RECORD: Darwin, C. R. 1885. [German translation of extracts from letters addressed to Professor Henslow (abridged)]. In E. Krause, Charles Darwin und sein Verhältnis zu Deutschland. Leipzig: E. Günther, pp. 21-33.

REVISION HISTORY: Transcribed and edited by John van Wyhe 5.2022. RN1

NOTE: See record in the Freeman Bibliographical Database, enter its Identifier here. Translated extracts from Darwin, C. R. [1835]. [Extracts from letters addressed to Professor Henslow]. Cambridge: [privately printed]. F1


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Statt eines ausführlichen Reiseberichtes dürfte es von Interesse sein, hier Auszüge aus einer Reihe von Briefen zu finden, welche Darwin unter

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dem frischen Eindrucke des Erlebten an Professor Henslow gerichtet hat.

 

Rio de Janeiro, 18. Mai 1832.

Wir verliessen Plymouth am 27.Dezember 1831. — In St. Jago (Cap-Verde-Inseln) blieben wir drei Wochen. Die Geologie war in hervorragendem Grade interessant und ich glaube ganz neu; darunter einige Thatsachen von im weiten Massstabe aufsteigenden Küsten, die Herrn Lyell interessieren würden.......St. Jago ist merkwürdig dürr und bringt nur wenig Pflanzen und Insekten hervor, so dass mein Hammer mein gewöhnlicher Begleiter war.......An der Küste sammelte ich viele Seetiere, hauptsächlich Gasteropoden (darunter, wie ich glaube, einige neue). Ich untersuchte ziemlich genau eine Caryophyllia, und wenn meine Augen nicht behext waren, so haben frühere Beschreibungen nicht die leiseste Ähnlichkeit mit dem Tiere. Ich fing mehrere Exemplare eines Octopus, welcher eine wunderbare Fähigkeit besass, seine Färbungen zu wechseln; er kam darin jedem beliebigen Chamäleon gleich, indem er sich augenscheinlich den Veränderungen der Farbe des Bodens, über den er sich hinbewegte, anpasste.......wir segelten alsdann nach Bahia und hielten am Felseiland von St. Paul an. Dasselbe ist eine Serpentin-Formation.......Nachdem wir noch bei den Abrolbos-Inseln angelegt, trafen wir am 4. April hier ein.......Einige Tage nach unsrer Ankunft brach ich zu einer Expedition von hundertundfünfzig Meilen nach Rio Macao auf, die achtzehn Tage währte.......Jetzt bin ich dabei, Süsswasser- und Landtiere zu sammeln: wenn es wahr ist, was mir in London erzählt wurde, dass nämlich in den Sammlungen aus den Tropen keine kleinen Insekten vorbanden sind, so bitte ich die Entomologen auf der Wacht zu sein und Ihre Federn zur Beschreibung bereit zu balten. Ich habe ebenso kleine (wenn nicht noch kleinere) Hydroporen, Hygroten, Hydrobien, Pselaphiden, Staphilinen, Curculioniden, Bembidien u. s. w. U. s. w. wie in England gefangen. Es ist äusserst interessant, den Unterschied der Gattungen und Arten, von denen die ich kenne, zu beobachten, jedoch ist derselbe viel geringer, als ich erwartet hatte........Ich bin soeben von einem Spaziergang zurückgekommen und nenne als ein Beispiel, wie wenig die Insekten bekannt sind, (die Gattung) Noterus, welche nach Dic. Class. nur aus drei europäischen Arten besteht. Ich

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meinesteils fing mit einem einzigen Zuge meines Netzes fünf verschiedene Arten.......Zu Bahia hatten der Pegmatit und Gneiss in ihren Schichten dieselbe Richtung, welche von Humboldt in — Columbia dreizehnhundert Meilen entfernt — als vorherrschend beobachtet worden war.

Monte Video, 15. August 1832.

Meine Pflanzensammlung von den Abrolhos-Inseln ist interessant, da sie, wie ich vermute, nahezu die gesamte blütentragende Vegetation enthält........Zu Rio brachte ich eine ungeheure Sammlung von Arachniden zusammen; auch viele kleine Käfer in Pillenschächtelchen, obwohl es für letztere vicht die beste Jahreszeit ist.......Unter den niederen Tieren hat mich nichts mehr interessiert, als zwei Arten von elegant gefärbten Planarien (?) zu finden, welche den trocknen Wald bewohnen! Die unechte Verwandtschaft, welche sie mit Schnecken darbieten, ist die ausserordentlichste Erscheinung dieser Art, die ich jemals gesehen habe. In derselben Gattung (oder richtiger Familie) besitzen einige der marinen Arten eine so wunderbare Organisation, dass ich kaum meinen Augen trauen kann. Jedermann hat von den verschiedenfarbigen Streifen des Seewassers in den Äquator-Gegenden gehört. Einer, den ich untersuchte, rührte von der Gegenwart so kleiner Oscillatorien her, dass auf jeden Quadratzoll Oberfläche deren wenigstens hunderttausend vorhanden waren........Ich würde eine weit grössere Zahl von wirbellosen Tieren sammeln, wenn ich mir weniger Zeit für jedes einzelne nähme: aber ich bin zu dem Schlusse gekommen, dass zwei in ihren ursprünglichen Farben und Gestalten aufgezeichnete Tiere den Naturforschern wertvoller sein werden, als sechs derselben, die bloss mit Ort und Datum bezeichnet sind. In dieser gegenwärtigen Minute liegen wir in der Mündung des Flusses vor Anker, und die Scenerie ist höchst seltsam. Alles steht in Flammen — der Himmel mit Blitzen das Wasser voll leuchtender Teilchen — und selbst die Masten tragen eine blaue Flamme an ihrer Spitze.

