RECORD: Darwin, C. R. 1882. Die Bildung der Ackererde durch die Thätigkeit der Würmer. Translated by J. V. Carus. Stuttgart: Schweizerbart.

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Charles Darwin.

Die Bildung der Ackererde

durch

die Thatigkeit der Wurmer.

Mit 15 Holzschnitten.

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In demselben Verlag ist erschienen:

Darwin, Ch., Reise eines Naturforschers um die Welt. Aus dem Engl. von J. V. Carus. Mit 14 Holzschn. 1875. Mk. 10. - geb. Mk. ll. -

Ueber die Entstehung der Arten durch natilrliche Zuchtwahl oder die Erhaltung der begttnstigten Rassen im Kampfe urn's Dasein. Aus dem Englischen von J. Victor Carus. Sechste Auflage. Mit dem Portrait des Verfassers. 8. 1876. Mark 10. - geb. Mk. 11. -

Das Variiren der Thiere und Pflanzen im Zustande der Domestication. Aus dem Englischen ttbersetzt von J. Victor Carus. 2 Bde. mit 43 Holz­ schnitten. Z we it e Auflage. gr. 8. 1873. Mk. 20. - geb. Mark 22. -

- Die Abstammung des ]l[enschen und die geschlechtliche Zuchtwahl. Aus dem Englischen von J. V. Carus. Dritte giinzlich umgearbeitete Auflage. 2 Bde. mit 78 Holzschn. gr. 8. 1875. Mk. 18. - geb. Mk. 20. -

Der Ausdruck der Gemiitb11bewegungen bei dem Menschen und den Thieren. Aus dem Englischen von J. V. Ca.rue Z we it e Auflage. Mit 21 Holzschn. u. 7 heliogr. Tafeln. gr. 8. 1874. Mk. 10. - geb. Mk. 11. -

Insectenfressende Pfla.nzen. Aus dem Englischen von J. V. Ca.rue. Mit 30 Holzschnitten. 1876. Mark 9. - geb. Mk. 10. -

Die Bewegungen und Lebensweise der kletternden :Pfla.nzen. Aus dem Englischen i\bersetzt von J. V. Ca.rus. Mit 13 Holzschnitten. gr. 8. 1876.    Mark 3. 60. geb. Mk. 4. 60.

"Ober den Bau und die Verbreitung der Cora.llen-Rift'e. Aus dem Englischen von J. V. Ca.rue. Mit 3 Karten und 6 Holzschn. gr. 8. 1876.

Mark 8. - geb. Mk. 9. -

-- - Geologische Beobachtungen iiber die Vulcaniechen Ineeln mit kurzen Bemerkungen iiber die Geologie von Australien und dem Cap der Guten Hoffnung. Aus dem Englischen libersetzt von J. V. Ca.rue. Mit 1 Karte und 14 Holzschnitten. 1877.    Mark 4. - geb. Mk. 5. -

Die Wirkungen der Kreuz- und Belbet-Befruchtung im :Pfla.nzen­ reich. Aus dem Englischen tibersetzt von J. V. Ca.rue. gr. 8. 1877.

Mark 10. - geb. Mk. ll. -

- Die verschiedenen Einrichtungen durch welche Orchideen von Insecten befruchtet werden. Aus dem Englischen von J. V. Carus. Mit 38 Holzschn. Zweite Auflage. 1877. Mark 6. - geb. Mk. 7. -

Die verechiedenen Bliitbenformen an Pfla.nzen der nii.mlichen Art.

Aus dem Englischen von J. V. Ca.rue. Mit 15 Holzschnitten. 1877.

Mark 8. - geb. Mk. 9. -

Geologieche Beoba.chtungen iiber Bud-America und Kleinere geo­ logische Abha.ndlungen. Aus dem Englischen von J. V. Ca.rue. Mit 7 Karten und Tafeln nebst 38 Holzschn. 1878. Mark 10. - geb. Mk. 11. -

Das Bewegungsvermogen der :Pfla.nzen. Aus dem Englischen von

J. V. Carus. Mit 196 Holzschn. 1881, Mk. 10. - geb. Mk. ll. -

Dab, Dr. Julius, Kurze Darstellung der Lehre Darwin's. Mit 88 Holz- schnitten. gr. 8. 1870. Mark 6. -

.Jlger, Dr. Gustav!.In Bachen Da.rwin's insbeeondere contra Wigand. Ein

Beitrag zur ltechtfertigung und Fortbildung der Umwandlungslehre. 1875.

Mark I>. -

Iosmos.   Zeitschrift fiir Entwickelungslebre und einbeitliche Weltanschauung.

1877-1881 (l.-5. Jahrgang). Jihrlich 12 Hefte.

Preis pro Quartal Mk. 6. -

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Die Bildung der Ackererde

durch die

Thatigkeit der Wurmer

mit

Beobaohtung uber deren Lebensweise

von

I

Charles Darwin.

Aus  dem  Engliscll'en iibersetzt

J. Victor Carus.

Mi t 15 Holz s c h nit t e ».

Mit Zusatzen nach dem 5. Tausend des Originals.

STUTTGART,

E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch).

1882.

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K. Bof'buchdrnckerei Zu Guttenberg (Carl Gruninger; in Stuttgart.

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Inhalt.

Einleitung s. 1

Erstes Oa.pitel,

Lebensweise der Wiirmer.

Beschaffenheit der von ihoen bewohnten Orte. - Ko nen lange unter Wasser lebeo. - Sind Nachtthiere. -     Wandern des Nachts umber. - Liegen hiillfig dicht an den Miindungen ihrer Rohren und werden daher in groszer Zahl von Vogeln zerstort. - 1hr Bau. - Sie besitzen keine Augen, konnen aber zwiechen Licht und Dunkelheit unterscheiden. -    Ziehen sich, wenn hell beleuchtet, schnell zurilck, nicht durch eine Reflextbii.tigkeit. - Vermogen der Aufmerksam­ keit. - Empfindlichkeit gegen Wii.rme und Kii.lte. - Sind vollstii.ndig taub. - Sind empfindlich fllr Schwingungen und filr Beriihrung. - Schwaches Geruchs­ vennogen. - Geschmack. - Geistige Eigenschaften. - Natur der Nahrung;

- sind omnivor. - lhre Verdauung. - Die Blatter werden, ehe sie ver­ schluckt warden, mit einer Flilssigkeit von der Natur des pancreatischen Saft.ea befeuchtet. - Verdauung auszerhalb des Magens. - Structur der Kalk fllhrenden Driisen. - Kalkige Concretionen, in dem vordern Driisenpaar gebildet. - Die kalkige Masse ist zuniichst ein Excret, dient aber an zweiter Stelle dazu, die wii.hrend des Verdauungsprocesses erzeugten Sll.uren zu neutralisiren . S. 5

Zweites Oapitel.

Lebensweise der Wiirmer. (Fortsetzung.)

Art und Weise, in welcher Wiirmer Gegenstiinde ergreifen. - 1hr Saugvermogen.

- Der Instinct, die 6ffnungen der Bohren zu verstopfen. - Steine ilber den Locbern angehiuft. - Die bierdurch erlangten Vortheile. - In der Art, in welcher Wiirmer ihre Rohren veretopfen, entwickelte Intelligenz. - Dabei benutzte verschiedene Arten von Blii.ttern und andere Gegenstinde. - Papier­ dreiecke. - Zusammenfassung der Griinde zur Annahme, dasz Wlirmer etwas Intelligenz entfalten. - Mittel, durch welche sie ihre Rohren auehohlen, durch Fortdriicken und Verechlucken der Erde. - Erde auch wegen der darin ent­ baltenen nahrhaften Substanz verschluckt. - Tiefe, bis zu welcher Wilrmer bohren und der Bau ihrer Rohren. - Rohren mit Excrementen und im obem Theil mit .Blii.ttern ausgekleidet. - Der unterste Theil mit kleinen Steinen

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VI   Inhalt.

oder Samen gepfl.astert. -     Art und Weise, in welcher die Excremente aus­ geworfen werden. - Das Zuammenfallen alter R6hren. -       Verbreitung der Wtirmer. - Thurmartige Excrementhaufen in Bengalen. -     Riesenhafter Ex­ crementhaufen in den Nilgiri-Bergen. - Excremente in allen Lindern aus- geworfen . . . . . . . . . . . . . . . .            S. 31

Drittes Oapitel,

Die Kenge feiner Erde, welche von Wiirmern auf die Oberftii.che

geachafft wird.

Schnelligkeit, mit welcher verschiedene auf die Oberfliicbe von grasbewachsenen Feldern verstreute Gegenstiinde von den Excrementen der WUrmer bedeckt werden. - Das Begraben eines gcpflasterten Wegs. -     Das langsame Ein sinken groszer auf der Oberfl.iiche liegen gelassener Steine. - Die Anzahl der auf einem gegebenen Raume lebenden Wtlrmer. - Das Gewicht der aus einer Wurmrllhre und aus simmtlichen Wurmrllhren innerhalb eines gegebenen P.aumes ausgeworfenen Erde. - Die Michtigkeit der Ackererdeschicht, welche die Excremente auf einem gegebenen Ra.ow innerhalb einer gegebeneo Zeit bilden wnrden, wenn . sie gleichmiiszig ausgebreitet wiirden. - Die geringe Schnelligkeit, mit welcher Ackererde sich zu einer bedeutenden Michtigkeit ansammeln kann. - Schlusz      . . . , . . . . . . . . . S. 73

Viertes Capital,

Der Antheil, welchen Wiirmer beim Eingraben alter Bauten gehabt haben.

Die Anhaufung von Schutt auf dem Boden groszer Stiidte, unabhingig von der Thitigkeit der Wlirmer. - Das Eingraben einer romischen Villa in Abinger.

- Der Boden und die Wiinde von Wiirmem durchbohrt. - Einsinken eines modemen Pfl.asters. - Das begrabene Pilaster in Beaulieu Abbey. - Romische Villen in Chedworth und Brading. - Die Uberreste der romischen Stadt in Silchester. - Die Beschaffenheit der zerfalleoen Masse, womit die Uberreste bedeckt sind. - Die Durchbohruog der getiifelten Boden und Wiinde von den Wurmern. - Einsinken dcr Boden. - Dicke der Humnsschicht. - Die alte romische Stadt vou Wroxeter. - Dicke der Humusschicht. - Tiefe der Fun­ damente einiger der Gebinde. - Schlusz S. 100

Funftes Oapitel,

Die Thii.tigkeit der Wiirmer bei der Abtragung des Landes.

Beweise flir die Grosze der Abtragung, welche das Land erlitten hat. - Abtragung des der Luft ausgesetzten Landes. - Ablagerung von Staub. - Der Humus, seine dunkle Farbe und sein feines Gefiige znm groszen Theil Folge der Thiitigkeit der Wlirmer. - Die Zersetzung der Gesteine durch Humnssiuren. -

.A.hnliche Siuren augenscheinlich innerhalb der Korper der Wormer erzeugt.

- Die Wirkung dieser Siuren durch die bestindige Bewegung der Erdtheil­ chen erleichtert. - Eine dicke Schicht von Humus halt die Zersetzung des darunter liegenden Bodens und der Gesteine auf. - Stllckchen von Steinen in

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InhaJt..  VII

den Muskelmagen der Wiirmer abgerieben oder zerkleinert. - Verschluckte Steine dienen als Milhlsteine, - Der gegliittete Zustand der Excremente. - Bruchstiicke von Ziegelq in den Excrementen iiber alten Bauwerken gut ab­ gerundet. -     Die zerkleinernde Kraft der Wllrmer von einem geologisehen Standpunkt aus nicbt ganz unbedeutend S. ISO

Sechstes Oapitel.

Die Abtragung dee Landes. - (J<'ortsetzung.)

Die Denudatioq dadurch unterstiitzt, dasz neuerdings ausgeworfene Excremente auf mit Gras bedeckten Fliichen nacb unten gleiten. - Die Menge Erde, welcbe jiihrlich a.bwiirts ilieszt. - Die Wirkung tropischer Regen auf Wurmexere mente. -   Die feinsten Erdtheilchen vollstiindig von den Excrementmassen fortgewaschen. - Der Zerfall getrockneter Excremente in Kllgelchen und deren Hinabrollen auf geneigten Fliichen. - Die Bildung kleiner Vorspriinge an Berghingen zum Theil Folge der Anhiiufung zerfallener Excremente. - Excre­ mente iiber ebenes Land nach der vom Wiude abliegenden Seite geweht. - Versuch, die in dieser Weise fortgewehte Menge zu schiitzen. - Die Ernie­ drigung alter Umwallungen und Hugel. - Das Erhalten der Firsten urid Furchen auf in alter Zeit gepflllgtem Lande. - Die Bildung und Menge von Acker­ erde iiber der Kreideformation . . . . . .    . . . . . . . . S. 147

Siebentes Oapitel.

Bchluez.

Zusammenfassung der Rolle, welche Regenwiirmer in der Geschichte der Ertle ge­ spielt haben. - Ihre Hiilfe beim Zersetzen der Gesteine, - bei der A btra­ gung des Landes, - bei der Erhaltung antiker Baureste, - bei der Vor­ bereitung des Bodens fur das Wachsthum der Pflanzen. Geistige Krafte der Regenwiirmer. - Scblusz . . . . . . . . . . . S. 173

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Zueii.tze Register

 

S. 178

,, 181

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E in 1e i tu n g.

Der Gegenstand des vorliegenden Bandes ist der Antheil, welchen Wtirmer an der Bildung jener Schicht von Ackererde gehabt haben, welche die ganze Oberfl.llche der Erde in jedem mllszig feuchten Lande bedeckt. Diese Ackererde ist meistens von einer schwli.rzlichen Farbe uod einige wenige Zoll dick. Sie ist !in verschiedenen Bezirken nur wenig im Ansehen verschieden, obschon sie auf verschiedenem Unter­ grunde ruhen kann. Die gleichartige 1Feinheit der Theilchen, aus welcher sie zusammengesetzt ist, ist einer ihrer hauptsli.chlich charac­ teristischen Ziige; dies ist in einer jeden kiesreichen Gegend gut zu beobachten, wo ein neuerdings gepfl.iigtes Feld unmittelbar an ein Stiick Land anstoszt, welches lange als Weide ungestort gelassen worden und wo die Ackererde an den Seiten einer Grube oder Hohlung exponirt ist. Man konnte den Gegenstand fiir einen bedeutungslosen halten ; doch werden wir sehen, dasz er ziemliches Interesse besitzt ;_ auch ist der Grundsatz 9de minimis lex non curat" nicht auf die Wissenschaft an­ wendbar. Selbst ELIE DE BEAUMONT, welcher gewohnlich kleine Ur­ sachen und ihre gehli.uften Wirkungen unterschatzt, bemerkt 1. ,, la

,couche tres-mince de la terre vegetale est un !monument d'une haute "antiquite, et, par le fa.it de sa permanence, un objet digne d'occuper

,le geologue, 1et capable de lui fournir des remarques interessantes".

, 0bgleich die oberflllchliche Schicht von Ackererde als ein Ganzes ohne Zweifel von dem hochsten Alter ist, so warden wir doch, was ihre Be­ standigkeit betrifft, Griinde zur Annahme kennen lernen, dasz die sie

1 zusammensetzenden Theilchen in den meisten Fllllen mit einer nicht sehr geringen Geschwindigkeit entfernt und in Folge der Zersetzung des darunter liegenden Materials durch andere ersetzt werden.

1 Le ons de Geologie pratique, T. 1. 1845. p. 140.

DARWIN, Bildnng der Ackererde. (XIV. 1.) 1

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2    Einleitung.

Da ich veranlaszt war, wahrend vieler Monate in meinem Arbeits­ zimmer Wiirmer in mit Erde geflillten Topfen zu halten, so fieng ich an, mich fiir sie zu interessiren und wiinschte zu erfahren, in wie wait sie bewuszt handelten und wie vial geistiges Vermogen sie entfalteten. lch war um so begieriger etwas iiber diesen Punkt zu erfahren , da, so viel mir bekannt ist, nur wenig Beobachtungen dieser Art an Thieren angestellt worden sind, welcbe auf einer so niedrigen Organisationsstufe stehen und so armlich mit Sinnesorganen ausgeriistet sind, wie die Regen wiirmer.

Im Jahre 1837 las ich eine kurze Abhandlung vor der geologischen Gesellschaft in London, ,,iiber die Bildung der Ackererde" 2, in welcher nachgewiesen wurde, dasz kleine Fragmente von gebranntem Mergel, Schlacken etc., welche dick iiber die Oberflache mehrerer Wiesen ge­ streut worden waren, nach Verlauf weniger Jahre in der Tiefe von einigen Zollen unter dem Rasen liegend, aber noch immer eine Schicht bildend, gefunden wurden. Dieses anscheinende Einsinken oberflll.ch­ licher Gegenstande ist, wie Mr. WEnowoon von Maer Hall in Stafford­ shire zuerst als Vermuthung gegen mich 11.uszerte, eine Folge der groszen Menge feiner Erde , welche besta.ndig von den Wiirmern in der Form ihrer cylindrischer Excremente auf die Oberflll.cbe gebracht wird. Diese Excremente werden frfiher oder spll.ter ausgebreitet und bedecken einen jeden auf der Oberflll.che liegen gelassenen Gegenstand. lch wurde hier­ durch zu der Folgerung geffibrt , dasz die ganze Ackererde iiber das ganze Land hin schon viele Male durch die Verdauungscanll.le der Wiirmer gegangen ist und noch viele Male durchgehen wird. Es wiirde daher der Ausdruck ,,thierische Ackererde" in manchen Beziehungen zu­ treffender sein als der gewohnlich gebrauchte ,, vegetabilische Ackererde ". Zehn Jahre nach der Veroffentlichung meines Aufsatzes schrieb

Mr. D'ARCHIAC, offenbar durch die Lehren ELIE DE BEAUMOMT's beein­ fluszt, iiber meine ,,singuliere theorie" und wandte dagegen ein, dasz sie nur auf ,,les prairies basses et humides" anwendbar sei, und dass

,,les terres labourees, les bois, les prairies elevees, n'apportent aucune preuve a l'appui de cette maniere de voir3 Mr. D'Ancauc musz aber

nach innerer Anschauung und nicht nach Beobachtung zu diesen

1 Transactions Geolog. Soc. London, Vol. 5, p. 505. Gelesen am I. Nov. 1887. Ubersetzt in: Kleinere geolog. Abhandlungen. (Gesamm. Werke, 12. Bd. 2. Abth.) 1878. p. 93-98.

9 Histoire des progres de la Geologie, T. I. 1847. p. 224.

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Einleitung.    3

Betrachtungen gekommen sein ; denn in Gemfisega.rten, wo die Erde be­ sti1ndig umgearbeitet wird, sind Wfirmer in einem auszerordentlichen Grade hliufig , obgleich sie in derartiger lockerer Ei:de meistens ihre

, Excremente in jede o:lfene Hohlung oder innerhalb ihrer alten Bohren ablegen, anstatt auf die Oberfla.che. VICTOR HENSEN glaubt nach Schlitzungen, dasz in Garten ungefa.hr zweimal so viel Wiirmer ent­ halten sind, als in Getreidefeldern . Was die ,,prairies elevees" be-

' trifft, so weisz ich nicht , wie sich die Sache in Frankreich verhalten mag; in England aber babe ich den Boden nirgends so dicht mit Wurmexcrementen bedeckt gesehen, als auf Weideangern, in der Rohe von mehreren hundert Fusz fiber dem Meere.   Wenn ferner in WiUdern die losen Blatter im Herbste entfernt werden , so wird man finden, dasz die ganze Oberfl.11.che mit Wurmexcrementen fiberstreut ist. Dr. KING, der Superintendent des botanischen Gartens in Calcutta,   '

dessen Freundlichkeit ich viele Beobachtungen uber Regenwfirmer ver­ danke, theilt mir mit, dasz er in der Nahe von Nancy in Frankreich den Boden der Staatsforsten fiber viele Acker Landes mit einer aus abgestorbenen Bla.ttern und zahllosen Wurmexcrementen zusammen­ gesetzten schwammigen Schicht bedeckt gefunden hat. Er h,orte dort, wie der Professor des .Amenagement des forets" in einer Vorlesung hierfiber zu seinen ZuhOrern sprach und dies als einen Fall anffihrte

,eines wundervollen Beispiels der natfirlichen Cultur des Bodens ; denn "Jahr auf Jahr bedecken die ausgeworfenen Wurmexcremente die ab-

' ,gestorbenen Bla.tter und das Resultat ist ein reicher Humus von

1 ,grosser Dicke".

Im Jahre 1869 verwarf Mr. FISH 6 meine Folgerungen in Bezug auf die Rolle , welche Wfirmer in der Bildung der Ackererde gespielt haben, und zwar blosz wegen ihrer vermeintlichen Unfa.higkeit eine der­ artige Arbeit zu verrichten. Er bemerkt, .in Anbetracht ihrer Schwacbe "und ihrer geringen Grosze wiire die Arbeit, welche sie nach jener

,Darstellung geleistet baben sollen , ganz erstaunlicb ". Wir haben hier wieder ein Beispiel von jener Unfa.higkeit, die Wirkungen einer be­ standig wiederkehrenden Ursache zu summiren, welche schon oft den Fort­ schritt der Wissenschaft aufgehalten bat, wie es frfiher in der Geologie der Fall war und neuerdings in Bezug auf den Grundsatz der Entwickelung.

Zeitschrift fur wise. Zoologie. 28. Bd. 1877. p. 361. Gardeners' Chronicle, Apr. 17. 1869. p. 418.

l*

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4    Einleitung.

Obgleich diese verschiedenen Einwlirfe mir kein Gewicht zu haben schienen, so entschlosz ich mich doch noch mehr Beobachtungen der­ selben Art, wie d\e bereits ver!Hfentlichten anzustellen und das Problem noch von einer anderen Seite anzugreifen, nil.mlich s11.mmtliche innerbalb einer gegebenen Zeit auf einem abgemessenen Raum aufgeworfenen Wurm­ excremente zu wiegen, anstatt die Geschwindigkeit zu ermitteln, mit welcher auf der Oberflll.che liegen gelassene Gegenstll.nde von Wfirmern eingegraben warden. Einige meiner Beobachtungen sind aber durch einen ausgezeicbneten Aufsatz von VICTOR HENSEN, den ich bereits er­ wll.hnt habe und welcher im Jahr 1877 erschien, beinahe iiberflfissig geworden. Ebe ich in die Einzelnheiten in Bezug auf die Wurm­ excremente eingehe, wird es zweckmll.szig sein , eine Darstellung der Lebensweise der W11rmer nach meinen eignen Beobachtungen , sowie nacb denen anderer Naturforscher zu geben.

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Erstes Oapitel.

Lebenswelse der Wiirmer.

Beschaffenheit der von ihnen bewohnten Orte. - Konnen lange unter Wasser leben. - Sind Nachtthiere. - Wandern des Nachts umber. - Liegen hiiufig dicht an den Miindungen ihrer Rohren und werden daher in groszer Zahl von Vogeln zerstort. - 1hr Bau. - Sie besitzen keine Augen, konnen aber zwischen Licht und Dunkelheit unterscheiden. -    Ziehen sich, wenn hell beleuchtet, schnell zurock, nicht durch eine Reflexthiitigkeit. - Vermogen der Aufmerksam­ keit. - Empfindlichkeit gegeu Wiirme uud K!i.lte. - Sind vollstiindig taub. - Sind empflndlich fllr Schwingungen und fiir Berlihrung. - Schwaches Geruchs­ vermogen. - Geschmack. -   Geistige Eigenschaften. - Natur der Nahrung;

- sind omnivor. - lhre Verdaunng. - Die Blatter werden, ehe sie ver­ schluckt werden, mit einer Fliissigkeit von der Natur des pancreatischen Saftes befenchtet. - Verdauung auszerhalb des Magens. - Structur der Kalk flihrenden Drusen. - Kalkige Concretionen, in dem vordern Driisenpaar gebildet. - Die kalkige Masse ist zuniichst ein Excret, dient aber a zweiter Stelle dazu, die wahrend des Verdauungsprocesses erzeugten Siiuren zn neutralisiren.

Regenwiirmer sind unter der Form weniger Gattungen, welche 11.uszerlich einander sehr 11.hnlich sind, iiber die ganze Erde verbreitet. Die britischen Arten von Lumbricus sind niemals monographisch be­ scbrieben worden; wir kOnnen aber ihre wahrscheinliche Zahl nach den­ jenigen beurtheilen , welche benachbarte Lander bewohnen. In Scan­ dinavien finden sich nach der Angabe von EISENt acht Arten; aber zwei von diesen bohren nur selten in der Erde und eine davon bewohnt sehr feuchte Orte,, oder lebt selbst im Wasser. Wir haben es bier nur mit den Arten zu thun, welche Erde in der Form ihrer wie Darm­ ausgiisse erscheinenden Excremente auf die Oberflllehe bringen. HOFF­ MEISTER sagt, dasz die Arten in Deutschland nicht geMrig gekannt seien, gibt aber dieselbe Anzahl wie EISEN an, auszerdem aber nocb einige scharf gezeichnete Varietll.ten 2

1 Bidrag till Skandinaviens Oligochaetfauna. 1871.

a Die bis jetzt bekannten Arten aus der Familie der Regenwlirmer. Braun­ schweig, 1845.

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6         Lebensweise der Wiirmer.  Cap. 1.

Regenwlirmer finden sich in England an vielen verschiedenen Stand­ orten auszerordentlich hll.ufig.     Man kann ihre Darmausglisse in ganz auszerordentlicher Anzahl auf Angerflilchen und Kreidedlinen seben, so dasz sie beinahe die ganze Flll.cbe bedecken, wo der Boden mager und das Gras kurz und dunn ist. Sie sind aber beinabe oder vOllig so zahlreich in einigen von den London Parks , wo das Gras gut wachst und der Boden reich zu sein scheint. Selbst auf einem und demselben Felde sind die Wlirmer an einigen Stellen viel zahlreicher als an andern, ohne irgend eine sichtbare Verschiedenheit in der Beschaffen­    ,. heit des Bodens. Sie sind !luszerst hll.ufig in gepflasterten Hofen dicbt

bei Hausern ; und ein Fall wird angeffibrt werden, in welchem sie durch den Boden eines sehr feuchten Kellers gebohrt batten. Icb babe Wlirmer in schwarzem Torfe auf einem sumpfigen Felde gesehen; sie sind aber Auszerst selten oder fehlen vollstll.ndig in dem trockeneren, braunen faserigen Torfe, welcher von den G!lrtnern so sehr gesch!ltzt wird. Auf trockenen, sandigen oder kiesigen Strecken, wo nur Haide mit etwas Ginster, Farnkrll.uter, grobes Gras, Moos und Flecbten wachsen, ,finden sich kaum irgend welcbe Wurmer. Aber in vielen Theilen von England wird, wo nur ein Fuszweg eine Haide durch­ kreuzt, seine Oberflll.cbe mit einem feinen kurzen Rasen bedeckt. Ob diese VerAnderung in der Vegetation Folge davon ist, dasz die hOheren Pflanzen durch das gelegentliche Treten von Menschen und Thieren zerstort werden oder dasz der Boden gelegentlich durch die Losung von Thieren gedlingt wird, weisz ich nicht 3 Auf derartigen grasigen Fuszwegen sind Wurmexcremente hll.ufig zu sehen. Auf einer Haide in Surrey, welche sorgfa.ltig untersucht wurde, fanden sich nur wenige Excremente auf diesen Wegen, da wo sie stark geneigt waren; aber an den ebeneren Stellen, wo eine Schicht feiner Erde von den steileren Stellen herabgewaschen worden war und sich bis zu einer Machtigkeit von einigen wenigen Zollen angebll.uft hatte, waren Wurmexcremente ll.uszerst zahlreicb. Diese Stellen scbienen von Wurmern ubervOlkert

8 Es ist sogar etwas Grund zur Annahme vorhanden, dasz Druck factisch das Wachsthum des Grases beglinstigt; denn Professor Buckman, welcher iiber sein Wachsthum in dem Versuchsgarten des Royal Agricultural College viele Beobach­ tungen angestellt hat, bemerkt (Gardeners' Chronicle 1854, p. 619): "ein anderer Umstand bei der Cultur von Grasern, einzeln oder in kleinen Flecken, ist die Unmoglichkeit, sie fest zu rollen oder zu treten, ohne welches kein Grasland sich gut halten kann.

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Cap. 1.   Sind Naehtthiere.    .    7

zu sein, so dasz sie gezwungen worden waren, sich bis in die Ent- fernung einiger weniger Fusz von den begrasten Fuszwegen zu ver­ breiten, und bier waren ihre Darmausgiisse zwischen der Haide auf­ geworfen worden; aber jenseits dieser Grenze war nicht ein einziges Excrement zu finderi. Eine, wenn auch nur diinne Schicht feiner Erde, welche wahrscheinlich lange Zeit etwas Feuchtigkeit beh!ilt, ist, wie icb glaube, in allen Fallen zu ihrer Existenz nothwendig; und das infache Zusammendriicken des Bodens scheiot in einem gewisseo Grade giinstig fiir sie zu sein, denn sie sind in alten Kieswegen und auf Fuszwegen quer iiber Felder oft ungemein hll.ufig.

Unter groszen Bll.umen sind wll.hrend gewisser Zeiten des Jahres nur wenige Wurmexcremente zu sehen und dies ist augenscbeinlich Folge davon, dasz die Feuchtigkeit durch die zahllosen Wurzeln der BAume aus dem Boden aufgesaugt worden ist; denn nach den starken Herbstregen kann man seben, wie derartige PlAtze mit Wurmexcrementen bedeckt sind. Obgleich die meisten Gehege und WAlder viele Wiirmer beberbergen, so war doch in einem Walde von bohen und alten Bucben in Knole Park, unter welchen der Boden von jeder Vegetation bar war, liber weite Strecken bin nicht eio einziges Wurmexcrement selbst wil.brend des Herbstes zu finden. Nichtsdestol'l'.eniger waren auf einigen mit Gras bedeckten Lichtungen und Einsprlingen,. welche durch diesen Wald durchgieogen, Wurmexcremente Auszerst zahlreich. Auf den Bergen von Nord-Wales nod auf den Alpen sind, wie mir mitgetheilt worden ist, Wiirmer an den meisten Stellen selten; und dies diirfte vielleicht Folge der dichten Na.he der darunter liegenden Gesteine sein, in welche

-die Wurmer wahrend des Winters sich nicht einbohren konnen, um

-dem Erfrieren zu entgehen. Dr. McINTOSH fand indessen Wurm- excremente in einer Hohe von 1500 Fusz auf dem Schiehallion in Schottland. Auf einigen Bergen in der NAhe von Turin von 2000 bis

-3000 Fusz iiber dem l\Ieer sind sie zahlreich , ebenso in einer bedeu­ tenden :J:[ohe in den Nilgiri- Bergen in Slid-Indian . und auf dem Himalaya.

Regenwlirmer miissen als Landthiere betrachtet warden, obgleich sie immerhin in einem gewissen Sinne halb Wasserthiere sind, wie die anderen Glieder der groszen Classe der Anneliden, zu welcher sie

:geMren. Mr. PERRIER fand, dasz, wenn sie our eine einzige Nacht der trockenen Luft eines Zimmers ausgesetzt wurden, dies sie todtete. Andererseits hielt er mehrere grosze Wiirmer nahezu vier Monate lang

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8    Lebensweiee der Wiirmer.  Cap. 1.

.

vollsta.ndig im Wasser eingetaucht am Leben ... Wahrend des Sommers, wenn der Boden trocken ist, dringen sie in eine betrll.chtliche Tiefe ein und Mren zu arbeiten auf, wie sie auch wahrend des Winters thun, wenn der Boden gefroren ist. Wiirmer sind in ihrer Lebensweise nll.cht­ lich, und man kann sie des Nachts in groszer Zahl umber kriechen sehen, gewOhnlich aber noch mit ihren Schwanzen in ihren Rohren steckend. Durch die Ausdehnung dieses Theils ihrer KOrper und mit Hiilfe der kurzen leicht riickwArts gebogenen Borsten, mit denen ihre KOrper bewaffnet sind, halten sie sich so fest, dasz sie selten aus dem Boden herausgezogen werden kOnnen, ohne in Stucke zerrissen zo werden 6 Wll.hrend des Tages bleiben sie in ihren ROhren, ausgenommen zur Paarungszeit, wo diejenigen, welche benachbarte HOhlen bewohnent mit dem grOszeren Theil ihrer KOrper eine oder zwei Stunden lang am frtihen Morgen herauskommen. Kranke .Individuen, welche meistens. von den parasitischen Larven einer Fliege beimgesucht werden, mussen auch ausgenommen werden, da sie wahrend des Tages umber wandern und an der Oberflache sterben. Nach starkem Regen, welcher auf trockenes Wetter folgt, sind zuweilen todte Wiirmer in auszerordent­ licher Anzahl auf dem Boden liegen zu sehen. Mr. GALTON theilt mir mit, dasz bei einer sol hen Gelegenheit (Marz 1881) auf einem vier Schritt breiten Weg:e in Hyde Park im Mittel ein todter Wurm auf zwei und einen halben Schritt der._Lll.nge nach kam. An einer Stelle zll.hlte er in einer Lange von sechszebn Schritten nicht weniger als.

45 todte Wiirmer. Nach den oben mitgetheilten Thatsachen ist es. nicht wahrscheinlich, dasz diese Wurmer ertrunken sein kOnnen; denn wenn sie ertrunken wllren , wiirden sie in ibren RObren umgekommen sein. lch glaube, sie waren bereits krank und ibr Tod wurde nur­ dadurch beschleunigt, dasz der Boden iiberflutbet wurde.

Es ist oft gesagt worden, dasz unter gewOhnlichen Verbll.ltnissen gesunde Wiirmer niemals oder sehr selten vollstandig ihre Rohren des. Nachts verlassen; dies ist aber ein Irrthum wie WmTE von .Selborne

Ich werde oft Veranlaesung baben, Mr. Perrier '.s ausgezeichnete Abhand­ lung ,,Organisation des Lombriciene terrestresM in den Archives de Zool. experim. Tom. S, 1874, p. 372, zu citiren. C. J. Morr en (De Lumbrici terreatris hist. nat. 1829, p. 14) fand, dasz die Wlilmer im Sommer ein Untertauchen von fllnf­ zehn bis zwanzig Tagen vertrugen, dasz sie aber im Winter bei einer solchen Behandlung starben.

& Morren, De Lumbrici terrestris hist. nat. 1829. p. 67,

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Cap. 1.   Wandern des Naehts umber. 9

schon vor langer Zeit wuszte. Nach sehr starkem Regen ist am Morgen die feine Schicht Schmutz oder des sehr feinen Sandes auf Kies­ wegen biiufig deutlich durch ihre Spuren gezeichnet. Ich babe dies von August bis Mai, beide Monate eingeschlossen, bemerkt und es kommt wahrscheinlich wllhrend der beiden iibrigen Monate des Jahres ebenfalls vor, wenn sie nasz sind. Bei diesen Gelegenheiten waren iiberall nur sehr wenig todte Wiirmer zu sehen. Am 31. Januar 1881 waren nach einem lang anhaltenden und ungewohnlich heftigen Frost mit vie! Schnee, sobald Thauwetter eintrat, die Wege mit unzllhligen Spuren gezeichnet. Bei einer Gelegenheit konnte man fiinf Spuren zll.hlen, welche einen Raum von nur einem Quadratzoll kreuzten. Zu­ weilen konnte man sie bis zu oder von den Miindungen der Bohren in den Kieswegen verfolgen, auf Entfernungen von zwischen 2 oder 3 bis zu 15 Yards. lch babe niemals zwei Spuren gesehen, die zu derselben ROhre fiihrten; auch ist es nicht wahrscheinlich nach dem was wir sofort iiber ihre Sinnesorgane sehen werden, dasz ein Wurm sich zu seiner ROhre zuriickfinden kOnnte, nachdem er sie einmal verlassen hat. Sie verlassen alle Anscheine nach ihre Rohren zu einer Entdeckungs­ reise und finden auf diese Weise neue Wohnorte.

MORREN gibt an e, dasz Wurmer hllufig stundenlang beinahe be­ wegungslos dicht unter der Miindung ihrer ROhren liegen. Ich babe gelegentlich dieselbe Thatsache bei Wiirmern beobachtet, welche ich in TOpfen im Hause hielt, so dasz beim Hinabsehen in ihre ROhren ihre Kopfe so eben noch geseben werden konnten. Wenn die ausgeworfene Erde oder der Abfall iiber den Rohren p!Otzlich entfernt wird, so siebt man sehr oft, wie sich das Ende des WurmkOrpers rapid zuruckzieht. Diese Gewohnheit, nahe an der Oberflllche zu liegen, bringt ihre Zer­ storung in ungeheurem Grade mit sich. . Wl1hrend gewisser Zeiten des

Jabres ziehen an jedem Morgen die Drosseln und Amseln auf all den

Lichtungen uber das ganze Land bin, eine erstaunliche Anzahl Wiirmer aus ihren HOhlen; und dies kOnnten sie nicht thun, wenn sie nicht dicht an der Oberflllche lligen. Es ist nicht wahrscheinlich, dasz die Wurmer zum Zwecke frische Luft zu athmen in dieser Weise bandeln, denn wir haben gesehen, dasz sie eine lange Zeit unter Wasser leben konnen. lch glaube, sie liegen wegen der Wlirme der Oberflliche nahe, und dies besonders des Morgens; und wir werden spll.ter finden, dasz

6 De Lumbriei terrestris hist. nat. etc. p. 14.

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10   Lebensweise der Wiirmer.  Cap. 1.

sie biiufig die Miindungen ibrer Robren mit Blll.ttern auskleiden, allem Anscheine nacb , um zu verbindern, dasz ihre K0rper mit der kalten feuchten Erde in dichte Beriihrung kommen. Es wird angegeben, dasz sie ihre Rohren wllhrend des Winters vollstll.ndig verschlieszen.

Bau. - Ober diesen Gegenstand mlissen ein

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Mund

Srhlundkopr

Spelserohre

Kalkflih- rende Drilsen

Speiserohre

Kropf

 

paar Bemerkungen bier mitgetheilt werden. Der Korper eines groszen Wurmes besteht aus von 100 bis 200 beinahe cylipdrischen Ringen oder Segmen­ ten, von denen jedes mit kleinen Borsten verseben ist. Das Muskelsystem ist gut entwickelt. Wlirmer konnen ebenso gut rlickwll.rts wie vorwllrts kriechen und konnen sicb mit Hlilfe ihres fest baftenden Schwanzes mit auszerordentlicher Geschwindigkeit in ihre Rohren zurlickziehen. Der Mund liegt am vor­ dern Ende des Korpers und ist mit einem kleinen Vorsprung versehen (Lappen oder Lippe, wie er ver­ schiedentlich genannt worden ist), welcher zum Er­ greifen gebraucht wird. Innen _findet sich hinter dem Munde ein starker Scblundkopf, wie er in der beistehenden Zeichnung (Fig. 1) dargestellt ist, wel­

cher, wenn das Thier iszt , vorgestiilpt wird, und

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Muskel- magcn

Oberer Thell des Darms.

 

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dieser Theil entspricbt nach der Angabe von PER­ RIER dem vorstlilpbaren Russel oder der Proboscis anderer Anneliden. Der Scblundkopf flihrt in die Speiserohre; am unteren Theil finden sicb auf jeder

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Fig, 1. Zelchnung des VerdauungsC'anals eines Regenwurms (Lumbri­ cua), copirt nach R.l Y LANKEsn;R In Quart.

Journ. or 1tlicroscop.

Science, Vol. 15. N. S.

pl. VIL

 

Seite von dieser drei Paare groszer Drlisen, welche eine liberrascbende Menge kohlensauren Kalks ab­

sondern. Diese kalkfiihrenden Drlisen sind iu hohem Grade merkwiirdig, denn bei keinem anderen Thiere

ist etwas ihnen ahnliches bekannt worden. 1hr Ge-

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brauch wird erortert werde , wenn wir vom Verdauungsprocesz handeln werden. In den meisten Arten ist die Speiserohre vor dem Kaumagen in einen Kropf erweitert. Der Kaumagen ist mit einer glatten, dicken chitinigen Haut ausgekleidet und von schwacl1en Langs-, aber starken Quermuskeln ulllgehen. PERRIER sab diese Muskeln in energischer Thll.tigkeit; und die Zerkleinerung der Nahrung musz, wie er bemerkt, hauptsll.chlicb durch dieses Organ bewirkt werden, denn Wiirmer be­ sitzen keine Kiefer oder Zll.hne irgend welcher Art. Sandkorner und

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Cap. 1.   Bau. - Ihre Sinne.   11

kleine Steinchen von ½o bis wenig mehr als 1/10 Zoll Durchmesser sind meistens in ihren Kaum!lgen und Dii.rmen zu finden. Da es sicher ist, dasz Wtirmer viele kleine Steinchen verschlingen, unabMngig von

denen, welcbe sie beim AnsMhlen ihrer Rohren verscblucken, so ist es wahrscheinlich, dasz dieselben wie Miihlsteine zum Zermahlen jhrer Nahrung dienen. Der Kaumagen Mfnet sich in den Darm, welcher in einem geraden Verlauf zum After am hinteren Ende des Korpers geht. Der Darm bietet ein merkwtirdiges Gebilde dar, die Typblosolis oder, wie es die alten Anatomen nannten, einen Darm innerhalb des Darms; CLAPAREDE hat gezeigt 7, dasz derselbe aus einer tiefen longi­ tudinalen Einfaltung der Darmw!lnde besteht, durch welches Mittel eine grosze absorbirende Flll.che gewonnen wird.

Das Circulationssystem ist gut entwickelt. Wtirmer athmen mit ihrer Haut, da sie keinerlei specielle Respirationsorgane besitzen. Die beiden Gescblechter sind in einem und demselben lndividuum vereinigt; aber es paaren sich zwei Individuen zusammen. Das Nervensystem ist ziemlich gut entwickelt und die zwei beinabe 1.usammenflieszenden Gehirnganglien liegen sehr nahe am vorderen Ende des Korpers.

Sinn e. - Den Wiirmern fehlen Augen, und Anfangs glaubte ich, dasz sie fiir Licht vollstilndig unempflinglich seien; denn die in der Gefangenschaft gehaltenen wurden hli.ufig mittelst eines Lichtes und andere im Freien mittelst einer Laterne beobachtet ; und doch wurden sie nur selten beunruhigt, obschon sie !luszerst furchtsame Thiere sind. Auch haben andere Personen keine Schwierigkeit gefunden, mit den­ selben Mitteln Wtirmer des Nacbts zu beobachten 8

lndessen gibt HOFFMEISTER an 9, dasz die Wiirmer mit Ausnahme einiger wenigen lndividuen fur Licht !luszerst empfindlich sind; doch gibt er zu, dasz in den meisten Fallen eine gewisse Zeit fur seine Einwirkung nothwendig ist. Diese Angaben veranlaszten mich, die in Topfen gehaltenen Wiirmer in vielen auf einander folgenden Nachten zu beobachten; dieselben waren mitt.elst Glasplatten gegen Luftziige geschtitzt. Ich nilherte mich den Topfen sehr leise, um keine Er­ schtitterung des Bodens 1.u veranlassen. Wenn unter solchen Um-

,    Histologisehe Unter uehungen Uber die Regenwlirmer in: Zeitsehrift fiir wiss. Zoologie, 19. Bd. 1869. p. 611.

8 So z. B. Mr. Bridgman dnd Mr. Newman (The Zoologist, Vol. 7. 1849.

p. 2576), ebenso einige Freunde, welehe in meinem Interesse Warmer beobaehteten.

9 Familie der Regenwlirmer. 1845. p. 18.

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12   Lebensweise der Wiirmer.  Cap. 1.

stlinden Wiirmer mit einer Bull's-eye-Laterne beleuchtet wurden, in welcher Scheiben von dunkelblauem und rothem Glase waren, welche das Licht so stark abschwll.chten, dasz sie nur mit ziemlicher Schwierig­ keit gesehen werden konnten, so wurden sie durch eine solche Licht­ menge durchaus nicht afficirt, wie lange sie derselben auch ausgesetzt werden mochten. So weit ich es beurtheilen konnte, war das Licht heller als das des Vollmonds. Seine Farbe brachte allem Anscheine nach keino Verschiedenheit im Resultat hervor. Wann sie mit einem Lichte oder selbst mit einer hellen Paraffinlampe beleuchtet wurden, so wurden sie gewohnlich nicht gleich Anfangs afficirt. Auch wurden sie es nicht, wenn das Licht abwechselnd zugelassen und ausgeschlossen wurde. Zuweilen benahmen sie sich indessen hiervon sehr verschieden; denn sobald das Licht auf sie fiel, zogen sie sich mit beinahe augen­ blicklicher Geschwindigkeit in ihre Locher zuriick. Dies ereignete sich vielleicht einmal unter einem Dutzend Malen. Wenn sie sich nicht augenblicklich zuriickzogen, so erhoben sie haufig das vordere sich ver­ dfinnende Ende ihres Korpers vom Boden, als ob ihre Aufmerksamkeit erregt ware oder als wenn sie Oberraschung fiihlten, oder sie bewegten ihren Korper von einer Seite zur andern , als wenn sie nach einem Gegenstande tasteten. Es schien als wenn sie das Licht storte ; ich zweifle, dasz dies wirklich der Fall war, denn bei zwei Gelegenheiten blieben sie, nachdem ich mich langsam zurfickgezogen hatte, eine lange Zeit so liegen, dasz ihr vorderes Ende ein wenig aus den Miindungen ihrer Locher hervorragte, in welcher Stellung sie bereit waren , sich augenblicklich und vollstlindig zurfick zu ziehen.

Wenn das Licht einer Kerze mittelst einer groszen Linse auf das

vordere Korperende concentrirt wurde, so zogen sie sich meist augen­ blicklich zurfick; doch hatte dieses concentrirte Licht vielleicht einmal unter einem halben Dutzend Versuchen keine Wirkung. Bei einer Ge­ legenheit wurde das Licht auf einen Wurm concentrirt, welcher in einer Schale unter Wasser lag und er zog sich augenblicklich in seine Hohle zurfick. In allen Fi!.llen brachte die Dauer des Lichtes, wenn es nicht ein il.uszerst schwaches war, einen groszen Unterschied im Resultate hervor; denn Wfirmer, welche vor einer Paraffinlampe oder einer Kerze dem Lichte ausgesetzt wurden, zogen sich ausnahmslos innerhalb fiinf bis ffinfzehn Minuten in ihre Hohlen zmliick; und wenn am Abend die Tl>pfe beleuchtet wurden, ehe die Wiirmer herausgekommen waren, so erschienen sie gar nicht an der Oberflilche.

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Cap. 1.   Ihre Sinne.    13

Nach den vorstehenden Thatsachen ist es offenbar, dasz das Licht die Wiirmer durch seine Intensitllt und durch seine Dauer afficirt. Es ist nur das vordere Ende des Korpers , wo die Gel1irnganglien liegen, welches durch das Licht beeinfluszt wird, wie HOFFMEISTER anfiihrt und wie ich bei vielen Gelegenheiten beobachtet babe. Wenn dieser Theil beschattet wird , so kOnnen andere Theile des KOrpers voll beleuchtet warden und es wird keine Wirkung erzielt. Da diese Thiere keine Augen haben, so miissen wir annehmen , dasz das Licht durch ihre Haut durchtritt und in irgend einer Weise ihre Hirnganglien reizt. Anfangs erschien es mir wahrscheinlich, dasz man die verschiedene Art und Weise, in welcher sie bei verschiedenen Gelegenheiten afficirt wurden, entweder durch den Grad der Ausdehnung ihrer Haut und die davon abhllngende Durchsichtigkeit, derselben oder durch irgend eine besondere Art des Auffallens des Lichtes erklaren kOnne; ich konnte aber keine derartige Beziehung entdecken. Eines war offenbar, namlich: wenn die Wfirmer damit beschaftigt waren, BlAtter in ihre HOhlen zu ziehen oder dieselben zu fressen und selbst wllhrend der kurzen Intervalle, wahrend sie von ihrer Arbeit ausruhten , nahmen sie entweder das Licht nicht wahr oder achteten nicht darauf; und dies kam sogar vor, wenn das Licht durch eine grosze Linse auf sie concentrirt wurde. Ferner wahrend sie sich begatten, bleiben sie ein oder zwei Stunden auszerhalb ibrer ROhren vOllig dem Morgenlichte ausgesetzt ; aber nach dem was HOFFMEISTER agt, hat es den Anschein, als ob das Licht gelegentlich es verursache, dasz sich gepaarte lndividuen von einander trennen.

Wann ein Wurm plMzlich beleuchtet wird und wie ein Kaninchen

in seine Roble hinabschieszt, - um den von einem Freunde angewen­ deten Ausdruck zu gebraucben - so werden wir zunli.chst darauf ge­ fiihrt, die Handlung als eine Reflexthatigkeit anzusehen. Die Neigung der Gehirnganglien scheint gewisse Muskeln in einer ganz unvermeid­ lichen Weise zum Zusammenziehen zu veranlassen, unabhii.ngig von dem Willen oder dem Bewusztsein des Thieres als ware es ein Automat. Aber die verschiedene Wirkung, welche ein .Licht bei verschiedenen Gelegenheiten hervorbringt, und besonders die Thatsacbe, dasz ein Wurm, wenn er in irgend einer Weise beschaftigt ist und auch in den lntervallen einer solchen Bescbaftigung , was fiir eine Gruppe von Muskeln und Ganglien auch dabei in's Spiel gebracht worden sein mag,. hll.ufig des Lichtes nicht achtet, stehen der Ansicht entgegen, dasz das

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14   Lebensweise der Wiirmer.  Cap. I.

plOtzliche Zuriickziehen eine einfache Reflexthatigkeit ist. Wenn bei den Mheren Thieren die gespannte Aufmerksamkeit auf irgend einen Gegenstand zur Nichtbeachtung der Eindriicke fiibrt, welche andere Gegenstande auf sie hervorbringen miissen, so schreiben wir dies dem zu, dasz ihre Aufmerksamkeit dann absorbirt sei, und Aufmerksamkeit setzt das Vorhandensein einer Seele voraus. Jeder Jager weisz, dasz er Tbiere, wli.hrend sie grasen oder kampfen oder sich den Hof machen, viel leichter beschleichen kann, als zu anderen Zeiten. Auch ist der Zustand des Nervensystems der Mheren Thiere zu verscbiedenen Zeiten sehr verschieden : so erschrickt z. B. ein Pferd zu einer Zeit viel leichter als zu einer anderen. Der bier angewandte Vergleich zwischen den Handlungen eines der hoheren Thiere und eines in der Stufenreihe so tief stehenden wie der Regenwurm, kOnnte weit hergeholt scheinen ; denn wir legen damit dem Regenwurm Aufmerksamkeit und irgend eine geistige Filhigkeit bei. Nichtsdestoweniger kann ich keinen Grund sehen, die Richtigkeit eines solchen Vergleichs zu bezweifeln.

Obgleich man nicht sagen kann, dasz die Wiirmer das VermOgen

des Gesichts besitzen, so setzt sie doch ihre Empfindlichkeit fiir Licht in den Stand, zwischen Tag und Nacbt zu unterscheiden; und sie ent­ gehen hierdurch der auszerordentlichen Gefahr, welcbe ihnen von den vielen Tagthieren droht, die Jagd auf sie machen. 1hr Zuriickziehen in ibre Bohlen wahrend des Tages scheint indessen eine gewohnheits­ gemasze Bandlung geworden zu sein; denn Wi¥mer, welche in TOpfen gehalten wurden, die mit Glasplatten bedeckt, (iiber welche Bogen schwarzen Papiers ausgebreitet waren,') und vor ein Nordostfenster ge­ stellt wurden , blieben wilhrend der Tageszeit in ihren Bohlen und kamen jede Nacht heraus. Auch fuhren sie eine Woche lang fort, sich so zu benehmen. Ohne Zweifel diirfte ein wenig Licht zwischen den Glasplatten und dem geschwli.rzten Papier eingedrungen sein; wir wissen aber nach den Versuchen mit gefa.rbtem Glase, dasz Wiirmer gegen eine geringe Lichtmenge indifferent sind.

Wurmer scheinen fiir eine maszige strahlende Wa.rme weniger

empfindlich zu sein, als fiir ein belles Licht; ich beurtheile dies danach, dasz ich zu verschiedenen Zeiten ein bis zum dunkelroth Gliihen erhitztes Schiireisen in die Na.he einiger Wiirmer gebracht babe, in einer Ent­ fernung, welche auf meiner Hand einen sehr merkbaren Wll.rmegrad verursachte. Einer von ihnen nahm gar keine Notiz davon; ein zweiter zog sich in seine BOhle zuriick, aber nicht schnell; der dritte und vierte

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Cap. 1.   lhre Sinne.    15

zogen sich schneller zuriick und der ffinfte so schnell wie mOglich. Das Licht einer Kerze, welcbes durcb eine Linse concentrirt wurde und durch eine Glasplatte trat, die die meisten Wi!.rmestrahlen zuriick­ hielt, verursachte meistens ein viel rapideres Zuriickziehen als das er­ hitzte Schiireisen. Wiirmer sind fiir eine niedrige Temperatur empfind­ lich, wie daraus zu schlieszen ist, dasz sie wil.hrend eines Frostes nicht aus ibren ROhren heraus kommen.

Wiirmer besitzen keinerlei Gehorsinn. Sie nahmen nicht die ge­ ringste Notiz von den durchdringenden Tonen einer Metallpfeife, welche wiederholt in ihrer Nil.he hervorgebracht warden; ebensowenig von den tiefsten und lautesten TOnen eines Fagots. Sie verhielten sich in­ different gegen Geschrei, wenn nur Sorgfalt angewendet wurde, dasz sie der Athem nicht traf. Wenn sie auf einem Tisch, dicbt bei den Tasten eines Claviers gestellt wurden, welches so laut wie mOglich gespielt wurde, so blieben sie vollkommen ruhig.

Obgleicb sie fiir Schwingungen in der Luft, die fiir uns Mrbar sind, unempfll.nglich sind, so sind sie doch i!.uszerst empfindlich fiir Schwingungen in jedem fasten Korper. Wenn die TOpfe, welche die zwei Wiirmer enthielten, die fur den Klang eines Claviers vollstll.ndig unempfindlich geblieben waren, auf dies Instrument gestellt wurden und der Ton c im Baszschliissel angeschlagen wurde, so zogen sich

Beide augenblicklich in ihre Ucher zurilck. Nach einiger Zeit kamen sie wieder heraus, und als nun der Ton g, iiber dem System im Violin­

schliissel, angeschlagen wurde, so zogen sie sich wieder zuriick. Unter

ahnlichen Umstinden in einer anderen Nacht fuhr ein Wurm rapid in

seine Hohle, als ein sehr hoher Ton nur einmal angeschlagen wnrde, ebenso der andere Wurm als das c im Violinschliissel angescblagen

wurde. Bei dieser Gelegenheit beriihrten die Wiirmer die Seiten der T6pfe nicht, welcbe in Untertassen standen; die Schwingungen batten daher, ehe sie die Korper der Wiirmer erreichten, durch den Resonanz­ boden des Claviers, durch die Untertassen, den Boden des Topfes und die feuchte nicht sehr compacte Erde zu dringen, auf welcher letzterer die Wtirmer, mit ihren Schwi!.nzen in ihren HOhlen lagen. Sie offen­ barten Mufig ihre Empfindlichkeit, wenn der Topf in welchem sie lebten, oder der Tisch, auf welchem der Topf stand, zufll.llig unbedeutend an­ gestoszen wurde , sie erschienen aber weniger empfindlicb fur solche Erscbiitterungen a.ls fiir die Schwingungen des Claviers; auch ist ihre Empfindlichkeit fiir Erschfitterungen zu verschiedenen Zeiten sehr

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16   Lebensweise der Wlirmer.  Cap. 1.

verschieden. Es ist hiiufig angegebeu worden, dasz, wenn der Boden gescblagen oder auf andere Weise zum Erzittern gebracbt wurde, die Wiirmer dann glaubten, dasz sie von einem Maulwurf verfolgt wurden und daher ihre Hoblen verlieszen. Ich scblug den Boden an vielen Stellen, wo Wiirmer 11.uszerst zahlreich vorbanden waren, aber nicbt einer kam beraus. Wenn indessen der Boden mit einer Gabel um­ gegraben und unterhalb eines Wurms heftig aufgewiihlt wird, so kriecbt er hll.ufig schnell aus soiner Hohle.

Der ganze Korper eines Wurms ist gegen Beriihrung empfindlich. Ein leiser Luftstosz aus dem Munda vemrsacbt ein augenblickliches Zuriickziehen. Die ii.her die Topfe gelegten Glasplatten schloszen nicbt dicht und es gemigte hAufig, um ein rapides Zuriickziehen zu veran­ lassen, durch die sehr engen, dabei offen bleibenden Spalten zu blasen. Sie nahmen zuweilen die Wirbel in der Luft wahr, welche durcb das scbnelle Entfernen der Glasplatten verursacbt wurden. Wenn ein Wurm zuerst ans seiner Roble herauskommt, so bewegt er meistens das be­ deutend ausgedehnte vordere Ende seines Korpers in allen Richtungen von einer Seite zur anderen, augenscbeinlich als ein Gefiihlsorgan; und es ist auch, wie wir im nll.chsten Capital sehen warden, einiger Grund zur Annahme vorhanden, dasz sie hierdurch in den Stand gesetzt wer­ den, einen allgemeinen Begriff von der Form eines Gegenstandes zu erhalten. Von allen ibren Sinnen ist der des Gefiihls, unter diesem Ausdruck auch die Wahrnehmung einer Scbwingung mit einbegreifend, wie es scheint, der bei weitem am hochsten entwickelte.

Der Geruchssinn ist bei Wiirmern allem Anscheine nacb auf die Wahrnehmung gewisser Geriiche bescbrllnkt und ist schwach. Gegen meinen Atl1em waren sie vollig unempfindlich, so lange ich sehr rubig auf sie athmete. Dies wurde deshalb versucbt, weil es moglich schien, dasz sie in dieser Weise vor der Annliherung eines Feindes gewarnt wiirdeo. Sie boten dieselbe Unempfindlicl1keit gegen meinen Athem dar, wllhrend ich etwas Tabak kaute und wahrend icb ein Bauschchen Watte mit wenigen Tropfen von Mille-fleurs-Parfiim oder von Essig­ sll.ure in meinem Munde hielt. In Tabakssaft, in Mille-fleurs-Parfiim und in Paraffin getauchte Bauschchen von Watte wurden mit Pin­ cetten gehalten und ungefahr innerbalb zwei oder drei Zoll von meh­ reren Wiirmern entfernt bin und her bewegt, aber sie nabmen keine Notiz davon. Bei einer oder zwei Gelegenheiten indessen er­ scbienen, als Essigsaure auf die Bll.uschchen gebracht worden war, die

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Cap. 1.   lhre Sinne.    17

Wiirmer unbebaglich, und dies war wahrscheinlich eine Folge der Reizung ihrer Haut. Die Wahrnehmung solcher unnaturlicl1er Geriiche wftrde fiir die Wurmer von keinem Nutzen sein; und da so furchtsame GescMpfe beinahe sicher irgend ein Zeichen der Wahrnehmung irgend eines neuen Eindrucks darbieten wurden, so kOnnen wir schlieszen, dasz sie diese Geruche nicht wahrnahmen.

Das Resultat war verschieden, wenn KohlbH\tter und Stiickchen Zwiebel angewendet wurden, welches beides die Wiirmer mit vial Er- gOtzen verzehren. Kleine viereckige Stiickchen von frischen und halb

verwelkten Kohlblll.ttern und von Zwiebeln wurden bei neun Gelegen­ heiten in meinen Topfen ungefa.hr t/,. Zoll tief in gewohnlicher Garten­

erde eingegraben, und sie wurden immer von den Wurmern entdeckt. Ein Kohlstiickcben wurde im Verlauf von zwei Stunden entdeckt und entfernt; drei waren es am nii.chsten Morgen; das ist also nach einer einzigen Nacht, zwei andere nach zwei Niichten und das siebente Stiick­ cben nach drei Nllchten. Zwei Stiickchen Zwiebel waren nach drei Nachten entdeckt und entfernt. Stucke rol1en Fleisches, was die Wiirmer sehr lieben, wurden eingegraben und waren innerhalb acht und vierzig Stunden nicht entdeckt, wlihrend welcher Zeit sie noch nicht faul ge­ worden waren. Die Erde iiber den verschiedenen eingegrabenen Gegen­ stAnden, wurde meistens nur leicht niedergedriickt, so dasz das Aus­ stromen irgend eines Geruchs nicht verhindert wurde. Bei zwei Ge­ legenheiten indessen wurde die Oberfl.ii.che ordentlich begossen und wurde dadurch etwas compact gemacht. Nachdem die Stiickchen Kohl und Zwiebel entfernt worden waren, sah ich unter ihnen nach, ob die Wiirmer etwa zufl!.llig von unten heraufgekommen waren; es fand sich aber keine Spur einer Rohre; und zweimal wurden die eingegrabenen Gegenstlinde auf Stanniolstiickchen gelegt, welche- aber nicht im min­ desten aus ihrer Lage gebracht waren. Es ist natiirlich moglich, dasz die Wiirmer, wilhrend sie sich, mit ihren Schwl!.nzen sich in den Rohren noch festhaltend, auf der Oberfl.11.che des Bodens umherbewegten , ihre Kopfe in die Stellen hineinges_teckt haben konnten, wo die oben er­ wil.hnten Gegenstlinde vergraben waren; ich habe aber nie gesehen, dasz Wiirmer in dieser Weise gehandelt bitten. Einige Stucke von Kohlblattern und von Zwiebeln wurden zweimal unter sehr feinen eisen­ schiissigen Sand vergraben, welcher leicht niedergedriickt und ordent­ lich mit Wasser begossen wurde, so dasz er sehr fast gemacht worden war, und diese Stucke wurden nie entdeckt. Bei einer dritten Gelegen-

DARWIN, Blldung der Aokererde. (XIV. 1.) 2

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18   Lebensweise der Wiirmer.  Cap. I.

heit wurde dieselbe Art Sand weder niedergedriickt noch begossen, und die Kohlstiickchen waren nach . der zweiten Nacht entdeckt und entfernt. Diese verschiedenen Thatsachen weisen darauf hin, dasz die Wunner ein gewisses GeruchsvermOgen besitzen und dasz sie durch dies Mittel riechbare und viel verlangte Arten von Nahrung entdecken. Es darf angenommen werden , dasz alle Thiere, welche sich von verschiedenen Substanzen ernll.hren, den Sinn des Geschmacks besitzen,

und es ist sicher bei den Wiirmern der Fall. Kohlblll.tter warden von den Wiirmern sehr geliebt und es scheint, als ob sie zwischen den verschiedenen Varietitten unterscheiden kOnnten ; dies diirfte aber viel­ leicht eine Folge von Verschiedenl1eiten in deren Textur sein. Bei elf Gelegenheiten wurden ihnen Stucke der frischen Blittter einer gewOhn­ lichen griinen Varietll.t und der zum Einmachen benutzten rothen Variet!Lt gegeben, und sie zogen die grune vor ; die rothe wurde ent­ weder g!l.nzlich vernachlll.ssigt oder viel weniger benagt. Bei zwei anderen Gelegenheiten indesseu schienen sie die rothe Variet!l.t vorzu­ ziehen. Ha.lb verweste BI!l.tter der rothen Varietll.t und frische Blittter der griinen wurden ungef!l.hr gleichmitszig angegriffen. Wenn Blli.tter vom Kohl, von Meerrettig (eine Lieblingsspeise) und von der Zwiebel zusammengegeben warden, wurden die letzten immer und ganz deutlieh vorgezogen. Blittter von Kohl, von der Linde, Ampelopsis, der Pastinake und dem Sellerie (Apium) wurden gleicbfalls zusammengegeben, und diejenigen des Sellerie wurden zuerst gefressen. Wenn aber Blatter von Kohl, Ruben, Beten, Sellerie, wilder Kirscbe und Carotten zn­ sammengegeben warden, so wurden die zwei letzteren Arten, ganz be­ sonders die der Carotten, allen ubrigen vorgezogen , mi_t Einschlusz derjenigen des Sellerie. Aus vielen Versuchen gieng auch deutlich hervor, dasz die Bl-fi.tter der wilden Kirscbe denen der Linde und des Haselstrauchs (Corylus) bedentend vorgezogen wurden. Nach der An­ gabe von Mr. BRIDGMAN lieben die Wiirmer die halbverwelkten BIAtter von Phlox verna ganz besonders to.

Stucke von Koblbllittern, von Blattern von Ruben, Meerrettig und

Zwiebeln wurden wahrend 22 Tagen auf den TOpfen gelassen , alle wurden angegriff'en und muszten erneuert warden; aber w!l.hrend dieser ganzen Zeit warden die Blittter einer Art Artemisia , des Salbei, 'fhymian und der Miinze, die mit den eben genannten Blattern unter-

10 The Zoologist, Vol. 7. 1849. p. 2576.

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Cap. 1.   Geistige Eigenschaften.   19

mengt waren , vOllig vernachlll.ssigt, mit Ausnahme der Mfinzblatter, welche gelegentlich und sehr unbedeutend benagt waren. Diese letzteren vier Arten Bla.tter weichen in ihrer Textur in keiner den Wurmern moglicher Weise unangenehm werdenden Weise ab; sie haben Alle einen starken Geschmack, dasselbe haben aber auch die vier zuerst er­ wllhnten Blattarten; und die grosze Verschiedenheit im Resultat musz dem zugeschrieben werden, dasz die Wurmer dem einen Geschmack einen Vorzug vor dem anderen geben.

G e is t ig e E i g e n s c h a ft en. - Ober diesen Punkt ist nur wenig zu sagen. Wir haben gesehen, dasz Wfirmer furchtsam sind. Es dfirfte bezweifelt warden, ob sie, wenn sie verletzt werden, so vial Schmer­ zen empfinden, wie sie durch ihre Windungen auszudriicken scheinen. Nach ihrer Gier fiir gewisse Futterarten zu urtheilen, mfissen sie sich des Genusses des Fressens erfreuen. Ihre geschlechtliche Leidenschaft ist stark genug, eine Zeit lang ihre Furcht vor dem Licht zu fiber­ winden. Sie haben vielleicht eine Spur eines socialen Gefiihls; denn sie werden nicht gestort, wenn sie sich einander fiber die Korper weg­ kriechen und hii.ufig liegen sie miteinander in Berfihrung. Nach der Angabe von HOFFMEISTER verbringen sie den Winter entweder einzeln oder mit anderen in eine Kugel zusammengerollt am Grunde ihrer ROhren 11 Obgleich die Wfirmer in Bezug auf die verschiedenen Sinnes­ organe so merkwfirdig mangelhaft ausgeriistet sind, so schlieszt dies doch nicht nothwendig Intelligenz aus , wie wir nach solchen Fallen wie dem der LAURA BRIDGMAN wissen; und wir haben gesehen, dasz sie, wenn ihre Aufmerksamkeit gefesselt wird, Eindrficke vernachlllssigen, auf welche sie unter anderen Umstanden geacl1tet haben wiirden; und Aufmerksamkeit weist auf das Vorhandensein einer Seele von irgend welcher Art bin. Sie werden auch zu gewissen Zeiten viel leichter erregt als zu anderen. Sie fiihren einige wenige Handlungen instinctiv aus, d. h. sll.mmtliche Individuen mit Einschlusz der Jungen fiihren derartige Handlungen in nahezu derselben Manier aus. Dies zeigt sich in der Art und Weise, in welcher die Arten von Perichaeta ihre Excremente auswerfen, so dasz Thiirmchen gebildet werden; auch in der Art und Weise, in welcher die Rohren des gemeinen Regenwurmes glatt mit feiner Erde und oft mit kleinen Steinchen , und die Miin­ dungen ihrer ROhren mit Blattern ausgekleidet werden. Einer der

11 Familie der Regenwilrmer,.p. 13.

2*

.

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20   Lebensweise der Wllrmer.  Cap. 1.

stll.rksten Instincte ist das Verstopfen der Mfindungen ihrer ROhren mit verschiedenen Gegenstil.nden, und sebr junge Wiirmer handeln scbon in dieser Weise. Ein gewisser Grad von Intelligenz scheint aber, wie wir indem nil.cbsten Capitel sehen warden, bei dieser Arbeit dargeboten

zu werden , - ein Resultat, welches mich mebr iiberrascht hat , als

J

irgend etwas anderes in Bezug auf die Wfirmer. :

. Nabrung und Verdauung. -     Die Wfirmer sind omnivor.

