211.  ' Krankheiten, Vererbung von -1

9-10; Familiengleichformigkeit b81

-, II, 22· zu entsprechenden Le- 9.ensperioden vererbt II, 102-105j Ortlichkeiten und Climaten eigen­ thiimlich II, 365; dunkle Corre­ lationen bei -, II, 438; gewisse Theile des Korpers ergreifend II, 499 ; in abwechselnden Generationen auftretend II, 525,

Krauses Schwein I, 85. Kraushaarige Pferde I, 67. Krebs, Erblichkeit desselben II, 9,

105.

Kreuzung von Species als Ursache der Abii.nderung I, 282; natllrliche

15. von Pflanzen I1 428; von Species der Caniden 1m<1 Hunderassen I,

39 - 41; wilder und domesticirter Katzen I, 56; von Schweinerassen I, 89; von Rind I, 104; von Varie­ taten des Kohls I, 406 ; von Erbsen I, 408, 413; von Varietiiten der Orange I, 422; von Species der Erdbeeren I, 445; von C'ucurhilae I, 454; von Bltlthenpflanzen I, 464 ; von Pensees I, 469; Wirkungen der

16. im allgemeinen II, 113-193, 284-257; eineUrsache derGleich­

formigkeit II, 113-119, 234; kommt bei alien organisirten We­ sen vor II, 119-122; manche Cha­ ractere durch -      nicht verschmol­ zen II, 122-126, 234; Modificatio­ nen und neue Rassen durch - ge­ bildet II, 126-181; Ursachen, welche die - storen II, 182-145; Domestication und Cultur der - giinstig II, 145-150, 253; wohl­ thatige Wirkungen der -  II, 151

·-176, 236-238; bei manchen Pflanzen nothwendig II, 176-189, 236, 237, 552; Zusammenfassung des Gegenstandes II, 189-198; von Hunden mit Wolfeu in Nord­ amerika I, 25; mit CaniB caaori­ vorua in Guiana I, 28; von Hund und Wolf von Plinius und Andern beschrieben I, 29; von der - be­ wirkte Characterc werden .bei den Nachkommen durchRllckschlag ge­ trennt H, 45-48; eine directe Ur-

[page break] 604     Kreuzzucht.    Register. Layard.

 

sache des Riickschlags II, 52- 62, ' 63; eine Ursache der Variabilitat II, 349-353.

Kreuzzucht, bleibende Wirkung der - auf das Weibchen I, 517.

»Kriecher«, eioe Rasse von Hilh­ nern I, 284.

Krohn,  uber  die  doppelte Repro­

duction bei Medusen II, 504.

Kronenblatter, rudimentli.re, bei cultivirten Pflanzen II, 419; welche Pollen erzeugen II, 514.

K r op fta u ben I, 169-171; Schliis. selbein abgebildet I, 207; Ge­ schichte der -, I, 256 -257.

Ku kuk- Rassen von Huhnern l, 302. Kiichenhaufen, danische, Reste von Hunden in solchen I, 22; II,

557.

Kuh, Vererbung des Verlustes des einen Horns bei der - II, 15, 31; Betrag an Milch bei der II , 399 ; Entwicklung von sechs Eutern II, 421.

Kiirbisse I, 454.

L aba t , iiber die Stosszahne verwil­ derter Eber in Westindien I , 97 ; uber franzosischen in Westindien gezogenen Weizen II, 407; iiber die Cultur des Weins in Westindien II, 409.

Laburnum, Adams, s. Cytisu11 Adami, Riickschlag des eichenblattrigen-, 490; Pelorismus bei - , II, 456;

w aterer's -,  I, 500.

La caz e-D u t hie rs, Structur und Wachsthum der Gallen II, 375- 378.

»Lach«-Taube I, 191, 256.

Lachmann, iiber Knospung und Theilung II, 472.

Lachnanthes tinctoria II, 302, 444.

Lach s, zeitige Fortpflanzung des mannlichen II, 504.

Lack, Knospenvariation beim -, I, 489.

Lactation, unvollkommene, erblich

II, 9; fehlschlagend bei Thieren in der Gefangenschaft II, 213.

uber halbziichtige nordamerikani­ sche Wolfe I, 26.

Lambert, A. B., iiber Thuj11 ,,en­

 dula oder filiformia I, 461. Lambert, die Familie -,  Il,  6,

101. ·

Lambertsniisse  von  Meisen  ge­

schont II, 307.

Lambertye, iiber Erdbeeren I, 445-446; fiinfblattrige Varietll.t der ·Fragaria collina I, 447.

Landt, L.. Ober Schafe auf den Faroern II, 136.

Langschwanzige Schafe I, 118. La Plata, wilde Runde von -,  t,

33;  verwilderte  Katzen  von  -,

I, 59.

Larche II, 411.

T arua argentatus II, 212, 401.

16. tridactylua IT, 4-01.

Lasterye,  Merino-Schafe  in Ter­

 schiedenen Lii.ndern I, 124. Late n te Charactere II, 67 -74. .

Latham , das Huhn pflanzt sich im hochsten Norden nicht fort Il, 217.

Lathyriia II, 49.

 »   odoratus II, 120· Kreuzun- gen bei - II, 124; ecb.t aus Sa­ men kommende Varietaten II, 27 ; Acclimatisation des - in Indien II, 413.

La Tonche, J. D., iiber einen ca.­

nadischenApfel mit halbirter Frucht I, 505.

Latz-Taube I, 190.

Laune, weissen Pintschern todtlich

II, 302.

Laurus sassafms II, 363.

L a w r e n ce , J., Erzeugung einer neuen Rasse von Fuchshunden 11 51; Vorkommen von Eckzahnen be1

Stuten I, 62; uber Dreiviertelblut­

Pferde I, 68; Ober Vererbung beim Pferde II, 13.

Lawson, Mr., Varietaten der Kartoffel

I, 414.

Laxton, Knospenvariation bei der Stachelbeere I, 480; Kreuzung der Varietaten der Erbse I, 512, ; ge­ fiilltbluhende Erbse TI, 227. -

 Ladronen-Inseln,  Rind der -,  I,

107. ..

Laing, Mr., Ahnlichkeit des nor­

_wegischen mit dem Devonshire-Rind

I, 103.

Lama, Zuchtwahl des -, II, 278. Lamare-Picquot, Beobachtungen

Layard, E. L.1 .A.hnlichkeit eines Kafferhundes m1t der Eskimo-Ruse I, 31; II, 380; Kreuzung der Haus­ katze mit Felia cafra I,  65 j ver-

wilderte Tauben auf Ascension I,

235  domesticirte Tauben von Cey­

lon 1,  254 ; iiber Gallu, Sttull,ri

[page break] Le bensbed ingungen.  Register.     Lindley.  605

 

I, 289; Uber schwarzbautige Cey­ loneser Htihner I, 317.

Le bensbedingunge n, Wirkungen ver!l.nderter - , II, 546-548 ; auf Pferde I, 64; auf Abii.nderung bei Tauben I, 268; auf Weizen I, 898

-394; auf B!l.ume I, 459; auf Pro­ duction von Knospenvariationen I, 525; Vortheile solcher II,  194-

198, 238; Sterilit!l.t verur achtdurch

-, II, 189-222; ffihrt 1.u Varia­ bilitat II, 888-345, 416; accu­ mulative Wirkung der - II, 345- 349; directe Einwirkung der -, II, 359-388.

Le Comp t e, die Familie, Blindheit in ihr vererbt II, 103.

Le co q, Knospenvariation bei Mira. bilia jalapa I, 489; Bastarde von Mirabilia 11_505; II, 228, 350; Kreu­

zung beiPnanzen II, 170; Befruch­

tung der Pasaiflora II, 184; hy­ brider Gladiolus II, 188; Sterilitat des R,munculus ficaria II, 281; Villositat bei Pflanzen II, 368; geffillte Astern II, 419.

Le Cou te ur, J., Varietatendes Wei­ zens I, 891-394; Acclimatisation exotischen Weizens in Europa I, 398; Anpassung von Weizen an Boden und Clima I, 894; Zucht­ wahl des Saatkorns I , 397; iiber Veri!.nderung des Bodens II , 197 ; Zuchtwahl bei Weizen II, 268; natO.rliche Zuchtwahl beim Weizen II, 309; Rind von Jersey II, 811.

Ledger, Mr., Uber Lama und Alpaca

II, 278.

Lee, Mr., seine frUhe Cultur des Pensee I, 469.

J,eersia 01·yi:soide,, II, 121.

Le four, Trachtigkeitsdauer beim Rind I, 109.

Leguat, Rind am Cap der guten

Hoffnung I, 110.

Lehmann, Vorkommen von wilden geffillt bluhenden Pflanzen in der Nil.he beisser Quellen II, 227.

Leighton, W. A., Fortpflanzung einer Trauereibe durch Samen II, 25.

Leitner, Wirkungen der Entfernung der Antheren JI, 226.

Lemming II, 204.

Lemoine , ttber gefleckte Sym· phylum und Phlo;JJ I, 492.

Lem u_r en, hybride II, 205. Leporiden II, 131, 204. .

L epsi ns Abbildungen alter i\gyp­ tischer Runde I, 21 ; Dowestication von Tauben im alten Agypten I, 258.

/,eptotes II, 180.

Lepus glacialis I, 138.

• magellanicus I, 139.

• nigripes I, 134.

• tibelanus I, 188.

  17. variabili11 I, 138. Lerche II 207.

Ler e b o ulie t, Doppelmisbildungen bei Fischen II, 448.

Les 1i e, ttber schottisches wildes Rind

I, 106.

Lesson,  ttber  Lepua  111agellanicu11

I, 139.

L euckart,  iiber  die  Larven  von

Cecidomyidae II, 474.

Levkoj, Knospenvariation beim -, I, 489 ; Wirkung der Kreuzung auf die Farbe des Samens beim -, I, 513; echt durch Samen II, 26; Kreuzungen II, 123; durch Zucht­ wahl hervorgebrachte Varietaten II , 291 ; Riickschlag durch die obern Samen in den Schoten II, 458.

Lewis, G., Rind von Westindien II,

304.

Lherbette u. Quatrefages, iiber die Pferde von Circassien II, 135, 299.

Lieb ig,Verschiedenheiten im mensch­

lichen Blute je nach dem Teint II, 365.

Liehr eieh, Vorkommen von pig­ mentarer Retinitis bei Taubstummen

II, 435.  ..

Lichtenstein, Ahnlichkeit des Hundes der Buschmi\nner mit Canis mesomelas I, 81; Neufundlll.nder Hund am Cap der guten Hoffnung I, 45.

L ilia ce en , Contabescenz bei - , II,

228.

Lilium candidum II, 184.

Limone I, 421; Orange mit Pollen der - befruchtet I, 514. . Linaria, Pelorismus bei -1 II,76,

79, 456· pelorische -  nut der ge­

wohnlichen Form gekreuzt II, 92; Sterilitll.t der -, II, 225.

Untiria vulg11ria und pu1·purea, Ba­ starde von -     II, 125.

L i nde, Veranderungen der -   im Alter I, 463, 497.

Lindley, John, Classification der

[page break] 606     Linne,    Register. Loudon.

 

Varietaten des Kohls I, 405; Ur­ sprung des Pfirsichs I, 424 ; Ein­ fl.uss des Bodens auf Pfirsiche und Nectarinen I, 428 · Varietaten des Pfirsichs und der Nectarine I, 432 ; iiber den New-Town-Pipin I, 442; der Winter-Majetin-Apfel von Coccus frei I, 442 ; Production von mono­ cischen Hautbois-Erdbeereu durch Knospeu-Zuchtwahl I , 447; Ur­ sprung der grossen purpurbraunen Nectarine I, 478; Knospenvariation bei der Stachelbeere I, 480; erb­ liche Krankheiten bei Pfl.anzen II, 14; iiber gefiillte Bliithen II, 226; Samenproduction gewohnlich sa­ menloser Friichte II, 227; Sterili­ tat des Acorus calamus II, 230; Widerstand individueller Pfl.anzen gegen Kalte II, 410.

Linne, Sommer- ul).d Winterweizen von - fiir distincte Species gehal­ ten I, 393; iiber die einfachblii.ttrige Erdbeere I, 447; Sterilitat von Alpenpfl.anzen 'in Garten II, 220 ; Wiedererkennungindividueller Renn­ tbiere durch die Lapplander II, 332; Wachsthum des Tabaks in Schweden II, 408.

Linota cannahina II, 213.

Linum II, 222.

L i p a r i , verwilderte Kaninchen von

-,   I, 140.

Livingstone, Dr., gestreifte junge Schweine am Zambesi I, 96; dome­ sticirte Kaninchen in Loanda I, 138; Gebrauch von Grassamen zur Nah­ rung in Africa I, 384; Fruchtbii.ume von den Batokas angepflanzt I, 385; Character der Halbrassen II, 61; Zahmen von Thieren bei den Baro­ kesen II, 216; in Siidafrika ausge­ iibte Zuchtwahl II, 277, 279.

Livingstone, Mr., Nichtgebrauch eine Ursache der Hangeohren II, 400.

Lloyd, Mr., Zahmung des Wolfes I, 32; englische Runde im nord­ lichen Europa I, 45; Fruchtbar­ keit der Gans durch Domesti­ cation vermehrt I , 359; Zahl der von der wilden Gans gelegten Eier II, 149 ; Fortpfl.anzung des Auerhahns in der Gefangenschaft II, 210.

Lo and a, domesticirte Kaninchen in

-,  I, 138.

Loasa, Bastard von zwei Species von

-,  II, 130.

l,obelia, Riickschlag bei Bastarden von -,  II,  504; Contabescanz. bei

224_ .

Lobelia  fulgens, cardiflali1 und 1111-

philitica II, 183.

Lockhart, Dr., fiber chinesische Tauben I, 254.

L off e1k r au t , allgemeine Sterilitii.t des -, II, 230. ,

Loiseleur - Deslongcha.mps, Stammformen der cultivirten Pfl.an­ zen I , 383; mongolische W eizen­ y_arietaten  390; Charactere der

Ahre bei w eizen I,  391i Acoll=

matfaation exotischen We1zens in Europa I, 393; Wirkung einer Veranderuug- des Clime.a auf Wei­ zen I, 394 ; fiber die vermeintlich nothwendige Coincidenz von Ab­ anderungen der Unkrauter und der der Culturpflanzen I, 396; Vortheile der Bodenveranderung fiir Pfl.anzen II, 195.

Lolium temulentum,  variables  Auf­

treten von Grannen bei -,  I, 891.

Loochoo-Inseln,  Pferde  der  -,

I, 66.

L or d, J. K. , fiber Oanis latrans

I, 27.

Lori- Rajah, wie entstanden-, II, 371.

/,orius garrullts II, 371. Lotan Burzel-Taube I, 185.

Loudon, J. W., Varietll.ten der Mohre I, 408; kurze Dauer der Erbsenvarietaten I, 412; ttber die Driisen der Pfirsichblatter I, 4.38; Vorkommen von Reif an russischen

.Apfeln I, 441; Ursprung der Apfel­ varietaten I , 443; Varietil.ten der Stachelbeere I, 449 ; iiber den Hasel­ nussbaum I, 453 ; Varietll.ten der Esche I, 458 ; pyramidenformiger Wachholder (J. suecica] I, 460; iiber llex aq1tifoli11m feroro l, 460; Varietaten der schottischen Kiefer I, 462 ; Varietaten des Weissdoms I, 463; Abanderung in der Dauer der Blatter bei der Ulme und der tiirkischen Eiche I, 462; Bedeutung der cultivirten Variet1l.ten I, 462; Varietaten der Rosa sriflolliuirn. I, 469 ; Variation der Georginen aus demselben Samen I, .472; Pro­ duction von Provencer Rosen au1 Samen der Moosrose I, 4.86; W.ir-

by.

[page break] Low.    Register. MacNab.   607

 

kung des Propfens des purpur­ blattrigen auf den gemeinen Hasel­ strauch I, 508 ; fast immergriine cornwaller Varietat der Ulme II, 412.

Low, G., iiber die Schweine der Orkney-Inseln I, 89.

Low, Prof., Stammbaume der Wind­ spiele II, 4; Ursprung des Hundes I, 19; grabender Instinct eines Halbblut-Dingo I, 84; Vererbung der Qualitii.ten beim Pferde I, 68; vergleichsweise Leistungen engli­ scher Rennpferde, Araber u. s. w. I , 68; englische Rinderrassen I, 100; wildes Rind von Chartley I, 106; Wirkung reichlicher Nahrung auf die Grosse des Rindes I, 114; Wirkungen des Clima auf die Haut beimRinde I 115; II, 482· Zucht­

wahl .beim Herford-Rind II, 285;

Bildung neuer Rassen II, 824· iiber .gedecktes. lsheeted] Rind II, 460.

Lowe, Mr., iiber Stockbieneu I, 878. Lowe, Mr., iiber Verbreitung von Pyrus 111.dus und P. acer/Ja I,

440.

Lowe , Fruchtbarkeit desselben in der Gefangenschaft II, 202.

Lowen maul, Knospenvariation beim I, 489; Nichtvererbung der Farbe beim II , 28 ; pelorisches mit ge­ gew0hnlichem gekreuzt II, 92, 124; asymmetrische Abanderung des -, II, 427; s. auch Antfrrhinum.

L o wt an - Burzeltaube I, 185.

Loroia pyrrhula II, 207.

Lubbock, Sir J., Entwicklungsweise der Epherneriden II, 481.

Luc as, P - Wirkung der Kreuzzucht auf das vv eibcben I, 520; erbliche Krankheiten II, 9, 102-105· erb­ liche Affectionen des Auges 11; Vererbung vonAnomalien im mensch­ lichen Auge II, 12, und in dem des Pferdes II, 14 ; Verer­ bung von Polydactylismus II 17 ; krankhafte Gleichf<irmigkeit dersel­ ben Familia II, 22; Vererbung von Verstummelungen II, 81-82; Be­ standigkeit des Rfickschlags nach Kreuzung II, 46.J Bestandigkeit des Characters bei .ttassen von Thieren in wilden Lii.I?-.dern II , 84; Uber­ gewicht der Uberlieferung II, 85, O; muthmaassliebe Regeln der Uberlieferung bei der Kreuzung von

Thieren II, 90; g _schlechtliche Be­ schrankung der Uberlieferung von Eigenthtimlichkeiten II, 94; Ab­ sorption der Minderzahl bei ge­ kreuzteu Eassen II, 116; Kreuzung ohne Verschmelzung gewisser Cha­ ractere II, 123; uber Inzucht II, 154; Variabilitat von Reproduction abhangig II, 881; Zeit der Wirk­ samkeit der Variabilitat II, 355; Vererbung der Taubheit bei Katzen II, 435; Teint und Constitution II, 448.

Luizet, Propfen eines Mandel-Pfir­

sichs auf einen Pfirsich I, 426.

L fib k e, Katzen des Carolinen-Archi­ pels I, 59.

Lyonnet, uber dasZerschneiden der

Nais II, 471.

Lysimachia nummularia , Sterilitat der -, II, 280.

Lyth1·um, trimorphe Species von -,

II, 528.

J,ythrum salicaria II, 245; Contabes­ cenz II, 224.

Lytta vesicato,·ia afficirt die Nieren II, 499.

Bacacus,· Arten von - in der Ge­ fangenschaft sich fortpfl.anzend II, 205.

Macaulay, Lord, Veredelung des englischen Pferdes II, 284.

Mc Clelland, Dr., Variabilitii.t der Siisswasserfische in Indien II, 342. McCoy, Prof., uber denDingoI, 81. Macfayden, Einfluss des Bodens auf die Production sfisser oder bitterer Orangen aus demselben

Samen I, 422.

MacGillivray, Domestication der Felstaube I, 228; verwilderte Tau­ ben inSchottland I, 235 ; Zahl der Wirbel bei V<igeln I, 811; fiber wilde Ganse I, 858; Zahl der Eier bei wilden und zahmeu Enten II,

149. ·

Mackenzie, Sit G., eigenthfimliche Varietat der Kartoffel I, 414.

Mackenzie, P., Knospenvariation bei der Johannisbeere I, 480.

Mackinnon, Mr., Pferde derFalk­ land-Inseln I, 65; verwildertes Rind der Falkl&nd-Inseln I, 108.

MacKnight, C., fiberlnzucht beim Rind II, 156. .

MacN a b Mr. 1iber Samlinge von Trauerb1rken h, 24; Nicht-Erzeu-

[page break] 608     Madagascar.    Register.     Masters.

 

gung der Trauerbirke aus Samen II, 25.

Madagascar, Katzenvon-, I, 58.

Madden_, H., i1ber Inzucht beim Rind l1, 156.

Madeira, Felstaube von -,  I, 227.

M age n , Structur des - durch die Nahrung afficirt II, 401.

Magnolia grandiflora II, 410.

M a is , sein einheitlicher Ursprung I, 399; Alter desselben I, 399; mit gespelzten Kornern soil wild wach­ sen I, 400; Abiinderung des -, I, 400; Irregularita.ten der Bliithen beim -, I, 401; Bestandigkeit der Varietaten I, 401; Anpassung an das Clima I, 402; II, 408;  Acclimati­

sation II, 415, 458; Kreuzung des

-, I, 515; II, 138; ausgestorbene peruvianische Varietaten II, 556.