Monte Video, 24. November 1832.

Wir kamen hier am 24. Oktober an, nachdem wir zum erstenmal an der Küste von Patagonien, nördlich vom Rio Negro gekreuzt hatten.........Ich hatte zur Ehre der Dame Natur gehofft, dass nirgends ein Land wie dieses zu finden sei; in der traurigen Wirklichkeit führte unsere Küstenfahrt hundertundvierzig Meilen lang an Sandhügeln vorüber. Ich wusste bis dahin nicht, was für ein schrecklich hässliches Ding so ein Sandhügel ist: das berühmte Land des Rio Plata ist meiner Meinung nicht viel besser; ein ungeheurer Strom mit brackigem Wasser, von einer unübersehbaren grünen Ebene eingefasst, reicht hin, einem Naturforscher Seufzer zu entlocken.........

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Recht glücklich bin ich mit fossilen Knochen gewesen; ich besitze Bruchstücke von wenigstens sechs verschiedenen Tieren; da viele derselben aus Zähnen bestehen, so hoffe ich, dass sie, obwol zertrümmert und abgerollt, zu bestimmen sein werden. Ich habe, soviel ich dazu imstande war, ihrer Fundstätte in geologischer Beziehung alle Aufmerksamkeit gewidmet, aber ein Bericht darüber würde für einen Brief zu lang sein. 1) Die sehr vollständig erhaltenen Fuss- und Mittelfussknochen einer Cavia. 2) Der Oberkiefer und Kopf eines sehr grossen Tieres mit vier viereckigen, hohlen Backenzähnen und stark nach vorn vorgewölbtem Kopf. Zuerst dachte ich, es gehöre entweder zu Megalonyx oder Megatherium. Zur Bestätigung dessen fand ich in derselben Formation eine grosse Fläche mit den polygonalen Knochenplatten, welche nach "neueren Beobachtungen" (was sind das für welche?) zum Megatherium gehören sollen. Unmittelbar, als ich sie sah, dachte ich, dass sie einem riesenhaften Armadill angehören müssten, von welcher Gattung lebende Arten hier so häufig sind. 3) Der Unterkiefer eines grossen Tieres, welches ich nach den Backenzähnen zu den Edentaten rechnen möchte. 4) Grosse Backenzähne, welche in mancher Beziehung einer riesenhaften Nager- Art anzugehören scheinen. 5) Auch einige kleinere, derselben Ordnung zugehörige Zähne, u. s. w. u. s. w. — Sie sind mit See-Muscheln vermengt, die mir mit jetzt lebenden Arten identisch zu sein scheinen. Doch haben im Lande, seitdem sie in ihren Schichten abgelagert wurden, mehrere geologische Veränderungen stattgefunden. Es gieht hier ein kümmerliches Exemplar von einem Vogel, der meinen unornithologischen Augen wie ein glückliches Gemisch aus einer Lerche, einer Taube und einer Schnepfe erscheint. Selbst Herrn Mac Leays Einbildung erfand ein so zusammengeflicktes Geschöpf niemals........Ich habe einige interessante Amphibien gefangen, einen schönen Bipes, einen neuen Trigonocephalus, der in seinen Gewohnheiten Crotalus und Viperus aufs schönste verbindet, und zahlreiche (so weit meine Kenntnis geht) neue Saurier. Für eine kleine Kröte hoffe ich, dass sie ebenfalls neu sein wird, damit wir sie die "teuflische" (diabulicus) taufen können. Milton muss auf dies Individuum angespielt haben, wo er "platt wie eine Kröte" sagt........Unter den pelagischen Crustaceen einige neue merkwürdige Gattungen, und unter den Zoophyten ebenfalls einige interessante Tiere. Was z. B. eine Flustra betrifft, so würde niemand an ihren höchst anomalen Bau glauben, wenn ich das Exemplar nicht zu meiner Unterstützung hätte. Doch alles das kommt an Neuheit nicht einer Familie von pelagischen Tieren gleich, welche beim ersten Anblick wie kleine Medusen erscheinen, aber in Wirklichkeit hochorganisiert sind. Ich habe sie wiederholt untersucht, aber es ist ganz unmöglich, sie nach ihrem Bau in irgend einer bestehenden Ordnung unterzubringen. Vielleicht ist Salpa das nächststehende Tier, obgleich die Durchsichtigkeit des Körpers beinahe der einzige Charakter ist, den beide gemein haben.........

