RECORD: Göppert, Heinrich Robert. 1865. Ueber Aphyllostachys, eine neue fossile Pflanzengattung aus der Gruppe der Calamarien, so wie über das Verhältniss der fossilen Flora zu Darwin's Transmutations-Theorie. Novorum actorum Academiae Caesareae Leopoldino-Carolinae Germanicae Naturae Curiosorum 32: 1-16, pls. I-II. [Darwin Pamphlet Collection]

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[pages]

Ueber

 

Aphyllostachys

 

eine ueuc fossile Pflaiizeugattiuig; aus der Gruppe der Cala-

marieu, so wie über das Verhältiiiss der fossilen Flora zu

Darwins Trausmutatious- Theorie

 

von

 

H. K Goeppert,

 

Adjunct d. K. L.-C. D. A. d. N.

 

Mit K w^'e i Tafeln.

 

Eingegang-exi bei der Akademie am. 11. ISlai 1S64.

 

Dresden,

 

Druck vou E. Blochmann & Sohn.

 

 

Bereits vor 15 Jahren theilte mir der um die Erforschung der geo-

gnostischen Verhältnisse seines Heimathslandes hochverdiente Ministerial - und

Ober - Bergrath Dr. Jugeler in Hannover eine fossile Pflanze aus einem nicht

genau ermittelten Fundorte der Umgegend von Engern mit, welcher zufolge

der Beschaffenheit des Gesteins nach seiner und meines Herrn Collegen Prof.

Dr. Ferdinand Römer Meinung höchst wahrscheinlich dem in der Umgebung

jenes hannoverschen Ortes vorkommenden Lias angehört. Ein so lebhaftes

Interesse ich nun auch bei näherer Untersuchung für sie gewann, blieben mir

doch ihre Beziehungen zu andern Pflanzen der Vor- und Jetztwelt dunkel, so

dass ich sie oft beiseite legte, um von der Zeit weitere Belehrung zu empfangen.

Da diese Hoffnung aber bis jetzt noch nicht in Erfüllung gehen wollte, ver-

fehle ich nicht, sie endlich zu veröffentlichen, mit dem Wunsche, dass Andern,

geleitet von tieferer Einsicht, ihi-e Deutung besser als mir gelingen möchte.

 

Alle meine Untersuchungen liefen stets auf dasselbe Resultat, auf ihre

isolirte Stellung, hinaus, was mich bei ihrer Abstammung aus einer jün-

geren Formation allerdings oft verwunderte , in neuester Zeit aber doppelt

lebhaft interessirte , als die durch Darwin's Transmutations - Theorie hervorge-

rufene geistige Bewegung solche Formen ganz besonders interessant erscheinen

mussten und überhaupt noch Niemand die fossilen Pflanzen von diesem Ge-

sichtspunkte näher gewürdigt hatte. Nur Joseph Dalton Hooker spricht sich

vorübergehend darüber aus (The Botany of the Antarctic. Voyage of St. M.

Discovery Ships Erebus and Terror etc. P. HI. Fl. Tasmaniae Vol. I. Dicotyled.

Introductory Essay London 1860). Er hält, vom klassifikatorischen Standpunkt

aus betrachtet, dafür, dass die fossilen Pflanzen nicht in dem Grade, wie die

Thierwelt der Theorie der progressiven Entwickelung günstig erschienen, weil

zunächst die ältesten sicher gestellten Typen eine so hohe und zusanmienge-

 

1*

 

4

 

H. E. Goeppert.

 

setzte Organisation zeigten; dann weil es keine fossile Pfanzenformen gäbe,

von der wir sicher behaupten könnten, dass sie einer jetzt nicht mehr be-

stehenden Klasse oder auch nur Familie angehörte, noch auch sichergestellte

Mitteltypen zwischen jetztlebenden Klassen oder Familien. An einer andern

Stelle wird auch das von ihm wie früher auch schon von Brongniart und

Geinitz angenommene Fehlen wahrer Jussieu'schen Monocotyledonen in der

Paläozoischen Zeit nicht eben zum Vortheil jener Theorie geltend gemacht.