Malayische Halbinsel, gestreifte junge wilde Schweine I; 96.

Malayische Hi1hner I, 279.

Malayischer Archipel, Pferde des

-, I, 66; kurzschwanzige Katzen I, 58; Enten I, 348.

Ma1v en, Knospenvariation I1 483; Befruchtung I, 518; II, 47ts; ge­ ftillte Varietii.ten kreuzeu sich nicht

II, 142; zarte Varietatder-, II,412.

Mameatra auasa II, 212.

Man , Insel, Katzen von der ..:.. , I,

67; Ili 86.

Mantle  I, 424; Alter der -,  II,

Marrimpoey,   Vererbnng  beim

Pferde II, 13.

.Marrow, vegetablec I, 454. Marryat,  Capt.,  Ziichtung  cler

Esel in Kentucky II, 314.·

Marsden, Erwl!.hnung des G11U..

giganteua I, 290.

Mars hall, Mr.. willkilhrliche-Ana­ wahl der Weiden von Seba.fen I, 120; Anpassung von Weizen an Boden und Clima I, 894; »dutoh­ buttocked« Rind. II, 9; Trennung der Schafe in Heerden II, 156; Vortheile einer Bodenl!.nderung ft1r

1Veizen und Kartotfeln II, 195;

Anderung der Mode in Bezug a'uf die Horner beim Rind II, 280; Schafe in Yorkshire II, 812.

Marshall, Prof., Wachsthum des Gehirns in microcephalen Idioten II, 510.

Martens, E. von, i1ber Achatinell11

II, 69.   .

Martin, W. C. L., Ursprung des Hundes I, 19; l!.gyptische Runde I, 22: Bellen eines Hundes vom Mackenzie-Flussl, 32; africanische Runde in der Tower-Menagerie 11

40 ; i1ber graubraune Pferde unu

gescheckte Esel I, 69 : Rassen der Pferde I, 61; wilde Pferde I, 64; syrische Rassen des Esels I, 18 ; Esel ohue Streifen I, 79; Wirkung

der Kreuzzucht auf das Weibchen

 560; bittere -  von Ml!.usen nicht

beim Runde I, 520 .gestreiije Beine

 gefressen, II, 308.

Mangles, Mr., einjii.hrigeVarietl!.ten des Pensee II, 404.

Ml!.nnc hen, Einfluss des - auf das befruchtete Weibchen I, 511-522; muthmaasslicher Einfluss auf die Nachkommen II, 90.

Ml!.nnliche Bli1then, Auftreten sol­ cher unter weiblichen beim Mais

I, 401.

Mantegazza, Wachsthum eines in das Ohr eines Ochsen eingepropften Hahnenkammes II, 486.

Mariannen-Inseln, Varietl!.ten von

Pandamus auf den -,  II  338.

M ark ham, Gervaise, i1ber Kaninchen

I, 129; II, 273.

M arkhor, wahrscheinlich eine der Stammformen der Ziege I, 126.

Marocco, Schatzung derTauben in

-,  I, 253.

Marquand, Rind dei· Canal-Inseln I, 100.

bei Maulthieren I1, 55.

Martins, fehlerhafte Instinote bei Seidenwi1rmern I, 379.

Martins, Ch., Fruchtbl!.umE)inStook­ holm II, 407.

Mason, W., Knospenvariation beider

Esche I, 490.

Masters , Dr., Ri1ckschla.g bei der spiralbll!.ttrigen Trauerweide L 490; fiber pelorische Blnthen IT, 715; Pelorismus beim Klee Il, 466; Stellung a.ls Ursache desPelorismu1

II, 455, 458.-

Masters, Mr., Bestll.ndigkei{ -der Varietaten der Erbse I, 412; ,:lle­ production der Farbe bei Hyacinthen II, 27; uberMalven Il.2, 142i.TZ t-­

wahl aer Erbsen zur ;::;aa.t u, _2fJ7;

i1ber Opuntia leucotrich11 II, stlB; llber llybiacua ayriaoua II, 880; Ri1ckschlag durch die endstindige Erbse in der Schote II, 468.

 r -

Matthews. Register. Milchdrilsen.  609

 Matthews,  Patrick,  tl.ber  Wald-

hii.ume II, 315.     ·

Malthiola annua I, 513;. II, 26.

18. focana I, 489,· 513.

Mau champ Merino-Schaf I, 125.

Mauduyt   Kreuzung von Wolfen und Hunden in den Pyrenaen I, 29.

Maulbeere I, 420; II, .338.

Mau 1ese1 und Maulthier,. Verschie- heiten beider II, 89. . ·

Mau 1t hie r, Far bung des gestreiften

- II, 53; Stil.tigkeit der - II, 60; Production von - bei den Romern II, 146; in der Bibel erwahnt II,

270. ·

Maul wurf, weisser, II, 439. . Maun d, gekreuzte Weizenvarietaten

II, 173.

Maupert uis, Axiom der »kleinsten Wirkungc I, 15.

Mauritius, Einffihrung von Ziegen ailf - I, 126.

Maus, Berbei·-, IT, 204.

Maus e, Farbe der grauen und weis­ sen - bei der Kreuzung nicht ver­ schmolzen II, 122; Verschml!.hung bitterer Mandeln II , 309; nackte

370.

Maw, G., Correlation verengterBlil.t­ ter und Blilthen, bei Pelargoniums II, 437.  .

Maw z , Fruchtbarkeit der Hraaaica rapa II, 222.

Ma::rJillaria, selbstbefruchtete Kapseln von - II, 180; Zahl der Samen bei

-,  II, 498.   .

/lla::rJilla1·in atro-rubena, Befruchtung der - mit M. aqualena II, 179. Mayes, M., Selbst-ImpotenzbeiAma­

ryltia II, 187.

M ckel, ilber die Zahl der Finger II, 16; Correlation anomaler Mue­ keln an Arm und Bein II, 427.

Medus en , Entwicklung der - II, 484, 504.

Meehan, Vergleichung americani­ scher und europaischer Baume II, 373.

Meerschweinchen II, 32, 204. Meisen zerstoren dilnnschalige Wal­

nilsse I, 452 ; greifen Haselnilsse an I, 453; greifen Erbsen an II, 307.

Meleagria me::rJicana I, 364.

Mele11 ta.ma II, 203.

Mel one n I , 457; Mischlinge, ver­ meintlich aus Zwillingssamen ent­ standen I, 502; Kreuzung von Varie­

DAkw111, Varllren II.

ta.ten der -,  I, 514; II, US, 172;

Inferioritat der -   zur Zeit der Romer II, 287; Vera.nderung an - durch -Cultur und Clima II, ..364; Schlangen-, Correlation der Ande­ rungen an II, 437; analoge Varia- tionen bei - II, 460.          ·

Membranen, falsche -, II, 391. Menetries, iiber · den Magen von

,'St,.i::rJ grullaria [I,. 401.

Me ni ng i ti s, tuberculose -  vererbt

II, 104.

Meta.genesis II, 482.

Metamorphose  II, 482.

Metamorphose und Entwicklting 509-510.

Metzger, ilber die supponirten Weizena.rten I, 389, 390; Neigung des Weizens zu variiren I, 392 ; Variation beim Mais I, 400; Cultur amerikanischen Mais · in Europa I, 41J2; II, 458; O.ber Kohl­ sorlen I, 404-407: Acclimatisation

.spauischen Weizens in Deutschland II, 35; Vortheil einer Bodenande­ rung fur Pflanzen 11, 195; iiber Roggen II, 336; Cultur verschiede- ner Weizensorten II, 345.  .

Mexico, Hund von - mit gelbbrau­ nen Flecken an den Augen. I-, 35; Farbe verwilderter Pferde in -, I, 76-77.

Meyen, O.ber samentragende Bana­ nen II, 227,

Michaux, F., rahmfarbige verwil­ derte Pferde in Mexico I 77; Ur­ sprung des domesticirten Truthuhns I , 364 ; O.ber Erziehung von Pfir­ sichen aus Samen I, 428,

Michel,Fr.,Zuchtwal;tl derPferde im Mittelalter II, 272; Pferde unbe­ deutender Charactere wegen vorge- zogen II, 279. ·

Michely, Wirkungen der Nahrung auf Raupen II, 372; O.ber Bombya: Hesperus II, 403. ·   ·

Microphtha.hnie  iu  Verbindung

mit mangelhaftem· Gebiss II, 434. Milchdrttsen der Zahl nach beim. Schwein variabel I, 93; rudimen­ tli.re - bei Kilben gelegentlich ent. wickelt I, 109; II, 421; bei man­ chen ·Schafen sind vier vorhanden

I, 119; in der Zahl bei Kaninchen variabel I, 132; latente Functionen bei mli.nnlichen Thieren Il, 138, 421i O.berzil.blige und inguinale - be1 Fra.uen II, 74.  .

89

[page break] 610     Mills.    Register. Morris.

Mills.I. J., vermioderteFruchtbarkeit Monnier, Identitll.t des Sommer- der ::;tuten nach ihrem ersten Aus-    und Winterweizeoa I, 98.

 treiben auf Weiden II, 217.   Monstrositll.ten. Vorkommen von Milne - Edwards , iiber die Ent-     -     bei domesticirten Thieren und wicklung der Crustaceen II, 484.  cultivirten .Pfl.anzen I,     466; II,

Milne-Edwards, A.,   t1ber ein 885; Folge des Bestehenbleibens. Krustenthier mit monstrllsem Augen-     embryonaler Zustande          II,  74; stiel II, 518.       Vorkommen durch Rtickschlag

Milou., niger II, 206.    II, 74-79; Ursache de1· Unfrucht-

Mimulua luteua II, 172.   barkeit II, 224; durch Verletzung Minor, W. C., Knospuog und Thei-   des Embryo verursacht II, 865..

lung bei Anneliden II, 472.    Montgomery, E., Bildung vonZel-

Jllirabilia, Befruchtung der - , II,     len II, 487.

478; Bastarde von -·, II, Moor, J. H., Verschlechterung der 175, 228, 850. Pferde in Malaisien I, 66.

»    jalapa I, 489, 505.  Moorcroft, t1ber Hasora-Weizen I,

»    longiflora II, 117.  890; Zuchtwahl weissschwAnz\ger

  19. vulgaria II, 117.        Yaksll,275; MelonenvonKaschmir Misbildungen,  erbliche  --,     II,  II, 864; Varietl!.ten der Aprikose

104. in Ladakh cultivirt I, 485; Va.tie-

• Doppel-, II, 447.  ta.ten der Walouss in Kaschmir

lrliaocampua und Cecidomyia I, 6.   cultivirt I, 452.

Mitchell, Dr., Wirkungen des Moore, iiber Taubenrassen I, 182, Gifts der Klapperschlange II, 884. 198, 258, 259, 261.

Mitford,  Mr., Bemerkungen uber Mooruk, Fruchtbarkeitdes-inder

das Zfichten von Pferden durch      Gefangenschaft II, 210. Erichthonius II, 270. Moose, Steriliti!.t der - II,  281;

Moc cas -Court, Trauereiche in _,   riickschreitende Metamorphose II, II, 24.  ·    475. .    ·

Modei Einfluss der-auf dasZfich- Moos-Rose, wahrscheinlicher trr- ten 1I, 818.  sprung von Roaa centifolia l_i 485;

 M O g for,d

Pferde  durch _ etlmaa    provencer Rose a.us Samen aer-

erzogen I, 486.

  cy11apium vergiftet II, 445. MOq u in-Tan d On         ursprt1ngliche Mohn in Schweizer Pfahlbauten ge-          Form des Mais  400; Varietll.t fundeo I, 396, 898! Staubfi!.den in des gefttllten Akeley I, 465; pelori-

 

 Pistille verwandelt I,  465; Ver-  h

dschiedenheit desselben in verschie-     sce Blfi

then II,

75, 78, 79; .Stel-

                         lung eine Ursache des Pelorismus eoen Theilen Indiens II, 222; bei Bluthen II, 454; Neiguog p Frnchtbarkeit monstrosen -,      II,       lorischer Bltithen irregulll.r _ zu wer-

 224; Alter des .schwarzsamigen - ,      den II, 92; fiber MonstrositA.ten II, 560.      II, 835; Correlation zwischenA.chse M ll h re oder Mohrrfibe, wilde, Wir-          und Anha.ngen bei Pflaozen II, kung der Cultur auf die -, I, 408; .     425;     Verschmelzung  hom.ologer Rfickschlag bei derselben II, 41;    Theile bei Pflanzen II, 447, 450; verwilderte -,  II, 44; vermehrte    t1ber eioe Bohne mit monstrosen Fruchtbarkeit der cultivirten -, II,  Stipulae und abortiven BI.Attchen 149; Versuche mit der -, II, 368;  II, 452; Verwandlung von Blttthen-

Acclimatisation der -  in Indien    theilen II, 514.     _

  II, 418. Mor lot, Hundederdll.nischenKttchen- Moll und Gayot, uberRindI, 101;          haufen I, 22; Schafe und Pferde

II, 127, 281.  ·    der Bronze-Periode II, 658.

Mllller, L., Wirkung der Nahrung Mormodea iinea II, 70.

  auf Insecteq II, 378.   Morren, Ch., ttber Pelorismus- II, Mo1_l us cai   Anderung der Schalen      76; b_ei Calceolaria II, 456 LNioht- be1 -,   I , 872.    Comc1denz von gefflllten J:Slllthen

Monke, Lady,  Cultur der Pensees    und gefleckten Blll.ttern II, 226.

I, 469,   .    Morris,  Ohr., Fortp dee

[page break] Morton. Register. Nathusius. 611

 

Thurmfalken in der Gefangenschaft

II. 207.

Morton, Lord, Wirkung der Be­ fruchtung einer arabischen Stute durch ein Quagga I, 520.

Morton, Dr., Ursprung des Hundes I, 19.

Hloru11 nl6a I, 420.

Mos c h us. Ente, verwilderter Bastard der - mit der gemeincn Ente I, 235.

Moska.'!; Kaninchen von -, I, 132, 149; wirkung der Kii.lte auf Birn­ baume in -, II, 407.

Moufflon I, 117.

M he, Ha.rings- , pflanzt sich in der Gefangenschaft fort II, 212.

Mii v e, allgemeine Sterilita.t in der Gefangenschaft     212.

Moventaube I, 183.

Mowbray, Uber die Eier der Kampf­ htthner I, 307; friihe Kampfsucht der Kampfhahne I, 310; vermin­ derte Fruchtbarkeit des Fasans in der Gefangenschaft II, 209; wechsel­ seitige Befruchtung von P111J1Jijlora alata und racemo1Ja II, 184.

Mulatten, Characterder-, II, 61. M fi II er, Fritz, Fortpflanzung der Orchideen II, 179; Entwicklung der Crustaceen II, 484; Zahl der Samen bei einer . laxillaria II,

498.

M fi 11er , H., O.ber das Gesicht und die Zahne bei Hunden I, 43, 91; II, 454.

Mo.Iler, Joh., Erzeugung unvoll­ kommner Nagel nach theilweiser

.Amputation der Finger II, 20, 517; Neigung zum Abandern II, 338; .Atrophic des Sehnerven nach Zerstorung desAuges II, 395; iiber Janus-il.hnliche Misbildungen II, 448 ; Uber Knospung und Theilung II, 472; Identitat ven Eichen und Knospen II, 473, specielle Affiuitat der Gewebe II, 499.

M t1II er, Max, Alter der Agricultur II, 323.

Muniz, F., O.ber Niata-Rind I, 112. Munro, R., O.ber Befruchtung der Orchideen II, 178; Reproduction

der Pu8ijlora alata II, 185.

 Murassa«- Taube I, 178.

Murphy, J. J., der Bau des Auges nicht durch Zuchtwahl zu erreichen II, 295.

Hlu, alea:a11drinu11 II, 116.

,1111Ja sapientium, cl1iflen1Ji11 und C1t.

i,endi1Jhii I, 481, 482.

M,i.,ca1'i como1Ju111 II, 249, 419.

Muskatnu ssbaum  II, 314. .

M us mon, weiblicher zuweilen horn- los I, 119.

Muske In, Wirkungen des Gebrauchs auf -, II, 394.

Myatt , iiber eine fiinfbla.ttrige Va- rietat der Erdbeere I, 447.     ·

My op ie erblich II, 10.

M yr i a p ode n ,  Regeneration ver­ lorner Theile bei - , II, 20, 890.

l'Wachtblindheit, Fehlschlagen des Rt1ckschlagens zur -, II, 48.

N li.gel aufFingerstumpfen wachsend II, 20, 517.

Nager, Sterilitat der - in der Ge­ fangenschaft II, 204.

Nah rung, Einfluss der auf Schweine I, 91; auf das Rind I, 114; Excess der - eine Ursache der Variabili­ tat II, 840.

Nai11, Theilung der -,  II, 471.

N ama qua s, Rindvieh der -, I, 110; II, 277.

Narbe, Variation der - bei cul­ tivirten Cucurbitaceen I, 456; Sa.tti­ gung der -, I, 518.

Na re is s e, gefiillte - wird in ar­ mem Boden einfach II, 226.

Narvaez, Cultur eingeborner Pflan­ zen in Florida I, 888.

Naaua, steril in der Gefangenschaft,

II, 204.

»Natas« oder »Niatas«, eine siid­ amerikanische Rinderrasse I, 111- 113.

Nath usius, H. v., iiber die.Schweine der Schweizer Pfahlbauten I, 86; Uber die Schweinerassen I, 82-88; Convergenz des Characters bei hoch­ gezO.chteten Schweinen I, 62; II, 319; Ursachen der Veranderungen in der Form des Schweineschadels I, 91; Veranderung in Schweine­ rassen durch Kreuzung I, 99; Ver­ anderung der Form bei Schweinen II, 370; Wirkungen des Nichtge­ brauchs der Theile bei Schweinen II, 897; Tril.chtigkeitsdauer des Schweins I, 98; AnMnge an den Kiefern bei Schweinen I, 94; ilber Su, pliciceps I, 87; Tra.chtigkeits­ dauer bei Schafen I, 121; Uber Niata-Rind I, 141, iiber Shorthorn­ Rindvieh II, 156; ttber· Inzucht II,

89 *

[page break] 612     Nato. Nicard.

 

154; beim Schaf II, 159; bei Schweinen II, 16 ; unbewusste Zucbtwabl bei Rind und Schwein II, 285; Variabilitat bochgeziichte­ ter Rassen II, 316.

Na to, P., iiber. die Bizzaria-Orange

I, 503.

Natiirliche Zuchtwahl, ihre allge­ meinen Principien I, 2-17.

Natur, Sinn, in welchem der Ans­ druck gebraucht wird I, 8.

Naud in , vermeintliche Regeln der

Uberlieferung beim Kreuzen von Pfl.anzen II, 90; iiber die Natnr der Bastarde. JI, 64; »Essenzen« der Species bei Bastarden II, 506, 525; Riickschlag der Bastarde II, 47, 64; Rfickschlag bei Bliitben in Streifen und Flecken II, 49 ; Ba­ starde von l,inaria vulgari11 und purpm·ea II, 125; Pelorismus bei Linaria II, 76, 456; Kreuzung der peloriscben l.inaria mit der ge­ wohnlichen Form II, 92, Variabili­ tat der lJatura II, 352; Bastarde von IJatura laevis und 11t1'a111oniu111 ( 504; Ubergewicbt der Uberliefc­ rung der. Datm·a 11tra1nonimn bei der Kreuzung II, 88; iiber den Pol­ len der . lirabitis und von Bastar­ den I, 499; Befruchtung der Jlira­ hili11 II, 478; Kreuzung des Cha- 1naerop11 humilia und der Dattel­ palme I, 514; cultivirte Cucurbita­ ceen I, 454-458; II, 143; rudi­ mentare Ranken bei Gurken II, 419; Zwerg-C1:1curbiten II, 437; Brziehungen zwischen der Grosse und Zahl der Friichte bei Cucur- 6ita pepo II, 452 analoge Variation bei Cucurbiten I , 460; Acclimati­ sation von Cucurbitaceen II, 415; Production von Friichten durch sterile bybride Cucurbitaceen II,232; iiber die Melone I, 457; II, 143,

364; Unfa.higkeit der Gurke, sich mit andern Arten zu kreuzen I, 457.

Nectarine I, 424-434; stammt vom Pfirsich her I, 424, 427-431; Bastarde der - I, 427; Bestandig­ keit der Charactere bei Sa.mlingcn I, 429; Ursprung der -, I 428; auf Pfirsichbaumen.erzeugt  429

.:.....430; produeirt Pfirsiehe I, 431; Variation bei den - , I, 432; Knos­ penvariation bei der - , I, 478; Drii­ sen an den Blattern der - , JI, 308;

N ec ta r in e , Abanderungen der :,_

 bei Pensee§ I, 471.   .

N ees , iiber Andertingen in der Farbe

der Pfl.anzen II, 364.  ..

- N eger «.-Katzen I, 08,

N eger. Polydactylismus bei -, II, 18; Zuchtwahl beim Rind. ansge­ ll.bt von -; II, 277.

Nelke n, chinesische ....:. , II_, .427; Knospenvariation bei -, 1, .488; Veredelung der -, II, 289.