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Wir waren eine Woche in Buenos Ayres. Es ist eine schöne grosse Stadt, aber welch ein Land! Alles ist Morast; man kann nirgends hingeben, nichts unternehmen wegen des Morastes. In der Stadt erhielt ich manche Auskunft über die Ufer des Uruguay. Ich höre von Kalkstein mit Scbaltieren und Scbaltierschichten nach allen Richtungen........Ich kaufte Bruchstücke von einigen ungeheuer grossen Knochen, von denen man versicherte, dass sie einstigen Riesen angehört hätten!!

11. April 1833.

Wir sind im Begriff, von den Falklandsinseln zum Rio Negro (oder Colorado) zu segeln........Seit mehreren Monaten sind wir in keinem civilisierten Hafen gewesen; fast diese ganze Zeit wurde im südlichsten Teile von Feuerland zugebracht. Es ist eine abscheuliche Gegend; Stürme folgen auf Stürme in so kurzen Zwischenräumen, dass es schwer ist, irgend etwas zu thun. Wir lagen einundzwanzig Tage vor Kap Horn und konnten schlechterdings nicht nach Westen gelangen, so dass wir schliesslich in den Hafen einliefen und in Booten die Westseite der Binnenkanäle gewannen. Mit zwei Booten legten wir ungefähr dreihundert Meilen zurück, und auf diese Weise bekam ich herrliche Gelegenheit, geologische Beobachtungen zu machen und viel von den Wilden zu sehen. Die Feuerländer sind in einem elenderen Zustande von Barbarei, als ich je ein menschliches Wesen zu finden erwartet habe. Sie gehen in diesem unfreundlichen Lande vollständig nackt, und ihre temporären Häuser gleichen denen, welche Kinder im Sommer aus Baumzweigen errichten........Das Klima ist in manchen Beziehungen eine seltsame Mischung von Strenge und Milde. Hinsichtlich des Tierreichs herrscht der erstere Charakter vor, ich habe deshalb meinen Sammlungen nicht viel hinzufügen können. Die Geologie dieses Teils von Feuerland war mir sehr interessant. Das Land ist ohne Versteinerungen und besteht aus einer gewöhnlichen Aufeinanderfolge von granitischen und Schieferfelsen; Versuche, die Beziehungen der Neigungswinkel, Schichten u. s. w. u. S. W. festzustellen, bildeten mein Hauptvergnügen........Der südliche Ocean ist fast so unfruchtbar, wie das Land, welches er bespült. Die Crustaceen haben mir am meisten Arbeit verschafft.

Ich fand eine Zoea von der sonderbarsten Form, da ihr Körper nur den sechsten Teil von der Länge der beiden Scheren besass. Nach ihrem Bau und andern Gründen bin ich überzeugt, dass es ein junger Erichthus ist. Ich muss des Baues eines Dekapoden erwähnen, der sehr ungewöhnlich ist: Die Beine seines letzten Paares sind klein und rückenständig, aber anstatt in eine Klaue zu endigen, wie bei allen übrigen, haben sie drei gekrümmte, borstenartige Anhängsel; diese sind fein gesägt und mit Näpfchen besetzt, einigermassen denen von Cephalopoden ähnlich. Da das Tier pelagisch ist, so befähigt diese schöne Einrichtung dasselbe, sich an leichten schwimmenden Gegenständen fest-

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zuhalten. Ich habe auch etwas über die Fortpflanzung der zweifelhaften Gruppe der Mooskorallen ausfindig gemacht........Nachdem wir Feuerland verlassen, segelten wir nach den Falklands-Inseln........Hier hatte ich das ganz besondere Glück unter den höchst primitiv aussehenden Felsen eine Schicht von glimmerführendem Sandstein zu finden, der voll von Terebratula und ihren Untergattungen, sowie von Entrochites war. Da dies eine von Europa soweit entfernte Örtlichkeit ist, so denke ich, dass die Vergleichung dieser Eindrücke mit denjenigen der ältesten fossilienführenden Schichten Europas von hervorragendem Interesse sein wird. Natürlich sind es bloss Abgüsse und Abdrücke, aber viele derselben sind sehr vollständig.

Rio de la Plata, 18. Juli 1833.

Den grössten Teil des Winters brachten wir an diesem Fluss iu Meldonado zu. . . . . Wir haben uns fast jeden Vogel aus der Nachbarschaft (von Meldonado), ungefähr achtzig im ganzen, und beinahe zwanzig Vierfüssler verscbafft. In einigen Tagen gehen wir nach Rio Negro, um einen Teil der Ufer aufzunehmen.

Die Geologie muss sehr interessant sein. Es ist in der Nähe der Vereinigung der Megatherium- und der Patagonischen Felsen. Nach dem, was ich von den letzteren innerhalb einer halben Stunde in der St. Josephs-Bucht sah, scheinen sie mir einer eingehenden Untersuchung wert zu sein. Über der grossen Austernbank ist eine Kiesschicht, welche die Unebenheiten im Innern derselben ausfüllt, und wiederum über dieser, also hoch aus dem Wasser ragend, befindet sich eine Schicht mit so frischen Schaltieren, dass sie noch ihre Farbe halten und einen übeln Geruch verbreiten, wenn sie verbrannt werden, Patagonien muss sich offenbar erst kürzlich aus dem Wasser erhoben haben.