.I

Sie verschlingen eine enorme Menge Erde, aus welcher sie jede ver-

:[

dauliche Substanz, die dieselbe enthalten mag, ausziehen; aber auf diesen Gegenstand musz ich noch einmal zuriickkommen. Sie verzehren aucb

eine grosze Anzabl balbverwelkter Bla.tter aller Arten, mit Ausnahme

j[

e1mger weniger, welche einen unangenebmen Geschmack haben oder fur sie zu zi1l1e sind; ebenso Blattstiele, Blfithenstiele und halb ver- :

welkte Blfithen. Sie verzehren aber auch frische Blatter, wie ich nacb

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wiederholten Versucben gefunden babe. Nacb der Angabe von MoRRENu

 

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fressen sie Stfickchen Zucker und Sfiszholz, und die Wiirmer, welche ich hielt, zogen viele Stfickchen trockener Stlirke in ihre Locher; und ein solches groszes Stiick hatte abgerundete Kanten in Folge der Ein-

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wirkung der aus ihrem Munde abgesonderten Fliissigkeit. Da sie aber

 

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oft Stiickchen weicherer Steinarten, wie z. B. Kreide, in ihre Locher ziehen, so mOchte ich fast bezweifeln, oh sie die Starke als Nahrungs-

 

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mittel brauchten.    Stucke von rohem und gerostetem Fleische wurden .

mehrere Male mit langen Nadeln in meinen TOpfen auf die Oberflache '

der Erde befestigt und Nacht auf Nacht konnte man sehen, wie die Wiirmer an ihnen zerrten, wobei die Rander der Stiicken in ihren MundhOhlen staken, so dasz viel davou verzehrt wurde.     Robes Fett schien selbst rohem Fleische und jeder anderen Substanz, die ihnen vor­ gesetzt wurde , vorgezogen zu werden , und es wurde viel davon ver­ zehrt. Sie sind Kannibalen; denn als die zwei Hll.lften eines todten Wurmes in zwei von den Topfen gelegt wurden, wurden dieselben in die Wurmlocher gezogen und benagt; soweit ich es aber beurtheilen konnte, ziehen sie frisches Fleisch faulem vor, und insoweit weiche ich von HOFFMEISTER ab.

LEoN FREDERICQ gibt an ta, dasz die Verdauungsflussigkeit der

Wiirmer von derselben Naturist, wie das Secret der Baucbspeicheldriise

12 De Lumbrici terrestris hist. nat. etc. p. 19.

18 Archives de Zoologie experim. T. 7. 1878. p. 394.

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Cap. I.   Nahrung und Verdauung.    21

der hoheren Thiere, und dieser Schlusz stimmt vollkommen mit den Arten von Nahrungsmitteln liberein,      welche    die Wiirmer consu­ miren.     Der pancreatische Saft emulgirt Fett, und wir haben soeben gesehen, wie gierig Wiirmer Fett verschlingen; er lOst Fibrin auf, und Wurmer fressen robes Fleisch; er verwandelt Stll.rke in Trauben­ zucker mit wunderbarer Schnelligkeit, und wir warden sofort sehen, dasz der Verdauungssaft der Wurmer auf Starke wirkt 14 Sie leben aber hauptslichlich von halbverwelkten Blattern, und diese wiirden fiir sie nutzlos sein, wenn sie nicht die Cellulose, welche die Zellwll.nde bildet, verdauen kOnnten; denn es ist bekannt; dasz alle iibrigen nahr­ haften Substanzen beinahe vollstlindig aus den Blll.ttern entfernt warden kurz ehe sie abfallen.  Es ist indessen jetzt ermittelt worden, dasz Cellulose, obschon der Magensaft der hoheren Thiere nur sehr wenig oder gar nicht auf dieselben wirkt, vom pancreatischen Safte angegriffen wird15 Die balb verwelkten oder frischen Blll.tter, welche die Wiirmer zu verzehren beabsichtigen, werden von ihnen in die Mundungen ihrer R<)bren bis in eine Tiefe von ein bis drei Zoll gezogen und dann mit einer von ihnen abgesonderten Fliissigkeit befeuchtet.  Man hat an­ genommen, dasz diese Fliissigkeit dazu diene, ihren Zerfall zu beschleu­ nigen ; aber eine grosze Zahl von Blll.ttern wurde zweimal aus den WurmrOhren herausgezogen und viele Wochen Jang in einer sehr feuchten Atmosphll.re unter einer Glasglocke in meinem Arbeitszimmer gehalten; und die Theile, welche von den Wiirmern befeuchtet worden waren, zerfielen in keiner irgend deutlichen Weise schneller als die anderen. Wenn den Wlirmern, die in Gefangenschaft gehalten wurden, am Abend frische Bli!.tter gegeben und dieselben friih am nil.chsten Morgen unter­ sucht wurden , daher nicht sehr viele Stunden , nachdem sie in ihre Locher gezogen worden waren', sofzeigte die Fliissigkeit, mit der sie befeucbtet waren, bei der Untersucbung mit neutralem Lackmuspapier eine alkalische Reaction. Es zeigte sich wiederholt, dasz dies der Fall war bei Sellerie-, Kohl- und Riibenblll.ttern. Tbeile derselben Blii.tter, welche nicht von den Wlirmern befeucl1tet waren, wurden mit wenigen Tropfen destillirten Wassers gestoszen und der in dieser Weise aus­ gezogene Saft war nicbt alkalisch. Einige B111.tter indessen, welche

1 Uber die Wirkung des pancreatischen Fermentes s. A Text-Book of Physio­ logy, by Michael Foster. 2. edit. 1878, p. 178-208.

u Schmulewitsch, Action des Sues digestifs sur la Cellulose in: Bull.

Acad. Imp. St. Petersbourg, T. 25. p. 549. 1879.

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22   Lebensweise der WUrmer.   Cap. 1.

im Freien zu einer vorausgegangenen, aber nicht bekaunten Zeit in die Wurmlocher gezogen worden waren, wurden gleichfalls untersucht und obgleich sie noch feuoht waren, boten sie nur selten auch nur eine Spur einer alkalischen Reaction dar.

Die Fliissigkeit, mit welcher die BHl.tter befeuchtet werden, wirkt auf sie, so lange sie frisch oder nahezu frisoh sind , in einer merk­ wiirdigen Weise; denn sie todtet und entfn.rbt dieselben schnell. So waren die Enden eines frisohen Mohrenblattes, welohes in eine Wurm­ rohre gezogen worden war, nach zwolf Stunden von einer dunkelbraunen Farbung. Die Fliissigkeit wirkte auf Bllitter von Sellerie, Riiben, Ahorn; Ulme, Linde, auf diinne Blll.tter von Epheu und gelegentlich Kohlblll.tter in lihnlicher Weise. Daij Ende eines Blattes von Triticum repens, was noch an der wachsendenPflanze hieng, war in eine Hohle ge­ zogen worden, und dieser Theil war dunkelbraun und abgestorben, wll.hrend das iibrige Blatt noch frisch und griin war. Mehrere aus Wurmrohren im Freien genommene Linden- und Ulmenblll.tter zeigten sich in ver­ schiedenen Graden beeinfluszt. Die erste Verll.nderung ist allem An­ scheine nach die, dasz die Venen schmutzig rothlich-orange warden. Die Zellen mit Chlorophyll verlieren dann zunachst mehr oder weniger vollstll.ndig ihre griine Fi!.rbung und ihr Inhalt wird schlieszlich braun. Die in dieser Weise afficirten Theile erschienen Mufig durch den Licht­ reflex beinahe schwarz; wurden sie aber als durchsichtiger Gegenstand unter dem Mikroskope betrachtet, so wurde an sebr kleinen Fleckchen Licht durchgelassen, und dies war an den nicht afficirten Theilen der n!i.mlichen Blll.tter nicht der Fall. Diese Wirkungen zeigen indess our, dasz die abgesonderte Fliissigkeit fur BUltter in hobem Grade schad­ lich oder giftig ist; denn nahezu die nlimlichen Wirkungen wurden in einer Zeit von ein bis zwei Tagen auf verscbiedene Arten junger Bll!.tter hervorgebr_acht, nicht nur durcb kiinstlichen pancreatischen Saft, welcher mit oder ohne Thymol hergestellt war, sondern auch schnell durch eine Losung von Thymol allein. Bei einer Gelegenheit wurden Blll.tter von Oorylus dadurch stark entfa.rbt, dasz sie acbtzehn Stunden lang in pancreatischem Saft oboe irgend welches Thymol liegen gelassen wurden. Auf junge und zarte Blatter wirkte ein Einlegen in menschlichen Speichel wahrend ziemlich warmen Wetters in derselben Weise wie der pancreatische Saft, aber nicht so schnell. Die Blatter wurden in allen diesen Fil.Hen ha.ufig mit der Fliissigkeit infiltrirt.

Grosze Blatter von einem an einer Mauer wachsenden Epheu

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Cap. 1.   Nahrung und Verdauung.    23

waren so zll.h, dasz sie von den Wurmern nicht benagt warden konnten, aber nach vier Tagen waren sie durch die aus dem Munda der Wurmer sich ergieszende Absonderung in einer eigenthumlichen Weise afficirt. Die oberen Flll.chen der Blll.tter, uber welche die Wurmer gekrochen waren, wie sich aus dem auf denselben zuriickgelassenen Schmutz zeigte , waren in gewundenen Linien von einer entweder zusammen­ Mngenden oder unterbrochenen Kette weiszlicher und hll.ufig sternf'Ormiger Flecke von ungefll.hr 2 mm Durchmesser gezeichnet. Das sich hier­ nach ergebende Aussehn war dem eines Blattes merkwiirdig gleich, in welches die Larve irgend eines minutiosen Insectes gegraben batte. Mein Sohn FRANCIS aber konnte , nachdem er Schnitte gemacht und untersuch t hatte, nirgends finden , dasz die Zellwll.nde durchbrochen oder die Epidermis durchlochert gewesen wll.re. Wenn der Schnitt durch die weiszlichen Fiecke hindurch gieng, sah man, dasz die Chlorophyll­ k6rner mehr oder weniger entfll.rbt waren und einige der Pallisaden­ und Mesophyll-Zellen enthielten nichts als zerbr6ckelte k6rnige Massen. Diese Wirkungen mussen der Transsudation der Secretion durch die Epidermis in die Zellen zugeschrieben werden.

Die Absonderung, mit welcher die Wurmer die Blll.tter befeuchten, wirkt gleichfalls auf die Stll.rkmehlk6rner innerhalb der Zellen. Mein Sohn untersuchte einige Eschenblll.tter und viele Lindenblll.tter, welche von den Bll.umen abgefallen waren und von den Wurmern zum Theil in ibre Wurmrohren gezogen worden waren. Es ist bekannt, dasz bei abgefallenen Blll.ttern die Stll.rkmehlk6rner in den Schutzzellen der Spalt­ Offnungen aufbewahrt werden. Nun war in verschiedenen Fl!.llen das Starkmehl znm Theil oder ganz aus diesen Zellen in den Blatttheilen, welche mit jener Absonderung befeuchtet worden waren, verschwunden, wll.hrend es in den anderen Theilen der nll.mlicben Blll.tter noch gut erhalten war. Zuweilen war das Stll.rkmehl our in einer der beiden Schutzzellen aufgelost. In einem Falla war der Zellkern zusammen mit den Stll.rkmeblkornern verschwunden. Das blosze Vergraben von LindenblD.ttern in feuchte Erde fur eine Zeit von neun Tagen ver­ ursacbte keine Zerst6rung der Stll.rkmehlkorner. Auf der anderen Seite flihrte das Einlegen frischer Linden- und Kirschblll.tter fur achtzehn Stunden in kunstlichen pancreatischen Saft zur Auflosung der Stl!.rk­ mehlk6rner sowohl in den Schutzzellen als in den ubrigen Zellen.

Aus dem Umstande, dasz die Absonderung, mit welcber die Blatter befeuchtet werden, alkalisch ist und dasz sie auf Beides , sowohl auf

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24   Lebensweise der Wunner.   Cap. 1.

die Stll.rkmehlkOrner als auch auf den protoplasmatischen Zellinbalt wirkt, kOnnen wir schlieszen, dasz sie ihrem Wesen nach dem Speicbel nicbt 11.bnlicb ist1.&, sondern dem prancreatischen Saft, und wir wissen durcb FREDERICQ, dasz eine Absonderung dieser Art sich im Darme der Wurmer findet.        Da die Blii.tter, welche in die WurmlOcher ge­ zogen werden, b!l.ufig trocken und gerunzelt sind, so ist es, um von dem unbewaffneten Munde der Wfirmer zerkleinert zu werden, unum­ gii.nglich nOthig, dasz sie angefeucbtet und erweicht werden, und friscbe Bla.tter, wie weicb und zart sie auch immer sein mOgen, werden wabr­ scheinlicb aus.Gewobnheit 11.bnlicb bebandelt. Das Resultat ist, dasz sie zum Theil verdaut werden scbon ehe sie in den Darmcanal auf­ genommen werden. Mir ist nicht bekannt, dasz irgend ein anderer Fall von auszerhalb des Magens stattfindender Verdauung bescbrieben worden wlire. Die Boa constrictor uberziebt ihre Beute mit Speichel; dies gescbieht aber nur, um sie scblupfrig zu machen. Die grOszte Ana­ logie bieten vielleicht derartige Pflanzen dar wie Drosera und Dionaea; denn bier wird animale Substanz verdaut und in Pepton verwandelt, nicbt innerbalb eines Magens, sondern auf der Oberflii.che der Bliitter.

Kalkfuhrende Drusen. - Diese Drusen (s. Fig. 1) miissen nacb ihrer GrOsze und nach ihrem Reichtbum an Blutgeffiszen von groszer Bedeutung fiir das Thier sein. Es sind aber beinabe ebenso­ viel Theorien iiber ihren Nutzen vorgebracbt worden, als es Beobacbter gegeben hat. Sie besteben aus drei Paaren, welcbe im gemeinen Regen­ wurm sich vor dem Muskelmagen in den Darmcanal Oifnen, aber bei Drochaeta und einigen anderen Gattungen hinter ibm 1.7, Die zwei binteren Paare werden von Bla.ttern gebildet, welche nacb der Angabe von CLAPAREDE Auftreibungen der SpeiserOhre sind 1.a. Diese BHl.tter sind mit einer weichen Zellscbicbt uberkleidet, an welcher die ii.uszeren Zellen in unendlicher Zahl freiliegen. Wenn eine dieser Driisen an­ gestocben und gedriickt wird , so tritt eine Quantita.t weiszer mark­ ii.bnlicber Masse aus, welcbe aus diesen freien Zellen bestebt. Sie sind minutios und scbwankeu im Durcbmesser von 2 bis 6 ,,. Sie entbalten in der Mitte ihres Inhalts ein wenig l1uszerst feiner granulOser Sub­ stanz; sie sehen aber Fettkugelchen so 11.bnlich, dasz CLAPAREDE und

16 Claparede zweifelt daran, dasz Speiehel von Wllrmern abgesondert wird; s. Zeitschr. flir wiss. Zoologie. 19. Bd. 1869. p. 601.

n Perrier in: Archives de Zoologie experim., Juill. 1874. p. 416. 411,.

18 Zeitschrift fllr wiss. Zoologie, 19. Bd. 1869. p. 603-606.

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Cap. 1.   Kalkfiihrende Driisen.    25

andere sie zuerst mit Ather behandelten. Dies bringt keine Wirkung hervor; sie werden aber in Essigsllure sehr schnell unter Aufbrausen ge!Ost, und wenn der Losung oxalsaures Ammoniak zugesetzt wird, wird ein weiszes Prll.cipitat niedergeschlagen.    Wir diirfen daher schlieszen, dasz sie kohlensauren Kalk enthalten. Wenn die Zellen in sebr wenig Sll.ure gelegt warden, so warden sie durchsichtiger, schemen­ haft, und werden bald aus dem Gesicbt verloren; wird aber vial Sll.ure zugesetzt, so verschwinden sie augenblicklich. 1st eine sehr grosze Anzahl aufgel< st worden, so bleibt ein flockiger Riickstand zuriick, welcher augenscheinlich aus den zarten zerrissenen Zellwllnden besteht. In den zwei hinteren Driisenpaaren vereinigt sich der in den Zellen enthaltene kohlensaure Kalk gelegentlich zu rhombischen Crystallen oder zu Concretionen, welche zwischen den Blll.ttern liegen; ich babe aber nur einen und CLAPAREDE nur sehr wenige derartige Flllle gesehen.

Die zwei vorderen Driisen weichen in ibl'er Gestalt ein wenig von

den vier hinteren ab dadurch, dasz sie mehr oval sind. Sie sind auch dadurch augenfn.llig verschieden, dasz sie meistens mehrere kleine oder zwei oder drei groszere oder eine einzige sehr grosze Concretion von

kohlensaurem Kalk bis zu einem Durchmesser von 11/9 mm enthalten. Wenn eine Driise nur einige wenige sehr kleine Concretionen oder, wie es zuweilen vorkommt, gar keine enthll.lt, so wird sie leicht iiber­

sehen. Die groszen Concretionen sind rund oder oval und lluszerlich beinahe glatt. Es wurde eine gefunden, welche nicht die ganze Driise erfiillte, sondern wie es hllufig der Fall ist, nur deren Hals, so dasz sie der Gestalt nach einer Olflasche ll.bnlich war. Warden diese Con­ cretionen zerbrochen, so sieht man , dasz sie in ihrer Structur mehr oder weniger crystallinisch sind. Auf welche Weise sie aus der Driise gelangen, ist ein Wunder ; dasz sie aber austreten, ist gewisz ; denn sie werden bli.ufig in dem Muskelmagen , den Dllrmen und den Ex­ crementen von Wiirmern gefunden, sowobl bei solchen, die gefangen gehalten werden, als be den im Naturzustande lebenden.

CLAPAREDE sagt sebr wenig ii.bar die Structur der zwei vorderen Driisen und er vermutbet, dasz die Kalksubstanz, aus welcher die Concretionen gebildet warden, von den vier hinteren Driisen berrtibrt. Wenn aber eine vordere Driise, welche nur kleine Concretionen ent­ hlllt, in Essigsii.ure gelegt und spll.ter prllparirt wird oder wenn Durch­ schnitte einer solchen Driise gemacht warden, ohne dasz dieselbe mit einer Sllure behandelt worden war, so konnen Blll.tter gleich denen in

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26   Lebensweise der Wtirmer.  Cap. 1.

den hinteren Driisen und mit zelliger Substanz ausgekleidet, zusammen mit einer Menge freier kalkf'iihrender und leicht in Essigsll.ure lOslicher Zellen deutlich geseben werden. Wenn eine Driise vollstll.ndig von einer einzigen groszen Concretion erf'iillt wird, so sind keine freien Zellen vorhanden, da diese sll.mmtlicb bei der Bildung der Concretion ver­ wandt worden sind. Wenn aber eine derartige Concretion oder eine von nur mliszig bedeutender Grosze in S11.ure gelost wird , so bleibt viel hi!.utige Substanz zuruck, welche aus den -Oberresten der friiher tha.tigen Blll.tter zu bestehen scbeint. Nach der Bildung und Aus­ stoszung einer groszen Concretion mussen auf irgend eine Weise neue Blll.tter entwickelt warden. Auf einem von meinem Sohne gemacbten Durchscbnitt hatte der Procesz augenscheinlich begonnen, obgleich die Druse zwei ziemlich grosze Concretionen enthielt ; denn in der Nii.he der Wandungen waren mehrere cylindrische uod ovale Bohren ein­ geschaltet, welche mit zelliger Substanz ausgekleidet und vollstll.ndig mit freien kalkf'iihrenden Zellen erflillt waren. Eine bedeutende Ver­ grOszerung mehrerer ovaler ROhren in eioer Richtung wurde ein Blatt haben entstehen lassen.

Auszer den freien kalkflihrenden Zellen, in welchen kein Zellkern

sichtbar war, wurden bei drei Gelegenheiten andere und eher grOszere freie Zellen gesehen; und diese enthielten einen deutlichen Kern und ein KernkOrpercben. Essigsll.ure wirkte nur in so weit auf sie ein, dasz der Zellkern dadurch deutlicher wurde. Aus dem Raum zwischen zwei von den Blattern innerhalb einer vorderen Driise wurde eine sehr kleine Concretion entfernt. Sie war in pulpOse zellige Masse mit vielen freien kalkflihrenden Zellen eingebettet, zusammen mit einer Menge von den grOszeren freien kernhaltigen Zellen, und auf diese letzteren Zellen wirkte Essigsll.ure nicht ein, wll.hrend die ersteren auf­ gelost wurden. Durch diesen und andere erartige FIi.He wurde icb zu der Vermuthung geflihrt, dasz sich die kalkf'iihrenden Zellen aus den grOszeren kernhaltigen entwickeln; wie dies aber bewirkt wir d, wurde nicht ermittelt.

Wenn eine von den vorderen Drlisen mehrere minutiose Concre­ tionen enthtHt, so sind einige derselben im Umrisz meistens winkelig oder crystallinisch, wahrend die grOszere Anzahl abgerundet ist, mit einer unregelmi!.szigen maulbeerartigen Oberflache. Kalkfubrende Zellen biengen vielen Theilen dieser maulbeerartigen Massen an und ihr all­ mlihliches Verschwinden konnte, wll.hrend sie noch haften blieben, ver-

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Cap. 1.   Kalkfllhrende Drllsen.    27

folgt warden. Hieraus gieng otfenbar bervor, dasz die Concretionen aus dem innerbalb der freien kalkfiihrenden Zellen entbaltenen Kalke gebildet warden. In dem Masze als die kleineren Concretionen an Grosze zunehmen, kommen sie mit einander in Beriihrung und vereinigen sich und schlieszen in dieser Weise die nun functionslosen Blll.tter ein ; durcb derartige Schritte konnte die Bildung der grOszten Concretionen verfolgt warden. Warum dieser Procesz regelmAszig in den zwei vorderen Driisen stattfindet und nur selten in den vier hinteren Driisen, ist voll­ kommen unbekannt. MORREN sagt , dasz diese Driisen wAhrend des Winters verschwinden; und ich babe einige Beispiele dieser Thatsache gesehen , ebenso andere F!ille, in welchen entweder die vorderen oder hinteren Driisen in dieser Jahreszeit so eingeschrumpft uod leer waren, dasz sie nur mit groszer Schwierigkeit zu erkeonen waren.

Was die Function der kalkfiihrenden Driisen betritft, so ist es wabrscheinlich, dasz sie an erster Stelle als Excretionsorgane dienen und an zweiter Stelle zur Unterstiitzung der Verdauung. Wiirmer verzehren viele abgefallene BlAiter, und es ist bekannt, dasz Kalk fortdauernd in den Bla.ttern, bis dieselben von der Mutterpflanze ab­ fallen, angehll.uft wird, anstatt in den Stamm oder die Wurzeln wiederum absorbirt zu werden, wie es mit verschiedenen anderen organischen und anorganischen Substanzen geschieht 19 Man hat die Erfahrung gemacht, dasz die Asche eines Akazienblattes nicht weniger als 72 Procent Kalk enthielt. Wiirmer wiirden daher dem ausgesetzt sein, mit,dieser Erd­ art uberfiillt zu werden, wenn nicht irgend ein specielles Mittel zu ihrer Abscbeidung vorhanden wll,re; und die kalkfiihrenden Driisen sind fiir diesen Zweck gut angepaszt. Diejenigen Wiirmer, welcbe in Humus dicht iiber der Kreide leben, haben ihre Darme hll.ufig ganz mit dieser Substanz gefiillt und ihre Excremente sind beinahe weisz. Hier ist es otfenbar, dasz kalkige Substanz in groszem Oberscbusz vorhanden ist. Nichtsdestoweniger enthielten bei mehreren an einem solchen Orte gesammelten Wiirmern die kalkfubrenden Driisen ebenso viele freie kalkfohrende Zellen und vollig ebenso viele und so grosze Concretionen wie die Driisen von Wiirmern, welche an Orten lebten, wo es nur weoig oder keinen Kalk gab; und dies weist darauf hin, dasz der Kalk eine Ausscheidung ist und keine Absonderung, welche sicb zu irgend einem speciellen Zweck in den Verdauuogscanal ergieszt.

19 De Vries, Landwirthschaftl. Jahrblicher. 1881. p. 77.

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28   Lebensweise der Wiirmer.  Cap. 1.

Andererseits machen es die folgenden Betrachtungen in hobem Grade wahrscheinlich , dasz der kohlensaure Kalk, welcher von den Driisen ausgeschieden wird, den Verdauungsprocesz unter gewl!hnlichen Umstl!.nden unterstiitzt.  BHl.tter erzeugen wegen ihres Zerfalls eine grosze Menge verschiedener Arten von Sli.uren, welche unter dem Aus­ druck Humussli.uren zusammengefaszt worden sind.   Wir warden auf diesen Gegenstand in unserem fiinften Capital zuriickzukommen haben, und ich brauche bier nur anzufiihren, dasz diese Sl!.uren stark auf kohlen­ sauren Kalk wirken.  Die halb verwelkten B11!.tter, welche von den Wiirmern in so groszen QuantitAten verschlungen werden, diirften daher, nachdem sie im Verdauungscanal befeuchte und zerkleinert worden sind, gern derartige Sll.uren erzeugen. Und bei mehreren Wiir­ mern ergab die Untersuchung mit Lackmuspapier, dasz der Inhalt des Verdauungscanals deutlich sauer war. Diese saure Bescha:trenheit kann nicht der Natur der Verdauungsfliissigkeit zugeschrieben werden; denn der pancreatische Saft ist alkalisch; und wir haben gesehen, dasz die Absonderung, welche sich aus dem Munde der Wiirmer zum Zwecke der Vorbereitung der Bla.tter zum Verzehrtwerden ergieszt, gleichfalls alkalisch ist. Die saure Bescha:trenheit kann kaum Folge von Harn­ sl!.ure sein, da der Inhalt auch des oberen Theils des Darms hii.ufig sauer war. In einem Falla war der Inhalt des Kaumagens unbedeutend sauer, der des oberen Theils des Darms deutlicher sauer. In einem anderen Falle war der Inhalt des Schlundkopfs nicht sauer, der des Kaumagens nur zweifelhaft, wll.hrend der des Darms in einer Ent­ fernung von 5 Cm. unterhalb des Kaumagens deutlich sauer war. Selbst bei den Mheren, Pflanzen fressenden und omnivoren Thieren .ist der Inhalt des Dickdarms saner.  "Dies wird indessen nicht dureh "irgend eine saure Secretion der Sehleimhaut verursacht. Die Reaction

,,der Darmwl!.nde ist in dem Dickdarm ebenso wie in dem Diinndarm

,,alkaliseh; es musz dahei:- eine Folge von sauren Gii.hrungen sein, n welehe im Darminhalt selbst auftreten . . . . Es wird angegeben, dasz "bei Carnivoren der Inhalt des Blinddarms alkaliseh sei, und natur­

,,gem!i.sz wird der Umfang der G!thrung in groszem Masze von der

,,Besehaffenheit der Nahrung abhAngen" 20

Bei Wiirmern ist nieht blosz der Inhalt ihrer D11.rme, sondern aueh die ausgeworfene Masse oder die Exerementrolle meistens sauer.

ao M. Foster, A Text-Book of Physiology, 2. Edit. 1878. p. 243.

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Cap. 1.   Kalkfiihrende Drlisen.    29

Dreiszig Excrementmassen von verschiedenen Stellen wurden unter­ sucht und ergaben sicb mit drei oder vier Ausnahmen als sauer; und die Ausnahmen diirften Folge davon gewesen sein, dasz die Excremente nicht erst vor kurzem ausgeworfen worden waren; denn einige, welche zuerst sauer waren, waren am folgenden Morgen, nachdem sie getrocknet und wiederum befeuchtet worden waren, nicht mehr sauer ; und dies ist wahrscheinlicb ein Resultat davon , dasz die Humussll.uren, wie es bekanntlich der Fall ist, leicht zersetzt warden. Fiinf frische Excrement­ rollen von Wiirmern, welche in Ackererde dicht iiber Kreide wohnen, waren von einer weiszlichen Farbung und auszerordentlich reich an kalkiger Substanz; und diese waren nicht im Geringsten sauer. Dies zeigt, wie wirksam kohlensaurer Kalk die Sli.uren des Darminhalts neu­ tralisirt. :wenn Wiirmer in TOpfen gehalten wurden, welche mit feinem eisenschiissigen Sand .gefiillt waren, so zeigte es sich deut­ lich, dasz das Eisenoxyd, mit welchem die KieselkOrner iiberzogen waren, aufgelOst und mit den Excrementen entfernt worden war.

Die Verdauungsfliissigkeit der Wiirmer ist, wie bereits angegeben

worden ist, in ihrer Wirkung der Absonderung des Pancreas der Mheren Thiere ll.hnlich; und bei diesen letzteren ist die pancreatische Verdauung wesentlich alkalisch, ,,der Procesz findet nicht statt, wenn

,,nicht irgend ein Alkali vorhanden ist; und die Wirksamkeit eines

,,alkalischen Saftes wird durch Ansll.uerung unterbrochen und durch

,,Neutralisation verhindert" 1. Es scbeint daher in hohem Grade wahr­ scheinlich zu sein , dasz die unzl!.hligen kalkfiihrenden Zellen , welche aus den vier hinteren Driisen in den Verdauungscanal der Wiirmer er­ gossen warden, dazu dienen, die in dies m von den halb zersetzten BUl.ttern erzeugten SAuren mehr oder weniger vollstl!.ndig zu neutra­ lisiren. Wir haben gesehen, dasz diese Zellen von einer kleinen Quan­ titll.t Essigsll.ure augenblicklich aufgelost warden; und da sie nicht immer hinreichen, den Inhalt selbst nur des oberen Theils des Verdauungs­

-0anals zu neutralisiren, so wird vielleicht der Kalk in dem vorderen Drfi.senpaar zu Concretionen aggregirt, damit etwas davon in die hin­ teren Theile des Darmcanals gebracht werde, wo diese Concretionen zwischen den sauren Inhaltstheilen umhergerollt warden. Die in den Da.rmen und in den Excrementen gefundenen Concretionen haben haufig ein abgenutztes Aussehen; ob dies aber Folge eines gewissen Grades von

21 M. Foster, ebenda, p. 200.

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30   Lebensweise der Wiirmer.  Cap. 1.

Abreibung oder von chemischer Corrosion ist, konnte nicht angegeben warden. CLAPAREDE glaubt, dasz sie gebildet werden, um wie Miihl­ steine zu wirken und dadurch bei der Zerkleinerung der Nahrung zu helfen. Sie kl!nnen wohl in dieser Weise unterstiitzend wirken; ich stimme aber vollstandig mit PERRIER iiberein, dasz dies von vl!llig untergeordneter Bedeutung sein musz, wenn wir sehen, dasz dieser Zweck schon dadurch erreicht wird, dasz in den Muskelmagen und Darmen der Wiirmer meist schon Steine vorbanden sind.

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Zweites Capital,

Lebensweise der Wiirmer.  (Fortsetzung.)

Art und Weise, in welcher Wiirmer Gegenstande ergreifen. - Thr Saugvermogen.

- Der Instinct, die Oft'nungen der Bohren zu verstopfen. - Steine ttber den Lochern angehauft. - Die hierdurch erlangten Vortheile. - In der Art, in welcher Wunner ihre Rohren verstopfen, entwickelte Intelligenz. - Dabei benutzte verschiedene Arten von Blattern und andere Gegenstande. - Papier­ dreiecke. - Zusammenfasmng der Grilnde zur Annahme, dasz Wiirmer etwas Intelligenz entfalten. - Mittel, durch welche sie ihre Rohren aushohlen, durch Fortdrilcken und Verschlucken der Erde. - Erde auch wegen der darin ent­ baltenen nab1haften Substanz verscbluckt. - Tiefe, bis zu welcber Wttrmer bobren und der Bau ihrer Rohren. - Rabren mit Excrementen und im oberen Theil mit Blattem ausgekleidet. - Der unterste Theil mit kleinen Steinen oder Samen gepfl.astert. - Art und Weise, in welcher die Excremente aus­ geworfen werden. - Das Zusammenfallen alter Robren. - Verbreitung der Wilrmer. - Thurmartige Excrementhaufen in Bengalen. - Riesenhafter Ex­ crementhaufen in den Nilgiri-Bergen. - Excremente in 11-llen Lii.ndern aus­ geworfen.

Auf den TOpfen, in welchen Wfirmer gehalten wurden, wurden Bl!itter mit Nadeln auf die Erde platt befestigt; des Nacbts konnte nun die Art und Weise beobachtet werden , in welcher sie ergri:ffen wurden. Die Wiirmer bemiihten sicb stets, die Bl!itter nach ihren Rohren bin zu ziehen; und wenn die Bla.tter hinreichend zart waren, rissen oder sogen sie immer kleine Fragmente davon ab. Sie ergri:ffen meist den diinnen Rand eines Blattes mit dem Munda, zwischen die vorspringende Ober- und Unterlippe; zu gleicher Zeit wird, wie PER­ RIER bemerkt, der dicke und starke Schlundkopf innerhalb des KOrpers nacb vorn geschoben, um fiir die Oberlippe einen Widerstandspunkt darzubieten. Wenn es .sich um breite, glatte Gegenstande handelte, verfubren sie in einer vOllig verschiedenen Weise. Nachdem das vordere zugespitzte Ende des KOrpers mit einem Gegenstande dieser Art in Beriihnmg gebracht worden war, wurde dasselbe in die anstoszenden

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32   Lebensweise der Wiirmer.  Cap. 2.

Korperringe zuriickgezogen, so dasz es abgestutzt erschien und so dick wie der iibrige Korper wurde. Man konnte dann sehen, dasz dieser Theil ein wenig anscbwoll; und dies ist, wie ich glaube, Folge davon, dasz der Schlundkopf ein wenig nach vorn geschoben wurde. Dann wurde entweder durcb das Zuriickziehen des Schlundkopfes oder durch

dessen Ausdebnung ein luftleerer Raum unterhalb de. s abgestutzten

schleimigen Endes des Korpers gebildet, wll.brend dasselbe noch mit dem Gegenstande in Beriihrung war; durch dies Mittel hiengen die beiden, Korper und Gegenstand , fest mit einander zusammen 1.. Dasz unter diesen Umstll.nden ein luftleerer Raum gebildet wurde, war bei einer Gelegenheit deutlich zu sehen, wo ein, unter einem welken Kohl­ blatte liegender groszer Wurm dasselbe fortzuziehen versuchte; denn die Oberflll.cbe des Blattes wurde direct iiber dem Ende des Wurm­ korpers tief grubentormig eingezogen. Bei einer anderen Gelegenheit verlor ein Wurm plotzlich seinen Halt an einem glattliegenden Blatte; und nun sah man einen Augenblick lang das vordere Ende des Korpers becherformig werden. Wiirmer konnen sich in derselben Weise an Gegenstll.nde unter Wasser anheften; ich habe gesehen , wie einer ein unter Wasser getauchtes Scheibchen Zwiebel fortschleppte.

Hll.ufig wurde gesehen, dasz die Rll.nder von auf die Ertle befestigten frischen oder nahezu frischen Blattern benagt wurden, und zuweilen war die Epidermis und das ganze Parenchym auf einer Seite liber eine be­ trll.chtliche Strecke bin vollstll.ndig abgenagt ; nur die Epidermis der entgegengesetzten Seite war ganz rein librig gelassen. Die Venen wurden niemals angerlihrt, und die Blll.tter wurden in dieser Weise zuweilen zum Theil zu Skeleten umgewandelt. Da die Wlirmer keine Zll.hne haben und da ihr Mund aus sehr weichem Gewebe besteht, so darf angenommen warden, dasz sie mittelst Saugens die Rll.nder und das Parenchym frischer Bllitter verzehren, nachdem dieselben durch die Verdauungsfllissigkeit erweicht worden sind. Derartige starke Blll.tter, wie die des Seekohls oder grosze und dicke Ephenblll.tter, konnen sie nicht angreifen; doch wurde eins der letzteren Art, nacb­ dem es gefault war, stellenweise zum Skelet gemacht.

Wurmer ergreifen Bl!i.tter und andere Gegenstll.nde nicht blosz um als Nahrung zu dienen, sondern auch, um damit die Mundungen ihrer

1 Claparede bemerkt (Zeitschr. f. wies. Zoologie, 19. Bd. 1869. p. 602), dasz der Schlundkopf seinem Bane nach zum Saugen angepaszt erscheine.

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Cap. 2.   Verstopfnng ihrer Rohren. 33

Rohren zu verstopfen ; und dies ist einer ihrer stlirksten Instincte Blatter und Blattstiele vieler Arten, einige Bliithenstengel, h!l.ufig ver­ dorrte Baumzweige, Stiickchen Papier, Federn, Wollbiischel und Pferde­ baare werden zu diesem Zwecke in ihre R(}hren gezogen. Ich babe nicht weniger als siebzehn Blattstiele einer Clematis aus der O:ffnung einer Wurmrohre und zehn aus der Mundung einer anderen vorstehen sehn. Einige von diesen Gegenstanden, wie die oben genannten Blatt­ stiele, Federn u. s. w., warden niemals von den Wurmern benagt. Auf einem Kieswege in meinem Garten fand ich, dasz viele hundert Blatter -einer Tannenart (Pinus austriaca oder nigricans) mit ihrer Basis in Wurmlocher hineingezogen waren. Die Oberflacben, mit welchen diese nadeli6rmigen Bll!.tter an die Zweige gelenkt sind, sind in einer genau so eigenthlimlichen Weise gestaltet , wie das Gelenk zwischen den Gliedmaszenknochen eines Saugethiers; und wenn diese Flachen im Geringsten benagt worden waren, so wiirde diese Thatsache un­ mittelbar sichtbar geworden sein; es fand sich aber nicht eine Spur von Benagtsein. Von gewohnlichen Dicotyledonenblattern werden nicht alle diejenigen, welche in WurmlMher gezogen sind, benagt. Ich babe nicht weniger als neun Lindenblatter in eine und dieselbe Wurmrohre gezogen gesehen, und nicht annahernd sammtliche waren benagt ge­ wesen ; derartige Blll.tter diirften aber als V orrathe fiir ein spateres Verzehrtwerden dienen. Wo abgefallene Blatter sehr reichlich vor­ handen sind, werden zuweilen viel mehr uber der Mundung einer Bobre angesammelt als gebraucht werden konnen, so dasz ein kleiner Haufen von nieht benutzten Bla.ttern wie ein Dach iiber denjenigen iibrig bleibt, die zum Theil in die Bohren hineingezogen sind.

Wenn ein Blatt eine kurze Strecke weit in eine cylindrische R(}bre gezogen wird, so wird es nothwendigerweise bedeutend gefaltet oder zer­ knittert. Wird noch ein anderes Blatt hineingezogen, so geschieht dies nacb auszen von dem zuerst hineingezogenen, und so fort mit den spateren Blattern; schlieszlich werden sie sammtlich dicht gefaltet und an­ einander gedriickt. Zuweilen vergroszert der Wurm die Miindung seiner Bohre oder macht eine frische dicht daneben, um eine noch groszere Menge Blatter hereinziehen zu konnen. Sie fiillen die Zwischen­ raume zwischen den hineingezogenen Blattern haufi.g oder allgemein mit feuchter klebriger, aus ihrem Korper ausgeworfener Erde aus, und in dieser Weise werden die Mundungen der Bohren ganz sicher ver­ stopft. An vielen Stellen, besonders wlihrend der Herbst- oder ersten

DARWIN, Bildung der Ackererd. (XIV. 1.)  3

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34   Lebensweise der Wurmer.   Cap. 2.

Wintermonate, kann man Hunderte solcher verstopfter Wurmlocher sehen. Wie aber spl!.ter noch gezeigt werden wird, werden Bll!.tter nicht nur deshalb in die Rohren hineingezogen, um dieselbe zuzu­ stopfen oder um als Nahrung zu dienen, sondern auch um den oberen Theil der Mundung damit auszukleiden.

Wenn Wiirmer keine Bll!.tter, Blattstiele, Zweigstuckchen u. s. w., mit denen sie die Mundungen ihrer Rohren verstopfen konnten, er­ langen k<lnnen, schutzen sie dieselben oft mit kleinen Hl!.ufchen von Steinen; und solche Hl!.ufchen glatter abgerundeter Steinchen sind auf Kieswegen hl!.ufig zu sehen.     Hier kann es sich natiirlich n cht um Nahrung handeln.  Eine Dame, welche sich fur die Lebensweise der Wurmer interessirte, entfernte die kleinen Steinbl!.ufchen von den Mun­ dungen der Wurmrohren und reinigte die Oberflache der Erde auf einige Zoll rings herum.   In der niichsten Nacht gieng sie mit einer. Laterne hinaus und sah, wie die Wurmer, wahrend ihre Schwanzenden in den R(}hren festhielten, die Steine mit Hilfe ihres Mundes, ohne Zweifel durch Ansaug n, nach innen zogen. "Nach zwei Nl!.chten lagen

,,auf einigen von den Lochern 8 oder 9 kleine Steine; nach vier

,,Nllchten lagen auf einem ungefl!.hr 30, auf einem anderen 34 Steine 2." Ein Stein , welcher iiber den Kiesweg bis zur Oft'nung der Rohre ge­ schleppt worden war , wog zwei Unzen; und dies beweist, wie stark die Wurmer sind. Sie oft'enbaren aber noch groszere Kraft dadurch, dasz sie zuweilen in einem festgetretenen Kieswege Steine aus der Lage bringen; dasz sie dies wirklich thun , kann daraus geschlossen werden, dasz die von den aus ihrer Stellung gebrachten Steinen ge­ lassenen Hohlungen genau von den Steiuen ausgefullt warden, welche uber den Oft'nungen in der Nl!.he befindlicher WurmJOchP.r liegen, wie ich selbst beobachtet babe.

Arbeit dieser Art wird gewohnlich des Nachts ausgefuhrt; ich babe aber gelegentlich auch erfahren, dasz Gegenstande wiihrend des Tags in die H<lhle gezogen worden sind. Was fur einen Vortheil die Wiirmer davon haben, dasz sie die Miindungen ihrer Rohren mit Bll!.ttern u. s. w. zustopfen , oder dasz sie Steine iiber denselben an­ hl!.ufen, ist zweifelhaft. Zu denjenigen Zeiten , in denen sie viel Erde aus ihren Rohren auswerfen, verfahren sie nicht in dieser Weise; denn

t Eine Schilderung ihrer Beobachtungen ist mitgetheil t in: Gardeners' Chro nicle, March 28. 1868. p. 324.

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Cap. 2.   Verstopfung der Rohren.   35

dann dienen die Excrementrollen dazu, die Mundung zu bedecken. Wenn Gll.rtner die Wiirmer auf einem freien Platze tndten wollen, so ist es nothwendig, zuer t die Excrementhaufen von der Oberflll.che weg­ zukehren oder wegzurecben, damit das Kalkwasser in die R0hren ein­ dringen kann 3 Ans dieser Thatsache k0nnte gefolgert werden, dasz die O:trnungen deshalb mit BH!.ttern u. s. w. zugestopft werden, um bei beftigem Regen das Eindringen von Wasser zu verhiiten; gegen

. diese Ansicht kann aber eingewendet werden , dasz einige wenige, lockere, gut abgerundete Steine dazu schlecht angepaszt sind , das Wasser abzuhalten. fJberdies babe ich in den senkrecht abgeschnittenen Rasenrandern an Kieswegen viele Wurmrohren gesehen, in welche kaum Wasser flieszen konnte und welche doch ebenso gut verstopft waren, wie R0hren auf einer ebenen Flll.che. Konnen die Pfropfe oder die Steine dazu beitragen , die R0hren vor den Scolopendren zu ver­ bergen, welche nach der Angabe von HOFFMEISTER 4 die bittersten Feinde der Regenwiirmer sind? Oder k0nnten nicht Wiirmer, wenn sie in dieser Weise geschiitzt sind, im Stande sein, mit Sicherheit mit ihren K0pfen dicht an den Miindungen ihrer R0hren zu bleiben, was sie bekanntlich sehr zu thun lieben, was aber so vielen von ihnen das Leben kostet? Oder dlirften die Pfr0pfe nicht den freien Eintritt der untersten Luftschicht verhindern, wenn dieselbe durch die Strahlung des Nachts von dem umgebenden Boden und vom Laube abgeklihlt ist? Ich bin geneigt, die letzte Ansicht anzunehmen; erstens, weil Wlirmer, wenn sie in Topfen in einem geheizten Zimmer gehalten wurden , in welchem Falle keine kalte Luft in die R0hren dringen konnte , die Miindungen derselben in einer liiderlichen Weise zustopften , und zweitens, wail sie hll.ufig den oberen Theil ihrer R0hren mit Bllittern auskleiden, augenscheinlich um zu verhiiten, dasz ihr Korper mit der kalten feuchten Erde in dichte Berilhrung komme. Es kann aber auch der Procesz des Verstopfens vielleicht sammtlichen oben erwahnten Zwecken dienen.

Was das Motiv auch sein mag, allem Anschein nach haben die Wiirmer es durchaus nicht gern, die Miindungen ihrer R0hren o:tren zu !assen. Nichtsdestoweniger 0ffnen sie dieselben wiederum des Nachts,

3 London's Gard. Mag. XVII. p. 216, citirt in dem Catalogue of the British Museum Worms. 1865. p. 327.

4 Familie der Regenwiirmer. p. 19.

3*

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36   Lebensweise der Wllrmer.  Cap. 2.

mOgen sie dieselben spll.ter wieder schlieszen konnen oder nicht. Auf frisch gegrabenem Boden kann man zahlreiche offene ROhren sehen,

denn in diesem Falle werfen die Wlirmer die .Excrementrollen in im

Boden gelassene Bohlen oder in die alten Rohren, anstatt dieselben

iiber den Miindungen ihrer Rohren anzuhtl.ufen; aucb konnen sie keine Gegenst!l.nde an der Oberfl!l.che zusammentragen , mit denen die Mfin­ dungen gescbiitzt warden kOnnten. Ferner Otfneten die Wtirmer auf einem vor Kurzem ausgegrabenen Pflaster einer romischen Villa in Abinger (welche spliter beschrieben werden wird) ihre Rohren hart­ nackig fast jede Nacht, wenn dieselben <lurch das Mufige Drauftreten geschlossen worden waren, obschon sie selten im Stande waren, einige wenige minntiose Steinchen zu finden, mit denen sie sie bedeckten.

Intelligenz, welche Wiirmer in der Art, ibre Rohren zuzustopfen, darbieten. - Wenn Jemand eine kleine cylindriscbe Rohre mit solchen Gegenstanden wie Blatter, Blattstiele oder Zweige­ zu verstopfen hatte, so wiirde er dieselben mit ibren zugespitzten Enden bineinstecken oder bineinziehen; wa.ren aber diese Gegenstllnde sehr diinn im Verhaltnis zn der Grosze der Hohle, so wiirde er wabr­ scheinlich einige mit ibrem dickeren oder breiteren Ende voran binein­ bringen.          Er wiirde sich in diesem Falle von seiner Intelligenz leiten lassen.   Es schien mir daher der Miibe werth zu sein, sorgfaltig zu beobacbten, wie die Wiirmer Blatter in ibre Robren zieben, ob mit deren Spitzen oder mit den Basen oder mit den mittleren Theilen. Ganz besonders wiinschenswerth schien mir dies in dem Falla zu sein, wo es sicb um Pflanzen bandelte, die nicht bei uns einheimisch sind denn obgleich die Gewohnbeit, Blll.tter in die Rohren zu ziehen, ohne Zweifel bei den Wiirmern instinctiv ist, so konnte ihnen docb der In­ stinct in dem Falle nicht angeben, wie sie bandeln sollten, wenn es Blatter betraf, von denen ihre Vorfahren nichts wuszten. Wenn tiber­

<lies Wiirmer allein durch den Instinct oder durch einen unverlinder­ lichen vererbten Antrieb handelten, so wiirden sie alle Arten von Blattern in ein und der nlimlicben Weise in ibre Rohren zieben. Wenn sie keinen derartigen bestimmten Instinct haben, konnten wir erwarten, dasz es der Zufall bestimmen werde, ob die Spitze oder die Basis oder die Mitte eines Blattes ergritfen wird. Werden diese beiden Alter­ nativen ausgeschlossen, so bleibt nur Intelligenz iibrig, wenn nicht der Wurm in jedem einzelnen Falle zuerst viele verschiedene Methoden versucht und dann nur derjenigen folgt, welche sich als die einzig

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Cap. 2.   lbre Intelligenz.    37

mogliche oder als die leiohteste herausstellt; aber a.uch schon diese Art zu handeln und verschiedene Methoden zu versuchen , nD.hert sich der lntelligenz bedeutend.

An erster Stelle nun wurden 227 verwelkte Blatter verschiedener Arten, meistens von englischen Pflanzen, an verschiedenen Orten aus Wurmrohren herausgezogen._ Von diesen waren 181 mit. oder nahe an ihren Spitzen in die Wurmlocher gezogen worden, so dasz die Blattstiele nahezu senkrecht aufwll.rts aus der Miindung der Wurm­ rohren vorsprangen; 20 waren mit den Basen hineingezogen worden, und in diesem Falla sprangen die Blattspitzen vor; 26 endlich waren in der NII.he der Mitte ergrift'en worden, so dasz dieselben quer in die Rohren gezogen worden und sehr gerunzelt waren. Es waren daher 80 Procent (dabei immer die nll.chste ganze Zahl annehmend) mit der Spitze eingezogen worden, 9 Procent mit der Basis oder dem Blatt­ stiel und 11 Procent quer oder mit der Mitte. Dies allein gem1gt beinahe schon, um zu zeigen, dasz es nicht der Zufall ist, welcher bestimmt, in welcher Weise Bllttter in die Wurmrobren gezogen werden.

Von den oben erwii.bnten 227 Blll.ttern waren 70 abgefallene Blll.tter der gew0bnlichen Linde, welche beinabe sicher kein eingeborener Baum Englands ist. Diese Blll.tter sind nach der Spitze zu bedeutend zu­ gespitzt und sind an der Basis sehr breit mit einem gut entwickelten Blattstiel. Sie sind dfinn, und wenn sie halb verwelkt sind, voll­ stlindig biegsam. Von diesen 70 Blll.ttern waren 79 Procent mit oder nahe an der Spitze eingezogen worden , 4 Procent mit der Basis oder nahe an derselben, und 17 Procent quer oder mit der Mitte. Diese Verhliltniszahlen stimmen, soweit die Spitze in Betracht kommt, sehr nahe mit den vorhin mitgetheilten fiberein. Der Procentsatz der mit der Basis eingezogenen Blll.tter ist aber kleiner, und das kann wohl der Breite des basalen Theils der Blattflllche zugeschrieben warden. Wir sehen bier aucb, dasz das Vorhandensein eines Blattstiels, von dem sich hlitte erwarten }assen, dasz er die Wfirmer als ein bequemer Handgrift' zu einem Versuche Mtte verleiten konnen, our geringen oder gar keinen Einflusz auf die Bestimmung der Art und Weise hat, in welcher Lindenblll.tter in die Wurmrohren hineingezogen warden. Die verhll.ltnismllszig grosze Menge von BlD.ttern , niimlich 17 Procent, welcbe mehr oder weniger quer eingezogen worden waren, bangt ohne Zweifel von der Biegsamkeit dieser halbverwelkten Blatter ah. Die

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38   Lebensweise der Wiirmer.  Cap. 2.

Thatsache, dasz so viele mit der Mitte und einige wenige mit der Basis in die Locher gezogen worden sind, macht es unwahrscheinlich, dasz die Wiirmer es zuerst versuchten, die meisten Bltitter nach einer oder nach beiden dieser letzten Methoden hereinzuziehen und dasz sie spater 79 Procent mit ihren Spitzen hereinzogen; denn es ist doch ganz offenbar, dasz es ibnen nicht schwer geworden wllre, dieselben mit der Basis oder mit der Mitte bereinzuzieben.

Es wurde nun zunacbst nacb den Bl!l.ttern einer auslllndiscben Pflanze gesucbt, deren Blattscbeiben nach der Spitze nicht mehr zu­ gespitzt waren als nacb der Basis zu. Es ergab sich , dasz dies bei den Bl!l.ttern eines Goldregens (einer Bastardform zwiscben Cytisus alpinus und laburnum) der Fall war; denn faltete man die terminale Halfte iiber die basale, so paszten beide meistens genau aufeinander; und wenn irgend eine Verscbiedenheit bestand, so war die basale Halfte etwas schmlller. Es batte sich daber wobl erwarten ]assen, dasz eine beinahe gleiche Anzabl von diesen Bllittern mit der Spitze und mit der Basis in die Rohren gezogen worden seien, oder dasz sich ein ge­ ringer Uberscbusz zu Gunsten der letzteren ergebe. Aber von 73 Blat­ tern (welche nicbt in der ersten Zahl von 227 enthalten waren), die aus Wurmlocbern gezogeB wurden, waren 63 Procent mit der Spitze eingezogen worden, 27 Procent mit der Basis und 10 Procent quer. Wir seben bier, dasz eine verbii.ltnismaszig bei weitem groszere Menge, namlich 27 Procent, mit der Basis eingezogen worden waren, als es bei den Lindenblattern der Fall war, deren Blattscheiben an der Basis sebr breit sind, und von denen nur 4 Procent in dieser Weise ein­ gezogen worden waren. Die Tbatsache, dasz nicht eine verbli.ltnis­ m!\szig noch groszere Menge von Goldregenblattern mit der Basis ein­ gezogen worden ist, kilnnen wir vielleicht daraus erklaren, dasz die Wurmer die Gewobnbeit erlangt haben, allgemein die Blatter mit den Spitzen hereinzuzieben, um auf diese Weise die Blattstiele zu ver­ meideu. Denn der basale Rand der Blattspreite bildet bei vielen Arten von Blattern mit dem Blattstiel einen groszen Winkel; und wenn ein derartiges Blatt mit dem Blattstiel bineingezogen wiirde, so wurde der basale Rand plOtzlicb auf beiden Seiten der HOblenoff'nung mit dem Boden in Beriibrung kommen und das Hineinziehen des Blattes sehr schwierig macben.

Nichtsdestoweniger verlassen Wiirmer- ihre Gewohnbeit, die Blatt­ stiele zu vermeiden, wenn ibnen dieser Theil das bequemste Mittel

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Cap. 2.   lhre Intelligenz.    39

darbietet, die Bl!!.tter in ihre Rohren zu ziehen. Die Blll.tter der in endloser Weise hybridisirten Variet!\ten des Rhododendron variiren be­ deutend in ihrer Gestalt; einige sind am schmll.lsten nach ihrer Basis zu, andere nach der Spitze zu. Nachdem sie abgefallen sind , wird h!infig die Blattscheibe zu beiden Seiten der Mittelrippe wll.hrend des Austrocknens aufgerollt, zuweilen der ganzen L!\nge entlang, zuweilen bauptsachlich nach der Basis, zuweilen nach der Spitze zu. Unter 28 ab­ gefallenen Bl!l.!tern auf einem Torfbeete in meinem Garten waren nicht weniger als 23 in dem basalen Viertel ihrer Lll.nge schmaler als im terminalen Viertel; und diese Scbmalheit war hauptsachlich Folge des Einrollens der Rander. Unter 36 abgefallenen Blii.ttern auf einem anderen Beete, in welchem verschiedene Varietaten von Rhododend1on wuchsen, waren nur 17 nach der Basis zu schmaler als nach der Spitze zu. Mein Sohn WILLIAM, welcher zuerst meine Aufmerksamkeit auf diesen Fall lenkte, las 237 in seinem Garten (wo das Rhododendron im na­ turlichen Boden wachst) abgefallene Blatter auf, und von diesen h!l.tten 65 Procent von den Wurmern leichter mit der Basis oder dem Stiel­ ende in ihre Hohlen gezogen werden konnen als mit der Spitze; und dies war zum Theil Folge der Gestalt des Blattes, und in einem ge­ ringeren Grade nur Folge des Einrollens der Rll.nder; 27 Procent hil.tten leichter mit der Spitze als mit der Basis eingezogen werden konnen; und 8 Procent mit ungefl1hr gleicher Leichtigkeit mit jedem der beiden Enden. Die Gestalt eines abgefallenen Blattes musz vorher beurtheilt werden , ebe das eine Ende in eine Roble gezogen worden ist; denn nachdem dies gescheben ist, vertrocknet das freie Ende, mag dies die Spitze oder die Basis sein, schneller als das in dem feuchten Boden eingetauchte Ende; in Folge dessen werden die exponirten Blinder des freien Endes die Neigung haben, st!\rker nach innen eingerollt zu werden, als sie es zu der Zeit waren, wo das Blatt zuerst vom Wurm ergriffen wurde. Mein Sohn fand 91 Blatter, welche von Wurmern in ibre Rohren hineingezogen worden waren, wennschon nicht in eine grosze Tiefe; von diesen waren 66 Procent mit der Basis oder dem Blattstiel und 34 Procent mit der Spitze hineingezogen worden. In diesem Falle beurtheilten daher die Wiirmer mit einem ansehnlichen Grade von Correctheit, wie die verwelkten Blatter dieser ausl!\ndischen P:6.anze am beaten in ihre Rohren zu ziehen seien, trotzdem dasz sie dabei von ihrer gebr!\uchlichen Gewohnheit, den Blattstiel zu ver­ meiden, abgehen muszten.

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40   Lebensweise der Wiirmer.  Cap. 2.

Auf den Kieswegen in meinem Garten wird eine sehr grosze Zahl von Blattern dreier Arten von Pinus (P. austriaca, nigricans und sylvestris) regelmaszig in die Miindungen der WurmrOhren hineingezogen. Diese BlAtter bestehen aus zwei Nadeln, welche in den beiden zuerst genannten Arten von betrAchtlicher Lange und in der zuletzt erwahnten Art kurz sind, und die mit einer gemeinschaftlichen Basis verbunden sind; und mit diesem letzteren Theile werden sie beinahe ausnahmslos in die Wurmlocher gezogen. Ich babe bei Wiirmern im Naturzustande nur zwei oder Mchstens drei Ausnahmen von dieser Regel gesehen. Da die scharf zugespitzten Nadeln ein wenig divergiren und da mehre.re Blatter in ein und dieselbe ROhre gezogen werden, so bHdet jedes Biischel einen vollkommenen spanischen Reiter. Bei zwei Gelegenheiten wurden des Abends viele solcher Biischel aus der Rohre herausgezogen; am folgenden Morgen aber waren frische Blatter hineingezogen wordeo, so dasz die Bohren wiederum gut beschiitzt wareo. Diese BlAtter konnten nicht in die Rohren 'bis zu irgend einer Tiefe anders als mit ihren Basen hineingezogen werden, da ein Wurm nicht die beiden Nadeln gleichzeitig ergreifeo kann, und da, wenn nur eine mit der Spitze ergriffeo wiirde, die andere gegen den Boden angedriickt werden und den Eintritt der ergi"iffenen verbindern wiirde. Dies war in den obeo erwabnten zwei oder drei Ausnahmefallen offeobar. Damit daher die Wiirmer ihre Arbeit ordentlich ausfiibren konnen, miissen sie Tannen­ blAtter mit den Basen, wo die beideo Nadeln verbuoden sind, in ihre Loeber hineinziehen. Auf welche Weise sie aber bei dieser Arbeit ge­ leitet werden, ist eine ziemlich verwirrende Frage.

Diese Schwierigkeit veranlaszte meinen Sohn FRANCIS und mich selbst, Wiirmer in der Gefangenscbaft wlihrend mehrerer Nacbte mit Hilfe eines triiben Lichts zu beobachten, wahrend sie die Blatter der oben angeflihrten Tannen in ibre Hoblen zogen. Sie bewegten die vorderen Enden ihrer KOrper um die Blatter herum und bei mehreren Gelegen­ heiten fuhreo sie, weon sie das scharfe Ende einer Nadel beriibrten, plOtzlicb zurlick, als wll.ren sie gestocben. Ich bezweifle aber, dasz sie dadurch verletzt waren, denn sie verhalten sicb gegen scharfe Gegen­ stAnde indifferent und verschlingen selbst Dornen von Rosen und kleine Glassplitter. Es diirfte auch bezweifelt werden, dasz die spitzen Enden der Nadeln dazu dienen, ihnen zu sagen, dasz dies das falsche Ende zum Ergreifen des Blatts sei ; denn an vielen Blattern wurden die Spitzen in einer LAnge von ungetlbr einem Zoll abgeschnitten, und

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Cap. 2.   Ihre Intelligenz.    41

sieben und fiinfzig derselben wurden mit ihren Basen und nieht mit den abgesehnittenen Enden voran in die Wurmllleher gezogen. Die gefangen gehaltenen Wiirmer ergri:tfen hi!.ufig die Nadeln in der Nahe der Mitte und zogen sie naeh den Miindungen ihrer Bi>hlen bin; ein Wurm versuehte in einer ganz sinnlosen Art, sie dureh Biegen der­ selben in die Roble zu ziehen. Sie sebleppten zuweilen viel mehr BlAtter iiber den Miindungen ihrer Rohren zusammen (wie in dem frfiher erwl!.hnten Fall mit den Lindenbll!.ttern) als in dieselben hinein­ gehen konnten. Bei anderen Gelegenheiten benahmen sie sieh indessen vOllig versehieden; denn sobald sie die Basis eines Tannenblattes beriihrten, wurde dasselbe ergrift'en, wobei es zuweilen vollsti!.ndig in dem Munda der Wiirmer verschlungen wurde , oder es wurde ein der Basis sehr nahe liegender Punkt ergrift'en , und das Blatt wurde dann schnell in die R6hre gezogen oder vielmehr gesehnellt. Sowohl meinem Sohne als mir selbst kam es so vor, als ob die Wiirmer es augen­ blicklich wahrnl!.hmen, wenn sie das Blatt in der richtigen Art und Weise ergri:tfen batten. Es wurden neun solehe Falle beobachtet ; in einem derselben aber gelang es dem Wurme nicht, das Blatt in seine HOhle zu ziehen , da er sieh mit anderen in der Na.he befindlieben BIAttern verwiekelte. In einem anderen Falle stand ein Blatt nahezu aufreeht mit den Spitzen der Nadeln zum Theil in eine Rohre ein­ gesenkt, wie es aber da stand, wurde nieht beobachtet; dann richtete sich aber der Wurm riiekw!irts auf und ergrift' die Basis, welche nun in die Miindung der Rohre durch Biegen des ganzen Blatts gezogen wurde. Andererseits wurde, nachdem ein Wurm die Basis eines .Blattes er­ griffen hatte , diese bei zwei GelegeBheiten aus irgend einem un­ bekannten Motive wieder losgelassen.

Wie bereits bemerkt wurde, ist die Gewohnheit, die Miindung der ROhren mit verschiedenen Gegenst!inden zu verstopfen, obne Zweifel bei Wiirmern instinctiv; und ein in einem meiner Topfe geborener, sebr junger Wurm zog ein Kieferblatt, dessen eine Nadel so lang und bei­ nahe so dick war wie sein eigner Korper, eine Streeke mit fort. In diesem Theile von England ist keine Kieferart einheimisch; es ist daher unglaublich , dasz die richtige Art und Weise , Kieferblll.tter in die Rohreri zu zieben, bei unseren Wiirmern instinctiv sein kOnnte. Da aber die Wiirmer, an welchen die obigen Beobachtungen gemacht wurden, unterhalb oder in der Nl!.he von einigen Kiefern gegraben worden waren, die vor ungefahr vierzig Jahren dort gepflanzt worden

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42   Lebensweise der Wormer.   Cap. 2.

waren, so war es wdnschenswerth zu beweisen , dasz ihre Handlungs­ weise nicht instinctiv war.   Dem entsprechend wurden KieferbUttter aaf dem Boden an Stellen ausgestreut, die von irgend einem Kiefer­ baume weit entfernt waren, und 90 von ihnen warden mit ihrer Basis in die WurmMhlen gezogen. Nur zwei wurden mit der Spitze der Nadeln eingezogen, and diese waren keine wirklichen Ausnahmen, da eins davon nur eine sehr kurze Strecke wait hineingezogen wurde und die beiden Nadeln des anderen zusammenhiengen. Andere KieferblA.tter warden Wiirmern gegeben, welche in Topfen in einem warmen Zimmer gehalten wurden, und bier war das Resultat verschieden; denn unter 42 in die Wurmrohren gezogenen Bll!.ttern wurden nicht weniger als 16 mit der Spitze der Nadeln eingezogen.     Diese Wiirmer arbeiteten indessen in einer sorglosen oder liiderlichen Art und Weise; denn die Bl!\tter wurden h!l.ufig nur bis in eine geringe Tiefe gezogen; zuweilen warden sie nur iiber der Miindung der Rl>hren angeh!l.uft, und zuweilen wurden gar keine hineingezogen. Ich glaube, dasz diese Sorglosigkeit dadurch erklil.rt warden kann, dasz die Luft des Zimmers warm war und die Wiirmer in Folge dessen nieht Angstlich darauf bedacht waren, ihre Rl>hren wirksam zu verstopfen. Von Wiirmern bewohnte und mit einem Netze, welches den Zutritt kalter Luft gestattete, bedeckte Topfe wurden mehrero N!\chte hindurch im Freien gelassen, und nun wurden 72 Blatter, und zwar sAmmtlich in der richtigen Weise mit ihrer Basis eingezogen.

Aus den bis jetzt mitgetheilten Thatsachen diirfte vielleicht gefol­ gert werdep, dasz die Wiirmer irgendwie eine allgemeine Vorstellung von der Gestalt oder der Structur der KieferbHitter erlangen und es einsehen, dasz es fiir sie nothwendig ist, die Basis, wo die zwei Nadeln verbunden sind, zu ergreifen. Die folgenden F!\lle machen dies aber mehr als zweifelhaft. Die Spitzen einer groszen Anzahl von Nadeln von Pinus austriaca wurden mit in Alcohol aufgelostem Schellack zu­ sammengekittet und einige Tage aufbewahrt, bis, wie ich glaube, aller Geruch oder Geschmack verschwunden war; dann wurden sie an Stellen, wo keine Kieferbil.ume wuchsen, auf dem Boden verstreut in der Na.he von Wurmrohren, aus denen die PfrOpfe entfernt worden waren. Der­ artige Bl!\tter h!l.tten bei jedem der beiden Enden mit gleicher Leichtig­ keit in die Rohren hineingezogen warden kOnnen; und nach Analogie zu urtheilen, und besonders nach dem sofort mitzutheilenden Falle der Blattstiele von Clematis montana, erwartete ich, dasz die Spitzen vor-

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11;, 2.   Ihre Intelligenz.    43

mi' en werden wiirden. Das Resultat war aber, dasz unter 121 Bla.ttern

.att, zusammengekitteten Spitzen 108 mit ihren Basen und nur 13 mit te!e- Spitzen eingezogen wurden. In der Meinang, dasz die Wiirmer Ba; icherweise den Geruch oder Geschmack des Schellacks wahrnehmen

1 - als nnangenehm empfinden mochten, obgleicb dies sehr unwahr-

1, 'olich war, besonders nachdem die Blatter wli.hrend mehrerer Nlichte eu: reien liegen gelassen worden waren, wurden die Spitzen der Nadeln latt r B!Mter mit feinem Faden zusammengebunden. Von in dieser mll!: e behandelten 150 Bll!.ttern wurden in WurmMhlen gezogen: unI mit der Basis und 27 mit den zusammen!f!bundenen Spitzen , so r i'. also zwischen vier und fiinfmal soviel mit der Basis hineingezogen

:c::: en , wie mit der Spitze. Es ist moglich, dasz die kurzen abge­ n : ittenen Enden der Fa.den, mit denen sie zusammengebunden waren, Wiirmer dazu verfiihrt haben diirften ,     eine     verha.ltnismil.szig ifzere Zahl mit den Spitzen hineinzuziehen, als wenn Kitt gebraucht it, e. Rechnet man die Blatter mit zusammengebundenen und zu­ jmengekitteten Spitzen zusammen (271 von Anzahl), so wurden aviProcent hiervon mit der Basis und 15 Procent mit der Spitze ein­ J m gen. Wir konnen daher schlieszen, dasz es .nicht die Divergenz f'<I beiden Nadeln ist, welche die Wiirmer im Naturzustande beinahe 1r41ahmslos dazu fiihrt, Kieferbll!.tter mit ihrer Basis in die Wurm­

;\r'Pe hineinzuziehen. Auch kann es nicht die Schl!.rfe der Spitze der eln sein, welche die Wiirmer bestimmt; denn wie wir gesehen

:lien, warden viele Blatter mit abgeschnittenen Spitzen mit ihrer Basis

lc:die Locher gezogen.    Wir werden hierdurch zu dem Schlusse ge­

,J Jrt, dasz bei Kieferbla.ttern irgend Etwas an der Basis fiir die itrmer anziehend sein musz, trotzdem nur wenige gew'ohnliche Blatter i4 der Basis oder dem Blattstiel eingezogen werden.