Im Ganzen leuchtet aber aus seinen Auseinandersetzungen hervor, dass er alle

diese Missverhältnisse mehr der Unvollkommenheit unserer Kenntnisse von

fossilen Pflanzen zuschreibt, als etwaiger Unverträglichkeit dieser Thatsachen

mit der von ihm ebenfalls adoptirten Darwin'schen Theorie. Aus meiner Ar-

beit über die Permische Flora könnte er meiner Ansicht nach, liinreichende

Beläge für die Entfernung jener vermeintlichen Hindernisse entnehmen, indem

wir nach den heutigen doch ziemlich umfassenden Kenntnissen der Flora der

Gegenwart wenigstens wohl mit vieler Wahrscheinlichkeit behaupten könnten,

dass Pflanzen wie die aus fast genau selbst nach ihren Fruchtorganen bekannten

Sigillarien und eben so die nach ihren anatomischen Verhältnissen jetzt klar

vor uns liegenden Calamiteen und Lepidodendreen sicher zu keinen jetzt

lebenden Familien gehören. Auf alle diese Verhältnisse scheint es ihm aber

viel weniger als auf Nachweisung von Wandelbarkeit einzelner Arten anzu-

kommen , die freilich hier um so entscheidender wäre , als doch in solchen

Fällen von sogenannter Züchtung gar nicht die Rede sein könnte. Ich glaube

dass unsere Kenntniss der fossilen Pflanzen jedoch vollkommen ausreicht, um

schon jetzt die entschiedensten Beispiele vom Gegentlieil zu liefern. Wenn

wir zunächst noch unsere gegenwärtige Pflanzenwelt betrachten, so weiss ich

wohl, dass man ihr geringes Alter geltend machen und vielleicht selbst die

mit der Gegenwart so übereinstimmende Dilusvialflora für zu jung erklären

dürfte. Eine höhere ;ßedeutung kann man aber doch schon den aus der Ter-

tiärzeit in die Gegenwart übergegangeneu Arten von Pflanzen und der noch

viel zahlreicheren von Thieren zuschreiben, noch mehr den nacligewiesener-

maassen zwei Formationen augehörenden Pflanzen, welche zugleich der Ober-

Devonischen und der unteren Kohlenperiode, oder der oberen Kohlenperiode und

der Permischen Formation, oder endlich gar durch 3 Perioden hindurch unver-

ändert existirten, wie die Neuropteris Loshii, welche aus der unteren

 

Uehcr Aphyllostadujs.

 

5

 

Kohlenformation durch die obere bis in die Permische hineinreicht, und un-

streitig als die Art längster Zeitdauer anzusehen ist. Wenn wir nun

noch die zahlreichen Familien und Gattungen, die sich von ihrem ersten Auf-

treten bis heut so unverändert erhalten haben, so dass zu ihrer Bezeich-

nung für alle Zeitperioden hindurch gleich passend nur ein und

dieselben Charaktere dienen, so wissen wir doch wahrlich nicht,

worin die Veränderungen bestehen sollten, welche die einzelnen Arten erlitten

hätten. Wenn wir ferner erwägen, dass alsbald in der ältesten Zeit schon in

der ersten Landflora einzelne Gruppen, wie z. B. die Farn, in einer Voll-

kommenkeit auftreten, welche zu ihrer allmähligen Ausbildung eine unermess-

liche lange Zeit und zahllose Vortypen erfordert hätten, die aber gänzlich fehlen,

dass ferner dergleichen aber auch schon in jener uralten Erdperiode erlöschen

und den späteren Perioden und der Jetztzeit nur so zu sagen Nachklänge der

einstigen vollkommneren Formen zurückgelassen haben, wie dies in der

That von den Selagines und Calamarien mit Entschiedenheit zu behaupten, so

können wir es nur schwer begreiflich finden, wie der von uns überaus hoch-

geachtete obengenannte ausgezeichnete Botaniker sich so lebhaft für Darwin's

Ansichten zu interessiren und nicht einmal herbeilassen mag, auch die von

ihm selbst so vielfach geförderten fossilen Pflanzen einer näheren vergleichenden

Würdigung zu unterziehen und ihre gegenw^ärtige Kenntniss eines so hohen

Grades von Unvollkommenheit zu beschuldigen. Ich erlaube mir als Anwalt

derselben aufzutreten, indem ich in einzelnen Sätzen die Haupt-Besultate unseres

Wissens zusammenzustellen versuche, welche schon jetzt als gesichert zu be-

trachten sind, aber gewiss durchweg nicht als Stützen der Transmutationslehre

betrachtet werden können.

 

1) Die Ordnungen, Familien, Gattungen und Arten der

fossilen Flora waren sich nicht immer gleich. Die meisten haben nur eine

sehr ungleiche Dauer gehabt und sind gewaltigem Wechsel unterworfen gewesen.

Beispiele vom Untergange ganzer Ordnungen finden sich freilich nur wenige

und bis jetzt nur in den Landfloren der paläozoischen Periode, wie

die Calamiteen, Annularien, Nöggerathien und Sigillarien, häufiger tritt dagegen

das Verschwinden von Familien auf, wie Calamiteen, Calamites, Lepidodendreen

oder von Gattungen in einzelnen Familien, wie z. B. in der Reihe der Farn,

die auf Wedel gegründeten Odontopteris, Calipteris, Dictyopteris, vielleicht auch

 

6

 

H. R. Goeppert.

 

von den auf Stämme basiiten Asterochlaena , Tubicaulis, Ptychopteris

und dergl.

 

In späteren geologischen Zeitabsclmitten kommt das Aufhören ganzer

Pflanzen - Ordnungen nicht melu' vor , kaum noch von Familien , wie etwa nui*

noch in der auf die paläozoische Zeit unmittelbar folgenden bunten Sand-

steine der Trias, wenn wir die merkwürdigen Schizoneura, Aethophyllum und

wohl mit Recht als eine besondere Familie betrachten, und die Sigillarien ver-

wandten Pleuomoia, die wir so zu sagen als einen Xachklang dieser Ordnung

anzusehen haben. Auch der Gattungstjpus näheit sich hier immer mehr

den Formen der Gegenwart, und bewahrt fast nur im bunten Sandstein noch

in den Couiferen-Gattungen Voltzia und Albersia eine von der der Gegenwart

nicht eben erheblich abweichende Beschaffenheit. Xeuere Entdeckungen können

möglicherweise diese Differenzen wohl noch ausgleichen, doch sind die obigen

Sätze als ziemlich gesichert anzusehen, wenn es auch selbst noch gelingen

sollte, über die Abstammung der in den paläozoischen Formationen so

zaMreich vorkommenden Früchte nähere Aufschlüsse zu erhalten.