Monte-Video, 12. November 1833.

Ich verliess den Beagle am Rio Negro und durchkreuzte das Land bis Buenos Ayres. Es wird dort augenblicklich ein blutiger Ausrottungskrieg gegen die Indianer geführt, wodurch ich in den Stand gesetzt wurde, diesen Weg zurückzulegen. Er ist aber im besten Falle binreichend gefährlich und bisher selten beschritten worden. Es ist die wildeste, traurigste Ebene, die man sich denken kann, ohne sesshafte Einwohner oder Viebherden. In weiten Zwischenräumen giebt es militärische "Postas", mit deren Hülfe ich reiste. Wir lebten viele Tage von Wildpret und Straussenfleisch und schliefen auf freiem Felde.......Es gereichte mir zur Befriedigung, die Tierra de la Ventada zu besteigen, eine Kette von drei bis viertausend Fuss hohen Bergen, deren Vorhandensein kaum ausserhalb Rio Plata nnt sein dürfte. Nachdem ich eine Woche in Buenos Ayres geblieben war,

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brach ich nach Santa Fé auf. Auf dem Wege war die Geologie interessant. Ich fand zwei grosse Gruppen von ungeheuren Knochen, aber so sehr weich, dass es unmöglich war, sie fortzuschaffen. Nach dem Bruchstück eines Zahnes, denke ich, dass sie zu Mastodon gehörten. In dem Rio Carcarana fand ich einen Zahn, der aller meiner Vermutungen spottet. Er sieht aus wie ein ungeheurer Nagerzahn. In St. Fé fühlte ich mich unwohl, schiffte mich deshalb ein, und hatte eine schöne Fahrt von dreihundert Meilen den stattlichen Parana hinab. Als ich nach Buenos Ayres zurückkam, fand ich das Land auf den Kopf gestellt durch Umwälzungen, die mir viel Unbequemlichkeiten verursachten. Endlich konnte ich fortkommen und den Beagle wieder erreichen.

Falklandsinseln, März 1834.

Ich bin in Unruhe über Ihre Bemerkung hinsichtlich der Reinigung der Knochen, da ich fürchte, die gedruckten Nummern möchten verloren gegangen sein. Die Ursache meiner Sorge ist, dass sie teils in Kies mit recenten Muscheln, teils in einer ganz andern Schicht gefunden wurden. Mit diesen letzteren waren Knochen eines Agouti, einer wie ich glaube Amerika ausschliesslich angehörenden Tiergattung (vermengt), und es würde wichtig sein zu beweisen, dass einige dieser Gattung schon mit dem Megatherium zusammenlebten; solche und andere Punkte hängen gänzlich von der sorgfältigen Erhaltung der Nummern ab.......Seitdem ich den Rio Plata verliess, hatte ich Gelegenheit, die grosse südliche Patagonische Formation zu untersuchen. Ich habe eine grosse Menge Muscheln mitgenommen; nach dem wenigen, was ich von der Sache verstehe, muss es eine tertiäre Bildung sein, denn einige der Schaltiere und Mooskorallen leben noch jetzt in der See, andere, wie ich glaube, nicht. Diese Schicht, welche hauptsächlich durch eine grosse Auster charakterisiert wird, ist mit einer sehr merkwürdigen Schicht von Porphyr-Brocken, welche ich mehr als siebenhundert Meilen weit verfolgt habe, bedeckt. Aber die seltsamste Thatsache ist, dass die gesamte Ostküste des südlichen Teiles von Südamerika aus dem Ocean gehoben worden ist, innerhalb eines Zeitraumes, in welchem die Muscheln ihre blaue Farbe nicht verloren haben. Zu Port St. Julian fand ich einige sehr vollständige Knochen eines sehr grossen Tieres, wie ich vermute, eines Mastodon: die Knochen einer hintern Extremität sind sehr vollständig und fest. Dies ist interessant, da die Breite zwischen 49 und 500 beträgt und die Gegend weit von den grossen Pampas entfernt ist, woselbst Knochen des engzahnigen Mastodon so häufig gefunden worden sind. Ich zweifle, nebenbei bemerkt, nicht, dass dieses Mastodon und das Megatherium auf den alten Ebenen Gefährten waren. Überreste des Megatherium habe ich in einer Entfernung von nahezu sechshundert Meilen auf einer Nordsüd-Linie gefunden.......

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Valparaiso, 24. Juli 1834.