Neolithische Periode, D9'.mesti­ cation des 808' long,f'ron11 Ulld primigenius in der -,  I . 101; Rind der - distinct von .der ur­ spriinglichen Species I, 109;.dome­ sticirte Zi.ege ·in der - , I, 126; Cerealien der -, I, 395.  .

Neu m eis t er, iiber hollandisohe und deutsche Kropftauben · I, 171; 11ber die Jacobiner-Taube I, .190;· Ver­ doppelung der mittelstenFlugfedern bei Tati.ben I, 197; iiber eine eigen­ thiimlich gefa.rbte Taubenrasse, die staarhalsige Taube I, 199; Frucht­ barkeit hybrider Tauben I, 238; Mischlinge der Trommeltaube II, 87; Periode des Eintritts des voll­ kommenen Gefieders bei Tauben II, 102; Vortheile der -Kreuzung von Tauben.II, 168. . ·

N euralgie erblich II, 104.

N e u -Se el an d , verwilderte Katzen von -,  I , 59; Culturpflanzen von

-,  I, 387.    .  .  .- ·

Neu fun di an de r Hund, Modification desselben in England I, 53; · . Newman, E., Sterilitat der Sphin­

giden unter gewissen Bedingtingen

II, 212.

Newport, G., Vanes11abega.tte.t sich in der Gefangenschaft nicht II, 212; Regeneration von Gliedmaassen bei Myriap_oden II, 390; Befruch­ tung des Eies bei Batraehiern TI,

478. .  · ·

Newton, Mangel v.on Geschlechts­ unterschieden bei Columbidenl, 201; Entstehung eines· schwarzschultri­ gen Pfaues unter der gewf>hnlichen· Art I, 362; itber ·bybride·E ten II, 211.

Nga.mi-See, Rind des:-, .I,.:110.

Nia.ta-Rind I, llF-113;· Ahnlich­ keit mit dem Siv(!theriu1n I, 112; tlhergewicht der tlberlieferung des Characters beim -, II, 86.

 analoge Variation bei der II, 459.

.Nicard«-Ka.ninchen I, lSS,

_

  :  ::  -

[page break] Nicholson.   Register. Oriol us. 613

 

Nicholson, Dr., Uber die Katzen von Antigua I, 57; uber die Schafe von Antigua I, 122.

Nichtgebrauch und Gebrauch von Theilen, Wirkungen derselben II, 392-40'J, 465, 547; im Skelet der Kaninchenl, 153-159; bei Tauben I, 212-218; beiHuhnern I. 336- 840; bei Enten I, 354-357 ; beim Seidenschmetterling I, 374 - 378.

Nichtvererbung, Ursachender -,

II, 38-35. .

Nicolinna, Kreuzung von Varietl!.ten und Species '{l)n -, II, 144· Uber­ gewicht der Uberlieferung der Cha­ ractere bei Arten von II, 88; Con­ tabescenz der weiblichen Organe II, 224.

Nicotiana glulitlo,,a II 144..

Niebuhr, Uber die Erblichkeit von geistigen Characteren i_nmanchen rtlmischen Familien II, 85.

Nieren, compensatorische Entwick­ lung der - , II, 398; Verschmel­ znng der -,  II,  450; Form der

- bei VBgeln durch die Form des Beckens beeinflusst II, 453.

Nil s son , Prof. , iiber das Bellen eines jungen Wolfes I, 33; Ab­ stammung der europai&chen Rinder­ rassen I, 101, 102; uber Bo.r f'ron­ toa,u in Schonen I, Hi2.

Ni nd, iiber den Dingo I, 48.

Nia111 f'or111ativ11a II, 389, 390, 391,

469.

N ttz s ch, iluer das Fehlen der OldrUse bei gewissen Colu1116ae I, 182.

.N onnain«-Taube I, 190.

No nn en -Tauben I, 192; Aldrovandi bekannt I, 192, 256.

Nord man n , Hunde von Amhasien I, 30.

Normandie, Schweine der - mit Anbangen unter der Kinnlade I, 94. Norwegen, gestreiftePonies von-,

I, 72.

Nott und Gliddon, iiber den Ur­ sprung des Hundes I, 19; Dogge auf einem assyrischen Grabdenk­ mal dargestellt I, 20; iiber agypti­ scbe Hunde I, 22; iiber den Hund der Hasen-Indiauer I, 27.

Notylia II, 181.

Nuniida ptilorhyncha, die Stammform des Perlhuhns I, 366.

>Nun«-Taube I, 192.

N 0. tzli ehk ei t,  Betrachtungen der

-  als zurGleichformigkeit filhrend

II, 319.

O be r l in , Anderung des Bodens vortheilbaft fur die Kartoffel II,

196. .

0 dart, Graf; Varietaten des Weines I, 418; II, 368; Knospenvariation beim Wein I, 479.

Oecidi11m II, 378.

Oenothera 6ienni.<t, Knospenvariation, I. 489.  ..  .

0 g I e, · W., Ahnlichkeit von Zwillin­ gen II, 333.

Ohren von Liebhaberrassen der Ka­ ninchen I, 131; Mangel der - bei Kaninchenrassen I, 134; rudimen­ tare - beim chinesischen Schaf 11,418; Hil.nge-11,399; Verschmel­ zung der -, 450.

0 I dfie Id, Mr., uber eine assyrische Sculptur eines Hundes I, 20; Schil.t­ zung europaischer Hunde unter den

.. Eingebornen Australiens II, 286. Oldriise" Ftihlen der- bei Pfauen­

tauben 1, 182, 198.

0 1ea n d er , Stamm afficirt durch Propfung I, 507.

0 11i er, Dr., Insertion des Periosts vom Hunde unter die Haut eines Kaninchens II. 486.

Oncidium, Reproduction des -,  II,

178-182, 220.

Ophrys api(era, Selbstbefruchtung bei -, II, 121; Bildung von Pol­ len in einem Kronenblatt bei -, II, 514.

Opunlia leucotricha II, 368. Orange I, 421-424; Kreuzung II,

120; mit der Limone I, 514; II, 480; Naturalisation der- in Italien II, 409; Variation der - inNord­ italien II, 339 i. eigenthilmliche Varietat der - I , 437; Bizzaria- 1, 503; dreigesichtige -, I, 503.

Orchideen, .Reproduction der-, I, 518; II, 178-182.

0 rfo r d, Lord, Kreuzung von Wind­ spielen mit Bulldoggen I, 51.

Organe, rudimentil.re  und abortive

-, 11, 418--422; Vervielfaltigung abnormer -, II, 512.

Organisation, Fortschritt der -, I, 9.   .

01'iol11s, Annahme.des weiblichen Ge­ fieders von einem Mannchen in der Gefangenschaft II, 218.

[page break] 614     Orkney,   Register. Panicu-m.

Orkney-Inseln, Schweine der -, I, Padua, friihest bekannter Blumen- 89; Tauben der --, I, 227.  garten in -, II, 289.

Orth optern, Regeneration der Hi)l- Pad uaner Huhn des Aldrovandi I, terbeine bei -, II, 390. ·  306.

O,·thosia munda II, 212.  Paeonia mou.tan II, 274.  .

Orton, R., iiber die Wirkung der Paget, fiberdeuungarisohenSchil.fer- Kreuzzucht auf das Weibchen I,    hund I, 29.

 520 ; iiber die Katze derlnsel Man p a g et, Vererbung von Krebs II, 9 ; II, 86; iiber Mischlinge vom Seiden-    erbliche Verlangerung von Haaren huhn II, 88.   in denAugenbrauen II, 10; Periode Osborne, Dr., vererbtes Gefl.eckt-      derVererbung desKrebses Il, 105; sein der Iris II, 12. fiber H11d1·a II, 389; iiber dasHei-

O s ten -Sacken, iiber amerikanische     Jen von Wunden II, 390; fiber Besse-

 Eicben-Gallen II, 374.             rung schlecht geheilter Knochen- O s t eo1og is che    Charactere     der       briiche II, 391; Wachsthum von Sch weine I, 83, 86, 89-93; der Ka-          Haaren in der Nil.he entzfindeter ninchen I, 143 ·· 153; der Tanben         Flachen oder Fracturen II, 898;

I,  201 - 208; der Enten I, 351 -   iiber falsche Membranen II,  892;

 354.     compensatorische Entwicklung der Oesterreich, Erblichkeit des ans-        Nieren II, 398: Bronzehaut bei seren Characters bei den Kaisern     Erkrankung der' Nebennieren II, von -, II, 85.     438 · Einheit von Wachsthum und Ostiaken, Zuchtwahl· der Runde      Kno pung II, 473; Unabhi!.ngigkeit bei den -, II, 276.     der Elemente des Korpers II, 485;

Otter II, 203. Affiniti!.t der Gewebe fur specielle

»Otter«-Schaf  von  Massachusetts   organische Substanzen II, 499.

I, 125.   pa 11as,  iiber den Einfl.uss der Do-

O u de,   verwildertes Rind  in -,  I,   mestication auf die Fruchtbarkeit

 100. gekreuzter Species I, 39, 105, 288; Ouistiti pfl.anzt sich in Europa fort   II, 145; Hypothese, dassVariabili-

 II, 205. ti!.t ganz Folge der Kreuzung ist I, O v ar i um , Variation des -  bei _Cu-    232, 477;  II, 381, 349;  fiher den.

c1trbita moschata I, 457; Entwick-  Ursprung des Hundes I, 19;  Va-

lung des - unabhi!.ngig vom Pollen  riation bei Hunden I,  42;  Kreu-

l, 519.   zung von Hund und Schakal I, SO;

Ovis montana I, 123.      Ursprung der Hauskatze I, 54; Ur- Owen, Capt., iibersteifhaarigeKatzen       sprung der Angora-Katze I, 56; in Mombas I, 58.     fiber wilde Pferde I, 65, 76; f1ber

Ow en Prof. Rich., palaontologische persische Schafe I, 11 ; iiber sibi- BewJise Ober den Ursprung der rische fettschwanzige Schafe 11, Runde I, 18; fiber den Schadel d s  371. Ober chinesische Schafe II, Niata-Rinds I, 112; ilber Fossil-  418; uber Varietaten des We es reste von Kaninchen I, 130; ilber  in der Krim I, 418; fiber e1ne die Bedeutsamkeit des Gehirns I,   Traube  mit rudimentaren Samen

154; iiber die Z_ahl der Finger bei  II 419; fiber verwilderte Moschua- den Ichth)'.osauriern II, 21 ;. ilber  edten u, 60. Sterilitat von Alpen-

Metagenes!s II, 482; Theorie d r pfl.anzen in di!.rten II, 220; Zucht, Reproduct10n und Parthenogenesis  wahl ·weissschwanziger Yaks I!, II, _492..    .    275.

Oxalu,, tnmorphe Species von -,  II, p   'Id  tes Rind der _

523. ampas,  verwi  er    .    ,

Oxatia roaea II, 177.     .   I, 107.    ·

Oxley  Mr.  fiber den Muskatnuss- 1 Panda11ua I!, 338. II.

bau:rrl. II 815 Pangenesis, Hypothese der-, ' .          470-529.

Panicmn. Samen  zur Nahrung  be­

 p        a ca, Sterilitat des - in der Ge­ fangenschaft II, 204.

nutzt  I,  385; in  den .3chweizer

Pfahlbauten gefunden I, 895.   _

[page break] Papagei en.  Register. Pensees.  615

 

Pap age i en, allgemeine Sterilitat der - in der Gefangenschaft II, 208; Veranderung des Geiieders bei -· , 11, 871.

Pappel, Iombardische -, I, 459. Papp us, Fehlschlagen des -  bei

Carthamu., II, 420.

Paradoxu,·ua, Sterilitii.t der Species von - in der Gefangenschaft II, 208.

Paraguay, Katzen von -, I, 57; Rind von -,  I,  111; Pferde von

-,   II, 185; Hunde von -,  II, 184;

echwarzhi!.utige HO.hoer von -,     I,

286.

Parallele Variation II, 459-465. Para.mos, wollige Schweioe von -,

I, 98.

Parasiten, das den Angriffen der

- Ausgesetztsein hangt von der Fa.rbe ab II, 808.

Pariah- Hund mit krummen Beinen I, 21 ; dem indischen Wolf ahnlich I, 29.

Parise t , Vererbung der Handschrift

II, 7.

Parker, W. K., Zahl der Wirbel beim Huhn I, 830.

'Parkinson, Mr., Varieti!.ten der Hya­ cinthen I, 478.

Parky n s, Mansfield, Ober Culum6a

Pater son, R., i1ber den Arrindy Seiuenschmetterling II, 406.

Paul, W., Uber die Hyacinthe I, 47!!; Varietaten der Pelargoniums I, 484; Veredelung der Pelargoni­ ums II, 288.

Pavo criatat11s und 1nutic11,, Bastarde von -, I, 862.

Pavo nigripennia I, 862.

Pavodotten-Taube I, 174.

Peccary, Fortpflanzung des     in der Gefangenschaft II, 201.

P e g u, Katzen von - , I, 58; Pferde von I, 66.

Pelargonium, vieliacher Ursprung I, 464; Zonen bei Arten von -, I, 466; Knospenvariation bei -,  I. 488; Gefl.ecktsein in Verbindung

mit Zwerghaftigkeit I,  492;  Pe­

·lorismus bei - , II, 225, 465; durch ttckschlag II i..77; Vortheile einer Anderung des.t1odens II, 196; Ver­ edelung der -  durch Zuchtwahl II, 288; Verbrennen der -, II, 805; Zahl der aus Sa.men gezoge­ nen Arten II, 812; Wirkungen der Lebensbedingungen auf - , II, 868; Ofenvarietii.t von -, II, 412; Corre­ lation zusammengezogener Bll!.tter uod BIO.then bei -, II, 487.

Pela,·gonium  fulgidmn, Bedingungen

 g1ti11ea I1 225.

Parm entl e r, Verschiedenheiten im

Nisten der Tauben I, 220; O.ber weisse Tauben II, 805.

Parthenogenesis II, 478, 479.

l'arua major 11,..807.

Passendste,  Uberleben  desselben

I, 7.

Pauiflora, Selbst-lmpotenz bei Spe­ cies von - II, 184; Contabescenz der weiblichen Organe bei - , II, 224.

Pauiflora alata, Fruchtbarkeit nach der Propfung II, 258.

Pastinake, Rttckschlag bei der -1 II,42E;influss der Zuchtwahl be1 der -,  II, 269; Versuche an· der

-, lit 868, Vergriisserung der Wur­ zeln aer wilden - durch Cultur I, 408.

Pastran i Julia, Eigenthfimlicbkei­ ten im Haar und den Zi!.hnen II, 484.

Patagonien, Schadel der Schweine von -, I, 97.

Patagonisches Kaninchen I, 181.1

.der Fruchtbarkeit bei -,  II, 221.

- P e Ione s«, eine columbische Rinder­ rasse I, 111.

Pelo ris ehe Blfithen, Neigung der­ selben, die normale Form anzuneh­ men 11, 92; Fruchtbarkeit oder Unfruchtbarkeit derselben II, 225.

P e I o ri s c he Rassen von Gloxinia llpecioaa und Antirrhinum m4,jua I, 465.

Pelorismus II, 76-78, 454-456. Pembroke-Rind I, 101.  ..

P en nan t, Production von wolfii.hn­ Iichen Hunden in Fochabers I, 47; tlber das wilde Rind des Herzogs von Queensbury I, 106.

Penniaetum, Sa.men von - als Nah­ rung benutzt im Pendschab I, 885. Penniaetum diatichum, Sa.men in Centralafrica als Nahrung benutzt

I, 884.

P en s e e s I, 469-471; Verll.nderung bei den - durch Umpfl.anzung I, 496; Rttckschlag bei - , II 41, 62;  Wirkung der Zuchtwahi  auf

-,  II, 268· Verbrennung der -, II,  805;  Wirkung der Jahresver-

[page break] 616     Percival. Register. Pflanz en.

 

 hl!.ltnisse auf die -, II, 363; ein­ jahrige Varietaten der -, II, 404. Percival, Mr., fiberErblichkeit bei Pferden II, 13; Uber hornartige

Fortsatze bei Pferden I. 63.

l'e1·dix r1t61·a, gelegentlich· in der Ge­ fangenschaft fruchtbar II, 209.

Periode der Wirksamkeit der Ur­ sachen der. Variabilitat II, 355.

P er i os t eines Hundes in einem Kaninchen Knochen producirend ll, 486.

P e rl huh n I , 366 ; verwildertes in Ascension und Jamaic,,a I, 235; II, 44; Indifferenz gegen Anderung des Clima II. 217.

Pers i en, Schatzung der Tauben in

-, I, 253; Botentaube I, 173; Burzeltanbe  I, 185; Katzen· von

 , I, 56 - 59; Schafe von -- , I, 118.

Pe1·11icu inte,·media I ,426.

Peru, Alter des i!lais in -, I, 400; eigenthfimliche Kartoffel von · -;

I, 415; Zuchtwahl wilder Thiere von den Incas ausgeffihrt II, 277.

Perttcken-Taube I, 190. Petunia, vielfacher Ursprung der

-, I, 464; gefiillt bliihende -, II, 226.

Pfahlbauten, Schaf der I, 118; II, 557; Rind der -, II, 557; Fehlen des Huhns in den-,I,304; cult.ivirte Pflanzen der-, I,385; II, 557,560; Cerealien der -, I, 395-396; Erb­ sen in den - gefunden I, 409; Boh­ nen in den - gefunden I, 414.

Pfau en.., Ursprung derl, 361; Iackir­ ter oaer schwarzschultriger - , I, 362-363; verwilderter - in Ja­ maica I, 235; Fruchtbarkeit des wilden und zahmen - verglichen Il, 149, 355; weisse -, II, 439.

Pfauentaube I,181-183; II, 301; abgebildet I, 181; Schlttsselbein der

- abgebildet I, 207; Ge hichte der -, I, 257; Mangel der Oldriise bei der -, II, 453.

Pferde in Schweizer Pfahlbauten I, 61; verschiedene Rassen anf dem malayischen Archipel I, 61i Ano­ malien im Skelet und Geb1ss der

Farben I, 68; dunkle Stre;fen beim I, 70-'--76; II, 463; Ursprung der

graubraqnen -,  Ii 74; Farben der

verwilderten - ,     , 76; Wirkung der Befruchtung durch ein Quagga auf spli.tere Nachkommen I 1 520; Vererbung von Eigenthllmlichkeiten II, l i Polydactylismus beim -,   I, 18; vererbung der Farbe Il, 29; Vererbung von Exostosen an . den Ffissen beim -, II, 31L Rficksohlag beim -, II, 43, 64; .Hastarde mit Esel und Z bra II, 56; ·'Oberge­ wicht der 'Oberlieferung bei den

Geschlechtern der - , Il , 85 ; Scheidung der - in Paraguay II; 135; Fortpfl.anzung wilder Species in der Gefangenschaft II, 201 ; kraushaariges -  in Paraguay  II,

274, 431; Zuchtwahl nach unter­ geordneten Merkmaleil H, 279 ; unbewusste Zuchtwahl der - , II, 288; natfirliche Zuchtwahl in Cir­

cassien II, 299 ; Veranderung _des Haarkleides in Kohlenbergwerken II , 369; Degeneration der - auf den Falkland-Inseln II, 869; duroh das Beschlagen verursachte Krank­ heiten II, 399; FiitterungmitFleisch II, 403; weisse und weiss gefleokle

20. durch mehltbauige Wicken ver­ giftet II, 445; analoge Abi!.nderung in der Farbe II, 460; im Gaumen

entwic elte Zahne II, 513; - der Bronze-Periode in Dll.nemark II, 558.

Pfirsich I, 424-:-484; stammt _von der Mandel ab I, 424; Abbildung von Steinen I, 425;'mit Mandeln verglichen I, 426; geffillt blo,hender

-- , I, 426, 484 ; Basta.rde vom - , I, 427; Bestli.ndigkeit der. Rassen beim -, I, 427; -bll.ume., welche Nectarinenproduciren 11,. 428- 480;

Abanderung beim -,  1, 482; II,

389; Knos_penvariation I; 478; Traner- II, 24; 'Variation durch Zuchtwahl II1 291·; eigenthtlmliche

Krankheit be1m -  II,  308; DrO.­

sen an den Bli!.ttern des ,- , II, 308; Alter des -,     409; Zu­ na1:ime der Widerstandsfahigkeit

I, 62; wechselseitige Frucht­

II., 409; zum TreibeJl passende

 barkeit verschiedener Rassen I, 68; verwilderte -, I, 64; Gewohnheit, den Schnee wegzuscharren I, 66 ; Art, Rassen zil produciren I, 67 ; Vererbung und V erschiedenheit der

Varietaten II, 412; gelbflelsohiger

21. gewissen Krarikheiten ausgesetzt

II, 444.