J11: Blatt s tie le. - Wir wollen uns nun zu den Stengeln oder 11 Blattstielen zusammengesetzter Bll!.tter , nacbdem die Bla.ttchen Jtefallen sind, wenden. Die Stiele von Clematis montana, welche r,:er einer Veranda wuchs, wurden zeitig im Januar in groszer Anzahl

.. die Wurmhl>hlen auf einem naheliegenden Kieswege, Grasplatz und "lmenbeete eingezogen. Diese Blattstiele variiren in der LAnge von

/2 bis 4½ Zoll, sind steif und von nahezu gleichformiger Dicke,

;18genommen dicht an der Basis, wo sie sich ziemlich plotzlicb ver­ eken und bier ungefahr zweimal so dick sind wie an irgend einem 1deren Theile. Die Spitze ist etwas zugespitzt, verwelkt aber bald

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44   Lebeneweiee der Wiirmer.  .

und wird dann leicht abgebrochen.   Von solchen Blattstielen 314 aus Wurm!Ochern auf den eben erwAhnten Orten herausgez i und es ergab sich , dasz 76 Procent mit den Spitzen und 24 P mit den Basen hineingezogen worden waren, so dasz die mit der hineingezogenen ein wenig mehr als dreimal so viel betruge die mit der Basis eingezogenen. Einige von den aus dem festgetr Kieswege he1ausgezogenen wurden von den anderen getrennt geh und von diesen (59 der Zahl nach) waren nahezu flinfmal so vie der Spitze wie mit der Basis hineingezogen, wahrend bei dene dem Rasenplatz und dem Blumenbeet herausgezogenen, wo in des Umstands, dasz der Boden leicbter nacbgibt, beim Verstopfe R0hren weniger Sorgfalt nothwendig sein durfte, das Verhaltnis ' mit der Spitze hineingezogenen (130) zu den mit der Basis h' gezogenen (48) etwas weniger als drei zu eins betrug.     Dasz Blattstiele in die Wurmrohren gezogen worden waren, um diesel verstopfen und nicht als Nahrung, gieng daraus offenbar hervor, so weit ich sehen konnte , keins von beiden Enden benagt war. mebrere Blattstiele gebraucbt werden, um ein und dasselbe Loch stopfen, in einem Falla nicht weniger als 10,   und in einem an Falla nicht weniger als 15, so dlirften die Wurmer vielleicht z einige wenige mit dem dickeren Ende voraus hineill7;iehen, um Miihe zu ersparen; spll.ter aber wird die grosze Mehrheit mit dem gespitzten Ende hineingezogen, um die H0hle sicher zu verstopfen.

ZunAchst wurden dann die abgefallenen Blattstiele unseres ein

mischen Eschenbaums beobachtet, und bier wurde die bei den meiJ Gegensta.nden befolgte Regel , dasz nl!.mlich eine grosze Mehrzahl I dem zugespitzten Ende in die Rohren gezogen wurde, nicht eingebal

und diese Thatsacbe uberraschte mich anfangs sebr. Diese Blattst­ variiren in der Ll!.nge von 5 bis 81/2 Zoll; sie sind nach der Basis diek und fleiscbig, von wo aus sie dann nach der Spitze zu sich sa verdlinnen ; die Spitze selbst ist ein wenig verdickt und abgestud wo das terminale BlAttchen ursprfinglich befestigt war. Unter eini auf einem mit Gras bewachsenen Stuck Feldes wachsenden Esc

wurden 229 Blattstiele aus Wurmrohren zeitig im Januar herad gezogen, und von diesen waren 51,5 Procent mit der Basis und 485 cent mit der Spitze hineingezogen worden. Diese Anomalie wurde desz leicht erklArt, sobald das dicke Ende .untersucht wurde ; denn I

78 unter 103 Blattstielen war dieser Theil dicht liber der hufeise

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'2.  Ihre Intelligenz.    45

.bigen Gelenkflache von Wurmern benagt worden. In den meisten len konnte liber das Benagtsein gar kein Irrthum bestehen ; denn 1t benagte Blattstiele, welche nntersncht wurden, nacbdem sie dem tter noch weitere acht Wochen ausgesetzt worden waren, waren in Nahe der Basis nicht mehr zerfallen oder zersetzt als irgend wo

.ers. Es geht hieraus offenbar bervor, dasz das dicke basale Ende Blattstiels nicht nur zum Zwecke des Verstopfens der Miindnngen RObren, sondern auch zur Nahrnng eingezogen wird. Selbst die malen abgestutzten Spitzen einiger weniger Blattstiele waren benagt

:den; nnd dies war bei 6 nnter 37 zu diesem Behufe untersuchten ilen der Fall. Nachdem die Wlirmer das basale Ende bineingezogen I benagt haben, schieben sie die Blattstiele hll.nfig wieder ans ihren 1ren heraus und zieben dann friscbe herein, entweder mit der Basis Nahrnng oder mit der Spitze znm wirksameren Verstopfen der

.Jldung. So waren unter 37 mit ibren Spitzen in den Rohren stecken- Blattstielen 5 vorher mit ihren Basen hineingezogen gewesen,

. n dieser Theil war benagt worden. Ferner sammelte ich eine Hand­

t lose auf dem Boden dicht bei einigen zugestopften WurmrOhren

:ender Blattstiele, wo die Oberflache dick mit anderen Blattstielen rstrent war, welche augenscheinlich niemals von Wlirmern beriihrt

.den waren; und 14 unter 47 (d. i. nahezu ein Drittel) waren, nachdem Basis benagt worden war, ans den Rohren herausgestoszen worden lagen nun lose auf dem Boden. Aus diesen verschiedenen That­ hen konnen wir schlieszen , dasz die Wiirmer einige Blattstie1e der he mit der Basis hereinziehen, um als Nahrung zu dienen , und

.ere mit der Spitze, nm die Miindungen ihrer Robren in der aller­ ksamsten Weise zuznstopfen.

Die Blattstiele der Robinia pseudo-acacia variiren in der Lange 4 oder 5 bis zu nahezu 12 Zoll; dicht an der Basis sind sie dick, die weicheren Theile weggefault sind, und verjiingen sich bedeutend h dem oberen Ende zu. Sie sind so biegsam, dasz ich einige wenige ehen babe, welche anf einander gebogen und in dieser Weise in Rohren von Wdrmern gezogen worden waren. Ungliicklicherweise rden diese Blattstiele nicht eher als im Febrnar untersucht, in lcher Zeit die weicheren Theile vollstlmdig abgefault waren, so dasz unmoglicb war, zu ermitteln, oh die Wdrmer die Basen benagt

,ten, obgleich dies an und fiir sich wahrscheinlich ist. Unter 121

tig im Februar aus Wurmlochern herausgezogenen Blattstielen waren

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46   Lebensweise der Wiirmer.  Cap.!

68 mit der Basis und 53 mit der Spitza voran hineingebracht word01 Am 5. Februar wurden sll.mmtliche Blattstiele, welche in die Wur11 rohren unter einer Robinia hineingezogen worden waren, herausgezog01 und nach einem Verlauf von elf Tagen waren wiederum 35 BM stiele, und zwar 19 mit der Basis und 16 mit der Spitze hineingezogi, Nimmt man diese beiden Slitze zusammen, so wurden 56 Procent m der Basis voran eingeriogen und 44 Procent mit der Spitze. Da al anderen weichen Theile schon llingst weggefault ware1t, so konnen wi besonders in dem. zuletzt erwllhnten Falle, sicher sein, dasz keiner Nahrungsmittel hineingezogen worden ist. In dieser Jahreszeit zieb1 daher die Wiirmer diese Blattstiele ganz gleich mit jedem der beid1 Enden in ihre Rohren, wobei der Basis ein unbedeutender Vorzug f geben wird. Diese letztere Thatsache diirfte aus der Schwierigkt erklllrt werden, eine Wurmrohre mit so auszerordentlich diinnen GegB

stllnden, wie diese oberen Enden sind, zu verstopfen.     Zur Uni«

stiitzung dieser Ansicht mag noch angefiihrt werden , dasz an a

16 Blattstielen, welche mit iluen oberen Enden in die Rohren gezogen woJTden waren, die stll.rker verjiingte terminale Spitze bei von ihnen vorher durch irgend einen Zufall abgebrochen worden

Papi e rd re ie ck e. -   Es wurden aus miiszig steifem Sehr papier liingliche Papierdreiecke ausgeschnitten, welche auf beiden Sei mit rohem Fett eingerieben wurden, um zu verhindern, dasz sie fi mllszig weich wiirden, wenn sie des Nachts dem Regen und T ausgesetzt wiirden. Die Seiten aller dieser Dreiecke waren drei lang; die Basis masz bei 120 einen Zoll und von den anderen 1 einen halben Zoll in der Lll.nge. Diese letzteren Dreiecke waren s schmal oder bedeutend zugespitzt5     Als eine Controlle fiir die so mitzutheilenden Beobachtungen wurden ii.hnlicl1e Dreiecke im feuch Zustande mit einer sehr schmalen Pincette an verscbiedenen Punki und in allen moglichen Neigungen in Bezug auf die Rander ergri

und dann in eine kurze Rohre von dem Durchmesser einer Wurmro hineingezogen. Wenn das Dreieck bei der Spitze ergriffen wurde, I

wurde es gerade in die Rohre hineingezogen mit einwlirts gefalteU Rll.ndern; wurde es in einer geringen Entfemung von der Spitze 1.

5 An diesen achmalen Dreiecken miszt der Spitzenwinkel 9 o 34' und j:

basalen Winkel 85° 13 '; bei den breiteren Dreiecken miszt der Spitzenwi

19° 10' und die basalen Winkel 80° 25'.

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Cap. 2.   lhre Intelligenz.    47

, grifl'en, z. B. einen halben Zoll, so wurde dies Stuck innerhalb der

, Rohre zuriickgeschlagen. Dasselbe war mit der Basis und den basalen

, Winkeln der Fall, obschon, wie ja hl!.tte erwartet werden kOnnen., die

1 Dreieeke dem Hineingezogenwerden viel mehr Widerstand entgegen- setzten. Wurde das Dreieck in der Nl1be der Mitte ergriffen, so wurde

1 es zusammengefalte und sowohl die Spitze als die Basis blieben aus der Rohre vorgestreckt. Da die Seiteu der Dreiecke drei Zoll lang waren, so kann man die Resultate der Beobachtung der Art und Weise, wie sie in eine Rohre oder in ein Wurmloch eingezogen werden, ganz passend in drei Gruppen theilen: in diejenigen Blll.tter, welcbe mit der Spitze oder innerhalb eines Zolls von ihr entfl)rnt eingezogen wurden; in die, welche mit der Basis oder innerbalb eines Zolls von ihr entfernt, und in die, welche

t an irgend einem Punkte in dem mittleren Zolle eingezogen wurden. Um zu sehen, wie die Dreiecke von den Wiirmern ergritfen werden

1 wiirden, wurden einige im feuchten Zustande Wiirmern gegeben , die gefangen gebalten wurden. Die Dreiecke wurden, und zwar sowohl die schmalen als die breiten , in drei verschiedenen Arten ergritfen, nflmlich mit dem Rande, mit einem der drei Winkel, welcher dann

t Mufig vollstandig in der Mundhoble aufgenommen wurde, und end­

. f lich mit irgend einem Theile der platten Oberfll1che, auf welcher Saugen ausgeiibt wurde. Wenn mit der Basis parallele und einen Zoll von

, einander entfemte Linien quer iiber ein Dreieck gezogen warden, dessen Seiten drei Zoll lang sind , so wird es in drei Tbeile von gleicher Lflnge getheilt werden. Wenn nun Wiirmer nach dem Zufall irgend

.I einen Theil ergreifen, so werden sie sicher den basalen Theil oder Abschnitt viel hl!.ufiger ergreifen ale jeden der beiden anderen Ab­

, schnitte. Denn die Oberflllche des basalen Theiles verhlllt sich zum

1 spitzen Theil wie 5 zu 1, so dasz die Wahrscheinlichkeit, dasz der erstere durch Saugen in eine WurmrOhre gezogen wird, sich zu dem Spitzentheil wie 5 zu 1 verhll.lt. Die Basis bietet zwei Winkel dar

, und die Spitze nnr einen, so dasz die erstere eine zweimal so grosze

, Wahrscheinlichkeit (ganz unabhangig von der Grosze der Winkel) baben wiirde, von dem Munda eines Wurmes umschlungen zu warden, wie

I die Spitze. Es musz indesz angefO.hrt werden, dasz der Spitzenwinkel selbst nicht hl1ufig von Wurmern ergriffen wird; der Rand in einer geringen Entfernung von der Spitze auf jeder Seite wird vorgezogen. lch schliesze dies daraus, dasz ich in 40 unter 46 Fll.llen, in denen Dreiecke mit ihren spitzen Enden in WurmrOhren gezogen worden

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48   Lebensweise der Wiinner.  Cap. 2.

waren, gefunden habe, dasz innerhalb der Rohre die Spitze in einer Lange von 1/20 Zoll bis zu einem Zoll zuriickgefaltet worden war. Endlich ist das VerhAltnis zwischen den RAndern der basalen und Spitzentheile fiir die breiteren Dreiecke wie 3 zu 2 und fiir die schmalen     1

Dreiecke wie 2½ zu 2. Nach diesen verschiedenen Betrachtungen hatte unter der Annahme, dasz die Warmer die Dreiecke nach Zufall ergreifen, sicher erwartet warden kOnnen, dasz eine verhaltnismll.szig ansehnlich groszere Zahl mit dem basalen als mit dem Spitzentheil in die Hohle gezogen werden wiirde; wir werden aber sofort sehen, wie verscbieden das Resultat war.

Dreiecke von den oben speciell angeffihrten Groszen waren an vielen 1 Orten und in vielen aufeinander folgenden Nachten auf dem Boden in der Nahe von Wurmlochern ausgestreut, aus welchen die Blatter, Blatt­ stiele, Zweige u. s. w., mit denen sie zugestopft gewesen waren, ent­ fernt waren.   Im Ganzen wurden 303 Papierdreiecke von Wfirmern

in ihre Hoblen eingezogen; 12 andere waren mit beiden Enden binein­ gezogen worden ; da es aber unmoglich war, zu entscheiden, an welchem Ende sie zuerst ergriffen worden waren, so wurden sie ausgeschlossen. Von den 303 Dreiecken waren 62 Procent mit der Spitze eingezogen worden (unter dieser Bezeichnung alle diejenigen begreifend, welche mit dem einen Zoll langen Spitzentheil eingezogen worden waren);

15 Procent waren mit der Mitte eingezogen und 23 Procent mit dem basalen Theil. Waren sie ganz unterschiedslos gleicbmaszig mit jedem Theil eingezogen worden, so wiirde das procentische Verhltltnis fiir einen jeden Theil, den Spitzentheil, den mittleren und den basalen, 33,3 gewesen sein ; wie wir aber soeben gesehen haben, hatte erwartet werden konnen, dasz eine verhaltnismaszig viel grOszere Anzahl mit dem hasalen als mit irgend einem der beiden anderen Theile eingezogen worden sein wiirde. Wie aber die Thatsachen vorliegen, wurden nabezu dreimal soviel mit der Spitze eingezogen wie mit der Basis. Wenn wir die breiten Dreiecke fiir sich allein betracbten, so wurden 59 Pro­ cent mit der Spitze, 25 Procent mit der Mitte und 16 Procent mit der Basis eingezogen. Von den scbmalen Dreiecken wurden 65 Pro­ cent mit der Spitze eingezogen, 14 Procent mit der Mitte und 21 Pro­ cent mit der Basis ; so dasz bier die mit der Spitze eingezogenen dreimal so viel waren wie die mit der Basis eingezogenen. Wir kOnnen daher scblieszen, dasz die Art und Weise, wie die Papierdreiecke in die Wurmlocber hinabgezogen warden, keine Sache des Zufalls ist.

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Cap. 2.   Ihre Intelligenz.    49

In acht Fallen waren zwei Dreiecke in ein und dieselbe ROhre gezogen worden , und in sieben von diesen FIi.Hen war das eine Drei­ eck mit der Spitze, das andere mit der Basis eingezogen worden. Dies waist wiederum darauf bin, dasz das Resultat nicht durcb den Zufall bestimmt wird. Wdrmer scheinen zuweilen im Acte des Hereinziehens der Dreiecke sich zu drehen, denn fiinf aus der ganzen Zahl waNin an der Innenfllche der ROhre zu einer unregelmll.szigen Spirale aufg wunden. In einem warmen Zimmer gehaltene Wiirmer zogen 68 Dreieeke in ihre ROhren; wie es aber bei den KieferblAttem der Fall war, so ar­ beiteten sie bier in einer ziemlich sorglosen Weise, denn nur 44 Pro­ cent waren mit der Spit:r.e, 22 Procent mit der Mitte und 88 Procent mit der Basis hineingezogen. In fiinf Flllen waren zwei Dreiecke in eine und dieselbe ROhre gezogen.

Es kOnnte mit augenscheinlich groszer Wahrscheinlichkeit ver­ muthet warden, dasz eine verhAltnismli.szig so grosze Anzahl von Drei­ ecken mit der Spitze in die Locher gezogen wurde, nicht weil die Wiirmer dieses Ende als das zweckmAszigste sich ausgewll.hlt haben, sondern weil sie es zuerst auf andere Weise versucht und es damit nicht fertig gebracht haben. Diese Ansicht wurde durch Beobachtung der Art und Weise unterstdtzt, in welcher gefangen gebaltene Wdrmer die Papierdreiecke berumziehen und wieder fallen lassen; dann fiihren sie aber ihre Arbeit nacblli.ssig aus. fob sah nicht gleich anfangs die Bedeutung dieses Gegenstandes ein, sondem bemerkte nur , dasz die Basaltheile derjenigen Dreiecke, welche mit der Spitze eingezogen worden waren, meist rein und nicht zerknittert waren. Spll.ter wandte ich dem Gegenstand sorgfll.ltige Aufmerksamkeit zu.   An erster Stelle warden mehrere Dreiecke, welcbe mit dem basalen Winkel oder mit der Basis selbst oder ein wenig oberbalb der Basis eingezogen worden waren, und welche dadurch stark zerknittert und beschmutzt waren, einige Standen in Wasser liegen gelassen und dann nocb unter Wasser tdchtig geschlittelt; es wurden aber dadurch weder der Schmutz nocb die Briicbe im P!'pier entfernt. Nur unbedeutende Falten konnten be­ seitigt warden, selbst nach Durcbziehen der nassen Dreiecke mehrere Male durch meine Finger. In Folge des von den KOrpem der Wdrmer herriihrenden Schleims war der Schmutz nicht leicht abzuwaschen. Wir kOnnen daher schlieszen, dasz, wenn ein Dreieck, ehe es mit der Spitze eingezogen wurde, mit seiner Basis auch nur mit einem ge­ ringen Kraftaufwand in eine WurmrOhre hineingezogen worden wll.re,

DARWIN, Blldung der Actererde. (XIV. J.) 4

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50   Lebensweiae der Wunner.   Cap. 2.

der basale Theil dann noch lange seine Falten und Briiche und seinen Schmutz behalten wiirde. Es wurde nun der Zustand von 80 Drei­ ecken (65 schmalen und 24 breiten), welche mit der Spitze eingezogen worden waren, untersucht ; und die Basaltheile von nur 7 unter ihnen waren iiberhaupt faltig und gleichzeitig meistens auch schmutzig. Von den 82 nicht zerknitt.erten Dreieoken waren 14 an der Basis schmutzig; aus dieser Thatsache folgt aber nicht, dasz dieselben zuerst mit ihren Basen naeh der WurmrOhre hingezogen worden wAren ; denn die Wiirmer bedeekten zuweilen grosze Stiioke der Dreieeke mit Schleim, und wenn dieselben dann mit der Spitze voran iiber den Boden hingezogen wurden, wnrden sie natiirlioh sehmutzig; wll.hrend Regenwetters wurden die Dreiecke hll.ufig auf einer ganzen Seite oder auch auf beiden Seiten beschmntzt. Wenn die Wiirmer die Dreiecke mit ihren Basen ebenso hlLufig wie mit ihren Spitzen nach den Mundungen ihrer ROhren ge­ zogen und dann wahrgeoommen hl!.tten, ohne factisch den Versuch zu machen, sie in die Bohren zu ziehen, dasz das breitere.Ende fiir diesen Zweck nicht so gut passe, - selbst in diesem Falle wiirde der basale Theil einer verhll.ltnismll.szig groszen Zahl wahrscheinlich l,eschmutzt gewesen sein. So unwahrscheinlich nun auch der Schlusz sein mag, so kOnnen wir doch schlieszen, dasz die Wiirmer durch irgend welche Mittel zu beurtheilen im Staude sind, welches das beste Ende ist, mit welchem Papierdreieeke in ihre Hohlen gezogen werden kOnnen.

Die procentischen Resultate der vorstehenden Beobachtungen iiber die Art und Weise, in welcher die Wiirmer verschiedene Arten von GegenstAnden in die Miindungen ihrer Rohren hineinziehen, k<>nnen in folgender Obersicht abgekiirzt dargestellt werden.

Mlt der   ,

Spltze oder Mlt der Mltte Mlt der   I

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Name des Gegenstandes.

Blitter verschiedener Arten .

-    der Linde, basaler Rand der Blattfliiche breit,

 

nahe dersel- hen In die Rohren gezogen.

80

 

oder n&he derselbon In die Rohren gezogen.

1.1

 

Basis oder 1. nahe der- aelben ein gezogen.

9    i

I

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Spitze zugespitzt

 

79   17

 

4    ,

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von Laburnum, basaler Theil der Blattscheibe  I

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ebenso schmal oder zuweilen ein wenig schmi- ler als der Spitzentheil . . . . . . . .

von Rhododendron, basaler Theil der Blatt- I

scheibe hiufig schmiiler als der Spitzentheil

von Kiefern, aus zwei von einer gemeinsamen ii

Basis entspringenden Nadeln bestehend . !I

 

 

63   10

84

 

27   I

66

100  I

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Cap. 2.   lhre Intelligenz.    51

 

Name des Gegenstandea.    SpJlltl&ltedoedr er Mlt der Mltte Mlt der nahe denel oder nahe Bula oder ben In die denel en In nahe de!

Rohren    die Rohren selben ew- a:eooa:en.         gezogen.  gHogen.

Blatt.atiele einer Clematis, nach der Spitze zn etwaa

 zugeapitzt, an der Basis atumpf     . .

-- der Eaclae , ,daa dioJte baaale Ende oft ala

. Nalu-ung eiegezogen . . . . . . . . .

- der Robinia, .iuszerat dilnn , beaonders nach der Spitze zu, ao dasz sie schlecht dazu passen, die bren zuzuatopfen . . .

Papierdreiecke von beiden Groazen

-, die breiten allein

-, die schmalen allein . . . .

76   24

48,5 61,5

44   56

62   15   23

59   25   16

65   14   21

 

Wenn wir diese verschiedenen FIi.He in Betracbt ziehen, so konnen wir .die Folgerung kaum vermeiden, dasz Wdrmer in der Art und Weise ihre Bohren zuzustopfen einen gewissen Grad von Intelligenz entfalten. Es wird ein jeder besonderer Gegenstand in einer zu gleich­ formigen Art ergrift'en, und zwar aus Ursachen, welohe wir nicht ein­ sehen konnen, um .das Resultat dem bloszen Zufall zuzuschreiben. Dasz nicht jeder einzelne Gegenstand mit dem spitzen Ende in die Rohre gezogen worden ist, ddrfte daraus zu erkl!Lren sein, dasz dadurch Arbeit erspart worden ist, dasz einige mit dem breiteren oder dickeren. Ende voraus hineingeschaft't worden sind. Ohne Zweifel werden die Wiirmer durch ihren Instinct dazu geleitet, .ihre Bohren zuzustopfen , und es bAtte wohl erwartet werden konnen, dasz sie auch durch den Instinct darauf gefiihrt worden wAren , wie sie, ganz unabhil.ngig von Intelli­ genz, in jedem einzelnen Falle am Beaten zu verfahren hil.tten. Wir sehen, wie schwierig es ist zu beurtheilen, ob Intelligenz mit in's Spiel kommt, denn man .m0chte zuweilen meinen, dasz selbst Pflanzen da­ duroh geleitet werden: z. B., wenn aus ilirer Stellung gebrachte Bllltter ihre oberen FlAche durch 11.uszerst complicirte Bewegungen und auf dem kiirzesten Wege wiederum nach dem Lichte hin wenden. Bei Thieren konnen Handlungen, welche scheinbar Folge der Intelligenz sind, durch vererbte Gewohnheit oboe Intelligenz ausgeftihrt werden, obschon sie urspriinglich durch dieselbe erlangt worden sind. Oder es kann auch die Gewohnheit durch die Beibehaltung und Vererbung wohl­ tha.tiger Abiinderungen irgcnd einer anderen Gewohnheit erlangt worden sein; und in diesem Falle wird die neue Gewohnheit unabhii.ngig von

4*

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52   Lebensweise der Wunner.   Cap. 2.

Intelligenz durch den ganzen Verlauf ihre1 Entwicklung erworben worden sein. Darin besteht a priori keine Unwahrscheinlichkeit, dasz die Wurmer specielle lnstincte durch beide der letztgenannten Mittel er­ worben haben. Nichtsdestoweniger ist es aber doch unglaublich, dasz sich Instincte in Bezug auf GegenstAnde entwickelt haben sollten, wie auf BlAtter oder Blattstiele auslll.ndischer Pflanzen, welche den Vor­ fahren der Wurmer, welche in der beschriebenen Art und Weise ver­ fubren, vollstll.ndig unbekannt gewesen sind. Auch sind ibre Hand- lungen nicht so unabAnderlich fest oder unvermeidlich, wie es die meisten ecbten, lnstincte sind.

Da die Wurmer nicht in jedem besonderen Falle durch specielle Instincte geleitet werden, obschon sie den allgemeinen instincti ven Trieb besitzen, die Miindungen ihrer ROhren zu verstopfen, und da Zufall ausgeschlossen ist , so scheintdie am meisten wahrscheinliche Folgerung die zu sein, dasz sie auf viele verscbiedene Weisen versuchen, Gegenstlinde in ihre HOhlen zu zieben, und dasz es ihnen zuletzt auf irgend eine specielle Weise gelingt. Es wll.re aber iiberrascbend, wenn ein auf der Stufenleiter so tiefstehendes Thier, wie ein Wurm, die Fa.hig­

keit haben sollte, so zu bandeln, da viele hObere Tbiere diese Fa.hig­ keit nicht besitzen. So kann man z. B. sehen, wie Ameisen vergebens versuchen, einen Gegenstand quer zur Richtung ihres Wags fort­ zuschleppen, welcher 111.ngsweise leicht fortgezogen warden kOnnte; ob­ schon sie meistens nach einiger Zeit in einer weiseren Art verfahren. Mr. FABRE gibt an 6, dass eine Art Sphex, - ein Insect, welches zu derselben hochbegabten Ordnung gehOrt, wie die .Ameisen, - ihr Nest mit gelahmten Heuschrecken versorgt , welcbe a.usnahmslos bei den Antennen in ihre HOhlen hineingescbleppt werden. Weon diese dieht am Kopfe abgeschnitten wurden, so ergrift' die Sphex die Palpen;

wenn aber auch diese noch abgeschnitten wurden, so wurde der Ver- such, die Beute in die Hohle zu ziehen, voller Verzweiflung aufgegeben.

Die Sphex hatte nicht lntelligenz genug, eines der sechs Beine oder die LegerOhre zu ergreifen , welche, wie Mr. FABRE bemerkt , ganz gleiche Dienste geleistet haben wdrden. Wenn ferner die gel!Lhmte Beute mit eioem daran befestigten Ei ans der Zelle herausgenommen wird, so verschlieszt die Sphex, nachdem sie hineingekommen ist und die Zelle leer gefunden bat, dieselbe trotzdem in der gewOhnlichen

5 s. sein interessa.ntes Werk: Souvenirs entomologiques, 1879. p. 168-177.

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Cap. 2.   Ihre Intelligenz.    53

mlibsamen Weise. Bienen versucben stundenlang <lurch ein Fenster zu entfliehen und fahren stundenlang fort, daran umherzusummen, ob­ gleich die andere Ha.lfte otfen gelassen ist. Selbst ein Hecht fuhr

-drei Monate Jang fort, gegen die Glaswand eines Aquariums loszu­ stlirzen und sich an ihr zu stoszen, in dem vergeblichen Versucbe, die auf der anderen Seite der Scheibe befindlichen Ellritzen zu ergreifen 7 Mr. LAYARD hat gesehen 8, wie eine Cobra Schlange viel weiser ban­ delte, als sowohl der Hecht als die. Sphex; sie hatte -eine Krote, die in einem Loche gelegen hatte, dort verschluckt und konnte nun ihren Kopf nicht zuriickziehen, die Krote wurde daher wieder ausgeworfen ond fieng an fortzukriechen; die Scblange ergriff sie von neuem, ver­ schlang sie wieder un<l brach sie nochmals us. Nun batte aber die Schlange durch Erfahrung gelernt; denn nun ergriff sie die. Krote bei (linem ihrer Beine uod zog sie damit ans <lem Loche. Selbst hobere Thiere folgen ilmm lostincten hll.ufig in einer sinnlosen oder zweck­ losen Art und Weise; der Webervogel windet mit A usdauer Faden um

,die Stabe !leines Klifigs, als baute er ein Nest; ein Eichhorn bringt Nlisse auf einen holzernen Boden, als babe es dieselben in der Erde vergraben; ein Bieber schneidet Holzstiicke ah und schleppt sie herum,

obgleich kein Wasser vorhanden ist, was. ahzudammen ware, und A.hn­ liches in vielen anderen Fallen.

M;. RoMANES, welcher das Seelenleben der Thiere speciell studirt

hat, ist der Meinung, dasz wir nur da mit Sicherheit Intelligenz an­ nehmen kOnnen, wo wir sehen, dasz ein lndividuum aus seiner eigenen Erfabrung Vortheil zieht. Nach dieser Probe zeigte die Cobra etwas Intelligenz; dies wlirde aber viel deutlicher gewesen sein , wenn sie bei einer zweiten Gelegenheit sofort die Krlite an ihrem Beine aus der BOble be1ausgezogen bll.tte. Wenn nun Wormer versuchel1, Gegen­ stAnde in ihre Rlihren zu schleppen und zwar zuerst auf die eine Art und Weise und dann auf eine andere, bis es ihnen zuletzt gelingt, so zieben sie, wenigstens in jedem besonderen Falle, aus ibrer Erfahrung Vortheil.

Man bat aber Zeugnisse vorgebracht, welche zeigen sollen, dasz

die Wiirmer nicht gewohnheitsgeml!.sz versuchen, Gegenetl!.nde auf ver­ scbiedene Weisen in ibre Locher zu ziehen. So hlitten halbzersetzte

' H ij bi us, Die Bewegungen der Thiere etc. 1878. p. 111.

8 Annals and Mag. of Nat. Hist. 2. Ser. Vol. 9. 1852. p. 333.

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54   Lebensweise der Wllrmer.  Cap. 2.

LindenbllLtter wegen ihrer Biegsamkeit an ihrem mittleren oder basalen Theile hineisgezogen werden kOnnen und wurden auch in dieser Weise in betril.chtlicher Anzahl in die IU)bren geiogen ; und docb wurde die grosze Mehrheit mit der Spitze oder nahe bei derselben bineingeiogen. Die Blattstdcke der Clematis Mtten sicherlich mit gleicher Leichtig­ keit an der Spitze wie an der Basis hineingezogen werden kOnnen ; und dooh wurden drei Mal , und in gewissen FILllen fiinf Mal so viel mit der Spitze, wie mit der Basis eingezogen. Man Mtte wohl meiuen kOnnen, dasz die Stiele der BlAtter die Wdrmer als ein sehr bequemer Angrift'spunkt bii.tten reizen konnen ; und doch werden sie in keinem bohen Masze benutzt, ausgenommen wenn die Basis der Blattscheibe schmlLler ist als die Spi zen. Eine grosze Anzahl von Blattstielen der Esche wird in dieser Weise eingezogen ; dieser Theil dient aber den Wdrmem als Nahrungsmittel. In dem Falle mit den KieferbllLttern zeigen die Wiirmer deutlicb, dasz sie das Blatt wenigstens nicht nach dem Zufall ergreifen; ihre Wahl scbeint aber nicbt durch das Aus­ einanderweicben der zwei Nadeln und den davon abhlLngigen Nacbtheil und diedaraus flieszende NOtbigung, die Blii.tter mit ibrer Basis in die Rohren zu zieben, bestimmt zu werd . Was die Papierdreiecke betrifft, so war an denjenigen, welcbe mit der Spitze eiugezogen wur den, selten die Basis zerknittert und scbmutzig; und dies b_eweist, dasz die Wiirmer nicht oft zuerst versucht batten, sie mit diesem Ende voraus bineinzuziehen

Wenn Wiirmer, entweder ebe sie einen Gegenstand nach den Offnungen ihrer ROhren hinziehen oder nachdem sie denselben dorthin gezogen haben, zu beurtbeilen im Stande sind , auf welcbe Weise sie ihn am beaten hineinziehen Mnnen , so miissen sie irgend eine Vor­ stellung \#on seiner allgemeinen Gestalt erlangen. Dies erlangen sie wahrscheinlich dadurch, dasz sie ihn an vielen Stellen mit dem vor­ deren Ende ihres KOrpers, welcbes als ein Tastorgan dient, beriihren. Wir mdssen uns bier daran erinnem, wie vollkommen der Gefdhls-

. sinn bei einem Menschen wird, der blind und taub geboren ist, wie es ja Wurmer sind. Wenn die Wiinner das VermOgen haben, irgend eine, wenn auch noch so robe Vorstellung von der Gestalt eines Gegen­ standes und ihrer HOhlen zu erlangen, wie es der Fall zu sein scheint, so verdienen sie intelligent genannt zu werden; denn sie bandeln dann in nahezu derselben Art und Weise, wie ein Mensch unter 11.hnlichen Umstll.nden bandeln wiirde.

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Cap. 2.   Aushohlen der Rohren.     55

Um dies zusammenzufassen: da '1er Zufall nicbt die Art und Weise bestimmt, in welcher GegenstAode von den Wiirmern in ihre Hohle hineingezogen werden, und da die Existenz specialisirter Instincte nicht fiir jeden besonderen Fall angenommen werden kann, so ist die erste und natiirlicbste Vermutbung die, dasz die Wfirmer silmmtliche Metboden versuchen, bis es ihnen endlich gelingt; aber viele einzelne Tbatsachen steben einer derartigen Annahme entgegen. Es bleibt nur eine einzige Alternative iibrig, dasz n!l.mlich Wiirmer, obgleich sie in der Stufenleiter der Organisation tief stehen, docb einen gewissen Grad von Intelligenz besitzen. Dies wird einem Jeden als sehr unwahr­ scheinlich auffallen; aber es darf wohl bezweifelt werden, ob wir genug von dem Nervensystem der niederen Thiere wissen, um unser natiir­ liches Mistrauen in eine solcben Scbluszfolgerung zu rechtfertigen. Was die geringe Grosze der Hirnganglien betrifft, so miissen wir uns daran erinnern, was fiir eine Masse vererbter Kenntnis , mit einiger Fa.higkeit, Mittel einem Zwecke anzupassen, in das minuti0se Gehirn einer Arbeiterameise zusammengedr!l.ngt ist.

Mittel, durch welche die Wiirmer ihre Rohren aus­ h 0 h I en. - Dies wird auf zweierlei Weisen ausgefiihrt : durch das W egdr!l.ngen der Erde auf allen Seiten und durch das Verschlingen derselben. Im ersten Falle bringt der Wurm das ausgestreckte und verdiinnte vordere Ende seines K0rpers in irgend eine kleine Vertiefung oder H0hlung; und nun wird, wie PERRIER bemerkt 9, der Schlundkopf in diesen K0rpertheil vorgestoszen, Welcher in Folge dessen anschwillt und die Erde auf allen Seiten wegdrangt. Das vordere K0rperende dient hiernach als Keil. Es dient aber auch, wie wir friiher gesehen haben, zum Ergreifen und zum Saugen und als Tastorgan. Ein Wurm wurde auf lockere Ackererde gelegt, und er bohrte sich in einer Zeit von zwischen zwei und drei Minuten in dieselbe ein. Bei einer anderen Gelegenheit verschwanden vier Wiirmer in 15 Minuten zwischen den Seiten des Topfes und der Erde, welche mii.szig niedergedriickt worden war. Bei einer dritten Gelegenbeit wurden drei grosze Wiirmer und ein kleiner auf lockere Ackererde, die mit feinem Sande ordentlich durchmiscbt und fest niedergedriickt worden war, gelegt, und sie ver­ schwanden sa.mmtlicb, mit Ausnahme des Schwanzes von einem, in 35 Minuten. Bei einer vierten Gelegenbeit wurden sechs grosze Wiirmer

9 Archiv. de Zoolog. e1perim. T. 3. 1874. p. 405.

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56   Lebensweise der Wiirmer.  Cap. 2.

auf thonigen Lehm, mit Sand vermischt und fest niedergedrflckt, gelegt, und sie verschwanden, ausgenommen die auszersten Schwanz­ spitzen von zweien unter ihnen, in 40 Minuten. In keinem diesel" Falle verschluckten, so weit man es sehen konnte, die Wiirmer irgend welche Erde. Sie drangen meist dicht an den Wanden des Topfes in die Erde ein.

Es wurde nun zunachst ein Topf mit sehr feinem eisenschiissigen S.wde gefiillt, welcher niedergedriickt, ordentlich begossen und auf diese Weise ii.uszerst compact gemacht wurde. Einem groszen, auf der Ober­ flache liegen gelasse en Wurme gelang es stundenlang nicht, sich einzu­ bohren, und er hatte sich nicht eher vollstandig eingegraben, als bis 25 Stunden 40 Minuten verflossen waren. Dies wurrle dadurch bewirkt, dasz der Sand verschluckt wurde, wie daraus offenbar hervorgieng, dasz eine grosze Quantitat durch den After ausgeworfen wurde, lange ehe der ganze Korper verschwunden war. Excrementmassen von abn­ licher Beschaffenheit wurden wahrend des gan_zen folgenden Tages fort­ dauernd aus der Rohre ausgeworfen.

Da von einigen Schriftstellern dariiber Zweifel ausgedriickt worden sind, ob die Wiirmer jemals Erde verschlucken allein zu dem Zwecke, ihre Bohren auszuhohlen, so sollen noch einige weitere Falla angeffihrt werden. Eine, 23 Zoll machtige Masse feinen rothlichen Sandes, welche nahezu zwei Jahre Iang auf dem Boden liegen gelassen worden war, war an vielen Stellen von Wiirmern durchbohrt worden; und ihre Excrementmassen bestanden zum Theil aus dem rothlichen Sand, zum Theil aus schwarzer Erde, welche von unterhalb der Masse herauf­ geschafft worden war. Dieser Sand war ans einer betrachtlichen Tiefe ausgegraben worden und war von einer so armseligen Beschaffenheit, dasz Unkraut nicht auf ihm wachsen konnte. Es ist daher in hohem Grade unwahrscbeinlich, dasz er von den Wii.rmern als Nahrung ver­ schluckt worden sei. Ferner bestanden auf einem Felde in der Na.he meines Hanses die Excrementmassen haufig aus beinahe reiner Kreide, welche nur in einer geringen Tiefe unter der Oberflache liegt; und bier ist es wiederum sehr unwahrscbeinlich, dasz die Kreide wegen der sehr geringen organiscben Substanz verschluckt worden sein sollte, die ans der armlichen dariiber liegenden Weide in dieselbe durchgesickert sein konnte. Endlich wurde ein durch den Cement und den zersetzten Mortel zwiscben den Ziegeln, mit welchen die jetzt in Ruinen liegende Absis der Beaulieu Abbey friiher gepflastert gewesen war, empor-

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<::ap. 2. Verschlucken Erde zur Nahrung. 57

gescbaffter Excrementbaufen ausgewaS'Cben , so dasz nur die grobere Masse iibrig blieb. Diese bestand aus Kornern von Quarz, Glimmer­ scbiefer, anderen Gesteinsarten und von Ziegeln oder Fliesen, von denen

viele von ½o bis 1/10 Zoll im Durchmesser maszen. Niemand wird nun annehmen mogen, dasz diese Korner als Nahrung verschluckt wurden, und doch macbten sie mehr als die Halfte der Excrement­

haufen aus, denn sie wogen 19 Gran, wahrend die ganze Excrement­ masse 33 Gran gewogen batte. Sobald nur immer ein. Wurm bis zu einer Tiefe von einigen Fuszen in niclit gestortem, compactem Boden sich eingriibt, musz er sich seinen Durchgang durch Verschlucken der Erde erzwingen; denn es ist unglaublich, dasz der Boden auf alien Seiten dem Drucke des Schlundkopfes nachgeben konnte, wenn derselbe innerhalb des Wurmkorpers vorgestoszen wird.

Dasz die Wormer eine groszere Quantitat Erde zu dem Zwecke verschluckten, irgend welche nabrhafte Substanz, welche dieselbe ent­ halten moge, auszuzieben, als um ihre Rohren zu bauen, scheint mir sicher zu sein. Da aber diese alte Annahme von einer so hoheu Autorit!l.t wie CLAPAREDE bezweifelt worden ist, so miissen die Belege zu ihren Gunsten mit einiger Ausfuhrlichkeit mitgetheilt werdeu. Eine derartige Annahme hat a priori nichts Unwabrscbeinliches; denn auszer andern Anneliden, ganz besonders der Arenicola piscatorum, welche eine solche ungeheure Menge von Excrementhaufen auf den zwischen den Fluthgrenzen liegenden Sandflachen der b1itischen (und nordP-uropil.ischen) Koste auswirft, und von welcher angenommen wird, dasz sie sich in dieser Weise ernahrt, gibt es zu den verschiedensten Classen geMrige Tbiere, welche nicht bohren, aber gewobnheitsgemasz grosze Mengen von Sand verschlucken, namentlich die Molluskengattung Onchidium und viele Echinodermen 10

Wann Erde nur dann verscbluckt wiirde, wenn die Wormer ibre Bohren tiefer griiben, oder wenn sie neue Rohren bauten, so \Viirden Excrementrollen nur gelegentlich ausgeworfen werden; aber an vielen Orten sind frische Excrementmassen an jedem Morgen zu sehen , und die Menge der ans einem und demselben Wurmloche im Laufe mehrerer Tage ausgeworfenen Erde ist bedeutend. Und doch bohren sich die Wurmer nicht bis zu einer groszen Tiefe ein, ausgenommen wenn

10 Ich fllhre dies nach der Autoritat von Semper an, Reisen im Archipel der Philippinen, 2. Th. 1877. p. 30.

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58   Lebensweise der W\irmer.  Cap. 2.

das Wetter sehr troeken oder intensiv kalt ist. Auf meiner Rasen­ flicbe hat die Sebieht der sehwarzen Aekererde nor eine Michtigkeit von ungefll.hr 5 Zoll und liegt iiber einem hellfarbigen oder rOthliehen thonigen Boden; wenn nun Exerementhaufen in der allergrOszten Menge ausgeworfen werden, so ist nur ein verMltnismAszig kleiner Theil hell gef'Arbt, und es ist doeh unglaublieh, dasz die Wiirmer Tag fiir Tag frisehe ROhren naeh alien Riebtungen bin in der ddnnen ober­ fl!iehliehen Sehieht dunkelgef'Arbten Humus bauen sollten, wenn sie nieht irgend welehe Nahrung aus ibm zogen. Ieh babe einen dureh­ aus analogen Fall auf einem Felde in der NII.he meines Hauses beob­ aehtet, wo hellrother Thon dieht unter der Oberflll.ehe lag. Ferner wurde ermittelt, dasz auf einem Theile der Downs in der NII.he von Winchester die vegetabilisehe iiber der Kreide liegende Aekererde nur eine Mll.ehtigkeit von zwisehen 3 bis 4 Zoll hatte; und die vielen dort aufgeworfenen Exerementhaufen waren so sehwarz wie Tinte und brausten mit Sa.uren nieht auf, so dasz sieh also die Wdrmer auf diese diinne oberfl!l.ehliehe Sebicht von Humus beschrii.nkt haben miissen, von welehem tll.glieh grosze Mengen versehluekt warden. Auf einer anderen Stelle in keiner groszen Entfernung davon waren die Exeremente weisz; warum die Wiirmer an gewissen Stellen sich in die Kreide eingebohrt haben und an anderen nicht, bin ieh nicht im Stande zu vermuthen.

Auf meiner Besitzung waren zwei'grosze Haufen Bl!l.tter zum Ver­

wesen liegen gelassen worden, und noch Monate nach ibrer Entfernung war die nackte, mehrere Yards im Durchmesser haltende Oberflllehe so dicht mit Wurmexcremente mehrere Monate hindurch bedeekt, dasz sie eine beinahe zusammenhll.ngende Schieht bildeten ; die grosze Anzahl von Wlirmern, welcbe bier lebte, musz wll.hrend dieser Monate von der in der scbwarzen Erde enthaltenen nahrhaften Substanz gelebt baben.

Von einem anderen Haufen faulender Blll.tter wurde die unterste, mit etwas Erde vermischte Schicht unter einer starken VergrOszerung untersuebt; die Anzabl von Sporen verscbiedener Form und GrOsze, welche dieselbe enthielt , war ersta11nlich grosz ; und diese im Kau­ magen der Wlirmer zerquetscht, wird in bohem Masze dazu beigetragen baben, sie zu emli.hren. Wo nur immer Excrementmassen in der grOszten Menge aufgeworfen werden , werden wenig oder gar keine Blll.tter in die Bohren eingezogen; so wurde beispielsweise der Rasen

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Cap. 2.   Verscblocken Erde zur Nahrung. 59

entlang einer ungeflhr 200 Yards langen Hecke im Herbste ta.glich wAhrend mebrerer Woehen beobacbtet, und jeden Morgen waren frische Eicrementhaufen zu sehen; aber nicbt ein einziges Blatt wurde in diese Hilhlen hineingezogen. Nach der schwarzen Flirbung dieser Excrement­ massen und nach der Beschaff'enbeit des Untergrundes konnte dieselbe aus keiner grilszeren Tiefe als a.us 6 oder 8 Zoll beraufgescbafft worden sein. Von was batten nun die Wiirmer wa.hrend dieser ganzen Zeit leben kilnnen, wenn nicht von der in der schwarzen Erde enthaltenen Substanz? Wo dagegen andererseits nur immer eine grosze Zahl von Blllttern in die Rnhren gezogen wurden, scbienen die Wiirmer ba.upt­ sllchlich von ihnen zu leben, denn da.nn warden nur wenig erdige Excremente auf der Oberflll.che aufgeworfen. Diese Verschiedenheit in dem Benehmen der Wiirmer zu verschiedeoen Zeiten erkl!lrt viel­ leicht eine Angabe CLAPAREDE's, dasz na.mlich zerkleinerte Bla.tter und Erde immer in verschiedenen Theilen ibres Darmcanals gefunden werden.

 

Wiirmer sind zuweilen an Stellen auszerordentlicb hll.ufig, wo sie nur selten oder niemals abgestorbene oder friscbe Bla.tter erhalten kilnnen, so beispielsweise unter dem Pilaster in sorgfa.ltig gekebrten Hofen, wohin nur gelegentlich Bla.tter gewebt werden. Mein Sohn HORACE untersucbte ein Haus , de888a eine Ecke sich gesenkt batte ; und bier fand er im Keller, welcher im a.uszersten Masze feucbt war, kleine Wurmexcrementhaufen zwiscben den Steine a.ufgeworfen, mit denen der Keller gepflastert war ; und in diesem Falle ist es un­ wahrscheinlieh, dasz die Wurmer uberhaupt jemals Bla.tter erlangt haben.

Aber den besten mir bekannten Beweis daffir, dasz Wurmer wenig­ stens wll.brend betrll.ebtlieher Perioden ausseblieszlich von der in der Erde entbaltenen organiseben Substanz leben, bieten einige Thatsachen dar, welcbe mir Dr. KING mitgetbeilt hat. In der NII.he von Nizza finden sich grosze Excrementmassen in ganz auszerordentlicber Anzabl, so dasz bauflg 5 oder 6 innerhalb eines Quadra.tfuszes Oberflll.ebe ge­ funden wurden. Sie besteben aus feiner, blaszget'll.rbter, kalkige Sub­ stanz entbaltenden Erde, welcbe, nacbdem sie durch den Kilrper der Wttrnier durebgegangen und getrocknet worden ist, mit betr!lebtlieher Kraft zusammenbll.ngt. Ieb babe Grund zur Annahme, dasz diese Excrementmassen von Arten der Gattung Perichaeta gebildet worden sind, die ans dem Orient hierher versetzt nod naturalisirt worden

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60   Lebensweise der Wiim1er.  Cap. 2.

sind tt. Sie erheben sich wie Thurme (Fig. 2); ihre Gipfel sind haufig ein wenig breiter als ibre Basen; ibre Rohe betragt zu weilen dber 3 und biiufig 2t/1 Zoll. Der hochste unter denen, welcbe gemessen wurden, war 3,3 Zoll hocb und 1 Zoll im Durcbmesser .. Ein kleiner cylindri­ scher Gang lauft in der Mitte eines jeden solcben Tburms in die Rohe; durcb denselben steigt der Wurm hinauf, um die Erde, welche

F!g. 2. Thurmihnllcher Excrementhaufen aus der Niihe von Nlzza, aus Erde geblldet und wahrscheln­ Jlch von elnerSpecles von Pericha,ta ausgelecrt; natUrllche Groszo, nach elner Photographle coplrt.

er verscbluckt hatte, auszuwerfen und dadurch die Rohe des fhurmes etwas zu vergrOszern. Ein Gebilde dieser Art wdrde es nicht leicbt

11 Dr. King gab mir einige in der Niihe von Nizza gesammelte Wlirmer, welche seiner Meinung nach diese Excrementthiirme gebildet habeo. Sie wur­ den Herrn Perrier zugeschickt, welcher sie mit groszer Liebenswlirdigkeit unterauchte und mir bestimmte: es waren Perichaeta affinis, ein Eingeborener von Cochinchina und den Philippinen, P. lusonica, ein Eingeborener von Luzon und den Philippinen, und P. Hwlleti, welcher in der Nahe von Calcutta lebt. Mr. Perrier theilt mir mit, dasz Arten von Perichaeta in den Garten in der Nihe von Montpellier und in Algier naturalisirt worden sind. Ehe ich irgend einen Grund zur Vermuthung hatte, dasz die thurmartigen Excrementhaufen von Nizza von Wlirmern gebildet worden seien, welche nicht in dem Lande endemisch sind, war ich sehr ttberrascht zu sehen, wie auszerordentlich iihnlich dieselben den Excre­ mentmassen waren, die mir aus der N!lhe von Calcutta zugeschickt worden waren. wo es bekannt ist, dasz Arten von Perichaeta iiuszerst haufig sind.

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Cap. 2.   Tiefe ihrer Rohren.  61

gestatten, dasz Bl!l.tter von dem umgebenden Boden in die ROhre11 eingezogen werden; und Dr. KING, welcher sorgfAltig danach suchte, sah niemals auch nur ein Bruchstock eines Blattes in eine ROhre ge­ zogen. Auch konnte keine Andeutung dafdr entdeckt werden, dasz die Wiirmer etwa an der Auszeren FllLche dieser Thiirme hinabgekrochen wll.ren um Bl!l.tter zu suchen, und wenn sie dies gethan bitten, wfirden beinahe sicher an dem oberen Theile, so lange er weich geblieben war, Spuren zurfickgeblieben sein. Es folgt indesz hieraus noch nicbt, dasz diese Wormer nicht w!l.brend einer anderen Jahreszeit, in welcher sie keine 11olchen Thfirme bauen, Blltter in ibre Bohren ziehen.

Nach den verschiedenen vorstehend mitgetheilten F!llen kann es kanm bezweifelt werden, dasz Wfirmer Erde verschlucken, und zwar nicht blosz zum Zwecke, dadurch ihre Rohren auszuhOblen, sondem auch um Nahrung zu edangen.  HENSEN kommt indesz nach seinen Humusanalysen zum Schlusse, dasz Wiirmer wahrscheinlich nicht von gewohnlicher vegetabiliscber Ackererde leben kOnnten, obschon er zugibt, dasz sie bis zu einem gewissen Masze von Bl!l.tterhumus ern!l.hrt werden kOnnten 11    Wir haben aber gesehen, dasz Wormer gierig robes Fleiscb, Fett und todte Wormer verschlingen, und gewOhn­ liche Actererde kann kaum anders als viele Eier, Larven und kleine lebendige oder todte GeschOpfe enthalte, ebenso Sporen cryptogamer Pflanzen und Mierocokken, wie diejenigen, welche den Salpeter entstehen

!assen. Diese versehiedenen Organismen, in Verbindung mit etwas Cellulose aus alien den nicht vollst!l.ndig verfaulten Blll.ttern und Wurzeln, dorfteu wohl den Umstand erkl!l.ren, dasz so grosze Quantit!l.ten von Humuserde von den Wormern verschluckt werden. Es dorfte vielleicht der Mohe werth sein, bier an die Tbatsacbe zu erinnern, dasz gewisse Species von Utricularia, welehe an feuchten Orten in den Tropen leben , wundenoll zum Fangen kleinster unterirdisch lebender Thiercben eingericbtete Blasen besitzen ; und diese Fallen wiirden nicbt entwickelt worden sein, wenn nicht viele kleine Thiere einen derartigen Boden bewohnten.

Die Tiefe, bis zu welcher Wiirmer vordringen und die Construction ihrer ROhren. - Obschon die Wiirmer gewOhnlich in der NII.he der Oberflilche leben , so bohren sie sich doch w!l.hrend lange fortdauernden trockenen Wetters oder strenger Killte bis zu einer

11 Zeitsehr. f. wise. Zoolog. 28. Bd. 1877. p. 364.

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62   Lebensweise der Wilrmer.  Cap. 2.

betrAchtlichen Tiefe in. In Scaodinavien, nach der Angabe von EISEN, und in Schottland, oach der Angabe von Mr. LINDS!Y CARNAGIE, erstreeken sich die ROhren hinab bis in eine Tiefe voo 7 bis 8 Fusz , in Nord­ Deutschland, nach der Angabe HoFFMEISTER's, von 6 bill 8 Fusz, doch gibt HENSEN nur eine Tiefe von 3 bis 6 Fusz an. Der letztgenannte Beobachter.hat Wiirmer in einer Tiefe von Ji/1 Fusz unter der OberfUl.che

gefroren gesehen.    Ich eelbst ha'be nicht viel Gelegeuheiten zu, r Beob­

achtung gehabt, . icb babe aber bll.ufig Wiirmer in Tiefen von 3 bis 4 Fusz angetroffen. In einer auf der Kreide rubeoden Schicht feinen Sandes, welche nie gestort worden war, wurde bei 55 Zoll Tiefe ein

. Wurm in zwei Stiicke zerscbnitten, uod ein anderer wurde hier im December bei 61 Zoll uoter der OberflAche auf dem Boden seiner ROhre gefunden. Endlich wurde in Erde in der Nl!.he einer alt.en rOmischen Villa, welche viele Jabrhunderte nicht aufgeetort worden war, ein Wurm in der Tiefe von 66 Zoll angetroffen; und dies war in der Mitte des August.

Die Rohren laufen senkrecbt oder gewOhnlicher ein wenig schrig binab. Es wird zuweilen angegeben, dasz eie sich verzweigeo; so viel ich aber gesehen babe, kommt dies nicht vor, ausgenommen in friscb gegrabenem Boden und nahe der Oberflll.che. Sie sind meistens, oder wie ich glaube ausnahmslos, mit einer diinnen Scbicht feiner, dunkel gefll.rbter, von den Wiirmern ausgeleerter Erde ausgekleidet, so dasz sie urspriinglich ein wenig weiter gemacbt worden sein miissen , als ihr scblieszlicher Durchmesser betrll.gt. Ich babe mehrere WurmrOhreo in ungestort gewesenem Sande bei einer Tiefe von 4 Fuss 6 Zoll in dieser Weise ausgekleidet gesehen. Die Wll.nde friscber ROhren sind bll.ufig mit kleinen kugligen Ballen aus dem Darm entleerter Erde, die noch weich und klebrig ist, besetzt; und allem Anscbeine nacb warden diese durcb den Wurm, wie er in seiner ROhre auf- und abwll.rts fl!.hrt, gleicbmll.szig nach aUen Seiten ausgebreitet. Die so gebildete Auskleidung wird, wenn sie beinahe trocken ist, sebr compact und glatt und paszt genau iiber den K!lrper des Wurms. Die 11.uszerst tleinen, riickwll.rts gerichteten Borsten, welche in Reihen an allen Seiten des KOrpers vorspringen, ha.hen da.durch ausgezeichnete Unter. stiitzungspunkte, und im Ganzen ist die Rohre fiir die rapiden Beweg­ ungen des Wurms vortrefflich eingerichtet. Der Oberzug scheint aucb die Wll.nde der ROhren zu verstarken und sichert vielleicht den Wurm­ kOrper vor dem Gekratztwerden. Ich glaube dies desbalb, weil mebrere

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Cap. 2.   Construction der Bohren.  63

.R6hren, welche durch eine Schicht gesiebter und iiber Rasen in einer MAebtigkeit von 1 i/1 Zoll ausgebreiteter Kohlenschlacken durchtreten, in dieaer Weise in einer ungewOhnlichen Dicke ausgekleidet waren. Naeh den Excrementmassen zu urtheilen, batten in diesem Falle die

Wiirmer die Schlaekenstiickchen naeh allen Seiten fortgeschoben und batten keine derselben verschluckt. An einer anderen Stelle traten Ahnlieh ausgekleidete WurmrOhren dureh eine Schicht grober Kohlen­ schlacken von 3i/1 Zoll Dicke. Wir sehen bieraus, dasz die Wurm­ rOhren nicht einfacbe AusMhlungen sind , sondern eher mit Tunnels vergliehen werden kOnnen, die mit Cement ausgekleidet sind.

Die Miindungen der ROhren sind aoszerdem hll.ufig mit Blllttern ausgekleidet oder gefiittert; und dies ist ein von dem, die Mundungen zu . verstopfen, versehiedener Instinct, welcher bis jetzt noch nieht bemerkt worden zu sein scheint. In zwei TOpfen gefangen gehaltenen Wiirmern wurden viele Blatter der gemeinen Kiefer oder FOhre (Pinus sylvestris) gegeben; und als nacb mehreren Wochen die Erde sorgf'a.ltig aufgebrocben wurde, stellte sieh heraus, dass die oberen Theile dreier scbrAger WurmrOhren in einer Ausdehnung von 7, 4 urid St/1 Zoll mit KieferblAttern, zusammen mit anderen Blil.ttern, welche den Wiirmern zur Nahrung gegeben waren, umgeben waren. Glas­ perlen und Stiickehen Ziegel , welehe auf die Oberflll.ehe des Bodens gestreut worden waren, waren in die Zwisehenril.ume zwischen die Kieferblil.tter eingesteekt, und diese s lben Zwiscbenril.ume waren gleieh­ falls noch mit den klebrigen, von den Wiirmern ausgeleerten Exerement­ rollen gepflastert. Die in dieser Weise hergestellten Gebilde hiengen so gut zusammen, dasz es mir gelang, ein solches mit ein wenig daran hi1ngender Erde zu entfernen. Es bestand aus einem. unbedeutend gekrdmmten cylindrischen Gaba.use, dessen Inneres dureh LOcber in den Seiten und an beiden Enden gesehen warden konnte. Die Kiefer­ blitter waren sll.mmtlicb mit ihrer Basis bineingezogen worden, und die scharfen Spitzen der Nadeln waren in den liberzug von ausgeleerter Erde bineingedrdckt worden. Wire dies nicht in erfolgreicher Weise ausgefdhrt worden, so wiirden die scbarfen Spitzen das Zuriickziehen der Wurmer in ihre Bohlen verbindert haben, es wiirden dann diese Gebilde Fallen 11.hnlich geworden sein, die mit convergirenden Draht­ spitzen verseben, den Eintritt eines Tbieres leicht, seinen Austritt aber schwierig oder unmoglich machen. Die von diesen Wiirmern entfaltete Geschicklichkeit ist beacbtenswerth, und sie ist um so

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64   Lebensweise der Wlirmer.  Cap. 2.

me_rkwiirdiger, als die Kiefer in diesem Theile Englands oicht ein­ heimisch ist.

Nachdem ieb diese von gefangen gebaltenen Wiirmero verfertigten Ri:lhren untersucht hatte , sah icb nach eioigen in einem Blumenbeete­ in der Nll.he einiger Fobren. Sie waren sii.mmtlicb in der gewl:lhnlichen Art und Weise mit den BlAttern dieses Baomes, welche bis zu einer Linge von 1 bis li/1 Zoll eingezogen worden waren, zogestopft; aber die Miinduogen vieler von ihnen waren gleicherweise mit diesen Bll1tte1n,. untermischt mit Brocbstdcken aoderer Bl11tterarten, die bis zu einer Tiefe von 4 oder 5 Zoll hineiugezogen worden waren, ausgefflttert. Wie friiher angegeben worden ist, bleiben Wiirmer hl1ofig lange in der NII.he der Miindungen ihrer Ri:lhren liegen, aogenscheinlicb der Wirme­ wegen; und die korbartigen, aus BlAttern hergestellten Gebilde werden. ihren Ki:lrper davor hiiten, dasz sie mit der kalten feoehten Erde in. dichte Beriihrung kommen. Dasz sie gewl:lholicb auf den KieferblAttero ruhten, wurde dadoreh wabrscheinlieh, dasz diese reine ond beinahe­ polirte Oberflicben batten.

Die Ri:lhren, welcbe sehr tief in den Boden hinab laufen , enden meistens, oder wenigstens bl1ufig mit einer kleinen Erweiterung oder Kammer.   Hier verbringen, naeh der Angabe von HOFFMEISTER , ein oder mehrere Wiirmer, zu einer Kugel aufgerollt, den Winter.   Mr. LINDSAY CARNAGIE theilte mir (1838) mit, dasz er viele Wurmrl:lhren. iiber einem Steinbruch in Sebottland ootersueht babe, wo der dariiber liegende Li:lszthon ond die Humussehicht vor Kurzem weggerAumt und ein kleiner senkrechter Felsabhang iibrig gelassen war.     In mehreren FIi.lien war eine und dieselbe Rohre an zwei oder drei Stelleo, einer iiber der aoderen, ein wenig erweitert, und sil.mmtliche Ri:lhren endeten, in einer Tiefe von 7 oder 8 Fusz unter der Oberflache in eioer ziemlich groszen Kammer. Diese Kammem enthielten viele kleine sebarfe Stein­ stiickehen uud Hiilsen vou Flaehssamen.  Sie mdssen aueh lebende­ Samen enthalten haben, denn im folgenden Friihjahr sah Mr. CARNAGIE: Graspflanzen aus einigen der durchschnitteoen Kammern herauswacbsen. Ich fand in Abinger in Surrey . zwei Ri:lbren, welche in einer Tiefe von 36 und 41 Zoll in Ahnlicben Kammern endeten, und diese waren mit kleineo Geschiebesteinen, uogefll.hr so grosz wie Senfki:lrner, aus­ gekleidet oder gepflastert; und in einer dieser Kammern war eio ver­ faultes Haferkom mit seiner Hulse. HENSEN gibt gleiehfalls an, dasz der Boden der Bohren mit kleineo Steinen gepflastert ist; und wo-

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Cap. 2.   Construction der Rohren.  65

diese nicht zu bescha:ffen waren, waren Samenkorner, wie es schien, von der Birne, benutzt worden; davon waren nicht weniger als fiinfzehn in eine einzige Rohre hinabgescha:fft worden, und eines derselben batte gekeimt ts. Wir sehen hieraus, wie leicbt bier ein Botaniker getauscht werden konnte, welcher zu erfabren wlinschte , wie lange tief ein­ gegrabene Samen am Leben bleiben konnen, wenn er aus einer betracht­ lichen Tiefe Erde sammelte, unter der Voraussetzung, dasz sie nur solche Samenkorner enthalten konne, welche lange Zeit begraben gelegen batten.   Es ist wahrscheinlich, dasz die kleinen Steinchen ebenso wie die Samenkorner dadurch von der Oberfl.ache hinabgescba:fft worden sind , dasz sie verschluckt wurden; denn von in Topfen gehaltenen Wiirmern wurde eine liberraschend grosze Zahl von Glasperlen, Ziegel­ und Glasstlickchen sicher in dieser Weise hinabgescba:fft; einige diirften aber aU:cb im Munde gehalten hinabgebracbt worden sein. Die einzige vermuthungsweise Vorstellung, welcbe ich mir dariiber bilden kann, warum die Wlirmer ihren Winteraufenthaltsort mit kleinen Steinen und Samen auskleiden, ist die, dasz sie dadurch verhliten wollen, dasz ihr dicht aufgerollter Korper mit <lem umgebenden kalten Boden in diohte Beriibrung kommt; eine derartige Beriihrung wlirde vielleicht ihre Respiration storen, welche nur durch die Haut vermittelt wird. Nachdem ein Wurm Erde verschluckt hat, mag er es behufs Aus­ bohlung seiner Rohre oder zur Ernll.brung gethan haben, kommt er an die Oberfl.ache um seinen Korper zu entleeren.    Die ausgeworfene Erde ist mit den Absonderungen der Darmwande durch und durch vermischt und ist dadurch klebrig geworden. Nachdem sie ausgetrocknet ist, wird sie hart. lch babe Wiirmer wahrend des Actes der Ent­ leerung beobachtet; war die Erde in einem sehr fl.iissigen Zustande, so wurde sie in kleinen Stoszen ausgeworfen, war sie nicht so fl.iissig, so folgte die Entleerung durch eine langsame peristaltische Bewegung. Sie wird nicht unterschiedslos auf irgend eine Seite hingeworfen, son­ dern mit ziemlicher Sorgfalt zuerst nach der einen Seite und dann nach einer anderen; der Schwanz wird dabei fast wie eine Kelle benutzt. Sobald ein kleiner Haufe gebildet worden ist, vermeidet der Wurm augenscheinlicb, der Sicherbeit wegen, seinen Schwanz vorzustrecken; und die erdige Masse wird durch die vorausgehend entleerte weiche Masse hinaufgetrieben. Die Mundung einer und derselben Rohre wird

13 Zeitschr. f. wiss. Zoologie. 28. Bd. 1877. p. 356.

DARWIN, Blldung der Ackererde. (XIV. 1.) 5

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66   Lebensweise der Wiirmer.  Cap. 2.

eine betrachtliche Zeit hindurch zu diesem Zwecke benntzt. Was die thurmartigen Excrementhaufen (s. Fig. 2) aus der Nahe von Nizza nnd die ahnlichen, aber noch hoheren aus Bengalen (welcbe spater noch bescbrieben und abgebildet warden) betrifft, so wird ein ansehn­ licher Grad von Geschicklichkeit bei ihrer Bildnng entfaltet. Auch beobachtete Dr. KING, dasz der Gang aufwll.rts durch diese thurmartigen Massen kaum jemals in genau derselben Linie mit der darunter liegen­ den Rohre verlaufe, so dasz ein dunner cylindrischer Gegenstand, wie z. B. ein Grashalm, nicht durch den Thurm in die Rohre ein­ gefiihrt warden konnte; diese Anderung in der Richtung dient wahr­ scheinlich in irgend welcher Weise zum Schutze. Wenn ein Wurm auf die Oberfl.11.che kommt, um Erde auszuwerfen , so streckt er den Schwanz vor; wenn er aber BIlitter einsammelt, musz er seinen Kopf vorstrecken. Es miissen_ daher die Wiirmer die Fahigkeit haben, sich in ihren , ihrem Korper dicht anpassenden Bohren herumzudreheu; und dies ist, wie es uns scheint, eine schwierige Leistung.