 

Was nun die Arten betrifft , so finden wir in der Regel ihre Dauer

nur auf die grossen Perioden beschi-änkt, und nur in dem Bereiche derselben

einzelne, welche in einer älteren und jüngeren auf einander folgenden For-

mation oder Abtheilung zugleich vorkommen. Ein Ueberspringcn einzelner

Formationen derselben Periode oder gar ganzer Perioden, wie im Bereiche der

fosssilen Fauna angegeben wiid . ist mir in der fossilen Flora bis jetzt noch

nicht bekannt geworden. Nach meinen bisherigen Beobachtungen ist von keiner

einzigen Art mit Sicherheit ihr Uebergang aus der Permischen Formation in

die Trias erwiesen. Nur Toltzia heteiophylla und Equisetites columnaris in-

clusive des dazu gehörenden Calamites arenaceus, beide sonst Leitpflanzen der

Trias werden als solche genannt, Angaben, die noch zweifelhaft sind.

 

In dem Bereiche der paläozoischen Periode selbst gehen von der bis

jetzt nur 55 Arten zählenden Ober-Devonischen Flora nur 5 in die untere

Kolilenformation (adäquat dem Posidouomyenschiefer , Kohlenkalk, Kulmgrau-

wacke und jüngste Grauwacke) Murchison s über, nämlich Sphenopteris petiolata

Goepp, des Posidonorayenschiefer Sphenopteris devonica, Sph. refracta, dissecta

des Kohlenkalkes und Calamites transitiouis und Sphenopteris imbricata, der

jüngsten Grauwacke. Die untere Kohlenformation hat von ihren 185 Arten

 

üeher Aphyllostachys.

 

7

 

eine nicht viel grössere Zahl, nur 7 mit der oberen oder productiven gemein-

schaftlich, wie Sphenopteris obtusiloha, Hymenophyllites quercifoliiis, Cyatheites

asper, Schizopteris Lactiica, Sagenaria aculeata und S. sugosa wie endlich

Xeuropteris Loshii , Letztere ist unter allen bis jetzt bekannten fossilen Pflanzen,

wie schon oben erwähnt, von der längsten geognostischen Dauer, indem sie

durch die obere Kohlenformation hindurch bis in die der Permischen Forma-

tion sich erstreckt. Eine etwas grössere Zahl theilt die obere etwa 814

Arten umfassende Kohlenflora mit der Permischen, die 272 Arten enthält:

nämlich 19, wie Gyromyces Ammonis, Annularia floribunda, Asterophyllites

rigidus, Sphenopteris tridact3-lites , Sph. artemissiaefolia , Xeuroj)teris tenuifolia,

N. lingulata, Aletliopteris similis, Cyatheites Schlotheimii , C. arborescens, C.

Oreopteridis , C. dentatus, Hemitelites cibotivides, Pecopteris plumosa, Sigil-

laria mit Stigmaria, Cordaites principalis, Cyclocarpos tuberosus, Noeggerathia

palmaeformis, Walchia piniformis.

 

In der Flora der Trias findet eine weniger scharfe Begrenzung gegen

die des Jura als zwischen ihren einzelnen Abtheilungen selbst statt. Nur

Equisetites columnaris (Calamites arenaceus) theilt der bunte Sandstein mit

dem Keuper, dagegen der Keuper mit der Juraperiode und zwar mit der

unteren Abtheilung, mit dem Lias, doch an 3 Arten: Equisetites Münsteri,

Taeniopteris marantacea und Camptopteris Münsteriana der untern Jura

oder Lias mit dem mittleren Jura: Alethopteris whitbiensis, A. nebbensii,

Taeniopteris vittata, Pterophyllum minus und Xilsonia compta; der mittlere

Jura mit dem "Wealdenthon : Cyclopteris Huttonia.

 

Die gesammte Juraperiode scheidet sich schroff von der Kreide-

periode, und diese wieder, obschon hier zuerst nicht zu den Gymnospermen

gehörenden Dicotj'ledonen, wahre Laubhölzer auftreten, doch völlig von der

Tertiärperiode ab.

 

*) Die Schichten, in denen diese Pflanzen vorkommen, werden in der neuesten Zeit

insbesondere von Gämbel und Schenk unterschieden und zum Bonebed gerechnet, von Ersteren

auch als Ehätische Formation zusammengefasst. Schenk, der mit der Bearbeitung dieser Flora

beschäftigt ist, meint, dass sie -weniger der des Keuper's als dem Lias, also jener Entwicke-

lungsstufe sich anschliesse , -welche mit dem Wealden ihren Abschluss erhielte , da bis zur

Kreide der allgemeine Charakter der Vegetation unverändert bliebe.

 

8

 

H. R. Goeppert,

 

lu der Tertiär flora zeigt nun mit der sich immer mehr steigernden

Annährung an die Gegenwart auch grosse Verwandtschaft und häufiger Ueber-

gang einzehier Arten aus einer Abtheilung in die andere, ja sogar durch

alle einzehien Formationen hindurch bis in die]Jetztwel t, wie ich bereits

im Jahre 1854 in meiner Schrift über die Bernsteinflora zuerst be-

hauptete und seit jener Zeit auch von Andern, w^ievonUnger und Hartig,

nachgewiesen worden ist.