Nachdem wir die Falklandsinseln verlassen hatten, setzten wir unsern Weg nach dem Rio Santa-Cruz fort, folgten dem Flusse aufwärts bis auf zwanzig Meilen von den Cordilleren: unglücklicher Weise zwang uns der Mangel an Nahrungsmitteln umzukehren. Diese Expedition war höchst wichtig für mich, da sie ein Querdurchschnitt der grossen patagonischen Formation war. Ich nehme an (und eine genaue Untersuchung der Fossilien wird diesen Punkt möglicherweise feststellen können), dass die Hauptbildung irgendwo (um mit Herrn Lyell zu sprechen) in die miocäne Periode gehört, nach dem zu urteilen, was ich von den lebenden Schaltieren Patagoniens sah. Diese Schicht enthält eine enorme Menge von Lava, was ziemlich interessant ist, da es eine ungefähre Annäherung an das Alter des vulkanischen Teils der grossen Andenkette ergiebt. Lange vor diesem existierte sie als eine Reihe von Schiefer- und Porphyr-Hügeln. Ich habe mir hinsichtlich der verschiedenen Perioden und Erhebungsformen in dieser Ebene eine leidliche Anzahl von Informationen verschafft. Ich denke, das wird Herrn Lyell interessieren. Ich hatte die Durchlesung seines dritten Bandes bis zu meiner Rückkehr verschoben; Sie können sich denken, wie viel Vergnügen es mir verschaffte; einige seiner Holzschnitte kamen mir so genau ins Spiel, dass ich mich bloss auf sie zu beziehen brauche, anstatt ähnliche nochmals zu zeichnen........Das Thal von Santa Cruz erscheint mir höchst merkwürdig; zuerst verwirrte es mich gänzlich. Ich glaube triftige Gründe für die Annahme beibringen zu können, dass es einst eine nördliche Meerenge war, gleich der Magellanstrasse.

Der "Beagle" verliess die Magellanstrasse in der Mitte des Winters und fand seinen Ausweg durch einen wilden unbesuchten Kanal. Wohl darf Sir J. Nasborough die Westküste die südliche Wüste nennen, "weil sie als ein so ödes Land anzuschauen ist." Wir wurden durch sehr schlechtes Wetter nach Chiloe getrieben.......Ich finde, dass Chiloe aus Lava und jüngeren Absatzschichten gebildet ist........Die Lava ist merkwürdig, da sie viel Pechstein enthält, oder vielmehr ganz daraus zusammengesetzt ist........

Vorgestern kamen wir hier an. Die Aussicht auf die entfernten Berge ist höchst erhaben und das Klima entzückend. Nach unsrer langen Kreuz- und Querfahrt in den feuchten und nebligen Klimaten des Südens musste es das Summum bonum des menschlichen Lebens vorstellen, eine reine, trockene Luft zu atmen, einen anständigen warmen Sonnenschein zu empfinden und gutes frisches Roastbeef zu essen. Der Anblick der Felsen gefällt mir nicht halb so gut, wie das Beef; da sind zu reichlich jene etwas schalen Ingredienzien, wie Glimmer, Quarz und Feldspat darin enthalten........Kurz nach unserer Ankunft hierselbst unternahm ich eine geologische Exkursion, es war ein höchst angenehmes Umherschweifen am Fusse der Anden. Land erscheint aus Breccien und Schiefer, wie ich vermute, zusammen-

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gesetzt, welche durch die Wirkung des Feuers durchweg umgewandelt und oft völlig verändert sind; die so erzeugten Varietäten des Porphyrs sind endlos, aber nirgendswo bin ich bis dahin Felsen begegnet, welche im (feurigen) Flusse gewesen wären.........Die neuere vulkanische Thätigkeit ist gänzlich auf die centralsten Teile der Cordilleren beschränkt, welche jetzt in Anbetracht des Schnees nicht erreicht werden können. Im Süden des Rio Mappo untersuchte ich die tertiären Ebenen, welche Herr Gay schon teilweise beschrieb. Die fossilen Muscheln scheinen mir weit mehr von den lebenden verschieden, als die der grossen patagonischen Formation; es wäre interessant, wenn auch in Süd-Amerika, wie in Europa, eine eocäne und miocäne Formation (an jüngeren ist Überfluss) nachgewiesen werden könnten. Es hat mich sehr interessiert, eine grosse Menge recenter Muscheln in einer Erhebung von 1300 Fuss zu finden; das Land ist an manchen Orten mit Schaltieren übersäet, aber es sind durchweg Küstenarten (!); so dass ich annehme, die dreizehnbundert Fuss Erhebung müssen einer Folge kleiner Erhebungen zugeschrieben werden, wie die von 1822. Mit diesen sichern Beweisen der neuerlichen Herrschaft des Oceans über alle niedrigen Teile von Chile, besitzt der Umriss jeder Aussicht und die Form jedes Thales ein hohes Interesse. "Hat die Wirkung des fliessenden Wassers oder die See diese Schlucht gebildet?" — war eine Frage, die oft in meinen Gedanken auftauchte und gewöhnlich dadurch beantwortet wurde, dass ich eine Schicht von recenten Schaltieren auf dem Boden derselben fand. Ich habe keine genügenden Beweise, aber ich möchte nicht glauben, dass mehr als ein kleiner Bruchteil der Anden in der Tertiär-Periode gebildet worden ist.

Valparaiso, März 1835.