Wiirmer werfen nicbt immer ihre Excrementhaufen auf die Ober­

flA.che des Bodens aus. Wenn sie irgend eine Hohle finden konnen, so z. B. wenn sie in frisch umgegrabene Erde bohren oder zwischen den Stammen umda.mmter Pfl.anzen, so legen sie ihre Excrementmassen an solchen Orten ab. So wird ferner jede Hohle unter einem groszen an der Oberfl.a.che der Erde liegenden Steine bald mit ihren Excrement­ massen ausgefiillt. Nach der Angabe von HENSEN werden gewohnlich alte Wurmrobren zu diesem Zwecke beniitzt; so weit aber meine Er­ fahrung reicht, ist dies nicht der Fall, ausgenommen diejenigen in der Na.he der Oberfl.ache in vor Kurzem umgegrabenem Boden. Ich glaube, dasz HENSEN dadurch getauscht worden sein diirfte, dasz die Wande alter mit schwarzer Erde ausgekleideter Bohren eingesunken oder zusammengefallen waren; denn hierdurch warden schwarze Streifen zuriickgelassen, und diese sind , wenn sie durch hellgefarbten Boden durchziehen , in die Augen fallend und diirften wohl fiir vollstandig angefiillte Rohren gehalten werden konnen.

Es ist sicher, dasz alle Wurmrollren mit der Zeit zusammenfallen;

denn, wie wir im nachsten Capitel sehen werden, die feine von den Wiirmern ausgeleerte Erde wiirde, wenn sie gleichmaszig ausgebreitet wiirde, an vielen Stellen im Laufe eines Jahres eine Schicht von 1/6 Zoll Machtigkeit bilden, so dasz jedenfalls wenigstens diese grosze Menge

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Cap. 2.   Zusammenfallen aller Rohren.   67

nicht innerhalb der alten nicht gebrauchten Rohren abgelagert wird. Wenn die Rohren nicht zusammenfielen, wiirde der ganze Boden zuerst mit R,ijhren bis zu einer Tiefe von ungefahr zebn Zoll dicht durch­ siebt sein und in ftinfzig Jahren wtirde ein bohler, nicht unterstiitzter Raum ,on zehn Zoll Tiefe iibrig sein. Auch die durch das Wegfaulen der nacheinander gebildeten Wurzeln von Baumen und anderen Pfl.anzen gebildeten Hohlen mtissen im Verlaufe der Zeit zusammensinken.

Die Rohren der Wiirmer laufen senkrecht oder ein wenig schrag nach unten, und wo der Boden nur iiberhaupt etwas thonig ist, be­ gegnet die Annahme keiner Schwierigkeit, dasz die Wandungen wahrend sehr nassen Wetters langsam nach innen fl.ieszen oder gleiten. Wenn indesz der Boden sandig oder mit vielen kleinen Steinen vermischt ist, kann er kaum klebrigzah genug sein, u selbst wahrend des nassesten Wetters nach innen zu fl.ieszen; es diirfte hier aber eine andere Erscheinung in's Spiel kommen. Nach vielem Regen schwillt der Boden an, und da er sich nicht nach der Seite hin ausdehnen kann, erhebt sich die Oberfl.ache; wllhrend trockenen Wetters sinkt sie wieder ein. So sank beispielsweise ein groszer flacher, auf die Oberfl.ache eines Feldes gelegter Stein, - solange das Wetter trocken war, zwischen dem 9. Mai und 13. Juni um 3,33 mm ein und erhob sich zwischen dem 7. und 19. September wieder um 1,91 mm, nachdem wlihrend des letzten Theils dieser Zeit viel Regen gefallen war. Wlihrend der Froste und der Periode des Thaueil waren diese Bewegungen zweimal so grosz. Diese Beobachtungen wurden von meinem Sohn HORACE an­ gestellt, welcher spater eine Darstellung der Bewegungen dieses Steines wahrend aufeinanderfolgender nasser und trockener Zeiten und der Wirkungen des Unterminireus desselben durcb die Wiirmer veroffent­ lichen wird. Wenn nun der Boden von cylindrischen Rohren, wie von Wurmrohren, durchbohrt ist, so werden, wenn die Erde anschwillt, die Wandungen der Rohren leicht nachgeben und nach innen gedriickt werden; und in Folge des bedeutenden Gewichts der dariiberliegenden Ertle wird das Nachgeben in den tieferen Theilen (vorausgesetzt, dasz das Ganze gleichmaszig durchfeuchtet ist) groszer sein als in den Theilen naher an der Oberfl.ache. Wenn die Erde zusammentrocknet, warden die Wandungen ein wenig zusammenschrumpfen und die Rohren werden ein wenig erweitert werden. Ihre Erweiterung durch die seit­ liche Zusammenziehung des Bodens wird indessen durch das Gewicht der dariiber liegenden :Erde nicht brgtinstigt, vielmehr eher verhindert werden.

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68   Lebensweise der Wiirmer.  Cap. 2.

Verbreitung der Regenwiirmer. - Regenwiirmer finden sich in allen Theilen der Erde, und einige Gattungen derselben haben eine ungeheure Verbreitung 14 Sie leben auf den allerisolirtest ge­ legenen Inseln ; sie sind auf Island liuszerst zahlreich und es ist be­ kannt, dasz sie in West-Indian, auf St. Helena, Madagascar, Neu­ Caledonien und Tahiti existiren. Aus den antarctischen Gebieten sind Regenwiirmer von Kerguelen-Land von RAY LANKESTER beschrieben worden; und ich babe solche auf den Falkland-Inseln gefunden. Auf welche Weise sie derartige isolirte Inseln erreichen, ist fiir jetzt voll­ standig unbekannt. Sia werden leicht <lurch Salzwasser getcidtet, und es scheint nicht wahrscheinlich zu sein, dasz junge Wiirmer oder Eier­ kapseln mit, den Fiiszen oder Schn!1beln von Landvogeln anh!\ngender Erde waiter geschafft werden konnten. Ubrigens wird Kerguelen­ Land gegenwartig nicht von einem einzigen Landvogel bewohnt.

Wir haben es in dem vorliegenden Bande hauptslichlich mit der von Wiirmern aufgeworfenen Erde zu thun, und ich babe einige That­ sachen iiber diesen Gegenstand in Bezug auf entfernte Llinder ge­ sammelt. In den Vereinigten Staaten von Nord-America werfen die Wiirmer Massen von Excrementhaufen auf. In Venezuela sind Excrement­ haufen, welche wahrscheinlich von Arten der Gattung Urochaeta auf­ geworfen werden, in den Glirten und auf den Feldern hil.ufig, wie ich aber von Dr. ERNST in Caracas horP, nicht in den W!ildern. Auf dem, eine FHl.chenausdehnung von 200 Quadrat-Yard haltenden Hofraume an seinem Hause sammelte er 156 Excrementmassen. Sia schwankten in der Grosze von einem halben Cubikcentimeter bis zu fiinf Cubik­ centimeter und maszen im Mittel drei Cubikcentimeter. Sie waren daher klein, verglichen mit denen, welche man hliufig in England findet, denn sechs grosze Excrementmassen yon einem ,aide in der N!1he meines Hauses maszen im Mittel 16 Cubikcentimeter. In St. Catharina in Siid-Brasilien sind mehrere Species von Regenwiirmern h!\ufig; und FRITZ MOLLER theilt mir mit, .dasz an den meisten Stellen

.der Wlilder und Weidelandereien der ganze Boden bis zur Tiefe von "einem Viertel-Meter so aussieht, als wlire er wiederholt durch die "Darmcanlile von Wiirmern gegangen, selbst wenn kaum irgend welche "Excrementhaufen auf der Oberflil.che zu sehen sind." Man findet dort, freilich sehr selten, eine riesengrosze Art, deren Rohren zuweilen nicht

1+ Perrier, in: Arch. de Zoolog. e:rperim. Tom. 3. 1874. p. 378.

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Cap. 2.   Weite Verbreitung.   69

weniger als zwei Centimeter oder nahezu 4/6 Zoll im Durchmesser grosz sind und welche allem Anschein nach den Boden bis zu einer bedeutenden Tiefe durchbohren.

lch hatte kaum erwartet, dasz in dem trockenen Clima von Neu­ Siid-Wales Wiirmer gemein sein wiirden; Dr. G. KREFFT von Sydney theilt mir aber, nachdem er sich bei GArtnern und anderen Leuten erkundigt batte, ebenso wie nach seinen eigenen Beobachtungen mit, dasz Wurmexcremente auszerst hliufig sind. Er schickte mir einige nach heftigem Regen gesammelte, sie be tanden aus kleinen HAufchen von ungefahr 0,15 Zoll Durcbmesser; die schwarze sandige Erde, aus welcher sie gebildet waren, hieng noch immer mit betracbtlicher Zahig­ keit zusammen.

Der verstorbene Mr. JOHN SCOTT vom botanischen Garten in Cal­ cutta bat in meinem Interesse viele Beobachtungen iiber die in dem heiszen und feuchten Clima von Bengalen lebenden Wiirmer angestellt. Die Excrementhaufen sind beinahe iiberall Auszerst haufig, in Jungles und auf offenem Boden, und zwar, wie er meint, in noch Mherem Masze als in England. Nachdem sich das Wasser von den iiber­ tlutheten Reisfeldern zuriickgezogen hat, wird die ganze Flache sehr bald mit Excrementmassen dicht besetzt, - eine Tbatsache, welche Mr. SCOTT sehr iiberraschte, da er. nicht wuszte, wie lange Wiirmer unter Wasser leben konnen. Im botaniscben Garten rufen sie viele Un­ annehmlicbkeiten hervor; ,,denn einige unserer scMnsten Rasenplatze

,,lassen sich nur dadurch einigermaszen in Ordnung balten, dasz sie

,,tliglich gewalzt werden; laszt man sie nur einige wenige Tage un­

,,gestl>rt, so werden sie mit groszen Excrementhaufen dicht besetzt." Dieselben sind denen auszerordentlich lihnlich, welche als bei Nizza sehr Mufig vorkommend erwahnt wurden; sie sind wahrscheinlich das Werk einer Species von Perichaeta. Sie erhoben sich wie kleine Thiirme, mit einem offenen Gange in der Mitte.

Es wird bier eine Abbildung eines dieser Excrementhaufen nach einer Photographie mitgetbeilt (Fig. 3). Der groszte, den ich erhalten ha.be, masz 3% Zoll in der Hi>be und 1,35 Zoll im Dmchmesser; ein anderer

, masz our ¾ Zoll im Durchmesser, und 2¾ Zoll in der Hohe. Im folgen­

den Jabre masz Mr. ScoTT mehrere von den groszten Excrementhaufen; der eine war 6 Zoll hoch und hatte nabezu 1 t/2 Zoll im Durchmesser; zwei andere waren 5 Zoll hocb und maszen beziebungsweise 2 und 2t/2 Zoll im Durchmesser. Das mittlere Gewicht von den 22 mir gesandten

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70   Lebensweise der Wiirmer.  Cap. 2.

Excrementmassen war 35 Gramm (11/4 Uoze), und einer derselben wog 44,8 Gramm (oder 2 Unzen). Diese sll.mmtlichen Excrementmassen wurden entweder in einer Nacbt aufgeworfen oder in zweien. Wo in Bengalen der Boden trocken ist, wie unter groszen Bll.umen, finden sich Excrementmassen einer verschiedenen Art in ungeheurer Zahl:

dieselben bestehen aus kleinen ovalen oder conischen K0rpern von

Fig. S. Ein thurmartlger El<crementhaufen, wahrscbelollch von eioer Species -voo P,richa,ta &al geworfeo, aus dem botanlaohen Garten in Calcutta; natlirliche Grosze, oaoh elner Photographie ID Bolz geecboltteo.

ungefl\hr ½o bis etwas iiber 1/10 Zoll Lll.nge. Sie werden oft'enbar von einer verschiedenen Species von Wfirmern ausgeleert.

Die Periode, wiihrend welcher die Wiirmer in der Nil.he von Cal­ cutta eine solche auszerordentliche Thll.tigkeit entfalten, dauert nur wenig iiber zwei Monate, uamlich wAbrend der kuhlen Jahreszeit nach der Regenperiode. Zu dieser Zeit sind die Wiirmer meistens ungeffibr

10 Zoll unterhalb der Oberflliche zu finden. W!Lhrend der heiszen Jahreszeit bohren sie sich in eine gr0szere Tiefe ein und sind dann

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Cap. 2.   Weite Verbreitung.   71

zusammengerollt und augenscheinlich Sommerscblaf haltend zu finden. Mr. SCOTT hat sie nie in einer groszeren Tiefe als 2i/2 Fusz gefunden, er hat aber dann gebort, dasz sie bei 4 Fusz Tiefe gefunden worden sind. Innerbalb der W!tlder sind friscbe Excrementbaufen selbst with­ rend der beiszen Jahreszeit zu finden. Im botanischen Garten zieben die Wiirmer wahrend der kiibleren und trockenen Jahreszeit viele Blatter und kleine Zweigstiickcben in die Miindungen ihrer Rohren, wie unsere englischen Regenwiirmer ; wltbrend der Regenzeit thun sie dies aber nur selten.

Mr. ScoTT bat Wurmexcrementmassen auf den boben Bergen von Sikkim in Nord-Indien gesehen. In Siid-Indien fand Dr. KING an einer

Fig. 4, Eln Excrementbaufen von den NllglrlBergen In Siid-Indlen; natiirllche Grosze, nach eine Photographle In Holz gesohnltten.

Stelle, auf dem Plateau der Nilgiri's, in einer Erhebung von 7000 Fusz

»ziemlicb viel Excrementhaufen", welche ihrer bedeutenden Grosze wegen interessant sind. D_ie Wiirmer, welche dieselben auswerfen, sind nur wiihrend der nassen Jabreszeit zu sehen, und sollen dem Berichte nach, von 12 bis 15 Zoll in der Ll!.nge messen und so dick sein wie der kleine Finger eines Mannes. Diese Excrementmassen wurden von Dr. KING nach einer Periode von 110 Tagen ohne irgend welchen Regen gesammelt; sie muszten entweder wahrend des.Nordost-Monsun oder nocb wahrscheinlicber wl!.hrend des vorbergebenden Siidwest-Monsun ausgeworfen worden sein, denn ihre Oberfliicben batten etwas durch Zersetzung gelitten, auch waren sie von vielen feinen Wurzeln durch-

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72   Lebensweise der WUrmer.   Cap. 2.

setzt. Es wird bier eine Abbildung von einer derselben mitgetheilt (Fig. 4), welcbe noch am besten ihre urspriingliche Grosze und ihr urspriingliches Ansehen bewahrt zu haben scheint. Trotz etwas Ver­ lustes in Folge der Zersetzung wogen von fiinf von den groszten dieser Excrementmassen (nachdem sie gut in der Sonne getrocknet waren), im Mittel eine jede 89,5 Gramm oder iiber 3 Unzen, und die groszte wog 123,14 Gramm, oder 41/3 Unzen, - d. h. uber ein Viertel Pfund!

Die groszten Windungen waren etwas mehr als einen Zoll im Durch­

messer; wahrscheinlich aber batten sie sicb, wahrend sie weich waren, etwas gesenkt, und es war dadurch ihr Durchmesser etwas vergroszert worden. Einige waren so stark auseinander geflossen, dasz sie gegen­ wll.rtig aus einer Saule ubereinanderliegender, platter zusammenflieszen­ der Kuchen bestanden. Sia waren sammtlich aus feiner, im Ganzen hell gefarbter Ertle gebildet und waren uberraschend hart und com­ pact, ohne Zweifel in Folge der animalen Substanz, durch welche die Erdpartikelcben mit einander verkittet waren. Sia fielen nicht aus­ einander, selbst wenn sie einige Stunden lang im Wasser liegen ge­ lassen wurden. Obgleich sie auf die Oberflache eines kiesigen Bodens ausgeworfen worden waren, enthielten sie doch nur auszerst wenig Steinstlickchen, von denen das groszte nur 0,15 Zoll im Durchmesser hatte.

Dr. KING sah in Ceylon einen Wurm von ungefahr 2 Fusz Lange und % Zoll im Durchmesser; es wurde ihm gesagt, dasz dies eine wahrend der nassen Jahreszeit sehr haufige Species sei. Diese Wurmer mussen Excrementhaufen auswerfen, welche mindestens ebenso grosz sind wie die auf den Nilgiri-Bergen; wahrend seines kurzen Aufent­

halts auf Ceylon sah aber Dr. Knm. keine davon. Es sind nun That­ sachen in geniigender Zahl aufgefiihrt worden, welche zeigen, dasz die Wiirmer mit dem Heraufschaffen feiner Erde auf die Oberflllche in den meisten oder allen Theilen der Erde und .unter den allerverschieden­ artigsten Climaten eine grosze Arbeit verrichten.

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Drittes Capital.

Die Menge feiner Erde, welche von Wiirmern auf die Ober­

:0.iiche geschaff't wird,

Schnelligkeit, mit welcher verschiedene auf die Oberflache von grasbewachsenen Feldern verstreute Gegenstande von den Excrementen der Wilrmer bedeckt werden. - Das Begraben eines gepflasterten Wegs. - Das langsame Ein

sinken groszer auf der Oberflache liegen gelassener Steine. - Die Anzahl der auf einem gegebenen Raume lebenden Wiirmer. - Das Gewicht der aUB einer Wurmrohre und aus sammtlichen Wurmrohren innerhalb eines gegebenen Raumes ausgeworfenen Erde. - Die Machtigkeit der Ackererdeschicht, welche die Excremente auf einem gegebenen Raum innerhalb einer gegebenen Zeit bilden wlirden, wenn sie gleichmaszig ausgebreitet wilrden. - Die geringe Schnelligkeit, mit welcher Ackererde sich zu einer bedeutenden Machtigkeit ansammeln kann. - Schlusz.

Wir kommen jetzt zu dem mehr unmittelbaren Gegenstand des vorliegenden Bandes , nlimlich zu der Menge Erde , welche durch die Wtirmer von unterhalb der Oberfla.che heraufgeschafft und spater durch den Regen und Wind mehr oder weniger vollsta.ndig ausgebreitet wird. Die Menge kann nach zwei Methoden beurtheilt werden - nach der Schnelligkeit, mit welcber an der Oberfla.che liegen gelassene Gegen­ stAnde begraben werden, und genauer durcb Wagen der innerhalb einer gegebenen Zeit heraufgescbafften Erde.

In der Na.he von Maer Hall in Staffordshire war um das Jahr 1827 herum ungeloschter Kalk dick iiber ein Feld mit gntem Weide­ land ausgebreitet worden, welcbes seitdem nicht gepfliigt worden war. Im Anfang October 1837 wurden einige viereckige LOcher in das Feld gegraben. Die Durcbscbnitte zeigten eine von den verfilzten Wurzeln

der Graser gebildete i/2 Zoll dicke Scbicht Rasen, unterbalb welcber

in einer Tiefe von 2½ Zoll (oder 3 Zoll unter der Oberflache) eine Lage jenes Kalkes in Pulver oder in kleinen Stiickcben an den senk-

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74   Menge der feinen Ertle    . Cap. 3.

rechten Seiten der Hohlen ganz rings herum laufend deutlich unter­ schieden werden konnte. Der Boden unterhalb der Kalkschicht war entweder kiesig oder von einer grobsandigen Beschaffenheit und wich betrli.chtlich im Ansehen von der dariiber liegenden feinen dunkel gefa.rbten Ackererde ab. Kohlenschlacken waren iiber einen Theil dieses n!l.mlichen Feldes entweder 1833 oder 1834 ausgebreitet worden, und als die oben erwli.hnten Hohlen gegraben wurden - das ist also nach einem Zwischenraum von drei oder vier Jahren - bildeten die Schlacken eine Linie schwarzer Fiecke rings um die Hohlen in einer Tiefe von 1 Zoll unter der Oberflll.che, parallel mit und iiber der weiszen Kalkschicht. Uber einem anderen Theil dieses Feldes waren nur ungefahr vor einem halben Jahre Schlacken ausgestreut worden und diese lagen entweder noch immer auf der Oberflache oder w ren zwiscben den verwickelten Wurzeln der Gr!iser eingescblossen; und bier sab ich den Anfang des Eingrabungsprocesses; denn Wurm­ excremente waren auf mebreren der kleinen Bruchstiicke angeh!luft worden. Nach einem Zwischenraum von 4¾, Jahren wurde dieses Feld von Neuem untersucht, und nun ergab sich, dasz die zwei Schichten von Kalk und Schlacken beinahe iiberall in einer um nahezu

einen Zoll, wir wollen sagen um ¾, Zoll groszeren Tiefe lagen als

vorher. Es war daher Humus in einer mittleren Dicke von 0,22 Zoll jiibrlich von den Wiirmem heraufgeschafft und auf der Oberflli.cbe dieses Feldes ausgebreitet worden.

Auf einem anderen Felde waren zu einer Zeit, welcbe nicht positiv ermittelt werden konnte, Kohlenscblacken so dick ausgestreut worden, dasz sie (October 1837) in einer Tiefe von ungefli.hr 3 Zoll von der Oberfl.Acbe eine 1 Zoll dicke Schicht bildeten. Die Schicbt war so continuirlicb, dasz die dariiber liegende dunkle vegetabilische Acker­ erde mit dem Untergrunde von rothem Thon nur durch die Wurzeln der Grl!.ser zusammenhieng ; und wenn diese zerrissen wurden, fielen der Humus und der rotbe Thon auseinander. Auf einem dritten Felde, auf welchem Kohlenschlacken und gebrannter Mergel mebrere Male zu nicht bekannten Daten ausgestreut worden waren, wurden 1842 Locher

gegraben; und bier konnte in einer Tiefe von 31/2 Zoll eine Schicht Schlacken verfolgt werden, unter welcher in einer Tiefe von 9½ Zoll von der Oberflliche sich eine Linie von Scblacken zusammen mit

gebranntem Mergel fand. An den Seiten eines Loches fanden sicb zwei Scblackenschichten zu 2 und 3f/2 ZolJ unter der Oberfi!lche; und

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Cap. S.   von den Wilrmern heraufgebracht.    75

unter ihnen fanden sich in einer Tiefe von 91/2 Zoll an einzelnen Stellen und an anderen Stellen von 10½ Zoll Bruchstiicke gebrannten Mergels. Auf einem vierten Felde konnten zwei Schichten von Kalk eine iiber der anderen und unter ihnen eine Scbicht von Schlacken nnd gebranntem Mergel in einer Tiefe von 10 bis 12 Zoll unter der

0berflll.che deutlich unterschieden wer<len.

Ein Stiick wiisten sumpfigen andes wurde eingefriedigt, drainirt, gepfliigt, geeggt und im Jahre 1822 dick mit gebranntem Mergel und

A.

B.

c.

D.

Fig. 5. Durchschnltt durch die Ackererde auf elnem vor fUrafzehn Jahren dralnlrten und urbar

machten Felde, auf dlo Hilfte der natilrllchen Grooze reduclrt. A. Raen; B. vegotablllche Ackerorde obne lrgend welche Steine; C. Ackererde mlt Bruchtilcken von gebranntem Mergel, Koblenchlacken und Quarzrollatelnen; D. aua achwarzem, torfigem Sande mlt Quarzrollatolnen beatehonder Untergrund.

Scblacken bedeckt. Es wurde mit Grassamen besllt und trll.gt gegen­ wArtig eine ertrliglich gute, aber grobe Weide. Im .Jahre 1837 oder 15 Jahre nach seiner Urbarmachung wurden Locher in diesem Feld gegraben, und wir sehen in der beistehenden Zeichnung (Fig. 5), welche anf die Hlilfte der natiirlichen Grosze verkleinert ist, dasz der Rasen

½ Zoll dick war, unter welchem sich eine 2½ Zoll dicke Schicht

vegetabilischer Ackererde fand. Diese Schicht enthielt keine Fragmente

irgen'1 welcher Art; aber unterhalb derselben fand sich eine Humus-

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76   Menge der feinen Erde     Cap. 3.

schicht von 1 if, Zoll M!ichtigkeit, voll von Bruchstiicken gebrannten Mergels, die <lurch ihre rothe Farbe in die Augen fielen und von denen eines nahe auf dem Grunde 1 Zoll lang war, und anderen Frag­ menten von Kohlenschlacken zusammen mit einigen wenigen weiszen Quarzkieseln. Unterbalb dieser Schicht und in einer Tiefe von 41/2 Zoll von der OberfHiche traf man auf den ursprlinglichen schwarzen torfigen

sandigen Boden mit einigen wenig n Quarzsteinen. Hier waren also die Bruchstiicke von gebranntem Mergel und die Kohlenschlacken im Verlaufe von 15 Jahren von einer Schicht feiner Humuserde von nur

21/ 2 Zoll Dicke, mit .A.usschlusz des Rasens, bedeckt worden. Sechs und ein halbes Jahr spliter wurde dieses Feld von Neuem untersucht, und die Bruchstiicke fanden sich nun in einer Tiefe von 4 bis 5 Zoll unter der Oberflache. Ei; waren daber in dieseru Zwischenraum von 6½ Jahren ungefahr 1½ Zoll Ackererde er oberflachlichen Schicht hinzugefiigt wo1den. Es fiberrascbt mich, dasz nicht eine groszere Quantitii.t wahrend der ganzen 21½ Jahre heraufgeschafft worden war, denn in dem dicht darunter liegenden schwarzen torfigen Boden fanden sich viele Wiirmer. Es ist indesseu wahrscheinlich, dasz frliher, so lange der Boden arm blieb, Wfirmer selten waren, und dann wird

sich natiirlich die Ackererde langsam angeMuft haben. Die durch­ schnittliche jahrliche Dickenzunahme fiir die ganze Periode betragt 0,19 Zoll.

Zwei andere Fa.He sind der Mittheilung werth. Im Frfihjah1 1835 wurde ein Feld, welches lange als armliches Weideland existirt hatte und welches so morastig war, dasz es leicht erzitterte, wenn darauf getreten wurde , dick mit rothem Sande bedeckt, so dasz die ganze Oberflltche zuerst hellroth erschien. Als nach Verlauf von ungefahr 21/2 Jahren Ucher auf diesem Felde gegraben wurden, bildete der

Sand eine Lage in einer 'l'iefe von 3/4 Zoll unter der Oberflache. Im

Jahre 1842 (d. i. 7 Jahre nachdem der Sand darauf gebracht worden war) wurden frische Locher gegraben und nun bildete der rothe Sand eine deutliche Schicht 2 Zoll unter der Oberflacbe oder 1½ Zoll unter

clem Rasen; so dasz im Mittel 0,21 Zoll Ackererde jlihrlich auf die Oberflache geschafft worden war. Unmittelbar unter der Schicht rothen Sandes debnte sich die ursprfingliche Unterlage schwarzen sandigen Torfes aus.

Ein mit Gras bewachsenes Stuck F' ld, gleichfalls nicht weit von Maer Hall war fruher dicht mit Mergel bedeckt worden und war dann

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Cap. 3.   von den Wiirmern heraufgebracht.    77

fur mehrere Jahre als Weide liegen geblieben. Ein Freund von mir liesz 28 Jabre nachdem der Mergel darauf gebracht worden war 1, drei Gra.beu in diesem Felde graben und es konnte eine Schicht von den Mergelbruchstiicken in einer Tiefe von, sorgfa.ltig gemessen , 12 Zoll an einigen Stellen und von 14 Zoll an anderen Stellen verfolgt werden. Diese Verscbiedenheit in der Tiefe Mngt davon ab, dasz die Schicbt horizontal war, wahrend die Oberflacbe deshalb, wail das Feld ge­ pfliigt worden war, aus Erhohungen und Vertiefungen bestand. Der Pli.chter versicherte mir, dasz es niemals bis zu einer groszeren Tiefe als von 6 bis 8 Zoll umgestiirzt worden sei, und da die Bruchstiicke eine ununterbrochene horizontale Scbicht von 12 bis 14 Zoll unter der Oberflache bildeten, so miissen dieselben von den Wiirmern eingegraben worden sein, wabreud das Feld noch Weideland war, ehe es gepfliigt wurde; denn andernfalls wiirden sie obne Auswahl durch den Pflug

<lurch die ganze Dicke des Bodens verstreut worden sein. Vier und ein halbes Jahr spa.tor liesz ich drei Locher auf diesem Felde, in welchem vor Kurzem Kartoffeln gepflanzt worden waren, graben und die Scbicbt von Mergelbruchstiicken wurde nun 13 Zoll unter dem Boden der Furchen und daber wahrscheinlich 15 Zoll unter dem allgemeinen Niveau des Feldes gefunden. Es ist indessen zu beachten, dasz die Dicke des schwarz­ lichen sandigen Bodens, welcher von den Wurmern im Verlauf von 331/2 Jahren uber die Mergelfragmente heraufgeschafft worden war,

weniger als 15 Zoll gemessen haben wiirde, wenn das Feld immer als

Weide liegen geblieben wll.re; denn in diesem Falle wiirde der Boden viel mehr compact gewesen sein. Die Mergelbruchstiicke lagen beinabe direct auf einer nicht gestorten Unterlage von weiszem Sand mit Quarz­ rollsteinen; und da dieser fiir Wiirmer wenig anziehend sein diirfte, wiirde der Humus spa.tar sehr langsam zugenommen baben.

Wir wollen nun einige F!l.lle von der Thli.tigkeit der Wiirmer in einem Boden anfiihren , welcher von den trockenen sandigen oder den

1 Dieser Fall ist in einem Zusatz zu meinem Aufsatz in den Transactions of the Geolog. Society, London, Vol. 5, p. 505 (Ubersetzung: Kleinere geolog. Abhand­ lungen [Gesamm. Werke, 12. Bd., 2. Abth.] 18i8. p. 98) mitgetheilt worden, welcher einen bedenklichen lrrthum enthiilt, da dort die Zahl 30 fllr .SO" gelesen worden ist. Auszerdem sagte mir auch der Pachter friiher schon, dasz er das Feld vor dreiszig Jahren gemergelt babe, war nun aber ganz bestimmt in seiner Angabe, dasz dies im Jahre 1809, also achtundzwanzig Jahre vor der ersten Untersuchung des Feldes durch einen Freund, geschehen sei. Der Irrthum wurde, was die Zahl 80 betraf, in einem Artikel in Gardeners' Chronicle, 1844, p. 218, von mir berichtigt.

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78   Menge der feinen Erde     Cap. 3.

eben bescbriebenen morastigen Weiden sebr verscbieden war. Die Kreideformation erstreckt sich rings nm mein Haus in Kent herum uud ihre Oberflil.che ist, weil sie wll.h1end einer ungeheuren Zeit der auflosenden Wirkung des Regenwassers ausgesetzt gewesen ist, Auszerst unregelmil.szig, indem sie von vielen tiefen brunnenartigen Hohlen be­ setzt und durchbrochen ist 2 Wahrend der Auflosung der Kreide wurde

a Diese Gruben oder Rohren sind nocb immer in- der Bildnng begrift'en. Wll.hrend der letzten vierzig J abre habe icb flln f Fiille gesehen oder von solchen gebort, in denen eine kreisf6rmige mehrere Fnsz im Durcbmesscr grosze Stelle plotzlich einsank und auf dem Felde eine offene einige Fusz tiefe Hohle mit senk­ recbten Seiten zuriickliesz. Dies ereignete sich auf einem meiner eigenen Felder, wii.brend es gewalzt wnrde, wobei das Gabelpferd mit dem hinteren Theil hinein­ fiel; zwei oder drei KRrren voll Schutt waren nothwendig, das Loeb ausznflillen. Das Einsinken kam an einer Stelle vor, wo scbon eine breite mnldenformige Sen­ kung bestand, als wenn die Oberfiiicbe zn verschiedenen frliheren Perioden ein­ gesunken wllre. lcb babe von eiuem Loch gehort, welches auf dem Grunde eines kleinen seichten Teiches plotzlich entstanden sein musz, wo viele Jabre hindnrch Schafe gewaschen worden sind, und in welches ein damit beschiiftigter Mann zu seinem groszen Entsetzen fiel. Das Hegenwasser sinkt iiber diesen ganzen District bin senkrecht in den Boden ein, aber die Kreide ist an gewissen Stellen poroser als an anderen. So wird der Entwii.sserungszug von dem darliberliegenden Thon nacb gewissen Punkten bingelenkt, wo eine groszere Menge kalkiger Substanz aufgelost wird als anderswo. Selbst schmale oft'ene Canii.le werden znweilen in der soliden Kreide gebildet. Da die Kreide in der ganzen Gegend Jangsam anfgelost wird, aber in einigen Theilen mehr als an anderen, so sinkt der nnaufgeloste Riick­ stand, -     das ist die dariiber liegende Masse rothen Thons mit Feuersteinen - gleichfalls Jangsam ein und versucbt die Rohren oder Hohlnngen ansznfiillen. Aber der obere Theil des rothen Thons hiilt, wahrscbeinlich durch die Pflanzenwurzeln unterstutzt, eine lii.ngere Zeit zusammen als der untere Theil und bildet in dieser Weise ein Dach, welcbes friiher oder spater einstiirzt, wie in den oben erwiihnten fiinf Fallen. Die .Abwiirtsbewegung des Thons kann mit dcr eines Gletschers ver­ glichen werden, ist aber unvergleichlich langsamer; diese Bewegung erkliirt auch eine eigenthiimliche Thatsache , niimlich, dasz die sehr lang gestreckten Feuer­ steine, welche in der Kreide in einer nal1ezu horizontalen Stellung eingeschlossen sind, in dem rothen Thone gewohnlicb nahezu oder vollkommen aufrecht stehend gefnnden werden. Dicse Thatsache ist so allgemein, dasz die .Arbeiter mich ver­ sicherten, dasz dies ihre natiirliche Stellung sei. !eh masz in oberfliicher Weise einen, welcher senkrecht stand, und derselbe hatte dieselbe Lange und dieselbe relative Dicke wie einer meiner Arme. Diese Jiinglichen Fcuersteine miissen in ihre anfrechte Stellung nach demselben Princip gebracht worden sein, nach welchem ein auf einem Gletscher liegender Baumsfamm eine mit der Richtung der Bewegung parallele Lage annimmt. Die Feuersteine in dem Thon, welche beinahe die Hiilfte seiner Masse ausmachen, sind sehr haufig zerbrochen, aber nicht abgerollt oder abgerieben; und dies diirfte durch ihren gegenscitigen Druck zu erklii.ren sein, wahrend die ganze Masse im Sinken begriffen ist. Ich will noch hinznfiigen, dasz es scheint, als sei die Kreide bier urspriinglich stellenweise von einer diinnen

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Cap. 3.   von den Wiirmem heraufgebracht.     79

die unHlsliche Substanz , welche eine ungeheure Anzahl nicht glatt gerollter Feuersteinknollen von allen Groszen einscblieszt, auf der Oberflll.cbe zurftckgelassen nod bildet nun eine Schicbt von steifem, rothem Thon voller Feuersteine und meistens von 6 bis 14 Fusz Mlichtigkeit. Uberall, wo das Land lange als Weide benutzt wor­ den ist, fi.ndet sicb oberhalb des rothen Tbons eine Schicht von einigen wenigen Zollen Mll.chtigkeit von dunkelgefarbter vegetabiliscber Ackererde.

Eine Quantit!it zerstiickelter Kreide wurde am 20. December 1842 fiber einen Theil eines Feldes, welches sicher 30, wabrscheinlich zwei oder drei Mal so viele Jahre als Weide gedient hatte, und welches in der Na.be meines Hanses lag, ausgebreitet. Die Kreide wurde zu dem Zwecke auf das Feld gebracht, um in einer spateren Periode zu beob­ acbten, bis zu welcber Tiefe sie eingegraben sein wftrde. Ende November 1871, das ist also nacb einem Verlauf von 29 Jabren, wurde uber diesen Theil des Feldes ein Graben gezogen, und eine Linie kleiner weiszer Knollen konnte auf beiden Seiten des Grabens in einer Tiefe von 7 Zoll von der Oberfll!.che verfolgt werden. Die Ackererde war daber (mit Ausschlusz des Rasens) mit einer mittleren Geschvrindig­ keit von 0,22 Zoll im Jahre aufgeworfen worden. Unterbalb der Linie von Kalkknollen war stellenweise kaum irgend welche von Feuersteinen freie feine Erde vorhanden, w!ibrend sich an anderen Stellen eine Schicbt von 2¼ Zoll Macbtigkeit fand. In diesem letzteren Falla war die Ackererde im Ganzen 9¼ Zoll dick; und an einer solcben Stelle wurde ein kleiner Kalkknollen und ein glatter Feuerstein , welche beide in einer friiberen Zeit auf der Oberfla.cbe gelegen haben mftssen, in dieser Tiefe gefunden. In einer Entfernung von 11 bis 12 Zoll unter der Oberflache breitete sich der ungestorte, an Feuprsteinen reicbe rothliche Thon aus. Das Aussehen der erwahnten kleinen Knollen von Kreide ftberraschte mich Anfangs sehr, da sie vom Wasser glatt geriebenen Rollsteinen sehr ahnlich waren, wii.brend die frisch zerkleinerten Bruch­ stiicke winkelig gewesen waren. Als aber diese Knollen mit einer Loupe untersucht wurden, erscbienen sie nicbt Hi.nger mehr wie vom Wasser abgerieben, denn ihre Oberfl!iche war in Folge ungleicbml!.sziger Corrosion grubig, und sebr kleine scbarfe, aus zerbrochenen fossilen

Scbicht feinen Sandes mit einigen vollkommen abgerundeten Feuersteinen, wahr­ scheinlich tertiaren Alters bedeckt gewesen; denn derartiger Sand erfiillt hiiufig zum Theil die tieferen Gruben oder Hohlen in der Kreide.

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80   Menge der feinen Erde     Cap. 3.

Muscheln gebildete Spitzen sprangen aus ihnen hervor. Es war ganz otfenbar, dasz die Kanten der urspninglichen Kreidebrucbstiicke gltnzlicb aufgeli\st waren, da. sie der im Regenwasser aufgelOsten und in dem vegetabiliscbe Substanz entbaltenden Boden erzeugten Kohlens!l.ure ebenso wie den Humussii.uren eine grosze Oberfl.Ache darboten 3 Auch werden die vorspringenden Kanten im Verbii.ltnis zu den anderen Theilen von einer grOszeren Anzabl lebender Wlirzelchen umfaszt worden sein, und diese baben, wie SACHS gezeigt hat, das VermOgen, selbst Marmor anzugreifen. Es sind biernach im Verlauf von 29 Jahren vergrabene winklige Kreidestlicke in gut abgerundete Knollen ver­ wandelt worden.

Ein anderer Theil dieses namlichen lMdes war moosig, und da man der Ansicht war, dasz gesiebte Kohlenschlacken das Feld als Weideland verbessern wiirden, so wurde eine dicke Scbicht hiervon entweder 1842 oder 1843 liber diesen Theil ausgebreitet und eine andere Schicbt einige Jahre spater. Im Jahre 1871 wurde bier ein Graben gezogen , und viele Schlacken lagen in einer Linie in einer Tiefe von 7 oll unter der Oberfl.acbe, wiihrend eine andere Linie in einer Tiefe von 5t;2 Zoll unter dieser und parallel mit ihr lag. In einem anderen Theil dieses Feldes, welches friiher als besonderes Feld bestanden hatte und von welchem angenommen wird, dasz es 111.nger als ein Jahr bundert Weideland gewesen ist, wurden Grii.ben gezogen, um zu sehen, wie dick die Humusschicht sei. Durch Zufall wurde der erste Graben an einer Stelle gemacht, wo zu einer fruheren Periode, sicber vor mehr als vierzig Jabren, ein groszes Loch mit grobem rothen Thon, Feuersteinen, Kreidestiicken und Kies ausgeflillt worden war; und bier war die feine vegetabilische Ackererde our von 4t/s bis 48/s Zoll dick. A einer anderen und nicht gestort gewesenen Stelle variirte die Humusschicht bedeutend in ibrer M!ichtigkeit, namlich

von 6t/2 bis 81/2 Zoll; unterhalb derselben wurden an einer Stelle einige wenige kleine Fragmente von Ziegelsteinen gefunden. Nach diesen verscbiedenen Tbatsachen mOchte es scheinen , als sei wltbrend der letzten 29 Jabre die Ackererde an der Oberfl.acbe mit einer durch­

schnittlichen jahrlicben Gescbwindigkeit von 0,2 bis 0,22 Zoll angehauft worden. Wenn aber in diesem District ein gepfl.iigtes Feld zuerst dem Graswuchs iiberlassen wird, bii.uft sich der Humus mit einer viel

s S.. W. Johnson, How Crops Feed. 1870. p. 181),

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Cap. 3.   von den Wiirmern heraufgeschafft.   81

geringeren Geschwindigkeit an. Die Geschwindigkeit musz auch sehr viel langsamer werden, nachdem eine mebrere Zoll mltchtige Humus­ schicbt gebildet worden ist; denn die Wiirmer leben dann hauptsli.chlich in der Na.he der OberfHiche und bohren nur wl!.hrend des Winters, wenn das Wetter sehr kalt ist (zu welcher Zeit Wiirmer auf diesem Felde in einer Tiefe von 26 Zoll gefunden worden sind,) und wli.hrend des Sommers, wenn das Wetter sehr trocken ist, bis zu einer groszeren Tiefe hinab.

Ein Feld, welches an das eben beschriebene anstoszt, fallt in einem Theile ziemlich steil ab (nltmlich von 10° bis 15 °); dieser Theil war zuletzt im Jahre 1841 gepfl.iigt, dann geeggt und dann zu Weide­ land liegen gelassen worden. Mehrere Jahre lang war es von einer auszerst diirftigen Vegetation bedeckt und war so dick mit kleinen und groszen Feuersteinen (einige von ihnen halb so grosz wie ein Kinderkopf) iiberstreut, dasz das Feld von meinen Sohnen immer das "Steinfeld" genannt wurde. Wenn sie den Abbang hinab liefen, klapperten die Steine aneinander. Ich erinnere mich, gezweifelt zu haben, ob ich diese groszeren Feuersteine mit Humus und Rasen bedeckt sehen wiirde. Aber die kleineren Steine verschwanden, ehe viele Jahre vergangen waren, wie es auch nach einiger Zeit jeder einzelne von

' den groszeren that, so dasz nach dreiszig Jabren (1871) ein Pferd fiber den compacten Rasen von einem Ende des Feldes bis zum anderen galoppiren konnte, ohne mit seinen Hufeisen an einen einzigen Stein zu stoszen. Fiir einen Jeden, welcher sich des Aussehens des Feldes im Jahre 1842 erinnerte, war die Umwandlung wunderbar. Dieselbe war sicherlich das Werk der Wiirmer. Denn obgleich Excrementrollen mehrere Jahre lang nicht hll.ufig waren, so wurden doch Monat auf Monat einige aufgeworfen, und diese nahmen allmahlich in ihrer Zahl zu

1 in dem Masze, als sich die Weide verbesserte. Im Jahre 1871 wurde auf dem oben erwli.hnten Abbang ein Graben gezogen und die Gras­ halme wurden dicht an den Wurzeln abgeschnitten, so dasz die Dicke des Rasens und der vegetabilischen Ackererde genau gemessen werden konnte. Der Rasen war etwas weniger als einen halben Zoll und die Ackererde, welche durchaus keine Steine enthielt, 2% Zoll dick. Unter dieser lag grobe thonige Erde voll von Feuersteinen , gleich der in alien den benachbarten gepfl.iigten Feldern. Diese grobe Erde fiel leicht von der dariiber liegenden Ackererde ab, wenn ein Spatenstich aufgehoben wurde. Die mittlere Geschwindigkeit der Anhli.ufung der

DA&WIN, Bildung der Ackererde. (XlV. !.) 6

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82   Menge der feinen Ertle    Cap. 8.

Ackererde wahrend der ganzen dreiszig Jahre war nur 0,083 Zoll im Jahre (das ist nahezu ein Zoll in zwolf Jahren); die Geschwindigkeit musz aber Anfangs viel langsamer und spater betr!ichtlich schneller gewesen sein.

Die Umwandlung in dem Aussehen dieses Feldes, welche unter meinen Augen bervorgebracht worden war, wurde spater fiir mich noch auffallender gemacht, als ich in Knole Park einen dichten Wald von hohen Buchen untersuchte, unter denen nichts wuchs. Hier war der Boden dicht mit groszen nackten Steinen iiberstreut, und Wurmexcre­ mente fehlten beinahe ganzlich. Undeutliche Linien und Unregel­ ma.szigkeiten an der Oberflache wiesen darauf hin, dasz das Land vor einigen Jahrhunderten cnltivirt worden war. Wahrscheinlich wuchs ein dichtes Geholz von jungen Buchenstlimmen so schnell in die Hohe, dasz die Wiirmer keine Zeit batten, die Steine mit ihren Excrementen zu bedecken, ehe der Ort fiir ihre Existenz nicht geeignet wurde. Wie dem auch sein mag, der Contrast zwischen dem Zustand des nun un­ richtig sogenannten "Steinfeldes", welches mit Wiirmern gut besetzt war, und dem gegenwiirtigen Zustand des Bodens unterhalb der alten B11:chenstlimme in Knole Park, wo Wiirmer ganz zu fehlen schienen, war ganz auffallend.

Ein schmaler Pfad, der quer iiber einen Theil meines Rasenplatzes lauft, wurde im Jahre 1843 mit kleinen auf den Rand gestellten Thon­ schiefersteinen gepflastert; aber die Wiirmer warfen zwischen ibnen viele Excremente in die Rohe; auch wucbs Unkraut zwischen ihnen. Wabrend mehrerer Jahre wurde der Weg gejatet und gekehrt; aber schlieszlich erhielten das Unkraut und die Wiirmer die Oberhand, und der Gartner horte zu kehren auf und mahte nur das Unkraut ab, so oft der Hasenplatz gerniiht wurde. Der Weg wurde bald beinahe ganz zugedeckt, und nach mehreren Jahren war keine Spur von ihm mehr iibrig. Als man im Jahre 1877 die diinne oben aufliegende Rasen­ schicht entfernte, fand man die kleinen Thonschiefersteine sammtlich an ihren gehorigen Stellen mit einer einen Zoll dicken Schicht von Ackererde bedeckt.

Es mogen bier noch zwei vor kurzem veroffentlichte Beschrei­ bungen erwahnt werden, wo auf die Oberflache von Weideland ge­ streute Substanzen <lurch die Thatigkeit der Wiirmer eingegrabcn wurden. Mr. H. C. KEY liesz in einem Felde, iiber welches wie an­ genommen wurde, vor achtzehn Jabren Kohlenasche ausgestreut worden

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Cap. 3.   von den Wiirmern heraufgeschatft.   83

war, einen Graben ziehen, und an den rein abgeschnittenen senkrechten Seiten des Grabens war in einer Tiefe von sieben Zoll in einer Lange von 60 Yards ,,eine deutliche sebr gerade schmale Linie von Kohlen­ asche mit kleinen Kohlenstfickchen untermischt , vollkommen parallel mit dem oben aufliegenden Rasen" zu sehen 4 Dieser Parallelismus und die Lange des Durchschnittes verleihen dem Falle besonderes Interesse. Zweitens gibt Mr. DANCER an 11, dasz zerkleinerte Knochen dicbt uber ein Feld gestreut worden waren; und ,,einige Jahre spater" fanden sich diese ,,mehrere Zoll unter der Oberfl.ltche in einer gleich­ formigen Tiefe". Wurmer scheinen in derselben Weise wie in Europa auch in Neu-Seeland thatig zu sein; denn Professor F. VON HAAST hat einen Durchschnitt in der Nahe der Kuste beschrieben 6, aus Glimmer­ schiefer bestehend ,, welcher von 5 oder 6 Fusz Losz bedeckt war,

,fiber welchem ungefahr 12 Zoll vegetabilische Erde sich angehltuft

,hatte". Zwischen dem Losz und dem Humus fand sich eine Schicht von 3 bis 6 Zoll Machtigkeit, welche aus ,,Steinwerkzeugen, Spitzen

und Spahnen bestand, die sammtlich aus hartem basaltischem Gestein

,gearbeitet waren." Es ist daher wahrscheinlich, dasz die Eingeborenen in irgend einer friiheren Zeit diese Gegenstii.nde auf der Oberfl.ache liegen gelassen batten und dasz dieselben dann langsam von den Wurm­ excrementen bedeckt worden waren.

Die Farmer in England kennen die Thatsache sehr gut, dasz auf der Oberfl.ache von Weideland liegen gelassene .Gegenstltnde nach einiger Zeit verschwinden, oder, wie sie sagen, sich hinabarbeiten. Wie ge­ pulverter Kalk, Schlacken und schwere Steine sich und zwar mit der­ selben Geschwindigkeit durch die ver:filzten Wurzeln einer mit Gras bedeckten Flache hinabarbeiten konnen, ist eine Frage, welche ihnen wahrscheinlich niemals aufgestoszen ist 7

+ Nature, Vol. 17. Nov. 1877. p. 28.

Proc. Philos. Soc. Manchester, 1877. p. 247.

6 Trans. New Zealand Institute, Vol. 12. 1880. p. 152.

1 Mr. Lindsay Carnagie bemerkt in einem Briefe (Juni 1838) an Sir Char1e s Lye 11, dasz schottische Farmer sich flirehten, Kalk eher auf gepflilgtes Land zu bringen, als unmittelbar bevor es als Weideland liegen gelassen wird, nnd zwar aus dem Glauben, dasz er die Neigung hat einzusinken. Er fiigt hinzu:

,vof einigen Jahren brachte ich im Herbst Kalk auf Haferstoppeln und pfliigte

,ihn ein, wodurch ich ihn in unmittelbare Beriihrung mit der abgestorbenen Pflanzen­

,substanz brachte und seine vollkommene Mischung durch die Hiilfsmittel der

,spiiteren Operationen des Brachliegens sicherte. In Folge des oben erwiihnten

, Vorurtheils nahm man an, dasz ich einen groszen Fehler begangen habe; da_s

6*

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84   Grosze Steine  Cap. 3.

Das Einsinken groszer Steine durch die Tha.tigkeit de r W ii r me r. - Wenn ein Stein von bedeutender GrOsze und un­ regelmll.sziger Gestalt auf der Oberfl.ache des Bodens liegen gelassen wird, so ruht er natiirlich auf den vorspringenderen Theilen. Wiirmer fiillen aber mit ihren Excrementen bald alle hohlen Rliume auf der unteren Seite aus; denn wie HENSEN bemerkt, lieben sie den Schutz von Steinen. Sobald die H6hlungen ausgefiillt sind, werfen die Wiirmer die Erde, welche sie verschluckt haben, jenseits des Umfanges der Steine aus, und hierdurch wird die Oberfl.ilcbe rings um die Steine herum etwas erMbt. Da die direct unterbalb des Steines ausgehohlten Wurmr6hren nach einiger Zeit zusammenfallen, so sinkt der Stein ein wenig8 Daher kommt es, dasz Bl6cke, welche zu irgend einer ver­ gangenen Zeit von einem felsigen Berge oder einer Klippe auf eine Wiese an ihrer Basis heruntergestiirzt sind, immer etwas in den Boden eingedrungen sind und dasz, wenn sie entfernt werden, sie in der darunter liegenden feinen Ackererde einen genauen Abdruck ihrer unteren Flli.che zuriicklassen. Wenn indessen ein Block von so riesigen Dimensionen ist, dasz die Erde unter ihm trocken bleibt, so wird eine solche Erde nicht von Wiirmern bewohnt werden und der Block wird nicht inden Boden einsinken.

In einem Grasfelde in der Nahe von Leith Hill Place in Surrey stand friiher ein Kalkofen, welcher 35 Jahre vor meinem Besuch nieder­ gerissen worden war; der ganze lose Schutt war mit Karren weg­ geschaft't worden, ausgenommen drei grosze Steine eines quarzigen Sand­ steines, von denen man gemeint hatte, dasz sie vielleicht noch von irgend welchem Nutzen sein kOnnten. Ein alter Arbeiter erinnerte sich, dasz sie auf einer kahlen Fl!l.che mit zerbrochenen Ziegelsteinen und Mortel dicht am Grunde des Kalkofens liegen gelassen worden waren; die ganze umgebende Flll.che ist aber nun mit Rasen und Acker­ erde bedeckt. Die zwei grOszten von diesen Steinen sind seitdam nie­ mals bewegt worden; aucb bli.tte dies nicht mit Leichtigkeit gescbehen

.Resultat war aber auszerordentlich erfolgreieh und die Handlungsweise wurde

.zum Theil waiter befolgt.     Mittelst der Beobaehtungen Mr. Darwin's wird

.denke ieb dae V.orurtheil beseitigt warden.

Diell8 Folgerung, welehe, wie wir sofort sehen werden, vollstindig berechtigt ist, hat naeh einer Seite hin eine gewisse Bedeutung, da die sogenannten Mark steine, wekhe die Landvermeaser als,Marken f"ur ihr Niveau im Boden befeatigen, mit der Zeit falaehe A.ngaben darstellen diirften. Mein Sohn Hor aee beabsiehtigt spit.er einmal z11 ermitteln, in wie weit dies wirklich eingetreten ist.

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Cap. 3.   werden von Wttrmem unterminirt.     85

konnen, da dies, als ich sie nun entfernen liesz, die Arbeit zweiet Minner mit Hebeln war. Einer dieser Steine und nicbt der gr zte war 64 Zoll lang, 17 Zoll breit und zwischen 9 bis 10 Zoll dick. Seine untere FHlche sprang in der Mitte etwas vor, und dieser Theil ruhte noch immer auf zerbrochenen Ziegeln und Mortel, hierdurch die Richtigkeit der Angabe des alten Mannes bestli.tigend. Unter dam Ziegelschutt fand sich der natiirliche Sandboden voll von Sandstein­ bruchstucken ; wenn derselbe iiberhaupt dam Gewichte des Steines hll.tte nacbgeben konnen, wie es der Fall gewesen, wenn der Untergrond Thon gewesen wll.re, so wll.re dies nur wenig gewesen. Die Oberflllche des Feldes erhob sich bis zu einer Entfernung von ungefli.hr 9 Zoll rings um den Stein allmahlich an ihm in die Bobe und stand dicht am Steine an den meisten Stellen ungefahr 4 Zoll iiber dem um-

Fig. 6. Querschn!tt durch elnen groszen Stein, welcher 35 Jahre Jang auf elnem Grasfeld gelegen hatte. A, A, allgemelneo Nlveau des Feldes. Der darunter llegende Zlegelochutt 1st nicht dar­ gestellt worden. Maszstab: ½ Zoll auf e!nen Fnoz.

gebenden Boden. Die Basis des Steines war von 1 bis 2 Zoll unter das allgemeine Niveau eingegraben und die obere Flache sprang un­ gefa.hr 8 Zoll iiber das Niveau oder ungefahr 4 Zoll uber den erhobenen Rasenrand empor. Nach der Entfernung des Steines zeigte es sich off'enbar, dasz eines seiner zugespitzten Enden anfangs einige Zoll hocb frei iiber dam Boden gestanden haben musz , seine obere Flache fand sich aber nun in einem Niveau mit dem umgebenden Rasen. Als der Stein entfernt war, blieb ein genauer Abdruck der unteren Seite zuriick, Welcher eine seichte beckenformige Hohle bildete, deren innere FHiche aus feiner schwarzer Humuserde bestand, ausgenommen wo die vor­ springenderen Theile auf dem Ziegelschutt ruhten. Ein Querschnitt dieses Steines zusammen mit seinem Bett nach Messungen gezeichnet, welche nach seiner Entfernung vorgenommen worden waren , wird bier in einem Maszstab von 1/2 Zoll auf einen Fusz mitgetheilt (Fig. 6). Der

mit Rasen bedeckte Rand, welcher sich anden Seiten des Steines hinauf

erbob, bestand a.us feiner vegetabilischer Ackererde, und zwar an einer

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86   Gro8ze Steine  Cap. 3.

Stelle von 7 Zoll Machtigkeit. Dieselbe bestand oftenbar aus Wurm­ excrementen, von denen mehrere vor Kurzem ausgeworfen worden waren. Der ganze Stein war in den fiinfunddreiszig Jabren, so weit ich es beurtheilen konnte, ungefahr 11/2 Zoll einge5unken und dies musz eine

Folge davon gewesen sein, dasz der Ziegelschutt unterhalb der vor­

springenderen Theile von den Wiirmern unterminirt worden war. Bei dieser Geschwindigkeit wiirde die obere Flliche des Steines, wenn man sie ungestort gelassen hatte, in 247 Jahren bis auf das allgemeine Niveau des Feldes eingesunken sein; ehe dies eingetreten sein ki>nnte, wiirde aber von den Excrementbaufen auf dem erhabenen Rasenrande etwas Erde iiber die obere Flache des Steines hinabgewaschen wor­ den sein.

Der zweite Stein war groszer als der eben beschriebene, namlich

67 Zoll lang, 39 Zoll breit und 15 Zoll dick. Die untere Flache war beinahe eben, so dasz die Wurmer sehr bald gezwungen gewesen sind, ihre Excremente jenseits des Umfanges aufzuwerfen. Der Stein als Ganzes war ungefahr 2 Zoll in den Boden eingesunken. Bei dieser Geschwindigkeit wiirden 262 Jahre nothwendig gewesen sein, bis die Oberflache bis auf das allgemeine Niveau des Feldes herabgesunken wll.re. Der sich langsam erhebende mit Rasen gedeckte Rand rings um den Stein war breiter als im letzten Falle, nll.mlich von 14 bis 16 Zoll, und warnm dies der Fall war, dafiir kann ich die Ursache nicht ermitteln. An den meisten Stellen war dieser Rand nicht so boch wie in dem letzten Falle , namlicb von 2 bis 2½ Zoll, aber an einer Stelle war er nicht weniger als 51/2 Zoll bocb. Seine mittlere

Robe dicbt am Stein betrug wabrscheinlich ungefli.br 3 Zoll und er

verlief sich nach auszen vollkommen. 1st dies ricbtig, so musz eine Scbicht feiner Erde von 15 Zoll Breite und von 1 ½ Zoll mittlerer Dicke und von binreichender Lange, um die ganze sehr verlli.ngerte

Steinplatte zu umgeben, von den Wurmern zum hauptsachlichsten Tbeile von unterbalb dem Steine im Verlaufe von 35 Jahren empor geschafft worden sein. Diese Menge wiirde reichlich genugen, das Einsinken des Steines ungefli.br 2 Zoll in den Boden zu erklll.ren, besonders wenn wir im Sinne bebalten, dasz ein guter Theil der feinsten Erde von den auf dem abfallenden Rand ausgeworfenen ExcrementMufcben durcb hef­ tige Regengusse auf das Niveau des Feldes hinabgewascben wird. Einige frische Excremente waren dicbt am Steine zu bemerken. Als ein groszes Loch bis zu einer Tiefe von 18 Zoll gegraben wurde, wo

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Cap. 3.   werden von Wllrmern unterminirt.    87

der Stein gelegen hatte , waren doch nur zwei Wiirmer und einige wenige Rohren zu sehen , obgleich der Boden feucht war und fiir Wiirmer glinstig zu sein schien. Unter dem Steine fanden sich einige grosze Ameisencolonien und moglicherweise hatte die Zahl der Wiirmer seit ihrer Niederlassung abgenommen.

Der dritte Stein war nur ungefahr halb so grosz wie die anderen und zwei starke Knaben batten ihn zusammen fortrollen kOnnen. Ich zweifle nicht daran, dasz er vor einer ziemlich kurzen Zeit weggerollt worden war, denn er lag nun in einiger Entfernung von den zwei anderen Steinen am Grunde eines kleinen benachbarten Abhanges. Auch lag er auf feiner Erde anstatt noch theilweise auf Ziegelschutt. Mit dieser Annahme stimmte ferner noch iiherein , dasz der erhabene um" gebende R senrand an einigen Stellen nur 1 Zoll, an anderen 2 Zoll hoch war. Unter diesem Steine waren keine Ameisencolonien, und als ein Loch gegraben wurde, wo er gelegen hatte, fand man mehrere Rohren und Wiirmer.  -

In Stonehenge liegen gegenwli.rtig einige von den auszeren Driliden­ steinen am Boden, nachdem sie in einer weit zuriickliegenden, aber unbekannten Zeit umgestiirzt sind, und es sind dieselben bis zu einer maszigen Tiefe in den Boden eingegraben. Sie sind von sich sanft erhebenden Rasenrli.ndern umgeben, auf welchen frische Wurmexcre­ mente zu seben waren. Dicht an einem dieser umgefallenen Steine, Welcher 17 Fusz Jang und 6 Fusz breit und 28% Zoll dick war, wurde ein Loch gegraben und bier war die Humusschicht mindestens 9½ Zoll dick. In dieser Tiefe wurde ein Feuerstein gefunden und ein wenig hoher hinauf an einer Seite des Loches ein Glasfragment. Die Basis des Steines lag ungeflihr 9i/2 Zoll unter dem Niveau des umgebenden Bodens und seine obere Flli.che 19 Zoll oberhalb derselben.

Dicht an einem zweiten sehr groszen Stein, welcher beim Fallen in zwei Stucke zerbrochen war , wurde gleichfalls ein Loch gegraben; das Zerbrechen musz vor langer Zeit stattgehabt haben, nach dem verwitterten Aussehen der Bruchenden zu urtheilen. Die Basis war bis zu einer Tiefe von 10 Zoll eingegraben, wie dadurch ermittelt wurde, dasz ein eiserner Spiesz horizontal in den Boden unt rhalb des­ selben eingetrieben wurde. Die Humusschicbt, welche den mit Rasen bedeckten Rand rings um den Stein bildete, auf welchem viele Wurm­ excremente vor Kurzem aufgeworfen worden waren, war 10 Zoll macbtig; und das Meiste dieses Humus musz von den Wtirmern unterhalb des

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88   Grosze Steine werden von Wlirmem unterminirt.     Cap. 8.

Steines in die Rohe gescbafft worden sein. In einer Entfernung von 8 Yards vom Steine war die Humusscbicbt nur 51/2 Zoll. m!ichtig (bei einer Tiefe von 4 Zoll fand sich ein Stuck Tabakspfeife) und dieselbe lag auf zerbrochenen Feuersteinen und Kreide, welcbe dem Druck oder Gewicbt des Steines nicht leicht nacbgAben konnten.

Ein gerader Stab wurde horinzontal (mittelst einer Spiritussetz­ waage) quer auf einem dritten umgefallenen Stein, welcher 7 Fusz 9 Zoll lang war, befestigt; hierdurcb wurde der Umrisz der vorsprin­ genden Theile und des anstoszenden Bodens, welcber nicht ganz eben war, ermittelt, wie es in der beistehenden Zeichnung (Fig. 7) in einem

Maszstabe von ½ Zoll auf einen Fusz dargestellt ist. Der mit Rasen

bedeckte Rand erhob sich auf der einen Seite des Steines bis zu einer Bobe von 4 Zoll und auf der entgegengesetzten Seite nur is 2½ Zoll

Fig. 7, Querschnltt durch elnen der nmgestiirzten Druldenstelne von Stonehenge, um zu zeigen, wle t!ef er In den Boden eingeounken ist. Mastota b    Zoll auf elnen Fusz.

iiber das allgemeine Niveau. Auf der ostlichen Seite wurde ein Loch gegraben, und es zeigte sich, dasz die Basis des Steines bier in einer Tiefe von 4 Zoll unter dem allgemeinen Niveau des Bode s und von

. 8 Zoll unter dem Gipfel des abfallenden mit Rasen bedeckten Randes lag.

Es sind nun binreichende Belege dafiir beigebracbt worden , dasz kleine, auf der Oberfl!iche des Landes, wo Wiirmer zahlreich sind, liegen gelassene Gegenstande bald eingegraben werden und dasz grosze Steine durch dieselben Mittel langsam abwii.rts sinken. Es konnte jeder Schritt in diesem Vorgang verfolgt warden, von der znf!Hligen Ablagerung einer einzigen Excrementrolle auf einen lose auf der Oberflache liegenden Gegenstand, bis derselbe zwischen den verfilzten Wurzeln des Rasens eingeschlOE!sen , und endlicb in verschiedenen Tiefen unter der Ober­ flAche in der Ackererde eingegraben war. Wenn dasselbe Feld nach Verlauf einiger wenigen Jahre wieder untersuoht wurde, wurden der­ artige Gegenstll.nde in einer gr0szeren Tiefe als friiher gefunden. Die Geradheit und Regelmii.szigkeit der von den eingeschlossenen Gegen-

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Cap. 3.   Zahl der Wttrmer.    89

standen gebildeten Linien und deren Parallelismus mit der Oberflltche des Landes sind die auffallendsten Merkmale dieses Falles, denn dieser Parallelismus zeigt, wie gleichm!l.szig die Wiirmer gearbeitet haben mussen. Das Resultat ist indessen zum Theil wohl die Folge davon, dasz die friscben ExcrementEI vom Regen niedergewaschen warden. Das specifische Gewicht der Gegenst!l.nde hat keinen Einflusz auf die Ge­ schwindigkeit ihres Einsinkens, wie daraus zu sehen war, dasz porllse Schlacken, gebrannter Mergel , Kreide und Quarzrollsteine s!l.mmtlich innerhalb derselben Zeit bis zu der n!l.mlichen Tiefe hinabgesunken waren. Zieht man die Beschaffenheit des Untergrundes in Betracht, welcher in Leith Hill Place ein sandiger Boden, der viele Gesteins­ stiicke einschlosz, und bei Stonehenge Kreideschutt mit zerbrochenen Feuersteinen war, zieht man ferner das Vorhandensein des mit Rasen bedeckten, sanft abfallenden Randes von Humus rings um die groszen

 Gesteinsbrucbstucke an diesen beiden Stellen in Betracht, so scbeint ihr Einsinken nicht in einer merkbaren Weise durch ihr Gewicht unter­ stutzt worden zu sein, obschon letzteres ganz betr!l.chtlich war 9

Uber die Zahl von Wurmern, welche auf einem gegebenen Raume leben. - Wir wollen nun zeigen, erstens, welch eine nngeheure Zahl von Wurmern, von uns nicht geseben, unter unseren Fuszen leben, und zweitens, welches das factische Gewicht der Erde ist, welches sie anf einem gegebenen Raume und innerbalb einer gegebenen Zeit heraufschaffen. HENSEN, welcher eine so voll­ standige und interessante Schilderung der Lebensweise der Wiirmer verotfentlicht hat to, berechnet nach der Zahl , welche er auf einem gemessenen Raume fand, dasz auf einem Hectar Landes 133,000 lebende Wiirmer existiren mfissen oder 53,767 auf einem AcrEI. Diese letztere Anzabl von Wurmern wiir e 356 Pfund wiegen, wenn wir HENSEN's Maszstab fiir das Gewicbt eines einzelnen Wurms annehmen, namlich ein Gramm. Man musz indesz beachten, dasz sich diese Berechnung auf die in einem Garten gefundene Anzahl griindet und HENSEN glaubt,

9 Mr. R. Mallet bemerkt (Quart. Journ. Geolog. Soc. Vol. 33. 1877. p. 745):

.Der Grad, bis zu welchem der Boden unterhalb der Fundamente massiger archi­ tektonischer Bauten, wie z. B. der Thiirme groszer Dome, erfahrungsgemasz zu­ sammengedriickt worden ist, ist ebenso merkwiirdig wie lehrreich und sonderbar. Der Betrag an Senkung kann in manchen Fallen nach Fuszen gemessen werden." Er fiihrt als Beispiel den Thurm von Pisa an, fiigt aber hinzu, dasz er auf ndichten Thon gegriindet worden sei.