Pfir sieh-Mandel I, 426. Pflanzen, Fortschritt der Oultur

[page break] P flaumen.   Register. Pi sum.   617

 

der -, I, 380 - 389; geographische Herkunft der cultivirten -, I, 387; Kreuzung der -, II, 130, 131 169; Fruchtbarkeit der wilden und cultivirten - verglichen IT, 149; selbst-impotente - II, 176 -189 ; dimorphe und trimorphe - , II 176, 189 ; Sterilitat nach verii.nderten Bedingungen II, 219-222; wegen Contabescenz der Antheren II, 223; wegen Monstrositaten II, 224 ; wegen Geftllltsein der Bliithen II, 225; wegen samenloser Friichte II, 227; wegen e.xcessiver Entwicklung der Vegetationsorgane II, 228.  233;

Einfluss der Zuchtwahl auf -, II, 267-269; Aba.nderung in nutzbaren Theilen durch Zuchtwahl II, 289- 292; Variabilitat der -, II, 314; Variabilitat durch Kreuzung ver­ anlasstII 350; directe Einwirkung einer Anaerung des Climas auf -, II, 367; Verll.nderung der Vegeta­ tionsperiode der - , II , 404· ver­ schiedenen Climaten passend.e Va­ rietaten der - II, 406; correlative Variabilitat 11,  436;  Alter der

Rassen II, 560.

Pflaumen I, 435-439; Steine ab­ gebildet I 437; Varietaten der -, I, 437; Ii, 291; Knospenvariation bei - , I 479 ; eigenthumliche Krankheit der -, II, 302; Bliithen­ knospen der - von Gimpeln zer­ stllrt II, 308; purpurfrlichtige zu gewissen Krar,kheiten geneigt II, 444.

Pfropfhybride I, 501; 507-510;

II, 479-480.

Pfropfung II, 197; Wirkungen der

-, II, 842, 368; auf den Stamm I, 507-510; auf die Variabilitat der Bll.ume II, 342 ; der Knospen­ variation analoge Veranderungen durch - herbeigeflihrt I , 496, 500.

l'hacochaeru,a africanua I, 95.

Phalaenoplria, Pelorismus bei - , II, 456.

Phalangen, Fehlen von -,  II, 96.

Phap8 chalcoptera II, 461.

l'haaeolua multiflorua II, 410, 427.

• v1dgaria II, 410.

Phtiaianua amheratiae I, 342.

• pictua I, 342.

Philip eau x, Regeneration von Gliedmaassen beim Salamander II. 495.

P h iii pp a r, iiber die VarietAten des Wcizens I, 392. ·

Phi Ii pp in e n - Inseln, benannte Ras­ sen des Kampfhuhns auf den -, I, 286.

Phi Ii pp s, Mr., liber Knospenvaria­ tion bei der Kartoffel I, 493.

P hIox , Knospenvariation durch Aus­ li!.ufer bei -, I, 492.

Pickering, iiber die grunzende Stimme des Hllcker-Rinds I , 99; Vorkommen eines Htlhnerkopfs in einer alten agyptischen Procession I, 304; Samenproduction bei ge­ wl>hnlich samenlosen Friichten II, 227; Aussterben alter agyptischer Rassen von Schafen und Ochsen II, 555; tlber einen alten peruvianischen Ktlrbis II 560.

Picot e n , Wirkungen der Lebens­ bedingungen auf -, II, 361.

Pi c t et, A., orientalische·Namen der Taube I, 253.

Pictet, Prof., Ursprung desHundes I, 18; tlber fossile Ochsen I, 102.

P i gea u x, Bastarde von Hasen und

 Kaninchen II, 131, 204. Pigeon     cravate I, 183.

»    Bagadais I, 175, 177.

»    coquille I, 192.

· cygne I, 177.

»    h eur te I, 192.

· Patu plongeur I, 193.

»    Polonais I, 179.

· Romain I, 175, 177.

· Tambour I, 190.

· Turc I, 172.

Pilze, parasitische -, II, 378. Pim en t II, 121.

Pimpernelle II, 255.

Pintsc her, krummbeiniger -, II, 325; weisse - der Laune ausgesetzt II, 444.

l'inua pumilio, mughua und nana, Varietli.ten von P. aylveatria I, 462.

Pinua aylveatria I , 462; II, 411; Bastarde von - mit P. nigricana II, 174.

Pio r r y, tlber erbliche Krankheiten

II. 9, 103.

Piatacia lentiacu, II, 363.

Pi stille, rudimentAre - bei ,iulti­ virten Pflanzen II, 419.

P is tor Sterilitat mancher Miseh­ lings-TaubenITI 237; Fruchtbarkeit der Tauben , 149.

Pi111m arven,e und ·aatfoum I, 408.

39 **

[page break] 618     Pityriasis.    Register.     P·runus.

 

Pity1-iasia veraicolo1·, Vererbung der

-,  II, 104.

Plan c ho n, G., i1ber einen fossilen Wein I, 417; Sterilitat der Juaaiaea grandiflora in Frankreich II, 230. Plantigrade Carnivoren, allgemeine Sterilitat derselben in der Gefan­

genschaft II, 203.

Plasticitat, Vererbung der -, II, 320.

Platanen, Varietat der -,  I, 461.

Plateau, F., 1lber das Sehen am­ phibischer Thiere II, 297.

Plateaaa fleaua II, 69.

Plato, Erwahnung der Zuchtwahl beim Zilchten von Hunden II, 270.

/1lica polonica II, 365-366.

P li n i us, Uber Kreuzung des Schafer­ hundes mit dem Wolf I, 29; i1ber Pyrrhus Rinderrasse II, 271; uber die Schatzung der Tauben bei den Romern I, 253 ; Birnen von - be­ schrieben II, 287.

Pluralitat der Rassen, Pouchet's Ansicht dari1ber I, 2.

l'oa, Samen als Nahrung benutzt I, 884; Species von - durch Bulbillen fortgepflanzt II, 229.

Pock en II, 496.

Podolisches Rind I, 100.

Pois sans parchemin II, 307.

Poiteau,  Ursprung des Cytiaua Adami I, 501; Ursprung cultivirter Varietll.ten der Fruchtbaume II, 343. Po II en II , 478-479 ; Einwirkung. des -, II, 143; schadliche Einwir­ kung des - bei manchen Orchi­

und Bergen I,  65;  Jav esische

-,  I, 66.

Pool e , Oberst; Uber gestreifte indi­ sche Pferde 1, 73; Uber die Jun­ gen von Aainua indicua II, 56.

Popp i g, iiber wilde Hunde von Cuba

I, 33.

Porphyrio, Fortpflan,zung einer Spe­ cies von - in der Gef ngenschaft II, 211.

Portal, iiber eine eigenthOmliohe erbliche Affection des Auges ll, 12. Porto  Santo,  verwilderte  Kanin­

chen von -,  I, 139.

Potamochoerua penicillatua II, 201.

Pouche t, Ansichten iiber PluraJjtll.t der Rassen I, 2.

Powis, Lord, Versuche Uber :Kreu­ zung des Hocker-Rindes mit engli­ schen I, 104; II, 59.

Poynter,  Uber  eine  propfhybride

Rose I, 509.

Prairie- Wolf I, 27.

Prescott, Uber den friihest bekann­ ten europaischen Blumenga..ten II,

289. ,.

Preussen,  wilde  Pferde  in  -,

I, 76.

Prevost und Dumas, VerwendU11g mehrerer Spermatozoen ,m. Be­ fruchtung eines Eies II, 47-8.

P r i c e , Abanderungen im Bau des Pferdefusses I, 62..

Prichard, Dr., Uber Polydactylis­ mus beim Neger II 18; Uber die Familie Lambert   101; O.ber einen Albino,-Neger Ii , 304; fJ.ber

 deen IT, 181·; Widerstand gegen

Plica polonica II, 366.

 !l!)hii.dliche Behandlung II , 222;

Ubergewicht des -::-, II, 251.

Pollock, Sir F., Uberlieferung ge­ fleckter Blatter bei Ballota nigra I , 491; i1ber locale Neigung zum Geflecktsein II 363.

PolnischesHuhn I, 282, 809, 314,

317 - 318, 824; Schadel abgebildet I 825· Durchschnitt des Schii.dels abgehiidet I, 326; Entwicklung der Protuberanz am Schadel I, 309 ; Schli1sselbein abgebildet I, 883.

Polyanthus II, 28.

Pol ydactllis mus, Vererbung des

-,  II, 1 -20; Bedeutung des -,

II, 21.

Polygonum II 445.

Polyplectron i, 315.

Pompelmuse I, 412.

Ponies, am haufigsten auf Inseln

Primula II, 28 ; Kreuzung VQD SJe­ cies I , 428; ContabesceRZ bei -   II, 224; gefo.llte - durch bmpflanzung einf h gemacht II, 1126 ; »hose.and hose« I, 465; Sterilitat _der

- mit gefii.rbten Kelchen II, 224.

»         ainenaia, wechselseiµg di­ morph II, 176.

• veri8 II, 28, 144.

• vulgaria II, 28 IM,.

Prince, Mr., 11.ber dasKreuzen n

Erdbeeren I, 446.    ,

Procyon, Sterilitat in der Gefangen: schaft II, 204.     .    . . .

P rot ozo en , Reproductiou bei den

II, 494. ·

Pruntia armeniaca I, 484.

· avium I, 439. ·

·

[page break] Prunus. Register. Reed. 619

 

Prunu8 cera8U8 I, 439, 479.

• domesti.1a I, 436.

• insititia I, 435,

• pad118 II, 26.

• spinosa I, 435.

Paittacua erithacu8 II, 208.

• macoa II, 208.

Psophia meist steril in der Gefan- genschaft II, 211.

Pule;JJ penetrana II, 365.

Puno-Ponies der Cordilleren I,  65.

Purser, Mr., Uber Cutiaua Adami

I, 500.

Pusey, Mr., Vorliebe der Hasen und Kaninchen fur gemeinen Roggen II, 308.

Putsche und Vertuch, Varietaten der Kartoffel I, 414.

Puvis,.. Wirkungen fremden Pollens auf Apfel I, 517; vermeintliche Nicht- Variabilitii.t monotypischer Gattungen II, 351.

Pyramidenformige  Bii.ume  II,

367, 459.

Pyrrhula v1tlgaris II, 308; Annahme des weiblichen Gefieders seitens des Mannchen in der Gefa.ngenschaft II, 213.

Pyrrhus, seine Rinderrasse II, 271.

Pyrua, pyramidenformige chinesische Species von - , II, 367.

· acerba I, 440.

21. aue11puria II, 306.

»    communia I, 444, 481.

- malua I, 440, 481.

• pamdiaitica I, 440.

22. praeco;JJ I, 440.

taua g ga, Wirkung der Befruchtung durch ein - auf die spa.teren Nach- kommen einer Stute I, 520.

Quatrefages, A. de, eine Hiindin grabt eine Hohle um darin zu wer- fen I, 33; Zuchtwahl beim Seiden- wnrm I, 374;, Entwicklung der Flii- gel beim i:seidenschmetterling I, 378; II, 397; Uber Varietaten der Maulbeere I, 420; specielles Er- ziehen von Eiern beim Seiden- schmetterling II, 264; iiber Krank- keiten des Seidenwurms II, 303; Uber Monstrositil,ten bei Insecten II, 356, 512; ttber die angelsachsische Rasse in America II, 367; iiber eine Veranderung derBriitezeit bei der il,gyptiscben Gans II, 404; Be- fruchtungJiei  Teredoll2 478; Nei-

gung zur Ahnlichkeit be1 den beaten

Rassen II, 319; iiber seinen »tour­ billon vital. II, 80 ; Uber die unab­ hangige Existenz der Sexualelemente II, 474.

f)uercua cer,·ia I, 462.

 • robur und peduncufota, Ba- starde von II, 174.

Q ui t t e, Birnen auf die -  gepropft

II, 342.

Ra.hen, gescheckte -, II, 102; Magen eines - durch vegetabili­ sche Kost a.fficirt II, 401.

Radclyffe, W. F., Wirkung des Clima.s und Bodens auf Erdbeeren I, 448; constitutionelle Differenzen bei Rosen I, 468.

Ra.d l kof e r, riickschreitende Meta­ morphosen hei Moosen und Algen II, 475.

Raffles, SirStamford, UberKreuzen des javanischen Rindes mit Boa sondaicus II, 276.

Ranchi n, Erblichkeit der Krank­ heiten II, 9.

Ranke n bei Cucurbitaceen I, 455; II,

419.

Hanunculua ficaria II, 231.

23. repens II, 227.

llaphanua aativua II, 452.

Ras s en, Modi:ficationen und Bildung neuer - durch Kreuzung II, 126- 131; domesticirte -, deren Be­ standigkeit II, 326, 559-560; kUnst­ liche und natUrliche -, II, 324- 327; 540 · 542; Pouchet's Ansicht von der Pluralitat der -, I, 2; Aussterben von -, IIJ 555-556; von Hauska.tzen I, 07-59; von Schweinen durch Kreuzung hervor- gebracht I, 98; von Rind I, 108- 109; 114-116; vonZiegen I, 126;

von Tauben I, 256-263.

Raup en, Wirkung veranderter Nah- rung auf - , II, 372.

Rawson, A., Selbst-Impotenz bei Bastarden von Gladiolus II, 187.

Re, Graf, Auftreten einer gelben Fi1,rbung bei allen Varietaten des Mais I, 401.

Reaumur, Wirkung der Gefangen- schaft auf den Hahn II, 68; Frucht- barkeit der Hiihner in den meisten Climaten II 217.

Rebhuhn, Unfruchtbarkeit dessel­ hen in der Gefangenschaft TI, 209. Reed, Mr., Atrophie der Glied­ maassen bei Kaninchen in Folge

[page break] 620     Regeneration.  Register. Rind.

 

der Zerstorung ihrer Nerven II, 395.

Regeneration  amputirter  Theile

beim Mensch en II, 19; beim menschlichen Embryo II, 20 . bei den niedern Wirbelthieren, Insec­ ten und Myriapoden II, 20.

R e g ni er , friihe Cultur des Kohls bei den Kelten I, 405; Zuchtwahl von den Keltcn ausgeiibt II, 271.

Reis, Kaiser- in China II, 274; in­

dische Varietaten des -,  1 338; eine kein Wasser bediirfenae Va­ rietat II, 404.

Reissek, Versuche iiber die Kreu­ zung von l'ytiaus pu1·pureua und laburnum I , 500; Modification eines Thesi111n durch Oecidium II, 378.

Rengger, Vorkommen von Jaguars mit krummen Beinen in Paraguay I, 21; nackte Hunde von Paraguay I, 28J 38; II, 123, 135; verwilderte Hunae von La Plata I, 33; iiber den Aguara I, 82 ; Katzen von Paraguay I, 57; II, 115, 202; Hunde von Paraguay II, 115; verwilderte Schweine von Buenos Ayres I, 97; wilde Thiere weigern sich, in der Gefangenschaft sich fortzupflanzen II, 200; iiber Oicotytea labiatus II, 201; Sterilitat plantigrader Car­ nivoren in der Gefangenschaft II, 208; fiber Cavia aperea II , 204 ; Sterilitat von Cebua A,:;arae in der Gefangenschaft II, 206; Fehlgebur­ ten wilder Thiere in der Gefangen­ schaft II, 218.

R en npfer d,  Ursprung desselben I, 67.

Renn thi er, Individuen von den Lapplandern erkannt II, 382.

Rep rod uc t ion, geschlechtliche und ungeschlechtliche verglichen   II, 475; Einheit der Formen der -, II, 503; Antagonismus zwischen Wachsthum und -, II, 504.

Reaeda odorata II, 815, 413.

Re tin i ti s, pigmentare - bei Taub­ stummen II, 435.

Rettiche I, 40&; Kreuzung der -, II, 120; Varietaten II, 290.

Rha barber, in England gezogener nicht Arzneistoffe haltend II, 368. Rhinoceros pfl.anzt sich in Indien in der Gefangenscbaft fort II, 201. Rhododendron, hybrides -,  II, 850.

• ciliatum II, 367.

Rhododendron Dalhousiae, Wirkung des Pollens von Rh. Nuttallii auf

-,  I, 516.    .

Ribes grossularia I, 449-452, 480.

 »   rubrum I, 480. Richardson,  H. D., dber Kiefer­

anbange bei irischen Schweinen I, 94; Behandlung der Schweine in China I, 86; Vorkommen gestreifter Jungen bei westphalischen Schwei­ nen I, 96; uber die Kreuzung von Schweinen II, 127; fiber Inzucht bei Schweinen II, 163; fiber Zucht­ wahl bei Schweinen II, 261.

Richardson; Sir ..John, Beobach­ tungen fiber die Ahnlichkeit zwi­ schen nordamerikanischen Hunden und Wolfen I,1 26; fiber das Gra­ ben bei Wolten I, 38; ttber · die breiten Fusse von Hunden, Wolfen undFiicbsen inNordamerika I, 50; iiber das Wegscharren des Schnees bei nordamerikanischenPferdenI,66.

Ricinus in England einjahrig11, 404.

Riede1, fiber die Bagadottell-Taube I, 174; iiber die Jacobiner-Taube I, 190; Fruchtbarkeit .hybrider Tauben I, 287. .

Rie senhirsch, irischer, Correlation bei ihm II, 441.

Rind, europaisches, sein wahrschein­ licher Ursprung von drei distincten Species I, 99-108; .Hocker- und Zebu I, 99-100; Kreuzung beim I, 104, 114-117; wildes - von Chillingham, Hamilton, Chartley, Burton , Constable und Gisburne I, 105; II, 157; Farbe des verwilderten

- , I, 105-106 ; II, 184; britische Rassen von - I, 108; sfidafricani­ sche Rassen 110; sfidamerikani­ sche Rassen I, 111; II, 274; Niata­ I, 111-118; II, 275, 279, 489;

Wirkung von Clima und Nahrung auf das -, I, 114; Wirkung der Zuchtwahl auf das -,  I, 115; II, 261,266-267; »dutch-buttocked«

-, II, 9; Erzeugung von Homern bei hornlosem -,    II     89, 51; Ruckschlag beim - nach der Kreu­ zung II, .!>4; Wildheit der Bastarde II, 59; Ubergewicht des kurzhorni­ gen -, II, 85; Einfl.uss der Kreu­ zung und Scheidung auf wildes -, II, 114; Kreuzungen II, 127, 187,

156; der Falkland-Inseln II, 184; gegenseitige Fruchtbarkeit aller Varietaten II, 146; Wirkung der

[page break] Rinderpest.  Register. Rosen.    621

 

Inzucht auf das - , II, 155-158; nacktes - von Columbien II, 274; mit dem wilden Banteng in Java gekreuzt II, 276; mit verkehrtem Haar in Banda oriental II, 275; Zuchtwahl untergeordneter Merk­ male 1J, 279; Moden beim -, II, 280 ; Ahnlichkeit der beaten Rassen

II, 819; unbewussteZuchtwahl beim

-, II, 285; Wirkungen der natilrli­ chen Zuchtwahl auf anomale Rassen Il, 801 ; hellgefii.rbtes von Fliegen heimgesucht II, 804, 444; schnelle Veredlung des Jersey -, II, 811; Wirkungeu des Nichtgebrauchs der Theile beim - , II, 898; rudimen­ tare Horner beim -, II, 418; ver­ meintlicber Einfluss der Feuchtig­ keit auf das Haar II, 482; weisse Stellen dem Erkranken ausgesetzt II, 445; muthmaassliche analoge Variation II, 460; Verdrli.ngung des Janghornigen - durch das kurz­ hornige II, 556.

Ri nderpest II, 497..

Rippen, Zahl und Charactere der

- bei Hilhnern I, 811; Charactere der - bei Enten I, 852.

Ri s so , iiber Varietli.ten der Orange

I, 409; II, 487.

Ritter sporn,  Insectenhillfe zur vollen Befruchtung nothwendig II, 28.

Rivers, Lord, ilber die Zuchtwahl bei Windspielen II. 812.

Rivers, Mr., Bestandigkeit der Cha­ ractere bei Kartoffelsil.mlingen I, 416; ilber den Pfirsich I, 424, 426 · Bestil.ndigkeit der Rassen bei Pfirsich und Nectarine I, 427, 428; Zusammenhang zwischen Pfir­ sich und Nectarine I , 429; Be­ standigkeit des Characters in Apri­ koseusli.mlingen I, 485; Ursprung der Pflaume I, 486; aus Samen gezogene Varietli.ten der Pflaume I, 486; Bestil.ndigkeit des Characters bei Pflaumensil.mlingen I , 488 ; Knospenvariation bei den Pflaumen I, 479; Pflaumen von Gimpeln attakirt II1 808; Apfelsli.mlinge mit

oberflachllchen Wnrzeln I,  442;

in einem Walde gefundene Apfel­ varietat II, 843; ilber Rosen I, 467-468 ; Knospenvariation bei Rosen I, 486-488; Production der Provencer-Rose aus Moosrosen­ samen IJ 486; Wirkung des Prop­ fens aur den Stamm beim Jasmin,

 I, 507; bei der Esche I, 507; ilber gepropfte Hasel I , 508; Hybridi­ sation eines Trauer-Schwarzdorns II, 24 ; Versuche mit dem Samen der Traner-Ulme und -Esche II, 25; Varietat der Kirsche mit ge­ krilmmten KronenbHl.ttern II, 809. Riviere, Reproduction des Oncidium

Cavendishianum II, 179.

Robe rtsi Mr., ilberVererbung beim Pferde I, 18.

Robertson, Mr., ilber blli.tterdrilsige Pfirsiche I, 483.

Robinet, ilber den Seidenwurm I,

374-879; II, 264.

Robinia II. 364.