 

Im Ganzen ergiebt sich also hieraus, dass neun Arten zu

allen Zeiten unausgesetzt entstanden und vergangen sind,

und dass zu keiner Zeit alle einstigen Pflanzenarten der Erd-

oberfläche gleichzeitig erschaffen wurd en oder gleichzeitig

vom Schauplatz verschwanden.

 

2) Einzelne Ordnungen und Familien erreichen schon gleich beim ersten

Erscheinen früh eine grosse Ausbildung und bleiben auf dieser Höhe

bis in die Jetztzeit hinein, was sogar von der ältesten Familie des

Erdballs von den Algen nach meiner Entdeckung von. Florideen in der Silu-

rischen Formation als sicher anzunehmen ist, aber auch von etwas jüngeren

der Ordnung der Farn gilt , die schon in den ersten Landfloren eine grosse

Ausbreitung erlangen und sie mit allen M-esentlichen Merkmalen durch alle

Formationen hindurch bis in die Gegenwart behaupten, also sicher niemals

weder eine Transmutation erfahren haben oder eine Evolutionsperiode

erkennen lassen. Andere Ordnungen kommen zuerst in einzelnen Abtheilungen

oder Familien zum Vorschein, wie z. B. die Coniferen, welche mit den Abie-

tineen beginnen und sich erst allmählig vervollständigen, hier aber, und zwar

schon in der Paläozoischen Periode, von solcher Mannigfaltigkeit, also höheren

Ausbildung der inneren Struktur , erscheinen , wie sie keine spätere Periode

mehr aufzuweisen hat. Es ist dies um so wichtiger, als z. B. eine dieser

Eigenthümlichkeiten wie die zusammengesetzten oder vielstöckigen

Markstrahlen statt der einstöckigen der gesammten Familie sonst eigenthüm-

lichen geradezu an den Dicotyledonen - Typus erinnert, der doch erst in der

Kreideperiode sich geltend macht. Doch beschränkt sich dieser hohe Ent-

■wickelungsgrad auf die Gruppe der Abietineen, die später erst in der Per-

mischen Formation auftretenden Familien der Coniferen wie die Cupressineen,

die Taxineen und Gretaceen in der Tertiärperiode entsprechen nach allen

 

Ueher Aplujllostachys.

 

9

 

ihren Eigenschaften denen der Gegenwart. Eine eben so grosse Vollendung

in ihi'em inneren Bau erlangten auch die nebst den Coniferen zu der Ginippe

der Gymnospermen gehörenden in der unteren Kohlenformation zuerst auf-

tretenden Cycadeen und zwar schon in der Pennischen Formation, also gegen

den Schluss der Paläozoischen Zeit in den wunderbaren Stämmen der Medul-

losa stellata Cotta. Der Bau und das Verbältniss der Holz- und Mark-Zylinder

entspricht im Allgemeinen dem von Encephalartos, einer Cycadee der Jetzt-

welt; jedoch mit dem grossen Unterschiede, dass sich hier im Mark nicht

blos isoliile Gefässbündel wie bei diesen, sondern ganze Holz-Zylinder vom

Baue des sie einschliessenden Haupt-Zylinders vorfinden. Sie wiederholen somit

die Struktur des ganzen Stammes, und stehen daher auf einer höheren Ent-

wickelungstufe, als sich irgend wie bei einer jüngeren vor- und oder jetzt-

welthcheu bis jetzt bekannten Cycadee wahi'nehmen lässt. Jedoch auch mit

Rücksicht auf die übrige gesammte Pflanzenwelt steht dieser Bau als einzig

dar. da die Forschungen der Neuzeit wohl bei ohngefähr 26 Familien im

Marke Gefässbündel aber niemals vollständige Holzkreise nachgewiesen haben,

Nur bei den Paulinien in der Familie der Sapindaceen kommt diese Eigentliüm-

lichkeit vor, aber nicht im Marke sondern im Umkreise des Holz -Zylinders

wieder, aber trotz der Dicotyledonennatur dennoch unvoUkommner als bei

unseren fossilen Pflanzen, denn allen diesen zierlichen, noch von der all-

gemeinen Rinde mit eingeschlossenen Holz - Zylindern fehlt das Mark, welches

bei allen den zahlreichen oft zu 30 — 40 in den Markröhren vorhandenen

Holzkreisen der Medullosa stellata sehr entwickelt erscheint.

 

3) Alle diese Verhältnisse, wenn man auch annehmen wollte, dass

neue Entdeckungen manche bis jetzt noch lückenhafte Reihe zu ergänzen ver-

möchten, zeigen von dem selbstständigen Auftreten der einzelnen Organismen

und sprechen nicht für eine sekulare Umwandlung bestimmter

Formen, wobei man doch jedesmal wieder an eine vorangehende niedere aber

bisher jedenfalls noch gänzliche unbekannte und zugleich natürlich noch ältere

zu denken hätte.