10 Zeitschr. fiir wiss. Zool. 28: Bd. 1877. p. 354.

 

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90   Gewicht der von Wiirruern Cap. 3.

dasz die Wiirmer hier zweimal so zahlreich sind, wie in Getreide­ feldern. So erstaunlich das obige Resultat auch sein mag, so scheint es mir <loch nach der Anzahl von Wiirmern, welche ich zuweilen gesehen babe, sowie nach der groszen Zahl zu urtbeilen, welcbe taglich von Vogeln zerstort wird, ohne dasz jedoch die Species ausgerottet wiirde, vollig glaublich zu sein.   Einige Flisser mit verdorbenem Ale wurden auf Mr. MILLER'S Land stehen gelassen u, in der Hoffnung, Essig daraus zu gewinnen; aber es ergab sich, dasz der Essig schlecht war und die Fasser wurden ausgeschiittet.  Es musz noch voraus­ geschickt werden, dasz Essigsliure ein so todtliches Gift fiir Wiirmer ist , dasz, wenn PERRIER einen Glasstab in Essigsliure und dann in eine ansehnlicbe Menge Wassers tauchte, in welchem Wiirmer lebten, diese ausnal1mslos dadurch schnell getodtet wurden. Am Morgen, nach­ dem die Fasser ausgeleert worden waren, waren ,,die Haufen von Wlir­ mern, welche todt am Boden lagen, so ungeheuer, dasz wenn Mr. MrLLER. sie nicht geseben hatte, er es nicht fiir moglich gehalten hatte, dasz solche Massen in dam Raum batten existiren konnen".   Als weitere Beweise fur die grosze Anzahl von Wiirmern, welche im Boden leben, gibt HENSEN an, dasz er in einem Garten auf einem Raume von 14½  Quadratfnsz vierundsechzig offene Wurmrohren, das sind also neun in 2 Quadratfusz, gefunden hat.  Die Rohren sind aber zuweilen noch viel zahlreicher; denn als ich auf einem Grasfeld in der Nahe von Maer Hall grub, fand ich einen Klosz trockener Erde, so grosz wie meine zwei offenen Hii.nde, welcher von sieben Wurmrohren so grosz wie Gii.nsekiele durchbohrt war.

Gewicht der aus einer einzigen Rohre und aus sii.mmt­ lichen Rohren innerhalb eines gegebenen Raumes ansgeworfenen Erde. - In Bezug auf das Gewicht der taglich von Wiirmern ausgeworfenen Erde fand HENSEN, dasz sie bei einigen Wiirmern, welche er gefangen bielt und welcbe er mit Blattern ge­ fiittert zu haben scbeint, nur 0,5 Gramm oder weniger als 8 Gran im Tage wog. Im Naturzustand musz aber eine viel bedeutendere Menge in den Perioden, wenn sie zur Nahrung Erde, anstatt Blii.tter verzehren und wenn sie tiefe Rohren graben, ausgeworfen warden. Dies wird durch die folgenden Gewichtsangaben der an den Otrnun­ gen einzelner Wurmhohlen aufgeworfenen Excremente beinahe gewisz

11 Mr. Dancer's Aufsatz in Proc. Phil. Soc. Manchester 1877. p. 248.

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Cap. 3.   heraufgebrachten Erde.    91

gemacht. Die ganze Masse derselben schien in keiner langen Zeit aus­ geworfen worden zu sein, was in mehreren Fa,llen sogar sicher war. Die Excrementrollen wurden dadurch, dasz sie viele Tage hindurch der Sonne oder der Warme eines ordentlichen Feuers ausgesetzt wurden, getrocknet (ausgenommen in einem speciell angefiihrten Falle).

Gewicht der an der Offnung einer einzigen Wurmrohre angeh iiuften Excremente.

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Down, Kent (Untergrund rother Thon, voller Feuersteine, der Kreide aufiiegend). Die groszte Excrementmasse, welche ich an den Abhiingen eines steilen Thales finden konnte, wo der Unter­ grund weit herauf reichte. In diesem einen Falle war die Excre­ ment masse nicht ordentlich getrocknet.

Down. - Groszte Excrementmasse, welche ich finden konntef

(hauptsiichlich aus kalkiger Substanz bestehend), auf iiuszerst iirmlicl1em Weidelande am Grunde des unter 1erwiihnten Thales.

8. Down. - Eine grosze Excrementrolle, aber nicht von unge-t

wohnlicher Grosze, von einem nahezu ebenen Felde iirmlicher

Weide, vor ungefiihr 35 Jahren dem Graswuchs iiberlassen.

Down. - Mittleres Gewicht von 11 nicht groszen, auf einem geneigten Stiick meines Rasenplatzes ausgeworfenen Excrement­ rollen, nachdem sie dadurch einigen Gewichtsverlust erlitten hatten , dasz sie eine betrachtliche Zeit hindurch dem Regen ausgesetzt gewesen waren.

In der Niihe v,on Nizza in Ud-Frankreich. -     Mittleres Ge­ wicht von 12 Excrementmassen gewohnlicher Dimensionen, welche Dr. KrnG auf Land gesammelt liatte, welches lange Zeit nicht gemiiht worden war und wo die Wiirmer auszerordentlich zahl­ reich waren, niimlich auf einem von Gestriiuchen geschiitzten Rasenstilck in der Niihe des Meeres. Boden sandig und kalkig; diese Excremep.te waren einige Zeit, .ehe sie gesammelt wurden, dem Regen ausgesetzt gewesen und milssen durch Zersetzung etwas an Gewicht verloren haben, sie behielten aber noch immer ihre Form.

Die schwerste der vorstehend erwiihnten zwolfExcementmassen.

Unter-Bengal. - Mittleres Gewicht von 22, von Mr. J. ScoTT gesammelten Excrementmassen, von denen er angibt, dasz sie im Verlauf von einer oder zwei Niichten ausgeworfen worden seien.

Die schwerste dieser 22 Excrementmassen.

Nilgiri-Berge, Siid-Indien. - Mittleres Gewicht der 5 groszten von Dr. KING gesammelten Excrementmassen. Sie waren dem Regen des letzten Monsun ausgesetzt gewe en und milssen etwas an Gewicht verloren haben.

Die schwerste dieser 5 Excrementmassen.

 

Unzen

3,98

3,Si

1,22

0,7

1,37

1,76

1,24

2,09

3,15

4,34

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92   Gewicht der Yon Wiirmern  Cap. 8.

Aus dieser Tabelle sehen wir, dasz Excremente, welche an der Miindung einer und derselben Rohre ausgeworfen worden waren und welche in den meisten Fallen frisch erschienen und ihre wurm rmige Gestalt beibehielten, meistens, nachdem sie getrocknet waren, das Ge­ wicht von einer Unze iiberstiegen und zuweilen einem Viertel Pfund nahe kamen. Auf den Nilgiri-Bergen iiberstieg eine Excrementrolle selbst dieses letztere Gewicht. In England wurden die groszten Excre­ mentrollen auf ltuszerst l!.rmlichem Weideland gefunden; und diese sind, soviel ich gesehen babe, allgemein groszer als diejenigen auf mit reicher Vegetation bedecktem Lande. Es mochte fast seheinen, als h!itten Wiirmer in armem Lande eine groszere Menge von Erde zu verschlucken, als in reichem, um die geniigende Nahrungsmenge zu erhalten.

Was die thurmartigen Excrementhaufen aus der Umgegend von Nizza betrifft (Nr. 5 und 6 in der obigen Tabelle), so fand Dr. KING hliufig fiinf oder sechs von ihnen auf einer Fll!.che von einem Quadrat­ fusz; dieselben wiirden nach ihrem mittleren Gewicht zu urtheilen, zusammen 71/2 Unzen gewogen haben, so dasz das Gewicht derjenigen

auf einem Quadrat-Yard 4 Pfund 3½ Unzen gewesen sein wiirde.

Dr. KING sammelte gegen Ende des Jahres 1872 die sammtlichen Excremente, welche noch immer, mochten sie niedergebrochen sein oder nicht, ihre wurmf6rmige Gestalt behielten , von einem Quadratfusz Flache an einer an Wiirmern auszerst reiclien Stelle am Gipfel eines Abhanges, auf welchem keine Excremelite von oben herab gerollt sein konnten. Diese Excremente muszten, wie er nach ibrem Aussehen. unter Beriicksichtigung der trockenen und der Regenperioden bei Nizza beurtheilte, innerhalb der vorhergehenden fiinf oder sechs Monate aus­ geworfen worden sein; sie wogen 91/2 Unzen oder 5 Pfund 51/2 Unzen

auf den Quadrat-Yard. Nach einem Verlauf von vier Monaten sam­

melte Dr. KING die sammtlichen Excremente, welche sp!l.ter auf dem­ selben Quadratfusz OberfHi.che ausgeworfen worden waren, und sie wogen 2½ Unzen oder 1 Pfund 61/1 Unzen auf den Quadrat-Yard. Es wurden daher ungef!ihr innerhalb zehn Monaten, oder wir wollen

der Sicherheit wegen sagen, innerhalb eines Jahres auf diesem einen Quadratfusz 12 Unzen Excremente aufgeworfen, oder 6,75 Pfund auf den Quadrat-Yard, und dies wiirde 14,58 Tonnen per acre geben.

Auf einem Felde am Grunde eines Thales in der Kreide (siehe No. 2 in der vorstebenden Tabelle) wurde an einer Stelle, wo sehr

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Cap. 8.   heraufgebrachten Erde.    93

grosze Excrementrollen auszerst zahlreich waren, ein Quadrat-Yard abgemessen. Die Excremente erschienen indessen an einigen wenigen anderen Stellen beinahe ebenso zahlreich. Es wurden diese Exoremente, welche ihre wurmfonnige Gestalt vollkommen beibehielten, gesammelt

und sie wogen, als sie zum Theil getrocknet waren, 1 Pfunde 131/1 Unzen. Dieses Feld war vor zwei und fiinfzig Tagen mit einer schweren im Feldbau gebrauchlichen Walze gewalzt worden und dies diirfte sicher jeden einzelnen Excrementhaufen auf der Erde niedergeplattet haben. Das Wetter war zwei oder drei Wochen lang vor dem Ein­

sammelungstage sehr trocken gewesen, so dasz nicht ein Excrement frisch erschien oder vor kurzem ausgeworfen worden war. Wir konnen daher annehmen, dasz diejenigen, welche gewogen wurden, wir wollen sagen innerhalb fiinf und vierzig Tagen von der Zeit an aufgeworfen worden waren, in welcher das Feld gewalzt worden war , das heiszt also zwolf Tage weniger als die ganze dazwischenliegende Periode. lch hatte denselben Theil des Feldes, kurz ehe es gewalzt wurd untersucht und damals waren frische Excrementhaufen auszerordentlich hii.ufig. Wiirmer arbeiten bei trockenem Wetter wll.hrend des Sommers nicht , ebenso wenig im Winter wahrend heftiger Froste.   Wenn wir annehmen, dasz sie nur wahrend der Halfte des Jahres arbeiten, - obgleich dies eine zu niedrige Schatzung ist, - dann wiirden die Wiir­ mer auf diesem Felde wahrend des Jahres 8,387 Pfund auf den Quadrat-Yard auswerfen oder 18, 12 Tonnen per acre, angenommen dasz die ganze Oberflli.che gleichmaszig productiv an Excrementen ist.

In den vorstehend angeftlhrten Fallen muszten einige der noth­ wendigen Daten geschiitzt werden ; aber in den zwei folgenden FAilen sind die Resultate viel zuverlassiger. Eine Dame, auf deren Genauig­ keit ich mich unbedingt verlassen kann, erbot sich, in der N!lhe von Leith Hill Place in Surrey wAhrend eines Jahres sammtliche Excre­ menthaufen zu sammeln, die auf zwei verschiedenen Quadrat-Yards aufgeworfen wfirden. Die gesammelte Menge war indessen etwas ge­ ringer als die ursprfinglich von den Wfirmern ausgeworfene. Denn wie ich wiederholt beobachtet babe, wird ein guter Theil der feinsten Erde fortgewaschen, sobald die Excremente wahrend oder kurz vor schwerem Regen aufgeworfen werden. Auch hiengen kleine Partien an den darumstehenden Grashalmen , und es erforderte zu viel Zeit, jade einzelne derselben zu entfernen. Auf sandigem Boden, wie in dam vorliegenden Fall, zerbrockeln die Excrementhaufen nach trockenem

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94   Gewicht der von Wiirmern  Cap. 3.

Wetter sehr leicht , und auf diese Weise werden Theilchen verloren. Auch war die Dame gelegentlich ein oder zwei Wochen lang von Haus abwesend, und zu solchen Zeiten miissen die Excrementhaufen einen noch bedeutenderen Verlust dadurch, dasz sie dem Wetter ausgesetzt waren, erlitten haben. Diese Verluste wurden indessen in gewissem Grade dadurch ausgeglichen, <lasz die Sammlungen auf einem der Quadrat-Yarde vier Tage und auf dem anderen Quadrat-Yard zwei Tage lii.nger als ein Jahr fortgesetzt wurden.

Auf einer breiten, mit Gras bedeckten Terrasse, welche wahrend vieler Jahre gemaht und gekehrt worden war, wurde eine Stelle aus­ gewil.hlt (9. Oct. 1870). Sie lag nach Siiden, war aber wahrend eines Theils des Tages von Baumen beschattet.    Sie war vor mindestens einem Jahrhundert durch eine bedeutende Anhii.ufung von groszen und kleinen Sandsteinbruchstiicken, zusammen mit etwas sandiger Erde, welche eben gerammt worden waren, gebildet worden. Wahrscheinlich war sie anfangs dadurch geschiitzt, dasz sie mit Rasen bedeckt war. Diese Terrasse war, nach der Anzahl von Excrementrollen auf ihr zu urtheilen, etwas ungiinstig fiir die Existenz von Regenwiirmern im Vergleich mit den benachbarten Feldern und einer hoher gelegenen Terrasse.   Es war in der That iiberraschend, dasz so viele Wiirmer bier leben konnten wie gesehen wurden ; denn als ein Loch in diese Terrasse gegraben wurde, zeigte eil sich , dasz die schwarze vegeta­ bilische Ackererde zusammen mit dem Rasen nur vier Zoll dick war und unter ihr fand sich die ebene Oberfl.ache des hellgefarbten san­ digen Bodens mit vielen Sandsteinbruchstiicken. Ebe irgend welche Excremente gesammelt wurden, wurden die sammtlichen, friiber dort befindlichen sorgfaltig entfernt. Der letzte Tag, an welchem gesam­ melt wurde, war der 14. October 1871. Die Excremente wurden dann vor einem Feuer ordentlich getrocknet und sie wogen genau 3% Pfund. Dies wiirde fiir einen Acre ahnlicben Landes 7,56 Tonnen trockener Erde ergeben, die jahrlich von den Wiirmern ausgeworfen wird.

Das zweite Quadrat wurde auf einem nicht eingehegten Gemeinde­ anger in einer Rohe von ungefahr 700 Fusz liber dem Meere in einiger Entfernung von Leith Hill Tower abgesteckt. Die Oberflache war mit kurzem feinem Rasen bekleidet und war nie durch Menschenhand ge­ stort worden. Die ausgewahlte Stelle erscbien weder besonders giinstig fur die Wurmer, noch besonders ungiinstig; ich babe aber haufig be­ merkt, dasz Wurmexcremente auf Gemeindeland besonders zahlreich

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Cap. 3.   heraufgebrachten Erde.    95

sind, und dies darf vielleicbt der Armlichkeit des Bodens zugescbrieben werden. Die Humusschicbt hatte bier eine Macbtigkeit von zwiscben drei und vier Zoll. Da diese Stelle von dem Hause, wo die Dame lebte, etwas entfernt war, wurden die Excremente nicht in so kurzen Zeitintervallen gesammelt, wie die auf der Terrasse, in Folge dessen musz der Verlust an feiner Erde wahrend Regenwetters in diesem Fane groszer gewesen sein, als in dem letzten. Die Excremente waren iiberdies sandiger, und beim Sammeln derselben wilhrend trockenen Wetters zerbrockelten sie zuweilen zu Staub, und hierdurcb wurde viel verloren. Es ist daher sicber, dasz die Wiirmer betracbtlich mehr Erde berauf scbafften, als die Menge betrug, welcbe gesammelt wurde. Die letzte Sammlung wurde am 27. October 1871 angestellt, das ist also nacb 367 Tagen nachdem das Quadrat bezeicbnet und die Ober­ fla.cbe von allen vorber existirenden Excrementen gereinigt worden war. Die gesammelten Excremente wogen, nachdem sie ordentlich getrocknet waren, 7,453 Pfund und dies wiirde fiir einen Acre desselben Art Landes 16,1 Tonnen jabrlich ausgeworfener trockener Erde ergeben.

Zusammenfassung der vier vorstehend angef hrten Fii.lle.

Excrementmassen, in der Nii.he von Nizza ungefii.hr innerhalb eines Ja!Jres ausgeworfen, von Dr. KING auf einem Quadratfusz Oberflii.che ge­ sammelt, ergeben der Berechnung nach fiir den Acre 14,58 Tonnen.

Excrementmassen, wii.hreud ungeiahr 45 Tagen auf einem Quadrat­ Yard in einem Felde mit armlicher Weide am Grunde eines groszen Thals in der Kreide ausgeworfen, ergeben der Berechnung nach jahrlich auf den Acre 18,12 Tonnen.

Excrementmassen, von einem Quadrat-Yard auf einer alten Ter­ rasse in Leith Hill Place wiihrend 369 Tagen gesammelt, ergeben der Berechnung nach jahrlich fiir den Acre 7,56 Tonnen.

Excrementhaufen, von einem Quadrat-Yard auf Leith Hill Common wahrend 367 Tagen gesammelt, ergl.lben der Berechnung nach jahrlich fiir den Acre 16,1 Tonnen.

Die Dicke der Humusscbicht, welche wabrend eines Jabres ausgeworfene Excrementmassen bilden wiirden, wenn sie gleichmaszig ausgebreitet wiirden. - Da wir nach den in der vorstehenden Zusammenfassung erwahnten zwei letzten Fallen das Gewicht der getrockneten von Wiirmern wabrend eines Jahres auf einem Quadrat-Yard Oberflacbe ausgeworfenen Excrement­ massen kennen, so wiinscbte ich zu erfahren, eine wie dicke Schicbt gewohnlicber Ackererde diese Menge bilden wiirde, wenn sie gleich­ formig iiber einem Quadrat-Yard ausgebreitet wiirde. Die trockenen

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96   Dicke der jiihrlich  Cap. 3.

Excrementmassen wurden daher in kleine Sttickchen zerbrochen und wurden dann in ein Masz gebracht und ordentlich geschtittelt und niedergedriickt. Die auf der Terrasse gesammelten ergaben 124,77 Cubik­ zoll und diese Menge wiirde, wenn sie tiber einen Quadrat-Yard aus­ gebreitet wtirde, eine Schicht von 0,09612 Zoll Dicke bilden. Die­ jenigen, die auf dem Gemeindeanger gesammelt wurden, ergaben 197,56 Cubikzoll und wiirden in lihnlicher Weise eine Schicht von 0,1524 Zoll Dicke bilden.

Diese Dickenmasze bedurfen indessen einer Berichtigung, denn die zerkleinerten Excrementmassen stellten, nachdem sie ordentlich zusammen­ geschiittelt und niedergedriickt waren, eine auch nicht annahernd so compacte Masse dar wie vegetabilische Ackererde , obgleich jedes einzelne Sttickchen sehr compact war. Doch ist der Humus bei weitem nicht compact, wie aus der Anzahl von Luftblasen hervorgeht, welche aufsteigen, wenn die Oberflll.che mit Wasser iiberfluthet wird. Uber­ dies wird er von vielen feinen Wurzeln durchsetzt. Um annll.hernd zu ermitteln, um wie viel gewohnliche Ackererde an Umfang zunehmen wiirde, wenn sie in kleine Stiickchen zerbrockelt und dann getrocknet wiirde, wurde ein diinnes oblonges Stiick etwas thonhaltiger Ackererde (von welchem der Rasen abgeschalt war) gemessen, ehe es zerbrockelt wurde, wurde dann getrocknet und wiederum gemessen. Das Trocknen

verursachte ein Schrumpfen um % seiner urspriinglichen Grosze, nur

nach 11.uszeren Messungen zu urtheilen. Es wurde dann zerkleinert und zum Theil zu Pulver gemacht, in derselben Weise wie die Ex­ cremente behandelt worden waren, und sein Umfang iiberstieg nun (trotz des Einschrumpfens in Folge des Trocknens) um 1/ 16 den des

urspriinglichen Stiicks feuchter Ackererde. Die oben berechnete Machtig­

keit der aus den Excrementen von der Terrasse nach deren Anfeuchtung und Ausbreitung iiber einen Quadrat-Yard gebildeten Schicht wiirde daher um 1/16 zu reduciren sein, und dies wird die Schicbt auf 0,09 Zoll reduciren, so dasz eine Schicbt von 0,9 Zoll Machtigkeit im Verlaufe von zehn Jahren gebildet wird. Nacb demselben Grundsatz wiirden dieselben Excrementmassen vom Gemeindeanger im Verlauf eines einzigen Jahres eine Schicht von 0,1429 Zoll oder im Verlauf von zehn Jahren von 1,429 Zoll Machtigkeit bildeu, In runden Zahlen konnen wir sagen, dasz die Dicke der Schicht im ersteren Fall in zehn Jabren

nahezu 1 Zoll und im. zweiten Fall von nabe 11/2 Zoll betragen wird.

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Cap. 3.   gebildeten Humusschicht.  97

Um diese Resultate mit denjenigen zu vergleichen, welche aus der Schnelligkeit abgeleitet wurden, mit welcher kleine, auf der Oberfl.ache von mit Gras bewachsenen Feldern liegen gelassene Gegenstande ein­ gegraben werden (wie es im ersten Theil dieses Capitels beschrieben wurde), will ich bier die folgende Zusammenfassung geben:

Zusammenfassung der Beobachtu11gen iiber die Dicke der Humus sc h i c h t, die sic h i m Lau f e v o 11 z e h11 Ja h re 11 ii be r, an de r O be r fl ii c h e 1i e g en ge1assen e 11 G e g en s t ii_n den a n s a mm e It.

Die Anhaufung von Humus wiihrend 143/4 Jahrf.'11 an der Oberfliiche eines trockenen, sandigen Grasfeldes in der N iihe von Maer Hall belief sich in 10 Jahren auf 2,2 Zoll.

Die Anhiiufung wiihrend 21½ Jahren auf einem morastigen Felde

in der Niihe von Maer Hall belief sich in 10 Jahren auf nahezn 1,9 Zoll.

Die Anhaufung wiihrend 7 Jahren auf einem sehr morastigen Felde in der Nii.he von Maer Hall belief sich in 10 Jahren anf 2,1 Zoll.

Die Anhiiufung wiihrend 29 Jahren auf gntem, thonhaltige11 Weide­ land iiher der Kreide bei Down belief sich in 10 .Tahren auf 2,2 Zoll.

Die Anhiiufung wiihrend 30 Jahren auf der Seite f\ines Thales iiber der Kreide bei Down, wo der Boden thonig, sehr arm u11d soeben erst in Weideland verwandelt worden war (so dasz er einige Jahre Jang un­ giinstig fiir Wiirmer war), betrug in 10 Jahren 0,83 Zoll.

Wir sehen in diesen Fallen (ausgenommen im letzten), dasz die Menge von Erde, welche wahrend 10 Jahren auf die Oberfl.ache ge­ schafft wird, etwas groszer ist als die nach den Excrementmassen berechnete, welche factisch gewogen wurden. Dieser Mehrbetrag kan11 zum Theil durch den Verlust erkl!irt werden, welchen die gewogenen

. Excrementmassen schon vorher dadurcb erlitten batten , dasz sie vom Regen ausgewascben wurden, dasz Stuckchen derselben an den um­ gebenden Grashalmen hangen blieben und dasz sie zerbrockelten, wenn sie trockneten. Auch diirfen wir andere Krane nicht ubersehen, welche in alien gewohnlichen Fallen die H umusmenge vergroszern durften und welche bei den gesammelten Excrementmassen nicht berucksichtigt. werden konnten, ich meine namlich die. von grabenden Larven und Insekten , besonders von Ameisen, an die Oberfiache geschaffte feine Erde. Die von Maulwurfen aufgeworfene Erde hat meistens ein von vegetabilischer Ackererde etwas verschiedenes Ansehen; nach einige1 Zeit aber ist sie von ihr nicht mehr zu unterscheiden. In trockenen Gegeoden spielt auszerdem auch der Wind eine bedeutungsvolle Rolle beim Fortschaffen des Staubes von einer Stelle zur anderen, und selbst in England musz er die Humusschicht auf Feldern in der Nahe groszer

D. RWI!'I, Bildung der Ackererde. (XIV. 1.)   7

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98   Dicke der jihrlich   Cap. 3.

Straszen vermehren. Aber in meiner Grafschaft erscheinen diese letz­ teren verschiedenartigen Momenta von vOllig untergeordneter Bedeutung im Vergleich mit der Thii.tigkeit der Regenwiirmer.

Wir haben kein Mittel zu beurtheilen, ein wie groszes 0-ewicht von Erde ein einziger vollig erwachsener Wurm wahrend eines Jahres auswirft. HENSEN schatzt, dasz auf einem Acre Landes 53,767 (auf einem Morgen 34,000) Wiirmer leben; diese Schlitzung griindet sicb aber auf die in Garten gefundene Zahl und er glaubt, dasz nur un­ gefahr halb so viel in Getreidefeldern leben. Wie viele in altem Weideland leben, ist nnbekannt; wenn wir aber annehmen, dasz die Halfte der obigen Anzahl oder 26,886 auf derartigem Lande leben und nehmen dann ferner nach der vorhin gegebenen Zusammenfassung 15 Tonnen als das Gewicht der jahrlich auf einem Acre ausgeworfenen Excremente an, so musz jeder Wurm j!l.hrlich 20 Unzen auswerfen. Ein Excrement von der vollstandigen Grosze an der Offnung einer einzigen Rohre iibertrifft, wie wir gesehen haben, haufig eine Unze im Gewicht, und wahrscheinlich werfen Wiirmer mehr als 20 Ex­ cremente von volliger Grosze wahrend eines Jahres aus. Wenn sie jahrlich mehr als 20 Unzen auswerfen, konnen wir folgern, dasz die Regenwiirmer, welche auf einem Acre Weideland leben, weniger als 26,886 'sein werden.

Wiirmer leben hauptsacblich in der oberflachlichen Humusschicbt, welche gewohnlich von 4 oder 5 bis 10 und selbst 12 Zoll machtig ist, und es ist dieser Humus, welcher immer und immer wieder durch ihre Korper hindurch geht und auf die Oberfl!lche geschafft wird. Wiirmer bohren aber gelegentlich in den Untergrund bis zu einer viel betrachtlicheren Tiefe, und bei solchen Gelegenheiten bringen sie Er<le aus dieser groszeren Tiefe herauf, und dieser Procesz ist fur Jahrtausende und Jahrtausende fortgegangen. Die oberflachliche Humusschicht wiirde daher schlieszlich, obgleich mit einerimmer langsameren und langsameren Geschwindigkeit eine Macbtigkeit erreichen, welche der Tiefe, bis zu welcher Wiirmer jemals graben, gleich wlire, wenn nicbt noch andere entgegengesetzte Krafte thatig wliren , welche etwas von der feinsten Erde, welche bestitndig von den Wiirmern auf die Oberflache gebracbt wird, auf ein oiedriges Niveau hinabbringen. Eine wie bedeutende Machtigkeit die vegetabilische Ackererde jemals erlangt, babe icb keine gute Gelegenheit gehabt zu beobachten; es werden aber im nachsten Capitel, wenn wir das Eingraben antiker Bauwerke betrachten,

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Cap. 3.   gebildeten Humusschicht.  99

einige Thatsachen in Bezug auf diesen Punkt angefiihrt werden. In den zwei letzten Capiteln werden wir sehen, dasz der Boden durch die Thlttigkeit der Wiirmer, wenn schon in einem nur geringen Grade factisch vermehrt wird; ihre hauptsachlichste Arbeit besteht abet darin, die feineren von den groberen Theilchen zu sondern, das Ganze mit zerfallenen Pflanzensubstanzen zu vermengen und es mit den Ab­ sonderungen ihres Darmes zu sattigen.

Endlich wird, wie ich glaube , spater Niemand , welcher die in diesem Capit!:'l mitgetheilten Thatsachen in Betracht zieht, daran zweifeln, dasz die Wurmer eine bedeutungsvolle Rolle im Haushalte der Natur spielen: ich meine die Thatsache, dasz kleine Gegenstande, die auf der Oberflache liegen , eingegraben werden und dasz grosze Steine einsinken, - ich meine die ungeheure Zahl Yon Wiirmern, welche innerhalb eines maszigen Stuck Landes leben, - das Gewicht der aus der Miindung eines und desselben Ganges ausgeworfenen Ex­ cremente, - endlich das Gewicht sammtlicher innerhalb einer be­ kannten Zeit auf einem abgemessenen Raume ausgeworfenen Excremente.

-;\:

I

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Viertes Capital.

Der .Antheil, welchen Wiirmer beim Eingraben alter Bauten gehabt haben.

Die Anhaufung von Schutt auf dem Boden groszer Stiidte, unaLhangig von der Thiitigkeit der Wiirmer. - Das Eingraben einer romischen Villa in Abinger.

- Der Boden und die Wiinde von Wiirmern durchbohrt. - Einsinken eines modernen Pilasters. - Das begrabene Pilaster in Beaulieu Abbey. - Romische Villen in Chedworth und Brading. - Die Uberreste der romischen Stadt in Silchester. - Die Beschaffenheit der zerfallenen Masse, womit die Uberreste bedeckt sind. - Die Durchbohrung der getiifelten Boden und Wande von den Wiirmern. - Einsinken der Boden. - Dicke der Humusschicht. - Die alte romische Stadt von Wroxeter. - Dicke der Humusschicht. - Tiefe der Fun­ damente einiger der Gebaude. - Schlusz.

Die Archiiologen wissen wahrscheinlich nicht, wie viel sie in Be­ zug auf die Erhaltung vieler antiker Gegenstande den Wiirmern ver­ danken. Wenn Miinzen, goldene Schmuckgegenstande, Steinwerk­ zeuge u. s. w. auf die Oberflache des Bodens fallen, so werden sie ganz untriiglich in einigen wenigen Jahren von den Excrementhaufen der Wiirmer begraben und dadurch sicher aufbewahrt werden, bis in irgend einer spateren Periode das Land einmal wieder umgestiirzt wird. So wurde beispielsweise vor vielen Jahren ein Grasfeld auf der nordlichen Seite des Severn, nicht weit von Shrewsbury, gepfliigt; dabei wurde eine iiberraschend grosze Anzahl eiserner Pfeilspitzen auf dem Boden der Ackerfurchen gefunden, welche, wie Mr. BLAKEWAY, ein Altertbumsforscher des Orts, annahm, Uberreste aus der Schlacht von Shrewsbury im Jahre 1403 waren und ohne Zweifel urspriinglich iiber das Schlachtfeld zerstreut gelegen batten. In dem vorliegenden Capitel werde ich zeigen, dasz nicht blosz Werkzeuge u. s. w. in dieser Weise erhalten werden, sondern dasz die Fuszboden und Uber­ reste vieler antiker Bauten in England in einer so wirksamen Weise,

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Cap.-!.   Antheil der Wiinner beim Eingraben alter Bauten.   101

und zwar tum groszten Theil <lurch die Thatigkeit der Regenwurmer begraben worden sind, dasz sie in neueren Zeiten einzig in Folge ver­ schiedener Zufalle entdeckt worden _sind. Die ungeheuren Schutt­ scbichten von mehreren Yards lachtigkeit, welche nnterhalb vieler solcher Stadte, wie Rom, Paris und London, liegen und von denen die untersten von hohem Alter sind, werden nicht herangezogen, da die Wiirmer in keinerlei Weise auf sie eingewirkt haben. Wenn wir in Be­ tracht ziehen, wie viel Material taglich in eine grosze Stadt zum Bauen, Heizen, zur Kleidung und zur :Nahrung hineingeschafft wird, und dasz in alten Zeiten, wo die Straszen schlecht waren und das Reinigungs- werk vernachlaszigt wurde, eine vergleichsweise geringe Menge wieder fortgeschafft wurde, so konnen wir wohl ELIE DE BEAt:MO T zustimmen, welcher bei Erorterung dieses Gegenstandes sagt: ,,pour une voiture

.de materiaux qui en sort, on y en fait entrer cent 1." Auch diirfen wir die Wirkungen von Feuersbriinsten, das Abbrechen alter Gebaude und das Entfernen des Schuttes nach dem nachsten freien Platze nicbt iibersehen.

Abinger, Surrey. - Spat im Herbste des Jahres 1876 wurde der Grund in einem alten l\feiereihofe an diesem Orte bis zu einer Tiefe von 2 bis 21/2 Fusz gegraben, und die Arbeitsleute fanden da­ bei verschiedene antike Gegenstande. Dies veranlaszte l\fr. T. H. FARRER

in Abinger Hall, auf einem anstoszenden gepfliigten Felde nachsucben zu !assen. Beim Ausheben eines Grabens wurde sebr bald eine Cement­ scbicht entdeckt, welcbe zum Theil noch mit l\fosaikplattchen (kleine rotbe Ziegel) bedeckt und auf zwei Seiten von niedergebrochenen 1Iauern umgeben war. Man nimmt an 2, dasz dieser Raum einen Theil

des Atrium oder Empfangszimmers einer romischen Villa     bildete.

Spater wurden noch zwei oder drei andere kleine Zimmer entdeckt. Yiele Bruchstiicke von irdenen Gerathen , andere Gegenstande und 11iinzen mehrerer romischer Kaiser, aus den Jahren 133 bis 361 und vielleicht 375 n. Chr. herriihrend, wurden gleichfalls gefunden; auch ein Halfpenny Georg's I. von 1715. Die Gegenwart dieser letzteren lliinze scheint eine Anomalie zu sein; aber ohne Zweifel wurde er wahrend des letzten Jahrhunderts auf den Boden fallen gelassen, und

1 Le ons de Geologie pratique, 1845. p. 142.

2 Ein knrzer Bericht iiber diese Entdeckung wurde Yeroffentlicht in ,,The Times", vom 2. Januar 1S78, nnd eine ausfiihrlichere Schilderung in "The Builder"

Januar 1;,is.

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102  Antheil der Wllrmer  Cap. 4.

seitdem ist eine hinreichend lange Zeit verflossen, um ihn von den Excrementen der Wiirmer bis in eine betrachtliche Tiefe eingraben zu lassen. Aus den verschiedenen Oaten der romischen Miinzen konnen wir schlieszen, dasz das Gebil.ude lange bewohnt gewesen ist. Es wurde wahrscheinlich vor 1400 oder 1500 Jahren zerstort und ver­ lassen.

Ich war wahrend des Beginns der Ausgrabungen (am 20. August 1877) gegenw!trtig; Mr. FARRER liesz an den entgegengesetzten Enden

Ost. West.

A.

A.

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B.   Offener Grnben.

 

G.

ll,

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w.

c.

D.

]-;.

1,'ig. 8. Durchschnitt durch die Fundamente elner vergrabenen romlschen Villa In Abinger. A A. Humusschlcht; B. dunkle Erde, voller Steine, 18 Zoll diok; C. schwarze Ackererde; D. zerstifokelter llOrtel; E. schwarze Ackererde; F ".' nicht aufgestOrter Untergrund; G. Fuszbodenpli:ittchen; H.

Oementochicht; I. Masse unbekannter Beschaffenheit; vergrabene "'and.

des Atrium zwei tiefe Gr!l.ben graben, damit ich die Beschaffenheit des Bodens in der Nahe der Ruinen untersuchen konne. Das Feld senkte sich sanft von Ost nach West unter einem Winkel Yon un­ gefahr 7°; der. eine der beiden Grliben, welchen die beistehende Figur darstellt (Fig. 8), fand sich am oberen oder ostlichen Ende. Die Zeich­ nung ist in dem Maszstabe von "½o Zoll auf einen Zoll angefertigt; der Graben aber, welcher zwischen 4 und 5 Fusz. breit nnd stellen­ weise iiber 5 Fusz tief war, ist nothwendigerweise auszer allem Ver­ Mltnisse verkleinert worden. Die feine Humusschicht auf dem Boden des Atrium variirte in ihrer Machtigkeit von 11 bis 16 Zoll, und war

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Cap. 4.   beim Eingraben alter Bauten.   103

an der Seite des Grabens auf dem Durchschnitte ein wenig iiber 13 Zoll dick. Nachdem die Ackererde entfernt worden war, erschien der Fuszboden als Ganzes maszig eben ; an einzelnen Stellen aber

senkte er sich unter einem Winkel von 1° und an einer Stelle nahe

am Auszenrande nicht weniger als unter 8° 30'. Die das Pflaster umgebende Mauer war ans rauhen Steinen ausgefiihrt und war <la, wo der Graben gegraben worden war , 23 Zoll dick. Der abgebrochene Gipfel fand sicb bier 13 Zoll, aber an einer anderen Stelle 15 Zoll unter der Oberflache des Feldes und war mit der ganzen Dicke der Ackererdenschicht bedeckt. An einer Stelle indessen stieg er bis in eine Tiefe von nur 6 Zoll unter der Oberflache. An zwei Seiten des Raumes, wo die Verbindung des Cementfuszbodens mit den einfassen­ den Wanden sorgfaltig untersucht werden konnte, fand sich kein Risz

-0der Sprung oder keine 'frennung. Es stellte sich spli.ter heraus, dasz dieser Graben innerhalb eines anstoszenden Zimmers ( von 11 Fusz bei 11 Fusz 6 Zoll grosz) gegraben worden war, von dessen Existenz man, als ich dort anwesend war, noch nicht einmal eine Vermuthung batte.

Auf der Seite des Grabens, welcber von der vergrabenen Mauer

(W) am weitesten entfernt war, variirte die Dicke der Humusscbicht von 9 bis 14 Zoll; sie rubte auf einer 23 Zoll machtigen Masse von schwarzlicher, viele grosze Steine einschlieszender Erde. Unterhalb dieser fand sich eine diinne Scbicbt sehr schwarzer Ackererde (C), dann eine Schicht von Erde voll von Mortelbruchstiicken (D) und dann eine andere Schicht (ungefli.hr 3 Zoll dick) von sebr schwarzem Humus (E), welche auf dem nicht aufgestorten Untergrunde von festem, gelb­ licben, thonigen Sande ruhte (F). Die 23 Zoll dicke Erdschicbt (B) war wahrscheinlich kiinstliches Fundament, da hierdurcb der Fusz­ boden dieses Zimmers in ein Niveau mit dem des Atrium gebracht wurde. Die zwei diinnen Schichten von schwarzem Humus am Grunde des Grabens bezeichneten offenbar die Oberfl!icben zweier friiheren Zu­ stande des Landes. Auszerhalb der Wande des nordlichen Zimmers wurden spli.ter viele Knochen, Asche, Austernschalen, zerbrochene Topf­ waaren und ein ganz gebliebener Topf in einer Tiefe von 16 Zoll unter der Oberfli!.che gefunden.

Der zweite Graben wurde auf der westlichen oder unteren Seite der Villa gegraben; die Humusscbicbt war bier nur 6½ Zoll dick; sie ruhte auf einer Schicht feiner Erde voll von Steinen, zerbrochenen Ziegeln und Mortelbruchstiicken, welche 34 Zoll dick war und unter

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104  .!ntheil der Wiirmer Cap. 4-

welcher der nicht gestorte Sand folgte. Die groszte Masse dieser Erde war wabrscheinlich vom oberen Theile des Feldes herabgewaschen worden, und die Bruchstiicke von Steinen,.Ziegeln u. s. w. mussen von den unmittelbar daran stoszenden Ruinen hergekommen sein.

Auf den ersten Blick scheint es eine ftberraschende Thatsache zu sein, dasz dieses Feld mit leichtem sandigen Boden viele Jahre hin­ durch cultivirt und gepfliigt worden sein sollte und dasz doch trotzdem nicht eine Spur dieser alten Bauten entdeckt worden ware. Niemand hatte auch nur eine Vermuthung, dasz die Uberreste einer rOmischen Villa dicht unter der Oberflacbe verborgen liegen konnten. Die Tbat­ sache wird aber weniger iiberraschen, wenn man weisz, dasz das Feldt wie der Gutsverwalter meinte, niemals bis zu einer groszeren Tief& als 4 Zoll gepfliigt worden ist. Sicher ist, dasz, als das Land zuerst gepfl.iigt wurde, das Pfl.aster und die umgebenden zerbrochenen Wand& von mindestens 4 Zoll Erde bedeckt gewesen sein miissen; denn im anderen Falle wftrden der zerfallene cementirte Fuszboden von der Pfl.ugschar zerkratzt, die Mosaikplattchen anfgewiihlt und die Gipfel der alten Wande umgestiirzt worden sein.

A.ls der Cement und die Mosaikplatten zuerst auf einem Raume von 14 Fusz bis 9 Fusz gereinigt worden waren, bot der Fusz­ boden, welcber mit niedergetretener Erde bedeckt war, keinerlei An­ zeichen dafiir dar, dasz er von Wiirmern durcbbohrt worden sei; und obgleich der dariiberliegende feine Humus dem l!.uszerst lihnlich wart we1cher an vielen Stellen sicherlich von Wiirmern angeh!tuft worden ist, so scbien es doch kaum glaublich zu sein, dasz dieser Humus bier von unterhalb des allem Anscheine nach unverletzten Bodens her durcb die Wiirmer heraufgeschafft worden ware. Es schien auch auszerst unwahrscheinlich zu sein, dasz die den Raum umgebenden und noch immer mit dem Cementboden verbundenen Wande von den Wiirmern unterminirt worden und dadurch zum Einsinken veranlaszt worden waren, worauf sie dann spater mit deren Excrementmassen bedeckt worden waren. Ich kam daher anfangs zu dem Schlusse, dasz die sammtliche feine Ackererde iiber den Ruinen von den oberen Theilen des Feldes herabgewaschen worden sei; doch werden wir bald sehent dasz dieser Schlusz bestimmt falsch ist, obscbon es beobachtet worden ist, dasz viele feine Erde von dem oberen Theile des Feldes in seinem gegenwartigen gepfliigten Zustande wli.hrend heftiger Regengiisse herab- gewaschen wird.  '

GoogIe

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I,.,...

 

beim Eingraben alter Bauten.   105

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:-i  Obgleich es anfangs nicht den Anschein hatte, als ware der

'.'i Cementfuszboden irgendwo von Wtirmern durchbohrt worden, so waren

<loch am . nlichsten Morgen kleine platte Kltimpchen der niedergetretenen Erde iiber den Mtindungen von sieben Rohren, welche durch die weicheren Theile des entbloszten Cements oder in den Zwischenrli.umen zwischen den Mosaikplatten hindurchtraten, von den Wurmern in die Hohe ge­ hoben worden. Am dritten Morgen wurden fiinfundzwanzig Wurm­ rohren gezahlt; und als die kleinen Erdkliimpchen plotzlich empor­ gehoben wurden, sah man vier Wiirmer im Acte des eiligen Ruck­ zugs. Wiihrend der dritten Nacht wurden zwei Excremente auf den Fuszboden ausgeworfen, und diese waren von bedeutender Grosze. Die JahrJszeit war der vollen Tbiitigkeit der Wiirmer nicht giinstig und das Wetter war seit Kurzem heisz und trocken gewesen, so dasz die meisten Wiirmer in einer betrachtlichen Tiefe lebten. Beim Ausbeben der beiden Graben wurden viele offene Robren und einige Wurmer in einer Tiefe von zwischen 30 und 40 Zoll unter der Oberflache an­ getroffen; in einer noch groszeren Tiefe aber wurden sie selten. lndessen

wurde ein Wurm in einer Tiefe von 481/2 und ein anderer in einer Tiefe von 51½ Zoll unter der Oberflache durchgeschnitten. Auch wurde ein frisch mit Humus ausgekleideter Gang in einer Tiefe von 57

und ein anderer in einer Tiefe von 65½ Zoll angetroffen. In groszeren Tiefen als diesen wurden weder Wurmrohren noch Wtirmer gesehen. Da ich zu erfahren wunscbte, wie viele Wtirmer unter dem Fusz­ boden des Atrium -   auf einem Raume von ungefii.br 14 Fusz zu 9 Fusz -  lebten, war Mr. FARRER so freundlich, in meinem Interesse Beobachtungen wahrend der nacbsten sieben Wochen anzustellen, in welcher Zeit die Wtirmer auf den ri.ngsherum liegenden Grundstticken in voller Thatigkeit waren und in der Nahe der Oberflache arbeiteten. Es ist sehr unwahrscheinlich, dasz Wiirmer von den umgebenden Feld­ stiicken in den kleinen Raum des Atrium eingewandert sein sollten, nacbdem die oberflachliche Humusschicbt, in welcher sie zu leben vor­ ziehen, entfernt worden war. Wir dlirfen daher wobl schlieszen, dasz die Rohren und die Excremente, welche bier wabrend der folgenden sieben Wochen gesehen wurden, die Arbeit der bereits frliher bier vor­ handenen Bewohner des Raumes waren. lch will nun einige wenige

Ausztige aus den Aufzeichnungen Mr. FARRER's mittheilen.

26. August 1877, d. i. ftinf Tage, nacbdem der Fuszboden auf­ geraumt worden war.  In der vorausgehenden Nacht war ein heftiger

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106  Antheil der Wiirmer  Cap. 4.

Regen niedergegangen, welcher die Oberflache rein gewaschen hatte; es wurden nun die Mlindungen von vierzig Wurmrohren gezahlt. Theile des Cements ergaben sich als solid und waren niemals von Wlirmern durchbohrt worden; auf diesen Stellen stand das Regenwasser.

5. September. - Spuren von Wurmern, welche wahrend der voraus­ gehenden Nacht gemacht worden waren, waren auf der Oberflache des Fuszbodens zu sehen, und flinf oder sechs wurmformige Excremente waren ausgeworfen worden. Dieselben waren zerfallen.

September. - Wahrend der letzten sechs Tage waren die Wiirmer nicht thatig gewesen, obgleich auf den benachbarten Feldern viele Excrementmassen ausgeworfen worden waren; an diesem Tage aber war an zehn frischen Stellen die Ertle uber den Mlindungen der Wurmrohren ein wenig emporgehoben oder es waren Excremente aus­ geworfen worden. Es musz hierbei bemerkt werden, dasz, wenn bier von einer frischen Wunnrobre gesprocben wird, dies meistens heiszen soll, dasz ein alter Gang wieder geoffnet worden ist. Mr. FARRER war wiederbolt davon betroffen, mit welcher Beharrlichkeit die Wurmer ibre alten Gange wieder offneten, selbst wenn keine Erde ausgeworfen wurde. lch babe haufig dieselbe Thatsache beobachtet und meistens warden die Miindungen der Rohren durch eine Anhaufung von Steinen, Stockchen oder Blattern geschiitzt. Mr. FARRER beobachtete gleich­ falls, dasz die unter dem Fuszboden des Atrium lebenden Wiirmer haufig grobe Sandkorner und andere solche kleine Steine, wie sie sie finden konnten, rings um die Miindungen ihrer Rohren aufsammelten.

September; weiches nasses Wetter. An 31 Stellen waren die Miindungen der Rohren wieder geoffnet oder Excremente ausgeworfen worden; diese waren sammtlich verwischt.

September; 34 frische Bohlen oder Excrementmassen, sammt­ lich zerfallen.

September; 44 frische Bohlen, nur 5 Excremente, alle zerfallen.

September; 43 frische Bohlen, 8 Excremente, sammtlich zer­ fallen.

Die Anzahl der Excrementmassen auf den umgebenden Feldern war jetzt sehr bedeutend.

September; 40 Hohlen, 8 Excremente, sammtlich zerfallen.

September; 43 Bohlen, nur einige wenige frische Excremente, alle zerfallen.

September; 44 Bohlen, 8 Excremente.

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beim Eingraben alter Bauten.   107

25. September; 50 Bohlen, keine Angabe uber die Zahl der Ex­ remente.

13. October; 61 Bohlen, keine Angabe uber die Zahl der Ex­ remente.

Nach Verlauf von drei Jahren sah auf mein Ersuchen Mr. FARRER wiederum nach dem Cementfuszboden und fand die Wfirmer noch immer an der Arbeit.

Da ich wuszte, eine wie grosze Muskelkraft die Wiirmer besitzen, und da ich sah, wie weich der Cementboden an vielen Stellen war, so war ich dariiber nicht fiberrascht, dasz er von den Wurmrohren durchbohrt. worden war; eine uberraschendere Thatsache ist es aber, dasz, wie Mr. FARRER fand, der Mortel zwischen den unbehauenen Steinen der dicken, die Zimmer umgebenden Mauern von Wfirmern durchbohrt worden war. Am 26. August, also fiinf Tage nachdem die Ruinen bloszgelegt worden waren, beobachtete er vier offene Glinge an dem abgebrochenen Gipfel der ostlichen Wand (in Fig. 8), und am 15. September waren in lihnlicher Weise andere Gange zu seben. Es musz auch noch bemerkt werden, dasz auf der senkrechten Seite des Grabens (welcher viel tiefer war, als in Fig. 8 dargestellt ist) drei frische Wurmrohren zu sehen waren, welche schrag weit hinab unter die Basis der alten Mauer liefen.

Wir sehen hieraus, dasz viele Wiirmer unterhalb des Fuszbodens nod der Mauern des Atrium zu der Zeit, als die Ausgrabungen aus­ gefiibrt wurden, lebten, und dasz sie spaterhin beinahe taglich Erde aus einer betrachtlichen Tiefe auf die Oberflache brachten. Es ist nicht der mindeste Grund vorhanden, daran zu zweifeln, dasz die Wiirmer bestandig in dieser Weise gearbeitet haben seit der Zeit, in welcher der Cementboden hinreichend zerfallen war, um ihnen zu ge­ statten, ihn zu durchbohren; und selbst vor dieser Zeit werden sie unterhalb des Fuszbodens gelebt haben, sobald er nur fiir den Regen

<lurchglingig wurde, so dasz die Erde unter ihm feucht wurde. Der Fuszboden und die Seitenmauern miissen daher bestlindig unterminirt worden sein, und feine Erde musz wlihrend vieler Jahrhunderte , viel­ leicht wahrend eines Jahrtausends, auf ihm angehliuft worden sein.

\Venn die Wurmrohren unterhalb des Fuszbodens und der Wlinde, welche wahrscheinlich frfiber ebenso zahlreich waren wie sie es jetzt sind, im Laufe der Zeit nicht in der frfiher auseinandergesetzten Art und Weise zusammengesunken wliren, so wurde die darunterliegende

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108  Antheil der Wiirmer  Cap. 4.

Erde mit solchen Gangen wie ein Schwamm durchlochert worden sein; und da dies nicht der Fall war, so konnen wir sicher sein, dasz sie zusammengefallen sind. Das unvermeidliche Resultat eines solcben Zusammenfallens wahrend aufeinanderfolgender Jahrhunderte wird das langsame Einsinken des Fuszbodens und der Seitenwande und ihr Ein­ gegrabenwerden unter den angehll.uften Wurmexcrementen gewesen sein. Das Untersinken eines Fuszbodens, wabrend derselbe noch immer nabezu horizontal bleibt, diirfte auf den ersten Blick unwahrscheinlich erschei­ nen; dieser Fall bietet aber nicht mehr wirkliche Schwierigkeit dar, als der andere, dasz einzelne auf die Oberflache eines Feldes lose ge­ streute Gegenstande, wie wir gesehen haben, im Verlaufe einiger wenigen Jahre mehrere Zoll unterhalb der Oberflache vergraben waren, obschon sie noch immer eine mit der Oberflache parallele Schicht bil­ den. Das Vergrabenwerden des gepflasterten und ebenen Fuszwegs auf meinem Rasenplatz, welches unter meinen eigenen Augen statt fand, ist ein analoger Fall. Selbst diejenigen Theile des Cementfnszbodens, welche die Wiirmer nicht durchbohren konnten, werden beinahe sicher unterminirt worden sein und werden wie die groszen Steine in Leith Hill Place und Stonehenge eingesunken sein, denn der Boden wird unter ihnen feucht gewesen sein. Aber die Geschwindigkeit des Ein­ sinkens der verschiedenen Theile wird nicht vollstandig gleich ge­ wesen sein, und es war auch der Fuszboden nicht vollig eben. Die Fundamente der Seitenmauern liegen, wie in dem Durchschnitt zu sehen ist, in einer sehr geringen Tiefe unter der Oberflache; sie wer­ den daher mit nahezu derselben Geschwindigkeit wie der Fuszboden untergesunken sein. Dies wiirde aber nicht eingetreten sein, wenn die Fundamente tief gelegen hatten, wie es bei einigen anderen sofort zu beschreibendlln romischen Ruinen der Fall gewesen ist.

Wir di.i.rfen endlich schlieszen, dasz ein groszer .Theil des feinen

vegetabilischen Humus, welcher den Fuszboden und die niedergebroche­ nen Seitenmauern dieser Villa, an einigen Stellen bis zu einer Mach­ tigkeit von 16 Zoll bedeckte, von unten her <lurch die Wiirmer her­ aufgeschafft worden ist. Nach Thatsachen, welche spitter noch mit­ getheilt werden solien, kann dariiber kein Zweifel bestehen, dasz etwas von der feinsten, in der erwabnten Weise heraufgescbafften Erde wah­ rend eines jeden beftigen Regenschauers iiber die leicht abwarts geneigte Flache des Feldes hinabgewaschen worden sein wird. Ware dies nicht eingetreten, so wiirde sich eine groszere Menge von Ackererde auf den

GoogI

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Cap. 4.   beim Eingrnben alter Bauten.   109

Ruinen aufgehauft haben als die gegenwartig dort vorhandene. Aber auszer den Wurmexcrementen und etwas von Insecten heraufgeschaffter Erde und einer geringet1 Anhaufung von Staub, wird viele feine Erde von den oberen Theilen des Feldes , seitdem es in Cultur genommen worden ist, uber die Ruinen gewaschen worden sein , und von der Schicht uber den Ruinen auf die niedrigeren Theile des Abhangs, so dasz die gegenwartige Dicke der Humnsschicht das combinirte Resultat dieser verschiedenen Ein wirkungen ist.

lch will bier einen modernen Fall vom Einsinken eines Pflasters einschalten, welchen mir im Jahre 1871 Mr. RAMSAY, der Director der geologischen Landesaufnahme von England, mitgetheilt hat. Ein Gang, ohne Dach, von 7 Fnsz Lll.nge und 3 Fusz 2 Zoll Breite, fiihrte von seinem Hause in den Garten, und war mit Platten von Portland­ Stein gepflastert. Mehrere dieser Platten maszen 16 Zoll im Geviert, andere waren groszer und einige ein wenig kleiner. Der Mitte des Ganges entlang war dies Pflaster um ungefahr 3 Zoll eingesunken und auf jeder Seite 2 Zoll , wie an den Cementlinien noch zu sehen war, durch welche die Platten urspriinglich mit den Seitenwaodeo verbuodeo ge­ wesen waren. Auf diese Weise war das Pflaster der Mitte entlang unbedeutend concav geworden; am Ende aber, dieht am Hause, war keine Senkung eiogetreten. Mr. RAMSAY konnte dieses Sinken nicht erkli!.ren, bis er endlich beobachtete, dasz entlang den Verbindungs­ 'linien zwischen den Platten baufig Excrementmassen von schwarzem Humus ausgeworfen wurden, und diese Excremente wurden regelmaszig fortgekehrt. Die verschiedenen Verbindungslinien batten alle zusammen, mit Einschlusz derer mit den Seitenmauern, eine Lll.nge von 39 Fusz 2 Zoll. Das Pflaster hatte nicht das Aussehen, als sei es jemals er­ neuert worden, und das Haus war, der allgemeinen Annabme nach, ungefahr vor sieben und achtzig Jahren gebaut worden. In Anbetracht aller dieser Umstande zweifelt Mr. RAMSAY nicht daran, dasz die von den Wurmern in der Zeit von der ersten Legung des Pflasters an, oder vielmehr seitdem der Zerfall des Mortels den Wurmern gestattete, ihn zu durchbohren und daher in einer viel weniger als sieben und acbtzig Jahre betragenden Zeit heraufgeschaffte Erde hingereicbt hat, das Einsinken des Pflasters bis zu dem oben angegebenen Betrage zu ver­ ursacben, ausgenommen dicht am Hause, wo der Boden unter dem Pflaster nahezu trocken geblieben war.

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110  Antheil der WUrmer   Cap. 4.

Beaulieu Abbey, Hampshire. - Es wurde diese Abtei von Heinrich VIII. zerstort, und gegenw!l.rtig ist nur ein Theil der slid­ lichen Chorwand librig. Man ist der Meinuhg, dasz der Konig die meisten Steine zum Bau eines Schlosses hat fortschaffen }assen, und sicher ist es, dasz sie entfernt worden sind. Die Lage des Transepts des Schiffs ist vor nicht langer Zeit dadurch ermittelt worden, dasz man die Fundamente gefunden hat, die Stelle ist jetzt durch in die Erde eingelassene Steine bezeichnet worden. Wo die Abtei frliher ge-­ standen bat, da dehnt sich jetzt eine glatte, mit Gras bedeckte Flache aus, welche in allen Beziehungen den librigen Theilen des Feldes gleich ist. Der Wachter, ein sebr alter Mann, sagte aus, dasz wahrend seiner Zeit die Fl!lche nie geebnet worden ist. Im Jahre 1853 liesz der Herzog von BuccLEUGH am westlichen Ende des Schiffs drei Locher im Rasen graben, einige wenige Yards von einander entfernt; hierbei wurde das alte getafelte Pflaster der A btei entdeckt. Diese Locher wurden spater mit Mauerwerk umgeben und mit Falltbliren bedeckt, so dasz das Pflaster erhalten und der leichten Besichtigung zug!l.nglich wurde. Als mein Sohn WILLIAM den Ort am 5. Januar 1872 unter­ suchte , fand er, dasz das Pflaster in den drei Lochern in Tiefen von

 

6¾., 10 und 11½ Zoll unter _ der umgebenden, mit Rasen bedeckten

Oberfl!l.che lag. Der 'alte Wachter versicherte, dasz er haufig ge­ zwungen sei, Wurmexcrementhaufen von dem Pflaster zu entfernen und dasz er dies schon vor ungefli.hr secbs Monaten getban habe. Mein Sohn sammelte s!l.mmtliche Excrementmassen aus einem der LOcher, <lessen Oberfl.!l.che 5,32 Quadratfusz masz; sie wogen 7,97 Unzen. Angenommen, diese Menge sei in sechs Monaten angehauft worden, so wlirde die Anhaufung wahrend eines Jabres auf einem Quadrat-Yard 1,68 Pfund betragen , was, obschon eine grosze Menge, doch sehr gering ist verglichen mit dem, was, wie wir gesehen haben, hll.ufig auf Feldern und Angern ausgeworfen wird. Als ich die Abtei am 22. Juni 1877 besuchte, sagte mir der alte Wachter, dasz er die LOcher vor ungefahr einem Monat gereinigt babe; es waren aber ziem­ lich viel Excremente seitdem wieder ausgeworfen worden. Ich vermuthe, er bildete sich ein, die Pflaster baufiger gekehrt zu haben, als er wirklich gethan hat; denn die Bedingungen waren in mehreren Be­ ziebungen einer Anhll.ufung einer selbst nur maszigen Menge von Ex­

crementmassen sehr ungiinstig. Die Ziegelplatten sind ziemlich grosz, namlich ungefahr 5½ Zoll im Geviert, und der Mortel zwischen ihnen

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Cap. 4.   beim Eingraben alter Bauten.   111

war an den meisten Stellen noch gesund, so dasz die Wiirmer nur an gewissen Stellen im Staude waren, Erde von unten her heraufzuschaffen. Die Ziegelplatten lagen auf einer Schicht Cement, und die Excremente bestanden in Folge dieser Umstande znm groszen Theil (n!tmlich im Verhll.ltnis von 19 zu 33) ans Stiickchen von Mortel, Sandkornern, kleinen Gesteinsbruchstiickchen , Ziegel- oder Plattenstiickchen , und derartige Substanzen konnten den Wiirmern kaum angenehm und sicher nicht nabrhaft sein.

Mein Sohn grub an verschiedenen Stellen innerhalb der friiheren Mauern der Abtei Loeber in der Entfernung von mehreren Yards an den oben erwli.hnten mit Mauerwerk umgebenen viereckigen L5chern. Er fand keine Ziegel , obgleich bekannt ist , da.sz sich solcbe an einigen anderen Stellen finden; an einer Stelle kam er aber anf Cement, auf welchem friiher einmal Ziegelplatten gelegen batten. Die feine Humusschicht unterhalb des Rasens an den Seitenwanden der verschiedenen L5cber variirte in ihrer M1Lchtigkeit von nur 2 bis

2¾, Zoll, und dieselbe lag auf einer Schicbt, von 83/4 bis iiber 11 Zoll dick, welche aus Bruchstiicken von Mortel und Steinschutt bestand, dessen Zwischenraume compact mit schwarzem Humus ausgefiillt waren. Auf dem umgebenden Felde, in einer Entfernung von 20 Yards an der

Abtei, betrug die Dicke der feinen vegetabilischen Ackererde 11 Zoll. Aus diesen Thatsachen konnen wir schlieszen, dasz, als die Abtei zerstort und die Steine entfernt wurden, eine Schicht von Schutt tiber die ganze Oberflache ausgebreitet liegen blieb, und dasz die Wiirmer, sobald sie im Stande waren , den zersetzten Cement zu durchbohren und in die Verbindungen zwischen den Ziegelplatten zu dringen, lang­ sam die Zwischenriiume in dem dariiberliegenden Schutt mit ihren Ex­ crementen ausfiillten, welche dann spater bis zu einer Dicke von nahe­ zu drei Zollen iiber die ganze Oberflache bin angehauft wurden. Wenn wir diesem letzten Betrage nocb die Ackererde zwiscben den Stein­ fragmenten hinzurechnen, so miissen wohl einige fiinf oder sechs Zoll Ackererde von unterhalb dem Cemente oder Ziegeltafeln heraufgeschafft worden sein. Die Cementlage oder die Ziegelplatten werden folglich bis nahezu in diesem Grade eingesunken sein. Die Basen der Saulen der Chorseiten sind gegenw!trtig unter Humus und Rasen begraben. Es ist nicht wahrscheinlich, dasz sie von Wiirmern unterminirt worden sein konnten, denn ohne Zweifel werden ihre Fundamente in einer betr!tchtlichen Tiefe gelegt worden sein.   Wenn sie nicht eingesun ken

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112  Antheil der W iirmer Cap. 4.

sind, so mtissen die Steine, aus welchen die Saulen errichtet waren, von unterhalb des friiheren Niveaus des Fuszbodens entfernt worden sein.

Che d w o r t h , G I o u ce st er shire. - Die Uberreste einer groszen romischen Villa wurden bier im Jahre 1866 auf Grund und Boden mtdeckt, welcher seit undenklichen Zeiten mit Wald bedeckt gewesen war.. Es scheint auch nicht einmal eine Vermuthung existirt zu haben, dasz antike Bauwerke an diesem Orte vergraben lagen, bis ein Wildwart beim Ausgraben von Kaninchen einige Uberreste antraf3. Spater wurden aber auch die Gipfel einiger steinerner Mauern, welche ein wenig tiber die Oberflache des Bodens vorsprangen, an einzelnen Stellen des Waldes entdeckt. Die meisten der hier gefundenen Munzen gehorten dem Constans (welcher 350 n. Chr. starb) und der Familie des Constantin an. Meine Sohne FRANCIS und WILLIAM besucbten den Ort im November 1877 zu dem Zwecke, um zu ermitteln, welcben Antheil die Regenwiirmer beim Eingraben dieser ausgedebnten Bau­ reste gehabt haben diirften. Die Umstande waren aber der Unter­ suchung dieses Punktes nicht gtinstig, da die Ruinen auf drei Slliten von verhaltnismaszig steilen Abhangen umgeben sind, auf 'welche. wah­ rend Regenwetters Ertle hinabgewaschen wird. Uberdies sind die meisten der alten Raume mit Dachern bedeckt gewesen, um die ele­ gant getafelten Fuszboden zu schiitzen.

F inige wenige Thatsachen mogen indessen iiber die Dicke der Bodenschicht 'iiber dieser Rujne bier mitgetheilt werden.  Dicht nach auszen von den nordlichen Zimmern findet sich eine zerbrochene Mauer, 1 deren Gipfel von einer 5 Zoll machtigen Schicht schwarzer Ackererde bedeckt war; und in einem an der auszeren Seite dieser Mauer, wo der Boden niemals vorher aufgestort worden war, gegrabenen Loche wurde eine Schicht schwarzen Humus voller Steine von 26 Zoll Machtig­ keit auf dem nicht aufgestorten Untergrund an gelbem Thon aufliegen gefunden. In einer Tiefe von 22 Zoll wurde der Kieferknochen eines Schweins und ein Ziegelbruchsttick gefunden.    Als die Ausgrabungen zuerst angestellt wurden, wuchsen einige grosze Baume iiber den Ruinen;

8 Es sind mehrere Beschreibungen dieser Ruinen vetoffentlicht worden; die beste ist die von Mr. James Farrer in: Proc. Soc. of Antiquaires of Scotland, Vol. VI. P. II. 1867. p. 278. Euenso: J. W. Glover in: Journ. of the British Arch. Assoc. 1866. Professor Buckman hat gleichfalls eine Brochure veroffent­ licht: "Notes on the Roman Villa at Chedworth." 2. Edit. Cirencester, 1873.

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Cap. 4.   beim Eingraben alter Bauten.   113

und der Stumpf eines derselben ist direct iiber einer Scheidewand in der NAhe des Badezimmers stehen gelassen worden, um die Miichtigkeit des dariiber liegenden Bodens zu zeigen , welche hier 38 Zoll betrug. In einem kleinen Zimmer, welches, nacbdem es ausgerll.umt worden war, nicht mit einem Dacha versehen worden war, beobachteten meine Sohne die Rohre eines Wurms, welche durch den zerfallenen Stein­ mortel durchgieng, und innerhalb desselben wurde ein lebender Wurm gefunden. In einem anderen offenen Zimmer waren Wurmexcremente auf dem Fuszboden zu sehen, iiber welchen durch diese UmstAnde etwas Erde abgelagert worden war; und hier wuchs nun Gras.

Brading, Insel Wight. - Eine schone romische Villa wurde hier im Jahre 1880 entdeckt; und mit Ende October waren nicht weniger als 18 Zimmer mehr oder weniger bloszgelegt und aufgeriiumt. Es wurde eine vom Jahre 337 n. Chr. datirte Miinze gefunden. Mein Sohn WILLIAM besuchte den Ort, ehe die Ausgrabungen vollendet worden waren; er theilt mir mit, dasz die meisten Fuszboden anfangs mit viel Schutt und herabgefallenen Steinen bedeckt waren, deren Zwischenrll.ume vollstandig mit Ackererde angefiillt waren; iiber dieser, welche, wie die Arbeiter angaben, auszerst zahlreiche Wiirmer ent­ hielt, lag eine Schicht Ackererde ohne irgend welche Steine. Die ganze Masse hatte an den meisten Stellen eine Machtigkeit von 3 bis iiber 4 Fusz. In einem sehr groszen Raume war die oben aufliegende Erde nur 2 Fusz 6 Zoll machtig, und nachdem diese entfernt worden war, wurden so viele Excremente zwischen den Ziegelplatten auf­ gewerfen, dasz die Fliiche beinahe taglich gekehrt werden muszte. Die meisten der Fuszboden waren leidlich eben. Die Gipfel der umgebroche­ nen Mauern waren an einigen Stellen mit nur 4 oder 5 Zoll Erde be­ deckt, so dasz sie gelegentlich mit dem Pfluge getroffen worden waren; an anderen Stellen waren sie mit einer Schicht Erde von 13 bis 18 Zoll Dicke bedeckt. Es ist nicht wahrscheinlich, dasz diese Mauern von Regen­ wiirmern unterminirt und dadurch zum Sinken gebracht worden sein konnen, da sie auf einem Fundament von sehr hartem rothen Sande ruhten, in welchen die Wiirmer kaum bohren konnten. Indessen fand mein Sohn, dasz der Mortel zwischen den Steinen der Mauern eines Heerdraumes von vielen Wurmgangen durchbohrt worden war. Die Uberreste dieser Villa stehen auf einem Grundstiick, welches unter einem Winkel von ungefahr 3° geneigt ist; das Land scheint seit langer Zeit

DABWIII, B!ldung der Ackererde. (XIV. 1.) 8

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114  Antheil der Wilrmer  Cap. 4.

cultivirt zu sein. Ohne Zweifel ist daher eine betrAchtliche Menge feiner Erde von den oberen Theilen des Feld!3S hinabgewaschen worden und hat in hohem Grade das Begraben dieser Ruine unterstiitzt.