Ro bson, Mangel halbzilchtigerPferde II, 14.

Robson, uber den Vortheil der Bodenveranderung filr Pflanzen II, 196; 11ber das Wachsthum der Verbena II, 862 ; 11ber Broccoli II, 412.

Rodrigue11,ia II, 180, 181.

Rodwell, J., Vergiftung von Pfer­ den durch mehlthauige Wicken II, 445.

Roggen, wilder, De Can dolle 's Beobachtungen ilber -,  I, 890; in Schweizer Pfahlbauten gefunde­ ner -- , I, 898; gemeiner - von Hasen und Kaninchen vorgezogr.n II, 808; weniger variabel als an­ dere cultivirte Pflanzen II, 886.

R oh i l cu n d , verwildertes Hilcker- Rind in -,  I, 100.  ·

Ro IIe, F. , ilher die Geschichte des

Pfirsichs II, 409.

Ro ll er -Taube , hollandische - , I,

186.

R o ll es t on, Prof., 11ber in Fallen von Lungenschwindsucht der Form nach afficirte Schneidezil.hne II, 489. Romer, Schli.tzung von Tauben bei den - , I, 258 ; von den - be­ sessene Hilhnerrassen I, 286, 805. Rosa, cultivirte Species von -, Il 467. Hosa devonien1i1, Propfhybriu von

-    auf der weissen Banks'schen Rose hervorgebracht I, 509.

RoBa irldica und centifolia, frucht­ bare Bastarde von I, 467.

Rosa 1pinosi1aima, Geschichte der Cultur der -, I, 468.

Ro se ll in i, O.ber agpytische Runde I, 21.

Rosen I, 467-469;  Ursprung der

-, I, 464; Knospenvariation bei-,

[page break] 622     Rosskastanien. Register.     Rtttimeyer.

 I, 485-488; schottische - durch Zuchtwahl gefiillt II, 269; bestan­ dige Variation der -, II, 320; Wirkungen der Jahresverhaltnisse II, 362; Noisette- II, 410; Gallen bei -, II, 377.

Rosskastanien, zeitige in den Tuilerien I, 461 ; Neigung zum Ge­ fi1lltsein II, 227.

Ro uennais -Kaninchen I, 131. Roulin, Uber die Hunde von Juan

Fernandez I, 32; uber si1dameri­ kanische Katzen I, 58; gestreifte junge Schweine I, 96; verwilderte Schweine in SUdamerika I, 97; II, 44; i1ber columbisches Rind I, 111; II, 274,301; Wirkungen der Warme auf die Felle der Rinder in Siid­ amerika I, 114; Vliess der Schafe in den heissenThalernder Cordilleren I, 123 verminderte Fruchtbarkeit dieser :;chafe II, 217; i1ber schwarz­ knochige siidamerikanische Hiihner I, 319; Abanderung des Perlhuhns im tropischen Amerika I, 366; Hil.ufigkeit gestreifter Beine bei Maulthieren II, 55; Ganse in Bo­ gata II, 217; Sterilitat von nach Bolivia eingefiihrten Hiihnern II, 218.

R oy , M., uber eine Varietat der

fflagnolia grandiflora II, 410.

Roy I e, Dr., indische Varietaten der Maulbeere I, 420; i1ber Agave vivipa1·a II, 228; Varietat des Reises, die keiner Bewil.sserung be­ darf II, 404; Schafe vom Cap in Indien II, 405. i

R i1be n, Ursprung der -, I, 407; Riickschlag bei -, II, 41; verwil­ derte -,  II, 44; Kreuzungen ll, 124, 128; schwedische - von Ha­ sen· vorgezogen II, 308; Accli­ matisation der -  in lndien II, 413.

Rubsen I, 407.

Rubus, Pollen von -, II, 354. Ruckschlag  II, 37-39,  489-491,

519, 521-526; bei Tauben II, 39;

beim Rind II, 39; bei Schafen II, 39; bei Hi.ihnern II, 41; beim Pensee II, 41; bei Gemiisen II, 41; bei verwilderten Thieren und PflanzenII, 42-45; aufCharactere, die aus einer friiheren Kreuzung herriihren, beim Menschen, Hunde, den Tauben, Schweinen und Hiih­ nern II, 45-47; bei Bastarden II,

47 ; durch Knospenfortpflanzung bei Pflanzen II, 48 - 50 · im Alter beim Huhn, Rind etc.  l; durch Kreuzung verursacht II , 52-66; durch latente Charactere erklil,ft11, 66 - 73; erzeugt Monstrosita.ten II, 74; erzeugt pelorische Blttthen II, 75-79; verwilderter Schweine auf den wilden Typus I, 97; vermeint­ lich verwilderter Kaninchen au£ den wilden Typus I, 130, 138, 142; der Tauben in der Fil.rbung nach der Kreuzung I, 241-252 ; bei Hiihnern I , 296-304 ; beim Seidenwurm I, 376i... beim Pensee I, 471; bei einem .t'elargonium I, 484; bei Chrysanthemum I, 485 ; von Varietil.ten der chinesischen Rose auf St. Domingo Ii 487; durch Knospen bei Nelken , 488; ge­ schlitzt-blattriget Baume auf ihre normale Form!, 490; bei gefl.eckten Blattern von Pflanzen I, 491; bei Tul­ pen I, 495; durch Wurzelscnllsslinge der samenlosen Berberize auf die gewohnliche Form I, 493; durch Knospen bei astarden von Tro,a.e­ ol1tm I, 504; bei Pflanzen I, 527; bei gekreuztem pelorischem Lowen­ maul II , 92; analoge Variation, Folge von. -- , II, 461-463.

Rudimentare Organe I, 14;  II,

418-422.

Rufz de Lavison, Auseterben 'Von Hunderassen in Frankreich II1 555. Ruminantia,  allgemeineFrucntbar­

keit der -  in der Gefangenschaft

II, 202.

Runt-Tauben I, 175-178; Ge­ schichte der , I, 260; Unter­ kiefer und Schadel abgebildet I, 204.

Rfisselkafer, Schaden -am Stein­ obst durch - in Nordamerika II, 307.

Russi sche s oder Himalaya-Kanin­ chen I, 134.

Russsch warze  Htthner  I, . 284,

317.

Rtt t i meyer, Prof., Runde der neo­ lithischen Periode I, 22; Pferde dar Schweizer Pfahlbauten I, 61i Ver­ schiedenartigkeit frfih domesticirter Pferde I, 64; Schweine der Schwei­ zer Pfahlbauten I, 81 , 85-86; iiber Hocker-Rind I 99; Abstam­ mung europiUscher Rinderrassen I, 101, 102; II, 558; 11ber Niata-

[page break] Sabine. Register. Schadel.  623

 

Rind I, 111· Schafe der Schweizer Pfahlbauten I, 118 h. II, 557; Ziegen der Schweizer Pfa lbauten I, 126; Fehlen der Htihner in den Schwei­ zer Pfahlbauten 11.,. 304; uber Kreu­

zung der Rinder 11, l 30h· Verschie­ denheiten in den Knoc en wilder und domesticirter Thiere II, 370; Grl)ssenabnahme wilder europii.ischer Thiere II, 658.

8ab ine, Mr., iiber die Cultur der Rosa apinoaiaaima I, 468; uber die Cul­ tur der Georgine I, 471; II, 345 ; Wirkung fremden Pollens auf die Samengefasse bei Amaryllis vittata. I, 615.

Sa ft, Aufsteigen desselben II, 393.

Sageret, Ursprung und Varietaten der Kirsche I, 440; Ursprung der Varietii.ten des Apfels I, 443; Un­ fahigkeit der Gurke, sich mit an­ dern Species zu kreuzen I, 457 ; Varietii.ten der Melone I , 457 ; muthmaasslicher Zwillingsmischling der Melone I, 502; Kreuzung der Melone II, 143 172; uber Kfir­ bisse II, 143 ; Wirkung der Zucht­ wahl auf die Vergrosserung der Fruchte II 289; uber die Nei­ gung vom 1'ypus abzuweichen II, 820 ; Abii.nderung der Pflanzen in besoµderen Bodenarten IT, 368.

Saint-Ange, Einfluss des Beckens auf die Form der Niere bei Vl)geln II, 463.

Saint-Hilair i Aug., Milchpro­ duction der .ii.iihe in Sudamerika II, 399; gespelzte Form des Mais I, 400.

S a in t-J oh n, C., verwilderte Katzen in Schottland I, 59 ; Zahmung wil­ der Enten I, 346.

Saint·Vale ry-Apfel, eigenthfim­ liche Structur desselben I, 442; kO.nstliche Befruchtung desselben I 617.

Sai amander, Versuche O.berden -,

II, 390, 449 ; Regeneration verlorener

 Theile beim - , II, 20, 494, 505.

Salamandra cristata, Polydactylismus bei -, II, 18.

Salisbury, Mr., Uber die Erzeu­

gung von Nectarinen auf Pfirsich­ bii.umen I, 429 ; tiber die Georgine I, 471.

Sali.x:, Kreuzung der Species von -,

I, 428.   ·

Salix humilia, Gallen von -,   II, 375, 376.

Sa 11e , verwilderte PerlhO.hner in San-Domingo I, 367.

Sa Io mon, seine Stuterei I, 68.

$ a It er, Mr., 1lber Knospenvariation bei Pelargoniums I, 484; Jiei Chry­ santhemum I, 484, 485; Uberliefe­ rung gefleckter Blatter durch Sa­ men I, 491; Knospenvariation durch Wurzelschosslinge bei Phlox IJ 492; Anwendung der Zuchtwah1 auf Knospenvarietaten der Pflanzen I, 529; accumulative Wirkung ver­ anderter Lebensbedingungen II, 346 ; iiber das Geflecktsein von Erdbeer­ blattern II 363.

Salter, S J., Bastarde von Gallua

Sonneratii und des gemeinen Huhns I, 289 ; II, 60; Kreuzung von Spe­ cies oder Rassen der Ratten II, 116.

Samen, fruhe Zuchtwahl der-, II, 273 ; rudimentare -     in Trauben II, 419; relative Stellung der - in der Kapsel II, 464.

Samen und Knospen enge Analogie derselben I, 529.

Samesreu ther,O.berVererbungbeim Rind II, 13.

Sandford s. Dawkins.

Sand wichs-I nse In, Seidenwurm derselben I, 375.

Saponaria calabrica II, 26.

Sardinien, Ponies von -,  I, 65. Sara1 Uber die Entwicklung derHy-

dro1den II, 484.

Sii.ttigung des Stigma I, 518.

Saturnia pyri, Sterilitat der -     in der Gefangenschaft II, 212.

Sau 1, uber die Behandlung von Preis­ Stachelbeeren I, 452.

Sau vigny, Varietil.ten des Gold­ fisches I, 369.

Sa. v i, Wirkung fremden Pollens auf Mais I, 515.

Saxifr<iga geum II, 225. Sa.yzidMohammedMusari, O.ber

Boten-Tauben I , 174; Ober eine Taube, welche den Laut »Yahu« l1ussert I, 191.

Sca.nderoons, Ta,u,benJ, 175, 176,

177.

Schaaffhau sen, Ober die ingriechi­ schen Statuen reprll.sentirten ff&rde II, 284.

Schacht, H., o.ber Adventh:lmospen

II, 604.

ScUdel,  Merkmale  des  -  bei

[page break] 624     Schadel.  Register.     Schulterblatt.

 

den Hunderassen I , 42· bei Schweinerassen I, 71; bei Kanin­ chen I, 143-149, 158; bei Tauben­ rassen I, 202 - 205; bei Hiihner­ rassen I, 322 - 330;· bei Enten I, 351-352.

S cha de1 und Horner in Correlation II, 440.

S chafe , bestrittener Ursprung der

-,  I, 117; friihe Domestication der

-, I, 118; grossschwl!.nzige I, 118, 122; II , 371 ; Variationen an Hornern, Eutern und andern Merk­ malen der -, I, 118; durch Do­ mestication herbeigeffihrte Sexual­ charactere I, 119, 120; Anpassung des an Clima und Weide I, 120, 121i Trachtigkeitsdauer I, 121 ; Wir.11:ung der Wii.rme auf das Vliess der:-, I, 12 -123; II, 369; Wir­

kung der Zuchtwahl auf - , I, 124-126; »Ancon«- oder· »Otter«­

!, 21, 125k126; Mauchamp-Merino I, 125; reuzung von deutschen und Merino- II, 117-118; schwarze

- des Tarantino II, 302 ; Kara­ kool- II, 369; Jaft'ua- mit Callosi­ taten an den Knieen II, 401; chi­ nesische - , II, 418; dl!.nische - der Bronzeperiode II, 557 ; Polydacty­ lismus bei-, II, 18; gelegentliche Production von Hornern bei horn­ losen Rassen II, 39; Rttckschlag in der Farbung 11, 40; Einfluss des Mannchen auf die Nachkom­ men II, 90; geschlechtliche Dift'e­ renzen II, 97; Einftuss der Kreu­ zung oder Scheidung auf -, II, 114, 127, 135; Inzucht bei -, UL 158 · Wirkung der Nahrung aut die Fruchtbarkeit der -2 II,148;

verminderte Fruchtbarke1t der -

unter gewissen Bedingungen II, 217; unbewusste Zuchtwahl II, 285; natttrliche Zuchtwahl bei Rassen der -,  II, 299, 300, 302; Reduc­

tion der Knochen U, 321; indivi­ duelle Verschiedenheiten II, 332; locale Veranderungen im Vliesse der - in England II, 36,9; theil­ weise Degeneration der - in Au­ stralien II , 369 ; mit zahlreichen HBrnern II 431; Correlation der Horner un<1 des Vliesses II, 431; Filtterung mit Fleisch II, 403; Acclimatisation der -, II, 405; Widerstandsiahigkeit der Berg­ gegen rauhes Wetter II, 414; weisse

-  durch Hypericum criapum ver­

giftet II, 302, 445.

Schaf e, hornlose Mutter- II, 468. Schaferhunde,     WOlfen 11.hnlich

I, 29.    .

Schakal I, 29, 33, 37; Bastarde des

- und Hundes. I, 40; Ubergewicht des -- iiber den Hund II, 89.

Scharlach-Fieber II, 366.

Schecken, wahrscheinlich Folge des Rflckschlags II, 49.

Schiel en erblich II, 11.

S chi er Ii ng gibt in Schottla.nd kein Coniin II, 863.

Schlangen, Form der Eingeweide bei -, II, 453.

Schlangenmelone I, 458.

Schlangenratte II, 116.

Schlehe I, 435.

Sc h lei den, NahrungsO.berschuse eine Ursache der Variabilitl!.t II, 340.

Sc h lfis selb ein, Charactere und Abanderung desselben bei Tauben I, 207; Veranderung durch Nicht­ gebrauch bei Tauben 217; Cha­ ractere desselben beim Huhn I, SSS.

Schmerling, Dr., Varietl!.ten dee Hundes in einer Hohle gefunden I, 23.

Schmetterlinge, polymorphe -, II, 523.

S ch nab e I , Variabilitl!.t desselben bei Ho.hnern I, 319; individuelle Differenzen desselben bei Tauben I, 197 ; Correlation des - mit den Fossen bei Tauben I, 212-215.

Schneckenschalen, rechts wid links gewundene II, 69. ·

Schneeballen  Iii 249.

Schneeh lihner, , 283. Schomburgk  Sir R.,  O.ber die

Runde der Indianer in Guiana I, 24, 28; II, 27 J Uber dieMoschus­ ente I, 224 ; .linospenvariation bei der Banane I, 481; Rtlckechlag der Varietaten der chinesischen

Rose in San-Domingo I, 487 . Ste­ rilitat zahmer Papageien in Guiana II, 208; ttber Detidrocygna "itluat<J·

II, 212; Zuchtwahl der Hdh.ner in Guiana II. 280.

Schonen, Reste von Boa frontoau. in - gefunden I, 102. · Schottischer Kohl und gemeiner,

 Kremmng zwischen ihnen II 180. Schreibers, ttber Proteu, 895. Schulterblatti Ch&ractere <1es -

bei Kaninchen , 153; bei Htthnern

 i----··

Schuppenfedern. Register. Sedgwick. 625

 I. 833; bei Tauben I, 206; Ver-         der -.     II, 280, 304, 444· unbe- lmderung desselben durch Nichtge- wusste Zuchtwahl beim -,      286; brauch bei Tauben I 217.       schwar.\le virginische -, II, 302, Schuppenfedern, Eigenthtl.rolich-         444; Ahnlichkeit der besten Ras- keiten der - bei Htl.hnern I, 314. sen II, 319; Veranderung der Forro Sch walbentauben I, 192.           .der-, II, 370; Wirkung des Nicht- Sch w anz, gelegentliche Entwick-       gebrauchs der Theile II, 397; Ohren lung eines - beiro Menschen II,     der -· , II,  400;  Correlation beim 55; bei wilden Thieren nie gerin- -,       II, 433; Buchweizen ist weis- gelt II, 400; rudiroentArer - beim sen - schiidlich II, 445; Schwanz chinesischen Schaf II, 418.       auf den Rtl.cken gepfropft II, 486 ; Schwanzfedern, Zahl der -     bei       Aussterben alterer Rassen II, 556. Taubenrassen I, 196; Eigenthiim- Schweiz, alte Runde 'der -, I 22; lichkeiten der -     beiro Hahn I,  Schweine der - in der neoiithi- 815; Variabilitl!.t der -  bei Hiih- schenPeriode I, 85; Ziegen der-,

nern I, 820; gekril.uselte bei Ana8   I, 126.

 boschaa und zahmen Enterichen I, Schwindsucht erblich II, 9; Pe- 848.   riode des Auftretens II, 102; in Schwanz Ios e Htl.hner I, 284.        Correlation mit dem Teint II, 448;

Schwarzdorn, pyraroideniormiger  Affection der Finger bei der -,

-,  I, 460.    II, 439.

Schwein, Red-River- II, 201.   Sch wingen s. Fltl.gelfedern. Sllh wei ne der Schweizer Pfahlbau- Sciuropte1·us volucella II, 205.

ten I, 85; Typen der - stammen Sciurua palmarum uud cinere1t8 II, von :Sua acrofa und indicua her I,  205.

84-85· japanesisches - [Sua pli- Sclater, P.L., uber A8in11.v taenio- ciC1Jp11 Gray] abgebildet I, 88; der P"" I, 78: II, 55; Uber Aainus Sfidsee-Inseln I, 88; 11, 116; Mo-  indic11aII, 56; gestreifterCharacter

dificationen des Schiidels heim -,   junger  wilder Schweine I,  87; I, 89-92; Lange des Darms I,  Osteologie der Gallinulu neaiotis I, 92; II, 402; Trachtigkeitsdauer I,  357; ilber den schwarzschultrigen 93; Zahl der Wirbel und Rippen  Pfau I, 362; Uber die Fortpflan- 1, 93; anomaleFormen I, 94; Ent- zung von Vogeln in der Gefangen- wicklung von Stosszahnen und Bor-  schaft II, 211.

sten I, 95; gestreifteJunge der-, Scott, John, Irregularitatenbeidem I, 96; Rtl.ckschlag verwilderter -  Geschlecht der Bluthen des Mais auf den wilden Typus I,.. 97; II,  I, 401; Knospenvariation bei lma- 44, 62; Production und Anderung  tophyllum miniatum I, 494; Kreu- der Rassen durch Kreuzung I, 98; zung von Arten Verbaacum II, 140; Wirkungen des ersten Mannchens Versuche ilber die Kreuzung von auf die spil.teren Nachkommen des Primeln II, 144; Reproduction der Weibchens I, 521; zweibeinige Orchideen II, 178; Fruchtbarkeit Rasse II, 5; Polydactylismus beim  von Oncidillm divaricatum II, 220; II,  18;  Kreuzrilckschlag beim  Acclimatisation des 1,athyrua odo-

-,   II,  46;  Wildheit  hybrider   ratus in Indien II, 413; Zahl der

-,   II,  59;  monstrijse Entwick-  Samen bei Acropera und Gongora

lung eines  Rtl.ssels     beim ,    II, 497.

HJ 75; Verschwinden der Stoss- Scott, Sir W., fro.here Verbreitung zanne beim Mannchen unter der des wilden Rindes in England I, Domestication II, 98; einhufige - ,  107.

II, 559; Kreuzungen II, 128, 127; Scro pe,    ttber     den schottischen gegenseitige Fruchtbarkeit     aller.    Hirschhund II, 97, 160.  . Varlet.ii.ten der -, II, 146; Zu- Sebright, Sir John, Wirlmngen _,,._., nahme der Fruchtbarkeit unter der     naher Inzucht bei Hunden II, 160;'(,,_, Domestication II, 148; tible Folgen bei der Zuchtwahl von H11hnern... · .;:.

· naher Inzucht II, 161; Einfluss   angewandte Sorgfalt II, 265, der Zuchtwahl auf. -,  II, 266; Secale cet'eale II,  336.

Vorurtheil  gegen  gewisse Farben Sedgwick,  W.,     Wirkungeu  der

DARWIN, Varllren II. 40

[page break] 626     Sedillot. Register. Siebold.