 

Einen noch entscheidenderen Beweis für die Selbstständigkeit und nicht

zur Transmutation oder Evolution sich neigenden Beschatfenheit des schöpferischen

Typus zeigen einzelne nur auf die paläozoische Zeit beschränkte Familien

von Ordnungen, die in der Gegenwart ebenfalls noch ihre Repräsentanten

 

Yoi xxxn. 2

 

10

 

H. R. Goeppert.

 

haben. Wie einfach erscheinen unsere nur auf die einzige Gattung Equisetum

beschränkten Calamarien im Vergleich zu den mannigfaltigen Bildungen der

Calamiten, welche bereits in der ersten Landflora im oberdevonischen Cypri-

dinenschiefer Gattungen aufzuweisen haben, die den Typus aller damals schon

vorhandenen Hauptfamilien wie die der Farn (Calamopteris) , der Monocotyle-

donen ( Calamosyrinx ) , selbst der Conifercn (Calamopitys) in sich vereinigen ;

wie einfach und von beschränktem Bau unsere Selagineen gegen die paläo-

zoischen so vielgliedrigen Lepidodendreen , wobei wir die in beiden Gruppen

vorherrschende Baumform gar nicht einmal in Rechnung bringen wollen. Je-

doch bemerken wir ausdrücklich, dass jene so hoch entwickelten Calamarien

mit Farn, Monocotyledonen und Gj-mnospermen gleichzeitig vorhanden waren

und nicht etwa, wie man zuweilen sagen hört, das Auftreten derselben vorher

verkündigten, insofern sie Merkmale in sich vereinigten, die später gewisser-

maassen auseinander gelegt oder nur isolirt in verschiedenen Gattungen vor-

kämen.

 

Völlig abgesondert in der gesammten Flora stehen endlich die Sigil-

larien im Verein mit den nun als ihr Wiu-zelorgan nachgewiesenen Stig-

marien, wahrlich so einzig in ihrer Art und fähig schon ganz allein den Satz

zu beweisen, dass gewisse Formen nur einmal eben als Eigenthüm-

lichkeiten in einer bestimmten Zeitperiode geschaffen wurden,

ohne dass in den nachfolgenden Zeiten der schöpferische

Typus sich hätte angelegen sein lassen, für ihre Fortentwickelung

Sorge zu tragen, wie Darwin überall anzunehmen geneigt ist. Wo finden wir

eine Pflanze von solcher Form und Organisation! Wir sehen sie nach unsern

Beobachtungen beginnen mit einer einige Zoll grossen rundlichen Knolle mit

völlig fleischige Blätter ähnlichen und in regelmässigen Spiralen gestellten an

der Spitze dichotomen Wurzelfasern , die Knollen ferner sich allmählig in

zjlindrische später gabiige Zweige ausdehnen, offenbar bestimmt, in schlam-

migem moorigem Boden wenigstens einige Zeit hindurch ein unterirdisches

Leben zu führen (ähnlich hierin den Wurzelstöcken mancher Orobanchen).

Denn bald entstellt an irgend einem Punkte dieser rhizomatösen oft über

30 F. langen Verzweigungen , gleichwie von einem punctum vegetationis,

ein mächtiges kuppeiförmiges Gebilde, aus dem sich nun der eigentliche in

seinem Aeusseren ganz verschiedene zylindrische mit grasartigen, schmalen

 

Ueber Aphyllostacliys.

 

11

 

Blättern dicht bedeckte quiiiästige und dichtome Stamm bis zu 60 — 80 F.

Höhe erhebt. In seinem Innern kommt diese nicht etwa, wie man aus der

Beschaffenheit seiner Lycopodienartigen Fruchtähren wolil zu schliessen sich

berechtigt fühlen dürfte, mit dem einfachen Bau dieser Pflanzenfamilie überein,

sondern zeigt eine viel höhere und zusammengesetztere Struktur, Ein von

Markstrahlen durchsetzter aus radiär gelagerten Treppengefässen bestehender

Holz-Zylinder erinnert an Farn und Gymnospermen und nur das umfangsreiche

Parenchym der Rinde und die von ihm nach den Blättern sich abzweigenden

Gefässbündel an Verwandtschaft mit den Stämmen der Lycopodien. Dabei war

das Vorkommen dieser sonderbaren Pflanze ein so geselliges und jnassiges,.

wie nur irgend eines der heutigen wälderbildenden Bäume sein kann , indem

sie vorzugsweise die Masse der Steinkohlen bildeten und diese dort nur in

erheblicher Mächtigkeit vorkommen , wo die begleitenden Schieferthone und

Sandsteine mit ihren Resten erfüllt sind, sowie auf ein unerhebliches Quantum

zurücksinkt, wenn, wie in der untern Kohlen- und in der Permischen For-

mation Sigillarien, inclusive Stigmarien, zu den Seltenheiten gehören. Wir

können daher wohl mit Gewissheit behaupten, dass es niemals

auf der Erde eine Familie mit so vielen Eigenthümlichkeite n

und dabei so ausgedehntem geselligem Wachsthum wie die

Sigillarien gegeben hat, die auch fast ganz ohne Analogie ge-

blieben ist, mit Ausnahme der ihr ähnliche Pleuromoia des

bunten Sandsteines derjenigen Formation, die, wie die paläo-

zoische Periode, allein noch Typen besitzt, für welche wir uns

bis jetzt vergebens nach analogen Gebilden umgesehen haben.

 

4) Ein allmähliges Fortschreiten vom niederen zum höheren

Typus, jedoch nur im Grossen und Ganzen, ist zwar nicht zu verkennen,

hat aber nur in derselben Klasse oder in derselben Ordnung

stattgefunden, unbeschadet von Rückschritten, die im Bereiche ein-

zelner Familien derselben erfolgten.

