RECORD: Darwin, C. R. 1884. [Letters to Müller, 1867-73.] In Ernst Krause, Hermann Müller von Lippstadt: ein Gedenkblatt. Lippstadt: P. Rempel's Buchhandlung (E. Hegener), pp. 17-20, 27.
REVISION HISTORY: Text prepared and edited by John van Wyhe. RN1
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[page] 17
Down, Bromley, Kent
Aug: 16. [1867]
Dear Sir
Ich bin Ihnen für Ihren höchst interessanten Brief sehr verbunden, aber es macht mir Sorge, dass Sie sich so viele Arbeit gemacht haben, mich zu verpflichten. … Sie theilen offenbar Ihres Bruders wundervolle Beobachtungsgabe, sowie seine Fertigkeit, sich englisch auszudrücken und seine Geschicklichkeit im Zeichnen. Ich hoffe, dass Sie Ihre excellente Beschreibung veröffentlichen werden. … Ich kann nicht umhin, ein wenig an der Vergiftung der Bienen zu zweifeln, da es die Ueberführung des Pollens von Pflanze zu Pflanze durchkreuzen würde Bienen sterben, wenn sie stark angestrengt werden, bald an Erschöpfung. Der grosse Robert Brown behauptet indessin, dass der Nektar der Asclepias Bienen vergifte, und das unterstützt Ihre Ansicht. Sie erwähnen nicht der wohlangepassten Einwärtskrümmung des Randes der Lippenöffnung, welche die Insekten verhindert, herauszukriechen.
Ihre Beobachtungen an Epipactis erscheinen mir noch werthvoller. E. viridiflora scheint in demselben Falle wie Cephalanthera zu sein, aber man kann von dem Vorhandensein des Nektars daselbst schliessen, dass Insekten gelegentlich Pollen von Pflanze zu Pflanze führen. Könnten Sie nicht mit Anwendung des Pollens einer verschiedenen Pflanze und andererseits ihres eigenen experimentiren, und den Inhalt der Kapseln vergleichen? I do not doubt that this species is generally self-fertilized; and I am aware that I erred in supposing that this happened to so few species. Neottia nidus avis is often self-fertilized. Epipactis latifolia I find is always fertilized by wasps (vespa) — — — —
Yours very faithfully
Charles Darwin
[page] 18
[9 Oct. 1867]
Ihre Beobachtungen über Orchideen sind ausgezeichnet, besonders die Bestätigung in Bezug auf Cypripedium, und dies sollte sicherlich eines Tages veröffenlicht werden. Es ist fast ein so schönes Beispiel wie das von Coryanthes mit ihrer mit Wasser gefüllten Lippe, wie es Crüger beschrieben hat Sie sprechen von dem Geruch des Cypripedium, aber bei einigen ausländischen Arten sah ich kleine Flüssigkeitströpfchen an den Haaren innerhalb der Lippe, welche ein wahrscheinlicheres Auziehungsmittel bilden. Sie haben Erfolg gehabt, in Dingen, die mir in früheren Jahren der Beobachtung fehlschlungen, z. B indem Sie ein Insekt an der Ophrys sahen, aber ich kann mich nicht davon überzeugen, dass die Schnäbelchen (rostella) den Anziehungspunkt bildeten. Das Insekt muss, wie ich denke, sehr durstig gewesen sein; ich selbst habe eine Wespe gesehen, welche sich am Auge eines Mannes niederliess und die Thränen sog ...
[pages] 19-20
March 14. 1870.
Die Wichtigkeit der keinen Pollen verzehrenden Schmetterlinge für die Blumen ist mir niemals eingefallen, und Ihre Gesichtspunkte erklären die ungeheuere Entwickelung der nächtlichen Arten. Es scheint mir sehr seltsam, dass es keine nächtlichen blumensaugenden Zweiflügler und Hautflügler geben soll. Hat irgend wer den Magininhalt der Fledermäuse untersucht? Nach den Hummeln und Honigbienen, die oft verschiedene Arten besuchen, und nach dem Beispiele der Wespen und der Epipactis latifoliakann ich nicht umhin, zu denken, dass der Geschmack des Nektars die Besuche der Schmetterlinge sogar noch mehr bestimmen muss, als der Bau der Blume. Würde es sehr schwierig sein, das Verhältniss der in Deutschland vorkommenden Blumen mit so langen Nektarien oder so verlängerter Röhre, dass sie nur durch Schmetterlinge ausgebeutet werden können, festzustellen? Die in meinem Orchideenbuche versuchte Erklärung der Länge des Nektarium von Angraecum, kann, wie ich vermuthe, auf andere Fälle ausgedehnt werden. Sie müssten, denke ich, von Pictet's oder anderen Werken die frühesten geologischen Formationen festellen, in welchen die verschiedenen Ordnungen der Insekten aufgefunden worden sind. Es ist, wie ich glaube, viel Wahres in dem, was ich in einer der späteren Ausgaben des "Ursprungs der Arten" folgerte, dass, bevor Insekten erschienen, die Pflanzen nicht mit ornamentalen Blüthen geschmückt gewesen sind. Ich zweifle einigermassen daran, dass irgend eine Beziehung zwischen den glänzenden Farben der Schmetterlinge, ihren Blumenbesuchen und der geschlechtlichen Zuchtwahl bestehe, denn die Geschlechter variiren in der Farbe so häufig im ganzen Thierreich. …
[page] 27
[30 May 1873]
Ich hoffe, mein Buch wird Sie, wenn immer es erscheinen mag, interessiren, aber wenn ich Ihr Buch hätte vor sieben Jahren lesen können, würde ich meine Versuche vielmals nützlicher haben einrichten können.
Citation: John van Wyhe, ed. 2002-. The Complete Work of Charles Darwin Online. (http://darwin-online.org.uk/)
File last updated 4 February, 2023