 

Kreuznng auf das Weibchen I, 520; iiber den »Stachelschwein­ menschen« II, 5; Uber erbliche Krankheiten II, 9; erbliche Affec­ tionen des Auges II, ll, 103, 104; Vererbung von Polydactylismus und Anomalien der Extremitaten II, 18; krankhafte Gleichformigkeit derselben Familie II, 23; Uber Taubstumme II, 30; Vererbung einer Verletzung des Auges II, 32; Atavismus bei Krankheiten unu Structuranomalien II, 45; nicht erfolgter Ruckschlag bei Nacht­ blindheit II, 48;.. gescblechtlicbe Beschrankung der Uberlieferung von Eigenthumlicbkeiten beim Menschen II, 95; fiber die Wirkungen star­ ken Trinkens II, 384; vererbte Kahlheit mit mangelhaften Zahnen II, 432; Vorkommen eines Back­ zahns an Stelle eines Schneidezahns II,. 513; Krankheiten, die in ab­ wechselnden Generationen auftreten II, 525.

Sedi 11ot , iiber die Entfernung von Knochentheilen II, 393

Seeadler, schwarzenHiihnernnach­ stellend II, 305.

Seem an n, B.!....Kreuzung des Wolfes und Eskimo-.tiundes I, 27.

Se h n er v,  Atrophie desselben  II,

395.

Seidenhiihner I, 284; II, 88, 91.

Se idens chme tt er ling, Arrindy­ II, 405, 414; Tarroo- II, 212.

Seidenschmetterlinge I, 373- 379; domesticirte Species der -, I, 373; Geschichte der -, I, 374; Ursachen der Modification beim -, I, 374; von ihnen dargebotene Yer­ schiedenheiten I, 374-379; Kreu­ zung der -, II, 13}.i Krankheiten der -, II,  308;  wirkungen des

Nichtgebrauchs der Theile II, 397 ; Zuchtwahl ausgetlbt beim -, II, 264, 267 ; Aba.nderung beim - , II, 814; Parthenogenesis beim -, II, 479.

Selby, P. J., tlber die knospenzer­ st!lrende Gewohnheit der Gimpel II, 808.

Sel bst-Impotenz beiPflanzen II, 176

-189; bei individuellen Pflanzen

Se 11e ri e, rtlbenwurzliger I, 408; verwilderter - , II 44.    ·

Selwyn, iiber den Dingo I, 81.

Sel y s-L ongc h amps, dber hybride Enten I, 235; II, 60, 211; Bastard der hakenschnAbligen Ente und agyptischen Gans I, 851.

Seringe, fiber den St.-Val<iry-Apfel I, 443.

Serres, Marcel de, Fruchtbarkeit des Strausses II, 210.

Serres, Olivier de, wildes Geflflgel in Guiana I, 294.

Se s am um, weisssamiges, Alter des

-,  II, 560.

Setaria in Schwtiizer P fahlbauten ge­ funden I, 395.

Sex u e11e Charactere, zuweilen bei Domestication verloren II, 98.

Sex u e11e VariabilitQt bei Tauben I, 200.

Sexuelle Zuchtwahl II, 99. Shailer, Mr., iiber die Moosrose I,

485.

Shanghai-Hubner, Fruchtbarkeit, I, 122.  .

Shan-Ponies, gestreifte -, I, 73. Sheriff, Mr., neue Varietil.ten von

Weizen I, 392) 394  Uber Kreu­

zung von We1zen 11, 188; be­ standige Variation des Weizens II, 320.     ·

Shirley, E.P., iiber denDamWrsch II, 136, 159. .

Short, D., Bastarde der Hauskatze und Feli8 ornata I, 56.

Siamesische Katzen I, 58; Pferde I, 66.

Sib i rien..1  nordliche Verbreitung wilder .1:'ferde in -, I; 65.

Sichel, J., fiber die Taubheit weis­

ser Katzen mit blauen Augen II,

435. ·

S id ne yt S.1 Uber die Stammba.ume

der Schweme II,  4; Qber Kreuz­

riickschlag bei Schweinen II, 46; Trachtigkeitsdauer bei Schweinen I, 93 ; Production von Schweine­ rassen durch Kreuzung I 98; II, 127; Fruchtbarkeit des Sehweines II, 148; Wirkungen der Inzueht auf Schweine II, 161; ttber die Farben bei Schweinen II, 280, 804.

 IT, 183-186; von Bastarden II,

286.

Siebenschlil.fer II, 204.

Siebold, ttber die Bataten II, 4'10.

 Selbstmord, erblicheNeigung zum

-,  II, 9, 104.

Siebold, C. Th. E. von·, thenogenesis II, 479.

fllier Par-

[page break] Sil ene.     Register.  Sperm a top h oren. 627

 

Silene, Contabescenz bei -, II, 223. Silber gra ue Kaninchen  I,  135,

137, 149,

Simonds, J. B., Reifeperiode bei verschiedenen Rinderrassen I, 109 ; Verschiedenheiten in der Zahnungs­ periode bei Schafen I , 120 ; fiber Zahne bei Rind, Schaf etc. II, 426 ; iiber das Zfichten edler Widder II, 263.

Simon , ilber das Erziehen von Sei­ denwurmeiern in China II, 265.

Sim p son, Sir J., regeneratives Ver­ mogen des menschlichen Embryo II, 20

Sfretlon, Fortpfl.anzung auf   dem kiementragenden Zustand II,  504.

Sivntherimn, Ahnlichkeit des Niata­ Rindes mit dem -, I, 112.

Skirving, R,. S., iiber Tauben auf Baumen in Agypten I, 223.

Sleemann, ilber den Cheetah II, 202.

Smiter, Taube I, 193.

Smith, Sir A., ilber Kaffer-Rind I, 110; iiber denGebrauch zahlreicher Pfl.anzen als Nahrung in Sild-Africa I, 383.

Sm i t h , Oberst Hamilton, iiber den Geruch des. Schakals I, 37; ilber den Ursprung des Hundes I, 19; wilde Hunde in St. Domingo I, 34 ; ilber die Tibetaner Dogge und den Alco I, 35; Entwicklung der fiinften Zehe am Hinterfuss der Doggen I, 44; Verschiedenheiten in Hundeschadeln I, 42; Geschichte des Vorstehhundes I, 52; iiber die Ohren der Hunde II, 400; fiber die Pferderassen I , 61; Ursprung des Pferdes I, 64; Geschecktsein der .Pferde I, 69; gestreifte Pferde in Spanien I, 73; urspriingliche Far be des Pferdes I, 75; ilber Pferde, welche den Schnee weg­ scharren I, 65; iiber ,hinus he­ mionua II, 56; verwilderte Schweine von Jamaica I, 96.

Smith, Sir J. E., Production von Pfirsichen undNectarinen auf dem­ selben Baume I, 429; ilber Viola amoena I, 470; Sterilitat der Vinca 111ino,- in England Il, 230.

Smith, J., Entwicklung desOvarium bei llonaten apecioaa durch Irri­ tation der Narbe I, 519.

Smith, N. H., Einfl.uss des Bullen

»Favourite« auf die Rasse des Shorthorn-Rindes II, 85.

Smith, W., iiber das Kreuzen von Erdbeeren I, 446.

Solanittn, ausbleibende Kreuzung der Arten von -, II, 121.

Solanum tuhe,-oaum I, 414-416.

Somer vi 11 e, Lord, iiber das Vliess der Merino-Schafe I, 123; iiber Kreuzung von Schafen II,  159;

iiber Zuchtwahl bei Schafen II1 262; verminderte Fruchtbarkeit be1

aus Spanien gebrachten Merinos II, 217.

Sorghum I 474.

Soto, Ferdinand de, iiber die Cultur eingebo)'ner Pflanzen in Florida I, 388.

Spallanzani, fiber verwilderte Ka­ ninchen auf Lipari I, 140; Ver­ suche iiber Salamander II, 21, 390, 505; Versuche iiber das Fiittern von Tauben mit Fleisch II, 403.

S p an i en, Weissdorn in - monogyn

I, 463.

Spanische Hiihner I, 281,310,313; abgebildet I, 280; friihe Entwick­ lung der Sexualcharactere bei ihnen I, 310, 311; Schliisselbein abgebil­

det I, 333.

Sparg e1 s. Asparagus.

Species , Schwierigkeit - von Varie­ taten zu unterscheiden I, 5; Um­ wandlung von Varietaten in -, I, 6; Ursprung der - durch natiir­ liche ZQchtwahl II, 542; durch gegenseitige Sterilitat der Varieta­ ten 11, 248 - 253,

Sp enc er , Lord, iiber Auswahl beim Ziichten II, 261.

Spencer, Herbert, iiber das Uber­ leben des Passendsten I, 7; Zu­ nahme der Fruchtbarkeit durch Domestication II, 147; iiber Leben· II, 198, 239; durch aussere Bedin­ gungen hervorgf>rufene Verllnde­ rungen II, 373; Wirkungen des Gebrauchs der Organe II, 392 ; Aufsteigen des Saftes bei Baumen II, 393 ; Correlation am irischen Riesenhirsch erU\utert II, 441-443; iiber physiologische Einheiten II, 493; Antagonismus zwischen Wachs­ thum und Reproduction II , 504; Bildung von Gangen bei Pflanzen II, 398,

Sperm atop horen der Cephalopo­ den II, 503.

 40*

[page break] 628     Spermatozoen.  Register. Streif en.

 Sperma.tozoen II, 478; scheinbare Unabhii.ngigkeit der - bei Insecten II, 503.

»Sperren« II, 303.

Sphingidae, Sterilitii.t der - in der Gefangenscbaft II, 212.

Spielarten I, 476; bei Tauben I, 264.

Spinola, iiber die schadliche Wir­ kung blubenden Buchweizens auf weisse Schweine II, 445.

Spitzhund I  38.   ·

Spooner,  C., Kreuzzucht bei Scbafen I, 124; II, 127, 128, 159;

 ilber die Wirkungen der Kreuzung II, 129; iiber Kreuzung beim Rind II, 157; individuelle Sterilitl!.t II, 219. Spore n, Reproduction anomaler For­

men durcb -,  I, 491.

Sporn bei Hiihnern I, 315; Ent­ wicklung eines - bei Hennen II, 422 ; Transplantation in den Kamm I!, 393; - in das Ohr eines Ochsen 11,486.

,Spot«, (Taube) I, 192.

S prengel, C. K., iiber dichogame Pflanzen II, 120; iiber die Malven II , 142 ; iiber die Function der Blttthen II, 237.

S pro u I e, Vererbung von Hasen­ scharten und gespaltenem Gaumen II, 33.

Staarhalsige Taube I, 199. Stachelbeere  I, 449-452; Kno­

spenvariation hei der I, 480; Whi­ tesmith's - II, 309.

Stachelschwein-Familie . II,   5, 101.

Stammbii.ume  von Pferden,  Rind,

Windspielen, Kampfhiihnern und Schweinen II, 3-4.

Staphylea II, 227.   . Staubfaden,  Vorkommen rud1men­

tll.rer JI, 419; Umwandlung von

-    in Pistille I , 465 ; in Kronen­ blii.tter I, 465, II, 514.

Stechpalme, Varietll.ten derl,458,

460; Knospenriickschlag bei der I, 492; gelbfriichtige II, 26, 306.

Steenstrup, Prof., iiber den Hund

Gefangenschaft I, 40 ; - von Kreu­ zungen verglichen II, 137; - in Folge veranderter Bedingungen II, 198-222; - bei. Nachkommen wilder, in Gefangenschaft erzogener Thiere II , 215i individuelle ·II, 218; Resultat aer Fortpflanzung durch Knospen, Schnittsenker, Zwi.e­ beln etc. II, 228 ; · bei Bastarden

II, 241-243, 507, 536; bei speci-  "

:fischen Bastarden von ·Tail.hen I, 238 ; in Zusammenhang mit natflr­ licher Zuchtwahl II, 248-253.

Sternum, Characters des - beiKa­ ninchen I, 152 ; bei Tauben I, 208,216; bei Hiihneril I, SSS, 339;_ Wirkungen des Nichtgebrauchs· am das -  I, 21  339.   .  .  . .

Stephens, J..n., ttber Lebensweise

der Bombyciden I, 378.  .

Stew art, H., iiber erbliche Krank­

heiteil II, 105.

Stigma, Abanderung des - beicul­ tivirten Cucurbitaceen I, 456; Sii.t- tigung des - I, 518.  .

Stimme, Verschiedenheitender-bei Hiihnern I, 321; Eigenthttmlich­ keiten der - bei Enten I, 350; Vererbung von Eigenthttmlichkei'ten II, 7.

Stock b ie n e, alte Domestication der

-, I; 370; Rassen der -, I, 370; ist k1einer wenn in alten St!lcken gezogen I, 370; Variabilitll.t der - , I, 371; Kreuzung der ligurischen und gemeinen -, I 372.

Stockholm, Fruchtbii.ume von -, II,'407. . ·

Stokes, P:r;,of., Berechung derChan­ cen der Uberlieferung von abnor­ men Eigenthiimlichkeiten bej,m Men­ schen II, 6.

St oI o·n en , Abii.nderung in der Er- . zeugung von -    bei der Ei:dbeere I, 447.      .    .

Stoss z ll. h ne wilder und domesticirter

·Schweine I, 95.

Strand b il dung,    emporgehobene, Maiskolben enthaltend, in Perti I,

400. .    · .

 der dii.nischen Kiichenhaufen I, 22; St r a us s , verminderte Fruch'tbarkeit

 ilber die Asymmetrie der Flunder II, 69.

Steinau, J., iiber erbliche Krank­

heiten II, 9, 104.

Steinzeit, s. Neolithische Pe­ riode.

Sterilitii.t, bei Hunden, Folgeenger

des - in der Gefangenschaft II, 210.     . . .  . .

Streifen, bei Jungen der wilden Schweine I, · 96; domesti<iirter Schweine der Tilrkei, Westphalens und des Zambesi I, 96; bei ver­ wilderten Schweinen von Jamuca

[page break] Strick land. Register. Taub en.  629

 

und Neu-Granada I, 96; beiFriich­ ten und Blfithen I, 514; II, 49; bei Pferden I, 70-75; beim Esel I, 79 ; Erzeugung von - durch Kreuzung von Pferdespecies II, 55-57.

Strickland, A., ilberDomestication des Anaer ferua I, 358; uber die Farbe des Schnabcls und der Fusse bei Gansen I, 360.

Strictnenaa I, 225.

St,·ix gralla,-ia II, 401.

 24. paa11erina II, 207. Strupp-Hilbner  I,  284.

23. Taube I, 192.

Struthers, Osteologie des Fusses einhufiger Schweine I, 94; uber Polydactylismus II, 16--17.

Sturm, Ubergewicht der Uberliefe­ rung von Characteren bei Schaf und Rind II, 86; Absorption der Minderheit bei gekreuzten Rassen II, 116; Correlation gedrehter Hor­ ner und gekrliuselter Wolle bei Schafen II, 331.

Subspecies, wilde - von l'olumba livia und andern Tauben I, 252.

Siidsee-lnseln,  Schweine  der -,

I, 88.

Sulivan, Admiral, uber die Pferde der Falkland-Inseln I, 66; wilde Schweine der Falkland-Inseln I, 97; verwildertes Rind der Falkland­ Inseln I, 107; verwilderte Kanin­ chen der Falkland-lnseln I, 139.

Sultan-Hilbner I, 283, 815.

Sua irldicua I, 83, 84-87; II, 146.

25. plicit:epa I, 87; abgebildet I, 88.

26. 11crofa I, 83; II, 146.

23. > palu-Ytria I, 85.

24. uiltnlu.Y I, 85.

Swayne, Mr., ilber kunstliche Kreu­ zung von Varietll.ten der Erbse I, 511.

Swinhoe, R,, uber chinesische Schweine I, 35; iiber gestreifte chinesische Pferde I, 74.

Sycamore, blassblattrige Varietat der -, II, 437.

Syket, Oberst, iiber einen Pariah­ Hund mit krummen Beinen I, 21 ; ilber kleine indische Esel I, , 78 ; iiber Gal/1111 Son11eratii I 1 288;

ilber  die Stimme  des in<1ischen

Kulm-Hahns I, 321; Fruchtbarkeit des Huhns in den meisten Climaten II, 217.

Symmetrie, erbliche Abweichungen von der -, II, 15.

Symphytu,n, gefl.ecktes -, I, 492. Syphilis, erbliche -, II-,439. Syrien, Esel von -,     I, 78.

Syringa per.Yica, chinenaia und viil-

garia II, 221.

Tabak, Kreuzung der Varietaten des -ci II, 144; Cultur des -,- in Schwe en II, 408.

Tacit us, ilber die Sorgfalt der Kel­ ten bei der Zilchtung von Tbieren II, 271.

Tagetea aignata, Zwergvarietil.t von

:....., II, 26.

Tahiti, Varietil.ten cultivirter Pflan­

. · zen in -,  II, 338. Tale·nt, erbliches ,  II, 8.

Tankerville, Earl of, ilber Chil- lingham-Rind I, 105, 106; II, 157. Tann er , Prof. ,     Wirkungen des Nichtgebrauchs der Theile beim

Rind II, 398.

Tapir , Sterilitat des in der Gefan­ genschaft II, 201.

Targioni-Tozzeti, uber cultivirte Pfl.anzen J, 381; ilber den Wein I, 417 ; Varietaten des Pfirsichs I, 432· Ursprung und Varietaten der Pfla me I, 436; Ursprung der Kir­ sche I, 439; Ursprung der Rosen I, 467.  .

Tarsus, Variabilitat des - bei Hiihnern I, 320; Reproduction des

 - bei einer Drossel II, 20. Tartaren,  Vorzug  spiralhorniger

 Schafe bei den -, II, 279, Tauben, Ursprung der -,  I, 162·-

164; 222-252; Classifications­ tabe!le der Rassen I, 168; Kropf- 1, 169-171; Boten- I, 172-175; Runt- I, 175-178; Barb-I, 179-·

180; Pfauen- I, 181-183; Moven­ und Eulen- I, 183-184; Burzel­ I, 184 189; indische Strupp- I,

189; Jacobiner- I, 190; Trommel­ I, 190; a.ndere Rassen der -, I, 191- 194; deren Verschiedonheiten sind generischen gleic}l. I, 194-,-195; individuelle . Variationen I, 195- 198; Variabilitii.t von charact risti­ schen Eigenthiimlichkeiten b.ei jeder Rasse I, 199; sexuelle Variabiliti\t bei - , I, 200-201; Osteologie der

-,  I,  201-208; Correlation des

Wachsthums bei -, 11 208-212; . II, 426 ; die Jungen ein1ger - l\a.ckt

[page break] 630     Taub heit. Register. Temminck.

 

nach dem Ausschlttpfen I, 211; II, 439; Wirkungen desNichtgebrauchs bei -, I, 212-219; auf Baumen wohnend und nistend I, 223-224; auf dem Nil schwimmende - um zu trinken I, 223; Haus- I, 229 ; Griinde fiir die Einheit des Ur­ sprungs I, 232 - 252; verwilderte

- an mehreren Orten I, 234; II, 44; Einheit der Far bung bei -, I, 241-243; Riickschlag von Misch­ lings- zur Farbung von C. livia I, 243-248; Geschichte der Cultur der -,        I, 253-255; Geschichte der Hauptrassen I, 256-262; Art der Erzeugung von Rassen I, 263- 277; Riickschlag bei - , II, 39, 62; im Alter II, 50; durch Kreu­ ng    hervorgeruf!ln II,   52 , 63 ; Ubergewicbt der Uberlieferung von Characteren bei Rassen der -, II, 86; sexuelle Differenzen bei man­ chen Varietaten II, 97; Periode des vollkommenen Gefieders II, 101; Wirkung der Scheidung auf -, II, 114; Vorzug sich innerbalb der eigoen Rasse zu paareo II, 136; Zunahme der Fruchtbarkeit durch Domestication II, 149, 209; Wir­ kung der Inzucht nnd Nothwendig­ keit der Kreuzung II,.,167; Indiffe­ renz der - gegen Anderung des Clima II, 217; Zuchtwahl bei -, 262, 265, 266, 273; bei denRomern

II. 271; unbewusste Znchtwahl II, 282, 285; Leichtigkeit der Zucht­ wahl II, 311; weisse - gern von Habichten ergriffen II, 305; Wir­ kungen des Nichtgebrauchs der Theile bei - , II, 39 ;. mit Fleisch geffittert II, 403; w irknng des ersten Mannchens auf die spateren Nachkommen des Weibchens I, 521 ; Homologie der Fuss- und Flfigel­ federn II, 428; Verbindung der bei­ den ausseren Zehen bei fieder­ fiissigen -, II, 428; Correlation von Schnabel, Gliedmaassen, Zungen und Nasenlochern bei -, II, 429; analogeAbanderung bei-, II, 461; Bestandigkeit der Rassen bei -, II, 560.

Tau.bheit, Vererbung der -, II, 103; weisser Katzen mit blauenAu­ gen II, 435.

Taub stumm h e it  nicht  erblich II, 80.

Tavernier, Maasen von Tauben in

Persien I, 258.

TaaJU8 baccata II, 24.    ·

Tee bay, Mr., Rttckschlag bei Htth­ nern II, 50.