Wir liegen augenblicklich wegen einer Windstille vor Valparaiso und ich will die Gelegenheit wahrnehmen, Ihnen einige Zeilen zu schreiben. Das Ende unserer Reise ist nunmehr beschlossen. Wir verlassen die amerikanische Küste im Beginn des Septembers und hoffen England in demselben Monat des Jahres 1836 zu erreichen........ Sie werden einen Bericht vor dem schrecklichen Erdbeben vom 20. Februar vernommen haben. Ich wünsche, dass einige Geologen, welche die Erdbeben unsrer Zeiten für unbedeutend halten, die Art sehen könnten, in welcher der feste Felsen zertrümmert ist. In der Stadt giebt es kein bewohnbares Haus; die Ruinen erinnern mich an die Zeichnungen der im Osten verwüsteten Städte. Wir waren zur Zeit in Valdivia und fühlten den Stoss sehr heftig. Die Empfindung glich der des Schlittschubläufers über sehr dünnem Eise; d. h. es waren entschieden wellenförmige Bewegungen wahrnehmbar. Die gesamte Scenerie von Concepcion und Talcuana ist eins der interessantesten Schauspiele, welche wir, seit wir England verliessen, erblickt haben. Seit der Abfahrt von Valparaiso habe ich während dieser Kreuzung

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ausser in Geologie wenig gearbeitet. In den jüngern tertiären Schichten habe ich vier Verwerfungs-Zonen untersucht, die mich im kleinen Massstabe an die berühmte Strecke auf der Insel Wight erinnerten. An einer Stelle waren schöne Beispiele dreier verschiedener Erhebungsformen. In zwei Fällen denke ich zeigen zu können, dass die Neigung einem System von parallelen Gängen zuzuschreiben ist, welche die untere Glimmerschieferschicht durchbrechen. Die gesamte Küste von Chiloe bis zum südlichen Vorsprung der Halbinsel Tres-Montes ist von der letzteren Felsart gebildet; sie wird von sehr zahlreichen Gängen durchbrochen, deren mineralische Natur sich, wie ich denke, als sebr merkwürdig ausweisen wird. Ich untersuchte eine grosse GranitQuerkette, welche offenbar durch den darüberliegenden Schiefer hindurchgebrochen war. Auf der Halbinsel von Tres-Montes ist ein alter vulkanischer Focus gewesen, der einem andern im nördlichen Teile von Chiloe entspricht. Ich war sehr erfreut, in Chiloe eine dicke Lage von recenten Schalen von Austern u. 8. w. zu finden, welche die tertiäre Ebene bedeckten, auf welcher grosse Waldbäume wuchsen. Nunmehr kann ich beweisen, dass beide Seiten der Anden sich in dieser neueren Periode zu beträchtlicher Höhe erhoben haben. Die Muscheln lagen hier dreihundertundfünfzig Fuss über der See. In der Zoologie habe ich nur wenig gethan, ausgenommen eine grosse Sammlung von kleinen Zweiflüglern und Hautflüglern aus Chiloe. An einem Tage fand ich Pselaphus, Anaspis, Latridius, Leiodes, Cercyon, Elmis und zwei schöne echte Carabi; ich hätte mir einbilden können, in England zu sammeln. Eine neue, hübsche Gattung einer Nacktkiemer-Schnecke, die nicht auf einer ebenen Fläche zu kriecben vermag, und eine Gattung aus der Familie der Meereicheln, die kein eigenes Gehäuse besitzt und in kleinen Höhlungen der Schale von Concholepas lebt, sind sozusagen die beiden einzigen Neuigkeiten.

Valparaiso, den 18. April 1835.

Ich bin soeben von Mendoza zurückgekehrt, indem ich die Cordilleren auf zwei Pässen überschritten habe. Dieser Abstecher hat wesentlich zu meiner Kenntnis der Geologie des Landes beigetragen.........Ich will eine sehr kurze Skizze vom Bau dieser ungeheuren Berge geben. In dem Portillo-Pass (einem der südlichsten) haben Reisende die Cordilleren, als aus einer doppelten Reihe von fast gleicher Höhe bestehend und als durch einen beträchtlichen Zwischenraum getrennt, beschrieben. Dies ist ganz richtig und der nämliche Bau erstreckt sich nördlich bis Uspellata. Die geringe, hier nicht mehr als sechs bis siebentausend Fuss betragende Erhebung der Ostlinie, war die Veranlassung, dass sie fast gänzlich übersehen worden ist. Um mit der westlichen und Hauptkette, woselbst die Durchschnitte am besten zu sehen sind, zu beginnen, so haben wir eine ungeheure Masse eines porphyrartigen Konglomerats, das auf Granit ruht, vor uns. Die letz-