Silchester, Hampshire. - Die Ruinen dieser kleinen romi­ schen Stadt sind besser erhalten worden als irgend welche andere Uberreste dieser Art in England. Eine geborstene Mauer , an den meisten Stellen von 15 bis 18 Fusz Hohe und von einer Ausdehnung von ungefllhr -1f/1 englischer Meile, umgibt gegenwll.rtig einen Flll.chen­ raum von ungefll.hr 100 Acres cultivirten Landes, auf welchem eine Meierei und eine Kircbe steht 4 Friiher konnten, wenn das Wetter trocken war, die Ziige der vergrabenen Mauern nach dem Aussehen des Getreides verfolgt werden; und neuerdings sind vom Herzog von

WELLINGTON sebr ausgedehnte Ausgrabungen unter der Oberaufsicht 11

des verstorbenen Mr. J. G. JOYCE angestellt worden, mittelst deren viele grosze Gebaude tdeckt worden sind. Mr. JoYCE machte sorg­

faltige, colorirte Durcbschnittszeichnungen und masz die Machtigkeit '

einer jeden Schuttscbicht, wahrend die Ausgrabungen im Werke waren;

er hatte auch die Freundlichkeit, mir eine Copie von mehreren dieser , Zeichnungen zu schicken.     Als meine Sohne FRANCIS und HORACE diese Ruinen besuchten, begleitete er dieselben und fiigte seine Bemerkungen ihren Aufzeichnnngen bei.

Mr. JOYCE schatzt die Zeit, wiihrend welcher die Stadt bewohnt gewesen ist, auf ungefahr drei Jahrhunderte; und ohne Zweifel musz wahrend dieser langen Zeit viel Masse innerhalb der Mauern angehauft worden sein. Siescheint durch Feuer zerstort worden zu sein, und die meisten zum Autriihren der GeMude benutzt gewesenen Steine sind seit­ dem fortgeschatrt worden. Diese Umst!l.nde sind der Ermittelung des An­ theils, welchen die Regenwiirmer beim Eingraben der Ruinen gehabt haben, ungiinstig; da aber sorgfllltige Durchschnitte durch den iiber einer antiken Stadt liegenden Schutt in England nur selten oder noch niemals vorher gemacht worden sind , so will ich bier Copien der cbaracteri­ stischsten Theile einiger der von Mr. JOYCE ausgefiihrten bier mittheilen. Sie haben eine zu bedeutende Liinge, um hier ganz eingeriickt zu werden. Ein von Ost nacb West gerichteter, 30 Fusz ]anger Durchscbnitt wurde quer durch einen Raum in der Basilica ausgefiibrt, welche

Diese Einzelnbeiten sind aus der .Penny Encyclopaedia", Artikel Hamp­ shire genommen.

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Cap. -1.  beim Eingraben alter Bauten.   115

gegenwartig die "Halle der Kaufleute" genannt wird (Fig. 9). Der harte, n ch immer bier und da mit ZiegeltAfelchen bedeckte Fuszboden aus Steinmortel wurde in 3 Fusz Tiefe unter der OberflAche des Feldes, welches bier eben war, gefunden. Auf dem Fuszboden fanden sich zwei grosze Haufen verkohlten Holzes, von denen our der eine in dem bier mitgetheilten Stuck der Durchschnittszeichnung dargestellt ist. Dieser Haufen war von einer diinnen weiszen Schicht Stuck oder Gyps be­ deckt, uber welcher eine Masse lag, welche ein eigenthumliches An­ sehen von durcheinander geworfenen zerbrochenen Ziegeln, von Mortel, Schutt und feinem Kies darbot und im Ganzen eine Dicke von 27 Zoll besasz. Mr. JoYCE meint, der Kies sei zur Bereitung des Mortels oder

Humus­ schlcht,

9 Zoll dick.

Schutt­

maase,

27 Zoll dick, auf einem Hanten ver­ kohlten Ho! zes llegend.

Ziegeltafeln, au! Cement llegend.

Fig. 9. Durchschnitt innerhalb elnes Haumes in der Basilica in Silchester. Maazstab 11,8.

Cements benutzt worden, welcher seitdem wieder zersetzt ist, da wabr­ scheinlich etwas von dem Kalke aufgelost worden ist. Der aufgewiihlte Zustand des Schutts dfirfte eine Folge davon sein, dasz in ihm nach Bausteinen gesucht worden ist. Diese Schicbt war fiberdeckt von einer Lage feiner vegetabilischer Ackererde von 9 Zoll M!i.chtigkeit. Aus diesen Thatsachen diirfen wir schlieszen, dasz die Halle niedergebraunt wurde und dasz dabei viel Schutt auf den Fuszboden gefallen war; von diesem und durch denselben wurde dann die, gegenw!l.rtig die Oberfl.iiche des Feldes bildende Ackererde langsam von den Regen- wfirmern heraufgeschafft. .

Ein Durchschnitt quer durch die Mitte einer anderen Halle in der Basilica, von 32 Fusz 6 Zoll Lange, genannt das Oevarium , ist in Fig. 10 dargestellt. Es geht hieraus hervor , dasz wir bier Beweise

8*

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116  Antheil der Warmer   Cap. 4.

fiir zwei Feuerebrdnste haben , welcbe durcb einen Zeitraum von ein­ ander getrennt waren, wl!.brend welches die 6 Zoll ,,Mortel und Cement mit zerbrochenen Ziegeln" angehli.uft wurden. Unter einer der Schichten von verkohltem Holze wurde ein werthvolles antikes Stuck, ein bron­ zener Adler, gefunden; dies weist darauf bin, dasz die Soldaten den Ort in panischem Schrecken verlassen haben miissen. Wegen des Todes des Mr. JOYCE bin ich nicht im Stande gewesen zu ermitteln, unter welcher der zwei Scbichten von verkobltem Holze der Adler gefunden worden ist. Die Scbuttschicbt, welche auf dem nicht aufgestorten Kies­ bett liegt, bildete, wie ich vermutbe, urspriingJich den Fuszboden, denn er steht in einem. Niveau mit dem des Corridors auszerhalb der Manero der Halle; der Corridor ist aber in dem Durchscbnitt, soweit

Homusochlcht, 16" dick.

10" verk.Holz.

Mortel mlt zer­ brochenon Zle­ geln, 6" dick.

2'' verlr:. Hoh.

Schottochlcht,

6 Zoll dick.

Nlcht aufgo­ otortor Kies.

Fig. 10. Durchochnltt lnnerhalb elner Halle In der Basilica in Silchester. MMzstab 1/st

derselbe bier mitgetbeilt ist, nicht dargestellt. Die Humusschicbt war an der dicksten Stelle 16 Zoll dick, und die Tiefe an der mit Pflanzen­ wucbs bedeckten Oberflll.che des Feldes bis zu dem nicht aufgestorten Kies betrug 40 Zoll.

Der in Fig. 11 mitgetheilte Durchschnitt stellt eine in der Mitte der Stadt ausgefiibrte Ausgrabung dar und wird bier besonders des­ halb eingeriickt, weil die Scbicht ,, weicber Ackererde" nacb der An­ gabe des Mr. JOYCE die ungewnhnlicbe Miichtigkeit von 20 Zoll er­ reiehte. Kies fand sich in einer Tiefe von 48 Zoll von der Oberflli.che; es wurde aber nicht ermittelt , oh sich derselbe bier in seinem natiir­ liehen Zustande vorfand oder ob er hierher gebracht und niedergerammt worden war, wie es an einigen anderen Stellen der Fall gewesen war. Der in Fig. 12 wiedergegebene Durcbschnitt war in dem Mittel­ punkte der Basilica genommen worden , und obgleich er 5 Fusz Tiefe

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Cap. 4.   beim Eingraben alter Bauten.   117

betrug, so war doch der natiirliche Untergrund nicht erreicht worden. Die mit "Cement" bezeichnete Schicht bildete wahrscheinlich zu einer Zeit den Fuszboden, und die Schichten unter dieser scheinen die Ober­ reste noch Alterer Bauwerke zu sein. Die Schicht vegetabilischer Ackererde hatte hier nur eine Ml!.chtigkeit von 9 Zollen. In einigen anderen, bier nicht copirten Durchschnittszeichnungen :linden wir gleich­ falls Belege daffir, dasz GebAude iiber den Ruinen noch Alterer er­ richtet worden sind. In einem Falle fand sich eine Schicht gelben

Humusschicht, 20 Zoll dick.

Schutt mlt zerbrochenen Zlegeln, 4 Zoll dick,

Schwarzes, zerfallenea Holz, Im dickaten Theilo 6 Zoll dick.

Kies.

Fig. 11. Durchsehnltt innerhalb elner Gebaudemasse In der Jllltte der Stadt Sllchester.

Thons von sehr ungleicher Dicke zwischen Schuttschichten, von denen die untere auf einem Fuszboden mit Tl!.felung lag. Die alten zer­ brochenen Mauern sehen zuweilen so aus, als seien sie in einer rohen Art und Weise bis zu einem gleichformigen Niveau niedergelegt wor­ den, um einem temporl!.ren Bauwerk als Fundament zu dienen; und Mr. JOYCE sprach die Vermuthung aus, dasz einige dieser Bauwerke mit Hurden umzl!.unte und mit Thon gep:flasterte Schuppen gewesen seien, was das Vorhandensein der oben erwahnten Thonschicht erklaren wiirde. Wir wollen uns nun zu den Punkten wenden, welche uns bier unmittelbarer interessiren.     Wurmexcrementmassen wurden auf den

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118  Antbeil der WO.rmer  Cap.,.

Fuszboden von mehreren der Rll.ume gefunden , an deren einem die Tifelung ungewOhnlich vollkommen erbalten war. Die Tll.felcben be­ standen bier aus kleinen Wlirfeln ron bartem Sandstein von unge­ fiibr 1 Zoll, von denen mebrere lose waren oder unbedeutend iiber das allgemeine Niveau vorsprangen. Unter den sllmmtlichen losen Tllfel­ chen f4nden sich eine oder gelegentlich zwei offene WurmrOhren.

Humusschlcht, 9 Zoll dlclt.

Hellgofiirbte Erde, mlt gros­ sen Stiicken zerbroahemer Ziegel, i Zoll dick.

Dunkler, felnltorniger Schutt mlt ltleinen Zlegebtlickchen, 20 Zoll.

Cement 4 Zoll.

Stuck, 2 Zoll.

Kiinstllcher Boden mlt Ziegel fragmenten, 8 Zoll.

Felnkornlger, ktiostllcher Grund mlt dem Abfall von anderen Bauten.

Fig. 12. Durchschnltt Im Mittelpuokl der Basilica in Sllchester.

Wiirmer batten aucb die alten Mauern dieser Ruinen durchbohrt. Es wurde eine Mauer, welcbe gerade der Ansicht frei gelegt worden war, wll.hrend damals die Ausgrabungen im Werke waren , genauer unter­ sucht; sie war aus groszen Feuerstein en aufgebaut und hatte eine Dicke von 18 Zoll. Sie erscbien wohl t>rhalten ; als aber unter ibr der Boden entfernt wurde, stellte sich heraus , dasz der Mortel so stark zersetzt war, dasz die Feuersteine durch ihr eigenes Gewicht ausein­ ander fielen. Hier, in der Mitte der Mauer, in einer Tiefe von 29 Zoll

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Cap. 4.   beim Eingraben alter Bauten.   119

ont.er dem alten Fuszboden und 49f/2 Zoll unter der Oberfliiche des Feldes wurde ein lebender Wurm gefunuen, auch war der Ml\rtel von mehreren Rl\hren durchbohrt.

Eine zweite Mauer wurde zum ersten Male freigelegt und auf ihrem abgebrocbenen Gipfel war eine otfene Wurmrllhre zu sehen. Durch Auseinandernehmen der Feuersteine wurde dieser Gang weit hinab in das Innere der Mauer verfolgt; da aber einige der Feuersteine fest zusammenhiengen , wurde die ganze Masse beim Niederlegen der Mauer durcheinandergeworfen, so dasz der Gang nicht bis auf den Grund verfolgt warden konnte. Die Fundamente einer dritten Mauer, welche ganz wohl erhalten zu sein schienen, Jagen in einer Tiefe von 4 Fusz unterhalb eines der Fuszboden und natiirlicherweise in einer noch betrli.ehtlioh groszeren Tiefe unter dem Niveau des Bodens. Ein groszer Feuerstein wurde aus der Mauer ungefli.hr einen Fusz von seiner Basis aus berausgearbeitet; dies erforderte bedeutende Gewalt, da der Mllrtel gesund war; aber hinter dem Feuerstein in der Mitte

-der Mauer war der Mortel zerreiblich, und bier waren Wurmgiinge

vorhanden. Mr. JOYCE und meine Sobne waren von der sehwarzen Farbe des Mortels in diese1p und in mehreren anderen Fallen und tiber das Vorhandensein von Aekererde im Innern der Mauern iiber­ raseht. Etwas davon diirfte von den alten Bauleuten anstatt Mortals

<lahin gebracbt worden sein; wir miissen uns aber erinnern, dasz Wiirmer ihre Gange mit sehwarzem Humus auskleiden. Auszerdem werden beinahe mit Sieherheit geJegentlicb offene Rli.ume zwiscben den groszen unregelI,Dil.szigen Feuersteinen frei gelassen worden sein ; und wir konnen sicher sein, dasz diese Ril.ume von den Regenwiirmern mit ihren Exerementmassen erfiillt worden sind, sobald nur dieselben im Stande waren, die Mauer zu durehbohren. Auch wird das Regen;.. wasser, welches in den Wurmgli.ngen hinabsiekert, feine dunkelgef!i.rbte 'Tbeilehen in jede kleinste Spalte hinabfiibren. Mr. JorcE war anfangs ebr skeptisch in Bezug auf die Grosze der Arbeit, welche ich den Wiirmern zascbrieb; seine Aufzeicbnungen in Bezug auf die zaletzt

.erwil.hnte Mauer schlieszt _er aber mit der Bemerkung: ,,Dieser Fall

.,, verursachte mir eine gr zere Oberraschung und iiberzeugte mich

,.mehr als irgend ein anderer. fob wiirde erklllrt baben und hatte er­

_,,klli.rt, dasz es vl\llig unmoglich sei, dasz eine derartige Mauer von

,,Regenwiirmern hll.tte durcbbohrt warden kllnnen.a

In beinahe den sll.mmtlichen Rll.umen war das P:flaster betr!lchtlich

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120  Antheil der Wtlrmer  Cap. 4.

eingesunken, besonders nach der Mitte zu; und dies ist in den folgen­ den Durchschnittszeicbnungen dargestellt. Die Messungen wurden so angestellt, dasz ein Faden fest und horizontal iiber den Fuezboden

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gespanht wurde. Der Durchschnitt, Fig. 13, wurde

0         von Norden nach Stiden quer iiber einen 18 Fusz 4 Zoll in der La.nge messenden Raum mit einem nabezu vollkommen erhaltenen Pflaster, zuna.chst an der ,,Red Wooden Hut" gelegen, aufgezeichnet. In der nOrdlichen HAlfte betrug die Senkung bis 53/ Zoll unter das Niveau des Fuszbodens, wo er jetzt dicbt an den Mauern steht; sie war in der nOrdlicben Hll.lfte grOszer als in der slidlichen Hlllfte ; wie aber Mr. JOYCE angibt, ist das ganze Pfl.aster otrenbar gesunken. An mehreren Stellen eah es so aus, als wll.ren die Pflastertafeln ein wenig von den Mauern fortgezogen , wAhrend sie an anderen Stellen noch

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mit ihnen in Berfihrung waren.

In Fig. 14 sehen wir einen Durchschnitt quer durch den getAfelten Fuezboden des siidlichen Cor-  1

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ridors oder Ambulatoriums eines viereckigen Platzes in einer in der Nil.he _von ,, The Spring" ausgefiihrten Ausgrabung. :Per Fuszboden ist 7 Fuez 9 Zoll breit und die abgebrochenen Mauern springen gegenwArtig our 3/ Zoll iiber sein Niveau vor. Das Feld, welches als Weide gehalten wurde , fiel hier etwas von Nord nach Siiden ab, unter einem Winkel von 3° 40'. D1e Beschatrenbeit des Bodens auf jeder Seite des Corridors ist auf dem Durchschnitt dargestellt. Er bestand aus Erde voller Steine und anderen Ab­ fl!.ll n. und war mit dunkler vegetabiliscber Acker­ erde bedeckt, welche auf der unteren oder siidlichen Seite eine dickere Schicht bildete, als auf der nOrd-

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-..="'"""'-    lichen Seite. Das Pflaster war Linien entlang, welcbe­

mit den siidlichen Mauern parallel liefen , nahezu eben, war aber in der Mitte nicht weniger als 73/ Zoll eingesunken. Ein kleiner Raum in keiner groszen Entfernung von dem in Fig. 13 dargestellten, war von dem rOmiechen Bewohner auf der siidlichen Seite durch Hinzuffigung von 5 Fusz 4 Zoll zu seiner Breite ver-

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Cap. 4.   beim Eingraben alter Baut.en.  121

grOszert worden. Zu diesem Zwecke war die siidlicbe Mauer des Hauses: niedergerissen worden; aber die Fundamente der alten Mauer waren in einer geringen Tiefe unterbalb des getll.felten Fuszbodens des ver­ groszerten Raumes liegen gelassen worden. Mr. JOYCE war der An-

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sicbt , dasz diese vergrabene Mauer welcber 270 n. Ohr. starb, errichtet

 

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vor der Regierung Claudius II., worden sein musz. Wir seben in

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dem vorstebenden Durchscbnitt, Fig. 15, dasz der getli.felte Fuszboden oberhall, der vergrabenen Mauer in einem geringeren Grade eingesunken

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122  Antbeil der Wiirmer  Cap. 4.

ist, als anderswo, so dasz sich eine unbedeutende Convexitat oder Er­ Mhung in einer geraden Linie quer durch den Raum bin erstreckte. Dies gab die Veranlassung dazu, dasz ein Loch gegraben wurde, und

-dadurch wurde die eingegrabene Mauer entdeckt.

Wir sehen aus diesen drei Durchschnitten , wie in mehreren anderen bier nicht mitgetheilten, dasz die alten P:flaster sich betrlicht­ lich gesenkt oder gesackt haben. Mr. JOYCE schrieb dieses Sinken friiher allein dem langsamen Sichsetzen des Bodens zu. Dasz der Boden sich etwas gesetzt hat, ist in hohem Grade wahrscheinlich, und man kann auf dem Durchschnitt Fig. 15 sehen, dasz das P:flaster in

.einer Breite von 5 Fusz iiber dei" siidlichen Vergri:\szerung des Raumes, welches auf frischem Boden gebaut worden sein musz, ein wenig mehr

.gesunken ist, als auf der alten n!!rdlichen Seite. Diese Senkung kann aber auch m!!glicherweise keinen Zusammenhang mit der Vergr!lszerung des Raumes gehabt haben; denn in Fig. 13 ist die eine Hli.lfte der 'Tafelung mehr gesunken als die andere Hlilfte, und zwar ohne irgend

.eine nachweisbare Ursache. In einem wit Ziegelsteinen gepflasterten Gange an Mr. JoYCE's eigenem Hause, welcher nun vor ungetlhr

.sechs Jahren gep:flastert worden ist, ist die nli.mliche Art von Senkung

.eingetreten, wie in den antiken Bauwerken. Nichtsdestoweniger scheint

.as doch nicht wahrscheinlich zu sein , dasz der ganze Betrag an Senkung bieraus erkllirt warden kann. Die romischen Bauleute gruben

-den Grund zur Fundamentirung ihrer Mauern, welche dick und solid waren , bis zu einer ungewohnlichen Tiefe aus ; es ist daher kaum glaublich, dasz sie in Bezug auf die Soliditll.t der Schicht, auf welche ihre getli.felten und haufig verzierten P:flaster gelegt wurden , sorglos

-0der nachlaszig gewesen sein sollten. Wie es mir scheint, musz die Senkung zum hauptsli.chlichsten Theile dem zugeschrieben werden, dasz

-die P:flaster von Wiirmern, welche, wie wir wissen, noch immer bei der Arbeit sind, unterminirt worden sind. Selbst Mr. JOYCE gab zuletzt zu, . dasz dies eine betrll.chtliche Wirkung hervorgebracht haben miisse. 1tl dieser Weise kann auch die groszte Menge feiner Ackererde, welche iiber dem getil.felten Fuszboden liegt, erklart warden, deren Vorhanden­ sein im anderen Falle unerkli!.rlich sein wiirde. Meine S!!hne machten

-die Bemerkung, dasz in einem Raume, in welchem die Pflasterung sich nur sehr wenig gesenkt hatte, eine ungewohnlich geringe Menge von Ackererde dariiberliege.

Da die Fundamente der Mauern meistens in einer betri!.chtlichen

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Cap. 4.   beim Eingraben alter Bauten.   123

Tiefe liegen, so warden sie entweder gar nicht in Folge der unter­

minirenden Thli.tigkeit der Wiirmer gesunken sein, oder sie warden

,sich viel weniger als der Fuszboden gesenkt haben. Dies letztere Resultat wiirde die Folge davon sein, dasz Wiirmer nicht hl!.ufig tief binab unter die Fundamente arbeiten, aber ganz besonders noch davon, dasz die Mauern nicht nachgeben oder zusammenfallen , wenn sie von Wiirmern durchbohrt werden, wli.hrend die hintereinander gebohrten GB.age in einer Masse von Erde, welche einer der Mauern an Tiefe ond Dicke gleich kn.me, seit der Zeit, wo die Ruinen verlassen worden sind, viele Male zusammengefallen wltren und die Erde selbst in Folge

-dessen zusammengeschrumpft oder gesunken wli.re. Da die Mauern nicht viel oder fiberhaupt gar nicht gesunken sein konnen, so wird

-das unmittelbar daran stoszende Pflaster, weil es an ihnen fest anhieng, am Sinken gehindert worden sein; und hiernach ist die gegenwil.rtige Kriimmung des Pflasters verstil.ndlich.

Der Umstand, welcher mich in Bezug auf Silchester am meisten uberrascht hat, ist, dasz wli.hrend der vielen Jahrhunderte, welcbe verflossen sind, seitdem die alten Bauwerke verlassen worden sind, die vegetabilische Ackererde iiber ihnen sich nicht zu einer groszeren Mn.chtigkeit angeUuft hat, als sie gegenwartig bier beobachtet wird. An den meisten Stellen hat sie nur eine Dicke von ungefltbr 9 Zoll, an einigen Plli.tzen aber von 12 oder selbst nocb mehr Zollen. In Fig. 11 ist die Mltchtigkeit dieser Schicht zu 20 Zoll angegeben; es wurde aber dieser Durchschnitt von Mr. JOYCE gezeichnet, ebe seine A ufmerksamkeit besonders auf diesen Punkt gelenkt worden war. Das innerhalb der alten Mauern eingefaszte Land wird bescbrieben als un­ bedeutend nach Suden bin sich senkend; es sind aber Stellen vor­ handen, welche nacb der Angabe von Mr. JOYCE nabezu eben sind, und es scbeint, als sei bier die Scbicht Humus dicker als an anderen Stellen. An anderen Stellen fiillt die Oberflli.che sanft von West nach Ost, und Mr. JOYCE beschreibt einen Fuszboden, welcher am west­ lichen Ende mit Schutt und Ackererde bis zu einer Dicke von 28f/1 Zoll

und am ostlichen Ende bis zu einer Dicke von 11f/a Zoll bedeckt. war. Eine sehr geringe Neigung reicht bin es zu verursachen, dasz frisch

ausgeworfene Excremente wAhrend heftigen Regens nach unten ge­ waschen werden, und in dieser Weise wird viel Erde schlieszlicn die benachbarten Rillen und BAche erreichen und fortgefiihrt warden. Durch Beriicksichtigung dieser Momente wird, wie ich meine, das Fehlen

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124  Antheil der Wllrmer  Cap. 4.

sehr dicker Schichten von Humus uber diesen antiken Ruinen zu erklllren sein. Auszerdem ist der grOszte Theil des Landes bier seit langer Zeit gepflugt worden, ond dies diirfte das Fortwaschen der feineren Erde wllhrend des RegenweUers bedeutend onterstO.tzen.

Die Natur der Schichten unmittelbar unterhalb der Ackererde in einigen dieserDurchschnitte ist ziemlich verwirrend. Wir sehen beispiels­ weise in dem Durchschnitt einer Ausgrabung in einer Wiese (Fig. 14), welche von Norden nach Siiden bin unter einer Neigung von 3° 40' abfiel, dasz die Ackererde an der oberen Seite eine Schicht von nur 6 Zoll Dicke und an der unteren Seite eine Schicht von 9 Zoll Dicke bildet. Diese Humusschicht liegt aber auf einer Masse (auf der oberen Seite von 251/2 Zoll

:Macbtigkeit) von ,,dunkelbrauner Ackererde", wie es Mr. JOYCE beschreibt,

,,dicht untermiscbt mit kleinen Geschiebsteinen und Ziegelstiickcben,

welche ein ,,corrodirtes oder abgeriebenes Ansehen darbieten". Der Zu­ stand dieser dunkelgefarbten Ertle ist dem eines Feldes gleich, welches lange gepflfigt worden ist; denn es wird die Erde dadurch mit Steinen und Bruchstficken aller Arten untermengt, welche dem Wetter bedeutend ausgesetzt gewesen sind. Wenn wll.hrend des Verlaufs vieler Jahr­ hunderte diese Wiese und die anderen gegenwartig cultivirten Felder zu einzelnen Zeiten gepfliigt, zu anderen Zeiten als Weideland liegen gelassen worden sind, dann wird die Natur des Bodens in dem oben erwl!.bnten Durchschnitt verstil.ndlich. Denn Wfirmer werden bestli.ndig feine Erde von unterbalb heraufgeschafft haben, welche von dem Pfluge aufgerfihrt worden sein wird, so oft nur immer das Land cultivirt wurde. Nach einer gewissen Zeit wird aber eine Schicbt feiner Ertle von einer grOszeren Dicke aufgehll.uft worden sein, als vom Pflug durchfurcht werden konnte; es wird sicb daher dann eine Schicbt gleich der 25½ Zoll dicken Masse in Fig. 14 unterbalb der oberflil.chlichen Ackererde gebildet baben, welche letztere innerhalb neuerer Zeit von den Regenwiirmern an die Oberflli.cbe gebracbt und ordentlich durcb­ gesiebt worden sein wird.

Wro x et er, S h ro ps hire. - Die alte ri:\mische Stadt Uriconium wurde in den ersten Jahren des zweiten Jahrhunderts, wenn nicht schon vor dieser Zeit, gegriindet; nach der Angabe von Mr. WRIGHT wurde sie wahrscheinlich zwischen der Mitte des vierten und fiinften Jahr­ hunderts zersMrt. Die Einwohner wurden niedergemetzelt, und Frauen­ skelette sind in den Heerdrll.umen (den Hypocausten) gefunden worden.

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Cap. 4.   beim Eingraben alter Bauten.   125

Vor dem Jabre 1859 war der einzige l'.Jberrest der Stadt iiber der Erde ein Stiick einer massiven Mauer von ungefll.br 20 Fusz Bobe. Das rings berum liegende Land ist unbedeutend wellenf'Ormig und bat scbon lange in Cultur gestanden. Man hat die Beobaehtung gemacht, dasz das Korn auf gewissen sehmalen Ziigen friibzeitig oder vorsehnell reif wird, und dasz der Schnee an manchen Stellen obne zu scbmelzen langer liegen bleibt, als an anderen. Diese Erscheinungen flibrten, wie mir mitgetbeilt wurde, dazu, dasz umfassende Ausgrabungen unter­ nommen wurden. Die Fundamente vieler groszer Gebil.ude und mehrerer Straszen sind dadurch frei gelegt worden. Der innerhalb der alten Mauern enthaltene Raum ist ein unregelmli.sziges Oval von ungefli.hr

l8/4 Meilen Lli.nge. Viele von den bei Auf'flihrung der GebAude be­ nutzten Steine oder Ziegel miissen fortgesehafit worden sein ; aber die Hypoeausten, Bll.der und andere unterirdisehe Baulichkeiten wurden in einem ertril.glich vollkommenen Zustande gefunden , indem sie mit Steinen, zerbroehenen Ziegeln, Schutt und Erde angefiillt worden waren. Die alten Fuszboden verschiedener Rli.umlichkeiten waren mit Schutt bedeekt. Da mir viel daran lag, zu erfahren, wie dick die Decke von Ackererde und Schutt war, welche so lange Zeit diese Ruinen bedeckt batten, so wandte ich mich an Dr. H. JOHNSON, weleber die Ober­ aufsicht iiber die Ausgrabungen gehabt hatte ; mit der groszten

Liebenswiirdigkeit besuchte er zweimal den Ort, um ihn in Beziehung auf meine Frag n zu untersuehen und liesz noch viele Graben auf vier Feldern graben, welche bis dahin ungestort geblieben waren. Die Resultate seiner Beobachtungen sind in der folgenden Tabelle mit­ getheilt. Er schiekte mir auch Proben der Ackererde und beant­ wortete, soweit es ihm mOglich war, meine sammtlieben Fragen.

Messungen der auf den romisehen Ruinen in Wroxeter Iiegenden Schicbt von Ackererde, angestellt von

Dr. H. JOHNSON.

Griiben in einem ,,Old Works" genannten Felde gegraben.

Dicke der Humusschicht in Zollen

In einer Tiefe von 36 Zoll wurde der nicht aufgestorte Sand erreicht.     .   .    .             .        20

In einer Tiefe von 33 Zoll wurde Cement erreicht   21

-3. > >    >    >    9 Zoll wurde Cement erreicht   9

Grli.ben in einem ,,Shop Leasows" genannten Felde gegraben;

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126  Antheil der Wormer   Cap. 4.

dies ist das Mchst gelegene Feld innerhalb der alten Mauern und fallt

von einem nicht ganz im Mittelpunkte gelegenen Punkte nach allen Seiten unter einem Winkel von ungef'Ahr 2 °.

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Gipfel des Feldes, Graben 45 Zoll tief

 

Dicke der Humusschicht

in Zollen

40

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Dicht am Gipfel des Feldes, Graben 36 Zoll tief .  26

6.   >    >    >    >    >    >    28 Zoll tief . 28

In der Nii.he des Gipfels des Feldes, Graben 36 Zoll tief 24

> > > >   > >  > Graben an einem Ende 39 Zoll tief; die Hmnusschicht gieng hier all­ mii.hlich in den darunterliegenden Sand ans, ihre Dicke ist etwas arbitrar angenommen. Am anderen Ende des Grabens wurde in der Tiefe von nur 7 Zoll eine Strasze angetroffen, und hier war die Humusschicht

nur 7 Zoll dick 24

Graben dicht am letzterwii.hnten, 28 Zoll tief     15

Unterer Theil desselben Feldes, Graben 30 Zoll tief 15

>    >    >    ,.   Graben 31 Zoll tief  17

Unterer Theil desselben Feldes, Graben 36 Zoll tief,

in welcher Tiefe der unberilhrte Sand erreicht wurde     28

In einem anderen Theil desselben Feldes, Graben 91/2 Zoll tief, auf Cement stoszend .

In einem anderen 'fheil desselben Peldes, Graben 9 Zoll tief, auf Cement stoszend

1.5. In einem anderen 'fheil desselben Feldes, Graben 24 Zoll

tief, wo Sand erreicht wurde   16

16. In einem anderen Theil desselben Feldes, Gruben 30 Zoll tief, wo Steine erreicht wurden ; an einem Ende des Grabens war die Humusschicht 12 Zoll, am anderen

Ende 14 Zoll dick . .     13

Kleines Feld zwischen ,,Old Works" und ,,Shop Leasows", ich glaube nahezu ebenso hoch wie der obere Theil des letztgenannten Feldes.

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17.

18.

19.

20.

 

 

Graben

 

 

26 Zoll tief

10 Zoll tief,

34 Zoll tief

31 Zoll tief

 

Dicke der Humusschicht

in Zollen

24

wo man auf eine Strasze stiesz .    10

30

31

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Feld auf der westlichen Seite des innerhalb der alten Mauern umschlossenen Raumes.

Dicke der Humusschicht

in Zollen

Graben 28 Zoll tief, wo unaufgeriihrter Sand erreicht wurde .   16

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Cap. 4.   beim Eing1aben alter Bauten.   127

Dicke der Humusschicht

in Zollen

Graben 29 Zoll tief, wo unaufgernhrter Sand erreicht wurde .   .    .    .    .         15

Graben 14 Zoll tief, wo man auf ein Bauwerk stiesz 14

Dr. JOHNSON untersehied mit der Bezeichnung ,,Ackererde" die­ jenige Erde, welche mehr oder weniger plOtzlich durch ihre dunkle Fa.rbung und ihre Textur von dem darunter liegenden Sand oder Schutt abwicb. In den mir geschiekten Proben war diese Ackererde der­ jenigen 11.hnlich, welche auf altem Weideland unmittelbar unter dem Rasen liegt, ausgenommen, dasz sie hll.u:fig kleine Steine enthielt, zu grosz um durcb die Korper der Regenwfirmer durehgehen zu konnen. Die oben beschriebenen Graben waren aber auf Feldern gegraben, von denen keines als Weide liegen gelassen war, sondern welche lllimmtlich lange unter Cultur waren. Wenn wir uns der in Bezug auf Silchester gemachten Bemerkungen fiber die Wirkungen lange fortdauernder Cultur in Verbindung mit der Tbatigkeit der Regenwfirmer, die feineren Tbeil­ chen auf die Obe.rflache zu bringen, erinnern, so scheint die Ackererde, wie sie Dr. JOHNSON so bezeichnet hat, diesen Naman ziemlich gut zu verdienen. Ihre Mii.chtigkeit betrug da, wo keine Strasze, kein Fusz­ boden oder keine Mauer darunter war, mehr als irgendwo anders be­ obachtet worden ist, nli.mlich an vielen Stellen tiber 2 Fusz und an einer Stelle iiber 3 Fusz. Die Ackererde war am dicksten auf und dicht an dem nahezu ebenen Gipfel des ,,Shop Leasows" genannten Feldes und auf einem kleinen daran stoszenden Felde, welches wie ich

meine, von nahezu derselben Bobe war. Eine Seite des erstgenannten Feldes neigte sich unter einem Winkel von etwas mehr als 2 °, und: ich wtirde erwartet haben, dasz die Humusschicht, weil sie wahrend

starken Regens binabgewaschen sein wlirde, auf dem unteren Theil dicker sein wiird.e als auf dem oberen ; aber in zwei Griiben unter den drei bier gegrabenen war dies nicht der Falt

An vielen Stellen, wo Straszen darunter hin liefen oder wo alte­ Gebil.ude standen , hatte die Humussehicht eine Machtigkeit von nur 8 Zoll, und Dr. JOHNSON war von dem Umstande liberrascht, dasz beim Pfliigen des Landes die Ruinen niemals, so viel er gehort batte, vom Pfluge getroffen worden waren. Er meint, dasz, als das Land zuerst cultivirt wurde, die alten Mauern vielleicht unabsichtlich nieder­ gerissen und dasz hohle Stellen damit ausgeffillt warden. Dies mag

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128  Antheil der Wllrmer  Cap. 4.

wohl der Fall gewesen sein; wenn aber nach dem Verlassen der Stadt

-das Land viele Jabrhunderte lang uncultivirt liegen gelassen wurde, so wiirden Regen wiirmer hinreichend viele feine Erde heraufgeschatft baben, um die Ruinen vollst!l.ndig zu bedecken, das heiszt wenn sie

,eich gesenkt haben, weil sie unterminirt worden waren. Die Fnnda­ mente einiger der Mauern, beispielsweise diejenigen des Mauertheils, welcber noch gegenwArtig 20 Fnsz iiber der Oberfl!l.cbe hoch ist, und

-diejenigen des Marktplatzes liegen in der auszerordentlichen Tiefe von 14 Fusz; es ist aber in bohem Grade unwahrscbeinlich, dasz die Fun­

-damente allgemein so tief waren. Der bei den Bauten verwandte Mortel musz ausgezeichnet gewesen sein, denn er ist noch jetzt stellen­ weise auszerst hart. Wo nur immer Mauern irgend welcher Hohe der Betrachtung blosz gelegt sind, da sind sie, wie Dr. JOHNSON meint, 111ocb immer senkrecbt. Die Mauern mit solcb tiefen Fundamenten konnen nicht von Regenwiirmern unterminirt worden sein, wie es doch

.augenscbeinlich in Abinger und Silcbester eingetreten ist. Dasz sie nun gegenwartig vollst!indig mit Erde bedeckt sind, ist sehr scbwer zu erklaren; wie viel aber von der auf ihnen liege_nden Decke aus vegetabilischer Ackererde und wie viel aus Schutt besteht, weisz ich nicht. Der Marktplatz, dessen Fundamente in einer Tiefe von 14 Fusz liegen, war, wie Dr. JOHNSON meint, von einer Schicbt Erde von zwi­ schen 6 und 24 Zoll bedeckt. Die Gipfel der niedergebrochenen Mauern

-eines Caldarium oder Baderaumes , welche 9 Fusz tief waren , waren

.gleichfalls mit nahezu 2 Fusz Erde bedeckt. Der Gipfel eines in eine Aschengrube von 7 Fusz Tiefe fiihrenden Bogens war mit nicht mebr als 8 Zoll Erde bedeckt. Wo nur immer ein Bauwerk, welches nicht

.eingesunken ist, mit Erde bedeckt ist, miissen wir entweder annehmen, dasz die oberen Steinlagen zu irgend einer Zeit einmal von den Men­ scben weggeschafft worden sind, oder dasz seit der Zeit Erde von dem

-daranstoszenden Lande w!l.hrend beftiger Regen herabgewaschen oder w!ibrend starker Stiirme herabgeweht worden ist; dies diirfte besonders gern da eintreten, wo das Land schon lange cultivirt worden ist. In den oben angeffihrten Fil.Hen ist das anstoszende Land etwas Mher

.als die drei speciell bezeichneten Grundstficke, soweit ich es nach Karten und nacb den mir von Dr. JOHNSON gegebenen Mittheilungen

-beurtheilen kann. Wenn indessen ein groszer Haufen zerbrocbener

.Steine, Mortel, Gyps, Baubolz und Asche iiber die Reste irgend eines Bauwerks gefallen sind, so wfirde dessen Zerfall im Verlaufe der Zeit

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Cap. 4.   beim Eingraben alter Bauten.   129

und die durchsiebende Arbeit der Wurmer schlieszlich das Ganze unter feiner Erde verbergen.

Sc h Iu sz. - Die in diesem Capitel angefiihrten Fil.He zeigen, dasz die Regenwurmer beim Begraben und Verbergen mebrerer rOmi­ schen und anderer alten Bauwerke in England eine ansehnliche Rolle gespielt haben; ohne Zweifel baben aber das Herabwaschen von Erde von den benachbarten hoheren Grundstucken und die Ablagerung von Staub bei der Arbeit des Verbergens bedeutend geholfen. Staub wird sich gern da anhaufen , wo nur immer alte niedergebrocbene Mauern ein wenig uber die da gerade existirende Oberflll.che vorgesprungen sind und damit einen Schutz dargeboten baben. Die Fuszboden der alten Raume, Hallan und Gange sind meistens gesunken , zum Theil in Folge des Sichsetzen des Bodens, aber hauptsll.chlich weil sie von Regenwurmern unterminirt wurden; dieses Einsinken ist gewobnlich in der Mitte betrachtlicher gewesen als in der NII.he der Mauern. Die Mauern selbst sind, wo nur ihre Fundamente nicht in einer sehr gros­ zen Tiefe liegen, von Wurmern durchbobrt und unterminirt worden. Das hierdurch verursacbte ungleiche Sinken erklll.rt wabrscbeinlich die groszen Spriinge, welche in vielen alten Mauern zu sehen sind, ebenso wie ibre Neigung aus der Senkrecbten.

DARWIN, Bildung der Ackererde. (XfV. !.) 9

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Fiinftes Oapitel.

Die Thiitigkeit der Wiirmer bei der Abtragnng des Landes.

Beweise fiir die Grosze der Abtragung, welche das Land erlitten hat. - Abtrag1111g des der Luft ausgesetzten Landes. - Ablagerung von Staub. - Der Humus, seine dunkle Farbe und sein feines Gefiige zum groszen Theil Folge der ThiWgkeit der Wiirmer. - Die Zersetzung der Gest1>ine durch Humussiiuren. - Ahnliche Siiuren augenscheinlicb innerhalb der Korper der Wiiriner erzeugt.

- Die Wirkung dieser Siiuren durcb die bestan,lige Bewegung der Erdtheil­ chen erleichtert. - Eine dicke Scbicht von Humus halt die Zersetzung des darunfer Iiegenden Bodens und der Gesteine auf. - Stiickchen von Steinen in den Muskelmiigen der Wiirmer abgerieben oder zerkleinert. - Verschluckte Steine dienen als Miihlsteine. - Der geglattete Zustand der Excremente. - Bruchstiicke von Ziegeln in den Excrementen iiber alten Bauwerken gut ab­ gerundet. - Die zerkleinernde Kraft der Wiirmer von einem geologischen Standpunkt aus nicht ganz unbedeutend.

Niemand zweifolt daran, dasz unsere Erde fruher einmal aus crystallinischen Gesteineo bestand und dasz wir unsere Sedimentar­ Formationen der Zersetzung derselben durch die Einwirkung. der Luft, des Wassers, der Temperaturveranderungen, der Fliisse, der Meeres­ wellen, der Erdbeben und vulcanischen Ausbriiche verdanken. Die­ selben sind dann, nachdem sie fest geworden und zuweilen wieder crystallisirt waren, haufig wiederum zersetzt worden. Denudation oder Entbloszung oder Abtragung bcdeutet die Entfernung solcher zersetzter Substanz auf ein niedrigeres Niveau. Von den vielen auffalleoden Resultaten, die wir den modernen Fortschritten de1 Geologie ver­ danken, sind kaum irgendwelcbe so auft'allend wie diejenigen, welche sich auf die Denudation beziehen. Man sab schon vor langer Zeit ein, dasz eine Abtragung in ungeheurem Masze stattgefunden baben musz; aber solange die auf einander folgenden Formationen nicht sorg­ faltig in Karten eingetragen und gemessen worden waren, kooote Niemand vollstandig realisiren, wie grosz der Betrag eigentlich war.

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Cap. 5. Die Thitigkeit der Wiirmer bei der Abtragung des Landes.    131

Eine der ersten und merkwiirdigsten Abhandlungen, die je iiber den Gegenstand veroffentlicht worden sind, w.i.r die von RAMSAY t, welcher im Jahre 1846 nacbwies, dasz in Wales von 9000 bis 11,000 Fusz dicke Masse soliden Gesteins fiber grosze Landstrecken bin entfernt worden s_ind. Vielleicbt den deutlichsten Beweis von groszer Ab­ tragung bieten die Faults oder Verwerfungen dar, welche sich viele Meilen weit quer fiber gewisse Bezirke hin erstrecken und an welchen die Schichten auf der einen Seite sich selbst bis zu zehntausend Fusz uber die entsprechenden Schichten auf der entgegengesetzten Seite erhoben batten, wabrend doch keine Spur dieser riesenhaften Lagen­ veranderung an der Oberflache des Landes mehr sichtbar ist. Eine grusze Masse von Gestein ist auf der einen Seite niedergeebnet wor­ den, ohne dasz auch nur ein Rest geblieben ware.

Bis auf die letzten zwanzig oder dreiszig J ahre glaubten die meisten Geologen, dasz die lVIeereswellen die bei der Arbeit der Ab­ trngung hauptsachlichsten Krafte waren; wir konnen uns aber uber­ zeugt halten, dasz Luft und R>igen, unterstiitzt von Stromen nnd Fliissen, viel wirksamere Krafte sind, d. h. wenn wir die ganze Flache des Landes in Betracht ziehen. Die langen Boschungslinien_, welche sich quer durch verschied ne Theile von England durchziehen, wurden friiher ganz unbezweifelt fiir alte Kiistenlinien gehalten; wir wissen aber jetzt, dasz sie nur deshalb iiber die allgemeine Flache empor­ ragen, weil sie der Luft, dem Regen und dem Froste besser wider­ standen haben , als die danebenliegenden Formationen. Es ist selten einem Geologen das Gliick widerfahren, seine Mitarbeiter <lurch eine einzige Abhandlung iiber einen strittigen Punkt wissenschaftlich zu iiber­ zeugen; aber Mr. WHITAKER, von d r geologischen Landesaufnahme in England, war so gliicklich, als er im Jahre 1867 seinen Aufs:itz ver­ otrentlichte: "On sub-aerial Denudation and on Cliffs and Escarpments of the Cbalku2 Ehe dieser Aufsatz erscbienen war, hatte Mr. A. TYLOR sehr wichtige Belege fiir die an der Luft vor sich gehende Abtragung beigebracht, indem er zeigte, dasz die Menge der von Fliissen herab­ geffibrten Masse unfeblbar das Niveau ihrer Entwasserungsbecken in

1 On the denudation of South Wales etc. in: Memoirs of the Geolog. Survey of Great Britain, Vol. 1. 1846. p. 297.

2 Geological Magazine, Oct. and Novbr., 1867. Vol. 4. p. 447 n11d 483. Zahl­ reiche sich anf den Gegenstand beziehende Verweisungen sind in dem merkwiir­ digen Aufsatz mitgetheilt.

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132  Die Thitigkeit der Wunner Cap. 5.

keinem gar zu groszen Zeitraume um viele Fusze erniedrigen mfisse. Diese Beweisfiihruog ist io der interessantesten Weise von ARCHIBALD GEIKIE, CROLL und Anderen in einer Reihe schll.tzbarer Abhandlungen fortgefiihrt worden 8 Im Ioteresse derjenigen, welche diesem Gegen­ stande nie Aufmerksamkeit geschenkt haben, soll bier ein einziges Beispiel aufgefiihrt werden, nltmlicb das des Mississippi, welcber des­ halb gewlthlt wird, weil die Menge des von diesem groszen Flusz hinab­ geftihrten Sediments auf Befebl der Regierung der Vereinigten Staaten mit besonderer Sorgfalt untersucht worden ist. Das Resulta.t ist, wie Mr. CROLL zeigt, dasz das mittlere Ni veau seines enormen Ent­ wli.sserungsgebiets jabrlich um n'n Fusz erniedrigt werden musz, oder um einen Fusz in 4566 Jahren. Nimmt man nun die beste Scbatzung der mittleren Hohe des nordamerikanischen Festlandes, nll.mlich 748 Fusz, und wirft einen Blick in die Zukunft, .so wird das ganze grosze Mississippibecken "in weniger als 4,'500,000 Jahren hinweg­

,,gewaschen und auf das Meeresniveau heruntergebracht worden sein,

,, wenn keine Erhebung des Landes stattfindet". Manche Fliisse ffihren im Verhaltnis zu ihrer Grosze viel mehr Sediment herab und manche viel weni_ger als der Mississippi.

Zerkleinerte Massen werden vom Wind ebensogut wie von fties­ zendem Wasser fortgeschafft. Wlthrend vulcanischer Ausbriiche wird viel Gestein zerkleinert und wird dadurch weit verbreitet; und in alien trockenen Landero spielt der Wind bei der Entfernung derartiger Massen eine bedeutungsvolle Rolle. Vom Winde fortgetriebener Sand reibt auch die hltrtesten Gesteine nieder. Ich habe gezeigt 4, dasz wll.hrend vier Monaten des Jahres eine grosze Menge 8taub von den nordwestlichen Ufern Africa's durch den Wind fortgeweht wird und

1 A.. Tylor, On Changes of the Sea-level etc., in: Philosoph. Magazine,

Ser. Vol. 5. 1853. p. 258. Archibald Geikie in: Transactions of the Geolog. Soo. Glasgow, Vol. 3. p. 158 (gelesen im Mi!.rz 1868). Croll, On Geological Time, in: Philosoph. Magaz., May, Ang. and Novbr. 1868. s. auch Croll, Climate and Time, 1875. Chapt. XX. In Bezug auf neuere Mittheilungen tlber die Menge dee Ton Fltlssen herabgebrachten Sediments s. Nature, Vol. 22. p. 486. Mr. T. Me 11a r d Re ad e hat einige interessante Artikel llber die erstannliche Menge von Substanzen veroffentlicht, welche von Fltlssen in Losung herabgefllhrt wird. s. Address Geolog. Soc. Liverpool, 1876-77.

Beschreibung des feinen Staubes, welcher oft auf Schiffe im Atlantischen Ocean fillt. in: Proc. Geolog. Soc. London, June 4, 1845. (Quart. Journ. Geol. Soc. London, Vol. 2. 1846. p. 26.) Ubersetzt in: Kleinere Geolog. Abhandl. Gesamm. Werke, 12. Bd. 2. Abth.), p. 99.

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Cap. 5.   bei der Abtragung des Landes.  133

auf dem Atlantischen Ocean iiber einen Raum von 1600 Miles in der Breite und in einer Entfernung von 300 bis 600 Miles von der Kiiste niederfallt. Man hat aber gesehen, dasz Staub in einer Entfernung von 1030 Miles von den Ufern von Africa niederfa.llt. Wl!.hrend eines Aufenthalts von drei Wochen in St. Jago in dem capverdischen Ar­ cbipel war die Atmospha.re beinahe immer dunstig, und liuszerst feiner, von Africa heriiberkommender Staub fiel bestlindig nieder. In einer Probe dieses Staubes, welcher auf dem offenen Ocean in einer Ent­ fernung von zwischen 330 und 380 Miles von der africanischen Kiiste

fiel, fanden sich viele Steinbruchstiickchen von ungefahr n\ 0 Zoll im

Geviert. NII.her nacb der Kiiste bin wurde beobachtet, dasz das Wasser durch den fallenden Staub so stark misfarbig wurde, dasz ein dariiber hinsegelndes Schiff eine Spur hinter sich liesz. In U.ndern, wie dem capverdischen Archipel, wo es selten regnet und es keine Froste gibt, warden die soliden Gesteine trotzdem zersetzt; in Ubereinstimmung mit den vor Kurzem von einem ausgezeichneten belgischen Geologen, DE KoNINCK, entwickelten Ansichten kann eine derartige Zersetzung zum hauptslichlichsten Theile der Wirkung der Kohlen- und Salpeter­ sil.ure in Verbindung mit dem salpetersauren und salpeterigsauren Ammoniak, welche im Thau gelost enthalten sind , zugeschrieben werden.

In allen feuchten, selbst mliszig feucbten , Liindern helfen e Regenwiirmer bei der Arbeit der Abtragung auf verschiedenen Wegen. Die vegetabilische Ackererde, welcbe wie ein Mantel die Oberfl.iiehe des Landes bedeckt, ist viele Male durch deren Korper durchgegangen. Der Humus weicht von dem Untergrunde und im Ansehen durch seine dunkle F!irbung und darin ab, dasz in ibm Bruchstiicke oder Partikel­ chen von Gestein (wenn dergleichen in dem Untergrund vorbanden sind) von einer bedeutenderen Grosze als diejenigen haben , welcbe durch den Verdauungscanal eines Wurms hindurch gehen konnen, in ihm fehlen. Dieses Durchsieben des Bodens wird, wie bereits bemerkt worden ist, von grabenden Thieren vieler Arten, besonders Ameisen unterstiitzt.     In 111.ndern, wo der Sommer lang und trocken ist, musz auch der an geschiitzten Stellen sich findende Humus bedeutend durch den von anderen und exponirteren Stellen herbeigeblasenen Staub ver,­ mehrt werden.    So ist beispielsweise die Menge von Staub , welcbe zuweilen iiber die Ebenen von La Plata, wo es keine soliden Gesteine gibt, geweht wird, so grosz, dasz wabrend des ,,Gran Seco" (der groszen

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134  Die Thatigkeit der Wilrmer     Cap. 5.

Diirre) von 1827 bis 1830 das Ausseben des Landes, welches bier nicht eingefriedigt wird, so vollstll.ndig verll.ndert wurde, dasz die Bewohner die Grenzen ihrer eigenen Besitzungen nicht wieder erkennen konnten und endlose Rechtsstreitigkeiten entstanden. Ungeheuere Quantitaten von Staub warden gleichfalls in Agypten und im SfidPn von Frauk­ reich umhergeweht. In China verdanken, wie R1cHTB0FEN behauptet, wie feines Sediment aussehende Scbichten, welche eine Machtigkeit von mehreren 100 Fusz besitzen und skh fiber einen ungeheuren Raum erstrecken, ihren Ursprung nur dem von den Hochlanden Central-Asien's herabgewehten Staube 5 In fenchten Lii.ndern, wie Grosz-Britannien kann, so lange das Land in seinem natfirlichen mit Vegetation beklei­ deten Zustand bleibt, der Humus kaum an irgend einer Stelle bedeu­ tend durch Staub vermehrt werden; aber in seinem gegenwll.rtigen Zu­ stand miissen die Felder in der NII.he von Landstraszen, auf denen ein reger Verkehr besteht, eine betrachtliche Menge Staub erhalten , und wenn Felder wll.brend trockenen und windigen Watters geeggt werden, kann man sehen, wie Wolken von Staub weggeweht warden. Aber in alien dieseu Fallen wird die oberfl!ichliche Erdscbicht einfach von einer Stelle zur anderen transportirt. Der Staub, welcher in unseren Hausern so dick niederfallt, besteht zum groszen Theil aus organiscber Sub­ stanz und wenn er fiber das Land ausgebreitet wlirde , wlirde er mit der Zeit zerfallen und beinabe vollstll.ndig verschwinden. Aus neueren Beobachtungen iiber die Schneefelder der arctischen Gegenden gebt in­ dessen hervor, dasz eine geringe Menge meteorischen Staubes von auszer­ irdischem Ursprung bestll.ndig niederfallt.

Die dunkle Farbe der gew0bnlicben Ackererde ist otfenbar die Folge des Vorhandenseins sich zersetzender organischer Substanz, welche indessen nur in geringen Quantitll.ten vorhanden ist. Der Gewichts­ verlust, welchen Ackererde beim Erhitzen zum Rothgliihen erleidet, scheint zum groszen Theil da von abzuhilngen, dasz Wasser aus den Verbindungen ausgetrieben wird. In einer Probe fruchtba,rer Acker-

5 Wegen La Plata s. meine Reise eines Natul'forschers {ilbers. v. V. Ca I' us. 1875. p. 151). Elie de Beaumont hat (Le9ons de Geologie i,ratique, Tom. 1. 1845. p. 188) eine ausgezeichnete Schilderung der enormen Menge Staubes gegebeu, welche in manchen Landern fortbewegt wird. Jch kann nur glauben, dasz Mr. Proctor (Pleasant Ways in Science, 1879. p. 879) die Wirksamkeit des Stanbes in einem feuchten Laude wie Grosz-Britannien etwas ilbertrieben hat. Ja mes Geikie hat (Prehistoric Europe, 1880. p. 165) einen ausfiihrlichen Auszog aus Rich t h c, fen's Amichten gPgeben, wekhe er indessen bestreitet.

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Cap. 5,   bei der.Abtragung des Landes.  135

rde ergab sich der Betrag an organiscber Substanz nur zu 1,76 Pro­ cent; in einer kiinstlicb zubereiteten Erde betrug sie nicht weniger als 5,5 Procent und in der beriihmten schwarzen Erde von Buszland von

5 bis selbst zu 12 Procent 6 In Blll.tterhumus, welcber ausschliesz­ Jich aus dem Zerfall von BJllttern gebildet wird, ist der Betrag viel groszer, und im Torf betrligt allein der Koblenstoff zuweilen bis 64 Pro­ cent; diese letzteren Flllle gehen uns aber bier nicbts an. Der Kohlen­ stoff im Boden strebt allmllhlich oxydirt zu warden und zu verscbwinden, ausgenommen, wo sich Wasser anhliuft und das Klima kiihl ist7, so dasz in dem 11.ltesten Weidela.nd kein groszer Uberschusz an ?rga­ niscber Substanz vorhanden ist, trotz des bestlindigen Zerfalls dcr Wur.­ zeln und der unterirdischen Stamme von P:fl.anzen und der gelegent­ lichen Hinzufiigung von Olinger. Das Verschwinden der organischen Substanz aus der Ackererde wird wahrscheinlich dadurcb bedeutend unterstiitzt, dasz sie immer und immer wieder in den Excrementen der Begenwiirmer an die Ober:fl.llche gebracht wird.

Auf der a.nderen Seite tragen Regenwlirmer bedeutend zur Ver­ mehrung der organischen Substanz im Boden durch die erstaunliche Anzabl von halb verfaulten Blllttern bei, welcbe sie bis zu einer Tiefe von 2 bis 3 Zoll in ihre Bohren ziehen. Sie thun dies bauptsachlicb um Nahrung zu erlangen, zum Theil aber auch um die Mlindungen ihrer Bohren zu verschlieszen und den oberen Theil auszukleiden. Die Blatter, welcbe sie verzehren, werden angefeuchtet in schmale Faden zerrissen, theilweise verdaut und innig mit Erde vermischt; und dieser Procesz ist es, welcher der vegetabiliscben Ackererde ihre gleichmaszig dunkle Fii.rbung gibt. Es ist bekannt, dasz verschiedene Arten von Sauren durch die Zersetzung vegetabilischer Substanz erzeugt warden; und da der Inhalt der Dll.rme der Begenwlirmer ebenso wie ihre Ex­ cremente sauer sind, 'so erscbeint es als wabrscheinlich, dasz der Ver­ dauungsprocesz eine analoge chemische Veranderung in den verschluckten zerkleinerten und halb zersetzten Blll.ttern veranlaszt. Die grosze Menge

6 Diese Angaben sind dem Aufsatze V. Hensen's entnommen in der Zeit­ schr. f. wise. Zoolog. 28. Bd. 1877. p. 860. Die Angaben in Betreff des Torfes sind genommen ans Mr. A. A. Julien in Proc. amer. Assoc. Science, 1869.

p. 814.

1 Einige Thatsachen Uber das zur Bildung des Torfs nothwendige oder giin­ stige Clima habe ich in meiner Reise eines Naturforschers (iibersetzt von V. Car us, 1875. p. 829) gegeben.   

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136  Die Thitigkeit der. Wll.rmer   Cap. o.

des von den kalkfiihrenden Driisen abgesonderten Kalkes dient augen­ scheinlich dazu , die in dieser Weise entstandenen Sliuren zu neutra­ lisiren; denn die Verdauungsfl.iissigkeit der Regenwiirmer wirkt nicht, wenn sie nicht alkalisch ist. Da der Inhalt des oberen Theils ibrer Dlirme sauer ist, kann die saure Bescha:ffenheit kaum Folge des Vor­ handenseins von Ha.rnsaure sein. Wir konnen daher schlieszen , dasz die Sll.uren im Verdauungscanal der Regenwiirmer wli.hrend des Ver­ dauungsprocesses gebildet warden und dasz sie wahrscheinlich von nahezu derselben Bescha:ffenheit sind, wie die in gewohnlicher Acker­ erde oder im Humus. Es ist bekannt, dasz die letzteren das Ver­ mOgen besitzen , Eisenoxyd zu desoxydiren oder aufzulOsen, wie man iiberall sehen kann, wo Torf auf rothem Sand liegt oder wo eine faulende Wurzel derartigen Sand durchdringt. Ich hielt nun einige Wurmer in einem mit sehr feinem rothlichen Sande gefiillten Topfe, welcber aus sehr kleinen Kieseltheilchen bestand, die mit dem rothen Eisenoxyd iiberzogen waren; die Rohren, welcbe die Regenwiirmer durch diesen Sand bohrten, waren in der gewOhnlichen Weise mit i}Jren Excre­ menten gefiittert oder ausgekleidet, welche aus Sand vermischt mit den Absonderungen ihres Darmes und den verdauten Blattern gebildet waren; und dieser Sand hatte beinahe ginzlich seine rotbe Farbe ver­ loren. Wenn kleine Stiickcben desselben unter das Mikroskop ge­ braeht wurden, sah man, dasz die meisten Korner durchseheinend und farblos waren , und zwar in Folge der AuflOsung des Eisenoxyds, wll.hrend beinahe alle aus anderen Stellen des Topfes genommenen Korner mit dem Oxyd uberzogen waren. Essigsllure brachte kaum irgend welche Wirkung auf diesen Sand hervor und selbst Salzsll.ure; Salpetersll.ure und Sehwefelsaure, in den in der PharmacopOe an­ gegebenen Verdiinnungen, brachten eine gering re Wirkung hervor als die Sii.uren in dem Darm der Regenwiirmer. '

Mr. A. A, JULIEN hat vor Kurzem die sll.mmtJichen bis jetzt verMfent­

lichten Mittheilungen iiber die im Humus erzeugten S11.uren gesammelt, welche sich nach Angabe einiger Cbemiker auf mehr als ein Dutzend verschiedener Arten belaufen. Diese Sauren wirken , ebenso wie ibre sauren Salze (d. h. die Sauren in Verbindung mit Kali, Natron und Ammoniak) energisch auf kohlensauren Kalk und auf die Eisenoxyde. Es ist gleichfalls bekannt, dasz einige von diesen Sauren, welche vor langer Zeit schon von THENARD Azohumussauren genannt wurden, tlhig sind, colloide Kieselsll.ure im Verhaltnis zu dem in ihnen ent-

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Cap. 5.   bei der Abtragung des Landes.  137

haltenen Stickstoff aufzul1lsen 8 Bei der Bildung dieser letzteren SD.uren bieten die Regenwurmer wahrscheinlich eine Unterstiitzung dar, denn Dr. H. JOHNSON theilt mir mit, dasz er durch NESSLER's Probe 0,018 Pro­ cent Ammoniak in ihren Excrementen gefunden babe.

Die verschiedenen Humussll.uren , welche wie wir soeben gesehen haben, innerhalb des Korpers der Regenwlirmer w!l.hrend des Ver­ dauungsprocesses erzeugt zn warden scheinen, und ihre sauren Salze spielen nach den neueren Beobachtungen von Mr. JULIEN eine in hohem Grade bedeutungsvolle Rolle bei der Zersetzung verschiedener Gesteins­ arten. Es ist seit langer Zeit bekamit, dasz die Kohlensil.ure und ohne Zweifel auch Salpeter- nnd salpeterige S11.ure, welche im Regenwasser vorbanden sind, in gleicher Weise wirken. In allen Erdarten und be­ sonders in reicben Erden ist auch ein groszer Uberschusz an Kohlen­ s11.ure vorhanden, und diese wird von dem Wasser im Boden aufgelost. Uberdies corrodiren die lebenden Wurzeln von Pfl.anzen, wie SACHS und andere gezeigt baben, in kurzer Zeit polirte Platten von Marmor, Dolomit und phospborsaurem Kalk und lassen darauf ihre Eindrucke zuriick, sie greifen selbst Basalt und Sandstein an 9 Wir haben es aber bier nicbt mit Einwirkungen zu thun, welche von der Thatigkeit der Regenwiirmer vollstandig unabh!l.ngig sind.

Die Verbindung irgend einer S11.ure mit einer Basis wird durch Bewegung bedeutend erleicbtert, da in dicser Weise friscbe Oberfl.11.chen bestandig mit einander in Beriihrung gebracht werden. Dies wird mit den Stein- und Erdetbeilchen in den D!l.rmen der Wlirmer wllhrend des Verdauungsprocesses sehr grundlich ausgefiibrt warden und man musz sich daran erinnern , dasz die ganze Masse der Ackererde auf einem jeden Felde im Verlauf einiger weniger Jahre durch ihren Verdauungs­ canal hindurchgeht. Da uberdies die alten Wurmrohren langsam zu­ sammenfallen und da frische Excrementmassen bestll.ndig auf die Ober­ fl.ache geschafft werden, so rotirt oder circulirt auch langsam die gauze oberflllcbliche Humusschicht und die Reibung der einzelnen Theilchen

8 A. A. Julien, .on the Geological Action of the Humus-acids in: Proc. Amer. ABBOc. Adv. Science, Vol. 28. 1879. p. 311; auch ,,On Chemical Corrosion on Mountain Summits" in: New York Acad. Sc., Oct. 14. 1878, citirt im Amer. Naturalist; s. auch iiber diesen Gegenstand: S. W. Johnson, How Crops Feed. 1870. p. 1;38.

9 s. wegeu Verweisnugen iiber diesen Gegenstand: S. W. Johnson, How Crops

Feed. 1870. p. 326.

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138  Die Thitigkeit der Wiirmer     Cap. 5.

an einander wird den feinsten 0-berzug von zersetzter Substanz ab­ reiben, sobald er sich gebildet hat. Auf die3en verschiedenen Wegen werden minutiose Gesteinsfragmente vieler Arten und blosze Partikel­ chen im Boden bestllndig der chemischen Zersetzung ausgesetzt und hierdurch wird die Menge der Erde sich zu vermehren streben.

Da die Regenwlirmer ibre Rohren mit ihren Excrementen aus­ kleiden und da die Rohren bis zu einer Tiefe von 5 oder 6 oder sel bst noch mehr Fuszen eindringen, so wird eine geringe Menge der Humus­ sauren weit binabgebracht werden und dort auf die darunter liegenden Gesteine und Gesteinsfragmente wirken. Hierdurcb wird die Dicke des Bodens, wenn keine Erde von der Oberfl.ll.che fortgenommen wird, stetig wenn auch langsam sich zu vermehren suchen; die AnhAufung aber wird nach einer gewissen Zeit die Zersetzung der darunter liegenden Gesteine und der tiefer liegenden Partikeln aufhalten. Denn die Humussliuren, welche hauptsD.chJich in der oberen Schicht der vegeta­ bilischen Ackererde erzeugt werden, sind il.uszerst unstate Verbindungen und zersetzen sich leicht, ehe sie eine irgend wie betrll.chtliche Tiefe erreichen io. Eine dicke Schicht dariiber liegender Erde wird auch die Ausdehnung groszer Temperaturschwankungen nach unten undin kalten L!l.ndern die mlichtige Einwirkung des Frostes aufhalten. In gleicher Weise wird der freie Zutritt der Luft ausgeschlossen. Aus diesen ver­ schiedenen Ursachen wiirde eine Zersetzung beinabe gehemmt warden, wenn die dariiber liegende Humusschicbt bedeutend an Mll.chtigkeit zu­ nahme, weil nichts oder our wenig von der Oberflii.che entfernt wiirde u. In meiner eigenen unmittelbaren Nachbarschaft haben wir einen merk­ wiirdigeu Beweis dafiir , wie wirksam eine Thonschicht von wenigen Fuszen Miichtigkeit Verlinderungen aufha.It, welche an Feuersteinen, wenn sie frei exponirt daliegen, vor sich gehen ; denn die groszen, welche einige Zeit auf der Oberflache gepflugter Felder gelegen haben, konnen nicht mehr znm Bauen benutzt werden; sie spalten sich nicht ordent-

tu Diese Angabe ist dem Aufsatze Mr. Julien' s entnommen, in: Proc. Amer.

Assoc. Adv. Sc. Vol. 28. 1879. p. 830.

11 Die erhaltende Kraft einer Humusschicht wird hiiuflg durch den vollkom­ menen Zustand bewiesen , in welchem Gletscherschllrfe an Felsen zu sehen sind, wenn sie zuerst bloszgelegt werden. Mr. J. G ei kie behauptet in seinem letzten bedeutungsvollen Werke (Prehistoric Europe, 1881), dasz die vollkommeneren Ritze wahrscheinlich Folge des letzten Eintritts der Kalte und Zunahme des Eises wlih­ rend der Iange fortdauernden und intermittirendeu Glacialperiode sind.

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Cap. 5.   bei der Abtraguilg des Landes. 139

Heh und die Arbeiter sagen, sie seien verfault 11 Es ist daher noth­ wendig, um Feuersteine zum Zwecke von Bauten zu erbalten, in die Schicht des rothen Thones, welche fiber der Kreide liegt (den Ruck­ stand ihrer Auflosung durch das Regenwasser), oder in die Kreide selbst inzudringen.