Tegetmeier, Mr., iiber eine Katze mit monstrosen Zll.hnen I, 60; a.her eine Segler-ahnliche Taube I, 194; nackte. Junge mancher Tauben I, 211; Fruchtbarkeit hyurider Tau­ ben I, 237; iiber weisse Tauben II, 305; Ruckschla.g bei gekreuzten Rassen von Htthnern I 296-802 ; Kttchlein des weissen Seidenhuhns I, 308 ; Entwicklung der Schil.del- rotuberanz bei polnischen Ho.hnern

 , 309; iiber den Schadel bei pol­ nischen Huhnern I, 317, 824; ttber die Intelligenz polnischer Hlllmer I, 327; Correlation der Schn.del­ protuberanz und des Federbusches bei polnischen Hiihnern I, !t41; Entwicklung von Spannhil.uten an den Fiissen polnischer Htthner I, 321; friihe Entwicklung mehrerer Eigenthilmlichkeiten bei spanischen Hahnen I, 309; ttber den Ka.mm

bei spanischen Hahnen Iii 814;

fiber das spanische Huhn  , 405; Varietaten des Kampfhuhns I, 812; Stammbli.ume von Kampfhi!.hnen·II, 4 ; Annahme weiblichen Gefieders von einem Kampfhahn I, 318; na­ Ulrliche Zuchtwahl beim Kampf­ huhn II, 299; Streitsucht bei Kampf. hennen I, 316; Lange der Mittel­ zehe bei Cochinchina-Htthnern I, 321; Ursprung der Sebright-Ba.n­ tams II, 71; Verschiedenheiten in der Grt!sse der Hiihner I, 818; Wirkungen der Kreuzung bei Htth­ nern I, 319; II, 128 ; Wirkungen der Inzucht bei Htthnern II, 165; Briiten bei Mischlingen von nicht­ briitenden Hfihnerrassen II, 58; umgekehrtes Verhaltniss des Feder­ busches und Kammes bei HUhnern I, 341 ; Vorkommen gestrichelter Federn bei Htthnern II , 58 ; tiber eine Varietat der Gans von·se­ bastopol I, 360· iiber die Frucht-­ barkeit der Plauhenne II-, 149; ttber die Kreuzung von Bienen II, 168.

Tein t ,  Zusammenha.ng desselben

 mit der Constitution II, 448. Temminck,  Ursprung  der  Haua­

katzen I, 54; Ursprung der dome-

[page break] Tennent.     Register, Trinken.  631

 

sticirten Tauben I, 222; Uber Co­ l111116a g11inea I, 225; i1ber Col11m611 le11cncephala I, 225; ilber die an­ gegebene Abneigung mancher Tau­ benrassen, sich zu kreuzen I, 287; Sterilitat hybrider Turteltauben I, 239; Variationen von Gallua 6an­ kiva I, 291; ilber eine gelbrothliche Variet!i.t des Truthuhns I, 365; Zahl der von der Pfauhenne ge­ legten Eier II, 149; Fortpflanzung der Hokkoh11hner in der Gefangen­ schaft II, 210; Lebensweise der Birkh11hner in der Gefangenschaft 11, 210; Sterilitii.t des Rebhuhns in der Gefangenschaft II, 209.

Tennent, Sir J.E., uber die Gans I, 358; ilher das Wachsthum des Apfels auf Ceylon II, 367; iiber das Jatfua-Schaf II, 401.

Teredo, Befruchtung bei -, II, 478. Teschemacher,  11ber  eine  ge­

spelzte Form des Mais I 400.

Tessier, 11ber Trachtigkeitsdauer des Hundes I, 36; des Schweines I, 93 ; beim Rind I, 109; Versuche ilber Bodenii.nderung II, 197.

Tetrao, Fortpftanzung von Species von - in der Gefangenschaft II, 210.

Tetraptery:x: pa1·adi8ea II, 211.

Te11cri11m campanulatum, Pelorismus bei -, II, 455.

Texas, verwildertes Rind von -,  I,

Thompson, Will., llber dieTauben von Islay I, 227; verwilderte Tau­ ben in Schottland I, 235; Farbe des Schnabels und der Ffisse bei Gansen I, 360; Fortpfianzung des Tetrao acoticua in der Gefangen­ schaft II, 210; Zerstorung schwar­ zer Hubner durch den Seeadler II, 805.

Thompson, Prof. W., iiber die Asymmetrie der Flunder II, 69.

Thuja pendula oder /Uiformis,· eine Varietii.t von 7'h. orientalis I, 461. Th u re t,  11ber die Theilung der

Zoosporen einer Alge II, 496.

Thwaites, G. H., ttber die Katzen von Ceylon I, 57,; 1lber einen Zwil­ lingssamen von Fuchria coccinea und f1tlge118 I, 502.    ·

Ti bur t ius , Versuche ilber Erzie­ hung wilder Enten I 346.

Tiger , selten in der Gefangenschaft fruchtbar II, 202.

Tigridia  conchiflora,  Knospen,·aria­

tion bei -,  I, 495.

Tinzmann, Selbst-Impotenz der Kar­

totfel II, 184.

Tobolsk,  rothe  Katzen  von  --,

I, 59.

Toilet, seine Zuchtwahl beimRinde

II, 266.

T omaten II, 121. Torfschwein  I, 85.

Trli.chtigkeitsdauer  beim  Hu.nd,

 107.

Wolf e c. .L 36;  beim Schwein I,

 Theil u n g und Knospung II, 472. Theognis,  seine  Erwii.hnung  des

 Haushuhns I, 304. Theophrastus,  Erwlthnung  des

Pfirsichs II. 409.

Thesium II, 378.

Thier e, Domestication der - durch ihre Furchtlosigkeit vor den Men­ schen erleichtert I, 24 ; verweigern sich in der Gefangenschaft fortzu­ pflanzen II, 199; individuelle Eigen­ thilmlichkeiten zusammengesetzter

25. durch Knospen u).Jerliefert I, 477; Variation durch Zuchtwahl niltzlicher Eigenschaften II, 297.

Thompson, Mr., O.ber Pfirsich und Nectarine I, 431; ttber die Varie­ tii.ten der Aprikose I, 434; Classi­ fication der VarietAten der Kirsche I, 439; ttber den »Sister-ribston­ pippin« I, 448 . ilber die Varie­ taten der Stachelbeere I , 449, 450.

93;  be1m Rmd I, 109; II, 426;

 beim Schaf I, 121.       ·    · T r ail , R. , 11ber die Vereinigung halbirter Knollen   verschiedener

 Surten von Karto:ffeln I, 509. Trauben s. Weinstock.

Trauerbll.ume I, 459; II, 459; Unsicherheit der fJberlieferimg II, 24.    .

Trauervarietaten I, 459,

.Trembleur« [Taube] 1., 181.. Trembley, uber Repro<1uction qei

Hydra II, 472. .  . .  .

Trevoltini Seidenwurµi . I,. 875, 376.   .    . .

'l'richoaanthe8 angui1"' I, 458. .·

Trifolium minua und re pens II,     220.

Trimorp he Pfianzei:i, B.edingwigeq der Fortpflanzung bei _;,.I_I2, 44--.:

248. .

Trinken, Wirkung des - in ver7 schiedenen Climaten II, 384...

 7

632  Tristram. Register. Uppigkeit.

 

Tristram, H. B., Zuchtwahl Dromedars II. 275.

Tri1ic11m dicoccum l, 398.

• monococcum I, 398.

• apelta I, 398.

»    turgidum I, 398.

des Turtur aurilua,··Bastarde von -  mit

T. cambayenai, und '/'. aura­

lenaia I, 289.

24. » 1-i11oriua, Kreuzung des _ mit der gemeinen Taube I, 238.; Bastard des-- mit 7'. uulgaria

25.

  •  vulgare, wild in Asien I, 389.

'l'riton, Polydactylismus bei -,    II,

18; pflanzt sic)!. im kiementragen­ den Zustande fort II, 504.

Trommeltaubel, 190; schon 1735

 bekannt I, 256. Tronfo [Taube) I, 178.

'l'ropaeol11m minus und trwJua, Rilck­ schlag bei Bastarden von -,  I, 504.

T r ou be tzk oi, Furst, Versuche mitBirnbaume1,1 inMoskau II, 407.

T r.!> us se au , Prof. , pathologij!che Ahnlichkeit bei Zwillingen II, 333.

T r u t huh n, domesticirtes, Ursprung desselben I, 364; Kreuzung mit dem nordamericanisch.en wilden -:-- , I,  864; Rass!)n d!!s -,  I,  365;

weisser Federbusch -Truthahn I, 365; Charactere des wilden -, I, 866; Degeneration des - in Indien I, 366; II, 869; Fehlschlagen der Eier des - in Delhi II, 217; ver­ wildertes - in Parana I, 235; Veranderung von - durch die Do- mestication II 347.  '

Tscharner, A., Propfhybride durch Irioculation beim Weinstock hervorgebracht I, 508.    ·

Tschudi, iiber den nackten peru­ vianischen Hund I, 28 ; ausgestor­ bene Varietat des Mais aus peru­ vianischen Grll.bern I, 399; II, 556.

Tuckerman,  Sterililat von f)arex

I, 2S8.   .

» 1111ralen1i1, sterile Basta.rde von a- mit T, vulgariB I, 2S9; Bastarde von - mit 7'. aurihla I, 239.

25. tmlgaria, Kreuzung des - mit der gemeinen Taube I, 2S8 ; Bastard von -- mit 7'. ri,oriu, I , 289 ; sterile Bastarde von

--  mit T. auratenai, und Eo­

topiatea migrato,-iua I, 289.

l'ua,ilago farfnra, gefleckt; I, 492..

Ty er man , B., 1iber die Schweine der Siidsee-Inseln I, 88t II, 116; 1iber die Hunde der Saasee-Jnseln

u, 116.

Tylor, Mr., iiber das Verbot. der Heirathen Blutsverwandter II, 16S.

tlbergewicht der 'Oberlieferung der Charactei:!l II, 84,· 286; .bei. den Kaisern von Osterreich nnd einigen

rilmischen Familien n,. 86h· beim

Rinde II, 85; beim Schaf  , 86 ; bei Katzen 11, 86; bei Tauben 11 86-87; bei H1ihnern lI, 88 ; be11 Pflanzen II, 88 ; bei einer Varietll.t der K1irbisse IJ 464: beim Schakal iiber den Huna II, 89; beim Eeel iiber das Pferd Ill. 89; beim Fasan fiber das Huhn .LI, 89 ; bei der inguin-Ente iiber die ILgy_ptische Gans II, 90; Erilrterung der Er­ scheinungen des -,  II, 91 - 94.

Vlex, gefiillter -,  II, 226.  _

Ulm e,  fast immergrilne cornwaller

 riJJida II, 230·.   .    Varietii.t der -,    I, 462;  ll, 412;

 Tu lpen, Variabilitat der -, I, 472; Knospenvariation bei -, I, 494- 495; Einfluss des Bodens auf das

»Brechen« I, 494.

»Tiimmler. LTaube] I, 184. TUrkische Taube I, 172 Turbit [Taube] I 188.

T 11r key, gestreifte junge Schweine

_in der· - I, 96.

»Turner« fTaube] I, 198. Turner, W., 1iberCompensation bei

Arterien und Venen U, S98; iiber

Zellen II, 486.

T II rte It au bi!, weisse und gef'arbte, Kreuzung beider II, 122.

 

Laubvarietll.ten der - , I , 460 ; Traner- I, 459; nicht durch Samen vermehrbar II, 25.     _ Ulmua camputri, und elftlaa ,  Ba-

starde von -,  II, 174.   I

Upas-Gift II, 499. Unfruchtbarkeit s.-Sterilitit. Ungarisches Rind I, 100. ·     .

Un k r ll. ut er,    vermeintliche  Noth- I

wendigkeit ihrer Modification,

gleichzeitig mit der  der Cultur-

. pflanzen. I, 896.  -    - ·  I

UP.P igkei t der vegetativen Organe,

etne Ursache. dei StarilitAt bei Pfta1.1zen II, 228-2S1.

 

[page break]  Valentin.   Register. Verl ot.  633

 

V a I en tin , experimentelle Erzeu­ gung von Doppelmonstren II, 449.

Vallota II, 187.

Van Beck, Barbara, eine Frau mit haarigem Gesicht II, 5.

Van Mons, iiber wildeFruchtbaume I, 389; II, 344; Production von Varietaten des Weinstocks II, 418; correlative Variabilitat bei Frucht­ baumen II, 437; Production mandel­ artiger Frttchte von Pfirsichsll.m. lingen I, 427.

Vanessa, Species von - begatten sich nicht in der Gefangenschaft II, 212.

V aria b ilitll.t I, 5; I!i  487-- 491,

516-519, 531-549; ursachen der

-,  II,  381-358;  correlative -,

II, 423-446, 466-469, 548-549;

Gesetz der gleichartigen -, II, 464; Nothwendigkeit der - zur Zucht. wahl II 258 ; ausgewahlter Cha­ ractere 316; mehrfacher homo­ loger Organe II, 451.

Variations. Abii.nderung... Varie tat en und Species,  Ahn­

lichkeit zwischen -,  I, 5; II, 538

-540; Umwandlung von - in Species I, 6; abnorme - II, 540; domesticirte. - allmii.hlich erzeugt II, 541.

Va r r o, iiber domesticirte Enten I,

345; ilber verwilderte Hiihner II, 44 ; Kreuzung des wilden und do­ mesticirten Esels II, 276.

Vasey, Mr., iiber die Zahl der Kreuzwirbel beim gemeineri und Hocker-Rind I, 99; ttber ungarisches Rind I, 100.

Va.u cher , Sterilitat von 1lanuncul11a

fic,aria und Acorua calamua II,

230, 231.

Veith, iiber Pferderassen I, 61.

Veitstanz, Periode des Auftretens

II, 102, 103.  .

Verbaacum, Kreuzung von Species von

-, I, 423; II, 124, 139-141;

Rttckschlag bei Hybriden von -- , I, 504; contabescirende wilde Pfian­ ren von -,  II, 223; VillositM. bei

-,  II, 368,

Verbaacum auatr'iacum II, 188.  . ,

25. blattaria II, 189.-

Verbaacum thapaua II, 141, 183.

Verbena, Ursprung der -,  I, 464; weisse ···· leiden leicht am Mehl­ thau II, 304, 444; Verbrennen von dunklen -, II,305; 444; Wirkung veranderter Bedingungen auf -, II, 362.

Verb re i t.u ng     der  htthn.erartigen Vogel auf dem Himalaya I, 294. Veredelung von Erblichkeit ab­

hli.ngig II, 3-4.

Vererbung II, 1-1121 487-,-491,

517, 520- 526; von emigen Auto­

ren unterhaltene Zweifel II, 3; Wichtigkeit fiir Zttchter II, 3-5; Beweis der -- a.us der Sta.tistik der Wahrscheinlichkeit II, 6; von Eigen­ thttmlichkeiten beim Menschen II, 6-8, 16-21; von Krankheiten II,

8-10, 22; von Eigenthi1mlichkei­ ten des Auges II, 10-18, von Ab­ weichungen von der Symmetrie II, 15; des Polydactylismus II; 16-

21: capriciose Art der -  11, 22-

29, 36; von Verstilmmelungen II, 30-32; von angebornen Monstrosi­ taten II, 32; Ursache des Fehlens der -, II, 83-35; durch Ruck­ schlag oder Atavismus II, 37-80; ihr Zusammenha.ng mit.der Fixirt· heit der Chara.ctere II, 81-84; J?.eeinfiusst durch Ubergewicht der Uberlieferung der Charactere II, 84-94; durch das Geschlecht be­ schrll.rikt II, 94-99; zu entspre­ chenden Lebensaltern II, 99-106; Zusammenfassung des Gegenstandes II, 106-112; Gesetze der -· bei Va.rieta.ten aus 3amen und Knos­ pen die gleichen I, 527 ; der Cha­ ractere der Pferde II, 18; beim Rind I, 108'; beiKaninchen I, 138; beim Pfirsich I, 427; bei der Nec­ ta.rin. I, 428 ; bei Pfia.umen I, 438 ; bei Apfeln I, 443; bei Birnen I, 444; bei Pensee I, 470; primarer Charactere der (}ol11mba livia bei gekreuzten Tauben I, 248; von Eigenth-timlichkeiten im Gefi.eder der Tauben I, 199 ; von Eigen­ thttmlichkeiten' im Laube bei iBll.u­ men I, 460; Wirkung n der - bei

Varieti!.ten des ·Kohls I; 406,.

 t   »    lyclmitia II; 139; -141.

ve·rkttrzun g de·r  Gesich118kB<ic"hen

 »   nag.rum II, 183.

-    -    .· . -

 »   phoeniceum II, 141, 188;

variable Dauer vo11--, II,

404. .

V er Io t , ilber dje - dunkel.blll..lltrige Berberize I, 460 ; Vererbung von Eigenthttmlichkeiten des Laubes bei

40,...

[page break] 634     Verruca.  Register. · Voorhelm.

 

Baumen I, 460; Production der Rosa cannahifolia dnrch Knospen­ variation von R. alba I, 488; Knos­ penvariation bei .41-alia tt-ifoliata I, 490; Gefiecktsein der Blatter I, 491; Farben der Tulpen I  495;

Unsicherheit der Vererbung h, 24;

Besti!.ndigkeit weisser B!fithen II, 27; pelorische Blfithen von Linaria II, 76; Neigung gestreifter Bluthen zur Gleichformigkeit in der Farbe II, 92; nahe verwandte Pfianzen kreuzen sich zuweilen nicht II, 121; Sterilitat der Primeln mit gefarb­ ten Kelchen II, 224; ilber frucht­ bare proliferirende Blfithen II, 224; fiber die irische Eibe II, 320; Differenzen bei der Camellia II, 332; Wirkung des Bodens auf die gefieckte Erdbeere II, 363; corre­ lative Variabilitii.t bei Pflanzen II, 437.

Ver1·uca II, 70, 523.

Verschmelzung homologer Theile II, 515,

Ver sc h melz ung gekreuzter Rassen, Zeit, in welcher eine solche eintritt II, 115.

V erstfimmelungen, Vererbung oder Nichtvererbung von -, II, 30-32, 521.

Vertuch s. Putsche.

V er wan d.t e, Charactere solcher bei Kindern reproducirt II, 45.

Verwilderte Katzen I, 59; Rind I, 107; Kaninchen I, 138-142· Perlhilhner I, 367 ; Thiere und Pflanzen, Rttckschlag bei solchen II, 42-45, 62.

Vespucius, frtthe Cultur in Brasilien

I 388.

Vibe1:!.i Versuche i1ber die Cultur des \'V eines aus Samen I. 418.

Viburnum opulus II, 249, 419.

Vicia sativa, Blattchen in eine Ranke verwandelt II, 513.

Vicilnas, Zuchtwahl  bei -,  II,

277.

Vielfacher Ursprung der Tauben, Hypothesen fiber einen solchen er­ ortert I, 232-241.

Vi11o sit ii.t  der  Pfl.anzen,  durch

Zwergvarietii.ten der Saponaria calabarica und Tagetea signala II, 26; Rttckschlag von Blumen durch Streifen und Fiecke II, 49; tlber Variabilitll.t II, 346.

J'inca minor, Steriliti!.t der -,  II,

230.

Viola, Species von -,  I, 469.

»         lutea, verschieden gefarbte Bli1- then bei -,   I. 525.

- tricolor, Rilckschlag bei-, II,

41, 62.

Vi re how, Prof., Blindheit bei Nach­ kommen aus Heirathen Blutsver­ wandter II, 193; i1ber das Wachs­ thum der Knochen II, 391, 501; Uber cellulii.re Proliflcation II, 391; Un­ abhangigkeit der Elemente des Korpers Il, 485; Uber die Zellen­ theorie II, 486 ; Gegenwart von Haaren und Zahnen in Eierstock­ geschwiilsten II, 486; von Haaren im Gehirn II, 513; specielle Affl­ nitaten der Gewebe II, 499; Ur­ s_prung polypoider Auswiichse und Geschwtllste II, 501.

Vi r gi l , fiber Zuchtwahl des Saat­ korns I, 397_; II, 271; der Rinder und Schafe J.I 271.

Virginische 1rnseln, Ponies der- selben I, 65.

Virgularia II, 496.

Vitis 1,inifera I, 417-420, 479.

Viverra, Sterilitll.t von Species von

-  in der Gefangenschaft IT, 203.

V Ii es s, Feinheit des - bei !lster­ reichischen Merinos II, 264.

Vogel, Varietil.ten der Dattelpalme

II, 838.

Voge1, Sterilitll.t derselben in Folge veranderter Lebensbedingungen II, 206-212.

Vogelbee'rbaum II, 306.

Vogt. i1ber Andeutungen von Strei­ fen bei schwarzen Katzchen IlJ...72. Vo Iz, iiber die Geschichte des .t1un­ des I, 20; alte Geschichte des Huhns I, 804; domesticirte Enten dem Aristoteles unbekannt I, 845; indisches Rind von Alexander nach

Macedonian geschickt II, _271; Er­ wahnung von Maulthieren in der

 Trockenheit beeinflusst II, 368.

Bibel ITJ 270·; Geschichte der Zu­

 Vilmorin, Cultur der wilden Mohr­ rilbe I, 408; II, 368; Farben der Tulpen I, 495; Unsicherheit der V'ererbung bei der Balsamine und Rose II, 23, 24;  Versuche mit

nahme aer Rassen II, 824.