 

So haben Algen allerdings die Vegetation auf unserm Erdball einst

eröffnet , man würde sich aber gewaltig irren , wenn man meinte , dass ihre

niedrigsten Formen zuerst und isolirt erschienen wären. Dies ist keineswegs

der Fall, wie ich schon vor 5 Jahren in meiner Uebergangsflora nachgewiesen

habe, indem ich das gleichzeitige Vorhandensein der niedrigsten einzelligen

 

2*

 

12

 

H. R. Goeppert.

 

Algen, wie der Caulerpeen, Confervaceen mit den höchsten Florideen selbst

einem Callithamnion nachwies. Etwas ganz Aehnliches findet in der fossilen

Fauna statt, ntämlich in dem Vorkommen der Fische, die zuerst im Devoni-

schen aber nicht mit den niedrigsten Gruppen, sondern mit den höchsten,

den Selachier oder Haifischen und den Ganoidcn, zum Vorschein kommen,

welche jetzt noch von den Stör und Hausen vertreten werden.

 

In der Reihe der Gewächse stehen freilich die Pilze niedriger als die

Algen, aber als entschiedene Landpflanzen war ihre Anwesenheit auch nicht

eher als mit dem Auftreten der Landpflanzen zu erwarten. So ist es auch in

der That der Fall, denn wir begegnen ihnen schon auf den Farn der Stein -

kohlen Periode. Die übrigen Zellenpflanzen fehlen nun gänzlich, kommen

erst viel später in der Tertiärperiode zum Vorschein und haben vielleicht

nicht früher existirt.

 

In der strengen Reihenfolge nach dem Verhältniss der progressiven

Entwickelung ist nun freilich wohl auch hier eine empfindliche Lücke, dem-

ohnerachtet können wir aber allenfalls mit Recht behaupten, dass die niedrigsten

Formen der Zellen pflanzen die Vegetation auf unserem Erdball

eröffnen.

 

Es folgen nun die kryptogamischen Gefässpflanzen und zwar einige

derselben wie die Selagineen und Calamarien in einer solchen Entwickelung

und Ausbildung, wovon oben schon die Rede war, wie sie in keiner späteren

Zeit jemals gefunden worden sind, aber doch zugleich auch wieder mit den

krautartigen Formen, wie sie die Gegenwart noch aufzuweisen hat. Von einer

sogenannten Heranbildung oder Transmutation der einen oder der andern Art

dieser grossen Pflanzenordnungen kann also auch hier gar nicht geredet

werden. Die Anwesenheit von Monocotyledonen in der paläozoischen Zeit ist

nach meiner Entdeckung einer vollständigen den Scitamineen der Jetztwelt

analogen Knospe nicht mehr zu bezweifeln. Gehört sie wirklich wie höchst

wahrscheinlich zu Nöggerathia, so ist den Monocotyledonen, bei dem massigen

Vorkommen der Arten dieser Familie sogar ein beträchtlicher Autheil an der

Bildung der Steinkohle zuzusprechen. Die wunderbar gebildeten Calamiten

und Sigillarien ohne Vorstufen und ohne weitere Entwickelungsgrade, denn sie

stehen und fallen mit der jüngeren Abtheilung der paläozoischen Zeit, kommen

vor mit den Gymnospermen , und diese auch wieder in einer Ausbildung (die

 

Ueher Aph yUostacJi ys.

 

15

 

Coniferen und Cvcadeen), wie sie die Floren aller späteren Zeiten nicht mehr

aufzuweisen vermag. Alle niederen Stufen des Gewächsreiches, Zellenpflanzen,

höhere Kryptogamen oder Gefässkryptogamen, Monocotyledonen, ja sogar Gym-

nospermen sind in der Paläozoischen Zeit schon vorhanden, nur das Auftreten

der wahren Dicotyledonen ist noch zu erwarten. Die nächstfolgende

Trias führt im bunten Sandstein noch eine Anzahl in der Gegenwart nicht

mehr vertretene Formen auf und bewegt sich übrigens in den schon verhan-

denen Familien und sucht den Mangel jener ausgestorbenen Ordnung und

Familie durch Ueberwiegen der Farn und Cycadeen zu ersetzen. Dasselbe

gilt von der gesammteu Juraformation mit Ausnahme einer einzigen von mir

zu beschreibenden Gattung bis denn in der Kreideperiode durch das Auftreten

wahrer laubiger Dicotyledonen immer grössere Annährung an die Flora der Gegen-

wart gegeben wird, die endlich in der Tertiärflora durch Ueberwiegen derselben

ihren Anschluss und Uebergang in dieselbe findet. Wenn sich nun, wie ich

glaube, gegen die Richtigkeit dieser Sätze nichts einwenden lässt, die nicht

etwa auf Conjekturen, oder auf blosse Betrachtung der äussern, bei fossilen

Pflanzen oft trügerischen Formen, sondern zugleich auf von Andern und von

mir ermittelten Innern Strukturverhältnissen gründen, so lässt sich doch wahrlich

nicht begreifen, wie alle diese unter einander so verschiedenen orga-

nischen Formen in gerader Linie von einander abstammen und

amEnde, inFolge der nothwendigen Consequenzen, der Theorie

Abkömmlinge einer einzigen primordialen Form sein könnten,

die-sich unter steter Umgestaltung durch Erblichkeit, indivi-

duelle Variation, Kampf um das Dasein, natürliche Züchtung

(Hauptgrundsätze der Darwin'schen Theorie) zu den jetzt vor-

liegenden mannigfaltigen Lebensformen geführt hätten. Unter

diesen Umständen wird man mir zugeben, dass die Lehre der Verwand-

lung oder Transmutation von der fossilen Flora, auch nicht die

geringste Stütze zu erwarten hat, ebensowenig wie von der

fossilen Fauna, wie Renss jüngst entschieden nachgewiesen hat.