Die Regenwilrmer helfen nicht blosz indirect bei der chemischen Zersetzung der Gesteine, sondern wir baben auch guten Grund zu der Annabme, dasz sie gleicbfalls in einer directen und mechaniscben Art auf die kleineren Partikel wirken. Alie die Species, welche Erde ver­ schlingen, sind mit KaumAgen versehen, und diese sind mit einer so dieken Chitin-Membran versehen, dass PERRIER von ihr als "une veritahle armature" 13 spricht. Der Kaumagen ist von kraft,,ollen Quermuskeln nmgeben, welche nach der Angabe von CLAPAREDE un­ ge:fl!.hr zehnmal so dick sind wie die U.ngsmuskeln, und PERRIER sah sie sich energisch zusammenziehen. Die zu einer Gattung, Digaster, geMrigen Regenwiirmer haben zwei getrennte aber vollig l!.hnliche Kaumllgen, und in einer anderen Gattung, Moniligaster, besteht der zweite Kaumagen aus vier Taschen, von denen eine auf die andere folgt, so dasz man beinabe sagen kann, sie haben funf MD.gen 14 In derselben Weise wie huhnerartige und strauszartige Vogel Steine ver­ schlucken , um bei der Zerkleinenmg ihrer Nahrung zu helfen, so scheint das bei den in der Erde lebenden Regenwiirmern ebenso der Fall zu sein. Es wurden die KaumAgen von achtunddreiszig unserer gemeinen Regenwfirmer geoffnet , und in fiinfundzwanzig von ihnen fanden sicb kleine Steine oder Sandkorner zuweilen in Verbindung mit den harten kalkigen Concretionen, die innerhalb der vorderen kalk­ fiihrenden Drtisen gebildet werden , und in zwei anderen fanden sich

12 Viele Geologen sind sehr iiberrascht gewesen Uber das vollstiindige Ver­ schwinden der Feuersteine auf groszen und nahezu ebenen Fliichen , von welchen die Kreide durch die an der Luft vor sich gehende Abtragung entfernt worden war. Aber die Oberflache eines jeden Feuersteins ist mit einer Schicht opaker, modificirter Substanz Uberzogen, welche einer stahlernen Spitze n'lch eben nach­ geben wird, wahrend die frisch gebrochene, durchscheinende Fliiche nicht geritzt wird. Die Entfernung der Auszeren modificirten Fliiche frei exponirt gewesener Feuersteine durch atmosphiirische Agentien t'!l.hrt, wenn schon ohne Zweifel auszerst langsam, in Verbindung mit dem Vorschreiten dieser Modification nach innen, wie wohl angenommen werden kann, zur vollkommenen Zersetzung, trotzdem dasz sie so Auszerst haltbar erscheinen.

13 Archives de Zool. experiment. T. 8. 1874. p. 409.

1+ Nouvelles Archives de Museum. T. 8. 1872. p. 95. 181.

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140  Die Thitigkeit der Wiirmer     Cap. 6.

nur Concretionen. In den Kaumligen der tibrigen Wtirmer waren keine Steine vorhanden; aber einige von diesen waren keine wirklichen Aus­ nahmen, da die Kaumll.gen split im Herbst g ffnet wurden, als die Wtirmer schon aufgeMrt batten, Nahrung aufzunehmen und ihre Kau­ mligen vollkommen leer waren t&.

Wenn Wiirmer ihre Rohren durch Erde graben, in welcher sich sehr zahlreich kleine Steinchen finden, so werden ohne Zweifel viele unvermeidlich mit verschluckt werden ; es darf aber nicht angenommen werden, dasz diese Thatsache die Hil.ufigkeit erkllirt, mit welcher Steine und Sand in ihren Kaumll.gen gefunden werden. Denn es wurden Glasperlen und Bruchstiicke von Ziegelsteinen und harten Fliesen tlber die Oberflache der Erde in T0pfen gestreut, in welchen Wiirmer ge­ halten wurden und in denen sie bereits ihre Rohren gegraben batten. und sehr viele von diesen Perlen und Fragmenten wurden von den Wtlrmern aufgenommen und verschluckt; denn sie fanden sicb in ihren Excrementen, Dil.rmen und Kaumiigen. Sie verschluckten selbst den groben rothen, aus dem Zerpulvern der Ziegel hervorgegangenen Staub. Auch kann nicht angenommen warden, dasz sie die Peden und Bruch­ stiicke irrthiimlich fur Nahrung hielten; denn wir haben gesehen, dasz ihr Geschmack fein genug ist, zwischen verschiedenen Arten von Bllittern zn unterscheiden. Es ist daher offenbar, dasz sie barte Gegensta.nde wie Stiickchen Stein, Glasperlen und eckige Bruchstiicke von Ziegeln oder Fliesen zu irgend einem speciellen Zweck verschlingen, und es laszt sich kaum zweifeln , dasz dieser darin besteht, ihre Kaumagen beim Zerdriicken und Zerreiben der Erde zu unterstiltzen, welche sie in so groszer Menge verzehren. Dasz derartige harte Gegenstande nicht nothwendig sind zum Zerdriicken von Bllittern, kann aus der Thatsache geschlossen werden, dasz gewisse Species, welche in Schlamm oder Wasser leben und sich von abgestorbener oder lebender vege­ tabilischer Snbstanz ernil.hren, welche aber keine Erde verschlucken, nicht mit Kaumllgen versehen sind 16 und daher auch nicht das Ver­ mogen besitzen, Steine nutzbar zu verwenden.

Wlihrend des Zerkleinerungsprocesses miissen die Erdpartikel gegen einander und zwischen den Steinen und der zAhen, den Kaumagen a.us-

n Morren sagt, wo er von der Erde in dem Verdauungscanal der Wttrmer spricht: praesepe cum lapillis commixtam vidi", in: De Lumbriei terrestris hist. nat. 1829. p. 16.

10 Perrier, Archives de Zool. expt'iriment. T. 3. 1874. p. 419.

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Cap. 6.   bei der Abtragung des Landes.  141

kleidenden Membran gerieben warden. Die weicheren Theilcben war­ den bierdurcb eine gewisse Abreibung erfahren und werden vielleicht selbst zerdriickt warden. Dieser Schlusz wird durcb das Ausseben frisch ausgeworfener Excremente unterstiitzt; denn diese erinnerten mich oft an Farbe, die eben von Arbeitsleuten zwiscben zwei flacben Steinen zerrieben worden war. MORREN macht die Bemerkung, dasz der Darmcanal ist ,,impleta tenuissim

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., terra, veluti in pulverem redact

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." u.

Auch PERRIER spricbt vom .etat de p

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.te excessivement fine a laquelle

,,est reduite la terre qu'ils rejettent" etc. ts.

Da der Grad, bis zu welchem die Erdtbeilchen in den Kaumagen der Regenwiirmer zerrieben werden, ein gewisses Interesse besitzt (wie wir spl!.ter seben werden), so bemfihte ich micb iiber diesen Punkt da­ durcb Beweise zu erhalten, dasz icb viele der Fragmente, welcbe durch ibreu Darmcanal hindurcb gegangen waren, sorgfaltig untersucbte. Bei Wurmern, welcbe im Naturzustande leben, ist es natfirlich unmoglicb zu wissen, wie stark die Fragmente abgerieben waren, ehe sie ver­ scbluckt wurden. Es ist indessen klar, dasz Wiirmer nicbt fiir ge­ wohnlich abgerundete Partikel ausw!iblen werden; denn scharfe eckige Stiickcben von Feuersteinen und anderen harten Gesteinsarten wurden bliufig in ibren KaumAgen oder Dii.rmen gefunden. Bei drei Gelegen­ heiten wurden scbarfe Dornen von den St!immen von Rosenbiiscben dort gefunden. In Gefangenschaft gehaltene Regenwfirmer verschluckten wiederbolt eckige Bruchstficke von harten Ziegeln, Kohlen , Schlacken und selbst 4ie scbii.rfsten Glassplitter. Huhnerartige und strauszartige Vogel behalten Jange Zeit in ihren KaumAgen die nii.mlichen Steine, welcbe bierdurch gut abgerundet werden ; dies scheint aber bei Regen­ wtirmern nicbt der Fall zu sein, wenn man nach der groszen Anzahl von Ziegelbrucbstficken, Glasperlen, Steinen etc. urtheilt, die sich bii.ufig in ihren Excrementen und Darmen finden; so dasz, wenn die nl1mlichen Fragmente nicht wiederholt durch ihre Kaumii.gen hindurchgehen, sicbt­ bare Zeicben von Abreibung an den Fragmenten kaum erwartet war­ den k1lnnen, ausgenommen vielleicht in dem Fall, dasz die Steine sehr weich wAren.

Ich will nun die Beweise ftir. die Abreibung mittheilen, die ich im Stande gewesen bin zu sammeln. In den Kaumil,gen einiger Wtirmer,

n Morren, De Lumbrici terrestris hist. nat. etc. p. 16.

ts Archives de Zool. experiment. T. S. 1874. p. 418.

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142  Die Thiitigkeit der Wnrmer     Cap. 5.

welche aus einer ddnnen Humusschicht dber der Kreide ausgegraben wurden , waren viele gut abgerundete kleine Kreidebruchstiicke und zwei Fragmente der Schalen eines Landmollusks (wie durch ihre mikro­ skopische Structur ermittelt wurde) vorhanden, welche Jetzteren nicht blosz abgerundet, sondern etwas polirt waren. Die in den kalk­ fohrenden Driisen gebildeten kalkigen Concretionen, 'welche hilufig in den Kaumligen, den Dlirmen und gelegentlich in den Excrementen de1 Regenwiirmer gefunden werden, erschienen , wenn sie von bedeutender GrOsze waren, zuweilen abgerundet worden zu sein ; aber bei allen kalkhaltigen Korpern diirfte das abgernndete Aussehen theilweise oder ganzlich Folge ihrer Corrosion durch Kohlensil.ure und die Humus­ sauren sein. In den Kaumll.gen verschiedener in meinem Gemiise­ garten in der Nabe eines Treibhauses gesammelter Wiirmer wurden acht kleine Schlackenbruchstiicke gefunden und von diesen erschienen sechs mehr oder weniger abgerundet, wie es aucb zwei Stiickchen Ziegel waren; aber einige andere Stiickcben waren durchaus gar nicbt abgerundet., Ein Feldweg in der Nahe von Abinger Hall war vor sieben Jahren mit Ziegelschutt bis zur Tiefe von ungefahr 6 Zoll be­ deckt worden; iiber diesem Schutt war auf beiden Seiten der Strasze bis zu einer Breite von 18 Zoll Rasen gewachsen und auf diesem Rasen fanden sich zahllose Wurm-Excremente. Eiaige von diesen waren gleicbformig rothgefiirbt in Folge des Vorbandenseins vielen Ziegel­ staubes; auch enthielten sie viele Stiickchen von Ziegeln und von hartem Mortel von 1 bis g mm im Durchmesser, von denen die meisten deutlich abgerundet waren; aber alle diese Stiickchen konnen auch abgerundet worden sein, ehe sie vom Rasen geschiitzt und dann verscblungen wurden, gleich denen auf den entbloszten Stellen der Strasze, welche bedeutend abgerieben waren. Ein Loch in einem Stiick Weideland war zu der n!imliehen Zeit, nll.mlich vor sieben Jabren, mit Ziegelschntt ausgefiillt worden und war nun gegenwll.rtig mit Rasen bedeckt; und bier enthielten die Excremente sehr viele Ziegelstiickcben, welcbe sammtlich mehr oder weniger abgerundet waren, und dieser Ziegelschutt konnte, nachdem er in das Loch geschiittet worden war, keinerlei Abreibung erfahren haben. Ferner warden alte sehr wenig zerbrochene Ziegel zusammen mit Mortelbruchstiicken zur Bildang von l!'uszwegen hingelegt und dann mit einer Kiesschicht von 4 bis 6 Zoll Dicke bedeckt; sechs kleine Ziegelbrnchstiicke wurden aus auf diesem Wege gesammelten Excrementen hflrausgesucht, von denen drei deut-

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Cap. 5.   bei der Abtragung des Landes.  143

lich abgerieben waren. Auch fanden sich sehr viele Stiickchen harten M6rtels, von denen ungefll.hr die Bltlfte gut abgerundet war; und es ist nicht glaublich, dasz dieselben im Verlaufe von nur sieben Jahren eine so bedeutende Corrosion durch die Einwirkung der Kohlensll.ure erlitten baben sollten.

Viel bessere Bewefae fiir das Abreiben barter Gegensta.nde in den Kaumll.gen der Regenwiirmer werden durch den Zustand der kleinen Fragmente von Ziegeln oder Fliesen und von Cement dargeboten, welche sich in den Excrementmassen finden, die da aufgeworfeu werden, wo antike Bauwerke einst standen. Da die sammtlicbe ein Feld bedeckende Ackererde aller paar Jahre durch den Korper der Wiirmer hindurch­ geht, so werden wahrscheinlich die na.mlichen kleinen Bruchstiicke im Lauf der Jahrhunderte viele Male verschluckt und wieder zur Ober­ flacbe gebracht werden. Es musz bier noch vorausgeschickt werden, dasz in den verschiedenen folgenden Fallen die feinere Masse zuerst von den Excrementen abgewaschen wurde, und dasz dann a11e die Bruch­ stiicke von Ziegeln, Fliesen und Cement ohne irgend welche Auswahl ge­ sammelt und dann spater untersucht wurden. Es fanden sich nun in den zwischen den Tafelchen auf einem der eingegrabenen Fuszboden der romischen Villa in Abinger ausgeworfenen Excrementmassen viele

(von 1;2 bis 2 mm im Durchmesser grosze) Stiickchen von Fliesen und Steinmortel, welche man unmoglich mit dem bloszen Auge oder durcb eine starke Loupe betrachten und auch nur fiir einen Augenblick zwei­ feln konnte, dasz sie sammtlich bedeutende Abreibung erlitten batten.

lch spreche so, nachdem ich kleine vom Wasser abgeriebene ans romischen Ziegeln gebildete Rollsteine Jmtersucht habe, welche

M. HENRI DE SAUSSURE die Freundlichkeit hatte, mir zu schicken und welche er aus Sand und Kiesschichten herausgezogen hatte, die 1dch an den U fern des Genfer Sees in einer friiheren Periode, als das Wasser ungefahr zwei Meter iiber seinem gegenwartigen Niveau stand, ab­ gelagert batten. Die kleinsten dieser vom Wasser abgeriebenen Ge­ schiebe ans Ziegeln von Genf waren vielen der aus den Kaumligen der Regenwiirmer herausgenommenen sehr ahnlich; die groszeren waren aber etwas glatter.

Vier auf dem vor Kurzem bloszgelegten geta.felten Fuszboden des groszen Raumes in der romischen Villa in Brading gefundene Ex­ crementmassen enthielten viele Stiickchen von Ziegeln oder Fliesen, von Mortel und hartem weiszen Cement, und die Majoritat derselben

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144  Die Thatigkeit der Wllrmer     Cap. 5.

erscbien deutlicb abgerieben. Indessen erschienen die Mortelstiickchen mebr Corrosion als Abreibung erlitten zu haben; denn hliufig sprangen KieselkOrner auf der Oberflll.che vor. Es wurden Excremente aus dem Raum innerhalb des Schiffs von Beaulieu Abbey, welcbe von Heinrich VIIL zerstOrt wurde, von einer ebenen Rasenflll.cbe gesammelt, welcbe Ober dem getllfelten Pflaster lag, durcb welcbes die WurmrObren durch­ traten; und diese Excrementmassen enthielten unzlihlige Stiickcben von SteinmOrtel und Cement, von denen die Mebrzahl offenbar etwas oder bedeutende Abreibung erlitten batte. Es fanden sich auch viele minutiose Schiippchen eines glimmerhaltigen Schiefers, deren Spitzen abgerundet waren. Wenn die obige Vermutbung, dasz in allen diesen Fl!.llen die namlichen minutiosen Fragmente mebrere Male durch die Kaumligen der Wiirmer hindurchgegangen sind, trotz der ihr inne­ wohnenden Wabrscheinlicbkeit verworfen wird, dann mussen wir an­ nehmen, dasz in allen obenerwllbnten Fll.llen die vielen abgerundeten in den Excrementmassen gefundenen Bruchstiicke slimmtlich bedeutende Abreibung erlitten batten, ebe sie verscbluckt wurden; und dies ist in hohem Grade unwahrscbeinlicb.

Auf der anderen Seite musz angefiibrt werden, dasz Fragmente von ornamentalen Fliesen, etwas barter als gewobnliche Ziegel oder Fliesen, welcbe nur einmal von den in Gefangenscbaft gebaltenen Regenwiirmern verschluckt worden waren, mit der zweifelhaften Aus­ nabme von einem oder zwei der kleinsten Korner, ganz und gar nicht abgerundet waren. Nicbtsdestoweniger erscbienen einige von ihnen ein wenig abgerieben, wenn auch nicbt abgerundet. Wenn wir die oben angefiihrten Beweise_ in Betracht zieben, so lll.szt sicb trotz dieser Falle nur wenig daran zweifeln, dasz die Fragmente, welcbe in den Kaumllgen der Regenwiirmer als Miiblsteine dienen, wenn sie nicht von e_iner sebr harten Textur sin , einen gewissen Grad von Abreibung erleiden, und dasz die kleinen Theilchen in der Erde, welcbe gewohn­ beitsgemll.sz von den Regenwiirmern in so erstaunlicb groszen Mengen verschluckt wird , an einander gemahlen und dadurcb abgegllittet werden. Wenn dies der Fall ist, dann ist die ,,terra tenuissima", die "pltte excessivement fine", aus welcher die Excremente zum groszen Theile besteben, zum Theil Folge der mechaniscben Wirkung des Kau­ magens 19; und diese feine Substanz ist, wie wir im nlichsten Capitel

19 Diese Folgerung erinnert mich an die ungeheure Menge iiuszerst feinen kreidigen Schlammes, welcher innerhalb der Lagunen vieler Atolle gefunden wird,

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Cap. 5.   bei der Abtragung des Landes.  145

sehen werden , diejenige , welche hauptsacblicb von den zahllosen Ex­ crementmassen auf jedem Felde wAhrend jades heftigen Regensebauers fortgewaschen wird. Wenn die weicheren Steiae iiberbaupt nachgeben, dann werden auch die hArteren einen gewissen geringen Betrag an Abnutzung erleiden.

Die Zerkleinerung kleiner SteiBstiiekchen in den Kaumll.gen der Regenwiirmer ist von einem geologischen Standpunkt aus von groszerer Bedeutung, als es auf den ersten Blick der Fall zu sein scheint; denn Mr. SoRBY hat deutlicb nachgewiesen, dasz die gewOhnlichen Zer­ kleinerungsmittel , nlimlich flieszendes Wasser und die Meereswellen, mit immer geringerer und geringerer Kraft auf Gesteinsfragmente wirken je kleiner dieselben sind. Er bemerkt: ,,selbst wenn wir dem

,,Extra - auf- und - abscbwimmen    sehr kleiner     Partikel in einem

,, Wasserstrome, welches von OberflAchenadhlision abhil.ngt, keine Rech­

,,nung tragen, milssen die Wirkungen der Abnutzung auf die Form

,,der Korner direct so variiren, wie ihr Durchmesser, oder ungefahr so.

,,Ist dies der Fall, so wilrde ein t/to Zoll im Durchmesser groszes

,,Korn zehnmal so viel abgerieben werden, wie eins von tltoo Zoll

,,Durcbmesser und mindestens ein hundert Mai so viel wie eins von

,,-diro Zoll im Durchmesser. Wir konnen dann vielleicht schlieszen,

,,dasz ein t/to Zoll im Durchmesser baltendes Korn, wenn es eine Mile

,,weit gedriftet wird, so viel oder noch mehr abgerieben wird, als

,.ein nloo Zoll messendes Korn, wenn es 100 Miles gedriftet wird.

,,Nach demselben Princip wiirde ein einen Zoll im Durchmesser messen­

,,der Geschiebstein im Verhliltnis mehr abgerieben werden, wenn er

nur einige wenige hundert Yards getrieben wird 20K Auch dilrfen wir nicht vergessen , wenn wir die Kraft in Betracht ziehen, welche Wiirmer bei der Zerkleinerung von Gesteinsstilckchen ausilberi, dasz wir gute Beweise dafiir haben, dasz auf jedem Acre Land, welches hinreichend feucht und nicht zu sandig, kiesig oder steinig ist, dasz Wurmer darin leben konnen, ein Gewicbt von mehr als zehn Tonnen Erde jlibrlich durch ibre Korper durchgeht und auf die Oberflache

wo das Meer ruhig ist und die Wellen die Corallenblocke nicht zerreiben konnen. Wie ich glaube, musz dieser Schlamm (s. iiber den Bau und die Verbreitung der Corallen-Riffe, Ubersetz. p.14. 1876) den zahlreichen Anneliden und anderen Thieren, welche in die abgestorbenen .Coralien einbohren, und den Fischen, Holothurien u. s. w., welche von den lebenden Corallen sich erniihren, zugeschrieben werden.

0 Anniversary Adress: The Quart. Journal of the Geolog. Society, London. May, 1880. p. 59.

DARWl!i, Bildung der Ackererde. (XIV. l.) 10

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146  Die Thitigkeit der Wormer bei der Abtragung des Landes.   Cap. 5.

gebracbt wird. Fiir ein Land von der GrOsze Grosz-Brjtanniens kann das Resultat innerhalb einer im geologiscben Sinne nicbt sebr langen Periode, wie in einer Million Jabren, nicbt unbedeutend sein; denn die zehn Tonnen Erde sind zuerst mit der eben angegebenen Zahl von Jahren und dann mit der Anzahl von vollstllndig mit Wiirmern be­ setzten Acres zu multipliciren; und in England zusammen mit Schott­ land ist das Land, welcbes cultivirt und fiir diese Thiere wohlgeeignet ist, zu iiber 32 Millionen Acres gescbl\tzt worden. Das Product ist daher 320 :Millionen Tonnen Erde.

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Sechstes Oapitel.

Die Abtragung des Landes. -    (I<'ortsetzung.)

Die Denudation dadurch unterstiitzt, dasz neuerdings ausgeworfene Excrernente auf mit Gras bedecktcn Fliichen nach unten gleiten. - Die Menge Erde, welche jiihrlich abwiirts flieszt. -  Die Wirkung tropischer Regen auf Wurmexcre­ mente. -  Die feinsten Erdtheilchen vollstiindig von den Excrementmassen fortgewaschen. - Der Zerfall getrockneter J<;xcrcmente in Kiigelchen und deren Hinabrollen auf geneigten Fliichen. - Die Bildung kleiner Vorspriinge an Berghiingen zum Theil Folge der Anhiiufung zerfallener Excremente. - Excre­ mente Uber ebenes Land nach der vom Winde abliegenden Seite geweht. - Versuch, die in dieser Weise fortgewehte Menge zu schatzen. - Die Ernie­ drigung alter Umwallungen und HUgel. - Das Erhalten der Firsten und Furchen auf in alter Zeit gepfliigtem Lande. -     Die Bildung und Menge von Acker­ erde ttber der Kreideformation.

Wir sind nuu vorbereitet, den directeren Antheil, welchen Wiirmer an Jer Abtragung des Landes nehmen, eingehend zli betracbten. Wenn ich friiber iiber die an der Luft vor sich gehende Denudation nach­ dachte, so schien es mir, wie es auch Anderen erschienen ist, als kl)nnte eine nahezu ebene oder sehr sanft geneigte, mit Rasen bedeckte Flache selbst wli,hrend eines langen Zeitraums keinen Verlust erleiden. Es

konnte bier betont werden, dasz nacb langen Zwischenraumen Regen­ wasser oder Wasserstiirze alle Ackererde von einem sebr sanften Ab­ hange entfemen konnten; als ich aber die steilen mit Rasen bedeckten Abhange in Glen Roy untersuchte, war ich von der Thatsache iiberrascht, dasz nur selten irgend ein dera tiges Ereignis seit der Glacialperiode eingetreten sein kann, was aus dem gut erhaltenen Zustande der drei aufeinanderfolgenden ,,Straszen" oder Seerander deutlich hervorgieng. Die 8chwierigkeit indessen, welche sich der Annahme entgegenstellt, dasz Erde in irgend einer wahrnehmbaren Menge von einer sanft ge­ neigten Flache, die it Vegetation bedeckt und mit Wurzeln durch-

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148  Die Abtragung des Landes  Cap. 6.

filzt ist, entfernt warden kann, wird durch die Thlltigkeit der Wiirmer beseitigt. Denn die vielen Excrementmassen, welche wAhrend der Regen­ zeit ausgeworfen warden, und diejenigen, welche eine kurze Zeit vor einem heftigen Regen herausgeschafft werden, flieszen eine kurze Entfer­ nnng weit auf einer geneigten Flllche nacb abwArts. 'Oberdies wird viel von der feinsten, ausgeglAtteten Erde von den Excrementen vollst!i.ndig fortgewaschen. WAhrend trockenen Wetters zerfallen Excremente hn.ufig in kleine abgerundete Kiigelchen und rollen schon in Folge ihres Ge­ wicbts jeden Abhang hinunter. Dies tritt ganz besonders gern dann ein, wenn sie vom Winde in Bewegung gesetzt werden, und wahrscheinlich auch wenn sie durcb eine Beriihrung eines, wenn auch nocb so kleinen Thieres , einen Anstosz zur Bewegung erhalten. Wir werden auch sehen, dasz ein heftiger Wind die sammtlicben Excremente selbst auf cinem ebenen Felde nach der vom Winde abliegenden Seite hinweht, wlihrend sie noch weicb sind, und in gleicher Weise auch die Kugelcben, wenn sie trocken sind. Wenn der Wind in nahezu derselben Richtung mit der weht, in welcher eine Flllche abwll.rts geneigt ist, so wird das AbwArtsgleiten der Excremente bedeutend unterstiitzt.

Die Beobacbtungen, auf welcbe sich diese verschiedenen Angaben griinden, mfissen nun mit etwas Detail angefiihrt warden. Wenn die Excremente ausgeworfen werden , so sind sie zuerst klebrig, zAh und weicb ; wahrend Regenzeiten, wo die Regenwiirmer augenscheinlich vorziehen, sie auszuwerfen, sind sie noch weicher, so dasz ich zuweilen gemeint babe, die Wurmer muszten zu solcben Zeiten viel Wasser verschlucken. lndessen, wie sich dies aucb verhalten mag, der Regen, selbst wenn er nicht sehr heftig ist, macht , wenn er nur lange Zeit anblllt, die frisch ausgeworfenen Excremente balbfliissig, und auf ebenem Boden breiten sie sich dann in dfinne, kreisfOrmige, platte Scbeiben aus, genau so, wie es eine gleiche Menge Honig oder sehr diinner Mortel tbun wiirde, wobei dann jede Spur ihrer wurmfOrmigen Gestalt verloren gebt. Diese letztere Thatsache wurde zuweilen recht augen­ scheinlich gemacht, wenn ein Wurm spater durch eine platte kreis­ fnrmige Scheibe dieser Art durchgebohrt und auf der Mitte eine frische wurmformige Excrementmasse aufgehAuft batte. lch babe solche platte eingesunkene Scheiben wiederholt nach heftigem Regen an vielen Stellen auf Boden aller Arten gesehen.

-Ober das Hinabflieszen feuchter Excremente und das H in a br o11 e n t r o c k e n e r z e r b r o c k e I t e r E x c r em e n t e auf

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Cap. 6.   durch Wiirmer unterstiitzt.    149

geneigten Flachen. - Wenn Excremente auf einer geneigten Flache wahrend eines heftigen Regens oder kurz vor einem solchen ausgeworfen worden, so ist es nicht anders moglicb, als dasz sie ein wenig den Abhang hinabflieszen. So fand ich beispielsweise auf einigen steilen Abhllngen in Knowle Park, welche mit grobem Grase bedeckt waren und augenscheinlich seit unvordenklicben Zeiten in diesem Zu­ stande existirt batten, nach mehreren nassen Tagen (22. Octob. 1872), dasz beinahe alle die vielen Excrementmassen betrachtlich in der Ricb­ tung des Abhanges verlll.ngert waren und dasz sie jetzt aus glatten, nnr unbedeutend kegelformigen Massen bestanden. Wo nur iiberhaupt die Miindungen von Wurmgli.ngen gefunden werden konnten, aus denen Erde ausgeworfen worden war, da fand sich mebr Erde oberhalb als unter­ halb derselben.    Nacb einigen heftigen Regenstfirmen (25. Jan. 1872) wurden zwei ziemlich steil geneigte Felder in der Nahe von Down besucht, welche friiher gepflugt worden waren, aber gegenwartig ziem­ lich dunn mit armlichem Graswuchs bedeckt waren; viel Excrement­ massen debnten sich den Abhang hinab bis zu einer LangA von 5 Zollen aus, was das Doppelte oder Dreifacbe des gewohnlichen Durchmessers der auf den ebenen Theilen dieser nAmlichen Felder ausgeworfenen Excremente war. Auf einigen scMnen grasigen Abhlingen in Holwood­ Park, die unter Winkeln zwiscben 3° and 11° 30' mit dem Horizonte geneigt waren und auf denen die Oberflllche a"dgenscheinlich niemals von Menschenhand beriihrt worden war, fanden sich Excrementmassen in auszerordentlicber Anzahl: ein Raum von 16 Zoll Lange quer zur Richtung des Abbanges und 6 Zoll Breite in der Richtung des Ab­ hanges war zwischen den Grashalmen mit einer gleichfllrmigen Schicht zusammenflieszender und eingesunkener Excrementmassen vollstii.ndig uberkleidet.     Auch hier waren an vielen Stellen die Excremente den Abhang hinabgeflossen und bildeten nun glatte schmale Fiecke von Erde, von 6, 7 und 71/ 1 Zoll Lll.nge. Einige derselben bestanden aus

zwei Excrementmassen, einer iiber der anderen, welche so vollstli.ndig

zusammengeflossen waren, dasz sie kaum noch unterschieden werden konnten. Auf meinem Rasen, welcher mit sebr feinem Grase bekleidet ist, sind die meisten Excrementmassen schwarz, einige sind aber gelb­ lich in Folge der Zumiscbung von Erde, welche aus einer groszeren Tiefe als gewOhnlicb heraufgeschaff't worden ist ; un<l das Hinabflieszen dieser gelben Excrementmassen nach beftigem Regen war da deutlich zu sehen, wo der Abhang 5° geneigt war; und wo die Neigung weniger

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150  Die Abtragung des Landes  Cap. 6.

als 1° betrug, konnten noch immer einige Anzeichen ihres Hinab­ flieszens entdeckt werden. Bei einer anderen Gelegenheit, nach einem Regen, welcher nicht einmal heftig gewesen war, aber doch 18 Stunden angehalten hatte, batten die slimmtlichen Excremente auf diesem nii.m­ lichen geneigten Rasenplatz ihre wurmformige Gestalt verloren; sie waren geflossen, so dasz volle zwei Drittel der ausgeworfenen Erde unterhalb der Miindung der Rohren lageu.

Diese Beobachtungen veranlaszten micb, nocb weitere mit mehr Sorgfalt anzustellen. Es wurden acht Excrementmassen auf meinem Rasenplatze gefunden, wo die Grashalme fein sind uod dicht bei einander stehen, und drei andere auf einem Felde mit grobem Gras.

Die Neiguog der Oberflache an den elf Stellen, wo diese Excremente gesammelt wurden, schwankte zwischen 4° 30' und 17° 30'; das Mittel der elf Neigungswinkel betrug 9° 26'. Es wurde nun zunl!.chst die

Lange der Excremente in der Richtung des Abhanges mit so viel Genauigkeit, wie ihre Unregelmi\szigkeiten es gestatten wollten, ge­ messen. Es stellte sich als moglich heraus, diese Messungen bis innerhalb eines Achtels Zoll ungefa.hr anzustellen; aber eine der Ex­ crementmassen war zu unregelmaszig, um Messungen zu gestatten. Die mittlere Lange der iibrigen zehn Excremente in der Richtung des Abhangs war 2,03 Zoll. Die Excrementmassen wurden dann mit einem Messer einer horizonialen, durch die Miindung der Rohre gehenden borizontalen Linie entlang in zwei Theile getheilt; die' R0hrenmfindung wurde durch Aufschlitzen des Rasens gefunden; alle ausgeworfene Erde wurde getrennt gesammelt, nl!.mlicb der Theil oberhalb der R<ihre fiir sich und der Theil unterhalb fur sich.. Spllter wurden diese zwei Partien gewogen. In jedem einzelnen Falle war mehr Erde oberhalb als unterhalb vorhanden; das mittlere Gewicht der oberhalb der Miindung war 103 Gran, das der Erde von unterhalb 205 Gran, so dasz das letztere beinahe das Doppelte vom ersten betrug. Da auf ebenem Boden Excremente gewohnlich beinahe gleichmii.szig rings um die Miindungen der Rohren herum ausgeworfen werden, so gibt diese Gewichtsverschiedenheit die Menge ausgeworfener Erde an, welche den Abhang hinabgeflossen war. Es wilrden aber sehr viel mebr Beob­ achtungen notbig sein, um zu einem allgemeinen Resultat zu gelangen: denn die Bescbatfenbeit des Pflanzenwucbses nod andere zufa.llige Um­ stande, wie die Heftigkeit des Regens, die Richtung und St!trke des Windes u. s. w. scheinen in Bezng auf die Bestimm11ng der Menge von

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<Jap. 6.  durch Wilrmer nnterstiltzt.    151

Erde, welche einen Abhang binabflieszt, von grOszerer Bedeutung zu

.sein, als der Neigungswinkel. So war bei vier Excrementmassen auf mei em Rasenplatze (in den obigen elf eingeschlossen), von da wo die

mittlere Neignng 7° 19' betrug, der Unterschied in der Menge von

Erde oberhalb und unterbalb der Wnrmrohren groszer, als bei den anderen Excrementmassen von demselben Rasenplatz, von da wo der Abfall 12° 5' betrug.

Wir kOnnen indessen die obigen elf FiUle, welche so weit wie sie eben beobachtet sind, genau und zuverlaszig sind, als Ausgangspunkte nehmen und das Gewicht der ausgeworfenen Erde berechnen, welche jD.hrlich einen Abhang binabflieszt, dessen mittlere Neigung 9° 26' betr!l.gt. Dies bat mein Sohn GEORGE ausgefiibrt. Es ist bereits ge­ zeigt worden, dasz beinahe genau zwei Drittel der ausgeworfenen Erde unterhalb der Mundung der Wurmrohre zu finden ist, und nur ein Drittel oberhalb derselben. Wann nun die zwei Drittel, welche unter­ balb der Hohle liegen, in zwei gleiche Theile getbeilt warden, so bll.lt die obere H!i.lfte dieser zwei Drittel genau dem einen Drittel das Gleich­ gewicht, welches oberhalb der Mfindung liegt, so dasz, was das eine Drittel oberbalb der Gangmfindung und die obere H!l.lfte der unteren zwei Drittel betrifft, kein Abw!l.rtsflieszen von Erde den Abhang hinab vorbanden ist. Dagegen ist aber die, die untere Hii.lfte der zwei Drittel bildende Erde auf Entfernungen hin fortgeschafft worden, welche fur jeden einzelnen Theil desselben verscbieden sind, welche aber durch den Abstand zwiscben dem Mittelpunkt der unteren HiUfte der zwei Drittel und der Wurmrohre dargestellt werden kann. Es ist daher die mittlere Entfernung des Fortschaffens gleich der halben L!l.nge der Wurmexcremente. Nun war die mittlere Ll!.nge von zehn unter den obigen elf Excrementen 2,03 Zoll; die Halfte hiervon konnen wir als ein n Zoll annehmen. Es kann daher geschlossen werden, dasz ein Drittel der ganzen auf die Oberfl.ache gebrachten Erde in diesen F!l.llen einen Zoll wait auf der geneigten FlAche hinabgeschafft worden ist.

Im dritten Capital ist gezeigt worden, dasz auf Leith Hill Common im Laufe eines Jahres auf einem Quadrat-Yard trockene Erde im Gewichte von mindestens 7,453 Pfund von den Regenwiirmern auf die Oberfl.ache beraufgeschafft worden ist. Wann auf einem Abbange ein

Quadrat-Yard so abgegrenzt wird, dasz zwei seiner Seiten horizontal sind, so ist es klar, dasz nur i/36 der ganzen auf diesem Quadrat-

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152  Die Abtragung des Landes  cap. 6.

Yard heraufgescbafften Erde seiner unteren Seite nahe genug liegt, dar­ iiber hinauszugelaugen, vorausgesetzt, dasz die Lageveri!.nderung der Erde einen Zoll betrigt. Es ist aber ferner klar, dasz nur t/3 der herauf­ geschafften Erde als hinunterflieszend angesehen werden kann; es wird

daher i/3 von %, oder t/tOS von 7,453 Pfund iiber die untere Seite

unseres Quadrat-Yards im Laufe eines Jabres hiniibergehen. Es ist aber t/tos von 7,453 Pfund gleich 1,1 Unze. Es wiri.l daber 1,1 Unze trockener Erde jll.hrlich iiber einen jeden horizontal aufgezeichneten Yard au einem Abhange mit der oben erwll.hnten Neigung abwarts laufen, oder es werden jahrlich sehr nahe an 7 Pfund eine horizon­ tale, 100 Yards lange Linie auf einem Bergabhange mit diesem Neigungswinkel iiberschreiten.

Eine noch genauere, wenn schon irnmer noch sehr robe Berech­ nung kann von dem Massenumfang der Erde angestellt warden, welche in ihrem natiirlichen feuchten Zustande jll.brlich an demselben Abhang iiber eine horizontal quer iiber denselben gezogene Linie abwllrts flieszt. Nach den verschiedenen im dritten Capitel mitgetbeilten Fll.llen wissen wir, dasz die jllhrlich auf einem Quadrat-Yard an die Ober­ fl.ll.che gebrachte Excrementmenge, wenn sie gleicbmaszig ausgebreitet wiirde, eine Schicht von 0,2 Zoll Mll.chtigkeit bilden wiirde: aus einer ahnlicb der bereits mitgetheilten angestellten Berechnung folgt nun,

dasz t/9 von 0,2 X 36 oder 2,4 Cubikzoll feucbter Erde jll.hrlich iiber

eine horizontale, einen Yard in der Lll.nge messende Linie an einem Bergabhang mit der oben erwll.hnten Neigung nach unten flieszen wiirde. Diese Masse feuchter Excremente ergab sich beim W!i.gen als 1,85 Unzen schwer. Es wiirden daber 11,56 Pfund feuchter Erde, anstatt 7 Pfund trockener Erde, wie durch die erste Berechnuug ge­ funden wurde, jahrlich eine 100 Yards lange Linie an einer geneigten Flllche abwarts iiberschreiten.

Bei diesen Berechnungen ist angenommen worden , dasz die Ex­ crementmassen wa.hrend des ganzen Jahres bestll.ndig eine kurze Strecke weit abwa.rts flieszen ; dies tritt aber nur bei denjenigen ein, welche wa.brend des Regans oder kurz vor demselben aufgeworfen worden sind; so dasz die obigen Resultate hienach sehr iibertrieben sind. Anderer­ seits wird wa.hrend des Regens viel von der feinsten Erde eine be­ tri!.chtliche Strecke weit von den Excrementmassen weggewaschen und zwar selbst da, wo die Neigung der Oberfliche eine a.uszetst sanfte ist, und wird hiernach, soweit die obigen Rechnungen in Betracht

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Cap. 6.   durch Wtl.rmer unterstlltzt.   153

kommen, vollstll.ndig verloren. Excremente, welcbe wil.brend trockenen Wetters ausgeworfen worden sind und welcbe getrocknet sind, verlieren in derselben Weise eine betri!.ehtliche Menge feiner Erde. Oberdies zerfallen getrocknete Excrementmassen gern in kleine Kiigelcben, welche hll.ufig auf jeder geneigten Fli!.cbe abwil.rts rollen oder vom Winde hinabgeweht werden. Es ist daher das obige Resultat, dasz nll.mlich 2,4 Cubikzoll Erde (im feucbten Zustand 1,85 Unzen wiegend) jil.brlich eine Yardlinie von der bezeicbneten Art iiberscbreiten, wabrscheinlich nicht viel, wenn fiberhaupt iibertrieben.

Diese Masse ist gering ; wir miissen uns aber daran erinnern, wie viele sich verzweigende Thll.ler die meisten LAnder durcbschneiden, deren gesammte Lll.nge sehr grosz sein musz, und dasz bestandig Erde auf beiden mit Rasen bedeckten Abbil.Dgen eines jeden Thales abw!i.rts wandert. Auf jede 100 Yards La.age in einem Tha1e, dessen Seiten so wie in den vorstebend angefuhrten Fil.lien abfallen, warden 480 Cubik­ zoll feuchter Erde, welche iiber 23 Pfund wiegen, jll.hrlicb die Thal­ sohle erreichen. Hier wird sicb eine dicke Schicht von Alluvium an­ hllufen, bereit im Laufe der Jahrbunderte fortgewascben zu warden, in dem Masze, wie der Stromlauf in der Mitte sich mll.anderartig von einer Seite zur anderen wendet.

Wenn nachgewiesen warden kOnnte, dasz Regenwiirmer allgemein ihre ROhren unter rechtem Winkel zu einer geneigten Flache aus­ Mhlten, - und dies wiirde der kiirzeste Weg fiir sie sein, um Erde von unterhalb heraufzuschaffen , - so wfirde in dem Masze, wie die alten WurmrOhren in Folge des Gewichts des dariiberliegenden Bodens zusammenfallen , dieses Einsinken es unvermeidlich verursacben , dasz die ganze Schicht vegetabilischer Ackererde an der geneigten Flache abwarts sinkt oder gleitet. Aber die Riehtung einer groszen Anzahl von WurmrOhren zu ermitteln, stellte sich als zu schwierig und miih­ sam heraus. Es wurde indesz ein gerades Stiick Draht in ffinfund­ zwanzig WurmrOhren auf verschiedenen geneigten Feldern bineingesteckt, und in acht Fallen waren die ROhren nahezu rechtwinklig auf die Nei­ gung angelegt, wll.hrend sie in den iibrigen Fiillen ganz unterschieds­ los unter verscbiedenen Winkeln geneigt waren, entweder nach oben oder nach unten in Bezog auf den Abhang.

In Lll.ndern, wo die Regen sehr heftig sind, wie in den Tropen, scheinen , wie sich auch Mtte erwarten Iassen , die Wurmexcremente in einem bedeutenderen Masze hinabgewascben zu warden als in Eng-

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154  Die Abtragung des Landes  Cap. 6.

land. Mr. ScoT1' theilt mir mit, dasz in der Nilhe von Calcutta die hoben silulenartigen Excrementmassen (welche friiher beschrieben worden sind), deren Durchmesser gewobnlich zwischen 1 und 11.;1 Zoll betrilgt, auf einer ebenen Flilche nach heftigem Regen zu beinahe kreisformigen, diinnen, flachen Scheiben von einem Durchmesser von zwischen 3 und 4 und zuweilen 5 Zoll zusammensinken. Es wurden drei friscbe Excre­ mentmassen, welcbe im botanischen Garten "auf einem nur unbedeu­ tend geneigten, mit Gras bedeckten, kiinstlichen Abhang von lehmigem Thon" ausgeworfen worden waren, sorgflUtig gemessen ; sie batten eine mittlere Hohe von 2,17 und einen mittleren Durchmesser von 1,43 Zoll, nach heftigem Regen bildetim dieselben lilngliche Hiiufchen von Erde, mit einer mittleren Lilnge von 5,83 Zoll in der Richtung des Abhangs. Da sich die Erde nur sehr wenig an dem Abhange aufwilrts verbreitet hatte, niusz nach dem ursprunglichen Durchmesser dieser Excrement­ massen zu urtheilen, ein groszer Theil derselben in Substanz ungefahr 4 Zoll weit abwarts geflossen sein.     Oberdies musz auch etwas von der feinsten Erde, aus der sie zusammengesetzt waren, bis in eine noch groszere Entfernung vollstllndig fortgewaschen worden sein. An trockenen Orten in der Nilhe von Calcutta wirft eine Species von Regen­ wiirmern ibre Excremente nicht in wurmformigen Massen , sondern in kleinen Kiigelchen verschiedener Grosze aus: diese sind an einigen Orten sehr zahlreich, und Mr. SCOTT sagt, dasz sie "von jedem Schauer fortgewascben werden ".

 

Da die Oberflache alter Excrementmassen haufig mit groben Par­ tikeln besetzt sind , kam ich auf die Annabme, dasz eine betrilcht­ liche Menge feiner Erde wl!.hrend des Regans von den Excrement­ massen vollstll.ndig weggewaschen werde. Demzufolge wurde ein wenig feiner prll.cipitirter Kreide, welche mit Speicbel oder Gummiwasser an­ gefeuchtet wurde, so dasz sie unbedeutend zl!.hfliissig und von derselben Consistenz wie eine frische Excrementmasse war, auf die Spitzen meh­ rerer Excrementmassen gelegt und leicbt mit ihnen gemengt. Diese Excrementmassen wurden dann durch eine sehr feine Brause begossen, ans welcher die Tropfen naher an einander als die Regentropfen, aber nicht annilhernd so grosz wie die bei einem Gewitterregen herabfielen; auch trafen sie mit nicbt annlthernd so bedeutender Kraft auf den Boden auf wie die Tropfen wilhrend beftigen Regens. Eine so behan­ delte Excrementmasse sank mit iiberraschender Langsamkeit zusammen, wie ich vermuthe, in Folge ihrer Zahigkeit. Sie flosz nicht eigentlich

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Cap. 6.   durch Wflrmer unterstfltzt.    155

in Substanz die mit Gras hedeckte Oberfl.lLche des Platzes hinab, welcher bier unter einem Winkel von 16 20' geneigt war; und trotzdem fanden sich viele Kreidepartikel drei Zoll unterhalb des Excrements. Der Versuch wurde an drei anderen Excrementmassen auf verschiedenen Theilen des Rasenplatzes, welche unter Winkeln von 2° 30', 3° und

6 geneigt waren, wiederholt; und Kreidepartikel waren zwischen 4 und 5 Zoll unterbalb des Excrementbaufens zu sehen; nachdem die Ober­ fU.cbe trocken geworden war, wurden in zwei Fallen Kreidepartikel in einer Entfernung von 5 und 6 Zoll gefunden. Mehrere andere Excre­ mentmassen, mit pracipitirter Kreide auf ihre Gipfel gelegt, warden der natfirlichen Einwirkung des Regens iiberlassen. In einem Falle war nacb einem nicht heftigen Regen die Excrementmasse weisz gestreift. In zivei anderen Fllllen war die Oberflii.che des Bodens auf eine Ent-. fernung von einem Zoll von der Excrementmasse weisz geworden; und

etwas in einer Entfernung von 21/1 Zoll gesammelter Boden, wo die

N eigung 7° betrug, brauste leicht auf, als er in Saure gelegt wurde.

Nach einer oder zwei Wochen war die Kreide von alien den Excre­ mentmassen, auf welche solche gelegt worden war, vollstii.ndig oder beinabe vollsta.ndig weggewaschen und dieselben batten ihre natfirliche Farbung wieder erhalten.

Es mag noch ferner bier bemerkt werdeu , dasz nach jedem sehr beftigen Regen seichte Wassertfimpel auf eben oder nahezu ebenen Feldern, wo der Boden nicht poros ist, zu sehen sind, und dasz das Wasser in denselben haufig leicht schlammig ist. Wenn derartige kleine Tiimpel eingetrocknet sind, sind die Blatter und Grashalme auf ihrem Grunde meistens mit einer diinnen Schicht von Schlamm iiber­ zogen. Ich glaube, dasz dieser Schlamm von kiirzlich ausgeworfenen Wurmexcrementen herriihrt.

Dr. KrNG theilt mir mit, dasz die Mebrzahl der oben beschrie­ benen riesenhaften Excrementhaufen, welche er an einem vollstlLndig exponirten, kahlen, kiesigen Hiigel in den Nilgiri-Bergen in Indien gefunden hatte, durch den vorausgehenden Nordost-Monsun mehr oder

' weniger verwittert gewesen seien; die meisten derselben boten das Aussehen eines Zusammengesunkenseins dar. Die Regenwiirmer warfen bier ihre Excrementmassen our wll.hrend der Regeozeit aus, uod zu der Zeit, als Dr. KING die Gegend besucbte, war seit 110 Tagen kein Regen gefallen. Er untersuchte sorgflLltig den Boden zwischen der Stelle, wo diese colossalen Excrementmassen lagen, und einem kleinen

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156  Die Abtraguug dee Landes  Cap. 6.

Bache am Fusze dee Hiigels; aber nirgends war irgend eine Anhiuftmg feiner Erde zu finden, wie eine solche nothw,endigerweise nach dem Zerfall der Excrementmassen hatte zuriickbleiben mdeeen, wenn die­ selben nicbt vollsta.ndig entfernt worden wa.ren. Er etebt daher nicht an, zu behaupten , dasz dieee ganzen riesenhaften Excrementmassen jAhrlich wa.hrend der beiden Monsune (wo ungefll.hr 100 Zoll Regen fallen) in den kleinen Bach und von da in die in einer Tiefe von 3000 oder 4000 Fnsz darunter liegenden Ebenen hinabgewaschen werden.

Excrementmassen, welche wllhrend trockeoen Wetters oder vor einem solchen ausgeworfen werden, werden dadurch hart, und zwar zuweilen in iiberraschendem Masze, dasz die Partikel von Erde dnrch

.die Absonderungsfliissigkeiten des Darms mit einander verkittet worden sind. Frost scheint bei ihrer Zersetzung weniger wirksam zu sein, als hl!.tte erwartet werden konnen. Nichtsdestoweniger zerfallen sie leicht, nachdem sie abwechselnd vom Regen befeuchtet und wiederum getroclrnet sind, in kleine Kiigelchen. Diejenigen, welcbe wAhrend eines Regans einen Abhang hinabgeflossen sind, zerfallen in derselben Weise. Derartige Kiigelcben rollen baufig an jedem Abbang eine kleine Strecke weit binunter, wobei ihr Hinabriicken zuweilen bedeutend dnrch den Wind unterstiitzt wird. Der ganze Boden eines breiten trockenen Grabens auf meinem Besitztbum, wo sich sehr wenig frische Excrementmassen fanden, war vollstandig mit diesen Kiigelchen oder

zerfallenen Excrementen bedeckt, welche die steilen Seiten, die unter einem Winkel von 27° geneigt Bind, hinabgerollt waren.

In der ND.he von Nizza besteht an Orten, wo die groszen cylindri­ schen, friiher bescbriebenen ExcrementmasBen auszerst zahlreicb sind, der Boden aus sehr feinem sandig-kalkigen Lehm; und Dr. KING theilt mir mit, dasz diese Excremente wahrend trockenen Wetters auszerst gern in kleine Brucbstlicke zerfallen, auf welche dann bald der Regen einwirkt; sie sinken dann zu Boden, so dasz sie nun nicht 111.nger mehr von dem umgebenden Boden zu unterscheiden sind. Er hat mir eine Masse solcher zerfallener Excremente geBchiekt, welche auf dem Gipfel eines Abhangs gesammelt waren, wo keine von Mher oben her binzu­ gerollt Bein konnten. Sie muszten in den vorausgehenden fiinf oder sechs Monaten ausgeworfen worden sein, bestanden aber gegenwirtig ans mehr oder weniger abgerundeten Fragmenten von alien Gr<lszen,

von ¾ Zoll Durcbmesser an bis zu den kleinsten KGrnchen und

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Cap. 6.   dureh Wiirmer untentiltzt.     157

bloszen Staube. Dr. KING beobachtete direct den Procesz des Zer­ brOckelns, wl1hrend er einige vollkommene Excrementmassen , die er mir spAter schickte, trocknete. Auch Mr. SCOTT theilte mir Be­ merkungen iiber das Zerbrockeln der Excrementmassen in der NII.he von Calcutta und auf den Bergen von Sikkim wl1brend der beiszen und trockenen Jabreszeit mit.

Wenn die Excrementmassen in der Nil.he von Nizza auf einer geneigten Flll.cbe ausgeworfen worden waren, rollten sie abwll.rts, ohne ihre sie auszeichnende Gestalt zu verlieren , und an einigen Stellen konnten sie ,,kOrbeweise gesammelt werden ". Dr. KING beobachtete ein auffallendes Beispiel dieses Vorkommens an der Cornicbe-Strasze, wo ein ungef'Ahr 2i/1 Fusz breiter und 9 Zoll tiefer Abzugsgraben zum Aufnehmen des abflieszenden Tagewassers von dem benacbbarten Bergabhang gegraben worden war. Der Boden dieses Grabens war auf eine Entfernung von mehreren hundert Yards bis zu einer Tiefe

von 1 t;1 bis 3 Zoll mit einer Scbicht zerbrochener Excrementmassen

bedeckt, weJche noch immer ibre charaeteristische Gestalt darboten. Beinabe alle diese unz11hligen Fragmente waren von oberhalb her hinabgerollt, denn im Graben selbst waren nur 11uszerst wenig Ex­

crementmassen ausgeworfen worden. Der Bergabhang war steil, schwankte aber sehr in Bezug auf seine N igung, welche Dr. KING zu 30° bis 60°

mit dem Horizont schl1tzte.    Er kletterte den Abhang hinauf und

,,fand alle Augenblicke kleine dammartige VorspriingA, welche sich

,,ans Bruchstiicken der auf ihrem Wege nach unten durch Unregel­

,,m!l.szigkeit der Oberfll1che, durch Steine, Zweige u. s. w. aufgehaltenen

,, Excrementmassen gebildet batten. Eine kleine Grappe von Pflanzen

,,der Anemone hortensis hatte in dieser Weise die Bruchstucke auf­ "gehalten, und nun hatte sioh eine vollstl1ndige kleine Bank von Erde

,, rings um dieselbe gebildet. Viel von dieser Erde. war zusammen­

,, gebrOckelt, aber eine ziemliche Menge hatte noch immer die Form

,, von Excrementmassen beibehalten." Dr. Knm grub diese Pflanze aus und war von der Dicke der Erdschicht iiberrascht, welche sich erst vor Kurzem iiber der Krone des Rhizoms angesammelt haben muszte, wie ans der Lange der gebleichten Blattstiele im Vergleich mit denen aoderer Pflanzen derselben Art, wo keioe derartige An­ hll.ufung stattgefunden hatte, hervorgieng. Die in dieser Weise an­ gesammelte Erde war ohne Zweifel (wie ich iiberall beobachtet babe) durch die kleineren Wiirzelcben der'Pflanze festgehalten worden. Nacb-

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158  Abtragung des Landes.     Cap. 6.

dem Dr. KING diesen Fall, sowie andere analoge Fil.lle beschrieben hat, kommt er zu dem Schlusse: "Dariiber kann ich nicht zweifelhaft "sein, dasz Regenwtirmer den Procesz der Denudation bedeutend untcr­

,,stfitzen."

Vorspringende Erdril.nder an steilen Bergabhlingen. - Kleine horizontale, vorspringende Rander, einer iiber dem anderen, sind an steilen, grasigen Abhll.ngen in vielen Theilen der Erde gefunden worden. Ihre Bildung hat man Thieren zugeschrieben, welcbe wlihrend des Grasens wiederholt dem Abhange entlang in den nlimlichen hori­ zontalen Linien gegangen sind , und es ist ganz sicher, dasz sie sich in dieser Weise bewegen und diese Rli.nder benutzen; aber Professor HENSLOW (ein auszerst sorgfl!.ltiger Beobachter) sagte Sir J. HooKER, er sei fiberzeugt, dasz dies nicht die einzige Ursache ihrer Bildung sei. Sir Jos. HOOKER sah derartige vorspringende Rander auf den Gebirgsketten des Himalaya und des Atlas, wo es keine domesticirten Thiere gab und wo nicht viel wilde Thiere vorhanden waren ; und doch wfirden diese letzteren wahrscheinlich diese vorspringenden Ri!.nder des Nachts benutzen, wllhrend sie nach Art unserer domesticirten Thiere grasen. Ein Freund beobachtete in meinem Interesse die vor­ springenden Rander in den schweizer Alpen und gibt an, dasz sie

3 bis 4 Fusz iiber einander, jeder ungefllhr einen Fusz breit, hinliefen. Sie waren von den Fiiszen grasender Kfihe tief eingedrfickt. A.hnliche leistenartige Vorspriinge wurden von demselben Freund auf unseren Kreidedfinen beobachtet, ebenso an einem alten Hugel von Kreide­ bruchstficken (aus einem alten Steinbruch herausgeschafft), welcher mit Rasen iiberzogen worden war.

Mein Sohn FRANCIS untersuchte einen Boschungszug in der Kreide bei Lewes; bier zogen sich an einem Theile, welcher sehr steil war und unter einem. Winkel von 40° mit dem Horizont abfiel, ungefli.hr

30 flache Leisten horizontal mit einem mittleren Abstand von unge­ flihr 20 Zoll von einander, eine unter der anderen, iiber eine Stracke von mehr als 100 Yards bin. Sie waren von 9 bis 10 Zoll breit. Wann sie von der Entfernung aus betrachtet wurden, boten sie wegen ihres Parallelismus ein auffallendes Aussehen dar; wurden sie aber nliher untersucht, so fand es sich, dasz sie zuweilen gewunden waren, dasz bli.ufig eine in die andere iibergieng, so dasz das Aussehen ent­ stand, als babe sich eine solche Leiste in zwei gegabelt. Sie sind ans hellgeflirbter Erde gebildet, welche an der Auszenseite, wo sie am

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Cap. 6.   Vorspringende Erdriinder an Bergabhiingen.     159

dicksten sind, in einem Falle 9 Zoll, in einem anderen Falle zwischen

6 und 7 Zoll in der Dicke masz. Oberhalb der Leisten war die Mllchtigkeit der Erdschicht iiber der Kreide in dam ersteren Falle 4 und im letzteren nur 3 Zoll. Das Gras wuchs an den 11.uszeren Rllndern der Leisten krll.ftiger als an irgend einem anderen Theile des Abhangs und bildete bier einen buscbigen Saum. Ihr mittlerer Theil war kabl, ob dies aber durcb das Treten der Schafe verursacht worden war, welche zuweilen die Rll.nder frequentirten, konnte mein Sohn nicht ermitteln. Ebensowenig konnte er dariiber zu einem sicheren Urtheil gelangen, wie viel von der Erde auf den mittleren und kahlen Theilen aus zerfallenen Wurmexcrementen bestll.nden, welche von ober­ balb heruntergerollt waren ; er war aber iiberzengt, dasz ein Theil in dieser Weise dahingekommen war; auch war es ganz offenbar, dasz die vorspringenden R!l.nder mit dem bnscbigen Saum einen jeden kleinen von oben herabrollenden Gegenstand aufhalten wiirden.

An dem einen Ende des diese vorspringenden Rander tragenden Abbanges bestand die Oberflache stellenweise aus nackter Kreide, und bier waren die Leistenrll.nder sehr unregelmaszig. Am anderen Ende des Abbangs wurde die Neigung plotzlich weniger steil, und bier Mrten die vorspringenden Rlinder ziemlich prntzlich auf; aber kleine dammartige Vorspriinge von nur einem oder zwei Fusz in der Lange waren noch immer vorbanden. Den Berg weiter hinab wurde der Ah­ hang steiler, und da erschienen denn die regelmll.szigen Rander wieder. Ein anderer meiner Sobne beobachtete auf der landeinwll.rts gelegenen

Seite von Beachy Head, wo die Oberflll.che unter einem Winkel von ungefahr 25° geneigt war, viele kleine kurze wallartige Vorspriinge

wie die oben erw!thnten. Sie erstreckten sich horizontal bin und waren von einigen wenigen Zollen bis zu .zwei oder drei Fusz lang. Sie trugen Biischel von Gras, welcbe krll.ftig wucbsen. Die mittlere Dicke der Humusscbicbt, aus welcher sie gebildet waren, war nacb neun Messnngen 4,5 Zoll, wabrend die der Humusschicht oberbalb und unterhalb derselben im Mittel nur 3,2 Zoll und auf jeder Seite der­ selben in demselben Niveau 3,1 Zoll betrug. Auf dem oberen Theile des Abhangs boten diese dammartigen Vorspriinge keinerlei Anzeicben dafdr dar, dasz sie von Scbafen hll.ufig betreten worden wliren, in den unteren Theilen fanden sich aber derartige Zeichen ziemlich deutlicb. Es batten sich bier keine langen zusammenbll.ngenden leistenartigen Vorspriinge gebildet.

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I

160  Abtragung des Landes.     Cap. 6.

Wenn die kleinen wallartigen Vorspriinge oberhalb der Corniche­

Strasze, wel-Ohe Dr. KING im Processe ihres Entstehens durch An­ bllufong zerfallener und herabgerollter Wurme;x:cremente beobachtete, borizontalen Linien entlang zusammengefl.ossen wll.ren, so wiirden leistenartige Vorspr:iinge entstanden sein. Jeder wallartige Haufen wird durch die seitwl!.rts gerichtete Verbreiterung der im Rollen aufgehal­ tenen Excrementmassen sich nach den Seiten bin auszudehnen streben, und an einem steilen Abhange grasende Thiere werden beinahe mit Gewiszheit von jedem Vorsprung in nahebei demselben Niveau Vor­ tbeil ziehen und den Rasen zwischen ihnen eindriicken ; derartige zwiscbenliegende Vertiefungen warden ihrerseits wiederum die Excrement­ massen im Falle aufhalten. Eine unregelmll.szige Leiste wird auch, wenn sie nur einmal erst gebildet ist, dadurch regelmll.sziger und horizontal zu werden neigen, dasz einige der Excrementtheile von den Mheren Stellen seitlicb nach den tiefer liegenden hinabrollen, welche letztere hierdurch erh!lht werden. Eine etwa unterhalb eines solchen leistenartigen Vorsprungs sich findende ErMhung wird spa.tar nicht mehr     zerfallende Substanz von oberhalb erhalten und wird durch Regen und andere atmosphll.rische Einwirkung verwischt zu werden neigen. Es besteht eine gewisse Analogie zwischen der Bildung dieser leistenartigen Vorspriinge, wie sie angenommenermaszen hier dargestellt ist, und der der Furchen und Leisten an vom Winde getriebenem Sande, wie sie von LYELLt   beschrieben worden ist.

Die steilen grasbedeckten Theile eines Gebirgsthales in West­ moreland, genannt Grisedale, waren an vielen Stellen mit unzli.hligen, beinahe borizontalen, kleinen leistenartigen Vorspriiogen, oder vielmehr Ziigen von Miniaturfelsenklippen gezeichnet. lhre Bildung hieng in keinerlei Weise mit der TMti keit der Regenwiirmer zusammen; denn nirgends waren Wurmexcremente zu seben (- und ihr Fehlen ist eine unerklll.rliche Thatsache, - ), obschon der Rasen an vielen Stellen auf einer Schicht von Losz-Thon und Morli.ne-Schutt von betrAchtlicber Mli.chtigkeit lag. Auch war, so weit ich es beurtheilen konnte, kein nl\herer Zusammenhang zwischen der Bildung dieser kleinen Klippen­ ziige und dem Herumtreten von Kiihen oder Schafen aufzufinden. Es schien, als ob die ganze oberfl.llchlich gelegene, etwas thonige Erde, wAhrend sie theilweise noch durch die Wurzeln der Grasdecke zusammen-

t Elements of Geology, 1865. p. 20.

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Cap. 6.   Excreruente mit dem Wind verweht.

bielt, ein wenig an 4 m Berg hang abwll.rts geglitten sei und b diesem Gleiten nachgegeben babe und in horizontalen Linien, quer a}\! den Abhang, gespalten sei.

Excremente vom Winde nach der unter dem Wind 1 ie gen den Seit e hinge web t. -:- Wir baben gesehe11, dasz feuch Excrementmassen auf jeder geneigten Ebene abwll.rts flieszen, und dasz zerfallene Excrementmassen in glei,cher Weise abwll.rts rollen; wir werden nun sehen, dasz frisch auf ebene mit Gras bedeckte Flll.chen ausgeworfene Wurmexcremente wahrend heftiger, von Regen begleiteter Stiirme nach der unter dem Winde liegenden Seite hingeweht werden. lch selbst habe dies viele Male auf vielen Feldern "1ii.hrend mehrerer aufeinander folgender Jahre beobachtet. Nach solcben Stiirmen bieten die Excrementmassen nach der vor dem Winde liegenden Ric tung eine sanft geneigte, glatte, oder zuweilen gefurcbte Oberflll.che dar, wil.hrend sie auf der unter dem Wintle liegenden Seite steil geneigt oder abscbiissig sind, so dasz sie im Miniaturmaszstab von Gletschern abgeriebenen Felsblocken ahnlich sind.     Sie sind Mufig auf der unter dem Winde liegenden Seite von Hohlraumen durchzogen , in Folge davon, dasz der obere Theil sich iiber den unteren weggekrummt hi,.t. Wiibrend eines ungewohnlich heftigen Siidweststurmes mit Stromen vo Regen wurden viele Wurmexcremente gll.nzlich nach der unter dem Wind_e liegeuden Seite fortgeblasen, so dasz die Offnungen der Wurmrohren auf der Windseite entbloszt und exponirt blieben.     Frische Excreinent­ massen flieszen naturgemasz an einer 'geneigten Flache abwarts; auf einem Grasfeld aber, welches unter einem Winkel von 10° und 15,0 abfiel, wurden mehrere gefunden, welche nach einem heftigen Sturm aufwil.rts geblasen worden waren.    Dies ereignete sich gleichfalls bei einer anderen Gelegenheit auf ein.em Theile meines Rasenplatzes, wo die Neigung etwas geringer war. Bl.li einer dritten Gelegenheit waren die Excrementmassen auf den steilen, mit Gras bedeckten Seiten eines Thais, in welchem hinab ein Sturm geweht hatte, den Abhang schril.g hinab, anstatt gerade, gerichtet, und dies war offenbar Folge der com­

binirten Wirkung des Winds und der Schwere. Vier Excrementm ssen auf meinem Rasenplatz, an Stellen, wo die N gung o0 45', 1°, 3° und 3° 30' (im Mittel 2° 45') nach Nordost betrug, wurden nach einem

beftigen Siid weststiµ-m I\lit Regen i der frii,her eschriebenen Weise quer iiber den Miindvngen der Wuri,;ir<\hrep getheilt un.d gewogen.

DARW11', Blldung der Aokererde. (XIV. J.) 11

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162  Abtragung des Landes.     Cap. 6.

Das mittlere Gewicht der Erde unterhalb der Miindungen der Wurm - rohren und nach der unter dem Winde liegenden Seite verhielt sich zu dam Gewicht der Erde oberhalb der Miindungen und auf der Wind­ seite wie 2¾ zu 1 ; wll.brend wir gesehen haben, dasz bei verschie­ denen Excrementmassen, welche an AbMngen hinabgefl.ossen waren, die eine mittlere Neigung von 9° 26' batten, und bei drei Excrementen bei einer Neigung von ftber 12°, das verhaltnismaszige Gewicht der Erde unterhalb zu der oberhalb der Mfindungen sich nur wie 2 zu 1 verhielt. Diese verschiedenen Falle zeigen, wie wirksam Sturmwinde in Begleitung von Regen frisch ausgeworfene Excremente fortbewegen. Wir konnen daher schlieszen , dasz selbet ein maszig starker Wind irgend eine geJ'inge Wirkung auf sie ausiiben wird.

Trockene und bartgewordene Excrementmassen werden nach ihrem Zerfallen in kleine Fragmente oder Kfigelchen zuweilen, und wahr­ scheinlich haufig, von einem starken Winde nach der unter dem Winde liegenden Seite hingetrieben. Dies wurde bei eincr Gelegenheit beob­ achtet; ich wendete aber dem Gegenstand nicht genftgende Aufmerk­ samkeit zu. Eine alte Excrementmasse an einem Sanft geneigten Ah­ hang wurde von einem starken Sudwestwind vollstandig fortgeblasen. Dr. KING ist der Meinung, dasz der Wind den grl:iszeren Theil der alten zerbrockelnden Excremente bei Nizza entfernte. Mehrere alte Excremente auf meinem Rasenplatz wurden mit Nadeln bezeichnet und gegen jeden storenden Eingriff geschfitzt. Sie wurden nach einem Verlauf von 10 Wochen untersucht, wahrend welcher Zeit das Wetter abwechselnd trocken und regnerisch gewesen war. Einige, welche von einer gelblichen Fa.rbung waren , waren beinahe vollstfindig weg­ gewaschen worden, wie an der Farbe des umgebenden Bodens zu sehen war, Andere waren vollstandig verschwunden, und diese waren ohne Zweifel fortgeweht worden. Andere endlich waren zuri.ickgeblieben un,i diirften wohl noch lange bleiben, da Grashalme durch sie hin­ durch gewachsen waren. Auf armlichem Weideland , welches niemals gewalzt worden ist und auf welchem Thiere nicht viel herumgetreten sind, ist zuweilen die gauze Oberfl.acbe mit kleinen Buckelchen besetzt, durch welche und auf welchen Gras wachst, und diese Buckelchen bestehen aus alten Wurmexcrementen.