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tere Felsart scheint den Kern der ganzen Masse zu bilden, und es ist in den tieferen Seitenthälern zu ersehen, wie sie in die überliegenden Schichten eindringt, sie emporhebt und in der ausserordentlichsten Weise übereinander wirft. An den kahlen Seiten der Berge sieht man die komplizierten Gänge und Keile verschiedenartig gefärbter Felsen in jeder möglichen Form und Gestalt die nämlichen Schichten durchsetzend, welche durch ihre Durchschnitte eine Aufeinanderfolge von Gewalt-Ausbrüchen beweisen. Die Schichtenbildung in all' diesen Bergen ist hübsch deutlich und kann, dank der Verschiedenartigkeit in der Färbung, aus grossen Entfernungen gesehen werden. Ich kann mir keinen Teil der Welt vorstellen, der eine ausserordentlichere Scenerie des Aufbruchs der Erdrinde darbietet, als diese centralen Spitzen der Anden.........Die Schichten in den höchsten Zacken sind fast allgemein unter einem Winkel von 70-800 geneigt. Ich kann Ihnen nicht sagen, wie sehr ich durch einzelne dieser Aussichten entzückt war; es ist wert von England zu kommen, einzig um eine so intensive Wonne zu empfinden. In einer Höhe von 10–12000 Fuss, ist eine Durchsichtigkeit der Luft, eine Täuschung über die Entfernungen und eine Art von Ruhe vorhanden, welche die Empfindung in einer andern Welt zu sein einflössen, und wenn sich alledem das so deutlich ausgedrückte Gemälde der grossen Epochen der Gewalt-Umwälzungen hinzufügt, so verursacht dies einen höchst seltsamen Zusammenfluss von Ideen in unsrem Geiste........Es ist ein grosser Irrtum, anzunehmen, die Cordilleren hierselbst seien einzig aus einem Gestein gebildet, welches einst in Strömen geflossen sei. In dieser Kette sah ich niemals ein Stück, von dem ich annehmen könnte, es sei so entstanden, obwohl der Weg in keiner grossen Entfernung vor den thätigen Vulkanen vorrüberführte. Die Porphyre, Konglomerate, Sandstein, Quarzsandstein und Kalkstein wechseln mit einander ab, gehen manchmal in einander über und bedecken den Thonschiefer, falls er nicht von Granit durchbrochen ist. In den obern Teilen beginnt der Sandstein mit Gips abzuwechseln, bis wir diese Substanz zuletzt in verblüffender Dicke vor uns haben. Ich glaube thatsächlich, die Formation ist an einigen Stellen (sie variiert sehr) annähernd zweitausend Fuss stark. ..... Die obern Schichten, welche einige der höheren Spitzen bilden, bestehen aus Lager von schneeweissem Gips und kompaktem roten Sandstein, in endloser Folge, von der Dicke eines Papiers bis zu der weniger Fusse mit einander abwechselnd. Der Fels hat ein höchst seltsam gemaltes Ansehen. An dem Pass der Puquenas, wo in dieser Schichtenbildung ein schwarzes Gestein (einem Thonschiefer ähnlich, aber ohne starke Blätterung) und blasser Kalkstein den roten Sandstein ersetzt haben, fand ich zahlreiche Muschelabdrücke. Die Erhebung muss zwischen zwölf und dreizehntausend Fuss betragen. Eine Muschel, die ich für eine Gryphaea hielt, ist am häufigsten. Ausserdem eine Ostrea, Turritella , Ammonites, kleine Bivalven, Terebratula (?). Vielleicht wird ein guter Conchyliologe

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eine Mutmassung darüber geben können, mit welcher grossen Abteilung des europäischen Kontinents diese organischen Überreste die meiste Übereinstimmung verraten. Sie sind äusserst unvollständig und sparsam, nur die Gryphiten sind höchst vollkommen erhalten. Es war spät im Jahre und die Gegend wegen der Schneestürme besonders gefahrvoll. Ich wagte nicht, mich aufzuhalten, sonst wäre wohl eine gute Ernte einzuheimsen gewesen. So viel über die westliche Linie.

In dem Portillo-Pass ostwärts vordringend, begegnete ich ungeheuren Massen eines Konglomerats, welches nach Westen unter 45 0 einfällt und auf geschiefertem Sandstein u. s. w. ruht, der von einer sehr grossen Masse von Protogen (mit grossen Quarzkrystallen, rotem Feldspat und einem feinen Chlorit) emporgehoben, in Quarzfels verwandelt und mit Gängen durchsetzt ist. Jenes Konglomerat nun, welches darauf ruht und von dem Protogen unter einem Winkel von 45° abfällt, besteht aus der eigentümlichen Felsart der zuerst beschriebenen Kette, aus Bruchstücken des schwarzen Felsens mit Muscheln, grünem Sandstein u. s. W. u. s. W. Es ist hier offenbar, dass die Erhebung (und wenigstens teilweise Bildung) der grossen Ostkette durchweg später als die der westlichen erfolgt ist. Gegen Norden im Uspellata - Pass haben wir ebenfalls eine Thatsache derselben Klasse. Bitte dies im Gedächtnis zu behalten, es wird dazu beitragen, Ihnen das Nachfolgende glaubhaft zu machen. Ich habe gesagt, die Uspellata-Kette sei geologisch, obwohl nur 6—7000 Fuss hoch, eine Fortsetzung der grossen Ostkette. Sie hat ihren Granitkern, und besteht aus grossen Schichten verschiedenartiger krystallinischer Gesteine, welche, wie ich nicht zweifeln kann, wässrige Laven sind, die mit Sandstein, Konglomeraten und weissen Alaunlagern (zersetztem Feldspat ähnlich) und manchen andern seltsamen Varietäten sedimentärer Schichten abwechseln. Diese Laven und Sandsteine wechseln sehr oft miteinander ab und sind untereinander gleichmässig gefügt. Während zweier Tage sorgfältiger Untersuchung sagte ich mir wenigstens fünfzigmal, wie genau übereinstimmend, nur etwas härter, diese Schichten mit denen der obern Tertiärschichten von Patagonien, Chiloe und Concepcion seien, ohne dass mir die Möglichkeit ihrer Identität je einfiel. Zuletzt war aber dieser Schlussfolgerung nicht mehr zu widerstehen.