 

Ich lasse nun die Beschreibung der Pflanzen folgen, welche zunächst

Veranlassung zu vorstehenden Bemerkungen gab. Aphyllostachys m. (Ordo

 

14

 

H. R. Goeppert.

 

Calamariae Erdl.) Gaulis fructigerus articulatus inter articulos striatus for-

tasse angulatus. Fructificatio verticillato - spie ata, aphylla. Spicae suboc-

tonae lato -lineares obtusatae pedunculatae internodiis paulo breviores e.

sedecim circiter verticillis compositae, pedunculis basi in strias longitudinales

paralellas decurrentibus. Gapsulae oblongo - quadrate in series approxi-

matas horizontales (haud alternantes) dispositaecum iisdem serierum infra et

supra positarum alternantes nunc bracteis uti videtur haud plane destitutae.

Aphj^llostachys Jugleriana Tab. 1. Fig. 1.

Speeles unica.

 

Fundort: Enger im Hannoverschen aus einer wahrscheinlich dem Lias

angehörenden Formation in röthlichem an Eisenoxyd reichem einer Eisenniere

im Gefüge ähnlichem Gestein. Fig. 1, die natürliche Grösse. Ein bereits

gequetschter vorliegender nicht ganz erhaltener aus 5 Wirbeln mit Frucht-

ähren zusammengesetzter Fruchtstand, und zwar dessen oberes Ende, wie sich

aus den nach dieser Richtung hin rasch verjüngenden Wirbeln ergiebt. Unten

bei Fig. la bemerkt man die oberen Enden der Fruchtähren des fehlenden

Quirles wie bei b am entgegengesetzten oberen Ende , der Anfang des hier

gleichfalls nicht mehr vorhandenen Wirteis. Jeder dieser Wirtel enthält 8 — 9

linearisch -zylindrische nach oben etwas zugerundete Aeliren von 5 — 6 F.

Länge und Ii — 2 L. durchschnittlicher Breite, die sich wie man bei dem zweiten

Wirtel, bei c, weniger deutlich, auch bei dem ersten, bei d, auch in einen

ziemlich breiten, längsstreifigen, offenbar etwas gequetschten kurzen Stiel ver-

schmälern, von welche je 2 Längsstreifen ohne vorherige Knötchenbildung,

welche die Anwesenheit einer Bractee vermuthen Hessen zum nächsten Quirle

lierablaufen , und so die paralelle Streifung der Spindel bewirken, die höchst

wahrscheinlioh kantig war. An dem unteren Wirtel bei e erscheint dies durch

etwas zum Gegendruck gehörendes Gestein verdeckt, welches eben die unteren

Tlieile der Aehren oder ihre Ansätze verbirgt. Blätter an der Basis der

Aehren fehlen; anfänglich schien es mir auch, dass die Fruchtkapseln der

Aehren mit dergleichen nicht versehen wären, daher der Name Aphyllostachys,

doch glaube ich, dass dergleichen doch an einzelnen Stellen vorhanden sind,

wie die Vergrösserung , Fig. 2 , namentlich die Aehren des unteren Quirls,

allenfalls erkennen lassen. Lie Aehren bestehen aus 12 bis 16 Wirtein

mit länglich quadratischen, zur Zeit hohlen, dicht an einander gedrängten

 

Ueher Aphyllostachys.

 

15

 

Kapseln oder wohl richtiger Sporangien, wenn die Pflanze zu den Gefässkrypto-

gamen gehörte, die wie es scheint, doch nicht in senkrechten Reihen über-

einander stehen, sondern mit oberhalb befindlichen alterniren. 16 Kapseln

scheinen in jedem Wirtel vorhanden gewesen zu sein, da meist 6 auch wohl

8 vorliegen und die Zahl der auf den seitlichen und hinteren Flächen befind-

lichen , wohl eben so viel betragen dürfte. Ihre nur allzu runzlichen "Wan-

dungen bieten keine bestimmten Lineamente dar, aus denen man vielleicht

irgend Schlüsse auf die Gestalt der offenbar einst darin befindlichen Samen

oder vielleicht noch Samenkapseln machen könnte, wie man auch aus der etwa

6 fachen Vergrösserung, Fig. 2, ersehen kann, welche erst bei Fig. le beginnt,

übrigens aber bis zu Ende reicht. Die Buchstaben a und d derselben Bedeu-

tung wie bei Fig. 1. Im Ganzen liefert sie wenig mehr Aufschluss als die

genaue Zeichnung der natürlichen Grösse, daher auch nur die beiden ersten

untern Wirtel mehr ausgeführt, die übrigen nur skizzirt wurden. Nur die

Bracteen der einzelnen Fruchtbehälter treten deutlicher vor, wenn man anders

von ihrem Vorhandensein entschieden überzeugt ist. a bezeichnet die Stelle,

wo Gestein noch die deutliche Ansicht der Fruchtähren verbirgt, also Fig. le;

Fig. 2 b die Basis der Fruclitähren , c die Stiele derselben , d die Stellen,

wo die letzteren in die Längsstreifen des Internodiums übergehen , e einzelne

Fruchtähren um die in horizontalen Reihen stehenden Fruchtkapseln und ihre

wahrscheinliche Alternation mit den darüber und darunterliegenden zu zeigen.