Von Berg, ilber Ver6aacum Jlhoefli­

ceum II, 404.

Voorhelm, G., seine Kenntniss der Hyacinthen I, 474; II, 882.

[page break] Vorsteherhunde.   Register. Wein. 635

 Vors teher h un de, Modificationen der -, Ii. 52; mit Fuchshunden gekreuzt 11, 126.

V r o Ii k, Prof., fiber Poly,Iactylismus II, 16; iiber Doppelmisbildungen II, 449; Einfluss des miitterlichen Bcckens au den Kopf des Kindes II, 453.

Wach holder, Abll.nderungen des

-,  I, 460, 463.

Wahlen berg, ilber die Vermehrung

Warme, Einfluss der  auf das Vliess der Schafe I, 122.

Warzenschwein I  95.

Wassermelonen,  454; Kreu zung von Varietii.ten der -, II, 143; alte peruvianische Varietii.t der --, II, 560.

Waterer, spontane Bildung von Oyti11u11 alpino-laburnum I, 500. Waterhouse,  G.  R.,  iiber  die

Winterfll.rbung des Leptt11 varia6ilia

I, 138.

 der Alpenpflanzen durch Knospen, ·Water ton, C.i Production schwanz­

  Auslaufer, Zwiebeln etc., II, 229, Wahl verwand tschaft, geschlecht­

 liche, Gll.rtners -, II, 242. Wahnsinn, Vererbung des-, 11,

9, 104.

W al d v o ge l, Benehmen der - in Gefangenschaft 11, 211.

W ale s , weisses Rind von - im 10. Jahrhundert I, 107; Rind von - stammt von Bos longifrona ah I, 102.

Wa Iker, fiber Heirathen Blutsver­

wandter I, 520; iiber Vererbung des Polydactylismus II, 18.

W a Iker, D., Vortheil einer Boden­

 anderung fiir den Weizen II, 195. Wall ace, A. R., iiber ein gestreif­ tes javanisches Pferd I, 74; iiber die Lebensbedingungen vei:ylilderter Thiere II, 43; kiinstliche Anderung des Gefieders der Vogel II, 371- 372; iiber polymorphe Schmetter­ linge II, 523 ; iiber Rtickschlag II, 543; fiber die Grenzen der Veran­

derung II, 545.

W a11ace, Dr., fiber Sterilitii.t der Sphingiden, die im Herbst aus­ kriechen II, 212.

W allachi sche Schafe, sexuelle Eigenthtl.mlichkeit in den Hor- nern der -, I, 119.     .

Wallich, Dr., tiber Thuja pendula

oder filiformi, I, 461.

W a11n1i sse I, 452; dtinnschalige - von Meisen angegriffen II, 307; Propfen der - , II, 843.

Walsh, B.D., tiber Gallen II, 875; sein »Gesetz der gleichartigen Va­ riabilitiit. II, 464.

Walther, F.L., tl.berdieGeschichte des Hundes I, 20; tl.ber die Kreu­ zung des Zebu und gemeinen Rin­ des I, 104.

W aringi  fiber  individuelle  Ste­

rilitit  I, 219.

 

loser Ftillen , 67; ii.her Zll.hmung wilder Enten I. 346; liber die Wildheit halbgeziichteter wilder Enten II, 60; Annahme mannlicher Charactere von einer Henne II, 67. W at so n , H. C. , fiber englische wilde Fruchtbli.ume I, 389; ilber das Nichtabandern der Unkrll.uter

I, 396_ Ursprung der Pflaume I, 486; Variation von Pyru11 malua I, 441; iiber Viola amoe11a und tricolor I, 470; fiber Rfickschlag bei schottischem Kohl II, 42; Fruchtbarkeit von Dra6a 11ylve11tri11 in der Cultur II, 220; tiber allge­ mein verbreitete englische Pflanzen II, 878.

Watts, Miss, tiber Sultan-Hohner I, 283.

Webb , James, Inzucht bei Schafen

II 159.

Weber, Wirkung des Beckens der Mutter auf ihr Kind II, 453.

W eibchen, vom mll.nnlichen Ele­ ment afficirt II, 480, 508.

Wei bl i che Blfithen in mll.nnlichen

.A.hren beim Mais I, 401.

Weide und Clima, Anpassung von Schafrassen an I, 120.

Weiden, Trauer-I,459; Rfickschlag der spiralblattrigen Trauer- IJ.. 490; Bastarde von -, II, 852; uallen der II, 375, 376.

W e in I, 417-420; Knospenvariation beim -, t, 479; Rttckschlag des petersilienbli!.ttrigen -, I, 490; Kreuzung von weissem und blauem

-, I, 506; Propfhybrid durch In­ oculation erzeugt I, 508 ; Krankheit des - durch die Farbe der Traube beeinflusst II, 804· Einfluss des Climas u. s. w. auf die Varietll.ten des -, II; 868; verminderte Aus­ dehnung der Cultur II , 408i Ac­ climatisation des -  in Westindien .

[page break] 636     Weissdorn. Register. Willoughby.

 

11, 415; weisser - der Krankheit mehr ausgesetzt II, 444; Wirkung fremden Pollens beim -, I, 515.

Weiss d or n , Propfung friihen und spaten -, I, 463; hangender - hybridisirt II, 24; Veranderungen des - im Alter I, 463, 497; Gla­ stonbury- I, 463 ; Knospenvariation beim I, 482 ; Bliithenknospen von Gimpeln attakirt II, 308.

W.ei ss e Bliithen am echtesten durch Samen reproducirt II, 27.

Weisse und weissgefleckte Thiere oeigen zur Erkrankung II, 444.

Wei z en , specifische Einheit oder Verschiedenheit I, 389, 395; Ha­ sora- I, 390; Vorhanaensein oder Fehlen von Grannan beim -, I, 391; Godron iiber Varietaten des

-,   I, 391 ; Varietaten desselben 392; Wirkungen von Boden und ulima auf den -,     I, 393; Ver­ schlechterung des-, I,394; Kreu­ zung der Varietaten II, 128, 138, 173; in den Schweizer Pfahlbauten I, 395-398; Zuchtwahl auf - an­ gewandt I, 396 ; II, 268; vermehrte Fruchtbarkeit der Bastarde mit Aegilop8 II, 146; Vortheile einer Bodenanderung Uhl95; Differenzen des -  in verse iedenen Theilen

von lndien II, 222; bestandige Ab­

19; zur Verschmelzuung gekreuzter Rassen nothige Zeit II, 115.

W hit e, Gilbert, vegetabilische Kost

bei Hunden II, 402.

Wich ura, Max, iiber Bastard-Wei­ den II, 65, 175, 352; Analogie zwi­ schen dem Pollen a;ltcultivirter Pflan- . zen und dem der Bastarde II, 354.

Wicking, Mr., Vererbung der pri. maren Charactere     der Columbia livia bei kreuzgez'il.chteten Tauben 248 ; Production eines weissen

.liopfes bei Mandelburzlern II, 266.

Wickste d, iiber Falle individueller Sterilitat II, 218.

W i dde r, ziegenartiger - vom Cap der guten Hoffnung II, 86.   . Wiegmann,    spontane  Kreuzung blauer und weisser Erbsen I, 511 ; Kreuzung von Kohlvarietii.ten II,

 173; iiber Contabescenz II, 228.

Wight, Dr., sexuelle Sterilitll.t bei durch Knospen fortgepflanztenPflan- zen II, 229.  .

Wi Ide, deren gleichmll.ssiger Ge­ brauch von Pflanzen zur Na.hrung I, 383-387; zll.bmen gern Thiere II, 216. ·

Wilde, Sir W.R., Vorkommen von 808 (1·onto81i8 und longifrona in irischen Crannoges I, 102; von den alten Irlll.ndern der Zucht der Thiere

 ll.nderuog des·     , II, 268;  Wider­

zugewandte Aufmerksamkeit II, 272,

 standsfahigkeit des rothen - , II, 305, 444; Fenton- II, 309; natiir­ liche Zuchtwahl beim -, II, 309; wild gefundene VarietlLten II, 344; Wirkungen einer Veranderung des Clima auf -'-, II, 407; alte Varie­ tat II, 560.

W estindien, verwilderte Schweine von - I, 96; Wirkung des Climas von - auf Schafe I, 122.

Western, Lord, Veranderungen an Schafen ausgefiihrt von - , II, 266. Westphalen,   gestreifte junge

 Schweine in --, I, 96. Westwood, J. 0.,  Uber pelorische

 Blttthen von Calceolarfo II, 456. W h ate I y ,  Erzbischoff,  ilber  das

Propfen friihen und spaten Schwarz­ dorns I, 461.

Whitby , Mrs. , iiber Zeichnungen der Seidenwiirmer I, 376; iiber den Seidenscbmetterling I, 378.

White, Mr., Reproduction. ttberzah­

.  liger Finger nach Amputation II,

W il d man n, ftber die Georgine II,

288, 362.

Wildh ei t der Nachkommen ge­ kreuzter zahmer Thiere II, 59-62. Wilkes, Capt., 'il.ber das Zll.hmen von Tauben bei den Polynesiern

II, 216.

Wilkinson, J., O.ber gekreuztes Rind II, 138.

Willi ams, Mr., Verll.ndernng des Gefieders bei einer Hamburger Henne I, 319.   .

Williams, Mr., Kreuzung der-Erd­ beeren I, 445.

W i11 i am son, Cap. ,  Degeneration

· der Runde in Indien I, 47; ·11ber kleine indische Esel 1, 79.

Williamson, W., Gefiilltsein der Anemone coronaria in Folge von Zucbtwahl II, 268.

Willoughby, F., Erwll.hnung der Blll.sstauben I, 192; i1ber eine Pfanentaube I, 257 ; ttber Burzel­ tauben I , 259 ; i1ber die Ma-,en­ taube I, 258 ; 'il.ber die' ,.und

[page break] Wilmot. Register. Youat t.  637

 

Botentaube !,, 261; fiber die haken­ schnablige nte I, 344.

W i Imo t, Mr., iiber einen weissen Truthahn mit Federbusch I, 365; Rfickschlag der Schafe in der FAr­ bung II, 40.

Wilson, B. 0., Fruchtbarkeit der Bastarde vom Hocker- und gemeinen Rind in Tasmanien I, 104.

Wilson, Dr., Ubergewicht der Katze von der Insel Man iiber die ge­ meine Katze II, 86.

Wilson, James, UrsprungderHunde

l, 19.    ..

Wils p, Mr., iiber dasUbergewicht der Uberlieferung bei Schafen II, 91; fiber das Zfichten von Bullen II, 263.

Windspiele auf agyptischen Monu­ menten und der Villa des Antoni­ nus dargestellt I, 20, 21; moderne Rasse der I, 51; vom Lord Orford mit der Bulldogge gekreuzt II, 126; Coordination des Baues in Folge der Zuchtwahl II, 294; italienische

-,  II, 301.

W i rhe I , Charactere der - bei Ka­ ninchen I, 149-152; bei Enten I, 352-353; Zahl und Abanderungen der - bei Tauben I, 205; Zahl und Charactere der - bei Hiihilern I, 330 - 332; Variabilitat der Zahl der - beim Schwein l, 93.

W o If, neuerliche Existenz des - in Irland I, 19; Bellen des jungen -, I, 33; Bastarde vom -    und Hund I, 39.

W ,9 lf e,  nordamericanische,  deren

Ahnlichkeit mit den Hunden der­ selben Gegend I, 26-27; Graben der -, I, 33.

Wolfshund, schwarzer - vonFlo­ rida I, 27.

Wood, Willoughby, fiber Mr. Bates' Rincl II, 156.

Woodbury,  Kreuzung  der ligur1-

ter Kalber beim Shorthorn II, 157; iiber Zuchtwahl beim Rind II, 261; Wirkung naher Inzucht beim Schweine II, 161; Verschlechterung der Kampfhiihne durch nahe In­ zuch t II, 165.

Wright, Strethill, fiber die Entwick­ lung der Hydroiden II, 484.

Wunden, Heilung von -,  II, 390.

Wurzelsc hlls slinge, Knospenva­ riation durch I, 492.

Wyman, Dr., fiber Niata-Rind und fiber eine iihnliche Misbildung beim Kabeljau I, 111; iiber virginische Schweine II, 302.

Xen op hon, iiber die Farben der Jagdhunde II, 280. .

Ximenes, Cardinal, Verordnungen 1lber die Zuchtwahl der Widder II, 272.

Tahu, der Name der Taube in Per­ sien I, 191.

Yaks, Domestication der-, I, 103;

Zuchtwahl  der  weissschwanzigen

-,  II, 275, 279.

Yam, Entwicklung von achselstandi­ gen Bulbillen beim -, II, 229.

Yarrell, mangelhaftes Gebiss bei haarlosen Hunden I, 43; II, 432; fiber Enten I, 347; Il1 347; Cha­

ractere  der  domestic1rten  Gans,

denen des A11,Ye1· albifron,f ahnlich I, 359; Weisse der Ganseriche I, 359;  Abanderungen  beim Gold­

:fisch I, 369; Annahme des mann­ lichen Ge:fieders bei der Fasanen­ henne II, 67; Wirkung der Castra­ tion auf den Hahn II, 68; Fort­ pflanzung der Lerche in der Ge­ fangenschaft II , 208 ; Ge:fieder des mannlichen Hanflings in der Gefangenschaft II, 213; iiber den Dingo '11, 347.

You at t,  Geschichte des Hundes I,

 schen und gemeinen Biene I, 372;

20·; Abanderungen des Pulses bei

 II, 168; Variabilitiit der Bienen I,

371.

Wood ward, S. P., iiber arabische Mollusken II, 339.

Wooler, W. A., iiber die Jungen

des Himalaya-Kaninchen I, 135; Bestandigkeit desgefarbten Kelches bei einem gekreuzten Polyanthus I, 465.

W ourara-Gift II, 499.

Wright, J., Production verkrfippel-

den Hunderassen I, 44; Anlage zu Krankheiten bei Hunden I, 44; II, 302; Vererbung von Scropheln bei Hunden II, 13; fiber das Windspiel I, 43; 51; iiber Konig Karls Jagd­ hund I, 51; fiber den Htthnerhund I, 52; iiber Pferderassen I, 61; Variationen in der Zahl der Rip­ pen beim Pferde I, 62; Vererbung von Krankheiten beim Pferde II, 18, 15;  Einftthrung orientalischen

[page break] 638     Young.    Register. Zuchtwahl.

 

Blutes in englische Pferde II, 283 ; uber weisses Rind von Wales I, 107; II, 279; Veredelung der eng­ lischen Rinderrassen I, 116; Rudi­ mente von Hornern bei jungem hornloscm Rind II, 73, 418; tiber gekreuztes Rind II, 137; uber Bake­ well's Ianghorniges Rind II, 156; Zuchtwahl von Qualitaten beim Rind II  263; Degenera.tion des

Rindes durch Vernachlassigung II, 317i tiber den Schadel hornlosen RinCles II, 441; Krankheit der weissen Theile beim Rind II, 445; Ersetzung des langhornigen durch kurzhorniges Rind II,  557; Ober

Angola-Schafe I, 118; tiber das Vliess der Schafe I, 123; Correla­ tion der Horner und des Vliesses bei Schafen I, 119; Anpa.ssung der Schafrassen an Clima und Weide I, 120; Horner der wallachischen Scha.fe I, 119; exotische Schafe im zoologischen Garten I, 120; 111

405; Vorkommen von Hornern be1

hornlosen Schafrassen II, 39; iiber die Farbe der Schafe II, 40; Ober Inzucht der Schafe II, 159; fiber Merino-Widder in Deutschland II, 263; Wirkung unbewusster Zucht­ wahl auf Schafe II, 285; Ruck­ schlag der Leicesterschafe auf den Lammermuir-Bergen II, 299 ; ti.ber vielhornige Scbafe II, 431; Reduc­ tion der Knochen bei Schafen II1

321 ; Persistenz des Characters be1

Rassen von Thieren in bergigen Landern II, 84 : iiber Inzucht II, 154; iiber das Vermogen der Zucht­ wahl II, 261; Langsamkeit der Production von Rassen II, 323; Stellen der Bibel, die sich auf das Ziichten von Thieren beziehen II, 270.

Young, Mr., fiber das Belgische Kaninchen I, 132.

Yu 1e, Capt., iiber eine birmanische haarige Familie II, 101, 433.

Zahl, Wichtigkeit der - bei der Zuchtwahl II, 312.

Zahn e, Zahl und Stellung der - bei Hunden I, 42-43; Mangel der - bei nackten tfirkischen Hunden I, 43;  Periode  des Eintretens der

-- bei Hunderassen I, 43 ; friihe Entwicklung der - bei hochge­ zfichteten Thieren II, 426; Corre-

lation der - mit dem Haar II, 433; doppelte Reihe von - mit fippigem Haar bei Julia Pastrana II, 434; in der Form afficirt durch erbliche Syphilis und Lungentuber­ keln II, 439; Verschmelzung der -, II, 450; imGaumen entwickelte -, II, 513.    ·

Z am bes i, gestreifte junge Schweine am-, I,96.

Zambosj Character der -, II, 62. Zarco,.. G., Einffihrung von Ka­ ninchen auf Porto Santo I, 139.

Zea /lays I, 399.

Zebra, Bastarde von - mit Esel · und Stute II, 56.

Z e b u, I, 99; Domestication des - , I, 103; fruchtbare Kreuzung mit dem europaischem Rind I, 104 ; II, 146.

Zehen, relative Ll!.nge der - bei Hiihnern I. 32lj_. Entwicklung der fiinften - 'bei .tiunden II, 422 [s. auch Finger].

Z e is i g pfl.anzt sich in der Gefangen­ schaft fort II, 207.

Zeit, Wichtigkcit der -  bei der

Production von Rassen 11, 322.

Zellentheorie  II, 486.

Ze11hyranthes candida II, 221.

Z eug u n g, sexuelle -, II, 473-479. Ziege I, 126; II, 43; Polydactylis- mus bei der - , II, 18; sexuelle Ver­ schiedenheiten in den Hornern der

- , II, 97 ; von den Sfidafricanern geschl!.tzt II, 277; Thibetaner- II, 369; Ertrag an Milch und Ent­ wicklung der Euter II, 399; rudi­ mentare Knochenzapfen bei horn­ losen -,  II, 419; Angora- II, 432.

Zinnia, Cultur der -,  II, 345.

Z o11i ng er, ttber malayische Pin­ guin-Enten I, 349.

Zoosporen, Theilung der-beiAl­ gen II, 496.

Zopf-Taube I, 190.

Zuchtwahl II, 258-330; methodi­ sche -, I, 265; II, 260-281· bei alten und halbcivilisirten Volkern II, 269-281 ; untergeordneter Cha­ ractere II,  278-281;  unbewusste -, I, 265, 268; II, 235, 281-289;

Wirkungen der - in der Verschie­ denheit der am meisten geschl!.tz­ ten Theile sichtbar II, 289-294; Ausgeffihrt durch Accumulation der Variabilitlit II, 294-297; nat11.r­ liche -  domesticirte Erzeugnisse

[page break] Zuchtwahl.   Register. Zwillingssamen.     639

 ber Ohrend II, 248-253, 298-310;

der Ausgangspunkt filr die Ent­ stehung von Species, Gattungen und andern Gruppen II, 561-564; der

- gfinstige Umstil.nde II, 310-818; Neigung der - zu Extremen II, 318-321; mOgliche Grenze der -, II, 321; Einfl.uss der Zeit auf die, II, 322; Zusammenfo.ssung des Gegenstandes II, 327 - 830; Wir­ kungen der- auf Modificirung der Rinderrassen I 115-117; in Er­ haltung der Reinheit der· Schaf rassen I, 124; in Production von Taubenvarietil.ten I, !:!64-270; bei der Hfihnerzucht I, 286; bei der Gans I, 361 ; beim Cailarienvogel I, 367 ; beim Goldfisch I, 369 ; beim Seidenwurm I, 373; beim Kohl und den Cerealien mit einander verglichen I, 405; bei der weissen Maulbeere I, 4 ; bei Stachelbeeren I, 451 ; uf vv eizen angewandt I, 896--397; an Mohrrfiben etc. erlil.n­ tert I, 408; bei der Kartoffel 11 414; bei der Melone I, 457; be1

Bliithenpflanzen I,  464; bei der

Hyacinthe I, 473; auf Knospen­ varietaten von Pfl.anzen angewandt I, 529; Erlil.uterungen der -, II, 549-559.

Zuchtwahl, sexuelle -,  II, 99.

Zuckerrohr, Sterilitii.t des - in verschiedenen Landero II , 228 ; weisses zum Erkranken geneigt II, 303, 444.

Zuckerrfi be s. Bete.

Z ungc Verbaltniss der - zum Schnabel bei Tauben I, 208.

Zwiebel, Kreuzungder-, Il1,,.,.120; weisse - den Angriffen von .t'ilzen und Krankheiten ausgesetzt II, 303, 444.

Zwillingssamen von Fuchsia coccinea und f11lgena I, 502.

 

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Citation: John van Wyhe, ed. 2002-. The Complete Work of Charles Darwin Online. (http://darwin-online.org.uk/)

File last updated 25 September, 2022