Muscheln konnte ich nicht erwarten, denn sie kommen in dieser Formation niemals vor, aber Lignite oder Kohlenschiefer mussten zu finden sein. Schon vorher war ich äusserst überrascht gewesen, im Sandsteine dünne (wenige Zoll bis einige Fuss starke) Lagen von Pechstein-Breccie anzutreffen. Ich vermutete nunmehr stark, dass der unten lagernde Granit diese Schichten in Pechstein verwandelt habe. Das für die Formation besonders charakteristische verkieselte Holz fehlte bisher, aber die Überzeugung, dass ich mich im tertiären Schichtengebiete befand, war zu dieser Zeit so stark in meiner Empfindung, dass ich am dritten Tage mitten unter Laven und Granithaufen eine

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anscheinend verlorene Jagd darauf anstellte. Glauben Sie wohl, dass ich Erfolg hatte? In einer Böschung von kompaktem grünem Sandstein fand ich ein kleines Gehölz von versteinerten Bäumen in senkrechter Stellung, oder vielmehr die Schichten waren unter 20—30º nach der einen und die Bäume unter 700 nach der andern Seite geneigt, das heisst sie standen vor der Bedeckung genau senkrecht. Der Sandstein besteht aus vielen horizontalen Schichten und ist mit den concentrischen Linien der Rinde versehen. Elf sind völlig verkieselt und gleichen dem dikotylischen Holz, welches ich in Chiloe und Concepcion fand, die andern dreissig oder vierzig erkannte ich als Bäume, einzig nach der Analogie von Form und Stellung; sie bestehen aus schneeweissen Säulen (wie Loths Weib) von grob krystallisiertem kohlensauren Kalk. Der stärkste Stamm hat sieben Fuss. Sie sind alle eng beieinander, innerhalb eines Gebiets von hundert Ellen und auf derselben Bodenfläche, nirgends sonstwo konnte ich welche finden. Es kann nicht bezweifelt werden, dass die Lagen feinen Sandsteins ruhig zwischen einer durch ihre Wurzeln aufrecht erhaltenen Baumgruppe abgelagert worden sind. Der Sandstein ruht auf Lava und wird von einer grossen, ungefähr tausend Fuss dicken Schicht von schwarzer augitischer Lava bedeckt; über dieser befinden sich wenigstens fünf abwechselnde Lagen von dicken Schichten von Felsen und wässrigen Absatzbildungen, bis zur Dicke von mehreren tausend Fuss anwachsend. Ich bin förmlich erschreckt vor der einzigen Schlussfolgerung, welche ich aus dieser Tatsache ziehen kann, nämlich dass dort eine Vertiefung der Erdoberfläche um diesen Betrag stattgefunden haben muss. Aber abgesehen von dieser Betrachtung war es eine höchst befriedigende Stütze meiner Annahme vom tertiären Alter dieser Östlichen Kette. (Ich verstehe unter tertiär, dass die Leitmuscheln der Periode eng verwandt und zum Teil identisch mit den in den untern Schichten von Patagonien liegenden sind.) Ein grosser Teil des Beweises muss beruhen bleiben auf meinem ipse dixit einer mineralogischen Äbnlichkeit mit denjenigen Schichten, deren Alter bekannt ist. Dieser Ansicht zufolge ist Granit, welcher Bergspitzen von einer wahrscheinlichen Höhe von 14000 Fuss bildet, in der tertiären Epoche geflossen; Schichten jener Periode, die durch seine Hitze verändert und mit Gängen durchsetzt worden sind, stehen nunmehr unter hohen Neigungswinkeln und bilden regelmässige oder komplicierte antiklinale Linien. Um diese Steigerung noch weiter zu führen: diese nämlichen sedimentären Schichten und Laven werden von sebr zahlreichen, echt metallischen Adern von Eisen, Kụpfer, Arsenik, Silber und Gold durchschnitten, und diese können bis zum darunterliegenden Granit verfolgt werden. Eine Goldmine wird dicht bei der Gruppe versteinerter Bäume ausgebeutet. Wenn Sie meine Handstücke, Durchschnitte und Berichte sehen, werden Sie glauben, dass ziemlich starke Wahrscheinlichkeitsgründe für die obigen Thatsachen vorhanden sind. Sie erscheinen von grosser Wichtigkeit, denn der

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Bau und die Grösse dieser Kette kann den Vergleich mit jeder beliebigen der Welt ertragen: und dass alles dies in einer so jungen Erdperiode entstanden sein soll, ist in der That merkwürdig. In meinem eigenen Denken bin ich völlig davon überzeugt. Jedenfalls kann ich mit der grössten Gewissenhaftigkeit sagen, dass kein vorgefasster Schluss mein Urteil beeinflusst hat. So wie ich sie beschrieben habe, beobachtete ich die Thatsachen……


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Citation: John van Wyhe, ed. 2002-. The Complete Work of Charles Darwin Online. (http://darwin-online.org.uk/)

File last updated 25 September, 2022