 

Unwillkürlich wird man beim Anblick dieses merkwürdigen Ueberrestes

an die Fruchtähren mehrerer Steinkohlenpflanzen aus den Familien

der Calamarien erinnert wie an Sphenophjilum Schlotheimii Brongn. (Germar

Petrific. Wettin. Fascic. II. Tab. Y\. Fig. 1 , Fig. 3 , oder noch mehr an die

viel seitnern und weniger gekannten aucli in den Bereich und Nähe der

Asterophylliten gehörende Volkmannia sessilis Presl. (Verh. des Böhmischen

Museums 16, Prag 1838 p. 28. Tab. II. Fig. 1) mit ihren ähnlich gestellten

Früchten. Doch unterscheidet sich unsere Pflanze von beiden und

allen verwandten durch die Abwesenheit der Blätter an der Basis der Aehren-

wirtel, durch die dicht gedrängten quadratischen Fruchtkapseln, so dass sie

auch für den Fall, dass unsere Pflanze am Ende gar, wie vielleicht nicht

 

16

 

H. R. Goeppert.

 

ganz unmöglich, der oberen Kohlenformation angehörte, sie dennoch eine

eigne Gattung ausmachen dürfte. Vergebens sah ich mich auch nach einer

passenden Analogie in der Flora der Jetztwelt um und kam vor 15 Jahren

eben so wenig wie heut über die Casuarineen hinaus, von denen ich eben-

falls einen Fruchtstand und zwar unter Fig. 5 von Casuarina distyla Vent.

(Miquel Revis. crit. Casuarin Tab. VII. Fig. 6.) beifüge. Wenn auch einige

Aehnlichkeit in der Beschaffenheit des Stengels sich herausstellt, so weichen

doch die Fruchtähren nur allzu sehr durch ihre Form und durch die quincun-

ciale Stellung der Fruchtkapseln ab, während bei der Unsrigen die Wirtelform

vorherrscht. Die von Miquel, dem Monographen der Casuarineen beschriebene

und abgebildete Casuarina prisca aus einer unbekannten Formation in Neu-

holland bezieht sich auf jüngere weibliche und männliche Blüthen und gewährt

für unsere Pflanze keinen Anhaltspunkt, eben so wenig die Casuarina Hei-

dingeri Ettingsh. aus der älteren Tertiärflora von Monte Promina in Dalmatien.

 

Unsere vorliegende Art gehört also in Beziehung auf die in der Ein-

leitung vorangeschickten Bemerkungen zu den Formen, welche an ältere und

zwar bereits erloschene erinnern, und zwar an die Calamarien, inclusive Astero-

pl^ylliten und Sphenophylleen der Steinkohlenformation und allenfalls auch noch an

Aethophyllum speciosum des bunten Sandsteins, in welchem, wie schon oben erwähnt

ward, ausser dieser allein noch jetzt völlig verschwundenen Gattungen aufgefunden

werden. Dem Standpunkt meiner gegenwärtigen Erkenntniss

gemäss hätte sich also der schöpferische solchen Formen zuge-

wandte Typus noch über die Trias hinaus in das erste oder

untere Glied der Juraformation erstreckt, ein Resultat, welches

immerhin beachtungswerth genug ist, um unsere Pflanze trotz des Dunkels,

welches auf ihrer Herkunft ruht, eine gewisse Bedeutung in die Reihe der

fossilen Gewächse zu führen. Ich rechne sie unbedenklich zu der Ordnung

der Calamarien in die Nähe der oben besprochenen Annularien und Spheno-

phylleen zwischen ihnen und den Asterophylliten.

 

Voi.xxxn.

 

G oepperr iihv Aiih)'ilostachys .

 

Tab.I.

 

Fig.1 u^.Aphyllostach^s Ju^leriana Goepp.

 

Gez .V. Welt i .llrh t M fiiatz ,

 

6' : >

 

a

 

Dräckv. .' Briassioti in^i«««:-

 

 

Vol.fflü

 

(l'ieppei-l iikr Aptivllostaclijs

 

.lilLv.M.KraTitz.

 

JJruck V J . Braunsiorf in Preslen

 

 

lieber die

 

sleinbewolineiiden Ope^rapha-Arlen

 

von

 

Dr. Emst Stizenberger,

 

M. d. K. L.-C. D. A.

 

mit 9EW^ei Tafeln.

 

Eingegangen "bei der Akademie den 4. November 1864:.

 

Druck von

 

Dresden,

 

E. Bloclimann

1865.

 

& Sohn.

 


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Citation: John van Wyhe, ed. 2002-. The Complete Work of Charles Darwin Online. (http://darwin-online.org.uk/)

File last updated 25 June, 2024