In allen den vielen beobachteten Fallen, wo weiche Excrement­ massen nach der Seite unter dem Winde geweht worden sind, ist dies durch starke, vom Regen begleitete Winde bewirkt worden. Da der-

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Cap. 6.   Excremente mit dem Wind verweht.    163

artige Winde in England allgemein vom Sfiden und Sfid.westen blasen, so musz die Erde im Ganzen die Neigung haben, sich fiber unsere Felder in einer nordlichen und nordostlichen Richtung zu be egen. Diese Thatsache ist interessant, weil man wohl meinen konnte, dasz von einer ebenen mit Gras bedeckten Flache keine mit irgend welchen

:Mitteln entfernt werden konnte. In dichten und ebenen Waldern, die vor dem Winde geschfitzt sind, werden die Wurmexcremente niemals so lange entfernt werden wie der Wald stehen bleibt; auch wird sich bier Humus bis zu der Tiefe anzuhaufen streben, bis zu welcher Wfirm r arbeiten konnen. Ich versuchte mir dafiir Beweise zu ver­ schaffen, wie viel Humus, so lange er noch im Zustand der Excrement­ massen existirt, durch unsere feuchten sfidlicben Stfirme fiber oft'enes und flaches Land nach Nordosten getrieben wird, indem ich das Ni­ veau der Oberflache auf den gegenuberliegenden Seiten alter Baume und Hacken verglich; _es gelang mir aber nicht, und zwar in Folge des ungleichen Wachsthums der Wurzeln der Baume und in Folge des Umstands, dasz das meiste Weideland fruher gepfl.iigt worden ist. Auf einer offenen Ebene bei Stonehenge finden sich seichte kreis­ Jormige Graben mit einem niedrigen Walle am Auszenrande, welche

50 Yards im Durchmesser haltende ebene Stellen umgeben. Diese Ringe scheinen sehr alt zu sein, und man glaubt, dasz sie aus gleicher Zeit herriihren wie die Druidensteine. Wenn Wurmexcremente. welche innerhalh dieser kreisformigen Stellen ausgeworfen werden, durch Sfid­ westwinde nach Nordosten geweht werden, so werden sie innerhalb des Grabens eine Humusschicht bilden, welche auf der nordostlicben Seite dicker als an irgend einer anderen ist. Die Ortlichkeit war aber fur die Thatigkeit der Wfirmer nicht gunstig; denn die Ackererdeschic\}t auf der umgebenden Kreic.leformation mit Feuersteinen hatte nur eine M!:lchtigkeit von 3,37 Zoll, nach einem Mittel aus sechs Beobachtungen, welche in einer Entfernung von 10 Yards auszerhalb der Umwallung angestellt worden waren. Die Dicke der Humusschicht innerhalb zweier jener kreisformigen Graben wurde aller 5 Yards ganz _ringsherum auf den inneren Seiten in der Na.he des Grundes gemesseu. Mein Sohn HoRACE projicirte diese Messungen auf Papier; und obgleich die, die Dicke der Humusschicht darstellende Curve auszerst unregelmaszig war. so war doch in beiden Zeichnungen zu sehen, dasz die Humusschicht auf der nordostlichen Seite dicker war als anderswo. Wenn ei11 Mittel aus allen Messungen in den beiden Grltben eingetragen und die Linie

11 *

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164  Abtragung des Landes.     Cap. 6.

ausgeglichen wurde. so sah man auglmscheinlich, dasz die Ht1mus­ sc icht m dem Viertel des Kre ses zwischep Nordwest und ordost

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am.

 

dicksten war,

 

und

 

am diinnsten in dem Viertel des Kreises zwischen

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Sudost und Siid west, besonders an letzteren Punkte,n. Ausz r den vor- stehend erwahnten Messungen wurden i:io_ch sechs andere nahe an ein­ ander in efnem der kreistormigen Graben an der nordl)stlichen Se* gemacht ; unrl bier hatte die Humusschicht eine mittlere Dicke von 2,:W Zoll, wabrend das Mittel aus sech anderen Me sungen auf der siidwestlichen _Seite nur 1,46 Zoll betrug. Diese Beobachtungen weisen darauf bin, dasz die Wurmexcremente durch die siidwestlichen Winde aus dem eingeschlossenen kreisformigen Platz in den Graben an der nordostlichen Seite -geweht worden waren; fiir ein zuverlasziges Resultat waren aber noch viel mehr Messungen nothwendig.

Die Menge der in der,Form von Wurmexcrementen auf die Ober­ flache gebra-chten und spater durch die von Regen begleiteten Winde weiter gescha:fften feinen Erde oder derjenigen, welche an einer ge­ neigten Flache hinabflieszt oder rollt, ist ohne Zweifel im Verlauf einiger Jahrzehnte nur gering; denn im anderen Falle wiirden die sammtlichen Ungleichheiten auf unseren als Weideland liegen gelassenen Ackern innerhalb einer viel kiirzeren Zeit niedergeglattet warden, als es er Fall zu sein scheint. Aber die Menge der in dieser Weise im Verlaufe von Tausenden von Jahren fortbewegten Erde musz noth­ wendig betrlichtlich sein und verdient Beachtung. ELIE DE BEAUMONT betrachtet die vegetabilische Humusschicht, welche iiberall das Land be­ deckt, als eine feste Linie, von welcher aus die Grosze der Abtragung gemessen werden konne 2 Er kennt die bestil.ndige Bildung frischer Ackererde durch das Zerfallen der unterliegenden Gesteine und Gesteins­ bruchstiicke nicht; es ist merkwii dig zu sehen, wie viel philosophiscber die Ansichten waren, welche PLAYFAIR vor langer Zeit hatte, welcber il,1? Jahre 1802 schrieb : ,, wir haben in dem bestii.ndigen Vorhandensein "ei:g,er Decke von Humus an der Oberflii.che der Erde einen demon­ "strativen Beweis der bestandig fortdauernden Zerstorung der Ge­

"steine 3."

1 L09ons de Geologie pratique, 1845; Cinquieme Le on. Die simmtlichen Argumente Elie de Beaumont's sind iuszerst treft'lich zurtlckgewiesen von Prof.

A. Geikie in seiner Abhandlung in den Transact. Geolog. Soc. of Glasgow. Vol. IIl. 1868. p. 158.

3 Illustrations of the Huttonian Theozy qf th11 Earth, p. 107.

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Cap. 6.   Alte Wiille.   165

Antike Wii.lle und Grabhiigel. - ELIE DE BEAUMONT ffi'hrt den gegenwartigen Zustaod vieler antiken Umwallungen und Grabhtigel, ebenso wie alter gepfltigter Felder als Beweis dafiir an, dasz die

-OberftAche des Landes kaum irgend eine Abminderung erfahrt. Es scheint aber nicht so, als hatte er jemals die Dicke der Humusschiciit iiber verschiedenen Theilen derartiger alter Uberreste untersucht. Er verlaszt sich hauptsll.chlich auf indirecte, aber allem Anschein nach glaubwlirdigen Beweisen dafiir, dasz die AbhAnge der alten Um­ wallungen noch die nAmlichen sind, wie sie ursprlinglich waren; und offenbar konnte er iiber ihre urspriingliche Rohe nichts wissen. In Knowle Park war hinter den Biichsenscheiben ein Hiigel aufgeworfen worden, welcher aus Erde gebildet worden zu sein scheint, die urspriing­ lich von viereckigen RasenblOcken gestlitzt wurde. Die Seiten fielen,

so nahe ich dieselben zu scbatzen im Stande war, unter einem Winkel voo "45 oder 50° mit dem Horizont ab und wareo, besonders auf der

nordlichen Seite mit Ian.gem groben Gras bedeckt, unter welchem viele Wurmexcremente gefundeo wurden. Dieselben waren in Sub­ stanz abwlirts geflossen und andere waren in der Form von Kiigelchen hinabgerollt. Es ist daher sicher, dasz so lange ein Hiigel dieser Art von Wiirmern bewobnt wird, seine Rohe bestll.ndig verringert wird. Die feine Erde, welche an den Seiten eines solchen Hiigels hinabflieszt oder rollt, hAuft sich an seiner Basis in der Form eines Rchwellen­ artigen Vorsprungs an. Eine Schicht feiner Erde und selbst eine sehr diinne Schicbt ist fiir Wiirmer eminent giinstig, so dasz eioe groszere Zahl von Excrementniassen auf eine solche Schwelle ausgeworfen zu warden neigt, als anderswo; und diese warden von jedem heftigen Regeoschauer theilweise weggewaschen und iiber den anstoszenden ebenen Boden verbreitet werden. Das endliche Resultat wird das Er­ niedrigen des ganzen Hiigels sein, wAhrend die Neigung der Seiten nieht bedeutend verringert werdl!n wiitde. Dasselbe Resultlit wird

auch ganz zuverlAszig bei alten Umwalhtngen und Grabbiige1h e1h­

treten , ausgenommen da, wo sie aus Kies oder aus oahezu reinem

Sand aufgef-iihrt worden sind, da derartige Substan n fffr Wfi.nrier urigiinstig sihd. Mao nimmt VOii vi len alten Befestigiihgen und Grhb"­

bfigeln an, dasz sie mindestens 2000 Jahre alt sind; und wir miissen

uns bier in der Erionerung gegeown.rtig halten, dasz an vieleo Stellen in fdnf Jahren ungeflhr e'in Zoll von Hnmus auf die Oberflllebe ge­ schaft't wird oder 2 Zoll in 10 Jahren. Es wird daher in einer so

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166  Abtragung des Landes.     Cap. 6.

langen Periode, wie 2000 Jabre, eine grosze Menge Erde auf den

meisten alten Umwallungen und Grabbiigeln, ganz besonders auf dem scbwellenartigen Absatz rings um ihre Basis, wiederholt an die Ober­ flliche gescbafft worden sein und Viel von dieser Erde wird vollstlindig fortgewascben worden sein. Wir konnen daher scblieszen, dasz alle antiken Hiigel, wenn sie nicht aus :Material errichtet sind, welches den Wiirmern unvortheilhaft ist, im Verlaufe der Jahrbunderte etwas erniedrigt worden sein werden, obscbon die Neigung ihrer Seiten nicht bedeutend ver!lndert worden sein mag.

Friiher gepfliigte Felder. - Von einer sebr weit zuriick­ liegenden Zeit an und in vielen Ll!.ndern ist Land gepfliigt worden, so dasz convexe Beete, Firsten oder Leisten genannt, gewohnlich ungefahr

8 Fusz breit und durch Furchen von einander getrennt , aufgeworfeo worden sind. Die Furchen sind so gerichtet, dasz sie das oberfl.lich­ liche Wasser ableiten. Bei meinen Versuchen zu ermitteln, wie lange Zeit diese Leisten und Furchen bestehen bleiben, wenn gepfliigtes Land in Weideland umgewandelt worden ist, stellten sich mir Hindernisse vieler Arten entgegen. Es ist selten bekannt, wann ein Feld zum letzten Male gepfliigt worden ist; und von einigen Feldern, von denen man gemeint batte, dasz sie seit unvordenklichtin Zeiten als Weideland da lligen, wurde spllter entdeckt, dasz sie erst noch vor 50 oder 60 Jahren gepfliigt worden sind. Wabrend der ersten Zeit des gegen­ wil.rtigen Jahrhunderts, als der Preis des Getreides sehr horh war, scheint Land von allen Arten in Britannien gepfliigt worden zu sein. Es ist indessen kein Grund znm Zweifeln vorhanden, dasz in vielen Flillen die alten Firsten und Furchen seit einer sehr alten Zeit her er­ halten worden sind 4 Dasz sie fiir sehr ungleich lange Zeitraume erhalten werden wiirden, folgt ganz natiirlich daher, dasz die Firsten,

+ Mr. E. Tylor macht in seiner Adresse als Priisident (Journ. of the Anthro­ pological Institute, May, 1880, p. 451) die Bemerkung: .Aus mehreren Aufsatzen

.der Berliner Gesellschaft in Bezug auf die deutschen ,Hochacker' und ,Heiden

,,icker' geht hervor, dasz sie in ihrer Lage auf Berghiingen und wllsten Stellen

.sehr den Elfenfnrchen in Schottland entsprechen, welche die populire Mythologie

0durch die Geschichte erklart, dasz die Felder mit einem piipstlichen Interdict be­

.legt worden seien und dasz in Folge dessen die Lente die Berge zu cultivireu be­

,,gannen. Es scheint Grund zu der Annahme vorhanden zu sein, dasz, ihnlicb wie

.die bebauten Stellen in den seliwedischen WiUdern, welche die Tradition den

.alten ,Hackern' zuschreibt, so auch die deutschen HeidenAcker einen Anbau seitens

.einer alten und barbarischen Bevolkerung darstellen.

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Cap. 6.   Friiher gepfliigte Felder.     167

als sie zuerst aufgeworfen wurden, in den verschiedenen Bezirken sehr verscliieden hoch waren, ebenso wie es gegenwartig bei frisch gepfhigtem Lande der Fall ist.

Auf altem Weidelande ergab es sich, dasz die Ackererde, wo nur immer Messungen vorgenommen worden sind, in den Furchen von i/2 bis 2 Zoll <licker war als auf den Firsten; dies wird aber eine. natiir-

1,iche Folge dann sein , dasz die feinere Ertle von den Firste.n in die

Furchen gewaschen worden ist, ehe das Land gut mit Rasen bekleidet war; und es ist bier ganz unmoglich zu sagen, welche Rolle die Regenwlirmer bei dieser Arbeit gespielt haben. Trotzdem werden aber, nach dem was wir gesehen haben, Wurmexcremente sicher wahrend beftigen Regens leicht von den Firsten in die Furchen gewaschen war­ den. Sobald sich aber eine Schicht feiner Erde durch irgend welche Mittel angesammelt hat, wird diese den Wiirmern giinstiger sein als die anderen Theile und es werden dann bier eine groszere Menge von Excrementma::!sen aufgeworfen werden als anderswo; und da die Furchen auf abfallendem Lande gewohnlich so gerichtet sind, dasz sie das ober­ flli.chliche Wasser fortleiten, so wird etwas von der feinsten Erde von den bier aufgeworfenen Excrementhaufen abgewaschen und vollstandig fortgescbafft werden. Das Resultat wird sein, dasz die Furchen sehr langsam aufgefiillt werden, wahrend die Firsten vielleicht noch lang­ samer dadurch niedriger gemacht werden, dasz die Wurmexcrtimente ihre sanften Neigungen hinab rollen in die Furchen.

Nichtsdestoweniger konnte man erwarten, dasz alle Furchen, be­ sonders diejenigen auf einer abfallenden Flache im Laufe der Zeit auf­ gefiillt warden und verschwinden wiirden. Indesstn konnten einige sorgfaltige Beobachter, welche fiir mich Felder in Gloucestershire und Staffordshire untersuchten, keinerlei Unterschied in dem Zustande der Furchen in dem oberen und unteren Theile der auf abfallendem Lande gelegenen Felder entdecken, von denen anzunehmen war, dasz sie schon lange als Weide da lagen ; sie kamen zu der Schluszfolgerung , dasz die Firsten und Furchen eine beinahe endlose Zahl von Jahrhunderten bestehen bleiben konnen. Andererseits scheint der Obliterationsprocesz an einigen Stellen begonnen zu haben. So wurde auf einem mit Gras bewachsenen Felde in Nord-Wales, von dem bekannt ist, dasz es vor ungetahr 65 Jahren gepfl.ligt worden ist und welches unter einem Winkel von 158 nach Nordosten zu abfiel, die Tiefe der nur 7 Fusz von einander abstehenden Furchen sorgfaltig gemessen , und es zeigte

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168  Abtragung des Landes.     Cap. 6.

sich, dasz sie im oberen Theile des Abhangs ungefll.hr 41.;1 Zoll und in der Nil.he der Basis, wo si'e nur mit Schwierigkeit verfolgt warden konnten, nur 1 Zoll betrug. Auf einem anderen, unter nahezu dem­ selben Winkel nach Siidwesten abfallenden Felde waren die Furchen im unteren Theile kaum erkennbar, obschon diese nll.mlichen Furchen, wenn man sie auf den anstoszenden ebenen Grund verfolgte, von 2% bis 3t;2 Zoll tief waren. Ein dritter und Auszerst lihnlicher wurde noch beobacht t. In einem vierten Falle war die Ackererde in einer Furche in dem oberen Theils eines geneigt liegenden :Feldes 21.;2 Zoll und im unteren Theile 4t/1 Zoll dick.

Auf den Kreidediinen in ungefllhr einer Mile Entfemung von Stonehenge untersuchte mein Sohn WILLIAM eine mit Gras bedeckte, gefurchte, unter einem Winkel von 8° bis 10° geneigte Flache, von welcher ein alter Schafer angab, dasz sie in der Zeit menschlicher Er­ innerung nicht gepfliigt worden sei. Es wurde die Tiefe einer Furche an 16 Stellen in einer Lange von 68 Schritt gemessen, und es zeigte sich, dasz sie da tiefer war, wo der Abfall am grOszten war und wo naturgemasz weniger Erde sich anzusammeln geneigt sein wiirde, und dasz sie an der Basis beinahe verschwand. Die Dicke der Humus­ schicht in dieser Furche war im oberen Theile 2% Zoll und nahm ein wenig oberhalb des steilsten Theils des Abhangs bis zu 5 Zoll zu ; und an der Basis, in der Mitte des engen Thais, an einem Punkte, welchen die Furche, wenn sie sich soweit fortgesetzt hll.tte , getroffen haben wiirde, betrug sie nicht weniger als 7 Zoll. Auf der gegen­ dberliegenden Seite des Thais fanden sich undeutliche, beinahe obliterirte Spuren von Furche . Ein anderer, aber nicht so entschiedener Fall wurde in einer Entfernung von einigen wenigen Miles von Stonehenge beobachtet. Im Ganzen erglbt sich , dasz die Firsten und Furchen auf friiher gepfliigt gewesenem Lande , welches aber gegenwartig mit Gras bedeckt ist, langsam zu versch wiiiden sti:eben, wo der Boden ge­ neigt ist, und dies ist wabrscbeinlich zum grOszten Theile der Thll.tig­ keit der Wiirmer zuzuschreiben, dasz aber die Firsten und Furclien eine sehr lange .Zeit bestehen bleiben, wo die Oberfl.ll.che eben ist.

Bildun und Menge der Ackererde iiber der Kreide­ f or mat ion. - Wurmexcremente werden hliufig in auszerordentlicber Anzahl auf steilen mit Gras bedeckten Abhangen, da, wo die Kreide

dicht an die Oberfl.ll.che herauf kommt' ausgeworfen I wie mein Sohn

WILLIAM in der Nahe von Winchester und an anderen Orten beobachtet

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Cap. 6.   Ackererde Uber der Kreide.     169

hat. Wenn dera1-tige Excrementmassen in groszem Masze wli.hrend heftiger Regen forlgewaschen werden, so ist es schwer auf den ersten

:Blick ein'zusehen , in welcher Weise liberhaupt irgend welche Acker­ erde auf unseren Diinen bleiben liann, da keine in die Augen fallenden Mittel , den Verlust zu ersetzen, vorhanden zu sein scheinen.     Ober­ dies ist noch eine andere Ursache zu weiterem Verlust vorbanden, uamlich das Durchsickern der feineren Erdpartikel in die Sp:1lten der Kreide und in die Kreide selbst. Diese Betrachtungen lieszen mich eine Zeit lang zweifeln , ob ich die Menge feiner Erde, welche an grasbedeckten Abhangen in der Form von Wurmexcrementen hinab­ flieszt oder rollt, nicht etwa iibertrieben hatte; und ich sah mich da­ ht>r nach weiterer Information um.  An einigen Stellen bestehen die Wurmexcremente auf Kreidediinen zum groszten Theile aus kalkiger Substanz ; und in Bezug auf diese ist natiirlich die Zufuhr unbegrenzt. An anderen Stellen aber, beispielsweise auf einem Theil von Teg Down in der NI.the von Winchester, waren die Excrementmassen slimmtlich schwarz und brausten auch nicht mit Sauren auf. Die Schicht von Ackererde liber der Kreide war bier nu.r von 3 bis 4 Zoll Dicke. So war ferner auf der Ebene bei Stonehenge der augenscheinlich von kalkiger Substanz freie Humus von einer mittleren Dicke von 3i/2 Zoll. Warum die Regenwiirmer an einigen Stellen in die Kreide einbohren und solche heraufschaffen, an anderen Stellen nicht, weisz ich nicht. In violen Districten , wo das Land nahezu eben ist, liegt eine Schicht von rothem Thon, voll von nicht abgeriebenen Feuersteinen, in einer M!tchtigkeit von mehreren Fuszen auf der oberen Kreide. Diese aufliegende Masse, deren Oberflitehe in Ackererde umgewandelt worden ist , besteht aus dem unaufgeHisten Riickstand aus der Kreide. Es diirfte zweckmli.szig sein, bier noch einmal an den Fall zu erinnern, wo Kreidebruchstiicke auf einem meiner Felder unter Wurmexcrementen begraben wurden, wobei die Kanten und Ecken der Fragmente iin Verlaufe von 29 Jahren so vollstandig abgerundet waren, dasz die­ selben im Wasser glatt geriebenen Geschiebesteinen ahnlich waren. Dies musz durch die Kohlensaure im Regen und im Boden, durch die Humussauren und durch die corrodirende Kraft lebender Wurzeln be­ wirkt worden sein. Warum nicht eine dicke Masse von Riickstand auf der Kreide da zuriickgelassen worden ist, wo nur immer das Land nahezu eben ist, diirfte vielleicht durch das Einsinken der feinen Par­ tikel in die Spalten zu erklaren sein, welche haufig in der Kreide vor-

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170  Abtragung des Landes.     Cap. 6.

handen sind und welche entweder offen oder mit unreirier Kreide an­ geffillt sind, oder auch durch das Einsickern der Partikel in die solide Kreide selbst.   Dasz ein derartiges Percoliren vorkommt, kann kanm bezweifelt werden.   Mein Sohn sammelte etwas gepulverte und in Fragmente zerbrockelte Kreide unterhalb des Rasens bei Winchester; wie Colonel PARSONS, R. E., fand, enthielt die erstere 10 Procent, und die Fragmente 8 Procent erdiger Substanz. Auf den Seiten der Boschungen in der NII.be von Abinger in Surrey ergab etwas Kreide dicht unter einer Schicht Feuersteine von 2 Zoll Machtigkeit und be­ deckt von einer 8 Zoll dicken Humusschicht 3,7 Procent erdiger Sub­ stanz. Auf der anderen Seite enthalt eigentlich die obere Kreide, wie mir der verstorbene DAVID FORBES mittheilte, welcher viele Analysen angestellt hat, nur von 1 bis 2 Procent erdiger Substanz; und zwei Proben aus Gruben in der Nahe meines Hauses enthielten 1,3 und 0,6 Procent. Ich erwll.hne diese letzteren Flllle desbalb, weil ich mir wegen der Mll.cbtigkeit der dariiberliegenden Schicht rothen Thons mit Feuersteinen vorgestellt hatte, dasz die darunterliegende bier weniger rein sein durfte als a.n anderen Stellen. Die Ursache, dasz sich der Ruck­ stand mehr an manchen Stellen anhlluft als an anderen, diirfte dem zugeschrieben werden, dasz eine Schicht thonhaltiger Masse zu einer friiheren Periode auf der Kreide zuriickgelassen worden ist und dasz diese das splltere Einsinken erdiger Substanz in dieselbe verhinderte.

Aus den nun mitgetheilten Tbatsachen dlirfen wir schlieszen, dasz die auf unsere Kreidediinen ausgeworfenen Wurmexcremente einen ge­ wissen Verlust durch das Einsickern ihrer feineren Substanz in die Kreide erleiden. Wenn aber solche unreine oberfliichliche Kreide auf­ gelost werden wiirde, wurde sie einen groszeren Vorrath von erdiger Substanz zurficklassen, welche zu der Ackererde hinzukii.me, als in dem Falle von reiner Kreide. Auszer dem durch das Einsickern verur­ sachten Verlust , wird auch sicher etwas feine Erde die geneigte, mit Gras bedeckte Flllche unserer Diinen hinabgewaschen. Der Ab­ waschungsprocesz wird indessen im Verlauf der Zeit aufgebalten wer­ den; denn obgleich ich nicht weisz, eine wie dlinne Schicht von Acker­ erde hinreicht, Wiirmer zu unterhalten, so musz doch zuletzt eine Grenze erreicht werden ; und dann wiirden die Excremente aufMreo, ausgeworfen zu werden oder sie wiirden selten werden.

Die folgenden F11.lle weisen nach, dasz eine betrachtliche Menge feiner Erde herabgewaschen wird. Es wurde die Dicke der Ackererde-

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Cap. 6.   Ackererde ttber der Kreide.    171

schicht an einzelnen, 12 Yards auseinanderliegenden Punkten quer µber ein kleines Thal in der Kreide in der Nii.he von Winchester ge­ messen. Die Tbalgehl:i.nge fielen anfangs sebr sanft ab; dann neigten sie sicb unter einem Winkel von ungefll.hr 20° und dann wieder sanfter bis in die Na.he des Thalgrundes, welcber queruber beinahe eben war und ungefabr 50 Yards masz. Auf dem Grunde betrug die Dicke der Humusschicht im Mittel aus 5 Messungen 8,3 Zoll, wahrend an den Seiten des Thais, wo die Neigung zwischen 14° und 20° betrug, die mittlere Dicke des Humus etwas weniger als 3,5 Zoll masz. Da der mit Rasen bedeckte Grund des Thals unter einem Winkel von nur zwischen 2° und 3° sich senkte, so ist es wahrscheinlich, dasz der groszte Theil der Humusschicht von 8,3 Zoll von den Seitengehli.ngen des Thals und nicht von dem hoheren Theile berabgewascben worden war. Da aber ein Schafer angab, dasz er gesehen babe, wie in diesem Thale nach plotzlich eingetretenem Thauen des Schnees Wasser ge­ fl ossen sei, so ist es wohl moglich, dasz etwas Erde auch von dem

oberen Theil herabgebracbt worden ist, oder andererseits, dasz etwas

davon im Thale weiter hinab gescbafft worden ist. In einem benach­ barten Thale wur en mit Bezug auf die Machtigkeit der Humusscbicht ganz ahnliche Resultate erhalten.

St. Catherine's Hill, in der Na.he von Winchester, ist 327 Fusz hoch und besteht aus einem steilen Kreidekegel von ungefll.hr einem Viertel Mile im Durchmesser. Der obere Theil wurde von den ROmern, oder, wie Einige meinen, von den alten Britten, in ein um­ walltes Lager verwandelt, dadurch dasz ganz rings herum ein tiefer und breiter Graben ausgehohlt wurde. Der groszte Theil der wahrend dieser Arbeit entfernten Kreide wurde aufwarts geworfen, wodurch ein nach oben vorspringender Rand gebildet wurde; und dieser verhindert es sehr wirksam, dasz Wurmexcremente (welche an einzelnen Stellen zahlreich vorhanden sind) , Steine und andere Gegenst!i.nde in den Graben hinabgewaschen oder gerollt werden. Es ergab sich, dasz die Humusschicht auf dem oberen und befestigten Theile des Berges an

den meisten Stellen eine Dicke von nur 21/2 bis 8% Zoll besasz, wlihrend sie sicb am Fusze der Umwallung oberhalb des Grabens an den meisten Stellen bis zu einer Dicke von 8 bis 91/1 Zoll angehauft hatte. Auf dem Wallrande selbst masz die Humusschicht nur 1 bis

1 t/1 Zoll in der Dicke, und innerhalb des Grabens am Boden schwankte

sie von 2% bis 31/2 Zoll, war aber an einer Stelle 6 Zoll dick. Auf

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172  Abtragung diis Landes.    Cap. 6.

der nordwestlicben Seite des Berges war entweder niemals oberllalb des Grabem1 ein solcber wallartiger Rand aufgeworfen, oder er war spl!.ter entfernt worden, so dasz bier nicbts vorbanden war, was es hii.tte verhindern Miinen, dasz Wurinexcremente, Erde und Steine in den Graben binab­ gewaschen wurden, auf dessen Grunde die Ackererde eine Schicbt von

11 bis 22 Zoll Dicke bildete. Es musz indesz angegeben warden, dasz bier und an anderen Stellen des Abhangs die Ackererdeschicht hiiufig Fragmente von Kreide und Feuersteinen enthielt, welche o:ffenbar zu ve:rschiedenen Zeiten von oben berabgerollt waren. Auch die Zwischen­ raume zwischen den darunter liegenden Kreidebruchshicken waren mit Ackererde ausgeffillt.

Mein Sohn untersuchte die Oberflache dieses Berges bis zu seinem Fusze in einer siidwestlicben Richtung. Unterhalb des groszen Grabens, wo die Neigung des Abhangs ungefil.hr 24° betrug, war die Humusschicht sehr diinn, nl1mlich von 11/2 bis 2f/2 Zoll, wl1hrend nli.her nach dem Fusze bin, wo die Neigung nur 3° bis 4° masz, sie bis zu zwischen 8 und 9 Zoll Dicke zunabm. Wir diirfen daher folgern , dasz auf diesem kiinstlich modificirten Berge ebenso wie in den natiirlichen Thli.lern der benachbarten Kreidediinen etwas feine Erde, welche wahrscheinlich

zum gr0szten Theile von Wurmexcrementen herriihrt, berabgewaschen wird und sicb auf der tiefer liegenden Stelle anhil.uft, trotz dem Durch­ sickern einer nicht gekannten Menge in die darunter liegende Kreide; ein Vorrath friscber erdiger Substanz wird dabei durcb Auflosung der Kreide durch die Einwirkung atmosphilrischer und anderer Agentien dargeboten.

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Siebentes Capitel.

Schlnsz.

Zusammenfassung der Rolle, welche Regenwilrmer in der Geschichte der Erde ge­ spielt haben. - lhre Hillfe beim Zersetzen der Gesteine, - bei der Abtra­ gung des Landes , - bei der Erhaltung antiker Baureste , - bei der Vor­ bereitung des Bodens fllr das Wachsthum der Pflanzen. - Geistige Krane der Regenwurmer. - Schlusz.

Die Regenwiirmer haben in der Geschichte der Erde eine be­ delltungsvollere Rolle gespielt, als die Meisten auf den ersten Blick annehmen diirften. In beinahe allen feuchten Llindern sind sie auszer­ ordentlich zahlreich und bositzen im Verhl1ltnis zu ihrer Korpergrosze bedeutende Muskelkraft. In vielen Theilen von England geht auf jedem Acre vo Land ein Gewicht von mehr als 10 Tonnen (10,516 Kilogramm) trockener Erde jlihrlich durch ihren Korper und wird auf die Ober­ flAche geschafft, so dasz die ganze oberfllichHche Schicht vegetabilischer Ackererde im Verlaufe weniger Jahre wieder durch ihren Korper durch­ geht. In Folge des Zusammenfallens der alten Wurmrohren ist die Ackererde in bestl\ndiger, wennschon langsamer Bewegung, und die dieselbe zusammensetzenden Theilchen werden hierdurch gegen einander gerieben. Mittelst dieser Vorglinge werden bestandig frische Ober­ flll.chen der Einwirkung der Kohlensaure im Boden, ebenso auch der der Humussl\uren ausgesetzt, welche bei der Zersetzung der Gesteine noch wirksamer zu sein scheinen. Die Erzeugung der Humussliuren wird wahrscheinlich wlihrend der Verdauung der vielen halbzersetzten Blatter, welche die Regenwiirmer verzehren, beschleunigt. In dieser Weise warden die Erdtheilchen, welche die oberflllchlic e Humusschicht bilden, Bedingungen ausgesetzt , welche ihrer Zersetzung und ihrem Zerfall ganz eminent glinstig sind. -Oberdies erfahren auch die Theil­ chen der weicheren Gesteinsarten einen gewissen Grad von Zerkleinerung

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174  Zusammenfassung.     Cap. 7.

in den Muskelmiigen der Regenwtirmer, in welchen kleine Steinchen wie .Muhlsteine wirken.

Wenn die fein abgeglatteten Wurmexcremente in einem feuchten Zustande an die Oberflliche gebracht werden, flieszen sie wll.hrend regnerischen Watters jeden ml1szigen Abhang hinab, und die kleineren Theilchen selbst werden auf einer nur sanft geneigten Fll1che weit hinab gewaschen.     Wenn die Wurmexcremente trocknen, zerbrockeln sie oft in kleine Ktigelchen und diese rollen dann gern auf jeder geneigten Flll.cbe hinab. Wo das Land vollkommen eben und mit Pflanzenwuchs bedeckt ist, und wo das Klima feucht, so dasz nicht viel Staub fort­ geweht werden kann, da erscheint es auf den ersten Blick .unmoglich, dasz in der Luft eintretende Abtragung des Landes in einem irgendwie wahrnehmbaren Grade vorkommen sollte; Wurmexcrementmassen wer­ den aber, besonders wenn sie feucht und klebrig sind, von den vor­ herrschenden Winden, welche mit Regen begleitet sind, in einer gleichformigen Richtung weitergeweht. Auf diesen verscbiedenen Wegen wird die oberfliichliche Humusschicht verhindert, sich bis zu einer bedeutenden Mii.chtigkeit anzuh!\ufen; und eine dicke Schicht von Humus hemmt auf vielerlei Weise die Zersetzung der darunterliegenden Ge­ steine und Gesteinsfragmente.

Die Entfernung der Wurmexcremente durch die oben erw!i.hnten Mittel fuhrt zu Resultaten, welche bei weitem nicht bedeutungslos sind. Es ist nachgewiesen worden, dasz eine Erdschicht von 0,2 Zoll Machtigkeit an vielen Orten jll.hrlich auf einem Acre auf die Ober­ flache gebracht wird, und wenn auch nur ein kleiner Theil dieser Menge selbst eine kleine Strecke weit auf jeder geneigten Flache ab­ warts flieszt, rollt oder gewaschen wird, oder wiederholt nach einer Richtung bin geweht wird, so wird im Verlauf der Jahrhunderte eine bedeutende Wirkung erzielt werden. Es wurde durch Messungen uod durch Berechnungen ermittelt, dasz auf- einer 'Oberfl!l.che mit einer

mittleren Neigung von 9° 26' zwei und "/to Cubikzoll Erde, we1che

von Regenwtirmern ausgeworfen worden war, im Verlauf eines Jahres eine horizontale Linie von einem Yard Llinge iiberschritten, so dasz

240 Cubikzoll iiber eine Linie von 100 Yards Lange nach unten vomicken warden. Diese letztere Masse wurde im feuchten Zustand 11½ Pfund wiegen. In dieser Weise bewegt sich ein betrachtlicbes

Gewicht Erde best!lndig auf jeder Seite eines jeden 1'hales abwarts und wird mit der Zeit den Grund desselben erreichen. Endlich wird

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Cap. 7.   Zusammenfassung.     175

diese Erde von den in den TMlern flieszenden Bachen und Stroman in den Ocean, diesem groszen Reservoir fiir alle vom Lande abgetragene Substanz hinabgeschafft werden. Nach der jahrlich vom Mississippi in das Meer abgelieferten Sedimentmasse ist es bekannt, dasz sein ungeheuer groszes Entwll.sserungsgebiet im Laufe eines Jahres um 0,00263 Zoll erniedrigt wird; und dies wiirde hinreichen, in vier und einer halben Million Jahren das ganze Entwasserungsgebiet auf das Ni veau des Meeresufers herabzubringen. Wenn daher ein kleiner Bruch­ theil der Scbicht feiner Erde von 0,2 Zoll Machtigkeit, welche jahrlich von den Regenwiirmern an die Oberflllche gebracht wird, fortgeschafft wird, so wird nothwendigerweise innerhalb einer Periode, welche kein Geologe fiir auszerst Jang arisehen wdrde, ein groszes Resultat hervor­ gebracht werden.

Die Archaologen sollten den Regenwlirmern dankbar sein, da sie fur eine ganz unbestimmt lange Zeit jeden, nicht der Zersetzung unter­ liegenden Gegenstand, welcher auf die Oberfl.11.che gefallen ist, durch das Eingraben desselben unter ihre Excrementmassen schdtzen und bewahren. In dieser Weise sind auch viele elegante und merkwdrdige getil.felte Pflaster und andere antike Reste erhalten worden, obschon ohne Zweifel in diesen FIi.lien die Regenwdrmer in groszem Masze dadurch unterstutzt worden sind, dasz Erde von dem benachbarten Lande, besonders wenn sich dasselbe in Cultur befand, herabgewaschen oder geweht worden ist. Selbst alte massive Mauern konnen unter­ minirt und zum Einsinken gebracht werden; und in dieser Hinsicht ist kein Gebaude sicher, wenn uicht die Fundamente 6 oder 7 Fusz tief unter der Oberfl.11.che liegen, in einer Tiefe, in welcher die Regen­ wdrmer nicht arbeiten kOnnen. Es ist wahrscheinlich, dasz viele Monolithe und manche alten Mauern deshalb umgestiirzt sind, weil sie von Regenwdrmern unterminirt waren.

Wiirmer bereiten den Boden in einer ausgezeichneten Weise fiir das Wachsthum der mit Wurzelfasern versehenen Pflanzen und fiir Sli.mlinge aller Arten vor. Sie exponiren die Ackererde periodiscb der Luft und sieben sie so durch, dasz keine Steinchen, welche groszer sind als die Partikel, die sie verschlucken konnen, in ihr iibrig bleiben. Sie mischen das Ganze innig durch einander, gleich einem Gartner, welcher feine Erde fiir seine atisgesuchtesten Pflanzen zuberritet. In

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176  Zusammenfassung.     Cap. 7.

diesem Zustand ist sie gut dazu ieeignet, Feuchtig eit zuriickzuhalte!} m1d alle Mslichen Substanzen zu abs orbiren, ebenso auch fur den Prqcesz der Salpetererzeugung. Die Knochen todter Thiere, die hllr­ teren Theile von Insekten, die Schalen von Landmollusken, Bl!itte,r, Zweige u. s. w. werden in kurzer Zeit s!\mmtlich unt r den sich auf ibnen anha.ufenden Excrementmassen der Regenwurmer begrabep uad in dieser Weise in einem mehr oder weniger zersetzten Zustande in erreicbbare N!\he fur die Pflanzenwurzeln gebracbt. Regenwfirmer zieben gleichfalls eine unendliche Anzabl abgestorbener Blatter und anderer Pflanzentheile in ihre Rfibren, zum Theil zum Zwecke die­ selben damit zuzustopfen, zum Theil aber auch zur Nabrung.

Die Blil.tter, welche zur Nahrung in die Wurmrfihren gezogen werden, werden, nacbdem sie in die feinsten Fltden zerrissen, theil weise verdaut und mit den Absonderungsfliissigkeiten des Darms und der Harnorgane gesiittigt sind, mit viel Erde gemischt. Diese Erde bildet dann den dunkel gefll.rbten reicben Humus, welcher beinabe fiberall die Oberfl!\cbe des Landes mit einer ziemlich scharf umschriebenen Scbicht oder einem Mantel bedeckt. V. HENSENt brachte zwei Wiirmer in ein Gefiisz von 18 Zoll Durchmesser, welches mit Sand geffi.llt war, auf welchen Blatter gestreut wurden; dieselben wurden sehr bald bis

zu einer Tiefe von 3 Zoll in die Wurmrfihren gezogen. Nacb ungefahr  1 6 Wochen war eine beinahe gleicbformige Schicbt von Sand in einer Dicke von einem Centimeter (0,4 Zoll engl.) dadurch in Humus um­ gewandelt, dasz er durcb den Darmcanal dieser zwei Wiirmer bin­ durcbgegangen war.     Von einigen Personen wird angenommen, dasz die Wunnrfihren, welcbe haufig den Boden beinahe senkrecht bis zu einer Tiefe von 5 oder 6 Fusz durchbobren, wesentlich zu seiner Ent­ wasserung beitragen, trotzdem dasz die iiber den Miindungen der Rfihren aufgeh!\uften zlihen Excrementmassen das Regenwasser verhindern oder aufhalten, direct in die Rfihren zu dringen.  Sie lassen die Luft tief

in den Boden hinabdringen. Sie erleichtern auch bedeutend das Hinab­ dringen der Wurzeln mlisziger Grfisze; und diese warden durch den Humus, mit welchem die Wurmrohreµ ausgekleidet sind, ern!l.bi;t wer­ den. Viele Samenkorner verdanken ihre Keimung dem Umstande, dasz sie mit Wurmexcrementen bed.eckt wurdeµ; andere, bis zu einer be­ tr chtlichen Tiefe unter aufgeMuften Excrementmassen begraben, liegen

1 Zeitsehr. f. wiss. Zool. 28. Bd. 1877. p. 860.

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Cap. 7.   Zusammenfa.ssung.    177

schlafend dort, bis sie in irgend einer zukiinftigen Zeit zuftl.llig entblOszt werden und keimen.

Regenwiirmer sind nur kiimmerlich mit Sinnesorganen versehen, denn man kann nicht sagen, dasz sie sehen, obgleich sie so eben noch zwischen Hell und Dunkel unterscheiden konnen; sie sind vollkommen taub und haben nur ein schwacbes Riechvermogen; our der Geflihls­ sinn ist gut entwickelt. Sie konnen daher nur wenig von der sie um­ gebenden Welt erfahren, und es ist iiberraschend, dasz sie beim Aus­ kleiden ihrer Rohren mit ihren Excrementen nnd mit Bla.ttern und, bei manchen Species, beim Aufha.ufen ihrer Excrementmassen zu thurm­ artigen Geba.uden einiges Geschick entwickeln. Es ist aber noch weit uberraschender, dasz sie in der Art und Weise, wie sie die Miindungen ihrer Robren zustopfen, augenscheinlich einen gewissen Grad von In­ telligenz darbieten, anstatt einem bloszen blinden instinctiven Antriebe zu folgen.  Sie verfahren dabei nahezu in derselben Weise, wie ein Mensch es thun wiirde, welcher eine cylindrische Rohre mit verschie­ denen Arten von Bla.ttern, Blattstielen, P pierdreiecken u. s. w. zu schlieszen hatte; denn sie ergreifen gewohnlich solche Gegensta.nde bei ihren spitzen Enden. Aber bei dunnen Gegensta.nden wird eine gewisse Anzahl bei dem breiten Ende hineingezogen. Sie handeln nicht in allen Fallen in ein und derselben unveranderlichen Art und Weise, wie es die meisten niederen Thiere tbun ; sie zieben beispielsweise Blatter nicht bei den Stielen ein, wenn nicht der Basaltheil der Blattscheibe so schmal wie der Spitzeutheil oder schmaler ist.

Wenn wir eine weite mit Rasen bedeckte Fla.che betrachten, so miissen wir dessen eingedenk sein, dasz ibre Gla.tte, auf welcher ihre Schonheit in einem so bohen Grade beruht, hauptslichlich dem zuzuschreiben ist, dasz alle die Ungleichheiten langsam von den Regenwfirmern ausgeebnet worden sind. Es ist wohl wunderbar, wenn wir uns iiberlegen, dasz die ganze Masse des oberfllichlichen Humus durch die Korper der Regen_wiirmer hindurchgegangen ist und alle paar Jabre wiederum durch sie hindurcbgehen wird. Der Pflug ist einer <ler alleraltesten und werth vollsten Erfindungen des Menschen; a ber schon lange, ehe er existirte , wurde das Land durch Regenwiirmer regelma.szig gepfliigt und wird fortdauernd noch immer gepfl.iigt. Man kann wohl bez weifeln, ob es noch viele an­ dere Thiere gibt, welche eine so bedeutungsvolle Rolle in der Ge­ scbichte der Erde gespielt haben, wie diese niedrig organisirten

DARWIN, Blldung der Ac:tererde. (XIV. 1.J 12

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178  Zusitze.

GescMpfe. Indessen haben einige andere noch niedriger organisirte Thiere, ni\mlich die Corallen, bei weitem in die Augen fallendere Thlltigkeit darin entfaltet, dasz sie unzll.hlige Riffe und Inseln in den groszen Weltmeeren gebaut haben ; diese sind aber beinahe ganz auf die tropischen Zonen beschr!lnkt.

Z us at z e.

Zu p. 16 Z. 4 von oben (,,und daher ibre Hohlen verlieszen"). Nach einer Schilderung, welcbe ich erhalten babe, zweifle ich nicht, dasz sie dies thun, wenn sie von Maulwiirfen verfolgt werden; ein Herr tbeilt mir aber mit, dasz er vor Kurzem

8 oder 10 Regenwlirmer ihre Hoblen verlassen und iiber das Gras auf etwas schwammigem Lande umherkriechen ge­ sehen hat, auf welchem zwei Manner eben herumgetreten waren, wllhrend sie eine Falle aufstellten; und dies ereignete sich in einem .Theile von Irland, wo sich keine Maulwiirfe finden.

Zu p. 33 Z. 1 von oben. Sie arbeiten zuweilen so energisch, dasz Mr. D. F. SIMPSON, welcher in Bayswater einen kleinen um­ mauerten Garten besitzt, wo Regenwlirmer auszerst zahl­ reich sind, mittheilt , er babe dort an einem windstillen feuchten Abend ein so auszerordentliches raschelndes Ge­ r!lusch von unter einem Baume her , von welchem viele Blatter abgefallen waren, gehort, dasz er mit einem Lichte hinausgegangen sei und da entdeckt babe, dasz das Gerauscb dadurch verursacht wurde , dasz viele Regenwiirmer die trockenen Blatter fortschleppten und sie in ihre Rohren hinein­ zwangen. Nicht nur Blatter, sondern auch Blattstiele vieler Arten u. s. w.

Zu p. 35 Z. 13-20 von oben (Anstatt: "Oder konnten die Pfropfe" etc. zu lesen :) Es ist nicht wabrscheinlich, dasz die Pfropfe oder die Steinhaufen dazu dienen, die Rohren vor den Scolo­ pendren zu verbergen, welche nach der Angabe von HOFF MEISTER 4 die bittersten Feinde der Regenwiirmer sind, oder vor den groszen Species von Carabus, welche dieselben wiithend angreifen; denn diese Thiere sind nachtliche Thiere und die Wurmrohren des Nachts geoffnet. Konnten nicht die Regenwlirmer, wenn die Miindung ihrer Rohren in <lieser Weise geschlitzt ist, im Stande sein, mit Sicherheit mit ihren Kopfen dicht an denselben zu bleiben u. s. w.

Zu p. 35 Z. 6 von unten (vor: "Es kann aber auch "). Mr. PARFITT sprach die Vermuthung gegen mich ans, dasz die Miindungen der Wurmrohren deshalb geschlossen werden, damit die Luft

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Znsatze.  179

innerhalb derselben durch und durch feucbt erhalten werde, und dies scbeint mir die allerwahrscheinlichst.e ErklArung der Gewohnbeit zu sein.

Z. 5 von unten das Wort vielleicbt" zu streichen.

Zu p. 83 Z. 10 von oben. The Rev. Mr. ZINKE theilt mir mit, dasz er vor Kurzem einen Obstgarten bis zu der ungewOhnlicben Tiefe von 4 Fusz hat umgraben lassen. Die oberen 18 Zoll bestanden aus dunkelge(!l.rbter vegetabiliscber Ackererde und die nacbsten 18 Zoll aus sandigem Lehm, welcher im unteren Theile viele abgerollte Sandsteinstiicke mit einigen Stuck­ chen von Ziegeln und Fliesen wahrscbeinlich romischen Ur­ sprungs entbielt, da Uberreste aus dieser Zeit dicht dabei gefunden worden sind. Der sandige Lehm lag auf einer erharteten eisenschfissigen Lage gelben Tbons , auf deren Oberflacbe zwei vollkommene Feuersteinwerkzeuge gefunden wurden. Wenn diese letzteren , wie es wabrscheinlich zu sein scheint, urspriinglicb auf der Oberflacbe des Landes liegen geblieben Waren, so sind sie seitdem mit einer Schicht Erde von 3 Fusz Machtigkeit bedeckt worden, welche wahr. scheinlicb alle durch den Korper der Regenwfirmer hindureh gegangen ist mit Ausnabme der Steine, welche zu verscbie­ denen Zeiten auf der Oberfli!,cbe v'erstreut worden sein durften zusammen mit Dllnger oder auf anderem Wege. Auf andere Weise ist es schwer, die Herkunft der 18zolligen Scbicht sandigen Lehms zu verstehen, welcber von der dariiber­ liegenden dunklen vegetabilischen Ackererde, nachdem heide verbrannt worden waren, nur darin abwicb , dasz er von einer hellen rothen Farbe und nirht so feinkl>rnig war. Aber nacb dieser Ansicbt miissen wir annebmen, dasz der Kohlen­ stoff in der vegetabilischen Ackererde, wenn sie in einer geringen Tiefe unter der Oberflache liegt und nicht bestll.ndig von oben her zerfallende vegetabilische Substanz erhl!.lt, seine dunkle Farbe im Laufe der Jahrhunderte verliert; ob dies aber wabrscheiulich ist, weisz ich nicht.

12'"

GoogIe

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R e g i s t e r.

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A.

Abinger, romische Villa in, 101; Wurm-1 excremente von der rlimischen Villa mit abgerundeten Partikeln, 143.

Abtragung des Landes, 130.

Acker er de, Dicke der jiibrlich von den Wiirmern ausgeworfenen, 95; Dicke der ttber den rlimischen Rivnen in Chedworth vorhandenen, 112; Natur und Dicke der Ober den romischen Ruinen in Silchester liegenden, 123; Dicke der - in Wroxeter, 125; Bildung undDicke der - iiber der Kreide, 168.

Africa, Staub von. 182.

Am e is en, Intelligenz der, 52. Archiac, D', Kritik meiner Ansichten, 2.

.Artemisia, Blatter der - von Regen- wo.rmern nicbt gefressen, 18.

Aushohlen der Wurmrlihren, 55.

A uswerfe n der Excremente, 65.

B.

Bau der Regenwiirmer, 10.

Beaulieu Abbey, Begraben des alten Pflasters, 110; Excremente von - mit abgerundeten Partikeln, 144.

B ea umon t, Elie de, iiber vegetabilische Ackererde, 1; iiber den unter groszen Stlldten liegenden Schutt, 101; das Fortschaffen von Staub, 184; die Per­ manenz der Ackererde, 164; das Be­ stehenbleiben antiker Grabhiigel, 165. Be g r a b e n , das , der Reste antiker Bauwerke durcb Regenwiirmer, 100.

Bengalen, Wiirmer von, 69. Beriihrung, Regenwiirmer sehr em­

pfindlich g..gen, 16.

BI At t er, Regenwlirmer unterscheiden den Gescbmack verschiedener Arten, 18; von Wiirmern verzehrt, 21 ; ihr Zerfall durch die alkalische Absonde-

 

rung, mit der sie befeuchtet wurden, nicht beschleunigt, 21; zersetzte - erzeugen Siiuren, :JS; beim Verstopfen der Rl>hren benutzt, 32; beim Aus­ kleiden der Rohren benutzt, 63.

Blattstiele der Clematis, 38, 43; der

Esche, 44; der Akacie, 45. Brading, rlimische Villa in, 113; Wurm­

excremente mit abgerundeten Par­

tikeln, 148.

Bridgman, iiber Regenwiirmer, die die Bliitter einer Phlox fressen, 18.

Buch en w Alder, Steine unter ihnen von Regenwiirmern nicht begraben, 82.

c.

Cann ib a Ien unter den Regen"'iirmern,

20.

Carnagie, Mr., iiber Tiefe der Wurm- robren, 64.

Cellulose, Verdauung der, 21.

C h ed worth, rlimiscbe Villa in, 112. C Ia p are d e , E., Structur des Darma der

Regenwiirmer, 11; liber die Speichel­ drttsen der Regenwilrmer, 24, Anm.; iiber die kalkfiihrenden Driisen, 24; der Pharynx zum Saugen geeignet, 32; zweifelt, ob die Ertle den Wiirmern als Nahrung dient, 57, 59; iiber die Kau magen der Regenwiirmer, 139.

 

Clematis, Blattstiele zum Verstopfen der Wurmrohren benutzt, 33, 43.

Cobra, Scblange, Intelligenz, 53.

Cone retione n von Kalk in den vorderen kalkffihrenden Driisen, 25; Nutzeu derselben, 29.

Cora11en , Scblamm von ihnen ber­ riibrend, 144, Anm.

Corn i c he, Strasze, zerfallene Excre mente auf ihr, 157, 160.

Croll, iiber Denudation, 132.

 

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Dancer.   Register. Hoffmeister.   181

i Fredericq; Leon, QberdieVerdanungs­ '  fillssigkeit der Wllrmer, 20.

D an c er, Mr., iiher die Thatigkeit und F 11 n dam _e n t e, tiefe, der romischeu Zahl der Regenwiirmer, 83, 90, Anm.   Bauten m Wroxete , 128.

D Arm e der Wfirmer ihr Inhalt sauer Furch enaufalt gepfl.iigten Feldern, 166.

28.  '    '

Denudation des Landes, 130.    G.

Dicke der jlLhrlich von den Regen­

wurmern ausgeworfenen Humusschicht ,G awl ton, Mr., Ober die Zahl to<lter 95; -    der Humussc:hicbt tlber de I rmer, 8

Ruinen in Chedwortb, 112; _ tlber Geb1rge,. Feblen der Re enwiirmer, 7.

den rOmischen Resten in Silchester, Ge fl1h Is 1_ n n, sehr entw1ckelt_, 16. 123; - - in Wroxeter, 125.     GegenstlLnde, aufde Oberflache.ver-

.Digaster, 139. streute, bald unter Excrementen be- Do w n, Menge der jllhrlich auf die graben,. 73

Oberflllche gebrachten Erde, 77.    Ge o.rs1nnl 15. .     .

Dr ei ec k e von Papier, 46    Ge1 k1ei Arch1 ald, iiber Denud t1on, 132; Drtls en, kalkfuhrende, 10, 24; Funktion         best e1tet Ehe de _Beaumont s Ansich-

derselben, 27. ten iiber Denud uon, !64.

Durchsickern von Ertle in die Kreide -, _Jame , bestre1tet R1chthofen's An-

169. '    s1c t, 134; Uber Gletscherberiibrte Ge­

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E.

E i gensc haft en,geistige, der Wi\rmer

19.  '

Einsinken, des Pflasters in Silchester

120. '

Eisen, Zahl der Regenwurmarten 5 Tiefe der Wurmrohren, 62. ' '

Erde, Menge der von Wiirmern an die Obe flllche gebrachten, 73; Menge der an emem Abhange abwirts flieszenden, l l; als Nahrung verschluckt, 56; Ge­ w1cbt der ans einer einzigen Rohre ausgeworfenen, 90.

Ergreifen, Kraft der Wiirmer zu, 31. E r n s t, (lber Regen wiirmer in Caracas

68.  ,

Eschen , Blattstiele, 44.

F.

Fabre, iiber die Instincte von Sphex, 62. Farrer, Mr. T. H., tlber die romische

Villa in Abinger, 101.

Fe Ide r, friiher gepfliigt gewesene, 166. Fett, von WOrmern gefressen, 20.

Feue rsteine, in dem Riickstand iiber der Kreide senkrecht stehend, 78, Anm.; lluszerlich und innerlich von atmospha­ rischen Agentien beeinfluszt, 138.

Fi rste n, auf alt gepfliigten Feldern, 166. Fish, Mr., Kritik m iner Ansicbten, 3. Fliesz en, Abwarts-,der Excremente,148. FI !is s igkei t, Verdauungs-, der Regen-

wilrmer, 20.

Fort wasc hen der Excremente, 154. Foster, Mich., iiber das pancreatische Ferment, 21 ; iiber die saure Beschaf­

fenheit des Darminhalts, 28.

 

steme, 138.

Geist ige Eigenschaft der Wiirmer, 19. Geographische Verbreitung der

Regenwiirmer, 68.

Ge r ii c he, Grad der Empfindlichkeit fiir - bei Regenwl'.lrmern, 16.

Geruchsinn, 16. Gesc h ma ck sin n, 18.

Gest ein e, Zersetzung der - durch Wttrmer untersttltzt, 136; im Kaumagen der Regenwiirmer zerkleinert, 141.

Ge w i ch t der aus einer einzelnen Rohre ausgeworfenen Ertle, 90.

G I en Roy, Nacbweis der Seltenheit von Wasserstiirzen, 147.

Grabhiigel, alte, 165.

H.

Haas t, von, Ober Werkzeuge der Ein­ geborenen in Neu-Seeland begraben gefunden, 83.

Ha i d en , von wenigen Wilrmern be­ wohnt, ausgenommen wo Pfade sie durchkreuzen, 6.

Hecht, Dummheit, 53.

Hensen, V., 1'.lber die Zahl der Wilr­ mer in Girten, 3; RegenwQrmer leben nicht von Erde, 61; Tiefe der Gauge, 62; ilber die Zahl der iu einem e­ gebenen Bezirk lebenden Wiirmer, 89: ilber die Zusammensetzung.des Humus, 135; tlber <lie von zwei Regenwiirmern gebildete H umusmenge, 176.

Hens low, Prof., iiber die Erdrander

an Bergabhangen, 158.

Ho ffm ei st er, Zahl der Species von Regen"'..ilrmern, 5; Uber das in Gesell­ schaft Uberwintern der Wiirmer, 19;

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GoogIe

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182  Hooker.   Register. Oberflii.che.

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Wabrneh111ung von Licht dnrch Regen­ wilrmer, 11, 18; ttber die Feinde der Regenwiirmer, ..86; Tiefe des Gange, 62; ilber das Uberwintern der Regen­ wiirmer, 64.

Hooker, Sir Jos., iiber vorspringeude Erdriinder an Abhangen im Himalaya, 158.

Hu.m ussiiuren, Wirkung uer - auf

Gesteine, 136, 138.

J.

I 11s e In, von Regenwttrmern bewohnt, 68. Instinct der Regenwilrmer, 19.

I11 t e 11i gen z der Re1?enwfirmer, 19, 36. J o.)inson, Dr. H., ttber die romischen Uberreste in Wroxeter, 125-127; ttber Ammoniak in Wurmexcrementen, 137. Job n son, S. W., How Crops Feed, 137. Joyce, Rev. J. G., iiber die romischen

Reste in Silchester, 114.

J n Ii en , A. A., i1her die Zusammen­ setzung des Torfs, 135; ilber die Hu­ mussiiuren, 136.

K.

Kalk, kohlensaurer, Concretion, 25. Kalkfiibrende Driisen, 10, 24.

Kaumagen, 10, 139.

Key, Rev. H., iiber das Eingraben von Koblenascbe durch Regenwiirmer, 82.

K i e fer - Bliitter heim Zustopfen der Robren benutzt, 33, 40; beim Ausfiittern

derselben, 63.

K iesels ii u re, colloide, von den Humus­ sil.uren angegriffen, 136.

King, D., iiber die Bildung von Humus in den Wiildern von Frankreicb, 3; Uber Wurmexcremente bei Nizzn, 60, 66; Uber grosze ExcrementmaS1en auf den Nilgiri-Bergen und auf Ceylon, 71; Gewicht der Excremente bei Nizza, 92; Uber zerfallene Excremente auf der Cornichc-Strasze, 157, 160; iiber das Fortwaschen cler Excremente auf den Nilgiri-Bergen, 155.

Kn o c be n, zerkleinerte, unter Wurm­ excrernenten begraben7 88.

Kn o w le Park, Buchenwii.lder in, keine

Wiirmer, 7.

Kon i n ck, de, iiher das Zersetzen der Gesteine, 133.

Krefft, Wurmexcremente in Australien, 69.

K re id e, Riickstand ans der - bildet eine oberfliichliche Ablagerung, 78; - Fragmente bald begraben und corrodirt, 79; Bildung von Humus iiber ihr, 168.

 

Kreideformation, Oberfliicbe der - bedeutend abgetragen, 78.

L.

Laburnum, Bliitter, 88.

Land, Abtragung (Denudation), 130.

Lankester, E. Ray, ilber den Ball der Regenwt\rmer, 10; iiber Regen­ wiirmer von Kerguelen's Land, 68.

La Plata, Staubstiirme, 133.

Lay a r d, Lebensweise der Cobra, 53. L i c h t , Wahrnehmung von - durcb

Regenwiirmer, 11-14. LuftstrOme, Regenwiirmer empfind­

licb gegen, 16.

M.

M' In to s h, W., Wnrmexcremente aui dem Schieballion, 7.

Mae r Ha 1I, Menge der auf die Ober­ fliiche gebrachten Erde, 73.

Ma 11ett, Mr., iiber das Einsinken des Bodens unter groszen Gebll.uden, 89, Anm.

Mauern, alte, in Abinger von Regen­ wiirmern durchbohrt, 107; - in Sil­ chester, 118.

Maul w ii r f e, Regenwiirmer verfolgend, 178.

Miss is sip pi,Entwiisserungsgebiet, 132. Mobius, K., ttber die Geisteskrafte des

Hechts, 53.

Moniligastei-, 139.

Morren, Ch., Wiirmerttberstehenlanges Untertauchen, 8, Anm. ; - liegen be­ wegungslos in der Niihe der Mttudungen ihrer Rohren, 9; - fressen Zucker, 20; iiber. das Verschwinden der kalk­ fiihrenden Driisen wiibrend desWinters, 27; ilber Steine _in den Kaumiigen der Regenwiirmer, 140, 141.

MIi 11er , Fritz, Ii her die Regenwiirmer in Siid-Brasilien, 68.

M Ii n z e, Blatter nur benagt. 18.

N.

Na ch t, Regenwttrmer verlassen ihre Rohren bei, 8.

Nab r u n g der Regenwiirmer, Blatter, 21; Erde, 56.

Nil giri-Berge, Excremente anf den, 71. Ni z z a, Excremente bei, 59; zerfallene

Excremente bei, 157.

0.

0 b erflll.che, Gegenstande anf die -ge streut, unter Excrementen begraben, 73.

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0 blitera tion. Register. Tumuli.   183

Ob literation alter Ackerfurchen aofI

gepfiilgtem Land, 166.    S.

Orte, von Regeowilrmern bewohote, 6. Sachs' lebeode Wurzelo corrodiren

     p    ,    Gesteine, 137.

I be i, Bliitter nicht voo Wilrmero Pancreatischer Saft,2l;nichtsauE>r,I     gefressen, 18.

29.  Sa men , in den Wurmrohren erhalten,

Papierdreiecke, 46.  65.

Parfitt, Mr., ilher das S_chlieszen der Saugvermogen derRegenwlirmer,32. Milndungeo der Wurmrohren, 179.     Saussure H.de, ilber Ziegelgeschiebe,

Perichaeta, bei Nizza acclimatisirt, 59. 143. '

Perrier, E., Wiirmer iiberstehen langes Sehl usz be me r kun gen, 173.

Untertauchen, 8; ilber die kalkfilhren- Schmulewitsch, Uber die Verdauung den Drilsen, 24; ilber die Function   der Cellulose, 21.

des Pharynx, 31; iiber das Grabver- schut t auf den romischen Ruinen in

mogen der Regenwiirmer, 55; ilber   Silche;ter 114.

naturalisirte Wilrmer, 60, Anm.; Schwingu'ngen der Luft, von Wilr- Wilrmer durch EssigsAure get<idtet,     mero empfunden, 15.

90; ilber die KaumAgen der Regen- Scott, J., iiber Regenwilrmel' bei Cal- wftrmer, 139, 141. cutta, 69.

P fad , gepflasterter, Begraben desselben Se h v er m o g eo bei Regenwilrmern, 14. durch Wurmexcremente, 82.  Semper, C., Uber verschiedene, Sand

Pfade, von Regenwilrmern bewobnt, 6.     verschluckende Thiere, 57.

Pflaste ,.moderne, V?n R genwlirmern Silchester, alte romische Stadt, 114. untermm1rt, 109; ant1ke, S1nken solcher Sinn e der Regenwiirmer, 11.

in Silchester, 120.  Sociale Gefil hie der Regenwilrmer,

Pharynx, Function, 31.    19.

Playfair, ilber Denudation, 164.    Sorby, Mr., Ober das Zerreiben kleiner

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R.

Ramsay, ilber das Einsinken eines von Regenwiirmern unterminirten Pilasters, 109; tlber Denudation, 131.

R ii. n de r, vorspringende, an Bergab­ hangcn, 158.

RegenwUrmer s. Wilrmer.

Rest e, antike, von Regenwiirmern be­ graben, 101.

.Rhododendron, Blatter, 89.

Rich t hofen, iiber Staubablagerungen in China, 134.

Robinia, Blattstiele, 45.

Rohren, Wurm-, Tiefe, 61; Richtung auf einem Abhange, 153; AushOblen der -, 55; mit schwarzer Erde aue­ gekleidet, 62; mit Blattern ausge­ kleidet, 62; Mfindungen der, Wiirmer liegen bewegungslos nahe den, 9; alte

- collabiren,66; werden verstopft, 32; endip:en in einer kleinen Kammer, die oft mit Steinen oder Samen ausge­ fftttert ist, 64.

Bohren, Bildung von - in der Kreide, 78.

Ro 11en, trockene Excremente - a.b­ wl\rts, 156.

 

Gesteinstheilchen, 145.

Speich eI, zweifelhaft, ob - bei Regeo­ wi\rmern abgesondert wird, 24.

Sphex, lntelligenz, 52.

St. CatherinE>'s Hill, bei Winchester, 171.

Starke, von Wiirmern gefressen, 21; Verdauung der - Ki\rner in den Blatt­ zellen, 23.

St e i n e, grosze, bei Leith Hill und Stonehenge von Regenwilrmern unter­ minirt 84; kleine - aufWurmlocbern aufgehauft, 34; kleine - in den Kau­ magen der Regenwiirmer, 139; abge­ rundet in den KaumAgen, 141.

Stonehenge, grosze Steine von Ri>gen­ wilrmern unterminirt, 87 ; kreisformige Graben bei, 163.

Strom u n gen der Luft, von Regen wftrmern empfunden, 16.

St r u c tu r der Regenwiirmer, 10.

T.

Taub heit der Regenwilrmer, 15.

Thrmian, Bll\tter von Regenwiirmero mcht gefressen, 18.

Tlefe, bis zu welcher Regenwurmer

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Rom an e s, ilber die Intelligenz Thiere, 53.

 

der  bohren, 61.

Torf, Bildung von, 131i.

Tum  uli, alte, 165.

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184  Tylor.    Register. Zusammens inken.

Tylor, Mr. A., liber Denudation, 132./ Wlirmer, Nachtthiere, 8; sterben ge­

-, Mr. E., ilber frilher gepflilgtes Land,     legentlich in groszer Anzahl, 8; todte

166. :    von anderen Regenwilrmern gefressen,.

Typhlosolis, 11.     20; Darminhalt saner, 28; ihre Ex­

I    cremente saner, 28; SaugvermOgen,.

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u.

Umwallungen, alte, 165.

Ut1'icularia, Blasen der, 61.

V.

Verdauui1g, der Regenwiirmer, 22; auszerhalb des Magens, 24.

Vers top fen der Wurmrohren, 32;

Nutzen desselben, 35.

Vi bra tionen, Wilrmer fiir - empfind­ lich, 15.

 

,         32;  stopfen ihre Rabren zu, 33; In- telligenz, 36; Bildung ihrer RobrenT 55; Zahl der auf einer gegebenen Fli!.che lebenden, 89; durchbobren alte Mauern, 107, 118; Kaumii.gen und Zer­ reibung der darin enthaltenen Steine,. 139; ziehen vor in feiner Erde zu leben,. 165.

z.

Zelle n, freie, mit J{alk in den kalk­

filhrenden Drilsen, 25.

Z e r re i be n von Gesteinsstiickchen in

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w.   den Kaumagen, 141.  

..   Z er set z u n g der Blatter nicht durch War me, Wahrnehmung der, 14.      die Fliissigkeit mit der sie benetzt Wedgwood, Mr., iiber die Bildung der i werden, beschle nigt, 21; der Gesteine

Ackererde, 2.  :    <lurch Regenwilrmer gefordert, Whitaker, Mr., iiber Denudation, 131.' Zinke. Rev. F. B. uber Feuerstein­ W hit e \. ilber d s nachtliche Verlassen      werkzeuge, bei 3 F sz gefunden, 1 79.

der Rohren se1tens der Wurm er, 8.  z u cke r von Regenwilrmern gefressen,

Winchester, Kreideformation bei, 171.    20.

Wind, Wirkung auf dieExcremente, 161. Zusammen f assungdes ganzen Buchs, Wright, Mr., ilber dasAlter von Wro-. 173.

xeter, 124.    Zusammensinken alter WurmrOh-

W ro x et er, alte romische Stadt, 124.  ren, 66.


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Citation: John van Wyhe, ed. 2002-. The Complete Work of Charles Darwin Online. (http://darwin-online.org.uk/)

File last updated 25 September, 2022